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arthaustipp<br />
Aus Georg Seeßlens Buch<br />
Zauber Vorstellung<br />
Das Kino des Federico Fellini<br />
Drama<br />
ab 14.12.2007<br />
Federico Fellini Edition<br />
Die Müßiggänger<br />
La Strada<br />
Die Schwindler<br />
Julia und die Geister<br />
8 1/2 (Special Edition, 2 DVDs)<br />
Fellinis Casanova<br />
Fellinis Stadt der Frauen<br />
Es gibt ein paar Reisen, die<br />
man einfach machen muss.<br />
Ganz persönliche Wallfahrten<br />
sind das, die an den Ursprungsort<br />
eigener Träume, Visionen,<br />
Energien führen. Der eine muss<br />
irgendwann in seinem Leben<br />
nach Nashville, um zu sehen,<br />
wie die Musik entsteht, die ihm<br />
manchmal mehr Kraft gegeben<br />
hat, als er zu haben glaubte. Die<br />
andere muss einmal im Mietauto,<br />
eine Flasche Bourbon im<br />
Packpapier und den Finger <strong>auf</strong><br />
der Stadtkarte, die Straßen nachfahren,<br />
die Phil Marlowe in Los<br />
La Strada<br />
Fellinis Casanova<br />
veröffentlicht FILMSPIEGEL einen Auszug<br />
Angeles gefahren ist. Und noch<br />
einer muss einmal das Nordlicht<br />
über dem Meer sehen, das er von<br />
einer zauberhaften Illustration<br />
aus einem Kinderbuch kennt.<br />
Ich, zum Beispiel, ich musste<br />
einmal nach Cinecittà.<br />
Cinecittà, das ist nur einerseits<br />
ein kleineres, provinzielleres,<br />
ärmeres und europäisch-emsigeres<br />
Hollywood, so wie Cinecittà-<br />
Filme nur einerseits schnellere,<br />
billigere, blutrünstigere und törichtere<br />
Hollywood-Filme sind.<br />
Cinecittà, so scheint es, ist seit<br />
den siebziger Jahren dar<strong>auf</strong> erpicht,<br />
die Imitationen schneller<br />
<strong>auf</strong> den Markt zu bringen,<br />
als das Hollywood-Original in<br />
die Kinos kommt, und was mit<br />
dem Kino mehr oder weniger<br />
klappte, das klappte dann weniger<br />
oder mehr auch mit den<br />
Fernsehproduktionen.<br />
Aber andererseits ist Cinecittà<br />
auch das genaue Gegenteil<br />
von Hollywood. Hollywood<br />
hat sich immer darum<br />
bemüht, Träume zu realisieren.<br />
Cinecittà träumt. Cinecittà<br />
hat nicht <strong>auf</strong>gehört zu<br />
träumen. Mal gut, meistens<br />
schlecht.<br />
Es ist eine eigene Welt der<br />
Imagination, in der nichts<br />
einfach da ist, in der alles<br />
zelebriert wird. Jeder Cinecittà-Film<br />
ist bis zu einem gewissen<br />
Grad eine Oper. Alles<br />
spielt in einer Kulissenwelt,<br />
egal, ob es sich dabei um das<br />
lachhafteste Herkules-Spektakel<br />
oder Fellinis römische<br />
Meisterwerke handelt. Diese<br />
Kulissen sind kunstvoll, indezent<br />
und vor allem bunt.<br />
Grandiose Meister mit Säge,<br />
Leim und Pinsel sind hier<br />
am Werk, die nicht den Blick<br />
eines Fotografen haben, sondern<br />
den Blick von Schaubudenbesitzern,<br />
die ihre Sensationen anpreisen<br />
wollen. Oder den Blick<br />
von Schnellmalern, wie es sie an<br />
der Piazza Navona gibt, die nicht<br />
malen, wie du bist, sondern so,<br />
wie sie glauben, dass du dich sehen<br />
willst.<br />
So leuchten Cinecittà-Filme<br />
wie keine Wirklichkeit je leuchten<br />
kann. Die Falschheit dieses<br />
Glanzes ist einkalkuliert, die Vergänglichkeit<br />
macht erst das Fest.<br />
Cinecittà träumt vom Reichtum,<br />
wie nur arme Leute vom Reichtum<br />
träumen. Und in jeder Szene<br />
stehen viel mehr Gegenstände<br />
voller Prunk und Wundertütenglanz,<br />
als in Wahrheit je etwa in<br />
ein Zimmer, einen Tempel, in die<br />
Welt passen würden.<br />
Das Geheimnis von Cinecittà<br />
ist, dass jeder, vom Regisseur bis<br />
zum Schreiner, vom Beleuchter<br />
bis zum Kaffeeholer, der Szene,<br />
die <strong>auf</strong>genommen werden soll,<br />
noch ein Stück Pracht dazugeben<br />
will: noch ein paar Perlen hier,<br />
noch ein Strich Goldfarbe da. Es<br />
kann nie genug sein...<br />
Federico Fellini Edition<br />
Federico Fellini, einer der größten Regisseure<br />
der Filmgeschichte, verstand<br />
es, seine persönlichen Träume und<br />
Visionen <strong>auf</strong> die Kinoleinwand zu bringen<br />
und damit ein Millionenpublikum zu<br />
erreichen.<br />
Sieben seiner erfolgreichsten Filme,<br />
aus den Jahren 1953 bis 1980, bringt<br />
Kinowelt unter dem Label Arthaus am<br />
14. Dezember als DVD-Edition <strong>auf</strong> den<br />
Markt. Die Box enthält eine Bonus-DVD<br />
mit spannendem Zusatzmaterial,<br />
darunter die Filme „Die letzte Sequenz“<br />
und „Fellini erzählt: Ein wieder entdecktes<br />
Selbstporträt“. Als besonderes Extra<br />
komplettiert ein von Georg Seeßlen<br />
exklusiv für die Edition verfasstes Buch<br />
über Leben und Werk Fellinis die hochwertige<br />
Veröffentlichung.<br />
Bildquelle: Galileo Kinowelt