Tox-Fibel - OFD Hannover
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Grundlagen der Human- und Ökotoxikologie Seite 17 von 40<br />
3 Ökotoxikologische Grundlagen<br />
3.1 Kriterien für die ökotoxikologische Beurteilung von Stoffen<br />
Die Ökotoxikologie ist die Wissenschaft, die die Verteilung und die Wirkung chemischer<br />
Substanzen auf Organismen und Systeme untersucht, soweit daraus direkt oder indirekt<br />
Schäden für Natur und Mensch entstehen.<br />
Das Aufgabengebiet der Ökotoxikologie umfaßt die Aufklärung der natürlichen und anthropogenen<br />
Einflüsse auf das Vorkommen und Verhalten von Chemikalien, die Erforschung von<br />
Chemikalienwirkungen auf einzelne Arten und natürliche Systeme, die Entwicklung von<br />
Analysen- und Testmethoden zur Untersuchung der Kontamination einzelner Umweltbereiche<br />
und die Entwicklung von Konzepten zur Bewertung des Gefahrenpotentials von Chemikalien.<br />
Umweltqualitätsänderungen können durch natürliche Einflüsse oder durch menschliche Aktivitäten<br />
(anthropogen) bedingt sein. Zu den natürlichen Einflüssen zählen sowohl die Veränderungen<br />
geochemischer, geophysikalischer und meteorologischer Parameter, die im Laufe<br />
von erdgeschichtlichen Zeiträumen zur heute sichtbaren Strukturierung der Erde (Verwitterung,<br />
Abtragung, Ablagerung) geführt haben, die evolutionären Veränderungen des marinen<br />
und terrestrischen Lebens als auch Veränderungen kurzfristiger oder lokaler Bedeutung<br />
(Erdbeben, Vulkantätigkeit).<br />
Durch die Notwendigkeit, die Lebensbedürfnisse für eine wachsende Anzahl der Bevölkerung<br />
zu befriedigen, hat der Mensch intensiv in seine Umwelt eingegriffen. Seine Möglichkeiten<br />
dazu wurden durch die industrielle und technische Entwicklung bestimmt. Die bedeutendste<br />
Aktivität besteht in der Verbrennung fossiler Energieträger, weitreichende Veränderungen<br />
erreicht der Mensch durch die Land- und Forstwirtschaft. Bergbau und Industrie<br />
greifen aufgrund der bedeutenden Stoffumsätze in die Umwelt ein. Durch ihre Anwendung<br />
gelangen nahezu alle in diesem Bereich verarbeiteten Stoffe und Produkte in die Umwelt.<br />
Fünf Kriterien für die Einschätzung dieser Stoffumsätze und Beurteilung ihrer ökotoxikologischen<br />
Relevanz sind in Tabelle 6 aufgeführt und erläutert.<br />
Tabelle 6: Ökotoxikologische Bewertungskriterien<br />
Kriterium<br />
Produktionshöhe<br />
Erläuterung<br />
• Von der Produktionshöhe hängt ab, wieviel von einer Substanz in<br />
die Umwelt gelangt.<br />
• Kennt man den regionalen oder weltweiten Verbrauch einer<br />
Substanz – oder besser den Gesamtverbrauch seit ihrer Einführung<br />
– dann lassen sich die maximal möglichen regionalen bzw.<br />
globalen Belastungen der Umwelt voraussagen.<br />
• Bei nicht natürlich vorkommenden organischen Verbindungen ist<br />
die Produktionshöhe mit dem maximalen Ausmaß der Umweltveränderungen<br />
direkt korrelierbar.<br />
• Bei der Bewertung anorganischer oder natürlich vorkommender<br />
organischer Stoffe müssen zusätzlich die natürlichen, nichtanthropogenen<br />
Bilanzen berücksichtigt werden.<br />
Mai 1998