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Wilhelm von Scholz Wilhelm von Scholz (* 15. 7. 1874 in Berlin – † 29. 5. 1969 in Konstanz), wohnte seit 1890 auf dem väterlichen Familiengut in Seeheim bei Konstanz. Nach dem Abitur 1892-97 Studium der Literaturgeschichte und Philosophie an den Universitäten Berlin, Lausanne, Kiel, München, 1897 Promotion zum Dr. phil. über Annette von Droste-Hülshoff; 1914-1916 Kriegsdienst als Adjutant des Bezirkskommandos Eisenach; 1916-1922 Dramaturg und Spielleiter am Hof- bzw. Landes- Theater Stuttgart. 1926 Aufnahme in die Preußische Akademie der Künste und Vorsitzender der Sektion für Dichtkunst (bis 1928). Seit 1933 Mitglied der Deutschen Akademie der Dichtung. 1951 Präsident (zusammen mit Eduard Künneke) und 1954 Ehrenpräsident des Verbandes Deutscher Bühnenschriftsteller und Bühnenkomponisten. Bekannt wurde von Scholz als Verfasser klassizistischer Dramen („Der Jude von Konstanz“, 1905; „Der Wettlauf mit dem Schatten“, 1921), Romanen, Erzählungen und Gedichten. Seine Neigung zu okkulten Themen gipfelt in dem Buch „Der Zufall und das Schicksal“ (1935). Wegen seiner NS-konformen Ansichten und antisemitischer Stellungnahmen wurde der von der Stadt Konstanz zu seinem 85. Geburtstag gestiftete Wilhelmvon-Scholz-Preis 1989 wieder abgeschafft. GG

<strong>Wilhelm</strong> <strong>von</strong> <strong>Scholz</strong><br />

<strong>Wilhelm</strong> <strong>von</strong> <strong>Scholz</strong> (* 15. 7. 1874 in Berlin – † 29. 5. 1969 in Konstanz), wohnte seit 1890 auf<br />

<strong>de</strong>m väterlichen Familiengut in Seeheim bei Konstanz. Nach <strong>de</strong>m Abitur 1892-97 Studium <strong>de</strong>r<br />

Literaturgeschichte und Philosophie an <strong>de</strong>n Universitäten Berlin, Lausanne, Kiel, München, 1897<br />

Promotion zum Dr. phil. über Annette <strong>von</strong> Droste-Hülshoff; 1914-1916 Kriegsdienst als Adjutant<br />

<strong>de</strong>s Bezirkskommandos Eisenach; 1916-1922 Dramaturg und Spielleiter am Hof- bzw. Lan<strong>de</strong>s-<br />

Theater Stuttgart. 1926 Aufnahme in die Preußische Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Künste und Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Sektion für Dichtkunst (bis 1928). Seit 1933 Mitglied <strong>de</strong>r Deutschen Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Dichtung.<br />

1951 Präsi<strong>de</strong>nt (zusammen mit Eduard Künneke) und 1954 Ehrenpräsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Verban<strong>de</strong>s<br />

Deutscher Bühnenschriftsteller und Bühnenkomponisten. Bekannt wur<strong>de</strong> <strong>von</strong> <strong>Scholz</strong> als Verfasser<br />

klassizistischer Dramen („Der Ju<strong>de</strong> <strong>von</strong> Konstanz“, 1905; „Der Wettlauf mit <strong>de</strong>m Schatten“, 1921),<br />

Romanen, Erzählungen und Gedichten. Seine Neigung zu okkulten Themen gipfelt in <strong>de</strong>m Buch<br />

„Der Zufall und das Schicksal“ (1935). Wegen seiner NS-konformen Ansichten und antisemitischer<br />

Stellungnahmen wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Stadt Konstanz zu seinem 85. Geburtstag gestiftete <strong>Wilhelm</strong><strong>von</strong>-<strong>Scholz</strong>-Preis<br />

1989 wie<strong>de</strong>r abgeschafft.<br />

GG


Hagen<br />

Unten wiehert ein Roß. Zur steilen Wacht<br />

steigt Hagen. Was trägt er für funkeln<strong>de</strong> Pracht?<br />

Heiser hat sich <strong>de</strong>r Tag gekräht,<br />

ein Felsenwind herüberweht.<br />

Lache, du Nacht.<br />

Lorchheim schimmert noch fern am Rhein,<br />

am Spiegelufer mit bleichem Schein<br />

die milchweißen Häuser hängen,<br />

die sich im Wasser drängen.<br />

So schwer ist ihm das braune Gold,<br />

das auf <strong>de</strong>m Schil<strong>de</strong> klappt und rollt.<br />

Lang hat er’s nun mühselig gesucht,<br />

jetzt fühlt er, dass <strong>de</strong>r Schatz verflucht.<br />

Lache, du blaue Nacht.<br />

Von geneigtem Schil<strong>de</strong> Gold und Gestein<br />

platscht in die trüben Wellen hinein,<br />

und schäumend, jubelnd greift die Flut<br />

mit Armen nach <strong>de</strong>m kostbaren Gut.<br />

„Nun ist es vorbei!“ Ein Schein noch blinkt<br />

<strong>von</strong> <strong>de</strong>m Gold, das langsam untersinkt.<br />

Stromfrauen drohen im Schleiertuch:<br />

„Wohl <strong>de</strong>r Schatz zerging, doch es blieb <strong>de</strong>r Fluch!<br />

Lache, du blaue Nacht!“<br />

---------<br />

Siegfriedsgesang<br />

Stark schleu<strong>de</strong>rt Siegfried <strong>de</strong>n Stein,<br />

springt, spannend die Sehnen,<br />

hinter ihm drein.<br />

holt ihn ein.<br />

Bebend entschwingt sich <strong>de</strong>r Speer<br />

Seiner Hand und zittert im Ziel.<br />

Nach, ihr Hel<strong>de</strong>n! Wer <strong>von</strong> euch, wer<br />

Wirft ihn wie Siegfried, wie er?<br />

Laßt ihm <strong>de</strong>n Lauf!<br />

Stein nicht, nicht Wind hält ihn auf.<br />

Selber Wind und flüchten<strong>de</strong>s Wild


Stürmt Siegfried, am Arm noch <strong>de</strong>n lasten<strong>de</strong>n Schild.<br />

Zerreißen Schluchten <strong>de</strong>n Pfad ihm: er springt –<br />

Mauern: er klettert und schwingt<br />

seines Leibes stählerne Kraft,<br />

die sich selber zum Pfeile zusammenrafft,<br />

über die Hür<strong>de</strong> –<br />

<strong>de</strong>r Strom, <strong>de</strong>r in Stru<strong>de</strong>ln ergrimmt:<br />

Siegfried nimmt<br />

in <strong>de</strong>n einen <strong>de</strong>r mächtigen Arme die Bür<strong>de</strong>,<br />

Schild, Speer, Schwert; mit <strong>de</strong>m rechten schwimmt<br />

er, die Wogen teilend, zum an<strong>de</strong>ren Strand,<br />

zum neuen Land.<br />

Kaum, daß triefend er stand,<br />

jagt er schon wie<strong>de</strong>r, fliegt,<br />

ist am Ziel – siegt!<br />

Siegfried!<br />

Vielkämpfer: Ringer, und wäre sein Gegner <strong>de</strong>r Bär!<br />

Schleu<strong>de</strong>rer, Läufer, Springer, Schwimmer –<br />

Der Sieger, <strong>de</strong>r Beste, immer, immer,<br />

immer nur er!<br />

Siegfried!<br />

Auf, Kämpfer, ihm nach!<br />

Auf zu <strong>de</strong>s Wettstreits Schönheit und Kraft<br />

Die Muskeln gestrafft!<br />

Den Blick gehärtet!<br />

Das Herz gestählt!<br />

Daß auch unsere Namen<br />

wie Siegfrieds Namen<br />

Dichtermund <strong>de</strong>r Nachwelt erzählt!<br />

Zum Kampf!<br />

----------------<br />

Quelle:<br />

<strong>Wilhelm</strong> <strong>von</strong> <strong>Scholz</strong>: Die Gedichte. Gesamtausgabe 1944. Leipzig 1944.<br />

Hagen (publ. 1924), S. 149f.; Siegfriedsgesang (um 1940), S. 432f.

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