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Neues aus der Epileptologie - Österreichische Gesellschaft für ...

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GESELLSCHAFTS-<br />

NACHRICHTEN<br />

SCHWERPUNKT<br />

NEUROLOGIE IN<br />

ÖSTERREICH<br />

KONGRESS-<br />

HIGHLIGHTS<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

jetzt bereits um ein Drittel geringeren Ärztegehälter<br />

als in den vergleichbaren Umgebungslän<strong>der</strong>n<br />

können weiterhin auf dem<br />

niedrigen Niveau gehalten werden. Dies wird<br />

weitere Studienabgänger dazu bringen, baldigst<br />

nach Abschluss des Studiums das Weite<br />

zu suchen. Durch die schlechten Arbeitsbedingungen<br />

und die miserable Bezahlung <strong>der</strong><br />

angestellten Ärzte ist ja bereits jetzt die<br />

Quote <strong>der</strong> Österreich verlassenden fertig<br />

<strong>aus</strong>gebildete Mediziner von bisher 30 % auf<br />

demnächst 50–70 % prognostiziert.<br />

Der Ausbau <strong>der</strong> Ambulanzen wird also nicht<br />

gelingen, die angestellten Ärzte werden<br />

weiterhin o<strong>der</strong> noch mehr in <strong>der</strong> banalen<br />

Routine <strong>aus</strong>brennen und werden demotiviert,<br />

anstatt in den Kliniken und Spitälern die<br />

wirkliche Spitzenmedizin des Landes bieten<br />

zu können. Das Burn-out-Risiko lag entsprechend<br />

<strong>der</strong> letztjährigen Umfrage <strong>der</strong> ÖÄK<br />

schon 2012 bei 50 % o<strong>der</strong> höher.<br />

Folgen für die Patienten<br />

Wie sieht das System Gesundheit<br />

<strong>der</strong> Zukunft dann für die Patienten<br />

<strong>aus</strong>?<br />

In <strong>der</strong> Stadt: Aufsuchen von Ambulanzen,<br />

Zentren etc. zu je<strong>der</strong> Tages- und Nachtzeit,<br />

egal mit welcher Lappalie, (<strong>der</strong> Wirtschaft<br />

ist’s recht, ein Krankenstand während <strong>der</strong><br />

Arbeitszeit weniger, geht’s <strong>der</strong> Wirtschaft gut<br />

... und so!), Min<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Compliance<br />

durch ständig wechselnde Behandler, Versorgung<br />

durch demotivierte und schlecht bezahlte,<br />

schlecht beleumundete Ärzte, denen<br />

die Schuld am von oben verordneten Planwirtschafts-Gesundheitssystem<br />

zugeschrieben<br />

wird, Ausbau <strong>der</strong> Patientenanwaltschaft<br />

aufgrund <strong>der</strong> sich häufenden Beschwerden.<br />

Die resultierenden Doppelbehandlungen <strong>der</strong><br />

Unzufriedenen an den städtisch vorhandenen<br />

Kliniken und ländlichen Krankenhäusern<br />

helfen dann, das System weiter billiger zu<br />

machen.<br />

Am Land: Fahrten von 20–30 km mit dem<br />

banalen Schnupfen, da kein H<strong>aus</strong>arzt in<br />

<strong>der</strong> Umgebung mehr verfügbar ist. Macht<br />

fast nix, weil zahlt das Volk selber. Dafür<br />

fliegen wir im Gegenzug jeden gebrochenen<br />

Kleinfinger mit dem Hubschrauber ins<br />

Unfallfachzentrum. Kost fast nix, weil<br />

„Spitzenmedizin“, wie wir sie in Österreich<br />

durch <strong>der</strong>artige Reformen im Begriffe sind<br />

anzubieten, hat eben ihren Preis. Weiterer<br />

Ausbau von Spitälern in gewissen Regionen,<br />

und seien sie noch so überversorgt.<br />

Rührt si nix, denn Regionalkaiser werden<br />

sich weiterhin nicht vom Bund sagen lassen,<br />

was mit den Steuern und Beiträgen<br />

<strong>der</strong> Patienten zu passieren hat, die im Wege<br />

des Finanzlasten<strong>aus</strong>gleichs an die Län<strong>der</strong><br />

zurückfließen.<br />

Für beide Gruppen somit schlechterer Zugang<br />

zur Versorgung, längere Wartezeiten,<br />

erhöhte Rate zu spät stationär aufgenommener<br />

Patienten, höhere Rezeptgebühren, Ambulanzgebühren,<br />

überarbeitete Ärzte bis hin<br />

zum faktischen Ärztemangel sowohl ambulant<br />

als auch stationär.<br />

Weiters droht die Deckelung des Gesundheitsbudgets<br />

auf 3,6 % des Bruttoinlandsproduktes<br />

(BIP). Damit wird gerade in wirtschaftlichen<br />

Krisenzeiten <strong>der</strong> Leistungsumfang<br />

des Systems heruntergefahren. Die<br />

Psychiater dürfen sich auf die nächste Rezession<br />

freuen! Insgesamt Aufbau einer Drei-<br />

Klassen-Medizin:<br />

1. Gruppe (die es auch bisher schon gab):<br />

Die wirklich finanziell begüterten Menschen,<br />

die sich medizinische Leistungen unabhängig<br />

von Versicherungen dort kaufen, wo sie sie<br />

haben wollen – alles geht, alles ist machbar.<br />

2. Gruppe: die durch Privatversicherungen<br />

gut abgedeckten Menschen. Vieles geht,<br />

vieles ist machbar, die Budgets <strong>der</strong> Privatversicherer<br />

werden Limitierungen bieten, diese<br />

sind durch Beitragssteigerungen aber <strong>aus</strong>dehnbar.<br />

3. Gruppe: die kassenversicherten Patienten.<br />

Fast nix geht mehr, vieles ist nicht mehr<br />

machbar, es sei denn, man kennt jemanden,<br />

man tut jemandem leid o<strong>der</strong> man weiß sich<br />

sonstwie durchzusetzen. Man kann sich<br />

<strong>aus</strong>rechnen, wer auf <strong>der</strong> Strecke bleiben<br />

wird. Dieses Szenario beschreibt auch Univ.-<br />

Prof. Kl<strong>aus</strong> Firlei in <strong>der</strong> ÖÄZ vom Dezember<br />

2012: „Ein Teil des Gesundheitswesens wird<br />

privatisiert und die Sozialversicherungsträger<br />

können sich <strong>aus</strong> dem Sachleistungssystem<br />

zurückziehen.“<br />

Fazit<br />

Der Succus: Die Gesundheitsreform 2012 und<br />

<strong>der</strong> ÖSG 2012 zielen darauf ab, WEDER die<br />

Nie<strong>der</strong>lassungen NOCH die Ambulanzen zu<br />

för<strong>der</strong>n respektive zu entlasten. Das Gesundheitssystem<br />

wird teilprivatisiert, denn wer es<br />

sich leisten kann, wird weiterhin unter höherem<br />

direktem Kostenaufwand medizinische<br />

Leistungen einkaufen können. Ein Ärztemangel<br />

wird durch Kostendruck auf fertig<br />

<strong>aus</strong>gebildete Mediziner in Kauf genommen.<br />

Die Versorgung <strong>der</strong> eigentlichen Zahler im<br />

System, <strong>der</strong> Patienten, wird ohne <strong>der</strong>en<br />

Einbeziehung verschlechtert, weil Demotivation,<br />

Einsparungen und Zentralisierung nicht<br />

zu einer Verbesserung führen können. Die<br />

Einsparungen werden im sich weiter aufblähenden<br />

Dokumentations- und Kontrollsystem,<br />

das schließlich zur Abschaffung des<br />

freien Berufes Arzt führen wird, verpuffen.<br />

Wenn das Parkinson’sche Gesetz Gültigkeit<br />

hat, werden die Kosten sogar steigen. Das<br />

soziale System Gesundheit wird also unter<br />

einer SPÖ-Regierung desozialisiert. Aber<br />

hallo!<br />

Daher habe ich meinen Kin<strong>der</strong>n bereits jetzt<br />

verboten, Medizin zu studieren. Daher rufe<br />

ich Euch alle, liebe Kolleginnen und Kollegen<br />

auf: Wehret den Anfängen! Wehren wir uns.<br />

Wehren wir uns in persönlichen Gesprächen<br />

mit Politikern. Wehren wir uns in schriftlicher<br />

Kritik an den Systemträgern. Wehren wir uns<br />

durch Aufklärung von Patienten. Wehren wir<br />

uns im Denken, Tun und Handeln. Wehren<br />

wir uns schon bei <strong>der</strong> nächsten politischen<br />

Wahl! Frei nach dem Tiroler Freiheitshelden<br />

Andreas Hofer: „Man<strong>der</strong> (und Weiberleut)!<br />

’s isch Zeit!“ •<br />

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