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Regie geführt hat. Die Energie ist<br />
schlichtweg bewundernswert.<br />
2006 kam der Abschied in<br />
Bad Segeberg, passenderweise<br />
mit „Winnetou III“, worin der<br />
Held stirbt. Ob Gojko Mitic damit<br />
tatsächlich Abschied von<br />
seinem Leben als Indianer-Interpret<br />
genommen hat, war eine<br />
der Fragen, die seine Fans lange<br />
beschäftigten. Inzwischen tauchten<br />
Pressemeldungen <strong>auf</strong>, dass er<br />
im kommenden Jahr in der Fernsehserie<br />
„Forsthaus Falkenau“<br />
im Part eines Indianers zu sehen<br />
sein wird. Mit Sicherheit ist von<br />
dem Schauspieler noch einiges<br />
mehr zu erwarten. Gereift und,<br />
Das deutsche Kino der Gegenwart<br />
ist vor allem ein Kino<br />
der Debütanten. Was selten mit<br />
bewusster Förderung des Nachwuchses<br />
zu tun hat, sondern vor<br />
allem mit wirtschaftlichen Gründen:<br />
Filmhochschulen und Fernsehsender<br />
beteiligen sich an der<br />
geringen Finanzierung, Freunde<br />
und Kommilitonen der Jungregisseure<br />
arbeiten umsonst mit.<br />
Überzeugt das Ergebnis halbwegs,<br />
läuft es nächtens <strong>auf</strong> dem<br />
Bildschirm, überzeugt es sehr,<br />
landet es sogar im Kino. Vor gut<br />
zwanzig Jahren war die Situation<br />
eine andere, in beiden deutschen<br />
Staaten. Nahm in der alten Bundesrepublik<br />
die 1963 ins Leben<br />
zwar wesentlich jünger aussehend<br />
als er ist, eine schöne selbstverständlich<br />
anmutende Weisheit<br />
ausstrahlend, macht er nun also<br />
<strong>auf</strong> der Bühne des Staatsschauspiels<br />
Schwerin den Häuptling<br />
Bromden zum Ereignis. Klar:<br />
Jeder im Zuschauerraum lässt<br />
wohl mit seinem ersten Auftritt<br />
die Bilder der Erinnerung an den<br />
DEFA-Chefindianer vor seinem<br />
geistigen Auge vorbeiziehen.<br />
Doch damit ist binnen kurzem<br />
Schluss. Gojko Mitics Präsenz<br />
<strong>auf</strong> der Bühne lässt keine Sentimentalität<br />
oder Nostalgie zu. Mit<br />
der feinsinnigen Interpretation<br />
des sich vor der Oberflächlichkeit<br />
gerufene, verdienstvolle ZDF-<br />
Reihe „Das kleine Fernsehspiel“<br />
eine Ausnahmestellung ein, gab<br />
es in der DDR so gut wie keine<br />
Debüts. Bei der DEFA waren es<br />
wohl weniger Fragen des Geldes,<br />
die den Aufbruch der Jungen behinderten,<br />
es war die Angst vor<br />
<strong>neu</strong>en Themen, <strong>neu</strong>em Selbstbewusstsein,<br />
<strong>neu</strong>en Stilen. Das<br />
Bewahren des Alten war schließlich<br />
auch längst in der Filmkunst<br />
an der Tagesordnung. Erst Mitte<br />
der 1980er Jahre gab es so etwas<br />
wie einen Aufbruch, konnten BabelsbergerFilmhochschulabsolventen<br />
ihre Arbeiten außerhalb<br />
des Schulbetriebs realisieren.<br />
Einige Namen: Dietmar Hoch-<br />
und Ignoranz der bürgerlichen<br />
Welt gegenüber allem Anderssein<br />
in Stummheit flüchtenden<br />
Mannes hat sich Gojko Mitic mit<br />
67 Jahren als Schauspieler noch<br />
einmal <strong>neu</strong> erfunden. Da guckt<br />
man zu und staunt und ist hingerissen.<br />
Peter clauS<br />
Gesprächsreihe DEFA-Filmküche<br />
Kulturcafé „Quchnia“<br />
Markgrafenstraße 35<br />
(Gendarmenmarkt, Berlin-Mitte)<br />
17. Dezember 2007, 20 Uhr<br />
Songpoet Tino Eisbrenner im<br />
Gespräch mit Gojko Mitic<br />
Eintritt: 5 Euro<br />
muth, Jörg Foth, Maxim Dessau,<br />
Karl-Heinz Heymann.<br />
Den vielleicht größten raschen<br />
Erfolg beim Publikum hatte Peter<br />
Kahane, Jahrgang 1949, einer<br />
der wenigen Damaligen, die<br />
noch heute regelmäßig in ihrem<br />
Metier arbeiten. Als Sohn eines<br />
Journalisten und einer bildenden<br />
Künstlerin in Prag geboren, als<br />
Kind einige Zeit in Indien <strong>auf</strong>gewachsen,<br />
dann lange Jahre in einer<br />
Internatsschule, hatte Kahane<br />
von Haus aus eine Weltläufigkeit,<br />
die in der DDR Mangelware gerade<br />
bei denen war, die den Mauerbau<br />
als Kinder und Jugendliche<br />
erlebt und oftmals verinnerlicht<br />
hatten. Über Umwege, Ausbil-<br />
Chingachgook<br />
Meister im Erkunden<br />
ungeschminkter Menschlichkeit<br />
Regisseur Peter Kahane zu Gast in der DEFA-Filmküche im Kulturcafé Quchnia<br />
dung als Kühlanlagenschlosser,<br />
Lehrerstudium und Regieassistenzen,<br />
konnte er als Mittzwanziger<br />
einen Studienplatz an der<br />
Babelsberger Filmhochschule<br />
erringen, um danach erst einmal<br />
wieder als Regieassistent vom<br />
Studio beschäftigt zu werden.<br />
Schon seine Studentenfilme<br />
zeigten seine besondere Stärke:<br />
Peter Kahane gelang es immer<br />
wieder, das ungeschminkte<br />
menschliche Gesicht der Realität<br />
zu erkunden, ohne in Schwarz-<br />
Weiß-Malerei zu verfallen, fern<br />
von falschem Pathos. Genau aber<br />
der war erwünscht. Kein Wunder<br />
also, dass es Jahre dauerte, ehe<br />
einer wie Peter Kahane die ers-