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Katalog zum Download - Öger Tours

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Nr. 7<br />

Jan<br />

2014<br />

hallo<br />

Das Insider Reisemagazin<br />

www.oeger.de<br />

Zu Besuch bei |<br />

Erdoğan Atalay<br />

Actionheld mit<br />

sozialer Ader<br />

Unterwegs |<br />

Wilde Schönheiten<br />

Flussdelta und<br />

Schwarzmeerküste<br />

Praktisch:<br />

Preisbeispiele<br />

für Ihre Reise<br />

Kultur |<br />

Krimirätsel<br />

Die Zeitzeugin<br />

Backstage |<br />

Mardan Palace<br />

Ein Hotel der Superlative<br />

Lebensart |<br />

June & die Liebe<br />

zu den Schildkröten<br />

Kulinarik |<br />

Herzhafte Genüsse<br />

Eine kulinarische Reise durch Istanbul


Zu Besuch bei | Unterwegs | Kultur | Backstage | Lebensart | Kulinarik |<br />

Inhalt<br />

Bildcredits Impressum Editorial<br />

Actionheld mit<br />

sozialer Ader -<br />

Erdoğan Atalay 4<br />

Die deutschtürkische<br />

Modedesignerin<br />

Jasmin Erbaş 18<br />

Frisör Studio<br />

Endorphine -<br />

Geheimtipp in<br />

Hamburg 20<br />

Liebe Leser,<br />

Sehnsuchtsorte<br />

- Büyükada, die<br />

Prinzeninsel 8<br />

Wilde Schönheiten<br />

- Flussdelta und<br />

Schwarzmeerküste<br />

14<br />

Der kleine König<br />

der Buchtenwelten<br />

28<br />

Krimirätsel -<br />

Die Zeitzeugin 12<br />

Buchtipps 32<br />

Insidertipps -<br />

Reiseziele<br />

von unseren<br />

Mitarbeitern<br />

für Sie 7<br />

Größer. Schöner.<br />

Mardan Palace<br />

- Ein Hotel der<br />

Superlative 26<br />

Fotowettbewerb<br />

2013 - die<br />

Gewinner 34<br />

June & die Liebe<br />

zu den Schildkröten<br />

22<br />

Die türkische<br />

Leichtigkeit des<br />

Seins - Bodrum 13<br />

Herzhafte Genüsse<br />

- Eine kulinarische<br />

Reise durch<br />

Istanbul 26<br />

die Festtage sind vorbei, ein neues Jahr hat begonnen und wir befinden uns mitten in der kalten, dunklen Jahreszeit. Das ist<br />

wohl der Grund, warum man sich gerade jetzt am liebsten mit der Planung für den nächsten Sommerurlaub befasst. Die<br />

Vorfreude auf Sonne, Strand und Meer kann über trübe Tage hinweg helfen.<br />

Traumhafte Segeltörns oder ein fünfeinhalb Sterne Hotel der Superlative sind nur einige Urlaubsfreuden, die Sie in dieser<br />

Ausgabe finden. Beeindruckt sind wir vom Projekt einer einzelnen Dame, die mit Ihrer Hartnäckigkeit und Leidenschaft<br />

ganze Bauprojekte stoppte, eine Stiftung gründete und damit den Lebensraum der Karett-Schildkröte erhalten hat.<br />

Ob Lob, Kritik oder Ihre persönliche Türkei-Geschichte, wir freuen uns auf Ihr Feedback an: abt.marketing@oeger.de<br />

Herzlichst, Ihr ÖGER-Redaktionsteam<br />

Cathrin Klytta Cathleen Richert Martina Fronzek<br />

Finden Sie<br />

weitere<br />

Angebote<br />

und buchen<br />

Sie bequem<br />

in Ihrem<br />

Reisebüro.<br />

ÖGER TOURS hallo türkei | Nr. 7, Januar 2014 | Herausgeber: ÖGER TOURS GmbH, Marketing, Heidenkampsweg 81, 20097 Hamburg | Verantwortlich<br />

für Konzept und Inhalt: Cathrin Klytta | Redaktionsleitung: Cathrin Klytta | Redaktion: Cathleen Richert, Martina Fronzek, Belinda Menzel, Carmen<br />

Diehl | Redaktionelle Beiträge: Sophie Neubauer, Michael Anton, Christian Schmicke, Bernd Köstering, Oliver Abraham, Maggi Riepl, Verena Schulz,<br />

Martina Fronzek, Belinda Menzel, Brigitte Jurczyk, Harald Peters | Art Direction & Layout: franXraum - Art Work & Design, Frank Rieder, Hamburg,<br />

www.franxraum.de | Fotos: siehe Bildcredits | Druck: RR Donnelley Global Print Solutions, ul. Obr. Modlina 11, 30-733 Kraków, Poland<br />

Legende: l = links, m = Mitte, r = rechts, o = oben, u = unten. Art der Bezeichnung bei Agenturnachweisen = Name d. Agentur (Urheber)<br />

Titel: Sabine Brauer Photos. S.3: v.l.n.r. Sabine Brauer Photos, Oliver Abraham, Philipp List, Mardan Palace, Barbara Trottnow, ÖGER Archiv. S.4-6: Sabine Brauer Photos. S.7: ÖGER Archiv. S.8|9: ÖGER Archiv. S.10|11:<br />

ÖGER Archiv. S.12: l.o. Lupe: RFSole - Fotolia, l.o. Bild in Lupe: Philipp List, r.o. Hotel: ohne Angabe, r.m.: Gmeiner Verlag, r.u.: eyetronic - Fotolia. S.14|15: Oliver Abraham. S.16: Tursab. S.17: l.o: Oliver Abraham, l.u.:<br />

Tursab, r.o.: Tursab, r.u.: Oliver Abraham. S.18|19: Jasmin Erbaş. S.20|21: m.: bruniewska - Fotolia, r.u.: Studio Endorphine. S.22-25: Barbara Trottnow. S.26|27: Mardan Palace. S.29: l.o.: Brigitte Jurczyk, andere: ÖGER<br />

Archiv. S.30|31: ÖGER Archiv, Artikel erschienen: Welt am Sonntag vom 11.08.2013, Axel Springer AG. S.32|33: l.o.: Piper Verlag GmbH, l.u.: S. Fischer Verlage, m.o.: Philipp List, r.o.: Oliver Mark. S.34: Teilnehmer<br />

Fotowettbewerb.<br />

hallo türkei | 3


Interview<br />

Action-Held<br />

mit sozialer Ader<br />

Erdoğan Atalay<br />

Aladin und seine Wunderlampe<br />

haben ihm einst Glück gebracht:<br />

In dem Stück aus 1001er Nacht<br />

wurde Erdoğan Atalay als<br />

18-Jähriger im Staatstheater<br />

Hannover entdeckt. Heute<br />

kennen ihn Millionen Action-<br />

Fans als knallharten Polizisten aus<br />

der erfolgreichen deutschen RTL-<br />

Serie "Alarm für Cobra 11 - Die<br />

Autobahnpolizei".<br />

Sophie Neubauer<br />

Dreharbeiten zu einer Actionszene<br />

Sie sind in dem kleinen Dorf Berenborstel in Niedersachsen aufgewachsen.<br />

Was war ihr schönstes Kindheitserlebnis?<br />

Schon als Kind bin ich leidenschaftlich gern geritten, vor allem<br />

in die Wälder der Umgebung. Aber mit meinen Pony Bronco habe ich<br />

auch an Spring- und Dressurturnieren teilgenommen. Noch heute erinnert<br />

mich der Geruch von Pferden, Stroh und Heu an die schönen<br />

Stunden im Pferdestall.<br />

Ihr Vater ist Türke, Ihre Mutter Deutsche. Wie gut ist Ihr Türkisch?<br />

Mein Vater, der in meiner Kindheit nur gebrochen Deutsch konnte,<br />

war sehr darauf bedacht, dass wir perfekt Deutsch lernen. Daher ist<br />

nun mein Türkisch leider so gut wie gar nicht vorhanden.<br />

Die türkische Mentalität beschreibt man mit Eigenschaften wie<br />

emotional, herzlich, stolz, großzügig, lebensfroh – die deutschen<br />

Eigenschaften sind eher: fleißig, diszipliniert, pünktlich, muffelig,<br />

sparsam. Welche Eigenschaften haben Sie?<br />

Eigentlich von allem ein bisschen. Ich bin von der Mentalität her sowohl<br />

Türke aber auch Deutscher.<br />

Was verbinden Sie mit der türkischen Kultur?<br />

Ich verbinde mit der Türkei vor allem Gastfreundschaft, gutes Essen<br />

und natürlich den türkischen Stolz.<br />

Ihr Vater war Schauspieler in der Türkei. Wollte er, dass Sie in seine<br />

Fußstapfen treten?<br />

Durch meinen Vater bekam ich zwar die ersten Verbindungen zur<br />

Schauspielerei. Die Entscheidung, dass ich diesen Beruf ergreife, habe<br />

ich jedoch alleine getroffen.<br />

Lesen Sie weiter auf S. 6<br />

4 | Zu Besuch bei


Zu Besuch bei | 5


Fortsetzung von S. 4<br />

Es heißt, Sie würden gerne Ihre<br />

Familienchronik schreiben. Was fasziniert<br />

Sie an Ihrer Familie?<br />

Aus Erzählungen weiß ich, dass<br />

mein türkischer Großvater im 1.<br />

Weltkrieg in der Staffel vom Roten<br />

Baron (Manfred von Richthofen) geflogen<br />

ist. Um sich dem türkischen<br />

Freiheitskampf anzuschließen, hat er<br />

dem Sultan 17 Flugzeuge gestohlen.<br />

Für seine Verdienste hat ihm Atatürk<br />

persönlich einen Orden verliehen.<br />

Unter meinen deutschen Vorfahren<br />

gab es einen italienischen Raubritter.<br />

Und außerdem einen sehr reichen<br />

Geschäftsmann, der in Izmir eine<br />

Moschee bauen ließ, die heute noch<br />

steht. Unter meinen Vorfahren war<br />

auch ein Pirat, der im Dienste eines<br />

Sultans Handelsschiffe ausraubte.<br />

Das sind einfach tolle Geschichten!<br />

Was vermitteln Sie Ihren Kindern<br />

von der deutschen und von der türkischen<br />

Kultur?<br />

Ich versuche meinen Kindern beizubringen,<br />

dass man jedem Menschen<br />

mit Respekt begegnen und andere<br />

so behandeln sollte, wie man selbst<br />

behandelt werden möchte. Das sollte<br />

in jeder Kultur so sein. Meine<br />

Erfahrungen, wie es ist, in zwei<br />

Kulturen aufgewachsen zu sein, habe<br />

ich 2005 in der Kurzgeschichte „Die<br />

Türkei ist da oben“ aufgeschrieben.<br />

...denn die Kinder von heute<br />

werden die Erwachsenen<br />

von morgen sein, die die<br />

Zukunft unseres Landes<br />

beeinflussen.<br />

Sie ist meiner Tochter gewidmet.<br />

Die Geschichte beinhaltet zahlreiche<br />

persönliche und groteske<br />

Situationen, die dadurch entstanden<br />

sind, dass ich in zwei Kulturen aufgewachsen<br />

bin.<br />

Sie besitzen einen Maserati. Sind<br />

Sie privat auch so ein wilder Fahrer<br />

wie bei Cobra 11? Ihre Stunts sind ja<br />

berühmt.<br />

Im Gegenteil, dadurch, dass ich<br />

durch die Serie zahlreiche Unfälle<br />

miterlebt habe, fahre ich sehr vorausschauend<br />

und defensiv Auto.<br />

Die Serie „Alarm für Cobra 11“ wurde<br />

in mehrere Länder exportiert.<br />

Sind Sie jetzt auch in der Türkei ein<br />

Star, der auf der Straße angesprochen<br />

wird?<br />

Ich werde dort sehr oft auf die Serie<br />

angesprochen. Die Menschen in der<br />

Türkei sind glücklich darüber, dass<br />

ich als Türke mit der Serie international<br />

erfolgreich bin.<br />

Seit 17 Jahren läuft die Serie erfolgreich.<br />

Was ist das Erfolgsrezept der<br />

Serie? Was fesselt die Zuschauer?<br />

Cobra 11 ist wirklich eine Gemeinschaftsarbeit<br />

von allen Beteiligten.<br />

Ich denke, dass der Erfolg der Serie<br />

daran liegt, dass wir uns weiterentwickelt<br />

haben anstatt uns auf unserem<br />

Erfolg auszuruhen.<br />

Was war das Gefährlichste, was Sie je<br />

erlebt haben?<br />

Das waren schon die Stunts bei<br />

Cobra 11, allerdings sehen die oft gefährlicher<br />

aus als sie in Wirklichkeit<br />

sind.<br />

Sie wohnen in Köln und in Berlin, in<br />

welcher Stadt fühlen Sie sich mehr<br />

zuhause?<br />

Ich fühle mich in beiden Städten zuhause.<br />

Aber letztendlich ist mein<br />

Zuhause immer dort, wo meine<br />

Familie ist.<br />

Welches Land ist Ihr Lieblingsreiseland?<br />

Die Türkei natürlich! Vor ein paar<br />

Monaten war ich für Dreharbeiten<br />

in Istanbul. Ich habe die Zeit dort<br />

sehr genossen. Auch meine Frau<br />

war begeistert von der Türkei. Leid<br />

getan haben mir nur die türkischen<br />

Händler, denn sie kann unglaublich<br />

gut feilschen, besser als die Türken<br />

selbst.<br />

Sie engagieren sich für verschiedene<br />

soziale Projekte, <strong>zum</strong> Beispiel sind Sie<br />

Botschafter für das Kinderhilfswerk<br />

„Die ARCHE e.V.“. Haben Sie ein<br />

Projekt, das Ihnen besonders am<br />

Herzen liegt?<br />

Ich finde es beschämend, dass sich<br />

in Deutschland, einer der größten<br />

und mächtigsten Industrienationen,<br />

eine Parallelgesellschaft entwickeln<br />

konnte, in der die Kinderarmut stetig<br />

steigt. Als Botschafter kann ich<br />

meine Popularität nutzen, um Spendengelder<br />

für das Kinderhilfswerk zu<br />

sammeln. Diese Projekte sind notwendig,<br />

denn die Kinder von heute<br />

werden die Erwachsenen von morgen<br />

sein, die die Zukunft unseres<br />

Landes beeinflussen.<br />

Sie sollen ein begeisterter Taucher<br />

sein?<br />

Im Meer fühle ich mich einfach wohl<br />

und geborgen. Ich denke, das kommt<br />

daher, dass wir neun Monate im<br />

(Frucht-) Wasser leben, bevor wir das<br />

Licht der Welt erblicken. Gleichzeitig<br />

gibt das Tauchen mir aber auch das<br />

Gefühl, fliegen zu können.<br />

Stellen Sie sich vor, Sie bekommen in<br />

der Türkei die Rolle des unbeliebten<br />

Fieslings in einer Serie angeboten.<br />

Würden Sie annehmen?<br />

Auf jeden Fall! Ich bin dabei!<br />

Was sind ihre Pläne für die Zukunft<br />

und was wollen Sie noch erleben?<br />

Beruflich würde ich in Zukunft gerne<br />

eigene Filmprojekte verwirklichen.<br />

Ein Drehbuch für einen Film, der<br />

in der Türkei spielt, habe ich schon<br />

verfasst. Wir sind noch auf der<br />

Suche nach einem türkischen Co-<br />

Produzenten und nach Sponsoren.<br />

Privat möchte ich erleben, wie meine<br />

Kinder und meine zukünftigen<br />

Enkelkinder gesund und glücklich<br />

aufwachsen.<br />

6 | Kultur


Tipps und Lieblingsziele für Ihren<br />

nächsten Türkei-Urlaub von unseren<br />

Mitarbeitern für Sie.<br />

Insidertipps<br />

Unsere Mitarbeiter entdecken besonders im eigenen Urlaub immer wieder neue Highlights abseits der klassischen<br />

Tourismusorte, ursprüngliche Regionen oder unbekannte Ausflugsziele in der Türkei. Drei unserer Insider verraten ihre<br />

persönlichen Reiseempfehlungen und ganz speziellen Geheimtipps:<br />

Reise<br />

Reisetipp Marcus Brill, Produktmanager<br />

Ab kommendem Sommer lässt sich die bezaubernde Landschaft der lykischen Küste<br />

besonders komfortabel während einer Blauen Reise entdecken, denn ÖGER sticht<br />

mit einer neuen Schiffsflotte in See. „Die neue Flotte fährt mit exklusiven Schiffen,<br />

auf denen unsere Gäste Segelabenteuer und Romantik gleichermaßen erleben. Die<br />

verschiedenen Kategorien der Admiral-Flotte, von Premium bis Standard, bieten für<br />

jeden Gast den passenden Komfort und Preis. „Unter den Premium-<br />

Seglern ist die MS Grand Admiral ein absoluter Geheimtipp für<br />

Segelliebhaber, die auf Luxus an Bord nicht verzichten möchten“,<br />

erzählt uns Markus Brill.<br />

MS Grand Admiral<br />

1 Woche in einer Doppelkabine, Vollpension<br />

inkl. Flug p.P. ab € 839,-<br />

<strong>Katalog</strong><br />

<strong>Katalog</strong>tipp von Anna Sonntag, Publishing<br />

Der neue Erlebnis-<strong>Katalog</strong> vereint außergewöhnliche Rund- und Aktivreisen sowie<br />

die beliebten Schiffstouren, die Blauen Reisen. „Als Türkeispezialist möchten wir<br />

unsere Gäste zu neuen Entdeckungsreisen inspirieren und zeigen mit dem neuen<br />

Erlebnis-<strong>Katalog</strong> die volle Urlaubsvielfalt, die der Gast in der Türkei erleben kann.<br />

Dafür bietet der <strong>Katalog</strong> echte Highlights wie z.B. einen einwöchigen Reiturlaub an<br />

der türkischen Westküste oder die Genussreise „Küche, Wein und<br />

Kultur“, so Anna Sonntag. Echte Türkeifans finden eine Rundreise<br />

an die unbekannte Schwarzmeerküste sowie den Osten der Türkei.<br />

Küche, Wein und Kultur - Die Genussreise<br />

8 Tage im Doppelzimmer, Halbpension<br />

exkl. Flug p.P. ab € 969,- (ab Istanbul/bis Antalya)<br />

Hotel<br />

Hoteltipp von Carmen Diehl, Auszubildende<br />

„Wer bunten und qualitätsgeprüften Urlaub in Bodrum für wenig Geld sucht, ist<br />

hier genau richtig“, verrät uns Carmen Diehl. Das smartline Hotel auf der Halbinsel<br />

fällt durch sein modernes und wiedererkennbares „colour me“-Design auf. Damit<br />

spricht das Bitez Garden Familien, Pärchen sowie jüngeres Publikum gleichermaßen<br />

an, die in lockerer Atmosphäre guten und preiswerten Urlaub<br />

machen wollen. Die smartline-Hotels überzeugen alle durch besondere<br />

Service-Leistungen wie <strong>zum</strong> Beispiel Deutsch sprechendes<br />

Personal, Komforttransfer, Spätaufsteher-Frühstück sowie kostenfreies<br />

WLAN.<br />

ÖGER Hoteltipp: Bodrum<br />

1 Woche im Doppelzimmer, All Inclusive<br />

inkl. Flug p.P. ab € 429,-<br />

Kultur | 7


Die Prinzeninsel<br />

Der Moment ist perfekt: Ich sitze auf dem Deck<br />

einer Fähre und genieße die Vormittagssonne<br />

und die wunderschöne Aussicht auf den<br />

Sultanspalast Topkapı in Istanbul. Gemächlich gleitet<br />

die Fähre auf das offene Meer hinaus und ich bestaune<br />

die einzigartige Metropole vom Wasser aus. Das Ziel<br />

meines heutigen Ausfluges sind die Prinzeninseln im<br />

Marmarameer. Istanbul habe ich in den letzten Tagen<br />

kennen- und lieben gelernt. Jetzt bin ich sehr gespannt<br />

auf diese Inseln, die außergewöhnlich schön sein<br />

sollen und von den Istanbulern gern für einen Tagesoder<br />

Wochenendausflug besucht werden. Neben mir<br />

sitzt ein sehr sympathisches junges Paar und zu meiner<br />

Freude kommen wir ins Gespräch. Rahim und<br />

Leila kommen aus<br />

Istanbul und wollen<br />

auch nach Büyükada<br />

– zur größten der<br />

insgesamt neun<br />

Inseln. „Diese Insel<br />

ist bestimmt ein<br />

sehr schöner Ort für<br />

Verliebte“, sage ich. Rahim lächelt etwas verlegen.<br />

„Nein, nein – ein Paar sind wir nicht...“, sagt er. Wir<br />

genießen die Fahrt und unterhalten uns prächtig. Die<br />

Silhouette von Istanbul ist jetzt weit weg, aber immer<br />

noch zu sehen. Schon nach einer Stunde sind wir in<br />

einem kleinen Paradies angekommen: Vor uns liegt<br />

Büyükada - bewaldete Hügel, malerische kleine Orte,<br />

die typischen kleinen weißen Häuser und eine beruhigende<br />

Atmosphäre heißt uns herzlich willkommen.<br />

Schon bei den ersten Schritten auf der Insel fällt mir die herrliche<br />

Ruhe auf. Ein schöner Gegensatz zu der pulsierenden<br />

Metropole Istanbul. Es gibt auf den Prinzeninseln keine Autos.<br />

Wer nicht zu Fuß gehen möchte, kann die Insel per Fahrrad<br />

oder stilvoll und bequem mit einer Pferdekutsche erkunden.<br />

Diese Kutschen heißen auf Büyükada „faytons“ und stehen am<br />

Anleger für eine Inselrundfahrt bereit. Ich bleibe stehen und<br />

genieße die Ruhe und das ganz besondere Licht der Insel.<br />

Die prachtvollen Häuser und Gärten des Hafenortes möchte<br />

ich mir in Ruhe ansehen. Diese palastartigen Villen sind<br />

sehr gepflegt und besitzen einen ganz besonderen Charme.<br />

Ich beschließe, die Insel zu Fuß zu erkunden. Schon nach kurzer<br />

Zeit habe ich den Ort hinter mir gelassen und bin in der<br />

Natur. Mein Ziel ist ein sehenswertes<br />

Kloster, dass<br />

sich auf einem kleinen Berg<br />

befindet. Nachdem ich einen<br />

Park passiert habe,<br />

geht es nun bergan. Immer<br />

wieder bleibe ich stehen<br />

und genieße die wunderschöne<br />

Aussicht. Fast von jedem Punkt der Insel kann man<br />

das Meer sehen. Das ist alles zu schön, um schnell daran vorbeizugehen.<br />

Während es weiter bergan geht, denke ich an<br />

die wechselvolle Geschichte der Inseln, von der mir Rahim<br />

und Leila auf der Fähre erzählt haben: Sie waren jahrhundertelang<br />

nur von Mönchen bewohnt und in byzantinischer<br />

Zeit ein Ort der Verbannung für unliebsame Prinzen, die<br />

nicht für die Thronnachfolge vorgesehen waren. Daher der<br />

Name Prinzeninseln. In der Spätphase des Osmanischen<br />

...ein Ort <strong>zum</strong> Sich-Verlieben: Keine Autos, herrliche<br />

Ruhe und atemberaubende Ausblicke: Ein<br />

Tagesausflug zu den Prinzeninseln ist ein sehr schöner<br />

Kontrast zu der pulsierenden Metropole Istanbul<br />

– nicht nur für Liebespaare... Michael Anton<br />

8 | Unterwegs


Sehnsuchh<br />

Reiches entdeckte die Oberschicht die Schönheit der Insel.<br />

Prachtvolle Sommerresidenzen entstanden. Staatspräsident<br />

Atatürk hatte, nach seinem ersten Aufenthalt auf Büyükada im<br />

Jahr 1928, ein Autoverbot auf dem gesamten Archipel erlassen.<br />

Heute sind die Inseln ein beliebter Ausflugsort für viele<br />

Istanbuler. Das Kloster St. Georg im Süden der Insel ist ein besonderer<br />

Ort und wird von vielen Pilgern unterschiedlicher<br />

Glaubensrichtungen aufgesucht. Die Schönheit und die außergewöhnliche<br />

Atmosphäre der Inseln lockt auch Künstler an.<br />

Der türkische Literatur-Nobelpreisträger Orhan Pamuk hat<br />

hier einige Sommer verbracht, um zu schreiben.<br />

Ich bin jetzt am Kloster auf dem höchsten Punkt des<br />

Berges angekommen und denke an Rahim und Leila, meine<br />

Bekanntschaft von der Fähre. Wie die beiden wohl den Tag<br />

verbringen?<br />

Direkt neben dem Kloster ist ein kleines Restaurant mit einer<br />

herrlichen Aussicht. Der Aufstieg hat mich hungrig gemacht<br />

und ich setze mich an einen freien Tisch. Für mich ist jetzt klar:<br />

Diese Insel muss ich irgendwann noch einmal besuchen. Es ist<br />

ein ganz besonderer Ort mit einer bezaubernden Stimmung.<br />

Der Ausblick auf die Schiffe am Horizont die hintereinander<br />

wie an einer Perlenkette in Richtung Bosporus fahren, ist so<br />

fesselnd, dass ich das händchenhaltende Liebespaar erst bemerke,<br />

als es direkt an meinem Tisch steht. Es sind Rahim und<br />

Leila! „Dürfen wir uns dazusetzen?“, fragt Rahim. Die beiden<br />

sehen sehr glücklich aus. „Du hast doch gesagt, dass ihr kein<br />

Paar seid.“, sage ich zu Rahim. Mit der Antwort kommt Leila<br />

ihm zuvor: „Er hat dich auf der Fähre nicht angelogen. Wir sind<br />

ein Paar – aber erst seit ungefähr fünfzehn Minuten.“, sagt Leila<br />

freudestrahlend. Die frisch Verliebten nehmen Platz und wir<br />

genießen gemeinsam ein köstliches Essen. Sie schweben gerade<br />

auf einer Wolke des Glücks und diese besondere Stimmung<br />

ist ansteckend. Wir schauen auf das funkelnde Marmarameer,<br />

auf die Schiffe am Horizont und auf die Silhouette von Istanbul<br />

in der Ferne.<br />

Wie schön ist diese Insel! Wie schön ist Istanbul! Wie schön ist<br />

die Liebe! Wie schön ist das Leben!<br />

Buchen Sie bequem in Ihrem Reisebüro<br />

Istanbul · Tagesausflug<br />

<br />

Die Prinzeninseln sind eine<br />

Inselgruppe im Marmarameer<br />

und liegen 10 bis 23 Kilometer<br />

südöstlich des Bosporus. Fünf<br />

von den insgesamt neun Inseln<br />

sind bewohnt und zählen rund<br />

20.000 Einwohner. Im Sommer<br />

allerdings, wenn die Istanbuler<br />

Hitze, Smog und Großstadt-<br />

Stress entfliehen, können es bis<br />

zu 120.000 werden. In byzantischer<br />

Zeit wurden rebellische<br />

Herrschersöhne auf die Inseln<br />

verbannt, die im Türkischen<br />

auch schlicht so benannt werden<br />

(Adalar) – daher der Name<br />

Prinzeninseln.<br />

p.P. € 62,-<br />

Unterwegs | 9


Wer Istanbuls Zentrum<br />

durchstreift, erlebt an jeder<br />

Ecke kulinarische<br />

Überraschungen.<br />

Zum Mittagessen gibt es Kebab.<br />

<br />

-<br />

<br />

durch Istanbul. Und dann das?<br />

Wenn man in einer Weltmetropole<br />

<br />

<br />

doch Spannenderes geben! Aber<br />

schon ein kurzer Abstecher in das<br />

Restaurant Sehzade im Stadtteil<br />

<br />

<br />

werden, nichts mit den Fast-Food-<br />

Kreationen unserer Dönerbuden zu<br />

tun haben. Zunächst einmal wird<br />

<br />

<br />

Hackfleisch verarbeitet, anschlie-<br />

<br />

<br />

Schwert erinnert. Dann wird das<br />

<br />

<br />

<br />

wie Zwiebeln, Tomaten, Paprika,<br />

<br />

Das Ergebnis unterscheidet sich im<br />

Geschmack erheblich vom Döner-<br />

<br />

kultur. Überhaupt hat Istanbuls<br />

Gastronomie auch jenseits der schicken<br />

Nobelrestaurants einiges zu<br />

bieten. Vieles von dem, was heute<br />

<br />

nicht aus der Metropole. Die kulina-<br />

<br />

ihrem Status als Handelszentrum<br />

men<br />

und blieben.<br />

Das Restaurant Fasuli etwa, im<br />

<br />

<br />

<br />

wie das Gericht und sämtliche<br />

Zutaten, aus der östlichen<br />

Schwarzmeerregion. Der schmack-<br />

<br />

schen<br />

Hartwurst, Rinderschinken<br />

oder mit Gulaschfleisch zubereitet<br />

wird, ist vor allem unter<br />

<br />

so populär, dass die Familie ihr<br />

Restaurant mittlerweile zu einer<br />

weitern<br />

konnte.<br />

Eine<br />

Reise<br />

kulinarische<br />

durch<br />

Christian Schmicke<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

10 | Kulinarik


ammdarm und Fischbrot.<br />

Ein lohnendes Ausflugsziel<br />

ist auch Istanbuls Fischmarkt.<br />

Hier gibt es immer noch zahlreiche<br />

Fisch- und Gemüsestände,<br />

aber im Kern sind die Gassen des<br />

Fischmarkts im Stadtteil Beyoglu zu<br />

einer Restaurantmeile geworden. Bei<br />

Şampiyon Kokoreç, dem »Kokoreç-<br />

Meister«, isst man an Stehtischen<br />

gegrillte, klein geschnittene Lammdärme.<br />

Korokeç wird mit Brot<br />

serviert und schmeckt gut gewürzt<br />

so ähnlich wie Hackfleisch. Wer sich<br />

nicht an die Innereien wagen will,<br />

findet in gebratenen Miesmuscheln<br />

mit Reisfüllung im selben Lokal eine<br />

schmackhafte Alternative.<br />

Ein paar Meter weiter bringt das<br />

Restaurant Kalamar, wie es der<br />

Name schon verrät, Tintenfische<br />

auf den Tisch. Neben Calamari in<br />

verschiedenen Versionen gibt es<br />

eine breite Auswahl an leckeren<br />

Fisch- und Fleischgerichten. Dazu<br />

ein Glas Raki, der hier traditionell zu<br />

Fischgerichten getrunken wird.<br />

Richtig rustikal geht es zu, wenn man<br />

auf der Galata-Brücke den Bosporus-<br />

Seitenarm Haliç überquert hat. In<br />

Eminönü wird direkt am Ufer Balik<br />

Ekmek, mit gegrilltem Fisch belegtes<br />

Brot, zubereitet. Um das Ganze<br />

leichter verdaulich zu machen,<br />

gibt es dazu sauer-salzig eingelegtes<br />

Gemüse im Plastikbecher.<br />

Die deftigen Fischbrote sind bei<br />

Einheimischen wie Gästen gleichermaßen<br />

beliebt.<br />

Wem der Sinn nach etwas Gediegenerem<br />

steht, der sucht sein Heil<br />

am besten in einem der Restaurants,<br />

die sich auf den Dächern der Stadt<br />

angesiedelt haben. Unter den gehobenen<br />

Adressen beansprucht Frankie<br />

Restaurant & Bar auf dem Dach des<br />

Hotels The Sofa im Modebezirk<br />

Nişantaşı die Nummer eins unter den<br />

türkischen Sommeliers und einen<br />

besonders gut sortierten Weinkeller<br />

für sich.<br />

Neben internationalen Weinen hat<br />

Sommelier Serdar Kömbe auch<br />

zahlreiche einheimische Gewächse<br />

im Keller. Weinfreunde, denen die<br />

faden Tropfen der türkischen All-<br />

Inclusive-Hotellerie nicht die Lust<br />

darauf verdorben haben, können<br />

hier erleben, dass der Weinanbau<br />

in der Türkei durchaus zu guten<br />

Ergebnissen führen kann. Bei den<br />

Speisen setzt Frankie auf lokale und<br />

saisonale Produkte und verbindet<br />

türkische Küche mit Einflüssen der<br />

übrigen Mittelmeerländer. Übrigens<br />

wird das Lokal nicht nur <strong>zum</strong><br />

Essen oder Weintrinken besucht.<br />

Dienstags, mittwochs und donnerstags<br />

finden ab 22 Uhr Live-Konzerte<br />

statt.<br />

Herzhafte<br />

Kulinarische Tipps:<br />

Frankie Restaurant & Bar:<br />

www.frankieistanbul.com<br />

Restaurant Fasuli: www.fasuli.com.tr<br />

Sampiyon Kokorec: Hüseyinaga<br />

Mahaselli Sahne Sokak 3, Beyoglu<br />

Restaurant Kalamar:<br />

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Istanbul · Tagesausflug<br />

Kulinarisches Istanbul<br />

p.P. € 73,-<br />

<br />

Als Nadir Güllü den Raum betritt, legt er sich erst einmal<br />

eine rote Schärpe um die Schultern. Der Mann verbirgt<br />

seinen Stolz nicht. Über einen Monitor flimmern<br />

Filmsequenzen von TV-Sendern aus aller Herren Länder, alle<br />

mit demselben Thema: Es geht um sein Unternehmen. Güllü<br />

lässt am Tag 2,5 Tonnen Baklava herstellen, jenes süße Gebäck<br />

aus vielen Schichten dünnsten Blätterteigs, der mit gehackten<br />

Walnüssen, Mandeln oder Pistazien gefüllt und mit Zuckersirup<br />

übergossen wird. Von seinem Vater Mustafa 1949 gegründet, ist<br />

Karaköy Güllüoğlu heute der bekannteste türkische Hersteller<br />

der traditionellen Süßspeise – mit Kundschaft bis nach Asien<br />

und zu den Herrscherfamilien in der arabischen Welt, wie<br />

der Firmenchef anmerkt. Güllü sieht sich als Verfechter und<br />

Verteidiger türkischer Traditionen und als Bollwerk gegen den<br />

auch in der Türkei um sich greifenden Fastfood-Trend. Alles,<br />

was in seinem Gebäck lande, sei aus heimischer Produktion und<br />

ohne künstliche Zusätze, versichert er. Und: Er beschäftige nur<br />

Patrioten. Wem es an der Liebe zur Heimat fehle, für den sei in<br />

seinem Unternehmen kein Platz. So viel Pathos ist ebenso wie<br />

zu viel Baklava nicht leicht verdaulich. Aber einen Besuch ist der<br />

Süßspeisen-König der Bosporus-Metropole schon wert.


Krimi<br />

<br />

<br />

<br />

Bernd Köstering<br />

Horst hatte auf die Nachmittagsmaschine<br />

nach Istanbul<br />

umgebucht. Seine Mutter, mit<br />

der er ein kleines, heruntergekommenes<br />

Haus in Hamburg-Billstedt<br />

bewohnte, hatte darauf bestanden.<br />

Sie legte großen Wert darauf,<br />

mit ihm Punkt 12 Uhr zu essen.<br />

Jeden Tag schaltete sie mittags den<br />

Fernseher ein und wartete, bis die<br />

Fernsehuhr genau zwölf schlug.<br />

Dann trug sie das bereitstehende<br />

Mittagessen auf – ein Ritual. Noch<br />

nie seit seinem ersten Geburtstag<br />

hatte sie das verpasst. Seit 42 Jahren.<br />

Schließlich musste der Junge etwas<br />

auf die Rippen bekommen, bei der<br />

schmächtigen Figur …<br />

„Horsti, warum musst du eigentlich<br />

in die Türkei fliegen?“, fragte sie und<br />

lud ihm eine dicke Kohlroulade auf<br />

den Teller. „Gibt es hier in Hamburg<br />

nicht genug Möglichkeiten für einen<br />

sauberen Bruch?“<br />

„Ach Mutti, du kennst doch meinen<br />

Kumpel Mehmet, er hat echt gute<br />

Verbindungen da unten. Ich<br />

bringe dir auch Gold mit.“<br />

Sie hob die Augenbrauen.<br />

„Gold? Hört sich gut an. Aber erst<br />

wird gegessen!“<br />

Drei Stunden später saß Horst<br />

Penkmeier am Flughafen Fuhlsbüttel<br />

und wartete auf das Signal <strong>zum</strong><br />

Einsteigen. Sein Handy klingelte.<br />

„Hier Mehmet, alles klar?“<br />

„Natürlich. In genau 6 Stunden bin<br />

ich am Treffpunkt.“<br />

„Gut, aber denk an den Istanbuler<br />

traffic, so einen verrückten Verkehr<br />

gibt es in Hamburg nicht. Wann geht<br />

dein Rückflug?“<br />

„Morgen früh. Ich muss um 12 Uhr<br />

wieder zu Hause sein.“<br />

„Ich weiß, Gruß an Adele.“<br />

„Danke. Tschüß!“<br />

„Güle, güle!“<br />

Horst nahm ein Taxi in die<br />

Istanbuler Innenstadt, das teilweise<br />

nur sehr langsam vorwärts kam.<br />

Doch er genoss die Fahrt durch die<br />

kleinen Straßen, die der Taxifahrer<br />

als Umweg benutzte, genoss das<br />

pralle bunte Leben auf den Märkten<br />

und in den Straßencafés. Nach diesem<br />

Coup würde auch sein Leben<br />

so bunt werden. Sie erreichten den<br />

Stadtteil Beyoglu. Der Treffpunkt lag<br />

vor dem Hotel Adahan, einer alten,<br />

denkmalgeschützten Villa mit einer<br />

Dachterrasse, die – so hatte er gehört<br />

– einen tollen Blick über das goldene<br />

Horn bot. Bisher hatte er sich solch<br />

ein Hotel nie leisten können, aber<br />

auch das würde sich bald ändern.<br />

Das Adahan war nur 5 Minuten von<br />

dem Laden des Goldschmieds in<br />

der Istiklal-Straße entfernt. Mehmet<br />

würde die Alarmanlage außer Kraft<br />

setzen und er würde den Tresor<br />

ausräumen. Dafür war er bekannt:<br />

Horsti der Tresorknacker. Er kannte<br />

bereits den Tresortyp, für solch<br />

ein altes Modell brauchte er höchstens<br />

10 Minuten. Mehmets Schwager<br />

würde ihm über Nacht Quartier bieten<br />

und die Ware nächste Woche auf<br />

dem Landweg nach Hamburg bringen.<br />

Adele Penkmeier kannte genug<br />

Abnehmer. Mehmet wartete bereits<br />

vor dem Hotel. Es konnte losgehen.<br />

Am nächsten Morgen stand Horst<br />

Penkmeier auf dem Flughafen<br />

Atatürk am Check-In-Schalter. Da er<br />

keine Hehlerware bei sich hatte und<br />

auch sonst alles glatt gelaufen war,<br />

fühlte er sich vollkommen sicher.<br />

Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner<br />

Schulter.<br />

„Herr Penkmeier?“<br />

„Äh, ja?“<br />

„Komiser Doğan. Kriminal Polis<br />

Istanbul. Das sind meine Kollegen.“<br />

Er zeigte auf zwei humorlose Typen<br />

in schwarzen Anzügen.<br />

?<br />

<br />

<br />

Horst versuchte, gelassen zu bleiben.<br />

„Um was geht es?“<br />

„Sie werden verdächtigt, auf der<br />

Istiklal Caddesi den Tresor eines<br />

Goldschmieds ausgeraubt zu haben.“<br />

„Was? Wie kommen Sie denn<br />

darauf?“<br />

„Ein Zeuge hat einen dünnen Mann<br />

beobachtet, der möglicherweise<br />

Deutsch sprach. Der Rest kam via<br />

Interpol aus dem Polizeipräsidium<br />

Hamburg.“ Der Kommissar grinste.<br />

„Wann soll das denn gewesen sein?“<br />

12 | Kultur


„Gestern Abend zwischen 21.45 Uhr<br />

und 22.00 Uhr.“<br />

„In dieser Zeit habe ich mit meiner<br />

Mutter in Hamburg telefoniert. Sie<br />

können sie gerne fragen.“ Er zog sein<br />

Handy aus der Tasche und wählte.<br />

„Hallo Mutti, ich geb´ dir mal die<br />

Polizei, die wollen dich etwas fragen!“<br />

Er schaltete den Lautsprecher ein<br />

und reichte dem Kommissar sein<br />

Mobiltelefon. Doğan nickte, dann<br />

erklärte er Adele Penkmeier die<br />

Situation.<br />

„Hat Ihr Sohn gestern Abend mit<br />

Ihnen telefoniert?“, fragte er.<br />

„Ja, er hat angerufen, er hat mir ja so<br />

viel Schönes von Istanbul erzählt …“<br />

„Entschuldigung, aber ich muss wissen,<br />

wann Ihr Sohn angerufen hat.“<br />

„Das war um 21.45 Uhr und wir haben<br />

eine halbe Stunde gesprochen.“<br />

„Woher wissen Sie das denn so genau?“,<br />

bohrte Kommissar Doğan<br />

nach.<br />

„Na ja, ich musste extra aus dem<br />

Fernsehstuhl aufstehen und genau<br />

in diesem Moment fing das Heute-<br />

Journal an. Die Fernsehuhr hat´s<br />

gezeigt – 21.45 Uhr.“<br />

„Gut, vielen Dank, Frau Penkmeier!“<br />

Der Kommissar gab Horst sein<br />

Handy zurück. „Herr Penkmeier, Sie<br />

sind vorläufig festgenommen!“<br />

<br />

<br />

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Kultur | 13


Das Flussdelta des<br />

Kizilirmak, ein<br />

Küstenabschnitt am<br />

Schwarzen Meer, zeigt ein<br />

ungewohntes Bild der Türkei.<br />

Wilde Schönh<br />

Oliver Abraham<br />

Flussdelta und Schwarzmeerküste<br />

14 | Zu Besuch bei


A<br />

präsentierte sich mir eine ganz ungewohnte<br />

<br />

<br />

mit Zikaden, Eidechsen und Teepflanzungen<br />

Sonnenglanz liegt über den Seen, träge schwappt das<br />

Wasser ans Ufer, ein sachter Wind kämmt das Schilf.<br />

Ich habe meinen Reiseführer Ismail in der Stadt<br />

Samsun getroffen, um mit ihm eine unbekannte Region<br />

der Türkei zu entdecken – die Schwarzmeerküste.<br />

Im Weiler Yörükler liegt der Duft von Holzfeuern<br />

zwischen den Holzhäusern, die letzten Gehöfte bleiben<br />

zurück und wir steuern auf der Schotterpiste ins<br />

Nirgendwo. Mit der herben Schönheit der Marschen<br />

unter dem weiten Himmel sieht es hier aus wie an der<br />

Nordsee. Weinreben, Paprikapflanzen, Pelikane oder<br />

der Oleander in den bunten Gärten aber erinnern daran,<br />

dass wir im Süden sind.<br />

Der Weg führt durch menschenleeres Land,<br />

Staubteufel tanzen auf der Straße mit dem Wind und<br />

weiße Reiher fliegen vorüber. Still liegt das Delta des<br />

Kizilirmak unter der Sonne Anatoliens und der salzige<br />

Geschmack des Meeres in der Luft. Seen und Sümpfe,<br />

das nahe Meer; es ist eine amphibische Landschaft –<br />

nicht mehr Land, noch nicht Wasser. „Schau mal hier“,<br />

sagt Ismail und hält den Wagen an, „eine Schildkröte“.<br />

Er weist in den Himmel, dort flattern exotische Vögel.<br />

„Und das da vorn sind Wasserbüffel“, sagt er.<br />

eiten<br />

Nachdem der Kizilirmak, der längste ausschließlich<br />

durch die Türkei fließende Fluss, den Riegel des<br />

Pontischen Gebirges durchbrochen hat, wird er flacher,<br />

breitet sich aus und kommt in tausend kleinen Seen zur<br />

Ruhe. Zwischen Sumpf und Strand bilden sich im ewigen<br />

Wind Dünenzüge. Die Wasserstände in den Seen<br />

schwanken je nach Jahreszeit. Die Schotterpiste, sie<br />

führt nördlich der Stadt Samsun über Ondokuzmayis<br />

und Yörükler im Bogen am Ufer des Schwarzen<br />

Meeres Richtung Bafra durch einen geschützten<br />

Bereich des Deltas, liegt nun auf einem Damm. Nach<br />

ergiebigen Regenfällen, wenn die Wassermassen nicht<br />

schnell genug ins Schwarze Meer abfließen können,<br />

versinken große Gebiete in den Fluten. Das ganze Jahr<br />

über bleiben von den Überflutungen Seen, Tümpel<br />

und Lagunen mit einer großen Vielfalt und Zahl an<br />

Fischen und Wasservögeln.<br />

Wir fahren <strong>zum</strong> Gehöft der lokalen Fischereigenossenschaft<br />

weiter nördlich am Seeufer. „Wenn hier<br />

jemand ein Boot hat, dann die Fischer“, meint Ismail.<br />

Zwischen Pappeln lärmen Spatzen, ein Grill qualmt<br />

am Ufer, Netze trocknen im Gras. Die Männer schleppen<br />

ihren Fang an Land und laden uns <strong>zum</strong> Tee ein.<br />

Ismail übersetzt und wir sind uns schnell einig. Gern<br />

fahren sie uns hinaus in die verwunschene Welt aus<br />

Unterwegs | 15


Idylle am<br />

Schwarzen Meer,<br />

der Ort Üzüngöl.<br />

Schilfinseln, verborgenen Kanälen<br />

und in der Nachmittagssonne gleißenden<br />

Seen.<br />

Vor uns breitet sich eine trockengefallene<br />

Fläche aus, 40, 50 vielleicht<br />

noch mehr Störche stehen drauf.<br />

Regnet es im Hochland, dort, wo sich<br />

der Kizilirmak speist, schwillt der<br />

Fluss an und flutet die Flächen wieder.<br />

Es ist ein ewiges Hin und Her im<br />

Rhythmus der Zeit. Der Wechsel von<br />

Flut und Trockenheit verändert fortwährend<br />

die Landschaft und macht<br />

das Delta so vielfältig und reich. Zur<br />

Zeit des Vogelzuges wimmelt es hier<br />

von tausenden und abertausenden<br />

Gänsen und Enten.<br />

Und plötzlich, mitten im Nirgendwo,<br />

es riecht es nach Stall und Kuhdung,<br />

bevor wir sie sehen – Wasserbüffel!<br />

Ganz geschmeidig bewegen sich die<br />

ebenso gewaltigen wie friedlichen<br />

Tiere durch das Schilf und schreiten<br />

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Istanbul, Schwarzmeerküste und Ostanatolien<br />

· Rundreise, 1 Woche im DZ, Halbpension<br />

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p.P. ab € 1059,-<br />

gemächlich hinaus in den See. Die<br />

Bauern bereiten leckeren Käse<br />

und Joghurt aus ihrer fetten Milch.<br />

Längst hat sich der Abend über die<br />

Landschaft gesenkt. Der See liegt in<br />

völliger Stille, die Wolken spiegeln<br />

sich zart auf der Wasserfläche. Bis<br />

auf das Zirpen der Zikaden und einen<br />

gelegentlichen Möwenschrei<br />

hört man keinen Laut.<br />

Ismail steht am Wagen und lächelt<br />

fein. Auch er staunt über<br />

dieses kleine Paradies, diese geheimnisvolle<br />

Welt zwischen Land<br />

und Meer. Ein Vogelschwarm fliegt<br />

vorüber und die Sonne geht unter.<br />

Ein wunderbarer erster Tag unserer<br />

Entdeckungsreise.<br />

Am nächsten Tag fahren wir über<br />

die E 70, den Küsten-Highway,<br />

der sich von Samsun zwischen<br />

dem Schwarzen Meer und dem<br />

Pontischen Gebirge Richtung Osten<br />

nach Georgien entlangzieht.<br />

Einen Vorgeschmack auf Georgien<br />

bekommt man im Restaurant von<br />

Bülent Bolat, direkt an der E 70.<br />

Während LKW vorbeidonnern und<br />

Popmusik aus den Lautsprechern<br />

dudelt, serviert der Wirt eine<br />

Platte mit Spezialitäten aus seiner<br />

Heimat, Huhn mit Pinienkernen und<br />

Maisküchlein – gehaltvoll und lecker.<br />

„Bevor die E 70 mit Tunneln und<br />

Brücken fertiggestellt wurde,<br />

musste sich der gesamte Verkehr<br />

mancherorts durch die Berge<br />

quälen“, erklärt Ismail und biegt demonstrativ<br />

vor Ordu vom Highway<br />

ab. Sofort kehrt Stille ein. Die Straße<br />

windet sich in Serpentinen durch<br />

das Küstengebirge. Wer etwas sehen<br />

und erleben will, muss die Autobahn<br />

verlassen.<br />

Bei Perşembe ragt eine felsige<br />

Halbinsel ins Meer. „Wir fahren mal<br />

hin“, sagt Ismail. Uns erwartet nicht<br />

nur eine spektakuläre Aussicht, sondern<br />

noch einmal etwas Gutes zu<br />

essen. So macht Reisen Spaß. Eine<br />

weinlaubumrankte Pergola führt hinunter<br />

zu einem kleinen Restaurant.<br />

Meterlang aneinandergereiht stehen<br />

16 | Unterwegs


hier Gläser mit Gemüse: Turşu, eine<br />

typische Spezialität der Schwarzmeerküste.<br />

Alles was hier wächst,<br />

Obst und Gemüse, ja sogar Fisch,<br />

wird sauer eingelegt. Celal Vonali<br />

führt 128 Varianten und serviert sie<br />

zu frischem Fisch. Unten tost die<br />

Brandung um die Felsen und oben<br />

muss man aufpassen, dass sich nicht<br />

freche Möwen ihren Teil vom Essen<br />

holen. Manche sind sogar trainiert:<br />

Ein Pfiff von Celal – und der Fisch<br />

fliegt im Schnabel einer Möwe davon.<br />

Am kommenden Tag steuert Ismail<br />

den Wagen abseits der E70 durch die<br />

Haselnusshaine südlich von Ordu,<br />

die kleine Straße windet sich durch<br />

ein schönes Tal. Wieder und wieder<br />

öffnet sich ein weiter Blick in das<br />

Pontische Gebirge, das in mehreren<br />

Staffeln in den Himmel ragt. Ismail<br />

hält den Wagen an und wir wandern<br />

auf einem schmalen Pfad durch dichtes<br />

Haselnussgebüsch <strong>zum</strong> Ohtamis<br />

Selalesi, einem Wasserfall. Bis auf<br />

das einsame Gebell eines Hofhunds<br />

ist es still. Der Pfad wird immer steiler<br />

und rutschiger; die Gischt des<br />

Wasserfalls macht die Steine glitschig<br />

und erfrischt die Luft.<br />

Später am Tag erreichen wir die<br />

Stadt Trabzon. Wir besuchen<br />

eine Silberschmied und bummeln<br />

durch die Budengassen der alten<br />

Markthallen. Das Stöbern hier macht<br />

Spaß – Gewürze, Gold und Teppiche.<br />

Auf dem Gemüsemarkt liegen liebevoll<br />

aufgestapelt Tomaten, Paprika,<br />

Kirschen, Maulbeeren und vieles<br />

mehr. Vielfältige Düfte, friedliches,<br />

freundliches Stimmengewirr, überall<br />

wird man <strong>zum</strong> Probieren genötigt –<br />

eine wundervolle Atmosphäre.<br />

Hinter Trabzon scheinen die Straßen<br />

in den Himmel zu klettern. Die E<br />

70 führt weiter nach Georgien. Wir<br />

biegen ab und fahren in die Berge,<br />

in das kleine Dorf Soguksu (Kaltes<br />

Wasser) in der Nähe von Sürmene.<br />

Dort sitzt Herr Karadeniz am<br />

Schleifstein. Der Messermeister fertigt<br />

in seiner kleinen Manufaktur<br />

fein ziselierte Stilette, Messer und<br />

andere Werkzeuge für die Küche in<br />

Handarbeit. In der engen Werkstatt<br />

stehen Esse, Amboss, und Gebläse,<br />

es riecht nach Kohlefeuer. Ich fühle<br />

mich wie auf einer Zeitreise in die<br />

Vergangenheit.<br />

Unser Wagen müht sich über steile<br />

und enge Straßen immer weiter<br />

in die Berge hinauf. Je höher wir<br />

kommen, desto kühler wird es, aber<br />

desto schöner sind die Ausblicke.<br />

Die Hänge sind dicht bewaldet und<br />

scheinen wie ein grünes Meer über<br />

die Flanken des Pontischen Gebirges<br />

zu wogen, Wolken schwappen über<br />

die höchsten Bergriegel. Zikaden<br />

zirpen, Eidechsen huschen über die<br />

Mauern, in der Luft liegt der Duft<br />

von Feuer und reifem Obst. Hier<br />

oben treffen wir auf Teeplantagen<br />

mit ihrem dunkelgrünen Laub. Die<br />

Ernte wird komplett im eigenen<br />

Land verbraucht, für den çay, das<br />

Nationalgetränk der Türkei.<br />

Ich bin wieder einmal fasziniert<br />

von der Vielfalt der türkischen<br />

Landschaften und dem, was ich allein<br />

in den letzten Tagen kennenlernen<br />

durfte. Wer sich darauf beschränkt,<br />

an der Mittelmeerküste am Strand zu<br />

liegen, bekommt wirklich nur einen<br />

ganz kleinen Eindruck von diesem<br />

gewaltigen Land.<br />

Unterwegs | 17


Die deutsch-türkische<br />

Modedesignerin<br />

Jasmin<br />

Maggie Riepl<br />

Jasmin (4. v. links) und ihre Models<br />

18 | Zu Besuch bei


Schon während der Schulzeit gab es für Jasmin Erbaş nichts<br />

Schöneres, als Kleider zu entwerfen und aus alten Sachen<br />

neue schicke Klamotten zu schneidern. Ihren Traum,<br />

Modedesignerin zu werden, hat sich die 28-Jährige inzwischen<br />

erfüllt. „Gerade noch rechtzeitig“, wie sie mit einem Lächeln<br />

verrät. Ihre Eltern, Mutter Dagmar ist Berlinerin, Vater Edip<br />

ist Türke, waren gar nicht erfreut, als die Tochter die Schule<br />

in der 12. Klasse plötzlich hinschmiss. Dann wenigstens was<br />

Solides: Und Jasmin begann auf Elternwunsch eine Ausbildung<br />

als Bürokauffrau. Doch heimlich bewarb sie sich am renommierten<br />

Berliner Lette-Verein für Modedesign. Dass sie unter<br />

den vielen Anwärtern angenommen wurde, überzeugte auch<br />

Mama und Papa, die inzwischen sehr stolz auf ihre schöne und<br />

erfolgreiche Tochter sind.<br />

Nach ihrem Abschluss ging Jasmin nach Istanbul, um bei der<br />

bekannten Designerin Arzu Kaprol ein Praktikum zu machen –<br />

und gleichzeitig ihr Türkisch zu verbessern. „Als mein Bruder<br />

und ich klein waren, hat mein Vater mit uns Türkisch gesprochen,<br />

aber wir haben auf Deutsch geantwortet. Irgendwann<br />

hat er es dann aufgegeben“, erzählt die Berlinerin. Zurück in<br />

Ihre ehemaligen Lehrer hatten sie empfohlen, als<br />

Berlins Partnerstadt Los Angeles junge Designer aus<br />

der deutschen Hauptstadt für die „Runway Fashion<br />

Show“ in Kalifornien suchte. 2012 wurde sie dann<br />

in ihrer Heimatstadt auf dem „Walk of Fashion“ zur<br />

besten Jungdesignerin gewählt. Das Highlight ihrer<br />

bisherigen Karriere war die Schau auf der „Berliner<br />

Fashion Week“ im Juli diesen Jahres, wo sie auf<br />

dem Lavera-Showfloor eine nachhaltige Kollektion<br />

aus Naturmaterialien zeigte. Begeisterten Applaus<br />

gab es für die einfarbigen Gewänder aus Chiffon,<br />

Seide und Gabardine mit einfacher, aber eleganter<br />

Schnittführung. Ihre Handschrift beschreibt die junge<br />

Modeschöpferin so: „ Ich liebe klare Linien und<br />

vor allem Struktur. Daher arbeite ich gerne mit Falten<br />

und Plissees. Das ist mir wichtiger als mit Farben zu<br />

spielen.“ Und immer findet man eine subtile orientalische<br />

Note – ob in fließenden Faltenwürfen, den<br />

bauchfreien Ensembles, üppiger Stickerei und Spitze<br />

oder osmanischen Mustern wie der Tulpe. Jasmin<br />

Berlin, gründete sie ihr eigenes Modelabel. Ihre Kollektion<br />

steht für Eleganz und vor allem Weiblichkeit. „Da bin ich<br />

doch sehr orientalisch beeinflusst“, sagt Jasmin, die statt Jeans<br />

lieber Röcke und Kleider trägt. Istanbul findet sie mega-inspirierend:<br />

„Das Leben dort macht einfach Spaß. Ich habe mehr<br />

Energie, vielleicht, weil alles überwiegend draußen stattfindet“,<br />

erzählt Jasmin. Sie ist in die türkische Großfamilie mit diversen<br />

Onkels und Tanten eingebunden, liebt es, am Bosporus<br />

zu sitzen, mit ihren Cousinen Fotos zu machen und Schuhe<br />

und Taschen zu kaufen: „Ich bringe von jedem Besuch mindestens<br />

ein Paar Schuhe mit.“ Und doch geht es ihr wie vielen<br />

Deutschtürken, ihr Herz kann sich nicht entscheiden: „Wenn<br />

ich in Istanbul lebe, sehne ich mich nach Berlin, bin ich an der<br />

Spree, träume ich vom Bosporus.“ Dass ihr Name in beiden<br />

Ländern verkehrt ausgesprochen wird, stört Jasmin wenig. Die<br />

Türken sagen „Schasmin“, weil ihr Vorname mit „J“ und nicht<br />

mit „Y“ geschrieben ist. Und die Deutschen wissen nicht, dass<br />

sich ihr Nachname eigentlich „Erbasch“ ausspricht.<br />

2010 gründete Jasmin in Berlin ihr eigenes Modellabel. Die<br />

erste Kollektion, ausschließlich in ihrer Lieblingsfarbe Schwarz<br />

und überwiegend aus Leder, stellte sie gleich in den USA vor.<br />

Erbaş' Kleider sind immer prachtvoll, ohne protzig<br />

zu sein. Vor allem aber betonen sie die Weiblichkeit.<br />

Daher kommen neuerdings immer mehr Kundinnen<br />

in den komplett schwarz gestrichenen Showroom im<br />

Szeneviertel Friedrichshain, um sich für 2000 bis 3000<br />

Euro ein traumhaftes Brautkleid nach Maß schneidern<br />

zu lassen. Eine der ersten war ihre Schwägerin.<br />

Eine große Karriere in Paris oder Mailand ist der<br />

hübschen Jasmin gar nicht so wichtig. Sie sagt: „Ich<br />

möchte dafür bekannt sein, dass sich Frauen in meinem<br />

Kleidern wohl fühlen.“ Einen Traum hat sie aber<br />

doch: „Meinen eigenen Laden in Istanbul!“<br />

Zu Besuch bei | 19


Mitten im Herzen Hamburgs,<br />

im aufstrebenden Viertel<br />

Großneumarkt findet sich<br />

ein Stück vom Glück. Hier betreiben<br />

Hairstylist Bülent Özcan (34) und<br />

sein Team das angesagte Frisör-Studio<br />

„Endorphine“. Damit verbunden kein geringerer<br />

Anspruch als der, jeden Kunden<br />

mit einer Ladung Endorphine nach<br />

Hause zu entlassen – der Freude über<br />

den individuell perfekten Schnitt.<br />

Salih, Buket und Elli kümmern<br />

sich neben Bülent mit großer<br />

Leidenschaft um ihre Kunden. Das<br />

Publikum ist international und bunt<br />

gemischt. „Zu uns kommen sowohl<br />

Fußballer von HSV und St. Pauli, als<br />

auch Vorstandsvorsitzende der umliegenden<br />

Firmen oder Promis, aber<br />

auch einfach Leute wie du und ich“,<br />

erzählt Bülent und ergänzt: „Wichtig<br />

ist, dass die Chemie zwischen den<br />

Mitarbeitern und unseren Kunden<br />

stimmt.“<br />

Es sind vor allem die Ehrlichkeit,<br />

Herzlichkeit und Fairness (auch<br />

preislich), die den Erfolg des Studios<br />

begründen. „Unsere Stärke ist es,<br />

dass wir den Kunden einschätzen<br />

können und uns ganz um ihn kümmern.<br />

Wir möchten unseren Kunden<br />

das Gefühl geben, dass ihr Geld<br />

gut angelegt ist. Das ist eine Kunst,<br />

Kopfentscheidung mit Bauchgefühl<br />

quasi unsere Philosophie“, so Bülent.<br />

Der Laden zählt viele Stammkunden<br />

und sie alle schätzen die Empathie,<br />

das Gespür für Individualität, die<br />

Lebendigkeit im Studio sowie das<br />

professionelle Handwerk.<br />

Der Weg dorthin war Bülent, der<br />

im Alter von acht Jahren aus dem<br />

Osten der Türkei nach Deutschland<br />

kam, dabei nicht in die Wiege gelegt:<br />

„Mein Kollege Salih wusste<br />

schon sehr früh, dass er Frisör werden<br />

möchte, das war bei mir nicht<br />

so“, erzählt Bülent. „Ich wusste nicht,<br />

was ein Frisör macht. Zu Hause hat<br />

die Haare immer meine Nachbarin<br />

geschnitten.“ Seine Ausbildung fing<br />

er zunächst in einem 10 EURO-<br />

Laden in Hamburg an. Doch schnell<br />

wollte er mehr, als auf das Waschen<br />

und Färben reduziert zu sein und<br />

wechselte zur Trend-Adresse „Cut<br />

for friends“ in Hamburg-Eppendorf.<br />

Die Zeit dort hat ihn geprägt, er<br />

durfte höchst anspruchsvoll arbeiten,<br />

lernte viel über den Umgang mit<br />

Kunden und die Vermarktung eines<br />

Studios. „Ich war talentiert, hatte<br />

Spaß an der Frisörkunst und einfach<br />

das Glück, dass man viel von mir gefordert<br />

hat“, fasst er zusammen.<br />

Später machte Bülent einen<br />

Abstecher in die Barkeeper-Szene,<br />

entdeckte 2008 aber direkt um die<br />

Ecke seiner Wohnung einen leer stehenden<br />

Laden und beschloss, es mit<br />

der Selbständigkeit zu probieren.<br />

Erste Berichte in der Presse feierten<br />

den Laden als neuen Geheimtipp und<br />

die Mundpropaganda sorgte dafür,<br />

dass das Geschäft schnell brummte.<br />

Auch vom Aufschwung des<br />

Stadtteils profitiert Bülent. Während<br />

die Gegend vor zehn, zwanzig Jahren<br />

noch ein Problemviertel mit vielen<br />

Sozialwohnungen war, kamen irgendwann<br />

die Besserverdienenden,<br />

der Mietenspiegel wurde angepasst<br />

und es wurde gezielt an der<br />

Idee eines Künstlerviertels gearbeitet.<br />

In der nahe liegenden<br />

Wexstraße gibt es heute viele<br />

Galerien und Ausstellungen. Es wurde<br />

neu gebaut und große Firmen<br />

wie Gruner + Jahr, Kanzleien und<br />

Unternehmensberatungen siedelten<br />

sich an.<br />

So erklärt es sich auch, dass zwischen<br />

12 und 15 Uhr im „Endorphine“ der<br />

Ausnahmezustand herrscht. Bülent<br />

erklärt: „Dann kommen viele Leute<br />

aus den umliegenden Büros vorbei.“<br />

Festgelegte Öffnungszeiten gibt es<br />

zwar, aber hier wird auch gerne mal<br />

eine Ausnahme gemacht. „Wir sind<br />

zeitlich sehr flexibel, denn gerade<br />

unsere Stammkundschaft kommt<br />

auch gern später“, so Bülent. Auch<br />

das entspricht eher dem türkischen<br />

Lebensstil und der Hairstylist bestätigt:<br />

„Es ist immer lebendig hier,<br />

manchmal eng und chaotisch. Mein<br />

Bruder arbeitet gegenüber in der<br />

„Gerüchteküche“ und auch meine<br />

Eltern arbeiten mit, räumen auf,<br />

Ko<br />

20 | Zu Besuch bei


pf<br />

Entscheidung<br />

mit<br />

Bauch<br />

Gefühl<br />

Studio Endorphine – Frisör-Geheimtipp<br />

in Hamburgs Mitte<br />

Verena Schulz<br />

nehmen Kundengespräche entgegen.<br />

Hier wird Gemeinschaft gelebt.<br />

Wer von uns Brötchen holen geht,<br />

kauft gleich für die gesamte Meute<br />

ein“, lacht Bülent. Dialog, Gespräche,<br />

Austausch, Spaß – der Job ist vor<br />

allem auch ein kommunikativer.<br />

Die Wahrung des Gleichgewichts<br />

der Themen sowie Vorlieben der<br />

Kunden, Mitarbeiter (und Besucher)<br />

übernimmt Bülent in moderativer<br />

Funktion und mit spielerischer<br />

Leichtigkeit. Auch die Musik, die das<br />

Team auflegt, ist Teil der Philosophie<br />

und leistet einen eigenen Beitrag zur<br />

positiven Atmosphäre. „Bei uns läuft<br />

viel Funk & Soul und Musik der 60er<br />

und 70er Jahre“, so Bülent.<br />

Der Laden wird aber auch unverkennbar<br />

von der gemeinsamen<br />

Wellenlänge zwischen Bülent und<br />

Salih getragen, die beide eine enge<br />

Freundschaft verbindet. Kennengelernt<br />

haben sich die beiden auf<br />

der Silvesterparty einer gemeinsamen<br />

Freundin in Düsseldorf vor<br />

drei Jahren. Salih war gerade auf<br />

der Suche nach einem neuen Job<br />

in Hamburg, kam direkt <strong>zum</strong><br />

Probearbeiten vorbei. Seitdem sind<br />

die Männer unzertrennlich. Ein Plus:<br />

„Wer hier arbeitet, bekommt die<br />

Nachbarschaft und Freunde automatisch<br />

dazu“, zwinkert Bülent. Wer hat<br />

welche Stärken? Salih sieht hier klare<br />

Präferenzen: „Bülent ist ein absolutes<br />

Allroundtalent und hat ein brilliantes<br />

Auge für neue Trends“. Und er<br />

selbst? – „Ich mache wirklich alles<br />

gut“, lacht er. „Vor allem aber liebe<br />

ich Farben, Paintings, Eventfrisuren.<br />

Und ich föhne gern. Das ist immer<br />

die Wahrheit am Ende. Finish,<br />

Schnitt, Farbe – man sieht dann die<br />

Schönheit des gesamten Ergebnisses.“<br />

Der nächste Schritt? – „Der Ausbau<br />

der Marke „Endorphine“ und eine<br />

Vergrößerung“, erklärt Bülent.<br />

Die Stammkundschaft wird das<br />

sympathische Team dabei sicher<br />

unterstützen!<br />

Studio Endorphine<br />

<br />

<br />

<br />

Web: studio-endorphine.de<br />

Zu Besuch bei | 21


June<br />

& die<br />

Liebe<br />

zu den<br />

Schild<br />

kröten<br />

Martina Fronzek<br />

Das Erdenleben des Menschen ist nur ein<br />

<br />

uns manchmal an bestimmten<br />

Orten, die<br />

aus der Zeit gefallen zu<br />

sein scheinen, und uns<br />

zeigen, wie perfekt die<br />

Natur auch oder gerade<br />

ohne den Menschen ist.<br />

So muss es auch June Haimoff<br />

gegangen sein, als sie 1975<br />

mit ihrem Boot Bouboulina<br />

vor dem Istuzu-Strand vor Anker ging. Dieser Strand ist eine<br />

Landzunge, die vor dem Mündungsdelta des Dalyan-Flusses<br />

und einer Lagune liegt. 1975 waren das 4 km feiner, unberührter<br />

Sand.<br />

Für June Haimhoff war es Liebe auf den ersten Blick: „Es war<br />

ein sehr starker Moment in meinem Leben. Ich schaute auf den<br />

riesigen Sandstreifen, auf diesen wunderbaren Strand. Ganz<br />

unberührt. Ich empfand eine solche Leidenschaft für ihn, ich<br />

wollte hinrennen, mich in den Sand werfen und ihn küssen<br />

wie einen Liebhaber“, erzählt die mittlerweile 91-Jährige in der<br />

Doku „Kaptan June“ der Filmemacherin Barbara Trottnow.<br />

Neun Jahre später, 1984, lässt sich June Haimhoff am Istuzu-<br />

Strand nieder. Eine einfache, auf Pfählen gebaute Hütte wird<br />

ihr neues Zuhause. Von dem Leben, dass sie vorher geführt<br />

hat, träumt so mancher. Geboren in Sussex, England, wuchs<br />

sie in Afrika auf, reiste mit ihrem ersten Mann auf einer<br />

Luxusyacht um die Welt, verbrachte einige Jahre als Malerin<br />

in der Schweiz und schipperte schließlich auf ihrem eigenen<br />

kleinen Boot durch die Ägäis.<br />

Ihre „baraka“ war nicht die einzige am Istuzu-Strand. In<br />

den Sommermonaten lebten hier ca. 40 Familien aus der<br />

Umgebung – eine echte Sommerfrische mit Ruhe vor den<br />

Moskitos in Dalyan. June führte wie die Einheimischen ein<br />

einfaches Leben. Sie sagt selbst, sie hätte am Istuzu-Strand ihr<br />

Paradies gefunden.<br />

In dieser Zeit hatte June eine weitere Begegnung, die ihr Leben<br />

verändern sollte. Von den Caretta-caretta-Schildkröten hatte<br />

sie schon erzählen hören und bemerkte die Spuren ihrer<br />

Flossen am Strand, aber selbst gesehen hatte sie noch keine.<br />

Eines Abends, nah am Meer, konnte sie eine Schildkröte beobachten,<br />

die das Wasser verließ, sich langsam mit ihren Paddeln<br />

durch den Sand schob, geschickt eine Röhre im Sand aushob<br />

und in dieses Nest mehr als 100 Eier legte. Anschließend bedeckte<br />

sie ihr Gelege sorgfältig und machte sich schwerfällig<br />

22 | Lebensart


wieder auf den Weg zurück ins Meer. Die Eiablage hatte ca.<br />

eine Stunde gedauert. June Haimhoff hat Tränen in den Augen,<br />

noch als sie im Film von dieser Begegnung berichtet, und stellt<br />

fest: „Ich bin ein anderer Mensch von diesem Moment an“.<br />

Die sogenannte unechte Karettschildkröte (caretta-caretta)<br />

lebt in tropischen und subtropischen Meeren, u. a.<br />

im Mittelmeer, ist weltweit vom Aussterben bedroht und<br />

steht unter Artenschutz. Nicht nur durch Jagd wurden die<br />

Bestände dezimiert, sondern auch durch die Ausbreitung<br />

der Zivilisation. Die Schildkröten bleiben nämlich über<br />

Generationen ihren Stränden treu. Zur Eiablage kommen sie<br />

immer wieder an den Strand zurück, an dem sie selbst aus dem<br />

Ei geschlüpft sind. Die Schlüpflinge, die nach ca. 50 Tagen ihr<br />

Ei verlassen, erreichen im Schutz der Dunkelheit das Meer –<br />

wenn alles gut geht und sie nicht unterwegs einem Fressfeind<br />

(Raubvögeln, Hunden, Füchsen) oder dem Menschen und seinen<br />

Errungenschaften begegnen.<br />

Am Istuzu-Strand war es der aufstrebende Türkei-Tourismus,<br />

der die Karettschildkröten bedrohte.<br />

Schon 1986 wurden die Hütten am Strand verboten<br />

und June zog nach Dalyan um, wo<br />

die Strandhütte in ihrem Garten<br />

einen Ehrenplatz bekam. 1988 kamen<br />

ihr Gerüchte zu Ohren,<br />

dass am Strand Hotels, ein<br />

Feriendorf, eine Straße<br />

und vielleicht sogar ein<br />

Yachthafen geplant waren.<br />

Sie hatte sich in<br />

der Zwischenzeit über<br />

die Gewohnheiten<br />

der Schildkröten<br />

informiert und sorgte<br />

sich um Ihren<br />

Lebensraum. „Ich<br />

fing an, darüber<br />

nachzudenken, was<br />

mit diesen Lebewesen<br />

geschieht, die nachts<br />

hierher kommen. Sie<br />

werden Angst haben,<br />

wenn hier gebaut wird,<br />

Planierraupen, Bagger und<br />

Autos hier unten sind“, erzählt<br />

sie Barbara Trottnow im Interview.<br />

Mit Leidenschaft und Charisma setzte<br />

sich June für den Erhalt des unberührten Strandes ein. Drei<br />

Jahre lang sammelte sie unermüdlich Unterschriften und<br />

holte Umweltschutzverbände ins Boot (u. a. den WWF, dessen<br />

Präsident zu dieser Zeit Prinz Philipp war). Mit 700<br />

Unterschriften im Gepäck fuhr sie nach Ankara zu Premier<br />

Turgut Özal. Es gelang ihr nicht nur, das 1.800-Betten-<br />

Hotelprojekt zu stoppen, obwohl es sich bereits seit 9 Monaten<br />

im Bau befand, sondern auch, die türkische Regierung zu<br />

bewegen, das Bauen am Istuzu-Strand komplett zu<br />

verbieten. 1988 wurde nicht nur der Istuzu-Strand,<br />

sondern die gesamte Köyegiz-Dalyan-Region zur<br />

Special Environment Protection Zone, <strong>zum</strong> Umwelt-<br />

Sonderschutzgebiet, erklärt. Das bedeutet z. B. auch,<br />

dass es im Ort Dalyan strenge Bauauflagen gibt.<br />

June hatte dafür gesorgt, dass das Schicksal der<br />

Karett-Schildkröten weltweit Beachtung fand, und<br />

nun standen plötzlich auch der kleine Ort Dalyan und<br />

der Strand im Zentrum der Aufmerksamkeit.<br />

Immer mehr Besucher kamen und die Bewohner von<br />

Dalyan profitierten davon, eröffneten im Ort kleine<br />

Pensionen und Restaurants. June Haimoff wurde eine<br />

Berühmtheit und musste immer wieder Interviews<br />

geben.<br />

In den folgenden Jahren entstand am Istuzu-Strand<br />

das Sea Turtle Research, Rescue and Rehabiltation<br />

Centre (DEKAMER) unter Leitung von Prof. Yakup<br />

Kaska von der Pamukkale-Universität. Verletzte<br />

Schildkröten werden hier aufgenommen,<br />

behandelt, gefüttert und wieder ausgesetzt,<br />

wenn sie gesund sind. Viele<br />

haben z.B. einen Angelhaken<br />

oder eine Angelschnur ver -<br />

schluckt oder sind verletzt.<br />

Auch verirrte<br />

Schlüpflinge, die den<br />

Weg ins Meer nicht<br />

geschafft haben, werden<br />

hier versorgt.<br />

Die Schildkrötenzone<br />

am Strand ist mit<br />

Pfählen abgetrennt,<br />

hier dürfen keine<br />

Liegen aufgestellt und keine<br />

Sandburgen gebaut werden. Gelege werden mit<br />

Drahtkörben abgedeckt. June Haimhoff unterstützte<br />

DEKAMER anfangs und stellte auch ihre Strandhütte<br />

neben dem Zentrum auf.<br />

Lebensart | 23


Kleine Maßnahme, große<br />

Wirkung: Der Propellerschutz<br />

für ein schildkrötenfreundliches<br />

Boot wird montiert.<br />

Die Popularität des Schutzgbebiets hat aber dazu beigetragen,<br />

dass Besucher jetzt nicht mehr nur wegen<br />

der Schönheit der Landschaft kommen, sondern auch,<br />

um Karett-Schildkröten zu sehen. Und es werden jedes<br />

Jahr mehr, längst ist die Dalyan-Region ein beliebtes<br />

Ziel für Tagestouristen aus Marmaris und Fethiye oder<br />

von Blaue-Reise-Schiffen geworden. Dalyan selbst ist<br />

kein verschlafenes Dorf mehr, sondern eine Kleinstadt,<br />

und vom Tourismus-Boom profitieren mehrheitlich<br />

Anleger, die nicht aus der Region stammen. Ca. 500<br />

bis 600 Boote sind auf dem Fluss unterwegs, um die<br />

Besucher zu den Sehenswürdigkeiten zu fahren.<br />

June muss sich deshalb weiterhin Sorgen um<br />

die Schildkröten machen. Sie möchte nicht, wie<br />

DEKAMER, erst helfen, wenn sie schon in Not geraten<br />

sind, sondern verhindern, dass sie behindert<br />

und verletzt werden. Als sichtbares Zeichen ihres<br />

neuerlichen Engagements steht ihre Hütte nun nicht<br />

mehr neben dem Schildkrötenzentrum, sondern ein<br />

Stück entfernt. Ihr Anliegen ist es, den Schildkröten<br />

ihr angestammtes Habitat zu erhalten und die negativen<br />

Auswüchse des Tourismus zu begrenzen. Damit macht sie sich<br />

nicht nur Freunde unter den Geschäftsleuten in Dalyan.<br />

2001 gründete Haimhoff eine eigene Stiftung, die Kaptan June<br />

Sea Turtle Conservation Foundation, deren Hauptquartier ihre<br />

ehemalige Strandhütte wird. Dafür musste sie zunächst die türkische<br />

Staatsbürgerschaft annehmen. Finanzielle Mittel erhält<br />

die Stiftung durch Fundraising und den Verkauf von Souvenirs,<br />

Kappen und T-Shirts. Information und Aufklärung sollen bei<br />

den Besuchern ein Bewusstsein für die Schutzwürdigkeit<br />

der Karett-Schildkröten und ihres Lebensraums schaffen.<br />

Zwei Probleme sind es, die June besonders am Herzen<br />

liegen: Sie möchte erstens erreichen, dass es unter Strafe gestellt<br />

wird, die Schildkröten mit Futter anzulocken, um sie<br />

Besuchern vorführen zu können. Viele der Meerestiere werden<br />

nämlich mittlerweile schon an unüblichen Stellen, wie<br />

am Eingang <strong>zum</strong> Köycegiz-See und im Fluss, gesichtet. Und<br />

zweitens wünscht sie sich, dass jedes Boot auf dem Fluss mit<br />

einem Propellerschutz ausgestattet wird, der Verletzungen<br />

bei den Schildkröten verhindert. Die Stiftung stellt ihn den<br />

Bootsbesitzern sogar kostenlos zur Verfügung. Trotzdem ist<br />

24 | Lebensart


June Haimoff<br />

Geboren 1922 in Essex als Joan<br />

Christine Fairy<br />

<br />

Haimoff )<br />

<br />

<br />

Environmental Protection Area (SEPA)<br />

<br />

Conservation Foundation<br />

<br />

Peacable Kingdom“<br />

viel Überzeugungsarbeit nötig. June hofft, dass ein kleiner<br />

Aufkleber „Dies ist ein schildkrötenfreundliches Boot“ die<br />

Touristen und damit auch die Kapitäne überzeugen wird.<br />

Ihre Perspektive für die Zukunft? June Haimhoff freut<br />

sich, dass mit Hilfe der Stiftung andere auch ohne sie ihr<br />

Lebenswerk fortsetzen werden. Sie hat in Dalyan einen Strand<br />

gerettet, aber, ihn und den Lebensraum der Schildkröten auch<br />

für nachfolgende Generationen zu erhalten, erfordert noch<br />

viel Arbeit und Umdenken, vor allem auch bei den Behörden.<br />

„Ich liebe dieses Delta. Es ist ein Wunder. Dieser Ort verdient<br />

die bestmögliche ökologische Rücksichtnahme. Er sollte ein<br />

Weltklasse-Ökotourismus-Reiseziel sein“ sind ihre abschließenden<br />

Worte in dem Dokumentarfilm von Barbara Trottnow.<br />

Ihre charismatische Persönlichkeit, ihre Stärke und Beharrlichkeit,<br />

ihr Weitblick sowie ihre Liebe zur Natur haben June<br />

Haimhoffs Engagement möglich gemacht. Sie selbst sieht sich<br />

allerdings ganz bescheiden als die „richtige Person am richtigen<br />

Ort zur richtigen Zeit“.<br />

Barbara Trottnow<br />

Die Dokumentarfilmerin studierte<br />

Sozialwissenschaften in Göttingen<br />

und war Redakteurin bei Rundfunk<br />

und Fernsehen. Der Schwerpunkt ihrer<br />

filmischen Arbeit liegt zurzeit auf<br />

dem Thema Migration und Türkei.<br />

June Haimhoff hat sie 1991 kennengelernt und seitdem<br />

regelmäßig in Dalyan besucht.<br />

Sie porträtiert die engagierte Umweltschützerin kurz vor<br />

deren 90. Geburtstag in ihrem Film „Kaptan June“<br />

Die DVD kann bestellt werden unter:<br />

bt-medienproduktion.de<br />

Die unechte Karett-Schildkröte (caretta-caretta)<br />

<br />

Meere (u. a. Mittelmeer)<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Anamur<br />

<br />

Washingtoner Artenschutz-Abkommen<br />

Buchen Sie bequem in Ihrem Reisebüro<br />

Lykische Küste · Dalyan Resort 1111<br />

1 Woche im DZ, Halbpension, inkl. Flug<br />

p.P. ab € 569,-<br />

Lebensart | 25


Mardan Palace<br />

größer schöner<br />

Ein Hotel der Superlative<br />

Nachgebauter "Mädchenturm"<br />

Superlative auf einen Blick:<br />

Der erste Eindruck zählt: Das Mardan empfängt seine Gäste<br />

in einer 2.800 qm großen Hotellobby, die dem „Dolmabahçe<br />

Palast“ in Istanbul nachempfunden wurde<br />

Platz im Pool: In Europa gibt es derzeit keinen größeren –<br />

der Außenpool misst 16.000 qm<br />

Hier schnorcheln Anfänger oder Profis: Rochen und über<br />

1.600 verschiedene Fische bewohnen das hoteleigene<br />

Schwimmriff<br />

Die Seele baumeln lassen im größten Spa der Türkei:<br />

7.500 qm Spa-Landschaft inkl. VIP-Bereich<br />

Fußballstars wohnen im nahegelegenen Mardan-Sporthotel<br />

und trainieren auf insgesamt 5 Fußballfeldern<br />

Größter und exklusivster Weinkeller der gesamten<br />

Mittelmeerküste: fast 200 Weinsorten aus 11 Ländern von<br />

78 verschiedenen Herstellern (die exklusivste Weinflasche<br />

ist ein 1996er Château Pétrus und kostet 10.000 €)<br />

26 | Backstage<br />

Imposante Treppe in der Lobby<br />

Bei der Eröffnungsfeier: Mariah Carey<br />

Mondäne Zimmer


Direkt am Strand an der türkischen Riviera öffnet<br />

sich eine Welt voller Luxus. Die Hotelanlage<br />

des Mardan Palace ist ein Hotel der Superlative<br />

und übertrifft die Erwartungen und Urlaubswünsche nahezu<br />

jedes Türkeireisenden. Bereits die Eröffnung im Mai<br />

2009 war keine normale Hoteleröffnung, sondern vielmehr<br />

ein pompöses Spektakel, bei dem neben geladenen<br />

Partnern auch hochkarätige Stars wie Sharon Stone, Seal,<br />

Monica Bellucci, Richard Gere, Paris Hilton, Mariah Carey<br />

und Tom Jones anwesend waren.<br />

Die Annehmlichkeiten, die dem Hotel fünfeinhalb Hotelsterne<br />

einbrachten, und ein außergewöhnliches Ambiente versprechen<br />

einzigartigen Luxus und eine unvergessliche<br />

Atmosphäre. Die auf ein Haupthaus und Nebengebäude verteilten<br />

546 Zimmer sowie die gesamte Hotelanlage wurden<br />

vom Hotelbesitzer in den verschiedenen Stilepochen der<br />

Istanbuler Geschichte eingerichtet und dekoriert.<br />

Der Unternehmer liebt die Stadt Istanbul, vermisste jedoch immer<br />

den Strand. So entstand seine Idee, eine eigene Istanbuler<br />

Welt als Luxushotel direkt am Strand zu errichten.<br />

Dem Gast begegnen in der Anlage zahlreiche Istanbuler<br />

Wahrzeichen aus dem Osmanischen Reich wie <strong>zum</strong> Beispiel<br />

der bekannte „Mädchenturm“. Der Leuchtturm aus dem 18.<br />

Jahrhundert ist eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten. Die<br />

Nachbildung im Mardan Palace hingegen beherbergt einen<br />

Großteil der exklusiven Restaurants des Luxusresorts. Über<br />

die Poollandschaft spannt sich die Da-Vinci-Brücke, die der<br />

berühmten Galatabrücke aus Istanbul ähnelt.<br />

Besonders die große Hotellobby ist an Luxus kaum zu übertreffen,<br />

denn nicht nur der Innenraum wurde der ehemaligen<br />

Residenz des Sultans, dem Dolmabahçe-Palast, nachempfunden,<br />

sondern auch die Fassade des Gebäudeteils, das den Gast<br />

empfängt. Der pompöse Lobby-Bereich begrüßt mit antikem<br />

Mobiliar und einer 21 m hohen Decke aus Glas, die mit traditionellen<br />

Palastmotiven und handgemalten Dekors verziert ist.<br />

Das zu den führendsten Luxushotels der Welt gehörende<br />

Mardan Palace vereint in der Einrichtung und Ausstattung der<br />

Zimmer osmanischen, orientalischen und europäischen Stil.<br />

Im anatolischen Flügel ist die Inneneinrichtung der Zimmer<br />

und Suiten orientalisch und beeindruckt durch dunkle Hölzer,<br />

majestätische Farben und vergoldete Elemente. Die Zimmer<br />

im europäischen Flügel begeistern durch postmodernes<br />

Design und die Zimmer und Suiten im Dolmabahçe-Flügel<br />

bieten ein Höchstmaß an Luxus und Eleganz in osmanischem<br />

Design. Die großzügige Aufteilung der Zimmer und die warme<br />

Atmosphäre lassen diesen Flügel palastartig erscheinen.<br />

Das Mardan Palace ist preisgekrönt und wurde bereits mehrfach<br />

mit dem „Oscar der Tourismusbranche”, dem World<br />

Travel Award, ausgezeichnet. Es wurde unter anderem <strong>zum</strong><br />

führenden Luxushotel Europas gewählt und gewann den<br />

Preis für das weltbeste Hotel-Spa sowie den weltbesten<br />

Hotel-Swimmingpool.<br />

Concierge<br />

Der ausgezeichnete Außenpool ist der zur Zeit größte<br />

Europas in dem sogar Gondeln durchs Wasser gleiten<br />

und ein hoteleigenes Schwimmriff den Gast <strong>zum</strong><br />

Schnorcheln einlädt.<br />

Auch der schneeweiße Strand ist eine Besonderheit<br />

des Hotels. In der riesigen Spa-Landschaft kann der<br />

Gast in edlem Ambiente entspannen und aus einem<br />

großen Angebot von Massagen, Anwendungen oder<br />

medizinischen Behandlungen aus aller Welt wählen.<br />

Für kulinarische Genüsse sorgen zehn verschiedene<br />

Restaurants und mehrere Bars und Cafés. Ganz gleich,<br />

ob der Gast Appetit auf ein exotisch-fernöstliches<br />

Genusserlebnis, Fischspezialitäten oder ein klassischelegantes<br />

europäisches Menü verspürt, im Mardan<br />

Palace kann sich jeder Gaumen verwöhnen lassen.<br />

Ein Urlaub im Mardan Palace ist nicht einfach eine<br />

Reise in die Türkei, sondern wahrhaftig eine Reise in<br />

eine Traumwelt, in der Opulenz und Genuss zu Hause<br />

sind.<br />

Belinda Menzel<br />

Buchen Sie bequem in Ihrem Reisebüro<br />

Antalya · Mardan Palace 111112<br />

1 Woche im DZ, All Inclusive, inkl. Flug<br />

p.P. ab € 999,-<br />

Backstage | 27


Man hätte es ja wenigstens mal versuchen<br />

können. Aber die Lage<br />

scheint aussichtslos. Unten in<br />

der Koje zu schlafen: keine Chance. Wie in<br />

der Sauna. Kein Lüftchen kühlt. Selbst die<br />

Zikaden an Land haben das Zirpen aufgegeben.<br />

Und oben an Deck verwandeln<br />

Millionen von funkelnden Sternen den<br />

Himmel in ein Lichtermeer. Dazwischen<br />

wirft der Mond einen Scheinwerferstrahl<br />

wie eine Lichtstraße aufs Wasser. Viel zu<br />

hell! Dafür legt sich eine Stille samtweich in<br />

die Bucht. Erst spät findet die Crew in den<br />

Schlaf. Er ist tief.<br />

Am nächsten Morgen hat sich der<br />

Himmel frisch gewaschen, strahlt<br />

in reinstem Blau und macht dem<br />

Mittelmeer unter sich Konkurrenz.<br />

Ein Sprung von Bord ins gar nicht<br />

kühle Wasser – ahhhh. Das ist<br />

Luxus! Unter den Badenden zieht<br />

ein Schwarm von silbrig glänzenden<br />

Barschen seine Bahnen, ein langgezogener<br />

Trompetenfisch kommt<br />

von rechts, ein Tintenfisch von links.<br />

Und oben an Bord dampft schon der<br />

Tee in den Tassen.<br />

Langsam wachen auch die Schiffsnachbarn<br />

auf, die sich gestern noch<br />

schnell dazugesellt und Anker<br />

geworfen hatten. Gähnen noch, strecken<br />

sich und dann ab ins Wasser.<br />

Die Bucht von Karacaören: ein einziger<br />

großer Swimmingpool.<br />

Can ist einer der kleinen Könige der<br />

Buchtenwelt im Golf von Fethiye.<br />

Er betreibt ein kleines Restaurant<br />

in der Bucht von Karacaören und<br />

macht wie viele ein gutes Geschäft<br />

mit den Skippern aus aller Welt, die<br />

hier an der Lykischen Küste cruisen.<br />

Die „Côte d’Azur“ der Türkei<br />

ist attraktiv wie nie zuvor – ganz besonders<br />

für Wassersportler. Sogar<br />

aus Südafrika kommen sie angeflogen,<br />

um sich im Labyrinth der<br />

kleinen, pinienbestandenen Buchten<br />

zu verirren. Moderne Marinas, bestens<br />

organisiert und mit netten<br />

Restaurants und Lebensmittelläden<br />

ausgestattet, eröffnen in jeder kleinen<br />

Küstenstadt. Das Angebot an<br />

Charterschiffen ist groß. Viele haben<br />

aber auch ihre eigene Segelyacht<br />

hier an der Südwestküste der Türkei<br />

festgemacht.<br />

Can Özem, 31, attraktiv und durchtrainiert,<br />

hat eigentlich Marketing<br />

studiert, aber dann rief sein alter<br />

Vater. Der ehemalige Fischer hatte<br />

vor Jahren die Gunst der Stunde genutzt,<br />

von Fisch- auf Touristenfang<br />

umgestellt und auf dem Stück Land<br />

mit Meeresanschluss ein Freiluftrestaurant<br />

neben den Ziegenstall<br />

gesetzt. Er war einer der ersten hier<br />

im Golf, der den Skippern einen<br />

gegrillten Fisch servierte. Dafür wanderte<br />

er sogar ins Gefängnis.<br />

Weil die türkische Regierung aus den<br />

Fehlern anderer Mittelmeerländer<br />

lernen wollte, erklärte sie weite Teile<br />

der Küste <strong>zum</strong> Naturschutzgebiet<br />

und verhängte ein striktes Bauverbot.<br />

Das hat die Landschaft gerettet. Die<br />

mit einfachsten Mitteln selbsterrichteten<br />

Bretterbuden in jeder zweiten<br />

Bucht duldet man zähneknirschend,<br />

aber wenn einer der Wirte auch nur<br />

eine Toilette anbauen will, wandert<br />

er hinter Gitter.<br />

Jetzt ist Cans Vater alt und müde<br />

und will nur noch Geige spielen.<br />

Das so hart erkämpfte Restaurant<br />

in der Bucht von Karacaören, in<br />

dem auch Sonnen gereifte Tomaten,<br />

Auberginen und Paprika aus dem<br />

Garten verkauft werden, wollte<br />

er aber keinem Fall aufgeben. „Da<br />

bin ich halt gekommen“, sagt Can.<br />

„Meine Schwester ist Anwältin. Für<br />

die ist das hier nichts, genauso wie<br />

für die beiden anderen Geschwister.<br />

Da blieb ich nur übrig!“<br />

Viel Überwindung den Schreibtisch<br />

mit dem Fischerboot zu tauschen<br />

hat es dem smarten jungen Mann<br />

nicht gekostet. Statt eines Nine-tofive-Jobs<br />

genießt er die grenzenlose<br />

Freiheit, lebt vom Frühling bis <strong>zum</strong><br />

Winter mehr oder weniger auf und<br />

im Wasser und was er in seinem<br />

Marketingjob gelernt hat, kann er<br />

auch hier zu Geld machen.<br />

Morgens geht er mit Boot und<br />

Harpune rauf aufs Meer, abends<br />

schiebt er Brote in den selbstgebauten<br />

Holzkohleofen und wirft<br />

später am Abend die Diskokugel an.<br />

Dazwischen nimmt er die großen<br />

und kleinen Segelschiffe in Empfang,<br />

weist ihnen freundlich einen Platz in<br />

der geschützten Bucht zu und bringt<br />

die Crew auch schon mal mit seinem<br />

klapprigen Boot <strong>zum</strong> Abendessen<br />

ins Restaurant. Man könnte neidisch<br />

werden auf ihn.<br />

Wer so rührend umsorgt wird,<br />

bleibt gerne länger und kommt<br />

auch wieder. Die Empfehlungen der<br />

Segler im Internet überschlagen<br />

sich: „Empfang wie bei Freunden“,<br />

„Bestes Schnorchelrevier im Golf“,<br />

„Gutes Essen!“ Das spricht sich herum.<br />

Manchmal schaukeln bis zu 25<br />

Segelschiffe in dem Naturhafen, der<br />

durch Klippen vom offenen Meer geschützt<br />

ist.<br />

Draußen auf hoher See, wenn sich<br />

die felsige Küste im Dunst des<br />

Meeres fast auflöst, wechselt das<br />

Tempo von geruhsam zu rasant. Der<br />

Wind hat aufgefrischt, die wenigen<br />

Yachten, die sich hier draußen begegnen,<br />

segeln hart am Wind. Unten<br />

in der Kombüse klirren die Gläser im<br />

Schrank. So mancher holt jetzt das<br />

Tuch herunter, refft das Großsegel.<br />

Mit sieben, acht Knoten schießen<br />

die weißen Schiffe über die tiefblauen<br />

Wogen. Die Geschwindigkeit<br />

macht süchtig, aber so manchem<br />

Freizeitkapitän geht bald die Puste<br />

aus. Schnell ist der Kurs geändert,<br />

die nächste schützende Bucht<br />

angesteuert.<br />

So könnte es endlos weitergehen:<br />

Zwei, drei Stunden segeln, dann zur<br />

Entspannung in die nächste kleine<br />

Bay, Anker setzen, hinein ins angenehm<br />

temperierte Nass. Zurück an<br />

Bord sich von der Sonne trocknen<br />

lassen, ein Gin Tonic zur Belohnung<br />

und dann ist das Vorhaben, die lykischen<br />

Felsengräber zu besuchen,<br />

auch schon wieder auf den nächsten<br />

Tag verschoben. Dass man hier<br />

mit dem gleichen Wind wie vor<br />

Tausenden Jahren die Griechen,<br />

Römer oder Byzantiner segelt – interessant<br />

zu wissen. Was aber jetzt<br />

zählt, ist nicht die Vergangenheit,<br />

sondern die Gegenwart mit der<br />

wunderbar erträglichen Leichtigkeit<br />

eines Sonnentages auf dem Wasser.<br />

28 | Unterwegs


Der kleine<br />

König der<br />

Buchtenwelten<br />

Wer mit Can vor<br />

der Lykischen Küste<br />

segelt, spürt die<br />

Kraft des Windes,<br />

den Luxus des<br />

Meeres und seine<br />

Herzlichkeit.<br />

Brigitte Jurczyk<br />

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Unterwegs | 29


Der Weg vom Flughafen <strong>zum</strong> Hotel<br />

führt entlang einer Küstenstraße,<br />

die eine so prächtige Aussicht bietet,<br />

dass ich den Fahrer kurz vor dem Ziel beinahe<br />

darum bitte umzukehren, damit wir die<br />

gesamte Strecke noch einmal fahren können.<br />

Doch weil der Wunsch einerseits nur schwer zu<br />

vermitteln gewesen wäre und man andererseits,<br />

egal wie lang die Anreise ist, lieber erst einmal ankommen<br />

und das Gepäck loswerden möchte, lasse<br />

ich es sein in der Hoffnung, dass sich in den kommenden<br />

drei Tagen wohl noch Gelegenheiten bieten<br />

werden, die Straße ein wenig auf und ab zu fahren.<br />

Man sagt, Bodrum sei das St-Tropez der Ägäis, aber<br />

irgendetwas erinnert mich hier auch an Italien, wegen<br />

des kurvigen Weges entlang der Amalfiküste vielleicht,<br />

nur dass es hinter der Leitplanke nicht so steil<br />

bergab geht. Die Straße ist auch besser ausgebaut und<br />

das Meer überhaupt viel blauer. Es ist Spätsommer<br />

und der Himmel wolkenfrei. Die Sonnenstrahlen<br />

tänzeln auf der Wasseroberfläche. Die Häuser sind<br />

ein- bis zweistöckige weiße Quader, die man dekorativ<br />

in der Landschaft platziert hat. Untergebracht bin<br />

ich im "Kempinski Hotel Barbaros Bay", einem Fünf-<br />

Sterne-Haus, das 2006 eröffnete und in der Gegend<br />

das erste seiner Art war. Es liegt<br />

etwa 15 Kilometer von<br />

der Stadt Bodrum<br />

entfernt; die<br />

Betreiber<br />

<br />

des Seins<br />

Bodrum gilt als das Saint-Tropez der Ägäis: In der<br />

schmucken Hafenstadt wird gern und gepflegt gefeiert.<br />

Manchmal mischen sich auch Milliardäre unter die Gäste<br />

Harald Peters<br />

halten sich zugute, mit ihrem Haus den Luxustourismus an<br />

die türkische Ägäis gebracht zu haben. Als Pioniere hatten<br />

sie in der Standortfrage einigermaßen freie Wahl und haben<br />

sich gleich eine ganze Bucht ausgesucht, wie man sie sich<br />

prächtiger kaum vorstellen kann. Von Weitem betrachtet<br />

schmiegt sich das Hotel wie ein Dorf, das aus vielen kleinen<br />

weißen Häusern besteht, an einen Hang. Jedes Zimmer hat<br />

Meerblick, zur Rechten gibt es einen Privatstrand, zur Linken<br />

eine Badeplattform, von der man ins Wasser springen kann,<br />

dazwischen eine Poollandschaft. Platz ist also ausreichend da.<br />

Mittlerweile sind hier Buchten wie diese längst nicht mehr<br />

zu haben, was aber nichts daran ändert, dass ständig neue<br />

Häuser im Luxussegment eröffnet werden. Vor einem Jahr<br />

wurde der Flughafen um einen Terminal erweitert, um den<br />

stetig wachsenden Zustrom von Urlaubern zu bewältigen.<br />

Wohlhabende Türken kommen schon seit vielen Jahren zur<br />

Erholung nach Bodrum, dann hat man in England den Ort<br />

für sich entdeckt, inzwischen steuert halb Europa den<br />

Südwesten der Türkei an. Warum es so lange dauerte, ist<br />

im Grunde unerklärlich, denn die Gegend wirkt, als sei<br />

sie wie für Urlaubszwecke gemacht.<br />

Andererseits hatte man in Bodrum so ausreichend Zeit,<br />

aus den Fehlern von Antalya zu lernen. Hier säumen keine<br />

Bettenburgen die Küste, All-inclusive-Häuser sind<br />

eher die Ausnahme, in der Regel fügen sich die Hotels<br />

ganz wunderbar ins landschaftliche Bild. Irgendwie hat<br />

man es hier geschafft, all die Dinge, die einem sonst an<br />

touristischen Epizentren mächtig auf die Nerven gehen,<br />

zu vermeiden. Es wirkt alles auf so angenehm mühelose<br />

Weise hübsch.<br />

Bodrum ist eine Stadt mit 30.000 Einwohnern, die aussieht,<br />

als hätte man einen riesigen Becher voller weißer<br />

30 | Lebensart


Würfel auf möglichst ansprechende Weise in Küstennähe auf<br />

die Hänge gekippt. Weil das Bauen von Häusern, die mehr<br />

als zwei Geschosse haben, behördlich untersagt ist, ist der<br />

Gesamteindruck erfreulich stimmig. Spaziert<br />

man dieser Tage durch Bodrum, herrscht<br />

zwar angenehme Betriebsamkeit, doch<br />

wird man nirgends von Eisverkäufern,<br />

Teppichhändlern und hyperaktiven<br />

jungen Männern belagert, die<br />

mit großformatigen Speisekarten<br />

winken, um in beklagenswerte<br />

Lokale zu locken.<br />

An der Marina schaukeln die<br />

Yachten dicht an dicht vertäut<br />

in der Sonne, in den Höfen des<br />

Johanniterkastells St. Peter, einer<br />

alten Kreuzritterburg, in der<br />

seit 2011 das Meeres-Museum<br />

untergebracht ist, gehen Pfauen ihrem<br />

Tagwerk nach, und wenn man<br />

selbst schon ganz tiefenentspannt ist,<br />

setzt man sich in das eine oder andere<br />

Café und trinkt sich wieder ein bisschen<br />

munter.<br />

Natürlich hat Bodrum auch eine andere Seite. Rechts neben<br />

dem Kastell geht es gleich ein wenig lebhafter zu, ein bisschen<br />

lauter und bunter, der Ort hat schließlich einen Ruf als herausragende<br />

Partystadt zu verlieren. Doch Ballermann-Zustände<br />

Bitte mit freier Mitte.<br />

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Bodrum ·1111<br />

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herrschen hier nicht, obwohl es hier zu Beginn<br />

der Hauptsaison in Sachen Ausgehvergnügen<br />

deutlich schwungvoller zugeht, wie man mir erklärt.<br />

Lohnenswert sei vor allem ein Besuch in der<br />

Nebensaison, im Spätsommer und Herbst wie auch<br />

im Frühling oder Frühsommer. Weniger Leute, nicht<br />

so heiß, mehr Erholung.<br />

Das Wetter sei aber eigentlich immer gut, sagt man<br />

mir. Das weiß auch der russische Oligarch Roman<br />

Abramowitsch, der mit seiner "Eclipse", der größten<br />

Yacht der Welt, direkt vor meinen Augen vor Anker<br />

liegt. Vor Kurzem wurde die "Eclipse" angeblich mit<br />

einem geheimen Raketenabwehrsystem ausgerüstet.<br />

Mitunter soll sich der Schiffseigner ins "Kempinski"<br />

fahren lassen, möglicherweise, um sein schönes Schiff<br />

vom Land aus zu betrachten. Wie er denn so sei, der<br />

Herr Abramowitsch, frage ich. "Ein ganz freundlicher<br />

Mann, ganz normal geblieben", heißt es dann sehr diskret.<br />

Ja, so sind sie, die Supermilliardäre, im Grunde<br />

wie du und ich. Deswegen lassen sie sich auch Yachten<br />

mit Raketenabwehrsystemen bauen.<br />

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Dilek Güngör:<br />

Das Geheimnis<br />

meiner<br />

türkischen<br />

Großmutter<br />

Piper Verlag<br />

Der<br />

Familienroman<br />

behandelt ein sperriges<br />

Thema. Die Journalistin<br />

Zeynep reist<br />

mit ihrer Mutter und<br />

ihrem Vater in das abgelegene<br />

anatolische<br />

Dorf, in dem sie geboren<br />

wurde. Die Großmutter liegt im Sterben. Die<br />

Autorin erzählt von archetypischen Verhaltensweisen<br />

ihrer türkischen Verwandten, demütigen Frauen, autoritären<br />

Männern und ihrer Großmutter, zu der sie nach und<br />

nach wieder ein innigeres Verhältnis entwickelt. Aber die eigene<br />

Familie bleibt Zeynep, die in Deutschland groß wurde,<br />

trotzdem fremd, denn sie hütet ein schreckliches Geheimnis:<br />

Der jüngere Bruder ihres Vaters wurde gegen seinen Willen in<br />

die Blutrache-Fehde<br />

mit einer Familie aus<br />

dem Nachbardorf verwickelt.<br />

Wirklich kein<br />

humoristischer Roman,<br />

B<br />

aber eine gute Milieustudie<br />

aus Anatolien,<br />

geschrieben von einer<br />

Insiderin.<br />

U<br />

C<br />

H<br />

Lale Akgün:<br />

Tante Semra im<br />

Leberkäseland<br />

S. Fischer Verlage<br />

Auch Lale Akgün<br />

ist Deutsche (seit<br />

1981) mit türkischen<br />

Wurzeln, sie wurde 1953<br />

in Istanbul geboren und<br />

kam als Neunjährige mit<br />

Ihren Eltern nach Köln.<br />

Ihr (biographischer) Roman ist ein Migrantenroman,<br />

aber die Familie hat einen komplett anderen<br />

Hintergrund als die typischen „Gastarbeiter“. Ihr Vater,<br />

ein Zahnarzt, kommt aus Abenteuerlust und nicht aus<br />

wirtschaftlichen Gründen nach Deutschland, ihre<br />

Mutter entstammt einer wohlhabenden und angesehenen<br />

Istanbuler Familie.<br />

Komik entsteht so<br />

auch weniger aus dem<br />

Gegensatz zwischen<br />

deutsch und türkisch,<br />

als aus dem zwischen<br />

T<br />

dem etwas beleibten<br />

Vater, einem überzeugten<br />

Sozialisten und<br />

Genussmenschen, und<br />

seiner großbürgerlichen<br />

Frau („So war halt meine Mama! Sie war einen Kopf größer<br />

als Papa, schlank und vornehm. Und völlig humorlos“) oder<br />

zwischen Tante Semras religiösen Überzeugungen und ihrer<br />

gelebten Leidenschaft für Leberkäsebrötchen und deutschen<br />

Wein. Lale Akgün erzählt amüsant über die Vorlieben und<br />

Schwächen ihrer Familie und der deutschen Nachbarn. „Türken<br />

sind anders, Deutsche aber auch“ - ist die Erkenntnis, die man<br />

schmunzelnd gewinnt, denn es gibt den Türken ebenso wenig<br />

wie den Deutschen. Nach der Lektüre ist man sicherlich um<br />

ein paar Vorurteile ärmer.<br />

I<br />

32 | Kultur


Hatice Akyün:<br />

Ich küss dich, Kismet<br />

Kiwi Verlag<br />

P<br />

P<br />

Hatice Akyün, die wir schon 2012 in "hallo türkei"<br />

vorstellten, ist zurück und präsentiert ihr drittes<br />

Buch „Ich küss dich, Kismet“.<br />

Wie die anderen beiden, ist auch dieser Roman<br />

biographisch und gewürzt mit einer guten Prise<br />

deutsch-türkischem Humor. Weil Hatice keine Lust<br />

mehr hat, in Deutschland die „Vorzeige-Migrantin“ zu<br />

geben, wandert sie aus, natürlich in ihr Geburtsland.<br />

Kismet, das türkische Schicksal, kommt ihr dabei zu<br />

Hilfe: Ihre Eltern schenken ihr ein renovierungsbedürftiges<br />

Appartement in Istanbul. Verheiratet ist<br />

die Tochter immer noch nicht, so soll sie doch wenigstens<br />

ein eigenes Dach über dem Kopf haben. Ihre<br />

türkischen Wurzeln helfen Hatice immerhin, sich in<br />

kürzester Zeit einen kleinen Freundeskreis zu schaffen,<br />

auch eine neue Liebe begegnet ihr ausgerechnet auf<br />

der Galatabrücke, aber der Kulturschock ist doch größer<br />

als gedacht. Äußerlich angepasst (zu Beginn muss<br />

sie umfangreiche Schönheitsbehandlungen über sich<br />

ergehen lassen, um mit den schicken Istanbulerinnen<br />

mithalten zu können), macht sie sich auf die Suche<br />

nach ihrer Identität. Ihr Leben in Istanbul ist eine<br />

Mischung aus Verkehrschaos, Baumarktbesuchen,<br />

Fußballstadion, türkischer Frauensolidarität und dem<br />

Versuch, beruflich Fuß zu fassen. Auch eine Reise<br />

in ihr Heimatdorf gehört <strong>zum</strong> Programm. Als sie<br />

ihre Tochter aus Berlin nachholt, wird ihr klar, dass<br />

sie für ein Leben in Istanbul doch „zu deutsch“ und<br />

mittlerweile Berlin ihre Heimat ist. Die Wohnung in<br />

Istanbul behält sie – als Ausweichquartier und sichtbares<br />

Zeichen ihrer deutsch-türkischen Identität.<br />

Auch dieses Buch ist lesenswert, weil Akyün sowohl<br />

ihre Mitmenschen als auch sich selbst mit liebevoller<br />

Ironie und Verständnis betrachtet.<br />

Kultur | 33


Fotowettbewerb <br />

Unsere diesjährigen<br />

Gewinner<br />

Aus über 750 Einsendungen wunderschöner Türkei- und Orientmotive hat<br />

die ÖGER - Jury die Gewinner des diesjährigen Fotowettbewerbs gewählt,<br />

die nun einen festen Platz im ÖGER-Jahreskalender 2014 finden<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9 10<br />

11<br />

12<br />

<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

Titel<br />

Gerald Jung aus Hütschenhausen<br />

Januar<br />

Can Kurt aus Saarlouis<br />

Februar<br />

Steven Bendix aus Uckerfelde<br />

März<br />

Jakob Drygalski aus Dreireich<br />

April<br />

Dieter Groß aus Appenweier<br />

Mai<br />

Sabine Bork aus Neuberg<br />

Juni<br />

Gerald Jung aus Hütschenhausen<br />

Juli<br />

Silvana Scholze aus Dresden<br />

August<br />

Radoslaw Zabinski aus Neuss<br />

September<br />

Kirstin Lohfink aus Salzkotten<br />

Oktober<br />

Dorothee Bunge aus München<br />

November<br />

Bruno Hoffmann aus Velpke<br />

Dezember<br />

Gabriele Engel aus Berlin<br />

Gewinner<br />

<br />

<br />

Titelheld<br />

Der Fotograf des Titelbildes freut sich über einen einwöchigen<br />

Traumurlaub mit Partner/in im 5-Sterne Hotel<br />

MARITIM Club Alantur in Alanya. Und: Sein Motiv ist<br />

der Titelheld des neuen ÖGER-Jahreskalenders 2014!<br />

Unser Dank geht an all die tollen Fotografen, die uns<br />

beeindruckende Urlaubsaufnahmen gesendet haben.<br />

Wir gratulieren allen Gewinnern!<br />

Tipp: Alle Gewinnerbilder finden Sie unter<br />

www.oeger.de/fotowettbewerb


İstanbul<br />

Tel: 030 214 3752 - Tel: 069 23 30-81/82<br />

info@tuerkeifasziniert.de / info@tuerkei-tourismus-kultur.de<br />

www.facebook.com/pages/Türkei-fasziniert<br />

www.tuerkeifasziniert.de

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