families first
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Die Eltern erzählen, dass Roy, 4 Jahre alt, sehr anstrengend ist. Er hat viele Wutanfälle. Dabei kann<br />
es um allerlei Dinge gehen, beispielsweise, wenn etwas nicht so läuft, wie er es will, beim<br />
Zubettgehen, während des Essens, wenn Roy am Tisch sitzen bleiben soll und so weiter. Die Eltern<br />
überlegen und beschließen zusammen mit dem Familienmitarbeiter, dass sie mit dem<br />
unerwünschten Verhalten beim Zubettgehen beginnen wollen.<br />
2. Untersuchen Sie, was genau dem Verhalten vorangeht<br />
In welcher Situation genau zeigt zich das Verhalten? Wo spielt es sich ab; wer ist dabei; was<br />
sagt oder tut der Elternteil; was tut das Kind gerade und welche Rolle spielen die anderen<br />
Anwesenden? Wie ist die Situation strukturiert, beispielsweise, wie wird das Kind aufs<br />
Zubettgehen vorbereitet? Oder: wo und zu welchem Zeitpunkt wird gegessen? Der<br />
Familienmitarbeiter untersucht auch, ob die Situation für das Kind genügend Anreize<br />
bietet, durch die es stimuliert wird, daserwünschte Verhalten zu zeigen. Hat das Kind<br />
beispielsweise genug Spielzeug, das seinem Alter entspricht? Der Familienmitarbeiter kann<br />
vorschlagen, einmal in der Situation, in der sich das Problemverhalten normalerweise zeigt,<br />
dabei zu sein. Das bietet ihm viele Beobachtungsmöglichkeiten.<br />
3. Untersuchen Sie die Folgen des Verhaltens<br />
Fragen Sie die Eltern, welche Folgen das Verhalten hat. Versuchen Sie ein Bild von den<br />
Faktoren zu bekommen, die das Problemverhalten aufrechterhalten oder sogar verstärken,<br />
beispielsweise: nachgeben, wenn ein Kind böse wird, Aufmerksamkeit schenken, wenn ein<br />
Kind anstrengend ist, einem Kind etwas Leckeres geben, wenn es nicht essen will was auf<br />
den Tisch kommt oder zu einem Kind etwas Nettes sagen, wenn es aufhört garstig zu sein.<br />
Oft sind sich die Eltern ihres eigenen Anteils beim Aufrechterhalten des unerwünschten<br />
Verhaltens nicht bewusst. Den Konsequenzen ihres eigenen Verhaltens nachzugehen, kann<br />
konfrontierend sein. Zeigen Sie daher Verständnis dafür, wie die Eltern bisher auf das<br />
Verhalten reagiert haben. Zum Beispiel (Fortsetzung):<br />
Bei der Beobachtung des Verhaltens fällt auf, dass Folgendes passiert: Roy geht um 19 Uhr ins Bad,<br />
um 19.30 Uhr hat er seinen Schlafanzug an, danach darf er noch eben fernsehen. Danach wird er<br />
ungefähr um 20.00 Uhr ins Bett gesteckt. Nach fünf Minuten steht er wieder im Wohnzimmer und<br />
sagt, dass er nicht schlafen kann. Seine Mutter sagt, dass er wieder zurück ins Bett muss. Roy<br />
verlegt sich aufs Schreien. Mutter sagt, dass er noch kurz fernsehen darf und danach aber wirklich<br />
ins Bett muss. Er bleibt bis etwa halb neun im Zimmer. Danach wird er wieder ins Bett gesteckt,<br />
wonach sich der Zyklus wiederholt. Meistens dauert es bis 10 Uhr bevor Roy endlich schläft.<br />
8.1.2 Analyse der Erziehungskompetenz der Eltern<br />
Außer der Analyse des Verhaltens des Kindes anhand des S-R-C-Schemas macht der<br />
Familienmitarbeiter eine spezifische Kompetenzanalyse mit Bezug auf die<br />
Erziehungsaufgaben. Der Familienmitarbeiter untersucht:<br />
• über welche Erziehungsfähigkeiten die Eltern verfügen<br />
• ob zu schwere Aufgaben bestehen<br />
• welche Erziehungsfähigkeiten die Eltern nicht beherrschen<br />
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