Tox-Fibel - OFD Hannover
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Grundlagen der Human- und Ökotoxikologie Seite 1 von 40<br />
1 Einführung in die <strong>Tox</strong>ikologie<br />
1.1 Definition und Gegenstand<br />
Ein breiteres öffentliches Interesse an der <strong>Tox</strong>ikologie und ihren Fragestellungen wurde erst<br />
in den letzten 20 Jahren durch Berichte über aktuelle Umweltprobleme, spektakuläre Schadensfälle<br />
in der Industrie und nicht zuletzt durch die Betrachtung der von vorigen Generationen<br />
„geerbten“ Probleme in Form der Altlasten geweckt.<br />
Anliegen der vorliegenden Darstellung ist es, gerade für den letztgenannten Bereich die<br />
Grundlagen der <strong>Tox</strong>ikologie und das für eine Gefahren- und Risikoabschätzung im Altlastenbereich<br />
relevante Basiswissen kurz darzustellen und an Beispielen zu erläutern.<br />
Eine wissenschaftliche Basis für die <strong>Tox</strong>ikologie wurde von Paracelsus (1493-1541) entwikkelt.<br />
Er erkannte als erster chemisch definierte Stoffe als Auslöser von Vergiftungen. Aus<br />
dieser Zeit stammt auch die bis heute erhaltene, konventionelle Definition des Lehrgebietes:<br />
4 Die <strong>Tox</strong>ikologie ist die Lehre von Giften und Gegengiften. Sie beschreibt die schädlichen<br />
Effekte chemischer Substanzen auf Lebewesen, insbesondere den Menschen.<br />
Neben dieser qualitativen Aufgabe, gefährliche Stoffeigenschaften von Chemikalien zu<br />
erkennen und zu beschreiben, befaßt sich die <strong>Tox</strong>ikologie mit quantitativen Aussagen. Es<br />
wird geklärt, unter welchen Expositionsbedingungen mit Schädigungen der Gesundheit des<br />
Menschen zu rechnen ist. Um die Gesundheitsgefährlichkeit von Substanzen abschätzen zu<br />
können, müssen neben den toxischen Wirkungen die zugrunde liegenden Mechanismen, der<br />
Expositionsweg, die Kinetik, die Expositionshöhe und –dauer und die Empfindlichkeit der<br />
exponierten Person erforscht werden.<br />
Modernere Definitionen beziehen den Präventionsgedanken ein und definieren die <strong>Tox</strong>ikologie<br />
auch als die Lehre über die Verhinderung gesundheitsschädlicher Effekte. Die <strong>Tox</strong>ikologie<br />
leistet einen Beitrag bei der Erkennung, Behandlung und Vorbeugung von Vergiftungen.<br />
Aus der Definition des Lehrgebietes ergeben sich folgende Forschungsgegenstände:<br />
Die <strong>Tox</strong>ikologie widmet sich<br />
4 dem qualitativen Nachweis und der quantitativen Bestimmung giftiger Stoffe,<br />
4 der Erforschung der Eigenschaften dieser Giftstoffe und der durch diese Eigenschaften<br />
bedingten Wirkungen auf den menschlichen, tierischen oder pflanzlichen Organismus,<br />
4 der Ableitung von Grenz- und Richtwerten sowie von Vorschriften für den sicheren<br />
Umgang mit Giften,<br />
4 der Gefahrenbeseitigung oder –minderung durch Unschädlichmachen freigesetzter oder<br />
bereits einwirkender Gifte einschließlich<br />
4 der Entwicklung von Entgiftungsmitteln und Gegengiften sowie<br />
4 der Behandlung von Vergiftungen.<br />
1.2 Giftbegriff<br />
Einsetzen und Intensität einer toxischen Wirkung sind abhängig von der Dosis. Dabei<br />
versteht man unter Dosis diejenige Menge eines Stoffes (Giftes), die innerhalb einer<br />
bestimmten Zeit zur Exposition kommt.<br />
Mai 1998