02.05.2014 Aufrufe

Möglichkeiten der Hornhautdiagnostik - Oculus

Möglichkeiten der Hornhautdiagnostik - Oculus

Möglichkeiten der Hornhautdiagnostik - Oculus

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Redaktioneller Beitrag von<br />

Dr. med. Ernst Bürki<br />

zum <strong>Oculus</strong> Keratograph<br />

Erschienen in Ausgabe 10, 11 und 12 im Jahr 2001


Keratograph LC, aktuell 2002<br />

Javalophthalmometer, anno 1920<br />

Über 100 Jahre <strong>Oculus</strong><br />

Alois Mager gründete 1895 in Berlin,<br />

Chausseestr. 8, die Firma A. Mager –<br />

Spezialfabrik für ophthalmologische<br />

Instrumente.<br />

Am 28.12.1932 wurde die Firma A.<br />

Mager in die <strong>Oculus</strong> GmbH umgewandelt.<br />

Nach dem zweiten Weltkrieg 1947<br />

siedelte die Firma von Berlin-Ost<br />

nach Wetzlar-Dutenhofen um. Als<br />

weiterer Geschäftsführen<strong>der</strong> Gesellschafter<br />

leitete Dipl.-Ing. Kurt<br />

Kirchhübel das Unternehmen von<br />

1947 bis 1986.<br />

1985 wurde mit <strong>der</strong> Firma Nidek-<br />

Japan ein Exclusivvertrag abgeschlossen<br />

zum Vertrieb/Service <strong>der</strong><br />

Nidek-Produktlinie in <strong>der</strong> Bundesrepublik.<br />

1989 wurde die Tochterfirma <strong>Oculus</strong><br />

Vertriebsgesellschaft mbH mit Sitz in<br />

Spitzzicken, Österreich, gegründet.<br />

1999 Gründung <strong>der</strong> <strong>Oculus</strong> Inc. in<br />

Seattle, USA.


Videokeratometrie<br />

E. Bürki, Thun (Schweiz)<br />

Neue <strong>Möglichkeiten</strong> <strong>der</strong> <strong>Hornhautdiagnostik</strong><br />

mit Hilfe <strong>der</strong> Videokeratometrie (1. Teil)<br />

Einleitung<br />

Mit dem Erscheinen <strong>der</strong> ersten, nach<br />

dem Placidoprinzip arbeitenden Videokeratometer<br />

auf dem Markt setzte<br />

ab 1989 eine neue Phase <strong>der</strong> Oberflächendiagnostik<br />

<strong>der</strong> Hornhaut ein.<br />

Die früheren Geräte arbeiteten noch<br />

auf <strong>der</strong> Basis eines Streckenvergleichs:<br />

die Distanzen zwischen den<br />

einzelnen Ringen <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Cornea<br />

reflektierten Placidoscheibe wurde mit<br />

den Strecken abgespeicherter Bil<strong>der</strong><br />

von Eichkugeln verschiedener Radien<br />

verglichen und daraus die lokalen Radien<br />

errechnet. Die Wie<strong>der</strong>gabe<br />

sphärischer Flächen gelang damit<br />

ausgezeichnet; mit <strong>der</strong> Erfassung <strong>der</strong><br />

wahren Form <strong>der</strong> Cornea hatten die<br />

damaligen Geräte hingegen ausgesprochen<br />

Mühe. Zusätzliche Fehler<br />

verursachte die Distanzabhängigkeit<br />

des Messresultats [25]. Entsprechend<br />

wenig brauchbar waren denn auch<br />

die Vorschläge zur Anpassung von<br />

Kontaktlinsen [3]. Viele <strong>der</strong> anfänglichen<br />

Fehler konnten inzwischen behoben<br />

werden. Eine Verbesserung <strong>der</strong><br />

Rechenalgorithmen erlaubt es heute,<br />

Videokeratometer nutzbringend zur<br />

Erfassung und vielfältigen Darstellung<br />

<strong>der</strong> Corneaoberfläche [11, 32], zur<br />

Diagnose von Keratokonus und nicht<br />

zuletzt auch gezielt zur Kontaktlinsenanpassung<br />

einzusetzen [24]. Die<br />

drei Hauptnachteile <strong>der</strong> Geräte nach<br />

dem Placidoprinzip, die fehlende<br />

exakte Vermessung des Hornhautzentrums,<br />

die Unmöglichkeit <strong>der</strong> Datenerhebung<br />

bis zum Limbus und die<br />

Abhängigkeit von einer klaren Cornea<br />

ohne Narbenbildungen, werden durch<br />

an<strong>der</strong>e Messprinzipien vermieden.<br />

Doch konnten sich bisher we<strong>der</strong> die<br />

Rasterphotogrammetrie (PAR-Gerät ©<br />

[2, 8]) noch die Schnittbildmethode<br />

(Orbscan © , [1]) auf breiter Basis<br />

durchsetzen.<br />

Unter Mitarbeit des Autors wurde von<br />

<strong>der</strong> Firma <strong>Oculus</strong> eine Softwareergänzung<br />

zur Identifizierung und Klassifikation<br />

von Keratokonusaugen erarbeitet<br />

[4]. Die vorliegende Arbeit stellt<br />

die neuen <strong>Möglichkeiten</strong> <strong>der</strong> <strong>Hornhautdiagnostik</strong><br />

mit Hilfe des Haag-<br />

Streit-/<strong>Oculus</strong> Keratographen vor. Beson<strong>der</strong>s<br />

eingehend zur Sprache<br />

kommt die Oberflächendarstellung<br />

<strong>der</strong> Cornea mit Hilfe <strong>der</strong> Fourier-Analyse,<br />

die zwar schon bisher bestand,<br />

aber klinisch kaum genutzt wurde.<br />

Vorgestellt werden außerdem die Bedeutung<br />

<strong>der</strong> Höhenwerte gegenüber<br />

den herkömmlichen Darstellungen <strong>der</strong><br />

Sagittal- und Tangentialradien und die<br />

neuen Hornhautindizes. Den Abschluss<br />

bildet eine ausführliche Darstellung<br />

<strong>der</strong> Zernike-Polynome zur<br />

Analyse cornealer Aberrationen.<br />

Fourier-Analyse<br />

a) Grundsätzliches<br />

Das nach dem französischen Physiker<br />

Jean Baptiste Joseph Fourier<br />

(1768–1830) benannte mathematische<br />

Verfahren zerlegt eine periodische<br />

Funktion (Abb. 1) in eine Anzahl trigonometrischer<br />

Sinus- und Cosinusschwingungen<br />

(Fourier-Analyse, Abb.<br />

2). Dabei ist die Grundschwingung (1.<br />

Harmonische) eine Sinusschwingung<br />

mit <strong>der</strong> gleichen Periode wie die zu<br />

analysierende Schwingung. Die 2.<br />

Abb. 1: Zu analysierende Schwingung<br />

Abb. 2: Zerlegung in zwei Sinus- und eine Cosinusschwingung<br />

Harmonische weist die halbe Schwingungsdauer<br />

(entsprechend 2 Sinuswellen)<br />

auf, die 3. Harmonische 1/3<br />

Schwingungsdauer (entsprechend 3<br />

Sinuswellen) usw. Die Addition aller<br />

dieser einzelnen Schwingungskomponenten<br />

(Fourier-Synthese) ergibt wie<strong>der</strong><br />

die ursprüngliche Funktion.<br />

b) Fourier-Analyse beim Keratographen<br />

Beim Keratographen wird das Topographiebild<br />

in analoger Weise mit Hilfe<br />

<strong>der</strong> Fourier-Analyse in einzelne Komponenten<br />

zerlegt. In einem ersten<br />

Schritt wird das Originalbild in einzelne<br />

konzentrische Ringe aufgeteilt. Die<br />

Fouriertransformation zerlegt anschließend<br />

den Krümmungsverlauf auf<br />

jedem Ring in die einzelnen Sinusbzw.<br />

Cosinusschwingungen. Die Komponenten<br />

0., 1. und 2. Ordnung sowie<br />

alle übrigen werden nun für alle Ringe<br />

gemeinsam wie<strong>der</strong> in je einem Bild<br />

dargestellt. Betrachtet man auf diese<br />

Art die einzelnen Schwingungskomponenten<br />

isoliert, so ergeben sich interessante<br />

Eigenschaften [9, 15, 26]:<br />

Sphärische Komponente<br />

Diese Darstellung enthält nur die<br />

Schwingungskomponente 0. Ordnung<br />

in Form des arithmetischen Mittelwerts<br />

aller Radien auf jedem einzelnen Ring<br />

(Abb. 3). Dieser Wert kann auch als<br />

sphärischer Anteil <strong>der</strong> Radien pro<br />

Ring interpretiert werden. Aus <strong>der</strong><br />

Abb. 3<br />

NOJ 10/2001


Videokeratometrie<br />

sphärischen Komponente kann unter<br />

Annahme eines Rotationsellipsoids<br />

die Exzentrizität <strong>der</strong> Cornea mittels<br />

einer Approximation bestimmt werden.<br />

Sie liegt bei normalen Augen unter<br />

0,85.<br />

Abb. 6 Abb. 7<br />

Abb. 4<br />

Dezentration<br />

Die Schwingung 1. Ordnung entspricht<br />

einer gleichmäßigen Sinusschwingung,<br />

welche während einer<br />

Rotation auf dem jeweiligen Radiusring<br />

ein Minimum und ein Maximum<br />

durchläuft (Abb. 4). Sie stellt ein Maß<br />

dar für die Verkippung zwischen <strong>der</strong><br />

optischen Achse des Videokeratoschwingung<br />

doppelter Frequenz, welche<br />

während einer Rotation auf dem<br />

Radiusring zwei Minima und zwei Maxima<br />

durchläuft. Beim Keratokonus<br />

findet man nicht selten eine Verdrehung<br />

<strong>der</strong> Astigmatismusachse von<br />

zentral nach peripher, was zu eindrücklichen<br />

Wirbelfiguren führen kann<br />

(Abb. 6). Auch diese Funktion liefert<br />

nur relative Werte.<br />

Die Erfahrung zeigt, dass Betrag und<br />

Achsenlage des zentralen Astigmatismus<br />

nach durchgeführter Fourier-<br />

Analyse mit <strong>der</strong> subjektiven Refraktion<br />

besser übereinstimmen als die analogen<br />

Werte aus den berechneten Keratometerdaten<br />

(Sim K) <strong>der</strong> Übersichtsdarstellung.<br />

Die Ursache liegt darin,<br />

dass eine allfällige Dezentration o<strong>der</strong><br />

höhere corneale Aberrationen (z. B.<br />

Drei- o<strong>der</strong> Vierwelligkeit) die Amplitude<br />

und Achsenlage von Keratometermessungen<br />

beeinflussen.<br />

Unregelmäßigkeiten<br />

Alle restlichen Schwingungskomponenten<br />

ergeben addiert die Unregelmäßigkeiten<br />

des gemessenen Hornhautringes,<br />

ebenfalls wie<strong>der</strong> in Form<br />

relativer Werte (Abb. 7). Der Mittelwert<br />

aller Irregularitäten liegt bei normalen<br />

Corneae unter 0.030 mm. Zwischen<br />

<strong>der</strong> Irregularität und <strong>der</strong> bestmöglichen<br />

korrigierten Sehschärfe besteht<br />

eine inverse Korrelation.<br />

Fourier-Indizes<br />

Aus den einzelnen Komponenten lassen<br />

sich Indizes berechnen, die eine<br />

rasche zahlenmäßige Charakterisierung<br />

<strong>der</strong> Corneaoberfläche gestatten:<br />

Abb. 8<br />

Abb. 5<br />

skops und dem optischen Scheitelpunkt<br />

<strong>der</strong> Cornea. Zu beachten ist,<br />

dass diese Funktion keine Absolutwerte<br />

liefert, son<strong>der</strong>n nur relative Werte,<br />

da ihr arithmetischer Mittelwert Null<br />

beträgt. Der Maximalwert <strong>der</strong> Dezentration<br />

übersteigt bei normalen Corneae<br />

kaum je 0,45 mm. Eine sehr gute<br />

Darstellung <strong>der</strong> Conuslage liefert die<br />

Kombination zwischen sphärischer<br />

und Kippungskomponente (Abb. 5).<br />

Regulärer Astigmatismus<br />

Die Schwingung 2. Ordnung repräsentiert<br />

eine gleichmäßige Sinus-<br />

Sphär. RMin<br />

minimaler Krümmungradius <strong>der</strong> sphärischen Komponente<br />

Sphä. Exzentrizität aus <strong>der</strong> sphärischen Komponente berechnete<br />

Hornhautexzentrizität. Sie ist nicht mit <strong>der</strong> nach<br />

dem Sagittalradien-Messverfahren bestimmten<br />

Exzentrizität in 30° zu verwechseln<br />

Max. Dezentr. Maximalwert und Lage <strong>der</strong> Dezentration im Teilbild<br />

„Dezentration“<br />

Astigma. zen. Krümmungsunterschied und Achslage des regulären,<br />

zentralen Astigmatismus<br />

Astigma. peripher Krümmungsunterschied und Achslage des regulären,<br />

peripheren Astigmatismus<br />

Unregelmäßigkeit Mittelwert aller Abweichungen im Bild „Unregelmäßigkeiten“<br />

Pathologische Werte werden automatisch rot unterlegt.<br />

NOJ 10/2001


Videokeratometrie<br />

Abb. 9: Das Fenster „Fourier-Analyse“ bei einer Cornea mit Keratokonus<br />

c) Anwendungsbeispiele <strong>der</strong><br />

Fourier-Darstellung beim<br />

Keratokonus<br />

Beim Keratokonus findet man – je<br />

nach Stadium mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

ausgeprägt – folgende Abweichungen<br />

vom Bild gesun<strong>der</strong> Augen, wobei die<br />

Kombination <strong>der</strong> sphärischen mit allen<br />

übrigen Komponenten häufig die anschaulichsten<br />

Bil<strong>der</strong> liefert: (Abb. 9)<br />

„Sphärische Komponente“<br />

Der minimale Krümmungsradius ist<br />

steiler und liegt meist unter 6,90 mm.<br />

Ebenso kann die Exzentrizität den<br />

Wert von 0,85 übersteigen. Beide Werte<br />

sind allerdings inkonstant und können<br />

nicht isoliert als Index verwendet<br />

werden.<br />

„Dezentration und Sphär“<br />

Die Richtungsachse <strong>der</strong> Dezentration<br />

liegt meist senkrecht o<strong>der</strong> schrägsenkrecht<br />

(beim gesunden Auge hingegen<br />

meist waagrecht o<strong>der</strong> schrägwaagrecht)<br />

entsprechend <strong>der</strong> Apexlage<br />

des Konus, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> kombinierten<br />

Darstellung sehr schön dargestellt<br />

wird.<br />

Das Ausmaß <strong>der</strong> Dezentration ist in<br />

<strong>der</strong> Regel größer als beim gesunden<br />

Auge und übersteigt 0,45 mm. Auch<br />

dieser Wert ist jedoch inkonstant und<br />

kann nicht als Index verwendet werden.<br />

„Regulärer Astigmatismus“<br />

Während beim Astigmatismus die<br />

Richtung <strong>der</strong> Achse geradlinig verläuft,<br />

dreht sie sich beim Keratokonus<br />

nicht selten vom Zentrum zur Peripherie<br />

hin und erhält so ein spiralförmiges<br />

Aussehen.<br />

„Unregelmäßigkeiten“<br />

bzw. „Unregelmäßigkeiten und<br />

sphärische Komponente“<br />

Bei Keratokoni verschiedener Schweregrade<br />

erkennt man nicht selten<br />

mehr o<strong>der</strong> weniger deutliche Bil<strong>der</strong> in<br />

Form von drei o<strong>der</strong> vierblättrigen Figuren.<br />

Sie entsprechen cornealen Aberrationen<br />

höherer Ordnung, die bei den<br />

Zernike-Polynomen unter den Namen<br />

Dreiwelligkeit/Kleeblatt/Trefoil (Abb.<br />

11a–11c) bzw. Vierwelligkeit (Abb.<br />

12a–12b) bekannt sind. Die Kombination<br />

<strong>der</strong> Unregelmäßigkeiten mit <strong>der</strong><br />

sphärischen Komponente lässt die Figuren<br />

oft noch deutlicher hervortreten.<br />

Abb. 11a Abb. 11b Abb. 11c Abb. 12a Abb. 12b<br />

NOJ 10/2001


Videokeratometrie<br />

„Fourier-Indizes“<br />

Abnorme Werte werden automatisch<br />

rot unterlegt.<br />

Beson<strong>der</strong>s faszinierende Ergebnisse<br />

liefert die Fourier-Analyse <strong>der</strong> Höhendaten<br />

(Abb. 13). Bei <strong>der</strong> kombinierten<br />

Darstellung <strong>der</strong> sphärischen Komponente<br />

mit dem vertikalen Anteil <strong>der</strong><br />

Dezentration lassen sich die Entwicklung<br />

und die verschiedenen Schweregrade<br />

eines Keratokonus beson<strong>der</strong>s<br />

schön darstellen [4]. Diese Abbildung<br />

findet sich im Menü „Indizes“ unter<br />

<strong>der</strong> Bezeichnung „vertikale Dezentration“.<br />

Bei normalen und astigmatischen Augen<br />

sowie bei sehr zentralen Keratokoni<br />

finden sich noch vollständig geschlossene<br />

Ringe, die sich beim Übergang<br />

zum Keratokonus infolge <strong>der</strong><br />

Dezentration mehr und mehr öffnen<br />

und schließlich zentral die Form eines<br />

umgekehrten Omega annehmen.<br />

(Fortsetzung folgt)<br />

Normale Cornea Astigmatismus KK beginnend KK Grad 1 KK Grad 1-2<br />

KK Grad 2 KK Grad 2-3 KK Grad 3 KK Grad 3-4 KK Grad 4<br />

Abb. 13: Fourier-Analyse <strong>der</strong> Höhendaten und Keratokonusgrad<br />

NOJ 10/2001


Videokeratometrie<br />

E. Bürki, Thun (Schweiz)<br />

Neue <strong>Möglichkeiten</strong> <strong>der</strong> <strong>Hornhautdiagnostik</strong><br />

mit Hilfe <strong>der</strong> Videokeratometrie (2. Teil)<br />

Darstellung <strong>der</strong> Höhendaten<br />

Diese Darstellungsform verwendet das<br />

interne dreidimensionale Höhenmodell<br />

<strong>der</strong> Hornhaut, das während<br />

<strong>der</strong> mathematischen Auswertung generiert<br />

und als interne Grundlage für<br />

alle weiteren Berechnungen verwendet<br />

wird. Die Verwendung <strong>der</strong> Höhendaten<br />

bietet folgende<br />

Vorteile:<br />

• Höhendaten bergen eine Fülle von<br />

Informationen, die erst durch weitere<br />

Berechnungen erschlossen werden.<br />

Die sekundär berechneten Sagittalo<strong>der</strong><br />

Tangentialradien weisen diesen<br />

Vorteil nicht mehr auf.<br />

• Höhendaten können unabhängig<br />

vom Gerätetyp als austauschbarer<br />

Standard definiert werden.<br />

• Höhenwerte sind weniger empfindlich<br />

auf Fixationsartefakte. Pseudokeratokoni<br />

treten deshalb seltener<br />

auf [6, 10, 22].<br />

• Höhenwerte gestatten eine genauere<br />

Aussage über die wahre Oberflächengestalt<br />

<strong>der</strong> Hornhaut. Sie<br />

können direkt zur Simulation von<br />

Fluobil<strong>der</strong>n und zur Berechnung<br />

passen<strong>der</strong> Kontaktlinseninnenflächen<br />

verwendet werden. Ein Vergleich<br />

mit dem Fluobild einer Kontaktlinse<br />

zeigt, dass auch die Lage<br />

des Keratokonusapexes in <strong>der</strong><br />

Höhendarstellung wesentlich besser<br />

<strong>der</strong> Realität entspricht als dies<br />

die Sagittal- o<strong>der</strong> Tangentialradiendarstellung<br />

vermuten lassen.<br />

• Höhendaten sind <strong>der</strong> Ausgangspunkt<br />

zur Analyse verschiedener<br />

Aberrationen <strong>der</strong> Corneaoberfläche<br />

mit Hilfe von Zernike-Polynomen<br />

[13, 17-19, 23, 29-31]. Sie können<br />

zur Quantifizierung eines Keratokonus<br />

benutzt werden [14, 28].<br />

• Bei laserchirurgischen Eingriffen ist<br />

<strong>der</strong> corneale Abtrag ebenfalls unmittelbar<br />

quantifizierbar.<br />

Nachteile:<br />

• Die Art <strong>der</strong> Darstellung ist für den<br />

Ungeübten anfänglich ungewohnt.<br />

• Feine Variationen <strong>der</strong> Hornhautoberfläche<br />

werden durch die<br />

sphäro-zylindrischen Komponenten<br />

<strong>der</strong> Cornea überdeckt und müssen<br />

erst durch spezielle Techniken (Zerlegung<br />

in Zernike-Polynome) sichtbar<br />

gemacht werden.<br />

Es ist möglich, die Höhenwerte absolut<br />

o<strong>der</strong> relativ (d. h. als Höhendifferenz<br />

von Messung und Referenzfläche)<br />

darzustellen:<br />

Abb. 14: Definition <strong>der</strong> Höhenwerte<br />

Die absolute Pfeilhöhe P A (eines Meridianschnittes)<br />

beschreibt die Höhendifferenz<br />

zwischen einem lokalen<br />

Hornhautpunkt und einer Ebene, welche<br />

die Hornhaut im Zentrum berührt.<br />

Die Pfeilhöhendifferenz P D zwischen<br />

Cornea und Referenzkörper ist vorzeichenbehaftet:<br />

minus = Messung unter dem<br />

Referenzkörper,<br />

plus = Messung über dem<br />

Referenzkörper.<br />

Das Teilbild oben rechts in Abb. 15<br />

zeigt eine verkleinerte Darstellung <strong>der</strong><br />

Sagittal- bzw. Tangentialradien <strong>der</strong><br />

Corneaoberfläche.<br />

Das Fenster „Höhendaten“ wird durch<br />

zwei Farbbalken begrenzt. Beide haben<br />

die gleiche farbliche Abstufung.<br />

Der rechte Farbbalken gehört zur<br />

Übersichtsdarstellung und beinhaltet<br />

die Radienwerte. Der linke Farbbalken<br />

ist den Höhendaten zugeordnet und<br />

enthält in Gruppen à 10 µm die Abweichungen<br />

vom Referenzkörper. Durch<br />

Anklicken mit <strong>der</strong> linken Maustaste<br />

kann eine an<strong>der</strong>e Auflösung gewählt<br />

werden, was gelegentlich die Lesbarkeit<br />

verbessert.<br />

Im linken großen Teilbild werden die<br />

Höhendaten als Pfeilhöhendifferenzen<br />

zwischen <strong>der</strong> Messung (Hornhaut)<br />

und dem Referenzkörper graphisch<br />

dargestellt. Unten links findet sich die<br />

Angabe <strong>der</strong> simulierten Ophthalmometerwerte<br />

mit Achsenlage und mittlerer<br />

Exzentrizität in 30°. Durch Ankli-<br />

Abb. 15: Das Fenster „Höhendarstellung“ bei einer<br />

Cornea mit Astigmatismus<br />

NOJ 11/2001


Videokeratometrie<br />

Rechtes Auge<br />

Linkes Auge<br />

cken des Buttons „Num“ werden die<br />

nummerischen Höhenwerte in einem<br />

polaren Koordinatensystem dargestellt.<br />

Bei Kenntnis <strong>der</strong> Scheiteltiefen<br />

von sphäroasphärischen o<strong>der</strong> von<br />

Quadrantenlinsen kann damit <strong>der</strong>en<br />

Sitzverhalten abgeschätzt werden.<br />

Rechts unten wird die Topographie eines<br />

rotationssymmetrischen Referenzkörpers<br />

dargestellt. Mit dem Button<br />

„rm“, <strong>der</strong> standardmäßig vorgegeben<br />

ist, werden <strong>der</strong> mittlere zentrale<br />

Krümmungsradius <strong>der</strong> Hornhaut und<br />

<strong>der</strong>en um 0.1 erhöhte Exzentrizität zu<br />

seiner Berechnung verwendet. Diese<br />

Parameter sind zur Darstellung normaler<br />

o<strong>der</strong> astigmatischer Corneae<br />

ideal und werden auch häufig in manuellen<br />

Topometrieprogrammen verwendet.<br />

Der Button „rf“ verwendet<br />

hingegen den flacheren zentralen<br />

Kümmungsradius <strong>der</strong> Hornhaut und<br />

<strong>der</strong>en um 0.1 erhöhte Exzentrizität zur<br />

Berechnung des Referenzkörpers.<br />

Diese Einstellung ist vor allem für Keratokoni<br />

günstig, da <strong>der</strong>en Apexlage<br />

so sofort ersichtlich wird.<br />

Anwendungsbeispiele <strong>der</strong><br />

Höhendarstellung<br />

Die übliche Darstellung von Keratokoni<br />

mittels Sagittal- o<strong>der</strong> Tangentialradien<br />

kann artifiziell verfälscht sein.<br />

So wird nicht selten die Lage des<br />

Apex falsch lokalisiert [2, 4, 7, 8]. Klinischer<br />

Befund und Fluobild zeigen,<br />

dass die Darstellung <strong>der</strong> Höhenwerte<br />

<strong>der</strong> Realität besser entspricht. Die Conusspitze<br />

liegt immer am Ende <strong>der</strong><br />

schleifenförmigen Ausbuchtung <strong>der</strong><br />

Höhenlinien. Bedingt durch die Verkippung<br />

<strong>der</strong> Linse auf dem Auge, liegt<br />

<strong>der</strong> Apex im Fluobild noch etwas weiter<br />

in Richtung <strong>der</strong> Schleife verschoben<br />

(Abb. 16 bis 19).<br />

Abb. 16: Darstellung mittels Sagittalradien. Die Sanduhrform <strong>der</strong> Bildmitte ist ein dem Verfahren innewohnen<strong>der</strong><br />

Artefakt. Der Apex scheint am rechten Auge nasal unten, am linken Auge unten zu liegen.<br />

Abb. 17. Darstellung mittels Tangentialradien. Gleiche Problematik wie bei Sagittalradiendarstellung,<br />

liefert aber häufig anschaulichere Ergebnisse [27, 33].<br />

Hornhautindizes<br />

Hornhautindizes komprimieren die<br />

Fülle <strong>der</strong> Messdaten des Keratographen<br />

auf einige wenige Kenngrößen,<br />

die eine Aussage über die Oberflächenform<br />

<strong>der</strong> Cornea gestatten. Die<br />

Indizes können aus verschiedenen<br />

Daten berechnet werden; gebräuchlich<br />

sind in erster Linie die Sagittalradien<br />

[5, 12, 16, 20, 21]. Die Darstellung<br />

<strong>der</strong> Hornhautoberfläche mittels<br />

<strong>der</strong> Tangentialradien liefert zwar häufig<br />

anschaulichere Bil<strong>der</strong> [27, 33], ist<br />

jedoch zur Berechnung von Indizes<br />

wegen <strong>der</strong> größeren Streuung <strong>der</strong><br />

Messwerte nicht brauchbar. Der Keratograph<br />

verwendet deshalb auch<br />

Abb. 18: Darstellung <strong>der</strong> Höhendaten. Apexlage beidseits am temporal unteren Pupillenrand. Beides<br />

stimmt mit <strong>der</strong> Klinik (Ophthalmoskopie im regredienten Licht) und dem Fluobild recht gut überein.<br />

Abb. 19: Simuliertes Fluobild. Zeigt rechts Linsenauflage im Apexbereich temporal unterhalb des Pupillenrands<br />

sowie nasal oben. Links Apexauflage im Bereich des temporal/temporalunteren Pupillenrands sowie<br />

nasal von 9–10 Uhr.<br />

NOJ 11/2001


Videokeratometrie<br />

Abb. 20: Darstellung <strong>der</strong> Indizes<br />

Höhendaten und Werte aus <strong>der</strong> Fourier-Analyse<br />

zur Indexberechnung.<br />

Das große Teilbild oben links in Abb.<br />

20 zeigt die vertikale Dezentration<br />

nach Fourier-Analyse <strong>der</strong> Höhendaten.<br />

Bei <strong>der</strong> kombinierten Darstellung<br />

von <strong>der</strong>en sphärischer Komponente<br />

mit dem vertikalen Anteil <strong>der</strong> Dezentration<br />

lassen sich damit die Entwicklung<br />

und die verschiedenen Schweregrade<br />

eines Keratokonus beson<strong>der</strong>s<br />

schön darstellen.<br />

Das große Teilbild <strong>der</strong> Krümmungsdarstellung<br />

in Abb. 20 oben rechts<br />

enthält die Darstellung <strong>der</strong> Sagittalo<strong>der</strong><br />

Tangentialradien, wie sie schon<br />

seit langem gebräuchlich ist.<br />

Oben, links <strong>der</strong> Mitte, finden sich die<br />

Hornhautindizes. Im Vergleich zur<br />

Normalpopulation abnorme Werte<br />

werden gelb, pathologische Werte hingegen<br />

rot unterlegt. Oben, rechts <strong>der</strong><br />

Mitte, findet sich eine graphische Darstellung<br />

<strong>der</strong> Hornhautexzentrizität in<br />

30° jeweils pro Halbmeridian. Die Achsenlage<br />

<strong>der</strong> Zentralradien ist dabei mit<br />

berücksichtigt. Die rote Achse stellt<br />

den steileren, die blaue den flacheren<br />

Meridian dar. Rot unterlegte Zahlen<br />

weisen auch hier auf pathologische<br />

Werte hin.<br />

Die Hornhautindizes des Keratographen<br />

tragen folgende Bezeichnungen:<br />

ISV<br />

= Index of Surface Variance.<br />

Maß für die Abweichung <strong>der</strong><br />

einzelnen Cornearadien vom<br />

Mittelwert (statistisch gesprochen:<br />

Streuungsmaß). Erhöht<br />

bei Astigmatismus, Narbenhornhaut,<br />

Keratokonus etc.<br />

ICA<br />

KI<br />

= Index of Corneal Asymmetry.<br />

Maß für die Symmetrie <strong>der</strong><br />

Cornealradien bezüglich des<br />

horizontalen Meridians als<br />

Spiegelungsachse. Bei schrägen<br />

Astigmatismusachsen<br />

und Keratokoni erhöht.<br />

= Keratokonus-Index. Vergleicht<br />

das Hornhautareal mit dem<br />

häufigsten Auftreten des Keratokonusapex<br />

mit einem<br />

meist nicht verän<strong>der</strong>ten cornealen<br />

Areal. Ist deshalb fast<br />

ausschließlich bei Keratokoni<br />

erhöht.<br />

Rmin= Entspricht dem kleinsten<br />

Krümmungsradius im gesamten<br />

Messfeld. Zeigt bei Parallelmessungen<br />

meist große<br />

Streuung, ist aber zur Gesamtbeurteilung<br />

nützlich.<br />

IHA = Index of Height Asymmetry.<br />

Maß für die Symmetrie <strong>der</strong><br />

Höhenwerte bezüglich des<br />

horizontalen Meridians als<br />

Spiegelungsachse. Nützliches<br />

Zusatzkriterium zum ICA-Index<br />

vor allem bei beginnenden<br />

Keratokoni.<br />

IHD = Index of Height Decentration.<br />

Wird aus <strong>der</strong> Fourier-Analyse<br />

<strong>der</strong> Höhenwerte gewonnen<br />

und wi<strong>der</strong>spiegelt <strong>der</strong>en Dezentration<br />

in vertikaler Richtung.<br />

Empfindlicher Parameter<br />

bei Keratokonus.<br />

KKS = Keratokonus-Stadium. Beruht<br />

auf topometrischen Messungen,<br />

wurde aber den klinischen<br />

Befunden des klassischen<br />

Amsler-Schemas angepasst.<br />

AA<br />

= Analysed Area. Gibt die Größe<br />

<strong>der</strong> effektiv vermessenen (und<br />

nicht nur interpolierten) Hornhautoberfläche<br />

in Prozent des<br />

gesamten Messareals an.<br />

Nützlich zur Beurteilung, welche<br />

von mehreren Parallelmessungen<br />

möglicherweise<br />

verlässlicher ist.<br />

Ganz in <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Abb. 20 findet<br />

sich die Angabe des topographischen<br />

Keratokonus-Stadiums. Aus <strong>der</strong> Kombination<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Indizes<br />

wird hier ein Stadium in <strong>der</strong> Entwicklung<br />

des Keratokonus bestimmt. Neben<br />

den Stadien 1–4 findet sich auch<br />

die Bezeichnung „möglich“ für fraglich<br />

beginnende Keratokonusfälle. Zentral<br />

gelegene, runde o<strong>der</strong> bis in das Limbusgebiet<br />

dezentrierte hemisphärische<br />

Coni werden als „zentral“ bzw.<br />

„hemi-sphärisch“ identifiziert. Die<br />

Klassierung wurde den klassischen<br />

Amsler-, bzw. Muckenhirn-Stadien so<br />

gut als möglich angepasst. Dabei ist<br />

aber stets zu bedenken, dass es sich<br />

bei <strong>der</strong> Beurteilung durch die Gerätesoftware<br />

um eine Topographie-basierte<br />

und nicht um eine klinische Einteilung<br />

handelt. In diesem Feld erscheinen<br />

aber auch Kommentare wie<br />

„stark deformierte Cornea“, „Status<br />

nach Hornhautchirurgie“ o<strong>der</strong> „Keratoglobus“<br />

wenn die entsprechenden<br />

topographischen Gegebenheiten<br />

durch die Software identifiziert wurden.<br />

Beim Anklicken des Felds „Keratokonus-Stadium“<br />

erscheint eine Tabelle<br />

mit <strong>der</strong> Auflistung <strong>der</strong> für den Keratographen<br />

entwickelten fünf Keratokonus-Stadien<br />

mit den entsprechenden<br />

klinischen Merkmalen. Es muss auch<br />

hier betont werden, dass die alleinige<br />

Diagnose eines Keratokonus (vor allem<br />

bei beginnenden Fällen) ohne<br />

Einbezug aller klinischen Fakten zu<br />

Fehlschlüssen führt, da auch Unregelmäßigkeiten<br />

des Tränenfilms, Irregularitäten<br />

<strong>der</strong> Cornea o<strong>der</strong> Fixationsprobleme<br />

ähnliche Bil<strong>der</strong> liefern können.<br />

In <strong>der</strong> Verlaufsdarstellung werden<br />

schließlich alle Indizes pro Auge dargestellt,<br />

sofern die einzelnen Untersuchungen<br />

früher bereits einmal berechnet<br />

wurden. Die Indizes <strong>der</strong> aktuellen<br />

Untersuchung sind blau umrahmt.<br />

Sind mehr als vier Untersuchungen<br />

pro Auge vorhanden, so erscheint<br />

ein Windows-Schieberegler,<br />

mit welchem die darzustellenden Untersuchungen<br />

angewählt werden können.<br />

(Fortsetzung folgt)<br />

NOJ 11/2001


Videokeratometrie<br />

E. Bürki, Thun (Schweiz)<br />

Neue <strong>Möglichkeiten</strong> <strong>der</strong> <strong>Hornhautdiagnostik</strong><br />

mit Hilfe <strong>der</strong> Videokeratometrie (3. Teil)<br />

Zernike-Polynome<br />

Grundsätzliches<br />

Jede beliebige dreidimensionale<br />

Fläche, die kreisförmig begrenzt ist,<br />

kann durch eine Summe von nach<br />

dem holländischen Physiker Frits Zernike<br />

(1888–1966) benannten Polynomen<br />

dargestellt werden. Im Gegensatz<br />

zur Fourier-Darstellung wird die<br />

Fläche dabei aber nicht zwei-, son<strong>der</strong>n<br />

dreidimensional beschrieben.<br />

Zernike-Polynome werden meist verwendet,<br />

um die Abbildungseigenschaften<br />

von Linsensystemen zu analysieren:<br />

die ideale Linse verformt eine<br />

ebene Lichtwellenfront zu konzentrischen<br />

Kugelschalen, <strong>der</strong>en Mittelpunkt<br />

<strong>der</strong> Brennpunkt ist. Jede Abweichung<br />

von <strong>der</strong> idealen Kugelwelle bewirkt<br />

einen bestimmten Fehler in <strong>der</strong><br />

Abbildung. Zernike-Polynome beschreiben<br />

und klassifizieren nun die<br />

Abweichungen <strong>der</strong> tatsächlichen Wellenfronten<br />

von <strong>der</strong> idealen Kugelwelle.<br />

Sie tragen gleichzeitig den Namen des<br />

Abbildungsfehlers, den sie wie<strong>der</strong>geben<br />

(z. B. Astigmatismus, Koma o<strong>der</strong><br />

sphärische Aberration).<br />

In den letzten Jahren sind Zernike-Polynome<br />

auch eingesetzt worden um<br />

die Gestalt und die optischen Eigenschaften<br />

<strong>der</strong> Corneaoberfläche zu beschreiben<br />

[13, 17–19, 29–31]. Dabei<br />

ergaben sich eine Fülle neuer Erkenntnisse<br />

und eine wesentliche Erweiterung<br />

<strong>der</strong> diagnostischen <strong>Möglichkeiten</strong><br />

zur Quantifizierung eines<br />

Keratokonus mit dem Videokeratographen<br />

[14, 28].<br />

Mathematisch sind die einzelnen Zernike-Polynome<br />

charakterisiert durch<br />

eine Potenzreihe in radiärer Richtung<br />

R und eine fourierähnliche Reihe in<br />

Richtung des Winkels U. In <strong>der</strong> allgemeinen<br />

Form Z n,±m gibt n die Ordnungszahl<br />

des Polynoms in radiärer<br />

Richtung an und m entspricht <strong>der</strong> Frequenz<br />

des Winkels U pro 360°. Polynome<br />

mit geradzahligem n und m = 0<br />

sind stets rotationssymmetrisch, alle<br />

übrigen winkelabhängig. Ein positives<br />

m stellt die Verän<strong>der</strong>ung in x-Richtung,<br />

ein negatives m eine solche in y-<br />

Richtung dar.<br />

Die ersten Polynome tragen folgende Bezeichnungen:<br />

Ordnungs- Z 8,0 Z 8, ±2 Z 8, ±4 Z 8, ±6 Z 8, ±8 ...usw.<br />

Zahl n Z 7, ±1 Z 7, ±3 Z 7, ±5 Z 7, ±7<br />

Z 6,0 Z 6, ±2 Z 6, ±4 Z 6, ±6<br />

Z 5, ±1 Z 5, ±3 Z 5, ±5<br />

Z 4,0 Z 4, ±2 Z 4, ±4<br />

Z 3,±1 Z 3,±3<br />

Z 2,0 Z 2,±2<br />

Z 1,±1<br />

Z 0,0<br />

Die dazu gehörigen Abbildungsfehler<br />

bis zur 6. Ordnung sind:<br />

Z 0,0 Höhenkonstante, mittlere<br />

Höhe <strong>der</strong> Fläche<br />

Z 1,±1 Verkippung (+1 in x-Richtung,<br />

–1 in y-Richtung)<br />

Z 2, 0 Focus, resp. Oberfläche in<br />

Form eines Kegelschnitts<br />

Z 2,±2 Astigmatismus<br />

Z 3,±1 Koma<br />

Z 3,±3 Dreiwelligkeit (Dreiblattfehler,<br />

trefoil)<br />

Z 4,0 sphärische Aberration<br />

Z 4, ±2 Astigmatismus höherer (4.)<br />

Ordnung<br />

Z 4, ±4 Vierwelligkeit (Vierblattfehler)<br />

Z 5, ±1 Koma höherer (5.) Ordnung<br />

Z 5, ±3 Dreiwelligkeit höherer (5.)<br />

Ordnung<br />

Z 5, ±5 Fünfwelligkeit (Fünfblattfehler)<br />

Z 6, 0 sphärische Aberration höherer<br />

(6.) Ordnung<br />

Z 6, ±2 Astigmatismus höherer (6.)<br />

Ordnung<br />

Z 6, ±4 Vierwelligkeit höherer (6.)<br />

Ordnung<br />

Z 6, ±6 Sechswelligkeit (Sechsblattfehler)<br />

etc.<br />

Je größer die Gesamtaberration des<br />

optischen Systems ist, umso mehr Polynome<br />

werden zur exakten Darstellung<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Im Prinzip können<br />

dies unendlich viele sein; zur Annäherung<br />

einer normalen Cornea reichen<br />

aber meist 4–6 Ordnungen. Zur Charakterisierung<br />

einer Keratokonusoberfläche<br />

sind jedoch mindestens 8–12<br />

Ordnungen erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Das Menü „Zernike-Analyse“<br />

Winkelfrequenz m<br />

In Abb. 21 finden sich oben, rechts <strong>der</strong><br />

Mitte, die Zernike Fit Parameter. Hier<br />

kann gewählt werden, ob die Höhendaten<br />

komplett in Zernike Polynome<br />

umzuwandeln sind o<strong>der</strong> ob hierfür nur<br />

die Differenz <strong>der</strong> Hornhaut zu einem<br />

Referenzkörper (ähnlich <strong>der</strong> Höhendarstellung)<br />

zu verwenden ist. Ohne<br />

Referenzkörper übertrifft das Polynom<br />

Z 2,0 alle übrigen um einen Faktor<br />

100. Es muss deshalb bei <strong>der</strong> Analyse<br />

<strong>der</strong> Höhendaten ausgeschaltet werden,<br />

wodurch aber seine Verän<strong>der</strong>ungen<br />

nicht mehr ausgewertet werden<br />

können. Bei Verwendung eines Referenzkörpers<br />

werden die rotationssymmetrischen<br />

Anteile wie Aberrationsfehler<br />

behandelt und in die Berechnung<br />

einbezogen, da sie größenmäßig<br />

nicht mehr so stark überwiegen. Der<br />

Exzentrizitätswert von 0,751 entspricht<br />

dem idealen Corneaellipsoid, das eine<br />

theoretisch einwandfreie Abbildung<br />

erlaubt [19].<br />

Mit dem Schalter „Än<strong>der</strong>n“ können die<br />

Fit Parameter verän<strong>der</strong>t werden, anschließend<br />

wird neu gerechnet. Die<br />

gewählten Einstellungen können auch<br />

gespeichert werden („Einst. speichern“),<br />

um sie beim nächsten Start<br />

automatisch zu verwenden.<br />

Oben rechts in Abb. 21 wird das Feld<br />

Zernike Koeffizienten angezeigt. Hier<br />

kann in <strong>der</strong> Darstellungsart zwischen<br />

„Z Einzelwerte“ und „|Z| Betragswerte“<br />

gewechselt werden. „Einzelwerte“<br />

zeigt alle einzelnen Koeffizienten, es<br />

existiert also z. B. ein Koeffizient Z 1,–1<br />

und Z 1,+1. „Betragswerte“ fasst die<br />

zusammengehörigen Koeffizienten zu<br />

NOJ 12/200


Videokeratometrie<br />

Abb. 21: Das Menü „Zernike-Analyse“<br />

einem Wert zusammen, also |Z|1,1. Zusammengehörig<br />

sind jeweils die Terme,<br />

die bis auf SIN bzw. COS gleich<br />

sind. Diese beschreiben immer gemeinsam<br />

eine Komponente. Mit Hilfe<br />

<strong>der</strong> Schalter „Alle Aus“ und „Alle An“<br />

können alle Z-Koeffizienten ein- bzw.<br />

ausgeschaltet werden.<br />

Rechts sind alle berechneten Zernike<br />

Koeffizienten in einer mit dem Rollbalken<br />

verschiebbaren Liste aufgeführt.<br />

Sie können einzeln ein- und ausgeschaltet<br />

werden; die 3D-Darstellung<br />

(unten links) aktualisiert sich daraufhin<br />

automatisch. Falls ein Referenzkörper<br />

verwendet wurde kann dieser<br />

ebenfalls ein-/ausgeschaltet werden.<br />

Ebenso kann in diesem Feld die Darstellung<br />

<strong>der</strong> Differenz aller Zernike Polynome<br />

zur Messung ein o<strong>der</strong> ausgeschaltet<br />

werden. Im Feld „Diff. =“ wird<br />

<strong>der</strong> quadratische Mittelwert sämtlicher<br />

Differenzen (topographische Höhendaten<br />

zu Zernike Daten) angezeigt.<br />

Dieser Wert ist ein Maß für die Qualität<br />

des Zernike-Fits und liegt normalerweise<br />

unter 0,0001.<br />

Die 3D-Darstellung kann manuell in<br />

Richtung <strong>der</strong> optischen Achse vergrößert<br />

werden, um die Effekte besser<br />

sichtbar zu machen. Hierfür wird <strong>der</strong><br />

Schieberegler „Überhöhung“ verwendet.<br />

Mit Hilfe des Schalters „Skalieren“<br />

wird eine Einstellung <strong>der</strong> Überhöhung<br />

berechnet, mit welcher die 3D-Darstellung<br />

gut sichtbar wird. Außerdem<br />

wird beim Skalieren noch die optimale<br />

Farbskala ermittelt und verwendet. Die<br />

farbige Codierung <strong>der</strong> 3D-Darstellung<br />

zeigt die Höhenwerte. Nach <strong>der</strong> Zernike<br />

Analyse wird automatisch skaliert.<br />

Wenn die Z-Komponenten jedoch einzeln<br />

an-/ausgeschaltet werden, wird<br />

nicht automatisch skaliert, um die Darstellung<br />

vorher/nachher besser vergleichen<br />

zu können. „Skalieren“ kann<br />

dann manuell ausgeführt werden,<br />

wenn die 3D-Darstellung nicht mehr<br />

optimal sichtbar ist.<br />

Der Schalter „Drehen“ versetzt die 3D-<br />

Darstellung in Rotation, wodurch geringe<br />

Verän<strong>der</strong>ungen oft besser auffallen.<br />

Die Betrachtungsposition <strong>der</strong><br />

Graphik kann auch in Einzelschritten<br />

manuell verän<strong>der</strong>t werden. Der Schalter<br />

„O“ stellt den Originalzustand wie<strong>der</strong><br />

her.<br />

Graphische Darstellung <strong>der</strong> einzelnen<br />

Zernike-Polynome<br />

Die graphische Darstellung <strong>der</strong> einzelnen<br />

Zernike-Polynome liefert interessante<br />

und auch ästhetisch ansprechende<br />

Gebilde. Dies soll am Beispiel<br />

einer Corneaoberfläche bei Keratokonus<br />

im Vergleich zu einem Normalauge<br />

gezeigt werden (Abb. 22 bis 27).<br />

Vorteile <strong>der</strong> Zernike-Darstellung:<br />

• Die einzelnen Polynomkomponenten<br />

können direkt bestimmten cornealen<br />

Aberrationen (z. B. Koma)<br />

zugeordnet und quantifiziert werden.<br />

Klinisch kann dies bei <strong>der</strong> Suche<br />

nach den Ursachen einer optisch<br />

nicht mehr voll korrigierbaren Visusreduktion<br />

hilfreich sein.<br />

• Pathologische Anteile des Höhenprofils<br />

können extrahiert und in dieser<br />

Form besser dargestellt werden.<br />

Klinisch lässt sich so ein Keratokonus<br />

mit Hilfe <strong>der</strong> Videokeratoskopie<br />

nicht nur besser diagnostizieren,<br />

son<strong>der</strong>n auch in punkto Höhe, Ausdehnung,<br />

Volumen und genauer Position<br />

des Apex exakter bestimmen.<br />

• Die Auswirkungen einer laserchirurgischen<br />

Behandlung o<strong>der</strong> einer<br />

radiären Keratotomie auf die Corneaoberfläche<br />

lassen sich so detaillierter<br />

sichtbar machen. Subjektive<br />

Visusstörungen beim Sehen mit<br />

weiter Pupille in <strong>der</strong> Nacht lassen<br />

sich quantifizieren und finden eine<br />

plausible Erklärung.<br />

• Fixationsartefakte (sichtbar in Z<br />

1,±1) lassen sich gezielt ausschalten.<br />

Klinisch ist dies bei <strong>der</strong> Abgrenzung<br />

eines echten von einem Pseudokeratokonus<br />

von Bedeutung.<br />

• Astigmatismus lässt sich in punkto<br />

Stärke und Achsenlage genauer erfassen<br />

und stimmt besser mit <strong>der</strong><br />

subjektiven Refraktion überein als<br />

dies mit den bisherigen Darstellungsarten<br />

<strong>der</strong> Fall ist. Nicht senkrecht<br />

aufeinan<strong>der</strong> stehende Achsenlagen<br />

bei <strong>der</strong> Messung mit dem<br />

Ophthalmometer finden eine Erklärung<br />

(z. B. erhöhter Dreiblattfehler).<br />

• Unregelmäßigkeiten <strong>der</strong> Hornhautoberfläche<br />

können nach Differenzbildung<br />

zur gewünschten Form gezielt<br />

mit dem Excimer-Laser korrigiert<br />

werden.<br />

• Erste Kontaktlinsen, <strong>der</strong>en Rückfläche<br />

aufgrund von Zernike-Polynomen<br />

auf CNC-Maschinen gefertigt<br />

wurden, existieren bereits. Möglicherweise<br />

werden in nicht allzu ferner<br />

Zukunft die Corneaparameter<br />

dem Linsenhersteller direkt online<br />

übermittelt und zur Fertigung „maßgeschnei<strong>der</strong>ter“<br />

Kontaktlinsen verwendet.<br />

Nachteile:<br />

• Die für den Neuling ungewohnte<br />

Darstellungsart bedarf einer gewissen<br />

Einarbeitung in die Materie.<br />

• Zur Berechnung ist ein großer mathematischer<br />

Aufwand erfor<strong>der</strong>lich.<br />

• Zur Zeit ist nur ein einziges Gerät<br />

kommerziell erhältlich, das eine<br />

Auswertung mit Hilfe <strong>der</strong> Zernike-<br />

Polynome gestattet.<br />

NOJ 12/2001


Videokeratometrie<br />

Abb. 22: Normalauge 0.-8. Ordnung<br />

Abb. 24: Z 1,±1 Normalauge<br />

Abb. 26: Z 2, 0 Normalauge<br />

Abb. 23: Keratokonus 0.-8. Ordnung<br />

Abb. 25: Z 1,±1 Keratokonus<br />

Abb. 27: Z 2, 0 Keratokonus<br />

Abb. 22 zeigt die aus sämtlichen Polynomen<br />

bis zur 8. Ordnung zusammengesetzte<br />

Oberfläche einer normalen<br />

Cornea (zur besseren Darstellung<br />

<strong>der</strong> Unterschiede vertikal leicht überhöht).<br />

Abb. 23 zeigt dasselbe für einen<br />

Keratokonus 3. Grades. Man beachte<br />

die spitzere Form und die Verkippung<br />

<strong>der</strong> Basis, wie sie für einen Keratokonus<br />

typisch ist.<br />

Abb. 24 und 25 enthalten nur die Verkippungskomponente<br />

(Z 1,±1) des<br />

normalen bzw. des Keratokonusauges.<br />

Man beachte die unterschiedliche<br />

Skalierung: <strong>der</strong> Verkippungseffekt<br />

ist beim Keratokonus etwa 20-<br />

mal ausgeprägter!<br />

Abb. 26 und 27 stellen die alleinige<br />

Focus-(Paraboloid-)Komponente für<br />

das Normal- bzw. Keratokonusauge<br />

dar. Die für einen Keratokonus typische<br />

höhere Exzentrizität ist offensichtlich.<br />

Abb. 28 zeigt den isolierten regulären<br />

Astigmatismus (Z 2,±2), Abb. 29 die<br />

Koma in horizontaler Richtung (Z<br />

3,+1) und Abb. 30 die Dreiwelligkeit (Z<br />

3,±3). Im Vergleich zur Focus-Komponente<br />

sind diese Anteile nur sehr klein<br />

und liegen im Bereich von einigen<br />

Prozenten.<br />

Abb. 31–36 illustrieren weitere Komponenten.<br />

Sie stammen allesamt von<br />

Keratokonusaugen, da ihre Amplitude<br />

bei einer gesunden Cornea wesentlich<br />

geringer ist.<br />

Bei je<strong>der</strong> höheren Ordnung kommt<br />

gegenüber <strong>der</strong> Basis- bzw. <strong>der</strong> vorhergehenden<br />

Ordnung eine zusätzliche<br />

Wellenbewegung in entgegengesetzter<br />

Richtung dazu. Im Vergleich<br />

zur Focus-Komponente werden diese<br />

Anteile mit zunehmen<strong>der</strong> Ordnungszahl<br />

immer kleiner, erreichen aber<br />

beim Keratokonus immer noch einige<br />

wenige Prozente <strong>der</strong> Gesamtaberration.<br />

Abb. 28: Z 2,±2 Abb. 29: Z 3, +1 Abb. 30: Z 3,±3<br />

NOJ 12/200


Videokeratometrie<br />

Abb. 31: Z 4,0 sphär. Aberration Abb. 32: Z 4, ±2 Astigmatismus höherer Ordnung Abb. 33: Z 4, ±4 Vierwelligkeit<br />

Abb. 34: Z 5, ±1 Koma höherer Ordnung Abb. 35: Z 5, ±3 Dreiwelligkeit höherer Ordnung Abb. 36: Z 5, ±5 Fünfwelligkeit<br />

Abb. 37a: Normale Cornea Abb. 37b: Keratokonus 1° Zernike-Darstellung Abb. 37c: Keratokonus 1° Konventionelle 3D-Darstellung<br />

Praktischer Nutzen in <strong>der</strong> Diagnose<br />

von Keratokoni<br />

Zernike-Polynome bieten neue und<br />

bisher kaum genutzte diagnostische<br />

<strong>Möglichkeiten</strong> zur Erkennung und<br />

Quantifizierung von Keratokoni [13, 14,<br />

30]. Vier Beispiele sollen das illustrieren:<br />

Abb. 37a zeigt sämtliche Polynome<br />

2.–8. Ordnung (abzüglich Astigmatismus<br />

Z 2,±2) einer normalen Cornea.<br />

Abb. 37b enthält dieselben Daten für<br />

einen Keratokonus 1. Grades (beachte<br />

die an<strong>der</strong>e Skalierung gegenüber<br />

Abb. 37a!). Auch für einen Laien ist die<br />

Vorwölbung <strong>der</strong> Cornea im unteren<br />

Bereich schon beim gering ausgeprägten<br />

Keratokonus offensichtlich.<br />

Bei <strong>der</strong> konventionellen 3D-Darstellung<br />

ist das weniger deutlich (Abb.<br />

37c).<br />

Abb. 38a zeigt die Sagittalradien-Darstellung<br />

eines Keratokonus mit starker<br />

astigmatischer Komponente. O<strong>der</strong><br />

handelt es sich am Ende doch „nur“<br />

um einen Astigmatismus? Wenn es<br />

sich aber um einen Keratokonus handelt,<br />

wo liegt dann sein Apex?<br />

Abb. 38b zeigt nach Zernike-Analyse<br />

(2.–8. Ordnung) klar einen Keratokonus<br />

mit Apex unterhalb <strong>der</strong> Hornhautmitte,<br />

was in Abb. 38c (Ansicht <strong>der</strong><br />

Abb. 38b von oben) noch deutlicher<br />

zum Ausdruck kommt.<br />

Hier gestattet die Zernike Analyse im<br />

Gegensatz zur konventionellen Darstellung<br />

eine klare Aussage, dass es<br />

sich erstens wirklich um einen Keratokonus<br />

handelt und zweitens, wo sein<br />

Apex liegt.<br />

Die übliche Darstellung <strong>der</strong> Hornhautoberfläche<br />

mittels Sagittal- o<strong>der</strong> Tangentialradien<br />

zeigt nicht selten bei <strong>der</strong><br />

Lokalisation des Konusapex Diskrepanzen<br />

zum Fluobild und zur Betrachtung<br />

<strong>der</strong> Cornea im regredienten Licht.<br />

Die Analyse mittels Zernike-Polynomen<br />

stimmt in diesen Fällen mit <strong>der</strong><br />

Klinik praktisch immer überein.<br />

NOJ 12/2001


Videokeratometrie<br />

Abb. 38a Abb. 38b Abb. 38c<br />

Abb. 39a<br />

Abb. 39c<br />

Abb. 39b<br />

Abb. 39d<br />

Die Sagittalradien-Darstellung eines<br />

rechten Keratokonusauges zeigt in<br />

Abb. 39a eine fast zentrale Vorwölbung.<br />

Nach Zernike-Analyse wird aber<br />

ersichtlich, dass <strong>der</strong> Apex deutlich<br />

nach temporal unten dezentriert ist<br />

(Abb. 39b und 39c), was auch das<br />

Fluobild (Abb. 39d) bestätigt.<br />

Auch die Abbildungen 40a–40c illustrieren,<br />

wie die herkömmliche Sagittalradien-Darstellung<br />

den Apex eines<br />

Keratokonus falsch wie<strong>der</strong>geben<br />

kann.<br />

Als Konsequenz aus <strong>der</strong> Zernike-Analyse<br />

ergibt sich, dass die bisher übliche<br />

Klassierung <strong>der</strong> einzelnen Keratokonus-Typen<br />

anhand <strong>der</strong> Sagittalradiendarstellung<br />

neu überdacht werden<br />

muss. Die aktuellen <strong>Möglichkeiten</strong><br />

zur Keratokonus-Visualisierung zeigen<br />

zusammen mit den klinischen Befunden<br />

eindeutig, dass hier früher vielfach<br />

falsch interpretiert wurde.<br />

Literatur<br />

Literatur<br />

[1] Auffahrt GU/Wang L/Volcker HE: Keratoconus<br />

Evaluation using the Orbscan Topography<br />

System. J. Cataract Refract. Surg.<br />

(2000), 26: 222-228<br />

[2] Belin MW/Zloty P: Accuracy of the PAR Corneal<br />

Topography System with Spatial Misalignment.<br />

CLAO J. (1993), 19:64-68<br />

Abb. 40a Abb. 40b Abb. 40c<br />

NOJ 12/200


Videokeratometrie<br />

[3] Bürki E: Videokeratometrie und Kontaktlinsenanpassung.<br />

Contactologia (1995), 17:68-<br />

76<br />

[4] Bürki E.: Videokeratometrie als Hilfsmittel zur<br />

Diagnose und Stadieneinteilung von Keratoconi.<br />

Im Druck<br />

[5] Chastang PJ/Bor<strong>der</strong>ie VM/Carvajal-Gonzales<br />

S/Rostène W/Laroche L: Automated Keratoconus<br />

Detection using the EyeSys Videokeratoscope.<br />

J. Cataract Refract. Surg.<br />

(2000), 26:675-683<br />

[6] Chan JS: Alignment Effects in Videokeratography<br />

of Keratoconus. CLAO J. (1997), 23,<br />

1:23-28<br />

[7] Cohen EJ (Hrsg.): Corneal Topography –<br />

Ophthalmic Procedure Preliminary Assessment<br />

of the American Academy of<br />

Ophthalmology. Ophthalmology (1999), 106:<br />

1628-1638<br />

[8] DemirbasNH/Pflugfel<strong>der</strong> SC: Topographic<br />

Pattern and Apex Location of Keratoconus<br />

on Elevation Topography Maps. Cornea<br />

(1998), 17:476-484<br />

[9] Hjortdal JØ/Erdmann L/Bek T: Fourier Analysis<br />

of Videokeratographic Data. Ophthal.<br />

Physiol. Opt. (1995), 15:171-185<br />

[10] Hubbe RE/Foulks GN: The Effect of Poor<br />

Fixation on Computer-assisted Topographic<br />

Corneal Analysis (Pseudokeratoconus).<br />

Ophthalmology (1994), 101:1745-1748<br />

[11] Joos R.: Videokeratometer–Tauglichkeit zur<br />

vollflächigen Vermessung <strong>der</strong> Hornhaut. Vortrag<br />

an <strong>der</strong> VDC-Tagung im Herbst 1999.<br />

www.optometrie.ch/shfa/VDC_Herbst_1999.<br />

PDF<br />

[12] Kalin NS/Maeda N/Klyce SD/Hargrave<br />

S/Wilson SE: Automated Topographic<br />

Screening for Keratoconus in Refraktive Surgery<br />

Candidates. CLAO J. (1996), 22, 3:<br />

164–167<br />

[13] Langenbucher A/Gusek-Schnei<strong>der</strong> GCh/<br />

Kus MM/Huber D/Seitz B: Keratokonus-<br />

Screening mit Wellenfrontparametern auf <strong>der</strong><br />

Basis topographischer Höhendaten. Klin.<br />

Mbl. Augenheilk. (1999), 214:217-223<br />

[14] Langenbucher A/Gusek-Schnei<strong>der</strong> GCh/<br />

Kus MM/Seitz B: Topographiegestützte Berechnung<br />

<strong>der</strong> Keratokonus-Dimensionen.<br />

Klin. Mbl. Augenheilk. (1999), 214:372-377<br />

[15] Langenbucher A/Seitz B/Kus MM/Steffen<br />

P/Naumann GOH: Fourieranalyse als mathematisches<br />

Modell zur Auswertung und Darstellung<br />

von postoperativen Hornhauttopographiedaten<br />

nach nichtmechanischer perforieren<strong>der</strong><br />

Keratoplastik. Klin. Mbl. Augenheilk.<br />

(1997), 210:197-206<br />

[16] Lebow KA/Grohe RM: Differentiating Contact<br />

Lens Induced Warpage from True Keratoconus<br />

using Corneal Topography. CLAO J.<br />

(1999), 25, 2:122<br />

[17] Lingelbach B: Kontaktlinsenanpassung. Videokeratographie.<br />

Z. prakt. Augenheilk.<br />

(1999), 20:61-64<br />

[18] Lingelbach B: Zernike-Polynome. Z. prakt.<br />

Augenheilk. (1999), 20:157-164<br />

[19] Löffler G/Lingelbach B/Lingelbach E: Cornea:<br />

Abbildungseigenschaften und Topometrie.<br />

DOZ (1997), 52(4): 92-96 und 52(5):<br />

104-107)<br />

[20] Maeda N/Klyce SD/Smolek MK/ Thompson<br />

HW: Automated Keratoconus Screening with<br />

Corneal Topography Analysis. Invest. Ophthalmol.<br />

Vis. Sci. (1994), 35,(6):2749-2757<br />

[21] Maeda N/Klyce SD/Smolek MK: Comparison<br />

of Methods for detecting Keratoconus<br />

using Videokeratography. Arch. Ophthalmol.<br />

(1995), 113, 7:870-874<br />

[22] Mandell RB/Chiang CS/Yee L: Asymmetrische<br />

Hornhauttorizität und Pseudokeratokonus<br />

in <strong>der</strong> Videokeratoskopie. Kontaktlinse<br />

(1997), 31, 6:14-20<br />

[23] Mierdel P/Krinke HE/Wiegand W/Kaemmerer<br />

M/Seiler T: Messplatz zur Bestimmung<br />

<strong>der</strong> monochromatischen Aberration des<br />

menschlichen Auges. Ophthalmologe (1997),<br />

94,(6):441-445<br />

[24] Neumann S/Seiwert A: Die Verwendbarkeit<br />

des <strong>Oculus</strong>-Keratographen für die praktische<br />

Kontaktlinsenanpassung. NOJ (1998),<br />

40(6):52-58<br />

[25] Oltrup Th/Jean B/Bende Th: Automated<br />

Compensation of Defocusing Errors in Videokeratography.<br />

CLAO J. (1997), 23,3:157-<br />

160<br />

[26] Oshika T/Tomidokoro A/Maruo K/Tokunaga<br />

T/Miyata N: Quantitative Evaluation of Irregular<br />

Astigmatism by Fourier Series Harmonic<br />

Analysis of Videokeratographic Data. Invest.<br />

Ophthalmol. Vis. Sci. (1998), 39:705-709<br />

[27] Rabinowitz YS: Tangential vs Sagittal Videokeratographs<br />

in the „Early“ Detection of Keratoconus.<br />

Am. J. Ophthalmol. (1996), 122:<br />

887-889<br />

[28] Schwiegerling J: Cone Dimensions in Keratoconus<br />

using Zernike polynomials. Optometry<br />

Vis. Science (1997), 74(11):963-969<br />

[29] Schwiegerling J/Greivenkamp JE: Using<br />

Corneal Height Maps and Polynomial Decomposition<br />

to Determine Corneal Aberrations.<br />

Optom. Vis. Sci. (1997), 74:906-916<br />

[30] Schwiegerling J/Greivenkamp JE: Keratoconus<br />

Detection Based on Videokeratoscopic<br />

Height Data. Optom. Vis. Sci. (1996), 73:721-<br />

728<br />

[31] Schwiegerling J/Greivenkamp JE/Miller JM:<br />

Representation of Videokeratographic Height<br />

Data with Zernike Polynomials. J. Opt. Soc.<br />

Am. (1995), 12:2105-2113<br />

[32] Seitz B/Behrens A/Langenbucher A: Corneal<br />

Topography. Current Opinio Ophthalmol.<br />

(1997), 8, 4:8-24<br />

[33] Szczotka LB/Thomas J: Comparison of Axial<br />

and Instantaneous Videokeratographic Data<br />

in Keratoconus and Utility in Contact Lens<br />

Curvature Prediction. CLAO J. (1998), 24:22-<br />

28<br />

Danksagung:<br />

Der Autor dankt dem Entwickler <strong>der</strong><br />

Software, Herrn A. Steinmüller von <strong>der</strong><br />

Firma <strong>Oculus</strong>, für den anregenden<br />

Gedankenaustausch und für seine<br />

unermüdliche Mithilfe bei <strong>der</strong> Realisierung<br />

eines praxisgerechten Programms.<br />

Meinem Sohn Christian verdanke ich<br />

die Erstellung <strong>der</strong> Fourier-Graphik.<br />

Dr. med. Ernst Bürki<br />

Bahnhofstrasse 12<br />

CH-3600 Thun/Schweiz<br />

NOJ 12/2001


Impressum<br />

Son<strong>der</strong>druck des Berichtes von Dr.med. Ernst<br />

Bürki zum <strong>Oculus</strong> Keratograph.<br />

Erschienen in den Ausgaben 10, 11 und 12 des<br />

Jahres 2001 und nachgedruckt mit freundlicher<br />

Genehmigung des Bode Verlags.<br />

www.oculus.de<br />

9/0302/d/Fr<br />

OCULUS Optikgeräte GmbH<br />

Postfach • 35549 Wetzlar<br />

e-mail: sales@oculus.de<br />

Tel. (06 41) 20 05-0<br />

Fax (06 41) 20 05-255<br />

Den Fortschritt im Auge

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!