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56 Kräuterhexe Kräuterhexe 57<br />
J<br />
eder hatte schon einmal eine Infektion,<br />
sei es nun eine Blasenentzündung oder<br />
eine Erkältung. In schwereren Fällen bekommt<br />
man vom Arzt ein Antibiotikum verschrieben,<br />
wenn der Körper nicht alleine in<br />
der Lage ist, die Keime zu bekämpfen, oder<br />
eine zweite zusätzliche Infektion im Entstehen<br />
ist. Bei leichteren Infektionen gibt es<br />
aber auch andere Möglichkeiten, neben den<br />
vom Arzt verschriebenen Antibiotika. Natürlich<br />
sollte klar sein, dass dies nicht für<br />
schwerere Infektionen gilt und dass sie einen<br />
Arztbesuch nicht ersetzen können. Besonders<br />
bei kleineren Kindern ist es zunächst<br />
ratsam, den Arzt aufzusuchen und mit ihm<br />
weitere Schritte abzustimmen. Im Großen<br />
und Ganzen werde ich in diesem Beitrag auf<br />
die von Bakterien verursachten Infektionen<br />
eingehen, andere werde ich aber ebenfalls<br />
erwähnen, ohne sie jedoch näher zu erläutern.<br />
Geschichte der Antibiotika<br />
Das erste Antibiotikum, welches von Alexander<br />
Fleming entdeckt wurde, war das Penicillin.<br />
Die Geschichte der antibiotisch<br />
wirksamen Substanzen begann allerdings<br />
schon viel früher, nur werden diese definitionsgemäß<br />
nicht als Antibiotika bezeichnet,<br />
da dieser Begriff ursprünglich für natürliche<br />
Stoffwechselprodukte von Mikroorganismen<br />
stand, die gegen Bakterien wirken. Antibiotische<br />
Substanzen und Pflanzen sind schon<br />
seit sehr langer Zeit, wahrscheinlich seit<br />
mehreren Jahrtausenden, bekannt. Viele<br />
Kulturen hatten darüber vermutlich Kenntnis,<br />
aber heute lässt sich das Wissen um diese<br />
nur bis zu den ersten medizinischen Aufzeichnungen<br />
zurückverfolgen. So gibt es<br />
Überlieferungen aus dem Altertum, dass<br />
verschimmeltes Brot gegen äußerliche Infektionen<br />
schützen konnte.<br />
Guter Rat der Kräuterhexe<br />
Antibiotika und Alternativen<br />
Seit dem 19. Jahrhundert wusste man, dass<br />
Krankheiten wie Cholera, Pest oder Tuberkulose<br />
durch bestimmte Mikroben ausgelöst<br />
wurden. So dachte man, dass man relativ einfach<br />
ein Mittel dagegen finden würde, was<br />
sich jedoch als nicht ganz so einfach herausstellte.<br />
Louis Pasteur, ein französischer<br />
Chemiker, entdeckte im 19. Jahrhundert,<br />
dass bestimmte Bakterien Milzbranderreger<br />
abtöteten. 1910 setzte Paul Ehrlich die Arsenverbindung<br />
Salvarsan als antibiotisch<br />
wirksame Substanz gegen Syphilis und verschiedene<br />
Tropenkrankheiten ein. Salvarsan<br />
galt aber nicht als Antibiotikum, da es nicht<br />
von Mikroorganismen selbst gebildet wurde,<br />
und findet heute wegen des Arsengehalts<br />
keine Anwendung mehr. 1935 wurden als<br />
Antibiotika die Sulfonamide eingesetzt.<br />
Die ersten Antibiotika, die 1928 entdeckt<br />
wurden, waren also die Penicilline, allerdings<br />
wurden sie erst sehr viel später eingesetzt.<br />
Erst ab 1941 konnten sie verwendet<br />
werden, da es vorher nicht gelang, das Antibiotikum<br />
in ausreichender Menge aus dem<br />
Pilz zu isolieren. Gefunden hat Alexander<br />
von Fleming die Wirkung, weil ein Pilz, Penicillium<br />
notatum, gegen einen Bakterienstamm<br />
wirkte und dessen Kulturen auflöste.<br />
Im zweiten Weltkrieg wurde dann das Penicillin<br />
gegen Blutvergiftungen durch Bakterien<br />
eingesetzt. Auch gegen die damals weit<br />
verbreitete Geschlechtskrankheit Gonorrhoe,<br />
auch Tripper genannt, und zahlreiche andere<br />
Erkrankungen war es wirksam. In den 40er<br />
Jahren wurden dann viele weitere Penicilline<br />
gefunden. Schließlich konnten viele bis dahin<br />
tödlich verlaufende Krankheiten geheilt<br />
werden. Weitere Antibiotikaklassen wurden<br />
gefunden, wie zum Beispiel die Aminoglycoside<br />
(1943 Streptomycin), Tetracycline<br />
(nach dem zweiten Weltkrieg) und die Gyrasehemmer<br />
(1984).<br />
Heute werden unter dem Begriff Antibiotikum<br />
auch jene Substanzen dazugezählt, die<br />
auf halbsynthetischem oder vollsynthetischem<br />
Weg entstehen. Die aus den Mikroorganismen<br />
isolierten Antibiotika finden auch<br />
heute noch Anwendung. Zusätzlich gibt es<br />
viele aber auch in abgewandelter Form, das<br />
heißt, sie wurden chemisch nachbearbeitet,<br />
um eine höhere Wirksamkeit oder bessere<br />
Verträglichkeit zu erreichen.<br />
Resistenzen und Nebenwirkungen<br />
Die meisten Antibiotika sind relativ gut verträglich.<br />
Die häufigsten Nebenwirkungen<br />
sind Allergien und Störungen im Magen-<br />
Darm-Trakt. Diese entstehen wie bei allen<br />
Substanzen, die gegen Bakterien wirken und<br />
Magen und Darm passieren müssen, dadurch,<br />
dass diese Stoffe auch die natürlichen,<br />
in „normaler“ Anzahl nicht krankheitserregenden<br />
Bakterien der gesunden Darmflora<br />
angreifen. Andere Nebenwirkungen sind von<br />
Wirkstoff zu Wirkstoff verschieden. Bei einigen<br />
kommt es vor, dass die natürliche Bakterienpopulation<br />
in anderen Körperregionen<br />
als der Magen-Darm-Trakt zerstört wird, und<br />
damit ein Abwehrschutz gegen Pilze. So<br />
kann es zu Infektionen durch diese kommen.<br />
Ein großes Problem unter den Antibiotika ist<br />
die Resistenzbildung. Schon Fleming beschrieb<br />
1947 das Phänomen der Resistenz<br />
und warnte davor, dass die Antibiotika ihre<br />
Wirkung gegenüber bestimmten Bakterien<br />
verlieren. Vereinfacht kann man die Entstehung<br />
folgendermaßen erklären: Ein Antibiotikum<br />
tötet alle Bakterien ab, aber eines ü-<br />
berlebt, hat sich an das Mittel gewöhnt und<br />
angepasst und vermehrt sich erneut. Alle<br />
daraus hervorgehenden Bakterien sind ebenfalls<br />
resistent und bei einer erneuten Gabe<br />
des Mittels kann dieses nicht mehr wirken.<br />
Natürlich ist dieser Effekt etwas komplizierter<br />
als hier dargestellt, denn ein einzelnes<br />
Bakterium reicht meist nicht aus, damit wird<br />
der Körper oft alleine fertig. Zudem tritt ein<br />
solcher Effekt meist auf, wenn es viele Menschen<br />
betrifft. Denn diese Bakterien müssen,<br />
um Folgen zu haben, andere Menschen ebenfalls<br />
erreichen und bei diesen Krankheiten<br />
auslösen. Direkt nach der Einführung des<br />
Penicillins traten die ersten Fälle auf, heute<br />
gibt es viele Stämme, die dagegen resistent<br />
sind. Auf die Warnung von Fleming hatte<br />
kaum jemand gehört, sodass die Bakterien<br />
viel Zeit hatten, sich daran zu gewöhnen. Besonders<br />
in Krankenhäusern ist aufgrund der<br />
verschiedensten Bakterien und eingesetzten<br />
Mittel dieses Phänomen sehr ausgeprägt, sodass<br />
immer wieder neue Wirkstoffe entwickelt<br />
werden müssen.<br />
Um weitere Resistenzen zu vermeiden, sollten<br />
vom Arzt verordnete Antibiotika immer<br />
bis zum Ende eingenommen werden und<br />
nicht nur solange, bis die Symptome verschwunden<br />
sind, denn diese zeigen sich<br />
meist schon nicht mehr, wenn noch viele Erreger<br />
im Körper sind, die aber ausreichen,<br />
um eine erneuten Ausbruch der Krankheit zu<br />
verursachen. Zudem sind Antibiotika bei viralen<br />
Erkrankungen wie Grippe meist wirkungslos<br />
– allerdings sinnvoll, wenn zusätzliche<br />
Infektionen durch Bakterien drohen o-<br />
der schon im Entstehen sind. Der Einsatz