GTAI Wirtschaftstrends
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14.05.2013<br />
<strong>Wirtschaftstrends</strong> Jahresmitte 2013 - Usbekistan<br />
Verfasser: Dr. Uwe Strohbach (April 2013)<br />
Taschkent (gtai) - Usbekistans Wirtschaft meldet traditionell hohe Wachstumsraten. Diese sind<br />
allerdings angesichts einer mangelhaften und wenig verlässlichen Datenbasis mit Vorsicht zu<br />
betrachten. Eine dirigistische Wirtschaftspolitik und ausbleibende Strukturformen verhindern einen<br />
sich selbst tragenden Aufschwung. Lieferchancen bieten vor allem zahlreiche staatlich flankierte<br />
Industrie- und Infrastrukturprojekte.<br />
Inhalt<br />
1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick<br />
Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts<br />
Investitionen<br />
Konsum<br />
Außenhandel<br />
2 Branchen im Überblick<br />
Maschinen- und Anlagenbau<br />
Kfz-Industrie<br />
Chemie<br />
Bauwirtschaft<br />
Elektrotechnik/Elektronik<br />
Informations- und Kommunikationstechnik<br />
Umwelttechnik<br />
Medizintechnik<br />
Öl- und Gassektor<br />
Transport/Logistik<br />
Tourismus<br />
1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick<br />
Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts<br />
Das makroökonomische Datenwerk der offiziellen usbekischen Statistik zeichnet ein anhaltend<br />
positives Bild der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung des Landes. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP)<br />
legte 2012 um reale 8,2% und damit im neunten Jahr in Folge um 7% und mehr zu. Die<br />
Leistungskraft der usbekischen Wirtschaft überstieg das 2005 erreichte Niveau um mehr als 70%.<br />
Für 2013 und 2014 prognostiziert die Regierung einen BIP-Zuwachs von jeweils 8,0%. Ökonomen<br />
der Weltbank rechnen mit Zuwachsraten von 7,5 und 7,0%.<br />
Träger des stetigen Wachstumstrends sind und bleiben die Exporte von Rohstoffen und<br />
Halbwaren (Erdgas, Ölprodukte, Edel- und Buntmetalle sowie Baumwollfasern), die Investitionen<br />
im Öl- und Gassektor, im Erzbergbau, in der Transport- und Bauwirtschaft sowie einigen Sektoren<br />
der verarbeitenden Industrie, die hohen Geldüberweisungen usbekischer Gastarbeiter<br />
(vornehmlich aus Russland und Kasachstan) und nicht zuletzt auch das sich dynamisch<br />
entwickelnde Dienstleistungsgewerbe.
MKT201305138009.14<br />
Wirtschaftliche Eckdaten<br />
Indikator 2010 2011 2012 Vergleichsdaten Deutschland 2012<br />
BIP (nominal, Mrd. Euro) 28,56 33,20 36,86 2.644<br />
BIP pro Kopf (Euro) 1.011,3 1.131,5 1.238,0 32.276<br />
Bevölkerung (Mio.) *) 29,12 29,56 29,99 81,8<br />
Wechselkurs (1 Euro = U.S.) *) 2.165,13 2.341,97 2.620,31<br />
Wechselkurs (1 US$ = U.S.) *) 1.640,00 1.795,00 1.984,00<br />
*) Usbekistan-Sum (U.S.); jeweils zum 31.12.<br />
Quellen: Staatliches Komitee für Statistik, Zentralbank, Berechnungen von Germany Trade &<br />
Invest, Statistisches Bundesamt<br />
Das bevölkerungsreichste Land Zentralasiens hat über einen längeren Zeitraum gesehen<br />
akzeptable Erfolge bei der Festigung des Außenwertes der nationalen Währung Usbekistan-Sum,<br />
der Eindämmung der Auslandsschulden (etwa ein Fünftel des BIP), der Preissteigerungen und<br />
Subventionen, bei der Erzielung von Außenhandels- und Leistungsbilanzüberschüssen und bei<br />
der Gewinnung ausländischer Kreditgeber vorzuweisen. Der Staatshaushalt ist nach offiziellen<br />
Angaben seit mehreren Jahren im Plus.<br />
Die usbekische Statistik scheint aber die ökonomische Wirklichkeit nicht real widerzuspiegeln.<br />
Analytiker internationaler Geberbanken wie auch Experten aus der Wirtschaftsforschung schätzen<br />
die realen jährlichen BIP-Zuwächse unter Anwendung international üblicher Erhebungs- und<br />
Bewertungsmethoden auf im Schnitt höchstens 4 bis 6%. Die Wachstumsraten pro Einwohner<br />
fallen angesichts des anhaltend hohen Bevölkerungszuwachses noch um etwa 1,5% geringer aus.<br />
Nach Ansicht der Marktkenner führe etwa die Unterbewertung der Inflation zu einer<br />
Überzeichnung des realen Wachstums. Die von der amtlichen Statistik gemeldeten
Teuerungsraten von im Schnitt 7,2% pro Jahr (2006 bis 2012; Dezember zu Dezember) sind<br />
angesichts des hohen Refinanzierungssatzes der Zentralbank von 12% (seit 1.1.11, 2006 bis<br />
2010: 14%), zweistelliger Zinsen für mittelfristige Geldanlagen in Usbekistan-Sum und<br />
ebensolcher Zuwächse der Gesamteinnahmen der Bevölkerung kaum glaubhaft.<br />
Zudem entspricht der für die Berechnung des Konsumgüterreisindex herangezogene Warenkorb<br />
bei weitem nicht der realen Verbrauchsstruktur im Land. So finden dort zum Beispiel die sich seit<br />
Jahren überdurchschnittlich verteuernden Dienstleistungen kaum Eingang. Angeheizt werden die<br />
Preissteigerungen in Usbekistan, die in den vergangenen Jahren in etwa das Doppelte der offiziell<br />
gemeldeten Raten betragen haben dürften, von der zum Teil weiterhin expansiv betriebenen<br />
Geldpolitik, kräftigen Lohnerhöhungen, dem anhaltenden Wertverlust des Usbekistan-Sum und<br />
den in jüngster Zeit besonders stark wachsenden Auslandsüberweisungen usbekischer<br />
Gastarbeiter.<br />
Zweifel an der Verlässlichkeit des usbekischen Zahlenwerkes ergeben sich auch aus der<br />
intransparenten Wechselkurspolitik, die sich in einem markanten Auseinanderfallen der offiziellen<br />
und inoffiziellen Wechselkurse niederschlägt. Diese bieten Spielraum für eine unterschiedliche<br />
Interpretation statistischer Daten. Ein detaillierter Blick auf die Entstehung des usbekischen BIP<br />
zeigt zudem, dass etwa ein Drittel der gesamtwirtschaftlichen Leistung von der Bevölkerung<br />
erbracht wird. Dahinter verbirgt sich im erheblichen Maße die Subsistenzwirtschaft vieler<br />
Landbewohner. Dieser Sektor wird bei der Ermittlung des BIP üblicherweise nicht berücksichtigt.<br />
Andererseits ist bei der Einschätzung der Größenordnung und der Zuwächse der<br />
gesamtwirtschaftlichen Produktion in Usbekistan zu berücksichtigen, dass die Wachstumsraten<br />
auf einer niedrigen Ausgangsbasis beruhen und dass der informelle Wirtschaftssektor von der<br />
Statistik nur unzulänglich erfasst wird. Die Schattenwirtschaft erreicht nach Einschätzung von<br />
Marktkennern eine Größenordnung von bis zu 50% des BIP.<br />
Hauptsorgenkind der usbekischen Wirtschaft bleibt trotz tendenzieller Fortschritte die schwache<br />
Entwicklung auf mikroökonomischer Ebene. Die Privatisierung großer Staatsunternehmen<br />
(namentlich in der Industrie) hat sich in der Mehrzahl der Fälle mehr oder weniger in einer bloßen<br />
Umwidmung der Gesellschaftsform und einem Namenswechsel erschöpft. Die Abhängigkeit der<br />
"neuen" Unternehmen vom staatlichen Dirigismus und von staatlichen Auftragsvergaben ist<br />
weiterhin groß. Privatunternehmen haben es infolge der restriktiven Politik im Devisen- und<br />
Warenverkehr und einer hohen Abgabenlast schwer, sich auf dem Markt dauerhaft zu behaupten.<br />
Es gibt bisher nur relativ wenige Firmen, die über den Wettbewerbsdruck Einfluss auf privatisierte<br />
und nicht privatisierte Staatsunternehmen nehmen und zu einer Stabilisierung der Wirtschaft<br />
beitragen können.<br />
Der von der Regierung mit Hilfe tarifärer und nichttarifärer Einfuhrbarrieren betriebene<br />
Importprotektionismus sowie die kostenintensive Entwicklungsstrategie einer staatlich gelenkten<br />
Industrialisierung erweisen sich als Hemmschuh für einen sich selbst tragenden<br />
Wirtschaftsaufschwung. Die strukturellen Probleme der Wirtschaft, große Bürokratie und<br />
Korruption, der unterkapitalisierte, international kaum integrierte und nach wie vor größtenteils<br />
staatliche Bankensektor, die ineffiziente Devisenpolitik einschließlich der anhaltend großen<br />
Probleme bei der Konvertierung von Usbekistan-Sum in Devisen sowie die immer noch<br />
mangelnde Liberalisierung des Außenhandels spiegeln sich in schlechten Einstufungen des<br />
Landes in internationalen Risikokategorien und Länderrankings wider.<br />
Auch wenn das geschäftliche Umfeld im ressourcenreichen Usbekistan schwierig bleibt, kann sich<br />
angesichts des enormen technisch-technologischen Nachholbedarfs ein Engagement in dem Land<br />
lohnen. Liefer- und Einstiegschancen bieten sich vorrangig in jenen Industrie- und
Infrastrukturprojekten, die Eingang in das jährlich aktualisierte staatliche Investitionsprogramm<br />
finden und/oder Bestandteil branchenbezogener Entwicklungsprogramme sind (Öl/Gas,<br />
Erzbergbau/Metalle, Chemie/Petrochemie, Baustoffe, Textilien/Bekleidung, Landmaschinen, Kfz/<br />
Kfz-Teile, Lebensmittel, Arzneimittel, Schuhe/Leder und Transportinfrastruktur). Solche Vorhaben<br />
kommen in der Regel in den Genuss von Vorzugsbedingungen wie Steuer- und<br />
Zollerleichterungen sowie beschleunigte Devisenkonvertierung.<br />
Die Regierung und Unternehmen Usbekistans sind an einem Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen<br />
mit Deutschland stark interessiert und streben vor allem gemeinsame Montage- und<br />
Produktionsprojekte an. Deutschland ist unter allen EU-Mitgliedsstaaten der bedeutendste<br />
ausländische Beschaffungsmarkt. Das bisherige Volumen der deutschen Exporte bleibt jedoch<br />
noch weit hinter den potenziellen Möglichkeiten zurück (2012: 390,2 Mio. Euro, 2011: 487,0 Mio.<br />
Euro; Angaben des Statistischen Bundesamtes, Wiesbaden). Das heutige Liefervolumen aus<br />
Deutschland entspricht nur etwa der Hälfte des Mitte der 90er-Jahre (1997) erreichten Niveaus.<br />
Als Hauptgründe für das verhaltene Interesse deutscher Firmen am usbekischen Markt gelten das<br />
schwierige unternehmerische Umfeld und die anhaltenden Probleme in der Devisenkonvertierung.<br />
Investitionen<br />
Die Bruttoanlageinvestitionen verbuchten 2012 ein reales Wachstum von 11,6% auf umgerechnet<br />
8,42 Mrd. Euro (22,8% des BIP). Sie stiegen damit schneller als in den beiden Jahren davor (2001<br />
bis 2010: im Schnitt +8,6%/Jahr). Der Anteil ausländischer Investitionen und Kredite belief sich<br />
dabei auf 21,7%. Sie flossen zu drei Viertel in die Sektoren Transport/Kommunikation<br />
(Hauptprojekte: dritte Ausbaustufe des usbekischen Teils der Gaspipeline Turkmenistan -<br />
Usbekistan - Kasachstan - VR China und Modernisierung/Ausbau des nationalen Autobahnnetzes)<br />
sowie Brennstoff- und Energiewirtschaft.<br />
Das im Vergleich zum Zeitraum 2007 bis 2009 (Zuwachs von im Schnitt 27,3%/Jahr) deutlich<br />
geringere Investitionstempo und das vergleichsweise schwache ausländische Engagement in<br />
Branchen außerhalb des Energie- und Transportsektors sind unter dem Blickwinkel des enormen<br />
Erneuerungs- und Ausbaubedarfs im Land wenig erfreulich. Die Gründe für das verhaltene<br />
Investitionsinteresse sind vielschichtig. Dazu zählen die unzureichende Liberalisierung der<br />
Wirtschaft, anhaltende Probleme in der Devisenwirtschaft, mangelnde oder fehlende<br />
Finanzressourcen der usbekischen Partner, nur marginale Fortschritte in der regionalen<br />
Kooperation und Marköffnung sowie nicht zuletzt die in jüngster Zeit zu beobachtende Zunahme<br />
staatlicher Willkür und intransparenter Finanz- und Steuerkontrollen gegenüber Investoren.<br />
Für 2013 rechnet die Regierung mit einer Zunahme der Investitionen um 11%. Im Rahmen des<br />
staatlichen Investitionsprogramms ist die Realisierung oder Fortsetzung von 370 strategisch<br />
wichtigen Projekten geplant. Das Gros dieser Vorhaben, in die 2013 rund 13 Mrd. US$ fließen<br />
sollen (darunter etwa 3 Mrd. $ ausländische Investitionen und Kredite), ist im Programm über<br />
prioritäre Entwicklungsrichtungen der Industrie für 2011 bis 2015 (519 Projekte mit Gesamtkosten<br />
über 47,3 Mrd. $), in der mittelfristigen Transportstrategie sowie in Programmen für die Wasser-/<br />
Abwasser- und Bewässerungswirtschaft verankert. Internationale Förderbanken (Weltbank,<br />
Asiatische Entwicklungsbank und Islamische Entwicklungsbank) kreditieren gegenwärtig rund drei<br />
Dutzend Projekte mit circa 3,5 Mrd. $.<br />
Ausgewählte Großprojekte<br />
Projektbezeichnung<br />
Investition<br />
(Mio. $)<br />
Realisierungszeitraum<br />
Durchführer/Investor<br />
Ausrüstung des Gasfelds Surgil,<br />
Gaschemiekomplex Ustjurt (Kapazität:<br />
4,0 Mrd. cbm aufbereitetes Gas,<br />
4.160 2012 bis 2016<br />
Uz-Kor GasChemical<br />
(südkoreanisches
400.000 t Polyethylen, 100.000 t<br />
Polypropylen/Jahr)<br />
Konsortium, Holding O<br />
´zbekneftgaz)<br />
Werk Oltin Yo'l für die Verarbeitung<br />
von 3,5 Mrd. cbm Gas zu 1,5 Mio. t<br />
Flüssigkraftstoffen, Kaschkadarja<br />
3.985 2013 bis 2017<br />
GTL Uzbekistan (Sasol<br />
Synfuels International/<br />
Südafrika, Petronas/Malaysia,<br />
Holding O´zbekneftgaz)<br />
Erneuerung/Ausbau der Kapazitäten<br />
im Kombinat NGMK Nawoi<br />
(Förderung/Aufbereitung von Goldund<br />
Uranerzen, Ausbau der<br />
Rohstoffquellen, Projekt im<br />
3.200 (300<br />
bis 350/<br />
Jahr)<br />
2012 bis 2020<br />
Bergbau- und Hüttenkombinat<br />
Nawoi (NGMK)<br />
innerbetrieblichen Transport)<br />
Gaschemiekomplex auf der Basis des<br />
Gasverarbeiters Mubarek, Region<br />
Kaschkadarja (400.000 t Polyethylen/<br />
Jahr)<br />
2.500 2013 bis 2016<br />
UzIndoramaGasChemical<br />
(Indorama Group/Singapur,<br />
Holding O´zbekneftgaz)<br />
Neue Bahnlinie Angren - Pap über<br />
den Gebirgspass Kamtschik (129 km)<br />
inklusive zwei Tunnel<br />
1.900<br />
2014/2015 bis<br />
2018/2019 1)<br />
Eisenbahngesellschaft<br />
Usbekistans O´zbekiston<br />
temir yo´llari<br />
Erschließung/Ausbau von Gas- und<br />
Öllagerstätten (Südwestgissar,<br />
Buchara-Chiwa, Aralsee), Werk für<br />
Gasverarbeitung Kandym (1. Etappe),<br />
Projekte für die Transportinfrastruktur<br />
1.800 2) 2012 bis 2014<br />
Lukoil Overseas Holding Ltd.<br />
(Russland)<br />
Modernisierung des Kraftwerks<br />
Talimardshan (Installation von zwei<br />
450-MW-Gasdampturbinen, Projekte<br />
für die Stromübertragung),<br />
Talimardshan<br />
1.280 2013/14 bis 2017<br />
Staatliche<br />
Aktionärsgesellschaft (GAK)<br />
O`zbekenergo<br />
Werk für leichte Olefine (Produktion<br />
von bis zu 190.000 t Ethylen und<br />
Propylen aus circa 500.000 t<br />
Methanol/Jahr), Region Buchara<br />
1.270<br />
Projekt in<br />
Vorbereitung<br />
Holding O´zbekneftgaz,<br />
potenzieller Partner:<br />
Honeywell (USA)<br />
Projekte für die automatisierte<br />
Stromerfassung in Haushalten,<br />
Kontroll- und<br />
Energiemanagementsysteme für die<br />
Stromversorgung und die<br />
automatisierte Gaserfassung und -<br />
kontrolle in Haushalten<br />
Kapazitätsausbau der Ölraffinerie<br />
Buchara (zweite Ausbaustufe; 1,9 Mio.<br />
t Kraftstoffe/Jahr)<br />
1.000 3) 2013 bis 2015/16<br />
475 2013 bis 2015<br />
GAK O´zbekenergo, O<br />
´zbekneftgaz<br />
Holding O´zbekneftgaz<br />
(Unternehmen O<br />
´zneftmahsulot)<br />
1) Bis Ende 2013 solle die Endvariante der Feasibilitystudie vorliegen; 2) geplante<br />
Gesamtinvestitionen bis 2020: 4,8 Mrd. $; 3) Finanzierung der Projekte im Stromsektor<br />
vorwiegend über Kredite der Weltbank und der Asiatischen Entwicklungsbank.<br />
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest
Potenzielle Investoren und Unternehmen, die nach Usbekistan exportieren wollen, sollten bei ihrer<br />
Entscheidung über den Markteintritt das Stärken-Schwächen-Profil des Standorts und die damit<br />
verbundenen Chancen und Risiken (SWOT-Analyse) berücksichtigen:<br />
MKT201305138009.15<br />
MKT201305138009.16<br />
Konsum<br />
Von der positiven makroökonomischen Entwicklung profitiert nur ein kleiner Teil der Bevölkerung.<br />
Die alljährlich gemeldeten zweistelligen realen Zuwächse bei den Gesamteinnahmen (2012:<br />
+17,5%, 2011: +23,1%; offizielle Prognose für 2013/2014: jeweils etwa +25%), den Reallöhnen,
Konsumausgaben und die ausgewiesene Arbeitslosenrate von nur 5% (2012/2011) stehen im<br />
Widerspruch zur angespannten sozialen Lage im Land. Das Gros der Beschäftigten erhält einen<br />
Monatslohn von etwa 200 bis 450 $/Monat. Die Sozialhilfen für besonders Bedürftige erreichen<br />
auch offiziellen Zahlen zufolge heute nur noch weniger als 10% des im Land gezahlten<br />
Durchschnittslohns gegenüber noch etwa 23% in den Jahren 1999 bis 2002. Auf dem Land, in<br />
kleinen Städten und in Wohngebieten am Rande der Metropolen sind die Armut und<br />
Arbeitslosigkeit besorgniserregend. Vom offiziell verkündeten Anteil der Mittelschicht an der<br />
Bevölkerung von 50% ist das Land in der Realität noch weit entfernt.<br />
Der Konsum lebt wesentlich von Einnahmen aus individuellen unternehmerischen Tätigkeiten,<br />
vom informellen Sektor und den in jüngster Zeit kräftig anziehenden privaten Geldüberweisungen<br />
aus dem Ausland. Allein der offiziell erfasste Transfer aus Russland stieg nach Angaben der<br />
russischer Zentralbank von 2,85 Mrd. $ 2010 über 4,28 Mrd. $ im Folgejahr auf 5,69 Mrd. $ 2012.<br />
Der Einzelhandel legte offiziell von 2005 bis 2012 im Schnitt um jährlich real 14,9% zu (2012:<br />
+13,9% auf 14,09 Mrd. Euro). Infolge unzureichend erfasster Preissteigerungen dürfte der Handel<br />
aber tatsächlich um weniger als 10% zugelegt haben. Auf Nahrungsgüter entfielen 2012 rund 52%<br />
des Umsatzes.<br />
Auf Agrarmärkte und Basare entfällt der größte Teil des Geschäfts (2012: 8,9 Mrd. Euro).<br />
Handelsfirmen kamen nur auf einem Marktanteil von 37,2%, wobei diese Quote trotz Eröffnung<br />
neuer Geschäfte in jüngster Zeit im Trend wieder nach unten zeigt. Die Hälfte des<br />
Handelsumsatzes entfällt auf die Hauptstadt und das Gebiet Taschkent. Der Absatz ausländischer<br />
Konsumgüter wird durch eine massiv begrenzte Devisenkonvertierung, hohe Zölle und Abgaben<br />
sowie langwierige Verfahren für den Import solcher Waren stark gebremst. Die Betreiber der<br />
überschaubaren Zahl von Supermärkten genießen bei der Devisenkonvertierung im Vergleich zu<br />
anderen Händlern eine Bevorzugung. Die Importdrosselung und die geringe Kaufkraft sind<br />
Hauptgründe dafür, dass es im Land nur wenige moderne Einkaufszentren gibt.<br />
Außenhandel<br />
Die Entwicklung im usbekischen Außenhandel verlief 2012 nach einem gutem Vorjahr (Ex- und<br />
Importe 2011: jeweils plus rund 15%) differenziert. Während die Exporte infolge gesunkener<br />
Preise für bedeutende usbekische Ausfuhrgüter und einer schwachen Nachfrage nach<br />
usbekischen Waren in den Ländern außerhalb der GUS um 5,1% auf 14,26 Mrd. $ schrumpften,<br />
verbuchten die Importe dank gewachsener Bezüge von Investitionsgütern, Zwischenprodukten<br />
und zu einem geringen Teil auch von Konsumgütern ein Plus von 9,0% auf 12,03 Mrd. $.<br />
Für 2013 peilt die Regierung ein Wachstum der Exporte von 10 bis 15% an. Die Importe sollen mit<br />
7 bis 8% schwächer wachsen, dürften aber infolge zahlreicher gestarteter Investitionsprojekte und<br />
eines wachsenden Bedarfs an Zwischenprodukten um bis 10% zunehmen. Generell werden die<br />
Einfuhren in Usbekistan im Interesse einer stark betriebenen Importsubstitution und der Wahrung<br />
des Handelsbilanzüberschusses durch hohe Zölle (gilt vor allem für Fahrzeuge und Konsumgüter)<br />
und nichttarifäre Barrieren (einschließlich des im Februar 2013 eingeführten Verbots des Verkaufs<br />
von Bardevisen an natürliche Personen durch usbekischen Banken) künstlich gedrosselt.<br />
Den Export Usbekistans dominieren Energieträger (Erdgas) und Ölprodukte (Ausfuhranteil 2012:<br />
35,2%), Gold, Baumwollfasern, Pkw und Textilerzeugnisse. Wachstum zeigen die Ausfuhren von<br />
Obst- und Gemüseerzeugnissen (2012: 770,6 Mio. $). Das Gros des Imports machen Maschinen/<br />
Ausrüstungen inklusive Kfz-Zulieferungen (Einfuhranteil 2012: 45,4%) sowie Chemieerzeugnisse<br />
aller Art (20,1%) aus. Hinter mehr als zwei Fünftel aller Einfuhren stehen Unternehmen mit<br />
ausländischer Kapitalbeteiligung. Im Export beträgt diese Quote knapp ein Fünftel.
Hauptausfuhrländer waren 2012 Russland (5.177,7 Mrd. $; Exportanteil: 36,1%), Kasachstan<br />
(1.677,2 Mio. $; 11,8%), die VR China (1.463,5 Mio. $; 10,3%) und Afghanistan (1.073,3 Mio. $;<br />
7,5%). Die Rangliste der Bezugsländer führt Russland an (2.451,9 Mrd. $; Importanteil: 20,4%),<br />
gefolgt von Korea, Rep. (2.025,7 Mrd. $; 16,8%), der VR China (1.767,0 Mio. $; 14,7%),<br />
Kasachstan (1.074,6 Mio. $; 8,9%), der Ukraine (658,0 Mio. $; 5,5%) und Deutschland (451,7 Mio.<br />
$; 3,8%).<br />
Deutschland nimmt mit seinen Lieferungen von Maschinen und Ausrüstungen, Kfz/Kfz-Teilen,<br />
Mess- und Regeltechnik, Arzneimitteln und Erzeugnissen der Elektrotechnik und Elektronik unter<br />
allen Beschaffungsmärkten der GUS-Republik seit Jahren einen vorderen fünften bis sechsten<br />
Platz ein. Die Importe aus Usbekistan - im Wesentlichen Dienstleistungen, Baumwollfasern, Obst-,<br />
Gemüse- und Chemieerzeugnisse - sind gering (25 Mio. bis 40 Mio. Euro pro Jahr). Am 1.3.13<br />
waren in der GUS-Republik 111 Firmen mit deutscher Beteiligung (69 in Taschkent), darunter ein<br />
Viertel mit einem 100-prozentigem deutschen Anteil registriert und 46 deutsche<br />
Firmenvertretungen akkreditiert. Sowohl die Zahl der Joint Ventures als auch der Repräsentanzen<br />
ist in den vergangenen etwa drei Jahren um circa ein Sechstel geschrumpft.<br />
Außenhandel Usbekistans (in Mio. $; nominale Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in %)<br />
2010 2011 2012 Veränderung 2012/2011<br />
Importe 9.175,9 11.038,0 12.027,7 9,0<br />
Exporte 13.023,4 15.021,3 14.258,8 -5,1<br />
Handelsbilanzsaldo 3.847,5 3.983,3 2.231,1 -44,0<br />
Quelle: Staatliches Komitee für Statistik<br />
Einfuhr nach Warengruppen (in Mio. $; Veränderung im Vergleich zum Vorjahr in %)<br />
Warengruppe 2011 2012 Veränderung 2012/2011<br />
Einfuhr, insgesamt 11.038,0 12.027,7 9,0<br />
.Waren 10.475,1 11.294,0 7,8<br />
.Dienstleistungen 562,9 733,7 30,1<br />
Warenbezüge nach Hauptgruppen<br />
.Maschinen/Ausrüstungen, Elektrotechnik/Elektronik, Kfz/<br />
Kfz-Teile<br />
4.989,2 5.460,6 9,4<br />
.Chemieerzeugnisse aller Art 1.423,9 1.732,0 21,6<br />
.Nahrungsmittel (auch für Produktionszwecke) 993,4 1.190,7 19,9<br />
.Eisen-/Buntmetalle 861,0 938,2 9,0<br />
.Energieträger/Ölprodukte 971,3 878,0 -9,6<br />
.Andere Waren 1.236,2 1.094,5 -11,5<br />
Quelle: Staatliches Komitee für Statistik<br />
2 Branchen im Überblick<br />
Die Industrieproduktion legte 2012 im Vergleich zum Vorjahr um real 7,7% (2011: +6,3%) auf<br />
umgerechnet 19,36 Mrd. Euro zu. Ihr Anteil am BIP betrug 2012 nach ersten Hochrechnungen<br />
24,3% (2000: 14,2%). Bis 2015 soll diese Quote in Umsetzung eines staatlichen<br />
Industrieprogramms auf 28% steigen. Für 2013 prognostiziert die Regierung ein reales Wachstum
der Industrie von 8,4%. Die Industriestruktur prägen traditionell der Brennstoff- und<br />
Energiekomplex (Anteil am Industrieausstoß 2012: 26,2%, darunter: Brennstoffindustrie: 18,3%<br />
und Stromwirtschaft: 7,9%). Der Maschinenbau inklusive Metallverarbeitung, Kfz- und<br />
Elektroindustrie folgt auf Rang zwei (17,0%). Zwei Drittel des Aufkommens in diesem Sektor<br />
(2012: circa 2,2 Mrd. Euro) entfallen auf die Kfz- Industrie. Die Lebensmittel- und Leichtindustrie<br />
waren 2012 mit 14,0 und 12,9% und die Buntmetallurgie mit 10,0% am Industrieausstoß beteiligt.<br />
Maschinen- und Anlagenbau<br />
Ausgehend von einer Untersuchung des Ausrüstungsparks in 418 Unternehmen, die Ministerien<br />
und staatlichen Industriezweigvereinigungen unterstehen, werden diese im Zeitraum 2012 bis<br />
2014 gut 1,1 Mrd. $ in den Kauf und die Inbetriebnahme von 16.700 neuen Maschinen und<br />
Anlagen investieren. Das Gros der Beschaffungen entfällt auf die Sektoren Energie- und<br />
Brennstoffwirtschaft, geologische Erschließung, Chemie und Petrochemie sowie Hüttenwesen<br />
(11.000 Einheiten für 900 Mio. $). Darüber hinaus hat die Regierung Branchenprogramme<br />
verabschiedet, die auf den Ausbau und die Modernisierung bestimmter Industriezweige, wie etwa<br />
der Textil-, Bekleidungs-, Leder-, Schuh-, Chemie- und Nahrungsmittelindustrie sowie des<br />
Hüttenwesens abzielen.<br />
So sollen in der Textil- und Bekleidungsindustrie 2011 bis 2015 mindestens 55 Projekte für 1,1<br />
Mrd. $ umgesetzt werden. Das Investitionsprogramm der Assoziation von Betrieben der<br />
Lebensmittelindustrie sieht 2012 bis 2015 Modernisierungsprojekte in 143 bestehenden und die<br />
Errichtung von 169 neuen (zumeist kleinen) Betrieben für die Verarbeitung von Obst, Gemüse<br />
sowie Fleisch und Milch vor. Viele kleine Produzenten von Nahrungsgütern, die außerhalb des<br />
Branchenverbandes tätig sind, interessieren sich für die Beschaffung von Minitechnologien.<br />
Das Bergbaukombinat Nawoi investiert 2013 fast 250 Mio. $ in den Kapazitätsausbau seiner Uranund<br />
Golderzgruben, die Errichtung einer Anlage für Schwefelsäure und andere Projekte. Der<br />
Kohleförderer O´zbekko´mir will 2013 und 2014 seinen Maschinen- und Ausrüstungspark für 90<br />
Mio. $ erneuern. Ein neues Programm für die Modernisierung sowie den Ausbau der Bau- und<br />
Baustoffindustrie für den Zeitraum 2013 bis 2015 steht vor dem Start.<br />
Kfz-Industrie<br />
Die Kfz-Branche mit den Joint Ventures GM Uzbekistan (Pkw), SamAtwo (Kleinbusse, mittlere<br />
Lkw) und MAN Auto-Uzbekistan (Montage von Schwerlastern und Schleppern), einem 100-<br />
prozentigen usbekischen Montagewerk für MAN-Lkw, sowie rund 200 Zulieferern ist mit 5% am<br />
BIP des Landes beteiligt. 2012 rollten 235.518 Wagen von den Fabrikbändern, von denen 123.000<br />
im Inland und 88.232 in Russland abgesetzt wurden. Für 2013 sind die Produktion von 245.000<br />
und der Export von 155.000 Wagen avisiert. In Samarkand sollen 1.200 Busse und 2.100 Lkw vom<br />
Band rollen. MAN peilt einen Ausstoß von 1.600 Einheiten an (2012: 1.100) und will in der<br />
Perspektive in Abhängigkeit von der Nachfrage jährlich bis zu bis 10.000 Lkw montieren.<br />
Der staatliche Kfz-Konzern O´zavtosanoat, der an allen Automobilbauern beteiligt ist und<br />
insgesamt 40 Unternehmen mit 16.000 Mitarbeitern vereint, sucht weitere Investoren für die<br />
Zulieferindustrie. Im Jahr 2013 wird dieser neue Zulieferkapazitäten für 58 Mio. $ in Betrieb<br />
nehmen.<br />
Einen freien Kfz-Importmarkt gibt es in Usbekistan nicht. Hohe Zölle und Abgaben verteuern den<br />
Import westlicher Pkw, Lkw und Busse erheblich. Probleme bei der Währungskonvertierung<br />
behindern auch die Einfuhr russischer Fahrzeuge (keine Zölle). Im Schnitt werden pro Jahr nur<br />
4.000 bis 5.000 Wagen importiert. Laut offiziellen Angaben verfügt heute in Usbekistan jeder dritte<br />
Haushalt über ein Pkw gegenüber jedem zehnten Anfang der 90er Jahre.
Chemie<br />
Der Handel Usbekistans mit Chemie-, Kunststoff-, gummitechnischen und pharmazeutischen<br />
Erzeugnissen weist traditionell einen Importüberschuss aus. Im Schnitt überstiegen die Einfuhren<br />
die Exporte im Zeitraum 2008 bis 2012 um den Faktor 1,9. Marktkenner erwarten für 2013 eine<br />
Importzunahme von mehr als 10% nach gut einem Fünftel im Vorjahr. Die großen Chemiebetriebe<br />
decken ihren Rohstoffbedarf zu einem Drittel durch Auslandsbezüge. In den kleineren Firmen ist<br />
diese Quote deutlich höher. Laut einer Analyse von IMS Health Rossija ist der Arzneimittelabsatz<br />
in Usbekistan 2012 im Vergleich zu 2011 um 35,5% auf 1,24 Mrd. $ (in Einzelhandelspreisen)<br />
expandiert. Usbekische Angaben bestätigen ein hohes Wachstum (etwa +20%), geben das<br />
Absatzvolumen aber nur mit 800 Mio. bis 900 Mio. $ an.<br />
Viel Bewegung kommt in den Ausbau und die Erneuerung der chemischen, Kunststoff-, Gummiund<br />
pharmazeutischen Industrie. Von größeren Vorhaben sind die Produktgruppen Düngemittel,<br />
Soda, Reifen und Schwefelsäure betroffen. Allein die Unternehmen der Industriezweigvereinigung<br />
O´zkimyosanoat realisieren 2013 Projekte, deren Gesamtwert sich auf 2,4 Mrd. $ beläuft. In der<br />
pharmazeutischen Industrie sollen 2013 bis 2015 mehr als 20 neue (zumeist kleinere)<br />
Unternehmen in sechs Regionen des Landes ihren Betrieb aufnehmen. Die Projekte werden im<br />
Wesentlichen von Unternehmen durchgeführt, die unter dem Dach der Industriezweigvereinigung<br />
für die Pharmaindustrie tätig sind. Ihr gehören mehr als 80 Firmen an.<br />
Bauwirtschaft<br />
Der noch vergleichsweise kleine usbekische Baumarkt (Volumen der ausgeführten Bauarbeiten<br />
2012: 4,32 Mrd. Euro) legte 2012 nach zwei schwächeren Jahren wieder real zweistellig zu<br />
(+11,5%). Anhaltend rege Aktivitäten im Öl- und Gassektor, im Straßenbau, in der<br />
Bahnerneuerung, mehr Projekte im verarbeitenden Gewerbe und in der Kommunalwirtschaft sowie<br />
auch in bestimmten Segmenten des Wohnungsbaus dürften auch 2013 für eine zweistellige<br />
Wachstumsrate sorgen. Das Programm für den Bau und die Modernisierung des nationalen<br />
Autobahnkorridors (2011 bis 2015) umfasst Projekte für 2.306 km Straßen. Im Jahr 2013 fließen<br />
mehr als 0,5 Mrd. $ in Straßenvorhaben, darunter 120 Mio. $ internationale Gelder.<br />
Die Staatsbahn will 2013 bis 2015 circa 150 km Gleise neu verlegen, 1.030 km modernisieren<br />
(2013: 240 km) und 2012 bis 2018 fast 950 km Trassen elektrifizieren. Erwähnenswert ist der vom<br />
Staat massiv geförderte und von der Asiatischen Entwicklungsbank wesentlich mitfinanzierte Bau<br />
von schlüsselfertigen Typenhäusern auf dem Lande (2013: 10.000 Häuser) einschließlich der<br />
Errichtung von Zufahrtsstraßen (239 km), Strom-, Gas- und Wasserleitungen (279 km/394 km/312<br />
km) sowie mehr als 100 Handels- und Dienstleistungsobjekten. Die Gesamtkosten werden auf<br />
rund 535 Mio. Euro geschätzt.<br />
Elektrotechnik/Elektronik<br />
Absatzchancen in der Branche bieten vor allem investitionsträchtige Projekte in der<br />
Stromwirtschaft, die Aktivitäten im Industriebau (Öl- und Gassektor, Erzbergbau, verarbeitende<br />
Industrie) und die Elektrifizierung von Bahntrassen. Allein der staatliche Stromkonzern investiert<br />
2013 rund 400 Mio. $ in die Modernisierung und den Ausbau seiner Erzeugungskapazitäten sowie<br />
einige Projekte in der Stromübertragung. Insgesamt will der Konzern von 2011 bis 2015 in<br />
Kooperation mit ausländischen Partnern nahezu vier Dutzend Projekte für gut 5 Mrd. $ realisieren.<br />
Geplant sind auch erste größere Vorhaben zur Nutzung von Windkraft und Solarenergie.<br />
Internationale Geldgeber finanzieren 2013 und 2014 mit 25,5 Mio. $ Projekte im Bereich<br />
erneuerbare Energien (Fotovoltaik, Biogas, Solarzellen) zur Energieversorgung ländlicher<br />
Siedlungen. Lieferchancen für Ausrüstungsanbieter bieten sich beim angestrebten Ausbau der<br />
allerdings vom Volumen her weiterhin kleinen Produktion von Haushaltsgeräten und
Unterhaltungselektronik (Kühl- und Gefrierschränke, Klimageräte, Gas- und Elektroherde,<br />
Fernsehgeräte und andere Erzeugnisse) sowie im Rahmen einiger Projekte in der Sparte Kabel<br />
und Leitungen (Produktion von Starkstrom- und LAN-Kabeln). Auf Wachstum zeigt die Nachfrage<br />
nach Sicherheitstechnik.<br />
Informations- und Kommunikationstechnik (IKT)<br />
Usbekistans IKT-Markt legt seit Jahren zweistellig zu, bleibt aber noch weit hinter seinem<br />
Potenzial zurück. Das Volumen der Dienstleistungen dieser Branche betrug 2012 umgerechnet<br />
1,21 Mrd. Euro (Zuwachs gegenüber dem Vorjahr: +20,4%). Die Hauptakteure in der<br />
Mobiltelefonie Unitel (Handelsmarke Beeline; Investor: Vimpelcom) und Coscom (Ucell;<br />
TeliaSonera) investieren 2013 etwa 48 Mio. beziehungsweise 20 Mio. $ in ihre Netze. Beeline<br />
zählte per 1.1.13 rund 10,2 Mio. Abonnenten und erzielte 2012 Einnahmen in Höhe von 463 Mio.<br />
$. Coscom hatte zu Jahresbeginn einen Kundenkreis von 9,48 Mio. Abonnenten und kam 2012<br />
auf Erlöse in Höhe von 373 Mio. $.<br />
Der nationale Telekomoperator O´zbektelekom investiert 2013 circa 80 Mio. $ in Modernisierungsund<br />
Ausbauprojekte. Das Unternehmen will unter anderem bis Ende 2015 sein Netz in der<br />
Landesmetropole Taschkent flächendeckend mittels der FTTB-Technologie (Glasfaser bis in jedes<br />
Haus) aufrüsten und mit finanzieller Unterstützung der Entwicklungsbank der VR China 2013 und<br />
2014 circa 21,4 Mio. $ in den Ausbau des Uzmobil-Mobilnetzes im Standard CDMA-450<br />
investieren (1.1.13: rund 200.000 Abonnenten). Mit weiteren 10 Mio. $ finanziert die Bank ein<br />
Projekt für den Anschluss von 200 weiterführenden Schulen an das Onlinebildungsnetz. Das<br />
Kreditinstitut will Usbekistan noch im 1. Halbjahr 2013 ein weiteres Darlehen über 107,8 Mio. $ für<br />
neue Vorhaben im Telekommunikationssektor bereitstellen. Die Einführung des digitalen<br />
Fernsehen tritt 2013 in eine weitere Realisierungsphase (Kosten 2013 bis 2016/17; 20 Mio. $).<br />
Umwelttechnik<br />
Lieferchancen im Segment Umwelttechnik ergeben sich vorrangig bei der Modernisierung und<br />
Erneuerung in den Sektoren Wasser, Abwasser und Bewässerung und bei der angestrebten<br />
Verringerung von Schadstoffemissionen (Öl-, Gas- und Stromwirtschaft, Bergbau und<br />
Chemieindustrie). Regierungsangaben zufolge sollen 2012 bis 2020 insgesamt 3,06 Mrd. $ in 43<br />
Projekte zur Modernisierung der Wasserversorgung und 1,26 Mrd. $ in 18 Vorhaben zur<br />
Erneuerung der Abwassersysteme investiert werden (erwartete ausländische Kredite: 3,16 Mrd. $,<br />
Haushalt: 1,16 Mrd. $). Im Zeitraum 2013 bis 2015 ist vorgesehen, solche Projekte für 1,44 Mrd.<br />
zu realisieren (ausländische Kredite: 693 Mio. $). So ist zum Beispiel 2013 geplant, 2.640 km neue<br />
Wasserleitungen zu verlegen. Hauptkontaktpartner für alle Wasser- und Abwasserprojekte ist die<br />
staatliche Agentur für Kommunalwirtschaft.<br />
Aus dem Fonds für die Verbesserung der Bewässerung fließen 2013 rund 63 Mio. $ in die<br />
Fortsetzung von 28 laufenden und den Start von 114 neuen Projekten. Die Islamische<br />
Entwicklungsbank beteiligt sich mit 90,4 Mio. $ an einem 118,1-Mio.-$-Projekt zur Modernisierung<br />
von Bewässerungskanälen in der Region Choresm (Projektstart: 2013). Der staatliche<br />
Stromkonzern O´zbekenergo will 2011 bis 2015 circa 50 Mio. $ in effiziente Wasserversorgungsund<br />
-aufbereitungstechnologien investieren. Die großen Erzbergbaubetriebe verfolgen solche<br />
Projekte für 20 Mio. $.<br />
Medizintechnik<br />
Das Marktvolumen für Medizintechnik, fast ausnahmslos Importe, beträgt seit 2008/2009 im<br />
Schnitt jährlich etwa 100 Mio. $. Hauptbeschaffer ist das öffentliche Gesundheitswesen. Im Trend<br />
wächst auch die Nachfrage des noch kleinen privaten medizinischen Sektors. Laut einer<br />
Präsidialverordnung vom 28.11.11 sollen spezialisierte öffentliche medizinische Einrichtungen
2012 bis 2016 für 1,5 Mrd. $ baulich und technisch aufgerüstet werden. Geplant sind unter<br />
anderem die Modernisierung und Ausstattung von 150 medizinischen Vereinigungen<br />
(Krankenhäusern und Ambulatorien auf Landkreisebene). Für dieses Projekt sagte die Weltbank<br />
im März 2013 eine zusätzliche Finanzierung in Höhe von 93 Mio. $ zu.<br />
Mehr als 80 Mio. $, darunter 37 Mio. $ von der Islamischen Entwicklungsbank, fließen bis 2015 in<br />
Projekte für die Modernisierung und den Ausbau von Onkologiezentren. Ein kaum geringerer<br />
Betrag ist bis 2015/16 für die Modernisierung und technische Erneuerung von Tuberkulosekliniken<br />
bestimmt. Ferner stehen auf der Prioritätenliste im Zeitraum bis 2014/2015 Investitionsprojekte in<br />
den Bereichen Pädiatrie, Kardiochirurgie und ländliche Arztpraxen.<br />
Öl- und Gassektor<br />
Der Kohlenwasserstoffsektor bleibt das Hauptgeschäftsfeld für ausländische Anbieter von<br />
Ausrüstungen und Dienstleistern (2012: Förderung von 62,9 Mrd. cbm Erdgas und von 3,2 Mio. t<br />
Öl/Gaskondensat). Im Jahr 2013 fließen insgesamt circa 3 Mrd. $ in die Branche, darunter 2 Mrd.<br />
$ ausländische Direktinvestitionen und direkt vergebene ausländische Kredite. Die nationale Ölund<br />
Gasholding O´zbekneftgaz investiert 2013 rund 1,2 Mrd. $ in eigene oder<br />
Kooperationsprojekte, darunter 0,9 Mrd. $ in neue Projekte (Gaschemiekomplex Surgil,<br />
Flüssigkraftstoffprojekt Schurtan, Ausrüstung mehrerer Gaskondensatlagerstätten).<br />
Ihre geplanten Importe von technologischen Ausrüstungen, Komplettierungsteilen, Rohstoffen und<br />
Materialien ohne Berücksichtigung von Investitionsprojekten gibt die Holding für 2013 mit circa 530<br />
Mio. $ an. Die usbekische Tochter des russischen Ölgiganten Lukoil, Lukoil Overseas Uzbekistan,<br />
will 2013 rund 680 Mio. $ in die Fortführung seiner beiden usbekischen Production-Sharing-<br />
Projekte investieren.<br />
Das mittelfristig gesicherte und vorbereitete Projektvolumen von der O´zbekneftgaz und ihrer<br />
ausländischen Partner beläuft sich für 2013 bis 2017 auf 12 Mrd. bis 15 Mrd. $. Die Investitionen<br />
fließen in die Erschließung von Gaslagerstätten und die Gasförderung, in einige Großprojekte für<br />
den Ausbau der Gaschemie (Produktion von Polyethylen und Polypropylen sowie<br />
Flüssigkraftstoffen) und den Pipelinebau (Ausbau/Modernisierung).<br />
Transport und Logistik<br />
Im Transport- und Logistiksektor sowie bei der Modernisierung und beim Ausbau des<br />
innerbetrieblichen Transports einiger Großunternehmen eröffnen sich interessante<br />
Geschäftschancen. Per 1.4.13 gab es im Land circa 200 Speditionen mit grenzüberschreitenden<br />
Aktivitäten. Etwa 70% der usbekischen Ex- und Importe werden durch ausländische Speditionen<br />
abgewickelt. Neben der Ausweitung der neuen intermodalen Logistikzentren Angren (Bahnstation<br />
Ablyk; Warenversorger für das Ferganatal; Frachtumschlag 2011/2012: jeweils circa 5 Mio. t) und<br />
Nawoi (Flughafen/Industriefreizone Nawoi) soll unter der Regie der Staatsbahn in Pap (Region<br />
Namangan) Anfang 2014 ein weiteres multimodales Logistikzentrum für Transporte in und aus<br />
dem Ferganatal seine Tätigkeit aufnehmen. Avisiert ist ein jährlicher Frachtumschlag von bis zu 4<br />
Mio. t.<br />
Ausbauaktivitäten meldet der Güterbahnhof Tintschlik (Region Nawoi), der mit seinen Diensten vor<br />
allem große lokale Unternehmen der Sektoren Bergbau/Metalle und Chemie bedient.<br />
Marktkennern zufolge besteht in Usbekistan auf mittlere Sicht ein Bedarf für den Betrieb von bis zu<br />
neun multimodalen Transport- und Logistikzentren, darunter von fünf an Grenzstandorten. Die<br />
Bergbau- und Hüttenkombinate NGMK (Nawoi) und AGMK (Almalyk) investieren bis 2016/17 etwa<br />
200 Mio. $ in die Erneuerung und Aufrüstung ihrer innerbetrieblichen Transportinfrastruktur. Das
Logistikportal<br />
http://www.logistika.uz bündelt Angebote und Nachfragen nach<br />
Transportdiensten und bietet Firmenkontaktdaten.<br />
Tourismus<br />
Usbekistan hat dank zahlreicher Bauten der islamischen Architektur entlang der "Großen<br />
Seidenstraße" und reicher kultureller Tradition gute Chancen, den Fremdenverkehr zu einer<br />
tragenden Säule des Dienstleistungssektors auszubauen. Trotz wachsender Besucherzahlen<br />
(2012: etwa +17% auf 1,7 Mio. einreisende Personen) und zunehmender Exporte touristischer<br />
Leistungen (2012: +15% auf knapp 0,6 Mrd. $) und des wachsenden Anteils dieser Dienste am<br />
Gesamtexport (2012/2011: 4,1/3,2%) bleibt der größte Teil des Potenzials noch ungenutzt. Zum<br />
1.1.13 waren rund 520 Tourismusfirmen und circa 370 Hotels mit mehr als 19.000 Betten im Besitz<br />
einer Lizenz für touristische Dienstleistungen. 2007 bis 2012 nahmen circa 190 kleine Herbergen<br />
und Hotels ihre Tätigkeit auf (mit mehr als 5.000 Betten). Die aktuellen und mittelfristigen<br />
gesamtstaatlichen und regionalen Pläne für den Ausbau des Fremdenverkehrs sehen die<br />
Errichtung weiterer Hotels, Herbergen, Restaurants und Cafés sowie die Privatisierung einiger<br />
größerer Hotels vor.<br />
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Usbekistan<br />
Transport und Verkehr, allgemein, Elektrotechnik/Elektronik allgemein, Bauwirtschaft, allgemein,<br />
Chemische Industrie, allgemein, Medizintechnik, allgemein, Maschinen- und Anlagenbau,<br />
allgemein, Wirtschaftslage, -entwicklung, allgemein, Sozialprodukt / Volkseinkommen / BIP / BSP,<br />
Außenhandel / Struktur, allgemein, Investitionen (Inland), Investitionsklima, allgemein,<br />
Straßenfahrzeuge, allgemein, Konjunktur, allgemein, Verkehrsinfrastrukturbau, allgemein, Deponie<br />
und Abfallaufbereitungsbau, Öl, Gas, Konsum / Konsumentenverhalten, Tourismus / Hotels /<br />
Gastgewerbe, allg., Verarbeitende Industrie, Kläranlagenbau, Logistik / Speditionen<br />
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