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01.05.2014 Aufrufe

Dr. Ludger Wirooks Naturschutzfachliche Bewertung Bebauungsplan 253 1. Veranlassung Die Stadt Hilden plant den Bau einer Soft- und Baseballanlage und hat zu diesem Zweck den Bebauungsplan Nr. 253 neu aufgestellt. Es sind zwei Spielfelder mit jeweils einer Flutlichtanlage geplant, sowie die dazugehörige Erschließung, eine Tribüne für max. 500 Personen und ein Vereinsgebäude mit evt. Außengastronomie. Der Autor wurde von der Stadt Hilden beauftragt, eine gutachterliche Stellungnahme bezüglich der möglichen Auswirkungen der Lichtimmission auf die Fauna im Rahmen der Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 253 zu erstellen. Dabei war besonders zu untersuchen, welche Auswirkungen die Flutlichtanlage und eine evtl. Beleuchtung der Erschließungsstraße auf die umgebende Fauna (insbesondere auf die nachtaktiven Insekten) haben kann. 2. Einleitung Innerhalb der artenreichen und naturschutzfachlich bedeutsamen Gruppe der Insekten gibt es eine Vielzahl nachtaktiver Arten. Diese Tiere können durch künstliche Lichtquellen wie die geplanten Stadionscheinwerfer oder durch die Beleuchtung der Zufahrtsstraßen angelockt werden und dadurch in Ihrer Überlebenswahrscheinlichkeit nachhaltig beeinträchtigt werden. Eine bedeutsame Gruppe nachtaktiver Insekten stellen die Nachtfalter (= Makroheterocera) dar, die in NRW mit immerhin 839 rezenten Arten vertreten sind (DUDLER et al. 1999). Sie besiedeln nahezu alle Landlebensraumtypen, weisen häufig enge Bindungen an bestimmte ökologische Faktoren auf und sind im Gegensatz zu manchen anderen Insektengruppen relativ gut erforscht, weshalb sie bei bestimmten naturschutzfachlichen Fragestellungen häufig als Indikatorgruppe gewählt werden. Die Nachtfalter reagieren bekanntermaßen in sehr starkem Maße auf Lichtquellen was man sich entsprechend bei Kartierungen zunutze macht, indem man sie mittels Licht anlockt. Da es im konkreten Fall darum geht, den möglichen Einfluss von künstlichen Lichtquellen auf die Insektenfauna zu untersuchen, eignen sie sich sogar in hervorragender Weise als Indikatorgruppe. Daher beschränkt sich die vorliegende Untersuchung auf die Erfassung dieser Gruppe. 3. Vorhabensplanung im Untersuchungsgebiet Die geplanten Sportstadien sollen auf einer momentan noch als Acker genutzten dreieckigen Fläche am östlichen Rand eines Sees erfolgen. Das Seeufer ist von einem schmalen Gehölzgürtel aus alten Pappeln und anderen Laubgehölzen umgeben und weist eine sehr schmale Röhrichtzone am Ufer auf. Das Plangebiet grenzt im Süden an einen begradigten Bach, gegen den es durch einen mit Bäumen und Büschen bestandenen Wall abgegrenzt ist. Im Nordosten liegen hinter einer schmalen Hecke großflächige Weiden. Unmittelbar im Norden grenzt eine Gärtnerei an das Eingriffsgebiet. Die Zufahrt soll über die Düsseldorfer Str. erfolgen, und zwar durch Ausbau und Verlängerung einer jetzt schon vorhandenen kleinen Straße, die momentan nur bis zur Gärtnerei asphaltiert ist. 1

Dr. Ludger Wirooks Naturschutzfachliche Bewertung Bebauungsplan 253 4. Das Problem "Lichtverschmutzung" Noch vor wenigen Jahrzehnten waren künstliche Lichtquellen in der Landschaft, wie z. B. Beleuchtungsanlagen von Straßen, Industrie- und Gewerbegebieten etc. bei Schmetterlingsfreunden einfach nur ein beliebtes Exkursionsziel, wo sie am frühen Morgen interessante Funde tätigen konnten. Mittlerweile hat man jedoch erkannt, dass die zunehmende „Lichtverschmutzung“ der Landschaft durchaus auch zu einem ernst zu nehmenden Problem für den Naturschutz geworden ist, da unzählige Insekten durch die modernen Lampen angelockt und zu einem großen Teil direkt oder indirekt getötet werden. So lockte z.B. eine einzige Leuchtschrift innerhalb eines Jahres allein 350.000 Insekten an (GEPP 1977). Die vom Licht aus ihrer natürlichen Umgebung herausgelockten Tiere werden zum Teil schon direkt von den heißen Lampen getötet, doch auch die morgens noch lebenden Tiere haben kaum eine Überlebenschance. So berichtet z.B. HAUSMANN (1992), dass an einer zur Beleuchtung einer Statue eingesetzten 2000-W-Quecksilberdampflampe von ca. 2000- 3000 am frühen Morgen in der Nähe der Lampe ungeschützt herumsitzenden Nachtfaltern allein in den ersten Morgenstunden schon 1/4 bis 1/3 von Vögeln, Wespen oder anderen Räubern erbeutet wurden. Auch das Paarungs- und Eiablageverhalten von durch Lichtquellen angelockten Faltern kann nachweislich gestört sein. Manche Autoren gehen sogar davon aus, dass jeder von Licht angezogene Falter der Population dauerhaft entzogen ist. Es verwundert also nicht, dass durch solche Verluste die Populationen von Nachtfaltern u. U. merklich geschädigt werden können und schon MALICKY (1965) bemerkte, dass an hell erleuchteten Tankstellen nur in den ersten 1–2 Jahren des Betriebs ein starker Insektenflug zu beobachten war. Durch Markierungsexperimente konnten VIASANEN & HUBLIN (1983) schließlich zeigen, dass in bestimmten Fällen kleine und lokale Populationen von Nachtfaltern durch kontinuierlichen Lichtfallenbetrieb theoretisch sogar ausgerottet werden können. Die Anlockwirkung des Lichtes hängt von vielerlei Faktoren ab, wie z. B. der verwendeten Wellenlänge, der Lichtstärke, der Höhe über dem Erdboden u. v. m. Eine Erhöhung der Wattzahl führt z. B. bei gleich bleibender Wellenlänge zu einer deutlichen Erhöhung der Anflugzahlen, wobei der Anflug nach CLEVE (1964) allerdings nicht proportional sondern in geringerem Maße zunimmt. Dementsprechend schwanken auch die Literaturangaben zur Reichweite der Lichtwirkung. BAKER & SADOVY (1978) ermittelten für den häufigen Eulefalter Hausmutter (= Noctua pronuba) bei einer in 60 cm Höhe postierten 125-W- Quecksilberdampflampe eine effektive Lockwirkung von nur 3 m. Je höher die Lichtquelle postiert wird, desto weiter reicht allerdings ihre Wirkung, denn in 9 m Höhe ermittelte die Autoren schon eine Reichweite von 10–17 m. Die Reichweite hängt zudem von der Hintergrundhelligkeit ab, wie BOWDEN & MORRIS (1975) errechnen konnten. Sie geben für den selben Lampentyp Einzugsbereiche von 35 m bei Vollmond und 520 m bei Neumond an. 5. Methoden Die Erfassung der Nachtfalter erfolgte schwerpunktmäßig durch Lichtfang. Darüber hinaus wurden auch Nahrungs-Köder ausgebracht und es wurde nach Raupen gesucht. Alle 2

Dr. Ludger Wirooks Naturschutzfachliche Bewertung Bebauung<strong>sp</strong>lan 253<br />

1. Veranlassung<br />

Die Stadt Hil<strong>de</strong>n plant <strong>de</strong>n Bau einer Soft- und Baseballanlage und hat zu diesem Zweck<br />

<strong>de</strong>n Bebauung<strong>sp</strong>lan Nr. 253 neu aufgestellt. Es sind zwei Spielfel<strong>de</strong>r mit jeweils einer<br />

Flutlichtanlage geplant, sowie die dazugehörige Erschließung, eine Tribüne für max. 500<br />

Personen und ein Vereinsgebäu<strong>de</strong> mit evt. Außengastronomie.<br />

Der Autor wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Stadt Hil<strong>de</strong>n beauftragt, eine gutachterliche Stellungnahme<br />

bezüglich <strong>de</strong>r möglichen Auswirkungen <strong>de</strong>r Lichtimmission auf die Fauna im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Aufstellung <strong>de</strong>s Bebauung<strong>sp</strong>lans Nr. 253 zu erstellen. Dabei war beson<strong>de</strong>rs zu<br />

untersuchen, welche Auswirkungen die Flutlichtanlage und eine evtl. Beleuchtung <strong>de</strong>r<br />

Erschließungsstraße auf die umgeben<strong>de</strong> Fauna (insbeson<strong>de</strong>re auf die nachtaktiven<br />

Insekten) haben kann.<br />

2. Einleitung<br />

Innerhalb <strong>de</strong>r artenreichen und naturschutzfachlich be<strong>de</strong>utsamen Gruppe <strong>de</strong>r Insekten gibt<br />

es eine Vielzahl nachtaktiver Arten. Diese Tiere können durch künstliche Lichtquellen wie<br />

die geplanten Stadionscheinwerfer o<strong>de</strong>r durch die Beleuchtung <strong>de</strong>r Zufahrtsstraßen<br />

angelockt wer<strong>de</strong>n und dadurch in Ihrer Überlebenswahrscheinlichkeit nachhaltig<br />

beeinträchtigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Eine be<strong>de</strong>utsame Gruppe nachtaktiver Insekten stellen die Nachtfalter (=<br />

Makroheterocera) dar, die in NRW mit immerhin 839 rezenten Arten vertreten sind<br />

(DUDLER et al. 1999). Sie besie<strong>de</strong>ln nahezu alle Landlebensraumtypen, weisen häufig<br />

enge Bindungen an bestimmte ökologische Faktoren auf und sind im Gegensatz zu<br />

manchen an<strong>de</strong>ren Insektengruppen relativ gut erforscht, weshalb sie bei bestimmten<br />

naturschutzfachlichen Fragestellungen häufig als Indikatorgruppe gewählt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Nachtfalter reagieren bekanntermaßen in sehr starkem Maße auf Lichtquellen was<br />

man sich ent<strong>sp</strong>rechend bei Kartierungen zunutze macht, in<strong>de</strong>m man sie mittels Licht<br />

anlockt. Da es im konkreten Fall darum geht, <strong>de</strong>n möglichen Einfluss von künstlichen<br />

Lichtquellen auf die Insektenfauna zu untersuchen, eignen sie sich sogar in<br />

hervorragen<strong>de</strong>r Weise als Indikatorgruppe. Daher beschränkt sich die vorliegen<strong>de</strong><br />

Untersuchung auf die Erfassung dieser Gruppe.<br />

3. Vorhaben<strong>sp</strong>lanung im Untersuchungsgebiet<br />

Die geplanten Sportstadien sollen auf einer momentan noch als Acker genutzten<br />

dreieckigen Fläche am östlichen Rand eines Sees erfolgen. Das Seeufer ist von einem<br />

schmalen Gehölzgürtel aus alten Pappeln und an<strong>de</strong>ren Laubgehölzen umgeben und weist<br />

eine sehr schmale Röhrichtzone am Ufer auf. Das Plangebiet grenzt im Sü<strong>de</strong>n an einen<br />

begradigten Bach, gegen <strong>de</strong>n es durch einen mit Bäumen und Büschen bestan<strong>de</strong>nen<br />

Wall abgegrenzt ist. Im Nordosten liegen hinter einer schmalen Hecke großflächige<br />

Wei<strong>de</strong>n. Unmittelbar im Nor<strong>de</strong>n grenzt eine Gärtnerei an das Eingriffsgebiet. Die Zufahrt<br />

soll über die Düsseldorfer Str. erfolgen, und zwar durch Ausbau und Verlängerung einer<br />

jetzt schon vorhan<strong>de</strong>nen kleinen Straße, die momentan nur bis zur Gärtnerei a<strong>sp</strong>haltiert<br />

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