02.05.2014 Aufrufe

Bioterrorismus. Welche Erreger kommen in Frage?

Bioterrorismus. Welche Erreger kommen in Frage?

Bioterrorismus. Welche Erreger kommen in Frage?

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Bioterrorismus</strong><br />

welche <strong>Erreger</strong> <strong>kommen</strong> <strong>in</strong> <strong>Frage</strong>?<br />

Alexander Indra<br />

AGES-Institut für mediz<strong>in</strong>ische Mikrobiologie und Hygiene Wien<br />

September 2013


Was s<strong>in</strong>d Biowaffen?<br />

• Biologische Waffen s<strong>in</strong>d Kampfstoffe, bei denen<br />

Krankheitserreger oder biologische Giftstoffe wie ..<br />

• Bakterien<br />

• Pilze<br />

• Viren<br />

• Tox<strong>in</strong>e<br />

• Insekten<br />

…gezielt als Waffe e<strong>in</strong>gesetzt werden<br />

2


Was s<strong>in</strong>d Biowaffen?<br />

• Biologische Kampfstoffe richten sich gegen Lebewesen<br />

und neuerd<strong>in</strong>gs auch gegen unbelebte Stoffe<br />

• Humanpathogene <strong>Erreger</strong><br />

• Tier- und pflanzenpathogene <strong>Erreger</strong><br />

• Biologische Tox<strong>in</strong>e<br />

• Material zerstörende Organismen<br />

• z.B. Treibstoff, …<br />

• Biologische Kampfstoffe müssen aufbereitet und<br />

verbreitet werden<br />

• z.B. Sporen rieselfähig machen<br />

• Tox<strong>in</strong> Aufre<strong>in</strong>igung<br />

3


E<strong>in</strong>e kurze Geschichte ….<br />

… der biologischen Kriegsführung<br />

• die Hethiter verwendten verseuchtes Vieh im Fe<strong>in</strong>desland,<br />

um deren Ernährungsproduktion zu stören<br />

• Perser, Griechen und Römer verseuchten die Brunnen<br />

ihrer Fe<strong>in</strong>de mit verwesenden Leichen<br />

• Antike Bogenschützen vergifteten oder kontam<strong>in</strong>ierten<br />

ihre Pfeile mit Exkrementen, Leichenteilen und Blut von<br />

Kranken<br />

4


E<strong>in</strong>e kurze Geschichte ….<br />

• Hannibal von Karthago lies bei e<strong>in</strong>er Seeschlacht, mit<br />

giftigen Schlangen gefüllte Tonkrüge auf die Schiffe<br />

se<strong>in</strong>er Fe<strong>in</strong>de, werfen<br />

• Im Jahr 1346 wurde die Bevölkerung der Stadt Kaffa<br />

(Feodossija) von den Tataren nach dreijähriger<br />

Belagerung mit deren Pesttoten beschossen<br />

• Beg<strong>in</strong>n der ersten Pestwelle durch Flüchtl<strong>in</strong>ge?<br />

5


Biowaffen:<br />

Kategorie A <strong>Erreger</strong>/Stoffe<br />

• Anthrax (Bacillus anthracis)<br />

• Botulismus (Clostridium botul<strong>in</strong>um tox<strong>in</strong>)<br />

• Pest (Yers<strong>in</strong>ia pestis)<br />

• Pocken (Variola major)<br />

• Tularemie (Francisella tularensis)<br />

• hemorrhagische Fieber-Viren (Filovirus, z.B. Ebola,<br />

Marburg und Arenavirus, z.B. Lassa, Machupo)<br />

6


Biowaffen:<br />

Kategorie A <strong>Erreger</strong>/Stoffe<br />

• Anthrax (Bacillus anthracis)<br />

• Botulismus (Clostridium botul<strong>in</strong>um tox<strong>in</strong>)<br />

• Pest (Yers<strong>in</strong>ia pestis)<br />

• Pocken (Variola major)<br />

• Tularemie (Francisella tularensis)<br />

Für diese Stoffe und <strong>Erreger</strong> ist e<strong>in</strong>e Impfung entwickelt<br />

7


Biowaffen:<br />

Kategorie A <strong>Erreger</strong>/Stoffe<br />

• Was bedeutet Kategorie A?<br />

• Die Stoffe können leicht verbreitet werden<br />

• E<strong>in</strong>e Mensch-Mensch Übertragung ist möglich<br />

• Hohe Morbitität/Mortalität der Erkrankungen<br />

• Panik <strong>in</strong> der Bevökerung durch Erkrankungsfälle ausgelöst<br />

• Hoher Behandlungsaufwand und die Kosten der Betreung<br />

8


Biowaffen:<br />

Kategorie B <strong>Erreger</strong>/Stoffe<br />

• Brucellose (Brucella species)<br />

• Lebensmittel übertragbare <strong>Erreger</strong><br />

• Salmonella Spezies, Escherichia coli O157:H7, Shigella<br />

• Durch Wasser übertragbare <strong>Erreger</strong><br />

• Vibrio cholerae, Cryptosporidium parvum<br />

• Rotz (Burkholderia mallei)<br />

• Melioidose (Burkholderia pseudomallei)<br />

9


Biowaffen:<br />

Kategorie B <strong>Erreger</strong>/Stoffe<br />

• Fleckfieber (Rickettsia prowazekii)<br />

• Virale Encephalitis z.B. Alphaviren<br />

• Psittakose (Chlamydia psittaci)<br />

• Q-Fieber(Coxiella burnetii)<br />

• Staphylococcal enterotox<strong>in</strong> B<br />

• Epsilon-Tox<strong>in</strong> von Clostridium perfr<strong>in</strong>gens<br />

• Riz<strong>in</strong> des Wunderbaums (Ric<strong>in</strong>us communis )<br />

10


Biowaffen:<br />

Kategorie B <strong>Erreger</strong>/Stoffe<br />

• Was bedeutet Kategorie B?<br />

• Noch leicht auszubr<strong>in</strong>gen <strong>Erreger</strong>/Stoffe<br />

• Hohe Morbidität aber ger<strong>in</strong>ge Mortalität<br />

• Hohe Behandlungs- und Therapieaufwand<br />

• Die Diagnostik kann zumeist nur von Speziallaboratorien<br />

gewährleistet werden<br />

11


Biowaffen:<br />

Kategorie C <strong>Erreger</strong>/Stoffe<br />

• Emerg<strong>in</strong>g <strong>in</strong>fectious diseases<br />

• z.B. Nipah Virus and Hantavirus<br />

• Was bedeutet Kategorie C?<br />

• Die <strong>Erreger</strong>/Stoffe s<strong>in</strong>d noch leicht auszubr<strong>in</strong>gen und herzustellen<br />

• Hohe Morbidität / Mortalität<br />

• Hohe Behandlungs- und Therapieaufwand<br />

• Die Diagnostik kann zumeist nur von Speziallaboratorien<br />

gewährleistet werden<br />

12


ANTHRAX<br />

13


Bacillus Anthracis<br />

Gram Positiv<br />

• fakultativ anaerob<br />

• Sporenbildung<br />

• Kapselbildung<br />

Vor<strong>kommen</strong><br />

• Die umweltresistenten Sporen <strong>kommen</strong> ubiquitär vor<br />

• Reservoir ist der Erdboden<br />

- Der Boden kann nach Seuche Jahre kontam<strong>in</strong>iert se<strong>in</strong><br />

14


Bacillus Anthracis<br />

15


Bacillus Anthracis<br />

Übertragung<br />

• Zoonose<br />

- Menschen <strong>in</strong>fizieren sich über Kontakt<br />

mit Tieren oder Tierprodukten<br />

• Fleisch, Wolle, Rasierp<strong>in</strong>sel<br />

• Biowaffe<br />

- technisch veränderte Sporen<br />

16


Bacillus Anthracis<br />

Erkrankungen<br />

• Die Sporenaufnahme erfolgt meist über Hautläsionen<br />

• selten durch<br />

- Ingestion<br />

- Inhalation.<br />

• Die Sporen gehen an der Infektionsquelle <strong>in</strong> das Vegetativstadium<br />

über und Milzbrandtox<strong>in</strong> wird sezerniert<br />

17


Bacillus Anthracis<br />

Hautmilzbrand<br />

• häufigste Form<br />

• Pustula maligna an der Infektionsstelle<br />

- schmerzlose Pappel mit ödematösen Rundsaum (Antraxtox<strong>in</strong>)<br />

- das Zentrum der Pappel zerfällt dann langsam<br />

• Häufigster Infektionsort<br />

- Hände<br />

- Unterarme<br />

- Gesicht<br />

18


Bacillus Anthracis<br />

Hautmilzbrand<br />

Bild 1: Pustula maligna<br />

Bild 2: zerfallene Pappel<br />

19


Bacillus Anthracis<br />

20


Bacillus Anthracis<br />

Lungenmilzbrand<br />

• durch Inhalation der Sporen<br />

• Ausbildung e<strong>in</strong>er Pneumonie mit Gewebsschäden<br />

• Tödlich<br />

Darmmilzbrand<br />

• schwere meist tödliche Infektion nach oraler Aufnahme der Sporen<br />

• Es kommt zu e<strong>in</strong>er Enteritis mit blutigen Stühlen und Aszitebildung<br />

21


Bacillus Anthracis<br />

22


Bacillus Anthracis<br />

Prävention<br />

• Schutzimpfung für Tiere und auch für Menschen.<br />

Nachweis<br />

• Labordiagnose mittels Kulturnachweis und PCR<br />

Therapie<br />

• Darmmilzbrand und Lungenmilzbrand hat noch kaum jemand<br />

überlebt.<br />

• Bei Hautmilzbrand hilft Penicill<strong>in</strong> niemals chirurgisch sanieren.<br />

Meldepflicht jeder Erkrankung!<br />

23


Bacillus Anthracis<br />

24


Bacillus Anthracis<br />

25


Bacillus Anthracis<br />

26


Bacillus Anthracis<br />

27


Bacillus Anthracis<br />

28


Bacillus Anthracis<br />

29


Bacillus Anthracis<br />

30


Yers<strong>in</strong>ia pestis<br />

31


Yers<strong>in</strong>ia pestis<br />

• Die Pest hat vor Jahrhunderten<br />

Landstriche entvölkert<br />

• Die letzte große Epidemie war im Indien<br />

des 18. Jahrhunderts und<br />

• fast 6 Millionen Tote<br />

Übertragung<br />

• durch Rattenflöhe übertragen (Zoonose)<br />

• Mensch zufälliger Zwischenwirt<br />

• Mensch-Mensch-Übertragung bei Lungenpest<br />

32


Yers<strong>in</strong>ia pestis<br />

Erkrankung<br />

• Bubonenpest<br />

• Plötzliches Unwohlse<strong>in</strong><br />

• Kopfschmerz, Fieber<br />

• Bubone (schmerzhafte dunkle Beulen)<br />

• Anschwellen der Lymphknoten<br />

• Lungenpest<br />

• meistes tödlich<br />

33


Yers<strong>in</strong>ia pestis<br />

Flöhe s<strong>in</strong>d die Vektoren<br />

der Pest<br />

34


Yers<strong>in</strong>ia pestis<br />

Therapie<br />

•Antibiotikagabe ist so schnell wie möglich e<strong>in</strong>zuleiten<br />

Prävention<br />

•Rattenbekämpfung<br />

- durch Religionen – Ratten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Gebieten heilige Tiere – wird<br />

die Bekämpfung beh<strong>in</strong>dert<br />

•Impfung, schützt vor Bubonenpest<br />

- aber nicht vor Lungenpest.<br />

Meldepflicht<br />

•Verdacht, Erkrankung und Tod<br />

•Pest ist WHO-quarantänepflichtige Krankheit<br />

35


Yers<strong>in</strong>ia pestis<br />

36


Yers<strong>in</strong>ia pestis<br />

37


Yers<strong>in</strong>ia pestis<br />

38


Yers<strong>in</strong>ia pestis<br />

auch <strong>in</strong> manchen Industrieland<br />

ist die Pest noch endemisch<br />

z.B. USA<br />

39


Yers<strong>in</strong>ia pestis<br />

40


Hasenpest<br />

41


Francisella tularensis<br />

• Francisella tularensis besteht aus vier Subtypen<br />

• F. tularensis subsp. holarctica<br />

• milde Erkrankungsform beim Menschen<br />

• In Europa und Asien<br />

• F. tularensis subsp. tularensis<br />

• verursacht schwere Verlaufsformen<br />

• In Amerika<br />

• F. tularensis subsp. mediasiatica und novicida<br />

• kaum pathogen beim Menschen<br />

42


Francisella tularensis<br />

• Die Übertragung den Kontakt/Verzehr von<br />

• Wildtiere<br />

• Hasen<br />

• Nagetieren<br />

• Stich oder Biß von..<br />

• Zecken<br />

• Stechmücken!!!<br />

• Mensch-Mensch Übertragung ist<br />

NICHT beschrieben<br />

• Aerogene Übertragung jedoch schon möglich<br />

• Kategorie A Biowaffe<br />

43


Francisella tularensis<br />

• Erkrankung<br />

• schwersten Verlaufsformen werden durch die Subspezies tularensis<br />

hervorgerufen<br />

• Allgeme<strong>in</strong>-Symptome<br />

• Fieber und Schüttelfrost<br />

• Kopfschmerzen<br />

• Durchfall<br />

• Gelenks- und Muskelschmerzen<br />

• Lymphknotenschwellungen<br />

44


Francisella tularensis<br />

• Pulmonie<br />

• Trockener bis blutiger Husten<br />

• Brustschmerzen<br />

• Allgeme<strong>in</strong>e Schwäche<br />

• Atemnot<br />

• Atemstillstand möglich<br />

• Haut- und Schleimhautulzer<br />

• Augenentzündungen<br />

45


Salmonella typhi/paratyphi<br />

46


Typhus/Paratyphus<br />

Keime<br />

• Salmonella typhi<br />

• Salmonella paratyphi<br />

Vor<strong>kommen</strong><br />

• Mensch ist e<strong>in</strong>ziger Wirt<br />

• Dauerausscheidergrößte Problem dar<br />

- Können Tr<strong>in</strong>kwasser und Lebensmittel<br />

kontam<strong>in</strong>ieren<br />

Kategorie B <strong>Erreger</strong><br />

47


Vibrio cholera<br />

48


Vibrio Cholera<br />

Gram negatives, beistrich förmiges Bakterium<br />

Choleratox<strong>in</strong> (Exotox<strong>in</strong>)<br />

•Stört die Salz/Zucker Transport im Darm<br />

Vor<strong>kommen</strong><br />

•Im Süßwasser und Brackwasser<br />

- Kontam<strong>in</strong>ation des Wassers durch Stuhl Erkrankter<br />

- Problem von Entwicklungsländern, Kriegs- und Katastrophengebieten<br />

Übertragung<br />

•Meist über kontam<strong>in</strong>iertes Tr<strong>in</strong>kwasser<br />

49


Vibrio Cholera<br />

Verlauf<br />

• nach 2 bis 5 Tage Übelkeit, Erbrechen<br />

•typische „reiswasserartigen“ Durchfällen<br />

- Mehrere Liter Stuhl pro Tag<br />

•Elektrolyt- und Wasserverlust<br />

- Heiserkeit (Zeichen für Wasserverlust)<br />

- Krämpfen, Kollaps, Hypotonie u.v.m<br />

• Das Blut e<strong>in</strong>gedickt kaum Serum zu gew<strong>in</strong>nen<br />

• Tod b<strong>in</strong>nen Stunden<br />

• Bis zu 60% Letalität ohne Behandlung<br />

50


Vibrio Cholera<br />

Warum Kategorie B <strong>Erreger</strong><br />

51


Variola major – Pocken<br />

• Die Pocken s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e für den Menschen gefährliche<br />

Infektionskrankheit<br />

• Variola major ist NUR humanpathogen<br />

• Je nach Stamm liegt die Letalität bei bis zu 90%<br />

• Seit 1977 s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Pockenfälle<br />

mehr aufgetreten<br />

• seit 1980 ist die Welt pockenfrei<br />

53


Variola major – Pocken<br />

• Typisch biphasischer Verlauf nach 12 bis 14 Tagen<br />

• Phase I<br />

• Dauer 1-5 Tage dann s<strong>in</strong>kt Fieber ab<br />

• Fieber und Schüttelfrost<br />

• Rachenkatarrh<br />

• Rückenschmerzen<br />

• Patient ist hoch<strong>in</strong>fektiös<br />

54


Variola major – Pocken<br />

• Phase II<br />

• ca. 24h nach ersten Fieberabfall<br />

• Symptome<br />

• Fieber steigt erneut<br />

• Typische Reihenfolge der Hautveränderungen<br />

• Im Unterschied zu Feuchtblattern alle Effloreszenzen im<br />

GLEICHEN Stadium<br />

• Makula (Fleck) → Papel → Vesikel (Bläschen) →<br />

Pustel (Eiterbläschen) → Kruste<br />

• Vor allem Kopf, Hände und Füße<br />

• Brust, Bauch und Oberschenkel nur schwach betroffen<br />

• unangenehmen Geruch der Pustelflüssigkeit<br />

55


Variola major – Pocken<br />

• schwere Fällen<br />

• Erbl<strong>in</strong>dung, Gehörlosigkeit, Lähmungen, Hirnschäden sowie<br />

Lungenentzündungen<br />

• Letalität der unbehandelten Pocken bei 30%<br />

• Leichter Krankheitsverlauf<br />

• Pusteln trocknen b<strong>in</strong>nen 2 Wochen aus<br />

• h<strong>in</strong>terlassen erkennbare Narben<br />

56


Variola major – Pocken<br />

57


Vielen Dank für Ihre Teilnahme<br />

59

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!