families first
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Eine ungünstige Situation bedeutet, dass eine bestimmte Antwort (Respons) abgeschwächt<br />
wird.Wenn ein Kind zum Beispiel seinen Vater bittet, ihm etwas vorzulesen (Respons),<br />
währen der Vater Fußball guckt (Situation), dann ist die Chance groß, dass der Vater nein<br />
sagt (Konsequenz). Ein Familienmitarbeiter muss daher sowohl bei der Analyse, wie beim<br />
Einüben der Fähigkeiten ein Auge für die Situation haben, in der die Fähigkeiten<br />
angewendet werden.<br />
1.4.3 Die soziale Lerntheorie<br />
Ausgangspunkt für die soziale Lerntheorie ist, dass Verhalten auf der Basis von Modellen<br />
aus der Umgebung der Person erlernt wird. So übernehmen Kinder das Verhalten ihrer<br />
Eltern, die darin Modell stehen; manchmal bewusst, aber oft auch unbewusst. Kinder<br />
ahmen auch das Verhalten anderer Personen in ihrer Umgebung nach. Jemand, der nett<br />
und anziehend wirkt, wird eher nachgeahmt als jemand, der diese Merkmale nicht hat.<br />
Außerdem spielt Nähe eine Rolle: Eine Person, mit der sich jemand verwandt fühlt oder die<br />
ihm für sein Gefühl nahe steht, erfüllt eher die Rolle eines Modells, als eine Person, bei der<br />
das nicht der Fall ist. Weil es normal ist, dass jemand mal Fehler macht, erfüllt jemand, der<br />
nicht perfekt ist, mitunter mehr eine Modellfunktion als jemand, der immer alles perfekt<br />
macht. Ein Familienmitarbeiter von Families First benutzt Prinzipien der sozialen<br />
Lerntheorie, indem er Modelle für das gewünschte Verhalten einschaltet. Er kann zum<br />
Beispiel eine Mutter, die von der Sozialhilfe leben muss, anregen mit anderen Sozialhilfe-<br />
Müttern Kontakt aufzunehmen, um zu sehen wie diese mit ihrem Geld auskommen.<br />
Außerdem steht der Familienmitarbeiter auch selbst Modell, zum Beispiel indem er<br />
Verhalten vormacht. Auch durch die Art und Weise, wie er mit Familienmitgliedern<br />
umgeht, beispielsweise indem er Respekt zeigt oder jemanden aussprechen lässt, erfüllt der<br />
Familienmitarbeiter eine Modellfunktion. Es ist wichtig, dass sich der Familienmitarbeiter<br />
bei jedem Kontakt mit den Familienmitgliedern seiner Modellfunktion bewusst ist.<br />
1.4.4 Die Selbstbestimmungstheorie<br />
Die Selbstbestimmungstheorie geht davon aus, dass eine Person Einfluss auf ihr eigenes<br />
Verhalten hat, indem sie sich selbst Verstärker oder Abschwächer gibt. Das können<br />
materielle Verstärker oder Abschwächer sein, aber meistens haben sie die Form einer<br />
'inneren Rede'; etwas, das jemand zu sich selbst sagt. Zum Beispiel: Wenn eine Mutter das<br />
quengelige Verhalten ihres Kindes zu negieren versucht und jedesmal, wenn sie doch<br />
reagiert , denkt: 'Das gelingt mir nie, ich bin viel zu impulsiv', wirkt dieser Gedanke als<br />
Abschwächer ihres Versuchs, das quengelnde Verhalten konsequent zu negieren. Wenn die<br />
Mutter stattdessen zu sich selbst sagt: 'Ich habe gerade einen Fehler gemacht, aber ich muss<br />
mich noch daran gewöhnen; ich negiere die Quengelei schon viel öfter als am Anfang',<br />
dann besteht eine große Chance, dass ihr Versuch, das quengelnde Verhalten zu negieren,<br />
verstärkt wird.<br />
Bei der Selbstbestimmung sind drei Stadien zu unterscheiden:<br />
1 Das erste Stadium ist Selbstbeobachtung: das Beobachten eigenen Verhaltens, eigener<br />
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