Lesen - Oberhessischer Geschichtsverein GieÃen eV
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III. Rezensionen<br />
Impressum:<br />
Herausgegeben vom Vorstand des Oberhessischen<br />
<strong>Geschichtsverein</strong>s Gießen e.V.<br />
Redaktion:<br />
Manfred Blechschmidt, Michael Breitbach, Eva-Marie Felschow,<br />
Susanne Gerschlauer und Dagmar Klein<br />
ISSN: 0342-1189<br />
Für Form und Inhalt der Aufsätze in den „Mitteilungen“<br />
sind die Verfasser verantwortlich.<br />
Der Oberhessische <strong>Geschichtsverein</strong> e.V. ist bemüht, Aufsätze und Informationen<br />
aus aktuellen und älteren Ausgaben der „Mitteilungen“ bei Freigabe durch die<br />
jeweilige Autorin oder den jeweiligen Autor unter einem entsprechend liberalen<br />
Copyright (de.creativecommons.org) digital auf seiner Internetseite www.ohggiessen.de<br />
auch online zur Verfügung zu stellen, und unterstützt damit die Open-<br />
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Creative Commons License Deed<br />
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Das Commons Deed ist eine Zusammenfassung des Lizenzvertrags in allgemeinverständlicher<br />
Sprache.<br />
Ewald Grothe (Hg.): Ludwig Hassenpflug:<br />
Denkwürdigkeiten aus<br />
der Zeit des zweiten Ministeriums<br />
1850-1855. Bearbeitet, kommentiert<br />
und eingeleitet von Ewald Grothe.<br />
Transkribiert von Rüdiger Ham,<br />
Marburg. N. G. Elwert-Verlag 2008<br />
(Veröffentlichungen der Historischen<br />
Kommission für Hessen, 48,11;<br />
Politische und parlamentarische<br />
Geschichte des Landes Hessen, 34).<br />
XXVI, 425 S.<br />
Hans Daniel Ludwig Friedrich Hassenpflug<br />
(1794-1862) zählt zu den<br />
wichtigsten Figuren der kurhessischen<br />
politischen Geschichte im 19. Jahrhunderts<br />
und zu einem herausragenden<br />
Vertreter der kleinstaatlichen<br />
Reaktionspolitik in Deutschland. Er<br />
war ein Konservativer, ein Gegner der<br />
Revolution schlechthin, und beim<br />
Kampf gegen den Konstitutionalismus<br />
stand er an vorderster Front. Zweimal,<br />
1832 bis 1837 sowie 1850 bis 1855,<br />
führte er als Minister (in den fünfziger<br />
Jahren de jure als Innen- und Justizminister)<br />
den Kampf gegen konstitutionell-liberale<br />
und potentiell parlamentarische<br />
Elemente der Verfassung.<br />
Beide Male handelte er im Auftrag<br />
Friedrich Wilhelms, des letzten hessischen<br />
Kurfürsten, der in der ersten<br />
Regierungszeit Hassenpflugs allerdings<br />
lediglich als Kurprinz und so<br />
genannter Mitregent die monarchische<br />
Gewalt innehatte, während sich der<br />
Vater Wilhelm II. wegen seiner Verfassungspolitik<br />
und vor allem wegen<br />
der Beziehung zu seiner Mätresse aus<br />
Kassel zurückziehen musste. Nach<br />
dem Erlass der Verfassung vom<br />
Januar 1831, der wohl liberalsten und<br />
modernsten im Deutschen Bund, war<br />
es Aufgabe Ludwig Hassenpflugs,<br />
eine strikt konservative Politik zu<br />
betreiben und die Verfassungspraxis<br />
an die Grenze des im restaurativen<br />
Sinn Möglichen zu führen. Das tat er<br />
mit leidlichem Erfolg, jedenfalls so<br />
energisch, dass er nicht nur das Verfassungsleben<br />
in Kurhessen zum<br />
Erstarren brachte und zum Beispiel<br />
Verfassungsbefürworter wie den<br />
Marburger Staatsrechtslehrer Sylvester<br />
Jordan drangsalierte, sondern sich<br />
auch den Beinamen „Hessenfluch“<br />
einhandelte. Nach der Revolution von<br />
1848/49 war sein Auftrag fast noch<br />
brisanter: Es ging um den Übergang<br />
zur Reaktion und die Revision der<br />
Verfassung. Nach der Steuerverweigerung<br />
des Landtags verhängte die<br />
kurhessische Regierung den Kriegszustand<br />
und führte - auch gegen die<br />
Widerspenstigkeit des Offizierskorps<br />
und der Zivilbeamten - eine Bundesexekution<br />
herbei. Schon zeitgenössisch<br />
entbrannten um den kurhessischen<br />
Verfassungskonflikt breite<br />
politische und verfassungsrechtliche<br />
Kontroversen, die im Grunde bis in<br />
die jüngste Zeit in der historischen<br />
und juristischen Literatur nachgefochten<br />
werden.<br />
In dieser Situation kommt eine Edition<br />
der Erinnerungen Hassenpflugs<br />
an seine zweite Ministerzeit gerade<br />
recht. Hassenpflug hat den Text im<br />
Rahmen umfangreicherer, aber unvollendeter<br />
Bemühungen um seine<br />
Memoiren verfasst. Die Veröffentlichung<br />
plante er noch zu Lebzeiten,<br />
wenn auch ohne Erfolg. Es ging ihm<br />
darum, sein Bild für die Nachwelt<br />
MOHG 94 (2009) 247