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Der neue Merker

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Aktuelles aus Österreich<br />

Nun konnte man dies bequem von den <strong>Merker</strong>sitzen aus tun. Man merkt<br />

– ein musikalischer Sänger dirigiert. Wird gesungen, muss das Orchester<br />

sich anpassen, bei Zwischenspielen darf es voll ausspielen. Domingos<br />

Bewegungen sind jugendlich frisch. Das Ergebnis ist dementsprechend.<br />

Das nächste Positivum, das allerdings gegen eine Premiere spricht (361.<br />

Aufführung), ist die Regie (Josef Gielen) und die hervorragende Ausstattung<br />

(Tsugouharu Foujita). Ein großes Positivum sind die Bewegungen<br />

von Butterfly und Suzuki, die so typisch japanisch sind. Auch stimmlich<br />

füllen beide Damen, Ana Maria Martinez und Alisa Kolosova, ihre Rollen<br />

voll aus. Und wenn man die Augen schließen und sich auf den Gesang<br />

konzentrieren will, geht das wegen des schönen Bühnenbildes und<br />

ihrer wunderbaren Bewegungen nicht.<br />

Neil Shicoff als Pinkerton ist kein Neuling, ein paar Töne sind ihm jedoch<br />

missglückt. Die Uniform machte aus ihm einen jugendlichen Schwerenöter.<br />

Gabriel Bermúdez als Sharpless ist ein guter Neuzugang. Einprägsam<br />

waren auch Herwig Pecoraro als Goro und Alexandru Moisiuc<br />

als Onkel Bonze.<br />

<strong>Der</strong> Beifall war einer „Premiere“ mehr als würdig. Domingo lenkte seinen<br />

Anteil hoch erfreut auf das Orchester ab. Hans Peter Nowak<br />

12.11.: „L’ELISIR D’AMORE“<br />

Stephen Costello wirkte an diesem Abend wesentlich gelöster als in der<br />

Aufführungsserie im März. Sein erster Auftritt erweckt zwar zunächst den<br />

Eindruck, dass er Wahlkampf für seine Wahl zum Bürgermeister betreibt,<br />

wenn er versucht, möglichst vielen Choristen die Hand zu schütteln.<br />

Dann aber verwandelt er sich doch in den gehemmten jungen Burschen,<br />

der so gerne die reiche Adina gewinnen möchte. Da er aber nicht einmal<br />

jonglieren kann, verlegt er sich auf einen stilistisch schönen Gesang und<br />

hat damit auch Erfolg. <strong>Der</strong> Bordeaux, der ihm vom smarten Quacksalber<br />

teuer verkauft wird, kann ja wohl nicht die Wirkung haben, da er vor<br />

dem Trinken auch noch ordentlich geschüttelt werden soll. Adam Plachetka<br />

als Dulcamara verdient schon allein für seine pantomimische Darstellung<br />

des alten Senators beim „Io son ricco, tu sei bella“ eine Auszeichnung.<br />

Wie er den nicht vorhandenen Stock in den Augen des Zusehers<br />

entstehen lässt, das ist große Klasse. Nebenbei singt er noch ausgezeichnet.<br />

<strong>Der</strong> Konkurrent um Adina ist Alessio Arduini als Belcore. Auch er<br />

überzeugt mit viel Spielfreude und sauber geführtem Bariton. Leider ist<br />

Sylvia Schwartz eine Adina mit ziemlich kleiner Stimme. Sie singt dann<br />

mit viel Druck und da gerät die Stimme doch ziemlich schrill. In der jungen<br />

Stipendiatin Bryony Dwyer scheint ihr aber mittelfristig keine Konkurrenz<br />

zu erwachsen.<br />

Das Orchester (insbesondere die Holzbläser), hatte unter Guillermo Garcia<br />

Calvo leichte Anfangsprobleme, danach wurde es aber eine zügige Wiedergabe,<br />

zu der auch der Chor das Seine beitrug.<br />

Dass nach über 200 Aufführungen die meisten Gags altbekannt sind, ist<br />

natürlich nicht überraschend, aber auch Dinner for one erzeugt zu Silvester<br />

immer wieder Heiterkeit. <br />

Wolfgang Habermann<br />

13. 11.: „UN BALLO IN MASCHERA“ – Ein Abend der Debüts<br />

Kamen Chanev sprang kurzfristig für den erkrankten Ramón Vargas ein<br />

und sang seinen ersten Gustaf III. Er hat eine sehr schöne Stimme und<br />

der kluge Künstler weiß um alle lyrischen Passagen dieser Partie genauest<br />

Bescheid und setzt diese auch gekonnt um. Sehr erfreulich auch seine<br />

Pianokultur und die Gestaltung des Gustaf in den beiden ersten Bildern,<br />

wo man wirklich den Eindruck hatte, der macht sich aus dem Besuch bei<br />

Ulrica eine „Riesenhetz“. Da es eine sehr traditionelle Inszenierung ist,<br />

hatte er auch nie Probleme mit der Rollengestaltung. Warum gerade der<br />

König keine Perücke hat, macht auf ein seltsames „Sparprogramm“ am<br />

schwedischen Königshof aufmerksam.<br />

Eine Freude ist es auch immer, dem Belcantoschmelz von George Petean<br />

zu lauschen. Sein Renato ist kein Racheengel, sondern ein zutiefst<br />

Große Verdi-Heroine - Sondra Radvanovsky<br />

gekränkter, in seiner Ehre getroffener Mann, der sich von seinen „Liebsten“<br />

hintergangen und verraten fühlt. Beide Arien waren ein großartig,<br />

ganz herrlich auf Linie gesungen. Amelia, die Dame, die die beiden<br />

Freunde trennt, wird von Sondra Radvanovsky sehr glaubwürdig dargestellt<br />

und hervorragend gesungen, wären da nicht so gewisse Schärfen bei<br />

den Fortehöhen. Aber sehr ergreifend die Arie im 3. Akt. Eine Ulrica mit<br />

enorm breiter Tiefe ist Monica Bohinec. Sehr beeindruckend gelang ihre<br />

große Szene mit dem Damenchor. Aber auch ihre restlichen Szenen zeigten,<br />

wie gut sich diese Künstlerin entwickelt. Erstmals als Oscar war Hila<br />

Fahima dabei. Eine eher soubrettige Darbietung des Pagen – da braucht<br />

es noch einiger stimmlicher Reifung. Mihail Dogotari zeigte nicht allzu<br />

viel als Christian, aber vielleicht habe ich mir auch zu viel erwartet. Die<br />

beiden Widersacher des Königs waren Sorin Coliban als edelklingender<br />

Graf Warting und raustimmig Alexandru Moisiuc als Graf Horn. Peter<br />

Jelostits ergänzte als Richter und Diener.<br />

Thomas Lang leitete den in allen Bildern gut studierten Chor. Die<br />

Tanzeinlagen sind entzückend und alles wirkte wieder bestens geprobt.<br />

Jesus Lopez-Cobos leitete den Abend routiniert und schwungvoll, und<br />

nahm auf alle Bühnenkünstler Rücksicht.<br />

Ein Kompliment an die Maske. Nur ein Barockkönig mit Messerhaarschnitt<br />

geht nicht. Da wird es doch eine Zopfperücke geben?!<br />

Ein sehr schöner Abend mit etwas zu wenig Applaus für die Protagonisten.<br />

<br />

Elena Habermann<br />

DER NEUE MERKER 12/2013| 19

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