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Kirchen und kapellen

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9 » Katharinenkirche<br />

Die gotische einschiffige Kirche aus dem dritten Viertel des 14. Jh.<br />

war ursprünglich Bestandteil eines anliegenden Dominikanerinnenklosters.<br />

Eine ihrer wertvollsten architektonischen Besonderheiten ist<br />

die fünfkantige Wölbung des winkelrechten Schlusses der Chorbühne<br />

mit eingelegten Eckwölbungen wie auch das tief zurückweichende<br />

profi lierte Eingangsportal mit hohem Ziergiebel. Beide architektonischen<br />

Details stehen in unmittelbarer Beziehung zur Spitzenarchitektur<br />

des luxemburgischen Zeitraums <strong>und</strong> zählen unter die Arbeitsleistungen<br />

der Bauhütte des Olmützer Bischofs Johann Volek.<br />

10 » Kapelle des hl. Hieronymus<br />

Von dem Bestehen einer 1488 beendeten Rathauskapelle zeugt nach<br />

außen hin der dreikantige Erker an der südlichen Fassade des Ostflügels<br />

des Rathausgebäudes. Seine plastischen Details – die grotesk<br />

anmutenden Maskarons auf dem Gesims, die tierkopfartigen Wasserspeier<br />

<strong>und</strong> das Wandbrett mit der Abbildung des Baumeisters – sind<br />

stilmäßig in dem Kreis des Wiener Bildhauers Nicolaus Gerhaert von<br />

Leyden verankert. Eine Analogie<br />

zur architektonischen Anordnung<br />

der Kapelle erblickt man hingegen<br />

in dem Schaffenswerk von Jakob<br />

von Landshut, einem der Schöpfer<br />

der Strassburger Kathedrale. Das<br />

Interieur schließt mit einer kunstvollen<br />

Netzwölbung über einem<br />

rhomboiden Gr<strong>und</strong>riss <strong>und</strong> geht<br />

im Erker in einen Ringelplan über,<br />

einen ersten seiner Art nördlich<br />

der Donau.<br />

11 »Kapelle der Dreifaltigkeitssäule<br />

Die im Inneren der Triumphsäule<br />

verborgene Kapelle wurde in der<br />

ersten Etappe ihrer Entstehung<br />

vor 1733 beendet, als der Initiator<br />

<strong>und</strong> Projektant des Unternehmens<br />

Wenzel Render gestorben war.<br />

Zur Weihe kam es erst nach der<br />

Fertigstellung des ganzen Werkes<br />

im Jahr 1754. Das kammermäßig<br />

gehaltene Interieur ist mit sechs<br />

Reliefs von Fillipp Sattler verziert<br />

mit Figuralszenen der alttestamentlichen<br />

Opferung <strong>und</strong> der<br />

Kreuzigung Christi als Ausdruck<br />

des höchsten Opfers des Neuen<br />

Testaments.<br />

12 » Mauritzkirche<br />

Die Olmützer städtische Pfarrkirche stellt eine der bedeutendsten<br />

Denkwürdigkeiten der spätgotischen Architektur in Mähren dar. Ihr architektonischer<br />

Entwurf wird von der westlichen Stirnwand mit zwei asymmetrischen<br />

Türmen dominiert, die gegeneinander nicht nur abweichende<br />

Proportionen aufweisen, sondern jeweils auch anders beendet sind – der<br />

vorspringende ältere südliche Turm hat eine Attika, der nördliche einen<br />

achtkantigen Aufbau. An die Stirnwand der Kirche schließt sich nahezu<br />

quadratartig ein Hallendreischiff mit einfachen Kreuzwölbungen an, das<br />

in ein Presbyterium mit dreischiffartigem Schluss mündet.<br />

Die Bauarbeiten begannen beim nördlichen Turm mit einer Drei faltigkeitskapelle<br />

im Erdgeschoss (1412), deren stern- <strong>und</strong> netz förmige Wölbung<br />

noch an die Glanzperiode der Parlerschen Tradition anknüpft. An<br />

der Fortsetzung des Aufbaus der Kirche waren nach einan der mehrere<br />

Baumeister beteiligt gewesen, von denen Jakob Kettenreiter das Dreischiff<br />

gegründet <strong>und</strong> eingewölbt hatte (1443). Der Großteil der Arbeit<br />

an den Wölbungen <strong>und</strong> dem Presbyterium hatte der parlerorientierte<br />

Claus von Aachen geleistet (1483). Die Bauelemente, besonders die<br />

Fenstermaßwerke, die Stützenköpfe <strong>und</strong> Reliefschluss steine zeugen von<br />

Verbindungen zum Schaffen des Hüttenwerkes der St.-Stephans-Kathedrale<br />

zu Wien. Während das Mittelschiff des Presbyteriums nach einem<br />

Netzmuster gewölbt ist, tragen die beiden Seitenschiffe eine einmalige,<br />

springende Wölbung. Die Teilnahme des weiteren Meisters Nicolaus<br />

blieb auf den Einbau des Orgelchores mit einem Feld der Ringelwölbung<br />

beschränkt (1508). Vor dem J. 1540 entstand schließlich die Ringelwölbung<br />

zwischen den Türmen, die an das Muster der Reitertreppe des<br />

Wladislaw-Saales der Prager Burg erinnert. Sehenswürdig ist bestimmt<br />

ein Baudetail – ein spätgotisches schlankes Türmchen in der Stirnwand<br />

beim südlichen Turm, das zwei parallele Wendeltreppen birgt.<br />

13 » Kirche der Unbefleckten<br />

<br />

Empfängnis Mariä<br />

Ursprünglich eine Konventkirche des Bernhardinerklosters, gehört<br />

heute den Olmützer Dominikanern. Erbaut wurde sie auf dem Gebiet<br />

des einstigen Stadtviertels Bleich außerhalb der Stadtmauer in<br />

den J. 1453 bis 1468 an einer Stelle, an der zwei Jahre früher der<br />

Bern hardinermissionär Johann da Capestrano gepredigt haben soll.<br />

Das Objekt hat ein quadratisches Schiff, als eine Dreischiffhalle<br />

gelöst, daran schließt sich ein längliches, fünfkantig geschlossenes<br />

Presbyterium. Von der Kirche sind ihre Hauptkonstruktionen im ursprünglichen<br />

Zustand erhalten. Bemerkenswert ist der authentische<br />

Dachstuhl der hohen zeltartigen Bedachung des Schiffes <strong>und</strong> des<br />

Satteldaches des Presbyteriums. Das Bild des Interieurs wird von<br />

einer historisch bedeutenden Kollektion von Wandmalereien im<br />

gotisch-renaissanceartigen Stil aus der Wende des 15. <strong>und</strong> 16. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

ergänzt.<br />

14 » Stephanskirche<br />

Ursprünglich eine Abtkapelle des Prämonstratenserklosters Hradisch,<br />

wurde nach dessen Auflösung unter Joseph II. zur Pfarrkirche erhoben.<br />

Infolgedessen handelt es sich hierbei außer dem Festsaal der Prälatur<br />

um das einzige Interieur, welches fast sein ursprüngliches Gesicht<br />

bewahren konnte. Der Gr<strong>und</strong>riss der Kirche in Form eines verbogenen<br />

Ovals ließ früher vielfach Mutmaßungen über die mögliche Urheberschaft<br />

entstehen. Der Charakter der Hochbarock‐ Stilart des Objekts<br />

wird noch durch die dynamische Dachlinie mit einem Sanktustürmchen<br />

betont. Deshalb suchte man den Architekten herkömm licherweise<br />

im Kreis berühmter Namen der Prager <strong>und</strong> Wiener Barockperiode<br />

– genannt wurden Johann Blasius Santini, Kilian Ignaz Dienzenhofer,<br />

Johann Lukas Hildebrandt oder<br />

die beiden Meister Giovanni<br />

Pietro Tencalla <strong>und</strong> Domenico<br />

Martinelli. Doch die Archivforschung<br />

kam schließlich zu dem<br />

Ergebnis, dass es sich um einen<br />

anderen Baumeister handelte<br />

– um den weniger bekannten,<br />

in dem böhmischen Rokytnice<br />

ansässig gewesenen Italiener<br />

Carlo Reyna. Für die Bauarbeiten,<br />

die zwischen 1726 <strong>und</strong><br />

1731 vor sich gingen, wurde er<br />

von dem damaligen Abt Robert<br />

Sancius engagiert.<br />

15 » Kirche Mariä Heimsuchung<br />

Das Wallfahrtsortareal am Heiligenberg mit der „Basilika minor“, der<br />

Prior- <strong>und</strong> Priesterresidenz, einem Kreuzgang <strong>und</strong> der Kirche Name<br />

Mariä ist in den Jahren 1669 bis 1679 <strong>und</strong> 1714 bis 1717 an der Stelle<br />

eines protobarocken Heiligtums unter dem Patronat der Äbte des<br />

Klosters Hradisch entstanden. Das Projekt der Kirche stammte von<br />

Gio vanni Pietro Tencalla, der das Objekt als einen durchleuchteten<br />

Bau mit einem Schiff <strong>und</strong> mit Kuppel, einem Presbyterium <strong>und</strong> zwei<br />

Reihen Seiten<strong>kapellen</strong> konzipiert hatte. Die beiden westlichen Türme<br />

sind zu ihrem Stammkloster der Prämonstratenser hin gewendet<br />

<strong>und</strong> beherr schen den Blick von der weiten <strong>und</strong> breiten Umgebung<br />

aus. Im Zusammenhang mit einem Entwurf der Seitenresidenzen<br />

erfuhren sie später eine Herrichtung durch Domenico Martinelli. Im<br />

Interieur der Kirche ist es die Stuckverzierung der Wölbungen, die auf<br />

sich aufmerksam macht. Ihre Modellierung ist der Periode des Frühbarock<br />

verpflichtet. Sie ist das Werk einer Gruppe norditalienischer<br />

Spezialisten unter der Leitung von Quirigo Castelli. Die Ikonografie der<br />

Wandmalerei hatte 1677 der Begründer der mährischen barocken<br />

Malerei, der Olmützer Augustinianer Anton Martin Lublinsky für den<br />

Maler Johann Steger entworfen. Durch die Fresken in den Kapellen<br />

wird die Sage von der Entstehung des Wallfahrtsortes <strong>und</strong> von der<br />

Gründung der Kirche illustriert, in der Kuppel sind alttestamentliche<br />

Heldinnen als Vorgängerinnen der Jungfrau Maria abgebildet. Zu<br />

einer jüngeren Schicht gehören Malereien mit den Personifikationen<br />

der Vier Erdteile von Johann Christoph Handke in den Pendantiven<br />

der Kuppel von 1731.<br />

11<br />

13<br />

12<br />

ÖFFNUNGSZEITEN<br />

10<br />

9<br />

Wenzelsdom Mon - Son 7.00 - 18.00<br />

Gruft<br />

Kirche Maria-Schnee<br />

Kapelle des hl. Johannes<br />

Sarkander<br />

Text: © Marek Perůtka, 2004<br />

Aufnahme: Michal Dvořák, Ivo Přeček, Petra Stejskalová, Petr Zatloukal,<br />

Archiv des Magistrats der Stadt Olomouc<br />

Vorbereitung, Druck: STUDIO TRINITY, s. r. o. © 2009<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

14<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Die, Don,<br />

Frei, Sam 9.00 - 17.00<br />

Mitt 9.00 - 16.00<br />

Son 11.00 - 17.00<br />

Mon - Sam 9.00 - 18.00<br />

Son 10.00 - 18.00<br />

Die - Son 9.00 - 18.00<br />

Michaelskirche Mon - Son 7.00 - 18.00<br />

Kapelle der<br />

Dreifaltigkeitssäule<br />

Mon - Sam 9.00 - 17.00<br />

Mauritzkirche Mon - Son 7.00 - 18.00<br />

15<br />

<strong>Kirchen</strong> <strong>und</strong> <strong>kapellen</strong>


EINLEITUNG<br />

In der historischen Stadt Olmütz gab es traditionsgemäß jederzeit<br />

nicht wenige kirchliche Institutionen. Zum Sitz eines erneuerten<br />

mährischen Bistums war sie bereits im Jahre 1062 geworden <strong>und</strong><br />

gleich das erste Olmützer Benediktinerkloster von Hradisch ist mit<br />

seiner Entstehungsgeschichte im J. 1078 auch das älteste Klosterobjekt<br />

Mährens. Bis zur Aufklärungsreorganisation des religiösen<br />

Lebens im ausgehenden 18. Jh. war die Zahl der kirchlichen Bauobjekte<br />

der Stadt ständig im Wachsen begriffen. Erst die josephinischen<br />

Reformen hatten deren allmähliche Aufl ösung, in einigen Fällen sogar<br />

totalen Untergang zur Folge. Dies galt beispielsweise für die historische<br />

St.­Blasius­Kirche, welche vielen Anzeichen nach der altertümlichste<br />

Bau seines Schlags auf dem Gebiet der Stadt überhaupt<br />

gewesen sein dürfte. Diese Kirche, mit ihrem archaisch ungleichmäßigen<br />

rhomboiden Gr<strong>und</strong>riss, hatte an dem heutigen Blasius­Platz<br />

gestanden <strong>und</strong> ihr Aussehen ist uns lediglich dank einer grafi schen<br />

Dokumentation vom Anfang des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts bekannt. Als die<br />

älteste Olmützer Kirche wird in den schriftlichen Quellen jedoch die<br />

ursprüngliche bischöfl iche St.­Peters­Kirche erwähnt, die sich in der<br />

Nähe der Verbindungslinie der Wurmova­ <strong>und</strong> der Křížkovského­Straße<br />

auf der Vorburg bef<strong>und</strong>en haben mag. Dieses verhältnismäßig<br />

kleine Heiligtum auf einem zentralen Gr<strong>und</strong>riss, bei dem die Tradition<br />

des mährischen Stuhls des hl. Methodius wieder erneuert wurde,<br />

kann dabei selbst großmährischer Herkunft gewesen sein. Die<br />

bischöfl iche Funktion fi el bald der Basilika zum hl. Wenzel an dem<br />

nahen Domhügel zu. Die alte kleine St.­Peters­Kirche musste später<br />

dem gotischen Augustinianerinnenkloster weichen, das man schließlich<br />

Anfang des 19. Jh. abgerissen hatte.<br />

Von den Silhouetten zahlreicher <strong>Kirchen</strong>, Klöster <strong>und</strong> Kapellen wird<br />

bis heute das Panorama des städtischen Denkmalsreservats wie<br />

auch seiner Umgebung wesentlich mitbestimmt. Die kirchliche Architektur<br />

ist zudem auch dadurch von Bedeutung, dass sie in der Zeit ihrer<br />

Entstehung vielfach die jeweiligen fortgeschrittensten Stilneuheiten<br />

mit berücksichtigte. Die romanische, gotische <strong>und</strong> barocke Stilart<br />

hatten die Baumeister vieler kirchlicher Institutionen nach Olmütz gebracht,<br />

nur der Klassizismus der Aufklärungspe riode machte in dieser<br />

Beziehung eine Ausnahme. Sogar die Renaissancearchitektur, die die<br />

Stadt in ihrem bürgerlichen Gewand betreten hatte, knüpfte an Werke<br />

der Malerei <strong>und</strong> des Kunstgewerbes an, die von den humanistischen<br />

Gebildeten aus dem Bereich des Domkapitels initiiert waren.<br />

Unser R<strong>und</strong>gang zur Besichtigung der Olmützer <strong>Kirchen</strong> <strong>und</strong> Kapellen<br />

beginnt vor dem Wenzelsdom <strong>und</strong> über die Vorburg <strong>und</strong> den Michaeler<br />

Hügel gelangen wir zum Nieder­ <strong>und</strong> zum Oberring. Die Besichtigung<br />

der Innenstadt wird symbolhaft an der städtischen Pfarrkirche<br />

St. Mauritz beendet, danach kommen die Sehens wür dig keiten außerhalb<br />

der historischen Stadtmauer an die Reihe – Stadtviertel Bělidla<br />

(Bleich), Kloster Hradisch <strong>und</strong> Heiligenberg.<br />

1 » Wenzelsdom<br />

Mit dem Bau einer künftigen Kirche des Bischofssitzes wurde vor<br />

1107 unter dem Olmützer Teilfürsten Svatopluk begonnen, dessen<br />

Sohn Wenzel sie in einem noch unvollendeten Zustand dem Bischof<br />

Jindřich Zdík übergab. Unter dem Patronat Zdíks wurde die Kirche am<br />

30. Juni 1131 geweiht. Von der ursprünglichen romanischen Basilika<br />

mit fl acher Decke haben sich ihr westlicher Doppelturm erhalten, heute<br />

hinter einem neugotischen Mantel, eine unbetretbare Krypta unter<br />

einer ursprünglichen Apsis <strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>rissanlage eines Dreischiffs.<br />

Zum weiteren Areal der Kirche zählten die Gebäude des ehemaligen<br />

romanischen Bischofs­ <strong>und</strong> Kapitelhauses, heute als der Torso des<br />

Přemyslidenpalastes bekannt. Nach einem Brand im J. 1204 wurde die<br />

Basilika zum ersten Mal eingewölbt <strong>und</strong> in diesem Zusammenhang mit<br />

einer ersten Reihe prismatischer Außensäulen versehen. Ein umfangreicher<br />

frühgotischer Umbau wurde nach einem neuen Brand im Jahre<br />

1265 unter Bischof Bruno von Schauenburg durchgeführt. Aus dieser<br />

Etappe stammt das Umfangsmauerwerk des Dreischiffs <strong>und</strong> die hohen<br />

Kathedralfenster mit den nachklassischen Maßwerken, das neue<br />

Stützpfeilersystem auf einem trapezartigen Gr<strong>und</strong>riss <strong>und</strong> die inneren<br />

Bündelstützen des Wölbungsgerippes. Die auf uns gekommenen Kreuzwölbungen<br />

des Hallendreischiffs wurden in der ersten Hälfte des 14.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts unter Bischof Johann Volek in den Bau hineingelegt.<br />

Die Zeit der Renaissance hat – dies war das Verdienst von Bischof<br />

Sta nislaus Pavlovsky – die Silhouette der Kirche um einen heute nicht<br />

mehr vorhandenen, dominierenden Mittelturm in der Stirnwand sowie<br />

die fortgeschrittene Architektur der Kapelle des hl. Stanislaus bei der<br />

südlichen Fassade bereichert. Pavlovskys Nachfolger Kardinal Franz<br />

von Dietrichstein gab in den Jahren 1616–1618 die Anregung zum<br />

Aufbau eines neuen, ungewöhnlich ausgedehnten Presbyteriums mit<br />

Tonnen gewölbe. Der Projektant war vermutlich der Italiener Andrea<br />

Spezza, später einer der Baumeister des Prager Wallenstein­Palais.<br />

Es folgten die sogar klassizistischen Herrichtungen von Johann Sarkander<br />

Thalherr aus dem J. 1803, die abermals die westliche Turmstirnwand<br />

berührten.<br />

Ihr defi nitives Gepräge mit dem charakteristischen, südlich gelegenen<br />

hohen Turm <strong>und</strong> der gegenüber liegenden Chorkapelle der hl.<br />

Cyrill <strong>und</strong> Methodius gewann die Kathedrale in der Zeit von 1883<br />

bis 1892 während umfangreicher Umbauarbeiten im Geiste eines<br />

historisierenden neugotischen Stils. Der Gr<strong>und</strong>riss der Kirche erhielt<br />

dann die symbolische Form eines lateinischen Kreuzes, wodurch<br />

die Idee zweier einander durchdringender <strong>Kirchen</strong> – einer alten <strong>und</strong><br />

einer neuen – zum Ausdruck kommt. Eine Regotisierung wurde vom<br />

Architekten Gustav Meretta unter der konzeptionellen Leitung des<br />

Erzbischofs Friedrich von Fürstenberg durch gründlichen Umbau der<br />

Stirnwand beendet, wobei man sich von der Gestaltung der restaurierten<br />

Kirche der hl. Clotilde zu Paris inspirieren ließ.<br />

2 » Kapelle der hl. Anna<br />

Dieser einschiffi ge Bau aus der Spätrenaissance mit fünfkantigem<br />

Schluss diente in der Vergangenheit als Stätte der Wahl von den Olmützer<br />

Bischöfen. Ihr heutiges Aussehen geht teils auf einen älteren<br />

gotischen Kern, teils – <strong>und</strong> dies hauptsächlich – auf einen Umbau<br />

zurück, der 1617 von dem Dompropst Martin Wenzel aus Greifenthal<br />

durchgeführt wurde. Bei einer Regotisierung der Kathedrale hatte<br />

man die Kapelle im J. 1885 um das Schlussfeld des Gewölbes gekürzt<br />

<strong>und</strong> ihre Front wurde einschließlich der plastischen Zierelemente<br />

auseinandergenommen <strong>und</strong> pietätvoll in ihre gegenwärtige Lage<br />

übertragen. Als das Zentralmotiv der Fassade ist so weiterhin die<br />

Marmorskulptur der Titularheiligen – der hl. Anna Selbdritt von der<br />

ersten Hälfte des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts geblieben.<br />

3 » Kapelle der hl. Barbara<br />

Die Barockkapelle, deren Kuppel die nördliche Front des Wenzelsplatzes<br />

dominiert, ist durch Adaptierungsarbeiten der oberen Stockwerke<br />

eines ursprünglichen romanischen Turmes der Přemyslidenburg<br />

entstanden. Als sein Privatoratorium, vom Gebäude der Kapiteldechantei<br />

aus zugänglich, ließ sie Dechant Caspar Florentius von Glandorf<br />

vor 1751 erbauen. Das Interieur der Kapelle erfuhr im J. 1876 eine<br />

Herrichtung im historisierenden Geiste.<br />

4 » Kirche Maria-Schnee<br />

Die Stirnwand der einstigen Kollegkirche der Olmützer Jesuiten zählt<br />

in dem hiesigen Milieu zu den seltenen Belegen für eine dynamische<br />

Barockarchitektur, wie sie beispielsweise von der St. Ni ko lauskirche auf<br />

der Prager Kleinseite bekannt ist. Gemeinsamen Anteil daran hatten<br />

Michael Joseph Klein aus dem schlesischen Nysa als Projektant <strong>und</strong><br />

der Ortsbaumeister Lukas Kleckel. Der Steinmetzmeister Wenzel Render<br />

schuf einen majestätvollen Portikus mit tordierten Säulen, während<br />

die Statuen von Jungfrau Maria <strong>und</strong> den Ordensheiligen der Fassadennischen<br />

in der Werkstatt des Bildhauers David Zürn entstanden.<br />

Die Auffassung des Innenraumes der Kirche mit einem breiten Schiff<br />

<strong>und</strong> den beiden Reihen von Seiten<strong>kapellen</strong> entspricht dem römi schen<br />

Vorbild der Vignolaschen Kirche Il Gesù.<br />

5 » Fronleichnamskapelle<br />

Diese Kapelle mit ovalförmigem Gr<strong>und</strong>riss wurde in den Jahren 1721<br />

bis 1724 zwischen das Schulgebäude der alten Uni versität <strong>und</strong> das<br />

Jesuitenkonvikt in der Universitätsstraße ein gebaut. Sie ist das Werk<br />

des Olmützer Architekten Johann Jakob Kniebandl. In Bezug auf die<br />

Lösung des Interieurs wird man an die St.­Andreas­Kirche Berninis<br />

am römischen Quirinal erinnert. Imponierend wirkt die ikonografi sche<br />

Gesamtauffassung der malerischen <strong>und</strong> bildhauerischen Verzierung<br />

über das Thema des legendenhaften Sieges von Jaroslav von Sternberg<br />

über die Kumanen – angeblich im J. 1241 in der Nähe der Stadt<br />

Olmütz. An der Verzierung waren die Olmützer Maler Johann Christoph<br />

Handke <strong>und</strong> Johann Drechsler gemeinsam mit dem Bildhauer<br />

Fillipp Sattler beteiligt.<br />

6 » Kapelle des hl. Johannes<br />

Sarkander<br />

Als die jüngste von den bedeutenden Denkwürdigkeiten der Olmützer<br />

kirchlichen Architektur gilt das historisierende Werk des Architekten<br />

Eduard Sochor aus den Jahren 1908 bis 1912. Dieser Bau im Stil<br />

des Neubarock wurde von der tschechischen Dienzenhofer­Tradition<br />

inspiriert <strong>und</strong> ist an der Stelle der Kapelle Allerheiligen­Märtyrer<br />

entstanden. Diese hatte früher ein altes städtisches Gefängnis ersetzt.<br />

Über einer erhaltenen Untergr<strong>und</strong>apsis brachte der Projektant<br />

die überhöhte Masse des Neubaus, der von einer Kuppel mit Laterne<br />

beendet ist, zur Entfaltung. Von hier aus fällt der Lichtstrahl durch<br />

eine kreisförmige Öffnung im Boden bis in das Souterrain hinein auf<br />

die erhaltenen Denkwürdigkeiten des Märtyrertums von Sarkander.<br />

7 » Michaelskirche<br />

Dank ihrer Lage an der Spitze des Olmützer Hügels <strong>und</strong> vor allem<br />

mit ihren typischen Kuppeln auf den achtkantigen Tambouren ist die<br />

Kirche zu St. Michael eine von weitem wahrnehmbare Dominante des<br />

Panoramas von Olmütz. Die erste mährische Kuppelarchitektur aus<br />

den Jahren 1673 bis 1699, die anfangs einem Dominikanerkloster<br />

angehörte, wurde unter Nutzung eines älteren gotischen Bauobjekts<br />

von Giovanni Pietro Tencalla, später dann von dem Wiener Domenico<br />

Martinelli projiziert. Das Einschiff­Interieur der Kirche wird beiderseitig<br />

durch Kapellen erweitert, auf der östlichen Seite ist es mit einem<br />

läng lichen Presbyterium abgeschlossen. Von der älteren mittelalterlichen<br />

Kirche sind eines der gotischen Wölbungsfelder in der Sakristei<br />

– noch aus der Hälfte des 13. Jahrh<strong>und</strong>erts – <strong>und</strong> das 1482 gegrün­<br />

dete Glockenhaus erhalten geblieben. Der Kirche schließt sich auf<br />

südlicher Seite ein gotischer Kreuzgang mit der Kapelle des hl. Alexius<br />

an. Der Torso ihrer Wölbung im Presbyterium liefert ein frühzeitiges<br />

Beispiel für die Anwendung einer schönen Stilart in der Architektur.<br />

8 » Kirche Mariä Verkündigung<br />

Die im J. 1615 von Bischof<br />

Franz von Dietrichstein nach<br />

Ol mütz berufenen Kapuziner<br />

konnten erst nach Ende des<br />

Dreißigjährigen Krieges ihr<br />

eigenes Ordenskirchengebäude<br />

erbauen. Zwischen 1655<br />

<strong>und</strong> 1661 entstand so im<br />

Geiste strenger Ordensregeln<br />

ein einfaches <strong>Kirchen</strong>objekt,<br />

welches jedoch mit seinem<br />

schwungvollen dreieckigen<br />

Giebel die umliegende Bebauung<br />

überragt <strong>und</strong> dadurch die<br />

ganze südliche Seite des Niederrings<br />

beherrscht.<br />

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