Das Erbrechtsbriefverzeichnis des Pflegamts Hemau - Georg Paulus

esaßen. Leonhard Beham ist vor 1577 verstorben (BZAR, KB Hemau 1), woraus
geschlossen werden könnte, dass das Verzeichnis vor 1577 entstanden ist.
Diese Quellen legen für das Erbrechtsbriefverzeichnis zunächst eine Entstehung zwischen
1555 und 1577 nahe. Im Widerspruch dazu steht allerdings die Erwähnung des Paintner Forstmeisters
Ludwig Perl, der dieses Amt nicht vor 1579 innehatte, denn im Dezember 1578 war
offensichtlich noch sein Vorgänger Albin Berl (Perl) im Amt. 5
Andererseits werden in den Geistlichen Rechnungen des Amtes Hemau 1611/12 6 unter
Lautersee (Fol. 23) vier Erbbriefe genannt, die alle am 16. März 1556 ausgestellt sind.
Offensichtlich sind damit Erbbriefe des vorliegenden Verzeichnisses gemeint. Dies gibt Anlaß
zu der Vermutung, dass die „verkauften Erbrecht im Amt Hemau“ möglicherweise auf das
Jahr 1556 zurückgehen. Aber selbst, wenn die Erbrechtsbriefe alle mehr oder weniger
gleichzeitig ausgestellt worden wären, so bedeutete das nicht, dass das vorliegende Verzeichnis
derselben zeitgleich entstanden sein muss. Es ist möglicherweise erst einige Jahre oder gar
Jahrzehnte nach Ausstellung der Erbrechtsbriefe selbst erstellt worden.
Zur Bedeutung des Erbrechtsbriefverzeichnisses für die Forschung
Eine Gegenüberstellung der aufgelisteten Erbrechtsbriefe mit den Angaben zu Herdstättenzahlen
im Visitationsprotokoll von 1600 7 ergibt für die meisten Orte eine weitgehende Übereinstimmung
der Anwesenzahlen (s. a. Übersicht am Ende dieses Dokuments). Folgende im
Amt Hemau gelegenen Ortschaften fehlen im Erbrechtsbriefverzeichnis:
Falterhof (Einöde bei Maierhofen)
Haag (Ehrenfels)
Hemau (Stadt)
Herrnried (Hofmark)
Höhhof
Laufenthal (Hofmark)
Maierhofen (Hofmark, bayerisch)
Prexlhof / Tirschenhof (Einöde bei Maierhofen)
Schneckenhof
Wiesenhof (Einöde bei Maierhofen)
Es kann daraus gefolgert werden, dass das vorliegende Erbrechtsbriefverzeichnis den Großteil
der Anwesenbesitzer im Amt Hemau um 1556 auflistet (Ausnahmen gelten vor allem für die
Stadt Hemau sowie für die Hofmarken Herrnried, Laufenthal und Maierhofen). Somit enthält
das vorliegende Verzeichnis die Namen der meisten Anwesenbesitzer für die Zeit um 1560.
Es kann daher sowohl für die Hofforschung hilfreich sein, oder wenn es darum geht, das Vorkommen
eines Familiennamens im Bereich des Amtes Hemau zu dieser Zeit zu überprüfen.
Hohenwart, 20.08.2007
Georg Paulus
5 StAAm, Reg.K.d.Forst 1491, fol. 247;
6 StAAm, Pflegamt Hemau R 51
7 BayHStA, KL, Fasz. 598, Nr. 21