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4 Module - 1 System - ÖPNV aktuell

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4 <strong>Module</strong> - 1 <strong>System</strong><br />

In: 76 | Out: 34<br />

67.45.19<br />

67.45.18<br />

Fahrgastinformation<br />

Videoüberwachung<br />

Flottenmanagement<br />

Fahrgastzählung<br />

67.45.17<br />

67.45.16<br />

67.45.15<br />

67.45.14<br />

34.78.42.35.83.94.<br />

12.53.89.04.34.56.<br />

78.36.59.74.36.04.<br />

57.36.47.88.44.90<br />

67.45.13<br />

67.45.12<br />

34.78.34<br />

34.78.35 34.78.36 34.78.37 34.78.38 34.78.39 34.78.40 34.78.41 34.78.42<br />

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Editorial<br />

Wider die Versteppung<br />

blühender Landschaften<br />

Athen und Teheran – ausgerechnet zwei Megastädte fallen mir ein! Dabei soll<br />

ich Sie auf Konzepte für die Zukunft des Nahverkehrs auf dem Land einstimmen<br />

und Sie so in das erste Themenheft von „ÖPNV <strong>aktuell</strong>“ einführen.<br />

Mit den Themenheften ergänzt die DVV Media Group diesen neuen, schnellen<br />

Brancheninformationsdienst.<br />

Warum also die Städte? In der griechischen Hauptstadt haben<br />

vor wenigen Tagen Hunderttausende gegen das radikale Sparprogramm<br />

gestreikt, mit dem ihre Regierung das Land vor dem<br />

Bank rott retten will. Darunter waren auch die Beschäftigten der<br />

Verkehrsbetriebe. Drei Menschen mussten sterben, weil radikale<br />

Antikapitalisten während des friedlichen Protests eine Rauchbombe<br />

in eine Bankfiliale warfen. Und in Teheran sitzt Mansour Ossanlu,<br />

der Vorsitzende der unabhängigen Buspersonalgewerkschaft,<br />

weiterhin in Haft. Amnesty International ist überzeugt, dass sein<br />

Protest gewaltlos war, und hat die iranischen Behörden aus Anlass<br />

des 1. Mai um Besuchserlaubnisse für seine Familie und seinen Anwalt<br />

sowie um ärztliche Versorgung gebeten.<br />

Diese Schicksale berühren mich. Sie zeigen mir aber auch, welche<br />

Fehlentwicklungen in verknöcherten Strukturen möglich sind,<br />

die sich der Erneuerung verweigern. Damit bin ich wieder bei unserem<br />

Thema: Auch wir in Deutschland müssen umbauen, um unser<br />

Land fit für die Zukunft zu machen. Sonst droht blühenden Landschaften<br />

wegen des demografischen Wandels die soziale und ma-<br />

Land darf nicht kaputt ge-<br />

„Der Nahverkehr auf dem<br />

terielle Verödung. Wir müssen es schaffen, die Menschen, ihre Bedürfnisse<br />

und die öffentlichen Strukturen wieder ins Lot zu bringen. Schmidt-Auerbach, Chefspart<br />

werden“, sagt Markus<br />

Und wir müssen es schaffen, den Klimawandel zu begrenzen. Sonst redakteur von ÖPNV <strong>aktuell</strong>.<br />

drohen unsere blühenden Landschaften zu versteppen.<br />

Manche Mitbürger und Experten würden die Schrumpf regionen am liebsten<br />

abkoppeln; beim Umweltschutz handeln sie weiterhin nach dem Motto „nach mir<br />

die Sintflut.“ Sie, verehrte Leserinnen und Leser, sind hoffentlich davon überzeugt,<br />

dass wir Lösungen finden werden. Sie müssen nicht immer optimal, nicht immer<br />

widerspruchsfrei sein, aber gangbar und somit zukunftsweisend. Dem öffentlichen<br />

Verkehr kommt bei diesem Umbau eine Schlüsselrolle zu. Auch und besonders auf<br />

dem Land, wo die Wege weit sind.<br />

Der Nahverkehr der Zukunft und die Zukunft des Nahverkehrs – sie haben heute<br />

schon begonnen. Unsere Autoren zeigen Ansätze aus Ost und West, aus Nord und<br />

Süd. Sie ziehen Innovationen und Ideen mal aus Sicht der Daseinsvorsorge, mal aus<br />

Sicht der Wirtschaft in den Blick.<br />

Verkehr mag abgeleitete Nachfrage sein. Mobilität dagegen ist ein Grundbedürfnis,<br />

ist Freiheit und soziale Teilhabe. Die anstehenden Aufgaben bieten der Branche<br />

die Chance, sich als eine innovative, kundenorientierte und sinnvolle Mobilitätsalternative<br />

zu profilieren.<br />

Ich freue mich auf Ihre Reaktionen!<br />

Ihr<br />

Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche<br />

3


WERDEN SIE KLIMASCHÜTZER.<br />

STEIGEN SIE EIN.<br />

28 Mio. haben den Einstieg in die Zukunft schon gefunden.<br />

Engagierter Umweltschützer zu sein, ist entspannter, als Sie vielleicht denken. Steigen<br />

Sie morgens in ein modernes Fahrzeug mit Chauffeur. Und schon haben Sie eine Menge<br />

CO 2<br />

, Kraftstoff und Lärm gespart. Womit man wieder sieht: Ob günstig, sicher oder<br />

umweltfreundlich – was immer Sie bewegt, mit Bussen und Bahnen fahren Sie richtig.<br />

www.deutschland-bleibt-mobil.de. Eine Kampagne des VDV (Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e. V.).


Inhalt<br />

Foto: J. Burmeister<br />

Markus Schmidt-Auerbach<br />

Wider die Versteppung<br />

blühender Landschaften 3<br />

Was Athen und Teheran mit<br />

Innova tionen im ÖPNV zu tun haben<br />

Jürgen Burmeister<br />

Weniger, älter, bunter –<br />

der deutsche demografische<br />

Wandel 6<br />

Worauf sich die ÖPNV-<br />

Verantwort lichen einstellen müssen<br />

Interview<br />

Patentrezepte für die Probleme des<br />

Nahverkehrs auf dem Land gibt es<br />

nicht, wohl aber Anpassungsdruck,<br />

macht Bundesverkehrsminister<br />

Peter Ramsauer deutlich. Chancen<br />

sieht er in Fernbuslinien und der<br />

E-Mobilität. Seite 8<br />

Dagmar Rees<br />

S-Bahn auf dem Land<br />

lohnt sich 10<br />

Schwarze statt rote Zahlen –<br />

Bedingungen einer Erfolgsstory<br />

Uwe Rennspieß<br />

Differenziertes Bild bei<br />

differenzierter Bedienung 13<br />

Maßgeschneiderte und flexible<br />

Angebote<br />

Jürgen Burmeister<br />

Alle Register ziehen –<br />

Nah verkehrsstrategie<br />

Cochem-Zell 16<br />

Verkehre angepasst, Infrastruktur<br />

ausgebaut, auf Freizeit gesetzt<br />

Stefan Bendrien<br />

Ergänzen, nicht ersetzen –<br />

Bürgerbusse im Angebot 18<br />

Gut eingestellt auf individuelle<br />

Bedürfnisse älterer Menschen<br />

Alexander Möller<br />

Bus per Anruf<br />

oder Knopfdruck 20<br />

Zu jeder Zeit von irgendwo nach<br />

überall – ökonomisch und ökologisch<br />

Petra-Juliane Wagner<br />

Bestellt und abgeholt –<br />

alter native öffentliche<br />

Mobilität 22<br />

Intensives Marketing, Wille und<br />

Kooperation als Schlüssel zum Erfolg<br />

Volker Rahm<br />

Anhängerbusse:<br />

günstig und flexibel 25<br />

Nachfrageschwankungen im Griff<br />

dank neuer Konzepte<br />

Jürgen Burmeister<br />

Die Bahn geht,<br />

der Bus kommt 28<br />

Stärken der verschiedenen ÖPNV-<br />

Formen zum Angebot gebündelt<br />

Jürgen Burmeister<br />

Fahrt mit angezogener<br />

Bremse 30<br />

Mit der Regiotram ohne Umsteigen<br />

aus der Region mitten in die Stadt<br />

Jürgen Burmeister<br />

Kleine Linienbündel – Chancen<br />

für den Mittelstand? 32<br />

Konzessionsvergabe unter<br />

unterschiedlichen Gesichtspunkten<br />

Markus Schmidt-Auerbach<br />

5 Fragen an … 33<br />

… Wolfgang Steinbrück,<br />

Präsident des BDO<br />

Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche<br />

5


Markt<br />

Jürgen Burmeister<br />

Weniger, älter, bunter –<br />

der deutsche demografische Wandel<br />

Mit den Schlagworten „weniger, älter, bunter“ fasste im vergangenen Jahr Rudolf<br />

Grothues von der Geographischen Kommission für Westfalen (Geko) den demografischen<br />

Wandel im ländlichen Raum zusammen. Die Bürgerinnen und Bürger werden<br />

dabei weniger, aber älter und zwischen den einzelnen Regionen Deutschlands finden<br />

weiterhin Wanderbewegungen statt.<br />

Foto: J. Burmeister<br />

Die Daseinsvorsorge für die Bevölkerung im ländlichen Raum steht bereits bei vielen Länderregierungen auf dem Arbeitsplan. Bedarfsgesteuerte<br />

Mobilitätsangebote sind ein Ergebnis. Der Bus im Bild wird von der Rhenus-Veniro-Tochter Niag betrieben.<br />

Dass die Deutschen immer weniger<br />

werden, wird von allen Seiten<br />

vorhergesagt. Uneins sind sich<br />

die Forscher nur in Bezug auf Umfang<br />

und Geschwindigkeit des Rückgangs.<br />

Das Statistische Bundesamt (Destatis)<br />

geht im Rahmen seiner Bevölkerungsvorausberechnung<br />

bei der „Variante<br />

‚mittlere‘ Bevölkerung“ von folgender<br />

Entwicklung aus:<br />

Klare Unterschiede werden nach der<br />

Bevölkerungsprognose 2005 bis 2025<br />

des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und<br />

Jahr 2008 2020 2030 Raumforschung (BBSR) zwischen einzelnen<br />

Räumen auftreten: Erwartet werden<br />

mehr Einwohner beispielsweise im<br />

Untergrenze<br />

82,0 Mio. 79,9 Mio. 77,4 Mio.<br />

Raum München/Ingolstadt/Augsburg,<br />

Obergrenze<br />

82,0 Mio. 80,4 Mio. 79,0 Mio. im Berliner Speckgürtel, im Umfeld<br />

von Hamburg oder in Rheinhessen. Auf<br />

AUTOR<br />

Jürgen Burmeister, Inhaber<br />

von Rad und Tat, dem<br />

ÖPNV-Büro für Beratung<br />

und Kommunikation, sowie<br />

freier Fachjournalist,<br />

Düsseldorf; radundtat@aol.com<br />

der anderen Seite rechnet das BBSR in<br />

seiner Bevölkerungsprognose 2005 bis<br />

2025 mit einem Bevölkerungsrückgang<br />

von mehr als 10 %:<br />

■ in allen neuen Bundesländern mit<br />

Ausnahme der Einzugsräume um<br />

die Zentren Dresden, Leipzig/Halle,<br />

Magdeburg, Rostock und des Berliner<br />

Einzugsbereichs<br />

■ im südlichen Niedersachsen/Harz<br />

■ in der Region Oberpfalz/Bayerischer<br />

Wald<br />

■ im Saarland/Westpfalz<br />

■ im Siegerland/Südwestfalen.<br />

Für die wachsenden Regionen geht<br />

Hartmut H. Topp, bis 2007 Professor<br />

für Mobilität und Transport an der TU<br />

6 Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche


Kaiserslautern, für 2030 von ähnlichen<br />

Verkehrsproblemen wie heute aus: Dort<br />

baut der Nahverkehr sein Angebot weiter<br />

aus und kann seine Verkehrsanteile<br />

halten. In den schrumpfenden Städten<br />

und ländlichen Regionen wird das<br />

Nahverkehrsangebot der rückläufigen<br />

Nachfrage angepasst – wodurch die<br />

Abwärtsspirale aus Abwanderung und<br />

sinkender Attraktivität von Städten und<br />

Regionen noch verstärkt wird. Da sich<br />

zudem die Kapazitätsprobleme im fließenden<br />

und im ruhenden Autoverkehr<br />

bei abnehmender Bevölkerungszahl<br />

entspannen, verschiebt sich das Konkurrenzverhältnis<br />

zwischen öffentlichem<br />

und Individualverkehr tendenziell<br />

zu Gunsten des Pkw.<br />

Deutliche Veränderungen prognostiziert<br />

Destatis auch bei der Alterspyramide:<br />

Jahr Unter 20-Jährige 20- bis 64-Jährige 65-Jährige und älter Gesamt<br />

2010 15,0 Mio. 49,7 Mio. 16,8 Mio. 81,5 Mio.<br />

2020 13,6 Mio. 47,6 Mio. 18,7 Mio. 79,9 Mio.<br />

2030 12,9 Mio. 42,1 Mio. 22,3 Mio. 77,4 Mio.<br />

Vom demografischen Wandel werde<br />

der ÖPNV besonders hart getroffen<br />

– und dies in mehrfacher Hinsicht, so<br />

Topp [1]:<br />

■ Mit weniger Schülern bricht im ländlichen<br />

Raum der größte Kundenkreis<br />

ein.<br />

■ Weniger Erwerbspersonen bedeuten<br />

weniger Berufsverkehr, die zweite<br />

Säule des Nahverkehrs wackelt.<br />

■ Die heute 30- bis 40-Jährigen und<br />

künftigen Alten sind mit dem Auto<br />

groß geworden und werden auch im<br />

Alter dem Auto näher stehen als dem<br />

Nahverkehr.<br />

Die Daseinsvorsorge für die Bevölkerung<br />

im ländlichen Raum steht daher<br />

bereits bei vielen Länderregierungen<br />

auf dem Arbeitsplan. Überall werden<br />

Pilotprojekte angestoßen, um Wege<br />

zu finden, wie die Auswirkungen des<br />

demografischen Wandels im ländlichen<br />

Raum gemildert werden können.<br />

Gefordert sind dabei Raumplaner und<br />

Verkehrsunternehmen. „Dorfumbau“<br />

heißt ein Schlagwort, um kleine Orte in<br />

der Fläche lebensfähig zu halten. Statt<br />

weiter Neubaugebiete auf der grünen<br />

Wiese zu errichten, ist die Revitalisierung<br />

verfallener Grundstücke und Gebäude<br />

und damit die nachhaltige Entwicklung<br />

von Ortskernen – mit ihrer<br />

vorhandenen Infrastruktur – gefordert.<br />

„Bedarfsgesteuerte Angebotsformen“<br />

heißen die von Verkehrsunternehmen<br />

und Aufgabenträgern eingeschlagenen<br />

Wege, wie die Beispiele des<br />

Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg<br />

(VBB) und von DB Stadtverkehr auf<br />

den folgenden Seiten zeigen, um auf<br />

eine geringer werdende Nachfrage zu<br />

reagieren. Diese umfassen die gesamte<br />

Bandbreite: Rufbusverkehre, Anruf-<br />

Sammeltaxis, Bürgerbusse und Fahrgemeinschaften,<br />

die über einen „Dorfladen“<br />

organisiert werden.<br />

Diese spielen auch beim Forschungsprojekt<br />

„Immer mobil“ im<br />

Landkreis Rosenheim eine Rolle. Da Senioren<br />

immer seltener innerhalb der eigenen<br />

Familie lebten, müssten sie – um<br />

mobil zu bleiben – stärker auf öffentliche<br />

Verkehrsmittel zurückgreifen, so<br />

die Erkenntnis der Initiatoren. Ziel des<br />

Projekts sei es, <strong>aktuell</strong> und ortsbezogen<br />

alle verfügbaren Transportdienstleistungen<br />

an den Nutzer zu vermitteln.<br />

Dieser könne sich dann über einfach zu<br />

bedienende mobile Endgeräte, Internet<br />

oder Telefon informieren sowie Fahrten<br />

buchen.<br />

Den neuen Herausforderungen<br />

eines zumindest gebietsweise stark<br />

schrumpfenden, aber in jedem Fall sich<br />

stark verändernden Markts werden sich<br />

die Akteure der Branche stellen müssen.<br />

Die Instrumente dafür stehen bereit<br />

oder befinden sich in der Entwicklung.<br />

Dem neuen Fahrgastmix aus „weniger,<br />

älter, bunter“ wird so auch in Zukunft<br />

ein adäquates Angebot zur Befriedigung<br />

seiner Mobilitätswünsche zur Verfügung<br />

stehen.<br />

LITERATUR<br />

[1] Topp, Hartmut H.: Demographischer Wandel<br />

und Verkehr: Wirkungen und Konsequenzen. In:<br />

Internationales Verkehrswesen, 3/2006<br />

Den Guten eine Chance!<br />

Das ist zentrales Thema der Arbeit von mobifair e.V.<br />

Durch oftmals ruinösen Wettbewerb im Verkehrsmarkt wird die Lebensqualität der<br />

Menschen Stück für Stück zerstört. Seriöse Unternehmen werden aus dem Markt<br />

gedrängt. Wertvolle Grundlagen des gesellschaftlichen Miteinanders werden dem<br />

Profit geopfert - auch Arbeits- und Umweltschutz und der Schutz der Verbraucher.<br />

Um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten, kämpft mobifair gegen unseriöses und<br />

kriminelles Verhalten bei Auftragsvergaben im Verkehrsmarkt.<br />

Der als gemeinnützig eingetragene Verein erarbeitet mit Wissenschaftlern und Juristen<br />

Lösungsvorschläge und nimmt politisch Einfluss auf Gesetzesvorhaben und<br />

Gesetzesänderungen.<br />

Mitglieder bei mobifair sind Verkehrsunternehmen, Verbände, Gewerkschaften und<br />

Einzelpersonen sowie parteiübergreifend Bundestags-, Landtags- und Europaabgeordnete.<br />

Mitmachen, dabei sein! Es lohnt sich<br />

Mit dem neuen<br />

Leitfaden zur Vergabe<br />

von Verkehrsdienstleistungen<br />

gibt mobifair den Auftraggebern<br />

ein rechtlich fundiertes<br />

und praxisbezogenes Vergaberaster<br />

für künftige Ausschreibungen<br />

an die Hand.<br />

NEU !<br />

Leitfaden<br />

mobifair e.V.<br />

Westendstraße 52,<br />

60325 Frankfurt am Main<br />

www.mobifair.eu<br />

Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche<br />

7


Interview<br />

„Wir rütteln nicht am ÖPNV als<br />

Aufgabe der Daseinsvorsorge“<br />

Patentrezepte für die Probleme des Nahverkehrs auf dem Land gibt es nicht, wohl<br />

aber Anpassungsdruck, macht Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer (CSU) im<br />

Interview mit „ÖPNV <strong>aktuell</strong>“ deutlich. In Fernbuslinien und der E-Mobilität erblickt<br />

er Chancen. Zu Kernfragen wie der künftigen Finanzierung, der Verwendung von Infrastrukturentgelten<br />

und dem Rechtsrahmen vermeidet er Festlegungen. Die Fragen<br />

stellte Chefredakteur Markus Schmidt-Auerbach.<br />

Herr Minister, bei Ihrem Amtsantritt haben<br />

Sie den ländlichen Raum zu einem<br />

Schwerpunkt Ihrer Arbeit erklärt. Wie<br />

können Sie den Flächenländern und den<br />

Landkreisen helfen, weiterhin Nahverkehr<br />

als Aufgabe der Daseinsvorsorge<br />

zu garantieren – trotz leerer öffentlicher<br />

Kassen, Schuldenbremse und der demografischen<br />

Entwicklung?<br />

Die christlich-liberale Bundesregierung<br />

bekennt sich klar zum öffentlichen<br />

Personennahverkehr. Er ist unverzichtbarer<br />

Bestandteil der Daseinsvorsorge<br />

– auch und gerade in den ländlichen Regionen.<br />

Hier brauchen wir ein Grundangebot<br />

im öffentlichen Verkehr. Anrufsammeltaxen<br />

und Busse, die auf Abruf<br />

je nach Bedarf bestellt werden, können<br />

zum Beispiel eine Lösung sein.<br />

Für Stadt und Land gilt: Der ÖPNV<br />

muss für alle zugänglich, umweltfreundlich<br />

und bezahlbar sein. Hinzu<br />

kommt: Der Bevölkerungsrückgang<br />

insbesondere in den ländlichen Räumen<br />

und die alternde Gesellschaft erfordern,<br />

das Angebot entsprechend anzupassen<br />

– etwa durch mehr Barrierefreiheit an<br />

Bahnhöfen.<br />

Mit Jürgen Rüttgers ist kürzlich ein prominenter<br />

Unionspolitiker angesichts der<br />

Wirtschaftskrise vom Grundsatz „Privat<br />

vor Staat“ abgerückt. Ist damit auch ein<br />

neuer Akzent für den künftigen Rechtsrahmen<br />

im Nahverkehr vorgezeichnet,<br />

oder wollen Sie umgekehrt private Elemente<br />

im Personenbeförderungsgesetz<br />

(PBefG) und in den Finanzierungsinstrumenten<br />

sogar stärken?<br />

Der öffentliche Personennahverkehr<br />

auf Schiene und Straße ist eine<br />

Aufgabe der Daseinsvorsorge. An diesem<br />

Grundsatz werden wir auch bei<br />

Dr. Peter Ramsauer, seit Herbst 2009 Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung,<br />

möchte Trassenerlöse möglichst in den Infrastrukturunternehmen zurückhalten.<br />

der anstehenden Novellierung des<br />

Personenbeförderungsgesetzes nicht<br />

rütteln. Wichtig ist aber auch, dass die<br />

bestehende Anbietervielfalt erhalten<br />

bleibt. In diesem Sinne haben wir uns<br />

im Koalitionsvertrag dafür ausgesprochen,<br />

den Vorrang für kommerzielle<br />

Verkehre zu gewährleisten. Das geltende<br />

Personenbeförderungsgesetz trägt<br />

diesen Zielen bereits weitgehend Rechnung.<br />

Das neue PBefG wird nach dem Willen<br />

der Koalition Busfernlinien erlauben.<br />

Die Länder fürchten die Schwächung<br />

ihrer SPNV-Angebote. Sind die Sorgen<br />

begründet, oder hat eher das private<br />

Busgewerbe Recht, das eine bessere<br />

Versorgung von Mittelstädten und<br />

Randgebieten voraussagt? Tendieren<br />

Sie in diesem Zusammenhang dazu, den<br />

Fernbusmarkt komplett zu liberalisieren<br />

oder dazu, ihn weiterhin durch ein Genehmigungssystem<br />

zu regulieren?<br />

Unser Ziel ist es, mehr Wettbewerb<br />

zwischen Eisenbahnen und Omnibussen<br />

im Fernlinienverkehr zu erreichen. Damit<br />

eröffnen wir den Kunden eine Wahlfreiheit.<br />

Sie können dann auch längere<br />

Strecken kostengünstig mit dem Bus rei-<br />

Foto: T. Heinrici<br />

8 Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche


sen. Das ist zudem umweltfreundlicher.<br />

Stellen Sie sich vor, dass 30 bis 50 Personen<br />

allein im Auto unterwegs sind – im<br />

Vergleich zu einem Reisebus.<br />

Derzeit wird geprüft, wie wir unsere<br />

Ideen im Detail umsetzen können. Negative<br />

Auswirkungen für den Schienenpersonennahverkehr<br />

erwarte ich nicht.<br />

Ihre Kollegen in den Ländern fordern<br />

den Bund auf, den SPNV zu stärken –<br />

durch eine rasche und großzügige Revision<br />

des Regionalisierungsmittelgesetzes,<br />

aber auch durch Vorgaben an die<br />

Deutsche Bahn, Trassenentgelte ohne<br />

Gewinnabzug zweckgebunden ins Netz<br />

zurückzugeben. Inwiefern unterstützen<br />

Sie diese Vorstellungen, wo unterscheiden<br />

Sie sich, welche Gegenforderungen<br />

an die Länder haben Sie?<br />

Wir stellen den Ländern viel Geld<br />

zur Verfügung – rund 6,7 Mrd. EUR<br />

jährlich. Diese Summe steigt bis 2014<br />

auf rund 7,3 Mrd. EUR. Damit finanzieren<br />

die Länder den Schienenpersonennahverkehr<br />

oder verbessern ihre<br />

ÖPNV-Angebote. Ab 2015 unterliegen<br />

diese Mittel einer Revision, bei der auch<br />

die Länder beteiligt werden. Was ihre<br />

Frage nach den Trassenpreisen angeht:<br />

Wir prüfen ein Modell, nach dem die<br />

Trassenerlöse und Stationsentgelte in<br />

den Eisenbahninfrastrukturunternehmen<br />

verbleiben sollen. Hier stehen wir<br />

allerdings noch am Anfang.<br />

Herr Minister, Sie wollen mit Ihren Kollegen<br />

in der Bundesregierung die Elektromobilität<br />

massiv voran bringen. Welche<br />

Chancen ergeben sich dadurch für den<br />

Nahverkehr auf dem Land – oder wird<br />

diese Mobilitätsform bald ihren Umweltvorteil<br />

gegenüber dem Pkw verlieren?<br />

Elektromobilität und der öffentliche<br />

Nahverkehr konkurrieren nicht miteinander.<br />

Im Gegenteil: Durch saubere<br />

Elektroantriebe kann der ÖPNV noch<br />

umweltfreundlicher werden. Wir fördern<br />

die Elektromobilität unter anderem<br />

mit unserem Programm „Modellregionen“<br />

und geben dafür 115 Mio.<br />

EUR aus dem Konjunkturpaket II. Hierbei<br />

untersuchen wir insbesondere das<br />

Zusammenspiel von Elektromobilität<br />

und dem öffentlichem Verkehr. Wichtige<br />

Partner sind hier Mobilitätsdienstleister<br />

wie die Deutsche Bahn AG oder<br />

die kommunalen und städtischen Verkehrsbetriebe.<br />

In unserer Modellregion Hamburg<br />

testet die Hamburger Hochbahn seit<br />

Mitte April die ersten seriellen dieselelektrischen<br />

Hybridbusse im Liniendienst.<br />

Diese Busse können auf Teilstrecken<br />

oder beim Anfahren rein elektrisch<br />

und damit emissionsfrei fahren. Die<br />

Batterie wird durch die Bremsenergie<br />

wieder aufgeladen. Der Dieselmotor<br />

wird nur noch bei leerer Batterie und zur<br />

elektrischen Stromerzeugung genutzt.<br />

Er treibt das Fahrzeug nicht mehr direkt<br />

an.<br />

Das Interview wurde geführt am 6. Mai 2010 –<br />

vor der NRW-Wahl und nach der Steuerschätzung.<br />

Diesel-Abgassysteme<br />

ÖPNV – vorbildlich sauber<br />

EURO III EEV / EURO V<br />

Mit dem Sintermetallfilter (SMF ® ) können Busse des ÖPNV bereits<br />

seit längerem 100% rußfrei betrieben werden. Für die Reduzierung<br />

der gasförmigen Schadstoffe wie Stickoxide bieten wir in Kombination<br />

mit einem SMF ® die innovative SCRT ® Nachrüstlösung für Busse an.<br />

Das SCRT ® -<strong>System</strong> entfernt nicht nur Rußpartikel bis zur Nachweisgrenze,<br />

sondern reduziert auch Stickoxide nahezu vollständig aus<br />

Dieselabgasen. Das Ergebnis: EURO III Busse erreichen mit SCRT ®<br />

die EURO V Grenzwerte und erfüllen sogar den EEV-Standard.<br />

SCRT ® – Selective Catalytic Reduction Technology<br />

AdBlue ®<br />

Rußpartikel frei<br />

Stickoxide frei<br />

Dieselweg 12 Telefon +49 2373 987-555 nfz-vertrieb@hjs.com<br />

D-58706 Menden/Sauerland Telefax +49 2373 987-209 www.hjs.com<br />

Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche<br />

9


Strategie<br />

Dagmar Rees<br />

S-Bahn auf dem Land lohnt sich<br />

Es geht. S-Bahn auf dem Land ist möglich, zumindest in der Region Schwarzwald-<br />

Baar-Heuberg. Wie gut sie in Euro und Cent ausgedrückt läuft, ist jedoch erstaunlich<br />

schwer zu erfahren.<br />

Foto: Zweckverband Ringzug Schwarzwald-Baar-Heuberg<br />

Selbst Pendler nutzen den Ringzug gern. 20 % der Fahrgäste sind Wahlkunden.<br />

Die Landkreise geben offiziell keine<br />

Zahlen über ihre Fahrgeldeinnahmen<br />

heraus. Gleichzeitig<br />

feiern alle Beteiligten den Ringzug als<br />

Erfolgsmodell. Zu Recht, denn die Fahrgastzahlen<br />

sind seit Beginn beträchtlich<br />

gestiegen, von 9.000 Fahrgästen<br />

pro Werktag im Juni 2005 auf 13.000<br />

im Herbst 2009. Die Bahnen fahren in<br />

Spitzenzeiten teilweise im 30-Minuten-<br />

Takt. Bei einigen Fahrten mussten Parallelverkehre<br />

mit Bussen eingerichtet<br />

werden, damit alle, die mit wollen, auch<br />

mit können. Der Ringzug hat es geschafft,<br />

in einer Region, in der auf 100<br />

Einwohner 67 Autos kommen, Pendler<br />

an sich zu binden und den ÖPNV zur<br />

gern genutzten Alternative zu machen.<br />

Die Zurückhaltung der Landkreise<br />

bei der Angabe der Fahrgeldeinnahmen<br />

dürfte in diesem Fall nicht auf Geldmangel<br />

hinweisen, sondern eher auf<br />

das Gegenteil. Der Blick in Kreistagsprotokolle<br />

und den 2007 geänderten Finanzierungsvertrag<br />

zwischen Land und<br />

Landkreisen zeigt, warum es den Landkreisen<br />

eventuell peinlich sein könnte,<br />

AUTORIN<br />

Dipl. agr. ing. Dagmar<br />

Rees, freie Wirtschaftsjournalistin,<br />

Frankfurt am<br />

Main; d.rees@t-online.de<br />

über die Fahrgeldeinnahmen offen zu<br />

reden.<br />

Der Ringzug startete mit starker<br />

politischer Unterstützung. Bevor die<br />

erste Bahn im September 2003 fuhr, gab<br />

es zum Teil starke Widerstände in der<br />

Region – etwa von Busunternehmen,<br />

die um ihre Verkehre fürchteten, aber<br />

auch von Bürgern. Doch mit dem damaligen<br />

Ministerpräsidenten Erwin Teufel,<br />

dessen Wohnort Spaichingen und<br />

Wahlkreis Villingen-Schwenningen im<br />

Landkreis Tuttlingen liegen, und dem<br />

damaligen Verkehrsminister Hermann<br />

Schaufler hatte das Projekt auf Landesebene<br />

starke Fürsprecher. Zudem waren<br />

die Landkreise Rottweil, Tuttlingen und<br />

Schwarzwald-Baar-Kreis bereit, sich an<br />

dem erwarteten Defizit zu beteiligen.<br />

Finanzierungsregelung<br />

Das ursprüngliche Finanzierungsmodell<br />

war relativ klar: Das Land bringt<br />

jene 2,6 Mio. EUR ein, die es bisher an<br />

DB-Regio für den SPNV in der Region<br />

zahlte. Nach der Verrechnung von Einnahmen<br />

und Kosten teilen sich Land<br />

und Landkreise das verbleibende Defizit<br />

je zur Hälfte.<br />

Nachdem zu Anfang einiges beim<br />

Ringzug schief lief, die Trassenkosten<br />

der DB Netz AG stärker stiegen<br />

10 Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche


als kalkuliert und auch die Kosten des<br />

Neu- und Umbaus der Stationen um<br />

42 % höher ausfielen als projektiert,<br />

verhandelten das Land Baden-Württemberg<br />

und die Landkreise nach. Der<br />

Finanzierungsvertrag von 2007 verteilt<br />

die Risiken neu und friert gleichzeitig<br />

die von den Landkreisen zu zahlenden<br />

Beträge ein. Die großen unkalkulierbaren<br />

Kostenrisiken übernahm das Land<br />

Baden-Württemberg: Es sicherte zu,<br />

künftig allein Erhöhungen bei Trassen-<br />

und Stationspreisen der Deutschen<br />

Bahn und Betriebskosten der landeseigenen<br />

Hohenzollerischen Landesbahn<br />

(HzL) zu tragen. Als Kostenrisiko für<br />

die Landkreise blieben nur noch Erhöhungen<br />

der Infrastrukturkosten bei den<br />

nicht-bundeseigenen (NE)-Bahnen, die<br />

allerdings nur einen kleinen Teil der<br />

Ringzugstrecke ausmachen.<br />

Des Weiteren wurde vereinbart,<br />

dass die Landkreise nicht mehr alle Einnahmen<br />

aus dem Ringzug, also Fahrgelder<br />

und Ausgleichzahlungen für die<br />

Schülerbeförderung nach § 6a AEG, in<br />

die Finanzierung einbringen müssen,<br />

sondern maximal 2,45 Mio. EUR aus<br />

Fahrgeldeinnahmen und 1,43 Mio. EUR<br />

aus dem § 6a-Ausgleich, zusammen also<br />

3,88 Mio. EUR.<br />

Die Berechnung des gemeinsam zu<br />

tragenden Defizits wurde damit weitgehend<br />

von <strong>aktuell</strong>en Kosten und Einnahmenentwicklungen<br />

abgekoppelt: Das<br />

Land übernimmt die steigenden Kosten,<br />

die Landkreise behalten Einnahmeerhöhungen,<br />

sobald die Einnahmen mehr<br />

als 3,88 Mio. EUR betragen. Da die Kalkulationsdaten<br />

damit praktisch beinahe<br />

eingefroren wurden, kann sich seit 2007<br />

der errechnete, hälftig zu teilende Zuschussbedarf<br />

wenig verändern, weder<br />

nach oben noch nach unten. Laut der<br />

Anlage zum Finanzierungsvertrag beträgt<br />

der Zuschussbedarf 3,3 Mio. EUR,<br />

hälftig geteilt 1,65 Mio. EUR für das<br />

Land und 1,65 Mio. EUR für die Landkreise.<br />

Diese 1,65 Mio. EUR sind für<br />

die Landkreise zusätzlich gedeckelt,<br />

so dass sie fast überhaupt kein Risiko<br />

tragen, mehr an Zuschüssen zahlen zu<br />

müssen.<br />

Zum Zeitpunkt der Verhandlungen<br />

muss schon klar gewesen sein,<br />

dass die Landkreise die geforderten<br />

3,88 Mio. EUR aus den Einnahmen<br />

beinahe allein mit den pauschalierten<br />

Ausgleichzahlungen für die Schüler-<br />

Die Streckenkarte zeigt, wie der Ringzug zu seinem Namen kam.<br />

beförderung decken können, denn sie<br />

werden im gleichen Vertrag in ihrer<br />

tatsächlichen Höhe genannt. Sie betragen<br />

3,7 Mio. EUR jährlich und sind bis<br />

Ende August 2013 garantiert. Zu vermuten<br />

ist, dass deshalb im geänderten<br />

Finanzierungsvertrag zusätzliche jährliche<br />

Sonderzahlungen der drei Landkreise<br />

an das Land von zusammen<br />

Aufwand der Landkreise<br />

aus den Fahrgeldeinnahmen<br />

max. 2,45 Mio. EUR<br />

aus 6a-Ausgleich<br />

max. 1,43 Mio. EUR<br />

50 % des Betriebsdefizits max. 1,65 Mio. EUR<br />

Sonderzahlung der Kreise ans Land 750.000 EUR<br />

höhere Infrastrukturkosten (NE)-Bahnen variabel<br />

Summe der Zahlungen<br />

6,28 Mio. EUR<br />

Einnahmen der Landkreise<br />

aus 6a-Ausgleich<br />

Fahrgeldeinnahmen<br />

Summe der Einnahmen, die bei Änderung<br />

des Finanzierungsvertrags schon gesichert<br />

oder höchstwahrscheinlich waren<br />

750.000 EUR vereinbart wurden. Geht<br />

man jetzt davon aus, dass die im Vertrag<br />

kalkulierten Fahrgeldeinnahmen<br />

von 2,45 Mio. EUR zum Zeitpunkt<br />

der Vertragsschließung tatsächlich<br />

erwirtschaftet wurden, reichten diese<br />

Fahrgeldeinnahmen damals schon<br />

aus, um den vertraglich vereinbarten<br />

Zuschuss der Landkreise von maximal<br />

3,7 Mio. EUR<br />

wahrscheinlich mindestens 2,45 Mio.<br />

EUR, da mit diesem Betrag schon im<br />

Vertrag von 2007 gerechnet wurde;<br />

laut Fahrgastentwicklung eher mehr<br />

6,15 Mio. EUR<br />

Tab. 1: Laut Finanzierungsvertrag von 2007 festgelegte Zahlungen der Landkreise für den<br />

Ringzug pro Jahr<br />

Quelle: Vertrag zur Änderung des Vertrags zur Finanzierung des Ringzugs zwischen Baden-Württemberg und Landkreisen, rückwirkend zum 1. Januar 2007 in Kraft getreten<br />

Karte: Zweckverband Ringzug Schwarzwald-Baar-Heuberg<br />

Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche<br />

11


Strategie<br />

1,65 Mio. EUR und die Sonderzahlungen<br />

von 750.000 EUR, zusammen<br />

2,4 Mio. EUR, zu decken. Nimmt der<br />

Ringzug mehr als 2,45 Mio. EUR ein,<br />

trägt sich damit das Ringzugangebot<br />

finanziell für die Landkreise nicht<br />

nur selbst, sondern bringt zusätzliche<br />

Gelder für den ÖPNV in den Landkreisen.<br />

Wie hoch die Fahrgeldeinnahmen<br />

heute tatsächlich sind, kann man nur<br />

vermuten. Hinweise können die Fahrgastzahlen<br />

geben, die laut Protokoll des<br />

Ausschusses für Verwaltung und Wirtschaft<br />

des Schwarzwald-Baar-Kreises<br />

im Juni 2005 bei 9.000 Fahrgästen pro<br />

Werktag lagen, im Herbst 2009 nach<br />

Angaben des Zweckverbands Ringzug<br />

bei 13.000 pro Werktag.<br />

Attraktiv für Pendler<br />

Der Ringzug ist aufgrund der attraktiven<br />

Preispolitik der Verkehrsverbünde,<br />

des zuverlässigen Betriebs der<br />

Hohenzollerischen Landesbahn und<br />

der guten Taktung zu einer echten Alternative<br />

für viele Berufspendler geworden.<br />

Der Zweckverband beziffert<br />

den Anteil der Wahlkunden auf 20 %<br />

– für den ländlichen Raum hoch. Zur<br />

Auslastung außerhalb der Spitzenzeiten<br />

tragen vielfältige Marketingaktionen<br />

bei, die den Ringzug zum festen<br />

Bestandteil der sportlichen und kul-<br />

FAKTEN<br />

Der Ringzug in Zahlen<br />

Aufgabenträger: Land Baden-Württemberg<br />

Betrieb:<br />

Hohenzollerische Landesbahn AG (HzL)<br />

Vertrieb, Manage -<br />

ment und Marketing: Zweckverband Ringzug Schwarzwald-Baar-Heuberg<br />

(Mitglieder: Landkreise Rottweil, Tuttlingen, Schwarzwald-Baar-Kreis),<br />

EVU<br />

Zugkilometer: 1,26 Mio.<br />

Haltestellen: 51 (davon 19 neu, 14 reaktiviert, vier verlegt)<br />

Züge: 20 Regio-Shuttle und ein zusätzlicher NE 81<br />

Fahrgäste:<br />

13.000/Werktag<br />

Verkehrsverbünde: Rottweil (VVR), Tuttlingen (TUTicket), Schwarzwald-Baar-<br />

Kreis (VSB)<br />

Konzept:<br />

S-Bahn-ähnlicher Verkehr zwischen den Städten Rottweil,<br />

Tuttlingen, Donaueschingen, Villingen-Schwenningen,<br />

mindestens 2-Stunden-Takt auch am Wochenende, in<br />

Spitzenzeiten und/oder auf stark befahrenen Abschnitten<br />

1-Stunden- bis 30-Minuten-Takt; gute Taktung zum Fernbahnnetz;<br />

Sonderfahrten bei sportlichen und kulturellen<br />

Ereignissen in der Region; günstige Tarife.<br />

DR<br />

turellen Ereignisse in der Region machen.<br />

Die Landkreise haben beim Start<br />

des Projekts konsequent das Nahverkehrsangebot<br />

auf ihren Regionalzug<br />

ausgerichtet und damit den Ringzug<br />

gestärkt – und nicht nur den Ring -<br />

zug.<br />

Selbst die größten Gegner des<br />

Ringzugs, die Busunternehmen, die zu<br />

Beginn von Linienkürzungen betroffen<br />

waren, zeigen sich heute versöhnlich:<br />

„Die Zeit hat gezeigt, dass sich die Situation<br />

für Zug und Zubringer so entwickelt<br />

hat, dass letztendlich alle damit<br />

leben können und heute für die Fahrgäste<br />

eine sinnvolle Kombination von<br />

Bus und Bahn möglich ist,“ kommentiert<br />

der Verband Baden-Württembergischer<br />

Omnibusunternehmer (WBO)<br />

auf Anfrage von „ÖPNV <strong>aktuell</strong>“ die<br />

S-Bahn für die Region Schwarzwald-<br />

Baar-Heuberg.<br />

KURZINTERVIEW MIT …<br />

… Enrico Musial, Geschäftsführer des Zweckver bands Ringzug Schwarzwald-Baar-Heuberg<br />

Herr Musial, wie geht es weiter mit dem Ringzug, wenn<br />

der Vertrag 2012 ausläuft?<br />

Ich gehe davon aus, dass der Ringzug vom Umfang her so<br />

bleiben wird, wie er ist.<br />

Gefährden rückläufige Schülerzahlen die Finanzie rung<br />

des Ringzugs?<br />

Wie sich der Rückgang der Schülerzahlen auswirkt, hängt<br />

letztendlich von der Planung der Schulstandorte ab.<br />

Augenblicklich ist es so, dass durch die Einführung der<br />

Werksrealschulen und die Verteilung der Klassenstufen<br />

auf unterschiedliche Schulstandorte der Schülerverkehr<br />

eher zunimmt.<br />

Wie haben Sie den Anteil von 20 % Wahlkunden<br />

erreicht?<br />

Unsere Kunden können rechnen und nutzen es, dass eine<br />

Jahreskarte für den Ringzug deutlich günstiger ist als die<br />

Spritkosten für den Pkw.<br />

Haben andere ÖPNV-Anbieter wie Busunternehmen<br />

Umsätze verloren?<br />

Der Ringzug hat das ganze <strong>System</strong> gepuscht.<br />

Was sind die wichtigsten Erfolgsfaktoren?<br />

Für den Ringzug war es gut, dass von Anfang an ein<br />

Bruttovertrag abgeschlossen wurde. Die Landkreise<br />

haben konsequent Parallelverkehr eingestellt und die<br />

Buslinien auf den Ringzug ausgerichtet. Das Ringzugkonzept<br />

blieb im Laufe der Jahre stabil. Die Kunden mussten<br />

sich nicht jedes Jahr neu auf andere Zeiten und Takte<br />

einstellen.<br />

Wo gibt es Probleme?<br />

Zu Spitzenzeiten ist das <strong>System</strong> auf manchen Strecken<br />

heute schon so überlastet, dass wir wieder parallele<br />

Busverkehre eingerichtet haben. Wir brauchen mehr<br />

Züge.<br />

Was würden Sie jenen raten, die heute ein solches<br />

Projekt in Angriff nehmen wollen?<br />

Mit dem Aufgabenträger sollte nicht nur die Finanzierung<br />

vorab geklärt werden, sondern auch die Aufgabenverteilung.<br />

Auch empfiehlt es sich, bei den Finanzierungsvereinbarungen<br />

nicht nur den schlechtesten Fall zu berücksichtigen,<br />

sondern auch den Fall, dass das Projekt sich über alle<br />

Erwartungen hinaus gut entwickelt.<br />

DR<br />

12 Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche


Uwe Rennspieß<br />

Differenziertes Bild<br />

bei differenzierter Bedienung<br />

Angesichts der finanziellen Engpässe bei Kreisen und Kommunen ist und bleibt für<br />

die Verkehrsunternehmen als Aufgabe Nummer Eins, kostenbewusst und wirtschaftlich<br />

zu arbeiten. Damit steigt die Notwendigkeit differenzierter Bedienmodelle für<br />

unterschiedliche Nachfragesituationen.<br />

Schon in den 1980er Jahren haben<br />

der Regionalverkehr Münsterland<br />

(RVM), der Regionalverkehr Ruhr-<br />

Lippe (RLG) und die Verkehrsgesellschaft<br />

Kreis Unna (VKU) systematisch<br />

damit begonnen, das klassische Linienbusangebot<br />

durch Schnellbusse, Regiobusse,<br />

Stadtbusse, Nachtbusse, Taxibusse,<br />

Anrufsammeltaxis und Bürgerbusse<br />

zu ersetzen. Die Unternehmensgruppe<br />

der Westfälischen Verkehrsgesellschaft<br />

(WVG) verfügt daher über langjährige<br />

Erfahrungen in diesem Bereich.<br />

Bedarfsverkehr als Ergänzung<br />

Der Einsatz bedarfsgesteuerter Angebote<br />

wird in der Fachliteratur manchmal<br />

als Patentrezept für eine schwache<br />

Nachfrage in ländlichen Regionen dargestellt.<br />

So entsteht der Eindruck, man<br />

könne damit Geld sparen und habe<br />

trotzdem die Lösung für Bevölkerungsrückgang<br />

oder zunehmende Überalterung<br />

im ländlichen Raum. Nach den<br />

Erfahrungen der WVG-Gruppe muss<br />

dieses Bild differenziert werden.<br />

Bedarfsgesteuerte Verkehre, die<br />

nur dann fahren, wenn sich der Fahrgast<br />

vorher anmeldet, können in vielen<br />

Fällen dafür sorgen, dass bei geringer<br />

werdender Nachfrage die Angebote<br />

nicht ganz eingestellt werden und ein<br />

bezahlbares Grundangebot erhalten<br />

bleibt. So sind ganze Netze von Taxibuslinien<br />

in den Kreisen Coesfeld und<br />

AUTOR<br />

Dr. phil. Uwe Rennspieß,<br />

West fälische Verkehrsgesellschaft<br />

mbH, Abteilungsleiter<br />

Verkehrsmanagement,<br />

Münster;<br />

uwe.rennspieß@wvg-online.de<br />

Schnellbus-Doppeldecker<br />

Borken entstanden. Sie verbinden im<br />

Takt Grundzentren mit wenigen Einwohnern.<br />

Daneben gibt es Beispiele, in<br />

denen der Taxibus das Regiobus- und<br />

Schnellbusangebot in den Abendstunden<br />

und am Wochenende ergänzt. In<br />

vielen Fällen dient er auch als Zu- oder<br />

Abbringer nachfragestarker Linien.<br />

Dabei darf aber nicht vergessen<br />

werden, dass der Anteil der Fahrgäste,<br />

die bedarfsgesteuerte Angebote nutzen,<br />

trotz der rund 180 Taxibuslinien<br />

der WVG-Gruppe unter einem Prozent<br />

liegt. Taxibusse sind Ergänzungen der<br />

Foto: WVG<br />

Angebotsstruktur, können diese aber<br />

nicht ersetzen. Nahverkehr lebt von<br />

Bündelungseffekten und von Netzen,<br />

deren Hauptadern Bus- oder Bahnlinien<br />

sind, die schwächeren Linien bringen<br />

die Fahrgäste zu den Umsteigepunkten.<br />

In wirtschaftlicher Hinsicht ist der<br />

bedarfsgesteuerte Verkehr nur dann<br />

preiswerter als der Buseinsatz, wenn es<br />

sich um kleine Fahrgastgruppen handelt.<br />

Die RVM hat beispielsweise vor<br />

einiger Zeit die Taxibuslinie zwischen<br />

Lüdinghausen, Nordkirchen und dem<br />

Bahnhof Capelle wieder auf den Betrieb<br />

mit einem Kleinbus umgestellt, nachdem<br />

sich herausgestellt hatte, dass fast<br />

alle Fahrten abgerufen wurden und teilweise<br />

drei Taxen hintereinander fuhren.<br />

Bürgerbusse als<br />

preiswerte Alternative?<br />

Ähnlich wie bei den Taxibussen hat die<br />

RVM sich auch schon früh der Angebotsform<br />

Bürgerbus angenommen und<br />

bietet heute mit dem Bürgerbus Heek-<br />

Legden den ersten deutschen Bürgerbus<br />

überhaupt. Er kann in diesem Jahr<br />

seinen 25. Geburtstag feiern. Die ehrenamtlichen<br />

Fahrer können in Kleinbussen<br />

bis zu acht Fahrgäste befördern.<br />

Die RVM betreut heute neun solcher<br />

Projekte, die Erfahrungen sind positiv.<br />

Allerdings ist die Wirkungsmöglichkeit<br />

von Bürgerbussen meist auf einen kleinen<br />

überschaubaren Radius begrenzt.<br />

Sie sind das geeignete Angebot insbesondere<br />

dann, wenn eine unzureichende<br />

Taxiinfrastruktur keine bedarfsgesteuerten<br />

Verkehre zulässt.<br />

Da ein tragfähiger Verein wesentliche<br />

Voraussetzung für den Erfolg von<br />

Bürgerbusprojekten ist, lassen sich solche<br />

Angebote nur schlecht von außen<br />

Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche<br />

13


Strategie<br />

Der Taxibus ist eine flexible Ergänzung des Regiobus-Angebots.<br />

planen oder von der Politik verordnen.<br />

Ohne eine ausreichende Zahl an Bürgerinnen<br />

und Bürgern, die in ihrer Freizeit<br />

oder im Ruhestand ehrenamtlich am<br />

Steuer der Kleinbusse sitzen, können<br />

diese Verkehre nicht angeboten werden.<br />

Schnellbusse für starke Achsen<br />

Im Mai 2010 wurde die erste Schnellbuslinie<br />

der WVG-Gruppe 20 Jahre alt.<br />

Der Ausbau dieses erfolgreichen Angebots<br />

auf inzwischen 16 Linien für schienenferne,<br />

nachfragestarke Korridore hat<br />

schon mehrfach Schlagzeilen gemacht.<br />

Am erfolgreichsten sind die Schnellbusse<br />

mit ihrem besonder en Fahr zeugkomfort<br />

(Reisebusbestuhlung, Zeitungsauslage,<br />

Hörservice) dort, wo Schnellstraßen<br />

oder Autobahnen mit Tempo 100 km/h<br />

genutzt werden können.<br />

Foto: WVG<br />

Auf der Geburtstagslinie, der S 90<br />

zwischen Lüdinghausen, Senden und<br />

Münster, hat sich die Fahrgastzahl in<br />

den zurückliegenden 20 Jahren auf<br />

heute etwa 3.000 Kunden pro Werktag<br />

verdreifacht. Auf ähnliche Steigerungen<br />

von heute 2.800 Fahrgästen<br />

pro Werktag kann auch die 70 km<br />

lange Schnellbuslinie S 70 zwischen<br />

Vreden, Ahaus und Münster zurück -<br />

blicken.<br />

Da es sich aber um Lastrichtungsverkehr<br />

handelt – morgens ins Oberzentrum<br />

Münster und nachmittags<br />

wieder heraus, wird die Wirtschaftlichkeit<br />

dieser beiden nachfragestarken Linien<br />

durch viele erforderliche Einsatzwagen<br />

eingeschränkt. Vor diesem Hintergrund<br />

ist die RVM dazu übergegangen,<br />

auf beiden Linien in den Spitzen<br />

Doppelstockfahrzeuge einzusetzen,<br />

und zwar drei auf der Linie S 90 und<br />

zwei auf der S 70. In gleicher Anzahl<br />

sind dadurch Einsatzwagen eingespart<br />

worden. Bei der jüngsten Schnellbuslinie<br />

der WVG-Gruppe zwischen Bergkamen<br />

und Dortmund verkehren ausschließlich<br />

Doppelstockbusse, so dass<br />

bei der WVG-Gruppe jetzt acht solcher<br />

Fahrzeuge im Einsatz sind.<br />

SETRA-DOPPELDECKER<br />

Doppeldecker-Neukauf rechnet sich doppelt<br />

Insbesondere zu den Spitzenzeiten verzeichnet die Regionalverkehr Münsterland GmbH auf ihren Schnellbuslinien S 70/71<br />

(Münster– Ahaus – Vreden) und S 90/91/92 (Münster– Senden – Lüdinghausen) eine große Nachfrage – mit weiter steigender<br />

Tendenz. Um auf Schnellstraßen oder der Autobahn A 43 mit der erlaubten Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h fahren zu<br />

können, sind stehende Fahrgäste nicht zugelassen. Also muss das Unternehmen für eine ausreichend hohe Anzahl von Sitzplätzen<br />

sorgen. Der Einsatz von Gelenkbussen mit nur zwei<br />

Türen bildete den ersten Ansatz. Aber insbesondere die<br />

nicht mit Sitzplätzen ausgestatteten Gelenke stellten „totes<br />

Kapital“ dar. So war neben den 18-m-Fahrzeugen der zusätzliche<br />

Einsatz von 12-m-Wagen notwendig – eine teure,<br />

aber aus Kundensicht notwendige Angelegenheit. Als Ersatz<br />

bot sich der Einsatz von Doppeldeckerbussen als wirtschaftliche<br />

und zugleich komforta ble Lösung an. Die erste<br />

Generation der Fahrzeuge mit zwei Ebenen wurde zwischen<br />

2007 und 2009 durch fünf neue Setra S 431 DT Doppeldecker<br />

ersetzt.<br />

Die Busse sind 13,89 m lang und 4,00 m hoch. Insgesamt 84<br />

Sitzplätze finden die Fahrgäste auf den beiden Ebenen, die<br />

über zwei Treppen miteinander verbunden sind. Und wie<br />

alle anderen Schnellbusse gehören Reisebestuhlung, Leselampen,<br />

Musikanschlüsse und Zeitschriften zum Service.<br />

Angetrieben werden die Fahrzeuge von 15,93 l-Euro-IV-Maschinen mit 370 kW des Typs MB O 502 LA. In den neuen Einheiten<br />

kommt erstmals das automatische 12-Gang-Getriebe ZF AS Tronic zum Einsatz. Mit 41 bis 45 l Kraftstoffverbrauch pro<br />

100 km liegen die Setra S 431 DT rund 25 % unter den Werten der alten Doppeldecker. So sparen die neuen Flaggschiffe der<br />

Flotte über ihre Einsatzzeit deutlich mehr Kapital als an Mehraufwand beim Kauf anfiel, lautet das Fazit von Regionalverkehr<br />

Münsterland.<br />

JB<br />

Foto: J. Burmeister<br />

14 Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche


Nachtbusse –<br />

Angebot bis frühmorgens<br />

Nachtbusse sind ein hervorragendes<br />

Beispiel dafür, wie spezielle Zielgruppen<br />

im Freizeitverkehr so angesprochen<br />

werden können, dass es für ländliche<br />

Gebiete zu hohen Fahrgastzahlen<br />

kommt. Der WVG-Gruppe ist es gelungen,<br />

in der Provinzial-Versicherung einen<br />

starken Partner für die erfolgreiche<br />

Vermarktung zu finden – von Nachtbuspartys<br />

über Kinowerbung bis hin zum<br />

einheitlichen Design von Fahrzeug, Haltestelle<br />

und Printmedien. Mittlerweile<br />

nutzt die Zielgruppe viele der bereits 20<br />

Nachtbuslinien ausgiebig. Durch den<br />

seit einigen Jahren erhobenen Nachtbusaufpreis<br />

ist es darüber hinaus gelungen,<br />

das Angebot für die bestellenden<br />

Kommunen auf einigen Linien eigenwirtschaftlich<br />

zu erbringen.<br />

NEUVERGABE VON REGIONALVERKEHREN<br />

Sinkende Verlustabdeckung und Chancen für Mittelständler<br />

Wettbewerb und Wettbewerbsdruck haben im Münsterland zu deutlich geringeren<br />

Zuschüssen der Aufgabenträger an die Verkehrsunternehmen geführt.<br />

Das Kostensenkungsprogramm von Regionalverkehr Münsterland (RVM) war<br />

dabei so erfolgreich, dass der Kreis Steinfurt in seinem Entwurf des Haushaltsplans<br />

für dieses Jahr vermerkte: „Verlustabdeckung für die RVM fällt in 2010<br />

nicht an.“<br />

Noch vor der Sommerpause rechnet die Regionale Nahverkehrsgemeinschaft<br />

Münsterland (RNVM) mit einem Beschluss der vier münsterländischen Kreise<br />

Coesfeld, Borken, Steinfurt und Warendorf für eine Direktvergabe von Nahverkehrsleistungen<br />

an das Unternehmen. Parallel dazu hat die RNVG im Auftrag der<br />

Kreise mit der Ausschreibung von Leistungen begonnen, die von der DB-Tochter<br />

Westfalenbus nicht mehr eigenwirtschaftlich erbracht werden können.<br />

Die beiden ersten Wettbewerbsverfahren gewann das Ochtruper Unternehmen<br />

Reisedienst Veelker, welches zu den Busunternehmen Bils (Telgte), Erfmann<br />

(Nordwalde), Frie (Steinfurt), Hülsmann (Voltlage) und Husmann (Neuenkirchen)<br />

gehört. Zum 1. Januar 2010 übernahm Veelker die Bedienung der Linie R 81 Coesfeld<br />

– Horstmar – Burgsteinfurt. Für den Betrieb leistet der Kreis Coesfeld einen<br />

anteiligen Betrag in Höhe von rund 130.000 EUR, der damit – so das Unternehmen<br />

– etwas unter der bisher an Westfalenbus geleisteten Summe liegt. Anfang<br />

April 2010 konnte Veelker auch die Ausschreibung der Linien R 64 von Münster<br />

nach Havixbeck und 563 von Münster über Havixbeck nach Coesfeld sowie Zusatzverkehre<br />

in der Schülerbeförderung als Linie 564 für sich entscheiden. JB<br />

Fazit<br />

Diese Beispiele sollen deutlich machen,<br />

dass auch differenzierte Bedienung für<br />

jede ländliche Region ein Maßanzug<br />

sein muss. Was etwa im Münsterland<br />

funktioniert, kann in anderen Regionen<br />

anders aussehen. Zudem muss das<br />

Angebot ständig weiter entwickelt und<br />

neuen Situationen angepasst werden.<br />

Wichtig ist dabei, planerisch flexibel zu<br />

bleiben und das Ohr immer am Kunden<br />

zu behal ten.<br />

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Das Karriere- und Bildungs-Portal<br />

von VDV und VDV-Akademie.<br />

Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche<br />

15


Strategie<br />

Jürgen Burmeister<br />

Alle Register ziehen –<br />

Nahverkehrsstrategie Cochem-Zell<br />

Ob Verbesserung des Angebots, Ausbau der Infrastruktur, Einbeziehung des Tourismus,<br />

Anbieten von Eventverkehren oder eine stetige Öffentlichkeitsarbeit – der Kreis<br />

Cochem-Zell zieht seit 15 Jahren alle Register, um für sein Nahverkehrsangebot eine<br />

entsprechende Nachfrage zu generieren. Jetzt bereitet er sich auf künftige Aufgaben<br />

wie Bevölkerungsrückgang und mehr Senioren vor.<br />

Die Ausgangslage zu Beginn der<br />

1990er Jahre entsprach in Cochem-Zell<br />

der in vielen anderen<br />

Kreisen: Berufspendler waren nach und<br />

nach auf das Auto umgestiegen, die<br />

zunehmende Schülerzahl weitgehend<br />

durch freigestellte Schülerverkehre versorgt<br />

und damit das Nahverkehrsangebot<br />

für die übrigen Kunden auf wenige<br />

Fahrten geschrumpft. Zusammen mit<br />

dem DB Rhein-Mosel-Verkehr (RMV)<br />

begann 1995 die schrittweise Neuausrichtung<br />

und Verbesserung des Nahverkehrsangebots.<br />

Daneben entstanden<br />

mit dem „Freizeitverkehrsdienst“<br />

(FVD) erste Ansätze eines ÖPNV-Angebots<br />

für Jugendliche, Urlauber und<br />

Tagesgäste.<br />

1998 hat der Kreis Cochem-Zell mit<br />

dem RMV folgende Ziele für das künftige<br />

Nahverkehrsangebot formuliert:<br />

■ Schaffung klar strukturierter Linien<br />

mit eindeutigen Linienwegen<br />

■ Aufgabe des FVD in seiner bisherigen<br />

Form und Integration in das Gesamtangebot<br />

■ (Wieder-)Einführung beziehungsweise<br />

Ausweitung des Wochenendverkehrs<br />

■ Vertaktung des Angebots auf Hauptlinien<br />

und Integration in den Rheinland-Pfalz-Takt<br />

■ Modernisierung von Fahrzeugflotte<br />

und Haltestellenausstattung<br />

■ Schaffung von attraktiven Umsteigeanlagen<br />

an Netzknoten<br />

■ Begleitung der Maßnahmen durch<br />

umfangreiches Marketing.<br />

Linien und Bahnhöfe<br />

In den Folgejahren hat der RMV beispielsweise<br />

auf der Verbindung von Cochem<br />

über Landkern nach Kaisers esch<br />

unter dem Markennamen „Enderttakt“<br />

werktags einen Stundentakt eingeführt<br />

sowie das Wochenend- und Abendangebot<br />

verbessert. Auf dem „Calmont-<br />

Express“ Cochem – Ellenz – Bullay bietet<br />

das Unternehmen an allen Tagen der<br />

Woche einen durchgehenden Stundentakt.<br />

Zu den weiteren Angebotsverbesserungen<br />

zählen die Einführung eines<br />

Jugendtaxis und eines Seniorenbusses<br />

zum Staatsbad Bad Bertrich. Auf der<br />

anderen Seite musste das Angebot der<br />

Verbandsgemeinde Zell in der Region<br />

Hunsrück mangels Nachfrage zurückgefahren<br />

werden.<br />

Äußerst flexibel passt der Kreis sein ÖPNV-Angebot an die sich wandelnden Bedürfnisse an.<br />

Foto: J. Burmeister<br />

Parallel trieb der Kreis die Modernisierung<br />

der Infrastruktur voran. Mit<br />

rund 16 Mio. EUR, davon etwa 70 %<br />

Landeszuschüssen, wurden Bahnstationen<br />

und Busbahnhöfe ausgebaut, etwa<br />

der „Umweltbahnhof Bullay“, der kombinierte<br />

Zug-/Busbahnsteig in Kaisersesch,<br />

neue Umsteigeanlagen in Blankenrath<br />

und Ulmen oder der Ausbau<br />

des Bahnhofs Treis-Karden. Im Herbst<br />

2009 begann der Umbau des Bahnhofs<br />

Cochem zu einer kundengerechten Umsteigestelle<br />

zwischen Zug und Bus, für<br />

die Jahre 2011 bis 2013 steht der „Wanderbahnhof<br />

Ediger-Eller“ auf dem Plan.<br />

Freizeitverkehre<br />

Der Freizeitverkehrsdienst Cochem-Zell<br />

ist neben der Schülerbeförderung die<br />

große Einnahmequelle der öffentlichen<br />

Verkehrsträger. Die stetig steigende<br />

Zahl der Urlauber und einheimischen<br />

Erholungssuchenden erlaubt finanziell<br />

den Ausbau des Verkehrsangebots in<br />

Schwachlastzeiten. Eine spezielle Broschüre<br />

bietet Fahrplan und Wandervorschläge<br />

in einem.<br />

In das rheinland-pfälzische „Regioradler“-Angebot<br />

sind auch drei Linien<br />

im Kreisgebiet integriert. Jedem zweiten<br />

Kurs der im Stundentakt verkehrenden<br />

Regiolinie 500 von Cochem nach<br />

Gerolstein wird ein Fahrradanhänger<br />

beigestellt. Der Regioradler Untermosel<br />

pendelt täglich zweimal zwischen Treis-<br />

Karden und Emmelshausen. Die dritte<br />

Linie verbindet Bullay mit Zell.<br />

Aufgrund der guten Nachfrage nach<br />

Anrufsammeltaxi (AST)-Angeboten in<br />

die Hunsrückgemeinden der Verbandsgemeinde<br />

Treis-Karden wird der Fahrplan<br />

ab den Sommerferien 2010 aus<br />

16 Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche


dem Raum Sabershausen über Burgen<br />

an der Mosel durch einen kombinierten<br />

Linien- und AST-Verkehr erweitert. Zeitgleich<br />

startet das AST probeweise auch<br />

nach Kail in der Eifel.<br />

Neuestes Projekt ist der „Burgenbus“.<br />

Seit Anfang Mai 2010 verbindet<br />

dieser als Linie 330 die Bahnhöfe<br />

Treis-Karden und Hatzenport an der<br />

Moselstrecke Koblenz – Cochem – Trier<br />

mit den Burgen Pyrmont und Eltz. Je<br />

viermal samstags und sonntags ist der<br />

Burgenbus unterwegs, der an den Bahnhöfen<br />

Umsteigemöglichkeiten von und<br />

auf den Zug bietet.<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Eng verknüpft mit der Umsetzung der<br />

einzelnen Verbesserungen war eine umfassende<br />

Öffentlichkeitsarbeit. Zu den<br />

Klassikern gehören die „Kreis-Nachrichten“.<br />

Diese werden über die einzelnen<br />

Verbandsgemeinden in alle Haushalte<br />

verteilt. Dabei wird nicht nur auf<br />

Angebotsänderungen, Sonderverkehre<br />

oder Tarifangebote hingewiesen; in jeder<br />

Ausgabe werden auch die Kosten<br />

des privaten Pkw (unter Bezug auf die<br />

jeweils <strong>aktuell</strong>en Kraftstoffpreise) und<br />

des Busverkehrs gegenüber gestellt.<br />

Seit 1998 sind alle Fahrpläne, Angebote<br />

und Daten rund um den Nahverkehr<br />

im Internet abrufbar, ebenso sind weiterhin<br />

gedruckte Fahrpläne erhältlich.<br />

Zudem werben publikumswirksame<br />

Radioveranstaltungen in Kooperation<br />

mit dem SWR immer wieder für den<br />

Nahverkehr im Landkreis.<br />

Angebot, Nachfrage, Zuschüsse<br />

Im Rahmen der Angebotsoffensive<br />

stieg die jährliche Fahrleistung im Kreis<br />

von 1,48 Mio. Bus-km im Jahr 1996<br />

über 2,07 Mio. in 1998 auf 3,05 Mio. im<br />

Jahr 1999. Auf dieser Höhe blieb sie bis<br />

2008, im vergangenen Jahr fuhren die<br />

Busse 3,19 Mio. km, im laufenden Jahr<br />

werden es rund 3,21 Mio. sein.<br />

Wie sich die Angebotsverbesserung<br />

in einer höheren Nachfrage niederschlägt,<br />

zeigen die Beispiele für die<br />

vertakteten Linien 711 Cochem – Bullay<br />

und 713 Cochem – Kaisersesch. 1998<br />

nutzten an einem durchschnittlichen<br />

Werktag 455 Fahrgäste die Linie 711,<br />

bis 2004 stieg die Zahl auf 820, nach der<br />

Angebotsverbesserung im Jahr 2005 auf<br />

1.161. Seitdem ist die Zahl ganz leicht<br />

rückläufig. Samstags nahm die Zahl der<br />

Schülerverkehre spielen grundsätzlich eine tragende Rolle im ÖPNV-Angebot der Region.<br />

Kunden von 139 (1998) auf 650 (2009)<br />

zu, sonntags von 67 auf 317. Auch auf<br />

der 713 stieg die Nachfrage kontinuierlich<br />

an: Werktags von 757 Kunden im<br />

Jahr 1998 auf 1.145 in 2009, samstags<br />

von 44 auf 256 und sonnstags von 18<br />

auf 97.<br />

1996 leistete der Kreis 165.000 EUR<br />

an die Verkehrsunternehmen. In der<br />

Ausbauphase stieg der Zuschuss bis<br />

auf 928.000 EUR im Jahr 1999. In Verbindung<br />

von steigender Nachfrage und<br />

der Optimierung von Fahrleistungen<br />

sank der Betrag bis auf 167.000 EUR in<br />

den Jahren 2006 bis 2008. Allerdings<br />

ist das Angebot seit 2001 in den neuen<br />

Verkehrsverbund Rhein-Mosel einbezogen.<br />

Unter Berücksichtigung der<br />

Gelder an den Verbund in Höhe von<br />

160.000 EUR zahlte der Kreis so im Jahr<br />

2008 327.000 EUR. Angesichts der neuen<br />

Schulstrukturen und der damit einhergehenden<br />

zusätzlichen Fahrleistungen<br />

werden sich die finanziellen Leistungen<br />

in diesem Jahr voraussichtlich<br />

auf 386.000 EUR (ohne Verbund) beziehungsweise<br />

559.000 EUR einschließlich<br />

der Leistungen an den Verbund erhöhen.<br />

Die Zukunft im Blick<br />

Auch der Kreis Cochem-Zell wird in den<br />

nächsten Jahrzehnten von starken Änderungen<br />

in der Bevölkerungsstruktur<br />

betroffen sein. Bei einer insgesamt sinkenden<br />

Bevölkerungszahl – von 65.300<br />

Einwohnern im Jahr 2006 auf voraussichtlich<br />

53.800 im Jahr 2050 – wird die<br />

Zahl der unter 20-Jährigen um rund ein<br />

Drittel abnehmen, die der über 65-Jährigen<br />

um ein Viertel zunehmen.<br />

Um den neuen Herausforderungen<br />

gerecht zu werden, beschloss der<br />

Kreistag im Mai 2009 die Beteiligung<br />

am Pilotprojekt „Neue Formen ÖPNV<br />

im ländlichen Raum“. In Zusammenarbeit<br />

mit der Universität Kaiserslautern<br />

sowie dem Landeswirtschafts- und Verkehrsministerium<br />

sollen Handlungsempfehlungen<br />

für einen attraktiven,<br />

umweltfreundlichen und leistungsfähigen<br />

Nahverkehr in der Fläche entwickelt<br />

werden.<br />

Im laufenden Jahr stehen auf dem<br />

Arbeitsprogramm der Kreisverwaltung<br />

die Anpassung des Nahverkehrsangebots<br />

an die neuen Schulstrukturen,<br />

die Einführung eines Gästetickets, mit<br />

dem unter anderem die Einführung von<br />

Nachtbussen verbunden ist, und weitere<br />

Angebotsverbesserungen wie die<br />

Einrichtung eines Mobilitätsservicezentrums<br />

sowie die Schaffung eines Carsharing-Angebots.<br />

Große Hoffnung setzt<br />

der Landkreis in ein von ihm angeregtes,<br />

noch zu beschließendes Projekt „Mobil<br />

im Hunsrück“. Ziel soll die verkehrliche<br />

und tarifliche Integration flexibler<br />

Bedienformen, insbesondere auch von<br />

Bürgerbussen, in das vorhandene klassische<br />

ÖPNV-Angebot zu seiner sinnvollen<br />

Ergänzung sein. Dabei spielt der<br />

vom Land Rheinland-Pfalz besonders<br />

geförderte künftige Einsatz der Telematik<br />

in allen Formen des öffentlichen Verkehrsangebots<br />

eine große Rolle.<br />

Im schwierigen Umfeld zwischen<br />

knappen Finanzmitteln und stetig zurückgehender<br />

Bevölkerung bemüht sich<br />

der Landkreis Cochem-Zell in seiner<br />

dünn besiedelten Region um eine optimal<br />

der Nachfrage gerecht werdende<br />

Gestaltung des Nahverkehrs. Die Erfol -<br />

ge der Vergangenheit scheinen zu zeigen,<br />

dass das Bündel verschiedener<br />

Maßnahmen in die richtige Richtung<br />

zielt, so dass man sich zutraut, auch für<br />

die Herausforderungen der Zukunft adäquate<br />

Lösungen zu finden.<br />

Foto: J. Burmeister<br />

Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche<br />

17


Flexibilisierung<br />

Stefan Bendrien<br />

Ergänzen, nicht ersetzen –<br />

Bürgerbusse im Angebot<br />

Als Aufgabenträger für den straßengebundenen ÖPNV unterstützt der Zweckverband<br />

Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (ZVBN) über seinen Förderfonds<br />

Planung und Finanzierung von Angebotsverbesserungen. Dazu gehört auch die Einrichtung<br />

von Bürgerbussen zur Ergänzung bestehender Verkehre.<br />

Foto: ZVBN<br />

Die Fahrer der Bürgerbusse arbeiten ehrenamtlich.<br />

Im Gebiet des Verkehrsverbunds Bremen/Niedersachsen<br />

(VBN) halten<br />

derzeit acht Bürgerbusvereine auf<br />

23 VBN-Linien ein hochwertiges Fahrplanangebot<br />

vor. Der erste Bürgerbus<br />

ging 2001 an den Start. Neben den seit<br />

Jahren verkehrenden Fahrzeugen in den<br />

Gemeinden Weyhe, Hude und Ganderkesee<br />

haben seit 2008 auch die Bürgerbusse<br />

in der Stadt Bassum, im Mittelzentrum<br />

Syke sowie in der Gemeinde<br />

Butjadingen ein regelmäßiges Angebot<br />

auf Basis ehrenamtlicher Fahrerinnen<br />

und Fahrer. 2009 kam der Bürgerbus<br />

Kirchlinteln und im April 2010 der Bürgerbus<br />

Sottrum hinzu. Im Mittelzentrum<br />

Westerstede wird eine Betriebsaufnahme<br />

für Sommer 2010 vorbereitet.<br />

Bei den VBN-Bürgerbussen differierten<br />

die Fahrgastzahlen 2009 zwischen<br />

im Schnitt 400 und 2.000 Fahrgästen<br />

pro Monat. Diese große Spannweite<br />

der Fahrgastzahlen korreliert insbesondere<br />

mit siedlungsstrukturellen<br />

Gegebenheiten der Bedienungsgebiete.<br />

In der Summe nutzten 2009 knapp<br />

80.000 Fahrgäste (ohne Kirchlinteln)<br />

das Prinzip Bürgerbus im VBN-Land.<br />

Nach der Devise „Ergänzen, nicht<br />

ersetzen“ funktionieren Bürgerbusse<br />

AUTOR<br />

Dipl.-Geogr. Stefan<br />

Bendrien, Zweckverband<br />

Verkehrsverbund Bremen/<br />

Niedersachsen (ZVBN),<br />

Bereich Planung und Qualität,<br />

zuständig für Qualitätssicherung,<br />

Controlling, Leistungskalkulationen und<br />

Bürgerbusse, und Vorstandsmitglied<br />

des Bürgerbusvereins Ganderkesee;<br />

bendrien@zvbn.de<br />

auch als Zu- und Abbringer zu/von weiterführenden<br />

Linien. Die Ergebnisse<br />

einer Fahrgastbefragung1 belegen, dass<br />

30 % aller Bürgerbusfahrgäste auf ihrer<br />

Fahrt auf oder von anderen öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln (Bus/Bahn) wechseln.<br />

Erfolgsfaktoren<br />

Die folgenden Faktoren tragen zum<br />

Erfolg der einzelnen Projekte bei und<br />

bieten die Grundlage für die Gründung<br />

weiterer Bürgerbusvereine im VBN-<br />

Land.<br />

Einbindung in den Verbundtarif<br />

Alle Bürgerbuslinien sind in den VBN-<br />

Zonentarif eingebunden. Auf allen<br />

Bürgerbussen können die Fahrgäste<br />

das komplette Ticketsortiment des Verbunds<br />

kaufen. Der Ticketverkauf sowie<br />

die monatliche Abrechnung zwischen<br />

18 Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche


dem Unternehmen und dem Verein erfolgt,<br />

wie bei allen anderen Linien auch,<br />

über elektronische Fahrscheindrucker.<br />

Den Umgang mit diesen Druckern erlernen<br />

die ehrenamtlichen Fahrerinnen<br />

und Fahrer über eine von den Unternehmen<br />

durchgeführte Schulung. Neue<br />

Fahrer werden anschließend von den<br />

Vereinen selbst geschult. In der Praxis<br />

gibt es im Umgang mit den Fahrscheindruckern<br />

auf Bürgerbuslinien nicht auffällig<br />

mehr Bedienschwierigkeiten als<br />

auf anderen VBN-Linien.<br />

Die Einbindung in den VBN-Tarif<br />

bietet einerseits ein bequemes, weil verbundweit<br />

gültiges Angebot zu einem attraktiven<br />

Preis-Leistungsverhältnis. Dadurch<br />

lassen sich auch Neukunden gewinnen.<br />

Andererseits können die Erlöse<br />

etwa aus den gut nachgefragten Tickets<br />

der Preisstufen A (Einzelpreis 1,70 EUR<br />

und 1,40 EUR pro Fahrt als 4er) und B<br />

(2,95 EUR /2,25 EUR) die Betriebskosten<br />

nicht decken. Zudem liegt aufgrund<br />

einer starken Zielgruppenorientierung<br />

auf mobilitätseingeschränkte Personen<br />

beispielsweise der Anteil von schwerbehinderten<br />

Fahrgästen bei bis zu 20 %.<br />

Für den ungedeckten Kostenanteil greift<br />

die in aller Regel abgestimmte Kostenunterdeckungszusage<br />

der Kommunen,<br />

in denen der Bürgerbus verkehrt. Nach<br />

der Grundformel „12.000 EUR pro<br />

Jahr und Bus“ kann so in der Summe<br />

ein ganztägiger, vertakteter Betrieb mit<br />

rund 60.000 bis 100.000 Fahrplankilometern<br />

mindestens von Montag bis<br />

Freitag gewährleistet werden. Die Höhe<br />

der Zuschusszahlungen variiert auch<br />

durch die Höhe von Sponsorengeldern.<br />

Die Preisstufe A (PS A) des VBN-Zonentarifs<br />

entspricht in der Regel einer<br />

Gemeinde (1 Zone = 1 Gemeinde). Da<br />

es bei diesen Nahfahrten normalerweise<br />

keinen Umstieg auf andere Verkehrsunternehmen<br />

gibt, verbleiben die Einnahmen<br />

aus dieser Preisstufe zu 100 % bei<br />

den vereinnahmenden Unternehmen.<br />

Diesen Anteil von jedem auf den Bürgerbussen<br />

verkauften Ticket reichen die<br />

Unternehmen an den jeweiligen Bürgerbusverein<br />

weiter. Die Unternehmen<br />

verzichten so auf einen Teil ihrer Einnahmen.<br />

Anzumerken ist, dass es ohne<br />

die Bürgerbusse diese Einnahmen nicht<br />

gäbe, da die Unternehmen selber hier<br />

mangels wirtschaftlich ausreichender<br />

Nachfrage kein Angebot unterbreiten<br />

würden.<br />

Hochwertige Niederflurfahrzeuge<br />

Aufgrund der ausgeprägten Zielgruppenorientierung<br />

auf Senioren und mo -<br />

bilitätseingeschränkte Personen werden<br />

im Verbundgebiet Niederflurfahrzeuge<br />

eingesetzt. Die Vereine selbst<br />

haben ein entsprechendes Pflichtenheft<br />

entwickelt. Das darin beschriebene<br />

Fahrzeug ist praktisch im Umgang, robust<br />

im Betrieb und barrierefrei. Dieses<br />

mittlerweile standardisierte Fahrzeug<br />

auf Basis eines VW T5 ist durchgängig<br />

niederflurig, bietet Stehhöhe, eine<br />

breite elektrische Doppelschwingtür,<br />

einen Mehrzweckplatz, Zielanzeige,<br />

Haltewunschtasten und vieles mehr.<br />

Das Fahrzeug weist alle Eigenschaften<br />

eines regulären Busses im ÖPNV auf,<br />

ist jedoch von den Abmessungen her<br />

kleiner und als Pkw zugelassen. Die<br />

Anschaffung dieser speziell angefertigten<br />

Einheiten wird von der Landesnahverkehrsgesellschaft<br />

Niedersachsen<br />

beziehungsweise vom ZVBN mit bis zu<br />

70.000 EUR gefördert.<br />

Die Bürgerbusverkehre sind in den VBN-Tarif eingebunden.<br />

Corporate Design<br />

Nicht zuletzt trägt die Einbindung in<br />

das Erscheinungsbild des Verbunds<br />

zum Erfolg bei. Die Bürgerbusfahrzeuge<br />

sind entsprechend des VBN-Fahrzeugkonzepts<br />

gestaltet. Sie sind somit<br />

schon von weitem als VBN-Linien zu<br />

erkennen. Auch die Fahrplanleporellos<br />

mit Linienskizze sowie die Integration<br />

der Fahrplaninformationen an den<br />

Haltestellen oder in der elektronischen<br />

Fahrplanauskunft gehören selbstverständlich<br />

dazu. Zudem wurde im vergangenen<br />

Jahr ein VBN-Qualitätskurzkonzept<br />

zum Thema Bürgerbus veröffentlicht2.<br />

Die Integration in den Verbundauftritt<br />

sichert auch die Akzeptanz<br />

der Verkehrsunternehmen selbst. Die<br />

Kooperationen zwischen Unternehmen<br />

und Vereinen gestalten sich positiv.<br />

Fazit<br />

Die steigenden Fahrgast- und Gründungszahlen<br />

neuer Vereine belegen:<br />

Das Prinzip Bürgerbus erfährt allgemein<br />

eine zunehmende Akzeptanz.<br />

Immer mehr Fahrgäste entdecken ein<br />

Angebot, das sich immer stärker auf<br />

ihre individuellen Bedürfnisse einstellt.<br />

Insbesondere von älteren und mobilitätseingeschränkten<br />

Menschen wird<br />

der Bürgerbus auch unter dem Gesichtspunkt<br />

der Sicherheit zunehmend<br />

als eine Erweiterung ihrer Mobilität angenommen<br />

und auch gefordert.<br />

Hervorzuheben ist zudem, dass die<br />

Bürgerbusse Bürgerinnen und Bürgern<br />

die Möglichkeit bieten, selbstorganisiert<br />

einen wirkungsvollen Beitrag für<br />

ihre Mitbürger zu leisten. Und: Die Bürgerbusse<br />

versetzen zunehmend ältere<br />

Menschen in die Lage, sich weiterhin<br />

selbst zu versorgen und damit an ihrem<br />

angestammten Wohnort bleiben zu<br />

können.<br />

1 Ergebnisse einer Fahrgastbefragung in den<br />

Bürgerbussen des Verkehrsverbunds Bremen/<br />

Niedersachsen in Weyhe, Hude und Ganderkesee;<br />

ZVBN 2007<br />

2 Download unter: www.zvbn.de/bibliothek<br />

Foto: ZVBN<br />

Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche<br />

19


Flexibilisierung<br />

Alexander Möller<br />

Bus per Anruf oder Knopfdruck<br />

Einrichtung von Bedarfsverkehren verschiedenster Art, Zusammenarbeit mit anderen<br />

Verkehrsanbietern, Kooperation mit Kultur- und Freizeiteinrichtungen und vieles<br />

mehr – alles Ansätze, mit denen DB Stadtverkehr den Herausforderungen an den<br />

Nahverkehr im ländlichen Raum gerecht werden will.<br />

Nur Bestelltaste drücken, dann kommt der Bus.<br />

Zu den innovativen Ansätzen von<br />

DB Stadtverkehr, einer Tochter<br />

der DB Mobility Logistics, gehören<br />

beispielsweise die Implementierung<br />

eines Anrufbussystems bei der Kieler<br />

Autokraft und die Einrichtung spezieller<br />

Rufbushaltestellen bei Niedersachsenbus<br />

Heidebus.<br />

Bus per Telefon<br />

Der Anrufbus von Autokraft fährt im<br />

nördlichen Ostholstein und ersetzt außerhalb<br />

der Schulzeiten vorrangig die<br />

Bedienung der in der Fläche gelegenen<br />

Dörfer und Gemeinden. Das Gebiet<br />

hat eine geringe Bevölkerungsdichte<br />

von 45 Ew/km 2 und eine Größe von<br />

314 km 2 . 20 % der Siedlungen haben<br />

weniger als 200 Einwohner.<br />

Abgesehen vom Anrufbus wird<br />

das betroffene Gebiet noch von drei<br />

überregionalen Buslinien bedient.<br />

AUTOR<br />

RA Alexander Möller,<br />

DB Stadtverkehr GmbH,<br />

Leiter des Bereichs Markt<br />

und Verkehr, Frankfurt am<br />

Main;<br />

alexander.moeller@bahn.de<br />

Diese Linien erfüllen im Wesentlichen<br />

die Anschlussfunktion für den Anrufbus,<br />

um eine Verbindung in das übrige<br />

Foto: DB Stadtverkehr<br />

Kreisgebiet und eine schnelle Verbindung<br />

zwischen den größeren Orten<br />

des Anrufbusgebiets sicherzustellen.<br />

Darüber hinaus fahren an Schultagen<br />

sechs weitere Linien in der Region, die<br />

zu mehr als 90 % von Schülern genutzt<br />

werden. Das Anrufbussystem kann<br />

die Menge der Schüler nicht bewäl -<br />

tigen.<br />

Die Anrufbusse folgen keinem festen<br />

Fahrplan, keinem Liniennetz und<br />

keinen festen Haltestellen. Der Fahrgast<br />

wird von jedem mit dem Fahrzeug erreichbaren<br />

Punkt des bedienten Gebiets<br />

abgeholt und zu jedem Punkt in der Region<br />

gebracht. Die Busse können an sieben<br />

Tagen in der Woche angerufen werden<br />

(Sonntag bis Donnerstag von 8:00<br />

bis 19:30 Uhr, Freitag und Samstag bis<br />

22:00 Uhr). Fahrtwünsche haben eine<br />

Vorlaufzeit von mindestens 45 Minuten,<br />

bis ein Bus beim Kunden eintrifft. Für<br />

diese Dienstleistung zahlt der Fahrgast<br />

den normalen Fahrscheinpreis plus einen<br />

Komfortzuschlag von 50 Eurocent.<br />

Rollstuhl- und Kinderwagenmitnahme<br />

ist selbstverständlich möglich. Ausgenommen<br />

von diesem Angebot sind nur<br />

die Städte Heiligenhafen und Oldenburg,<br />

in denen sich Fahrgäste an bestimmten<br />

Haltepunkten abholen lassen<br />

können.<br />

Der Anrufbus soll dem vorhandenen<br />

Linienangebot keine Konkurrenz<br />

machen; daher verkehrt er nicht, wenn<br />

30 Minuten vor oder nach dem Fahrtwunsch<br />

eine Linienverbindung existiert.<br />

Darüber hinaus werden zur Lenkung<br />

der Fahrgastströme Schülerzeitkarten<br />

in den Rufbussen nicht anerkannt.<br />

Marktorientiert und hochwertig<br />

Das <strong>System</strong> bietet für schwach besiedelte<br />

Regionen eine attraktive Alternative<br />

und Ergänzung zum Linien-ÖPNV, mit<br />

der die Grundversorgung an Mobilität<br />

20 Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche


mit einem sehr hohen Qualitätsstandard<br />

sichergestellt werden kann. Zusätzlich<br />

ist der Anrufbus ein marktorientiertes<br />

Angebot, da Strecken nur befahren<br />

werden, wenn tatsächlich Bedarf<br />

besteht. Da die angemeldeten Fahrten<br />

durch ein Dispositionssystem optimal<br />

verknüpft werden, wird der Leerfahrtenanteil<br />

auf ein Minimum reduziert<br />

und der Besetzungsgrad optimiert. So<br />

werden Busfahrten mit wenigen oder<br />

keinen Passagieren vermieden.<br />

Bus per Knopfdruck<br />

Ein weiteres innovatives Konzept ist<br />

das Rufbushaltestellensystem der Niedersachsenbus<br />

Heidebus – hier kommt<br />

der Bus per Knopfdruck. Kleine Ortschaften<br />

wie das nur 130 Einwohner<br />

zählende Dorf Molbath, das abseits der<br />

Hauptbuslinie liegt, können so auch in<br />

Zukunft bedient werden, ohne dass der<br />

Ort unnötig angefahren wird.<br />

Prinzip: Die Busse fahren ihren<br />

vorgeschriebenen Linienweg. Möchte<br />

ein Kunde an einer Haltestelle, die<br />

am Ende einer Stichstraße oder einem<br />

Seitenweg liegt, zusteigen, signalisiert<br />

er dies über einen Druckknopf an der<br />

Haltestelle und der jeweilige Bus bedient<br />

auch diese Station. Über die im<br />

Fahrplan mit „b“ gekennzeichneten<br />

Halte wird der Kunde informiert, dass<br />

seine Haltestelle als Bedarfskurs definiert<br />

und somit die Bestelltaste zu benutzen<br />

ist. Dem Fahrgast wird auf dem<br />

Display an der Haltestelle der nächste<br />

bestellbare Bus angezeigt. Nach Betätigung<br />

der Bestelltaste wird die Order<br />

des Kunden per GPRS an das entsprechende<br />

Fahrzeug der Niedersachsenbus<br />

Heidebus gesendet. Der Kunde<br />

kann einen Bus maximal 20 und mindestens<br />

fünf Minuten vor Planabfahrt<br />

rufen. Der Fahrer weiß dann, dass er<br />

die Haltestelle ansteuern soll. Gegebenenfalls<br />

kann der Fahrer eine Verspätungsmeldung<br />

schicken, die dem Fahrgast<br />

auf dem Display angezeigt wird.<br />

Ausgenommen von diesem <strong>System</strong> ist<br />

der Schulbusverkehr.<br />

Eine Rufbushaltestelle kann überall<br />

installiert werden, da sie keine externe<br />

Strom- und Datenversorgung benötigt.<br />

Sie besteht aus der Rufbusbox, einem<br />

Mast und einem Solarpanel.<br />

Die Bedarfsbussysteme von Niedersachsenbus<br />

Heidebus und Autokraft<br />

sind innovative markt orientierte Lösungen<br />

für ein effizientes ÖPNV-Angebot<br />

in ländlichen Regionen. Durch die Vermeidung<br />

von unnötigen Leer- oder Umwegfahrten<br />

orientiert sich die erbrachte<br />

Verkehrsleistung am tatsächlichen Bedarf.<br />

So steigt die Wirtschaftlichkeit vieler<br />

Verkehre. Den Fahrgästen kann ein<br />

attraktives regio nales Verkehrsangebot<br />

präsentiert werden.<br />

Gerade im Wettbewerb der Gemeinden<br />

als Wohn- und Wirtschaftsstandort<br />

darf die Bedeutung des ÖPNV als Standortfaktor<br />

vor dem Hintergrund sinkender<br />

Einwohnerzahlen nicht unterschätzt<br />

werden. Daneben sind aber auch der<br />

verantwortungsbewusste Um gang mit<br />

Umweltressourcen und Rohstoffen und<br />

damit vor allem die Reduktion von CO 2 -<br />

Emissionen wichtige Aspekte, die im<br />

Rahmen der beschriebenen Maßnahmen<br />

erfolgreich realisiert werden konn -<br />

ten.<br />

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Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche<br />

21


Flexibilisierung<br />

Petra-Juliane Wagner<br />

Bestellt und abgeholt –<br />

alternative öffentliche Mobilität<br />

Neben einer schrumpfenden Bevölkerung verzeichnen die peripheren ländlichen<br />

Räume in Ostdeutschland auch eine starke Alterung der Bevölkerung bis 2025.<br />

Angesichts der sich verändernden Anforderungen muss etwa das Land Brandenburg<br />

reagieren und eine bezahlbare Grundversorgung durch den öffentlichen Personennahverkehr<br />

(ÖPNV) sichern. Der Ansatz: alternative Be dienformen.<br />

Foto: VBB<br />

Bei Bedarf einfach anrufen<br />

Ende 2000 legte der Verkehrsverbund<br />

Berlin-Brandenburg (VBB)<br />

ein Konzept zur alternativen Bedienung<br />

im Verbundgebiet und einen<br />

Leitfaden zur Neuordnung der ÖPNV-<br />

Angebote vor. Einen Anstoß gab<br />

das BMBF-Forschungsprojekt „Impuls<br />

2005 – Integrierte Mobilitätsplanung,<br />

-lenkung, -umsetzung und -services<br />

(2001 – 2004)“ in den Landkreisen Barnim,<br />

Oberhavel und Uckermark als Modell<br />

für Brandenburg. Dieses Projekt<br />

bot nicht nur technische und technologische<br />

Weiterentwicklungen, es war<br />

auch Auslöser für das Handeln der Landesregierung<br />

und einiger Kommunen.<br />

Es ebnete den Boden für eine einfachere<br />

Genehmigungspraxis (Genehmigungsleitfaden<br />

für alternative Bedienung)<br />

und Finanzierung im Land Brandenburg<br />

(Novellierung des ÖPNV-Gesetzes<br />

2005). Noch in diesem Jahr werden alle<br />

Landkreise alternative Bedienformen<br />

eingeführt haben.<br />

AUTORIN<br />

Petra-Juliane Wagner,<br />

Verkehrsverbund Berlin-<br />

Brandenburg GmbH (VBB),<br />

verantwortlich für alternative<br />

Bedienformen im Verbundraum,<br />

demografischen Wandel und<br />

neue Mobilität, Berlin;<br />

wagner@vbbonline.de<br />

Entwicklung von Alternativen<br />

Als „alternativ“ werden solche<br />

Angebote bezeichnet, die mindestens<br />

eines der folgenden Kriterien erfül -<br />

len:<br />

■ der Fahrzeugeinsatz erfolgt bedarfsgerecht<br />

variabel<br />

■ die Bedienung erfolgt nur nach Bedarfsanmeldung<br />

■ die Bedienung erfolgt abweichend<br />

von der Linien- und/oder Haltestellenbindung<br />

■ die Organisation des Betriebs weicht<br />

von der üblichen Form eines kommunalen<br />

oder privaten Verkehrsunternehmens<br />

ab (zum Beispiel: Bürgerbus).<br />

22 Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche


Anwendungsbeispiele<br />

Die Anwendungen im Land Brandenburg<br />

sind sehr unterschiedlich (siehe<br />

Abbildung 1). In der Praxis existieren:<br />

■ Angebote integraler Netzverknüpfung<br />

und Zuführungsverkehre zu<br />

Hauptachsen<br />

■ gebrochene Schülerverkehre statt Parallelverkehre<br />

■ Rufbusse, die per Anruf zeitlich und<br />

räumlich fest oder flexibel fahren<br />

■ Gelegenheitsverkehre<br />

■ Zielgruppenangebote<br />

■ Freizeitverkehre inklusive Fahrradmitnahme<br />

■ Rufsäulen (bedarfsgesteuerte Bedienung<br />

einzelner Haltestellen)<br />

■ intermodale Infrastrukturangebote<br />

■ Tourengestaltung gemeinsam mit<br />

Dienstleistern der Region.<br />

Ein Bürgerbus im Einsatz<br />

Einige Angebote im Detail<br />

Da sich der konventionelle Linienverkehr<br />

mit Linienbussen nicht mehr bis<br />

zur letzten Meile ökonomisch befriedigend<br />

gestalten und finanzieren ließ,<br />

hat der Landkreis Prignitz im Sommer<br />

2008 auf ein gegliedertes Bediensystem<br />

umgestellt. Neben dem schienengebundenen<br />

Personennahverkehr (SPNV)<br />

und integriertem Schülerverkehr werden<br />

auf Hauptachsen Busverkehre im<br />

1- oder 2-Stundentakt angeboten, zusätzlich<br />

voll flexible Rufbusverkehre<br />

als Zubringer zu den Hauptachsen mit<br />

60 Minuten Voranmeldezeit und 1 EUR<br />

Komfortzuschlag. Die acht Subunternehmer<br />

der Verkehrsgesellschaft Prignitz<br />

haben ihren Leistungsumfang behalten.<br />

Grundlage für die Umstellung<br />

des Angebots bildete der Nahverkehrsplan<br />

des Landkreises von 2007, der die<br />

Einführung alternativer Bedienformen<br />

in erheblichem Umfang festgeschrieben<br />

hat. Auch der Landkreis Elbe-Elster<br />

hat bereits vor drei Jahren mit der Hierarchisierung<br />

des Netzes begonnen.<br />

Neben Haupt-, Nebenlinien und Schülerverkehren<br />

werden 90 % des gesamten<br />

Netzes als Rufbusfahrten angeboten.<br />

Um den strukturellen Problemen<br />

des ÖPNV im Landkreis Potsdam-<br />

Mittelmark zu begegnen und etwa die<br />

Fahrzeiten für Schüler und damit auch<br />

die Betriebskosten zu senken, begann<br />

der Landkreis 2008 mit der Einführung<br />

von gebrochenen Schülerverkehren,<br />

zunächst in einer Pilotregion, dem Amt<br />

Ziesar. Eine Schnellbuslinie zwischen<br />

Ziesar und Brandenburg wird durch<br />

Rufbusfahrten und Eltern-Mitnahmeverkehre<br />

als Zubringer ergänzt.<br />

Die Landkreise Uckermark, Oberhavel<br />

und Barnim haben seit 2001<br />

bereits recht unterschiedliche Erfahrungen<br />

mit alternativen Bedienformen<br />

gesammelt. Deutlich wurde, dass voll<br />

flexible Angebote (zum Beispiel Rufbus<br />

Gartz) ähnliches Nutzerverhalten wie<br />

Anrufsammeltaxis aufweisen. Der liniengebundene<br />

Ferienrufbus Oberhavel,<br />

seit 2002 in Betrieb, nimmt in der Nachfrage<br />

stetig zu (2008 etwa 28.000 Fahrgäste/knapp<br />

15.000 Aufträge).<br />

Seit fünf Jahren sind drei Bürgerbusse<br />

im Umkreis von Gransee, Belzig<br />

und Brieselang unterwegs. Als viertes<br />

Projekt soll in diesem Jahr ein Bürgerbus<br />

im Amt Lieberose, Landkreis Dahme-Spreewald,<br />

hinzukommen. Kennzeichen<br />

aller vier sind: Ehrenamtliche<br />

Fahrer bedienen mit einem Kleinbus<br />

eine öffentliche Buslinie. Eigentümer<br />

des Busses ist in der Regel der Bürgerbusverein.<br />

Auch touristische Angebote können<br />

eine Alternative zum klassischen<br />

Linienverkehr sein. Von großer Bedeutung<br />

ist die Beteiligung von Schlüs-<br />

Foto: J. Burmeister<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

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<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche<br />

23


Flexibilisierung<br />

Mehrwert<br />

alternativer Bedienformen<br />

Alternative Bedienungsformen sind geeignet,<br />

Defizite des konventionellen Linienverkehrs<br />

auszugleichen. Es kommt<br />

hier vor allem darauf an, auch bei geringer<br />

zeitlicher und/oder räumlicher<br />

Nachfrage die Daseinsvorsorge durch<br />

den ÖPNV zu sichern. Dabei liegen die<br />

Schwerpunkte darauf, die Kosten zu optimieren<br />

und das gesamte Mobilitätsangebot<br />

zu verbessern. Außer in Gebieten<br />

mit geringer Kundennachfrage können<br />

alternative Bedienformen zu Tagesund<br />

Nachtzeiten mit geringer Nachfrage<br />

(Schwachverkehrszeiten) ein ge -<br />

setzt werden.<br />

Abb. 1: Die verschiedenen Rufbussysteme in Berlin und Brandenburg<br />

selpersonen und Promotoren, die<br />

Zusammenarbeit der Akteure, das<br />

Engagement und vor allem Ausdauer.<br />

Angebote bedürfen mindestens einer<br />

zweijährigen intensiven Bewerbung,<br />

bis sie vom Kunden wahrgenommen<br />

und akzeptiert werden. Daher ist ein<br />

integriertes Marketing notwendig. Zu<br />

diesen Projekten gehören der Rheinsberger<br />

Seenbus in Kooperation von<br />

einer Bürgerinitiative, der Stadt, touristischen<br />

Betrieben, des Verkehrsunternehmens<br />

und dem VBB Verkehrsverbund<br />

Berlin-Brandenburg,<br />

der Theaterbus zu den Ueckermärkischen<br />

Bühnen nach Schwedt/O., ein<br />

Bäder- und Kinobus auf der Relation<br />

Angermünde – Schwedt oder der Velobus<br />

im Nationalpark Unteres Odertal<br />

mit Fahrradanhänger für 18 Räder.<br />

Planungsgrundsätze<br />

An der Planung von alternativen Bedienformen<br />

sind in der Regel verschiedene<br />

Interessenspartner beteiligt:<br />

■ der Aufgabenträger für den ÖPNV,<br />

der für die Ausgestaltung und Finanzierung<br />

des Angebots zuständig<br />

ist<br />

■ die Ämter und Gemeinden im Einzugsgebiet,<br />

die oft mehr ÖPNV-<br />

Angebote wünschen als der Aufgabenträger<br />

bestellen und finanzieren<br />

kann<br />

■ die Verkehrsunternehmen im jeweiligen<br />

Einzugsgebiet, die Planer und<br />

Erbringer der Verkehrsleistung sind<br />

■ das Taxigewerbe im Einzugsgebiet,<br />

das als möglicher Subunternehmer<br />

zum Einsatz kommt<br />

■ sonstige Partner wie Tourismusverbände,<br />

Unternehmen und Verbände,<br />

die ein hohes Interesse an guten<br />

ÖPNV-Angeboten haben und zur Mitfinanzierung<br />

gewonnen werden sollten.<br />

Der Erfolg ist abhängig vom Willen, der<br />

Kooperationsbereitschaft, Beteiligung<br />

und Verantwortungsübernahme regionaler<br />

Akteure. Mit der EU-Verordnung<br />

1370/2007 – seit Dezember 2009 in<br />

Kraft – werden Wettbewerb und Verantwortung<br />

der öffentlichen Hand verstärkt.<br />

Quelle: VBB<br />

Fazit<br />

In der Anpassung der institutionellen,<br />

finanziellen, rechtlichen und organisatorischen<br />

Rahmenbedingungen und<br />

nicht in der Technik liegt die Innovation.<br />

Öffentliche Mobilität der Zukunft<br />

lässt sich nicht mehr nach räumlichen<br />

und zeitlichen Angeboten, nach Fahrzeugausstattung<br />

oder Betreiberstrukturen<br />

standardisieren. Kriterium der<br />

Erfolgsbewertung ist heute, inwieweit<br />

individuelle Nachfragen der Zielgruppen<br />

befriedigt werden können. Daran<br />

müssen der Wert öffentlicher Mobilität<br />

und damit der Rechtsrahmen und die<br />

Finanzierung festgemacht werden. Es<br />

stellt sich nicht die Frage nach mehr<br />

oder weniger ÖPNV, sondern nach einem<br />

attraktiven Gesamtsystem aus bereits<br />

marktgängigen komplementären<br />

Einzelangeboten – ob klassische Linienverkehre<br />

oder alternative Services.<br />

Hierfür bedarf es nicht mehr Geld, sondern<br />

vielmehr eines integrierten, innovativen<br />

Denkens und Handelns seitens<br />

der Politiker, Aufgabenträger, Verkehrsunternehmen<br />

und der am ÖPNV partizipierenden<br />

Einrichtungen in der Region.<br />

LITERATUR<br />

BMVBS / BBSR (Hrsg.): Ländliche Räume im<br />

demografischen Wandel. BBSR-Online-Publikation<br />

34/2009; urn:nbn:de:0093-ON3409R142]<br />

BMVBS/BBSR (Hrsg.): Handbuch zur Planung<br />

flexibler Bedienungsformen im ÖPNV. Bonn, 2009<br />

Verband Deutscher Verkehrsunternehmen<br />

(Hrsg.): Differenzierte Bedienung im ÖPNV.<br />

DVV Media Group, Hamburg, 2009<br />

Handbuch Bürgerbus und Handbuch Alternativer<br />

Bedienung für Brandenburg (können unter http://<br />

www.vbbonline.de kostenlos herunter geladen<br />

oder über das VBB-Infocenter bezogen werden)<br />

24 Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche


Infrastruktur<br />

Volker Rahm<br />

Anhängerbusse: günstig und flexibel<br />

Weniger Fahrzeuge – und damit auch Fahrer – im Einsatz, neue Möglichkeiten,<br />

auf Spitzen- und Schwachlastzeiten sowie Veranstaltungen zu reagieren: Der Einsatz<br />

von Anhängerbussen im Main-Kinzig-Kreis hat sich bewährt.<br />

Foto: J. Burmeister<br />

Busse mit Anhängern fangen die morgendliche Spitze im Schülerverkehr ab.<br />

Rückblick: Im Jahr 2004 ist der<br />

Main-Kinzig-Kreis noch Zuzugsgebiet,<br />

die Einwohnerzahl<br />

wächst. Auf etlichen Linien im Kreisgebiet<br />

gibt es morgens und mittags<br />

erhebliche Kapazitätsprobleme. Fahrgäste<br />

– in der Regel Schülerinnen und<br />

Schüler – können mehrfach nicht befördert<br />

werden. Der Aufgabenträger ist<br />

gezwungen, immer mehr Verstärkungsbusse<br />

bei den Verkehrsunternehmen zu<br />

bestellen. Zu diesem Zeitpunkt unterstützten<br />

die politischen Gremien des<br />

Kreises den hessischen Weg der Ausschreibungen<br />

im Busverkehr. Die Kreisverkehrsgesellschaft<br />

Main-Kinzig mbH<br />

bereitet zwei Ausschreibungen für zwei<br />

Linienbündel vor, deren Konzessionen<br />

vor dem Auslaufen stehen. Bei dem einen<br />

Linienbündel sollen Personenanhänger<br />

verbindlich vorgeschrieben werden,<br />

bei dem anderen im Ostkreis nicht,<br />

da bedingt durch den demografischen<br />

Wandel die Schülerzahlen besonders im<br />

Ostkreis schon während der neuen angestrebten<br />

Vertragslaufzeit sinken werden<br />

und dort bis dahin nie Gelenkbusse<br />

im Einsatz waren.<br />

Aktueller Einsatz<br />

Während das Linienbündel im Ostkreis<br />

tatsächlich durch eine europaweite<br />

AUTOR<br />

Volker Rahm, Geschäftsführer<br />

der Kreisverkehrsgesellschaft<br />

(KVG) Main-<br />

Kinzig mbH, Gelnhausen;<br />

v.rahm@kvg-main-kinzig.de<br />

Ausschreibung vergeben wurde, gab<br />

es beim Linienbündel 5 „Vorspessart“<br />

am Ende einen Genehmigungswettbewerb.<br />

Letztendlich kamen die ursprünglich<br />

ausgeschriebenen sieben<br />

Anhängerbusse nicht zum Einsatz,<br />

sondern lediglich fünf. Die angestrebte<br />

Reduzierung der Fahrzeuge in der morgendlichen<br />

Spitze von neunzehn auf<br />

sechzehn konnte damit nicht realisiert<br />

werden.<br />

Neben den fünf Anhängerbussen<br />

der Stroh Busverkehrs GmbH aus Altenstadt<br />

im Linienbündel 5 sind in den<br />

vergangenen zwölf Monaten folgende<br />

Anhängerfahrzeuge auf allen Linien<br />

hinzu gekommen:<br />

■ 2 Maxi-Trains der Regionalverkehr<br />

Main-Kinzig im Linienbündel 8<br />

„Südvogelsberg“<br />

■ 1 Midi-Train von Heuser Omnibus im<br />

wechselseitigen Einsatz in den Linienbündeln<br />

5 und 6<br />

■ 2 Maxi-Trains der Arge Heuser/Rack/<br />

Stroh im Linienbündel 3 „Bruchköbel/Schöneck“<br />

■ 1 Midi-Train der Arge Heuser/Rack/<br />

Stroh im Linienbündel 3 „Bruchköbel/Schöneck“.<br />

Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche<br />

25


Infrastruktur<br />

Abgestellter Anhänger am Busbahnhof Neuenhaßlau<br />

Das sind <strong>aktuell</strong> elf Hängerfahrzeuge,<br />

die wechselseitig auf sieben Buslinien<br />

zum Einsatz kommen. Die meisten Einheiten<br />

fahren im Linienbündel 5 „Vorspessart“,<br />

neben den fünf Maxi-Trains<br />

von Stroh noch der Midi-Train von Heuser.<br />

Einsparpotenzial<br />

Der Midi-Train von Heuser ersetzt auf<br />

den Linien MKK-55 und MKK-56 zwei<br />

Solobusse, die vorher im Einsatz waren.<br />

Dabei kann das Fahrzeug sowohl<br />

morgens als auch nach der sechsten<br />

Schulstunde linien- und bündelübergreifend<br />

eingesetzt werden. Bedingt<br />

durch gestaffelte Anfangs- und Endzeiten<br />

der angefahrenen Schulen ist<br />

eine besonders effektive Nutzung möglich.<br />

Mit Start morgens in der Gemeinde<br />

Ronneburg auf der Linie MKK-56<br />

nimmt der Bus Schülerinnen und Schüler<br />

nach Langenselbold auf. Dort leert<br />

sich der Bus an der Gesamtschule und<br />

fährt neue Fahrgäste als Linie MKK-55<br />

zur größten Schule Deutschlands, der<br />

Kopernikusschule in Freigericht-Somborn.<br />

Mittags nach der sechsten Stunde<br />

erfolgt die Rückfahrt. Das Fahrzeug<br />

hat dem Betreiber darüber hinaus noch<br />

eine größere Flexibilität verschafft: Neben<br />

den klassischen Schulleistungen<br />

auf den genannten Linien fährt der Bus<br />

eine Nachmittagstour von und zum<br />

Oberzentrum Hanau und holt im Rahmen<br />

der Linie MKK-54 gegen 15:30 Uhr<br />

überwiegend Schülerinnen und Schüler<br />

ab, die im Oberzentrum auf die verschiedenen<br />

Gymnasien gehen.<br />

Im Linienbündel 3 hat die Arge für<br />

acht Jahre den Auftrag für die Buslinie<br />

MKK-33 erhalten, die bis zum 31. Mai<br />

2009 seit mehreren Jahrzehnten durch<br />

die Hanauer Straßenbahn (HSB) bedient<br />

wurde. Die HSB hatte insgesamt<br />

in der morgendlichen Verkehrsspitze<br />

acht Busse im Einsatz. Durch eine Überarbeitung<br />

des Angebotskonzepts für die<br />

Linie konnte der Einsatz auf jetzt vier<br />

Fahrzeuge reduziert werden. Das gelang<br />

nur, weil nun zwei Maxi-Trains und<br />

ein Midi-Train im Einsatz sind. Von den<br />

acht HSB-Bussen waren nur zwei Gelenkbusse,<br />

der Rest der Leistung wurde<br />

mit Solobussen erbracht.<br />

Abstellen der Hänger<br />

In den Linienbündeln 5 und 8 liegen die<br />

Betriebshöfe direkt im Netz. Die Umläufe<br />

sind so geplant, dass die Fahrzeuge<br />

ohne nennenswerte Leerfahrten über<br />

die Betriebshöfe fahren können, um die<br />

Foto: V. Rahm<br />

Anhänger nach ihrem Einsatz in den<br />

Hauptverkehrszeiten direkt auch dort<br />

wieder abzustellen.<br />

Die Halle der Firma Stroh, in der die<br />

Anhängerbusse stehen, ist von zwei Seiten<br />

zu befahren. Der Betriebshof liegt<br />

genau im Schnittpunkt der sechs Linien<br />

des Linienbündels 5. Doch obwohl der<br />

Betriebshof sehr günstig liegt, werden<br />

Anhänger auch im öffentlichen Straßenraum<br />

abgestellt, etwa am Busbahnhof<br />

in Neuenhaßlau.<br />

Bei der Buslinie MKK-33 stehen die<br />

Anhänger an Schultagen an der Heinrich-Böll-Schule<br />

in Bruchköbel oder<br />

am Sportplatz in Bruchköbel-Niederissigheim.<br />

In den Fahrplänen sind für<br />

das Abstellen und das Aufnehmen der<br />

Hänger entsprechende Zeiten berücksichtigt<br />

worden.<br />

Während der Einsatz der Personenanhänger<br />

bei der Buslinie MKK-33<br />

erst seit Dezember 2009 erfolgt, kann<br />

man aber aufgrund der Erfahrungen im<br />

Linienbündel 5 durchaus feststellen:<br />

Das Abstellen der Hänger im öffentlichen<br />

Straßenraum hat sich bewährt.<br />

Bis jetzt sind keine Beschädigungen an<br />

den abgestellten Einheiten registriert<br />

worden.<br />

Größere Flexibilität<br />

Wurde die Wiedereinführung des Personenanhängers<br />

anfangs zur Abschaffung<br />

der Verstärkerbusse auf den einzelnen<br />

Buslinien geplant, so haben sowohl<br />

die Betreiber als auch die Aufgabenträgerorganisation<br />

mit dem Einsatz der<br />

Fahrzeuge neue Erkenntnisse gewonnen.<br />

Die Betreiber können flexibler<br />

auf Nachfrageschwankungen reagieren.<br />

Der Aufgabenträger erhält die Möglichkeit,<br />

neue Verkehrskonzepte für die einzelnen<br />

Linienbündel zu erarbeiten, die<br />

Impressum<br />

Spezial<br />

Unter dem Titel „ÖPNV <strong>aktuell</strong> Spezial“ gibt der zweimal<br />

wöchentlich erscheinende Wirtschaftsinformationsdienst<br />

„ÖPNV <strong>aktuell</strong>“ in unregelmäßigen Abständen Management-<br />

Journale zu relevanten Themenfeldern des öffentlichen<br />

Personenverkehrs heraus.<br />

DVV Media Group GmbH<br />

Nordkanalstr. 36, D-20097 Hamburg<br />

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www.oepnv<strong>aktuell</strong>.de; www.dvvmedia.com<br />

Geschäftsleitung:<br />

Dr. Dieter Flechsenberger<br />

(Geschäftsführender Gesellschafter)<br />

Detlev K. Suchanek (Verlagsleiter Technik & Verkehr)<br />

detlev.suchanek@dvvmedia.com<br />

Chefredaktion ÖPNV <strong>aktuell</strong>:<br />

Markus Schmidt-Auerbach (verantw.), msa@dvvmedia.com<br />

Redaktion (Spezial „ÖPNV in der Fläche“):<br />

Jürgen Burmeister<br />

Kerstin Zapp (Koordination und Schlussredaktion)<br />

Anzeigen:<br />

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Vertrieb: Riccardo di Stefano<br />

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Druckerei Knipping, Düsseldorf (Druck)<br />

Titelgestaltung: Karl-Heinz Westerholt<br />

Copyright: ÖPNV <strong>aktuell</strong> / ÖPNV <strong>aktuell</strong> Spezial und alle<br />

darin enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Kein Teil darf ohne vorherige schriftliche<br />

Genehmigung des Verlags vervielfältigt oder verbreitet<br />

werden. Unter dieses Verbot fällt insbesondere auch die<br />

gewerbliche Vervielfältigung per Kopie, die Aufnahme in<br />

elektronische Datenbanken und die Verbreitung auf CD-ROM,<br />

DVD oder über das Internet.<br />

ISSN 2190-4820<br />

Eine Publikation der DVV Media Group GmbH.<br />

DVV Media Group<br />

26 Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche


OMNIBUSZÜGE IN DEUTSCHLAND<br />

Anhänger erweitern Kapazität bei Nachfragespitzen<br />

39 Busanhänger sind derzeit auf bundesdeutschen Straßen unterwegs. Ihre<br />

Zahl wächst langsam, aber stetig. Die Gespanne sind dabei im ländlichen Raum,<br />

in Mittelstädten, aber zunehmend auch in Großstädten anzutreffen. Angeboten<br />

werden die Anhänger vom deutschen Hersteller Göppel Bus in Nobitz und vom<br />

Schweizer Produzenten Carrosserie Hess aus Bellach. Beide verkaufen jeweils<br />

zwei Größen: Hess eine Mini- und eine Maxi-, Göppel eine Midi- und eine Maxi-<br />

Variante.<br />

Nur 6,07 m lang ist der Hess-7-Anhänger, der 16 Sitz- und einen Stehplatz bietet.<br />

Je ein Fahrzeug ist bei den Unternehmen Hüttebräucker in Leichlingen und<br />

Mecklenburger Verkehrsbetriebe in Dorf Mecklenburg unterwegs. Das Zugfahrzeug<br />

ist jeweils ein Mercedes Sprinter. Von der 11,29 m langen Version Hess 31<br />

mit 34 Sitz- und 54 Stehplätzen sind zwei in Wolfsburg und je einer bei Behrend<br />

im brandenburgischen Lehnin und bei der Verkehrsgesellschaft Kirchweihtal<br />

in Kaufbeuren im Einsatz. Drei Anhänger werden von Hess/Scania-Bussen gezogen.<br />

In Kaufbeuren dient ein Solaris Urbino 12 LE als Zugfahrzeug. Das insgesamt<br />

23,6 m lange Gespann bietet 83 Sitz- und 72 Stehplätze.<br />

Den sechs Hess-Anhängen stehen 33 Göppel-Züge gegenüber. Göppel hat dabei<br />

nicht nur die Anhänger produziert, sondern auch die Zugmaschinen (einschließlich<br />

Ersatzfahrzeuge) für den Einsatz als Gespann angepasst. Neun 10,03 m lange<br />

Midi- und 24 11,15 m lange Maxizüge wurden bisher ausgeliefert. Die Midis<br />

bieten jeweils 36 Sitz- und 34 Stehplätze, die Maxis 34+54 Plätze. Jüngstes Einsatzgebiet<br />

ist die „Hochschullinie 21“der Stadtwerke Osnabrück mit Nachfragespitzen<br />

zu Vorlesungsbeginn und -ende.<br />

JB<br />

ebenfalls zu einer höheren Flexibilität<br />

führen. Dabei hat sich besonders für den<br />

ländlichen Raum der Midi-Train als das<br />

deutlich bessere Fahrzeug herauskristallisiert.<br />

Durch seinen günstigen Verbrauch<br />

gerade auf ebener Topografie ist<br />

der Midi-Bus als Solofahrzeug die ideale<br />

Einheit besonders in Schwachlastzeiten.<br />

Bei einer ökonomischen Fahrweise ist<br />

dann ein Verbrauch von nur etwa 29 l<br />

auf 100 km möglich.<br />

Besonders bewährt hat sich der Anhängerbus<br />

bei Eventverkehren. Im Jahr<br />

2009 fand in Langenselbold der zehntägige<br />

„Hessentag“ statt. Im Einsatz<br />

waren fünf Anhängerbusse. Gegenüber<br />

den ebenfalls eingesetzten Gelenkbussen<br />

konnten deutlich mehr Besucher befördert<br />

und der Fahrgastfluss beschleunigt<br />

werden. Auch hier haben sich aus<br />

Sicht des Aufgabenträgers die Vorteile<br />

dieses Fahrzeugtyps gezeigt. Zudem<br />

haben sich alle Verkehrsteilnehmer an<br />

die Fahrzeuge gewöhnt und die Kunden<br />

nehmen sie sehr gut an.<br />

Erfolg baut auf gute Mitarbeiter!<br />

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<br />

<br />

<br />

<br />

„Wir führen unsere Marke schon seit Jahrzehnten, es kommt zunehmend zu Verwechslungen,<br />

sowohl im ÖPNV wie im Mietbusgeschäft“, sagt<br />

AO-Geschäftsführer Nico Schoenecker auf Rückfrage<br />

von „ÖPNV <strong>aktuell</strong>“. Er bedauere es sehr, dass man<br />

trotz vieler Bemühungen mit dem Partner Regionalverkehr<br />

Oberbayern (RVO) keine einvernehmliche<br />

Lösung erzielen konnte. „Jetzt ziehen wir die Grundsatzfrage<br />

vor das Landgericht München.“<br />

Auch RVO und DB Stadtverkehr wollen die Grundsatzklärung,<br />

halten den Ball jedoch ebenfalls flach.<br />

„Gute Beziehungen zu Autobus Oberbayern, generell<br />

zum Mittelstand sind uns unverändert wichtig“,<br />

betont Alexander Möller, in der Frankfurter Zentrale<br />

für Markt und Verkehr verantwortlich. Er sieht ebenso<br />

wenig wie RVO-Marketingchef Nicolaj Eberlein eine wirkliche Konkurrenz der beiden<br />

Bezeichnungen.<br />

„Wir sehen keine Verwechslungsgefahr, weder in der Touristik, wo wir nur sehr<br />

wenig aktiv sind, noch im Linienverkehr“, so Eberlein. Im ÖPNV gebe es eine klare<br />

Markenarchitektur: In München fahre AO im blauen Kleid der<br />

Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), im Umland dominiere<br />

der Markenauftritt des Münchner Verkehrsverbundes, und weiter<br />

draußen „sind wir klar Marktführer“.<br />

<br />

<br />

<br />

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<br />

<br />

<br />

ÖPNV <strong>aktuell</strong> erscheint<br />

dienstags und freitags<br />

per E-Mail als geschütztes<br />

PDF. Der Informationsdienst<br />

bietet Entscheidern,<br />

Führungskräften und allen<br />

interessierten Akteuren<br />

der Nahverkehrsbranche<br />

regelmäßige Orientierung<br />

in einem Umfeld mit wachsender<br />

Marktdynamik.<br />

AO hat seine alte Wort- und Bildmarke 1999 auslaufen lassen. Seinen neuen Auftritt, der<br />

farblich an den ICE erinnert, hat der Mittelständler im April 2008 beim Deutschen Patent-<br />

und Markenamt (DPMA) angemeldet. Bis heute ist er jedoch nicht als Marke eingetragen.<br />

Im Juni 2008 stellte der DB-Konzern seine Markenarchitektur für die Busgesellschaften vor,<br />

darunter „Oberbayernbus“. Für Markenrecht sind Kammern für Handelssachen zuständig, in<br />

denen auch ehrenamtliche Richter aus der Wirtschaft mitentscheiden.<br />

AO und RVO arbeiten eng zusammen: Nach der wettbewerbsbedingten Auflösung ihrer<br />

Münchner Niederlassung stellt die DB-Tochter Fahrzeuge bei AO ab, die AO-Filiale Bad Wiessee<br />

Kostenlose Leseproben und alle Informationen erhalten Sie unter www.oepnv<strong>aktuell</strong>.de<br />

(ex Sareiter) ist am Tegernsee RVO-Subunternehmer. Die beiden AO-Eigentümerfamilien<br />

stellen mit Nico Schoenecker und Alexander Holzmair je einen Geschäftsführer. Die 180<br />

Omnibusse von AO sind im ÖPNV unterwegs (wo man mit 50 Fahrzeugen größter Partner<br />

der MVG ist), auf dem Airportbus München Hbf. - München Flughafen, auf der Fernlinie<br />

DVV Media Group<br />

München – Pilsen – Prag, im Mietbus-, Stadtrundfahrten-, Ausflugs- und Incominggeschäft<br />

Limousinenservice, Incentive- und Gruppenreisen und We k<br />

Leistungspalette ab. Beteiligun<br />

M<br />

Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche<br />

27


Infrastruktur<br />

Jürgen Burmeister<br />

Die Bahn geht, der Bus kommt<br />

Viel Lob bekam die Landesregierung Sachsen-Anhalt 1998, als sie nach der Regionalisierung<br />

des Bahnverkehrs das neue Flächenbahnkonzept vorstellte. Allerdings<br />

war schon in der Startphase klar, dass nicht alle Bahnstrecken zu halten waren –<br />

aufgrund sinkender Fahrgastzahlen, geringer Nachfragepotenziale sowie eines unattraktiven<br />

Angebots infolge maroder Infrastruktur. Und heute?<br />

Foto: J. Burmeister<br />

Busse ersetzen unrentable Bahnlinien. Doch auch sie müssen sich rechnen.<br />

Heute konzentriert man sich auf<br />

die Stärken von Bahn, Bus oder<br />

flexiblen Bedienformen. Dazu<br />

gehört auch die Notwendigkeit eines<br />

koordinierten Zusammenwirkens aller<br />

Verkehrsmittel sowie die Verknüpfung<br />

mit den Individualverkehrsformen<br />

Pkw und Fahrrad. Um auch abseits<br />

der Zentren gelegenen Gebieten einen<br />

attraktiven Nahverkehr bieten zu<br />

können, fördert Sachsen-Anhalt Angebotsverbesserungen<br />

von Buslinien<br />

im Rahmen seines „Landesnetzes Bus-<br />

Bahn“ anders als andere Bundesländer<br />

in erheblichem Umfang. Dabei liegen<br />

Planung, Bestellung und Finanzierung<br />

des SPNV einerseits und die Planung<br />

und Finanzierung von Busverkehren<br />

im Landesnetz andererseits in den<br />

Händen des landeseigenen Nahverkehrsservices<br />

Sachsen-Anhalt (NASA).<br />

Zudem unterstützt diese Gesellschaft<br />

die Vermarktung des Landes -<br />

netzes.<br />

Prüfung nach Plan<br />

Grundlage für die Ausgestaltung des<br />

ÖPNV-Landesnetzes ist der Plan des<br />

öffentlichen Personennahverkehrs des<br />

Landes Sachsen-Anhalt (ÖPNV-Plan).<br />

Darin ist definiert, welche Relationen<br />

in das Bahn-Bus-Landesnetz integriert<br />

werden können. Die Prüfung beinhaltet<br />

ein fünfstufiges Verfahren:<br />

1. Prüfung der verkehrlichen Bedeutung<br />

im Rahmen der Landesplanung<br />

2. Prüfung auf eine sonstige Funktion<br />

im Landesinteresse<br />

3. Prüfung des wirtschaftlichen Verkehrsträgereinsatzes<br />

(„Schienenwürdigkeit“)<br />

4. Festlegung von Qualitätskriterien im<br />

ÖPNV-Landesnetz<br />

5. Festlegungen zur finanziellen Umsetzung<br />

der Qualitätskriterien.<br />

Das Landesnetz wird nach dem Grundprinzip<br />

„Verbindung zentraler Orte“<br />

geplant. Sofern eine solche Verbindung<br />

nicht durch eine Bahnstrecke gewährleistet<br />

werden kann, erfolgt die Anbindung<br />

durch eine Buslinie innerhalb des<br />

Landesnetzes. Wenn der Personenverkehr<br />

auf einer Bahnstrecke eingestellt<br />

wird, wird in der Regel ein Ersatzangebot<br />

mindestens über einen gewissen<br />

Zeitraum geschaffen. Dies bedeutet jedoch<br />

nicht, dass diese Buslinie automatisch<br />

dauerhaft Bestandteil des ÖPNV-<br />

Landesnetzes wird.<br />

Die Konzeption des Landesnetzes<br />

beinhaltet für Bahn und Bus einen<br />

durchgängigen Takt mit einer mindestens<br />

zweistündlichen Fahrtenfolge,<br />

die Vorhaltung der Verbindungen auch<br />

am Wochenende und in den Ferien,<br />

Anschlüsse auf andere Bus- sowie auf<br />

Bahnverbindungen mit kurzen Übergangszeiten,<br />

die Einrichtung von B+Rund<br />

P+R-Plätzen, den Einsatz von Niederflurbussen<br />

mit Abstellflächen für<br />

Rollstuhlfahrer und Kinderwagen, die<br />

Anerkennung übergreifender Tarife wie<br />

Schönes-Wochenende-Ticket, Sachsen-<br />

28 Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche


Anhalt-Ticket und BahnCard, die kostenlose<br />

Mitnahme von Fahrrädern sowie<br />

dynamische Fahrgastinformationsanlagen<br />

in den Fahrzeugen und künftig an<br />

ausgewählten Haltestellen. Die finanzielle<br />

Unterstützung des Landes kann<br />

dabei die Ausweitung der Verkehre (zur<br />

Absicherung von Mindeststandards),<br />

die Anerkennung von überregionalen<br />

Tarifangeboten, die Schaffung von Voraussetzungen<br />

für die kostenlose Fahrradmitnahme<br />

und die Einbeziehung in<br />

überregionale Marketingaktivitäten beinhalten.<br />

Umsetzung<br />

Nach dem Start im Altmarkkreis<br />

Salzwedel im März 2008 wurden landesweit<br />

bis Ende 2009 insgesamt 14<br />

Buslinien in das Landesnetz aufgenommen<br />

(Tabelle 1). Damit ist rund die<br />

Hälfte der möglichen Linien umgesetzt.<br />

Mit Ausnahme eines Teilabschnitts<br />

der Linie 800 Weißenfels – Hohenmölsen<br />

– Profen bauen alle Landesnetzbuslinien<br />

auf Verbindungen auf, die zuvor<br />

bereits bestanden haben. Innerhalb des<br />

Landesnetzes wurden zumeist abends<br />

und am Wochenende zusätzliche Fahrten<br />

mit Landesförderung eingeführt.<br />

Zu diesen Zeiten (außerhalb des Berufs-<br />

und Schülerverkehrs) ist naturgemäß<br />

nicht mit sehr vielen (neuen) Fahrgästen<br />

zu rechnen. Vielmehr erwartet<br />

Sachsen-Anhalt, dass sich die Umset-<br />

Sachsen-Anhalt tut viel für ein attraktives Landesnetz.<br />

zung des Netzes stabilisierend auf die<br />

Nachfrage im Gesamt-ÖPNV-<strong>System</strong><br />

auswirkt.<br />

Das Land hat gemäß ÖPNV-Plan<br />

beziehungsweise dem Entwurf für<br />

seine Fortschreibung eine Finanzierung<br />

mindestens bis zum Jahr 2015<br />

in Aussicht gestellt. Jährlich sind etwa<br />

7 Mio. EUR für die Ausgestaltung des<br />

Bus-Landesnetzes eingeplant. Dabei<br />

wird jede Buslinie kontinuierlich auf ihren<br />

Erfolg/Misserfolg hin (etwa durch<br />

Fahrgastzählungen/-befragungen) über -<br />

prüft. Sofern begründet, wird das Angebot<br />

zu den Fahrplanwechseln angepasst<br />

(Ausweitung oder Reduzierung).<br />

Im Rahmen der Förderung von aus<br />

Landessicht wichtigen Linien werden<br />

auf <strong>aktuell</strong> 23 Verbindungen die zusätzlich<br />

erbrachten Leistungen finanziell<br />

gefördert. Jedoch entsprechen nur 14<br />

den Anforderungen des Landesnetzes<br />

(siehe oben). Die Aufwertung der anderen<br />

ist vorgesehen, doch ist nicht<br />

auszuschließen, dass bei einer erneuten<br />

Überprüfung einige aus dem Programm<br />

gestrichen werden. Ein neues Gütesiegel<br />

hat Sachsen-Anhalt ebenfalls<br />

eingeführt: Mit „Mein Takt“ sollen die<br />

Verbindungen gekennzeichnet werden,<br />

die einheitlichen Standards und Qualitätskriterien<br />

entspre chen.<br />

Foto: NASA<br />

Seit<br />

wann<br />

Strecke<br />

Verkehrs unternehmen<br />

10.03.08 100 Salzwedel – Gardelegen – Haldensleben Personenverkehrsgesell schaft Altmarkkreis<br />

10.03.08 200 Salzwedel – Arendsee – Wittenberge<br />

Salzwedel mbH<br />

10.03.08 300 Salzwedel – Klötze – Oebisfelde<br />

10.03.08 400 Gardelegen – Klötze – Beetzendorf<br />

Landeszuschuss<br />

in EUR/Jahr<br />

1,9 Mio.<br />

01.07.08 331 Gräfenhainichen – Oranienbaum – Dessau Vetter GmbH 100.000<br />

01.07.09 434 Bitterfeld – Sandersdorf – Stumsdorf RVB Bitterfeld-Wolfen 232.000<br />

06.08.09 510 Oschersleben – Haldensleben OhreBus Verkehrsgesellschaft 300.000<br />

19.10.09 42 Genthin – Tangermünde Nahverkehrsgesellschaft Jerichower Land 280.000<br />

13.12.09 372 Eisleben – Mansfeld – Hettstedt Verkehrsgesellschaft Südharz mbH 110.000<br />

13.12.09 409 Eisleben – Hettstedt – Aschersleben 120.000<br />

13.12.09 591 Havelberg – Glöwen Altmark-Bus GmbH 375.000<br />

13.12.09 592 Havelberg – Stendal<br />

13.12.09 601 Wolmirstedt – Haldensleben OhreBus Verkehrsgesellschaft 150.000<br />

13.12.09 800 Weißenfels – Hohenmölsen – Profen Regionalverkehrsgesellschaft mbH Weißenfels 250.000<br />

Tab. 1: Im Rahmen des Landesnetzes geförderte Buslinien. Die Höhe der Zuschüsse für die einzelnen Linien ist vom Aufstockungsbedarf,<br />

also der Differenz zwischen dem bisherigen und dem vom Land gewünschten Angebot, abhängig und weicht daher teilweise von Linie zu<br />

Linie ab.<br />

Quelle: Pressemitteilungen der NASA und der Landesregierung Sachsen-Anhalt<br />

Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche<br />

29


Infrastruktur<br />

Jürgen Burmeister<br />

Fahrt mit angezogener Bremse<br />

Insbesondere infrastrukturelle Engpässe haben bisher dazu beigetragen, dass die<br />

Regiotram Nordhessen ihre Vorteile noch nicht voll ausspielen konnte. Trotzdem zog<br />

der Nordhessische Verkehrsverbund (NVV) eine positive Zwischenbilanz des neuen<br />

Angebots. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2012 hofft der NVV, die Engpässe<br />

beseitigen und damit sein „Zielnetz“ umsetzen zu können.<br />

Foto: J. Burmeister<br />

Ohne Umsteigen aus der Region nach Kassel und umgekehrt – ein komfortables Angebot<br />

Basierend auf dem „Karlsruher<br />

Modell“ wurde auch in Nordhessen<br />

das regionale Eisenbahn- mit<br />

dem lokalen Straßenbahnnetz in Kassel<br />

verbunden. Fahrgäste, die bisher am<br />

Kasseler Hauptbahnhof aussteigen,<br />

durch die Bahnhofshalle laufen und<br />

dann in der Tunnelhaltestelle unter dem<br />

Bahnhofsplatz in die Straßenbahn einsteigen<br />

mussten, können nun im Fahrzeug<br />

sitzen bleiben. Die beiden Netze<br />

sind durch eine Tunnelstrecke unter<br />

dem Empfangsgebäude verbunden.<br />

Diese mündet stadtseitig in den vorhandenen<br />

südlichen Teil des in den 1960er<br />

Jahren erstellten Tramtunnels. Der<br />

nördliche Abschnitt wurde samt unterirdischer<br />

Haltestelle aufgegeben.<br />

Strecken und Material<br />

Insgesamt flossen rund 97 Mio. EUR<br />

in das Projekt Regiotram. Alstom hat<br />

28 Regio Citadis-Stadtbahnwagen in<br />

zwei Ausführungen gebaut. Bei zehn<br />

Triebwagen handelt es sich um Hybridfahrzeuge<br />

(Diesel/Gleichstrom), bei<br />

den anderen 18 um Zweisystemfahrzeuge<br />

(Gleichstrom/Wechselstrom).<br />

Die Hy bridtriebwagen sind auf der<br />

Strecke nach Wolfhagen im Einsatz,<br />

die aus Kostengründen nicht elektrifiziert<br />

ist.<br />

Betreiber der Regiotram Nordhessen<br />

ist nach einer europaweiten Ausschreibung<br />

die Regiotram Betriebsgesellschaft.<br />

51 % der Anteile hält DB<br />

Regio Hessen, die übrigen 49 % die Regionalbahn<br />

Kassel (RBK). Anteilseigner<br />

der RBK sind je zur Hälfte die HLB Basis<br />

und die Kasseler Verkehrsgesellschaft.<br />

Noch während die Arbeiten an der<br />

Infrastruktur liefen, begann mit den<br />

bereits ausgelieferten Fahrzeugen ein<br />

Vorlaufbetrieb. Zunächst übernahmen<br />

die neuen Triebwagen die Dienste, für<br />

die zuvor aus Saarbrücken ausgeliehene<br />

Stadtbahnwagen eingesetzt wurden. Im<br />

Mai 2006 starteten vom Hauptbahnhof<br />

aus die RT 5 nach Melsungen und im<br />

Dezember 2006 die RT 4.<br />

Nach der Eröffnung des Verbindungstunnels<br />

unter dem Kasseler<br />

Hauptbahnhof im September 2007 wurde<br />

zunächst die Linie RT 4 aus Richtung<br />

Wolfhagen ins Innenstadtnetz verlängert,<br />

im September 2007 folgten die<br />

RT 3 (Hofgeismar/Warburg) und RT 5<br />

und im Dezember 2007 die neue RT 9<br />

nach Schwalmstadt-Treysa. 2008 sind<br />

im Verlauf der „Harleshäuser Kurve“<br />

(Gleisverbindung vom Hauptbahnhof<br />

nach Vellmar) drei neue Stationen entstanden:<br />

Vellmar-Osterberg/EKZ, Kassel-Jungfernkopf<br />

und Kassel-Kirchditmold.<br />

Aktuell wird auf den Linien RT 3, 4<br />

und 5 ein stündlicher Grundtakt und auf<br />

der RT 9 ein Stundentakt mit einzelnen<br />

Fahrplanlücken angeboten. Alternativ<br />

zu zweistündlichen Regional- und Regionalexpresszügen<br />

verkehren ebenfalls<br />

zweistündlich zusätzliche RT-Bahnen<br />

30 Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche


auf den Linien 3 und 5. Während die im<br />

Grundstundentakt verkehrenden RT 5<br />

zum Endpunkt Leipziger Straße fahren,<br />

sind die Zusatzzüge zum Aue stadion<br />

unterwegs.<br />

Restriktionen<br />

Das Angebot auf RT 5-Takt basiert auf<br />

den Vorgaben, dass in Melsungen nach<br />

Umsetzung des RT-Betriebs ein Umstieg<br />

von den RB-Stationen nördlich<br />

Melsungen (zum Beispiel Körle) zu den<br />

RB-Stationen südlich Melsungen (Rotenburg/Fulda)<br />

weiterhin gewährleistet<br />

sein sollte. Dadurch ist ein „überschüssiger“<br />

Zweistundentakt entstanden,<br />

der – verkehrlich eher bedeutungslos<br />

– in die Südstadt Kassels geführt wird.<br />

Mit dem überschüssigen Zweistundentakt<br />

der RT 3 ist eine ein Fahrzeug<br />

sparende Umlaufverknüpfung verbun -<br />

den.<br />

Die Wendemöglichkeiten in der<br />

Leipziger Straße und in Kaufungen Papierfabrik<br />

sind ein Vorgriff auf das RT-<br />

Zielkonzept und werden verkehrlich<br />

erst wirksam mit Umsetzung des Zielkonzepts,<br />

das ursprünglich bereits 2007<br />

in Betrieb gehen sollte. Der NVV geht<br />

davon aus, dass sich mit Umsetzung<br />

der Planung und Ersatz einer Tramlinie<br />

die Nachfragesituation in der Leipziger<br />

Straße deutlich verbessern wird.<br />

Die Führung der Regiotram RT 2<br />

mit einigen wenigen Kursen in der<br />

Früh- und Nachmittagsspitze ins Lossetal<br />

wurde 2007 wegen der Kürzung der<br />

Regionalisierungsmittel aufgegeben.<br />

Eine Wiedereinführung ist zwar aus<br />

Sicht des NVV wünschenswert, würde<br />

aber zusätzliche Fahrzeuge voraussetzen<br />

und den Zuschussbedarf erhöhen.<br />

Der NVV sieht derzeit keine Umsetzungsperspektive.<br />

In der Morgenspitze verkehren einzelne<br />

Züge in Doppeltraktion. Bis 9 Uhr<br />

wird diesen von der Stadt Kassel eine<br />

Durchfahrung der Fußgängerzone zugestanden.<br />

Danach erfolgt ein Trennen<br />

und Zusammenführen im Hauptbahnhof,<br />

wobei der Zulauf über unterschiedliche<br />

Fahrwege erfolgt.<br />

Positive Zwischenbilanz<br />

Trotz dieser Restriktionen hat der NVV<br />

im Februar ein positives Fazit der ersten<br />

Betriebsjahre gezogen. Waren 2007<br />

rund 1,8 Mio. Fahrgäste auf allen RT-<br />

Strecken unterwegs, so stieg die Nachfrage<br />

2008 auf 3,1 Mio. und im vergangenen<br />

Jahr wurden 3,5 Mio. Kunden<br />

gezählt. Die stärksten Zuwächse erzielt<br />

der NVV auf der RT 4 Richtung Wolfhagen.<br />

Hier nahm die Zahl der Fahrgäste<br />

von 486.000 auf 810.000 zu. Auf der<br />

RT 3 stieg die Nachfrage von 781.000<br />

auf 1.086.000 und auf der RT 5 von<br />

593.000 auf 975.000 Kunden. Nur bei<br />

der erst 2008 eröffneten RT 9 nach Treysa<br />

blieb die Nachfrage mit 679.000 in<br />

etwa konstant.<br />

Insgesamt nutzten im vergangenen<br />

Jahr rund 70 Mio. Fahrgäste die<br />

Verkehrsmittel des NVV. Davon waren<br />

etwa 13 Mio. mit Zug und Regiotram,<br />

der Rest mit Bus und Straßenbahn unterwegs.<br />

Mit 3,5 Mio. Kunden hatte die<br />

Regiotram einen Anteil von 26 % am<br />

gesamten SPNV-Angebot des Verbunds.<br />

Zielnetz<br />

Im laufenden Jahr stehen der Bau der<br />

neuen Station Melsungen Bartenwetzerbrücke<br />

sowie der Ausbau des Bahnhofsvorplatzes<br />

Melsungen und des<br />

darauf befindlichen Busbahnhofs an.<br />

Daneben befinden sich der Bau eines<br />

dritten Gleises am Bahnhof in Obervellmar,<br />

die Errichtung der Station<br />

Ahnatal-Casselbreite, der Umbau des<br />

Bahnhofs Heckershausen zu einem<br />

Kreuzungsbahnhof sowie der Bau eines<br />

Außenbahnsteigs und Anpassungen<br />

am Bahnhof Espenau-Mönchehof<br />

in Planung. Für das dritte Gleis in<br />

Obervellmar – einer weiteren Engstelle<br />

im <strong>System</strong> – erwartet der Verbund in<br />

den nächsten Monaten den Planfeststellungsbeschluss<br />

und anschließend<br />

den Baubeginn.<br />

Damit kann das vom NVV geplante<br />

Zielkonzept 2012 realisiert werden.<br />

Dieses sieht eine Bündelung der RT-<br />

Linien 3 und 4 vor, die zusammen im<br />

15-Minuten-Takt über Rathaus/Königsplatz<br />

in die Leipziger Straße verkehren<br />

und damit komplett eine vorhandene<br />

Innenstadtstraßenbahnlinie ersetzen<br />

sollen. Für die RT 5 ist vorgesehen, diese<br />

Linie – voraussichtlich über Rathaus<br />

– im 30-Minuten-Takt in die Frankfurter<br />

Straße zu führen.<br />

Eine weitere Ausbaustufe sieht eine<br />

Verlängerung der Regiotram in den<br />

bisher nicht durch Schienenverkehr erschlossenen<br />

Kasseler Stadtteil Waldau<br />

in Verbindung mit einer weiteren regionalen<br />

Anbindung (Lohfelden, im Südosten<br />

der Stadt Kassel gelegen) vor. Die<br />

Untersuchungen laufen, eine Grundsatzentscheidung<br />

wird für Herbst 2010<br />

erwartet.<br />

Bis zur Umsetzung des Zielnetzes<br />

im Dezember 2012 will der NVV keine<br />

größeren Liniennetzänderungen<br />

mehr vornehmen, da zum einen die<br />

infrastrukturellen und umlaufmäßigen<br />

Randbedingungen wenig Handlungsspielraum<br />

lassen und zum anderen zwei<br />

größere Fahrplanänderungen innerhalb<br />

von zwei oder drei Jahren nicht zu<br />

vertreten sind. Der Verbund will allerdings<br />

zum Fahrplanwechsel 2010 das<br />

Wochenend- und Spätverkehrsangebot<br />

auf der RT 3 nach Hofgeismar verbessern<br />

sowie Fahrplanlücken auf der RT 9<br />

nach Treysa schließen.<br />

Auf der Linie RT 4 hat sich die Zahl der Fahrgäste von 2008 auf 2009 fast verdoppelt.<br />

Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche<br />

31<br />

Foto: J. Burmeister


Wettbewerb<br />

Jürgen Burmeister<br />

Kleine Linienbündel –<br />

Chancen für den Mittelstand?<br />

Unterschiedliche Wege haben die acht Landkreise im Münchner Verkehrsverbund<br />

(MVV) bei der Vergabe von Konzessionen eingeschlagen. Was hat sich bewährt?<br />

Während die Kreise Erding und<br />

Freising die Übergangsfristen<br />

der EU-Verordnung 1370 dazu<br />

nutzten, alle Konzessionen in ihren Bediengebieten<br />

auf jeweils zehn Jahre zu<br />

verlängern, werden die anderen sechs<br />

– Bad Tölz-Wolfratshausen, Dachau,<br />

Ebersberg, Fürstenfeldbruck, München<br />

und Starnberg – zumindest die bereits<br />

einmal nach § 13a PBefG ausgeschriebenen<br />

Verkehre erneut in den Wettbewerb<br />

geben. Der Wettbewerb hat nach<br />

Darstellung des mit der Ausschreibung<br />

beauftragten MVV in den vergangenen<br />

Jahren zu einer Verringerung des Zuschussbedarfs<br />

geführt (siehe Tabelle 1).<br />

Kommt es zu einer Ausschreibung,<br />

war und ist es „bewährte Vergabepolitik“,<br />

so der MVV, einzelne Linien oder<br />

nur kleinere Bündel auszuschreiben.<br />

Dies sei aktive Mittelstandspolitik der<br />

Verbundlandkreise und des MVV. Auf<br />

diese Weise kann die Zahl der Verkehrsunternehmen<br />

schon seit Jahren auf<br />

einem hohen Niveau gehalten werden<br />

(45 Betriebe in 2009 gegenüber 42 im<br />

Jahr 1997). Insgesamt wurden seit 1996<br />

77 Wettbewerbsverfahren durchgeführt.<br />

Die durchschnittliche Leistung je Verfahren<br />

lag bei 186.500 Nutzwagen-km/<br />

Jahr, die Anzahl der eingesetzten Fahrzeuge<br />

je Verfahren im Schnitt bei 3,25.<br />

Großkonzerne<br />

durch die Hintertür?<br />

Die Verbundgesellschaft hält auch<br />

künftig die Bildung kleiner Linienbündel<br />

für sinnvoll. Zwar bieten größere<br />

Lose tendenziell größere Einsparpoten-<br />

Tab. 1: Zahlen zum MVV-Regionalbusverkehr<br />

ziale, doch steige die Gefahr, dass die<br />

kleinen und mittleren im Verbundraum<br />

ansässigen Verkehrsunternehmen von<br />

Konzernunternehmen im Rahmen von<br />

Ausschreibungen verdrängt werden,<br />

wenn Verkehre aufgrund ihrer Größe<br />

auch für diese Unternehmen attraktiv<br />

werden. Die endgültige Entscheidung<br />

über die Vergabepolitik treffen jedoch<br />

die jeweiligen Aufgabenträger für ihr<br />

Gebiet.<br />

Aus Sicht des MVV ist es auch nicht<br />

ausgeschlossen, dass Konzerne versuchen,<br />

sich in etablierte mittelständische<br />

Verkehrsunternehmen einzukaufen,<br />

weil sich der eigene Markteinstieg aufgrund<br />

der mittelstandsfreundlichen<br />

Ausschreibungspolitik nicht rechnet.<br />

Bisher war dies im MVV-Bereich erst<br />

zweimal der Fall: bei der Übernahme<br />

von Griensteidl durch Connex (heute<br />

Veolia) und von VBR durch Benex.<br />

Connex hat anschließend allerdings die<br />

Leistungen im Wettbewerb bis heute<br />

verloren. Auch „global player“ müssen<br />

also nicht zwingend im Wettbewerb die<br />

Nase vorn haben. Dies mag auch an den<br />

höheren Renditeerwartungen der Gesellschafter<br />

liegen, so eine Vermutung<br />

von Seiten des MVV.<br />

Zwar hält auch der Landesver -<br />

band Bayerischer Omnibusunternehmer<br />

(LBO) die Lage in Bayern für nicht<br />

so dramatisch wie in anderen Bundesländern,<br />

sieht aber insbesondere die<br />

Aktivitäten kommunal beherrschter<br />

Tochtergesellschaften, wie Benex, sehr<br />

kritisch. Nach Auffassung des Verbands<br />

sind sie nicht mit dem kommunalen<br />

Betriebsleistung 1997 2000 2003 2006 2008<br />

Mio. Nutzwagen-km 18,276 20,562 23,514 22,922 24,581<br />

Betriebskostenzuschuss/<br />

Nutzwagen-km in EUR<br />

1,40 1,17 1,10 1,00 1,08<br />

Quelle: MVV<br />

Wirtschaftsrecht zu vereinbaren und<br />

bilden eine nicht hinnehmbare Wettbewerbsverzerrung<br />

zu Lasten der privaten<br />

Verkehrswirtschaft.<br />

Ausschreibungspraxis<br />

zu Lasten der Fahrer?<br />

Nach Meinung des LBO ging die bisherige<br />

Ausschreibungspraxis zudem<br />

eindeutig zu Lasten des Fahrpersonals.<br />

So sank nach Darstellung des LBO das<br />

Lohnniveau bei den kommunalen Verkehrsunternehmen<br />

seit 2000 um rund<br />

40 %, während beim privaten Busgewerbe<br />

der Wettbewerb überdurchschnittliche<br />

Lohnsteigerungen verhinderte.<br />

Es bestehe zudem die Gefahr,<br />

dass durch einen ruinösen Wettbewerb<br />

das Thema illegale Beschäftigung zunehmend<br />

ein Problem werde.<br />

Arbeitsgemeinschaften sinnvoll?<br />

Während in Hessen inzwischen mehrere<br />

private Busunternehmen Arbeitsgemeinschaften<br />

gebildet haben, da sie<br />

Investitionen für größere Linienbündel<br />

allein nicht stemmen konnten, spielen<br />

Kooperationen bei der vom MVV<br />

verfolgten Ausschreibungspolitik eine<br />

wesentlich kleinere Rolle. Der Verbund<br />

hält eine Zusammenarbeit insbesondere<br />

dann für sinnvoll, wenn sich ein kleines<br />

Unternehmen nicht allein um eine<br />

Linie oder ein Bündel bewerben könne.<br />

Allein durch Kooperationen können<br />

die systembedingten Nachteile der privaten<br />

Verkehrsunternehmen gegenüber<br />

öffentlichen Anbietern sowie Großkonzernen<br />

nicht wettgemacht werden,<br />

so der LBO. Viele kleine und mittlere<br />

Verkehrsunternehmen stehen in einem<br />

wirtschaftlichen Abhängigkeitsverhältnis<br />

zu großen Verkehrsbetrieben. Dies<br />

schränke naturgemäß auch deren Möglichkeiten<br />

am Nahverkehrsmarkt ein.<br />

32 Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche


Interview<br />

Markus Schmidt-Auerbach<br />

Fünf Fragen an ...<br />

… Wolfgang Steinbrück, Präsident des<br />

Bundesverbands Deutscher Omnibusunternehmer<br />

(BDO), Berlin, zum ÖPNV<br />

in der Fläche.<br />

Sind Linienbündelungen und Ausschreibungen die<br />

1. rich tige Antwort auf die demografische Entwicklung?<br />

Ein klares Nein! Unbestritten ist, dass die demografische<br />

Entwicklung insbesondere in ländlichen Räumen große Her -<br />

ausforderungen mit sich bringt. Der prognostizierte Rückgang<br />

der Schülerzahlen wird auch ein verändertes Mobilitätsangebot<br />

zur Folge haben. Aber dies kann nicht durch Linienbündelungen<br />

und Ausschreibungen gelöst werden. Hier<br />

ist vielmehr die Flexibilität der Unternehmen gefragt, auf den<br />

Markt reagieren zu können. Kommunen sollten – wie in den<br />

vergangenen Jahrzehnten auch – Vertrauen in den Mittelstand<br />

haben. Wir werden diese Herausforderung meistern. Zudem<br />

gilt doch mittlerweile durch etliche Studien als überholt, dass<br />

Ausschreibungen auf Dauer Kosten sparen. Das Gegenteil ist<br />

der Fall. Da freut es umso mehr, dass der Gesetzgeber am bewährten<br />

Rahmen des Personenbeförderungsgesetzes festhalten<br />

wird.<br />

Mehr Senioren, mehr IT, mehr flexible Bedienformen –<br />

2. hat der Mittelstand die Kraft zur Innovation?<br />

Der Mittelstand hat immer die Kraft zur Innovation, wenn<br />

die Rahmenbedingungen stimmen. Gerade mittelständische<br />

Unternehmen sind tagtäglich neuen Herausforderungen ausgesetzt<br />

– egal, ob es um eine einmalige Auftragsvergabe geht<br />

oder um eine langfristige Bindung. Will die Politik bestimmte<br />

Verkehre, so bekommt die Politik eben diese Verkehre. Darüber<br />

hinaus wird der private Unternehmer eigeninitiativ handeln.<br />

Das ist ja gerade einer seiner Trümpfe! Zudem gibt es<br />

mittlerweile unzählige Firmen, die externe Dienstleistungen<br />

anbieten wie intelligente Fahrgastsysteme oder PC-Dispositionshilfen.<br />

Viele Aufgabenträger fordern, Finanz- und Aufgabenverantwortung<br />

zu koppeln. Ein guter Ansatz?<br />

3.<br />

Zunächst spricht erst einmal nichts dagegen, etwas zu koppeln,<br />

aber dies darf nicht zu neuen Abhängigkeiten gegenüber<br />

dem Aufgabenträger führen. Dem Mittelstand ist nicht<br />

geholfen, wenn künftig der Aufgabenträger die Schülerausgleichsleistungen<br />

und die Schwerbehindertenförderung ausreicht.<br />

Wir wollen weiterhin zweckgebundene Mittel, eine<br />

planbare Größe und die Initiative der Unternehmen. Sollten<br />

Finanz- und Aufgabenverantwortung gebündelt werden, so<br />

entfällt dieser Anspruch. Gleichzeitig wird damit der Vorrang<br />

kommerzieller Verkehre ausgehebelt, was nicht unser Ziel<br />

sein darf.<br />

Wie soll die Aufgabenverteilung von Verkehrswirtschaft<br />

4. und Kommunen künftig aussehen?<br />

Wenn es nach uns geht, ganz einfach. Es bleibt beim bewährten<br />

mittelstandsfreundlichen <strong>System</strong> im ÖPNV. Dort, wo Verkehre<br />

unternehmerinitiiert, also ohne öffentlichen Dienstleistungsauftrag<br />

im Sinne der Verordnung 1370/07 mit dem<br />

Aufgabenträger, betrieben werden können, muss es wie bisher<br />

beim Genehmigungswettbewerb bleiben. Planung und<br />

Organisation der Verkehre erfolgen durch vor Ort ansässige<br />

Unternehmen eigenverantwortlich und nicht durch neu zu<br />

entwickelnde, kostengenerierende Verwaltungsbehörden. Bereits<br />

heute arbeiten Aufgabenträger, kommunale und private<br />

Unternehmen vertrauensvoll miteinander – das wird sich auch<br />

künftig nicht ändern.<br />

„Bus statt Bahn“: Ist dies das BDO-Rezept für die<br />

5. länd liche Versorgung mit Nah- und Fernverkehr?<br />

Wir sind nicht gegen die Bahn, keineswegs. Wir stehen für<br />

eine optimale Vernetzung aller Verkehrsträger. Jeder soll dort<br />

fahren, wo es wirtschaftlich – aus Sicht des Steuerzahlers – vertretbar<br />

ist und wo er seine eigenen Stärken ausspielen kann.<br />

„Bus statt Bahn“ ist so für uns nicht vertretbar. Die Praxis zeigt<br />

zudem, dass viele unserer Unternehmen ein gutes Verhältnis<br />

zur DB AG haben, allein schon über die DB Stadtverkehr.<br />

Foto: BDO<br />

Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche<br />

33


Aktuell<br />

Flottenerneuerung<br />

nach Direktvergabe<br />

Umweltfreundlich. Der Regionalverkehr<br />

Köln (RVK) will seine Flotte weiterhin<br />

modernisieren und dabei jeweils<br />

die <strong>aktuell</strong>en Umweltauflagen erfüllen.<br />

Für mehr Attraktivität sollen neue Komfortmerkmale<br />

sorgen wie Außenlautsprecher<br />

oder der verstärkte Einsatz von<br />

Klimaanlagen. Nachdem das Kommunalunternehmen<br />

neue Direktvergaben<br />

erhalten hat, wurden 2009 insgesamt<br />

55 neue Busse angeschafft. Das Land<br />

Nordrhein-Westfalen hat seit 2008 die<br />

Busförderung von den Verkehrsunternehmen<br />

auf die Aufgabenträger übergeleitet.<br />

msa<br />

Die neuen DaimlerBenz-Busse vom Typ<br />

Citaro O530 und 0530 G verfügen über<br />

einen SCR-Katalysator.<br />

Mehr Staatshilfe für Fernpendler<br />

Parkplatzträgerschaft. Die Verkehrsminister<br />

aus Bund und Ländern wollen<br />

etwas für die wachsende Zahl der<br />

Fernpendler tun. Für ihre Parkplätze an<br />

Bundesfernstraßen übernimmt künftig<br />

der Bund die Trägerschaft. Die Länder<br />

haben sich auf der Verkehrsministerkonferenz<br />

im Frühjahr zu einer nachhaltigen<br />

Entwicklung der Knotenpunkte<br />

verpflichtet, was auch eine ÖPNV-Anbindung<br />

einschließen kann. msa<br />

Neuer Städteschnellbus<br />

Bodensee. DB Regionalverkehr Alb-<br />

Bodensee (RAB) hat einen Städteschnellbus<br />

von Ravensburg nach Konstanz<br />

mit vier Fahrtenpaaren beziehungsweise<br />

zwei Fahrtenpaaren samstags<br />

gestartet.<br />

msa<br />

Foto: RVK<br />

Immer mehr Länder<br />

mit Tariftreuevorgaben<br />

Nahverkehr. Die Große Koalition in<br />

Mecklenburg-Vorpommern will im<br />

Herbst ein Vergabegesetz für ÖPNV<br />

und SPNV in den Landtag einbringen,<br />

um Arbeitnehmer und tariftreue Unternehmer<br />

zu schützen sowie eine Ausbildungsquote<br />

vorzugeben. Dem Gesetzgebungsverfahren<br />

wird eine Markt- und<br />

Lohnanalyse vorausgehen. Auch die<br />

Politik in den Ländern Rheinland-Pfalz,<br />

Brandenburg und Saarland bereitet Tariftreuevorgaben<br />

für den Nahverkehr<br />

vor. Vielfach erwarten die kommunalen<br />

Aufgabenträger höhere Belastungen.<br />

Die Bahngewerkschaften Transnet und<br />

GDBA wollen noch in diesem Sommer<br />

einen Branchentarifvertrag im SPNV<br />

durchsetzen, notfalls auch mit Streiks.<br />

msa<br />

Warnung vor<br />

höherer Mehrwertsteuer<br />

Schul- und Regionalbusverkehr. Eine<br />

Preissteigerung um 12 % im ÖPNV<br />

und Schülerverkehr sagt der Landesverband<br />

Bayerischer Omnibusunternehmer<br />

(LBO) voraus, sollte die Koalition<br />

in Berlin dem Nahverkehr tatsächlich<br />

die ermäßigte Mehrwertsteuer streichen.<br />

Auch der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen<br />

(VDV) warnt davor,<br />

den Satz von bislang 7 % heraufzusetzen.<br />

Im Rahmen einer Kommunalfinanzreform<br />

will die Große Koalition im<br />

Bund den Kommunen einen größeren<br />

Anteil an der Mehrwertsteuer geben.<br />

msa<br />

Erstmals Vertrieb ohne Betrieb<br />

SPNV-Ausschreibung. Zum ersten<br />

Mal wird im deutschen SPNV der Vertrieb<br />

ohne Betrieb ausgeschrieben: Der<br />

Zweckverband Nahverkehr Rheinland<br />

(NVR) sucht gemeinsam mit dem Projektpartner<br />

Zweckverband SPNV Rheinland-Pfalz<br />

Nord (SPNV-Nord) einen<br />

Dienstleister für das „Erbringen von<br />

Vertriebsleistungen“ im NVR und auf<br />

ausgewählten Strecken im SPNV-Nord.<br />

msa<br />

Kilometerpreis von<br />

2,20 bis 2,50 EUR Untergrenze<br />

Regionalbusverkehr. Der Rhein-Main-<br />

Verkehrsverbund (RMV) erwartet nach<br />

den Worten seines Geschäftsführers<br />

Knut Ringat erst ab Kilometerpreisen<br />

von 2,20 bis 2,50 EUR „eine adäquate<br />

Leistung“. Die mit Betriebsaufnahme<br />

im Fahrplanjahr 2010 ausgeschriebenen<br />

Leistungen werden zum gewichteten<br />

Durchschnittspreis von etwa 2,75<br />

EUR/Nwkm eingekauft.<br />

msa<br />

45a-Verlängerung<br />

und ÖPNV-Pauschale<br />

Sachsen-Anhalt. Vom 1. Januar<br />

2011 an will Sachsen-Anhalt den 45a-<br />

Ausgleich pauschalieren und von den<br />

Verkehrsunternehmen auf Städte und<br />

Kreise überleiten. In den nächsten drei<br />

Jahren erhalten die Aufgabenträger eine<br />

planbare Mittelausstattung von insgesamt<br />

70 Mio. EUR pro Jahr, um den<br />

ÖPNV und die Schülerbeförderung aus<br />

einer Finanzmasse zu organisieren und<br />

so ein nachhaltiges Gesamtsystem zu<br />

entwickeln, trotz Bevölkerungs- und<br />

Schülerschwund. Damit wenden nur<br />

noch wenige Bundesländer dieses Finanzierungsinstrument<br />

in seiner ursprünglichen<br />

Variante an, darunter Thüringen<br />

und Bayern. Die Staatsregierung in München<br />

hat jedoch eine Arbeitsgruppe für<br />

eine Reform eingesetzt.<br />

msa<br />

LSE ohne Arriva KVG besser dran<br />

Kooperation. Die Lüchow-Schmarsauer<br />

Eisenbahn (LSE) hat sich jetzt<br />

auch formell von der Güterbeförderung<br />

verabschiedet. Die Änderungen des Firmenzwecks<br />

folgten einem Beschluss<br />

des Kreistags Lüchow-Dannenberg, der<br />

die LSE jedoch im Personenverkehr weiter<br />

als eigenes Verkehrsunternehmen<br />

agieren lässt. Eine Untersuchung habe<br />

gezeigt, dass eine Stand-alone-Lösung<br />

wirtschaftlich günstiger abschneide als<br />

die ebenfalls geprüfte Dreierkooperation<br />

mit der Arriva-Tochter KVG Stade<br />

und dem Lüchower Mittelständler Irro.<br />

Mit Irro wird aber bei Betriebshof und<br />

Ersatzbusgestellung kooperiert.<br />

JB<br />

34 Spezial 1/2010 – ÖPNV in der Fläche


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