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01.05.2014 Aufrufe

Dr. Ludger Wirooks Naturschutzfachliche Bewertung Bebauungsplan 253 verzichtet werden sollte, was z. B. möglich wäre durch Spielansetzungen am Nachmittag statt abends. Da es zu den geplanten Scheinwerfern als solchen keine sinnvollen Alternativen gibt, müssten sich Maßnahmen zur Minimierung negativer Auswirkungen auf die sonstigen Beleuchtungsinstallationen fokussieren. Eine Variante dabei ist die Verwendung von Lampentypen, die ein für Insekten weniger attraktives Licht aussenden. Das Maximum der Lichtempfindlichkeit liegt bei Nachtfaltern um 410 nm, also im violetten Bereich des Spektrums (CLEVE, 1964). Lampentypen mit einem hohen Anteil von solchem kurzwelligem Licht, wie z.B. die häufig verwendeten Quecksilberdampf-Hochdrucklampen sind folglich besonders attraktiv für Nachtfalter. FREUND & SCHANOWSKI (1991) testeten verschiedene in der Außenbeleuchtung gebräuchliche Lampentypen und empfehlen die Verwendung von Natriumdampf-Niederdrucklampen, die sich als weitaus umweltverträglicher erwiesen haben als z.B. Quecksilberdampf-Hochdrucklampen. FREUND & SCHANOWSKI (1991) empfehlen des Weiteren die Verwendung von so genannten Leuchtenkoffern, welche das Licht nur zu einer Seite abstrahlen sowie die Verwendung von Glas statt Plexiglas als Abdeckung, da echtes Glas einen Teil der kurzwelligen Strahlung herausfiltert. Ferner sollten Leuchten nach Möglichkeit waagerecht und so niedrig wie möglich installiert werden, um die Fernwirkung des Lichts gering zu halten. Die Konstruktion der Leuchte sollte ferner ein Eindringen von Insekten unmöglich machen. Für die Ausleuchtung größerer Flächen sollten so genannte Planflächenstrahler verwendet werden. Auch durch Reduzierung der Brenndauer auf das unbedingt notwendige Maß lassen sich negative Effekte minimieren. So sollte die Erschließungsstraße z. B. nur an Tagen mit Spielbetrieb ausgeleuchtet sein. Zusammengefasst kann bezüglich der Beleuchtungsinstallationen folgendes empfohlen werden: 1) Vermeidung unnötiger Beleuchtung und Beschränkung auf die wirklich absolut notwendige Beleuchtung 2) Einsatz von Lampen mit insektenfreundlichem Licht (sofern verfügbar so genannte Natriumdampf- Niederdrucklampen, oder zumindest Natriumdampf-Hochdrucklampen). 3) Anbringung von Lampen mit bevorzugter Lichtabstrahlung nach unten und so wenig wie möglich zur Seite und nach oben. 4) Anbringung von Lampen in möglichst niedriger Höhe über dem Boden (bzw. möglichst niedrige "Lichtpunkthöhe") 5) Reduzierung der Leuchtdauer auf das unbedingt notwenige Maß 6) Da es bezüglich der Stadionscheinwerfer keine sinnvollen Alternativen zur geplanten Konstruktion gibt, sollte aus Sicht des Naturschutzes deren Einsatzhäufigkeit und – dauer zumindest möglichst gering gehalten werden (bzw. ganz auf das geplante Projekt verzichtet werden). Für weitere Details siehe u. a. auch im Internet unter www.hellenot.com/hellenot.pdf. 9. Verwendete Literatur BAKER, R. R. & SADOVY, Y. (1978): The distance and nature of the light-trap response of moths. Nature 276: 818-821. 9

Dr. Ludger Wirooks Naturschutzfachliche Bewertung Bebauungsplan 253 BOWDEN, J. & MORRIS, M. G. (1975): The influence of moonlight on catches of insects in light-traps in Africa. III. The effective radius of a mercury-vapour light-trap and the analysis of catches using effective radius. Bulletin of entomological Research 65: 303-348. CLEVE, K (1964): Der Anflug der Schmetterlinge an künstliche Lichtquellen. Mitteilungen der deutschen Entomologischen Gesellschaft 23: 66-76. DUDLER, H., KINKLER, H., LECHNER, R., RETZLAFF, H., SCHMITZ, W. & SCHUMACHER, H. (1999): Rote Liste der gefährdeten Schmetterlinge (Lepidoptera) in Nordrhein-Westfalen. – 3. Fassung mit Artverzeichnis. – in: LÖBF/LfA (Hrsg.) (1999): Rote Liste der gefährdeten Pflanzen und Tiere in Nordrhein-Westfalen: 575-625. FREUND, S & SCHANOWSKI, A. (1991): Überbelichtet. Broschüre des Naturschutzbundes Deutschland. GEPP, J. (1977): Technogene und strukturbedingte Dezimierungsfaktoren der Stadttierwelt - Ein Überblick. Stadtökologie (Tagunsbericht): 99-127, Graz/Österreich. HABELER, H. (1979): Faunisten-Arithmetik – Statistische Unterlagen über Lichtfänge von Lepidopteren. – Ber. Arbgem. ökol. Ent. Graz 9: S.1–10. HAUSMANN, A. (1992): Untersuchungen zum Massensterben von Nachtfaltern an Industriebeleuchtungen (Lepidoptera, Macroheterocera). Atalanta 23: 411-416. KARSHOLT, O. & RAZOSWKI, J. (1996): The Lepidoptera of Europe. – A Distributional Checklist. – Stenstrup (Apollo Books). MALICKY, H. (1965): Freilandversuche an Lepidopterenpopulationen mit Hilfe der JERMYschen Lichtfalle, mit Diskussion biozönologischer Gesichtspunkte. Zeitschrift für angewandte Entomologie 56: 358-377. PRETSCHER, P (BEARB.) (1998): :Rote Liste der Großschmetterling (Makrolepodopter). In: Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands. Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz Heft 55: 87-111. VÄISÄNEN, R & HUBLIN, C. (1983): The effect of continuous light trapping on moth populations - A mark-recapture experiment on Hydraecia petasitis (Lepidoptera, Noctuidae). Notulae entomologicae 63: 187-191. 10

Dr. Ludger Wirooks Naturschutzfachliche Bewertung Bebauung<strong>sp</strong>lan 253<br />

verzichtet wer<strong>de</strong>n sollte, was z. B. möglich wäre durch Spielansetzungen am Nachmittag<br />

statt abends.<br />

Da es zu <strong>de</strong>n geplanten Scheinwerfern als solchen keine sinnvollen Alternativen gibt,<br />

müssten sich Maßnahmen zur Minimierung negativer Auswirkungen auf die sonstigen<br />

Beleuchtungsinstallationen fokussieren. Eine Variante dabei ist die Verwendung von<br />

Lampentypen, die ein für Insekten weniger attraktives Licht aussen<strong>de</strong>n. Das Maximum <strong>de</strong>r<br />

Lichtempfindlichkeit liegt bei Nachtfaltern um 410 nm, also im violetten Bereich <strong>de</strong>s<br />

Spektrums (CLEVE, 1964). Lampentypen mit einem hohen Anteil von solchem<br />

kurzwelligem Licht, wie z.B. die häufig verwen<strong>de</strong>ten Quecksilberdampf-Hochdrucklampen<br />

sind folglich beson<strong>de</strong>rs attraktiv für Nachtfalter. FREUND & SCHANOWSKI (1991) testeten<br />

verschie<strong>de</strong>ne in <strong>de</strong>r Außenbeleuchtung gebräuchliche Lampentypen und empfehlen die<br />

Verwendung von Natriumdampf-Nie<strong>de</strong>rdrucklampen, die sich als weitaus<br />

umweltverträglicher erwiesen haben als z.B. Quecksilberdampf-Hochdrucklampen.<br />

FREUND & SCHANOWSKI (1991) empfehlen <strong>de</strong>s Weiteren die Verwendung von so genannten<br />

Leuchtenkoffern, welche das Licht nur zu einer Seite abstrahlen sowie die Verwendung<br />

von Glas statt Plexiglas als Ab<strong>de</strong>ckung, da echtes Glas einen Teil <strong>de</strong>r kurzwelligen<br />

Strahlung herausfiltert. Ferner sollten Leuchten nach Möglichkeit waagerecht und so<br />

niedrig wie möglich installiert wer<strong>de</strong>n, um die Fernwirkung <strong>de</strong>s Lichts gering zu halten. Die<br />

Konstruktion <strong>de</strong>r Leuchte sollte ferner ein Eindringen von Insekten unmöglich machen. Für<br />

die Ausleuchtung größerer Flächen sollten so genannte Planflächenstrahler verwen<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Auch durch Reduzierung <strong>de</strong>r Brenndauer auf das unbedingt notwendige Maß lassen sich<br />

negative Effekte minimieren. So sollte die Erschließungsstraße z. B. nur an Tagen mit<br />

Spielbetrieb ausgeleuchtet sein.<br />

Zusammengefasst kann bezüglich <strong>de</strong>r Beleuchtungsinstallationen folgen<strong>de</strong>s empfohlen<br />

wer<strong>de</strong>n:<br />

1) Vermeidung unnötiger Beleuchtung und Beschränkung auf die wirklich absolut notwendige<br />

Beleuchtung<br />

2) Einsatz von Lampen mit insektenfreundlichem Licht (sofern verfügbar so genannte Natriumdampf-<br />

Nie<strong>de</strong>rdrucklampen, o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st Natriumdampf-Hochdrucklampen).<br />

3) Anbringung von Lampen mit bevorzugter Lichtabstrahlung nach unten und so wenig wie möglich zur<br />

Seite und nach oben.<br />

4) Anbringung von Lampen in möglichst niedriger Höhe über <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n (bzw. möglichst niedrige<br />

"Lichtpunkthöhe")<br />

5) Reduzierung <strong>de</strong>r Leuchtdauer auf das unbedingt notwenige Maß<br />

6) Da es bezüglich <strong>de</strong>r Stadionscheinwerfer keine sinnvollen Alternativen zur geplanten Konstruktion<br />

gibt, sollte aus Sicht <strong>de</strong>s Naturschutzes <strong>de</strong>ren Einsatzhäufigkeit und – dauer zumin<strong>de</strong>st möglichst<br />

gering gehalten wer<strong>de</strong>n (bzw. ganz auf das geplante Projekt verzichtet wer<strong>de</strong>n).<br />

Für weitere Details siehe u. a. auch im Internet unter www.hellenot.com/hellenot.pdf.<br />

9. Verwen<strong>de</strong>te Literatur<br />

BAKER, R. R. & SADOVY, Y. (1978): The distance and nature of the light-trap re<strong>sp</strong>onse of moths.<br />

Nature 276: 818-821.<br />

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