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Aktuelles aus Österreich<br />

hatte man es noch auf dem Spielplan. Dann kam die Salzburger Inszenierung<br />

1963 von und unter Herbert von Karajan an die Staatsoper. Diese<br />

wurde leider in der letzten Direktionsära abgelegt und durch ein schlechtes<br />

Nichts ersetzt und auch bald wieder versenkt. Also sind wir froh, dass<br />

dieses herrliche Werk an der Volksoper gespielt wird und auf gute Gäste<br />

(die Wunschliste wäre lang) hoffen lässt. Eine Azucena vom Format der<br />

Mavropoulou sollte an der Tagesordnung sein.<br />

Für die Originalsprache bin ich ganz besonders dankbar, schon wegen der<br />

Vielfalt an an Gastiermöglichkeiten! <br />

Elena Habermann<br />

DIE WIENER STAATSOPER UND IHR<br />

PUBLIKUM FEIERN MIRELLA FRENI<br />

Ha! Welch ein Vormittag!<br />

Standing Ovations gleich zu Beginn, als Mirella Freni an diesem Sonntagvormittag<br />

die Bühne der Wiener Staatsoper betritt – am 10. November<br />

2013, fünfzig Jahre und einen Tag, nachdem sie als Mimi in der<br />

„Bohème“ an diesem Haus debütiert hat. Eine Sängerin, die man geliebt<br />

hat (und, da sie glücklicherweise noch lebt, liebt) wie wenige – und der<br />

an diesem Vormittag alle Herzen zuflogen wie eh und je. Eine Frau, die<br />

mit 78 nichts von ihrem Zauber verloren hat.<br />

Hundert Minuten Freni wurden zum Fest für Opernfreunde. So blond<br />

wie einst und unverkennbar noch die Frau, deren junges Gesicht mit<br />

den großen Kulleraugen von der Riesenleinwand strahlte, stand sie nicht<br />

nur Barbara Rett Frage und Antwort, sondern riss auch – unterstützt von<br />

Übersetzerin Christa Springer, wobei man den Eindruck hatte, dass oh-<br />

Azucena und Conte di Luna (Chariklia Mavropoulou und Tito You)<br />

(beide © B. Palffy)<br />

Premierenqualität hatten.<br />

Yasushi Hiranos Ferrando ist hier sehr passend, nämlich tatsächlich ein alter<br />

Mann (Kompliment an die Maske, er war nicht zu erkennen!), eben der<br />

alte Waffenträger des alten Conte di Luna. Er berichtet die Vorgeschichte<br />

mit schön strömender Stimme. Warum er immer dabei brutal mit der Peitsche<br />

herumschlagen muss, hat sich mir nicht erschlossen.<br />

War kein besserer Tenor für diese Premierenserie als Manrico verfügbar?<br />

Stuart Neill hat zwar schon Scala-Erfahrung aufzuweisen, war aber auch<br />

dort eher eine Notlösung. Wohl besitzt er eine starke Stimme, produziert<br />

aber gepresste und enge Höhen. Nur im Forte hat die Stimme etwas Klang.<br />

Auch die Vokalgestaltung war dementsprechend: Er pendelte sich auf eine<br />

Lautstärke ein und blieb dabei. Sein brüderlicher Gegenspieler war – sehr<br />

enttäuschend – Tito You. Sein Germont war weit besser. <strong>Der</strong> Luna liegt<br />

ihm anscheinend überhaupt nicht. Alles klang wie mit einem unsichtbaren<br />

Schleier überzogen und undifferenziert, nur im großen Duett mit Leonora<br />

ging es etwas besser. Darstellerisch ist er aber weit beweglicher als sein im<br />

Stück fünf Jahre jüngerer Bruder (der eigentlich Garcia heißt). Ruiz war<br />

Christian Drescher, der, in Frauenkleidung gesteckt, als Spitzel agiert und<br />

erwischt wird. Das Schauspiel nach Ende der Stretta Luna und seine Soldaten:<br />

fallen im Zigeunerlager ein und werfen die schon inhaftierte Azucena<br />

in eine Ecke, verhaften Leonora und Manrico, sowie auch Ruiz. Leonoras<br />

Begleiterin Ines war Eva Maria Riedl.<br />

<strong>Der</strong> Chor unter Thomas Böttcher sang sehr gut, aber viel Spaß scheinen<br />

die Damen und Herren an der Regie nicht zu haben. Enrico Dovico<br />

am Pult wirkte manchmal zu sorgsam. Ein wenig mehr „Pulver“ wäre bei<br />

manchen Szenen angesagt.<br />

Es war im Haus die 250. Aufführung dieses Meisterwerkes, das an der<br />

Volksoper absolut Tradition hatte. In den frühen 60er Jahre des 20. Jhs.<br />

Mirella und Plácido - ein Herz und eine Seele<br />

DER NEUE MERKER 12/2013| 13

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