families first
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egonnen wird, ob die Kinder fremdplatziert werden müssen oder nicht. Der<br />
Familienmitarbeiter dringt auch nicht auf die Anwesenheit aller Familienmitglieder bei<br />
jedem Besuch. Er betrachtet die Familienmitglieder als Experten von sich selbst, auch<br />
bezüglich der Veränderungen, die in der Familie möglich und nötig sind. Der<br />
Familienmitarbeiter versucht, die Familienmitglieder nett zu finden. Wenn er die<br />
Familienmitglieder nicht nett findet, merken sie das beispielsweise an non-verbalen<br />
Reaktionen und sind viel weniger kooperativ. Um Menschen nett zu finden, hilft es daran<br />
zu denken, dass jeder mal verärgert ist und Hilfe nötig hat, dass jeder in seinem eigenen<br />
Kontext und mit seinen Fähigkeiten im Prinzip sein Bestes tut und dass die Motive, aus<br />
denen heraus Menschen handeln, überwiegend positiv sind. Gewalt ist durchweg nicht böse<br />
gemeint, sondern resultiert aus einem Mangel an Selbstkontrolle und Fähigkeiten.<br />
2.1.3 Beruhigen der Familie<br />
Das Beruhigen der Familie ist ein wichtiger Teil beim Aufbau einer Arbeitsbeziehung. In<br />
einer Krisensituation fühlen sich Menschen verwirrt, haben sie das Gefühl, die ganze Welt<br />
gegen sich zu haben und fühlen sich unverstanden. Wenn man gut zuhört und die<br />
Probleme der Reihe nach durchgeht, kommen die Menschen zur Ruhe und fühlen sich<br />
verstanden, wodurch sie ihre Probleme oft besser in den Griff bekommen. Der<br />
Familienmitarbeiter versucht, eine Eskalation der Krisensituation zu verhindern. Läuft<br />
während eines Besuchs die Situation dermaßen aus der Hand, dass die Sicherheit in Gefahr<br />
ist, benutzt der Familienmitarbeiter spezielle Techniken zur Krisenintervention (siehe<br />
Kapitel 9). Dabei muss der Familienmitarbeiter darauf achten, die Fragen zu dosieren und<br />
Antworten durch Reflexion hervorzulocken. Der Familienmitarbeiter lässt die<br />
Familienmitglieder soviel wie möglich selbst Regie führen: Sie setzen sich dahin, wohin sie<br />
sich setzen wollen; sie beschließen, wer dabei ist; sie bestimmen selbst, ob das Fernsehen an<br />
ist; sie dürfen einander unterbrechen, usw. Der Familienmitarbeiter benutzt auch so wenig<br />
wie möglich Ausdrücke wie 'arbeiten mit', 'arbeiten an', 'Themen', 'trainieren', 'üben' und<br />
möglichst wenig Jargon, wie 'Intervention', 'Behandlung', 'Therapie'. Der<br />
Familienmitarbeiter geht erst dann dazu über, Lösungen zu bedenken, wenn die ganze<br />
Geschichte erzählt ist. Das erhöht die Chance, dass die Lösung adäquat ist. Er achtet auf<br />
non-verbale Signale von Familienmitgliedern, dass sie aufhören möchten, beispielsweise<br />
weil sie müde sind. Der Familienmitarbeiter reagiert auf den Inhalt dessen, was die<br />
Familienmitglieder erzählen und vermeidet zu beschwichtigen oder bestimmte Dinge zu<br />
bagatellisieren; er sagt beispielsweise nicht, das schon alles wieder in Ordnung kommen<br />
wird.Der Familienmitarbeiter ist für alle Familienmitglieder da. Er ergreift nicht Partei,<br />
indem er sich etwa anderen gegenüber kritisch verhält, indem er jemanden unterstützt oder<br />
zu viel Zeit mit einer Person verbringt. Der Familienmitarbeiter drängt der Familie seine<br />
eigenen Normen und Werte nicht auf. Er vermeidet zu moralisieren und probiert nicht, die<br />
Familienmitglieder davon zu überzeugen, was sie seiner Meinung nach tun sollten. Ein<br />
guter Familienmitarbeiter überlässt die Entscheidung den Familienmitgliedern.<br />
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