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Entwicklung und Erprobung neuer<br />

nichtinvasiver Untersuchungsmethoden des<br />

Tränenfilms mittels Videokeratographen<br />

Validierung neuer nichtinvasiver<br />

Untersuchungsmethoden des Tränenfilms<br />

mittels Videokeratographen


Impressum<br />

Herausgeber:<br />

OCULUS Optikgeräte GmbH<br />

Postfach • 35549 Wetzlar • GERMANY<br />

Tel. +49-641-2005-0 • Fax +49-641-2005-255<br />

E-Mail: sales@oculus.de • www.oculus.de<br />

Druck:<br />

Bernecker Mediagruppe, Melsungen<br />

Layout:<br />

Grips Design GmbH, Wetzlar


Entwicklung und Erprobung neuer<br />

nichtinvasiver Untersuchungsmethoden des<br />

Tränenfilms mittels Videokeratographen*<br />

B. Sc. Doreen Wiedemann [1],[2]<br />

Über die Zusammensetzung und Physiologie des Tränenfilms bestehen viele Theorien, welche fortlaufend kontrovers<br />

und ohne einheitliches Ergebnis diskutiert werden. „Die precorneale Tränenflüssigkeit […] ist keinesfalls ein stabiles,<br />

sondern vielmehr ein labiles System, das rasch durch eine Vielzahl von Störfaktoren aus dem Gleichgewicht gebracht<br />

werden kann.“ [1]. Ähnlich verhält es sich mit den Ursachen für den schon zahlreich erforschten Tränenfilmaufriss<br />

als qualitative Größe. Bei der Destabilisierung des precornealen Tränenfilms handelt es sich um einen multifaktoriellen<br />

Sachverhalt, für dessen Bestimmung kein allgemein akzeptierter Goldstandard existiert. Zudem fehlen einheitliche<br />

Kriterien für den Messablauf der einzelnen Tränenfilmparameter und für die Durchführung betreffender klinischer<br />

Studien. Dies führt zu stark schwankenden Ergebnissen, was die Frage aufwirft, in wie weit entsprechende Schlussfolgerungen<br />

die wirkliche Tränenfilmdestabilisierung erklären. Aus diesem Grund ist die Entwicklung automatischer,<br />

untersucherunabhängiger nichtinvasiver Verfahren, mit geringem Einfluss auf das<br />

Messergebnis um reproduzierbare und objektive Daten erheben zu können, von<br />

großer Bedeutung.<br />

weiterlesen auf<br />

Seite 4<br />

Validierung neuer nichtinvasiver<br />

Untersuchungsmethoden des Tränenfilms<br />

mittels Videokeratographen*<br />

B. Sc. Doreen Wiedemann [1],[2] ; Dipl.-Ing. (FH) Martina Michel [1],[2] ;<br />

Prof. Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Sickenberger, MS. Optom. (USA) [1],[2] ;<br />

Dipl.-Ing. (FH) Sebastian Marx [1],[2]<br />

Die heute etablierten Tränenfilmuntersuchungsmethoden basieren zum größten Teil auf der Beobachtung erzeugter<br />

Tränenfilmreflexe, wie beispielsweise die Bestimmung der Tränenmeniskushöhe, die Beurteilung von Interferenzerscheinungen<br />

und die Beobachtung der nichtinvasiven Tränenfilmaufrisszeit. Eine Einschränkung dieser Verfahren<br />

liegt in der subjektiven Natur der Beobachtung [1]. Dies stellt ein beträchtliches Hindernis bei der Interpretation<br />

von Tränenfilmdaten dar, da diese eigenen, nicht abschätzbaren Verzerrungen unterliegen, welche einen Vergleich<br />

der Ergebnisse untereinander nur bedingt zulassen. Durch eine Standardisierung können derartige Probleme zwar<br />

teilweise gelöst, aber nicht ausgeschlossen werden. Bereits 2007 wurden innerhalb des Report of the Diagnostic<br />

Methodology Subcommittee of the International Dry Eye Work Shop (RDEWS) Empfehlungen für Standardisierungen<br />

innerhalb der Durchführung etablierter Tränenfilmuntersuchungsmethoden und klinischer Studien zum Trockenen<br />

Auge gegeben um eine bessere Vergleichbarkeit zu erreichen [2]. Die Mitglieder des Subkomitees sind sich allerdings<br />

auch einig, dass es von großer Wichtigkeit ist, objektive Analyseverfahren zu entwickeln, durch welche<br />

empfohlene Testkombinationen zur Untersuchung des precornealen Tränenfilms ergänzt werden können [3].<br />

Diese Ausgangssituation stellte die Motivation für die Entwicklung einer automatisierten,<br />

untersucherunabhängigen Technik, zur Detektion der nichtinvasiven Tränenfilmaufrisszeit<br />

dar.<br />

weiterlesen auf<br />

Seite 16<br />

[1]<br />

Fachhochschule Jena; [2] JENVIS Research Institute<br />

* Erstveröffentlichung in “Die <strong>Kontaktlinse</strong>”, Ausgabe 7 und 8/2010


Entwicklung und Erprobung neuer<br />

nichtinvasiver Untersuchungsmethoden des<br />

Tränenfilms mittels Videokeratographen<br />

Über die Zusammensetzung und Physiologie des Tränenfilms bestehen viele Theorien, welche fortlaufend kontrovers<br />

und ohne einheitliches Ergebnis diskutiert werden. „Die precorneale Tränenflüssigkeit […] ist keinesfalls ein stabiles,<br />

sondern vielmehr ein labiles System, das rasch durch eine Vielzahl von Störfaktoren aus dem Gleichgewicht gebracht<br />

werden kann.“ [1]. Ähnlich verhält es sich mit den Ursachen für den schon zahlreich erforschten Tränenfilmaufriss<br />

als qualitative Größe. Bei der Destabilisierung des precornealen Tränenfilms handelt es sich um einen multifaktoriellen<br />

Sachverhalt, für dessen Bestimmung kein allgemein akzeptierter Goldstandard existiert. Zudem fehlen einheitliche<br />

Kriterien für den Messablauf der einzelnen Tränenfilmparameter und für die Durchführung betreffender klinischer<br />

Studien. Dies führt zu stark schwankenden Ergebnissen, was die Frage aufwirft, in wie weit entsprechende Schlussfolgerungen<br />

die wirkliche Tränenfilmdestabilisierung erklären. Aus diesem Grund ist die Entwicklung automatischer,<br />

untersucherunabhängiger nichtinvasiver Verfahren, mit geringem Einfluss auf das Messergebnis um reproduzierbare<br />

und objektive Daten erheben zu können, von großer Bedeutung.<br />

1 Einleitung<br />

Zur Untersuchung des Tränenfilms eignen sich insbesondere nichtinvasive Verfahren, bei denen die vom Tränenfilm<br />

reflektierte optische Strahlung analysiert wird [2]. Hierzu wird ein Gitter oder Raster auf die Hornhaut, bzw. den<br />

precornealen Tränenfilm projiziert.<br />

Da das bisher einzige kommerzielle, nichtinvasive Untersuchungsgerät, das Tearscope (Keeler), derzeit weder hergestellt<br />

wird, noch im Handel verfügbar ist, werden alternative Verfahren zukünftig immer bedeutsamer. Der Videokeratograph<br />

basiert ebenfalls auf einer solchen Projektionsfläche und einer berührungslosen, nichtinvasiven Untersuchungsweise. Da<br />

dieser bisher neben einigen zusätzlichen Funktionen primär für die Bestimmung der Hornhauttopographie diente, wurde<br />

zu Beginn dieser Arbeit geklärt, in wieweit sich der Videokeratograph zur Untersuchung des Tränenfilms eignet und welche<br />

Modifikationen notwendig sind, um sowohl quantitative, als auch qualitative Aussagen über den Tränenfilm treffen zu<br />

können. Als modernes und etabliertes Untersuchungsgerät wurde der in deutschen in Augenarztpraxen und Optikfachgeschäften<br />

[3], weitverbreitete Keratograph (OCULUS) ausgewählt.<br />

Im Rahmen einer klinischen Studie wurden mit Hilfe dieser neuen Modifikationen die Höhe des Tränenmeniskus und die<br />

nichtinvasive Tränenfilmaufrisszeit bestimmt. Zudem ist dieses neuentwickelte Verfahren mit ausgewählten, etablierten,<br />

praxisrelevanten Tests verglichen worden. Hierzu zählen das Tearscope (Keeler) zur Bestimmung der nichtinvasiven Tränenfilmaufrisszeit<br />

und das Hornhautmikroskop, in Verbindung mit einem Messokular, zur Höhenbestimmung des Tränenmeniskus.<br />

2 Methoden der Tränenfilmanalyse<br />

Grundsätzlich wird zwischen quantitativen und qualitativen, sowie invasiven und nichtinvasiven Methoden der Tränenfilmanalyse<br />

unterschieden. Quantitative Methoden der Tränenfilmanalyse liefern Aussagen über die, pro Zeiteinheit<br />

produzierte, Tränenmenge, sowie über das, auf dem vorderen Augenabschnitt befindliche, Tränenvolumen. Die Tränenfilmquantität<br />

ist abhängig von der Produktion, der Verteilung und dem Abfluss der Tränenflüssigkeit. Qualitative Methoden der<br />

Tränenfilmanalyse liefern Aussagen über die Stabilität und die Zusammensetzung des Tränenfilms. Die Methoden geben<br />

Aufschluss über die Eigenschaften der einzelnen Phasen der Tränenflüssigkeit [3].<br />

Der Begriff invasiv kommt vom lateinischen Begriff invadere und bedeutet einfallen oder eindringen. In der Optometrie<br />

werden Verfahren als invasiv bezeichnet, bei denen die Integrität des Auges verletzt wird. Hierzu zählen beispielsweise die<br />

Applikation von Fluoreszin oder auch das Verwenden von Teststreifen, die das Auge direkt berühren oder reizen können [4].<br />

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die wichtigsten Verfahren der Tränenfilmanalyse.<br />

– –


Entwicklung und Erprobung neuer nichtinvasiver Untersuchungsmethoden des Tränenfilms mittels Videokeratographen<br />

Invasiv Minimal-Invasiv Nichtinvasiv<br />

Quantitativ Schirmer-Test I,<br />

Schirmer-Test II (Jones-Test),<br />

Verdünnungstest<br />

Qualitativ<br />

Weitere Tests<br />

BUT<br />

(Break-Up Time) bzw.<br />

TAZ<br />

(Tränenfilm-Aufriss-Zeit)<br />

LWE<br />

(Lid Wiper Epitheliopathy)<br />

ULMS<br />

(Upper Lid Margin Staining)<br />

Baumwollfaden-Methode nach<br />

Kurihashi, Tränenmeniskus<br />

mittels Spaltlampe<br />

Fließverhalten<br />

Tab. 1: Übersicht der wichtigsten Verfahren der Tränenfilmanalyse<br />

Tränenmeniskus mittels<br />

Tearscope (Keeler)<br />

NIBUT<br />

(Non-Invasive Break-Up Time)<br />

Interferenztest<br />

LIPCOF<br />

(Lidkanten-parallele<br />

Conjunctivalfalten)<br />

DEQ<br />

(Dry Eye Questionnaire)<br />

Die vorliegende Studie untersuchte mit Hilfe des Videokeratographen den Tränenmeniskus und die Tränenfilmaufrisszeit.<br />

Diese Verfahren werden als nichtinvasiv eingestuft, da der Keratograph berührungslos arbeitet und die Physiologie des<br />

Auges nicht beeinträchtigt [5]. Allerdings muss nichtinvasiven Techniken mit Vorsicht begegnet werden, da selbst bei<br />

stabilen Testbedingungen ein Anstieg des Tränenmeniskus beobachtet werden kann. Infolgedessen bewegen sich diese<br />

Techniken in einer Grauzone zwischen nichtinvasiv und minimal-invasiv [2].<br />

3 Material und Methode<br />

3.1 Referenzmethoden<br />

3.1.1 Tränenmeniskushöhe (TMH)<br />

Der Tränenmeniskus wurde mit der Spaltlampe bei schwacher diffuser oder bei reduzierter direkt-fokaler Beleuchtung<br />

beurteilt. Letztere wurde als 0,5 bis 1 mm breites, senkrechtes oder horizontales Lichtband verwendet. Für die Höhenmessung<br />

innerhalb dieser Studie wurde ein monokular justierbares Messokular (siehe Abb.1) verwendet, welches für eine<br />

10x Vergrößerung kalibriert war. Das Okular verfügte über eine lineare Strichplatte von 10 mm und ein Skalenintervall<br />

von 0,2 mm. Verwendet man eine andere Vergrößerung, ist ein entsprechender Maßstabsfaktor zu verwenden, da der<br />

Abbildungsmaßstab in der Okularebene nicht mehr 1,0 beträgt [6]. In Tab. 2 sind die Skalenteile für verschiedene Vergrößerungen<br />

und Messokulare und die Berechnung des Maßstabsfaktors aufgeführt.<br />

1 Strichplatte<br />

2 Längenskala<br />

3 Tabo-Winkelskala<br />

4 Abschlussglas<br />

5 Ablesekugel<br />

6 Einschubstutzen<br />

Abb. 1: Aufbau eines Messokulars (Fa. Zeiss) [6]<br />

– –


Entwicklung und Erprobung neuer nichtinvasiver Untersuchungsmethoden des Tränenfilms mittels Videokeratographen<br />

Intervall (Objekt) x Vergrößerung (Objekt) =<br />

Intervall<br />

Vergrößerung (ist)<br />

(ist)<br />

Messokular 10x Messokular 10x Messokular 12x<br />

Vergrößerung (ist)<br />

Intervall (ist)<br />

in mm<br />

Intervall (ist)<br />

in mm<br />

Intervall (ist)<br />

in mm<br />

8x 0,125 0,250 0,300<br />

10x 0,100* 0,200* 0,240<br />

12x 0,083 0,167 0,200*<br />

16x 0,063 0,125 0,150<br />

20x 0,050 0,100 0,120<br />

24x 0,041 0,083 0,100<br />

32x 0,031 0,062 0,075<br />

40x 0,025 0,050 0,060<br />

* Dieser Wert entspricht dem Skalenintervall bei entsprechend der Kalibrierung verwendeter Vergrößerung. Nur unter<br />

dieser Voraussetzung sind Skalierung und beobachtetes Objekt in einem Maßstab von 1:1 zueinander. Die aufgeführten<br />

Werte berücksichtigen keine gerätspezifischen Messfehler. [6]<br />

Tab. 2: Zusammenhang zwischen Skalenintervall und verwendeter Vergrößerung<br />

Bleibt der Zusammenhang zwischen Skalierung und Vergrößerung unbeachtet, kann es zu erheblichen Messfehlern bei der<br />

Bestimmung des Tränenmeniskus kommen.<br />

3.1.2 Nichtinvasive Tränenfilmaufrisszeit (NIBUT)<br />

Es ist allgemein bekannt und vielfach geprüft worden, dass der Tränenfilmaufriss eine Destabilisierung bzw. den Verlust der<br />

Integrität des kontinuierlichen precornealen Tränenfilms darstellt. Die nichtinvasive Tränenfilmaufrisszeit wurde 1985 durch<br />

Mengher et al. wie folgt definiert: Die NIBUT ist definiert, als die Zeit in Sekunden zwischen dem letzten vollständigen<br />

Lidschlag und dem Auftreten einer ersten beliebigen Störung, eines auf die Hornhautoberfläche projizierten Rasters [7].<br />

Die NIBUT wird nichtinvasiv und ohne die zusätzliche Applikation von Fluoreszein gemessen. Damit unterscheiden sich<br />

diese Methoden deutlich von der invasiven BUT-Methode.<br />

3.1.3 NIBUT mittels Tearscope (Keeler)<br />

Das Tearscope (Keeler) stellt das einzige kommerzielle Gerät zur Bestimmung der nichtinvasiven Tränenfilmanalyse dar.<br />

Grundsätzlich wird eine Kaltlichtquelle verwendet, das Hornhautmikroskop dient lediglich zur Vergrößerung. Der Proband<br />

wurde aufgefordert nach 3 bis 4 Lidschlägen das Auge geöffnet zu lassen. Das Spiegelbild der verwendeten Projektionsfläche<br />

wird genau beobachtet. An den Stellen, an denen der Tränenfilm instabil wird bzw. aufreißt, wird dieses Spiegelbild<br />

unscharf. Bei Verzicht auf ein Raster, dient die gesamte Leuchtfläche des Tearscope (Keeler), in Form einer weißen Scheibe,<br />

als Projektionsfläche. Diese Methode erlaubt eine konstante Beobachtung, sowie die Zuordnung des Aufrisstypus, welcher<br />

sich z.B. durch ein flächiges, strich- oder punktförmiges Erscheinungsbild unterscheidet.<br />

Abb. 2: Tearscope (Keeler) und entsprechendes Reflexbild<br />

– –


Entwicklung und Erprobung neuer nichtinvasiver Untersuchungsmethoden des Tränenfilms mittels Videokeratographen<br />

Betrachtet man das Reflexbild bei dunkler Iris, lassen sich Verzerrungen und ein unscharf werden durch den hohen<br />

Kontrast sehr gut beobachten. Dies ändert sich bei einer hellen Iris deutlich und die Bestimmung der Tränenfilmaufrisszeit<br />

wird schwieriger und ungenauer. Ähnliche Schwierigkeiten können bei einer reflektionsarmen, bzw. dünnen Lipidschicht<br />

des Tränenfilms auftreten [8]. Die folgende Abbildung zeigt den geringen Kontrast bei Eintreten dieser beiden Faktoren und<br />

verdeutlicht im Vergleich zu Abb. 2 (Mitte) den Unterschied zu dunklen Augen.<br />

Abb. 3: Geringer Kontrast des Reflexbildes bei einer hellen Iris sowie einer reflektionsarmen Lipidschicht des Tränenfilms<br />

3.2 Tränenfilmanalyse mit dem Videokeratographen<br />

3.2.1 Tränenmeniskushöhe (NIK-TMH)<br />

Bei der hier neuentwickelten Methode zur Messung des Tränenmeniskus wurde die Beleuchtung durch vier IR-Dioden<br />

realisiert. Sie sind am Keratographen senkrecht und paarweise untereinander angeordnet. Es erfolgte keine automatische<br />

Zuschaltung der roten Ringbeleuchtung, die zur Bestimmung der Hornhauttopographie genutzt wird. Dadurch konnte ein<br />

dunkles Untersuchungsumfeld gewährleistet werden. Um den Einfluss jedes einzelnen Diodenpaares auf die Reflexerscheinung<br />

und somit auf die Tränenmeniskushöhe herauszustellen, wurden einzelne Dioden abgedeckt und die Messergebnisse<br />

miteinander verglichen. Dabei wurden folgende Kombinationen getestet:<br />

a) 3 Aufnahmen mit beiden Diodenpaaren;<br />

b) 3 Aufnahmen mit oberem Diodenpaar;<br />

c) 3 Aufnahmen mit unterem Diodenpaar.<br />

Abb. 4: Beleuchtungssituationen mit dem Videokeratographen<br />

Zudem wurde während der Messung ein im Vorfeld definierter Messbereich von 2mm nasal versetzt zu Pupillenmitte<br />

eingehalten, da die Tränenmeniskushöhe entlang der Unterlidkante variiert. Die folgende Abbildung zeigt entstehende<br />

Reflexe im Vergleich zur Referenzmethode. Die gelben Pfeilspitzen verdeutlichen die Tränenmeniskushöhe.<br />

– –


Entwicklung und Erprobung neuer nichtinvasiver Untersuchungsmethoden des Tränenfilms mittels Videokeratographen<br />

Abb. 5: Oben: TMH; Unten: NIK-TMH<br />

3.2.2 Nichtinvasive Tränenfilmaufrisszeit (NIK-BUT)<br />

Bei der Verwendung des Videokeratographen wurde ein beleuchtetes Ringmuster auf der Hornhaut abgebildet. Die Placido-<br />

Scheibe besteht in diesem Fall aus 22 Ringen. Die so entstandene Projektion wurde nach dreimaligem Lidschlag auf die<br />

bereits geschilderten Aufrissphänomene hin untersucht. Hierbei wurde hauptsächlich auf Verzerrungen und Abbilungslücken<br />

der einzelnen, abgebildeten Ringe geachtet und die Zeit bis zur ersten Abweichung vom ursprünglichen, kompletten Ringmuster<br />

gemessen.<br />

Abb. 6: Graphische Darstellung der wellenartigen Verzerrungen, welche ebenfalls als Destabilisierung des Tränenfilms,<br />

sprich Aufriss, gewertet wurden<br />

Abb. 7: Links: Ideale Ringdarstellung; Rechts: mit welligen Verzerrungen<br />

– –


Entwicklung und Erprobung neuer nichtinvasiver Untersuchungsmethoden des Tränenfilms mittels Videokeratographen<br />

Die Untersuchung erfolgte durch Aufnahme eines Videos. Mit Beginn der Aufnahme wurde nun der Proband aufgefordert,<br />

drei Mal zu blinzeln und dann das Auge offen zu halten. Nach erneutem Lidschlag wurde die Aufnahme beendet. Dieser<br />

Ablauf wurde drei Mal wiederholt. Bei der Durchführung der Referenz und der hier entwickelten Methode wurde die<br />

Tränenfilmaufrisszeit gemäß der Definition nach Mengher et al. [7] bestimmt. Die folgende Darstellung fasst die Durchführung<br />

der Messabläufe zusammen.<br />

Allgemeine Vorbereitungen<br />

Probandeninformation und Einverständniserklärung<br />

Untersuchung mittels Hornhautmikroskop,<br />

Messokular, Tearscope (Keeler)<br />

1. Messung<br />

Tränenmeniskus<br />

2. Messung der NIBUT 3. Untersuchung<br />

vorderer Augenabschnitt<br />

4. Dokumentation der<br />

Ergebnisse<br />

30 Minuten Pause<br />

Untersuchung mittels Keratograph (OCULUS)<br />

und Anwendung der neuen Gerätesoftware<br />

1. Messung<br />

Tränenmeniskus<br />

2. Messung der NIBUT 3. Auswerten<br />

der Messdaten<br />

4. Dokumentation der<br />

Ergebnisse<br />

Statistische Auswertung der Daten<br />

Abb. 8: Zusammenfassung der Durchführung<br />

– 9 –


Entwicklung und Erprobung neuer nichtinvasiver Untersuchungsmethoden des Tränenfilms mittels Videokeratographen<br />

3.3 Gerätemodifikationen am Videokeratographen<br />

Um die genannten Messungen durchführen zu können, wurden neue Programm-Modifikationen für den Keratographen<br />

entwickelt:<br />

• Messprogramm Tränenmeniskus<br />

• Messprogramm Tränenfilm.<br />

Abb. 9: Ansicht der neuen Messprogramme in der Menüleiste des Keratographen (OCULUS)<br />

Im Einzelbildmodus sind ein Messlineal, zur Bestimmung von Tränenmeniskushöhe und Messbereich, sowie eine Lupenfunktion,<br />

um die Messung der Reflexhöhe zu erleichtern, enthalten. Die Genauigkeit des Messwertes hängt von der Lupenfunktion<br />

ab, da diese weniger genau bei verkleinerter als bei vergrößerter Darstellung ist.<br />

Bei der Aufnahme eines Videos wird in der linken oberen Ecke eine mitlaufende Echtzeitangabe eingeblendet. Da diese<br />

während dieser Studie noch nicht an eine automatische Lidschlagerkennung gekoppelt ist, wurde die Zeit manuell mit<br />

einer Stoppuhr gemessen.<br />

Messlineal<br />

Lupenfunktion<br />

Speichern (auch mit Messwert)<br />

Abb. 10: Einzelbildmodus mit Messlineal, Lupenfunktion und Speichermöglichkeit<br />

3.4 Kollektiv<br />

An dieser Studie nahmen insgesamt 34 Personen teil. Davon waren 16 (47%) weiblichen und 18 (53%) männlichen<br />

Geschlechts. Das Alter der Probanden lag zwischen 19 und 53 Jahren, das Durchschnittsalter lag bei 28,3 ±7,2 Jahren.<br />

Das hier neuentwickelte Verfahren soll, sowohl im Bereich der <strong>Kontaktlinse</strong>nanpassung, als auch als Screening-Verfahren in<br />

der klinischen Praxis, zur Erkennung krankhafter Veränderungen des Auges, einsetzbar sein. Die Ein- und Ausschlusskriterien<br />

wurden nach diesen Gesichtspunkten festgelegt und von allen Probanden erfüllt. Einschlusskriterium war die Volljährigkeit<br />

jedes Probanden. Einziges Ausschlusskriterium war das Tragen von <strong>Kontaktlinse</strong>n innerhalb der letzten 24 Stunden vor und<br />

zum Zeitpunkt der Untersuchung, um das Risiko kurzfristigerer, kontaktlinseninduzierter Schwankungen des Tränenfilms zu<br />

minimieren.<br />

– 10 –


Entwicklung und Erprobung neuer nichtinvasiver Untersuchungsmethoden des Tränenfilms mittels Videokeratographen<br />

4. Messdaten und Ergebnisse<br />

4.1 Tränenmeniskushöhe<br />

4.1.1 Tränenmeniskus mittels Hornhautmikroskop<br />

Von den 34 Testpersonen wurde der Tränenmeniskus bei 22 Personen geringer als 0,2 mm, bei vier Personen gleich und<br />

bei acht Personen größer als 0,2 mm gemessen. Innerhalb jeder Messreihe konnte an Hand des Shapiro-Wilk-Tests eine<br />

Normalverteilung nachgewiesen werden (p=0,096). Die Häufigkeitsverteilung innerhalb der Klassifizierungsgruppen ist in<br />

Abb. 35 dargestellt.<br />

4.1.2 Tränenmeniskus mittels Videokeratographen<br />

Bei der Messung des Tränenmeniskus mit dem Videokeratographen wurden die drei unterschiedlichen Beleuchtungssituationen<br />

getrennt untersucht, um den Einfluss jedes einzelnen Diodenpaares auf die Reflexhöhe herauszustellen. Wie bei der<br />

Referenzmessung, konnte innerhalb jeder Messreihe eine Normalverteilung anhand des Shapiro-Wilk-Tests nachgewiesen<br />

werden. Das Ergebnis der Häufigkeitsverteilung ist der Abb.: 11 zu entnehmen. Zum Vergleich wurden die Ergebnisse der<br />

Referenzmessung nochmals angeführt (grau dargestellt).<br />

Häufigkeitsverteilung der Tränenmeniskushöhe<br />

n = 34<br />

Hornhautmikroskop und Messokular<br />

Videokeratograph (oberes Diodenpaar)<br />

Videokeratograph (beide Diodenpaare)<br />

Videokeratograph (unteres Diodenpaar)<br />

65%<br />

71%<br />

82%<br />

76%<br />

12%<br />

6%<br />

3%<br />

9%<br />

24%<br />

24%<br />

15%<br />

15%<br />

TM < 0.20 mm TM = 0.20 mm TM > 0.20 mm<br />

Abb. 11: Prozentuale Verteilung der Ergebnisse<br />

Die Unterschiede zwischen den einzelnen Mittelwerten wurden anhand des T-Tests für gepaarte Stichproben untersucht.<br />

Die Nullhypothese lag hierbei darin, dass die vorliegenden Mittelwertunterschiede zufällig entstanden sind.<br />

T-Test 1. Paar* 2. Paar** 3. Paar***<br />

gepaarte Differenz (Mittelwert) 0,0035 0,0088 0,0144<br />

Standartabweichung 0,0372 0,365 0,0404<br />

T-Wert 0,553 1,410 2,081<br />

p-Wert (Signifikanz, 2-seitig) 0,584 0,168 0,045<br />

Tab. 3: Mittelwertunterschiede und Korrelation (n=34)<br />

*1. Paar: Hornhautmikroskop und Messokular &<br />

Videokeratograph (beide Diodenpaare)<br />

**2. Paar: Hornhautmikroskop und Messokular &<br />

Videokeratograph (oberes Diodenpaar)<br />

***3. Paar: Hornhautmikroskop und Messokular &<br />

Videokeratograph (unteres Diodenpaar)<br />

– 11 –


Entwicklung und Erprobung neuer nichtinvasiver Untersuchungsmethoden des Tränenfilms mittels Videokeratographen<br />

Betrachtet man die gepaarte Differenz zwischen den Mittelwerten jedes einzelnen Paares in Tab. 10, wird deutlich, dass die<br />

geringste Abweichung zur Referenzmethode durch die Verwendung beider IR-Diodenpaare erzielt wird. Der p-Wert liegt<br />

für Paar eins und zwei oberhalb des Signifikanzniveaus von α=0,05. Die Nullhypothese wird nicht verworfen, wodurch ein<br />

zufälliger Unterschied zwischen den Mittelwerten nachgewiesen werden kann. Für Paar drei wird die Nullhypothese abgelehnt,<br />

der Mittelwertunterschied ist signifikant. Die Ergebnisse zeigen, dass die Beleuchtung durch das untere Diodenpaar<br />

zur Messung des Tränenmeniskus nicht geeignet ist.<br />

4.2 Nichtinvasive Tränenfilmaufrisszeit<br />

Nicht bei allen 34 Probanden konnte während der jeweiligen Messung bzw. Videoaufnahme ein Aufriss beobachtet werden.<br />

Wurde eine Messung nicht mit einem Tränenfilmaufriss sondern mit einem Lidschlag beendet, so wurde dies gemäß der<br />

Definition nach Mengher et al. [7] nicht gewertet.<br />

4.2.1 NIBUT mittels Tearscope (Keeler)<br />

Der Median innerhalb der Stichprobe liegt bei 8,2 Sekunden, das Minimum bei 4,5 Sekunden und das Maximum bei<br />

29,9 Sekunden. Wie bereits in Abschnitt 4.7.2 erläutert, konnte keine Normalverteilung nachgewiesen werden (p=0,000;<br />

Shapiro-Wilk-Test).<br />

Zusätzlich wurde die horizontale Ausdehnung des beobachteten Messbereiches statistisch ausgewertet. Mittels Tearscope<br />

(Keeler) liegt dieser zwischen 3,5 und 4,9 mm. Der Mittelwert liegt bei 4,2 ± 0,3 mm.<br />

4.2.2 NIK-BUT mittels Keratograph<br />

Von der betrachteten Gesamtanzahl von 17 Probanden konnte bei fünf eine NIK-BUT kleiner 10 Sekunden festgestellt<br />

werden, bei 10 lag diese zwischen 10 und 20 Sekunden und bei zwei Testpersonen lag die NIK-BUT über einem Wert von<br />

20 Sekunden.<br />

Eine Normalverteilung konnte für diese Stichprobe für keine der beiden Methoden nachgewiesen werden. Der Median der<br />

Ergebnisse der Keratographen-Methode liegt bei 11,33 s, das Minimum bei 5,70 s und das Maximum bei 25,07 s.<br />

Wie schon bei der Referenzmessung wurde auch hier die horizontale Ausdehnung des Messbereiches analysiert und liegt<br />

zwischen 8,25 und 10,46 mm. Der Mittelwert beträgt 9,37 ± 0,46 mm. In der Gegenüberstellung wird dieser zugunsten der<br />

Vergleichbarkeit auf 9,4 mm gerundet.<br />

Häufigkeitsverteilung der Tränenfilmaufrisszeit<br />

n = 17<br />

Tearscope<br />

Keratograph<br />

76%<br />

59%<br />

29%<br />

18%<br />

6%<br />

12%<br />

Abb. 12: Prozentuale Verteilung der Ergebnisse<br />

NIBUT < 10 10ss 10 10 ss ≤ < NIBUT < 20 20 ss NIBUT > ≥ 20 20s<br />

– 12 –


Entwicklung und Erprobung neuer nichtinvasiver Untersuchungsmethoden des Tränenfilms mittels Videokeratographen<br />

Der Median der beiden Methoden unterscheidet sich um 2,5 s, der Mittelwert um 2,8 s. Die beiden Extremwerte weichen<br />

nur gering voneinander ab. Die Standartabweichung der Ergebnisse der Referenzmethode liegt bei 5,0 s, die der Keratographen-Methode<br />

bei 5,24 s.<br />

Anhand des Wilcoxon-Tests wurde geprüft, ob ein zufälliger Unterschied zwischen den beiden Methoden besteht. Der ermittelte<br />

p-Wert von 0,049 liegt unterhalb des Signifikanzniveaus von α=0,050 und lehnt somit diese Nullhypothese ab, der<br />

Unterschied ist signifikant. Zudem zeigt die Rangkorrelation nach Spearman mit einem Korrelationskoeffizienten von 0,088<br />

keinen Zusammenhang zwischen den Messergebnissen beider Methoden.<br />

5 Diskussion<br />

5.1 Tränenmeniskushöhe<br />

Bei der Referenzmethode wurde am Hornhautmikroskop zur Höhenbestimmung des Tränenmeniskus ein Messokular platziert.<br />

Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass für eine korrekte Messung die entsprechende Vergrößerung durchgeführt<br />

werden muss. Zudem erfordert es etwas Übung durch den Untersucher, da kein starres Objekt vermessen wird. Je länger der<br />

Untersucher für eine Messung benötigt, um so höher wird der Einfluss der untersuchungsinduzierten Reflexsekretion, wodurch<br />

die Messwerte verfälscht werden können. Hier liegt der Vorteil der neu entwickelten Methode. Durch die Verwendung<br />

der IR-Dioden entstand keine Blendung der Testperson und das Risiko der Reflexsekretion wird somit deutlich reduziert.<br />

Zusätzlich verkürzt sich die Untersuchungsdauer, da lediglich eine Aufnahme des Tränenmeniskus angefertigt wird. Die<br />

Auswertung kann der Untersucher ohne Zeitdruck im Nachhinein durchführen. Hierfür wurde eine Programm-Modifikation<br />

vorgenommen, welche eine Ausschnittvergrößerung und ein, entsprechend der verwendeten Vergrößerung kalibriertes,<br />

Messlineal beinhaltet. Somit wird der Einfluss bisher problematischer Messfehler reduziert. Zudem steht das Bildmaterial<br />

automatisch für die Patientendokumentation zu Verfügung, was für Verlaufskontrollen genutzt werden kann.<br />

5.2 Nichtinvasive Tränenfilmaufrisszeit<br />

Das Beleuchtungssystem besteht beim Keratographen aus 200 roten LEDs der Wellenlänge 653 nm. Der Vorteil der LEDs<br />

liegt in einer sehr geringen Wärmestrahlung, so dass die Gefahr einer thermisch bedingten Veränderung des Tränenfilms<br />

minimiert wird.<br />

Die Art der beleuchteten bzw. projizierten Fläche unterscheidet sich vom Tearscope (Keeler), welches ohne zusätzliches<br />

Raster verwendet wurde. Allerdings ist der Kontrast bei hellen Augen und einer reflektionsarmen Lipidschicht sehr gering<br />

und erschwert eine exakte Bestimmung der NIK-BUT. Das neuentwickelte Verfahren ermöglicht im Vergleich zum Tearscope<br />

(Keeler), unabhängig von der Augenfarbe oder den Interferenzerscheinungen der Lipidschicht eine sehr gute Beobachtung<br />

der Aufrissphänomene mit gleichbleibendem Kontrast. Diese Verhältnisse ermöglichten eine optimale Abgrenzung von<br />

Störungen im Tränenfilm, wie Luftblasen oder Muzinfäden, von einem Aufriss.<br />

Der Videokeratograph erlaubt die Beobachtung eines wesentlich größeren Bereiches, so dass periphere Aufrissstellen<br />

berücksichtigt werden können.<br />

– 13 –


Entwicklung und Erprobung neuer nichtinvasiver Untersuchungsmethoden des Tränenfilms mittels Videokeratographen<br />

6 Zusammenfassung und Ausblick<br />

Bereits heute ist der Keratograph aus der modernen <strong>Kontaktlinse</strong>nanpassung nicht mehr wegzudenken. Vor dem Hintergrund,<br />

dass ca. jeder dritte <strong>Kontaktlinse</strong>nträger über Trockenheitsprobleme bzw. Symptome des Trockenen Auges klagt,<br />

ist es von praktischem Interesse, Erkenntnisse über die Qualität und Quantität des Tränenfilms im Vorfeld der <strong>Kontaktlinse</strong>nanpassung<br />

in einem Arbeitsschritt mit der Bestimmung der Hornhautgeometrie zu ermitteln. Die hier neuentwickelte<br />

Methode eignet sich zur nichtinvasiven Beurteilung der Tränenmeniskushöhe und zur Bestimmung der nicht invasiven<br />

Tränenfilmaufrisszeit.<br />

Zudem können alle Ergebnisse direkt in der Kundenkartei verankert werden.<br />

Das Ziel reproduzierbare und objektive Daten im Bereich der nichtinvasiven Tränenfilmanalyse erheben zu können, sollte<br />

für die weitere Entwicklung von höchster Priorität sein. Ein wichtiger Schritt ist hierbei die Entwicklung automatischer,<br />

untersucherunabhängiger Verfahren. Aufgrund der Ergebnisse innerhalb dieser Arbeit und der Umsetzung der hier neuentwickelten<br />

Modifikationen am Videokeratographen, in Form des TF-Scan-Moduls durch die Firma OCULUS, ist ein wichtiger<br />

Schritt in diese Richtung getan.<br />

Dieses neue objektive Verfahren wurde zwischenzeitlich durch das JENVIS-Research Institute validiert. Hierbei wurde die<br />

NIK-BUT mit der klassischen BUT, dem Schirmer-Test, der Tränenmeniskushöhe sowie mit den Ergebnissen eines subjektiven<br />

Fragebogens verglichen und überprüft.<br />

Folgestudie<br />

(n=101)<br />

• Validierung<br />

• Klassifikation<br />

Tear film &<br />

dry eye<br />

Tränenfilm &<br />

Trockenes Auge<br />

Abb. 13: Validierungsstudie der NIK-BUT<br />

Mit geplanten technischen Weiterentwicklungen des Videokeratographen wird zudem die Basis für zahlreiche Folgestudien<br />

gelegt. In diesem Bereich schließt sich die Möglichkeit der Weiterentwicklung des TF-Scan-Moduls um die Beurteilung der<br />

NIKDUT, der Non-Invasive Keratograph Dry-Up Time, an. Der Grundstein hierfür wurde mit dieser Bachelor Arbeit gelegt.<br />

– 14 –


Entwicklung und Erprobung neuer nichtinvasiver Untersuchungsmethoden des Tränenfilms mittels Videokeratographen<br />

Literatur<br />

[1] MARQUARDT, R.; LEMP, M. A.: Das trockene Auge in Klinik und Praxis.- 1. Aufl. - Heidelberg: Springer Verlag, 1991<br />

[2] The Ocular Surface, Report of the International Dry Eye WorkShop (DEWS):<br />

Methodologies to Diagnose and Monitor Dry Eye Disease: Report of the Diagnostic<br />

Methodology Subcommittee of the International Dry Eye WorkShop, 2007<br />

[3] SICKENBERGER, W.: Klassifikation von Spaltlampenbefunden. Großostheim:<br />

Bezug über Ciba Vision Vertriebs GmbH, 2001<br />

[4] MASTERS,B. R.: Noninvasive Diagnostic Techniques in Ophthalmology,Springer Verlag, 1990<br />

[5] KLYCE, S. D.; DINGELDEIN, S.A.: Corneal Topography, aus: Noninvasive Diagnostic Techniques in Ophthalmology,<br />

Springer Verlag, S. 61-77, 1990<br />

[6] Augenuntersuchungen mit der Spaltlampe. Ophthalmologische Geräte von Carl Zeiss,<br />

http://www.zeiss.com/C12567A10053133C/allBySubject/576876A46968B68AC125718600422005 (Stand 1.11.09)<br />

[7] MENGHER, L. S.; PANDHER, K. S.; BRON, A. J.: Non-invasive tear film break-up time: sensitivity and specificity.<br />

Acta Ophthalmologica, Vol.: 64: 441-444, 1986<br />

[8] GUILLON, J.P.: Non-invasive tearscope plus routine for contact lens fitting. Contact Lens and Anterior Eye,<br />

(Supplement) Vol.: 21: 31-40, 1998 Validation of new non-invasive methods for tear film assessment using<br />

a Keratograph<br />

Autorin:<br />

B. Sc. Doreen Wiedemann, Studentin des Masterstudiengangs Optometrie/ Vision Science/ FH Jena;<br />

Mitarbeiterin des JENVIS Research Institute, Jena<br />

E-Mail: wiedemann@jenvis-research.com<br />

Betreuer:<br />

Prof. Dipl.-Ing. (FH) W. Sickenberger, MS. Optom. (USA), FH Jena<br />

Dipl.-Ing. (FH) M. Michel, JENVIS Research Institute, Jena<br />

– 15 –


Validierung neuer nichtinvasiver<br />

Untersuchungsmethoden des Tränenfilms<br />

mittels Videokeratographen<br />

B. Sc. Doreen Wiedemann [1],[2] ; Dipl.-Ing. (FH) Martina Michel [1],[2] ;<br />

Prof. Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Sickenberger, MS. Optom. (USA) [1],[2] ;<br />

Dipl.-Ing. (FH) Sebastian Marx [1],[2]<br />

[1]<br />

Fachhochschule Jena; [2] JENVIS Research Institute<br />

* Erstveröffentlichung in “Die <strong>Kontaktlinse</strong>”, Ausgabe 8/2010


Validierung neuer nichtinvasiver<br />

Untersuchungsmethoden des Tränenfilms<br />

mittels Videokeratographen<br />

Die heute etablierten Tränenfilmuntersuchungsmethoden basieren zum größten Teil auf der Beobachtung erzeugter<br />

Tränenfilmreflexe, wie beispielsweise die Bestimmung der Tränenmeniskushöhe, die Beurteilung von Interferenzerscheinungen<br />

und die Beobachtung der nichtinvasiven Tränenfilmaufrisszeit. Eine Einschränkung dieser Verfahren<br />

liegt in der subjektiven Natur der Beobachtung [1]. Dies stellt ein beträchtliches Hindernis bei der Interpretation<br />

von Tränenfilmdaten dar, da diese eigenen, nicht abschätzbaren Verzerrungen unterliegen, welche einen Vergleich<br />

der Ergebnisse untereinander nur bedingt zulassen. Durch eine Standardisierung können derartige Probleme zwar<br />

teilweise gelöst, aber nicht ausgeschlossen werden. Bereits 2007 wurden innerhalb des Report of the Diagnostic<br />

Methodology Subcommittee of the International Dry Eye Work Shop (RDEWS) Empfehlungen für Standardisierungen<br />

innerhalb der Durchführung etablierter Tränenfilmuntersuchungsmethoden und klinischer Studien zum Trockenen<br />

Auge gegeben um eine bessere Vergleichbarkeit zu erreichen [2]. Die Mitglieder des Subkomitees sind sich<br />

allerdings auch einig, dass es von großer Wichtigkeit ist, objektive Analyseverfahren zu entwickeln, durch welche<br />

empfohlene Testkombinationen zur Untersuchung des precornealen Tränenfilms ergänzt werden können [3]. Diese<br />

Ausgangssituation stellte die Motivation für die Entwicklung einer automatisierten, untersucherunabhängigen<br />

Technik, zur Detektion der nichtinvasiven Tränenfilmaufrisszeit dar.<br />

1 Einleitung<br />

Diese Studie baut auf den Ergebnissen der Entwicklungsstudie auf, welche bereits in der Ausgabe 7-8/2010 mit dem Titel<br />

„Entwicklung und Erprobung neuer nichtinvasiver Untersuchungsmethoden des Tränenfilms mittels Videokeratographen“<br />

veröffentlicht wurde.<br />

Die objektive nicht invasive Keratographen Break-Up Time (NIK-BUT) sollte nun in einer Folgestudie validiert werden um Normalwerte<br />

von kritischen Werten abgrenzen zu können. Hierzu wurde eine Testbatterie, basierend auf den Empfehlungen des<br />

RDEWS zusammengestellt, die etablierte qualitative, quantitative und subjektive Verfahren zur Tränenfilmanalyse beinhaltet.<br />

Ein weiterführendes Ziel war die Überprüfung der Vergleichbarkeit der einzelnen Untersuchungsmethoden untereinander,<br />

da sehr kontroverse Aussagen über die Korrelation der einzelnen Ergebnisse bestehen.<br />

Folgestudie<br />

(n=101)<br />

• Validierung<br />

• Klassifikation<br />

Tränenfilm &<br />

Trockenes Auge<br />

Abb. 1: Übersicht der innerhalb der Validierungsstudie verwendeten Verfahren<br />

– 17 –


Validierung neuer nichtinvasiver Untersuchungsmethoden des Tränenfilms mittels Videokeratographen<br />

2 Material und Methode<br />

2.1 Referenzmethoden<br />

2.1.1 Tränenmeniskushöhe (TMH und NIK-TMH)<br />

Die Tränenmeniskushöhe (TMH) wurde mit Hilfe eines Messokulars (10x, Skalenintervall 0,2mm) an der Spaltlampe<br />

bestimmt. Bei reduzierter Raumbeleuchtung wurde ein horizontales Lichtband von unten an die Unterlidkante herangeführt<br />

und der Tränenmeniskus dreimal an einem definierten zentralen Messbereich gemessen.<br />

Die Bestimmung der Tränenmeniskushöhe am Videokeratographen (NIK-TMH) wurde unter Verwendung der bereits im letzten<br />

Artikel [5] beschriebenen integrierten Messtools bestimmt. Diese wurden unverändert innerhalb der TF-Scan Software<br />

umgesetzt, lediglich die Beleuchtung wurde nun durch horizontal angeordnete weiße Dioden bei ausgeschalteter roter<br />

Ringbeleuchtung realisiert. Diese Änderung basiert auf gerätespezifischen und technischen Gründen. Die Bestimmung der<br />

NIK-TMH wurde ebenfalls dreimal wiederholt und die Ergebnisse auf dem Dokumentationsbogen notiert.<br />

2.1.2 Break-Up Time<br />

Die Messung der BUT wurde bei mittlerer Vergrößerung vorgenommen. Gemessen wurde bei direkter fokaler Beleuchtung<br />

mit Zuschaltung des Blau- und Gelbfilters im abgedunkelten Raum. Um eine bessere Reproduzierbarkeit der, in das Auge<br />

applizierten, Fluoreszeinmenge gewährleisten zu können, wurde der sog. Dry Eye Test (DET) verwendet. Nach Gabe des<br />

Fluoreszeins wurde der Proband gebeten, drei Lidschläge zu machen und danach das Auge offen zu halten. Mit einer<br />

Stoppuhr wurde die Zeit, vom letzten Lidschlag bis zum Auftreten der ersten dunklen Stellen auf der Cornea, gemessen. Die<br />

Messung wurde dreimal durchgeführt und das arithmetische Mittel aus den Werten gebildet. Die Klassifikation der invasiven<br />

Tränenfilmaufreißzeit ist in Tab.1 aufgelistet.<br />

Klassifizierung BUT (in s) Erläuterung<br />

Grad 0 ≥10 Stabiler Tränenfilm<br />

Grad 1 6-9 Grenzwertige Tränenfilmstabilität<br />

Grad 2 ≤ 5 Trockenes Auge<br />

Tab.1: Klassifizierung der BUT<br />

2.1.3 McMonnies DEQ<br />

In dieser Studie wurde zur subjektiven Beurteilung des Tränenfilms von jedem Probanden der McMonnies Dry Eye<br />

Questionnaire (McMonnies DEQ) ausgefüllt. Entsprechend der Antwortentscheidung wurden Punkte zugeordnet, wobei<br />

eine maximale Gesamtpunktzahl von 45 erreicht werden konnte. Eine dreier Klassifizierung ermöglichte eine Einstufung<br />

des Trockenheitsgrades.<br />

Klassifizierung Punktzahl Erläuterung<br />

Grad 0 0-9 Kein Trockenes Auge; asymptomatisch<br />

Grad 1 10-20 Geringfügig trocken; grenzwertig<br />

Grad 2 >20 Trockenes Auge<br />

Tab. 2 : Klassifizierung des McMonnies DEQ<br />

– 18 –


Validierung neuer nichtinvasiver Untersuchungsmethoden des Tränenfilms mittels Videokeratographen<br />

2.1.4 Schirmer-Test I<br />

Beim Schirmer-Test I wurde ein standardisierter fünf mm breiter Filterpapierstreifen als Indikator im temporalen Drittel<br />

der unteren Fornix eingelegt. Der Streifen wurde dort fünf Minuten belassen. Während der Untersuchungszeit behielt der<br />

Proband die Augen geöffnet. Nach dieser Zeit wurde der Teststreifen entfernt und die befeuchtete Strecke auf dem Indikatorstreifen<br />

in mm abgemessen und auf dem Dokumentationsbogen notiert.<br />

Abb. 2: Schirmer-Test I in der praktischen Anwendung<br />

Klassifizierung Strecke (mm/5min) Erläuterung<br />

Grad 0 ≥ 15 Normalwert<br />

Grad 1 6-14 Verdacht auf Trockenes Auge<br />

Grad 2 ≤ 5 Trockenes Auge<br />

Tab. 3: Klassifizierung des Schirmer-Test I [3][4]<br />

2.2 NIK-BUT-Methode<br />

2.2.1 Gerätemodifikationen am Videokeratographen<br />

Die TF-Scan Software (OCULUS) wurde im Vorfeld der Validierungsstudie überprüft und in Zusammenarbeit mit der Firma<br />

OCULUS modifiziert. Diese ermöglicht eine automatische Bestimmung der Tränenfilmaufrisszeit und enthält eine graphische<br />

Darstellung, die sogenannte Tear-Map, welche die Lage und den Umfang der betroffenen Bereiche verdeutlicht. Die<br />

Farbskalierung der Tear-Map wurde überarbeitet (siehe Abb. 3). Neben der Ausgabe der „first Break-Up Time“ (NIKf-BUT),<br />

also dem Zeitpunkt des ersten Aufrisses, wurde zusätzlich die „average Break-Up Time“ (NIKav-BUT) ausgegeben, welche<br />

einen Mittelwert der Aufrisszeiten aller Zonen darstellt.<br />

rot unter 6 s<br />

orange-gelb ab 6 s (vorher 9 s)<br />

grün ab 12 s (vorher 16.5 s)<br />

Abb. 3: Überarbeitete Farbskala der Tear-Map<br />

Die unter der Farbskala weiß hinterlegte Zeitangabe in Abb. 3 gibt die Zeit an, die zwischen dem ersten Lidschlag, mit dem<br />

der Messvorgang ausgelöst wurde, und dem zweiten Lidschlag, mit dem der Messvorgang beendet wurde, verging.<br />

– 19 –


Validierung neuer nichtinvasiver Untersuchungsmethoden des Tränenfilms mittels Videokeratographen<br />

2.2.2 NIK-BUT<br />

In der Bedienleiste des Videokeratographen wurde nach dem Anlegen der Testperson in der Patientenverwaltung das Feld<br />

„Neue Messung (NIBUT)“ gewählt. Nachdem das Auge der Testperson vom Untersucher entsprechend zentriert wurde,<br />

erschien hier ein Feld, welches den Bediener aufforderte, die Testperson zweimal blinzeln zu lassen. Nach dem letzten Lidschlag<br />

startete nun automatisch eine Videoaufnahme und damit der Messvorgang. Beendet wurde die Messung durch zwei<br />

Abbruchkriterien. Zum einen durch einen erneuten Lidschlag und zum anderen durch ein zu starkes Verschwimmen oder<br />

Verzerren des Reflexbildes der Placido Ringe, wodurch eine Detektion nicht mehr möglich ist.<br />

Zur Dokumentation der Ergebnisse standen nach der Messung das Video, eine Verlaufsdarstellung der Aufrissstellen und<br />

deren graphische Darstellung, in Form der Tear Map, sowie die Zeitangaben der ersten (NIKf-BUT) und gemittelten<br />

Aufrisszeit (NIKav-BUT) zur Verfügung (siehe Abb. 4).<br />

Abb. 4: Ausgabe nach NIK-BUT Messung; Links: Video; Oben rechts: Verlaufskontrolle; Unten rechts: Tear Map und die<br />

Ausgabe der NIKf-BUT und NIKav-BUT.<br />

– 20 –


Validierung neuer nichtinvasiver Untersuchungsmethoden des Tränenfilms mittels Videokeratographen<br />

Auf dem Dokumentationsbogen wurden nun die NIKf-BUT und die NIKav-BUT aufgenommen. Die Messung wurde jeweils<br />

dreimal wiederholt. Zusammenfassend gibt die folgende Darstellung einen Überblick über die Durchführung.<br />

Allgemeine Vorbereitungen.<br />

Probandeninfonnarionund Einverständniserklärung<br />

Untersuchung mittels Videokeratographen<br />

1. Messung NIK-TMH 2. Bestimmung der<br />

NIK-BUT<br />

3. Subjektive Beurteilung<br />

der Untersuchung<br />

4. Dokumentation der<br />

Ergebnisse<br />

Pause<br />

Untersuchung mittels Spaltlampe<br />

1. Messung TMH 2. Messung der BUT 3. Subjektive Beurteilung<br />

der Untersuchung<br />

4. Dokumentation der<br />

Ergebnisse<br />

McMonnies DEQ<br />

Schirmer-Test I<br />

1. Messung (mm/5min) 2. Subjektive Beurteilung der<br />

Untersuchung<br />

3. Dokumentation der<br />

Ergebnisse<br />

Statistische Auswertung der Daten<br />

Abb. 5: Schematische Darstellung des Untersuchungsablaufs<br />

– 21 –


Validierung neuer nichtinvasiver Untersuchungsmethoden des Tränenfilms mittels Videokeratographen<br />

2.3 Kollektiv<br />

An der Validierungsstudie nahmen 101 Personen teil. Die Alters- und Geschlechtsverteilung ist der folgenden Tabelle zu entnehmen:<br />

N 101<br />

Altersdurchschnitt<br />

Alter Min.<br />

Alter Max.<br />

Altersdurchschnitt weiblich (n=57)<br />

Altersdurchschnitt männlich (n=44)<br />

Tab. 4: Alters- und Geschlechtsverteilung innerhalb des Kollektivs<br />

Die Ein- und Ausschlusskriterien wurden identisch zur Entwicklungsstudie gewählt [5].<br />

41 ± 16 Jahre<br />

18 Jahre<br />

75 Jahre<br />

40 ± 16 Jahre<br />

40 ± 17 Jahre<br />

2.4 Statistische Methoden<br />

Die Ergebnisse der einzelnen Verfahren wurden zunächst deskriptiv analysiert und auf Normalverteilung, unter Verwendung<br />

des Shapiro-Wilk-Tests, geprüft. Da die Nullhypothese hier innerhalb der einzelnen Verfahren verworfen wurde, konnte<br />

keine Normalverteilung nachgewiesen werden.<br />

Für das Erstellen einer Klassifizierung der nichtinvasiven Keratographen Tränenfilmaufrisszeit (first Braek-UpTime und<br />

average Break-Up Time) wurde ein Cut-Off-Wert bestimmt, welcher die Grenze zwischen normaler und kritischer Tränenfilmqualität<br />

festlegt. Hierfür wurden die Ergebnisse von TMH, BUT, McMonnies DEQ und Schirmer-Test I mit dem NIK-BUT<br />

Wert verglichen. Dieser Vergleich erfolgte unter Verwendung der ROC (Receiver-Operating-Characteristic) Kurven. Dieses<br />

Analyseverfahren wird angewendet um eine Auskunft über die Sensitivität und die Spezifität von diagnostischen Tests zu<br />

erhalten. Diese beiden Größen werden innerhalb eines zweiachsigen Koordinatensystems abgetragen, wobei die Sensitivität<br />

auf der y-Achse und 1-Spezifität auf der x-Achse abgetragen wird. Unterscheidet sich die resultierende Kurve signifikant<br />

von der diagonalen Referenzlinie, weist der Test eine Trennschärfe auf. Die Güte des Tests wird über die Fläche unter der<br />

ROC Kurve, die sog. AUC (Area Under Curve) bestimmt. Die Werte hierfür liegen zwischen ±0,5 und ±1,0, wobei jeweils<br />

höhere Werte eine bessere Qualität des Tests repräsentieren und niedrige Werte auf ein schlechtes Unterscheidungsvermögen<br />

hinweisen. Eine detaillierte Einteilung der Werte erfolgt wie folgt:<br />

Unterscheidungsvermögen<br />

Unakzeptabel 0,5 – 0,7<br />

Akzeptabel 0,7 – 0,8<br />

Ausgezeichnet 0,8 – 0,9<br />

Überragend 0,9 – 1,0<br />

Tab. 5: Interpretation der AUC-Werte<br />

Voraussetzung für eine solche statistische Auswertung ist das Einteilen aller objektiv und subjektiv ermittelten Ergebnisse<br />

in zwei Testentscheidungen. In der hier vorliegenden Studie ergab sich diese Einteilung aus den Klassifizierungsschlüsseln<br />

der einzelnen Tests (Tab 6).<br />

AUC<br />

Discriminatory power Grad 0 Grad 1 Grad 2<br />

0 (normal) x<br />

1 (kritisch) x x<br />

Tab. 6: Einteilung der zweistufigen Testentscheidung<br />

Das Unterscheidungsvermögen des hier neuentwickelten Verfahrens wurde zum einen im Vergleich zu allen verwendeten<br />

Tests analysiert und zum anderen im Vergleich zu den Tests, die in Bezug auf die Diagnose des trockenen Auges die höchste<br />

Sensitivität und Spezifität aufweisen. Dabei handelt es sich um BUT und McMonnies DEQ [1]. Zudem ist es sinnvoll objektive<br />

und subjektive Verfahren zu kombinieren [6].<br />

– 22 –


Validierung neuer nichtinvasiver Untersuchungsmethoden des Tränenfilms mittels Videokeratographen<br />

3 Messdaten und Ergebnisse<br />

Die Validierungsstudie hatte zum Ziel eine Unterscheidung zwischen normalen und kritischen NIK-BUT Werten herauszustellen.<br />

In der Ergebnisdarstellung wurde darauf der Schwerpunkt gelegt und die Ergebnisse der einzelnen Methoden nur<br />

im Überblick betrachtet.<br />

3.1 Referenzmethoden<br />

3.1.1 Tränenmeniskus (TMH und NIK-TMH)<br />

Von den 101 Testpersonen wurde die NIK-TMH bei 15 Personen geringer als 0,2 mm, bei 16 Personen gleich und bei 70<br />

Personen größer als 0,2 mm gemessen. Die TMH weicht nur geringfügig von dieser Verteilung ab.<br />

HäufigkeitsverteiIung<br />

n = 101<br />

NIK-TMH<br />

TMH<br />

69% 62%<br />

16% 23% 15% 15%<br />

Grad 0 Grad 1 Grad 3<br />

Abb. 6: Häufigkeitsverteilung der NIK-TMH und TMH innerhalb der drei Gruppen<br />

Der Zusammenhang zwischen den Ergebnissen beider Verfahren wurde auch hier geprüft. Der Korrelationskoeffizient<br />

beträgt 0,722 und das Bestimmtheitsmaß 0,568. Wie auch schon in der Entwicklungsstudie gezeigt, können NIK-TMH und<br />

TMH miteinander vergleichen und die bestehende Klassifizierung angewendet werden.<br />

3.1.2 Break-up time<br />

Die Ergebnisse der invasiven Tränenfilmaufrisszeit (BUT) wurden ebenfalls entsprechend der dreier Klassifizierung eingeteilt<br />

(siehe Abb. 8). Das arithmetische Mittel über die gesamte Stichprobe beträgt 7,53 ± 3,73 s, der Median 6,90 s. Die geringste<br />

BUT betrug 2,10 s und die höchste BUT 19,40 s.<br />

26%<br />

HäufigkeitsverteiIung<br />

n = 101<br />

BUT<br />

37% 37%<br />

Grad 0 Grad 1 Grad 3<br />

Abb. 7: Häufigkeitsverteilung der BUT innerhalb der Gruppen<br />

– 23 –


Validierung neuer nichtinvasiver Untersuchungsmethoden des Tränenfilms mittels Videokeratographen<br />

3.1.3 McMonnies DEQ<br />

Der Mittelwert der Gesamtpunktzahl aller Probanden des McMonnies lag bei 10,36 ± 6,83, der Median bei 9,00 Punkten.<br />

Der geringste Wert lag bei einem Punkt, die höchste Punktzahl betrug 28 Punkte.<br />

HäufigkeitsverteiIung<br />

n = 101<br />

58%<br />

McMonnies DEQ<br />

30%<br />

12%<br />

Grad 0 Grad 1 Grad 3<br />

Abb. 8: Häufigkeitsverteilung des McMonnies DEQ innerhalb der Gruppen<br />

3.1.4 Schirmer-Test I<br />

Die Ergebnisse des Schirmer-Test I ergaben über die gesamte Stichprobe (n=101) ein Mittel von 18,58 ± 7,36 mm/5min, der<br />

Median betrug 22,00mm/5min. Der Maximalwert wurde durch die Länge des Filterpapierstreifens vorgegeben und betrug<br />

25mm/5min. Der minimal bestimmte Wert lag innerhalb dieser Studie bei 3mm/5min.<br />

70%<br />

HäufigkeitsverteiIung<br />

n = 101<br />

Schimer I - Test<br />

19%<br />

11%<br />

Grad 0 Grad 1 Grad 3<br />

Abb. 9: Häufigkeitsverteilung innerhalb der Ergebnisse des Schirmer-Test I<br />

– 24 –


Validierung neuer nichtinvasiver Untersuchungsmethoden des Tränenfilms mittels Videokeratographen<br />

3.2 Vergleich der Verfahren und statistische Daten<br />

3.2.1 Häufigkeitsverteilungen innerhalb der Verfahren<br />

Die Ergebnisse der 101 Testpersonen wurden innerhalb jedes Verfahrens in entsprechende dreier Gruppierungen eingeteilt.<br />

HäufigkeitsverteiIung<br />

n = 101<br />

NIK-TMH TMH BUT McMonnies DEQ Schimer I - Test<br />

69% 70%<br />

62%<br />

58%<br />

37%<br />

26%<br />

16% 23% 37%<br />

30%<br />

19%<br />

15% 15%<br />

12% 11%<br />

Grad 0 Grad 1 Grad 3<br />

Abb. 10: Häufigkeitsverteilung innerhalb der Ergebnisse bezogen auf die jeweilige dreier Klassifizierung<br />

Eine Normalverteilung konnte innerhalb der Ergebnisse aller Untersuchungsverfahren nicht nachgewiesen werden.<br />

3.2.2 Korrelation und Vergleichbarkeit der Verfahren<br />

Der Zusammenhang zwischen den Ergebnissen der einzelnen Verfahren wurde mit dem Rangkorrelationstest nach<br />

Spearman überprüft. Lediglich zwischen NIK-TMH und TMH sowie zwischen NIKf-BUT und NIKav-BUT kann von einer<br />

guten und signifikanten Korrelation gesprochen werden. Eine schwache Korrelation besteht zwischen BUT und NIKf- bzw.<br />

NIKav-BUT. Zwischen den etablierten Verfahren konnte keine Korrelation nachgewiesen werden. In der folgenden Tabelle<br />

sind die einzelnen Korrelationskoeffizienten aufgelistet.<br />

NIK-TMH NIKf-BUT NIKav-BUT TMH BUT McMonnies Schirmer-Test I<br />

NIK-TMH 1,000 ,065 ,081 ,722(**) ,087 -,198(*) ,078<br />

NIKf-BUT ,065 1,000 ,868(**) ,062 ,505(**) -,280(**) ,132<br />

NIKav-BUT ,081 ,868(**) 1,000 ,070 ,454(**) -,246(*) ,090<br />

TMH ,722(**) ,062 ,070 1,000 ,127 -,207(*) ,056<br />

BUT ,087 ,505(**) ,454(**) ,127 1,000 -,182 ,258(**)<br />

McMonnies -,198(*) -,280(**) -,246(*) -,207(*) -,182 1,000 -,182<br />

Schirmer-Test I ,078 ,132 ,090 ,056 ,258(**) -,182 1,000<br />

** Die Korrelation ist auf dem 0,01 Niveau signifikant (zweiseitig).<br />

* Die Korrelation ist auf dem 0,05 Niveau signifikant (zweiseitig).<br />

Tab. 7: Korrelationskoeffizienten der nichtparametrischen Korrelation nach Spearman (n=101)<br />

– 25 –


Validierung neuer nichtinvasiver Untersuchungsmethoden des Tränenfilms mittels Videokeratographen<br />

Die folgenden Diagramme verdeutlichen die mangelhafte Vergleichbarkeit der Ergebnisse der verschiedenen Methoden auf<br />

Grund individueller Einzelwertstreuungen. Einbezogen wurden jeweils die Ergebnisse der gesamten Stichprobe (n=101).<br />

Abb. 11: Darstellung der Wertepaare: NIKf- und NIKav-BUT im Vergleich zu BUT und McMonnies DEQ (n=101)<br />

25,0<br />

BUT/NIKav-BUT<br />

McM. DEQ/NIKav-BUT<br />

20,0<br />

NIKav-BUT<br />

15,0<br />

10,0<br />

NIKav-BUT<br />

5,0<br />

0,0<br />

0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0<br />

BUT<br />

-5<br />

5 15 25 35 15<br />

McMonnies DEQ<br />

Die oberen Abbildungen verdeutlichen, dass zwischen den Ergebnissen der Verfahren kein linearer Zusammenhang und<br />

keine Korrelation bestehen. In den unteren Darstellungen wird gezeigt, dass innerhalb der hier erhobenen Daten besonders<br />

zwischen BUT und Schirmer-Test I eine starke Streuung vorhanden ist.<br />

TMH<br />

0,50<br />

0,45<br />

0,40<br />

0,35<br />

0,30<br />

0,25<br />

0,20<br />

0,15<br />

0,10<br />

0,05<br />

BUT/TMH<br />

0,00<br />

0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0<br />

BUT<br />

Schimer-Test I<br />

BUT/Schimer-Test I<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0<br />

BUT<br />

Abb. 12: Darstellung der Wertepaare: BUT im Vergleich zu TMH und Schirmer-Test I (n=101)<br />

3.2.3 ROC-Kurven<br />

Gegenüberstellung NIK-BUT mit allen Verfahren<br />

Für den Vergleich der NIK-BUT mit einer Kombination aus objektiven und subjektiven Kriterien wurden die Tränenfilmtests,<br />

wie schon beschrieben in asymptomatisch und symptomatisch eingeteilt. Subjektiv wurde das Ergebnis des McMonnies<br />

DEQ einbezogen, objektiv das der TMH, der BUT und des Schirmer-Tests I. Die Probanden wurden als symptomatisch eingestuft,<br />

wenn in der Summe drei der vier Tränenfilmtests als kritisch bzw. trocken (Grad 1 und 2) klassifiziert wurden.<br />

Nach dieser Variante, aus objektiven und subjektiven Kriterien, sind 82 der insgesamt 101 Probanden asymptomatisch,<br />

19 Probanden des Kollektivs gelten nach dieser Einschätzung als symptomatisch. Die Vorhersagewerte der NIKf-BUT und<br />

der NIKav-BUT sind signifikant (NIKf-BUT: AUC=0,679; p=0,016; NIKav-BUT: AUC=0,646; p=0,048).<br />

1,0<br />

,8<br />

Sensitivität<br />

,5<br />

,3<br />

0,0<br />

0,0 ,3 ,5 ,8 1,0<br />

Quelle der Kurve<br />

Bezugslinie<br />

NIKav-BUT-MW<br />

NIKf-BUT-MW<br />

1 - Spezifität<br />

Abb. 13: ROC-Kurve für NIKf-BUT und NIKav-BUT (n=101; Bezug: TMH, BUT, Schirmer-Test I und McMonnies DEQ)<br />

– 26 –


Validierung neuer nichtinvasiver Untersuchungsmethoden des Tränenfilms mittels Videokeratographen<br />

Der Wert mit der geringsten Differenz zwischen Sensitivität und Spezifität stellt den Cut-Off Wert dar. Hierbei lag die<br />

geringste Abweichung bei 0,01 für die NIKf-BUT und der Cut-Off bei 9s. Bei der NIKav-BUT lag die geringste Differenz<br />

ebenfalls bei 0,01 und der entsprechende Cut-Off bei 14s. Testpersonen mit geringeren NIK-BUT Werten sind als kritisch<br />

bzw. symptomatisch einzustufen.<br />

Gegenüberstellung NIK-BUT mit BUT und McMonnies<br />

Für den Vergleich der NIK-BUT mit den objektiven und subjektiven Tests, welche die höchste Trennschärfe und Güte in<br />

Bezug auf das Trockene Auge aufweisen (BUT-Test und McMonnies DEQ [1]) wurden die Ergebnisse dieser Tränenfilmtests<br />

erneut eingeteilt. Als symptomatisch wurde ein Proband eingestuft, wenn der BUT-Test und der McMonnies DEQ als<br />

kritisch bzw. trocken (Grad 1 und 2) klassifiziert wurden. Nach dieser Variante sind 61 von 101 Probanden als asymptomatisch<br />

und 40 Probanden als symptomatisch, d.h. als kritisch bzw. trocken eingestuft worden. Untersucht man die Vorhersagewahrscheinlichkeit<br />

der NIK-BUT im Zusammenhang mit diesen beiden Tests ergibt sich eine signifikante und gute<br />

Vorhersageleistung (NIKf-BUT: AUC=0,750; p=0,000; NIKav-BUT: AUC=0,735; p=0,000).<br />

1,0<br />

,8<br />

Sensitivität<br />

,5<br />

,3<br />

0,0<br />

0,0 ,3 ,5 ,8 1,0<br />

Quelle der Kurve<br />

Bezugslinie<br />

NIKav-BUT-MW<br />

NIKf-BUT-MW<br />

1 - Spezifität<br />

Abb. 14: ROC-Kurve für NIKf-BUT und NIKav-BUT (n=101; Bezug: BUT und McMonnies DEQ)<br />

Der Cut-Off Wert wurde ebenfalls bestimmt, indem der Wert mit der geringsten Differenz zwischen Sensitivität und<br />

Spezifität ermittelt wurde. Hierbei lag die geringste Abweichung bei 0,01. Der Cut-Off Wert lag unter dieser Voraussetzung<br />

bei einer NIKav-BUT>14s und bei einer NIKf-BUT>10s. Liegen die jeweiligen NIK-BUT unterhalb dieses Wertes sind diese<br />

als kritisch einzustufen.<br />

Zusätzlich wurde innerhalb dieser Testkombination überprüft, inwieweit es möglich ist eine Abgrenzung zwischen kritischem<br />

Tränenfilm und Trockenem Auge zu bestimmen. Hierzu wurden die Tränenfilmtests unter der Bedingung als symptomatisch<br />

eingeteilt, dass sowohl BUT-Test und der McMonnies DEQ als Trockenes Auge (Grad 2) klassifiziert wurden. Unter<br />

dieser Bedingung sind 84 von 101 Testpersonen asymptomatisch und 17 symptomatisch.<br />

Mit einer Fläche unter der Kurve von 0,763 bzw. 0,751 wurde hier zwar eine gute Trennschärfe erreicht, ist jedoch auf<br />

Grund der geringen Anzahl von symptomatischen Fällen nur als Richtwert zu verstehen (NIKf-BUT: AUC=0,763; p=0,001;<br />

NIKav-BUT: AUC=0,751; p=0,001).<br />

1,0<br />

,8<br />

,5<br />

Quelle der Kurve<br />

Sensitivität<br />

,3<br />

0,0<br />

0,0 ,3 ,5 ,8 1,0<br />

1 - Spezifität<br />

Bezugslinie<br />

NIKav-BUT-MW<br />

NIKf-BUT-MW<br />

Abb. 15: ROC-Kurve für die Grad 2-Einteilung der NIKf-BUT und NIKav-BUT (n=101; Bezug: BUT und McMonnies DEQ)<br />

– 27 –


Validierung neuer nichtinvasiver Untersuchungsmethoden des Tränenfilms mittels Videokeratographen<br />

Ein Cut-Off Wert kann hier für 5s (NIKf-BUT) und 7s (NIKav-BUT) festgelegt werden. Daraus ergibt sich folgende dreier<br />

Klassifizierung für die NIKf-BUT und die NIKav-BUT:<br />

Tab. 8: Klassifizierung der NIK-BUT<br />

Klassifizierung NIKf-BUT (in s) NIKav-BUT (in s) Erläuterung<br />

Grad 0 ≥10 ≥14 Stabiler Tränenfilm<br />

Grad 1 6-9 8-13 Grenzwertige<br />

Tränenfilmstabilität<br />

Grad 2 ≤ 5 ≤ 7 Trockenes Auge<br />

Die Häufigkeitsverteilung innerhalb dieser Gruppierung ist in der folgenden Abbildung dargestellt. Die Referenzmethoden<br />

sind entsprechend der etablierten Klassifizierungs-schlüssel eingeteilt und dargestellt worden.<br />

Häufigkeitsverteilung<br />

n = 101<br />

NIK-BUTav<br />

NIK-BUTf BUT McMonnies<br />

60% 58%<br />

58%<br />

26%<br />

28% 33% 37% 30%<br />

12% 9%<br />

37%<br />

12%<br />

Grad 0 Grad 1 Grad 3<br />

Abb. 16: Häufigkeitsverteilung der NIK-BUT, BUT und des McMonnies DEQ innerhalb der Gruppen<br />

4 Diskussion<br />

4.1 Referenzmethoden<br />

In dieser Studie konnte innerhalb der etablierten Verfahren keine Korrelation nachgewiesen werden. Beispielsweise betrug<br />

der Spearman Rangkorrelationskoeffizient zwischen Schirmer-Test I und BUT-Test 0,258. Es existieren aber auch Studien die<br />

belegen, dass unter Verwendung des Schirmer-Tests nach Applikation eines Lokalanästhetikums durchaus eine gute und signifikante<br />

Korrelation ermittelt werden konnte (n=44; Pearson’s Korrelationskoeffizient 0.653; p=0,000) [7] Grundlegend sind die<br />

Aussagen über die Zuverlässigkeit des Schirmer-Tests, sowohl ohne als auch mit Verwendung von Lokalanästhetika, bezüglich<br />

einer Klassifikation der Tränenfilmquantität widersprüchlich und stark variierend [8]. Im Vergleich dazu liegt die Korrelation<br />

der NIK-BUT zu etablierten Verfahren, wie bspw. TMH und BUT deutlich höher.<br />

Auf Grund der unzuverlässigen Zusammenhänge zwischen den Aussagen der einzelnen Untersuchungsmethoden konnte<br />

bisher noch kein allgemein gültiger Goldstandard gefunden werden um den Tränenfilm zu analysieren und zu klassifizieren.<br />

Daher ist es empfehlenswert für die Klassifikation der Qualität und Quantität nicht nur ein oder zwei Tests zu verwenden und<br />

zusätzlich subjektive Fragebögen, wie den McMonnies DEQ, in die Untersuchung einzubeziehen. Zahlreiche Studien befassen<br />

sich mit der Erstellung optimaler Kombinationen, bspw. aus objektiven und subjektiven Tests.<br />

– 28 –


Validierung neuer nichtinvasiver Untersuchungsmethoden des Tränenfilms mittels Videokeratographen<br />

Da innerhalb der etablierten Verfahren eine Einschränkung der Objektivität durch die bestehende Untersucherabhängigkeit<br />

nicht kontrolliert werden kann, bestehen auch hierüber kontroverse Meinungen. Aufgrund der automatischen Bestimmung der<br />

NIK-BUT wird die nichtinvasive Tränenfilmaufrisszeit objektiv und ohne Beeinflussung des Ergebnisses durch den Anwender<br />

bestimmt. Somit werden im Vergleich zur BUT-Methode zwei Fehlerquellen umgangen. Hier besteht die Gefahr verfälschter<br />

Ergebnisse zusätzlich in der Applikation des Fluoreszeins, da dies die Zusammensetzung des Tränenfilms verändert und nur<br />

schwer in reproduzierbaren Mengen dosiert werden kann. Im Bezug auf die Diagnose des Trockenen Auges wurden<br />

Schirmer-Test I und BUT als eine mögliche Kombination aufgeführt und weisen in diesem Zusammenhang die höchste<br />

Sensitivität und Spezifizität auf. Aus diesem Grund wurden diese beiden Verfahren zur Bestimmung der NIK-BUT Cut-Off<br />

Werte herangezogen. Die so entstandene Klassifizierung wird von den Autoren in der praktischen Anwendung der NIK-BUT<br />

empfohlen um die Tränenfilmqualität einzustufen.<br />

4.2 NIK-BUT-Methode<br />

Die NIK-BUT wurde im Vergleich zur Entwicklungsstudie nicht mehr manuell sondern automatisch bestimmt. Hierdurch<br />

entfällt der untersucherbedingte Einfluss auf das Einzelergebnis. Zudem entfällt dadurch die Reaktionszeit des Anwenders<br />

beim Auslösen der Zeitmessung. Durch die computergestützte Detektion können bereits kleinste Aufrissstellen erkannt<br />

werden. Durch diese Faktoren fällt die gemessene Aufrisszeit im Vergleich zu manuellen Methoden entsprechend kürzer<br />

aus. Aus diesem Grund wurde in dieser Studie sowohl die first Break-Up Time als auch die average Break-Up Time untersucht.<br />

Die Ergebnisse der Validierungsstudie zeigen, dass sich sowohl die first als auch average NIK-BUT zur Beurteilung<br />

der Tränenfilmqualität eignen und eine gute signifikante Trennschärfe für die Unterscheidung normaler und kritischer<br />

Tränenfilmaufrisszeiten aufweisen.<br />

Die auf Grundlage der Entwicklungsstudie umgesetzte TF-Scan Software (OCULUS) wurde im Vorfeld der Validierungsstudie<br />

überarbeitet. Hierbei wurde die Fehlerrate durch das Pupillenspiel, Abschattungen durch Wimpern und Nase sowie durch<br />

zusätzliche Reflexe am oberen Tränenmeniskus verringert. Zusätzlich wurde das Ampelfarbprinzip der Tear-Map optimiert<br />

und die Zuordnung der entsprechenden Aufrisszeiten entsprechend der Cut-Off Werte angepasst.<br />

Eine bestehende Ungenauigkeit betrifft den zentralen Bereich. Wie dies beispielsweise in Abb. 4 deutlich wird, wurde auf<br />

der Tear-Map in diesem Bereich keine Aufrisszeit angegeben, bzw. es kam dort zu keinem Aufriss. Da dieser Fall allerdings<br />

gehäuft auftritt, ist anzunehmen, dass aufgrund der veränderten Kontrastbedingungen durch die dunklere Pupille eine<br />

Detektion nur eingeschränkt möglich ist.<br />

5 Zusammenfassung und Ausblick<br />

Innerhalb der Validierung der NIK-BUT konnten signifikante Cut-Off Werte aufgezeigt werden, mit denen eine Abgrenzung<br />

zwischen normalen und kritischen NIK-BUT Werten möglich ist.<br />

Die Messung der NIK-BUT bietet sowohl für den Anwender, als auch für den zu Untersuchenden eine Vielzahl von Vorteilen<br />

im Vergleich zu herkömmlichen Methoden. Durch die einfache und schnell erlernbare Bedienung eignet sie sich sowohl als<br />

Screeningverfahren, sowie als diagnostisches Mittel, welches objektiv und untersucherunabhängig ist. Durch die Ausgabe<br />

der Tear-Map wird das Ergebnis mit Hilfe leicht verständlicher Ampelfarben dargestellt und verbessert die Kommunikation<br />

und das Verständnis des Kunden in der <strong>Kontaktlinse</strong>nanpassung bzw. des Patienten in der klinischen Praxis. Da während der<br />

Untersuchung auf zusätzliche Hilfsmittel verzichtet werden kann, verringert sich die Gefahr der Ergebnisverfälschung und<br />

zusätzliche Kosten entfallen.<br />

Eine Erweiterung der Klassifizierung der NIK-BUT um das Trockene Auge diagnostizieren zu können sind für die weitere<br />

Entwicklung von höchster Priorität. Hierfür werden bereits von den Autoren Studien durchgeführt, bei denen diagnostizierte<br />

Trockene Augen Patienten untersucht werden. Die Tear-Map ermöglicht eine Lokalisierung der Aufrisszonen. Darauf<br />

basierend kann nun untersucht werden in wie weit die Lage und Größe der betroffenen Bereiche ausschlaggebend für<br />

die Diagnose sind. Ein weiterer interessanter Aspekt wäre die Anwendbarkeit der hier entwickelten Methode, speziell im<br />

klinischen Bereich, z.B. die Untersuchung des Tränenfilms nach LASIK.<br />

– 29 –


Validierung neuer nichtinvasiver Untersuchungsmethoden des Tränenfilms mittels Videokeratographen<br />

Literatur<br />

[1] The Ocular Surface, Report of the International Dry Eye WorkShop (DEWS):<br />

Methodologies to Diagnose and Monitor Dry Eye Disease: Report of the Diagnostic<br />

Methodology Subcommittee of the International Dry Eye WorkShop, 2007<br />

[2] The Ocular Surface, Report of the International Dry Eye WorkShop (DEWS): Design and Conduct of Clinical Trials.:<br />

Report of the Diagnostic Methodology Subcommittee of the International Dry Eye WorkShop, 2007<br />

[3] The Ocular Surface, Report of the International Dry Eye WorkShop (DEWS): The Definition and Classification of<br />

Dry Eye Disease, Report of the Diagnostic Methodology Subcommittee of the International Dry Eye WorkShop, 2007<br />

[4] SICKENBERGER, W.: Klassifikation von Spaltlampenbefunden.3.Auflage, Großostheim: Ciba Vision Vertriebs GmbH, 2010<br />

[5] Wiedemann, D.: Entwicklung und Erprobung neuer nichtinvasiver Untersuchungsmethoden des Tränenfilms mittels<br />

Videokeratographen. Die <strong>Kontaktlinse</strong>, Nr.: 7-8, 2010<br />

[6] Michel, M.: Diplomarbeit: Bestimmung des kontaktlinsenrelevanten okulären Trockenheitsgrades anhand validierter<br />

und optimierter Patienten-Fragebögen und objektiven Tests.. Fachhochschule Jena, Fachbereich SciTec, Studiengang<br />

Augenoptik, Erscheinungsjahr 2008<br />

[7] ISREB, M.A.; GREINER, J.V.; KORB, D.R; GLONEK, T.; MODY, S.S; FINNEMORE, V.M.; REDDY, C.V.: Correlation of<br />

lipid layer thickness measurements with fluorescein tear film break-up time and Schirmer’s test; Nature Publishing<br />

Group: Eye (2003) Vol: 17: 79–83, 2003<br />

[8] CHO P.; YAP M.: Schirmer-Test I – A Rewiev. Optometry and Vision Science, Vol. 70 No. 2, 152-156, 1993<br />

Autorin:<br />

B. Sc. Doreen Wiedemann, Studentin des Masterstudiengangs Optometrie/ Vision Science/ FH Jena;<br />

Mitarbeiterin des JENVIS Research Institute, Jena<br />

E-Mail: wiedemann@jenvis-research.com<br />

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Validierung neuer nichtinvasiver Untersuchungsmethoden des Tränenfilms mittels Videokeratographen<br />

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