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Schnittnutzung - Pflege - Oekolandbau.de

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Informationsmaterialien über <strong>de</strong>n ökologischen Landbau (Landwirtschaft einschließlich<br />

Wein-, Obst- und Gemüsebau) für <strong>de</strong>n Unterricht an landwirtschaftlichen Berufs-<br />

und Fachschulen<br />

(Initiiert durch das Bun<strong>de</strong>sministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sprogramms Ökologischer Landbau und an<strong>de</strong>re<br />

Formen nachhaltiger Landwirtschaft)<br />

© BLE 2011<br />

Fachschule Landwirtschaft<br />

Ökologische Grünlandbewirtschaftung<br />

Wei<strong>de</strong>wirtschaft - <strong>Schnittnutzung</strong> - <strong>Pflege</strong><br />

D2 Spezieller Pflanzenbau<br />

Autor: H. Drangmeister<br />

Glie<strong>de</strong>rung<br />

1 Einleitung ....................................................................................................................................... 2<br />

2 Wei<strong>de</strong>nutzung ............................................................................................................................... 2<br />

3 <strong>Schnittnutzung</strong> ............................................................................................................................... 4<br />

4 Vergleich von Kurzrasen- und Umtriebswei<strong>de</strong> .............................................................................. 5<br />

5 Düngung <strong>de</strong>s Grünlan<strong>de</strong>s ............................................................................................................. 8<br />

6 Grünlandpflege ............................................................................................................................ 16<br />

7 Anlage 1: Die zwölf Gebote einer nachhaltigen Grünlandbewirtschaftung ................................. 22<br />

8 Anlage 2: Zeigerpflanzen im Grünland ........................................................................................ 23<br />

9 Anlage 3: Praktiker-Bericht eines Grünland-Spezialisten ........................................................... 25


1 Einleitung<br />

Seit Jahren nimmt die Grünlandbewirtschaftung im ökologischen Landbau zu und wird auf<br />

ca. 500.000 ha betrieben, was 54 Prozent <strong>de</strong>r gesamten ökologischen Anbaufläche in<br />

Deutschland ausmacht (Stand 2009). Die großen Grünlandgebiete liegen in <strong>de</strong>r nord<strong>de</strong>utschen<br />

Tiefebene und im Alpenvorland. Wirtschaftlich gesehen ist es die Basis <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>rhaltung.<br />

Nach <strong>de</strong>n Richtlinien <strong>de</strong>s Öko-Landbaus bietet bewirtschaftetes Grünland 20 bis 60<br />

Pflanzenarten Raum und außer<strong>de</strong>m vielen Tieren Möglichkeiten, sich anzusie<strong>de</strong>ln. Die ganzjährige<br />

Pflanzen<strong>de</strong>cke schützt <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n außer<strong>de</strong>m vor Erosion und Nährstoffauswaschung.<br />

Die Frage, ob das Grünland als Wei<strong>de</strong>, Mähwei<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Wiese genutzt wird, hängt von<br />

Standortverhältnissen, Gelän<strong>de</strong>topologie und <strong>de</strong>n betrieblichen Gegebenheiten ab. Die reine<br />

o<strong>de</strong>r überwiegen<strong>de</strong> Wei<strong>de</strong>nutzung bietet sich in Hanglagen o<strong>de</strong>r an Standorten mit hohem<br />

Grundwasserspiegel an, da <strong>de</strong>r Einsatz von Maschinen dort problematisch ist. Wird eine<br />

Wei<strong>de</strong> auf einem Standort mit hoher Bo<strong>de</strong>ngüte richtig gepflegt, kann sie an das Ertragsniveau<br />

<strong>de</strong>s Ackerfutterbaus heranreichen.<br />

2 Wei<strong>de</strong>nutzung<br />

Nach <strong>de</strong>n EG-Rechtsvorschriften für <strong>de</strong>n ökologischen Landbau sollen Wie<strong>de</strong>rkäuer min<strong>de</strong>stens<br />

60 Prozent <strong>de</strong>r Trockenmasse in <strong>de</strong>r Tagesration Raufutter und je nach Verfügbarkeit<br />

und Jahreszeit ein Maximum an Wei<strong>de</strong>gang erhalten. Auch Schweine und Geflügel sollen<br />

Raufutter und Zugang zu Freigelän<strong>de</strong> zur Verfügung gestellt bekommen.<br />

Wei<strong>de</strong>gras ist die kostengünstigste und artgerechteste Futterquelle für Wie<strong>de</strong>rkäuer in <strong>de</strong>r<br />

Sommerfütterung. Dabei dürfen allerdings die Futterverluste, die zwischen 10 und 35 Prozent<br />

<strong>de</strong>r Trockenmasse liegen können, nicht übersehen wer<strong>de</strong>n. Auch die Milchproduktion<br />

auf Wei<strong>de</strong>basis lässt sich nicht so exakt planen wie diejenige mit Futterkonserven.<br />

Bei <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>nutzung gibt es verschie<strong>de</strong>ne Verfahren, die sich für unterschiedliche Standortbedingungen<br />

anbieten:<br />

<br />

Intensiv-Standwei<strong>de</strong>n für flächenreiche, größere Betriebe mit geringer Arbeitskapazität,<br />

ausreichen<strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rschlägen und einer trittfesten Narbe<br />

2 © BLE 2011<br />

H. Drangmeister


Umtriebswei<strong>de</strong>n für Betriebe mit ausreichen<strong>de</strong>r Futterfläche (Standardform <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>bewirtschaftung)<br />

Portionswei<strong>de</strong>n für flächenarme Betriebe mit ausreichen<strong>de</strong>r Arbeitskapazität<br />

Die Umtriebs- und die Kurzrasenwei<strong>de</strong> sind intensive Nutzungssysteme mit hoher Tierbesatzdichte.<br />

Grundregeln sind:<br />

<br />

<br />

<br />

Grasbestän<strong>de</strong> im optimalen Stadium bewei<strong>de</strong>n,<br />

Qualitätsunterschie<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Aufwuchses im Saisonverlauf beachten,<br />

Ergänzungsfutter gezielt einsetzen.<br />

Der Verzehr einer Milchkuh steigt mit zunehmen<strong>de</strong>m Grasangebot, das von <strong>de</strong>m jeweiligen<br />

Standort, <strong>de</strong>r Grashöhe und <strong>de</strong>r Narbendichte abhängt. Außer<strong>de</strong>m för<strong>de</strong>rt eine zunehmen<strong>de</strong><br />

Nährstoffkonzentration, die auf einem höheren Blattanteil beruht, <strong>de</strong>n Verzehr. Je nach Dichte<br />

<strong>de</strong>r Grasnarbe nähert sich <strong>de</strong>r Verzehr seinem Maximum mit einer Aufwuchshöhe von 6-<br />

8 cm. Ab 15-20 cm nimmt er wie<strong>de</strong>r ab.<br />

2.1 Kulturtechnik<br />

Voraussetzung einer erfolgreichen Wei<strong>de</strong>wirtschaft ist eine intakte Grünlandnarbe. Sie spiegelt<br />

das Zusammenspiel von Standortfaktoren und Bewirtschaftung wi<strong>de</strong>r. Fehler wie Narbenverletzung<br />

durch Geräte, Überweidung, unsachgemäße Düngeranwendung o<strong>de</strong>r mangelhafte<br />

<strong>Pflege</strong> schädigen die Narbe. Beweidungstechniken wie Portions-, Umtriebs- und intensive<br />

Standwei<strong>de</strong> wen<strong>de</strong>n Landwirte <strong>de</strong>shalb mit <strong>de</strong>m Ziel „Kurze Fresszeit, lange Ruhezeit"<br />

an.<br />

Auch in <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>wirtschaft sichern Öko-Landwirte die Stickstoffversorgung ihrer Bö<strong>de</strong>n<br />

durch <strong>de</strong>n Anbau von Leguminosen wie trittfestem Weißklee. Verän<strong>de</strong>rungen hin zu leistungsfähigen<br />

Pflanzenarten und -sorten wer<strong>de</strong>n durch gezielte Nachsaat erreicht. Dies gilt<br />

vor allem bei <strong>de</strong>r Umstellung auf die ökologische Wirtschaftsweise.<br />

Nährstoffverluste von Kalium, Phosphat und Magnesium halten sich bei einer absoluten<br />

Wei<strong>de</strong> in Grenzen. Wird sie allerdings gemäht, müssen die Nährstoffe über zugelassene<br />

Dünger 1 zurückgeführt wer<strong>de</strong>n. Dünn ausgebracht eignet sich auch Wirtschaftsdünger.<br />

1 Nach <strong>de</strong>n EG-Rechtsvorschriften für <strong>de</strong>n ökologischen Landbau (VO (EG) Nr. 889/2008, Anhang I)<br />

3 © BLE 2011<br />

H. Drangmeister


3 <strong>Schnittnutzung</strong><br />

Grünland zur <strong>Schnittnutzung</strong> dient <strong>de</strong>r täglichen Futtergewinnung für die Sommerstallfütterung<br />

und <strong>de</strong>r Konservierung über Heu- und Silagebereitung.<br />

Abhängig von <strong>de</strong>r Nutzung steigen die Werbungsverluste von Frischfutterwerbung von <strong>de</strong>r<br />

Silage- zur Heubereitung an. Ursache sind die mit zunehmen<strong>de</strong>r Trocknung einhergehen<strong>de</strong>n<br />

Bröckelverluste. Vor allem Klee, Kräuter und blattreiche Gräser bröckeln leicht.<br />

3.1 Kulturtechnik<br />

Für eine nachhaltig erfolgreiche Wiesennutzung ist die <strong>Pflege</strong> <strong>de</strong>r Grünlandnarbe entschei<strong>de</strong>nd.<br />

Schä<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>r Narbe stellen Eintrittspforten für Unkräuter dar und verursachen Min<strong>de</strong>rerträge<br />

und -qualitäten. Direkte Maßnahmen <strong>de</strong>r Narbenpflege im Wiesengrünland umfassen<br />

das Walzen und Abschleppen. Walzen sorgt für einen guten Bo<strong>de</strong>nschluss; insbeson<strong>de</strong>re<br />

auf Moorbö<strong>de</strong>n ist dieser wichtig. Abschleppen mit <strong>de</strong>r Wiesenschleppe dient <strong>de</strong>m<br />

Verteilen von Maulwurfshügeln und beugt so Futterverschmutzungen vor. Der Netzeggenstrich<br />

för<strong>de</strong>rt die Durchlüftung <strong>de</strong>r Narbe und regt Gräser zur Bestockung an.<br />

Die Artenzusammensetzung richtet sich nach <strong>de</strong>n Standortverhältnissen, <strong>de</strong>r Düngung und<br />

<strong>de</strong>r Nutzungsintensität. Da Öko-Landwirte auf eine mineralische Düngung verzichten, legen<br />

sie beson<strong>de</strong>ren Wert auf Leguminosen wie z. B. Weißklee im Grünlandbestand. Eine kurzfristige<br />

Beeinflussung <strong>de</strong>r Artenzusammensetzung kann durch die Nachsaat mit Mischungen<br />

aus z. B. Kleearten und hochwertigen Futtergrasarten erfolgen.<br />

Im Öko-Betrieb fin<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>r Regel eine Nährstoffverlagerung vom Schnittgrünland zum<br />

Ackerland statt. Diesen Nährstoffexport gleichen Öko-Landwirte durch eine Düngung mit<br />

Wirtschaftsdüngern o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren zugelassenen Düngern aus. Beson<strong>de</strong>rs Phosphat, Kalium<br />

und Magnesium entschei<strong>de</strong>n über nachhaltig hohe Grünlan<strong>de</strong>rträge.<br />

Unter <strong>de</strong>n hiesigen Klimabedingungen steht über eine Zeit von drei bis sieben Monaten kein<br />

frisches Futter zur Verfügung. Das Futter wird <strong>de</strong>shalb durch zwei unterschiedliche Verfahren<br />

konserviert: Die Heugewinnung durch Wasserentzug und die Silagebereitung durch Luftabschluss.<br />

Bei bei<strong>de</strong>n Verfahren hängt <strong>de</strong>r Erfolg von <strong>de</strong>r Berücksichtigung verschie<strong>de</strong>ner<br />

Faktoren ab:<br />

<br />

<br />

Die Mahd sollte nicht später als zur Blüte <strong>de</strong>r Hauptgrasarten im Bestand stattfin<strong>de</strong>n.<br />

Der Schnitt erfolgt früh morgens, da das Gras zu diesem Zeitpunkt am saftigsten ist.<br />

4 © BLE 2011<br />

H. Drangmeister


Nach <strong>de</strong>m Mähen sollte das Schnittgut sofort aufgelockert wer<strong>de</strong>n.<br />

Besteht keine Regengefahr, so zettet o<strong>de</strong>r quetscht <strong>de</strong>r Landwirt das Erntegut, damit<br />

kein weiterer Saft austritt.<br />

4 Vergleich von Kurzrasen- und Umtriebswei<strong>de</strong><br />

Kurzrasen- und Umtriebswei<strong>de</strong> sind hierzulan<strong>de</strong> im ökologischen Landbau die gebräuchlichsten<br />

Wei<strong>de</strong>verfahren für Milchkühe.<br />

Bei <strong>de</strong>r Kurzrasenwei<strong>de</strong> (Intensiv-Standwei<strong>de</strong>) ist eine große Wei<strong>de</strong>fläche fest eingezäunt.<br />

Die Abgrenzung <strong>de</strong>r Bereiche für die Winterfutterbergung und die Anpassung <strong>de</strong>r angebotenen<br />

Futterfläche erfolgt kurzfristig mit einer Elektro-Litze.<br />

Vorteile:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Arbeitseinsparung<br />

Ruhiges Tierverhalten<br />

Trittfeste Grasnarbe<br />

Geringe Grundfutterkosten je Tier<br />

Relativ gleichmäßige Futterqualität<br />

Ampferausbreitung wird reduziert<br />

Die Kurzrasenwei<strong>de</strong> ist nicht für Sommertrockenheitsgebiete, Steilhänge und heterogenes<br />

Gelän<strong>de</strong> sowie ungeeignete Ausgangsbestän<strong>de</strong> (Welsches Wei<strong>de</strong>lgras und knaulgrasreiche<br />

Flächen mit Gemeiner Rispe) geeignet. Pro Kuh müssen min<strong>de</strong>stens 0,12 ha Wei<strong>de</strong>fläche<br />

vorhan<strong>de</strong>n sein.<br />

Tab. 1: Flächenbedarf bei Vollwei<strong>de</strong>* für Bio-Betriebe (gilt für schwach geneigte und ertragreiche<br />

Flächen)<br />

Perio<strong>de</strong> Besatz (Kühe/ha) Fläche (m 2 /Kuh)<br />

Wei<strong>de</strong>beginn bis ca. 20. Mai 5-6,5 1.500-2.000<br />

En<strong>de</strong> Mai bis Juli 3-4 2.500-3.300<br />

August bis September 2-3 3.300-5.000<br />

* Vollwei<strong>de</strong>: ca. 14 kg Trockenmasse (TM) Wei<strong>de</strong>gras/Kuh und Tag plus 2-3 kg TM gutes Heu o<strong>de</strong>r Maissilage plus Kraftfutter<br />

ab ca. 24 kg Tagesmilchleistung<br />

5 © BLE 2011<br />

H. Drangmeister


Den laktieren<strong>de</strong>n Kühen wird eine Wei<strong>de</strong>fläche zugewiesen, die so groß ist, dass täglich so<br />

viel nachwachsen kann, wie gefressen wird. Über die gesamte Vegetationsdauer soll ein<br />

gleichmäßig kurzer Rasen vorherrschen (6 bis 7 cm im Frühjahr und 7 bis 8 cm im Sommer).<br />

Die Wei<strong>de</strong>tiere bleiben dauernd auf <strong>de</strong>n ein bis maximal vier Koppeln. Die Ruhezeit einer<br />

Fläche darf nie mehr als zehn Tage betragen. Bei Futterüberangebot wird ein Teil <strong>de</strong>r Fläche<br />

ausgezäunt. Bei Futtermangel (z. B. Trockenheit) muss die Fläche vergrößert o<strong>de</strong>r die Ergänzungsfütterung<br />

im Stall erhöht wer<strong>de</strong>n.<br />

Die überständigen Geilstellen wer<strong>de</strong>n auf eine Stoppellänge von ca. 10 cm abgemäht. Dieses<br />

Schnittgut wird gefressen, wenn die <strong>Pflege</strong> bei trockenem Wetter erfolgt. Der Bestand<br />

muss alle zwei bis drei Jahre einmal aufwachsen können, damit sich Übernutzungspflanzen<br />

nicht ausbreiten. Der Konservierungsschnitt sollte abwechselnd auf <strong>de</strong>n Teilflächen im Frühjahr<br />

erfolgen. Bei Bedarf kann mit beson<strong>de</strong>rs wei<strong>de</strong>tauglichen Saatmischungen nachgesät<br />

wer<strong>de</strong>n. Im Frühjahr, im Herbst und nach einem Konservierungsschnitt kann Gülle ausgebracht<br />

wer<strong>de</strong>n. Die begüllten Flächen müssen min<strong>de</strong>stens eine Woche ausgezäunt wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Futter <strong>de</strong>r Kurzrasenwei<strong>de</strong> hat mit 6,5 MJ NEL und 170-200 g Rohprotein/kg TM einen<br />

hohen Nährwert. Im frühen Frühjahr und im Spätherbst kommt es durch ein unausgeglichenes<br />

Protein-Energie-Verhältnis zu großen Rohprotein-Überschüssen. Als Ergänzung sollten<br />

2-3 kg TM/Kuh und Tag strukturiertes und energieausgleichen<strong>de</strong>s Futter gegeben wer<strong>de</strong>n.<br />

Maissilage o<strong>de</strong>r gutes Heu mit etwas Getrei<strong>de</strong> sind dafür i<strong>de</strong>al.<br />

Faustregeln für die Kurzrasenwei<strong>de</strong>:<br />

<br />

<br />

<br />

Alle bewei<strong>de</strong>ten Flächen wer<strong>de</strong>n innerhalb einer Woche bewei<strong>de</strong>t.<br />

Die zugängliche Wei<strong>de</strong>fläche muss so bemessen sein, dass darauf täglich so viel nachwächst,<br />

wie gefressen wird. Sie darf nie leergefressen wer<strong>de</strong>n.<br />

Ist die durchschnittliche Bestandshöhe länger als acht bis 10 cm, muss die zugängliche<br />

Wei<strong>de</strong>fläche verkleinert wer<strong>de</strong>n. Sinkt die durchschnittliche Höhe unter sechs Zentimeter,<br />

muss die Wei<strong>de</strong>fläche vergrößert wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei <strong>de</strong>r Umtriebswei<strong>de</strong> ist die Wei<strong>de</strong>fläche mittels fester Zäune in mehrere Koppeln mit einem<br />

Treibgang unterteilt. Die Tiere verbringen zwei bis acht Tage auf einer Koppel. Eine<br />

neue Koppel soll dann bewei<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, wenn die Bestandshöhe 15 cm erreicht. Ist <strong>de</strong>r<br />

Aufwuchs zwischen 5 und 10 cm hoch, soll die Koppel gewechselt wer<strong>de</strong>n.<br />

6 © BLE 2011<br />

H. Drangmeister


Tab. 2: Unterschie<strong>de</strong> von Kurzrasen- und Umtriebswei<strong>de</strong><br />

Kriterium Kurzrasen Umtrieb<br />

Wei<strong>de</strong>dauer ständig 2-8 Tage pro Koppel<br />

Empfohlene Aufwuchshöhe* zu Wei<strong>de</strong>beginn<br />

7-8 cm im Sommer<br />

6-7 cm im Frühjahr,<br />

15 cm<br />

Empfohlene Bestandshöhe* zum<br />

Been<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Beweidung<br />

5 cm 5-10 cm<br />

*Durchschnittswerte aus 30 bis 40 Messungen an zufälligen Stellen, Quelle: eigene Zusammenstellung nach Munger (2002)<br />

Bei<strong>de</strong> Wei<strong>de</strong>systeme unterschei<strong>de</strong>n sich nicht in <strong>de</strong>n Gehalten an Rohprotein und Energie.<br />

Die Kurzrasenwei<strong>de</strong> liefert häufiger zu wenig Rohfaser (Sollwert 15-18 % <strong>de</strong>r TM). Hier ist<br />

die Ergänzung mit Strukturfutter notwendig.<br />

Tab. 3: Vergleich von Kurzrasen- und Umtriebswei<strong>de</strong><br />

Kurzrasenwei<strong>de</strong><br />

Umtriebswei<strong>de</strong><br />

Kriterium Erläuterung Wertung Erläuterung Wertung<br />

Ruhe in <strong>de</strong>r Her<strong>de</strong><br />

Die Her<strong>de</strong> ist mit <strong>de</strong>r gesamten<br />

Wei<strong>de</strong> vertraut +<br />

Mehr Konkurrenz um frische<br />

Wei<strong>de</strong>fläche 0<br />

Trittfestigkeit <strong>de</strong>r Narbe Grasnarbe ist dichter + 0<br />

Wei<strong>de</strong>ruhe<br />

Kaum Wei<strong>de</strong>ruhe, spezialisierter<br />

Bestand 0 artenreicherer Bestand<br />

Regelmäßige Wei<strong>de</strong>ruhe,<br />

+<br />

Gülledüngung<br />

Aufwand für Zäune, Auftriebswege<br />

und Tränken<br />

Unkrautregulierung<br />

Möglichkeit für gezielte<br />

<strong>Pflege</strong>maßnahmen<br />

Aufwand für <strong>Pflege</strong>maßnahmen<br />

Gefahr durch Wei<strong>de</strong>-<br />

Parasiten<br />

Nur im Frühjahr und im<br />

Herbst und nach Konservierungsschnitt<br />

(begüllte Fläche<br />

eine Woche lang auszäunen!)<br />

Geringer, da nur eine Wei<strong>de</strong><br />

Gut aufgrund dichter Grasnarbe<br />

und ständigem Verbiss +<br />

Mäßig, Her<strong>de</strong> muss solange<br />

im Stall bleiben 0<br />

Zwei- bis dreimalige Aus<strong>de</strong>hnung<br />

<strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>fläche im<br />

Jahresverlauf notwendig;<br />

Abmähen <strong>de</strong>r Geilstellen<br />

Die Lehrbücher warnen bei<br />

ständigen Wei<strong>de</strong>flächen und<br />

bei nassen Standorten vor<br />

stark erhöhter Parasitengefahr<br />

durch Leberegel, Lungenwürmer<br />

und Magen-<br />

Darm-Würmer<br />

0<br />

+<br />

0<br />

0<br />

Die einzelnen Koppeln können<br />

gezielt begüllt wer<strong>de</strong>n.<br />

Höher, da für je<strong>de</strong> Koppel<br />

erfor<strong>de</strong>rlich -<br />

Gut, da gezielte <strong>Pflege</strong>maßnahmen<br />

möglich +<br />

Gut, da je<strong>de</strong> Koppel für sich<br />

und gezielt gepflegt wer<strong>de</strong>n<br />

kann<br />

Mäßig, da gezielt <strong>Pflege</strong>maßnahmen<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n<br />

können, jedoch erhöhter Aufwand<br />

für Wei<strong>de</strong>zäune und<br />

Tränken<br />

Die Lehrbücher warnen bei<br />

ständigen Wei<strong>de</strong>flächen und<br />

bei nassen Standorten vor<br />

stark erhöhter Parasitengefahr<br />

durch Leberegel, Lungenwürmer<br />

und Magen-<br />

Darm-Würmer<br />

Erfor<strong>de</strong>rliche Erfahrung Mehr erfor<strong>de</strong>rlich<br />

Weniger erfor<strong>de</strong>rlich<br />

-<br />

und Beurteilungsgabe<br />

Wertung: (+) = vorteilhaft, (0) = kein Vorteil, (-) = nachteilig, Quelle: eigene Zusammenstellung nach Münger (2002)<br />

+<br />

+<br />

0<br />

0<br />

+<br />

7 © BLE 2011<br />

H. Drangmeister


Tab. 4: Hinweise zur Ergänzungsfütterung bei Wei<strong>de</strong>gang<br />

Ziel Maßnahme Anmerkungen<br />

Nährstoffversorgung für höher<br />

leisten<strong>de</strong> Kühe<br />

Verbesserung <strong>de</strong>r Milchinhaltsstoffe<br />

(vor allem <strong>de</strong>s<br />

Milchfettgehalts)<br />

Schwanken<strong>de</strong> Nährstoffgehalte<br />

<strong>de</strong>s Aufwuchses ausgleichen<br />

Decken spezifischer Nährstoffmängel<br />

Quelle: eigene Zusammenstellung nach Münger (2002)<br />

Energiebetontes Ergänzungsfutter<br />

(z. B. Maissilage,<br />

gutes Heu und Getrei<strong>de</strong>)<br />

Anbieten eines Strukturfutters<br />

(vor allem mittleres bis<br />

gutes Heu)<br />

Rohprotein-, energie- o<strong>de</strong>r<br />

strukturbetonte Futterkonserven<br />

anbieten<br />

Bedarfsgerechte Versorgung<br />

mit Mineralstoffen und Spurenelementen<br />

Bei durchschnittlichem Verzehr<br />

und guter Qualität <strong>de</strong>s<br />

Aufwuchses erzeugt eine<br />

Kuh 20-25 kg Tagesgemelk<br />

aus <strong>de</strong>m Aufwuchs. Höhere<br />

Leistungen müssen mit<br />

Kraftfutter ge<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n.<br />

Verlauf und Ergiebigkeit <strong>de</strong>r<br />

Laktation wer<strong>de</strong>n stabilisiert.<br />

Zu beachten: Bei genügen<strong>de</strong>m<br />

Wei<strong>de</strong>angebot ersetzt<br />

je<strong>de</strong>s Kilogramm Beifutter<br />

ein Kilogramm Wei<strong>de</strong>verzehr!<br />

Ein direkter Vergleich zwischen Kurzrasen- und Umtriebswei<strong>de</strong> ergab, dass die erzielbaren<br />

Tagesgemelke unabhängig von <strong>de</strong>r Art <strong>de</strong>r Zufütterung (Heu und Getrei<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Maissilage)<br />

beinahe gleich sind.<br />

4.1 Fazit<br />

Sowohl die Kurzrasen- als auch die Umtriebswei<strong>de</strong> sind intensive Verfahren mit hohen Wei<strong>de</strong>erträgen.<br />

Sie liefern kostengünstig nährstoffreiches Grundfutter und gewähren <strong>de</strong>n Tieren<br />

artgerechten Auslauf. Bei<strong>de</strong> Systeme erfor<strong>de</strong>rn große Aufmerksamkeit und Erfahrung <strong>de</strong>s<br />

Betriebsleiters.<br />

5 Düngung <strong>de</strong>s Grünlan<strong>de</strong>s<br />

5.1 Einführung<br />

Unter Dauergrünland erfolgt immer eine Humusanreicherung, die gleichsam ein wachsen<strong>de</strong>r<br />

Nährstoffvorrat ist. Eine nachhaltige und umweltschonen<strong>de</strong> Düngung muss sich nach <strong>de</strong>m<br />

Nährstoffentzug im Erntegut und Nachlieferungen aus <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n richten. Regelmäßige Bo-<br />

8 © BLE 2011<br />

H. Drangmeister


<strong>de</strong>nuntersuchungen (alle drei bis fünf Jahre, vor allem auf Phosphat, Kali und pH-Wert) sowie<br />

eine Abschätzung <strong>de</strong>r Erntemengen für je<strong>de</strong> Fläche sind Voraussetzung hierfür.<br />

Es ist zu beachten, dass die Erträge im Grünland weiter streuen als die Erträge im Ackerland.<br />

Im Bio-Betrieb wer<strong>de</strong>n die Erträge durch <strong>de</strong>n Stickstoff- und Phosphatvorrat begrenzt.<br />

Prognosen zeigen z. B., dass die weltweiten Vorräte an abbauwürdigen Phosphatlagerstätten<br />

in etwa 100 Jahren aufgebraucht sein wer<strong>de</strong>n. Die Vorräte an Phosphat und Kali in <strong>de</strong>n<br />

Grünlandbö<strong>de</strong>n in Deutschland reichen über Jahrzehnte für beste Erträge, und zwar ohne<br />

Ergänzungsdüngung. Um diese Vorräte zu nutzen, müssen folgen<strong>de</strong> Grundsätze beachtet<br />

wer<strong>de</strong>n:<br />

Vermeidung von Nährstoffverlusten durch:<br />

<br />

<br />

<br />

ab<strong>de</strong>cken <strong>de</strong>r Lagerstellen von Wirtschaftsdüngern<br />

geeignete Ausbringungstechnik<br />

geeignete Ausbringungszeitpunkte<br />

För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Nährstoffverfügbarkeit im Bo<strong>de</strong>n durch:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Vermei<strong>de</strong>n von Verdichtungen<br />

Vermei<strong>de</strong>n von Narbenschä<strong>de</strong>n<br />

Ausnutzen <strong>de</strong>s durchwurzelbaren Raumes<br />

För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>nlebens<br />

Im Grünland sind die Nährstoffentzüge durch die mehrmalige Ernte <strong>de</strong>r gesamten Pflanzenmasse<br />

ziemlich hoch. Sie betragen z. B. bei einer Drei-Schnitt-Wiese rund 180 kg N/ha,<br />

65 kg P 2 O 5 /ha und 230 kg K 2 O/ha. Erst mit einer zweimaligen Gülledüngung von je 20 m 3 /ha<br />

wird dieser Entzug in etwa ausgeglichen. Für Klee ist eine etwas höhere zusätzliche Versorgung<br />

mit Phosphat und Kali notwendig.<br />

Bei einer Besatzdichte von 1,2 GV/ha besteht eine weitgehend ausgeglichene Nährstoffbilanz.<br />

Bei <strong>de</strong>m im Öko-Landbau zulässigen Höchstbesatz von 2,0 GV/ha kann es bei übermäßigen<br />

Kraftfuttergaben und bei Strohzukauf zu einer Überversorgung mit Kalium und<br />

Phosphat kommen.<br />

9 © BLE 2011<br />

H. Drangmeister


5.2 Versorgung mit Stickstoff, Phosphat und Kali<br />

5.2.1 Stickstoff<br />

Grünlandflächen im ökologischen Landbau wer<strong>de</strong>n über Leguminosen und Wirtschaftsdünger<br />

mit Stickstoff (N) versorgt. Hege (2003) beziffert die Stickstoffbindung durch Leguminosen<br />

im Öko-Grünland mit ca. 60 kg N/ha. Die Lan<strong>de</strong>sanstalt für Landwirtschaft Bayern (LfL)<br />

untersuchte bei 33 Bio-Mutterkuhbetrieben die Stickstoffbilanz: Sie schwankte zwischen minus<br />

30 kg N/ha (Unterversorgung) und plus 30 kg N/ha (Überversorgung).<br />

Der Weißklee spielt bei <strong>de</strong>r N-Bindung die wichtigste Rolle. In höheren Lagen sowie bei Flächen<br />

mit maximal drei Nutzungen kommt <strong>de</strong>r Wiesenrotklee (tiefe Durchwurzelung) hinzu.<br />

Faustregel 1<br />

Ein Prozent Weißkleeanteil im Gesamtbestand bin<strong>de</strong>t ca. 3 kg Stickstoff pro Hektar.<br />

Der Stickstoff ist aus <strong>de</strong>r organischen Substanz sowohl <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns als auch <strong>de</strong>r Wirtschaftsdünger<br />

gut mobilisierbar. Die erfor<strong>de</strong>rliche Stickstoffzufuhr in Form von Festmist o<strong>de</strong>r<br />

Gülle ergibt sich aus <strong>de</strong>r Differenz von Nährstoffabfuhr durch das Erntegut auf <strong>de</strong>r einen Seite<br />

und Stickstoffnachlieferung durch die Leguminosen und das Bo<strong>de</strong>nleben (Mineralisation)<br />

auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite.<br />

Faustregel 2<br />

Stickstoffdüngung = Stickstoffentzug (Erntegut) - Stickstoffnachlieferung (durch Leguminosen<br />

und Bo<strong>de</strong>nleben)<br />

Tab. 5: Beispiele für Stickstoffentzug, -nachlieferung und -düngung <strong>de</strong>s Grünlan<strong>de</strong>s auf günstigen<br />

Standorten<br />

Anzahl<br />

Schnitte<br />

Ertrag (dt<br />

TS/ha)<br />

Gehalt (kg<br />

N/dt TS)<br />

Entzug<br />

(kg N/ha)<br />

Nachlieferung<br />

(kg N/ha)<br />

Düngung<br />

(kg N/ha)<br />

1 70 1,7 120 65 55<br />

3 90 2,1 190 80 110<br />

4 105 2,7 280 90 195<br />

5 120 3,0 360 120 240<br />

Quelle: Lan<strong>de</strong>sanstalt für Pflanzenbau Ba<strong>de</strong>n-Württemberg, Merkblatt Nr. 7 (1995)<br />

5.2.2 Phosphat<br />

Phosphat (P 2 O 5 ) ist das am stärksten endliche Düngemittel und wird <strong>de</strong>r Landwirtschaft<br />

weltweit voraussichtlich nur noch in diesem Jahrhun<strong>de</strong>rt zur Verfügung stehen. Dann sind<br />

10 © BLE 2011<br />

H. Drangmeister


die abbauwürdigen Vorräte erschöpft. Die Phosphorvorräte in <strong>de</strong>r organischen Substanz im<br />

Bo<strong>de</strong>n hingegen sind sehr hoch. Hier hat <strong>de</strong>r Landwirt also die Aufgabe, durch optimalen<br />

Einsatz seines Wirtschaftsdüngers das Bo<strong>de</strong>nleben zu aktivieren, um die Mineralisierung anzuregen<br />

und so die Phosphorversorgung für das Grünland sicherzustellen.<br />

Phosphat-Ionen sind wichtig für <strong>de</strong>n Zellaufbau und Hauptenergieträger <strong>de</strong>r Pflanzen. Weiterhin<br />

verbessern sie die Krümelstruktur und för<strong>de</strong>rn das Bo<strong>de</strong>nleben. Phosphat kommt in<br />

Bo<strong>de</strong>nmineralen und in <strong>de</strong>r organischen Substanz vor. Es ist sehr unbeweglich im Bo<strong>de</strong>n, so<br />

dass es sich beim Düngen hauptsächlich im Oberbo<strong>de</strong>n anreichert. Tiefere Schichten (über<br />

5 cm Bo<strong>de</strong>ntiefe) profitieren kaum.<br />

Phosphat gerät bei einigen langjährigen Bio-Grünlandbetrieben zunehmend in Mangel (unter<br />

5 mg P 2 O 5 /100 g getrockneter Bo<strong>de</strong>n). Die LfL Bayern untersuchte bei <strong>de</strong>n 33 Bio-Betrieben<br />

auch <strong>de</strong>n jährlichen Phosphatsaldo mit Hoftorbilanzen. Drei Betriebe mit 80 bis 100 Prozent<br />

Grünland haben einen Phosphatsaldo von minus 1 kg P 2 O 5 /ha und Jahr. Der Mittelwert aller<br />

33 Betriebe betrug minus 10 kg P 2 O 5 /ha und Jahr. Die Werte schwanken zwischen minus 35<br />

und plus 18 kg P 2 O 5 /ha und Jahr.<br />

Liegt <strong>de</strong>r Phosphatgehalt über 10 mg/100 g Bo<strong>de</strong>n, ist im ökologischen Landbau keine zusätzliche<br />

Phosphatdüngung zulässig. Weißklee hat einen hohen Bedarf an Phosphat. Liegt<br />

<strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>ngehalt unter 10 mg P 2 O 5 /100 g Bo<strong>de</strong>n, sollte in Absprache mit <strong>de</strong>r Beratung eine<br />

Düngung mit Phosphat vorgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Tab. 6: Die gebräuchlichsten Phosphat-Düngemittel<br />

Dünger Beschreibung P 2O 5-Gehalt<br />

(Masse-Prozent)<br />

DC-Naturphosphat<br />

Dolophos 15<br />

Grüngut-Komposte<br />

Quelle: Bioland Erzeugerring Bayern e. V. (2003)<br />

Weicherdiges Rohphosphat, wirkt<br />

nicht auf kalkhaltigen Bö<strong>de</strong>n (pH > 7),<br />

sehr langsam verfügbar, auf Cadmiumgehalte<br />

muss geachtet wer<strong>de</strong>n<br />

Rohphosphat mit kohlensaurem Magnesiumkalk<br />

Hohe Phosphat-Gehalte, gut verfügbar<br />

(Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s RAL-<br />

Gütezeichens müssen min<strong>de</strong>stens<br />

erfüllt sein!), haben bisher auf <strong>de</strong>m<br />

Grünland keine Be<strong>de</strong>utung<br />

Zugelassen nach<br />

EG-Rechtsvorschriften<br />

für <strong>de</strong>n<br />

ökologischen<br />

Landbau?<br />

26-29 ja<br />

15 ja<br />

Hohe Phosphat-Gehalte<br />

ja<br />

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5.2.3 Kali<br />

Kalium (K 2 O) reguliert <strong>de</strong>n Stoffwechsel und <strong>de</strong>n Wasserhaushalt <strong>de</strong>r Pflanzen. Die meisten<br />

Dauergrünlandflächen sind im ökologischen Landbau ausreichend mit Kalium versorgt. Die<br />

Untersuchung <strong>de</strong>r 33 bayerischen Bio-Mutterkuhbetriebe zeigt aber, dass nach <strong>de</strong>r Berechnung<br />

<strong>de</strong>s Nährstoffvergleichs nach <strong>de</strong>r Düngeverordnung eine Unterversorgung bei Kalium<br />

vorherrscht. Im Durchschnitt verlieren die Betriebe 22 kg K 2 O/ha und Jahr. In extremen Fällen<br />

sind es 30-65 kg K 2 O/ha und Jahr.<br />

Kalium ist in erheblicher Menge in <strong>de</strong>n Wirtschaftsdüngern vorhan<strong>de</strong>n, es kann aktiv von <strong>de</strong>n<br />

Pflanzen und auch von <strong>de</strong>n Mikroorganismen aus <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>nmineralen herausgelöst wer<strong>de</strong>n.<br />

Weißklee hat einen hohen Bedarf an Kali. Liegt <strong>de</strong>r Gehalt im Bo<strong>de</strong>n unter 10 mg<br />

K 2 O/100 g Bo<strong>de</strong>n, sollte in Absprache mit <strong>de</strong>r Beratung eine Düngung mit Kali vorgenommen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Tab. 7: Die gebräuchlichsten Kali-Düngemittel<br />

Dünger Beschreibung K 2O-Gehalt<br />

(Masse-Prozent)<br />

Zugelassen nach EG-<br />

Rechtsvor-schriften<br />

für <strong>de</strong>n ökologischen<br />

Landbau?<br />

Patent-Kali Kaliumsulfat mit Magnesium 30 ja<br />

Magnesia-Kainit Kali-Rohsalz, (6 % MgO als<br />

Magnesiumsulfat, 24 % Na 2 O als<br />

Natriumchlorid)<br />

12 ja<br />

Quelle: Bioland Erzeugerring Bayern e. V. (2003)<br />

5.3 Versorgung mit Kalk, Magnesium, Schwefel und Natrium<br />

5.3.1 Kalk<br />

Kalk (Ca) wird nicht als Pflanzendünger, son<strong>de</strong>rn als Bo<strong>de</strong>ndünger betrachtet. Die verbessern<strong>de</strong><br />

Wirkung auf die Krümelstruktur ist im Grünland wegen <strong>de</strong>r dauerhaften Durchwurzelung<br />

zweitrangig.<br />

Beim mikrobiellen Abbau abgestorbener organischer Substanz in <strong>de</strong>r oberflächennahen<br />

Wurzelschicht entstehen organische Säuren, die <strong>de</strong>n pH-Wert in einer Bo<strong>de</strong>ntiefe von 0-<br />

5 cm stark absenken. Die optimalen Lebensbedingungen <strong>de</strong>r Mikroorganismen liegen jedoch<br />

bei einem neutralen pH-Wert von 7. Die wertvollen Gräserarten <strong>de</strong>s Dauergrünlan<strong>de</strong>s bevorzugen<br />

einen schwach sauren Bo<strong>de</strong>n (pH-Wert von 6 bis 7). Hier kann eine maßvolle Kalkung<br />

gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Umstellungsphase die mikrobielle Aktivität erheblich för<strong>de</strong>rn.<br />

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Für eine Kalkung sind alle Naturkalke, z. B. kohlensaurer Kalk, Kalkmergel, Krei<strong>de</strong>, Kalksteinmehl<br />

und Algenkalk zugelassen.<br />

Tab. 8: Die gebräuchlichsten Kalk-Düngemittel<br />

Dünger Beschreibung CaO-Gehalt<br />

(Masse-Prozent)<br />

Naturkalk<br />

Algenkalk<br />

Industriekalk<br />

Quelle: Bioland Erzeugerring Bayern e. V. (2003)<br />

Calciumcarbonat natürlichen Ursprungs<br />

Gemahlenes Calciumcarbonat<br />

marinen Ursprungs<br />

Restprodukte aus <strong>de</strong>r Sie<strong>de</strong>salzund<br />

Zuckerherstellung<br />

5.3.2 Einen günstigen pH-Wert (Bo<strong>de</strong>nreaktion) anstreben<br />

Zugelassen nach EG-<br />

Rechtsvor-schriften<br />

für <strong>de</strong>n ökologischen<br />

Landbau?<br />

42-53 ja<br />

42-53 ja<br />

45-50 ja<br />

Der pH-Wert eines Bo<strong>de</strong>ns sinkt im Laufe <strong>de</strong>r Zeit. Die Grün<strong>de</strong> hierfür sind vielfältig, z. B.<br />

saurer Regen, Wurzelausscheidungen, Stoffwechselreste <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>nlebens und Kalkauswaschung.<br />

Auch Bo<strong>de</strong>nverdichtungen führen zu einer Absenkung <strong>de</strong>s pH-Wertes. Der pH-<br />

Wert sollte sich unbedingt in <strong>de</strong>m für die jeweilige Bo<strong>de</strong>nart gelten<strong>de</strong>n Optimum befin<strong>de</strong>n. In<br />

<strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Tabelle sind die anzustreben<strong>de</strong>n pH-Werte bei Grünland in Abhängigkeit von<br />

<strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nart aufgeführt.<br />

Tab. 9: Anzustreben<strong>de</strong> pH-Werte<br />

Bo<strong>de</strong>nart<br />

Mineralbö<strong>de</strong>n (< 5 % Humus)<br />

Anzustreben<strong>de</strong>r pH-Wert<br />

Ton, Lehm, schwerer, sandiger Lehm, Löss (> 15 % Ton) 6,0<br />

sandiger Lehm (11-15 % Ton) 5,5<br />

lehmiger Sand (6-10 % Ton) 5,0<br />

Sand (0-5 % Ton) 5,0<br />

Humusreiche Bö<strong>de</strong>n (> 5 % Humus)<br />

humusreicher Sand (5-8 % Humus) 5,0<br />

sehr humusreicher Sand (8-15 % Humus) 5,0<br />

anmooriger Sand (15-30 % Humus) 4,5<br />

Moor (> 30 % Humus), (kalkhaltiges Nie<strong>de</strong>rmoor: pH 6-7) 4,5<br />

Quelle: Fink (1982)<br />

Der pH-Wert ist eng mit <strong>de</strong>r Menge freier Kalzium- und Magnesiumionen im Bo<strong>de</strong>n verknüpft.<br />

Weißklee bevorzugt einen pH-Wert größer 5,5. Niedrigere pH-Werte verringern die<br />

Stickstofffixierung. Eine Kalkung (kohlensaurer Kalk, 20-30 dt/ha) alle drei bis vier Jahre för<strong>de</strong>rt<br />

<strong>de</strong>n Weißkleeanteil und seine Stickstofffixierung.<br />

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5.3.3 Magnesium<br />

Magnesium (Mg) ist <strong>de</strong>r Zentralbaustein <strong>de</strong>s grünen Pflanzenfarbstoffs und reguliert <strong>de</strong>n<br />

Wasserhaushalt. Insbeson<strong>de</strong>re auf leichteren Standorten kann die Magnesiumversorgung<br />

ins Minimum geraten, meist verursacht durch hohe Nie<strong>de</strong>rschläge im Winterhalbjahr. Charakteristisch<br />

für einen Magnesiummangel sind Aufhellungen <strong>de</strong>r ältesten Blätter sowie bei<br />

Getrei<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Blattspitze her beginnen<strong>de</strong>s Absterben. Durch die Rückverlagerung <strong>de</strong>s<br />

Magnesiums in <strong>de</strong>r Pflanze sind nur die jeweils jüngsten Blätter grün.<br />

Tab. 10: Die gebräuchlichsten Magnesium-Düngemittel<br />

Dünger Beschreibung MgO-Gehalt<br />

(Masse-Prozent)<br />

Zugelassen nach EG-<br />

Rechtsvor-schriften<br />

für <strong>de</strong>n ökologischen<br />

Landbau?<br />

Magnesium-Sulfat (Kieserit) weniger gut löslich 27 ja<br />

Magnesium-Carbonat langsam wirkend 10-35 ja<br />

Quelle: Bioland Erzeugerring Bayern e. V. (2003)<br />

5.3.4 Schwefel<br />

Schwefel (S) ist ein lebensnotwendiger Nährstoff und für <strong>de</strong>n Aufbau bestimmter Aminosäuren<br />

und B-Vitamine unentbehrlich. Grünland hat einen jährlichen Bedarf von 30-40 kg S/ha<br />

(ähnlich wie bei Magnesium). Der Schwefeleintrag aus <strong>de</strong>r Luft beträgt jährlich ca. 10 kg<br />

S/ha. Die Rücklieferung aus <strong>de</strong>r Gülle bringt 0,5-0,6 kg S/m 3 . Für einen Ausgleich müssten<br />

jährlich 50-60 m 3 /ha Gülle ausgebracht wer<strong>de</strong>n. Ein Stickstoff-Schwefel-Verhältnis im Futter<br />

von 10:1 steht für eine gute Schwefelversorgung, ein Verhältnis von 15:1 zeigt einen Schwefelmangel.<br />

5.3.5 Natrium<br />

Für Natrium (Na) sind keine speziellen Düngemittel zugelassen. Indirekt kann mit Magnesia-<br />

Kainit, das erhebliche Mengen an Natrium enthält, gedüngt wer<strong>de</strong>n. Der Natriumbedarf <strong>de</strong>r<br />

Tiere muss in <strong>de</strong>r Regel über Viehsalz ausgeglichen wer<strong>de</strong>n.<br />

Tab. 11: Zugelassene natriumhaltige Düngemittel<br />

Dünger Beschreibung MgO-Gehalt<br />

(Masse-Prozent)<br />

Magnesia-Kainit<br />

Quelle: Bioland Erzeugerring Bayern e. V. (2003)<br />

Kali-Rohsalz (24 % Na 2 O als Natriumchlorid,<br />

6 % MgO als Magnesiumsulfat,<br />

12 % K 2 O)<br />

Zugelassen nach EG-<br />

Rechtsvor-schriften<br />

für <strong>de</strong>n ökologischen<br />

Landbau?<br />

24 ja<br />

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5.4 Versorgung mit Spurenelementen<br />

An<strong>de</strong>rs als beim Ackerbau ist ein Spurenelementmangel im Grünland selten. Der Bedarf <strong>de</strong>r<br />

Tiere an Spurenelementen muss gegebenenfalls über Mineralfutter ergänzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Eine ganz natürliche Versorgung mit Spurenelementen und Gerbstoffen kann über <strong>de</strong>n Verzehr<br />

von Gehölzen und die Laub-Heu-Gewinnung erfolgen. Dazu ist es notwendig, dass<br />

Wei<strong>de</strong>flächen von Hecken umgeben sind o<strong>de</strong>r Feldgehölze auch in die Wei<strong>de</strong> gepflanzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Diese Gehölze bieten <strong>de</strong>n Tieren nicht nur Unterstand, son<strong>de</strong>rn auch zusätzliches Futter<br />

in Form von Laub und jüngeren Ästen.<br />

Die Feldgehölze för<strong>de</strong>rn über das weitverzweigte und tiefreichen<strong>de</strong> Wurzelwerk sogenannte<br />

Basen (Ionen, vor allem Ca + 2 , Mg + 2 , Na + , K + ) in das Laub, welches von <strong>de</strong>n Tieren gefressen<br />

wird. Ein Teil dieser Ionen wird in die Tierkörper eingebaut, und ein Teil gelangt auf die Bo<strong>de</strong>noberfläche.<br />

Es entsteht ein Basen-Kreislauf, <strong>de</strong>r die Fruchtbarkeit im oberflächennahen<br />

Bo<strong>de</strong>n stark för<strong>de</strong>rt.<br />

5.5 Einsatz von Wirtschaftsdüngern<br />

Mit Wirtschaftsdüngern wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n Nährstoffe wie<strong>de</strong>r zugeführt, die durch das Erntegut<br />

entzogen wur<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m bewirken Mist und Gülle eine Belebung <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns: Die<br />

organische Substanz ist Nahrungsgrundlage für das gesamte Bo<strong>de</strong>nleben. Sie ist ein nachhaltiger<br />

Nährstoffvorrat und damit die Voraussetzung für ein günstiges und stabiles Bo<strong>de</strong>ngefüge.<br />

5.5.1 Gülle<br />

Gülle enthält viele Nährstoffe in leicht pflanzenverfügbarer Form, dazu organische Substanzen<br />

und Spurenelemente. Die Lagerung unter Luftabschluss (Schwimm<strong>de</strong>cke erhalten) und<br />

die Verdünnung mit Wasser im Verhältnis 1:2 (Stickstoffausnutzung erhöhen) wer<strong>de</strong>n grundsätzlich<br />

empfohlen. Kleinere und häufigere Gaben erhöhen die Stickstoffwirkung <strong>de</strong>r Gülle<br />

(z. B. dreimal 15 m 3 /ha anstatt zweimal 20 m 3 /ha).<br />

Eine Lagerkapazität von sechs Monaten ist empfehlenswert, um die Gülle überwiegend zur<br />

Vegetationszeit ausbringen zu können. Die Ausbringung soll bei be<strong>de</strong>cktem Himmel gleich<br />

nach <strong>de</strong>m Schnitt in Gaben von maximal 20 m 3 /ha (5 % TS) erfolgen. Gülle infiltriert besser<br />

in trockenen als in nassen Bo<strong>de</strong>n. Im zeitigen Frühjahr können Gülle o<strong>de</strong>r Jauche zur<br />

Wuchsbeschleunigung auf Flächen ausgebracht wer<strong>de</strong>n, die früh genutzt wer<strong>de</strong>n sollen.<br />

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5.5.2 Stallmist<br />

Stallmist ist vorwiegend ein Bo<strong>de</strong>ndünger mit langsamer Nährstofflieferung. Um Auswaschen<br />

und Ausgasen von Nährstoffen zu vermei<strong>de</strong>n, müssen Mist- und Kompostlagerstellen abge<strong>de</strong>ckt<br />

wer<strong>de</strong>n. Mist sollte alle zwei bis drei Jahre im Spätherbst, am besten auf leicht gefrorenem<br />

Bo<strong>de</strong>n, als Frostschutz für empfindliche Gräser ausgebracht wer<strong>de</strong>n. Er wird durch<br />

Regen und Schnee in <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n eingewaschen und behin<strong>de</strong>rt so nicht <strong>de</strong>n Aufwuchs im<br />

Frühjahr.<br />

Verrotteter Mistkompost kann während <strong>de</strong>r Vegetationszeit zu je<strong>de</strong>m Aufwuchs sehr fein verteilt<br />

gegeben wer<strong>de</strong>n.<br />

5.5.3 Jauche<br />

Jauche hat eine sehr triebige Wirkung, da sie fast nur leicht verfügbaren Stickstoff enthält.<br />

Zur Vermeidung von Ätzschä<strong>de</strong>n muss Jauche min<strong>de</strong>stens im Verhältnis von 1:3 mit Wasser<br />

verdünnt wer<strong>de</strong>n.<br />

Tab. 12: Nährstoffsal<strong>de</strong>n von 2,3- und 4-Schnittwiesen<br />

Nutzung Düngung/Jahr Saldo kg/ha<br />

N P 2 O 5 K 2 O<br />

2 Schnitte 55 dt TM - 100 - 40 - 138<br />

100 dt Rin<strong>de</strong>rmist + 60 + 20 + 100<br />

- 40 - 20 - 38<br />

3 Schnitte 75 dt TM - 165 - 71 - 218<br />

2 x 20 m³ Rin<strong>de</strong>rgülle + 180 + 60 + 180<br />

+ 15 - 11 -38<br />

4 Schnitte 90 dt TM - 234 - 90 -270<br />

3 x 20 m³ Rin<strong>de</strong>rgülle + 270 + 90 + 270<br />

- 27 0 0<br />

Symbiose-N: bei 2 Schnitten = 100 kg/ha, bei 3 Schnitten = 60kg N/ha, bei 4 Schnitten = 30 kg; 1 % Klee im Bestand bin<strong>de</strong>t ca.<br />

3 kg N/ha, Quelle: Ökologische Grünlandbewirtschaftung – Düngung. Dr. Sonja Biewer, Lan<strong>de</strong>sbetrieb Landwirtschaft Hessen<br />

6 Grünlandpflege<br />

6.1 Zeigerpflanzen im Grünland<br />

Grünland ist eine dauern<strong>de</strong>, von zahlreichen Pflanzenarten im Gemisch gebil<strong>de</strong>te Grasnarbe.<br />

Es ist durch menschliche Einflüsse entstan<strong>de</strong>n (Rodung und regelmäßige Schnitt- o<strong>de</strong>r<br />

Wei<strong>de</strong>nutzung) und – bis auf wenige Ausnahmen – keine natürliche Vegetationsform in Mit-<br />

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teleuropa. „Natürliches Grünland“ war bei <strong>de</strong>r Besie<strong>de</strong>lung Deutschlands vor rund 6.000 Jahren<br />

auf waldfeindliche Standorte beschränkt.<br />

6.1.1 Kenntnis <strong>de</strong>r Zeigerpflanzen<br />

Je<strong>de</strong>r Landwirt sollte seine Wiesen und Wei<strong>de</strong>n als sein Grünfutter-Potenzial betrachten und<br />

es in groben Zügen beurteilen können. „Die möglichst genaue Kenntnis <strong>de</strong>r einzelnen Futterpflanzen<br />

(und auch <strong>de</strong>r Zeigerpflanzen) ist das ABC <strong>de</strong>s Futterbauers.“<br />

Je<strong>de</strong>r Standort formt (unter erheblichem Einfluss <strong>de</strong>r Bewirtschaftungsweise) eine für ihn typische<br />

Pflanzengesellschaft, die jeweils die Summe aller dortigen Standorteigenschaften wi<strong>de</strong>rspiegelt.<br />

So wer<strong>de</strong>n z. B. die Zeigerpflanzen für Nährstoffmangel nach Behebung dieses<br />

Mangels von anspruchsvolleren Pflanzen wie<strong>de</strong>r verdrängt. Mithilfe <strong>de</strong>r Zeigerpflanzen kann<br />

man Standortmängel leichter erkennen, um dann mit angemessenen Gegenmaßnahmen<br />

Abhilfe zu schaffen. Die Aussagen wer<strong>de</strong>n umso gültiger, <strong>de</strong>sto mehr verschie<strong>de</strong>ne Zeigerpflanzen<br />

in nennenswerten Anteilen auf eine Standorteigenschaft hinweisen.<br />

Der Grünland-Pflanzenbestand ist ein Spiegel <strong>de</strong>s Standortes und <strong>de</strong>r Bewirtschaftung!<br />

Zeigerpflanzen sind bei <strong>de</strong>n ihnen entsprechen<strong>de</strong>n Standorteigenschaften beson<strong>de</strong>rs konkurrenzstark.<br />

In einem Grünlandbestand führen die einzelnen Pflanzen einen harten Konkurrenzkampf<br />

um Wasser, Licht und Nährstoffe. Dabei spielen folgen<strong>de</strong> Eigenschaften eine Rolle,<br />

die hier jeweils anhand einer typischen Pflanzenart beschrieben wer<strong>de</strong>n:<br />

Wuchsform<br />

Fa<strong>de</strong>nförmiger Ehrenpreis (Veronica filiformis). Diese mehrjährige Kriechpflanze wächst früh<br />

und rasch im Frühjahr. Sie hat 10-50 cm lange dünne Stängel, die nie<strong>de</strong>rliegend sind und<br />

meist dichtwachsen<strong>de</strong> Nester bil<strong>de</strong>n.<br />

Wuchshöhe<br />

Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris). Er unterdrückt durch die frühe und rasche Entwicklung<br />

gute Futtergräser, wird 30-150 cm hoch und nimmt beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>n Untergräsern sowie <strong>de</strong>m<br />

Weißklee durch seine beschatten<strong>de</strong> Wirkung das Licht weg.<br />

Austrieb<br />

Wiesenfuchsschwanz (Alopecurus pratensis). Er ist äußerst konkurrenzfähig, weil er auf<br />

feuchten bis nassen nährstoffreichen Bö<strong>de</strong>n, trotz <strong>de</strong>r Verdunstungskälte, früh austreibt. Au-<br />

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ßer<strong>de</strong>m wächst er rasch nach und breitet sich durch kurze Ausläufer vom Wurzelstock zentripetal<br />

aus.<br />

Temperaturansprüche<br />

Bei 9-10 °C mahnt die Löwenzahnblüte zum ersten Wei<strong>de</strong>gang. Der Blühbeginn <strong>de</strong>s Kerbels<br />

zeigt <strong>de</strong>n Zeitpunkt <strong>de</strong>r ersten Grassilage. Die Weiße Wucherblume (Große Margerite) blüht<br />

bei 12-13 °C. Sie weist darauf hin, dass das Rispenschieben <strong>de</strong>r Gräser schon zwei bis drei<br />

Wochen zurückliegt und das Heuen auf dieser Parzelle zu spät erfolgt.<br />

Vegetative Vermehrung<br />

Charakteristisch für <strong>de</strong>n Weißklee sind die oberirdischen grünen Kriechtriebe. Auch sie assimilieren,<br />

wenn genügend Licht vorhan<strong>de</strong>n ist. Vom Vieh wer<strong>de</strong>n nur die Blätter, kaum aber<br />

die Triebe erfasst. Er kommt vor allem auf Flächen vor, die zeitweise o<strong>de</strong>r ständig bewei<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Samenvermehrung<br />

Großer Ampfer (Rumex obtusifolius). Auf je 10 cm Blütenästchen entwickeln sich rund 170<br />

Samen, die eine sehr hohe und über Jahrzehnte andauern<strong>de</strong> Keimfähigkeit haben.<br />

Mit etwas Übung können die wichtigsten Eigenschaften eines Grünland-Standortes erkannt<br />

wer<strong>de</strong>n, vor allem <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nwasserhaushalt, das Nährstoffangebot, Höhenlage und Klima,<br />

die Bo<strong>de</strong>nreaktion, die Art <strong>de</strong>r Nutzung sowie die Beliebtheit beim Vieh.<br />

In Anlage 2 fin<strong>de</strong>n Sie eine Auswahl <strong>de</strong>r bekanntesten und ein<strong>de</strong>utigsten Zeigerpflanzen im<br />

Grünland. Diese wur<strong>de</strong>n von Dr. G. Briemle und Karin Rück von <strong>de</strong>r Grünland-<br />

Versuchsanstalt in Aulendorf zusammengestellt.<br />

6.2 Regulierung <strong>de</strong>r Gemeinen Rispe<br />

Die Gemeine Rispe (Poa trivialis) kommt beson<strong>de</strong>rs auf feuchten Wiesen, in humosen Tonund<br />

Lehmbö<strong>de</strong>n und in nährstoffreichen Moorbö<strong>de</strong>n vor. Verdichtungen för<strong>de</strong>rn sie zusätzlich.<br />

Ihr flächiges Wurzelwerk lässt sich leicht mit <strong>de</strong>r Hand herausreißen. Die Speicherfähigkeit<br />

für Reservestoffe ist gering. Häufige Schnitte und Güllegaben för<strong>de</strong>rn ihr Vorkommen.<br />

Sie vermehrt sich mit Samen und bil<strong>de</strong>t mit oberirdischen Ausläufern dichte Rasen.<br />

Geringe Anteile <strong>de</strong>r Gemeinen Rispe im Bestand sind durchaus erwünscht. Sie ist ein gern<br />

gefressenes Untergras, wei<strong>de</strong>fest und kann eine dichte Grasnarbe bil<strong>de</strong>n. Ab Masseanteilen<br />

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von 50 Prozent <strong>de</strong>s Gesamtbestan<strong>de</strong>s jedoch bil<strong>de</strong>t sie einen dichten Grasfilz, unterdrückt<br />

Klee und wertvolle Grasarten. Als tolerierbare Obergrenze wer<strong>de</strong>n 10 bis 25 Prozent angesehen.<br />

Äußere Merkmale im ersten Aufwuchs:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Rispenblatt: Doppelrille („Skispur“)<br />

hellgrüne Färbung<br />

spitz zulaufen<strong>de</strong>s Blatt (Kahnspitze)<br />

langes spitzes Blatthäutchen (streckt <strong>de</strong>m Betrachter „die Zunge heraus“)<br />

Zum zweiten und zu <strong>de</strong>n Folgeaufwüchsen hin verän<strong>de</strong>rt die Gemeine Rispe nahezu vollständig<br />

ihr äußeres Erscheinungsbild:<br />

<br />

<br />

<br />

bleibt nie<strong>de</strong>rwüchsig<br />

bil<strong>de</strong>t dichten Filz (zahlreiche Ausläufer)<br />

muffiger moosiger Geruch und Geschmack<br />

Folgen<strong>de</strong> Probleme verursacht die Gemeine Rispe:<br />

<br />

<br />

<br />

bringt nach <strong>de</strong>m ersten Aufwuchs keinen Ertrag mehr<br />

wird nach <strong>de</strong>m ersten Aufwuchs wegen <strong>de</strong>s muffigen Geruchs und Geschmacks vom<br />

Vieh verschmäht<br />

verdrängt wertvolle Arten durch Versiegelung <strong>de</strong>r Narbe<br />

Regulierungsstrategien:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>nen „guten“ Gräser. Beachten Sie hierzu die „Zwölf Gebote zur<br />

Grünlandbewirtschaftung“ (Anlage 1).<br />

das Verschmieren <strong>de</strong>r Grasnarbe unbedingt vermei<strong>de</strong>n (beim Befahren und Mähen einer<br />

nassen Grasnarbe)<br />

Bo<strong>de</strong>ndruck, vor allem in <strong>de</strong>n obersten Zentimetern, dringend vermei<strong>de</strong>n. Hier ist die<br />

Gemeine Rispe beson<strong>de</strong>rs konkurrenzstark.<br />

Die Gemeine Rispe ist ein „Lückenfüller“, sie besetzt sehr schnell Kahlstellen und Mäusefraßstellen.<br />

Daher ist eine sofortige Nachsaat <strong>de</strong>r Kahlstellen erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

scharfer <strong>Pflege</strong>-Wei<strong>de</strong>gang mit Nachsaat (Deutsches Wei<strong>de</strong>lgras und Weißklee)<br />

mechanische Bekämpfung und Nachsaat: Entfilzen <strong>de</strong>r Narbe durch <strong>de</strong>n Einsatz von<br />

Netzegge o<strong>de</strong>r Fe<strong>de</strong>rzahnhackstriegel, am besten in Trockenperio<strong>de</strong>n. Die herausgeris-<br />

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senen flachwurzeln<strong>de</strong>n Ungräser vertrocknen. Die tief wurzeln<strong>de</strong>n Kulturgräser (z. B. Raygras)<br />

wer<strong>de</strong>n nicht herausgerissen. Anschließend ist eine Nachsaat mit kampfkräftigen<br />

Gräsern angebracht.<br />

6.3 Regulierung <strong>de</strong>s Stumpfblättrigen Ampfers<br />

Der Stumpfblättrige Ampfer (Wiesen-Blacke, Rumex obtusifolius) ist das be<strong>de</strong>utendste Beikraut<br />

auf ökologisch bewirtschafteten Wiesen und Wei<strong>de</strong>n. Ampfer wird vom Vieh kaum gefressen<br />

und ist ein sehr konkurrenzstarker Platzräuber mit einem hohen Vermehrungspotenzial.<br />

Rumex obtusifolius bevorzugt nährstoffreiche und frische bis feuchte Bö<strong>de</strong>n. Als Lichtkeimer<br />

breitet er sich in lückigen Pflanzenbestän<strong>de</strong>n aus. Gefürchtet ist seine Konkurrenzkraft. Mit<br />

seiner Pfahlwurzel kann er verdichtete, staunasse und sauerstoffarme Bo<strong>de</strong>nschichten bis in<br />

eine Tiefe von 2,60 m durchdringen.<br />

Der Stumpfblättrige Ampfer nimmt Stickstoff, Kalium und Magnesium aus tieferen Bo<strong>de</strong>nschichten<br />

auf, in <strong>de</strong>nen es keine Wurzelkonkurrenz mit an<strong>de</strong>ren Pflanzen gibt. Günstige Bedingungen<br />

bieten ihm verdichtete Bö<strong>de</strong>n mit einer flachwurzeln<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r lückigen Grasnarbe,<br />

die wenig Nährstoffe entzieht.<br />

Eine Pflanze kann bis zu 60.000 Samen im Jahr bil<strong>de</strong>n, die schon eine Woche nach <strong>de</strong>m Erscheinen<br />

<strong>de</strong>r Staubbeutel nachreifen. Die Samen sind selbst in abgemähten Pflanzen noch<br />

keimfähig und bleiben es im Bo<strong>de</strong>n bis zu 50 Jahre. Die Samen überleben die Silagebereitung,<br />

Trocknung und Dunglagerung. Sie gehen unbescha<strong>de</strong>t durch <strong>de</strong>n Verdauungstrakt <strong>de</strong>r<br />

Rin<strong>de</strong>r, und nur eine Kompostierung, bei <strong>de</strong>r Temperaturen von über 50 Grad Celsius erreicht<br />

wer<strong>de</strong>n, kann sie vernichten.<br />

Die Erneuerungsknospen, die sich am braunen Wurzelhals in einem Bereich von bis zu<br />

15 cm Tiefe befin<strong>de</strong>n, können sehr schnell wie<strong>de</strong>r austreiben. Wird Grünland zu tief gemäht,<br />

bekommen die Knospen Licht und treiben verstärkt aus.<br />

Maßnahmen zur Ampferregulierung: Beachten Sie grundsätzlich die „Zwölf Gebote zur Grünlandbewirtschaftung“<br />

(Anlage 1)!<br />

Gräser för<strong>de</strong>rn<br />

Konkurrenzkräftige Gräser im Bestand müssen gezielt geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Erst eine dichte<br />

Pflanzen<strong>de</strong>cke verhin<strong>de</strong>rt die Keimung und macht bereits etablierten Ampferpflanzen zu<br />

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schaffen. Ein leistungsfähiger Wiesenbestand setzt sich aus etwa zwei Dritteln Gräsern und<br />

einem Drittel Klee und Kräutern zusammen. Außer<strong>de</strong>m ist ein ausgewogenes Zusammenspiel<br />

zwischen Unter-, Mittel- und Obergräsern bzw. zwischen rasenbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Gräsern und<br />

Horstgräsern nötig.<br />

Narbenverletzungen vermei<strong>de</strong>n<br />

Spurschä<strong>de</strong>n, Überweidung und Wei<strong>de</strong>gang bei zu nasser Witterung, zu tief eingestellte<br />

Werbe- und Bergegeräte, Ätz- und Ab<strong>de</strong>ckschä<strong>de</strong>n durch Hofdünger müssen vermie<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Aussamen verhin<strong>de</strong>rn<br />

Die Nutzung und die <strong>Pflege</strong> sollten immer rechtzeitig vor <strong>de</strong>m Aussamen <strong>de</strong>s Ampfers erfolgen.<br />

Bei <strong>de</strong>m langsameren zweiten und dritten Aufwuchs kann das rechtzeitige Abmähen<br />

<strong>de</strong>r Blütenstän<strong>de</strong> (vor Erscheinen <strong>de</strong>r Staubbeutel) mit <strong>de</strong>r Sense notwendig wer<strong>de</strong>n.<br />

Ampferstecher einsetzen<br />

Bei feuchtem bis nassem Bo<strong>de</strong>n können die Ampferwurzeln mit einem Ampferstecher herausgezogen<br />

wer<strong>de</strong>n, wobei die oberen 15 cm <strong>de</strong>s braunen Wurzelhalses mit <strong>de</strong>n Erneuerungsknospen<br />

erfasst wer<strong>de</strong>n müssen. Bei weit verzweigten Wurzelstöcken ist es sinnvoll,<br />

<strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n durch mehrmaliges schräges Einstechen und eine vorsichtige Hebelbewegung zu<br />

lockern und dann die Pflanze herauszuziehen.<br />

Der Ampferstecher sollte leicht und handlich sein und einen fest verschweißten Fußtritt haben.<br />

Die Form <strong>de</strong>r Zinken sollte ein leichtes Einstechen ermöglichen. Die anhaften<strong>de</strong> Er<strong>de</strong><br />

wird zum Füllen <strong>de</strong>s Loches verwen<strong>de</strong>t. Anschließend wird mit einer Nachsaatmischung<br />

nachgesät. Die ausgestochenen Ampferpflanzen müssen von <strong>de</strong>r Fläche entfernt wer<strong>de</strong>n.<br />

Ampferblattkäfer för<strong>de</strong>rn<br />

Der dunkelgrün glänzen<strong>de</strong>, etwa 4-5 mm lange Käfer und <strong>de</strong>ssen schwarze Larven fressen<br />

bevorzugt an <strong>de</strong>n Blättern <strong>de</strong>s Stumpfblättrigen Ampfers, was zum völligen Absterben einer<br />

Ampferpflanze führen kann. Die gezielte Vermehrung <strong>de</strong>s Ampferblattkäfers ist dann sinnvoll,<br />

wenn gelbe Eigelege auf <strong>de</strong>r Blattunterseite ausreichend vorhan<strong>de</strong>n sind. Die aus <strong>de</strong>n<br />

Eiern schlüpfen<strong>de</strong>n Larven fressen an <strong>de</strong>n Blättern und verpuppen sich anschließend im Bo<strong>de</strong>n.<br />

Ist <strong>de</strong>r Großteil <strong>de</strong>r Larven im Bo<strong>de</strong>n verpuppt, kann die Fläche abgemäht wer<strong>de</strong>n.<br />

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7 Anlage 1: Die zwölf Gebote einer nachhaltigen Grünlandbewirtschaftung<br />

1. Im zeitigen Frühjahr Narbenpflege durch schonen<strong>de</strong>s Abschleppen und Walzen.<br />

2. För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Nutzungsstaffelung durch zeitige Gülle- o<strong>de</strong>r Jauchedüngung zum Zeitpunkt<br />

<strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>kätzchen-Vollblüte.<br />

3. Gülle homogenisieren und mit Wasser im Verhältnis 1:1 bis maximal 2:1 verdünnen. Die<br />

Höhe <strong>de</strong>r Einzelgaben soll zwischen 10 und 20 m 3 /ha (bei 5 % TS) liegen. Ausbringungszeitpunkt<br />

möglichst unmittelbar nach <strong>de</strong>r vorherigen Nutzung (auf tragfähigen Bo<strong>de</strong>n achten!).<br />

4. Die Nutzungshäufigkeit und die entsprechen<strong>de</strong> Düngung müssen unbedingt <strong>de</strong>m Standort<br />

bzw. <strong>de</strong>m Pflanzenbestand angepasst wer<strong>de</strong>n.<br />

5. Stoppellänge (Schnitthöheneinstellung) nicht unter 5-7 cm; dies för<strong>de</strong>rt die Konkurrenzkraft<br />

<strong>de</strong>r Gräser.<br />

6. Bo<strong>de</strong>nverdichtungen und Narbenverletzungen möglichst vermei<strong>de</strong>n (Verwendung von<br />

Breitreifen ohne Erhöhung <strong>de</strong>r Auflast).<br />

7. Zur Vermeidung von Ab<strong>de</strong>ckschä<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>r Narbe müssen Wirtschaftsdünger fein verteilt<br />

wer<strong>de</strong>n (Fla<strong>de</strong>n vermei<strong>de</strong>n), und es dürfen möglichst keine Mähgutreste zurückbleiben.<br />

8. Beschädigte Grünlandnarben und offene Stellen sofort mit Weißklee nachsäen.<br />

9. Wei<strong>de</strong>flächen zumin<strong>de</strong>st nach je<strong>de</strong>m zweiten Umtrieb ausmähen bzw. mulchen.<br />

10. Im Spätherbst (Mitte bis En<strong>de</strong> Oktober) nach <strong>de</strong>r letzten Nutzung Stallmist o<strong>de</strong>r eine<br />

leichte Güllegabe zur Vermeidung von Auswinterungsschä<strong>de</strong>n geben.<br />

11. Aufstellen von Sitzstangen für Greifvögel (Mäusebekämpfung).<br />

12. Anpflanzung von Hecken und Feldgehölzen, schließen tieferliegen<strong>de</strong> basische Nährstoffe<br />

auf und geben sie über das Laub an die oberen Bo<strong>de</strong>nschichten zurück (Nährstoffpumpe),<br />

zu<strong>de</strong>m wichtige Biotope, die die Artenvielfalt för<strong>de</strong>rn.<br />

Quellen: Thalmann H.: Grundsätze zur Grünlandwirtschaft im organisch-biologischen Landbau. Vortragsmanuskript zu Grünland-Seminaren,<br />

2002; Landwirtschaftsamt, Schwabmünchen<br />

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8 Anlage 2: Zeigerpflanzen im Grünland<br />

Bo<strong>de</strong>nwasser-Haushalt Deutscher Name Volksname<br />

trockener Standort Thymian (F2) Quen<strong>de</strong>l, Wurstkraut<br />

Kleine Bibernelle (F3)<br />

feuchter bis staunasser Echtes Mä<strong>de</strong>süß (F8) Krampfkraut, Johanniswe<strong>de</strong>l<br />

Standort<br />

Kuckucks-Lichtnelke (F7) Feuer-Nelke, Kranzra<strong>de</strong><br />

Feuchtezahl (F), 12-stufige Skala von 1 = Starktrocknis-Zeiger, 5 = Frische-Zeiger, 7 = Feuchte-Zeiger bis 12 = Unterwasserpflanze<br />

Bo<strong>de</strong>nwasser-Haushalt Deutscher Name Volksname<br />

magerer Standort Kleines Habichtskraut (N2) Augenkraut, Mausöhrchen<br />

Margerite (N3)<br />

Wucherblume<br />

Gewöhnlicher Teufelsabbiss<br />

(N2)<br />

fetter Standort Wiesen-Löwenzahn (N8) Kuhblume<br />

Wiesen-Bärenklau (N8) Schättele, Bärentatze<br />

Wiesen-Kerbel (N8)<br />

Wil<strong>de</strong>r Kälberkern<br />

Nährstoffzahl (N), 9-stufige Skala von 1 = nährstoffärmste Standorte, 5 = mäßig nährstoffreiche Standorte bis 9 = übermäßig<br />

nährstoffreiche Standorte<br />

Höhenlage und Klima Deutscher Name Volksname<br />

Standort über 1.000 m N.N.<br />

Voralpenland 500-1000 m<br />

N.N.<br />

Nord<strong>de</strong>utsches Tiefland<br />

Mutterkraut<br />

Schweizer Löwenzahn<br />

Wald-Storchschnabel<br />

Wiesen-Knöterich<br />

Wasser-Geißkraut<br />

Kriechen<strong>de</strong>r Hahnenfuß<br />

Blaue Krähenhexe, Feuerblume<br />

Schlangenwurz, Schafszunge<br />

Butterblume, Goldknöpfchen<br />

Bo<strong>de</strong>nreaktion Deutscher Name Volksname<br />

sauer<br />

Kleiner Sauerampfer (R2)<br />

Bärwurz (R3)<br />

Mutterkraut, Katzenwe<strong>de</strong>l<br />

leicht sauer Sumpf-Kratzdistel (R4) Stechdistel, Landsknecht<br />

Ferkelkraut (R4)<br />

Saukraut, Freu<strong>de</strong>nkraut<br />

neutral Pippau (R6) Zahme Distel, Wil<strong>de</strong>r Spinat,<br />

Hungertod<br />

Herbst-Löwenzahn (R5)<br />

leicht basisch Wiesen-Glockenblume (R 7) Wiesenglocke<br />

Kohl-Kratzdistel<br />

Gelbe Distel, Finkendistel<br />

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Nutzungsweise Deutscher Name Volksname<br />

extensive Mähwiese Dotterblume (M4) Osterblume<br />

Klappertopf (M4)<br />

Klingen<strong>de</strong>r Hans<br />

intensive Mähwiese Wiesen-Scharfgabe (M7) Schafsrippe, Tausendblatt<br />

Weißklee (M8)<br />

Bienenklee<br />

extensive Standwei<strong>de</strong> Große Brennnessel (W 8) Nesselkraut<br />

Gewöhnlicher Giersch (W2) Geißfuß, Baumtropfen<br />

intensive Standwei<strong>de</strong> Gänseblümchen (W9) Maßliebchen, Monatsblume<br />

Kleine Prunelle (W9)<br />

Mähwei<strong>de</strong> Kleinköpfiger Pippau (M8) Grüner Pippau, Milchpotsch<br />

Stumpfblättriger Ampfer (M7) Butterampfer, Blacke<br />

trittfeste Pflanzen Breitwegerich (TV9) Fünfa<strong>de</strong>rblatt, Wegtritt<br />

Strahlenlose Kamille (TV9) Grüne Kamille<br />

trittfliehen<strong>de</strong> Pflanzen Wiesenstorchenschnabel<br />

(TV2)<br />

Ackerwitwenblume (TV2) Skabiosenkraut, Hosenknopf<br />

Beliebtheit beim Vieh Deutscher Name Volksname<br />

gern gefressen Rotklee (FW 8) Wiesenklee, Fleischblume<br />

Spitzwegerich (FW7) Siebenrippe, A<strong>de</strong>rblatt<br />

mäßig gern gefressen Wiesen-Kümmel (FW6)<br />

Gew. Frauenmantel (FW6) Taumantel, Gänselatschen<br />

gemie<strong>de</strong>n Gun<strong>de</strong>rmann (FW2) Gun<strong>de</strong>lrebe, Erd-Efeu<br />

Scharfer Hahnenfuß (FW3) Butterblume, Rabenfuß<br />

giftig Herbstzeitlose (FW1) Nackte Jungfer, Teufelswurz<br />

Sumpf-Schachtelhalm (FW1)<br />

Futterwertzahl (FW), 10-stufige Skala von 1 = giftig, 0 = kein Futterwert bis 8 = höchster Futterwert<br />

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9 Anlage 3: Praktiker-Bericht eines Grünland-Spezialisten<br />

Dionys Weber bewirtschaftet mit seiner Familie im Allgäuer Landkreis Min<strong>de</strong>lheim einen<br />

44 ha großen Grünlandbetrieb mit ein wenig Ackerbau (Stand 2003). Er hält knapp 50<br />

Schwarzbunte mit eigener Nachzucht, inklusive Zuchtstier. Die Her<strong>de</strong> wird auf Lebensleistung<br />

gezüchtet.<br />

Dem Grünland-Spezialisten und -Liebhaber Weber wer<strong>de</strong>n beste Kenntnisse bei <strong>de</strong>r Fütterung<br />

und <strong>de</strong>r Pflanzenbestimmung nachgesagt. Die Rücksicht auf Naturschutzbelange ist<br />

ihm ausdrücklich wichtig. Er gibt folgen<strong>de</strong> Tipps für eine nachhaltige, nutzbringen<strong>de</strong> und<br />

pflegliche Grünlandbewirtschaftung:<br />

9.1 Nutzung<br />

Die Nutzung soll bestmöglich an <strong>de</strong>n jeweiligen Standort angepasst sein. Eine zu intensive<br />

Nutzung führt ebenso zur Artenarmut wie eine zu extensive, bei <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r lichtlieben<strong>de</strong> und<br />

eher niedrig wachsen<strong>de</strong> Weißklee verdrängt wird.<br />

Die Bewirtschaftung soll so schonend wie möglich erfolgen. Das be<strong>de</strong>utet vor allem, dass ein<br />

Befahren bei Nässe und je<strong>de</strong> weitere Art von Bo<strong>de</strong>nverdichtung unbedingt vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />

muss. Die letzte Nutzung darf nicht zu spät erfolgen, damit vor allem die Gräser noch<br />

genügend Reservestoffe in <strong>de</strong>r Halmbasis bil<strong>de</strong>n können.<br />

Dort, wo Weber eingrast, lässt er ab und zu einen wertvollen Streifen zum Aussamen stehen,<br />

wo z. B. Rotklee und Vogelwicken stehen. Beim ersten Schnitt wer<strong>de</strong>n bewusst alle Rän<strong>de</strong>r<br />

an Gräben und Hecken stehengelassen, damit dort auch seltenere Arten zum Blühen und<br />

Aussamen kommen. An <strong>de</strong>n Rän<strong>de</strong>rn wächst es ohnehin meistens magerer und beim zweiten<br />

Schnitt wer<strong>de</strong>n die Rän<strong>de</strong>r dann mit geerntet.<br />

9.2 <strong>Pflege</strong><br />

Der Pflanzenbestand soll dauernd beobachtet wer<strong>de</strong>n, um auch kleinere Verän<strong>de</strong>rungen<br />

wahrzunehmen und um ein besseres Gefühl für die Zusammenhänge im Grünland zu bekommen.<br />

Es ist immer auf eine möglichst dichte Grasnarbe zu achten. Deshalb müssen Lücken<br />

immer schnellstmöglich nachgesät wer<strong>de</strong>n, am besten mit „Obenaufsaat“ – auch im<br />

zeitigen Frühjahr, wenn <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>n aufgefroren ist. Für die Nachsaat sollen ausdauern<strong>de</strong><br />

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Sorten von Wei<strong>de</strong>lgräsern (mittelfrühe Sorten Recolta und Waigra, späte Sorte Fee<strong>de</strong>r, alle<br />

drei auf Winterhärte getestet), Wiesenrispe und an<strong>de</strong>ren Gräsern verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>pflege rät Weber vom Nachmähen ab, solange kein Ampfer auftaucht. Dies<br />

begünstigt das Aussamen von Rotklee, Vogelwicke und guten Gräsern. Auch Geilstellen<br />

wer<strong>de</strong>n nach vier bis sechs Wochen wie<strong>de</strong>r vom Vieh abgefressen. Bis dahin sind sie Ruheinseln<br />

und Habitate für Insekten und Kleintiere.<br />

9.3 Beikrautregulierung<br />

Es muss immer beson<strong>de</strong>rs auf die Gemeine Ripse geachtet wer<strong>de</strong>n, meint Weber. Diese besie<strong>de</strong>lt<br />

als erste die Lücken, und sie ist ein Zeiger für Bo<strong>de</strong>nverdichtungen, mit <strong>de</strong>nen sie gut<br />

zurechtkommt, da sie nur sehr flache Wurzeln ausbil<strong>de</strong>t. Falls die Gemeine Rispe sich zu<br />

stark vermehrt o<strong>de</strong>r eine Grünlandfläche nicht zufrie<strong>de</strong>nstellend ist, wird im Herbst zu einer<br />

Festmistgabe geraten. Außer<strong>de</strong>m hat auch eine Kalkung im Herbst, wobei Feuchtkalk und<br />

Gesteinsmehl zu gleichen Anteilen gemischt wer<strong>de</strong>n, eine gute Wirkung gegen die Gemeine<br />

Rispe.<br />

Bei vorhan<strong>de</strong>ner Gemeiner Rispe empfiehlt er die Nachsaat von ausdauern<strong>de</strong>n Wei<strong>de</strong>lgräsern<br />

und Weißklee mit <strong>de</strong>m Köckerling-Gerät. Dadurch wird <strong>de</strong>r Filz <strong>de</strong>r Gemeinen Rispe<br />

aufgebrochen. Weber sticht konsequent je<strong>de</strong> auftreten<strong>de</strong> Ampferpflanze aus.<br />

9.4 Bo<strong>de</strong>nuntersuchungen<br />

Laut Weber ist auf <strong>de</strong>m Grünland alle zehn Jahre eine Bo<strong>de</strong>nuntersuchung vorgeschrieben.<br />

Er lässt zur Vorsorge alle fünf Jahre eine durchführen. Auffälliges Ergebnis: Die wichtigsten<br />

Bo<strong>de</strong>n-Kennzahlen haben sich über die vielen Jahre kaum verän<strong>de</strong>rt.<br />

Diese Maßnahmen sind ein sehr gutes Beispiel für eine schonen<strong>de</strong> und nachhaltige Grünlandbewirtschaftung,<br />

bei <strong>de</strong>r gute nährstoffreiche Erträge und Belange <strong>de</strong>s Natur- und Artenschutzes<br />

in Einklang gebracht wer<strong>de</strong>n.<br />

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