Endbericht - NachhaltigWirtschaften.at

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29.04.2014 Aufrufe

eine stärkere Rückgewinnung des Palladiums in unterschiedlichen Abfallströmen (dies gilt für Elektrogeräte und Autokatalysatoren in gleicher Weise) sind Untersuchungen zu einem besseren Verständnis des Abfallwirtschaftssystems notwendig. Darüber hinaus ließ auch die Datenlage für die Bereiche Schmuck, Münzen und Dentalanwendungen eine Bilanzierung der entsprechenden Pd-Lager und -Flüsse nicht zu. Aufgrund der (vermutlich) geringen Palladium-Mengen in diesen Anwendungen und der geringen Potenziale für ein effektiveres Palladium-Recycling aus diesen Produkten erscheinen diese Datenlücken im Vergleich zu jenen im Bereich der Alt-Autokatalysatoren und der Elektroaltgeräte jedoch nachrangig. 9.8 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen Stoffflussanalysen (SFA) stellen ein geeignetes Werkzeug zur Untersuchung potenzieller Sekundärrohstoffmengen in anthropogenen Systemen dar und wurden in der Vergangenheit sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene zur Untersuchung von Ressourcensystemen angewendet. Allerdings gibt es bisher nur wenige systematische Analysen, die im Zuge von Zukunftstechnologien bzw. Hochtechnologieanwendungen verwendete Rohstoffe (z.B. Seltene Erden, Platingruppenmetalle, Gallium, Indium etc.) untersucht haben. Die verstärkte Gewinnung und Nutzung sekundärer Ressourcen dient nicht nur der Schonung primärer Lagerstätten, sondern ist integrativer Bestandteil einer nachhaltigen Ressourcenbewirtschaftung. Außerdem kann die effizientere Nutzung vorhandener Ressourcenpotenziale innerhalb Österreichs (z.B. Recycling von Rohstoffen aus bisher ungenutzten Abfallströmen) die Abhängigkeit der österreichischen Wirtschaft von Rohstoffimporten verringern. Ein Ziel dieser Studie war es, eine konsistente Auswertung vorhandener Daten zum österreichischen Haushalt dreier ausgewählter kritischer Rohstoffe anhand der SFA durchzuführen und diese im Hinblick auf potenzielle Sekundärrohstoffmengen zu diskutieren. Bei der Auswahl der zu betrachtenden kritischen Rohstoffe wurde – nach Sondierung der Methoden zur Kritikalitätsbewertung – analog zur Ad-hoc-Arbeitsgruppe der EU vorgegangen, um folgende drei, für Österreich wirtschaftlich besonders relevante, Elemente zu definieren: Neodym (Nd) als Vertreter der Seltenen Erden, Palladium (Pd) als Vertreter der Platingruppenmetalle und Niob (Nb) als der Rohstoff mit dem höchsten Indikatorwert in Bezug auf die Relevanz für die österreichische Wirtschaft. Für diese drei ausgewählten kritischen Rohstoffe erfolgte jeweils die Ermittlung der Stoffbilanzen für Österreich im Jahr 2011. Die Systeme wurden zunächst qualitativ beschrieben, wesentliche Stoffflüsse identifiziert und schließlich (soweit wie möglich) quantifiziert. 194

9.8.1 Stoffflussanalysen für Neodym Das System zur Analyse des Neodym-Haushaltes für Österreich beinhaltet die Prozesse „Private Haushalte (PHH)“, „Windkraftwerke“, „Verarbeitende Industrie“, „Medizin und Forschung“ sowie „Abfallwirtschaft“. Die größten Nd-Flüsse in Österreich im Jahr 2011 stellen die Permanentmagneten in verschiedenen Elektro- und Elektronikanwendungen dar. Festplatten und Lautsprecher bilden jeweils die größten Inputs in den und auch die größten Lager im PHH (37 bzw. 67 t). Darüber hinaus verursachen auch die Nd-Mengen in DVD- Playern ein wesentliches Lager im PHH (14 t), wogegen die Nd-Lager in verschiedenen Hybrid- und Elektrofahrzeugen noch relativ klein (insgesamt unter 10 t), aber im Aufbau begriffen, sind. Neben der Anwendung von Permanentmagneten in Produkten des Alltagsgebrauches sind diese auch bei der Erzeugung von Strom aus Windenergie von großer Bedeutung (Nd-Input-Fluss von 2,1 t/a und Nd-Lager von 42 t). Durch die verstärkte Nutzung von Windkraft als Stromquelle ist für diesen Prozess in Zukunft von einem weiter stark wachsenden Lager auszugehen. Während derzeit kaum Nd aus Windkraftanlagen rückgewonnen werden kann (Anlagen habe das Ende der Nutzungsdauer noch nicht erreicht), wurde für das Jahr 2033 anhand von Szenarien abgeschätzt, dass die Permanentmagneten aus den Alt-Windkraftanlagen den größten Neodym-Fluss im System darstellen werden (ca. 16 t/a). Der Prozess „verarbeitende Industrie“ konnte nicht bilanziert werden. Aus Vertraulichkeitsgründen waren keine Daten zu den Importen und Exporten an Neodym verfügbar. In Absprache mit der Industrie kann aber davon ausgegangen werden, dass Nd keine wesentliche Rolle für die „Seltene-Erden“-verarbeitende Industrie in Österreich spielt und dass der Großteil der hergestellten Güter ohnehin wieder exportiert wird. Beim Prozess „Medizin und Forschung“ war keine Bilanzierung möglich, obwohl die Anwendung von Nd in NMR- und MRT-Geräten sowie in Nd:YAG-Lasern in diesem Bereich untersucht wurde. Es ist aber jedenfalls von sehr geringen Nd-Mengen auszugehen, die für das Recycling kaum eine Rolle spielen. In Bezug auf den Prozess „Abfallwirtschaft“ wird im Rahmen dieser Arbeit primär der Verbleib von Elektroaltgeräten betrachtet (diese machen derzeit mehr als 90 % des Nd in Abfällen aus privaten Haushalten aus), weil viele der anderen Anwendungen bzw. Produkte derzeit noch kaum in der Abfallwirtschaft angekommen sind. Da weder entsprechende Verfahren vorhanden sind noch die Konzentrationen an Neodym in den verschiedenen Abfallströmen eine Aufbereitung und Abtrennung ökonomisch attraktiv machen, wird derzeit kein Neodym aus Abfallströmen rückgewonnen. Am ehesten wäre ein Recycling von Permanentmagneten denkbar, da in diesem Bereich eine getrennte Erfassung (zumindest für einige Produktströme) möglich erscheint und auch intensiv an der Entwicklung entsprechender Recyclingverfahren gearbeitet wird. Derzeit sind vor diesem Hintergrund vor 195

eine stärkere Rückgewinnung des Palladiums in unterschiedlichen Abfallströmen (dies gilt für<br />

Elektrogeräte und Autok<strong>at</strong>alys<strong>at</strong>oren in gleicher Weise) sind Untersuchungen zu einem<br />

besseren Verständnis des Abfallwirtschaftssystems notwendig.<br />

Darüber hinaus ließ auch die D<strong>at</strong>enlage für die Bereiche Schmuck, Münzen und Dentalanwendungen<br />

eine Bilanzierung der entsprechenden Pd-Lager und -Flüsse nicht zu. Aufgrund<br />

der (vermutlich) geringen Palladium-Mengen in diesen Anwendungen und der geringen<br />

Potenziale für ein effektiveres Palladium-Recycling aus diesen Produkten erscheinen diese<br />

D<strong>at</strong>enlücken im Vergleich zu jenen im Bereich der Alt-Autok<strong>at</strong>alys<strong>at</strong>oren und der Elektroaltgeräte<br />

jedoch nachrangig.<br />

9.8 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen<br />

Stoffflussanalysen (SFA) stellen ein geeignetes Werkzeug zur Untersuchung potenzieller<br />

Sekundärrohstoffmengen in anthropogenen Systemen dar und wurden in der Vergangenheit<br />

sowohl auf n<strong>at</strong>ionaler als auch auf intern<strong>at</strong>ionaler Ebene zur Untersuchung von Ressourcensystemen<br />

angewendet. Allerdings gibt es bisher nur wenige system<strong>at</strong>ische Analysen, die im<br />

Zuge von Zukunftstechnologien bzw. Hochtechnologieanwendungen verwendete Rohstoffe<br />

(z.B. Seltene Erden, Pl<strong>at</strong>ingruppenmetalle, Gallium, Indium etc.) untersucht haben.<br />

Die verstärkte Gewinnung und Nutzung sekundärer Ressourcen dient nicht nur der<br />

Schonung primärer Lagerstätten, sondern ist integr<strong>at</strong>iver Bestandteil einer nachhaltigen<br />

Ressourcenbewirtschaftung. Außerdem kann die effizientere Nutzung vorhandener<br />

Ressourcenpotenziale innerhalb Österreichs (z.B. Recycling von Rohstoffen aus bisher<br />

ungenutzten Abfallströmen) die Abhängigkeit der österreichischen Wirtschaft von Rohstoffimporten<br />

verringern.<br />

Ein Ziel dieser Studie war es, eine konsistente Auswertung vorhandener D<strong>at</strong>en zum österreichischen<br />

Haushalt dreier ausgewählter kritischer Rohstoffe anhand der SFA durchzuführen<br />

und diese im Hinblick auf potenzielle Sekundärrohstoffmengen zu diskutieren. Bei der<br />

Auswahl der zu betrachtenden kritischen Rohstoffe wurde – nach Sondierung der Methoden<br />

zur Kritikalitätsbewertung – analog zur Ad-hoc-Arbeitsgruppe der EU vorgegangen, um<br />

folgende drei, für Österreich wirtschaftlich besonders relevante, Elemente zu definieren:<br />

Neodym (Nd) als Vertreter der Seltenen Erden, Palladium (Pd) als Vertreter der Pl<strong>at</strong>ingruppenmetalle<br />

und Niob (Nb) als der Rohstoff mit dem höchsten Indik<strong>at</strong>orwert in Bezug auf<br />

die Relevanz für die österreichische Wirtschaft. Für diese drei ausgewählten kritischen<br />

Rohstoffe erfolgte jeweils die Ermittlung der Stoffbilanzen für Österreich im Jahr 2011. Die<br />

Systeme wurden zunächst qualit<strong>at</strong>iv beschrieben, wesentliche Stoffflüsse identifiziert und<br />

schließlich (soweit wie möglich) quantifiziert.<br />

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