Endbericht - NachhaltigWirtschaften.at

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2.1.3 Medizin und Forschung Bezüglich der Stoffflussanalyse von Neodym in Österreich fanden im Bereich „Medizin und Forschung“ die beiden Anwendungen Nd:YAG-Laser und Magnetresonanztomographie Berücksichtigung. 2.1.3.1 Nd:YAG-Laser Laser (Light Amplification by Stimulated Emission of Radiation) sind ein unverzichtbares Werkzeug sowohl in Bereichen der Wissenschaft und Forschung als auch der Medizin und Materialbearbeitung. Deren Prinzip basiert auf dem Effekt der stimulierten Emission von Strahlung. Diese Stimulation kann optisch (Einstrahlung von Licht) oder elektrisch (z.B. Gasentladung) erfolgen. Zunächst werden die Atome im Lasermedium durch die eingespeiste Leistung vom Ruhezustand in einen metastabilen, angeregten Zustand versetzt. Nach diesem Absorptionsvorgang („angeregtes Atom“) fällt das Elektron durch die Anregung eines einfallenden Photons mit der auszustrahlenden Energie wieder zurück in den Grundzustand und sendet dabei ein Photon identischer Energie (das heißt gleicher Wellenlänge und Frequenz) aus wie das stimulierende Photon. Das „neu entstandene“ Photon kann dann seinerseits andere angeregte Atome zur Ausstrahlung stimulieren. All diese Photonen bewegen sich in die gleiche Richtung, es entsteht monochromatisches Licht. Im Gegensatz hierzu fällt bei Licht, welches durch Verwendung einer Glühbirne entsteht, das Elektron nach dem Absorptionsprozess vom Grundzustand in den angeregten Zustand („angeregtes Atom“) spontan in den Grundzustand zurück. Es wird polychromatisches Licht in alle Richtungen des Raumes emittiert. Der Werkstoff Neodym-Yttrium-Aluminium-Granat (Nd:YAG) gehört zur Gruppe der Festkörperlasermaterialien (im Gegensatz zu gasförmigen oder flüssigen Lasermedien), die aus einem Wirtsmaterial und dem Lasermaterial bestehen. Im Fall von Nd:YAG fungiert Yttrium- Aluminium-Granat (Y 3 Al 5 O 12 ) als Wirtsmaterial und Neodym als Lasermaterial indem Yttrium im Kristallgitter durch 0,8–1,1 Mol-% Neodym ersetzt ist [Angerer et al. 2009]. Der Bereich der Festkörperlaser wird von Nd:YAG dominiert. Laser lassen sich vor allem zur Bearbeitung von Materialien verwenden. Dazu gehören unter anderem das Schneiden und Verbinden, Oberflächenbehandlungen und die Formgebung. In der industriellen Materialbearbeitung werden vor allem drei Lasertypen herangezogen: CO 2 -, Nd:YAG- und Dioden-gepumpte Hochleistungs-Laser [Angerer et al. 2009]. Neben der Materialbearbeitung ist der Einsatz von Lasern in Medizin und Forschung weit verbreitet [Angerer et al. 2009]. Im medizinischen Bereich finden Nd:YAG-Laser häufig in der Dermatologie Einsatz, sowohl mit einer Wellenlänge von 1.064 nm als auch frequenzverdoppelt mit 532 nm [Greve und Raulin 2011]. 288

Genaue Zahlen oder Schätzungen für die Verwendung von Nd:YAG-Lasermaterial in Österreich waren nicht auffindbar. Aus der Tabelle 78, welche die von Angerer et al. (2009) erstellte Projektion des globalen Neodym-Verbrauchs für die Herstellung von Nd:YAG- Kristallen für die Laser-Materialverarbeitung darstellt, lässt sich eindeutig erkennen, dass der Bedarf an Neodym für diese Anwendung äußerst gering ist. Der weltweite Neodym- Verbrauch für Nd:YAG-Laser lag 2006 bei 15 kg und soll laut Projektion im Jahr 2030 bei 42–215 kg betragen. Zieht man in Betracht, dass es sich hierbei um die globale Produktion der Lasermaterialien handelt und dass Neodym in Yttrium-Aluminium-Granat in einer Konzentration von 0,8–1,1 Mol-% vorliegt, kann dieser Materialfluss als unbedeutend bezeichnet werden. Auch ein Recycling dieser geringen Mengen und niedrigen Konzentrationen käme vermutlich nicht in Frage. Tabelle 78: Projektion des globalen Rohstoffverbrauchs für die Herstellung von Nd:YAG-Kristallen zur Laser-Materialverarbeitung [Angerer et al. 2009] Rohstoff Weltproduktion 2006 [t] Verbrauch 2006 [kg] Bedarfsvorschau 2030 [kg] Neodym 7.300 15 42–215 Yttrium 7.008 552 1.710–8.110 Aluminium 33.700.000 85 264–1.250 2.1.3.2 Magnetresonanztomographie (MRT) Laut Moss et al. (2011) werden 5 % der weltweit hergestellten Neodym-Eisen-Bor-(NdFeB)- Magnete für den Einsatz in der Magnetresonanztomographie (MRT, magnetic resonance imaging) verwendet. Auch Rodewald et al. (2002) postulieren eine Nutzung dieser Magnete im Bereich der Magnetresonanztomographie und -spektroskopie. Laut Hornak (2011) finden in MR-Tomographen jedoch hauptsächlich supraleitende Elektromagneten Gebrauch. In diesen Materialien wird der Effekt ausgenutzt, dass der elektrische Widerstand supraleitender Werkstoffe bei Unterschreiten ihrer kritischen Temperatur den Wert Null erreicht (Siehe dazu auch MRT-Geräte im Kapitel 2.2.1.2 „Supraleiter“). Über den direkten Einsatz von Hochleistungs-Permanentmagneten in diesem Anwendungsbereich ließ sich der Literatur keine vertiefende Information entnehmen. Laut dem Bundesministerium für Gesundheit (2009) waren im Strukturplan für das Jahr 2007 147 MRT-Geräte in Österreich installiert. Einer persönlichen Mitteilung der Firma Philips Austria ist zu entnehmen, dass diese in Österreich keine MRT-Geräte mit NdFeB-Magneten gebaut hat. Es wurde von Seiten der Firma Philips betont, dass sie in ihren Geräten nur die Supraleiter-Technologie verwenden, weil diese bei der MRT den Stand der Technik darstelle. Des Weiteren lassen sich Philips Austria und Siemens mehr als 90 % der in Österreich installierten MRT-Geräte zuordnen. Auch der Bericht von Angerer et al. (2009) bezeichnet Siemens Healthcare und Philips 289

2.1.3 Medizin und Forschung<br />

Bezüglich der Stoffflussanalyse von Neodym in Österreich fanden im Bereich „Medizin und<br />

Forschung“ die beiden Anwendungen Nd:YAG-Laser und Magnetresonanztomographie<br />

Berücksichtigung.<br />

2.1.3.1 Nd:YAG-Laser<br />

Laser (Light Amplific<strong>at</strong>ion by Stimul<strong>at</strong>ed Emission of Radi<strong>at</strong>ion) sind ein unverzichtbares<br />

Werkzeug sowohl in Bereichen der Wissenschaft und Forschung als auch der Medizin und<br />

M<strong>at</strong>erialbearbeitung. Deren Prinzip basiert auf dem Effekt der stimulierten Emission von<br />

Strahlung. Diese Stimul<strong>at</strong>ion kann optisch (Einstrahlung von Licht) oder elektrisch (z.B. Gasentladung)<br />

erfolgen. Zunächst werden die Atome im Lasermedium durch die eingespeiste<br />

Leistung vom Ruhezustand in einen metastabilen, angeregten Zustand versetzt. Nach<br />

diesem Absorptionsvorgang („angeregtes Atom“) fällt das Elektron durch die Anregung eines<br />

einfallenden Photons mit der auszustrahlenden Energie wieder zurück in den Grundzustand<br />

und sendet dabei ein Photon identischer Energie (das heißt gleicher Wellenlänge und<br />

Frequenz) aus wie das stimulierende Photon. Das „neu entstandene“ Photon kann dann<br />

seinerseits andere angeregte Atome zur Ausstrahlung stimulieren. All diese Photonen<br />

bewegen sich in die gleiche Richtung, es entsteht monochrom<strong>at</strong>isches Licht.<br />

Im Gegens<strong>at</strong>z hierzu fällt bei Licht, welches durch Verwendung einer Glühbirne entsteht, das<br />

Elektron nach dem Absorptionsprozess vom Grundzustand in den angeregten Zustand<br />

(„angeregtes Atom“) spontan in den Grundzustand zurück. Es wird polychrom<strong>at</strong>isches Licht<br />

in alle Richtungen des Raumes emittiert.<br />

Der Werkstoff Neodym-Yttrium-Aluminium-Gran<strong>at</strong> (Nd:YAG) gehört zur Gruppe der Festkörperlaserm<strong>at</strong>erialien<br />

(im Gegens<strong>at</strong>z zu gasförmigen oder flüssigen Lasermedien), die aus<br />

einem Wirtsm<strong>at</strong>erial und dem Laserm<strong>at</strong>erial bestehen. Im Fall von Nd:YAG fungiert Yttrium-<br />

Aluminium-Gran<strong>at</strong> (Y 3 Al 5 O 12 ) als Wirtsm<strong>at</strong>erial und Neodym als Laserm<strong>at</strong>erial indem Yttrium<br />

im Kristallgitter durch 0,8–1,1 Mol-% Neodym ersetzt ist [Angerer et al. 2009]. Der Bereich<br />

der Festkörperlaser wird von Nd:YAG dominiert.<br />

Laser lassen sich vor allem zur Bearbeitung von M<strong>at</strong>erialien verwenden. Dazu gehören unter<br />

anderem das Schneiden und Verbinden, Oberflächenbehandlungen und die Formgebung. In<br />

der industriellen M<strong>at</strong>erialbearbeitung werden vor allem drei Lasertypen herangezogen: CO 2 -,<br />

Nd:YAG- und Dioden-gepumpte Hochleistungs-Laser [Angerer et al. 2009]. Neben der<br />

M<strong>at</strong>erialbearbeitung ist der Eins<strong>at</strong>z von Lasern in Medizin und Forschung weit verbreitet<br />

[Angerer et al. 2009]. Im medizinischen Bereich finden Nd:YAG-Laser häufig in der Derm<strong>at</strong>ologie<br />

Eins<strong>at</strong>z, sowohl mit einer Wellenlänge von 1.064 nm als auch frequenzverdoppelt mit<br />

532 nm [Greve und Raulin 2011].<br />

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