4 Module - 1 System - ÃPNV aktuell
4 Module - 1 System - ÃPNV aktuell
4 Module - 1 System - ÃPNV aktuell
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Entdecken Sie die innovativen Flottenlösungen von R2P<br />
4 <strong>Module</strong> - 1 <strong>System</strong><br />
In: 76 | Out: 34<br />
67.45.19<br />
67.45.18<br />
Fahrgastinformation<br />
Videoüberwachung<br />
Flottenmanagement<br />
Fahrgastzählung<br />
67.45.17<br />
67.45.16<br />
67.45.15<br />
67.45.14<br />
34.78.42.35.83.94.<br />
12.53.89.04.34.56.<br />
78.36.59.74.36.04.<br />
57.36.47.88.44.90<br />
67.45.13<br />
67.45.12<br />
34.78.34<br />
34.78.35 34.78.36 34.78.37 34.78.38 34.78.39 34.78.40 34.78.41 34.78.42<br />
Unser modulares Produktprogramm bietet Ihnen:<br />
++ Mehr Sicherheit ++ Mehr Effizienz<br />
++ Mehr Transparenz ++ Mehr Information<br />
rail and road protec GmbH ++ Norderhofenden 12-13 ++ D-24937 Flensburg ++ Telefon +49 461 500 33 80<br />
Telefax +49 461 500 33 82 0 ++ info@r2protec.eu ++ Mehr Informationen finden Sie unter www.r2protec.com.
Editorial<br />
Wider die Versteppung<br />
blühender Landschaften<br />
Athen und Teheran – ausgerechnet zwei Megastädte fallen mir ein! Dabei soll<br />
ich Sie auf Konzepte für die Zukunft des Nahverkehrs auf dem Land einstimmen<br />
und Sie so in das erste Themenheft von „ÖPNV <strong>aktuell</strong>“ einführen.<br />
Mit den Themenheften ergänzt die DVV Media Group diesen neuen, schnellen<br />
Brancheninformationsdienst.<br />
Warum also die Städte? In der griechischen Hauptstadt haben<br />
vor wenigen Tagen Hunderttausende gegen das radikale Sparprogramm<br />
gestreikt, mit dem ihre Regierung das Land vor dem<br />
Bank rott retten will. Darunter waren auch die Beschäftigten der<br />
Verkehrsbetriebe. Drei Menschen mussten sterben, weil radikale<br />
Antikapitalisten während des friedlichen Protests eine Rauchbombe<br />
in eine Bankfiliale warfen. Und in Teheran sitzt Mansour Ossanlu,<br />
der Vorsitzende der unabhängigen Buspersonalgewerkschaft,<br />
weiterhin in Haft. Amnesty International ist überzeugt, dass sein<br />
Protest gewaltlos war, und hat die iranischen Behörden aus Anlass<br />
des 1. Mai um Besuchserlaubnisse für seine Familie und seinen Anwalt<br />
sowie um ärztliche Versorgung gebeten.<br />
Diese Schicksale berühren mich. Sie zeigen mir aber auch, welche<br />
Fehlentwicklungen in verknöcherten Strukturen möglich sind,<br />
die sich der Erneuerung verweigern. Damit bin ich wieder bei unserem<br />
Thema: Auch wir in Deutschland müssen umbauen, um unser<br />
Land fit für die Zukunft zu machen. Sonst droht blühenden Landschaften<br />
wegen des demografischen Wandels die soziale und ma-<br />
Land darf nicht kaputt ge-<br />
„Der Nahverkehr auf dem<br />
terielle Verödung. Wir müssen es schaffen, die Menschen, ihre Bedürfnisse<br />
und die öffentlichen Strukturen wieder ins Lot zu bringen. Schmidt-Auerbach, Chefspart<br />
werden“, sagt Markus<br />
Und wir müssen es schaffen, den Klimawandel zu begrenzen. Sonst redakteur von ÖPNV <strong>aktuell</strong>.<br />
drohen unsere blühenden Landschaften zu versteppen.<br />
Manche Mitbürger und Experten würden die Schrumpf regionen am liebsten<br />
abkoppeln; beim Umweltschutz handeln sie weiterhin nach dem Motto „nach mir<br />
die Sintflut.“ Sie, verehrte Leserinnen und Leser, sind hoffentlich davon überzeugt,<br />
dass wir Lösungen finden werden. Sie müssen nicht immer optimal, nicht immer<br />
widerspruchsfrei sein, aber gangbar und somit zukunftsweisend. Dem öffentlichen<br />
Verkehr kommt bei diesem Umbau eine Schlüsselrolle zu. Auch und besonders auf<br />
dem Land, wo die Wege weit sind.<br />
Der Nahverkehr der Zukunft und die Zukunft des Nahverkehrs – sie haben heute<br />
schon begonnen. Unsere Autoren zeigen Ansätze aus Ost und West, aus Nord und<br />
Süd. Sie ziehen Innovationen und Ideen mal aus Sicht der Daseinsvorsorge, mal aus<br />
Sicht der Wirtschaft in den Blick.<br />
Verkehr mag abgeleitete Nachfrage sein. Mobilität dagegen ist ein Grundbedürfnis,<br />
ist Freiheit und soziale Teilhabe. Die anstehenden Aufgaben bieten der Branche<br />
die Chance, sich als eine innovative, kundenorientierte und sinnvolle Mobilitätsalternative<br />
zu profilieren.<br />
Ich freue mich auf Ihre Reaktionen!<br />
Ihr<br />
Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche<br />
3
WERDEN SIE KLIMASCHÜTZER.<br />
STEIGEN SIE EIN.<br />
28 Mio. haben den Einstieg in die Zukunft schon gefunden.<br />
Engagierter Umweltschützer zu sein, ist entspannter, als Sie vielleicht denken. Steigen<br />
Sie morgens in ein modernes Fahrzeug mit Chauffeur. Und schon haben Sie eine Menge<br />
CO 2<br />
, Kraftstoff und Lärm gespart. Womit man wieder sieht: Ob günstig, sicher oder<br />
umweltfreundlich – was immer Sie bewegt, mit Bussen und Bahnen fahren Sie richtig.<br />
www.deutschland-bleibt-mobil.de. Eine Kampagne des VDV (Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e. V.).
Inhalt<br />
Foto: J. Burmeister<br />
Markus Schmidt-Auerbach<br />
Wider die Versteppung<br />
blühender Landschaften 3<br />
Was Athen und Teheran mit<br />
Innova tionen im ÖPNV zu tun haben<br />
Jürgen Burmeister<br />
Weniger, älter, bunter –<br />
der deutsche demografische<br />
Wandel 6<br />
Worauf sich die ÖPNV-<br />
Verantwort lichen einstellen müssen<br />
Interview<br />
Patentrezepte für die Probleme des<br />
Nahverkehrs auf dem Land gibt es<br />
nicht, wohl aber Anpassungsdruck,<br />
macht Bundesverkehrsminister<br />
Peter Ramsauer deutlich. Chancen<br />
sieht er in Fernbuslinien und der<br />
E-Mobilität. Seite 8<br />
Dagmar Rees<br />
S-Bahn auf dem Land<br />
lohnt sich 10<br />
Schwarze statt rote Zahlen –<br />
Bedingungen einer Erfolgsstory<br />
Uwe Rennspieß<br />
Differenziertes Bild bei<br />
differenzierter Bedienung 13<br />
Maßgeschneiderte und flexible<br />
Angebote<br />
Jürgen Burmeister<br />
Alle Register ziehen –<br />
Nah verkehrsstrategie<br />
Cochem-Zell 16<br />
Verkehre angepasst, Infrastruktur<br />
ausgebaut, auf Freizeit gesetzt<br />
Stefan Bendrien<br />
Ergänzen, nicht ersetzen –<br />
Bürgerbusse im Angebot 18<br />
Gut eingestellt auf individuelle<br />
Bedürfnisse älterer Menschen<br />
Alexander Möller<br />
Bus per Anruf<br />
oder Knopfdruck 20<br />
Zu jeder Zeit von irgendwo nach<br />
überall – ökonomisch und ökologisch<br />
Petra-Juliane Wagner<br />
Bestellt und abgeholt –<br />
alter native öffentliche<br />
Mobilität 22<br />
Intensives Marketing, Wille und<br />
Kooperation als Schlüssel zum Erfolg<br />
Volker Rahm<br />
Anhängerbusse:<br />
günstig und flexibel 25<br />
Nachfrageschwankungen im Griff<br />
dank neuer Konzepte<br />
Jürgen Burmeister<br />
Die Bahn geht,<br />
der Bus kommt 28<br />
Stärken der verschiedenen ÖPNV-<br />
Formen zum Angebot gebündelt<br />
Jürgen Burmeister<br />
Fahrt mit angezogener<br />
Bremse 30<br />
Mit der Regiotram ohne Umsteigen<br />
aus der Region mitten in die Stadt<br />
Jürgen Burmeister<br />
Kleine Linienbündel – Chancen<br />
für den Mittelstand? 32<br />
Konzessionsvergabe unter<br />
unterschiedlichen Gesichtspunkten<br />
Markus Schmidt-Auerbach<br />
5 Fragen an … 33<br />
… Wolfgang Steinbrück,<br />
Präsident des BDO<br />
Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche<br />
5
Markt<br />
Jürgen Burmeister<br />
Weniger, älter, bunter –<br />
der deutsche demografische Wandel<br />
Mit den Schlagworten „weniger, älter, bunter“ fasste im vergangenen Jahr Rudolf<br />
Grothues von der Geographischen Kommission für Westfalen (Geko) den demografischen<br />
Wandel im ländlichen Raum zusammen. Die Bürgerinnen und Bürger werden<br />
dabei weniger, aber älter und zwischen den einzelnen Regionen Deutschlands finden<br />
weiterhin Wanderbewegungen statt.<br />
Foto: J. Burmeister<br />
Die Daseinsvorsorge für die Bevölkerung im ländlichen Raum steht bereits bei vielen Länderregierungen auf dem Arbeitsplan. Bedarfsgesteuerte<br />
Mobilitätsangebote sind ein Ergebnis. Der Bus im Bild wird von der Rhenus-Veniro-Tochter Niag betrieben.<br />
Dass die Deutschen immer weniger<br />
werden, wird von allen Seiten<br />
vorhergesagt. Uneins sind sich<br />
die Forscher nur in Bezug auf Umfang<br />
und Geschwindigkeit des Rückgangs.<br />
Das Statistische Bundesamt (Destatis)<br />
geht im Rahmen seiner Bevölkerungsvorausberechnung<br />
bei der „Variante<br />
‚mittlere‘ Bevölkerung“ von folgender<br />
Entwicklung aus:<br />
Klare Unterschiede werden nach der<br />
Bevölkerungsprognose 2005 bis 2025<br />
des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und<br />
Jahr 2008 2020 2030 Raumforschung (BBSR) zwischen einzelnen<br />
Räumen auftreten: Erwartet werden<br />
mehr Einwohner beispielsweise im<br />
Untergrenze<br />
82,0 Mio. 79,9 Mio. 77,4 Mio.<br />
Raum München/Ingolstadt/Augsburg,<br />
Obergrenze<br />
82,0 Mio. 80,4 Mio. 79,0 Mio. im Berliner Speckgürtel, im Umfeld<br />
von Hamburg oder in Rheinhessen. Auf<br />
AUTOR<br />
Jürgen Burmeister, Inhaber<br />
von Rad und Tat, dem<br />
ÖPNV-Büro für Beratung<br />
und Kommunikation, sowie<br />
freier Fachjournalist,<br />
Düsseldorf; radundtat@aol.com<br />
der anderen Seite rechnet das BBSR in<br />
seiner Bevölkerungsprognose 2005 bis<br />
2025 mit einem Bevölkerungsrückgang<br />
von mehr als 10 %:<br />
■ in allen neuen Bundesländern mit<br />
Ausnahme der Einzugsräume um<br />
die Zentren Dresden, Leipzig/Halle,<br />
Magdeburg, Rostock und des Berliner<br />
Einzugsbereichs<br />
■ im südlichen Niedersachsen/Harz<br />
■ in der Region Oberpfalz/Bayerischer<br />
Wald<br />
■ im Saarland/Westpfalz<br />
■ im Siegerland/Südwestfalen.<br />
Für die wachsenden Regionen geht<br />
Hartmut H. Topp, bis 2007 Professor<br />
für Mobilität und Transport an der TU<br />
6 Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche
Kaiserslautern, für 2030 von ähnlichen<br />
Verkehrsproblemen wie heute aus: Dort<br />
baut der Nahverkehr sein Angebot weiter<br />
aus und kann seine Verkehrsanteile<br />
halten. In den schrumpfenden Städten<br />
und ländlichen Regionen wird das<br />
Nahverkehrsangebot der rückläufigen<br />
Nachfrage angepasst – wodurch die<br />
Abwärtsspirale aus Abwanderung und<br />
sinkender Attraktivität von Städten und<br />
Regionen noch verstärkt wird. Da sich<br />
zudem die Kapazitätsprobleme im fließenden<br />
und im ruhenden Autoverkehr<br />
bei abnehmender Bevölkerungszahl<br />
entspannen, verschiebt sich das Konkurrenzverhältnis<br />
zwischen öffentlichem<br />
und Individualverkehr tendenziell<br />
zu Gunsten des Pkw.<br />
Deutliche Veränderungen prognostiziert<br />
Destatis auch bei der Alterspyramide:<br />
Jahr Unter 20-Jährige 20- bis 64-Jährige 65-Jährige und älter Gesamt<br />
2010 15,0 Mio. 49,7 Mio. 16,8 Mio. 81,5 Mio.<br />
2020 13,6 Mio. 47,6 Mio. 18,7 Mio. 79,9 Mio.<br />
2030 12,9 Mio. 42,1 Mio. 22,3 Mio. 77,4 Mio.<br />
Vom demografischen Wandel werde<br />
der ÖPNV besonders hart getroffen<br />
– und dies in mehrfacher Hinsicht, so<br />
Topp [1]:<br />
■ Mit weniger Schülern bricht im ländlichen<br />
Raum der größte Kundenkreis<br />
ein.<br />
■ Weniger Erwerbspersonen bedeuten<br />
weniger Berufsverkehr, die zweite<br />
Säule des Nahverkehrs wackelt.<br />
■ Die heute 30- bis 40-Jährigen und<br />
künftigen Alten sind mit dem Auto<br />
groß geworden und werden auch im<br />
Alter dem Auto näher stehen als dem<br />
Nahverkehr.<br />
Die Daseinsvorsorge für die Bevölkerung<br />
im ländlichen Raum steht daher<br />
bereits bei vielen Länderregierungen<br />
auf dem Arbeitsplan. Überall werden<br />
Pilotprojekte angestoßen, um Wege<br />
zu finden, wie die Auswirkungen des<br />
demografischen Wandels im ländlichen<br />
Raum gemildert werden können.<br />
Gefordert sind dabei Raumplaner und<br />
Verkehrsunternehmen. „Dorfumbau“<br />
heißt ein Schlagwort, um kleine Orte in<br />
der Fläche lebensfähig zu halten. Statt<br />
weiter Neubaugebiete auf der grünen<br />
Wiese zu errichten, ist die Revitalisierung<br />
verfallener Grundstücke und Gebäude<br />
und damit die nachhaltige Entwicklung<br />
von Ortskernen – mit ihrer<br />
vorhandenen Infrastruktur – gefordert.<br />
„Bedarfsgesteuerte Angebotsformen“<br />
heißen die von Verkehrsunternehmen<br />
und Aufgabenträgern eingeschlagenen<br />
Wege, wie die Beispiele des<br />
Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg<br />
(VBB) und von DB Stadtverkehr auf<br />
den folgenden Seiten zeigen, um auf<br />
eine geringer werdende Nachfrage zu<br />
reagieren. Diese umfassen die gesamte<br />
Bandbreite: Rufbusverkehre, Anruf-<br />
Sammeltaxis, Bürgerbusse und Fahrgemeinschaften,<br />
die über einen „Dorfladen“<br />
organisiert werden.<br />
Diese spielen auch beim Forschungsprojekt<br />
„Immer mobil“ im<br />
Landkreis Rosenheim eine Rolle. Da Senioren<br />
immer seltener innerhalb der eigenen<br />
Familie lebten, müssten sie – um<br />
mobil zu bleiben – stärker auf öffentliche<br />
Verkehrsmittel zurückgreifen, so<br />
die Erkenntnis der Initiatoren. Ziel des<br />
Projekts sei es, <strong>aktuell</strong> und ortsbezogen<br />
alle verfügbaren Transportdienstleistungen<br />
an den Nutzer zu vermitteln.<br />
Dieser könne sich dann über einfach zu<br />
bedienende mobile Endgeräte, Internet<br />
oder Telefon informieren sowie Fahrten<br />
buchen.<br />
Den neuen Herausforderungen<br />
eines zumindest gebietsweise stark<br />
schrumpfenden, aber in jedem Fall sich<br />
stark verändernden Markts werden sich<br />
die Akteure der Branche stellen müssen.<br />
Die Instrumente dafür stehen bereit<br />
oder befinden sich in der Entwicklung.<br />
Dem neuen Fahrgastmix aus „weniger,<br />
älter, bunter“ wird so auch in Zukunft<br />
ein adäquates Angebot zur Befriedigung<br />
seiner Mobilitätswünsche zur Verfügung<br />
stehen.<br />
LITERATUR<br />
[1] Topp, Hartmut H.: Demographischer Wandel<br />
und Verkehr: Wirkungen und Konsequenzen. In:<br />
Internationales Verkehrswesen, 3/2006<br />
Den Guten eine Chance!<br />
Das ist zentrales Thema der Arbeit von mobifair e.V.<br />
Durch oftmals ruinösen Wettbewerb im Verkehrsmarkt wird die Lebensqualität der<br />
Menschen Stück für Stück zerstört. Seriöse Unternehmen werden aus dem Markt<br />
gedrängt. Wertvolle Grundlagen des gesellschaftlichen Miteinanders werden dem<br />
Profit geopfert - auch Arbeits- und Umweltschutz und der Schutz der Verbraucher.<br />
Um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten, kämpft mobifair gegen unseriöses und<br />
kriminelles Verhalten bei Auftragsvergaben im Verkehrsmarkt.<br />
Der als gemeinnützig eingetragene Verein erarbeitet mit Wissenschaftlern und Juristen<br />
Lösungsvorschläge und nimmt politisch Einfluss auf Gesetzesvorhaben und<br />
Gesetzesänderungen.<br />
Mitglieder bei mobifair sind Verkehrsunternehmen, Verbände, Gewerkschaften und<br />
Einzelpersonen sowie parteiübergreifend Bundestags-, Landtags- und Europaabgeordnete.<br />
Mitmachen, dabei sein! Es lohnt sich<br />
Mit dem neuen<br />
Leitfaden zur Vergabe<br />
von Verkehrsdienstleistungen<br />
gibt mobifair den Auftraggebern<br />
ein rechtlich fundiertes<br />
und praxisbezogenes Vergaberaster<br />
für künftige Ausschreibungen<br />
an die Hand.<br />
NEU !<br />
Leitfaden<br />
mobifair e.V.<br />
Westendstraße 52,<br />
60325 Frankfurt am Main<br />
www.mobifair.eu<br />
Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche<br />
7
Interview<br />
„Wir rütteln nicht am ÖPNV als<br />
Aufgabe der Daseinsvorsorge“<br />
Patentrezepte für die Probleme des Nahverkehrs auf dem Land gibt es nicht, wohl<br />
aber Anpassungsdruck, macht Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer (CSU) im<br />
Interview mit „ÖPNV <strong>aktuell</strong>“ deutlich. In Fernbuslinien und der E-Mobilität erblickt<br />
er Chancen. Zu Kernfragen wie der künftigen Finanzierung, der Verwendung von Infrastrukturentgelten<br />
und dem Rechtsrahmen vermeidet er Festlegungen. Die Fragen<br />
stellte Chefredakteur Markus Schmidt-Auerbach.<br />
Herr Minister, bei Ihrem Amtsantritt haben<br />
Sie den ländlichen Raum zu einem<br />
Schwerpunkt Ihrer Arbeit erklärt. Wie<br />
können Sie den Flächenländern und den<br />
Landkreisen helfen, weiterhin Nahverkehr<br />
als Aufgabe der Daseinsvorsorge<br />
zu garantieren – trotz leerer öffentlicher<br />
Kassen, Schuldenbremse und der demografischen<br />
Entwicklung?<br />
Die christlich-liberale Bundesregierung<br />
bekennt sich klar zum öffentlichen<br />
Personennahverkehr. Er ist unverzichtbarer<br />
Bestandteil der Daseinsvorsorge<br />
– auch und gerade in den ländlichen Regionen.<br />
Hier brauchen wir ein Grundangebot<br />
im öffentlichen Verkehr. Anrufsammeltaxen<br />
und Busse, die auf Abruf<br />
je nach Bedarf bestellt werden, können<br />
zum Beispiel eine Lösung sein.<br />
Für Stadt und Land gilt: Der ÖPNV<br />
muss für alle zugänglich, umweltfreundlich<br />
und bezahlbar sein. Hinzu<br />
kommt: Der Bevölkerungsrückgang<br />
insbesondere in den ländlichen Räumen<br />
und die alternde Gesellschaft erfordern,<br />
das Angebot entsprechend anzupassen<br />
– etwa durch mehr Barrierefreiheit an<br />
Bahnhöfen.<br />
Mit Jürgen Rüttgers ist kürzlich ein prominenter<br />
Unionspolitiker angesichts der<br />
Wirtschaftskrise vom Grundsatz „Privat<br />
vor Staat“ abgerückt. Ist damit auch ein<br />
neuer Akzent für den künftigen Rechtsrahmen<br />
im Nahverkehr vorgezeichnet,<br />
oder wollen Sie umgekehrt private Elemente<br />
im Personenbeförderungsgesetz<br />
(PBefG) und in den Finanzierungsinstrumenten<br />
sogar stärken?<br />
Der öffentliche Personennahverkehr<br />
auf Schiene und Straße ist eine<br />
Aufgabe der Daseinsvorsorge. An diesem<br />
Grundsatz werden wir auch bei<br />
Dr. Peter Ramsauer, seit Herbst 2009 Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung,<br />
möchte Trassenerlöse möglichst in den Infrastrukturunternehmen zurückhalten.<br />
der anstehenden Novellierung des<br />
Personenbeförderungsgesetzes nicht<br />
rütteln. Wichtig ist aber auch, dass die<br />
bestehende Anbietervielfalt erhalten<br />
bleibt. In diesem Sinne haben wir uns<br />
im Koalitionsvertrag dafür ausgesprochen,<br />
den Vorrang für kommerzielle<br />
Verkehre zu gewährleisten. Das geltende<br />
Personenbeförderungsgesetz trägt<br />
diesen Zielen bereits weitgehend Rechnung.<br />
Das neue PBefG wird nach dem Willen<br />
der Koalition Busfernlinien erlauben.<br />
Die Länder fürchten die Schwächung<br />
ihrer SPNV-Angebote. Sind die Sorgen<br />
begründet, oder hat eher das private<br />
Busgewerbe Recht, das eine bessere<br />
Versorgung von Mittelstädten und<br />
Randgebieten voraussagt? Tendieren<br />
Sie in diesem Zusammenhang dazu, den<br />
Fernbusmarkt komplett zu liberalisieren<br />
oder dazu, ihn weiterhin durch ein Genehmigungssystem<br />
zu regulieren?<br />
Unser Ziel ist es, mehr Wettbewerb<br />
zwischen Eisenbahnen und Omnibussen<br />
im Fernlinienverkehr zu erreichen. Damit<br />
eröffnen wir den Kunden eine Wahlfreiheit.<br />
Sie können dann auch längere<br />
Strecken kostengünstig mit dem Bus rei-<br />
Foto: T. Heinrici<br />
8 Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche
sen. Das ist zudem umweltfreundlicher.<br />
Stellen Sie sich vor, dass 30 bis 50 Personen<br />
allein im Auto unterwegs sind – im<br />
Vergleich zu einem Reisebus.<br />
Derzeit wird geprüft, wie wir unsere<br />
Ideen im Detail umsetzen können. Negative<br />
Auswirkungen für den Schienenpersonennahverkehr<br />
erwarte ich nicht.<br />
Ihre Kollegen in den Ländern fordern<br />
den Bund auf, den SPNV zu stärken –<br />
durch eine rasche und großzügige Revision<br />
des Regionalisierungsmittelgesetzes,<br />
aber auch durch Vorgaben an die<br />
Deutsche Bahn, Trassenentgelte ohne<br />
Gewinnabzug zweckgebunden ins Netz<br />
zurückzugeben. Inwiefern unterstützen<br />
Sie diese Vorstellungen, wo unterscheiden<br />
Sie sich, welche Gegenforderungen<br />
an die Länder haben Sie?<br />
Wir stellen den Ländern viel Geld<br />
zur Verfügung – rund 6,7 Mrd. EUR<br />
jährlich. Diese Summe steigt bis 2014<br />
auf rund 7,3 Mrd. EUR. Damit finanzieren<br />
die Länder den Schienenpersonennahverkehr<br />
oder verbessern ihre<br />
ÖPNV-Angebote. Ab 2015 unterliegen<br />
diese Mittel einer Revision, bei der auch<br />
die Länder beteiligt werden. Was ihre<br />
Frage nach den Trassenpreisen angeht:<br />
Wir prüfen ein Modell, nach dem die<br />
Trassenerlöse und Stationsentgelte in<br />
den Eisenbahninfrastrukturunternehmen<br />
verbleiben sollen. Hier stehen wir<br />
allerdings noch am Anfang.<br />
Herr Minister, Sie wollen mit Ihren Kollegen<br />
in der Bundesregierung die Elektromobilität<br />
massiv voran bringen. Welche<br />
Chancen ergeben sich dadurch für den<br />
Nahverkehr auf dem Land – oder wird<br />
diese Mobilitätsform bald ihren Umweltvorteil<br />
gegenüber dem Pkw verlieren?<br />
Elektromobilität und der öffentliche<br />
Nahverkehr konkurrieren nicht miteinander.<br />
Im Gegenteil: Durch saubere<br />
Elektroantriebe kann der ÖPNV noch<br />
umweltfreundlicher werden. Wir fördern<br />
die Elektromobilität unter anderem<br />
mit unserem Programm „Modellregionen“<br />
und geben dafür 115 Mio.<br />
EUR aus dem Konjunkturpaket II. Hierbei<br />
untersuchen wir insbesondere das<br />
Zusammenspiel von Elektromobilität<br />
und dem öffentlichem Verkehr. Wichtige<br />
Partner sind hier Mobilitätsdienstleister<br />
wie die Deutsche Bahn AG oder<br />
die kommunalen und städtischen Verkehrsbetriebe.<br />
In unserer Modellregion Hamburg<br />
testet die Hamburger Hochbahn seit<br />
Mitte April die ersten seriellen dieselelektrischen<br />
Hybridbusse im Liniendienst.<br />
Diese Busse können auf Teilstrecken<br />
oder beim Anfahren rein elektrisch<br />
und damit emissionsfrei fahren. Die<br />
Batterie wird durch die Bremsenergie<br />
wieder aufgeladen. Der Dieselmotor<br />
wird nur noch bei leerer Batterie und zur<br />
elektrischen Stromerzeugung genutzt.<br />
Er treibt das Fahrzeug nicht mehr direkt<br />
an.<br />
Das Interview wurde geführt am 6. Mai 2010 –<br />
vor der NRW-Wahl und nach der Steuerschätzung.<br />
Diesel-Abgassysteme<br />
ÖPNV – vorbildlich sauber<br />
EURO III EEV / EURO V<br />
Mit dem Sintermetallfilter (SMF ® ) können Busse des ÖPNV bereits<br />
seit längerem 100% rußfrei betrieben werden. Für die Reduzierung<br />
der gasförmigen Schadstoffe wie Stickoxide bieten wir in Kombination<br />
mit einem SMF ® die innovative SCRT ® Nachrüstlösung für Busse an.<br />
Das SCRT ® -<strong>System</strong> entfernt nicht nur Rußpartikel bis zur Nachweisgrenze,<br />
sondern reduziert auch Stickoxide nahezu vollständig aus<br />
Dieselabgasen. Das Ergebnis: EURO III Busse erreichen mit SCRT ®<br />
die EURO V Grenzwerte und erfüllen sogar den EEV-Standard.<br />
SCRT ® – Selective Catalytic Reduction Technology<br />
AdBlue ®<br />
Rußpartikel frei<br />
Stickoxide frei<br />
Dieselweg 12 Telefon +49 2373 987-555 nfz-vertrieb@hjs.com<br />
D-58706 Menden/Sauerland Telefax +49 2373 987-209 www.hjs.com<br />
Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche<br />
9
Strategie<br />
Dagmar Rees<br />
S-Bahn auf dem Land lohnt sich<br />
Es geht. S-Bahn auf dem Land ist möglich, zumindest in der Region Schwarzwald-<br />
Baar-Heuberg. Wie gut sie in Euro und Cent ausgedrückt läuft, ist jedoch erstaunlich<br />
schwer zu erfahren.<br />
Foto: Zweckverband Ringzug Schwarzwald-Baar-Heuberg<br />
Selbst Pendler nutzen den Ringzug gern. 20 % der Fahrgäste sind Wahlkunden.<br />
Die Landkreise geben offiziell keine<br />
Zahlen über ihre Fahrgeldeinnahmen<br />
heraus. Gleichzeitig<br />
feiern alle Beteiligten den Ringzug als<br />
Erfolgsmodell. Zu Recht, denn die Fahrgastzahlen<br />
sind seit Beginn beträchtlich<br />
gestiegen, von 9.000 Fahrgästen<br />
pro Werktag im Juni 2005 auf 13.000<br />
im Herbst 2009. Die Bahnen fahren in<br />
Spitzenzeiten teilweise im 30-Minuten-<br />
Takt. Bei einigen Fahrten mussten Parallelverkehre<br />
mit Bussen eingerichtet<br />
werden, damit alle, die mit wollen, auch<br />
mit können. Der Ringzug hat es geschafft,<br />
in einer Region, in der auf 100<br />
Einwohner 67 Autos kommen, Pendler<br />
an sich zu binden und den ÖPNV zur<br />
gern genutzten Alternative zu machen.<br />
Die Zurückhaltung der Landkreise<br />
bei der Angabe der Fahrgeldeinnahmen<br />
dürfte in diesem Fall nicht auf Geldmangel<br />
hinweisen, sondern eher auf<br />
das Gegenteil. Der Blick in Kreistagsprotokolle<br />
und den 2007 geänderten Finanzierungsvertrag<br />
zwischen Land und<br />
Landkreisen zeigt, warum es den Landkreisen<br />
eventuell peinlich sein könnte,<br />
AUTORIN<br />
Dipl. agr. ing. Dagmar<br />
Rees, freie Wirtschaftsjournalistin,<br />
Frankfurt am<br />
Main; d.rees@t-online.de<br />
über die Fahrgeldeinnahmen offen zu<br />
reden.<br />
Der Ringzug startete mit starker<br />
politischer Unterstützung. Bevor die<br />
erste Bahn im September 2003 fuhr, gab<br />
es zum Teil starke Widerstände in der<br />
Region – etwa von Busunternehmen,<br />
die um ihre Verkehre fürchteten, aber<br />
auch von Bürgern. Doch mit dem damaligen<br />
Ministerpräsidenten Erwin Teufel,<br />
dessen Wohnort Spaichingen und<br />
Wahlkreis Villingen-Schwenningen im<br />
Landkreis Tuttlingen liegen, und dem<br />
damaligen Verkehrsminister Hermann<br />
Schaufler hatte das Projekt auf Landesebene<br />
starke Fürsprecher. Zudem waren<br />
die Landkreise Rottweil, Tuttlingen und<br />
Schwarzwald-Baar-Kreis bereit, sich an<br />
dem erwarteten Defizit zu beteiligen.<br />
Finanzierungsregelung<br />
Das ursprüngliche Finanzierungsmodell<br />
war relativ klar: Das Land bringt<br />
jene 2,6 Mio. EUR ein, die es bisher an<br />
DB-Regio für den SPNV in der Region<br />
zahlte. Nach der Verrechnung von Einnahmen<br />
und Kosten teilen sich Land<br />
und Landkreise das verbleibende Defizit<br />
je zur Hälfte.<br />
Nachdem zu Anfang einiges beim<br />
Ringzug schief lief, die Trassenkosten<br />
der DB Netz AG stärker stiegen<br />
10 Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche
als kalkuliert und auch die Kosten des<br />
Neu- und Umbaus der Stationen um<br />
42 % höher ausfielen als projektiert,<br />
verhandelten das Land Baden-Württemberg<br />
und die Landkreise nach. Der<br />
Finanzierungsvertrag von 2007 verteilt<br />
die Risiken neu und friert gleichzeitig<br />
die von den Landkreisen zu zahlenden<br />
Beträge ein. Die großen unkalkulierbaren<br />
Kostenrisiken übernahm das Land<br />
Baden-Württemberg: Es sicherte zu,<br />
künftig allein Erhöhungen bei Trassen-<br />
und Stationspreisen der Deutschen<br />
Bahn und Betriebskosten der landeseigenen<br />
Hohenzollerischen Landesbahn<br />
(HzL) zu tragen. Als Kostenrisiko für<br />
die Landkreise blieben nur noch Erhöhungen<br />
der Infrastrukturkosten bei den<br />
nicht-bundeseigenen (NE)-Bahnen, die<br />
allerdings nur einen kleinen Teil der<br />
Ringzugstrecke ausmachen.<br />
Des Weiteren wurde vereinbart,<br />
dass die Landkreise nicht mehr alle Einnahmen<br />
aus dem Ringzug, also Fahrgelder<br />
und Ausgleichzahlungen für die<br />
Schülerbeförderung nach § 6a AEG, in<br />
die Finanzierung einbringen müssen,<br />
sondern maximal 2,45 Mio. EUR aus<br />
Fahrgeldeinnahmen und 1,43 Mio. EUR<br />
aus dem § 6a-Ausgleich, zusammen also<br />
3,88 Mio. EUR.<br />
Die Berechnung des gemeinsam zu<br />
tragenden Defizits wurde damit weitgehend<br />
von <strong>aktuell</strong>en Kosten und Einnahmenentwicklungen<br />
abgekoppelt: Das<br />
Land übernimmt die steigenden Kosten,<br />
die Landkreise behalten Einnahmeerhöhungen,<br />
sobald die Einnahmen mehr<br />
als 3,88 Mio. EUR betragen. Da die Kalkulationsdaten<br />
damit praktisch beinahe<br />
eingefroren wurden, kann sich seit 2007<br />
der errechnete, hälftig zu teilende Zuschussbedarf<br />
wenig verändern, weder<br />
nach oben noch nach unten. Laut der<br />
Anlage zum Finanzierungsvertrag beträgt<br />
der Zuschussbedarf 3,3 Mio. EUR,<br />
hälftig geteilt 1,65 Mio. EUR für das<br />
Land und 1,65 Mio. EUR für die Landkreise.<br />
Diese 1,65 Mio. EUR sind für<br />
die Landkreise zusätzlich gedeckelt,<br />
so dass sie fast überhaupt kein Risiko<br />
tragen, mehr an Zuschüssen zahlen zu<br />
müssen.<br />
Zum Zeitpunkt der Verhandlungen<br />
muss schon klar gewesen sein,<br />
dass die Landkreise die geforderten<br />
3,88 Mio. EUR aus den Einnahmen<br />
beinahe allein mit den pauschalierten<br />
Ausgleichzahlungen für die Schüler-<br />
Die Streckenkarte zeigt, wie der Ringzug zu seinem Namen kam.<br />
beförderung decken können, denn sie<br />
werden im gleichen Vertrag in ihrer<br />
tatsächlichen Höhe genannt. Sie betragen<br />
3,7 Mio. EUR jährlich und sind bis<br />
Ende August 2013 garantiert. Zu vermuten<br />
ist, dass deshalb im geänderten<br />
Finanzierungsvertrag zusätzliche jährliche<br />
Sonderzahlungen der drei Landkreise<br />
an das Land von zusammen<br />
Aufwand der Landkreise<br />
aus den Fahrgeldeinnahmen<br />
max. 2,45 Mio. EUR<br />
aus 6a-Ausgleich<br />
max. 1,43 Mio. EUR<br />
50 % des Betriebsdefizits max. 1,65 Mio. EUR<br />
Sonderzahlung der Kreise ans Land 750.000 EUR<br />
höhere Infrastrukturkosten (NE)-Bahnen variabel<br />
Summe der Zahlungen<br />
6,28 Mio. EUR<br />
Einnahmen der Landkreise<br />
aus 6a-Ausgleich<br />
Fahrgeldeinnahmen<br />
Summe der Einnahmen, die bei Änderung<br />
des Finanzierungsvertrags schon gesichert<br />
oder höchstwahrscheinlich waren<br />
750.000 EUR vereinbart wurden. Geht<br />
man jetzt davon aus, dass die im Vertrag<br />
kalkulierten Fahrgeldeinnahmen<br />
von 2,45 Mio. EUR zum Zeitpunkt<br />
der Vertragsschließung tatsächlich<br />
erwirtschaftet wurden, reichten diese<br />
Fahrgeldeinnahmen damals schon<br />
aus, um den vertraglich vereinbarten<br />
Zuschuss der Landkreise von maximal<br />
3,7 Mio. EUR<br />
wahrscheinlich mindestens 2,45 Mio.<br />
EUR, da mit diesem Betrag schon im<br />
Vertrag von 2007 gerechnet wurde;<br />
laut Fahrgastentwicklung eher mehr<br />
6,15 Mio. EUR<br />
Tab. 1: Laut Finanzierungsvertrag von 2007 festgelegte Zahlungen der Landkreise für den<br />
Ringzug pro Jahr<br />
Quelle: Vertrag zur Änderung des Vertrags zur Finanzierung des Ringzugs zwischen Baden-Württemberg und Landkreisen, rückwirkend zum 1. Januar 2007 in Kraft getreten<br />
Karte: Zweckverband Ringzug Schwarzwald-Baar-Heuberg<br />
Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche<br />
11
Strategie<br />
1,65 Mio. EUR und die Sonderzahlungen<br />
von 750.000 EUR, zusammen<br />
2,4 Mio. EUR, zu decken. Nimmt der<br />
Ringzug mehr als 2,45 Mio. EUR ein,<br />
trägt sich damit das Ringzugangebot<br />
finanziell für die Landkreise nicht<br />
nur selbst, sondern bringt zusätzliche<br />
Gelder für den ÖPNV in den Landkreisen.<br />
Wie hoch die Fahrgeldeinnahmen<br />
heute tatsächlich sind, kann man nur<br />
vermuten. Hinweise können die Fahrgastzahlen<br />
geben, die laut Protokoll des<br />
Ausschusses für Verwaltung und Wirtschaft<br />
des Schwarzwald-Baar-Kreises<br />
im Juni 2005 bei 9.000 Fahrgästen pro<br />
Werktag lagen, im Herbst 2009 nach<br />
Angaben des Zweckverbands Ringzug<br />
bei 13.000 pro Werktag.<br />
Attraktiv für Pendler<br />
Der Ringzug ist aufgrund der attraktiven<br />
Preispolitik der Verkehrsverbünde,<br />
des zuverlässigen Betriebs der<br />
Hohenzollerischen Landesbahn und<br />
der guten Taktung zu einer echten Alternative<br />
für viele Berufspendler geworden.<br />
Der Zweckverband beziffert<br />
den Anteil der Wahlkunden auf 20 %<br />
– für den ländlichen Raum hoch. Zur<br />
Auslastung außerhalb der Spitzenzeiten<br />
tragen vielfältige Marketingaktionen<br />
bei, die den Ringzug zum festen<br />
Bestandteil der sportlichen und kul-<br />
FAKTEN<br />
Der Ringzug in Zahlen<br />
Aufgabenträger: Land Baden-Württemberg<br />
Betrieb:<br />
Hohenzollerische Landesbahn AG (HzL)<br />
Vertrieb, Manage -<br />
ment und Marketing: Zweckverband Ringzug Schwarzwald-Baar-Heuberg<br />
(Mitglieder: Landkreise Rottweil, Tuttlingen, Schwarzwald-Baar-Kreis),<br />
EVU<br />
Zugkilometer: 1,26 Mio.<br />
Haltestellen: 51 (davon 19 neu, 14 reaktiviert, vier verlegt)<br />
Züge: 20 Regio-Shuttle und ein zusätzlicher NE 81<br />
Fahrgäste:<br />
13.000/Werktag<br />
Verkehrsverbünde: Rottweil (VVR), Tuttlingen (TUTicket), Schwarzwald-Baar-<br />
Kreis (VSB)<br />
Konzept:<br />
S-Bahn-ähnlicher Verkehr zwischen den Städten Rottweil,<br />
Tuttlingen, Donaueschingen, Villingen-Schwenningen,<br />
mindestens 2-Stunden-Takt auch am Wochenende, in<br />
Spitzenzeiten und/oder auf stark befahrenen Abschnitten<br />
1-Stunden- bis 30-Minuten-Takt; gute Taktung zum Fernbahnnetz;<br />
Sonderfahrten bei sportlichen und kulturellen<br />
Ereignissen in der Region; günstige Tarife.<br />
DR<br />
turellen Ereignisse in der Region machen.<br />
Die Landkreise haben beim Start<br />
des Projekts konsequent das Nahverkehrsangebot<br />
auf ihren Regionalzug<br />
ausgerichtet und damit den Ringzug<br />
gestärkt – und nicht nur den Ring -<br />
zug.<br />
Selbst die größten Gegner des<br />
Ringzugs, die Busunternehmen, die zu<br />
Beginn von Linienkürzungen betroffen<br />
waren, zeigen sich heute versöhnlich:<br />
„Die Zeit hat gezeigt, dass sich die Situation<br />
für Zug und Zubringer so entwickelt<br />
hat, dass letztendlich alle damit<br />
leben können und heute für die Fahrgäste<br />
eine sinnvolle Kombination von<br />
Bus und Bahn möglich ist,“ kommentiert<br />
der Verband Baden-Württembergischer<br />
Omnibusunternehmer (WBO)<br />
auf Anfrage von „ÖPNV <strong>aktuell</strong>“ die<br />
S-Bahn für die Region Schwarzwald-<br />
Baar-Heuberg.<br />
KURZINTERVIEW MIT …<br />
… Enrico Musial, Geschäftsführer des Zweckver bands Ringzug Schwarzwald-Baar-Heuberg<br />
Herr Musial, wie geht es weiter mit dem Ringzug, wenn<br />
der Vertrag 2012 ausläuft?<br />
Ich gehe davon aus, dass der Ringzug vom Umfang her so<br />
bleiben wird, wie er ist.<br />
Gefährden rückläufige Schülerzahlen die Finanzie rung<br />
des Ringzugs?<br />
Wie sich der Rückgang der Schülerzahlen auswirkt, hängt<br />
letztendlich von der Planung der Schulstandorte ab.<br />
Augenblicklich ist es so, dass durch die Einführung der<br />
Werksrealschulen und die Verteilung der Klassenstufen<br />
auf unterschiedliche Schulstandorte der Schülerverkehr<br />
eher zunimmt.<br />
Wie haben Sie den Anteil von 20 % Wahlkunden<br />
erreicht?<br />
Unsere Kunden können rechnen und nutzen es, dass eine<br />
Jahreskarte für den Ringzug deutlich günstiger ist als die<br />
Spritkosten für den Pkw.<br />
Haben andere ÖPNV-Anbieter wie Busunternehmen<br />
Umsätze verloren?<br />
Der Ringzug hat das ganze <strong>System</strong> gepuscht.<br />
Was sind die wichtigsten Erfolgsfaktoren?<br />
Für den Ringzug war es gut, dass von Anfang an ein<br />
Bruttovertrag abgeschlossen wurde. Die Landkreise<br />
haben konsequent Parallelverkehr eingestellt und die<br />
Buslinien auf den Ringzug ausgerichtet. Das Ringzugkonzept<br />
blieb im Laufe der Jahre stabil. Die Kunden mussten<br />
sich nicht jedes Jahr neu auf andere Zeiten und Takte<br />
einstellen.<br />
Wo gibt es Probleme?<br />
Zu Spitzenzeiten ist das <strong>System</strong> auf manchen Strecken<br />
heute schon so überlastet, dass wir wieder parallele<br />
Busverkehre eingerichtet haben. Wir brauchen mehr<br />
Züge.<br />
Was würden Sie jenen raten, die heute ein solches<br />
Projekt in Angriff nehmen wollen?<br />
Mit dem Aufgabenträger sollte nicht nur die Finanzierung<br />
vorab geklärt werden, sondern auch die Aufgabenverteilung.<br />
Auch empfiehlt es sich, bei den Finanzierungsvereinbarungen<br />
nicht nur den schlechtesten Fall zu berücksichtigen,<br />
sondern auch den Fall, dass das Projekt sich über alle<br />
Erwartungen hinaus gut entwickelt.<br />
DR<br />
12 Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche
Uwe Rennspieß<br />
Differenziertes Bild<br />
bei differenzierter Bedienung<br />
Angesichts der finanziellen Engpässe bei Kreisen und Kommunen ist und bleibt für<br />
die Verkehrsunternehmen als Aufgabe Nummer Eins, kostenbewusst und wirtschaftlich<br />
zu arbeiten. Damit steigt die Notwendigkeit differenzierter Bedienmodelle für<br />
unterschiedliche Nachfragesituationen.<br />
Schon in den 1980er Jahren haben<br />
der Regionalverkehr Münsterland<br />
(RVM), der Regionalverkehr Ruhr-<br />
Lippe (RLG) und die Verkehrsgesellschaft<br />
Kreis Unna (VKU) systematisch<br />
damit begonnen, das klassische Linienbusangebot<br />
durch Schnellbusse, Regiobusse,<br />
Stadtbusse, Nachtbusse, Taxibusse,<br />
Anrufsammeltaxis und Bürgerbusse<br />
zu ersetzen. Die Unternehmensgruppe<br />
der Westfälischen Verkehrsgesellschaft<br />
(WVG) verfügt daher über langjährige<br />
Erfahrungen in diesem Bereich.<br />
Bedarfsverkehr als Ergänzung<br />
Der Einsatz bedarfsgesteuerter Angebote<br />
wird in der Fachliteratur manchmal<br />
als Patentrezept für eine schwache<br />
Nachfrage in ländlichen Regionen dargestellt.<br />
So entsteht der Eindruck, man<br />
könne damit Geld sparen und habe<br />
trotzdem die Lösung für Bevölkerungsrückgang<br />
oder zunehmende Überalterung<br />
im ländlichen Raum. Nach den<br />
Erfahrungen der WVG-Gruppe muss<br />
dieses Bild differenziert werden.<br />
Bedarfsgesteuerte Verkehre, die<br />
nur dann fahren, wenn sich der Fahrgast<br />
vorher anmeldet, können in vielen<br />
Fällen dafür sorgen, dass bei geringer<br />
werdender Nachfrage die Angebote<br />
nicht ganz eingestellt werden und ein<br />
bezahlbares Grundangebot erhalten<br />
bleibt. So sind ganze Netze von Taxibuslinien<br />
in den Kreisen Coesfeld und<br />
AUTOR<br />
Dr. phil. Uwe Rennspieß,<br />
West fälische Verkehrsgesellschaft<br />
mbH, Abteilungsleiter<br />
Verkehrsmanagement,<br />
Münster;<br />
uwe.rennspieß@wvg-online.de<br />
Schnellbus-Doppeldecker<br />
Borken entstanden. Sie verbinden im<br />
Takt Grundzentren mit wenigen Einwohnern.<br />
Daneben gibt es Beispiele, in<br />
denen der Taxibus das Regiobus- und<br />
Schnellbusangebot in den Abendstunden<br />
und am Wochenende ergänzt. In<br />
vielen Fällen dient er auch als Zu- oder<br />
Abbringer nachfragestarker Linien.<br />
Dabei darf aber nicht vergessen<br />
werden, dass der Anteil der Fahrgäste,<br />
die bedarfsgesteuerte Angebote nutzen,<br />
trotz der rund 180 Taxibuslinien<br />
der WVG-Gruppe unter einem Prozent<br />
liegt. Taxibusse sind Ergänzungen der<br />
Foto: WVG<br />
Angebotsstruktur, können diese aber<br />
nicht ersetzen. Nahverkehr lebt von<br />
Bündelungseffekten und von Netzen,<br />
deren Hauptadern Bus- oder Bahnlinien<br />
sind, die schwächeren Linien bringen<br />
die Fahrgäste zu den Umsteigepunkten.<br />
In wirtschaftlicher Hinsicht ist der<br />
bedarfsgesteuerte Verkehr nur dann<br />
preiswerter als der Buseinsatz, wenn es<br />
sich um kleine Fahrgastgruppen handelt.<br />
Die RVM hat beispielsweise vor<br />
einiger Zeit die Taxibuslinie zwischen<br />
Lüdinghausen, Nordkirchen und dem<br />
Bahnhof Capelle wieder auf den Betrieb<br />
mit einem Kleinbus umgestellt, nachdem<br />
sich herausgestellt hatte, dass fast<br />
alle Fahrten abgerufen wurden und teilweise<br />
drei Taxen hintereinander fuhren.<br />
Bürgerbusse als<br />
preiswerte Alternative?<br />
Ähnlich wie bei den Taxibussen hat die<br />
RVM sich auch schon früh der Angebotsform<br />
Bürgerbus angenommen und<br />
bietet heute mit dem Bürgerbus Heek-<br />
Legden den ersten deutschen Bürgerbus<br />
überhaupt. Er kann in diesem Jahr<br />
seinen 25. Geburtstag feiern. Die ehrenamtlichen<br />
Fahrer können in Kleinbussen<br />
bis zu acht Fahrgäste befördern.<br />
Die RVM betreut heute neun solcher<br />
Projekte, die Erfahrungen sind positiv.<br />
Allerdings ist die Wirkungsmöglichkeit<br />
von Bürgerbussen meist auf einen kleinen<br />
überschaubaren Radius begrenzt.<br />
Sie sind das geeignete Angebot insbesondere<br />
dann, wenn eine unzureichende<br />
Taxiinfrastruktur keine bedarfsgesteuerten<br />
Verkehre zulässt.<br />
Da ein tragfähiger Verein wesentliche<br />
Voraussetzung für den Erfolg von<br />
Bürgerbusprojekten ist, lassen sich solche<br />
Angebote nur schlecht von außen<br />
Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche<br />
13
Strategie<br />
Der Taxibus ist eine flexible Ergänzung des Regiobus-Angebots.<br />
planen oder von der Politik verordnen.<br />
Ohne eine ausreichende Zahl an Bürgerinnen<br />
und Bürgern, die in ihrer Freizeit<br />
oder im Ruhestand ehrenamtlich am<br />
Steuer der Kleinbusse sitzen, können<br />
diese Verkehre nicht angeboten werden.<br />
Schnellbusse für starke Achsen<br />
Im Mai 2010 wurde die erste Schnellbuslinie<br />
der WVG-Gruppe 20 Jahre alt.<br />
Der Ausbau dieses erfolgreichen Angebots<br />
auf inzwischen 16 Linien für schienenferne,<br />
nachfragestarke Korridore hat<br />
schon mehrfach Schlagzeilen gemacht.<br />
Am erfolgreichsten sind die Schnellbusse<br />
mit ihrem besonder en Fahr zeugkomfort<br />
(Reisebusbestuhlung, Zeitungsauslage,<br />
Hörservice) dort, wo Schnellstraßen<br />
oder Autobahnen mit Tempo 100 km/h<br />
genutzt werden können.<br />
Foto: WVG<br />
Auf der Geburtstagslinie, der S 90<br />
zwischen Lüdinghausen, Senden und<br />
Münster, hat sich die Fahrgastzahl in<br />
den zurückliegenden 20 Jahren auf<br />
heute etwa 3.000 Kunden pro Werktag<br />
verdreifacht. Auf ähnliche Steigerungen<br />
von heute 2.800 Fahrgästen<br />
pro Werktag kann auch die 70 km<br />
lange Schnellbuslinie S 70 zwischen<br />
Vreden, Ahaus und Münster zurück -<br />
blicken.<br />
Da es sich aber um Lastrichtungsverkehr<br />
handelt – morgens ins Oberzentrum<br />
Münster und nachmittags<br />
wieder heraus, wird die Wirtschaftlichkeit<br />
dieser beiden nachfragestarken Linien<br />
durch viele erforderliche Einsatzwagen<br />
eingeschränkt. Vor diesem Hintergrund<br />
ist die RVM dazu übergegangen,<br />
auf beiden Linien in den Spitzen<br />
Doppelstockfahrzeuge einzusetzen,<br />
und zwar drei auf der Linie S 90 und<br />
zwei auf der S 70. In gleicher Anzahl<br />
sind dadurch Einsatzwagen eingespart<br />
worden. Bei der jüngsten Schnellbuslinie<br />
der WVG-Gruppe zwischen Bergkamen<br />
und Dortmund verkehren ausschließlich<br />
Doppelstockbusse, so dass<br />
bei der WVG-Gruppe jetzt acht solcher<br />
Fahrzeuge im Einsatz sind.<br />
SETRA-DOPPELDECKER<br />
Doppeldecker-Neukauf rechnet sich doppelt<br />
Insbesondere zu den Spitzenzeiten verzeichnet die Regionalverkehr Münsterland GmbH auf ihren Schnellbuslinien S 70/71<br />
(Münster– Ahaus – Vreden) und S 90/91/92 (Münster– Senden – Lüdinghausen) eine große Nachfrage – mit weiter steigender<br />
Tendenz. Um auf Schnellstraßen oder der Autobahn A 43 mit der erlaubten Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h fahren zu<br />
können, sind stehende Fahrgäste nicht zugelassen. Also muss das Unternehmen für eine ausreichend hohe Anzahl von Sitzplätzen<br />
sorgen. Der Einsatz von Gelenkbussen mit nur zwei<br />
Türen bildete den ersten Ansatz. Aber insbesondere die<br />
nicht mit Sitzplätzen ausgestatteten Gelenke stellten „totes<br />
Kapital“ dar. So war neben den 18-m-Fahrzeugen der zusätzliche<br />
Einsatz von 12-m-Wagen notwendig – eine teure,<br />
aber aus Kundensicht notwendige Angelegenheit. Als Ersatz<br />
bot sich der Einsatz von Doppeldeckerbussen als wirtschaftliche<br />
und zugleich komforta ble Lösung an. Die erste<br />
Generation der Fahrzeuge mit zwei Ebenen wurde zwischen<br />
2007 und 2009 durch fünf neue Setra S 431 DT Doppeldecker<br />
ersetzt.<br />
Die Busse sind 13,89 m lang und 4,00 m hoch. Insgesamt 84<br />
Sitzplätze finden die Fahrgäste auf den beiden Ebenen, die<br />
über zwei Treppen miteinander verbunden sind. Und wie<br />
alle anderen Schnellbusse gehören Reisebestuhlung, Leselampen,<br />
Musikanschlüsse und Zeitschriften zum Service.<br />
Angetrieben werden die Fahrzeuge von 15,93 l-Euro-IV-Maschinen mit 370 kW des Typs MB O 502 LA. In den neuen Einheiten<br />
kommt erstmals das automatische 12-Gang-Getriebe ZF AS Tronic zum Einsatz. Mit 41 bis 45 l Kraftstoffverbrauch pro<br />
100 km liegen die Setra S 431 DT rund 25 % unter den Werten der alten Doppeldecker. So sparen die neuen Flaggschiffe der<br />
Flotte über ihre Einsatzzeit deutlich mehr Kapital als an Mehraufwand beim Kauf anfiel, lautet das Fazit von Regionalverkehr<br />
Münsterland.<br />
JB<br />
Foto: J. Burmeister<br />
14 Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche
Nachtbusse –<br />
Angebot bis frühmorgens<br />
Nachtbusse sind ein hervorragendes<br />
Beispiel dafür, wie spezielle Zielgruppen<br />
im Freizeitverkehr so angesprochen<br />
werden können, dass es für ländliche<br />
Gebiete zu hohen Fahrgastzahlen<br />
kommt. Der WVG-Gruppe ist es gelungen,<br />
in der Provinzial-Versicherung einen<br />
starken Partner für die erfolgreiche<br />
Vermarktung zu finden – von Nachtbuspartys<br />
über Kinowerbung bis hin zum<br />
einheitlichen Design von Fahrzeug, Haltestelle<br />
und Printmedien. Mittlerweile<br />
nutzt die Zielgruppe viele der bereits 20<br />
Nachtbuslinien ausgiebig. Durch den<br />
seit einigen Jahren erhobenen Nachtbusaufpreis<br />
ist es darüber hinaus gelungen,<br />
das Angebot für die bestellenden<br />
Kommunen auf einigen Linien eigenwirtschaftlich<br />
zu erbringen.<br />
NEUVERGABE VON REGIONALVERKEHREN<br />
Sinkende Verlustabdeckung und Chancen für Mittelständler<br />
Wettbewerb und Wettbewerbsdruck haben im Münsterland zu deutlich geringeren<br />
Zuschüssen der Aufgabenträger an die Verkehrsunternehmen geführt.<br />
Das Kostensenkungsprogramm von Regionalverkehr Münsterland (RVM) war<br />
dabei so erfolgreich, dass der Kreis Steinfurt in seinem Entwurf des Haushaltsplans<br />
für dieses Jahr vermerkte: „Verlustabdeckung für die RVM fällt in 2010<br />
nicht an.“<br />
Noch vor der Sommerpause rechnet die Regionale Nahverkehrsgemeinschaft<br />
Münsterland (RNVM) mit einem Beschluss der vier münsterländischen Kreise<br />
Coesfeld, Borken, Steinfurt und Warendorf für eine Direktvergabe von Nahverkehrsleistungen<br />
an das Unternehmen. Parallel dazu hat die RNVG im Auftrag der<br />
Kreise mit der Ausschreibung von Leistungen begonnen, die von der DB-Tochter<br />
Westfalenbus nicht mehr eigenwirtschaftlich erbracht werden können.<br />
Die beiden ersten Wettbewerbsverfahren gewann das Ochtruper Unternehmen<br />
Reisedienst Veelker, welches zu den Busunternehmen Bils (Telgte), Erfmann<br />
(Nordwalde), Frie (Steinfurt), Hülsmann (Voltlage) und Husmann (Neuenkirchen)<br />
gehört. Zum 1. Januar 2010 übernahm Veelker die Bedienung der Linie R 81 Coesfeld<br />
– Horstmar – Burgsteinfurt. Für den Betrieb leistet der Kreis Coesfeld einen<br />
anteiligen Betrag in Höhe von rund 130.000 EUR, der damit – so das Unternehmen<br />
– etwas unter der bisher an Westfalenbus geleisteten Summe liegt. Anfang<br />
April 2010 konnte Veelker auch die Ausschreibung der Linien R 64 von Münster<br />
nach Havixbeck und 563 von Münster über Havixbeck nach Coesfeld sowie Zusatzverkehre<br />
in der Schülerbeförderung als Linie 564 für sich entscheiden. JB<br />
Fazit<br />
Diese Beispiele sollen deutlich machen,<br />
dass auch differenzierte Bedienung für<br />
jede ländliche Region ein Maßanzug<br />
sein muss. Was etwa im Münsterland<br />
funktioniert, kann in anderen Regionen<br />
anders aussehen. Zudem muss das<br />
Angebot ständig weiter entwickelt und<br />
neuen Situationen angepasst werden.<br />
Wichtig ist dabei, planerisch flexibel zu<br />
bleiben und das Ohr immer am Kunden<br />
zu behal ten.<br />
www.vdv-karriere.de<br />
Bewerber begeistern.<br />
Personal gewinnen.<br />
Beschäftigte binden.<br />
Das Karriere- und Bildungs-Portal<br />
von VDV und VDV-Akademie.<br />
Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche<br />
15
Strategie<br />
Jürgen Burmeister<br />
Alle Register ziehen –<br />
Nahverkehrsstrategie Cochem-Zell<br />
Ob Verbesserung des Angebots, Ausbau der Infrastruktur, Einbeziehung des Tourismus,<br />
Anbieten von Eventverkehren oder eine stetige Öffentlichkeitsarbeit – der Kreis<br />
Cochem-Zell zieht seit 15 Jahren alle Register, um für sein Nahverkehrsangebot eine<br />
entsprechende Nachfrage zu generieren. Jetzt bereitet er sich auf künftige Aufgaben<br />
wie Bevölkerungsrückgang und mehr Senioren vor.<br />
Die Ausgangslage zu Beginn der<br />
1990er Jahre entsprach in Cochem-Zell<br />
der in vielen anderen<br />
Kreisen: Berufspendler waren nach und<br />
nach auf das Auto umgestiegen, die<br />
zunehmende Schülerzahl weitgehend<br />
durch freigestellte Schülerverkehre versorgt<br />
und damit das Nahverkehrsangebot<br />
für die übrigen Kunden auf wenige<br />
Fahrten geschrumpft. Zusammen mit<br />
dem DB Rhein-Mosel-Verkehr (RMV)<br />
begann 1995 die schrittweise Neuausrichtung<br />
und Verbesserung des Nahverkehrsangebots.<br />
Daneben entstanden<br />
mit dem „Freizeitverkehrsdienst“<br />
(FVD) erste Ansätze eines ÖPNV-Angebots<br />
für Jugendliche, Urlauber und<br />
Tagesgäste.<br />
1998 hat der Kreis Cochem-Zell mit<br />
dem RMV folgende Ziele für das künftige<br />
Nahverkehrsangebot formuliert:<br />
■ Schaffung klar strukturierter Linien<br />
mit eindeutigen Linienwegen<br />
■ Aufgabe des FVD in seiner bisherigen<br />
Form und Integration in das Gesamtangebot<br />
■ (Wieder-)Einführung beziehungsweise<br />
Ausweitung des Wochenendverkehrs<br />
■ Vertaktung des Angebots auf Hauptlinien<br />
und Integration in den Rheinland-Pfalz-Takt<br />
■ Modernisierung von Fahrzeugflotte<br />
und Haltestellenausstattung<br />
■ Schaffung von attraktiven Umsteigeanlagen<br />
an Netzknoten<br />
■ Begleitung der Maßnahmen durch<br />
umfangreiches Marketing.<br />
Linien und Bahnhöfe<br />
In den Folgejahren hat der RMV beispielsweise<br />
auf der Verbindung von Cochem<br />
über Landkern nach Kaisers esch<br />
unter dem Markennamen „Enderttakt“<br />
werktags einen Stundentakt eingeführt<br />
sowie das Wochenend- und Abendangebot<br />
verbessert. Auf dem „Calmont-<br />
Express“ Cochem – Ellenz – Bullay bietet<br />
das Unternehmen an allen Tagen der<br />
Woche einen durchgehenden Stundentakt.<br />
Zu den weiteren Angebotsverbesserungen<br />
zählen die Einführung eines<br />
Jugendtaxis und eines Seniorenbusses<br />
zum Staatsbad Bad Bertrich. Auf der<br />
anderen Seite musste das Angebot der<br />
Verbandsgemeinde Zell in der Region<br />
Hunsrück mangels Nachfrage zurückgefahren<br />
werden.<br />
Äußerst flexibel passt der Kreis sein ÖPNV-Angebot an die sich wandelnden Bedürfnisse an.<br />
Foto: J. Burmeister<br />
Parallel trieb der Kreis die Modernisierung<br />
der Infrastruktur voran. Mit<br />
rund 16 Mio. EUR, davon etwa 70 %<br />
Landeszuschüssen, wurden Bahnstationen<br />
und Busbahnhöfe ausgebaut, etwa<br />
der „Umweltbahnhof Bullay“, der kombinierte<br />
Zug-/Busbahnsteig in Kaisersesch,<br />
neue Umsteigeanlagen in Blankenrath<br />
und Ulmen oder der Ausbau<br />
des Bahnhofs Treis-Karden. Im Herbst<br />
2009 begann der Umbau des Bahnhofs<br />
Cochem zu einer kundengerechten Umsteigestelle<br />
zwischen Zug und Bus, für<br />
die Jahre 2011 bis 2013 steht der „Wanderbahnhof<br />
Ediger-Eller“ auf dem Plan.<br />
Freizeitverkehre<br />
Der Freizeitverkehrsdienst Cochem-Zell<br />
ist neben der Schülerbeförderung die<br />
große Einnahmequelle der öffentlichen<br />
Verkehrsträger. Die stetig steigende<br />
Zahl der Urlauber und einheimischen<br />
Erholungssuchenden erlaubt finanziell<br />
den Ausbau des Verkehrsangebots in<br />
Schwachlastzeiten. Eine spezielle Broschüre<br />
bietet Fahrplan und Wandervorschläge<br />
in einem.<br />
In das rheinland-pfälzische „Regioradler“-Angebot<br />
sind auch drei Linien<br />
im Kreisgebiet integriert. Jedem zweiten<br />
Kurs der im Stundentakt verkehrenden<br />
Regiolinie 500 von Cochem nach<br />
Gerolstein wird ein Fahrradanhänger<br />
beigestellt. Der Regioradler Untermosel<br />
pendelt täglich zweimal zwischen Treis-<br />
Karden und Emmelshausen. Die dritte<br />
Linie verbindet Bullay mit Zell.<br />
Aufgrund der guten Nachfrage nach<br />
Anrufsammeltaxi (AST)-Angeboten in<br />
die Hunsrückgemeinden der Verbandsgemeinde<br />
Treis-Karden wird der Fahrplan<br />
ab den Sommerferien 2010 aus<br />
16 Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche
dem Raum Sabershausen über Burgen<br />
an der Mosel durch einen kombinierten<br />
Linien- und AST-Verkehr erweitert. Zeitgleich<br />
startet das AST probeweise auch<br />
nach Kail in der Eifel.<br />
Neuestes Projekt ist der „Burgenbus“.<br />
Seit Anfang Mai 2010 verbindet<br />
dieser als Linie 330 die Bahnhöfe<br />
Treis-Karden und Hatzenport an der<br />
Moselstrecke Koblenz – Cochem – Trier<br />
mit den Burgen Pyrmont und Eltz. Je<br />
viermal samstags und sonntags ist der<br />
Burgenbus unterwegs, der an den Bahnhöfen<br />
Umsteigemöglichkeiten von und<br />
auf den Zug bietet.<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Eng verknüpft mit der Umsetzung der<br />
einzelnen Verbesserungen war eine umfassende<br />
Öffentlichkeitsarbeit. Zu den<br />
Klassikern gehören die „Kreis-Nachrichten“.<br />
Diese werden über die einzelnen<br />
Verbandsgemeinden in alle Haushalte<br />
verteilt. Dabei wird nicht nur auf<br />
Angebotsänderungen, Sonderverkehre<br />
oder Tarifangebote hingewiesen; in jeder<br />
Ausgabe werden auch die Kosten<br />
des privaten Pkw (unter Bezug auf die<br />
jeweils <strong>aktuell</strong>en Kraftstoffpreise) und<br />
des Busverkehrs gegenüber gestellt.<br />
Seit 1998 sind alle Fahrpläne, Angebote<br />
und Daten rund um den Nahverkehr<br />
im Internet abrufbar, ebenso sind weiterhin<br />
gedruckte Fahrpläne erhältlich.<br />
Zudem werben publikumswirksame<br />
Radioveranstaltungen in Kooperation<br />
mit dem SWR immer wieder für den<br />
Nahverkehr im Landkreis.<br />
Angebot, Nachfrage, Zuschüsse<br />
Im Rahmen der Angebotsoffensive<br />
stieg die jährliche Fahrleistung im Kreis<br />
von 1,48 Mio. Bus-km im Jahr 1996<br />
über 2,07 Mio. in 1998 auf 3,05 Mio. im<br />
Jahr 1999. Auf dieser Höhe blieb sie bis<br />
2008, im vergangenen Jahr fuhren die<br />
Busse 3,19 Mio. km, im laufenden Jahr<br />
werden es rund 3,21 Mio. sein.<br />
Wie sich die Angebotsverbesserung<br />
in einer höheren Nachfrage niederschlägt,<br />
zeigen die Beispiele für die<br />
vertakteten Linien 711 Cochem – Bullay<br />
und 713 Cochem – Kaisersesch. 1998<br />
nutzten an einem durchschnittlichen<br />
Werktag 455 Fahrgäste die Linie 711,<br />
bis 2004 stieg die Zahl auf 820, nach der<br />
Angebotsverbesserung im Jahr 2005 auf<br />
1.161. Seitdem ist die Zahl ganz leicht<br />
rückläufig. Samstags nahm die Zahl der<br />
Schülerverkehre spielen grundsätzlich eine tragende Rolle im ÖPNV-Angebot der Region.<br />
Kunden von 139 (1998) auf 650 (2009)<br />
zu, sonntags von 67 auf 317. Auch auf<br />
der 713 stieg die Nachfrage kontinuierlich<br />
an: Werktags von 757 Kunden im<br />
Jahr 1998 auf 1.145 in 2009, samstags<br />
von 44 auf 256 und sonnstags von 18<br />
auf 97.<br />
1996 leistete der Kreis 165.000 EUR<br />
an die Verkehrsunternehmen. In der<br />
Ausbauphase stieg der Zuschuss bis<br />
auf 928.000 EUR im Jahr 1999. In Verbindung<br />
von steigender Nachfrage und<br />
der Optimierung von Fahrleistungen<br />
sank der Betrag bis auf 167.000 EUR in<br />
den Jahren 2006 bis 2008. Allerdings<br />
ist das Angebot seit 2001 in den neuen<br />
Verkehrsverbund Rhein-Mosel einbezogen.<br />
Unter Berücksichtigung der<br />
Gelder an den Verbund in Höhe von<br />
160.000 EUR zahlte der Kreis so im Jahr<br />
2008 327.000 EUR. Angesichts der neuen<br />
Schulstrukturen und der damit einhergehenden<br />
zusätzlichen Fahrleistungen<br />
werden sich die finanziellen Leistungen<br />
in diesem Jahr voraussichtlich<br />
auf 386.000 EUR (ohne Verbund) beziehungsweise<br />
559.000 EUR einschließlich<br />
der Leistungen an den Verbund erhöhen.<br />
Die Zukunft im Blick<br />
Auch der Kreis Cochem-Zell wird in den<br />
nächsten Jahrzehnten von starken Änderungen<br />
in der Bevölkerungsstruktur<br />
betroffen sein. Bei einer insgesamt sinkenden<br />
Bevölkerungszahl – von 65.300<br />
Einwohnern im Jahr 2006 auf voraussichtlich<br />
53.800 im Jahr 2050 – wird die<br />
Zahl der unter 20-Jährigen um rund ein<br />
Drittel abnehmen, die der über 65-Jährigen<br />
um ein Viertel zunehmen.<br />
Um den neuen Herausforderungen<br />
gerecht zu werden, beschloss der<br />
Kreistag im Mai 2009 die Beteiligung<br />
am Pilotprojekt „Neue Formen ÖPNV<br />
im ländlichen Raum“. In Zusammenarbeit<br />
mit der Universität Kaiserslautern<br />
sowie dem Landeswirtschafts- und Verkehrsministerium<br />
sollen Handlungsempfehlungen<br />
für einen attraktiven,<br />
umweltfreundlichen und leistungsfähigen<br />
Nahverkehr in der Fläche entwickelt<br />
werden.<br />
Im laufenden Jahr stehen auf dem<br />
Arbeitsprogramm der Kreisverwaltung<br />
die Anpassung des Nahverkehrsangebots<br />
an die neuen Schulstrukturen,<br />
die Einführung eines Gästetickets, mit<br />
dem unter anderem die Einführung von<br />
Nachtbussen verbunden ist, und weitere<br />
Angebotsverbesserungen wie die<br />
Einrichtung eines Mobilitätsservicezentrums<br />
sowie die Schaffung eines Carsharing-Angebots.<br />
Große Hoffnung setzt<br />
der Landkreis in ein von ihm angeregtes,<br />
noch zu beschließendes Projekt „Mobil<br />
im Hunsrück“. Ziel soll die verkehrliche<br />
und tarifliche Integration flexibler<br />
Bedienformen, insbesondere auch von<br />
Bürgerbussen, in das vorhandene klassische<br />
ÖPNV-Angebot zu seiner sinnvollen<br />
Ergänzung sein. Dabei spielt der<br />
vom Land Rheinland-Pfalz besonders<br />
geförderte künftige Einsatz der Telematik<br />
in allen Formen des öffentlichen Verkehrsangebots<br />
eine große Rolle.<br />
Im schwierigen Umfeld zwischen<br />
knappen Finanzmitteln und stetig zurückgehender<br />
Bevölkerung bemüht sich<br />
der Landkreis Cochem-Zell in seiner<br />
dünn besiedelten Region um eine optimal<br />
der Nachfrage gerecht werdende<br />
Gestaltung des Nahverkehrs. Die Erfol -<br />
ge der Vergangenheit scheinen zu zeigen,<br />
dass das Bündel verschiedener<br />
Maßnahmen in die richtige Richtung<br />
zielt, so dass man sich zutraut, auch für<br />
die Herausforderungen der Zukunft adäquate<br />
Lösungen zu finden.<br />
Foto: J. Burmeister<br />
Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche<br />
17
Flexibilisierung<br />
Stefan Bendrien<br />
Ergänzen, nicht ersetzen –<br />
Bürgerbusse im Angebot<br />
Als Aufgabenträger für den straßengebundenen ÖPNV unterstützt der Zweckverband<br />
Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (ZVBN) über seinen Förderfonds<br />
Planung und Finanzierung von Angebotsverbesserungen. Dazu gehört auch die Einrichtung<br />
von Bürgerbussen zur Ergänzung bestehender Verkehre.<br />
Foto: ZVBN<br />
Die Fahrer der Bürgerbusse arbeiten ehrenamtlich.<br />
Im Gebiet des Verkehrsverbunds Bremen/Niedersachsen<br />
(VBN) halten<br />
derzeit acht Bürgerbusvereine auf<br />
23 VBN-Linien ein hochwertiges Fahrplanangebot<br />
vor. Der erste Bürgerbus<br />
ging 2001 an den Start. Neben den seit<br />
Jahren verkehrenden Fahrzeugen in den<br />
Gemeinden Weyhe, Hude und Ganderkesee<br />
haben seit 2008 auch die Bürgerbusse<br />
in der Stadt Bassum, im Mittelzentrum<br />
Syke sowie in der Gemeinde<br />
Butjadingen ein regelmäßiges Angebot<br />
auf Basis ehrenamtlicher Fahrerinnen<br />
und Fahrer. 2009 kam der Bürgerbus<br />
Kirchlinteln und im April 2010 der Bürgerbus<br />
Sottrum hinzu. Im Mittelzentrum<br />
Westerstede wird eine Betriebsaufnahme<br />
für Sommer 2010 vorbereitet.<br />
Bei den VBN-Bürgerbussen differierten<br />
die Fahrgastzahlen 2009 zwischen<br />
im Schnitt 400 und 2.000 Fahrgästen<br />
pro Monat. Diese große Spannweite<br />
der Fahrgastzahlen korreliert insbesondere<br />
mit siedlungsstrukturellen<br />
Gegebenheiten der Bedienungsgebiete.<br />
In der Summe nutzten 2009 knapp<br />
80.000 Fahrgäste (ohne Kirchlinteln)<br />
das Prinzip Bürgerbus im VBN-Land.<br />
Nach der Devise „Ergänzen, nicht<br />
ersetzen“ funktionieren Bürgerbusse<br />
AUTOR<br />
Dipl.-Geogr. Stefan<br />
Bendrien, Zweckverband<br />
Verkehrsverbund Bremen/<br />
Niedersachsen (ZVBN),<br />
Bereich Planung und Qualität,<br />
zuständig für Qualitätssicherung,<br />
Controlling, Leistungskalkulationen und<br />
Bürgerbusse, und Vorstandsmitglied<br />
des Bürgerbusvereins Ganderkesee;<br />
bendrien@zvbn.de<br />
auch als Zu- und Abbringer zu/von weiterführenden<br />
Linien. Die Ergebnisse<br />
einer Fahrgastbefragung1 belegen, dass<br />
30 % aller Bürgerbusfahrgäste auf ihrer<br />
Fahrt auf oder von anderen öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln (Bus/Bahn) wechseln.<br />
Erfolgsfaktoren<br />
Die folgenden Faktoren tragen zum<br />
Erfolg der einzelnen Projekte bei und<br />
bieten die Grundlage für die Gründung<br />
weiterer Bürgerbusvereine im VBN-<br />
Land.<br />
Einbindung in den Verbundtarif<br />
Alle Bürgerbuslinien sind in den VBN-<br />
Zonentarif eingebunden. Auf allen<br />
Bürgerbussen können die Fahrgäste<br />
das komplette Ticketsortiment des Verbunds<br />
kaufen. Der Ticketverkauf sowie<br />
die monatliche Abrechnung zwischen<br />
18 Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche
dem Unternehmen und dem Verein erfolgt,<br />
wie bei allen anderen Linien auch,<br />
über elektronische Fahrscheindrucker.<br />
Den Umgang mit diesen Druckern erlernen<br />
die ehrenamtlichen Fahrerinnen<br />
und Fahrer über eine von den Unternehmen<br />
durchgeführte Schulung. Neue<br />
Fahrer werden anschließend von den<br />
Vereinen selbst geschult. In der Praxis<br />
gibt es im Umgang mit den Fahrscheindruckern<br />
auf Bürgerbuslinien nicht auffällig<br />
mehr Bedienschwierigkeiten als<br />
auf anderen VBN-Linien.<br />
Die Einbindung in den VBN-Tarif<br />
bietet einerseits ein bequemes, weil verbundweit<br />
gültiges Angebot zu einem attraktiven<br />
Preis-Leistungsverhältnis. Dadurch<br />
lassen sich auch Neukunden gewinnen.<br />
Andererseits können die Erlöse<br />
etwa aus den gut nachgefragten Tickets<br />
der Preisstufen A (Einzelpreis 1,70 EUR<br />
und 1,40 EUR pro Fahrt als 4er) und B<br />
(2,95 EUR /2,25 EUR) die Betriebskosten<br />
nicht decken. Zudem liegt aufgrund<br />
einer starken Zielgruppenorientierung<br />
auf mobilitätseingeschränkte Personen<br />
beispielsweise der Anteil von schwerbehinderten<br />
Fahrgästen bei bis zu 20 %.<br />
Für den ungedeckten Kostenanteil greift<br />
die in aller Regel abgestimmte Kostenunterdeckungszusage<br />
der Kommunen,<br />
in denen der Bürgerbus verkehrt. Nach<br />
der Grundformel „12.000 EUR pro<br />
Jahr und Bus“ kann so in der Summe<br />
ein ganztägiger, vertakteter Betrieb mit<br />
rund 60.000 bis 100.000 Fahrplankilometern<br />
mindestens von Montag bis<br />
Freitag gewährleistet werden. Die Höhe<br />
der Zuschusszahlungen variiert auch<br />
durch die Höhe von Sponsorengeldern.<br />
Die Preisstufe A (PS A) des VBN-Zonentarifs<br />
entspricht in der Regel einer<br />
Gemeinde (1 Zone = 1 Gemeinde). Da<br />
es bei diesen Nahfahrten normalerweise<br />
keinen Umstieg auf andere Verkehrsunternehmen<br />
gibt, verbleiben die Einnahmen<br />
aus dieser Preisstufe zu 100 % bei<br />
den vereinnahmenden Unternehmen.<br />
Diesen Anteil von jedem auf den Bürgerbussen<br />
verkauften Ticket reichen die<br />
Unternehmen an den jeweiligen Bürgerbusverein<br />
weiter. Die Unternehmen<br />
verzichten so auf einen Teil ihrer Einnahmen.<br />
Anzumerken ist, dass es ohne<br />
die Bürgerbusse diese Einnahmen nicht<br />
gäbe, da die Unternehmen selber hier<br />
mangels wirtschaftlich ausreichender<br />
Nachfrage kein Angebot unterbreiten<br />
würden.<br />
Hochwertige Niederflurfahrzeuge<br />
Aufgrund der ausgeprägten Zielgruppenorientierung<br />
auf Senioren und mo -<br />
bilitätseingeschränkte Personen werden<br />
im Verbundgebiet Niederflurfahrzeuge<br />
eingesetzt. Die Vereine selbst<br />
haben ein entsprechendes Pflichtenheft<br />
entwickelt. Das darin beschriebene<br />
Fahrzeug ist praktisch im Umgang, robust<br />
im Betrieb und barrierefrei. Dieses<br />
mittlerweile standardisierte Fahrzeug<br />
auf Basis eines VW T5 ist durchgängig<br />
niederflurig, bietet Stehhöhe, eine<br />
breite elektrische Doppelschwingtür,<br />
einen Mehrzweckplatz, Zielanzeige,<br />
Haltewunschtasten und vieles mehr.<br />
Das Fahrzeug weist alle Eigenschaften<br />
eines regulären Busses im ÖPNV auf,<br />
ist jedoch von den Abmessungen her<br />
kleiner und als Pkw zugelassen. Die<br />
Anschaffung dieser speziell angefertigten<br />
Einheiten wird von der Landesnahverkehrsgesellschaft<br />
Niedersachsen<br />
beziehungsweise vom ZVBN mit bis zu<br />
70.000 EUR gefördert.<br />
Die Bürgerbusverkehre sind in den VBN-Tarif eingebunden.<br />
Corporate Design<br />
Nicht zuletzt trägt die Einbindung in<br />
das Erscheinungsbild des Verbunds<br />
zum Erfolg bei. Die Bürgerbusfahrzeuge<br />
sind entsprechend des VBN-Fahrzeugkonzepts<br />
gestaltet. Sie sind somit<br />
schon von weitem als VBN-Linien zu<br />
erkennen. Auch die Fahrplanleporellos<br />
mit Linienskizze sowie die Integration<br />
der Fahrplaninformationen an den<br />
Haltestellen oder in der elektronischen<br />
Fahrplanauskunft gehören selbstverständlich<br />
dazu. Zudem wurde im vergangenen<br />
Jahr ein VBN-Qualitätskurzkonzept<br />
zum Thema Bürgerbus veröffentlicht2.<br />
Die Integration in den Verbundauftritt<br />
sichert auch die Akzeptanz<br />
der Verkehrsunternehmen selbst. Die<br />
Kooperationen zwischen Unternehmen<br />
und Vereinen gestalten sich positiv.<br />
Fazit<br />
Die steigenden Fahrgast- und Gründungszahlen<br />
neuer Vereine belegen:<br />
Das Prinzip Bürgerbus erfährt allgemein<br />
eine zunehmende Akzeptanz.<br />
Immer mehr Fahrgäste entdecken ein<br />
Angebot, das sich immer stärker auf<br />
ihre individuellen Bedürfnisse einstellt.<br />
Insbesondere von älteren und mobilitätseingeschränkten<br />
Menschen wird<br />
der Bürgerbus auch unter dem Gesichtspunkt<br />
der Sicherheit zunehmend<br />
als eine Erweiterung ihrer Mobilität angenommen<br />
und auch gefordert.<br />
Hervorzuheben ist zudem, dass die<br />
Bürgerbusse Bürgerinnen und Bürgern<br />
die Möglichkeit bieten, selbstorganisiert<br />
einen wirkungsvollen Beitrag für<br />
ihre Mitbürger zu leisten. Und: Die Bürgerbusse<br />
versetzen zunehmend ältere<br />
Menschen in die Lage, sich weiterhin<br />
selbst zu versorgen und damit an ihrem<br />
angestammten Wohnort bleiben zu<br />
können.<br />
1 Ergebnisse einer Fahrgastbefragung in den<br />
Bürgerbussen des Verkehrsverbunds Bremen/<br />
Niedersachsen in Weyhe, Hude und Ganderkesee;<br />
ZVBN 2007<br />
2 Download unter: www.zvbn.de/bibliothek<br />
Foto: ZVBN<br />
Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche<br />
19
Flexibilisierung<br />
Alexander Möller<br />
Bus per Anruf oder Knopfdruck<br />
Einrichtung von Bedarfsverkehren verschiedenster Art, Zusammenarbeit mit anderen<br />
Verkehrsanbietern, Kooperation mit Kultur- und Freizeiteinrichtungen und vieles<br />
mehr – alles Ansätze, mit denen DB Stadtverkehr den Herausforderungen an den<br />
Nahverkehr im ländlichen Raum gerecht werden will.<br />
Nur Bestelltaste drücken, dann kommt der Bus.<br />
Zu den innovativen Ansätzen von<br />
DB Stadtverkehr, einer Tochter<br />
der DB Mobility Logistics, gehören<br />
beispielsweise die Implementierung<br />
eines Anrufbussystems bei der Kieler<br />
Autokraft und die Einrichtung spezieller<br />
Rufbushaltestellen bei Niedersachsenbus<br />
Heidebus.<br />
Bus per Telefon<br />
Der Anrufbus von Autokraft fährt im<br />
nördlichen Ostholstein und ersetzt außerhalb<br />
der Schulzeiten vorrangig die<br />
Bedienung der in der Fläche gelegenen<br />
Dörfer und Gemeinden. Das Gebiet<br />
hat eine geringe Bevölkerungsdichte<br />
von 45 Ew/km 2 und eine Größe von<br />
314 km 2 . 20 % der Siedlungen haben<br />
weniger als 200 Einwohner.<br />
Abgesehen vom Anrufbus wird<br />
das betroffene Gebiet noch von drei<br />
überregionalen Buslinien bedient.<br />
AUTOR<br />
RA Alexander Möller,<br />
DB Stadtverkehr GmbH,<br />
Leiter des Bereichs Markt<br />
und Verkehr, Frankfurt am<br />
Main;<br />
alexander.moeller@bahn.de<br />
Diese Linien erfüllen im Wesentlichen<br />
die Anschlussfunktion für den Anrufbus,<br />
um eine Verbindung in das übrige<br />
Foto: DB Stadtverkehr<br />
Kreisgebiet und eine schnelle Verbindung<br />
zwischen den größeren Orten<br />
des Anrufbusgebiets sicherzustellen.<br />
Darüber hinaus fahren an Schultagen<br />
sechs weitere Linien in der Region, die<br />
zu mehr als 90 % von Schülern genutzt<br />
werden. Das Anrufbussystem kann<br />
die Menge der Schüler nicht bewäl -<br />
tigen.<br />
Die Anrufbusse folgen keinem festen<br />
Fahrplan, keinem Liniennetz und<br />
keinen festen Haltestellen. Der Fahrgast<br />
wird von jedem mit dem Fahrzeug erreichbaren<br />
Punkt des bedienten Gebiets<br />
abgeholt und zu jedem Punkt in der Region<br />
gebracht. Die Busse können an sieben<br />
Tagen in der Woche angerufen werden<br />
(Sonntag bis Donnerstag von 8:00<br />
bis 19:30 Uhr, Freitag und Samstag bis<br />
22:00 Uhr). Fahrtwünsche haben eine<br />
Vorlaufzeit von mindestens 45 Minuten,<br />
bis ein Bus beim Kunden eintrifft. Für<br />
diese Dienstleistung zahlt der Fahrgast<br />
den normalen Fahrscheinpreis plus einen<br />
Komfortzuschlag von 50 Eurocent.<br />
Rollstuhl- und Kinderwagenmitnahme<br />
ist selbstverständlich möglich. Ausgenommen<br />
von diesem Angebot sind nur<br />
die Städte Heiligenhafen und Oldenburg,<br />
in denen sich Fahrgäste an bestimmten<br />
Haltepunkten abholen lassen<br />
können.<br />
Der Anrufbus soll dem vorhandenen<br />
Linienangebot keine Konkurrenz<br />
machen; daher verkehrt er nicht, wenn<br />
30 Minuten vor oder nach dem Fahrtwunsch<br />
eine Linienverbindung existiert.<br />
Darüber hinaus werden zur Lenkung<br />
der Fahrgastströme Schülerzeitkarten<br />
in den Rufbussen nicht anerkannt.<br />
Marktorientiert und hochwertig<br />
Das <strong>System</strong> bietet für schwach besiedelte<br />
Regionen eine attraktive Alternative<br />
und Ergänzung zum Linien-ÖPNV, mit<br />
der die Grundversorgung an Mobilität<br />
20 Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche
mit einem sehr hohen Qualitätsstandard<br />
sichergestellt werden kann. Zusätzlich<br />
ist der Anrufbus ein marktorientiertes<br />
Angebot, da Strecken nur befahren<br />
werden, wenn tatsächlich Bedarf<br />
besteht. Da die angemeldeten Fahrten<br />
durch ein Dispositionssystem optimal<br />
verknüpft werden, wird der Leerfahrtenanteil<br />
auf ein Minimum reduziert<br />
und der Besetzungsgrad optimiert. So<br />
werden Busfahrten mit wenigen oder<br />
keinen Passagieren vermieden.<br />
Bus per Knopfdruck<br />
Ein weiteres innovatives Konzept ist<br />
das Rufbushaltestellensystem der Niedersachsenbus<br />
Heidebus – hier kommt<br />
der Bus per Knopfdruck. Kleine Ortschaften<br />
wie das nur 130 Einwohner<br />
zählende Dorf Molbath, das abseits der<br />
Hauptbuslinie liegt, können so auch in<br />
Zukunft bedient werden, ohne dass der<br />
Ort unnötig angefahren wird.<br />
Prinzip: Die Busse fahren ihren<br />
vorgeschriebenen Linienweg. Möchte<br />
ein Kunde an einer Haltestelle, die<br />
am Ende einer Stichstraße oder einem<br />
Seitenweg liegt, zusteigen, signalisiert<br />
er dies über einen Druckknopf an der<br />
Haltestelle und der jeweilige Bus bedient<br />
auch diese Station. Über die im<br />
Fahrplan mit „b“ gekennzeichneten<br />
Halte wird der Kunde informiert, dass<br />
seine Haltestelle als Bedarfskurs definiert<br />
und somit die Bestelltaste zu benutzen<br />
ist. Dem Fahrgast wird auf dem<br />
Display an der Haltestelle der nächste<br />
bestellbare Bus angezeigt. Nach Betätigung<br />
der Bestelltaste wird die Order<br />
des Kunden per GPRS an das entsprechende<br />
Fahrzeug der Niedersachsenbus<br />
Heidebus gesendet. Der Kunde<br />
kann einen Bus maximal 20 und mindestens<br />
fünf Minuten vor Planabfahrt<br />
rufen. Der Fahrer weiß dann, dass er<br />
die Haltestelle ansteuern soll. Gegebenenfalls<br />
kann der Fahrer eine Verspätungsmeldung<br />
schicken, die dem Fahrgast<br />
auf dem Display angezeigt wird.<br />
Ausgenommen von diesem <strong>System</strong> ist<br />
der Schulbusverkehr.<br />
Eine Rufbushaltestelle kann überall<br />
installiert werden, da sie keine externe<br />
Strom- und Datenversorgung benötigt.<br />
Sie besteht aus der Rufbusbox, einem<br />
Mast und einem Solarpanel.<br />
Die Bedarfsbussysteme von Niedersachsenbus<br />
Heidebus und Autokraft<br />
sind innovative markt orientierte Lösungen<br />
für ein effizientes ÖPNV-Angebot<br />
in ländlichen Regionen. Durch die Vermeidung<br />
von unnötigen Leer- oder Umwegfahrten<br />
orientiert sich die erbrachte<br />
Verkehrsleistung am tatsächlichen Bedarf.<br />
So steigt die Wirtschaftlichkeit vieler<br />
Verkehre. Den Fahrgästen kann ein<br />
attraktives regio nales Verkehrsangebot<br />
präsentiert werden.<br />
Gerade im Wettbewerb der Gemeinden<br />
als Wohn- und Wirtschaftsstandort<br />
darf die Bedeutung des ÖPNV als Standortfaktor<br />
vor dem Hintergrund sinkender<br />
Einwohnerzahlen nicht unterschätzt<br />
werden. Daneben sind aber auch der<br />
verantwortungsbewusste Um gang mit<br />
Umweltressourcen und Rohstoffen und<br />
damit vor allem die Reduktion von CO 2 -<br />
Emissionen wichtige Aspekte, die im<br />
Rahmen der beschriebenen Maßnahmen<br />
erfolgreich realisiert werden konn -<br />
ten.<br />
Ein Unternehmen der NUSSBAUM-Gruppe<br />
Innovative, mandantenfähige <strong>System</strong>lösungen für den ÖPV<br />
Bordcomputer-<strong>System</strong>e<br />
News<br />
Einstiegskontrollsystem<br />
· Intelligente (((eTicketing Lösung<br />
von krauth technology<br />
· gemäß Spezikation nach VDV-KA<br />
· In zuverlässiger und robuster Qualität<br />
von einem der Marktführer für Ticketing-<strong>System</strong>e<br />
Mobile und Stationäre<br />
Fahrscheinautomaten<br />
Fahrausweisdrucker<br />
carsatellite<br />
Präsentieren<br />
Parken<br />
Prüfen<br />
Heben<br />
krauth technology GmbH · Ohrsbergweg 1+2 · 69412 Eberbach · Tel.: 06271 8050 · Fax: 06271 80539 · info@krauth-online.de · www.krauth-online.de<br />
Otto Nußbaum GmbH & Co. KG · Korker Str. 24 · 77694 Kehl-Bodersweier · Tel.: 07853 8 99-0 · Fax: 07853 87 87 · info@nussbaum-lifts.de · www.nussbaum-lifts.de<br />
Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche<br />
21
Flexibilisierung<br />
Petra-Juliane Wagner<br />
Bestellt und abgeholt –<br />
alternative öffentliche Mobilität<br />
Neben einer schrumpfenden Bevölkerung verzeichnen die peripheren ländlichen<br />
Räume in Ostdeutschland auch eine starke Alterung der Bevölkerung bis 2025.<br />
Angesichts der sich verändernden Anforderungen muss etwa das Land Brandenburg<br />
reagieren und eine bezahlbare Grundversorgung durch den öffentlichen Personennahverkehr<br />
(ÖPNV) sichern. Der Ansatz: alternative Be dienformen.<br />
Foto: VBB<br />
Bei Bedarf einfach anrufen<br />
Ende 2000 legte der Verkehrsverbund<br />
Berlin-Brandenburg (VBB)<br />
ein Konzept zur alternativen Bedienung<br />
im Verbundgebiet und einen<br />
Leitfaden zur Neuordnung der ÖPNV-<br />
Angebote vor. Einen Anstoß gab<br />
das BMBF-Forschungsprojekt „Impuls<br />
2005 – Integrierte Mobilitätsplanung,<br />
-lenkung, -umsetzung und -services<br />
(2001 – 2004)“ in den Landkreisen Barnim,<br />
Oberhavel und Uckermark als Modell<br />
für Brandenburg. Dieses Projekt<br />
bot nicht nur technische und technologische<br />
Weiterentwicklungen, es war<br />
auch Auslöser für das Handeln der Landesregierung<br />
und einiger Kommunen.<br />
Es ebnete den Boden für eine einfachere<br />
Genehmigungspraxis (Genehmigungsleitfaden<br />
für alternative Bedienung)<br />
und Finanzierung im Land Brandenburg<br />
(Novellierung des ÖPNV-Gesetzes<br />
2005). Noch in diesem Jahr werden alle<br />
Landkreise alternative Bedienformen<br />
eingeführt haben.<br />
AUTORIN<br />
Petra-Juliane Wagner,<br />
Verkehrsverbund Berlin-<br />
Brandenburg GmbH (VBB),<br />
verantwortlich für alternative<br />
Bedienformen im Verbundraum,<br />
demografischen Wandel und<br />
neue Mobilität, Berlin;<br />
wagner@vbbonline.de<br />
Entwicklung von Alternativen<br />
Als „alternativ“ werden solche<br />
Angebote bezeichnet, die mindestens<br />
eines der folgenden Kriterien erfül -<br />
len:<br />
■ der Fahrzeugeinsatz erfolgt bedarfsgerecht<br />
variabel<br />
■ die Bedienung erfolgt nur nach Bedarfsanmeldung<br />
■ die Bedienung erfolgt abweichend<br />
von der Linien- und/oder Haltestellenbindung<br />
■ die Organisation des Betriebs weicht<br />
von der üblichen Form eines kommunalen<br />
oder privaten Verkehrsunternehmens<br />
ab (zum Beispiel: Bürgerbus).<br />
22 Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche
Anwendungsbeispiele<br />
Die Anwendungen im Land Brandenburg<br />
sind sehr unterschiedlich (siehe<br />
Abbildung 1). In der Praxis existieren:<br />
■ Angebote integraler Netzverknüpfung<br />
und Zuführungsverkehre zu<br />
Hauptachsen<br />
■ gebrochene Schülerverkehre statt Parallelverkehre<br />
■ Rufbusse, die per Anruf zeitlich und<br />
räumlich fest oder flexibel fahren<br />
■ Gelegenheitsverkehre<br />
■ Zielgruppenangebote<br />
■ Freizeitverkehre inklusive Fahrradmitnahme<br />
■ Rufsäulen (bedarfsgesteuerte Bedienung<br />
einzelner Haltestellen)<br />
■ intermodale Infrastrukturangebote<br />
■ Tourengestaltung gemeinsam mit<br />
Dienstleistern der Region.<br />
Ein Bürgerbus im Einsatz<br />
Einige Angebote im Detail<br />
Da sich der konventionelle Linienverkehr<br />
mit Linienbussen nicht mehr bis<br />
zur letzten Meile ökonomisch befriedigend<br />
gestalten und finanzieren ließ,<br />
hat der Landkreis Prignitz im Sommer<br />
2008 auf ein gegliedertes Bediensystem<br />
umgestellt. Neben dem schienengebundenen<br />
Personennahverkehr (SPNV)<br />
und integriertem Schülerverkehr werden<br />
auf Hauptachsen Busverkehre im<br />
1- oder 2-Stundentakt angeboten, zusätzlich<br />
voll flexible Rufbusverkehre<br />
als Zubringer zu den Hauptachsen mit<br />
60 Minuten Voranmeldezeit und 1 EUR<br />
Komfortzuschlag. Die acht Subunternehmer<br />
der Verkehrsgesellschaft Prignitz<br />
haben ihren Leistungsumfang behalten.<br />
Grundlage für die Umstellung<br />
des Angebots bildete der Nahverkehrsplan<br />
des Landkreises von 2007, der die<br />
Einführung alternativer Bedienformen<br />
in erheblichem Umfang festgeschrieben<br />
hat. Auch der Landkreis Elbe-Elster<br />
hat bereits vor drei Jahren mit der Hierarchisierung<br />
des Netzes begonnen.<br />
Neben Haupt-, Nebenlinien und Schülerverkehren<br />
werden 90 % des gesamten<br />
Netzes als Rufbusfahrten angeboten.<br />
Um den strukturellen Problemen<br />
des ÖPNV im Landkreis Potsdam-<br />
Mittelmark zu begegnen und etwa die<br />
Fahrzeiten für Schüler und damit auch<br />
die Betriebskosten zu senken, begann<br />
der Landkreis 2008 mit der Einführung<br />
von gebrochenen Schülerverkehren,<br />
zunächst in einer Pilotregion, dem Amt<br />
Ziesar. Eine Schnellbuslinie zwischen<br />
Ziesar und Brandenburg wird durch<br />
Rufbusfahrten und Eltern-Mitnahmeverkehre<br />
als Zubringer ergänzt.<br />
Die Landkreise Uckermark, Oberhavel<br />
und Barnim haben seit 2001<br />
bereits recht unterschiedliche Erfahrungen<br />
mit alternativen Bedienformen<br />
gesammelt. Deutlich wurde, dass voll<br />
flexible Angebote (zum Beispiel Rufbus<br />
Gartz) ähnliches Nutzerverhalten wie<br />
Anrufsammeltaxis aufweisen. Der liniengebundene<br />
Ferienrufbus Oberhavel,<br />
seit 2002 in Betrieb, nimmt in der Nachfrage<br />
stetig zu (2008 etwa 28.000 Fahrgäste/knapp<br />
15.000 Aufträge).<br />
Seit fünf Jahren sind drei Bürgerbusse<br />
im Umkreis von Gransee, Belzig<br />
und Brieselang unterwegs. Als viertes<br />
Projekt soll in diesem Jahr ein Bürgerbus<br />
im Amt Lieberose, Landkreis Dahme-Spreewald,<br />
hinzukommen. Kennzeichen<br />
aller vier sind: Ehrenamtliche<br />
Fahrer bedienen mit einem Kleinbus<br />
eine öffentliche Buslinie. Eigentümer<br />
des Busses ist in der Regel der Bürgerbusverein.<br />
Auch touristische Angebote können<br />
eine Alternative zum klassischen<br />
Linienverkehr sein. Von großer Bedeutung<br />
ist die Beteiligung von Schlüs-<br />
Foto: J. Burmeister<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche<br />
23
Flexibilisierung<br />
Mehrwert<br />
alternativer Bedienformen<br />
Alternative Bedienungsformen sind geeignet,<br />
Defizite des konventionellen Linienverkehrs<br />
auszugleichen. Es kommt<br />
hier vor allem darauf an, auch bei geringer<br />
zeitlicher und/oder räumlicher<br />
Nachfrage die Daseinsvorsorge durch<br />
den ÖPNV zu sichern. Dabei liegen die<br />
Schwerpunkte darauf, die Kosten zu optimieren<br />
und das gesamte Mobilitätsangebot<br />
zu verbessern. Außer in Gebieten<br />
mit geringer Kundennachfrage können<br />
alternative Bedienformen zu Tagesund<br />
Nachtzeiten mit geringer Nachfrage<br />
(Schwachverkehrszeiten) ein ge -<br />
setzt werden.<br />
Abb. 1: Die verschiedenen Rufbussysteme in Berlin und Brandenburg<br />
selpersonen und Promotoren, die<br />
Zusammenarbeit der Akteure, das<br />
Engagement und vor allem Ausdauer.<br />
Angebote bedürfen mindestens einer<br />
zweijährigen intensiven Bewerbung,<br />
bis sie vom Kunden wahrgenommen<br />
und akzeptiert werden. Daher ist ein<br />
integriertes Marketing notwendig. Zu<br />
diesen Projekten gehören der Rheinsberger<br />
Seenbus in Kooperation von<br />
einer Bürgerinitiative, der Stadt, touristischen<br />
Betrieben, des Verkehrsunternehmens<br />
und dem VBB Verkehrsverbund<br />
Berlin-Brandenburg,<br />
der Theaterbus zu den Ueckermärkischen<br />
Bühnen nach Schwedt/O., ein<br />
Bäder- und Kinobus auf der Relation<br />
Angermünde – Schwedt oder der Velobus<br />
im Nationalpark Unteres Odertal<br />
mit Fahrradanhänger für 18 Räder.<br />
Planungsgrundsätze<br />
An der Planung von alternativen Bedienformen<br />
sind in der Regel verschiedene<br />
Interessenspartner beteiligt:<br />
■ der Aufgabenträger für den ÖPNV,<br />
der für die Ausgestaltung und Finanzierung<br />
des Angebots zuständig<br />
ist<br />
■ die Ämter und Gemeinden im Einzugsgebiet,<br />
die oft mehr ÖPNV-<br />
Angebote wünschen als der Aufgabenträger<br />
bestellen und finanzieren<br />
kann<br />
■ die Verkehrsunternehmen im jeweiligen<br />
Einzugsgebiet, die Planer und<br />
Erbringer der Verkehrsleistung sind<br />
■ das Taxigewerbe im Einzugsgebiet,<br />
das als möglicher Subunternehmer<br />
zum Einsatz kommt<br />
■ sonstige Partner wie Tourismusverbände,<br />
Unternehmen und Verbände,<br />
die ein hohes Interesse an guten<br />
ÖPNV-Angeboten haben und zur Mitfinanzierung<br />
gewonnen werden sollten.<br />
Der Erfolg ist abhängig vom Willen, der<br />
Kooperationsbereitschaft, Beteiligung<br />
und Verantwortungsübernahme regionaler<br />
Akteure. Mit der EU-Verordnung<br />
1370/2007 – seit Dezember 2009 in<br />
Kraft – werden Wettbewerb und Verantwortung<br />
der öffentlichen Hand verstärkt.<br />
Quelle: VBB<br />
Fazit<br />
In der Anpassung der institutionellen,<br />
finanziellen, rechtlichen und organisatorischen<br />
Rahmenbedingungen und<br />
nicht in der Technik liegt die Innovation.<br />
Öffentliche Mobilität der Zukunft<br />
lässt sich nicht mehr nach räumlichen<br />
und zeitlichen Angeboten, nach Fahrzeugausstattung<br />
oder Betreiberstrukturen<br />
standardisieren. Kriterium der<br />
Erfolgsbewertung ist heute, inwieweit<br />
individuelle Nachfragen der Zielgruppen<br />
befriedigt werden können. Daran<br />
müssen der Wert öffentlicher Mobilität<br />
und damit der Rechtsrahmen und die<br />
Finanzierung festgemacht werden. Es<br />
stellt sich nicht die Frage nach mehr<br />
oder weniger ÖPNV, sondern nach einem<br />
attraktiven Gesamtsystem aus bereits<br />
marktgängigen komplementären<br />
Einzelangeboten – ob klassische Linienverkehre<br />
oder alternative Services.<br />
Hierfür bedarf es nicht mehr Geld, sondern<br />
vielmehr eines integrierten, innovativen<br />
Denkens und Handelns seitens<br />
der Politiker, Aufgabenträger, Verkehrsunternehmen<br />
und der am ÖPNV partizipierenden<br />
Einrichtungen in der Region.<br />
LITERATUR<br />
BMVBS / BBSR (Hrsg.): Ländliche Räume im<br />
demografischen Wandel. BBSR-Online-Publikation<br />
34/2009; urn:nbn:de:0093-ON3409R142]<br />
BMVBS/BBSR (Hrsg.): Handbuch zur Planung<br />
flexibler Bedienungsformen im ÖPNV. Bonn, 2009<br />
Verband Deutscher Verkehrsunternehmen<br />
(Hrsg.): Differenzierte Bedienung im ÖPNV.<br />
DVV Media Group, Hamburg, 2009<br />
Handbuch Bürgerbus und Handbuch Alternativer<br />
Bedienung für Brandenburg (können unter http://<br />
www.vbbonline.de kostenlos herunter geladen<br />
oder über das VBB-Infocenter bezogen werden)<br />
24 Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche
Infrastruktur<br />
Volker Rahm<br />
Anhängerbusse: günstig und flexibel<br />
Weniger Fahrzeuge – und damit auch Fahrer – im Einsatz, neue Möglichkeiten,<br />
auf Spitzen- und Schwachlastzeiten sowie Veranstaltungen zu reagieren: Der Einsatz<br />
von Anhängerbussen im Main-Kinzig-Kreis hat sich bewährt.<br />
Foto: J. Burmeister<br />
Busse mit Anhängern fangen die morgendliche Spitze im Schülerverkehr ab.<br />
Rückblick: Im Jahr 2004 ist der<br />
Main-Kinzig-Kreis noch Zuzugsgebiet,<br />
die Einwohnerzahl<br />
wächst. Auf etlichen Linien im Kreisgebiet<br />
gibt es morgens und mittags<br />
erhebliche Kapazitätsprobleme. Fahrgäste<br />
– in der Regel Schülerinnen und<br />
Schüler – können mehrfach nicht befördert<br />
werden. Der Aufgabenträger ist<br />
gezwungen, immer mehr Verstärkungsbusse<br />
bei den Verkehrsunternehmen zu<br />
bestellen. Zu diesem Zeitpunkt unterstützten<br />
die politischen Gremien des<br />
Kreises den hessischen Weg der Ausschreibungen<br />
im Busverkehr. Die Kreisverkehrsgesellschaft<br />
Main-Kinzig mbH<br />
bereitet zwei Ausschreibungen für zwei<br />
Linienbündel vor, deren Konzessionen<br />
vor dem Auslaufen stehen. Bei dem einen<br />
Linienbündel sollen Personenanhänger<br />
verbindlich vorgeschrieben werden,<br />
bei dem anderen im Ostkreis nicht,<br />
da bedingt durch den demografischen<br />
Wandel die Schülerzahlen besonders im<br />
Ostkreis schon während der neuen angestrebten<br />
Vertragslaufzeit sinken werden<br />
und dort bis dahin nie Gelenkbusse<br />
im Einsatz waren.<br />
Aktueller Einsatz<br />
Während das Linienbündel im Ostkreis<br />
tatsächlich durch eine europaweite<br />
AUTOR<br />
Volker Rahm, Geschäftsführer<br />
der Kreisverkehrsgesellschaft<br />
(KVG) Main-<br />
Kinzig mbH, Gelnhausen;<br />
v.rahm@kvg-main-kinzig.de<br />
Ausschreibung vergeben wurde, gab<br />
es beim Linienbündel 5 „Vorspessart“<br />
am Ende einen Genehmigungswettbewerb.<br />
Letztendlich kamen die ursprünglich<br />
ausgeschriebenen sieben<br />
Anhängerbusse nicht zum Einsatz,<br />
sondern lediglich fünf. Die angestrebte<br />
Reduzierung der Fahrzeuge in der morgendlichen<br />
Spitze von neunzehn auf<br />
sechzehn konnte damit nicht realisiert<br />
werden.<br />
Neben den fünf Anhängerbussen<br />
der Stroh Busverkehrs GmbH aus Altenstadt<br />
im Linienbündel 5 sind in den<br />
vergangenen zwölf Monaten folgende<br />
Anhängerfahrzeuge auf allen Linien<br />
hinzu gekommen:<br />
■ 2 Maxi-Trains der Regionalverkehr<br />
Main-Kinzig im Linienbündel 8<br />
„Südvogelsberg“<br />
■ 1 Midi-Train von Heuser Omnibus im<br />
wechselseitigen Einsatz in den Linienbündeln<br />
5 und 6<br />
■ 2 Maxi-Trains der Arge Heuser/Rack/<br />
Stroh im Linienbündel 3 „Bruchköbel/Schöneck“<br />
■ 1 Midi-Train der Arge Heuser/Rack/<br />
Stroh im Linienbündel 3 „Bruchköbel/Schöneck“.<br />
Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche<br />
25
Infrastruktur<br />
Abgestellter Anhänger am Busbahnhof Neuenhaßlau<br />
Das sind <strong>aktuell</strong> elf Hängerfahrzeuge,<br />
die wechselseitig auf sieben Buslinien<br />
zum Einsatz kommen. Die meisten Einheiten<br />
fahren im Linienbündel 5 „Vorspessart“,<br />
neben den fünf Maxi-Trains<br />
von Stroh noch der Midi-Train von Heuser.<br />
Einsparpotenzial<br />
Der Midi-Train von Heuser ersetzt auf<br />
den Linien MKK-55 und MKK-56 zwei<br />
Solobusse, die vorher im Einsatz waren.<br />
Dabei kann das Fahrzeug sowohl<br />
morgens als auch nach der sechsten<br />
Schulstunde linien- und bündelübergreifend<br />
eingesetzt werden. Bedingt<br />
durch gestaffelte Anfangs- und Endzeiten<br />
der angefahrenen Schulen ist<br />
eine besonders effektive Nutzung möglich.<br />
Mit Start morgens in der Gemeinde<br />
Ronneburg auf der Linie MKK-56<br />
nimmt der Bus Schülerinnen und Schüler<br />
nach Langenselbold auf. Dort leert<br />
sich der Bus an der Gesamtschule und<br />
fährt neue Fahrgäste als Linie MKK-55<br />
zur größten Schule Deutschlands, der<br />
Kopernikusschule in Freigericht-Somborn.<br />
Mittags nach der sechsten Stunde<br />
erfolgt die Rückfahrt. Das Fahrzeug<br />
hat dem Betreiber darüber hinaus noch<br />
eine größere Flexibilität verschafft: Neben<br />
den klassischen Schulleistungen<br />
auf den genannten Linien fährt der Bus<br />
eine Nachmittagstour von und zum<br />
Oberzentrum Hanau und holt im Rahmen<br />
der Linie MKK-54 gegen 15:30 Uhr<br />
überwiegend Schülerinnen und Schüler<br />
ab, die im Oberzentrum auf die verschiedenen<br />
Gymnasien gehen.<br />
Im Linienbündel 3 hat die Arge für<br />
acht Jahre den Auftrag für die Buslinie<br />
MKK-33 erhalten, die bis zum 31. Mai<br />
2009 seit mehreren Jahrzehnten durch<br />
die Hanauer Straßenbahn (HSB) bedient<br />
wurde. Die HSB hatte insgesamt<br />
in der morgendlichen Verkehrsspitze<br />
acht Busse im Einsatz. Durch eine Überarbeitung<br />
des Angebotskonzepts für die<br />
Linie konnte der Einsatz auf jetzt vier<br />
Fahrzeuge reduziert werden. Das gelang<br />
nur, weil nun zwei Maxi-Trains und<br />
ein Midi-Train im Einsatz sind. Von den<br />
acht HSB-Bussen waren nur zwei Gelenkbusse,<br />
der Rest der Leistung wurde<br />
mit Solobussen erbracht.<br />
Abstellen der Hänger<br />
In den Linienbündeln 5 und 8 liegen die<br />
Betriebshöfe direkt im Netz. Die Umläufe<br />
sind so geplant, dass die Fahrzeuge<br />
ohne nennenswerte Leerfahrten über<br />
die Betriebshöfe fahren können, um die<br />
Foto: V. Rahm<br />
Anhänger nach ihrem Einsatz in den<br />
Hauptverkehrszeiten direkt auch dort<br />
wieder abzustellen.<br />
Die Halle der Firma Stroh, in der die<br />
Anhängerbusse stehen, ist von zwei Seiten<br />
zu befahren. Der Betriebshof liegt<br />
genau im Schnittpunkt der sechs Linien<br />
des Linienbündels 5. Doch obwohl der<br />
Betriebshof sehr günstig liegt, werden<br />
Anhänger auch im öffentlichen Straßenraum<br />
abgestellt, etwa am Busbahnhof<br />
in Neuenhaßlau.<br />
Bei der Buslinie MKK-33 stehen die<br />
Anhänger an Schultagen an der Heinrich-Böll-Schule<br />
in Bruchköbel oder<br />
am Sportplatz in Bruchköbel-Niederissigheim.<br />
In den Fahrplänen sind für<br />
das Abstellen und das Aufnehmen der<br />
Hänger entsprechende Zeiten berücksichtigt<br />
worden.<br />
Während der Einsatz der Personenanhänger<br />
bei der Buslinie MKK-33<br />
erst seit Dezember 2009 erfolgt, kann<br />
man aber aufgrund der Erfahrungen im<br />
Linienbündel 5 durchaus feststellen:<br />
Das Abstellen der Hänger im öffentlichen<br />
Straßenraum hat sich bewährt.<br />
Bis jetzt sind keine Beschädigungen an<br />
den abgestellten Einheiten registriert<br />
worden.<br />
Größere Flexibilität<br />
Wurde die Wiedereinführung des Personenanhängers<br />
anfangs zur Abschaffung<br />
der Verstärkerbusse auf den einzelnen<br />
Buslinien geplant, so haben sowohl<br />
die Betreiber als auch die Aufgabenträgerorganisation<br />
mit dem Einsatz der<br />
Fahrzeuge neue Erkenntnisse gewonnen.<br />
Die Betreiber können flexibler<br />
auf Nachfrageschwankungen reagieren.<br />
Der Aufgabenträger erhält die Möglichkeit,<br />
neue Verkehrskonzepte für die einzelnen<br />
Linienbündel zu erarbeiten, die<br />
Impressum<br />
Spezial<br />
Unter dem Titel „ÖPNV <strong>aktuell</strong> Spezial“ gibt der zweimal<br />
wöchentlich erscheinende Wirtschaftsinformationsdienst<br />
„ÖPNV <strong>aktuell</strong>“ in unregelmäßigen Abständen Management-<br />
Journale zu relevanten Themenfeldern des öffentlichen<br />
Personenverkehrs heraus.<br />
DVV Media Group GmbH<br />
Nordkanalstr. 36, D-20097 Hamburg<br />
Postfach 101609, D-20010 Hamburg<br />
www.oepnv<strong>aktuell</strong>.de; www.dvvmedia.com<br />
Geschäftsleitung:<br />
Dr. Dieter Flechsenberger<br />
(Geschäftsführender Gesellschafter)<br />
Detlev K. Suchanek (Verlagsleiter Technik & Verkehr)<br />
detlev.suchanek@dvvmedia.com<br />
Chefredaktion ÖPNV <strong>aktuell</strong>:<br />
Markus Schmidt-Auerbach (verantw.), msa@dvvmedia.com<br />
Redaktion (Spezial „ÖPNV in der Fläche“):<br />
Jürgen Burmeister<br />
Kerstin Zapp (Koordination und Schlussredaktion)<br />
Anzeigen:<br />
Silke Härtel (verantw.)<br />
Sophie Elfendahl (Verkauf)<br />
Tel.: 040/23714-220; sophie.elfendahl@dvvmedia.com<br />
Es gilt Anzeigenpreisliste ÖPNV <strong>aktuell</strong> Nr.1 vom 01.11.2009.<br />
Vertrieb: Riccardo di Stefano<br />
Aboservice: Vera Hermanns, vera.hermanns@dvvmedia.com<br />
Herstellung:<br />
TZ-Verlag & Print GmbH, Roßdorf (Grafik)<br />
Druckerei Knipping, Düsseldorf (Druck)<br />
Titelgestaltung: Karl-Heinz Westerholt<br />
Copyright: ÖPNV <strong>aktuell</strong> / ÖPNV <strong>aktuell</strong> Spezial und alle<br />
darin enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Kein Teil darf ohne vorherige schriftliche<br />
Genehmigung des Verlags vervielfältigt oder verbreitet<br />
werden. Unter dieses Verbot fällt insbesondere auch die<br />
gewerbliche Vervielfältigung per Kopie, die Aufnahme in<br />
elektronische Datenbanken und die Verbreitung auf CD-ROM,<br />
DVD oder über das Internet.<br />
ISSN 2190-4820<br />
Eine Publikation der DVV Media Group GmbH.<br />
DVV Media Group<br />
26 Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche
OMNIBUSZÜGE IN DEUTSCHLAND<br />
Anhänger erweitern Kapazität bei Nachfragespitzen<br />
39 Busanhänger sind derzeit auf bundesdeutschen Straßen unterwegs. Ihre<br />
Zahl wächst langsam, aber stetig. Die Gespanne sind dabei im ländlichen Raum,<br />
in Mittelstädten, aber zunehmend auch in Großstädten anzutreffen. Angeboten<br />
werden die Anhänger vom deutschen Hersteller Göppel Bus in Nobitz und vom<br />
Schweizer Produzenten Carrosserie Hess aus Bellach. Beide verkaufen jeweils<br />
zwei Größen: Hess eine Mini- und eine Maxi-, Göppel eine Midi- und eine Maxi-<br />
Variante.<br />
Nur 6,07 m lang ist der Hess-7-Anhänger, der 16 Sitz- und einen Stehplatz bietet.<br />
Je ein Fahrzeug ist bei den Unternehmen Hüttebräucker in Leichlingen und<br />
Mecklenburger Verkehrsbetriebe in Dorf Mecklenburg unterwegs. Das Zugfahrzeug<br />
ist jeweils ein Mercedes Sprinter. Von der 11,29 m langen Version Hess 31<br />
mit 34 Sitz- und 54 Stehplätzen sind zwei in Wolfsburg und je einer bei Behrend<br />
im brandenburgischen Lehnin und bei der Verkehrsgesellschaft Kirchweihtal<br />
in Kaufbeuren im Einsatz. Drei Anhänger werden von Hess/Scania-Bussen gezogen.<br />
In Kaufbeuren dient ein Solaris Urbino 12 LE als Zugfahrzeug. Das insgesamt<br />
23,6 m lange Gespann bietet 83 Sitz- und 72 Stehplätze.<br />
Den sechs Hess-Anhängen stehen 33 Göppel-Züge gegenüber. Göppel hat dabei<br />
nicht nur die Anhänger produziert, sondern auch die Zugmaschinen (einschließlich<br />
Ersatzfahrzeuge) für den Einsatz als Gespann angepasst. Neun 10,03 m lange<br />
Midi- und 24 11,15 m lange Maxizüge wurden bisher ausgeliefert. Die Midis<br />
bieten jeweils 36 Sitz- und 34 Stehplätze, die Maxis 34+54 Plätze. Jüngstes Einsatzgebiet<br />
ist die „Hochschullinie 21“der Stadtwerke Osnabrück mit Nachfragespitzen<br />
zu Vorlesungsbeginn und -ende.<br />
JB<br />
ebenfalls zu einer höheren Flexibilität<br />
führen. Dabei hat sich besonders für den<br />
ländlichen Raum der Midi-Train als das<br />
deutlich bessere Fahrzeug herauskristallisiert.<br />
Durch seinen günstigen Verbrauch<br />
gerade auf ebener Topografie ist<br />
der Midi-Bus als Solofahrzeug die ideale<br />
Einheit besonders in Schwachlastzeiten.<br />
Bei einer ökonomischen Fahrweise ist<br />
dann ein Verbrauch von nur etwa 29 l<br />
auf 100 km möglich.<br />
Besonders bewährt hat sich der Anhängerbus<br />
bei Eventverkehren. Im Jahr<br />
2009 fand in Langenselbold der zehntägige<br />
„Hessentag“ statt. Im Einsatz<br />
waren fünf Anhängerbusse. Gegenüber<br />
den ebenfalls eingesetzten Gelenkbussen<br />
konnten deutlich mehr Besucher befördert<br />
und der Fahrgastfluss beschleunigt<br />
werden. Auch hier haben sich aus<br />
Sicht des Aufgabenträgers die Vorteile<br />
dieses Fahrzeugtyps gezeigt. Zudem<br />
haben sich alle Verkehrsteilnehmer an<br />
die Fahrzeuge gewöhnt und die Kunden<br />
nehmen sie sehr gut an.<br />
Erfolg baut auf gute Mitarbeiter!<br />
Gute Mitarbeiter finden Sie mit ÖPNV <strong>aktuell</strong>!<br />
Verschenken Sie keine<br />
Zeit! Inserieren Sie im<br />
Stellenmarkt<br />
in ÖPNV <strong>aktuell</strong>.<br />
Gern unterbreite ich Ihnen ein Angebot<br />
für Ihre Stellenanzeige:<br />
Sophie Elfendahl · Tel. 040 / 237 14 - 220<br />
E-Mail: sophie.elfendahl@dvvmedia.com<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
„Wir führen unsere Marke schon seit Jahrzehnten, es kommt zunehmend zu Verwechslungen,<br />
sowohl im ÖPNV wie im Mietbusgeschäft“, sagt<br />
AO-Geschäftsführer Nico Schoenecker auf Rückfrage<br />
von „ÖPNV <strong>aktuell</strong>“. Er bedauere es sehr, dass man<br />
trotz vieler Bemühungen mit dem Partner Regionalverkehr<br />
Oberbayern (RVO) keine einvernehmliche<br />
Lösung erzielen konnte. „Jetzt ziehen wir die Grundsatzfrage<br />
vor das Landgericht München.“<br />
Auch RVO und DB Stadtverkehr wollen die Grundsatzklärung,<br />
halten den Ball jedoch ebenfalls flach.<br />
„Gute Beziehungen zu Autobus Oberbayern, generell<br />
zum Mittelstand sind uns unverändert wichtig“,<br />
betont Alexander Möller, in der Frankfurter Zentrale<br />
für Markt und Verkehr verantwortlich. Er sieht ebenso<br />
wenig wie RVO-Marketingchef Nicolaj Eberlein eine wirkliche Konkurrenz der beiden<br />
Bezeichnungen.<br />
„Wir sehen keine Verwechslungsgefahr, weder in der Touristik, wo wir nur sehr<br />
wenig aktiv sind, noch im Linienverkehr“, so Eberlein. Im ÖPNV gebe es eine klare<br />
Markenarchitektur: In München fahre AO im blauen Kleid der<br />
Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), im Umland dominiere<br />
der Markenauftritt des Münchner Verkehrsverbundes, und weiter<br />
draußen „sind wir klar Marktführer“.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
ÖPNV <strong>aktuell</strong> erscheint<br />
dienstags und freitags<br />
per E-Mail als geschütztes<br />
PDF. Der Informationsdienst<br />
bietet Entscheidern,<br />
Führungskräften und allen<br />
interessierten Akteuren<br />
der Nahverkehrsbranche<br />
regelmäßige Orientierung<br />
in einem Umfeld mit wachsender<br />
Marktdynamik.<br />
AO hat seine alte Wort- und Bildmarke 1999 auslaufen lassen. Seinen neuen Auftritt, der<br />
farblich an den ICE erinnert, hat der Mittelständler im April 2008 beim Deutschen Patent-<br />
und Markenamt (DPMA) angemeldet. Bis heute ist er jedoch nicht als Marke eingetragen.<br />
Im Juni 2008 stellte der DB-Konzern seine Markenarchitektur für die Busgesellschaften vor,<br />
darunter „Oberbayernbus“. Für Markenrecht sind Kammern für Handelssachen zuständig, in<br />
denen auch ehrenamtliche Richter aus der Wirtschaft mitentscheiden.<br />
AO und RVO arbeiten eng zusammen: Nach der wettbewerbsbedingten Auflösung ihrer<br />
Münchner Niederlassung stellt die DB-Tochter Fahrzeuge bei AO ab, die AO-Filiale Bad Wiessee<br />
Kostenlose Leseproben und alle Informationen erhalten Sie unter www.oepnv<strong>aktuell</strong>.de<br />
(ex Sareiter) ist am Tegernsee RVO-Subunternehmer. Die beiden AO-Eigentümerfamilien<br />
stellen mit Nico Schoenecker und Alexander Holzmair je einen Geschäftsführer. Die 180<br />
Omnibusse von AO sind im ÖPNV unterwegs (wo man mit 50 Fahrzeugen größter Partner<br />
der MVG ist), auf dem Airportbus München Hbf. - München Flughafen, auf der Fernlinie<br />
DVV Media Group<br />
München – Pilsen – Prag, im Mietbus-, Stadtrundfahrten-, Ausflugs- und Incominggeschäft<br />
Limousinenservice, Incentive- und Gruppenreisen und We k<br />
Leistungspalette ab. Beteiligun<br />
M<br />
Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche<br />
27
Infrastruktur<br />
Jürgen Burmeister<br />
Die Bahn geht, der Bus kommt<br />
Viel Lob bekam die Landesregierung Sachsen-Anhalt 1998, als sie nach der Regionalisierung<br />
des Bahnverkehrs das neue Flächenbahnkonzept vorstellte. Allerdings<br />
war schon in der Startphase klar, dass nicht alle Bahnstrecken zu halten waren –<br />
aufgrund sinkender Fahrgastzahlen, geringer Nachfragepotenziale sowie eines unattraktiven<br />
Angebots infolge maroder Infrastruktur. Und heute?<br />
Foto: J. Burmeister<br />
Busse ersetzen unrentable Bahnlinien. Doch auch sie müssen sich rechnen.<br />
Heute konzentriert man sich auf<br />
die Stärken von Bahn, Bus oder<br />
flexiblen Bedienformen. Dazu<br />
gehört auch die Notwendigkeit eines<br />
koordinierten Zusammenwirkens aller<br />
Verkehrsmittel sowie die Verknüpfung<br />
mit den Individualverkehrsformen<br />
Pkw und Fahrrad. Um auch abseits<br />
der Zentren gelegenen Gebieten einen<br />
attraktiven Nahverkehr bieten zu<br />
können, fördert Sachsen-Anhalt Angebotsverbesserungen<br />
von Buslinien<br />
im Rahmen seines „Landesnetzes Bus-<br />
Bahn“ anders als andere Bundesländer<br />
in erheblichem Umfang. Dabei liegen<br />
Planung, Bestellung und Finanzierung<br />
des SPNV einerseits und die Planung<br />
und Finanzierung von Busverkehren<br />
im Landesnetz andererseits in den<br />
Händen des landeseigenen Nahverkehrsservices<br />
Sachsen-Anhalt (NASA).<br />
Zudem unterstützt diese Gesellschaft<br />
die Vermarktung des Landes -<br />
netzes.<br />
Prüfung nach Plan<br />
Grundlage für die Ausgestaltung des<br />
ÖPNV-Landesnetzes ist der Plan des<br />
öffentlichen Personennahverkehrs des<br />
Landes Sachsen-Anhalt (ÖPNV-Plan).<br />
Darin ist definiert, welche Relationen<br />
in das Bahn-Bus-Landesnetz integriert<br />
werden können. Die Prüfung beinhaltet<br />
ein fünfstufiges Verfahren:<br />
1. Prüfung der verkehrlichen Bedeutung<br />
im Rahmen der Landesplanung<br />
2. Prüfung auf eine sonstige Funktion<br />
im Landesinteresse<br />
3. Prüfung des wirtschaftlichen Verkehrsträgereinsatzes<br />
(„Schienenwürdigkeit“)<br />
4. Festlegung von Qualitätskriterien im<br />
ÖPNV-Landesnetz<br />
5. Festlegungen zur finanziellen Umsetzung<br />
der Qualitätskriterien.<br />
Das Landesnetz wird nach dem Grundprinzip<br />
„Verbindung zentraler Orte“<br />
geplant. Sofern eine solche Verbindung<br />
nicht durch eine Bahnstrecke gewährleistet<br />
werden kann, erfolgt die Anbindung<br />
durch eine Buslinie innerhalb des<br />
Landesnetzes. Wenn der Personenverkehr<br />
auf einer Bahnstrecke eingestellt<br />
wird, wird in der Regel ein Ersatzangebot<br />
mindestens über einen gewissen<br />
Zeitraum geschaffen. Dies bedeutet jedoch<br />
nicht, dass diese Buslinie automatisch<br />
dauerhaft Bestandteil des ÖPNV-<br />
Landesnetzes wird.<br />
Die Konzeption des Landesnetzes<br />
beinhaltet für Bahn und Bus einen<br />
durchgängigen Takt mit einer mindestens<br />
zweistündlichen Fahrtenfolge,<br />
die Vorhaltung der Verbindungen auch<br />
am Wochenende und in den Ferien,<br />
Anschlüsse auf andere Bus- sowie auf<br />
Bahnverbindungen mit kurzen Übergangszeiten,<br />
die Einrichtung von B+Rund<br />
P+R-Plätzen, den Einsatz von Niederflurbussen<br />
mit Abstellflächen für<br />
Rollstuhlfahrer und Kinderwagen, die<br />
Anerkennung übergreifender Tarife wie<br />
Schönes-Wochenende-Ticket, Sachsen-<br />
28 Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche
Anhalt-Ticket und BahnCard, die kostenlose<br />
Mitnahme von Fahrrädern sowie<br />
dynamische Fahrgastinformationsanlagen<br />
in den Fahrzeugen und künftig an<br />
ausgewählten Haltestellen. Die finanzielle<br />
Unterstützung des Landes kann<br />
dabei die Ausweitung der Verkehre (zur<br />
Absicherung von Mindeststandards),<br />
die Anerkennung von überregionalen<br />
Tarifangeboten, die Schaffung von Voraussetzungen<br />
für die kostenlose Fahrradmitnahme<br />
und die Einbeziehung in<br />
überregionale Marketingaktivitäten beinhalten.<br />
Umsetzung<br />
Nach dem Start im Altmarkkreis<br />
Salzwedel im März 2008 wurden landesweit<br />
bis Ende 2009 insgesamt 14<br />
Buslinien in das Landesnetz aufgenommen<br />
(Tabelle 1). Damit ist rund die<br />
Hälfte der möglichen Linien umgesetzt.<br />
Mit Ausnahme eines Teilabschnitts<br />
der Linie 800 Weißenfels – Hohenmölsen<br />
– Profen bauen alle Landesnetzbuslinien<br />
auf Verbindungen auf, die zuvor<br />
bereits bestanden haben. Innerhalb des<br />
Landesnetzes wurden zumeist abends<br />
und am Wochenende zusätzliche Fahrten<br />
mit Landesförderung eingeführt.<br />
Zu diesen Zeiten (außerhalb des Berufs-<br />
und Schülerverkehrs) ist naturgemäß<br />
nicht mit sehr vielen (neuen) Fahrgästen<br />
zu rechnen. Vielmehr erwartet<br />
Sachsen-Anhalt, dass sich die Umset-<br />
Sachsen-Anhalt tut viel für ein attraktives Landesnetz.<br />
zung des Netzes stabilisierend auf die<br />
Nachfrage im Gesamt-ÖPNV-<strong>System</strong><br />
auswirkt.<br />
Das Land hat gemäß ÖPNV-Plan<br />
beziehungsweise dem Entwurf für<br />
seine Fortschreibung eine Finanzierung<br />
mindestens bis zum Jahr 2015<br />
in Aussicht gestellt. Jährlich sind etwa<br />
7 Mio. EUR für die Ausgestaltung des<br />
Bus-Landesnetzes eingeplant. Dabei<br />
wird jede Buslinie kontinuierlich auf ihren<br />
Erfolg/Misserfolg hin (etwa durch<br />
Fahrgastzählungen/-befragungen) über -<br />
prüft. Sofern begründet, wird das Angebot<br />
zu den Fahrplanwechseln angepasst<br />
(Ausweitung oder Reduzierung).<br />
Im Rahmen der Förderung von aus<br />
Landessicht wichtigen Linien werden<br />
auf <strong>aktuell</strong> 23 Verbindungen die zusätzlich<br />
erbrachten Leistungen finanziell<br />
gefördert. Jedoch entsprechen nur 14<br />
den Anforderungen des Landesnetzes<br />
(siehe oben). Die Aufwertung der anderen<br />
ist vorgesehen, doch ist nicht<br />
auszuschließen, dass bei einer erneuten<br />
Überprüfung einige aus dem Programm<br />
gestrichen werden. Ein neues Gütesiegel<br />
hat Sachsen-Anhalt ebenfalls<br />
eingeführt: Mit „Mein Takt“ sollen die<br />
Verbindungen gekennzeichnet werden,<br />
die einheitlichen Standards und Qualitätskriterien<br />
entspre chen.<br />
Foto: NASA<br />
Seit<br />
wann<br />
Strecke<br />
Verkehrs unternehmen<br />
10.03.08 100 Salzwedel – Gardelegen – Haldensleben Personenverkehrsgesell schaft Altmarkkreis<br />
10.03.08 200 Salzwedel – Arendsee – Wittenberge<br />
Salzwedel mbH<br />
10.03.08 300 Salzwedel – Klötze – Oebisfelde<br />
10.03.08 400 Gardelegen – Klötze – Beetzendorf<br />
Landeszuschuss<br />
in EUR/Jahr<br />
1,9 Mio.<br />
01.07.08 331 Gräfenhainichen – Oranienbaum – Dessau Vetter GmbH 100.000<br />
01.07.09 434 Bitterfeld – Sandersdorf – Stumsdorf RVB Bitterfeld-Wolfen 232.000<br />
06.08.09 510 Oschersleben – Haldensleben OhreBus Verkehrsgesellschaft 300.000<br />
19.10.09 42 Genthin – Tangermünde Nahverkehrsgesellschaft Jerichower Land 280.000<br />
13.12.09 372 Eisleben – Mansfeld – Hettstedt Verkehrsgesellschaft Südharz mbH 110.000<br />
13.12.09 409 Eisleben – Hettstedt – Aschersleben 120.000<br />
13.12.09 591 Havelberg – Glöwen Altmark-Bus GmbH 375.000<br />
13.12.09 592 Havelberg – Stendal<br />
13.12.09 601 Wolmirstedt – Haldensleben OhreBus Verkehrsgesellschaft 150.000<br />
13.12.09 800 Weißenfels – Hohenmölsen – Profen Regionalverkehrsgesellschaft mbH Weißenfels 250.000<br />
Tab. 1: Im Rahmen des Landesnetzes geförderte Buslinien. Die Höhe der Zuschüsse für die einzelnen Linien ist vom Aufstockungsbedarf,<br />
also der Differenz zwischen dem bisherigen und dem vom Land gewünschten Angebot, abhängig und weicht daher teilweise von Linie zu<br />
Linie ab.<br />
Quelle: Pressemitteilungen der NASA und der Landesregierung Sachsen-Anhalt<br />
Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche<br />
29
Infrastruktur<br />
Jürgen Burmeister<br />
Fahrt mit angezogener Bremse<br />
Insbesondere infrastrukturelle Engpässe haben bisher dazu beigetragen, dass die<br />
Regiotram Nordhessen ihre Vorteile noch nicht voll ausspielen konnte. Trotzdem zog<br />
der Nordhessische Verkehrsverbund (NVV) eine positive Zwischenbilanz des neuen<br />
Angebots. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2012 hofft der NVV, die Engpässe<br />
beseitigen und damit sein „Zielnetz“ umsetzen zu können.<br />
Foto: J. Burmeister<br />
Ohne Umsteigen aus der Region nach Kassel und umgekehrt – ein komfortables Angebot<br />
Basierend auf dem „Karlsruher<br />
Modell“ wurde auch in Nordhessen<br />
das regionale Eisenbahn- mit<br />
dem lokalen Straßenbahnnetz in Kassel<br />
verbunden. Fahrgäste, die bisher am<br />
Kasseler Hauptbahnhof aussteigen,<br />
durch die Bahnhofshalle laufen und<br />
dann in der Tunnelhaltestelle unter dem<br />
Bahnhofsplatz in die Straßenbahn einsteigen<br />
mussten, können nun im Fahrzeug<br />
sitzen bleiben. Die beiden Netze<br />
sind durch eine Tunnelstrecke unter<br />
dem Empfangsgebäude verbunden.<br />
Diese mündet stadtseitig in den vorhandenen<br />
südlichen Teil des in den 1960er<br />
Jahren erstellten Tramtunnels. Der<br />
nördliche Abschnitt wurde samt unterirdischer<br />
Haltestelle aufgegeben.<br />
Strecken und Material<br />
Insgesamt flossen rund 97 Mio. EUR<br />
in das Projekt Regiotram. Alstom hat<br />
28 Regio Citadis-Stadtbahnwagen in<br />
zwei Ausführungen gebaut. Bei zehn<br />
Triebwagen handelt es sich um Hybridfahrzeuge<br />
(Diesel/Gleichstrom), bei<br />
den anderen 18 um Zweisystemfahrzeuge<br />
(Gleichstrom/Wechselstrom).<br />
Die Hy bridtriebwagen sind auf der<br />
Strecke nach Wolfhagen im Einsatz,<br />
die aus Kostengründen nicht elektrifiziert<br />
ist.<br />
Betreiber der Regiotram Nordhessen<br />
ist nach einer europaweiten Ausschreibung<br />
die Regiotram Betriebsgesellschaft.<br />
51 % der Anteile hält DB<br />
Regio Hessen, die übrigen 49 % die Regionalbahn<br />
Kassel (RBK). Anteilseigner<br />
der RBK sind je zur Hälfte die HLB Basis<br />
und die Kasseler Verkehrsgesellschaft.<br />
Noch während die Arbeiten an der<br />
Infrastruktur liefen, begann mit den<br />
bereits ausgelieferten Fahrzeugen ein<br />
Vorlaufbetrieb. Zunächst übernahmen<br />
die neuen Triebwagen die Dienste, für<br />
die zuvor aus Saarbrücken ausgeliehene<br />
Stadtbahnwagen eingesetzt wurden. Im<br />
Mai 2006 starteten vom Hauptbahnhof<br />
aus die RT 5 nach Melsungen und im<br />
Dezember 2006 die RT 4.<br />
Nach der Eröffnung des Verbindungstunnels<br />
unter dem Kasseler<br />
Hauptbahnhof im September 2007 wurde<br />
zunächst die Linie RT 4 aus Richtung<br />
Wolfhagen ins Innenstadtnetz verlängert,<br />
im September 2007 folgten die<br />
RT 3 (Hofgeismar/Warburg) und RT 5<br />
und im Dezember 2007 die neue RT 9<br />
nach Schwalmstadt-Treysa. 2008 sind<br />
im Verlauf der „Harleshäuser Kurve“<br />
(Gleisverbindung vom Hauptbahnhof<br />
nach Vellmar) drei neue Stationen entstanden:<br />
Vellmar-Osterberg/EKZ, Kassel-Jungfernkopf<br />
und Kassel-Kirchditmold.<br />
Aktuell wird auf den Linien RT 3, 4<br />
und 5 ein stündlicher Grundtakt und auf<br />
der RT 9 ein Stundentakt mit einzelnen<br />
Fahrplanlücken angeboten. Alternativ<br />
zu zweistündlichen Regional- und Regionalexpresszügen<br />
verkehren ebenfalls<br />
zweistündlich zusätzliche RT-Bahnen<br />
30 Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche
auf den Linien 3 und 5. Während die im<br />
Grundstundentakt verkehrenden RT 5<br />
zum Endpunkt Leipziger Straße fahren,<br />
sind die Zusatzzüge zum Aue stadion<br />
unterwegs.<br />
Restriktionen<br />
Das Angebot auf RT 5-Takt basiert auf<br />
den Vorgaben, dass in Melsungen nach<br />
Umsetzung des RT-Betriebs ein Umstieg<br />
von den RB-Stationen nördlich<br />
Melsungen (zum Beispiel Körle) zu den<br />
RB-Stationen südlich Melsungen (Rotenburg/Fulda)<br />
weiterhin gewährleistet<br />
sein sollte. Dadurch ist ein „überschüssiger“<br />
Zweistundentakt entstanden,<br />
der – verkehrlich eher bedeutungslos<br />
– in die Südstadt Kassels geführt wird.<br />
Mit dem überschüssigen Zweistundentakt<br />
der RT 3 ist eine ein Fahrzeug<br />
sparende Umlaufverknüpfung verbun -<br />
den.<br />
Die Wendemöglichkeiten in der<br />
Leipziger Straße und in Kaufungen Papierfabrik<br />
sind ein Vorgriff auf das RT-<br />
Zielkonzept und werden verkehrlich<br />
erst wirksam mit Umsetzung des Zielkonzepts,<br />
das ursprünglich bereits 2007<br />
in Betrieb gehen sollte. Der NVV geht<br />
davon aus, dass sich mit Umsetzung<br />
der Planung und Ersatz einer Tramlinie<br />
die Nachfragesituation in der Leipziger<br />
Straße deutlich verbessern wird.<br />
Die Führung der Regiotram RT 2<br />
mit einigen wenigen Kursen in der<br />
Früh- und Nachmittagsspitze ins Lossetal<br />
wurde 2007 wegen der Kürzung der<br />
Regionalisierungsmittel aufgegeben.<br />
Eine Wiedereinführung ist zwar aus<br />
Sicht des NVV wünschenswert, würde<br />
aber zusätzliche Fahrzeuge voraussetzen<br />
und den Zuschussbedarf erhöhen.<br />
Der NVV sieht derzeit keine Umsetzungsperspektive.<br />
In der Morgenspitze verkehren einzelne<br />
Züge in Doppeltraktion. Bis 9 Uhr<br />
wird diesen von der Stadt Kassel eine<br />
Durchfahrung der Fußgängerzone zugestanden.<br />
Danach erfolgt ein Trennen<br />
und Zusammenführen im Hauptbahnhof,<br />
wobei der Zulauf über unterschiedliche<br />
Fahrwege erfolgt.<br />
Positive Zwischenbilanz<br />
Trotz dieser Restriktionen hat der NVV<br />
im Februar ein positives Fazit der ersten<br />
Betriebsjahre gezogen. Waren 2007<br />
rund 1,8 Mio. Fahrgäste auf allen RT-<br />
Strecken unterwegs, so stieg die Nachfrage<br />
2008 auf 3,1 Mio. und im vergangenen<br />
Jahr wurden 3,5 Mio. Kunden<br />
gezählt. Die stärksten Zuwächse erzielt<br />
der NVV auf der RT 4 Richtung Wolfhagen.<br />
Hier nahm die Zahl der Fahrgäste<br />
von 486.000 auf 810.000 zu. Auf der<br />
RT 3 stieg die Nachfrage von 781.000<br />
auf 1.086.000 und auf der RT 5 von<br />
593.000 auf 975.000 Kunden. Nur bei<br />
der erst 2008 eröffneten RT 9 nach Treysa<br />
blieb die Nachfrage mit 679.000 in<br />
etwa konstant.<br />
Insgesamt nutzten im vergangenen<br />
Jahr rund 70 Mio. Fahrgäste die<br />
Verkehrsmittel des NVV. Davon waren<br />
etwa 13 Mio. mit Zug und Regiotram,<br />
der Rest mit Bus und Straßenbahn unterwegs.<br />
Mit 3,5 Mio. Kunden hatte die<br />
Regiotram einen Anteil von 26 % am<br />
gesamten SPNV-Angebot des Verbunds.<br />
Zielnetz<br />
Im laufenden Jahr stehen der Bau der<br />
neuen Station Melsungen Bartenwetzerbrücke<br />
sowie der Ausbau des Bahnhofsvorplatzes<br />
Melsungen und des<br />
darauf befindlichen Busbahnhofs an.<br />
Daneben befinden sich der Bau eines<br />
dritten Gleises am Bahnhof in Obervellmar,<br />
die Errichtung der Station<br />
Ahnatal-Casselbreite, der Umbau des<br />
Bahnhofs Heckershausen zu einem<br />
Kreuzungsbahnhof sowie der Bau eines<br />
Außenbahnsteigs und Anpassungen<br />
am Bahnhof Espenau-Mönchehof<br />
in Planung. Für das dritte Gleis in<br />
Obervellmar – einer weiteren Engstelle<br />
im <strong>System</strong> – erwartet der Verbund in<br />
den nächsten Monaten den Planfeststellungsbeschluss<br />
und anschließend<br />
den Baubeginn.<br />
Damit kann das vom NVV geplante<br />
Zielkonzept 2012 realisiert werden.<br />
Dieses sieht eine Bündelung der RT-<br />
Linien 3 und 4 vor, die zusammen im<br />
15-Minuten-Takt über Rathaus/Königsplatz<br />
in die Leipziger Straße verkehren<br />
und damit komplett eine vorhandene<br />
Innenstadtstraßenbahnlinie ersetzen<br />
sollen. Für die RT 5 ist vorgesehen, diese<br />
Linie – voraussichtlich über Rathaus<br />
– im 30-Minuten-Takt in die Frankfurter<br />
Straße zu führen.<br />
Eine weitere Ausbaustufe sieht eine<br />
Verlängerung der Regiotram in den<br />
bisher nicht durch Schienenverkehr erschlossenen<br />
Kasseler Stadtteil Waldau<br />
in Verbindung mit einer weiteren regionalen<br />
Anbindung (Lohfelden, im Südosten<br />
der Stadt Kassel gelegen) vor. Die<br />
Untersuchungen laufen, eine Grundsatzentscheidung<br />
wird für Herbst 2010<br />
erwartet.<br />
Bis zur Umsetzung des Zielnetzes<br />
im Dezember 2012 will der NVV keine<br />
größeren Liniennetzänderungen<br />
mehr vornehmen, da zum einen die<br />
infrastrukturellen und umlaufmäßigen<br />
Randbedingungen wenig Handlungsspielraum<br />
lassen und zum anderen zwei<br />
größere Fahrplanänderungen innerhalb<br />
von zwei oder drei Jahren nicht zu<br />
vertreten sind. Der Verbund will allerdings<br />
zum Fahrplanwechsel 2010 das<br />
Wochenend- und Spätverkehrsangebot<br />
auf der RT 3 nach Hofgeismar verbessern<br />
sowie Fahrplanlücken auf der RT 9<br />
nach Treysa schließen.<br />
Auf der Linie RT 4 hat sich die Zahl der Fahrgäste von 2008 auf 2009 fast verdoppelt.<br />
Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche<br />
31<br />
Foto: J. Burmeister
Wettbewerb<br />
Jürgen Burmeister<br />
Kleine Linienbündel –<br />
Chancen für den Mittelstand?<br />
Unterschiedliche Wege haben die acht Landkreise im Münchner Verkehrsverbund<br />
(MVV) bei der Vergabe von Konzessionen eingeschlagen. Was hat sich bewährt?<br />
Während die Kreise Erding und<br />
Freising die Übergangsfristen<br />
der EU-Verordnung 1370 dazu<br />
nutzten, alle Konzessionen in ihren Bediengebieten<br />
auf jeweils zehn Jahre zu<br />
verlängern, werden die anderen sechs<br />
– Bad Tölz-Wolfratshausen, Dachau,<br />
Ebersberg, Fürstenfeldbruck, München<br />
und Starnberg – zumindest die bereits<br />
einmal nach § 13a PBefG ausgeschriebenen<br />
Verkehre erneut in den Wettbewerb<br />
geben. Der Wettbewerb hat nach<br />
Darstellung des mit der Ausschreibung<br />
beauftragten MVV in den vergangenen<br />
Jahren zu einer Verringerung des Zuschussbedarfs<br />
geführt (siehe Tabelle 1).<br />
Kommt es zu einer Ausschreibung,<br />
war und ist es „bewährte Vergabepolitik“,<br />
so der MVV, einzelne Linien oder<br />
nur kleinere Bündel auszuschreiben.<br />
Dies sei aktive Mittelstandspolitik der<br />
Verbundlandkreise und des MVV. Auf<br />
diese Weise kann die Zahl der Verkehrsunternehmen<br />
schon seit Jahren auf<br />
einem hohen Niveau gehalten werden<br />
(45 Betriebe in 2009 gegenüber 42 im<br />
Jahr 1997). Insgesamt wurden seit 1996<br />
77 Wettbewerbsverfahren durchgeführt.<br />
Die durchschnittliche Leistung je Verfahren<br />
lag bei 186.500 Nutzwagen-km/<br />
Jahr, die Anzahl der eingesetzten Fahrzeuge<br />
je Verfahren im Schnitt bei 3,25.<br />
Großkonzerne<br />
durch die Hintertür?<br />
Die Verbundgesellschaft hält auch<br />
künftig die Bildung kleiner Linienbündel<br />
für sinnvoll. Zwar bieten größere<br />
Lose tendenziell größere Einsparpoten-<br />
Tab. 1: Zahlen zum MVV-Regionalbusverkehr<br />
ziale, doch steige die Gefahr, dass die<br />
kleinen und mittleren im Verbundraum<br />
ansässigen Verkehrsunternehmen von<br />
Konzernunternehmen im Rahmen von<br />
Ausschreibungen verdrängt werden,<br />
wenn Verkehre aufgrund ihrer Größe<br />
auch für diese Unternehmen attraktiv<br />
werden. Die endgültige Entscheidung<br />
über die Vergabepolitik treffen jedoch<br />
die jeweiligen Aufgabenträger für ihr<br />
Gebiet.<br />
Aus Sicht des MVV ist es auch nicht<br />
ausgeschlossen, dass Konzerne versuchen,<br />
sich in etablierte mittelständische<br />
Verkehrsunternehmen einzukaufen,<br />
weil sich der eigene Markteinstieg aufgrund<br />
der mittelstandsfreundlichen<br />
Ausschreibungspolitik nicht rechnet.<br />
Bisher war dies im MVV-Bereich erst<br />
zweimal der Fall: bei der Übernahme<br />
von Griensteidl durch Connex (heute<br />
Veolia) und von VBR durch Benex.<br />
Connex hat anschließend allerdings die<br />
Leistungen im Wettbewerb bis heute<br />
verloren. Auch „global player“ müssen<br />
also nicht zwingend im Wettbewerb die<br />
Nase vorn haben. Dies mag auch an den<br />
höheren Renditeerwartungen der Gesellschafter<br />
liegen, so eine Vermutung<br />
von Seiten des MVV.<br />
Zwar hält auch der Landesver -<br />
band Bayerischer Omnibusunternehmer<br />
(LBO) die Lage in Bayern für nicht<br />
so dramatisch wie in anderen Bundesländern,<br />
sieht aber insbesondere die<br />
Aktivitäten kommunal beherrschter<br />
Tochtergesellschaften, wie Benex, sehr<br />
kritisch. Nach Auffassung des Verbands<br />
sind sie nicht mit dem kommunalen<br />
Betriebsleistung 1997 2000 2003 2006 2008<br />
Mio. Nutzwagen-km 18,276 20,562 23,514 22,922 24,581<br />
Betriebskostenzuschuss/<br />
Nutzwagen-km in EUR<br />
1,40 1,17 1,10 1,00 1,08<br />
Quelle: MVV<br />
Wirtschaftsrecht zu vereinbaren und<br />
bilden eine nicht hinnehmbare Wettbewerbsverzerrung<br />
zu Lasten der privaten<br />
Verkehrswirtschaft.<br />
Ausschreibungspraxis<br />
zu Lasten der Fahrer?<br />
Nach Meinung des LBO ging die bisherige<br />
Ausschreibungspraxis zudem<br />
eindeutig zu Lasten des Fahrpersonals.<br />
So sank nach Darstellung des LBO das<br />
Lohnniveau bei den kommunalen Verkehrsunternehmen<br />
seit 2000 um rund<br />
40 %, während beim privaten Busgewerbe<br />
der Wettbewerb überdurchschnittliche<br />
Lohnsteigerungen verhinderte.<br />
Es bestehe zudem die Gefahr,<br />
dass durch einen ruinösen Wettbewerb<br />
das Thema illegale Beschäftigung zunehmend<br />
ein Problem werde.<br />
Arbeitsgemeinschaften sinnvoll?<br />
Während in Hessen inzwischen mehrere<br />
private Busunternehmen Arbeitsgemeinschaften<br />
gebildet haben, da sie<br />
Investitionen für größere Linienbündel<br />
allein nicht stemmen konnten, spielen<br />
Kooperationen bei der vom MVV<br />
verfolgten Ausschreibungspolitik eine<br />
wesentlich kleinere Rolle. Der Verbund<br />
hält eine Zusammenarbeit insbesondere<br />
dann für sinnvoll, wenn sich ein kleines<br />
Unternehmen nicht allein um eine<br />
Linie oder ein Bündel bewerben könne.<br />
Allein durch Kooperationen können<br />
die systembedingten Nachteile der privaten<br />
Verkehrsunternehmen gegenüber<br />
öffentlichen Anbietern sowie Großkonzernen<br />
nicht wettgemacht werden,<br />
so der LBO. Viele kleine und mittlere<br />
Verkehrsunternehmen stehen in einem<br />
wirtschaftlichen Abhängigkeitsverhältnis<br />
zu großen Verkehrsbetrieben. Dies<br />
schränke naturgemäß auch deren Möglichkeiten<br />
am Nahverkehrsmarkt ein.<br />
32 Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche
Interview<br />
Markus Schmidt-Auerbach<br />
Fünf Fragen an ...<br />
… Wolfgang Steinbrück, Präsident des<br />
Bundesverbands Deutscher Omnibusunternehmer<br />
(BDO), Berlin, zum ÖPNV<br />
in der Fläche.<br />
Sind Linienbündelungen und Ausschreibungen die<br />
1. rich tige Antwort auf die demografische Entwicklung?<br />
Ein klares Nein! Unbestritten ist, dass die demografische<br />
Entwicklung insbesondere in ländlichen Räumen große Her -<br />
ausforderungen mit sich bringt. Der prognostizierte Rückgang<br />
der Schülerzahlen wird auch ein verändertes Mobilitätsangebot<br />
zur Folge haben. Aber dies kann nicht durch Linienbündelungen<br />
und Ausschreibungen gelöst werden. Hier<br />
ist vielmehr die Flexibilität der Unternehmen gefragt, auf den<br />
Markt reagieren zu können. Kommunen sollten – wie in den<br />
vergangenen Jahrzehnten auch – Vertrauen in den Mittelstand<br />
haben. Wir werden diese Herausforderung meistern. Zudem<br />
gilt doch mittlerweile durch etliche Studien als überholt, dass<br />
Ausschreibungen auf Dauer Kosten sparen. Das Gegenteil ist<br />
der Fall. Da freut es umso mehr, dass der Gesetzgeber am bewährten<br />
Rahmen des Personenbeförderungsgesetzes festhalten<br />
wird.<br />
Mehr Senioren, mehr IT, mehr flexible Bedienformen –<br />
2. hat der Mittelstand die Kraft zur Innovation?<br />
Der Mittelstand hat immer die Kraft zur Innovation, wenn<br />
die Rahmenbedingungen stimmen. Gerade mittelständische<br />
Unternehmen sind tagtäglich neuen Herausforderungen ausgesetzt<br />
– egal, ob es um eine einmalige Auftragsvergabe geht<br />
oder um eine langfristige Bindung. Will die Politik bestimmte<br />
Verkehre, so bekommt die Politik eben diese Verkehre. Darüber<br />
hinaus wird der private Unternehmer eigeninitiativ handeln.<br />
Das ist ja gerade einer seiner Trümpfe! Zudem gibt es<br />
mittlerweile unzählige Firmen, die externe Dienstleistungen<br />
anbieten wie intelligente Fahrgastsysteme oder PC-Dispositionshilfen.<br />
Viele Aufgabenträger fordern, Finanz- und Aufgabenverantwortung<br />
zu koppeln. Ein guter Ansatz?<br />
3.<br />
Zunächst spricht erst einmal nichts dagegen, etwas zu koppeln,<br />
aber dies darf nicht zu neuen Abhängigkeiten gegenüber<br />
dem Aufgabenträger führen. Dem Mittelstand ist nicht<br />
geholfen, wenn künftig der Aufgabenträger die Schülerausgleichsleistungen<br />
und die Schwerbehindertenförderung ausreicht.<br />
Wir wollen weiterhin zweckgebundene Mittel, eine<br />
planbare Größe und die Initiative der Unternehmen. Sollten<br />
Finanz- und Aufgabenverantwortung gebündelt werden, so<br />
entfällt dieser Anspruch. Gleichzeitig wird damit der Vorrang<br />
kommerzieller Verkehre ausgehebelt, was nicht unser Ziel<br />
sein darf.<br />
Wie soll die Aufgabenverteilung von Verkehrswirtschaft<br />
4. und Kommunen künftig aussehen?<br />
Wenn es nach uns geht, ganz einfach. Es bleibt beim bewährten<br />
mittelstandsfreundlichen <strong>System</strong> im ÖPNV. Dort, wo Verkehre<br />
unternehmerinitiiert, also ohne öffentlichen Dienstleistungsauftrag<br />
im Sinne der Verordnung 1370/07 mit dem<br />
Aufgabenträger, betrieben werden können, muss es wie bisher<br />
beim Genehmigungswettbewerb bleiben. Planung und<br />
Organisation der Verkehre erfolgen durch vor Ort ansässige<br />
Unternehmen eigenverantwortlich und nicht durch neu zu<br />
entwickelnde, kostengenerierende Verwaltungsbehörden. Bereits<br />
heute arbeiten Aufgabenträger, kommunale und private<br />
Unternehmen vertrauensvoll miteinander – das wird sich auch<br />
künftig nicht ändern.<br />
„Bus statt Bahn“: Ist dies das BDO-Rezept für die<br />
5. länd liche Versorgung mit Nah- und Fernverkehr?<br />
Wir sind nicht gegen die Bahn, keineswegs. Wir stehen für<br />
eine optimale Vernetzung aller Verkehrsträger. Jeder soll dort<br />
fahren, wo es wirtschaftlich – aus Sicht des Steuerzahlers – vertretbar<br />
ist und wo er seine eigenen Stärken ausspielen kann.<br />
„Bus statt Bahn“ ist so für uns nicht vertretbar. Die Praxis zeigt<br />
zudem, dass viele unserer Unternehmen ein gutes Verhältnis<br />
zur DB AG haben, allein schon über die DB Stadtverkehr.<br />
Foto: BDO<br />
Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche<br />
33
Aktuell<br />
Flottenerneuerung<br />
nach Direktvergabe<br />
Umweltfreundlich. Der Regionalverkehr<br />
Köln (RVK) will seine Flotte weiterhin<br />
modernisieren und dabei jeweils<br />
die <strong>aktuell</strong>en Umweltauflagen erfüllen.<br />
Für mehr Attraktivität sollen neue Komfortmerkmale<br />
sorgen wie Außenlautsprecher<br />
oder der verstärkte Einsatz von<br />
Klimaanlagen. Nachdem das Kommunalunternehmen<br />
neue Direktvergaben<br />
erhalten hat, wurden 2009 insgesamt<br />
55 neue Busse angeschafft. Das Land<br />
Nordrhein-Westfalen hat seit 2008 die<br />
Busförderung von den Verkehrsunternehmen<br />
auf die Aufgabenträger übergeleitet.<br />
msa<br />
Die neuen DaimlerBenz-Busse vom Typ<br />
Citaro O530 und 0530 G verfügen über<br />
einen SCR-Katalysator.<br />
Mehr Staatshilfe für Fernpendler<br />
Parkplatzträgerschaft. Die Verkehrsminister<br />
aus Bund und Ländern wollen<br />
etwas für die wachsende Zahl der<br />
Fernpendler tun. Für ihre Parkplätze an<br />
Bundesfernstraßen übernimmt künftig<br />
der Bund die Trägerschaft. Die Länder<br />
haben sich auf der Verkehrsministerkonferenz<br />
im Frühjahr zu einer nachhaltigen<br />
Entwicklung der Knotenpunkte<br />
verpflichtet, was auch eine ÖPNV-Anbindung<br />
einschließen kann. msa<br />
Neuer Städteschnellbus<br />
Bodensee. DB Regionalverkehr Alb-<br />
Bodensee (RAB) hat einen Städteschnellbus<br />
von Ravensburg nach Konstanz<br />
mit vier Fahrtenpaaren beziehungsweise<br />
zwei Fahrtenpaaren samstags<br />
gestartet.<br />
msa<br />
Foto: RVK<br />
Immer mehr Länder<br />
mit Tariftreuevorgaben<br />
Nahverkehr. Die Große Koalition in<br />
Mecklenburg-Vorpommern will im<br />
Herbst ein Vergabegesetz für ÖPNV<br />
und SPNV in den Landtag einbringen,<br />
um Arbeitnehmer und tariftreue Unternehmer<br />
zu schützen sowie eine Ausbildungsquote<br />
vorzugeben. Dem Gesetzgebungsverfahren<br />
wird eine Markt- und<br />
Lohnanalyse vorausgehen. Auch die<br />
Politik in den Ländern Rheinland-Pfalz,<br />
Brandenburg und Saarland bereitet Tariftreuevorgaben<br />
für den Nahverkehr<br />
vor. Vielfach erwarten die kommunalen<br />
Aufgabenträger höhere Belastungen.<br />
Die Bahngewerkschaften Transnet und<br />
GDBA wollen noch in diesem Sommer<br />
einen Branchentarifvertrag im SPNV<br />
durchsetzen, notfalls auch mit Streiks.<br />
msa<br />
Warnung vor<br />
höherer Mehrwertsteuer<br />
Schul- und Regionalbusverkehr. Eine<br />
Preissteigerung um 12 % im ÖPNV<br />
und Schülerverkehr sagt der Landesverband<br />
Bayerischer Omnibusunternehmer<br />
(LBO) voraus, sollte die Koalition<br />
in Berlin dem Nahverkehr tatsächlich<br />
die ermäßigte Mehrwertsteuer streichen.<br />
Auch der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen<br />
(VDV) warnt davor,<br />
den Satz von bislang 7 % heraufzusetzen.<br />
Im Rahmen einer Kommunalfinanzreform<br />
will die Große Koalition im<br />
Bund den Kommunen einen größeren<br />
Anteil an der Mehrwertsteuer geben.<br />
msa<br />
Erstmals Vertrieb ohne Betrieb<br />
SPNV-Ausschreibung. Zum ersten<br />
Mal wird im deutschen SPNV der Vertrieb<br />
ohne Betrieb ausgeschrieben: Der<br />
Zweckverband Nahverkehr Rheinland<br />
(NVR) sucht gemeinsam mit dem Projektpartner<br />
Zweckverband SPNV Rheinland-Pfalz<br />
Nord (SPNV-Nord) einen<br />
Dienstleister für das „Erbringen von<br />
Vertriebsleistungen“ im NVR und auf<br />
ausgewählten Strecken im SPNV-Nord.<br />
msa<br />
Kilometerpreis von<br />
2,20 bis 2,50 EUR Untergrenze<br />
Regionalbusverkehr. Der Rhein-Main-<br />
Verkehrsverbund (RMV) erwartet nach<br />
den Worten seines Geschäftsführers<br />
Knut Ringat erst ab Kilometerpreisen<br />
von 2,20 bis 2,50 EUR „eine adäquate<br />
Leistung“. Die mit Betriebsaufnahme<br />
im Fahrplanjahr 2010 ausgeschriebenen<br />
Leistungen werden zum gewichteten<br />
Durchschnittspreis von etwa 2,75<br />
EUR/Nwkm eingekauft.<br />
msa<br />
45a-Verlängerung<br />
und ÖPNV-Pauschale<br />
Sachsen-Anhalt. Vom 1. Januar<br />
2011 an will Sachsen-Anhalt den 45a-<br />
Ausgleich pauschalieren und von den<br />
Verkehrsunternehmen auf Städte und<br />
Kreise überleiten. In den nächsten drei<br />
Jahren erhalten die Aufgabenträger eine<br />
planbare Mittelausstattung von insgesamt<br />
70 Mio. EUR pro Jahr, um den<br />
ÖPNV und die Schülerbeförderung aus<br />
einer Finanzmasse zu organisieren und<br />
so ein nachhaltiges Gesamtsystem zu<br />
entwickeln, trotz Bevölkerungs- und<br />
Schülerschwund. Damit wenden nur<br />
noch wenige Bundesländer dieses Finanzierungsinstrument<br />
in seiner ursprünglichen<br />
Variante an, darunter Thüringen<br />
und Bayern. Die Staatsregierung in München<br />
hat jedoch eine Arbeitsgruppe für<br />
eine Reform eingesetzt.<br />
msa<br />
LSE ohne Arriva KVG besser dran<br />
Kooperation. Die Lüchow-Schmarsauer<br />
Eisenbahn (LSE) hat sich jetzt<br />
auch formell von der Güterbeförderung<br />
verabschiedet. Die Änderungen des Firmenzwecks<br />
folgten einem Beschluss<br />
des Kreistags Lüchow-Dannenberg, der<br />
die LSE jedoch im Personenverkehr weiter<br />
als eigenes Verkehrsunternehmen<br />
agieren lässt. Eine Untersuchung habe<br />
gezeigt, dass eine Stand-alone-Lösung<br />
wirtschaftlich günstiger abschneide als<br />
die ebenfalls geprüfte Dreierkooperation<br />
mit der Arriva-Tochter KVG Stade<br />
und dem Lüchower Mittelständler Irro.<br />
Mit Irro wird aber bei Betriebshof und<br />
Ersatzbusgestellung kooperiert.<br />
JB<br />
34 Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche
Übergreifendes und<br />
vernetztes Wissen zu allen Verkehrsträgern<br />
Einzelpreis: 15,00 EUR<br />
Richtungsweisend in der<br />
Verkehrsbranche<br />
Nur die Kombination zwischen Straße, Bahn, Luft,<br />
See und ÖPNV macht den gesamten Verkehrsmarkt<br />
erst transparent. Übergreifendes Wissen<br />
lässt Sie erkennen, wann sich die Richtung im<br />
Verkehrsmarkt ändern könnte. Internationales<br />
Verkehrswesen ist die Fachzeitschrift, die sich<br />
allen Verkehrsträgern widmet.<br />
Weitere Informationen finden Sie unter<br />
www.eurailpress.de/iv<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Erscheinungsweise: monatlich (10 x jährlich),<br />
Abonnementpreis: € 146,00 inkl. Versand, zzgl. MwSt.<br />
(Deutschland) und € 154,– inkl. Versand (International)<br />
DVV Media Group GmbH<br />
Postfach 10 16 09<br />
20010 Hamburg<br />
Fax: + 49 40/237 14-104<br />
E-Mail: service@eurailpress.de
Vandalismusschäden senken,<br />
Fahrgastsicherheit erhöhen?<br />
Kundenbericht nach dem Einsatz des BOP Videoschutzsystems:<br />
Keine Sachschäden im Fahrzeug<br />
Keine Belästigungsbeschwerde von Fahrgästen<br />
30 % mehr Einnahmen durch<br />
zahlende Fahrgäste<br />
Kosten- und<br />
leistungoptimierte<br />
Lösungen<br />
Anschluss<br />
bis zu<br />
16 Kameras<br />
Lange Aufnahmezeiten<br />
mit<br />
Festplatte<br />
größer als 1 TB<br />
Hochauflösende<br />
Aufnahme<br />
Benutzerfreundliche<br />
und leistungsvolle<br />
Auswertesoftware<br />
Zahlreiche<br />
Kameramodelle<br />
und Zubehör<br />
Multiscreen<br />
Anzeige: bis zu 16<br />
Kameras<br />
gleichzeitig<br />
Sicherheit auf der ganzen Linie<br />
Wir beraten Sie gern:<br />
I+ME ACTIA GmbH<br />
Dresdenstr. 17/18<br />
38124 Braunschweig<br />
Tel.: 0531/ 38 70 1 0<br />
Fax: 0531/ 38 70 1 88<br />
info@ime-actia.de<br />
www.actiacctv.com