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Stromklassierung - Lehrstuhl Mechanische Verfahrenstechnik

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180<br />

4 <strong>Stromklassierung</strong> 181<br />

4.1 Relativbewegung der Partikel in einem Fluid .............................. 182<br />

4.1.1 Wirkende Strömungs- und Feldkräfte .................................. 183<br />

4.1.1.1 Umströmungsbedingungen und Widerstand einer Kugel. 184<br />

4.1.1.2 KNUDSEN-Diffusion und Widerstand ultrafeiner Partikel186<br />

4.1.1.3 Turbulente Anströmung und Widerstand einer Kugel ..... 187<br />

4.1.1.4 Dynamischer Auftrieb einer Kugel ................................... 188<br />

4.1.2 Bewegung steifer Partikel in einer stationären Strömung .... 191<br />

4.1.2.1 Stationäre Partikelbewegung ............................................ 191<br />

4.1.2.1.1 Stationäre Sinkgeschwindigkeit glatter Kugeln ......... 191<br />

4.1.2.1.2 BROWN’sche Molekularbewegung und Sedimentation<br />

ultrafeiner Partikel ...................................................... 195<br />

4.1.2.1.3 Partikelform und stationäre Sinkgeschwindigkeit ...... 196<br />

4.1.2.2 Gleichmäßig beschleunigte Partikelbewegung ................. 197<br />

4.1.2.2.1 Freier Fall und senkrechter Wurf eines Partikels ....... 197<br />

4.1.2.2.2 Kräftegleichgewicht für homogene Umströmung ...... 201<br />

4.1.2.2.3 Analytische Lösungen für laminare Umströmung ...... 202<br />

4.1.2.2.4 Näherungslösungen für turbulente Umströmung ....... 205<br />

4.1.3 Bewegung deformierbarer Partikel in stationärer Strömung 214<br />

4.1.4 Bewegung von Partikelschwärmen ...................................... 214<br />

4.1.5 Homogene Durchströmung von Partikelschichten ............... 218<br />

4.1.5.1 Stationäre Durchströmung von Partikelschichten ............ 218<br />

4.1.5.2 Sedimentation einer gleichmäßig beschleunigten und durchströmten<br />

Partikelschicht ................................................... 218<br />

4.1.5.2.1 Analytische Lösungen für laminare Durchströmung .. 221<br />

4.1.5.2.2 Näherungslösungen für turbulente Durchströmung ... 228<br />

4.1.5.3 Beschleunigtes Auslaufverhalten und Durchströmung .... 233<br />

4.1.6 Partikelbewegung im Fliehkraftfeld einer Wirbelströmung . 235<br />

4.2 Turbulente Transportvorgänge ..................................................... 239<br />

4.2.1 Kennzeichnung von turbulenten Strömungen ...................... 239<br />

4.2.2 Transportvorgänge in turbulenten Strömungen .................... 251<br />

4.2.2.1 Turbulenter Transport in Einphasenströmungen .............. 252<br />

4.2.2.2 Mischkinetik der Mikro- und Makroturbulenz ................. 253<br />

4.2.2.3 Turbulenter Partikeltransport............................................ 254<br />

4.3 Trennmodelle und Trennerfolg des Stromklassierens .................. 259<br />

4.3.1 Allgemeines Bilanzmodell - FOKKER-PLANCK-Gleichung259<br />

4.3.2 Querstromklassierung ........................................................... 263<br />

4.3.2.1 laminare Querstromhydroklassierung ............................... 263<br />

4.3.2.2 turbulente Querstromklassierung...................................... 265<br />

4.3.3 Turbulente Gegenstromklassierung ...................................... 268<br />

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181<br />

4.3.4 Kennzeichnung des Trennerfolges des Stromklassierprozesses .<br />

.............................................................................................. 278<br />

4.4 Hydroklassierung .......................................................................... 279<br />

4.4.1 Schwerkraft-Hydroklassierer ................................................ 279<br />

4.4.2 Zentrifugalkraft-Hydroklassierer .......................................... 282<br />

4.5 Windsichten .................................................................................. 288<br />

4.5.1 Prozessziele des Windsichtens ............................................. 288<br />

4.5.2 Partikeltrennung in einer Wirbelsenke ................................. 288<br />

4.5.2.1 Modell der Spiralwindsichtung und Trennkorngröße ...... 288<br />

4.5.2.2 Turbulenzmodell der Trennkorngröße .............................. 290<br />

4.5.3 Wirkprinzipien der Windsichtung ........................................ 294<br />

4.5.4 Windsichter ........................................................................... 296<br />

4.5.4.1 Schwerkraft-Windsichter .................................................. 298<br />

4.5.4.2 Zentrifugalkraft-Windsichter ............................................ 299<br />

4.6 Mehrstufige turbulente Querstrom-Aerotrennung im Zick-Zack-Kanal<br />

...................................................................................................... 302<br />

4.6.1 Stationäre Partikelanzahlkonzentrationsverteilung .............. 302<br />

4.6.2 Trennfunktion für die mehrstufige Trennung ....................... 302<br />

4.6.2.1 Trennfunktion, Trennmerkmale und Trennschärfe ........... 302<br />

4.6.2.2 Wirksame Trennstufenzahl und Trennstufen-Ausnutzungsgrad.<br />

.......................................................................................... 302<br />

4.6.2.3 Prozessbewertung mehrstufiger Querstromtrennungen .... 302<br />

4.7 Staubabscheiden ........................................................................... 304<br />

4.7.1 Entstauben ............................................................................ 304<br />

4.7.2 Staubabsaugung .................................................................... 306<br />

4.7.3 Staubabscheidung ................................................................. 307<br />

4.7.3.1 Schwerkraftabscheider ...................................................... 308<br />

4.7.3.2 Zentrifugalkraftabscheider ................................................ 309<br />

4.7.3.3 Elektrische Abscheider ..................................................... 314<br />

4.7.3.4 Filtrationsabscheider ......................................................... 317<br />

4.7.3.5 Nassabscheider ................................................................. 323<br />

4.7.3.6 Tropfenabscheider ............................................................ 326<br />

4.8 Schwerpunkte und Kompetenzen ................................................. 327<br />

4 <strong>Stromklassierung</strong><br />

Bei der <strong>Stromklassierung</strong> ist es notwendig, von vornherein zwischen der<br />

- Hydroklassierung (nasse <strong>Stromklassierung</strong>) und der<br />

- Aeroklassierung zu unterscheiden, wobei man letztere im deutschen Fachschriftentum<br />

überwiegend als Windsichtung bezeichnet, siehe Folie 4.1. Das<br />

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182<br />

einem Stromklassierer aufgegebene Partikelkollektiv nennt man Klassiergut.<br />

Die Produkte der Klassierung heißen<br />

- Klassierergrobgut, Klassiererunterlauf oder Sande und<br />

- Klassiererfeingut, Klassiererüberlauf oder Schlämme.<br />

4.1 Relativbewegung der Partikel in einem Fluid<br />

Die Bewegung einzelner Partikel in einem Fluid ist der wesentliche Mikroprozess<br />

bei den Trennprozessen, z.B. Stromklassieren, Sedimentieren, Staubabscheiden,<br />

Magnetscheiden, Separieren von Emulsionen aber auch bei anderen<br />

mechanischen Prozessen, z. B. Prallzerkleinerung, Begasen von Flüssigkeiten.<br />

Bei der nachfolgenden Darlegung wird davon ausgegangen, dass die<br />

Grundlagen der Mehrphasenströmungen bereits im Teil "Strömungsmechanik"<br />

des Lehrwerkes <strong>Verfahrenstechnik</strong> dargestellt worden sind.<br />

Ein in einem Fluid suspendiertes Partikel kann einer Translation und einer<br />

Rotation unterworfen sein. Im Folgenden soll vor allem die Translation verfolgt<br />

werden. Man hat die Geschwindigkeit u des Fluids und die Geschwindigkeit<br />

v des Partikels relativ zur Strömung infolge des Einwirkens einer<br />

äußeren Feldkraft F F<br />

zu unterscheiden.<br />

In einem ortsfestem Koordinatensystem, z. B. für das Trennergebnis in einem<br />

Gegenstromtrennapparat ist die Partikelabsolutgeschwindigkeit v entscheidend,<br />

die sich aus der vektoriellen Überlagerung von v und u ergibt:<br />

<br />

= u + v . (4.1)<br />

v a<br />

s<br />

Die Partikelabsolutgeschwindigkeit bezieht sich auf ein festes Apparatehöhenniveau<br />

(sog. EULER-Koordinaten in der Strömungsmechanik). Zählt man die<br />

Strömungsrichtung von u nach oben positiv wie die Höhen- oder y-Koordinate<br />

↑ , so ist die Partikelgeschwindigkeit v in Richtung des Kraftfeldes F <br />

F<br />

↓ dem<br />

entgegengerichtet und negativ anzusetzen, siehe Folie 4.2:<br />

<br />

v a<br />

= u − v . (4.2)<br />

<br />

Für den Fall eines ruhenden Fluides u = 0 wird folglich die Partikelabsolutgeschwindigkeit<br />

ebenfalls negativ<br />

<br />

v a<br />

= −v<br />

. (4.3)<br />

<br />

Man bezeichnet − v= −v<br />

dann als die Sinkgeschwindigkeit (Fallgeschwindigkeit)<br />

des Partikels im ruhenden Fluid. Ist demgegenüber die Partikelabsolutgeschwindigkeit<br />

v a<br />

<br />

= 0 , d.h.<br />

<br />

v = u , (4.4)<br />

a<br />

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183<br />

so nennt man u im stationären Fall die Schwebegeschwindigkeit. Feine Partikeln<br />

mit v s < u werden mit der Strömung mitgeschleppt (Feingut), grobe Partikeln<br />

mit v s > u sedimentieren entgegen der Fluidströmung aus.<br />

Wirkt die Fluidgeschwindigkeit u ↓ in die gleiche Richtung wie das Kraftfeld<br />

F ↓ F<br />

(Gleichstrom) werden die Vektoren wiederum addiert (Folie 4.2):<br />

<br />

= −v<br />

− u . (4.5)<br />

v a<br />

Ist das Partikel klein gegenüber der räumlichen Ausdehnung des umgebenden<br />

Strömungsfeldes, kann man die Anströmung als gleichförmig ansehen und die<br />

momentane Anströmgeschwindigkeit der Relativgeschwindigkeit u <br />

r<br />

zwischen<br />

Fluid und Partikel gleichsetzen:<br />

<br />

= u − v . (4.6)<br />

u r<br />

Die Beschleunigungen<br />

<br />

, v und u , die die Gleichung<br />

u r<br />

<br />

= u − v <br />

(4.7)<br />

u r<br />

ebenfalls erfüllen müssen, können beliebige andere Richtungen besitzen als die<br />

entsprechenden Geschwindigkeiten.<br />

4.1.1 Wirkende Strömungs- und Feldkräfte<br />

Auf ein in einem Fluid suspendiertes Partikel können folgende Kräften einwirken<br />

(Folie 4.2 unten):<br />

Für eine auf ein Partikel wirkende Feldkraft F F<br />

(Schwerkraft, Zentrifugalkraft<br />

u.a.) gilt:<br />

<br />

F = V ⋅ρ ⋅a<br />

, (4.8)<br />

F<br />

P<br />

s<br />

wobei V P das Partikelvolumen, ρ s die Partikeldichte und a die durch das Kraftfeld<br />

bewirkte Beschleunigung bedeuten.<br />

Als Folge einer Anströmung wirken auf ein Partikel weiterhin im allgemeinsten<br />

Fall ein Drehmoment und eine Kraft F R<br />

. Letztere kann man in eine Komponente<br />

in Richtung der Relativgeschwindigkeit u r<br />

, die Widerstandkraft<br />

<br />

oder Schleppkraft F W<br />

, und eine Komponente senkrecht zu u r<br />

, den dynamischen<br />

Auftrieb F D<br />

<br />

, siehe auch Folie 4.3, zerlegen.<br />

<br />

Für den Widerstand F W<br />

, eines umströmten Körpers gilt allgemein:<br />

<br />

<br />

u<br />

r<br />

⋅ u<br />

r<br />

FW<br />

= cW<br />

⋅ A<br />

P<br />

⋅ ρf<br />

⋅<br />

(4.9)<br />

2<br />

wobei A P die angeströmte Querschnittsfläche des Partikels, c W den Widerstandsbeiwert<br />

und ρ f die Fluiddichte bedeuten.<br />

In einer dimensionslosen Darstellung ließe sich in Skalardarstellung schreiben:<br />

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184<br />

= 2FW<br />

/ A<br />

P<br />

∆p<br />

Druckkraft<br />

≡ =<br />

2<br />

ρ ⋅ u ρ ⋅ u Trägheitskraft<br />

Eu<br />

(4.10)<br />

cW =<br />

2<br />

f r f r<br />

mit Eu = EULER-Zahl als dimensionlose Kennzahl.<br />

Die speziellen Widerstandsgesetze gelten entsprechend der Ähnlichkeitstheorie<br />

nur für genau zu beachtende Prozessbedingungen. Unter der Voraussetzung<br />

‣ einer geradlinigen stationären, laminaren bzw. schwach turbulenten<br />

Anströmung,<br />

‣ Vorliegen geometrisch ähnlicher Partikeln<br />

‣ und festgelegtem Anströmprofil<br />

‣ sowie Vorliegen eines Fluids mit NEWTONschem Verhalten<br />

das unter den gegebenen Umströmbedingungen als<br />

• inkompressibel und<br />

• unendlich ausgedehnt betrachtet werden kann,<br />

τ = η⋅γ ,<br />

ist der Widerstandsbeiwert nur noch eine Funktion der REYNOLDS-Zahl Re<br />

als einer weiteren wesentlichen dimensionslosen Kennzahl,<br />

Eu = c = W<br />

f (Re)<br />

(4.11)<br />

Eine laminare bzw. schwach turbulente Anströmung ist gegeben, wenn es sich<br />

um die Partikelbewegung in einem ruhenden Fluid handelt.<br />

Strömt das Fluid demgegenüber selbst, so beeinflusst dessen Turbulenzgrad<br />

den Widerstand.<br />

<br />

Die Widerstandskraft F W<br />

, setzt sich aus einem<br />

• Zähigkeits- (bzw. Reibungs-) FW<br />

∝ η⋅<br />

u<br />

r<br />

und einem<br />

2<br />

• Trägheits- (bzw. Druckwiderstands-) anteil F ∝ ρ ⋅ u<br />

zusammen (η dynamische Fluidviskosität). Das Verhältnis beider Kräfte<br />

Trägheitskraft<br />

Re ibungskraft<br />

2<br />

ρf ⋅ u<br />

r<br />

⋅ d ρf<br />

⋅ u<br />

r<br />

⋅ d<br />

= = = Re<br />

(4.12)<br />

η⋅ u η<br />

r<br />

ergibt die REYNOLDS-Zahl Re. Bei niedrigen Re-Zahlen Re < 1 sind die<br />

Trägheitskräfte gegenüber den Zähigkeitskräften, die an der Partikeloberfläche<br />

angreifen, vernachlässigbar. Mit wachsender Re-Zahl werden die Trägheitskräfte<br />

in Form des auf die angeströmte Partikelfläche wirkenden Staudrucks<br />

zunehmend für den Gesamtwiderstand bestimmend.<br />

W<br />

f<br />

r<br />

4.1.1.1 Umströmungsbedingungen und Widerstand einer Kugel<br />

Der Widerstand der glatten Kugel war Gegenstand besonders intensiver Untersuchungen,<br />

siehe Folie 4.4.2. Im Bereich der schleichenden Strömung (Re<br />

< 0,25 ... 1) gilt das Gesetz von STOKES<br />

c W<br />

= 24 / Re<br />

(4.13)<br />

und für die Widerstandskraft gilt F ∝ u (η dynamische Fluidviskosität):<br />

W<br />

r<br />

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F<br />

185<br />

<br />

= 3⋅<br />

π ⋅η⋅ d ⋅ . (4.14)<br />

W<br />

u r<br />

• Für den Übergangsbereich (0,25 < Re < 10 3 ), in dem mit wachsender Re-<br />

Zahl der Widerstandsbeiwert weiter abnimmt, ist eine Reihe von Näherungsformeln<br />

entwickelt worden. Einige dieser Näherungsformeln, die zum<br />

Teil auch für die Nachbarbereiche gelten, sind in der Tabelle 3.1 des Handbuches<br />

der <strong>Mechanische</strong>n <strong>Verfahrenstechnik</strong> 1 zusammengestellt.<br />

• Während im STOKES-Bereich das Strömungsfeld auf der An- und Abströmseite<br />

das gleiche Bild bietet, bildet sich bei 24 < Re < 130 auf der Abströmseite<br />

ein laminar fließender Wirbel aus.<br />

• Bei 130 < Re < 1000 wird das Wirbelsystem instationär. Es lösen sich<br />

einzelne Wirbel ab, die eine Wirbelschleppe hinter der Kugel bilden.<br />

• Im Bereich 10 3 < Re < 2⋅10 5 , dem NEWTON-Bereich oder „quadratischer<br />

Bereich“ wegen F ∝ , ist c W nahezu konstant, und es kann angenähert<br />

2<br />

W<br />

u r<br />

c W = 0,44 (4.15)<br />

gesetzt werden.<br />

• Bei Re > 2⋅10 4 liegt eine turbulente Nachlaufströmung vor, während sich<br />

auf der Vorderseite eine laminare Grenzschicht ausgebildet hat.<br />

• Im Bereich Re c = (2 bis 4)⋅10 5 schlägt die laminare Grenzschicht in den<br />

turbulenten Zustand um (Bereich des Umschlagpunktes mit der kritischen<br />

REYNOLDS-Zahl Re c . Der Widerstandsbeiwert c W fällt auf etwa 0,07 ab<br />

und steigt infolge zunehmender Turbulenz der Grenzschicht anschließend<br />

wieder auf etwa 0,3 an.<br />

Der Bereich 0 < Re < Re c = 2⋅10 5 lässt sich befriedigend durch mehrtermige<br />

Formeln für c W erfassen, z.B. KASKAS (1970) /3.7./:<br />

24 4<br />

c W<br />

= + + 0,4 , (4.16)<br />

Re Re<br />

oder KÜRTEN, RAASCH und RUMPF 2 (1966) mit Abweichungen kleiner als<br />

4% für 0,1 < Re < 4 . 10 3<br />

21 6<br />

c W<br />

= + + 0,28 , (4.17)<br />

Re Re<br />

oder diese etwas modifiziert von MARTIN<br />

c<br />

2<br />

1 ⎛ 72 ⎞ 24 4 ⋅ 2 1<br />

= ⋅ ⎜ 1⎟<br />

= +<br />

3<br />

+<br />

Re<br />

(4.18)<br />

⎝ ⎠ Re Re 3<br />

W<br />

+<br />

© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />

1 Schubert, H., <strong>Mechanische</strong> Grundvorgänge und Mikroprozesse, S. 105, in Schubert, H. (Ed.)<br />

Handbuch der <strong>Mechanische</strong>n <strong>Verfahrenstechnik</strong>, WILEY-VCH Weinheim 2003<br />

2 Kürten, H., Raasch, J. und H. Rumpf, Beschleunigung eines kugelförmigen Feststoffteilchens<br />

im Strömungsfeld konstanter Geschwindigkeit, Chem.-Ing.-Techn. 38 (1966) 941-948<br />

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186<br />

oder BRAUER (1973) /3.8./<br />

24 3,73<br />

+<br />

0,5<br />

Re Re<br />

4,83⋅10<br />

−<br />

1+<br />

3⋅10<br />

⋅ Re<br />

⋅ Re<br />

−3<br />

0,5<br />

cW = +<br />

−6<br />

1, 5<br />

oder HAIDER und LEVENSPIEL (1989) 3<br />

c<br />

W<br />

0,6459 0,4251<br />

( 1+<br />

0,1806 ⋅ Re ) +<br />

−1<br />

0,49 , (4.19)<br />

24<br />

= ⋅<br />

, (4.20)<br />

Re<br />

1+<br />

6880,95⋅<br />

Re<br />

wobei die numerischen Koeffizienten jeweils von der Partikelform abhängen.<br />

• Zur Sinkgschwindigkeit glatter Kugeln in einem ruhenden Fluid, siehe<br />

Folie 4.5.<br />

• Der Widerstandsbeiwert glatter Kugeln ist in Folie 4.6.3 in Abhängigkeit<br />

von der Partikel-REYNOLDS-Zahl Re grafisch dargestellt.<br />

4.1.1.2 KNUDSEN-Diffusion und Widerstand ultrafeiner Partikel<br />

Bei partikelbeladenen Fluidströmungen nimmt man an, dass das Fluid ein Kontinuum<br />

ist. Diese Voraussetzung ist nicht mehr erfüllt, wenn die mittlere freie<br />

Weglänge der Fluidmoleküle λ f groß gegenüber der charakteristischen Abmessung<br />

des Strömungsfeldes, hier der Partikelgröße d, wird.<br />

Diese Molekularbewegung (KNUDSEN-Diffusion) wird mittels der so genannten<br />

KNUDSEN-Zahl beschrieben<br />

λf Kn = > 0,1 , (4.21)<br />

d<br />

mit der mittlere freie Weglänge von Luftmolekülen im Referenzzustand (Index<br />

0) bei 20°C und Normaldruck λ ≈ 0,05 m , wenn<br />

k<br />

⋅ T<br />

R⋅<br />

T<br />

= λ<br />

f ,0<br />

µ<br />

p<br />

⋅ ⋅<br />

B<br />

0<br />

λ<br />

f<br />

= =<br />

f ,0<br />

. (4.22)<br />

2⋅<br />

A<br />

p T<br />

M⋅<br />

p 2⋅<br />

A<br />

M⋅<br />

N<br />

A⋅<br />

p<br />

0<br />

k B = 1,38 . 10 -23 J/K BOLTZMANN-Konstante (= R/N A mit AVOGADRO-<br />

Zahl N A )<br />

π<br />

A ( ) 2<br />

M<br />

= ⋅ 2⋅<br />

d M<br />

Flächenbedarf des „Wirkungsquerschnittes“ (doppelter<br />

4<br />

Moleküldurchmesser) der oszillierenden Gasmoleküle<br />

d M = 0,2...0,5 nm Moleküldurchmesser von Gasen ( d 3<br />

M<br />

∝ M g<br />

Molmasse)<br />

Bei λ<br />

f<br />

> 0,1⋅<br />

d bzw. d < 10⋅<br />

λf<br />

≈ 0,5 µ m wird dann die KNUDSEN-Diffusion<br />

maßgeblich für den Widerstand. Mit der CUNNINGHAM-Korrektur in {...}-<br />

Klammern gilt damit für den verminderten Widerstandsbeiwert<br />

T<br />

© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />

3 Haider, A. and O. Levenspiel, (1989). Drag coefficient and terminal settling velocity of spherical<br />

and nonspherical particles, Powder Technology, 58, 63-70<br />

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c<br />

W<br />

24 ⎧ ⎡<br />

⎛ 0,435⎞⎤⎫<br />

= ⋅ ⎨1<br />

+ Kn ⋅ 2,492 0,84 exp ⎬<br />

Re<br />

⎢ + ⋅ ⎜ − ⎟<br />

⎩<br />

Kn<br />

⎥ , (4.23)<br />

⎣<br />

⎝ ⎠ ⎦⎭<br />

oder nach DAVIES (Zusammenfassung verschiedener Gleichungen) für<br />

0,1 < Kn < 1000 und Re < 0,25:<br />

c<br />

W<br />

24 ⎧ ⎡<br />

⎛ 0,55⎞⎤⎫<br />

= ⋅ ⎨1<br />

+ Kn ⋅ 2,514 0,8 exp ⎬<br />

Re<br />

⎢ + ⋅ ⎜ − ⎟<br />

⎩<br />

Kn<br />

⎥ . (4.24)<br />

⎣<br />

⎝ ⎠⎦⎭<br />

−1<br />

−1<br />

187<br />

Mit zunehmender KNUDSEN-Zahl, d.h., mit Erhöhung der mittleren freien<br />

Weglänge der Gasmoleküle (wenn Temperatur ⇑ und Druck ⇓, ⇒ zunehmender<br />

Schlupf zwischen Partikeln und Gasmolekülen) und abnehmender Partikelgröße<br />

nimmt der Strömungswiderstand ab.<br />

4.1.1.3 Turbulente Anströmung und Widerstand einer Kugel<br />

Den bisherigen Betrachtungen war laminare bzw. schwach turbulente Anströmung<br />

zugrunde gelegt worden. Dies entspricht vielfach jedoch nicht den<br />

gegebenen verfahrenstechnischen Bedingungen, weil ausgesprochen turbulente<br />

Anströmung vorliegt. In einer turbulenten Strömung überlagern sich der<br />

Hauptströmung die zufälligen räumlichen Schwankungsbewegungen von<br />

Fluidelementen (Fluidballen) verschiedener Größe und Geschwindigkeit (siehe<br />

hierzu 4.2.1).<br />

Suspendierte Partikeln folgen diesen Schwankungsbewegungen nach Maßgabe<br />

ihrer Frequenzen f = 2 Hz ... 20 kHz. Sind jedoch die Partikel genügend groß<br />

f ⋅ vs / g >> 1, (4.25)<br />

v s stationäre Sinkgeschwindigkeit des Partikels, Gl. (4.47),<br />

g Schwerebeschleunigung<br />

so werden sie zwar nicht von der Schwankungsbewegung erfasst, aber ihr<br />

Strömungswiderstand kann erheblich durch die Schwankungsbewegung beeinflusst<br />

werden, siehe Folie 4.6.4 /3.9//3.10//3.11/.<br />

Zunächst hängt dies damit zusammen, dass die kritische REYNOLDS-Zahl<br />

Re c herabgesetzt wird. Mit steigendem Turbulenzgrad Tu, siehe 4.2.1,<br />

Tu = u′<br />

(4.26)<br />

2 2<br />

/ ur<br />

2<br />

u′ effektive bzw. mittlere turbulente Schwankungsgeschwindigkeit<br />

tritt der Umschlag von laminarer zu turbulenter Grenzschichtströmung früher<br />

45<br />

ein: Re<br />

c<br />

= . (4.27)<br />

2<br />

Tu<br />

Weiterhin zeigen sich im überkritischen Bereich deutliche Maxima, die sich<br />

mit wachsendem Tu nach kleineren Re verschieben. Auch Messungen im unterkritischen<br />

Bereich ergaben, dass die freie Strömungsturbulenz keine prinzipiell<br />

neuen Strömungszustände verursacht, sondern bekannte Erscheinungen zu<br />

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188<br />

kleineren Re verschoben werden. Der Widerstandsbeiwert für turbulente Anströmung<br />

c W,t wird mit dem Widerstandsbeiwert für laminare Anströmung ausgedrückt<br />

( l = ( ν / ε KOLMOGOROFF’scher Längenmaßstab der<br />

3 1/ 4<br />

Mikro-<br />

D<br />

)<br />

turbulenz gemäß Gl.(4.262)):<br />

3<br />

⎡<br />

⎤<br />

−4<br />

⎛ d ⎞<br />

c<br />

W,t<br />

= cW<br />

⋅ ⎢1<br />

+ 1,8 ⋅10<br />

⋅ ⎜ ⎟ ⎥<br />

(4.28)<br />

⎢⎣<br />

⎝ lD<br />

⎠ ⎥⎦<br />

Auch mit Zunahme der relativen Rauhigkeit der Kugeloberfläche h R /d (h R<br />

absolute Höhe der Rauhigkeiten) wird die kritische REYNOLDS-Zahl Re c<br />

etwas herabgesetzt /3.9./. Unterhalb Re c ist der Einfluss der Oberflächenrauhigkeit<br />

für verfahrenstechnische Zwecke meist belanglos.<br />

4.1.1.4 Dynamischer Auftrieb einer Kugel<br />

Rotiert die angeströmte Kugel um eine Achse, die senkrecht zur Strömungsrichtung<br />

liegt, so wirkt ein dynamischer Auftrieb (lift force) F <br />

D<br />

senkrecht zur<br />

Anströmrichtung und zur Rotationsachse. Zusätzlich tritt eine Vergrößerung<br />

der Widerstandskraft F → W<br />

auf (Magnus-Effekt), siehe Folie 4.3.1a).<br />

Rotation und dynamischer Auftrieb treten auch bei der unsymmetrischen Anströmung<br />

eines symmetrischen Körpers auf, siehe Folie 4.3.1b).<br />

Im Allgemeinen liegen unregelmäßig geformte Partikel vor. Hierbei ergibt<br />

sich ebenfalls ein dynamischer Auftrieb (lift force) F <br />

D<br />

als Folge eines Druckunterschiedes<br />

zwischen der Ober- und Unterseite des umströmten Körpers,<br />

siehe Folie 4.3.1c). Gemäß der BERNOULLI-Gleichung ist die Bilanz aus statischem<br />

p stat , hydrostatischem ρ f . g . y und dynamischen Drücken (Staudruck)<br />

ρ f . u r 2 /2 konstant 4 :<br />

1 2<br />

p<br />

stat<br />

+ ⋅ρf<br />

⋅ u<br />

r<br />

+ ρf<br />

⋅g<br />

⋅ y = const. = pges<br />

(4.29)<br />

2<br />

Wegen der höheren Umströmungsgeschwindigkeit an der Oberseite u r,o > u r,u<br />

ist dort der statische Druck jedoch geringer p stat,o < p stat,u = Umgebungsdruck p 0<br />

und es ergibt sich aus Gl.(4.29) eine nach oben gerichtete Druckkraft (y u ≈ y o ):<br />

1 2 1 2<br />

pstat,o<br />

+ ⋅ρf<br />

⋅ u<br />

r,o<br />

≈ pstat,u<br />

+ ⋅ρf<br />

⋅ u<br />

r,u<br />

2<br />

2<br />

2 2<br />

( u − u )<br />

1<br />

∆ pres<br />

= pstat,u<br />

− pstat,o<br />

= ⋅ρf<br />

⋅<br />

r,o r,u<br />

(4.30)<br />

2<br />

2<br />

Die resultierende dynamische Auftriebskraft F ∝ A ⋅ρ ⋅ u / 2 wirkt somit<br />

senkrecht zur Anströmrichtung und lt. Gl.(4.9) lässt sich analog schreiben:<br />

D<br />

P<br />

f<br />

r<br />

© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />

4 Czichos, H. (Ed.), Hütte - Die Grundlagen d. Ingenieurwissenschaften, B 86, Springer 1991<br />

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189<br />

2<br />

u<br />

r<br />

FD<br />

= cD<br />

⋅ AP<br />

⋅ρf<br />

⋅ . (4.31)<br />

2<br />

Der Auftriebsbeiwert c D hängt außer<br />

- von der Reynoldszahl c D = f(Re) auch<br />

- von der Körperform und<br />

- vom Anströmprofil ab<br />

und ist deshalb im Allgemeinen nicht bekannt.<br />

Demgegenüber ergibt sich in laminaren oder viskosen Grenzschichtströmungen<br />

auch für symmetrische Partikel eine asymmetrische Anströmung, wobei<br />

2<br />

F<br />

D,y<br />

γ =<br />

( du / dy) 2<br />

∝ (4.32)<br />

x<br />

von der Wand weg gerichtet ist 5 , siehe Folie 4.3b). RUBIN 6 gibt dafür folgende<br />

Beziehung an ( τ = η⋅ γ<br />

W<br />

Wandschubspannung):<br />

F<br />

D,y<br />

3<br />

ρ ⋅ τW<br />

3<br />

= ( 0,761...0,808) ⋅ ⋅ d<br />

(4.33)<br />

η<br />

In Wandnähe erhöht sich außerdem die Widerstandskraft (Schleppkraft) in<br />

Anströmrichtung nach STOKES, siehe Gl.(4.14):<br />

F<br />

W,x<br />

= (5,1... 6,325) ⋅π⋅η⋅ d ⋅u<br />

= (1,7 ... 2,11) ⋅ F<br />

(4.34)<br />

r<br />

W,x,St<br />

Befindet sich eine Kugel in einem geringen Abstand zur Wand a < d, so ergeben<br />

sich folgende abstandsabhängigen Auftriebsbeiwerte, Tabelle 4.1:<br />

Tabelle 4.1: Auftriebsbeiwerte c D in Abhängigkeit vom Abstand a zwischen<br />

einer glatten Kugel und einer ebenen glatten Platte und in Abhängigkeit von<br />

den Partikel-Reynolds-Zahlen im Bereich einer laminaren Grenzschicht 5 und in<br />

der Nähe der kritischen Reynolds-Zahl 7 Re > Re c = 2 . 10 5 :<br />

a/d 0 0,03 0,12 0,21 0,62<br />

Re 0,1 1 20 3 . 3,8 . 4,5 . 3 . 3,8 . 4,5 . 3 . 3,8 . 4,5 . 3 . 3,8 . 4,5 .<br />

10 5 10 5 10 5 10 5 10 5 10 5 10 5 10 5 10 5 10 5 10 5 10 5<br />

c D 100 25 1,2 0,1 0,18 0,14 0,1 0,22 0,15 0,1 0,2 0,1 0,03 0,13 0,02<br />

Im Bereich laminarer Grenzschichten Re < 20 ist etwa c D ≈ c W /(2 bis 5). Auffällig<br />

sind jedoch die vergleichsweise hohen Auftriebsbeiwerte und damit Auftriebskräfte<br />

bei etwa Re krit ≈ 3,8 . 10 5 . Diese Maxima von c D korrespondieren<br />

mit dem Minimum des Widerstandsbeiwertes von etwa c W ≈ 0,07, Folie 4.6.3.<br />

© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />

5 Rubin, G. u. F. Löffler, Chem.-Ing.-Techn. 48 (1976) 563<br />

6 Rubin, G., Widerstands- und Auftriebsbeiwerte von ruhenden kugelförmigen Partikeln in<br />

stationären wandnahen laminaren Grenzschichten, Diss. TU Karlsruhe 1977<br />

7 Thomschke, H., Dissertation, U Karlsruhe 1971<br />

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Bei freier und gleichmäßiger Anströmung, d.h. a > d, verschwindet F <br />

D<br />

für Partikel<br />

mit zur Anströmrichtung symmetrischen Formen.<br />

Außer der resultierenden Kraft<br />

→ → →<br />

R<br />

= FW<br />

+ FD<br />

190<br />

F wirkt aber auch an unregelmäßig<br />

geformten Partikeln noch ein Drehmoment, bzw. es ist bei der Rotation ein<br />

Rollwiderstand zu überwinden.<br />

Insgesamt betrachtet ergeben sich also für die Partikelbewegung sehr komplizierte<br />

Verhältnisse. Eine allgemeine Theorie existiert dafür bisher nur für den<br />

STOKES-Bereich /3.9.//3.16./. Diese führt für die Beschreibung der Kräfte und<br />

Momente zu linearen Tensorgleichungen mit im allgemeinsten Fall insgesamt<br />

21 von Größe und Form der Partikel abhängigen Komponenten. Deshalb<br />

ist sie für verfahrenstechnische Belange nicht handhabbar. Allerdings ist<br />

daraus die Schlussfolgerung zu ziehen, dass es problematisch ist, für die Ableitung<br />

der Bewegung von unregelmäßig geformten Partikeln deren Geometrie<br />

lediglich durch einen Größen- und einen Formparameter zu beschreiben, wie<br />

das verbreitet üblich ist, falls man die Partikelform überhaupt berücksichtigt.<br />

Trotz dieser Feststellung soll mangels einer anderen handhabbaren Methode<br />

auch im nachfolgenden davon Gebrauch gemacht werden (s. Abschnitt 1.2.5<br />

MVT_e_1neu.doc bzw. MVT_e_1neu.pdf).<br />

Weiterhin sind Druckkräfte F p<br />

zu berücksichtigen, für die allgemein gilt:<br />

<br />

F = V ⋅gradp<br />

. (4.35)<br />

p<br />

P<br />

Dazu gehört der statische Auftrieb F A<br />

, der stets antiparallel zur Feldkraft gerichtet<br />

ist, weil in einem Fluid mit der Dichte ρ f gilt:<br />

<br />

gradp<br />

= ρf<br />

⋅a<br />

(4.36)<br />

und somit für F <br />

A<br />

<br />

F = V ⋅ ρ ⋅ a . (4.37)<br />

A<br />

P<br />

f<br />

Im Erdschwerefeld lässt sich dies wie folgt verdeutlichen:<br />

Der hydrostatische Druckunterschied zwischen den Höhen y u und y o der Unterund<br />

Oberseite eines in einer ruhenden Flüssigkeit (u = 0) eintauchenden Körpers<br />

ist, siehe auch BERNOULLI-Gl.(4.29):<br />

stat<br />

f<br />

( y − y )<br />

∆ p = gradp⋅dy<br />

= ρ ⋅g<br />

⋅<br />

(4.38)<br />

Damit folgt für die statische Auftriebskraft:<br />

F<br />

A<br />

o<br />

u<br />

( y − y ) = V ⋅ρ ⋅g<br />

= A ⋅ ∆p<br />

= A ⋅ρ ⋅g<br />

⋅<br />

(4.39)<br />

P<br />

stat<br />

P<br />

f<br />

o<br />

u<br />

Vollzieht sich die Partikelbewegung in einer beschleunigten Strömung, so ist<br />

zusätzlich die Trägheitskraft des Fluids entgegen der positiven Hauptströmungsrichtung<br />

zu berücksichtigen:<br />

<br />

gradp = −ρ ⋅ <br />

und somit (4.40)<br />

f<br />

u r<br />

P<br />

f<br />

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191<br />

<br />

Fu<br />

= −VP<br />

⋅ρf<br />

⋅ u <br />

r<br />

. (4.41)<br />

Für die Trägheitskraft F <br />

T<br />

des Partikels gilt:<br />

<br />

F = V ⋅ ρ ⋅ v . (4.42)<br />

T<br />

P<br />

s<br />

Die bei instationärer Anströmung oder bei einem beschleunigten Partikel<br />

zusätzlich auf das Partikel wirkende Trägheitskraft der Fluidströmung F T, f<br />

erfasst man im Allgemeinen durch einen Näherungsansatz. Dabei geht man<br />

davon aus, dass nicht nur die Partikelmasse zu beschleunigen ist, sondern zusätzlich<br />

eine um das Partikel angeordnete Fluidmasse (auf der Abströmseite<br />

des Partikels mitbewegtes Fluid), die man als Anteil des Partikelvolumens (Volumenanteil<br />

ϕ f = V f /V P = Fluidvolumen/Partikelvolumen = 0 … 1) erfasst:<br />

<br />

<br />

FT<br />

,f<br />

= ϕf<br />

⋅ρf<br />

⋅ VP<br />

⋅ u <br />

r<br />

(4.43)<br />

Dabei ist ϕ f = 0,5 für Kugeln und ϕ f = 1 für quer angeströmte Zylinder. F <br />

T, f<br />

ist<br />

nur dann wesentlich, wenn das Fluid eine Flüssigkeit ist. F T<br />

und F <br />

T, f<br />

sind<br />

<br />

gleichgerichtet und werden oft wie folgt zusammengefasst, wenn v = − u ist:<br />

<br />

F + F<br />

<br />

= F<br />

⎛<br />

⋅<br />

⎜<br />

⎝<br />

T T,f T<br />

1<br />

+ ϕ<br />

f<br />

ρ ⎞<br />

f<br />

⋅<br />

⎟ . (4.44)<br />

ρs<br />

⎠<br />

Der Widerstand von umströmten Partikeln hängt von vielen Einflussgrößen ab.<br />

So ist es selbst für Kugeln mit glatter Oberfläche noch nicht gelungen, ein allgemeingültiges<br />

Widerstandsgesetz aufzustellen. Deshalb gelten die jeweiligen<br />

Gesetze nur für bestimmte, genau zu beachtende Bedingungen:<br />

‣ Bei der Voraussetzung einer geradlinigen, stationären und laminaren<br />

bzw. schwach turbulenten Anströmung,<br />

‣ Vorliegen geometrisch ähnlicher Partikel mit festgelegtem Anströmprofil<br />

sowie<br />

‣ Vorliegen eines Fluids mit Newtonschem Scherverhalten.<br />

‣ Das Fluid kann unter den gegebenen freien Umströmungsbedingungen,<br />

als inkompressibel und unendlich ausgedehnt betrachtet werden.<br />

r<br />

4.1.2 Bewegung steifer Partikel in einer stationären Strömung<br />

4.1.2.1 Stationäre Partikelbewegung<br />

4.1.2.1.1 Stationäre Sinkgeschwindigkeit glatter Kugeln<br />

<br />

Für eine stationäre Strömung ist u = 0,<br />

somit auch Fu<br />

= 0. Weiterhin soll F D<br />

=<br />

0 vorausgesetzt werden. Von besonderem Interesse ist der Mikroprozess der<br />

Partikelbewegung in einem ruhenden Fluid, und dabei vor allem die stationäre<br />

Sinkgeschwindigkeit v als kennzeichnender Stoffwert und Stoffeigen-<br />

s<br />

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192<br />

schaftsfunktion. Im Falle der geradlinigen, stationären bzw. gleichförmigen<br />

<br />

Bewegung ist v = 0 . Daraus folgen FT = 0 und Fϕ<br />

f<br />

= 0. Deshalb gilt:<br />

<br />

∑ F ↑ = 0 = −F<br />

+ F + F = −F<br />

+ F + F . (4.45)<br />

F<br />

A<br />

W<br />

F<br />

A<br />

W<br />

Die weiteren Betrachtungen sollen auf Sinkbewegungen von steifen Kugeln<br />

<br />

im Schwerkraftfeld eingeschränkt werden, wobei im ruhenden Fluid u = 0 die<br />

<br />

relative Anströmgeschwindigkeit u<br />

r<br />

= u −vs<br />

= −vs<br />

ist. Da im Falle der stationären<br />

Sinkbewegung F , F und F parallel bzw. antiparallel gerichtet sind,<br />

<br />

so<br />

F<br />

A<br />

W<br />

kann zur skalaren Schreibweise übergegangen werden. Man erhält:<br />

2 2<br />

1 3<br />

πd<br />

vs<br />

− πd<br />

⋅ ( ρs−ρf<br />

)g + cW<br />

ρf<br />

= 0. (4.46)<br />

6<br />

4 2<br />

Daraus ergibt sich die stationäre Sinkgeschwindigkeit v s zu, siehe Folie 4.5:<br />

v<br />

4 ( ρ<br />

−ρ ) ⋅ d ⋅ g<br />

2 s f<br />

s<br />

= (4.47)<br />

3 cW<br />

ρf<br />

bzw. der äquivalente Kugeldurchmesser d, der einer bekannten stationären<br />

Sinkgeschwindigkeit zuzuordnen ist:<br />

2<br />

3 cW<br />

ρf<br />

vs<br />

d = . (4.48)<br />

4 ( ρ −ρ ) ⋅ g<br />

s<br />

f<br />

Mit Hilfe der Gln.(4.47) bzw. (4.48) können v s bzw. d unmittelbar nur im<br />

STOKES-Bereich (Re < 0,25 ...1) und im NEWTON-Bereich (10 3 < Re <<br />

2⋅10 5 ) bestimmt werden.<br />

Für die allgemeine Lösung im Rahmen eines für Ingenieure einfach handhabbaren,<br />

dimensionsanalytischen Modelles werden zwei dimensionslose Kennzahlen<br />

eingeführt, siehe Folie 4.7, und zwar:<br />

- ARCHIMEDES-Zahl Ar:<br />

Ar<br />

d ⋅g<br />

ρ −ρ<br />

d ⋅g<br />

3<br />

3<br />

s f<br />

= ⋅ = ⋅ρf<br />

( ρs−ρf<br />

)<br />

(4.49)<br />

2<br />

2<br />

ν ρf<br />

η<br />

ν = η/ ρ f<br />

kinematische Viskosität des Fluids<br />

- LJAŜĈENKO<br />

− Zahl Lj oder Ω-Zahl:<br />

Lj<br />

v<br />

ρ<br />

v<br />

ρ<br />

3<br />

3 2<br />

s f<br />

s f<br />

= Ω = ⋅ = ⋅<br />

(4.50)<br />

ν ⋅ g ρs−ρf<br />

η⋅ g ρs−ρf<br />

- Eine Übersicht über weitere, bedeutsame dimensionslose Kennzahlen liefern<br />

die Folie 4.8, Folie 4.9 und Folie 4.10.<br />

Wenn man die Gl.(4.47) mit<br />

d<br />

2 2 2<br />

⋅ ρf<br />

/ η multipliziert<br />

v<br />

4 ( ρ −ρ ) ⋅d<br />

⋅g<br />

2 2<br />

2 s f<br />

f<br />

s<br />

=<br />

2<br />

3 cWρf<br />

η<br />

d ⋅ρ<br />

⋅ , (4.47)<br />

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ergibt sich mit der Partikel-Reynoldszahl<br />

2<br />

2 d ⋅ρ<br />

vs⋅<br />

2<br />

η<br />

2<br />

f<br />

3 2<br />

⋅ Re ⋅ c<br />

4<br />

W<br />

= Re<br />

2<br />

3<br />

d ⋅ g<br />

= ⋅ρ<br />

2<br />

η<br />

4 ( ρs−ρ<br />

=<br />

3 c<br />

f<br />

f<br />

W<br />

⋅ ( ρ −ρ<br />

s<br />

2<br />

) ⋅ d ⋅ g d ⋅ρ<br />

⋅<br />

2<br />

ρ η<br />

f<br />

f<br />

) ≡ Ar<br />

2<br />

f<br />

Re = v ⋅ d ⋅ρ / η<br />

s f<br />

:<br />

Damit erhält man wiederum die Gl.(4.49) für die ARCHIMEDES-Zahl:<br />

193<br />

3<br />

Ar = Re<br />

⋅ cW(Re)<br />

.<br />

4<br />

(4.51)<br />

Nochmaliges Multiplizieren der Gl.(4.47) mit<br />

vs<br />

⋅ρf<br />

ρf<br />

⋅<br />

g ⋅ η ρ − ρ<br />

liefert die<br />

LJAŜĈENKO<br />

− Zahl Lj oder Ω-Zahl:<br />

2 4 ( ρs−ρf<br />

) ⋅ d ⋅ g<br />

vs<br />

= ⋅<br />

3 c ⋅ρ<br />

W<br />

2 vs<br />

⋅ρf<br />

ρf<br />

vs<br />

⋅ ⋅<br />

g ⋅ η ρ − ρ<br />

3 2<br />

vs<br />

ρf<br />

⋅<br />

g ⋅ η ρ − ρ<br />

s<br />

c W<br />

f<br />

s<br />

f<br />

f<br />

4<br />

≡ Lj = ⋅<br />

3<br />

4 ( ρs− ρf<br />

) ⋅ d ⋅ g vs<br />

⋅ρf<br />

= ⋅<br />

⋅<br />

3 c ⋅ρ g ⋅ η<br />

1<br />

c<br />

W<br />

W<br />

vs<br />

⋅ d ⋅ρf<br />

⋅<br />

η<br />

f<br />

v ⋅ρ<br />

g ⋅ η<br />

ρ<br />

ρ − ρ<br />

s f f<br />

⋅ ⋅<br />

(4.47)<br />

W<br />

ρf<br />

⋅<br />

ρ − ρ<br />

4 Re<br />

= ⋅<br />

3 c (Re)<br />

4 Re<br />

Lj = . (4.52)<br />

3<br />

Da für steife Kugeln unter Voraussetzung der früher genannten Bedingungen<br />

c W gemäß Folie 4.4.2 nur eine Funktion von Re ist, so hängen dann auch Ar<br />

bzw. Lj nur von Re ab. Somit kann unmittelbar<br />

Lj = f (Ar)<br />

(4.53)<br />

gebildet werden, wie dies in Folie 4.7.5 dargestellt ist /3.17./. Sind der Kugeldurchmesser<br />

und die Stoffwerte ν oder η, ρ f, ρ s bekannt, so lässt sich Ar berechnen<br />

und auf der Ordinate Lj ablesen, woraus v s berechnet werden kann.<br />

Umgekehrt ist vorzugehen, wenn v s bekannt und d zu berechnen ist.<br />

Da das Diagramm nach Folie 4.7.5 nur eine begrenzte Ablesegenauigkeit besitzt,<br />

ist im Übergangsbereich (0,25 < Re < 10 3 ) der Verlauf von Lj = f(Ar)<br />

auch abschnittsweise durch einfache Näherungsformeln erfasst worden. Dazu<br />

wurde c W = f(Re) durch Gleichungen der Form<br />

c<br />

a<br />

W<br />

= k ⋅ Re<br />

(4.54)<br />

approximiert. Unter Beachtung der angegebenen Grenzen bleibt der Fehler für<br />

diese Approximation < 10 %. Führt man die Widerstandsgesetze nach Gl.(4.13)<br />

c W<br />

= 24/ Re und Gl.(4.15) c W = 0,44 ein, so erhält man für die stationäre<br />

Sinkgeschwindigkeit von glatten Kugeln:<br />

a) im STOKES-Bereich (Re < 0,25 ... 1 bzw. Ar < 4,5 ... 18; bei Re = 1 weicht<br />

der c W -Wert nur um etwa 1% vom tatsächlichen ab):<br />

s<br />

f<br />

s<br />

f<br />

s<br />

f<br />

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194<br />

2<br />

( ρs− ρf<br />

) ⋅ d ⋅ g<br />

vs ,St<br />

=<br />

(4.55)<br />

18η<br />

b) im NEWTON-Bereich (10 3


195<br />

a Z<br />

andererseits die Erdbeschleunigung g näherungsweise durch die jeweils wirkende<br />

Beschleunigung = z ⋅ g ersetzt - man beachte jedoch die<br />

<br />

Radienabhängigkeit<br />

der Zentrifugalbeschleunigung a Z = r . ω 2 bei Drehbewegungen.<br />

4.1.2.1.2 BROWN’sche Molekularbewegung und Sedimentation ultrafeiner Partikel<br />

Nanoskalige bis ultrafeine Partikel, die nahezu homogen in einer Flüssigkeit<br />

dispergiert sind, sedimentieren nicht mehr unter der alleinigen Wirkung der<br />

Schwerkraft - allerdings sedimentieren deren Agglomerate oder Aggregate im<br />

µm-Bereich. Wenn man diese unerwünschte Agglomeration verhindert (z.B.<br />

durch oberflächliche Tensidebeladung oder elektrochemische Repulsion), kann<br />

man folglich die Sedimentation gezielt vermeiden. Im Falle von Nanopartikeldispersionen<br />

(-suspensionen) spricht man dann von deren „Stabilisierung“.<br />

Aufgrund der Brownschen Molekularbewegung der Fluidmoleküle findet ein<br />

ständiger Impulsaustausch mit den Partikeln statt, der letztere zu einer zufälligen<br />

ungeordneten Bewegung anhält, die gegenüber der gerichteten Sedimentation<br />

(Konvektion) dominant wird. Dieser physikalische Zusammenhang läßt<br />

sich mit Hilfe der PECLET-Zahl Pe P , hier für Partikel definiert, abschätzen:<br />

Pe<br />

P<br />

( ρ − ρ )<br />

Feldkraftenergie<br />

s f<br />

⋅ VP<br />

⋅ d ⋅ g<br />

= =<br />

(4.61)<br />

kinetische Energie k ⋅ T<br />

B<br />

Mit der EINSTEIN-Gleichung (4.62) für den Partikel-Diffusionskoeffizienten<br />

D p (siehe auch MVT_e_1neu.doc#Einstein_Gl, MVT_e_1neu.pdf):<br />

D<br />

P<br />

kB<br />

⋅T<br />

= (4.62)<br />

3⋅π⋅η⋅d<br />

und der stationären Sinkgeschwindigkeit nach STOKES, Gl.(4.55), folgt auch:<br />

Pe<br />

( ρ − ρ ) ⋅ V ⋅d<br />

⋅g<br />

( ρ − ρ )<br />

⋅d<br />

v ⋅d<br />

2<br />

s f P<br />

s f<br />

s<br />

P<br />

= =<br />

⋅ =<br />

(4.63)<br />

3⋅π⋅η⋅d<br />

⋅ Dp<br />

6⋅3⋅η<br />

Dp<br />

Dp<br />

⋅g<br />

Ist Pe P > 1 überwiegt die gerichtete (konvektive) Sedimentation; für Pe P < 1 ist<br />

dagegen die ungerichtete Diffusion dominant. Einen Grenzwert gewinnt man<br />

wiederum durch Umstellen der Gl.(4.61):<br />

d<br />

d<br />

Diff<br />

⎛ 6 ⋅ k<br />

⎜<br />

⎝ π ⋅<br />

( ρ − ρ )<br />

s<br />

⋅ T ⋅ Pe<br />

f<br />

g ⎟ ⎞<br />

⋅ ⎠<br />

1/ 4<br />

B P<br />

≤ (4.64)<br />

Diese Grenzwerte sind für Quarzpartikel (ρ s = 2650 kg/m 3 ) in Wasser (ρ f =<br />

1000 kg/m 3 ), k B = 1,38 . 10 -23 J/K BOLTZMANN-Konstante, T = 298 K<br />

• d Diff < 0,84 µm<br />

und in ruhender Luft (ρ f = 1,2 kg/m 3 )<br />

• d Diff < 0,74 µm<br />

also etwa d Diff < 1 µm.<br />

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196<br />

Darüberhinaus läßt sich die Verteilung der Schwankungsgeschwindigkeiten<br />

ultrafeiner Partikel mittels kinetischer Gastheorie abschätzen: Die Anzahlverteilungsdichte<br />

der Schwankungsgeschwindigkeiten der Fluidmoleküle, die als<br />

diskrete Teilchen mit einer Masse m betrachtet werden, wird mit der<br />

MAXWELL’schen-Geschwindigkeitsverteilung beschrieben 8 :<br />

3/ 2<br />

2<br />

⎛ m ⎞ 2 ⎛ m ⋅ v' ⎞<br />

q0 (v')<br />

= 4π⋅<br />

⎜<br />

⎟ ⋅ v' ⋅exp<br />

⎜−<br />

⎟<br />

(4.65)<br />

⎝ 2π⋅<br />

kBT<br />

⎠ ⎝ 2⋅<br />

k<br />

BT<br />

⎠<br />

Die wahrscheinlichste oder häufigste Schwankungsgeschwindigkeit v’ h wird<br />

im Maximum der Verteilungsdichte gefunden, also bei dq 0 (v’)/dv’=0:<br />

v'<br />

h<br />

2⋅<br />

k<br />

B<br />

⋅T<br />

= (4.66)<br />

m<br />

Die mittlere Schwankungsgeschwindigkeit v’ m berechnet man mit Hilfe des<br />

ersten Anfangsmomentes dieser Geschwindigkeitsverteilung, vergleiche dazu<br />

auch die Definition statistischer Momente MVT_e_1neu.doc#kte_Moment :<br />

v'<br />

m<br />

∞<br />

= ∫ q<br />

0<br />

0<br />

(v')<br />

v' dv'<br />

=<br />

4⋅<br />

k<br />

B<br />

⋅T<br />

π⋅ m<br />

=<br />

2<br />

⋅ v'<br />

h<br />

, (4.67)<br />

π<br />

Die mittlere quadratische Abweichung wird mit Hilfe des zweiten Anfangsmomentes<br />

der Geschwindigkeitsverteilung ermittelt:<br />

v'<br />

2<br />

∞<br />

2 3⋅<br />

k<br />

B<br />

⋅T<br />

3 2<br />

= ∫ q0(v')<br />

v' dv' = = ⋅ v'<br />

h<br />

m 2<br />

0<br />

(4.68)<br />

Damit lässt sich der mittlere Effektivwert der Schwankungsgeschwindigkeit<br />

aus der mittleren kinetischen Energie ultrafeiner Partikel m<br />

für m ≡ m P berechnen:<br />

v'<br />

3⋅<br />

k ⋅T<br />

ρ ⋅ V<br />

s<br />

P<br />

v'<br />

/ 2<br />

2<br />

P<br />

=<br />

(3/ 2)k<br />

2<br />

B<br />

= (4.69)<br />

Für ultrafeine bis nanoskalige Quarzpartikel (ρ s = 2650 kg/m 3 , k B = 1,38 . 10 -23<br />

J/K, T = 298 K) für d = 1 µm beträgt v'<br />

2 = 3 mm/ s , 100 nm → 9,4 cm/s; 10<br />

nm → 3 m/s und 1 nm → 94 m/s.<br />

B<br />

T<br />

4.1.2.1.3 Partikelform und stationäre Sinkgeschwindigkeit<br />

Um den Einfluss der Partikelform bei der Berechnung der stationären Sinkgeschwindigkeit<br />

zu berücksichtigen, ist der für Kugeln ermittelte Betrag zu korrigieren.<br />

Wie schon unter 4.1.1 zum Ausdruck gebracht, existiert dafür bis heute<br />

© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />

8 Niedrig, H., Physik, S.B 54 in: Czichos, H. (Ed.) Hütte Springer Berlin 1991<br />

MVT_e_4neu <strong>Mechanische</strong> <strong>Verfahrenstechnik</strong> - Partikeltechnik <strong>Stromklassierung</strong> Prof. Dr. J. Tomas, 28.11.2013


197<br />

trotz zahlreicher Ansätze keine befriedigende Methode. In Tabelle (4.149).6<br />

sind Korrekturkoeffizienten k ψ zusammengestellt:<br />

d<br />

6 ⋅ V<br />

π<br />

3 P<br />

V<br />

= und<br />

( 6⋅<br />

V / π)<br />

2<br />

2/3<br />

AS,K<br />

π⋅d<br />

V<br />

π⋅<br />

P<br />

ψ<br />

A<br />

= = =<br />

≤1, (4.70)<br />

A A A<br />

S<br />

S<br />

die mit isometrischen Partikeln bestimmt worden sind /3.18./.<br />

Für laminare Umströmung Re < 1 kann ein Formfaktor mit dem Quadrat des<br />

Verhältnisses des volumenäquivalenten Partikeldurchmessers zum STOKES-<br />

Durchmesser der Kugel gebildet werden:<br />

S<br />

a)<br />

k<br />

v<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

d<br />

⎟ ⎞<br />

⎠<br />

2<br />

s<br />

V<br />

ψ ,St<br />

= =<br />

v ⎜<br />

. (4.71)<br />

s,St<br />

dSt,K<br />

Davon ausgehend schlug KIZEVAL'TER auf Grundlage seiner Untersuchungen<br />

mit isometrischen Partikeln und Mineralkörnern folgende Formkorrekturkoeffizienten<br />

< 1 vor /3.19./:<br />

b) kψ ,St<br />

= ψA<br />

(4.72)<br />

gültig vom STOKES-Bereich bis zu einer von der Form abhängigen kritischen<br />

Partikel-Re-Zahl Re(d V ) < 20<br />

c)<br />

k<br />

=<br />

1,55⋅ψ<br />

A<br />

ψ ,N<br />

(4.73)<br />

8,95−7,4<br />

⋅ ψ<br />

A<br />

gültig für Re(d V ) > 500.<br />

ψ A Sphärizität (Gl.(1.111) in MVT Abschn. 1.2.5 MVT_e_1neu.doc#PsiA)<br />

Und damit ist:<br />

vs,P(<br />

ψ)<br />

k ψ= . (4.74)<br />

v<br />

s,K<br />

Die Formkorrekturkoeffizienten Folie 4.7.6 gelten für stationäre Sinkgeschwindigkeiten,<br />

die für volumengleiche Kugeln berechnet worden sind. Für nichtkugeligen<br />

Partikel ergeben sich die stationären Sinkgeschwindigkeiten:<br />

a) im STOKES-Bereich (Re < 0,25 ...1):<br />

2<br />

( ρs−ρf<br />

) ⋅d<br />

V<br />

⋅ g<br />

vs , ψ<br />

= k ψ ,St<br />

⋅<br />

(4.75)<br />

18η<br />

b) im NEWTON-Bereich (10 3 < Re < 2⋅10 5 ):<br />

v<br />

k<br />

4 ⋅ ( ρ<br />

−ρ ) ⋅ d<br />

⋅ g<br />

s f V<br />

s, ψ<br />

= ψ ,N<br />

⋅<br />

. (4.76)<br />

3⋅<br />

cW<br />

⋅ρf<br />

4.1.2.2 Gleichmäßig beschleunigte Partikelbewegung<br />

4.1.2.2.1 Freier Fall und senkrechter Wurf eines Partikels<br />

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198<br />

Zunächst werden die mechanischen Grundlagen der Dynamik des freien (senkrechten)<br />

Falls eines starren Partikels ohne Umströmung wiederholt:<br />

a) Für die Gewichtskraft und Trägheitskraft gilt beim senkrechter Fall mit<br />

dem Fallweg y ohne Fluidwiderstand<br />

<br />

∑ F ↑= 0 = −F G<br />

+ F T<br />

bzw. (4.77)<br />

m ⋅ y<br />

= m ⋅ g , (4.78)<br />

da beide Kräfte antiparallel wirken. Daraus folgt die Differentialgleichung<br />

2-ter Ordnung mit der konstanten Beschleunigung g:<br />

dy dv<br />

y = = = g = const.<br />

(4.79)<br />

dt dt<br />

b) Die erste Integration liefert mit der Anfangsbedingung v(t=0) = 0<br />

v<br />

∫<br />

0<br />

t<br />

∫<br />

dv = g ⋅ dt<br />

v(t)<br />

= g ⋅ t<br />

(4.80)<br />

0<br />

das lineare Geschwindigkeits-Zeit-Gesetz des freien Falls.<br />

c) Die erneute Integration liefert mit der Anfangsbedingung y(t=0) = 0<br />

v(t)<br />

dy<br />

= = g ⋅ t<br />

dt<br />

∫ dy = g ⋅∫<br />

t dt<br />

y<br />

0<br />

2<br />

y(t) = g ⋅ t / 2<br />

(4.81)<br />

das Weg-Zeit-Gesetz des freien Falls. Mit dieser Gl.(4.81) lässt sich die<br />

Position y des Partikels nach einer bestimmten Fallzeit t berechnen.<br />

d) Umstellen ergibt die Umkehrfunktion des Weg-Zeit-Gesetzes:<br />

2 ⋅ y<br />

t = (4.82)<br />

g<br />

e) Einsetzen in das Geschwindigkeits-Zeit-Gesetz, Gl.(4.80), ergibt das<br />

Geschwindigkeits-Weg-Gesetz der Fallbewegung:<br />

v(y)<br />

2 ⋅ y<br />

= g ⋅ = 2 ⋅ g ⋅ y<br />

(4.83)<br />

g<br />

Damit lässt sich die maximal mögliche höhenabhängige Fallgeschwindigkeit<br />

errechnen, wenn man den Fluidwiderstand vernachlässigt.<br />

f) Das gleiche Ergebnis, Gl.(4.83), wird auch aus der Energiebilanz der<br />

Umwandlung der potentiellen Energie der Position (Höhe) y des Partikels<br />

in die kinetische Energie der Fallbewegung erhalten:<br />

m ⋅ v 2 (y) = m ⋅ g ⋅ y<br />

(4.84)<br />

2<br />

Für den entgegengesetzen Fall des senkrechten Wurfes eines starren Partikels<br />

nach oben mit einer Anfangsgeschwindigkeit v 0 lässt sich schreiben:<br />

MVT_e_4neu <strong>Mechanische</strong> <strong>Verfahrenstechnik</strong> - Partikeltechnik <strong>Stromklassierung</strong> Prof. Dr. J. Tomas, 28.11.2013<br />

t<br />

0


199<br />

a) Für die Gewichtskraft und Trägheitskraft gilt beim senkrechten Wurf<br />

mit der Wurfhöhe y ohne Fluidwiderstand<br />

<br />

∑ F ↑= 0 = −F G<br />

− F T<br />

bzw. (4.85)<br />

m ⋅ y<br />

= −m<br />

⋅ g<br />

(4.86)<br />

da beide Kräfte parallel entgegen der Gravitation wirken. Daraus folgt<br />

die Differentialgleichung 2-ter Ordnung mit der Beschleunigung g:<br />

dy dv<br />

y<br />

= = = −g<br />

dt dt<br />

(4.87)<br />

b) Die erste Integration liefert mit der Anfangsbedingung v(t=0) = v 0<br />

v<br />

∫<br />

v0<br />

dv = −g<br />

⋅<br />

t<br />

∫<br />

0<br />

dt<br />

v(t)<br />

− v0 = −g<br />

⋅ t<br />

v(t)<br />

= v0 − g ⋅ t<br />

(4.88)<br />

das lineare Geschwindigkeits-Zeit-Gesetz des senkrechten Wurfes.<br />

c) Die erneute Integration liefert mit der Anfangsbedingung y(t=0) = 0<br />

dy<br />

v(t)<br />

= = v0 − g ⋅ t<br />

dt<br />

∫ dy = v ⋅∫<br />

− ⋅ ∫<br />

0<br />

dt g t dt<br />

y<br />

0<br />

2<br />

y(t) = v ⋅ t − g t / 2<br />

(4.89)<br />

0<br />

⋅<br />

das Weg-Zeit-Gesetz des senkrechten Wurfes. Mit dieser Gl.(4.89) lässt<br />

sich die Position y oder Wurfhöhe des Partikels nach einer bestimmten<br />

Wurfzeit t berechnen.<br />

d) Das Umstellen der Gl.(4.89) ergibt eine quadratische Gleichung<br />

2<br />

2 2 ⋅ v0<br />

2 ⋅ y<br />

g ⋅ t / 2 − v0<br />

⋅ t + y = 0 t − ⋅ t + = 0<br />

g g<br />

und deren Lösung (nur die negative Wurzel ist sinnvoll) die Umkehrfunktion<br />

des Weg-Zeit-Gesetzes:<br />

2<br />

v0 v0<br />

2 ⋅ y<br />

= − −<br />

(4.90)<br />

g g g<br />

t<br />

2<br />

e) Einsetzen in das Geschwindigkeits-Zeit-Gesetz, Gl.(4.88),<br />

⎛<br />

2 ⎞<br />

⎜ v0<br />

v0<br />

2 ⋅ y<br />

= − ⋅ − − ⎟<br />

v<br />

v(y)<br />

v0<br />

g<br />

(y) = v<br />

⎜<br />

2<br />

0<br />

− v0<br />

+ g ⋅<br />

⎟<br />

⎝<br />

g g g<br />

⎠<br />

g<br />

t<br />

0<br />

2<br />

0<br />

v<br />

2<br />

t<br />

0<br />

2 ⋅ y<br />

−<br />

g<br />

ergibt das Geschwindigkeits-Weg-Gesetz des senkrechten Wurfes:<br />

2<br />

v(y) = v − 2 ⋅ y g<br />

(4.91)<br />

0<br />

⋅<br />

Damit lässt sich die maximal mögliche Wurfhöhe errechnen, bei der die<br />

Wurfgeschwindigkeit gleich Null wird h max = y(v = 0):<br />

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h<br />

max<br />

200<br />

2<br />

v0<br />

= (4.92)<br />

2 ⋅ g<br />

f) Das gleiche Ergebnis, Gl.(4.92), wird wiederum aus der Energiebilanz<br />

der Umwandlung der kinetische Anfangsenergie des Partikels in die zugehörige<br />

potentiellen Energie der maximalen Wurfhöhe erhalten:<br />

m 2<br />

m ⋅ g ⋅ h<br />

max<br />

= ⋅ v 0<br />

(4.93)<br />

2<br />

Im Prinzip wird die hier vorgestellte Methodik benutzt, um die Dynamik einer<br />

Vielzahl (⇒ Kompliziertheit) komplex miteinander gekoppelter Elemente (⇒<br />

Komplexität) eines Mehrkörpersystems zu berechnen:<br />

Entsprechend der bewährten Methodik der Mechanik 9 ist es üblich, die Trägheitskraft<br />

mi<br />

⋅ x<br />

i<br />

und das Trägheitsmoment Ji<br />

⋅ ϕ i<br />

eines betreffenden Elementes<br />

oder Partikels i jeweils auf die linken Seite zu setzen und alle anderen<br />

eingeprägten (einwirkenden) Kräfte und Drehomente auf der rechten Seite beider<br />

Bilanzgleichungen zu summieren. Das sind beispielsweise repulsive Kontakt-<br />

und attraktive Haftkräfte zwischen Partikel i und einem benachbarten Partikel<br />

j F ij, K<br />

und F ij, H<br />

, die Widerstandkraft infolge Anströmung eines Fluids F i, W<br />

oder eine externe Feldkraft F <br />

und die Schwerkraft des Partikels ⋅ g :<br />

<br />

m ⋅ x<br />

=<br />

i<br />

i<br />

n<br />

k<br />

∑<br />

k=<br />

1<br />

<br />

F<br />

i,k<br />

<br />

= F<br />

ij,K<br />

<br />

+ F<br />

ij,H<br />

i, F<br />

<br />

+ F<br />

i,W<br />

<br />

+ F<br />

i,F<br />

+ ... + m ⋅ g<br />

i<br />

m i<br />

(4.94)<br />

Die betreffenden Kräfte bewirken entsprechende Roll- und Torsionsmomente<br />

M ij,K<br />

, M ij, H<br />

, M i, W<br />

, M i, F<br />

und M <br />

i, mg<br />

des Partikels mit einer Winkelbeschleuni-<br />

<br />

gung ϕ = ω und seinem Massenträgheitsmoment Ji :<br />

i<br />

i<br />

i<br />

k=<br />

1<br />

i<br />

nk<br />

<br />

J ⋅ ϕ<br />

= M = M + M + M + M + ... + M<br />

∑<br />

i,k<br />

ij,K<br />

ij,H<br />

i,W<br />

i,F<br />

i,mg<br />

(4.95)<br />

Durch erste und zweite numerische Integration werden jeweils die Beschleunigungen<br />

x i<br />

, Geschwindigkeiten x <br />

i<br />

und örtlichen Positionen x <br />

i<br />

der Translation<br />

<br />

und Rotation ( ϕ ϕ = ω , ϕ) aller Elemente i = 1…N ermittelt → sog. Diskre-<br />

i ,<br />

i i<br />

te-Elemente-Methode (DEM).<br />

Deshalb sollen im Folgenden die analogen mechanischen Modelle und Gesetze<br />

der gleichmäßig beschleunigten Sinkbewegung starrer Partikel unter zusätzlicher<br />

Berücksichtigung eines geschwindigkeitsabhängigen Widerstandes des<br />

umgebenden Fluids ermittelt werden:<br />

© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />

9 Siehe auch: Müller, W. H. und Ferber, F., Technische Mechanik für Ingenieure, S. 208 und S.<br />

212, Fachbuchverlag Leipzig, 2003<br />

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4.1.2.2.2 Kräftegleichgewicht für homogene Umströmung<br />

201<br />

Nunmehr soll auf die gleichmäßig beschleunigte oder instationäre Partikelbewegung<br />

eingegangen werden, d.h. a = dv/dt = const ≠ f(t, y). Im Zusammenhang<br />

mit verfahrenstechnischen Problemstellungen interessiert vor allem<br />

die Frage, über welche Wegstrecken bzw. Zeiten sich die Beschleunigungsvorgänge<br />

der Partikeln bis zum Erreichen der stationären Sinkgeschwindigkeit<br />

vollziehen. Sind diese genügend klein, so würde dies die Möglichkeit eröffnen,<br />

bei verfahrenstechnischen Berechnungen gegebenenfalls die Beschleunigungsperiode<br />

zu vernachlässigen.<br />

Für die Feldkraft (Gewicht F G ), Auftrieb F A , Widerstandskraft F W , Trägheitskraft<br />

des Partikels F T und Trägheitskraft des mitbeschleunigten Fluids F T,f ,<br />

Gln.(4.97) bis (4.101), gilt bei gleichmäßig beschleunigter Partikelbewegung<br />

und gleichmäßiger (stationärer) Anströmung und homogener Umströmung<br />

unter den eingangs getroffenen Voraussetzungen, wenn die Kräfte parallel<br />

bzw. antiparallel wirken, Bild 4.1 und Folie 4.17:<br />

<br />

∑ F ↑= 0 = −F<br />

+ F + F + F + F = −F<br />

+ F + F + F + F<br />

F<br />

A<br />

W<br />

T<br />

T,f<br />

G<br />

A<br />

W<br />

T<br />

T,f<br />

Kräfte am Kugelschwerpunkt:<br />

F<br />

G<br />

, (4.96)<br />

= ρ ⋅ V ⋅ g<br />

(4.97)<br />

s<br />

p<br />

y<br />

F F<br />

F W<br />

F T,f<br />

F T<br />

F A<br />

F G<br />

F<br />

F<br />

F<br />

A<br />

W<br />

T<br />

= ρ ⋅ V ⋅ g<br />

(4.98)<br />

f<br />

p<br />

2<br />

ur<br />

(t)<br />

= cW(Re(ur<br />

)) ⋅ρf<br />

⋅ Ap<br />

⋅ (4.99)<br />

2<br />

= ρ ⋅ V ⋅ v(t) <br />

(4.100)<br />

s<br />

p<br />

x<br />

F<br />

T,f<br />

= ρ ⋅ V ⋅ v(t) <br />

(4.101)<br />

f<br />

f<br />

Bild 4.1: Kräftegleichgewicht an einer glatten Kugel bei der Sedimentation in<br />

einem ruhenden Fluid bei gleichmäßiger (stationärer) Anströmung und homogener<br />

Umströmung<br />

Die Trägheitskraft F T des Partikels wird mit einem zusätzlichen Anteil mitbeschleunigter<br />

Fluidmasse m = ρ ⋅ ϕ ⋅ V , Gl.(4.44), berechnet:<br />

f<br />

f<br />

f<br />

2<br />

⎛ ρ ⎞<br />

f<br />

v<br />

VP<br />

⋅ρs<br />

⋅<br />

⎜1+ ϕf<br />

⋅<br />

⎟ ⋅ v = VP<br />

⋅( ρs<br />

− ρf<br />

) ⋅g<br />

− cW<br />

⋅ AP<br />

⋅ρf<br />

⋅ . (4.102)<br />

⎝ ρs<br />

⎠<br />

2<br />

Für dv/dt = 0 folgt ebenfalls die stationäre Sinkgeschwindigkeit, Gl.(4.47),<br />

v<br />

( ρ −ρ<br />

) ⋅ V ⋅ g<br />

4 ( ρ −ρ<br />

) ⋅ d ⋅ g<br />

2<br />

s f P<br />

s f<br />

s<br />

= 2 ⋅<br />

=<br />

(4.47)<br />

cW⋅<br />

AP<br />

⋅ρf<br />

3 cW⋅ρf<br />

P<br />

MVT_e_4neu <strong>Mechanische</strong> <strong>Verfahrenstechnik</strong> - Partikeltechnik <strong>Stromklassierung</strong> Prof. Dr. J. Tomas, 28.11.2013


202<br />

die alle bedeutsamen Stoffkennwerte (Partikelgröße, -dichte, und -form) enthält.<br />

Umformen der Gl.(4.102):<br />

⎛ ρ ⎞<br />

f<br />

VP<br />

⋅( ρs<br />

− ρf<br />

) ⋅g<br />

⎜1+ ϕf<br />

⋅<br />

⎟ ⋅ v<br />

=<br />

− c<br />

⎝ ρs<br />

⎠ VP<br />

⋅ρs<br />

⎛ ρ ⎞<br />

f<br />

⎜1+ ϕf<br />

⋅<br />

⎟ ⋅ v<br />

=<br />

⎝ ρs<br />

⎠<br />

⎛<br />

⎜1<br />

⎝<br />

ρ<br />

⎞<br />

f<br />

+ ϕf<br />

⋅<br />

⎟ ⋅ v<br />

ρs<br />

⎛<br />

⎜1+ ϕ<br />

⎝<br />

dv<br />

dt<br />

⎠<br />

=<br />

ρ ⎞<br />

f<br />

⋅<br />

⎟ ⋅ v =<br />

ρs<br />

⎠<br />

f<br />

<br />

( ρ − ρ )<br />

W<br />

AP<br />

⋅ρf<br />

⋅ v<br />

⋅<br />

2⋅<br />

V ⋅ρ<br />

2<br />

( ρs<br />

− ρf<br />

) ⋅g<br />

AP<br />

⋅ρf<br />

⋅ v ( ρs<br />

− ρf<br />

) ⋅g<br />

− cW<br />

⋅ ⋅<br />

ρs<br />

2⋅<br />

VP<br />

⋅ρs<br />

( ρs<br />

− ρf<br />

) ⋅g<br />

2<br />

( ρs<br />

− ρf<br />

) ⋅g<br />

AP<br />

⋅ρf<br />

⋅ v ( ρs<br />

− ρf<br />

) ⋅<br />

− cW<br />

⋅<br />

⋅<br />

ρs<br />

2⋅<br />

VP<br />

⋅( ρs<br />

− ρf<br />

) ⋅g<br />

ρs<br />

2<br />

( ρ ) ⎡<br />

⎤<br />

s<br />

− ρf<br />

⋅g<br />

AP<br />

⋅ρf<br />

⋅ v<br />

⋅ ⎢1<br />

− cW<br />

( Re(v) ) ⋅<br />

ρ<br />

2⋅<br />

V ⋅( ρ − ρ ) ⋅g<br />

⎥ ⎦<br />

s<br />

⎣<br />

2<br />

⎡<br />

⎤<br />

s f<br />

AP<br />

⋅ρf<br />

⋅ v<br />

= ⋅g<br />

⋅ ⎢1<br />

− cW<br />

( Re(v) ) ⋅<br />

ρ + ϕ ⋅ρ<br />

( )<br />

⎥ (4.103)<br />

s f f ⎣<br />

2⋅<br />

VP<br />

⋅ ρs<br />

− ρf<br />

⋅g<br />

⎦<br />

Einsetzen von Gl.(4.47) in Gl.(4.103) und es ergibt sich eine nichtlineare Differentialgleichung<br />

erster Ordnung:<br />

2<br />

dv ρ ⎡ ⎤<br />

s<br />

− ρf<br />

v (t)<br />

= ⋅ g ⋅ ⎢1<br />

−<br />

2<br />

dt ρ + ϕ ⋅ρ<br />

⎥<br />

s f f ⎣ vs<br />

⎦<br />

oder<br />

P<br />

s<br />

2<br />

P<br />

s<br />

f<br />

g<br />

dv<br />

dt<br />

⎛ v −<br />

2<br />

= D<br />

2<br />

(t) ⎞<br />

( ρ ) ⋅ ⋅<br />

⎜<br />

⎟ f<br />

g 1<br />

vs<br />

⎠<br />

⎝<br />

(4.104)<br />

mit der Fluiddichtefunktion D(ρ f ):<br />

D<br />

( )<br />

ρ<br />

− ρ<br />

s f<br />

ρ<br />

f<br />

= . (4.105)<br />

ρs<br />

+ ϕf<br />

⋅ρf<br />

Für Luft ist D(ρ f ) = 1 wegen ρ s >>ρ f . Für ρ s = ρ f ist D = 0 (keine Beschleunigung)<br />

und für Leichtgut ρ s < ρ f ergibt sie negative Werte, das ein Aufschwimmen<br />

der Partikel kennzeichnet.<br />

Gl.(4.104) ist wegen c W = f(Re(v)), siehe allgemeine Formel nach KASKAS<br />

24 4<br />

c W<br />

= + + 0,4 , (4.16)<br />

Re Re<br />

nicht geschlossen, sondern nur numerisch integrierbar.<br />

4.1.2.2.3 Analytische Lösungen für laminare Umströmung<br />

Eine analytische Lösung kann man jedoch für die Differentialgleichung der<br />

Partikelsedimentation, Gl.(4.103), bei laminarer Kugelumströmung im<br />

STOKES-Bereich, d.h. c W<br />

= 24 / Re , gewinnen, siehe auch 10 :<br />

dv<br />

dt<br />

=<br />

ρ<br />

( ρ − ρ )<br />

s<br />

s<br />

+ ϕ<br />

f<br />

f<br />

⋅ρ<br />

f<br />

⎡ 24⋅η<br />

⋅g<br />

⋅ ⎢1<br />

−<br />

⎣ v ⋅d<br />

⋅ρ<br />

f<br />

2<br />

6⋅π⋅d<br />

⋅<br />

3<br />

2⋅4⋅π⋅d<br />

⋅<br />

2<br />

⋅ρ ⎤<br />

f<br />

⋅ v<br />

( ρ − ρ ) ⋅g<br />

⎥ ⎦<br />

s<br />

f<br />

10 Schubert, H., S. 123, in 1<br />

© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />

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dv<br />

dt<br />

⎡<br />

= D( ρf<br />

) ⋅ g ⋅ ⎢1<br />

−<br />

v<br />

⎣ s f<br />

18⋅<br />

η ⎤<br />

⋅<br />

2<br />

( ρ − ρ ) ⋅ d ⋅ g<br />

⎥ ⎦<br />

203<br />

dv(t)<br />

dt<br />

D<br />

⎛ v(t) ⎞ − . (4.106)<br />

( ρ ) ⎜ ⎟ f ⋅ g ⋅ 1<br />

⎝ v ⎠<br />

= s<br />

Die Integration der nunmehr linearen Differentialgleichung liefert nach Trennung<br />

der Variablen für die Anfangsbedingung v(t = 0) = 0<br />

v<br />

∫<br />

v = 0<br />

dv<br />

1−<br />

v / v<br />

s<br />

= D ⋅ g ⋅<br />

mit der Substitution<br />

t<br />

∫<br />

t = 0<br />

dt<br />

x = 1−<br />

v / vs<br />

→ dx = −dv / vs<br />

→ − vs<br />

⋅∫<br />

− v ⋅ ln( 1 − v / v ) = D ⋅ g ⋅ t 1 − v / v = exp( − D ⋅ g ⋅ t / )<br />

s<br />

s<br />

s<br />

v s<br />

dx<br />

x<br />

=− v<br />

s<br />

⋅ ln x<br />

die Zeitabhängigkeit der Sinkgeschwindigkeit, d.h. die Geschwindigkeits-<br />

Zeit-Funktion der beschleunigten Partikelsedimentation bei laminarer Umströmung<br />

⎡ ⎛ g ⋅ t ⎞⎤<br />

⎡ ⎛ ⎞⎤<br />

( )<br />

⎢ ⎜<br />

t<br />

v (t) = v ⎢<br />

⎥ = ⋅ − − ⎟<br />

s<br />

⋅ 1−<br />

exp<br />

⎜−<br />

D ρf<br />

⋅<br />

⎟ vs<br />

1 exp<br />

⎥ (4.107)<br />

⎣ ⎝ vs<br />

⎠⎦<br />

⎢⎣<br />

⎝<br />

t63,v s ⎠⎥⎦<br />

mit einer charakteristischen Sinkzeit (svw. Kinetikparameter) t 63,vs<br />

( ρ )<br />

( ρ + ϕ ⋅ρ )<br />

2<br />

vs<br />

s f f<br />

⋅ d<br />

t63 ,v s<br />

= =<br />

. (4.108)<br />

D ⋅ g 18⋅<br />

η<br />

f<br />

Da die Dichtefunktion für Wasser D(ρ f ) < 1 ist, werden die Beschleunigungszeiten<br />

gegenüber D = 1 (für Luft) etwas verlängert.<br />

Die erneute Integration der Differentialgleichung der Zeitfunktion der instationären<br />

Sinkgeschwindigkeit, Gl.(4.107),<br />

ds(t) ⎡ ⎛ ⎞⎤<br />

⎢ ⎜<br />

t<br />

v (t) = = v<br />

⎟<br />

s ⋅ 1 − exp − ⎥<br />

⎢<br />

(4.109)<br />

dt<br />

⎣ ⎝<br />

t<br />

63,vs<br />

⎠⎥⎦<br />

liefert für die Anfangsbedingung s(t = 0) = 0<br />

s(t)<br />

t ⎡<br />

⎤<br />

t<br />

⎛ ⎞<br />

⎛ ⎞<br />

⎜ ⎟<br />

∫ ∫ ⎢ ⎜<br />

t<br />

⎟<br />

t<br />

ds = vs<br />

⋅ 1 − exp − ⎥ dt = v ⋅ − ⋅ ∫ −<br />

=<br />

= ⎣⎢<br />

s<br />

t vs<br />

exp dt<br />

s 0<br />

t 0 ⎝<br />

t<br />

63, v ⎠⎦⎥<br />

t=<br />

0 ⎝<br />

t<br />

s<br />

63, vs<br />

⎠<br />

dt<br />

x = −t<br />

/ t<br />

,v<br />

→ dx = − → v t exp(x) dx v t<br />

s<br />

s<br />

⋅<br />

63,v<br />

⋅ =<br />

s<br />

s<br />

⋅<br />

t<br />

∫<br />

63 63, v<br />

⋅<br />

s<br />

63,vs<br />

exp(x)<br />

⎛ ⎞<br />

⎜<br />

t<br />

s(t) = v ⋅ + ⋅ ⋅ − ⎟<br />

s<br />

t vs<br />

t<br />

63,v<br />

exp<br />

s<br />

⎝<br />

t<br />

63,vs<br />

⎠ =<br />

t<br />

t<br />

0<br />

= v<br />

s<br />

⋅ t + v<br />

s<br />

⋅ t<br />

63,vs<br />

⎡<br />

⎢<br />

⎢<br />

⎜ ⎛ t ⋅ exp −<br />

⎣ ⎝<br />

t<br />

63,vs<br />

⎞<br />

⎥ ⎥ ⎤<br />

⎟ −1<br />

⎠ ⎦<br />

s (t)<br />

⎡ ⎛<br />

⎢ ⎜<br />

t<br />

= vs<br />

⋅ t − vs<br />

⋅ t<br />

63,vs<br />

⋅ 1 − exp −<br />

⎢<br />

⎣ ⎝<br />

t<br />

63,vs<br />

⎞<br />

⎥ ⎥ ⎤<br />

⎟<br />

⎠⎦<br />

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204<br />

die Weg-Zeit-Funktion der Partikelsedimentation im STOKES-Bereich 11 :<br />

⎪<br />

⎧ ⎡ ⎛ ⎞⎤⎪ ⎫<br />

⎨ ⎢ ⎜<br />

t<br />

s (t) = v<br />

⎟<br />

s ⋅ t − t<br />

63,v ⋅ 1 − exp − ⎥ ⎬ (4.110)<br />

s<br />

⎪⎩ ⎢<br />

⎣ ⎝<br />

t<br />

63,vs<br />

⎠⎥⎦<br />

⎪ ⎭<br />

Bei genügend großen Zeiten t > 4 . t 63,vs nimmt der Sinkweg linear zu s(t) = v . s t.<br />

Die Umkehrfunktion für eine gesuchte Sinkzeit t s bei gegebener Behälterhöhe<br />

oder Sinkweg s* ergibt sich durch Umstellen dieser Gl. (4.110):<br />

*<br />

s<br />

⎡ ⎛ ⎞⎤<br />

⎢ ⎜<br />

t<br />

= − ⋅ − −<br />

s<br />

t<br />

⎟<br />

s<br />

t<br />

63,v<br />

1 exp ⎥<br />

s<br />

v<br />

⎢<br />

s<br />

⎣ ⎝<br />

t<br />

63,vs<br />

⎠⎥⎦<br />

Es lässt sich keine analytisch darstellbare Umkehrfunktion finden. Sie ist jedoch<br />

numerisch mittels Iterationen lösbar (der Index (0) kennzeichnet den Anfangs-<br />

oder Vorgängerwert):<br />

*<br />

s ⎡ ⎛ t ⎞⎤<br />

s,(0)<br />

t ⎢ ⎜ ⎟<br />

s = + t<br />

63,v ⋅ 1 − exp − ⎥<br />

(4.111)<br />

s<br />

v ⎢<br />

s<br />

⎣ ⎝<br />

t<br />

63,vs<br />

⎠⎥⎦<br />

Anhand der Gl.(4.111) kann unmittelbar abgelesen werden, dass sich die Sinkzeit<br />

aus einem Anteil der stationären Sedimentation und einem instationären<br />

oder beschleunigten Anteil des Sinkprozesses infolge des Anlaufvorganges<br />

zusammensetzt.<br />

Für große Sinkzeiten t s , große Wege s*, schnelle Kinetik (kleiner Zeitparameter)<br />

t 63,vs und geringe stationäre Sinkgeschwindigkeit v s kann der letzte Term in<br />

der Gl. (4.111) vernachlässigt werden. D.h. es gilt unter der Bedingung<br />

ts > 4 , (4.112)<br />

t<br />

63,v s<br />

die auch in vielen Fällen erfüllt sein dürfte, 1− exp( −4)<br />

= 0,98 ≈ 1 und damit<br />

*<br />

s<br />

t<br />

s<br />

≈ + t63,v v<br />

s<br />

(4.113)<br />

s<br />

Der Term s*/v s entspricht einer mittleren Verweilzeit t V,s während der stationären<br />

Partikelsedimentation:<br />

s<br />

v<br />

s<br />

*<br />

s<br />

= t<br />

(4.114)<br />

V,s<br />

V,s<br />

t ≈ t + t<br />

(4.115)<br />

63,v s<br />

Dies kann auch als Nachweis der Plausibilität dieser Herleitungen dienen.<br />

© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />

11 Siehe auch: Müller, W. H. und Ferber, F., Technische Mechanik für Ingenieure, S. 216,<br />

Fachbuchverlag Leipzig, 2003<br />

MVT_e_4neu <strong>Mechanische</strong> <strong>Verfahrenstechnik</strong> - Partikeltechnik <strong>Stromklassierung</strong> Prof. Dr. J. Tomas, 28.11.2013


205<br />

Da sich keine analytische Umkehrfunktion für die Sinkweg-Zeit-Funktion finden<br />

lässt, kann man beide Gln. (4.107) und (4.110) numerisch koppeln. Darüber<br />

hinaus kann man unter der Bedingung ts / t63,v<br />

> 4 die Sinkzeit<br />

*<br />

s<br />

t<br />

s<br />

≈ + t63,v v<br />

s<br />

(4.113)<br />

s<br />

in die Geschwindigkeits-Zeit-Funktion, Gl.(4.107), einsetzen:<br />

⎡ ⎛ ⎞⎤<br />

⎢ ⎜<br />

t<br />

v (t) = v<br />

⎟<br />

s ⋅ 1 − exp −<br />

⎥<br />

(4.107)<br />

⎢⎣<br />

⎝<br />

t63,v<br />

s ⎠⎥⎦<br />

Das ergibt eine Näherung der Geschwindigkeits-Weg-Funktion der Partikelsedimentation<br />

im STOKES-Bereich:<br />

⎡ ⎛<br />

⎞⎤<br />

⎢ ⎜<br />

s<br />

v(s) ≈ v<br />

⎟<br />

s<br />

⋅ 1−<br />

exp − −1<br />

⎥<br />

(4.116)<br />

⎢⎣<br />

⎝<br />

vs<br />

⋅ t63,v s ⎠⎥⎦<br />

Die Lösungen (4.107) und (4.110) für den STOKES-Bereich ergeben, dass<br />

zwar die stationäre Sinkgeschwindigkeit erst erreicht wird, wenn t → ∞ bzw.<br />

der Weg s → ∞ geht. Praktisch interessiert aber, nach welcher Sinkzeit t die<br />

instationäre Geschwindigkeit v(t) sich v s genügend genähert hat bzw. die stationäre<br />

Sinkgeschwindigkeit praktisch erreicht worden ist:<br />

[ 1−<br />

exp( −1)<br />

] = 0,63<br />

s<br />

v(t<br />

= t<br />

⋅<br />

(4.117)<br />

s<br />

63,v<br />

) = vs<br />

⋅<br />

v<br />

[ 1−<br />

exp( −3)<br />

] = 0,95<br />

s<br />

95<br />

3⋅<br />

t63,v<br />

) = vs<br />

⋅<br />

v<br />

v(t<br />

= ⋅<br />

(4.118)<br />

s<br />

geworden ist. Für diese Sinkzeiten t = t 63,vs und t = 3 . t 63,vs ergeben sich somit<br />

folgende charakteristische Sinkwege (mit Gl.(4.108) für t 63,vs ):<br />

⎪<br />

⎧<br />

⎡ ⎛ t ⎞⎤<br />

63,vs<br />

⎪<br />

⎫<br />

s(t<br />

= t<br />

,v<br />

) v t t 1 exp<br />

v t 1 1<br />

s<br />

=<br />

s ⋅ ⎨ 63,vs<br />

−<br />

63,v<br />

⎬ =<br />

s<br />

⋅ ⎢ − ⎜ − ⎟⎥<br />

s<br />

⋅<br />

63, v<br />

−<br />

s<br />

t<br />

63,v<br />

⎪⎩<br />

⎢<br />

⎣ ⎝<br />

s ⎠⎥⎦<br />

⎪⎭<br />

s<br />

{ [ 0,37]<br />

}<br />

63<br />

−<br />

( D⋅g)<br />

2<br />

s(t = t ) = 0,37⋅<br />

v ⋅ t = 0,37⋅<br />

v /<br />

(4.119)<br />

s(t<br />

s(t<br />

63,vs<br />

s 63,vs<br />

s<br />

⎪⎧<br />

⎡ 3t ⎞⎤<br />

63 ⎪⎫<br />

95<br />

3t<br />

63,v<br />

) v 3t t 1 exp<br />

v t<br />

s s ⎨ 63,vs<br />

63,v ⎢ =<br />

s ⎜ ⎥⎬<br />

s<br />

⋅<br />

63, v<br />

−<br />

s<br />

⎪⎩<br />

⎛ = = − − −<br />

⎣ t<br />

⎟<br />

⎝ 63 ⎠⎦⎪⎭<br />

( D⋅g)<br />

{ 3 − [ 1 0,05]<br />

}<br />

2<br />

= 3⋅<br />

t ) = 2,05⋅<br />

v ⋅ t = 2,05⋅<br />

v /<br />

(4.120)<br />

95 63,vs<br />

s 63,vs<br />

s<br />

Bei laminarer Partikelumströmung in Flüssigkeiten (ρ f ≈ 1000 kg/m 3 ) sind diese<br />

Übergangszeiten und Beschleunigungswege für verfahrenstechnische Auslegungsrechnungen<br />

gewöhnlich vernachlässigbar, siehe Tabelle 4.3. Es kann<br />

näherungsweise mit stationären Prozessen gerechnet werden 10 .<br />

4.1.2.2.4 Näherungslösungen für turbulente Umströmung<br />

Analytische Näherungslösungen kann man für die turbulente Umströmung<br />

glatter Kugeln im NEWTON-Bereich c W = 0,44 ≠ f(v(t)) nur gewinnen, wenn<br />

MVT_e_4neu <strong>Mechanische</strong> <strong>Verfahrenstechnik</strong> - Partikeltechnik <strong>Stromklassierung</strong> Prof. Dr. J. Tomas, 28.11.2013


206<br />

man während der Partikelbeschleunigung - also beim zeitlichen Durchlaufen<br />

des Bereiches der geringen Sinkgeschwindigkeiten des laminaren und des<br />

Übergangsbereiches der Partikelumströmung, siehe Tabelle 4.2 - voraussetzt,<br />

dass der Widerstandsbeiwert abschnittsweise c W = const. sei 10 . Der Bereich<br />

beginnender laminarer Sinkbewegung ist im Vergleich zur stationären Sinkgeschwindigkeit<br />

bei turbulenter Partikelumströmung vernachlässigbar klein. Das<br />

zeigt das Verhältnis beider kritischen Reynoldszahlen (für d = const.):<br />

v<br />

Re<br />

1<br />

krit,lam<br />

s,lam<br />

≤ ⋅ vs,turb<br />

= ⋅ vs,turb<br />

= 0,1% ⋅ vs,turb<br />

(4.121)<br />

Rekrit,turb<br />

1000<br />

Das Verhältnis der Beschleunigungen, d.h. Gl.(4.104)/Gl.(4.106) beispielsweise<br />

für v = 0,5 . v s , zeigt wegen des geringeren Widerstandsbeiwertes c W,turb <<br />

c W,Über den um 50% schnelleren Zeitverlauf (Anstieg) bei turbulenter Umströmung<br />

und damit die Plausibilität obiger Annahme:<br />

⎛ dv ⎞<br />

⎜ ⎟<br />

⎝ dt ⎠<br />

⎛ dv<br />

⎜<br />

⎞ ⎟<br />

⎝ dt ⎠<br />

turb<br />

lam<br />

v=<br />

0,5⋅vs<br />

=<br />

D<br />

( ρ )<br />

D<br />

f<br />

( ρ )<br />

f<br />

2<br />

⎛ v (t)<br />

g 1<br />

2<br />

v ⎟ ⎞<br />

⋅ ⋅ ⎜ −<br />

⎝ s ⎠<br />

⎛ v(t) ⎞<br />

⋅ g ⋅ ⎜1<br />

−<br />

v<br />

⎟<br />

⎝ s ⎠<br />

v=<br />

0,5⋅vs<br />

2<br />

1−<br />

0,5<br />

=<br />

1−<br />

0,5<br />

= 1,5<br />

(4.122)<br />

dv(t)<br />

dt<br />

ρs<br />

− ρf<br />

ρ + ϕ ⋅ρ<br />

2<br />

⎛ v (t) ⎞<br />

⋅ g ⋅ ⎜1<br />

−<br />

⎟<br />

2 = D<br />

⎝ vs<br />

⎠<br />

⎛<br />

( ρ ) ⋅ ⎜<br />

⎟ f ⋅ g 1 −<br />

⎝ vs<br />

⎠<br />

=<br />

2<br />

s<br />

f<br />

f<br />

2<br />

v (t) ⎞<br />

. (4.104)<br />

Die Integration der nichtlinearen Differentialgleichung liefert nach Trennung<br />

der Variablen mit der Anfangsbedingung v(t = 0) = 0 für übliche v(t) ≤ v s<br />

v<br />

∫<br />

v=<br />

0<br />

dv<br />

2<br />

v − v<br />

s<br />

2<br />

D⋅g<br />

= ⋅<br />

2<br />

v<br />

s<br />

t<br />

∫<br />

t=<br />

0<br />

dt<br />

(4.123)<br />

folgende Lösung 12 :<br />

v<br />

∫<br />

v=<br />

0<br />

dv<br />

2<br />

v − v<br />

s<br />

2<br />

1<br />

=<br />

2⋅<br />

v<br />

s<br />

⎛ vs<br />

+ v ⎞<br />

⋅ln<br />

⎜ ⎟<br />

vs<br />

v<br />

⎝ − ⎠<br />

v<br />

0<br />

1<br />

=<br />

2⋅<br />

v<br />

s<br />

⎡ ⎛ vs<br />

+ v ⎞ ⎛ v ⎞⎤<br />

s<br />

D⋅g<br />

⋅ ⎢ln<br />

⎜ ln ⎥ = ⋅ t<br />

2<br />

⎣ vs<br />

v<br />

⎟ −<br />

⎜<br />

v<br />

⎟<br />

⎝ − ⎠ ⎝ s ⎠⎦<br />

vs<br />

⎛ vs<br />

+ v ⎞ 2⋅<br />

D⋅g<br />

v + v ⎛ 2⋅<br />

D⋅g<br />

ln<br />

⎜ = ⋅ t<br />

vs<br />

v<br />

⎟ ,<br />

⎝ − ⎠ v<br />

⎟ ⎞<br />

= exp<br />

⎜ ⋅ t<br />

s<br />

vs<br />

− v ⎝ vs<br />

⎠<br />

⎛ 2⋅<br />

D⋅g<br />

⎞<br />

v + v =<br />

t<br />

s<br />

( v ) ⎜<br />

⎟ s<br />

− v ⋅exp<br />

⋅<br />

⎝ vs<br />

⎠<br />

s<br />

,<br />

⎡ ⎛ 2⋅<br />

D⋅g<br />

⎞⎤<br />

⎡ ⎛ 2⋅<br />

D⋅g<br />

⎞ ⎤<br />

v ⋅ ⎢1<br />

+ exp<br />

⎜ ⋅ t⎟<br />

⎥ = v ⋅ ⎢ ⎜<br />

⋅ t<br />

⎟ −<br />

s<br />

exp<br />

1⎥<br />

,<br />

⎣ ⎝ vs<br />

⎠⎦<br />

⎣ ⎝ vs<br />

⎠ ⎦<br />

© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />

12 Siehe Ruge, P., Mathematik, S. A 47, in Czichos, H., Hütte, Springer Berlin 1991.<br />

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⎛ 2⋅<br />

D⋅g<br />

⎞<br />

exp⎜<br />

⋅ t<br />

⎟ − 1<br />

⎝ vs<br />

⎠<br />

⎛ D⋅g<br />

⎞<br />

v(t) = vs ⋅<br />

= vs<br />

⋅ tanh<br />

⎜ ⋅ t<br />

⎟ mit<br />

⎛ 2⋅<br />

D⋅g<br />

⎞<br />

⎝ ⎠<br />

⎜ ⋅<br />

⎟ +<br />

vs<br />

exp t 1<br />

⎝ vs<br />

⎠<br />

exp<br />

exp<br />

( 2x)<br />

( 2x)<br />

−1<br />

=<br />

+ 1<br />

207<br />

tanh( x)<br />

Das ergibt die Zeitabhängigkeit der instationären Sinkgeschwindigkeit, d.h.<br />

die Geschwindigkeits-Zeit-Funktion der beschleunigten Partikelsedimentation<br />

bei turbulenter Umströmung<br />

⎛ t ⎞<br />

v (t) = v ⋅ ⎜ ⎟<br />

s<br />

tanh<br />

(4.124)<br />

⎝ t76,vs<br />

⎠<br />

mit der für diesen Mikroprozess typischen tanh-Funktion und einer charakteristischen<br />

Sinkzeit t 76,vs der turbulenten Partikelumströmung:<br />

vs<br />

1 4 ( ρs−ρf<br />

) ⋅d<br />

⋅g<br />

ρs<br />

+ ϕf<br />

⋅ρf<br />

4⋅(<br />

ρs−ρf<br />

) ⋅d<br />

t76,vs<br />

= = ⋅<br />

= ⋅<br />

D⋅g<br />

D⋅g<br />

3 c ⋅ρ ρ − ρ 3⋅c<br />

⋅ρ ⋅g<br />

t<br />

76,vs<br />

W<br />

f<br />

= vs<br />

ρs<br />

+ ϕf<br />

⋅ρf<br />

4 ⋅ ( ρs−ρf<br />

) ⋅ d<br />

= ⋅<br />

D( ρ ) ⋅ g ρ − ρ 3⋅<br />

c ⋅ρ ⋅ g<br />

(4.125)<br />

f<br />

s<br />

f<br />

W<br />

Der Index 76 der charakteristischen Sinkzeit wurde gewählt, weil für t = t 76 die<br />

Funktion<br />

v(t<br />

= t ) = v ⋅ tanh 1 = 0,76 ⋅<br />

(4.126)<br />

( )<br />

s<br />

76,vs<br />

s<br />

v<br />

ergibt. Die stationäre Sinkgeschwindigkeit wird für<br />

v(t<br />

v(t<br />

( 2) = 0,964 ⋅<br />

s<br />

96<br />

2 ⋅ t76,vs)<br />

= vs<br />

⋅ tanh v<br />

= (4.127)<br />

( 3) = 0,995⋅<br />

s<br />

99<br />

3⋅<br />

t76,vs)<br />

= vs<br />

⋅ tanh v<br />

= (4.128)<br />

mit weniger als 4%-iger bzw. 0,5%-iger Abweichung erreicht.<br />

Die erneute Integration der Differentialgleichung der Zeitfunktion der instationären<br />

Sinkgeschwindigkeit, Gl.(4.124),<br />

ds(t) ⎛ ⎞<br />

⎜<br />

t<br />

v (t) = = v ⋅ ⎟<br />

s<br />

tanh<br />

(4.129)<br />

dt<br />

⎝ t<br />

76,vs ⎠<br />

liefert mit der Anfangsbedingung s(t = 0) = 0:<br />

s(t)<br />

∫<br />

s=<br />

0<br />

t<br />

⎛ ⎞<br />

⎜<br />

t<br />

ds = s(t) = v ⋅<br />

⎟<br />

s ∫ tanh<br />

dt<br />

(4.130)<br />

t=<br />

0 ⎝ t<br />

76, vs ⎠<br />

Das rechte Integral wird mit Hilfe folgender Substitutionen analytisch gelöst:<br />

x = t / t 76,vs<br />

abgeleitet: dx = dt / t 76, vs<br />

d.h.: dt = t<br />

76,<br />

vs<br />

⋅ dx<br />

∫<br />

⎛<br />

⎜<br />

t<br />

tanh<br />

⎝ t<br />

76,vs<br />

⎞<br />

⎟<br />

dt = t<br />

⎠<br />

76,vs<br />

⋅<br />

∫<br />

tanh<br />

( x)<br />

f<br />

s<br />

f<br />

dx = t<br />

76, vs<br />

⋅<br />

∫<br />

W<br />

sinh<br />

cosh<br />

f<br />

( x)<br />

( x)<br />

dx<br />

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∫<br />

sinh<br />

cosh<br />

( x)<br />

( x)<br />

dx<br />

208<br />

f<br />

entspricht dem Integralkern 13 f’(x)/f(x), also: ∫ ′ (x)<br />

dx<br />

f (x)<br />

Die Substitution u = cosh( x)<br />

ergibt abgeleitet:<br />

( x) ⋅ dx<br />

du = sinh d.h.:<br />

Das unbestimmte Integral wird umgeformt zu:<br />

t ⎞<br />

sinh( x)<br />

du<br />

tanh ⎟<br />

∫ ⎜ ⎛<br />

dt t<br />

76,vs<br />

t<br />

t<br />

= ⋅∫<br />

⋅ =<br />

⎝ 76,vs ⎠<br />

u sinh( x)<br />

Das rückwärtige Einsetzen liefert:<br />

t<br />

∫<br />

t=<br />

0<br />

t<br />

∫<br />

t=<br />

0<br />

t<br />

∫<br />

⎛ t<br />

tanh⎜<br />

⎝ t<br />

⎛<br />

⎜<br />

t<br />

tanh<br />

⎝ t<br />

76,<br />

⎛<br />

⎜<br />

t<br />

tanh<br />

⎝ t<br />

⎞<br />

⎟<br />

dt = t<br />

⎠<br />

⋅ ln cosh(x)<br />

du<br />

dx =<br />

sinh( x)<br />

76,vs<br />

⋅<br />

∫<br />

du<br />

u<br />

= t<br />

76,vs<br />

u=<br />

1 76,vs<br />

76,<br />

vs<br />

t<br />

76,vs<br />

vs<br />

⎞<br />

⎟<br />

dt = t<br />

⎠<br />

⎞<br />

⎟<br />

dt = t<br />

⎠<br />

76,vs<br />

u<br />

⎡ ⎛<br />

⎢ ⎜<br />

t<br />

⋅ ln cosh<br />

⎢<br />

⎣ ⎝ t<br />

⎛<br />

⋅ ln cosh⎜<br />

⎝<br />

76,vs<br />

76,vs<br />

t= 0 76,<br />

vs<br />

t<br />

76, vs<br />

t<br />

= t<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

⎛<br />

⋅ ln cosh⎜<br />

⎝<br />

⎞<br />

⎟<br />

− ln cosh<br />

⎠<br />

⎤<br />

( 0) ⎥<br />

⎥<br />

⎦<br />

t<br />

76, vs<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

t<br />

⋅ln u<br />

Die Weg-Zeit-Funktion der Partikelsedimentation im NEWTON-Bereich ist:<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎜ ⎛ t<br />

s (t) = vs<br />

⋅ t<br />

76,vs<br />

⋅ ln cosh<br />

(4.131)<br />

⎝ t<br />

76,vs ⎠<br />

Mit dieser Weg-Zeit-Funktion lassen sich folgende charakteristische Sinkwege<br />

ermitteln:<br />

s(t<br />

2<br />

( ) = 0,433⋅<br />

v ⋅ t = 0,433⋅<br />

v /(D g)<br />

) = v ⋅ t ⋅ln cosh 1<br />

(4.132)<br />

76 s 76,vs<br />

s 76,vs<br />

s<br />

⋅<br />

t=<br />

0<br />

t<br />

2<br />

= 2 ⋅ , d.h. s(t ) = 1,33⋅<br />

v ⋅ t = 1,33⋅<br />

v /(D g)<br />

(4.133)<br />

96<br />

t 76,vs<br />

96 s 76,vs<br />

s<br />

⋅<br />

t<br />

2<br />

= 3⋅<br />

, d.h. s(t ) = 2,31⋅<br />

v ⋅ t = 2,31⋅<br />

v /(D g)<br />

(4.134)<br />

99<br />

t 76,vs<br />

99 s 76,vs<br />

s<br />

⋅<br />

Die Umkehrfunktion für eine gesuchte Sinkzeit t s bei gegebener Behälterhöhe<br />

(Weg) s* ergibt sich durch Umstellen dieser Gl. (4.131):<br />

*<br />

s<br />

v ⋅ t<br />

s<br />

76,vs<br />

⎛<br />

⎜<br />

t<br />

= ln cosh<br />

⎝ t<br />

s<br />

76, vs<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

⎛<br />

*<br />

⎞ ⎛ ⎞<br />

⎜<br />

s<br />

⎟ = ⎜<br />

t<br />

s<br />

exp ⎟<br />

cosh<br />

(4.135)<br />

⎝ vs<br />

⋅ t<br />

76,vs ⎠ ⎝ t<br />

76, vs ⎠<br />

Dazu wird die cosh-Funktion in exp-Funktionen umgewandelt 14 :<br />

© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />

13 Leupolt, W. u.a., Analysis, S. 254 und 256, Fachbchverlag Leipzig 1968.<br />

14 Bronstein, I.E. und R.A. Semendjajev, Taschenbuch der Mathematik, S. 88 und 91, 7. Aufl.,<br />

Verlag Harri Deutsch, Frankfurt a.M. 2008.<br />

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⎛ t<br />

s<br />

cosh⎜<br />

⎝ t<br />

exp t / t<br />

exp⎜<br />

⎝ v<br />

76,vs<br />

⎞ exp<br />

⎟<br />

=<br />

⎠<br />

⋅ exp t<br />

( t / t )<br />

s<br />

76,vs<br />

+ exp( −t<br />

2<br />

s<br />

/ t<br />

76,vs<br />

)<br />

exp(t<br />

⋅<br />

exp(t<br />

(<br />

s 76,vs<br />

) (<br />

s<br />

/ t<br />

76,vs<br />

) + exp( −t<br />

s<br />

/ t<br />

76,vs)<br />

⋅ exp( t<br />

s<br />

/ t<br />

76,vs<br />

)<br />

2 ⋅ exp( t<br />

s<br />

/ t<br />

76,vs<br />

)<br />

⎛<br />

*<br />

⎞ exp( 2t / t ) + 1<br />

s<br />

s<br />

⋅ t<br />

76,vs<br />

⎟<br />

=<br />

⎠<br />

s<br />

2 ⋅ exp(t<br />

s<br />

76,vs<br />

/ t<br />

76,vs<br />

Das wird in eine quadratische Gleichung bezüglich ( t / )<br />

exp<br />

*<br />

( 2t / t ) 2 ⋅ exp⎜<br />

⋅ exp(t / t ) + 1 0<br />

und gelöst:<br />

exp<br />

)<br />

s<br />

s<br />

/ t<br />

/ t<br />

76,vs<br />

76,vs<br />

)<br />

)<br />

209<br />

( 2t / t )<br />

exp<br />

s<br />

=<br />

2 ⋅ exp(t<br />

s<br />

t 76,vs<br />

s<br />

76,vs<br />

/ t<br />

76,vs<br />

+ 1<br />

exp umgewandelt<br />

⎛ s<br />

s 76, vs<br />

vs<br />

t ⎟ ⎞<br />

− (4.136)<br />

⎜<br />

⎝ ⋅<br />

76,vs ⎠<br />

s 76,vs<br />

=<br />

⎛ s ⎞ 2 s ⎞<br />

v t<br />

⎜ ⎛ ⋅<br />

=<br />

⎜ ⎟<br />

s 76,vs<br />

vs<br />

t ⎟<br />

(4.137)<br />

⎝ ⋅ ⎠ ⎝ ⋅<br />

76,vs ⎠<br />

*<br />

*<br />

( t / t ) exp⎜<br />

⎟ + exp ⎟ −1<br />

s<br />

76,vs<br />

Diese Formulierung wird nun umgewandelt und vereinfacht:<br />

⎡ ⎛<br />

*<br />

⎞ ⎤<br />

⎜<br />

2 ⋅ s<br />

exp ⎟ ⎥<br />

−1<br />

⎛<br />

*<br />

⎞<br />

⎥<br />

( )<br />

⎝ ⋅<br />

⎜<br />

s<br />

vs<br />

t<br />

76,vs<br />

exp t<br />

⎟ ⋅ +<br />

⎠<br />

s<br />

/ t<br />

76,vs<br />

= exp<br />

1<br />

⎥<br />

⎝ v ⋅ ⎠<br />

⎥<br />

⎢ ⎢⎢⎢⎢ ⎛<br />

*<br />

s<br />

t<br />

76,vs<br />

⎞<br />

⎜<br />

2 ⋅ s<br />

exp ⎟<br />

⎥<br />

⎣ ⎝ vs<br />

⋅ t<br />

76,vs ⎠ ⎦<br />

⎛<br />

*<br />

⎞ ⎡ ⎛<br />

*<br />

⎞⎤<br />

( ) ⎜<br />

s<br />

⎟ ⎢ ⎜<br />

2 ⋅ s<br />

exp t<br />

⋅ + −<br />

⎟⎥<br />

s<br />

/ t<br />

76,vs<br />

= exp<br />

1 1 exp<br />

⎢<br />

−<br />

⎝ vs<br />

⋅ t<br />

76,vs ⎠<br />

⎥<br />

⎣ ⎝ vs<br />

⋅ t<br />

76,vs ⎠⎦<br />

⎧<br />

⎫<br />

⎪ ⎛<br />

*<br />

⎞ ⎡ ⎛<br />

*<br />

⎞⎤<br />

⎪<br />

⎨ ⎜<br />

s<br />

⎟ ⎢ ⎜<br />

2 ⋅ s<br />

t<br />

⎟⎥<br />

s<br />

= t<br />

76,vs<br />

⋅ ln exp<br />

⋅ 1+<br />

1−<br />

exp<br />

⎬<br />

⎢<br />

−<br />

⎥<br />

⎪⎩ ⎝ vs<br />

⋅ t<br />

76,vs ⎠ ⎣ ⎝ vs<br />

⋅ t<br />

76,vs ⎠⎦⎪⎭<br />

*<br />

⎡ ⎛<br />

*<br />

s<br />

⎞⎤<br />

⎢ ⎜<br />

2 ⋅ s<br />

t<br />

⎟⎥<br />

s<br />

= t<br />

76,vs<br />

⋅ + t<br />

76,vs<br />

⋅ ln 1+<br />

1−<br />

exp<br />

⎢<br />

−<br />

v ⋅<br />

s<br />

t<br />

76,vs<br />

⎥<br />

⎣ ⎝ vs<br />

⋅ t<br />

76,vs ⎠⎦<br />

Daraus ergibt sich eine übersichtliche Umkehrfunktion der Sinkzeit t s = f(s*):<br />

* ⎡ ⎛<br />

*<br />

s<br />

⎞⎤<br />

⎢ ⎜<br />

2 ⋅ s<br />

t ⎟⎥<br />

s<br />

= + t<br />

76,vs<br />

⋅ ln 1+<br />

1−<br />

exp<br />

⎢<br />

−<br />

(4.138)<br />

vs<br />

⎥<br />

⎣ ⎝ vs<br />

⋅ t<br />

76,vs ⎠⎦<br />

mit der stationären Sinkgeschwindigkeit im NEWTON-Bereich<br />

v<br />

4 ⋅ ( ρ<br />

−ρ ) ⋅ d ⋅ g<br />

s f<br />

s,N<br />

= (4.56)<br />

3⋅<br />

cW<br />

⋅ ρf<br />

)<br />

der charakteristischen Sinkzeit t 76,vs<br />

t<br />

76,vs<br />

vs<br />

ρs<br />

+ ϕf<br />

⋅ρf<br />

4⋅(<br />

ρs−ρf<br />

) ⋅d<br />

= = ⋅<br />

(4.125)<br />

D⋅g<br />

ρ − ρ 3⋅c<br />

⋅ρ ⋅g<br />

s<br />

f<br />

W<br />

und mit dem charakteristischen Produkt im Argument der exp-Funktion:<br />

f<br />

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v ⋅ t<br />

s<br />

v ⋅ t<br />

s<br />

76,vs<br />

76,vs<br />

2<br />

vs<br />

ρs<br />

+ ϕf<br />

⋅ρ<br />

= =<br />

D ⋅ g ρ − ρ<br />

ρs<br />

+ ϕf<br />

⋅ρ<br />

=<br />

ρ − ρ<br />

s<br />

f<br />

f<br />

s<br />

f<br />

f<br />

⋅<br />

W<br />

4 ⋅(<br />

ρs<br />

−ρf<br />

) ⋅d<br />

⋅ g<br />

⋅<br />

3⋅c<br />

⋅ρ<br />

4 ⋅ ( ρs<br />

−ρf<br />

) ⋅ d 4 ⋅ ( ρs<br />

+ ϕf<br />

⋅ρ<br />

⋅<br />

=<br />

3⋅<br />

c ⋅ρ 3⋅<br />

c ⋅ρ<br />

f<br />

W<br />

f<br />

W<br />

4 ⋅(<br />

ρs−ρ<br />

3⋅c<br />

⋅ρ<br />

f<br />

f<br />

W<br />

) ⋅d<br />

f<br />

f<br />

) ⋅d<br />

⋅ g<br />

210<br />

v<br />

v<br />

4 ⋅ ( ρ + ϕ<br />

⋅ρ ) ⋅d<br />

2<br />

s<br />

s f f<br />

s<br />

⋅ t76,vs<br />

= =<br />

(4.139)<br />

D ⋅ g 3⋅cW<br />

⋅ρf<br />

Anhand der obigen Gl.(4.138) kann unmittelbar abgelesen werden, dass sich<br />

die gesamte Sinkzeit aus der stationären Sinkzeit und einer Anlaufzeit des<br />

beschleunigten Sinkprozesses zusammensetzt.<br />

Für große Wege s * , schnelle Kinetik (kleine charakteristische Sinkzeit) t 76,vs<br />

und geringe stationäre Sinkgeschwindigkeit v s kann der letzte Term in der Gl.<br />

(4.138) vernachlässigt werden. D.h. es gilt unter der Bedingung<br />

v<br />

s<br />

*<br />

s<br />

⋅ t<br />

76,vs<br />

> 2 , (4.140)<br />

die auch in vielen Fällen erfüllt wird, 1− exp( −4)<br />

= 0,98 ≈ 1 und damit<br />

t<br />

s<br />

*<br />

s<br />

≈ + t<br />

76, vs<br />

⋅ ln 2<br />

(4.141)<br />

v<br />

s<br />

Der Term s*/v s entspricht der mittleren Verweilzeit t V,s während der stationären<br />

Partikelsedimentation in einem Klassierer oder Absetzbehälter:<br />

s<br />

v<br />

*<br />

s<br />

= t<br />

(4.142)<br />

V,s<br />

t<br />

s<br />

≈ t + t ⋅ ln 2<br />

(4.143)<br />

V,s<br />

76, vs<br />

Diese einfache Abschätzung lässt sich auch als Plausibilitätsbeweis der rechnerisch<br />

recht aufwändigen Herleitungen der instationären Modelle auffassen:<br />

Gesucht wird nun die Geschwindigkeits-Weg-Funktion der Partikelsedimentation<br />

im NEWTON-Bereich. Dazu muß die Zeit in der Geschwindigkeits-Zeit-<br />

Funktion, Gl.(4.124),<br />

⎛ t ⎞<br />

v (t) = v ⋅ ⎜ ⎟<br />

s<br />

tanh<br />

(4.124)<br />

⎝ t76,vs<br />

⎠<br />

durch eine Zeit-Weg-Funktion ersetzt werden. Um sich die aufwändigen Umrechnungen<br />

zu sparen, wird statt der abschließenden Formulierung, Gl.(4.138),<br />

die Zwischenlösung, Gl. (4.135), bevorzugt:<br />

*<br />

⎛ t ⎞ ⎛ ⎞<br />

⎜<br />

s<br />

s<br />

cosh ⎟ = ⎜ ⎟<br />

exp<br />

, (4.135)<br />

⎝ t76,vs<br />

⎠ ⎝ vs<br />

⋅ t76,vs<br />

⎠<br />

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211<br />

Denn die tanh-Funktion in der Gl. (4.124) lässt sich auch mit der cosh-<br />

Funktion ausdrücken 14 :<br />

v (t)<br />

= v<br />

s<br />

⎛ t<br />

⋅ tanh⎜<br />

⎝ t<br />

76,vs<br />

⎞<br />

⎟<br />

= v<br />

⎠<br />

s<br />

⋅<br />

⎜ ⎛<br />

2 t<br />

cosh<br />

⎝ t<br />

⎛ t<br />

cosh⎜<br />

⎝ t<br />

76,vs<br />

76,vs<br />

⎞<br />

⎟<br />

−1<br />

⎠<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

= v<br />

s<br />

⋅<br />

1−<br />

cosh<br />

−2<br />

⎜ ⎛ t<br />

⎝ t<br />

Einsetzen der Gl. (4.135) liefert die Geschwindigkeits-Weg-Funktion während<br />

der beschleunigten Partikelsedimentation im NEWTON-Bereich:<br />

⎛ 2⋅s<br />

⎞<br />

v (s) = v ⋅ − ⎜ ⎟<br />

s<br />

1 exp<br />

−<br />

(4.144)<br />

⎝ vs<br />

⋅ t76,vs<br />

⎠<br />

Folgendes Rechenbeispiel soll die Zusammenhänge nochmals verdeutlichen:<br />

a) Für die Sedimentation grober Qarzpartikel (d = 10 mm, ρ s = 2650 kg/m 3 )<br />

in Flüssigkeiten (η = 10 -3 Pa⋅s, ρl = 1000 kg/m 3 , φ f = 0,5 →D(ρ f ) = 0,524)<br />

sind diese Beschleunigungszeiten t sink (v/v s =0,96) = 0,27 s und Beschleunigungswege<br />

s(t 96 = 2 . t 76,vs ) = 126 mm ebenfalls noch verhältnismäßig klein<br />

bei einer stationären Sinkgeschwindigkeit v s = 0,7 m/s und Re = 7000 ><br />

Re krit = 10 3 .<br />

b) Für die Sedimentation grober Partikel (d = 10 mm, ρ s = 2650 kg/m 3 ) in<br />

einem Gas (Luft η = 18⋅10 -6 Pa⋅s, ρg = 1,2 kg/m 3 ) dauern diese Übergangszeiten<br />

im NEWTON-Bereich jedoch um Größenordnungen länger<br />

t sink (v/v s =0,96) = 5,7 s, bzw. die Beschleunigungswege sind ebenfalls<br />

deutlich länger s(t 96 = 2 . t 76,vs ) = 106 m und zwar für v s = 28 m/s und Re =<br />

1,87 . 10 4 .<br />

c) Beim Fallen großer biologischer Körper (d äqu ≈ 0,5 m, ρ s ≈ 1100 kg/m 3 ) in<br />

der atmosphärischen Luft η = 18⋅10 -6 Pa⋅s, ρg = 1,2 kg/m 3 dauern diese<br />

Beschleunigungszeiten noch länger t sink (v/v s =0,96) = 23,8 s. Die Beschleunigungswege<br />

sind ebenfalls um einige Größenordnungen länger s(t 96 =<br />

2 . t 76,vs ) = 1,86 km und zwar für die Endfallgeschwindigkeit von v s = 117<br />

m/s bzw. 421 km/h und Re = 3,9 . 10 6 .<br />

Folglich lassen sich die Beschleunigungszeiten und -wege für die letzten beiden<br />

Fälle b) und c) der Sedimentation grober Partikel in Luft nicht mehr vernachlässigen,<br />

siehe auch der gelb markierte Bereich in der Tabelle 4.3:<br />

76,vs<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

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212<br />

Tabelle 4.3: Übersicht über wesentliche Kennwerte der gleichmäßig beschleunigten<br />

Partikelsedimentation (Quarzpartikel ρ s = 2650 kg/m 3 ) in Wasser (η =<br />

10 -3 Pa⋅s, ρl = 1000 kg/m 3 , φ f =0,5 → D(ρ f ) = 0,524) und Luft (η = 18⋅10 -6 Pa⋅s,<br />

ρ g = 1,2 kg/m 3 ). Die Zahlenwerte wurden mit den Modellen berechnet, die in<br />

der folgenden Tabelle 4.4 zur besseren Übersicht noch einmal zusammengefasst<br />

wurden.<br />

Mikroprozessgrößen<br />

Laminare Partikelumströmung<br />

Turbulente Partikelumströmung<br />

Reynolds-Zahlbereich Re < Re St = 0,25…1 10 3 < Re N < Re c = 2⋅10 5<br />

Widerstandsbeiwert c W 24/Re 0,44<br />

Partikelgröße d in µm 40 10 mm<br />

Dispersionsmittel Wasser Luft Wasser Luft<br />

Partikel-Reynolds-Zahl Re 0,06 0,34 7000 1,87 . 10 4<br />

Partikelgrößenbereich d in µm < 100 < 57 > 2,7 mm > 1,5 mm<br />

Stationäre Sinkgeschwindigkeit v s in m/s 1,44 . 10 -3 0,13 0,7 28<br />

Charakteristische Sinkgeschwindigkeiten<br />

in m/s<br />

Charakteristische Beschleunigungswege<br />

in mm<br />

Charakteristische Sinkzeiten<br />

in s<br />

v(t 63 o. t 76 ) 0,91 . 10 -3 0,08 0,53 21,3<br />

v(t 95 o. t 96 ) 1,37 . 10 -3 0,124 0,67 27<br />

s(t 63 o. t 76 ) 0,15 µm 6 40 34 m<br />

s(t 95 o. t 96 ) 0,82 µm 34 126 106 m<br />

t 63,vs , t 76,vs 0,28 ms 0,013 0,13 2,8<br />

t 95,vs , t 96,vs 0,84 ms 0,039 0,27 5,7<br />

Wegparameter t s /t 63,vs > 4, s * /(v s . t 76,vs ) > 2 2,4 . 10 5 59 1,07 1,3 . 10 -3<br />

Sinkzeiten t s (s * = 0,1 m) in s 69 0,78 0,19 0,01<br />

Diese teilweise neu entwickelten Modelle 15 - vergleiche dazu 10 - zur Beschreibung<br />

der wesentlichen Mikroprozessgrößen der beschleunigten Partikelsedimentation<br />

bei stationärer Anströmung und homogener Umströmung wurden in<br />

der Tabelle 4.4, der Folie 4.11 und Folie 4.12 zusammengefasst:<br />

© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />

15 Tomas, J., Vorlesungsmanuskript MVT, Kapitel 4, Magdeburg 2011<br />

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213<br />

Tabelle 4.4: Übersicht über die Modelle der gleichmäßig beschleunigten Partikelsedimentation für laminare und turbulente Umströmung (TOMAS 2011)<br />

Mikroprozessgrößen Laminare Partikelumströmung Turbulente Partikelumströmung<br />

2<br />

2 2<br />

Partikelgrößenbereich 18⋅<br />

η ⋅ Re<br />

3<br />

St<br />

(4.57) 3⋅<br />

c<br />

dSt<br />

≤ 3<br />

W<br />

η ⋅ ReN<br />

d<br />

N<br />

≥ ⋅<br />

(4.59)<br />

ρ ⋅ ( ρ −ρ ) ⋅ g<br />

4 ⋅ρ ⋅ ( ρ −ρ ) ⋅ g<br />

Differentialgleichung<br />

Reynolds-Zahl, c W Re < Re St = 0,25 ... 1, c W = 24/Re (4.13) 10 3 < Re N < Re c = 2⋅10 5 , c W = 0,44 (4.15)<br />

2<br />

Stationäre Sinkgeschwindigkeit<br />

18η<br />

3⋅c<br />

( ρs−ρf<br />

) ⋅d<br />

⋅ g<br />

v =<br />

(4.55) 4 ⋅(<br />

ρs<br />

−ρf<br />

) ⋅d<br />

⋅ g<br />

(4.56)<br />

s ,St<br />

vs,N<br />

=<br />

⋅ρ<br />

Geschwindigkeits-Zeit-<br />

Gesetz<br />

Charakteristische Sinkzeit<br />

Charakteristische Sinkgeschwindigkeiten<br />

Differentialgleichung<br />

Weg-Zeit-Gesetz<br />

Sinkzeit<br />

Charakteristische Beschleunigungswege<br />

Geschwindigkeits-Weg-<br />

Gesetz<br />

f<br />

s<br />

f<br />

dv (t)<br />

⎛ v(t) ⎞<br />

= D( ρ<br />

f<br />

) ⋅ g ⋅ ⎜1<br />

−<br />

⎟<br />

(4.106) ( ) 2<br />

dv (t) ⎛ v (t)<br />

dt<br />

⎝ v<br />

s ⎠<br />

⎟ ⎞<br />

= D ρ<br />

f ⋅ g ⋅<br />

⎜1<br />

−<br />

(4.104)<br />

2<br />

dt<br />

⎝ vs<br />

⎠<br />

⎡ ⎛ ⎞⎤<br />

⎢ ⎜<br />

t<br />

⎟<br />

⎢<br />

⎥ ⎥ (4.107)<br />

v (t) = v<br />

s ⋅ 1 − exp −<br />

⎣ ⎝<br />

t<br />

63,vs<br />

⎠⎦<br />

( ρ )<br />

( ρ + ϕ ⋅ρ )<br />

2<br />

vs<br />

s f f<br />

⋅ d<br />

t = =<br />

(4.108)<br />

63,v<br />

s<br />

D ⋅ g 18⋅<br />

η<br />

f<br />

[ 1 − exp( −1)<br />

] = 0,63<br />

s<br />

vs<br />

⋅[ 1 − exp( −3)<br />

] = 0,95<br />

s<br />

v(t<br />

= t ) = v ⋅<br />

⋅<br />

s<br />

63,v<br />

s<br />

v<br />

95<br />

= 3⋅<br />

t63,v<br />

) =<br />

v<br />

v(t<br />

⋅<br />

s<br />

(t) ⎡ ⎛ ⎞⎤<br />

⎢ ⎜<br />

t<br />

= v<br />

⎟<br />

s ⋅ 1 − exp − ⎥<br />

dt ⎢<br />

⎣ ⎝<br />

t<br />

63,vs<br />

⎠⎥⎦<br />

⎪<br />

⎧ ⎡ ⎛ ⎞⎤⎪<br />

⎫<br />

⎨ ⎢ ⎜<br />

t<br />

(t) = v<br />

⎟<br />

s ⋅ t − t<br />

63,v ⋅ 1 − exp − ⎥⎬<br />

s<br />

⎪⎩ ⎢<br />

⎣ ⎝<br />

t<br />

63,vs<br />

⎠⎥⎦<br />

⎪⎭<br />

2<br />

s(t = t63,v<br />

) = 0,37⋅<br />

vs<br />

⋅ t63,v<br />

= 0,37⋅<br />

vs<br />

/( D ⋅ g)<br />

s<br />

s<br />

2<br />

s(t = 3⋅<br />

t ) = 2,05⋅<br />

v ⋅ t = 2,05⋅<br />

v / D ⋅ g<br />

(4.117)<br />

(4.118)<br />

ds (4.109)<br />

s<br />

(4.110)<br />

95 63,vs<br />

s 63,vs<br />

*<br />

s ⎡ ⎛ t ⎞⎤<br />

s,(0)<br />

t<br />

⎢ ⎜ ⎟<br />

s = + t<br />

63,v ⋅ 1 − exp − ⎥<br />

s<br />

v ⎢<br />

s<br />

⎣ ⎝<br />

t<br />

63,vs<br />

⎠⎥⎦<br />

⎡ ⎛<br />

⎞<br />

⎥ ⎥ ⎤<br />

⎢ ⎜<br />

s<br />

v(s) ≈ v<br />

⎟<br />

s<br />

⋅ 1−<br />

exp − −1<br />

⎢⎣<br />

⎝<br />

vs<br />

⋅ t63,v s ⎠⎦<br />

s<br />

( )<br />

(4.119)<br />

(4.120)<br />

(4.111)<br />

(4.116)<br />

v (t)<br />

t<br />

v(t<br />

= v<br />

s<br />

f<br />

s<br />

W<br />

⎛ t<br />

⋅ tanh⎜<br />

⎝ t<br />

f<br />

f<br />

76,vs<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

(4.124)<br />

= vs<br />

ρs<br />

+ ϕf<br />

⋅ ρf<br />

4 ⋅ ( ρs−ρf<br />

) ⋅ d<br />

= ⋅<br />

(4.125)<br />

D( ρ ) ⋅ g ρ − ρ 3⋅<br />

c ⋅ ρ ⋅ g<br />

76,vs<br />

f<br />

s f<br />

W f<br />

= t<br />

76,vs)<br />

= vs<br />

⋅ tanh 1 v<br />

96<br />

= 2 ⋅ t76,vs)<br />

= vs<br />

⋅<br />

v<br />

v(t<br />

(t)<br />

dt<br />

= v<br />

s<br />

⎛ t<br />

⋅ tanh⎜<br />

⎝ t<br />

76,vs<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

( ) = 0,76 ⋅<br />

s<br />

tanh( 2) = 0,964 ⋅<br />

s<br />

(4.126)<br />

(4.127)<br />

ds (4.129)<br />

⎛ ⎞<br />

⎜<br />

t<br />

⎟<br />

(4.131)<br />

s (t) = vs<br />

⋅ t<br />

76,vs<br />

⋅ ln cosh<br />

⎝ t<br />

76,vs ⎠<br />

2<br />

s(t76 ) = 0,433⋅<br />

vs<br />

⋅ t76,vs<br />

= 0,433⋅<br />

vs<br />

/(D ⋅ g)<br />

(4.132)<br />

2<br />

s(t96 ) = 1,33⋅<br />

vs<br />

⋅ t76,vs<br />

= 1,33⋅<br />

vs<br />

/(D ⋅ g)<br />

(4.133)<br />

* ⎡ ⎛<br />

*<br />

s<br />

⎞⎤<br />

⎢ ⎜<br />

2⋅s<br />

(4.138)<br />

t ⎟⎥<br />

s<br />

= + t<br />

76,vs<br />

⋅ln<br />

1+<br />

1−<br />

exp<br />

⎢<br />

−<br />

v<br />

s<br />

⎥<br />

⎣ ⎝ vs<br />

⋅ t<br />

76,vs ⎠⎦<br />

⎛ 2⋅s<br />

⎞<br />

(4.144)<br />

v (s) = v ⋅ − ⎜ ⎟<br />

s<br />

1 exp<br />

−<br />

⎝ vs<br />

⋅ t76,vs<br />

⎠<br />

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4.1.3 Bewegung deformierbarer Partikel in stationärer Strömung<br />

214<br />

Siehe dazu die Lehrbücher MVT 16 oder Strömungsmechanik, sowie ⇒ VO<br />

<strong>Mechanische</strong> Trennprozesse/<strong>Mechanische</strong> Flüssigkeitsabtrennung im Abschnitt<br />

4.1 „Grundlagen und Auslegung der Leichtstofftrennung“ ..\VO_MTP\MFA-<br />

_4.doc z.B. ../VO_MTP/MFA_4.doc#cw_korr<br />

4.1.4 Bewegung von Partikelschwärmen<br />

Bei verfahrenstechnischen Prozessen bewegen sich im Allgemeinen nicht Einzelpartikel,<br />

sondern Partikelschwärme. Infolgedessen sind zusätzliche Einflüsse<br />

auf die Partikelbewegung vorhanden, die einen komplexen Charakter besitzen<br />

und nur schwierig erfassbar sind.<br />

1) Falls keine flockende Wirkung vorhanden ist, kann man bei mittleren Partikelabständen<br />

a > 5⋅d, siehe MVT_e_1neu.doc#phis_a<br />

a ϕs,max<br />

k 3<br />

a<br />

= = −1<br />

(4.145)<br />

d ϕ<br />

s<br />

und dem Festoffvolumenanteil<br />

3<br />

Vs<br />

π ⋅ d π<br />

ϕs = = =<br />

= 1 − ε, (4.146)<br />

3<br />

V 6 ⋅<br />

3<br />

( d + a) 6 ⋅ ( 1 + a / d)<br />

d.h. ϕ s etwa < 0,25 % (hier ϕ s,max = π/6 = 0,5326), die gegenseitige Beeinflussung<br />

völlig vernachlässigen.<br />

2) Im Bereich von etwa 0,1 % < ϕ s < 5 % wurden verschiedentlich Geschwindigkeitserhöhungen<br />

gegenüber der für Einzelpartikel berechneten<br />

STOKES-Geschwindigkeit festgestellt (siehe z.B. /3.22./ bis /3.25/). Solche<br />

Geschwindigkeitserhöhungen sind auf die Bildung von Partikelschwärmen<br />

(Cluster) zurückzuführen, d.h. die Bildung von Anordnungen nahe beieinander<br />

gelegener Partikeln, die sich gegenseitig hydrodynamisch beeinflussen.<br />

Diese sich nicht berührenden Partikelschwärme haben einen geringeren<br />

Widerstandsbeiwert als die Einzelpartikel, wenn das Strömungsfeld<br />

groß genug gegenüber den Abmessungen der Partikelschwärme ist – d.h.<br />

freie unbehinderte Umströmung, z.B. Radfahrerpulk bei Gegenwind, siehe<br />

Folie 4.13.7a.<br />

3) Diese Geschwindigkeitserhöhung bleibt offensichtlich aus, wenn die Fluidströmung<br />

sich durch die Partikelkomplexe "hindurchzwängen" muss - behinderte<br />

Um- bzw. Durchströmung, z.B. bei Begrenzung durch Apparatewände<br />

oder durch weitere Partikelschwärme, siehe Folie 4.13.7b.<br />

© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />

16 Schubert, H., Handbuch der <strong>Mechanische</strong>n <strong>Verfahrenstechnik</strong>, S. 124 ff, WILEY-VCH,<br />

Weinheim 2003<br />

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215<br />

Für verfahrenstechnische Prozesse interessiert vor allem der Feststoff-Konzentrationsbereich,<br />

in dem die Bewegungsbehinderung bereits ausgeprägt ist,<br />

Relativbewegungen aber noch möglich sind, d.h. der Bereich von etwa ϕ s = 2<br />

% (a/d < 2 s. Gl.(4.145)) bis zu einer oberen Grenze, die von der<br />

‣ Partikelgrößen- und -formverteilung,<br />

‣ der Partikelabstandsverteilung und den resultierenden Wechselwirkungskräften,<br />

‣ den Strömungsverhältnissen (laminar oder turbulent) und<br />

‣ der Feldkraft abhängt.<br />

Für die Berechnung der sog. "Schwarmbehinderung" existiert eine Reihe von<br />

Modellansätzen. Die verfahrenstechnisch interessanten Ansätze lassen sich bei<br />

Fest-Flüssig-Stoffsystemen (Trüben) wie folgt einteilen:<br />

a) Die Suspension (= Trübe Index Tr) wird als Kontinuum (homogenes Fluid)<br />

aufgefasst, dessen Dichte ρ Tr und Viskosität η Tr von der Feststoffkonzentration<br />

mitbestimmt wird. Infolgedessen lässt sich die Partikelgeschwindigkeit<br />

mit den bekannten Beziehungen für ein Kontinuum mit im Vergleich zum<br />

reinen Fluid höheren Dichte und Viskosität berechnen (siehe z.B. /3.26/<br />

bis /3.28/). Z.B. für Dünntrüben nach der EINSTEIN-Gleichung für ϕ s < 3%<br />

(NEWTON’sches Verhalten, T = const.)<br />

Tr<br />

l<br />

( 1+<br />

k ⋅ ϕ )<br />

η = η ⋅<br />

(4.147)<br />

η l<br />

k P < 2,5<br />

k P = 2,5<br />

k P = 4,5<br />

P<br />

s<br />

dynamische Viskosität der reinen Flüssigkeit<br />

kugelförmige deformierbare Partikel<br />

Partikelformfaktor für starre Kugeln<br />

Formfaktor für zerkleinerte Partikel<br />

sowie der Trübedichte<br />

ms<br />

+ ml<br />

ρs<br />

⋅ Vs<br />

+ ρ<br />

ρ = =<br />

V<br />

V<br />

⋅ V<br />

= ρ ⋅ ϕ<br />

+ ρ<br />

l l<br />

Tr s s l<br />

1<br />

Tr<br />

l<br />

( ρs<br />

− ρl<br />

) ⋅ ϕs<br />

⋅<br />

( − ϕs<br />

) = ρl<br />

+ ( ρs− ρl<br />

) ⋅ ϕs<br />

ρ = ρ + . (4.148)<br />

b) Der Feststoff der Suspension wird als durchströmte Partikelschicht aufgefasst,<br />

siehe Folie 4.13.8 – siehe auch Zonensedimentation bei der Abwasserreinigung.<br />

Die Geschwindigkeitsberechnung geschieht in diesem Fall auf<br />

Grundlage eines geeigneten Durchströmungsmodells (siehe z.B. /3.26/<br />

/3.28//3.29//3.35/ und auch Abschn. 8.1.2.4.1 MVT_e_8.doc).<br />

c) Die Suspension wird als Zwei-Phasen-System mit unveränderlichen Eigenschaften<br />

der Einzelphasen betrachtet. Dies verlangt in abgeschlossenen Behältern<br />

sowie bei kontinuierlichen Querstromtrennungen zunächst die Berücksichtigung<br />

der Gegenströmung, weil der Partikelvolumenstrom aus<br />

Kontinuitätsgründen einen gleich großen, aber entgegen gerichteten Fluidstrom<br />

hervorruft, siehe auch Folie 4.14.9b. Weiterhin ist in jedem Falle der<br />

Einfluss des stark veränderten Geschwindigkeitsfeldes in der Umgebung der<br />

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216<br />

sich bewegenden Partikeln zu berücksichtigen, wodurch ein verstärkter Impulsaustausch<br />

bewirkt wird (Schwarmturbulenz). Die Größe des Impulsaustausches<br />

hängt von den Partikelgrößen und Partikelabständen ab. Der Einfluss<br />

von Gegenströmung und verändertem Geschwindigkeitsfeld in der<br />

Umgebung der Partikeln auf deren Bewegung wird hierbei ermittelt (siehe<br />

z.B. /3.7.//3.30.//3.31./).<br />

Die meisten dieser Modell gelten für monodispersen bzw. eng klassierten Feststoff.<br />

Weiterhin werden im allgemeinen Zufallsanordnungen der Partikeln vorausgesetzt<br />

und Wechselwirkungen zwischen den Partikeln - mit Ausnahme<br />

hydrodynamischer Effekte - ausgeschlossen. Schließlich existieren auch einige<br />

rein empirischen Ansätze zur Berücksichtigung der Schwarmbehinderung (siehe<br />

z.B. /3.28.//3.32./).<br />

Folie 4.14.9a liefert den Vergleich einiger Beziehungen, die zur Vorausberechnung<br />

der Schwarmbehinderung von monodispersem Gut benutzt werden,<br />

und zwar (v s,ϕ stationäre Schwarmsinkgeschwindigkeit eines Partikels):<br />

a) nach RICHARDSON und ZAKI /3.32/:<br />

v<br />

v<br />

s, ϕ<br />

s<br />

= k ϕ<br />

= (1−ϕ<br />

s<br />

)<br />

n<br />

, (4.149)<br />

Tabelle 4.5: Exponent der RICHARDSON- und ZAKI-Gleichung<br />

n<br />

Re p -Bereich<br />

n = 4,65 < 0,2<br />

−0,03<br />

n = 4,35 ⋅ Re P<br />

0,2 ... 1<br />

−0,1<br />

n = 4,45⋅<br />

Re P<br />

1 ... 500<br />

n = 2,39 > 500<br />

wobei die Partikel-Re-Zahl Re = d ⋅ v ⋅ρ η ist.<br />

P s f<br />

/<br />

Meist wird jedoch n ≈ 3 verwendet !<br />

b) nach STEINOUR /3.33/ (gültig für den STOKES-Bereich):<br />

v<br />

v<br />

s, ϕ<br />

s<br />

2 −1,82<br />

ϕs<br />

= (1 − ϕs<br />

) ⋅10<br />

⋅<br />

(4.150)<br />

c) nach BRAUER und Mitarbeiter /3.7.//3.31/ (gültig für den STOKES-<br />

Bereich):<br />

vs,<br />

v<br />

s<br />

ϕ<br />

1<br />

=<br />

ϕs<br />

1+<br />

(1 − ϕ )<br />

s<br />

2<br />

⋅<br />

1+<br />

1− ϕs<br />

1,05<br />

⎛ π ⎞<br />

1+<br />

⎜<br />

12<br />

⎟<br />

⎝ ⋅ ϕs<br />

⎠<br />

2<br />

−<br />

1<br />

2<br />

f<br />

(4.151)<br />

= Gegenstromfaktor k G ⋅ Schwarmturbulenzfaktor k T<br />

In die Folie 4.14.10 ist auch eine Ausgleichskurve von experimentellen Ergebnissen<br />

mit aufgenommen worden, die verschiedene Autoren mit mono-<br />

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217<br />

dispersem Feststoff bzw. engen Partikelgrößenklassen unter STOKES-Bedingungen<br />

ermittelten /3.28/. Eine Analyse von Gl.(4.151) ergibt auch noch, dass<br />

sich der Einfluss der Schwarmturbulenz stärker als der der Gegenströmung auswirkt.<br />

Es ist noch zu bemerken, dass die im vorstehenden dargestellten Modelle der<br />

Schwarmbehinderung nur für nicht geflockte Suspensionen die realen Verhältnisse<br />

im Bereich etwa ϕ s ≤ 30 % angenähert widerspiegeln können.<br />

Bei Partikelvolumenanteilen ϕ s > 30 % bewegen sich auch in nicht geflockten<br />

Suspensionen die Partikeln unabhängig von ihrer Größe mit der gleichen Geschwindigkeit<br />

⇒ Zonensedimentation (Eindickung) /3.34./:<br />

v<br />

ϕ<br />

= f ( ϕ ) ≠ f (d) . (4.152)<br />

s,<br />

s<br />

Dies ist eine Folge einer rein mechanischen Verhinderung von Relativbewegungen<br />

(Sperrwirkung) aufgrund der zunehmend hohen Packungsdichte. Der<br />

Umströmungswiderstand wird zu einem Durchströmungswiderstand. Zusätzliche<br />

Flockenbildung setzt diese kritische Konzentration auf ϕ s


218<br />

Die je nach Fließverhalten der Suspension scheinbare Viskosität - pseudo-<br />

NEWTON’sches Verhalten vorausgesetzt - lässt sich wie folgt abschätzen (siehe<br />

z.B. /3.26/ bis /3.28/):<br />

für ϕ s < 30% und T = const.<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

1,25 ⋅ ϕ<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

2<br />

s<br />

η<br />

Tr<br />

= ηl<br />

⋅ 1+<br />

(4.153)<br />

⎜ 1− ϕs<br />

/ ϕ ⎟<br />

s,max<br />

mit ϕ s, max = 0,35 ... 0,84, siehe Gl.(4.145) in Abhängigkeit von<br />

‣ den Partikelabständen einer möglichen Packungsart und –dichte,<br />

‣ der Partikelgrößenverteilung und von<br />

‣ strukturbeeinflussenden gelösten Ionen, die Wasserstoffbrückenbindungen<br />

und Clusterbildung des Wassers 2 H 2 O ⇔ [H 2 O + H + ] + OH - hervorrufen:<br />

* strukturbrechende Ionen, zähigkeitssenkend<br />

Br - , Cl - , J - , K + , Rb + , Cs + u. a.<br />

* strukturbildenden Ionen, zähigkeitserhöhend<br />

Ca 2+ , Mg 2+ , Li + , Na + , SO 2- 2 u. a.<br />

4.1.5 Homogene Durchströmung von Partikelschichten<br />

Gewöhnlich kann man bei der Modellierung der (angenommen) statistisch homogenen<br />

Durchströmung statistisch homogener Partikelschichten in erster<br />

Näherung von einem stationären Prozess ausgehen:<br />

4.1.5.1 Stationäre Durchströmung von Partikelschichten<br />

- Wirbelschichten ⇒ 8.1.2.4 pneumatische Mischer/Wirbelschichtmischer,<br />

siehe Abschnitt 8.1.2.4.1 „Durchströmungsverhalten von Partikelschichten“<br />

S. 396 in MVT_e_8neu.doc<br />

- Zonensedimentation:<br />

⇒ VO <strong>Mechanische</strong> Flüssigkeitsabtrennung siehe Abschnitt 2.2 „Durchströmung<br />

von Partikelschichten“ S. 36, ..\VO_MTP\MFA_2.doc<br />

- Filtration u.ä.:<br />

⇒ VO <strong>Mechanische</strong> Flüssigkeitsabtrennung siehe Abschnitt 5.1.2 „Modellierung<br />

der Kuchendurchströmung“ S. 185, ..\VO_MTP\MFA_5.doc<br />

4.1.5.2 Sedimentation einer gleichmäßig beschleunigten und durchströmten<br />

Partikelschicht<br />

Für die Gewichtskraft pro Querschnittsfläche (svw. Normalspannung σ yy ) der<br />

Partikelschichtmasse m s = ρ . s φ . s dV mit dem Partikelvolumenanteil φ s = V s /V<br />

FG<br />

= ρs<br />

⋅ϕs<br />

⋅g<br />

⋅dy<br />

, (4.154)<br />

A<br />

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219<br />

statische Auftriebskraft der verdrängten Flüssigkeit in der Partikelschicht m f =<br />

ρ . f φ . s dV des Volumens eines inkrementellen Scheibenelementes dV = A . dy<br />

FA<br />

= ρf<br />

⋅ϕs<br />

⋅g<br />

⋅dy<br />

, (4.155)<br />

A<br />

Widerstandskraft (Druckverlust über der Schichthöhe dy) der durchströmten<br />

Partikelschicht, siehe Bild 4.2,<br />

2<br />

FW<br />

ur<br />

(t)<br />

∆ p = = Eu(Re(ur<br />

)) ⋅ρf<br />

⋅ , (4.156)<br />

A<br />

2<br />

Trägheitskraft der Partikelschichtmasse m s = ρ . s φ . s dV<br />

FT<br />

= ρs<br />

⋅ϕs<br />

⋅ v(t) ⋅dy<br />

, (4.157)<br />

A<br />

und der Trägheitskraft der mitbeschleunigten Fluidschichtmasse m s = ρ . f φ . f,B dV<br />

eines Fluidanteiles φ f,B innerhalb der durchströmten Poren des Scheibenelementes<br />

dV = A . dy (der Index B steht für Partikelschicht oder -bett)<br />

F<br />

T,f<br />

A<br />

= ρ ⋅ϕ ⋅ v(t) ⋅dy<br />

, (4.158)<br />

f<br />

f ,B<br />

y<br />

x<br />

F F<br />

A<br />

F W<br />

F T,f<br />

F T<br />

F A<br />

F G<br />

Kräfte am Scheibenelement:<br />

FG<br />

= ρs<br />

⋅ϕs<br />

⋅g<br />

⋅dy<br />

A<br />

FA<br />

= ρf<br />

⋅ϕs<br />

⋅g<br />

⋅dy<br />

A<br />

FT<br />

= ρs<br />

⋅ϕs<br />

⋅ v<br />

⋅dy<br />

A<br />

FT,f<br />

= ρf<br />

⋅ϕf<br />

,B<br />

⋅ v<br />

⋅dy<br />

A<br />

2<br />

FW<br />

u<br />

r<br />

∆p<br />

= = Eu(Re(u<br />

r<br />

)) ⋅ρf<br />

⋅<br />

A<br />

2<br />

Bild 4.2: Kräftegleichgewicht an einem Scheibenelement bei der Sedimentation<br />

einer statistisch homogenen Partikelschicht in einem ruhenden Fluid bei<br />

gleichmäßiger (stationärer) Anströmung und statistisch homogener Durchströmung,<br />

siehe auch die Zonensedimentation in der Folie 4.13.8.<br />

ergibt sich für die gleichmäßig beschleunigte Bewegung der Partikelschicht bei<br />

gleichmäßiger (stationärer) Anströmung und statistisch homogener Durchströmung<br />

unter den im Abschnitt 4.1.2.2 getroffenen Voraussetzungen<br />

<br />

∑ F ↑= 0 = −F<br />

+ F + F + F + F = −F<br />

+ F + F + F + F , (4.159)<br />

G<br />

A<br />

W<br />

T<br />

T,f<br />

wenn die Kräfte parallel bzw. antiparallel wirken, siehe auch Folie 4.17. Nach<br />

Einsetzen der Kräftegleichungen (4.154) bis (4.156) ergibt sich:<br />

G<br />

A<br />

W<br />

T<br />

T,f<br />

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220<br />

ρ ⋅ϕ + ρ ⋅ϕ ⋅ A ⋅dy<br />

⋅ v = ρ ⋅ϕ − ρ ⋅ϕ ⋅ A ⋅g<br />

⋅dy<br />

− ∆p(u<br />

) ⋅ (4.160)<br />

( ) ( ) A<br />

s<br />

dv<br />

dt<br />

s<br />

f<br />

f ,B<br />

( ρ − ρ )<br />

s f<br />

⋅ϕs<br />

=<br />

ρ ⋅ϕ + ρ ⋅ϕ<br />

s<br />

s<br />

f<br />

f ,B<br />

⋅g<br />

−<br />

ρ<br />

s<br />

s<br />

1<br />

⋅ϕ + ρ ⋅ϕ<br />

s<br />

s<br />

f<br />

f<br />

f ,B<br />

s<br />

dp(u<br />

r<br />

)<br />

⋅<br />

dy<br />

Dabei gilt auch mit der Trübedichte, Gl.(4.148),<br />

( − ρ ) ⋅ϕ = ρ + ( ρ − ρ ) ⋅ϕ − ρ = ρ − ρf<br />

ρ (4.161)<br />

s<br />

dv<br />

dt<br />

f<br />

s<br />

f<br />

( ρ − ρ )<br />

s<br />

f<br />

s<br />

f<br />

Tr<br />

⎡<br />

⎤<br />

s f<br />

⋅ϕs<br />

1 dp(u<br />

r<br />

)<br />

=<br />

⋅g<br />

⋅ ⎢1<br />

−<br />

⋅<br />

ρ ⋅ϕ + ρ ⋅ϕ ( )<br />

⎥ (4.162)<br />

s s f f ,B ⎣ ρs<br />

− ρf<br />

⋅ϕs<br />

⋅g<br />

dy ⎦<br />

Wenn sich die Partikelschicht beim Sedimentieren durch ein umgebendes ruhendes<br />

Fluid u = 0 hindurchbewegt und kein Schlupf vorhanden ist, wird der<br />

Betrag der Relativgeschwindigkeit zwischen Fluid und Schicht u r , siehe<br />

Gl.(4.6), der Sinkgeschwindigkeit der Partikelschicht v entsprechen:<br />

<br />

u r<br />

= u − v ≅ v = v , ( 4.163)<br />

Der Zusammenhang zwischen der sog. Anströmgeschwindigkeit (Leerrohrgeschwindigkeit)<br />

u r und der mittleren Geschwindigkeit u der durchströmten<br />

Kanäle des Durchmessers d ε , ist wie folgt darstellbar:<br />

ur ,<br />

= ur<br />

ε<br />

( 4.164)<br />

ε<br />

/<br />

Die mittlere Porengröße (= sog. hydraulischer Durchmesser charakteristischer<br />

zylindrischer Strömungskanäle d h ), Gl.(1.136) MVT_e_1neu.doc#hydraulischerDurchmesser<br />

einer Porengrößenverteilung innerhalb der Schicht ist:<br />

2 ⋅ ε ⋅ dST<br />

dε =<br />

( 4.165)<br />

3⋅<br />

(1 − ε)<br />

Dabei ist d ST die gemittelte oberflächengleichwertige Partikelgröße oder der<br />

sog. SAUTER-Durchmesser der durchströmten polydispersen Partikelschicht,<br />

Gl.(1.70) MVT_e_1neu.doc#SAUTER_Durchmesser_M:<br />

1 1<br />

d<br />

ST<br />

= =<br />

( 4.166)<br />

M<br />

−1,3<br />

do<br />

∫ − 1<br />

d<br />

du<br />

q<br />

3<br />

(d)d(d)<br />

Es ist nun zweckmäßig, den Druckverlust mit Hilfe der EULER-Zahl (=<br />

Druckkraft/Trägheitskraft) als dimensionslose Kennzahl für das Durchströmungsproblem<br />

der Partikelschicht auszudrücken 17 :<br />

Eu<br />

ε<br />

2⋅<br />

F / A<br />

= ( 4.167)<br />

ρ<br />

W, ε<br />

2<br />

f⋅<br />

ur,<br />

ε<br />

r, ε<br />

r<br />

© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />

17 MOLERUS, O., Principles of Flow in Disperse Systems, S. 10, Chapman & Hall, 1993<br />

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F W,ε<br />

ρ f<br />

Widerstandskraft innerhalb der Poren (Kanäle) der Packung<br />

Fluiddichte<br />

221<br />

Mit der statistisch homogen durchströmten Querschnitts- bzw. Porenfläche<br />

Aε = ε⋅<br />

A und der charakteristischen Abmessung des Strömungsprofils in Form<br />

eines statistisch gleichwertigen (hydraulischen) Porendurchmessers d ε = V ε /A ε<br />

folgt mit dem Druckverlust der Partikelschicht (Index B für Festbett)<br />

( dp / dy)<br />

⋅ d<br />

2<br />

⋅ ( u / ε) ⋅ ε<br />

2 ⋅<br />

ε<br />

Eu<br />

B<br />

= (4.168)<br />

ρ<br />

f<br />

und mit der Gl.( 4.165):<br />

r<br />

( dp / dy)<br />

2<br />

4 ⋅ ⋅ ε ⋅ dST<br />

EuB<br />

=<br />

2<br />

( 4.169)<br />

3⋅ρ<br />

⋅ u ⋅ (1 − ε)<br />

f<br />

r<br />

Der Druckverlust der Partikelschicht ist somit:<br />

dp<br />

dy<br />

3⋅ρ<br />

⋅ u ⋅(1<br />

− ε)<br />

2<br />

f r<br />

= ⋅ Eu<br />

2<br />

B<br />

( 4.170)<br />

4 ⋅ ε ⋅dST<br />

Die EULER-Zahl hängt von der Partikel-REYNOLDS-Zahl 18 Re = f(u r (t), d ST )<br />

und damit auch vom mittleren Porendurchmesser d ε ab, Gl. ( 4.165):<br />

(u<br />

Re =<br />

η f<br />

r<br />

/ ε)<br />

⋅ d<br />

η<br />

f<br />

ST<br />

⋅ ρ<br />

f<br />

3⋅<br />

u<br />

=<br />

r<br />

⋅ d<br />

ε f<br />

2<br />

2 ⋅ ε<br />

⋅ ρ<br />

dynamische Fluidviskosität<br />

⋅ η<br />

⋅ (1 − ε)<br />

f<br />

( 4.171)<br />

Der Durchströmungswiderstand der Partikelschicht Eu = f(Re(u r , d), ε)<br />

wird nun nach folgendem methodischen Grundprinzip quantifiziert:<br />

Makroskopischer Durchströmungswiderstand des Kontinuums = mikroskopischer<br />

Umströmungswiderstand des Partikels + charakteristischer<br />

Widerstand der Partikelpackung ( 4.172)<br />

4.1.5.2.1 Analytische Lösungen für laminare Durchströmung<br />

Gemäß der obigen Mikro-Makro-Beziehung des Durchströmungswiderstandes<br />

einer statistisch homogenen Partikelschicht, Gl.( 4.172), lässt sich schreiben:<br />

Dimensionsloser Druckverlust = Partikel-Umströmungswiderstand + Schichtwiderstand<br />

als f(Porosität). ( 4.173)<br />

Die EULER-Zahl einer laminar durchströmten Partikelschicht 18 ist<br />

© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />

18 MOLERUS, O.: Principles of Flow in Disperse Systems, S. 17 & 27, Chapman & Hall 1993<br />

MVT_e_4neu <strong>Mechanische</strong> <strong>Verfahrenstechnik</strong> - Partikeltechnik <strong>Stromklassierung</strong> Prof. Dr. J. Tomas, 28.11.2013


Eu<br />

2<br />

3<br />

3<br />

24 ⎪<br />

1− ε 1 ⎛ 1− ε ⎞ ⎪ 24<br />

B<br />

= ⋅ ⎨1<br />

+ 0,692⋅<br />

⎢<br />

+ ⋅ ⎜<br />

≡ ⋅ B( ε)<br />

3<br />

3 ⎬<br />

B<br />

Re<br />

⎧<br />

⎪⎩<br />

⎡<br />

⎢0,95<br />

−<br />

⎣<br />

1− ε<br />

2<br />

⎜<br />

⎝ 0,95 −<br />

1− ε ⎟ ⎠<br />

⎤⎫<br />

⎥ ⎥ ⎦⎪⎭<br />

Re<br />

222<br />

( 4.174)<br />

mit dem Porositätsterm B(ε) in der EULER-Zahl für laminare Durchströmung,<br />

der gegenüber der Umströmung einzelner Partikel eine deutliche Zunahme<br />

des Widerstandes um mehr als eine Größenordnung bewirkt (für die<br />

Grenzporosität ε = 0,143 ist 3 1 − 0,143 = 0, 95 und es geht B(ε) → ∞):<br />

2<br />

⎡ 3<br />

3<br />

1 − ε 1 ⎛ 1 − ε ⎞ ⎤<br />

B ( ε)<br />

⎢<br />

+ ⋅ ⎜<br />

⎟ ⎥<br />

B<br />

= 1 + 0,692⋅<br />

3<br />

⎢ − − ε<br />

3<br />

( 4.175)<br />

0,95 1 2<br />

⎣<br />

⎝ 0,95 − 1 − ε ⎠ ⎥<br />

⎦<br />

Mit der Partikel-REYNOLDS-Zahl, Gl.( 4.171),<br />

(ur / ε)<br />

⋅ d ST<br />

⋅ρf<br />

Re = ( 4.171)<br />

η<br />

f<br />

und Gl.( 4.175) erhält man für den Druckverlust des Festbettes, Gl.( 4.170):<br />

dp<br />

dy<br />

dp<br />

dy<br />

dp<br />

dy<br />

3⋅ρ<br />

⋅ u ⋅ (1−ε<br />

)<br />

2<br />

f r<br />

= ⋅ Eu<br />

2<br />

B<br />

( 4.170)<br />

4 ⋅ ε ⋅ dST<br />

2<br />

3⋅ρf⋅<br />

ur<br />

⋅ (1−ε<br />

) 24 ⋅ B( ε)<br />

=<br />

⋅ =<br />

2<br />

4 ⋅ ε ⋅ d Re<br />

2<br />

ST<br />

ST<br />

3 24 ⋅ ε ⋅ η<br />

⋅<br />

4 d ⋅ u ⋅ρ<br />

ST<br />

r<br />

f<br />

ρ<br />

⋅<br />

d<br />

f<br />

ST<br />

1 − ε<br />

⋅ ⋅ u<br />

2<br />

ε<br />

18⋅η⋅<br />

B( ε)<br />

⋅(1<br />

− ε)<br />

= ⋅ u<br />

r<br />

. ( 4.176)<br />

d ⋅ε<br />

Für den Druckverlustterm in der Gl.(4.162) gilt mit der Gl.( 4.163) u r = v und<br />

ϕ s = 1 - ε:<br />

dp<br />

dy<br />

⋅ 1 18η⋅<br />

B( ε)<br />

⋅(1<br />

− ε)<br />

18⋅η⋅<br />

B( ε)<br />

=<br />

⋅ u =<br />

⋅ v(t)<br />

2<br />

⋅d<br />

⋅ε⋅g<br />

( 4.177)<br />

2 r<br />

( ρ − ρ ) ⋅ϕ ⋅g<br />

( ρ − ρ ) ϕ g ⋅d<br />

ε ( ρ − ρ )<br />

s<br />

f<br />

s<br />

s<br />

f<br />

s<br />

ST<br />

Aus dem Kräftegleichgewicht Gl.(4.162) und Gl.( 4.177) folgt die Differentialgleichung:<br />

dv<br />

dt<br />

dv<br />

dt<br />

( ρ − ρ )<br />

s f<br />

⋅ϕs<br />

=<br />

ρ ⋅ϕ + ρ ⋅ϕ<br />

s<br />

s<br />

f<br />

( ρ − ρ )<br />

B,f<br />

⎡<br />

⋅g<br />

⋅ ⎢1<br />

−<br />

⎣<br />

1 dp(u ⎤<br />

r<br />

)<br />

⋅<br />

( ρ − ρ ) ⋅ϕ ⋅g<br />

dy<br />

⎥ ⎦<br />

⎡<br />

⎤<br />

f<br />

⋅ϕs<br />

18⋅η⋅<br />

B( ε)<br />

⋅g<br />

⋅<br />

( )<br />

⎢1<br />

−<br />

⋅ v(t<br />

2<br />

ρ ⋅ϕ + ρ ⋅ϕ ( ρ − ρ ) ⋅d<br />

⋅ε⋅g<br />

⎥ ⎦<br />

s<br />

f<br />

s<br />

= )<br />

(4.178)<br />

s s f f ,B ⎣ s f ST<br />

Mit dv/dt = 0 ergibt sich die stationäre Sinkgeschwindigkeit v s,B,St der Partikelschicht<br />

(makroskopisches Kontinuum) bei laminarer Durchströmung:<br />

v<br />

s,B,St<br />

( ρ − ρ )<br />

2<br />

s f<br />

⋅ ε ⋅ dST<br />

⋅ g<br />

= ( 4.179)<br />

18⋅<br />

η⋅ B( ε)<br />

s<br />

s<br />

f<br />

ST<br />

2<br />

r<br />

MVT_e_4neu <strong>Mechanische</strong> <strong>Verfahrenstechnik</strong> - Partikeltechnik <strong>Stromklassierung</strong> Prof. Dr. J. Tomas, 28.11.2013


223<br />

Diese stationäre Sinkgeschwindigkeit v s,B,St = dh/dt = const. entspricht dem<br />

Geradenanstieg (Tangente) der Zonensedimentation im Höhen-Zeit-Diagramm<br />

h(t) der Folie 4.13.8 rechts.<br />

Als Nachweis der physikalischen Plausibilität des Modells Gl.( 4.179) wird<br />

ein Grenzübergang durchgeführt, d.h. ε = 1 und gemäß Gl.( 4.175) B(ε=1) = 1:<br />

2<br />

( ρ − ρ ) ⋅ ε ⋅ d ⋅ g ( ρ − ρ )<br />

⋅ d<br />

⋅ g<br />

2<br />

s f ST<br />

s f ST<br />

lim =<br />

= vs,St<br />

ε →<br />

B(<br />

)<br />

1 18 ⋅ η ⋅ B( ε)<br />

18 ⋅ η<br />

ε →1<br />

(4.180)<br />

Für diesen inversen Mikro-Makro-Übergang (Makro-Mikro-Übergang) wird<br />

die STOKES-Gleichung (4.55) der Partikel-Sedimentation, also das Mikroverhalten,<br />

erhalten – q.e.d.<br />

Nach diesem Plausibilitätsbeweis kann man somit problemlos weiterrechnen.<br />

Mit den Gln. (4.178) und ( 4.179) folgt die lineare Differentialgleichung der<br />

Sedimentation einer Partikelschicht bei laminarer Durchströmung im<br />

STOKES-Bereich<br />

dv ( ρ ) ⎡<br />

⎤<br />

s<br />

− ρf<br />

⋅ϕs<br />

18⋅η⋅<br />

B( ε)<br />

= ⋅g<br />

⋅<br />

( )<br />

⎢1<br />

−<br />

⋅ v(t)<br />

2<br />

dt ρ ⋅ϕ + ρ ⋅ϕ ( )<br />

⎥<br />

s s f f ,B ⎣ ρs<br />

− ρf<br />

⋅dST⋅ε⋅g<br />

⎦<br />

dv<br />

dt<br />

( ρ − ρ )<br />

s f<br />

⋅ϕs<br />

=<br />

ρ ⋅ϕ + ρ ⋅ϕ<br />

s<br />

s<br />

f<br />

f ,B<br />

⎛ ⎞<br />

⎜<br />

v(t) ⋅ g ⋅ ⎟<br />

1 −<br />

= D<br />

⎝ vs,B<br />

⎠<br />

mit der neuen Fluiddichtefunktion:<br />

ρs<br />

− ρf<br />

⋅ϕs<br />

ρ<br />

DB(<br />

ρ<br />

f<br />

) =<br />

=<br />

ρ ⋅ϕ + ρ ⋅ϕ ρ + ρ<br />

D<br />

( ) ( − ρ )<br />

s<br />

s<br />

ρ<br />

f<br />

− ρ<br />

f ,B<br />

s<br />

B<br />

f<br />

⎛ ⎞<br />

⎜<br />

v(t)<br />

( ρ ⋅ ⎟<br />

f<br />

) ⋅ g<br />

1 −<br />

, ( 4.181)<br />

⎝ vs,B<br />

⎠<br />

⋅ϕ<br />

s<br />

(<br />

s f<br />

⋅ϕf<br />

,B<br />

/ ϕs<br />

) ⋅ϕs<br />

ρs<br />

+ ρf<br />

⋅ϕf<br />

,B<br />

/ ϕs<br />

s f<br />

B(<br />

ρ<br />

f<br />

) =<br />

. (4.182)<br />

ρs<br />

+ ρf<br />

⋅ϕf<br />

,B<br />

/ ϕs<br />

Zur Abschätzung von φ f,B /φ s wird angenommen, dass das mitbeschleunigte<br />

Fluidvolumen einer zylindrisch geformten Flüssigkeitsbrücke in einem Partikelkontakt<br />

entspricht. Das Flüssigkeitsvolumen einer zylindrischen Brücke ist<br />

somit, siehe MVT_e_6neu.doc#Vl_Brücke und Folie 6.14:<br />

π<br />

3 4<br />

V<br />

l<br />

≈ ⋅0,264<br />

⋅d<br />

⋅sin<br />

α<br />

(4.183)<br />

4<br />

In einer Partikelschicht ist mit dem Benetzungs- oder Brückenwinkel α und<br />

einer mittleren Koordinationszahl k = π / ε ≈ 6 (Kontaktanzahl pro Partikel):<br />

Vl<br />

Vl<br />

= k ⋅<br />

V 2⋅π<br />

/ 6⋅d<br />

s<br />

3<br />

3<br />

36⋅0,264<br />

⋅d<br />

⋅sin<br />

≈<br />

3<br />

8⋅d<br />

4<br />

=<br />

α<br />

≈1,2<br />

⋅sin<br />

4<br />

α<br />

ρ<br />

s<br />

− ρ<br />

f<br />

(4.184)<br />

Für das obige Verhältnis des mitbeschleunigtem Flüssigkeitsvolumenanteils<br />

zum Partikelvolumenanteil in der Partikelschicht kann man schreiben:<br />

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ϕf<br />

,B ,B<br />

4<br />

ϕ<br />

s<br />

Vf<br />

=<br />

V<br />

s<br />

≈1,2<br />

⋅sin<br />

α<br />

(4.185)<br />

224<br />

Der Brückenwinkel kann α ≤ 45° nicht übersteigen. Somit folgen Flüssigkeitsvolumenanteile<br />

φ f,B /φ s ≤ 0,3, Gl.(4.187), in einer homogenen Packung.Diese<br />

Formulierung, Gl.( 4.181), entspricht der Differentialgleichung der Partikelsedimentation<br />

bei laminarer Kugelumströmung im STOKES-Bereich:<br />

dv(t)<br />

dt<br />

⎛ v(t) ⎞<br />

D( ρ<br />

f<br />

) ⋅ g ⋅ ⎜1<br />

−<br />

⎟<br />

⎝ v ⎠<br />

= s<br />

(4.106)<br />

Diese Differentialgleichung ( 4.181) kann mit dem gleichen Algorithmus analytisch<br />

integriert werden, der im Abschnitt 4.1.2.2.3 beschrieben wurde:<br />

Nach Trennung der Variablen erhält man für die Anfangsbedingung v(t=0) = 0<br />

v<br />

∫<br />

v=<br />

0<br />

dv<br />

1−<br />

v / v<br />

s, B<br />

= D<br />

B<br />

⋅g<br />

⋅<br />

t<br />

∫<br />

t=<br />

0<br />

dt<br />

Die wiederum Geschwindigkeits-Zeit-Funktion der beschleunigten<br />

Schichtsedimentation bei laminarer Durchströmung<br />

⎡<br />

⎞⎤<br />

⎡ ⎛ ⎞⎤<br />

⎢<br />

⎟ ⎢ ⎜ ⎟<br />

⎜ ⎛ DB<br />

⋅g<br />

⋅ t<br />

t<br />

v (t) = vs,B<br />

⋅ 1−<br />

exp −<br />

⎥ = vs,B<br />

⋅ 1 − exp<br />

−<br />

⎥ (4.186)<br />

⎢⎣<br />

⎝ vs,B<br />

⎠⎥⎦<br />

⎢⎣<br />

⎝ t63,B<br />

⎠⎥⎦<br />

mit einer charakteristischen Sinkzeit t 63,B<br />

vs,B<br />

ρs<br />

+ ρf<br />

⋅ϕf<br />

,B<br />

/ ϕs<br />

ρs<br />

− ρf<br />

⋅ε⋅d<br />

t63,B<br />

= =<br />

⋅<br />

D ⋅g<br />

ρ − ρ 18⋅η⋅<br />

B( ε)<br />

t<br />

63,B<br />

B<br />

s<br />

f<br />

( ρ + ρ ⋅ ϕ / ϕ )<br />

2<br />

( ) ( ρ + ρ ⋅ϕ / ϕ )<br />

ST<br />

=<br />

s<br />

f<br />

f ,B<br />

18⋅η⋅<br />

B( ε)<br />

s<br />

⋅ε⋅d<br />

2<br />

= vs,B<br />

s f f ,B s<br />

⋅ ε ⋅ dST<br />

=<br />

D ( ρ ) ⋅ g 18⋅<br />

η⋅ B( ε)<br />

(4.187)<br />

B<br />

f<br />

2<br />

ST<br />

Die erneute Integration der Differentialgleichung der Zeitfunktion der instationären<br />

Sinkgeschwindigkeit, Gl.(4.186),<br />

ds(t) ⎡ ⎛ t ⎞⎤<br />

v (t) = = v ⎢ ⎜ ⎟<br />

s,B ⋅ 1 − exp<br />

−<br />

⎥<br />

(4.188)<br />

dt ⎢⎣<br />

⎝ t63,<br />

B ⎠⎥⎦<br />

liefert für die Anfangsbedingung s(t = 0) = 0 die Weg-Zeit-Funktion der<br />

Schichtsedimentation bei laminarer Durchströmung:<br />

⎪⎧<br />

⎡ ⎛ t ⎞⎤⎪⎫<br />

s (t) = v ⎨ ⎢ ⎜ ⎟<br />

s,B ⋅ t − t63,B<br />

⋅ 1 − exp<br />

−<br />

⎥⎬<br />

(4.189)<br />

⎪⎩ ⎢⎣<br />

⎝ t63,<br />

B ⎠⎥⎦<br />

⎪⎭<br />

Diese Schichtsedimentation wird auch als Zonensedimentation bezeichnet.<br />

Mit Hilfe von Absetzversuchen in Standzylindern lässt sich die Höhen-Zeit-<br />

Funktion der erkennbaren Grenzlinie zwischen Klarwasser und Suspension<br />

messen, Folie 4.13.8 links. Wenn man die zeitliche Zunahme des Feststoffvo-<br />

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225<br />

lumenanteiles bzw. der Packungsdichte im Sediment venachlässigt, also ϕ s ≈<br />

const. und dϕ s /dt → 0 annimmt, lässt sich der beschleunigte und stationäre<br />

Verlauf dieser Höhen-Zeit-Funktion näherungsweise beschreiben:<br />

⎪ ⎧ ⎡ ⎛ t ⎞ ⎪⎫<br />

⎨<br />

⎬<br />

⎪⎩<br />

⎥ ⎥ ⎤<br />

h (t) = h<br />

⎢ ⎜ ⎟<br />

0 − s(t) = h0<br />

− vs,B<br />

⋅ t − t63,B<br />

⋅ 1 − exp<br />

−<br />

(4.190)<br />

⎢⎣<br />

⎝ t63,<br />

B ⎠⎦⎪⎭<br />

Die reale Zonensedimentation im geschlosssen Gefäß, Folie 4.13.8 rechts, wird<br />

jedoch durch den steigenden Feststoffvolumenanteil und den steigenden Dickschlammspiegel<br />

h DS (t) abgebremst.<br />

Für gegebenem Sinkweg s* lässt sich auch hier keine analytisch darstellbare<br />

Umkehrfunktion der Gl. (4.189) finden. Sie ist jedoch numerisch mittels Iterationen<br />

lösbar (der Index (0) kennzeichnet den Anfangs- oder Vorgängerwert):<br />

*<br />

s ⎡ ⎛ t<br />

⎥ ⎥ ⎤<br />

⎢<br />

⎟ ⎞<br />

= + ⋅ − ⎜<br />

−<br />

s,(0)<br />

t<br />

s<br />

t63,B<br />

1 exp<br />

(4.191)<br />

vs;B<br />

⎢⎣<br />

⎝ t63,<br />

B ⎠⎦<br />

Anhand der Gl.(4.191) kann unmittelbar abgelesen werden, dass sich die Sinkzeit<br />

wiederum aus einem Anteil der stationären Sedimentation und einem<br />

instationären oder beschleunigten Anteil zusammensetzt. Für große Sinkzeiten<br />

t s , große Wege s*, schnelle Kinetik (kleiner Zeitparameter) t 63,B und geringe<br />

stationäre Sinkgeschwindigkeit v s,B kann der letzte Term in der Gl. (4.191)<br />

vernachlässigt werden. D.h. es gilt unter der Bedingung<br />

ts > 4 , (4.192)<br />

t<br />

63,B<br />

1− exp( −4)<br />

= 0,98 ≈ 1 und damit<br />

*<br />

s<br />

t<br />

s<br />

≈ + t63,B<br />

(4.193)<br />

v<br />

s,B<br />

Der Term s*/v s,B entspricht einer Verweilzeit t V,s während der stationären Sedimentation<br />

der Partikelschicht:<br />

t ≈ t + t<br />

(4.194)<br />

s<br />

V,s<br />

63,B<br />

Dies ist der Nachweis der Plausibilität dieser vorstehenden Herleitungen.<br />

Da sich keine analytisch darstellbare Umkehrfunktion für die Sinkweg-Zeit-<br />

Funktion finden lässt, kann man beide Gln.(4.186) und (4.191) numerisch koppeln.<br />

Darüber hinaus kann man unter der Bedingung ts / t63,<br />

B<br />

> 4 die Sinkzeit<br />

*<br />

s<br />

t<br />

s<br />

≈ + t63,B<br />

(4.193)<br />

v<br />

s,B<br />

in die Geschwindigkeits-Zeit-Funktion, Gl. (4.186), einsetzen:<br />

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226<br />

⎡ ⎛ t ⎞⎤<br />

v (t) = v ⎢ ⎜ ⎟<br />

s,B ⋅ 1 − exp<br />

−<br />

⎥<br />

(4.186)<br />

⎢⎣<br />

⎝ t63,<br />

B ⎠⎥⎦<br />

Das ergibt eine Näherung der Geschwindigkeits-Weg-Funktion der<br />

Schichtsedimentation im STOKES-Bereich:<br />

⎡ ⎛ s ⎞<br />

⎥ ⎥ ⎤<br />

v(s) ≈ v ⎢ ⎜<br />

⎟<br />

s ,B<br />

⋅ 1−<br />

exp<br />

− −1<br />

(4.195)<br />

⎢⎣<br />

⎝ vs,B<br />

⋅ t63,B<br />

⎠⎦<br />

In der Tabelle 4.6 können die neu entwickelten Modelle der laminaren Umströmung<br />

und Durchströmung noch einmal verglichen werden, s. Folie 4.18.<br />

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227<br />

Tabelle 4.6: Modelle der gleichmäßig beschleunigten Sedimentation einer Partikelschicht für laminare Umströmung und Durchströmung (TOMAS 2011)<br />

Mikroprozessgrößen Laminare Partikelumströmung Laminare Durchströmung einer Partikelschicht<br />

2<br />

Kräftegleichgewicht VP<br />

⋅ ρs<br />

( 1 + ϕfρf<br />

/ ρs<br />

) ⋅ v = VP<br />

⋅ ( ρs<br />

− ρf<br />

) ⋅ g − cW<br />

⋅ A<br />

P<br />

⋅ ρf<br />

v / 2 (4.102) ( ρs<br />

⋅ ϕs<br />

+ ρf<br />

⋅ ϕf<br />

,B<br />

) ⋅ A ⋅dy<br />

⋅ v = ( ρs<br />

⋅ ϕs<br />

− ρf<br />

⋅ ϕs<br />

) ⋅ A ⋅ g ⋅dy<br />

− ∆p(u<br />

r<br />

) ⋅ A (4.160)<br />

Gesetz<br />

v (t)<br />

⎡<br />

⎥ ⎥ ⎤<br />

⎢<br />

⎢<br />

⎟ ⎞<br />

⎜ ⎛ t<br />

= v<br />

s ⋅ 1 − exp −<br />

⎣ ⎝<br />

t<br />

63,vs<br />

⎠⎦<br />

vs<br />

ρs<br />

+ ϕf<br />

⋅ρf<br />

⋅d<br />

= =<br />

D( ρ ) ⋅g<br />

18⋅η<br />

Charakteristische Sinkzeit ( )<br />

Differentialgleichung<br />

Weg-Zeit-Gesetz<br />

Sinkzeit<br />

24<br />

Widerstandsbeiwert c W , Eu Re < Re St = 0,25 ... 1, c W = 24/Re (4.13) EuB = ⋅ B( ε)<br />

B<br />

( 4.174)<br />

Re<br />

2<br />

Porositätsfunktion ε = 1 und B(ε) B = 1 ( 4.175)<br />

⎡ 3<br />

3<br />

1 − ε 1 ⎛ 1 − ε ⎞ ⎤ ( 4.175)<br />

B ( ε)<br />

⎢<br />

+ ⋅ ⎜<br />

⎟ ⎥<br />

B<br />

= 1 + 0,692⋅<br />

3<br />

⎢ − − ε<br />

3<br />

0,95 1 2<br />

⎣<br />

⎝ 0,95 − 1 − ε ⎠ ⎥<br />

⎦<br />

2<br />

2<br />

Stationäre Sinkgeschwindigkeit<br />

18η<br />

18⋅<br />

η⋅ B( ε)<br />

Differentialgleichung dv(t) ⎛ v(t) ⎞<br />

= D( ρ<br />

( ρs−ρf<br />

) ⋅d<br />

⋅ g<br />

v =<br />

(4.55) ( ρs<br />

− ρf<br />

) ⋅ ε ⋅ dST<br />

⋅ g<br />

s ,St<br />

vs,B,St<br />

=<br />

( 4.179)<br />

f<br />

) ⋅ g ⋅ ⎜1<br />

−<br />

⎟<br />

ρs<br />

− ρ<br />

( )<br />

(4.106) dv<br />

⎛ ⎞<br />

f<br />

D ρ<br />

f<br />

=<br />

⎜<br />

v(t)<br />

= DB<br />

ρ<br />

f ⋅ g ⋅<br />

dt<br />

⎝ v<br />

s ⎠ ρs<br />

+ ϕf<br />

⋅ρf<br />

(4.105)<br />

1 −<br />

ρs<br />

− ρ ( 4.181)<br />

f<br />

DB(<br />

ρ<br />

f<br />

) =<br />

dt<br />

⎝ vs,<br />

B<br />

ρs<br />

+ ρf<br />

⋅ϕf<br />

,B<br />

/ ϕs<br />

(4.182)<br />

Geschwindigkeits-Zeit-<br />

Geschwindigkeits-Weg-<br />

Gesetz<br />

t<br />

(4.107)<br />

v (t)<br />

( )<br />

⎟ ⎟ ⎠<br />

⎡ ⎛ t<br />

⋅ ⎢1<br />

− exp⎜<br />

−<br />

⎢⎣<br />

⎝ t63,<br />

= vs,B<br />

B<br />

2<br />

(4.108) vs,B<br />

( ρs<br />

+ ρf<br />

⋅ ϕf<br />

,B<br />

/ ϕs<br />

)<br />

63,v<br />

s<br />

t63,B<br />

= =<br />

f<br />

DB(<br />

ρf<br />

) ⋅ g 18⋅<br />

η⋅ B( ε)<br />

ds (t)<br />

dt<br />

s (t)<br />

t<br />

s<br />

⎡ ⎛<br />

⎢ ⎜<br />

t<br />

⋅ 1 − exp −<br />

⎢<br />

⎣ ⎝<br />

t<br />

= v<br />

s<br />

63,vs<br />

⎪<br />

⎧<br />

⋅ ⎨t<br />

− t<br />

⎪⎩<br />

⎤<br />

⎟ ⎞<br />

⎥<br />

⎠⎥⎦<br />

⎡ ⎛<br />

⎢ ⎜<br />

t<br />

⋅ 1 − exp −<br />

⎢<br />

⎣ ⎝<br />

t<br />

= vs<br />

63,vs<br />

63,vs<br />

*<br />

s ⎡ ⎛ t<br />

s,(0)<br />

= + t ⋅ ⎢ − ⎜<br />

63,v<br />

1 exp<br />

s<br />

−<br />

v ⎢<br />

s<br />

⎣ ⎝<br />

t<br />

63,vs<br />

⎞<br />

⎥ ⎥ ⎤<br />

⎟<br />

⎠⎦<br />

⎞⎤⎪ ⎫<br />

⎟⎥<br />

⎬<br />

⎠⎥⎦<br />

⎪ ⎭<br />

⎡ ⎛<br />

⎥ ⎥ ⎤<br />

⎢<br />

⎟ ⎞<br />

⎜<br />

s<br />

v(s) ≈ vs<br />

⋅ 1 − exp − −1<br />

⎢⎣<br />

⎝<br />

vs<br />

⋅ t63,v s ⎠⎦<br />

(4.109)<br />

(4.110)<br />

(4.111)<br />

(4.116)<br />

⎞⎤<br />

⎟<br />

⎥<br />

⎠⎥⎦<br />

⋅ ε ⋅ d<br />

2<br />

ST<br />

(4.186)<br />

(4.187)<br />

ds (t)<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎢ ⎢ ⎡ ⎛ t ⎞<br />

= v ⎜ ⎟<br />

s,B ⋅ 1 − exp<br />

(4.188)<br />

−<br />

dt<br />

⎣ ⎝ t63,<br />

B ⎠⎥⎦<br />

s (t)<br />

t<br />

s<br />

⎪⎧<br />

⋅ ⎨t<br />

− t<br />

⎪⎩<br />

⎡ ⎛ t<br />

⋅ ⎢1<br />

− exp⎜<br />

−<br />

⎢⎣<br />

⎝ t63,<br />

= vs,B<br />

63,B<br />

B<br />

*<br />

s ⎡ ⎛ t<br />

= + ⋅ ⎢ − ⎜<br />

−<br />

s,(0)<br />

t63,B<br />

1 exp<br />

vs;B<br />

⎢⎣<br />

⎝ t63,<br />

B<br />

⎞⎤<br />

⎟<br />

⎥<br />

⎠⎥⎦<br />

⎡ ⎛ s ⎞⎤<br />

v(s) ≈ v ⎢ ⎜<br />

⎟<br />

s ,B<br />

⋅ 1−<br />

exp<br />

− −1<br />

⎥<br />

⎢⎣<br />

⎝ vs,B<br />

⋅ t63,B<br />

⎠⎥⎦<br />

⎞⎤⎪⎫<br />

⎟<br />

⎥⎬<br />

⎠⎥⎦<br />

⎪⎭<br />

(4.189)<br />

(4.191)<br />

(4.195)<br />

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228<br />

4.1.5.2.2 Näherungslösungen für turbulente Durchströmung<br />

Analytische Näherungslösungen kann man für die turbulente Schichtdurchströmung<br />

im NEWTON-Bereich c W = 0,44 und Eu(Re) ≈ const. ≠ f(v(t)) nur<br />

dann gewinnen, wenn man während der Beschleunigungsphase - also beim<br />

zeitlichen Durchlaufen der Bereiche niedriger Sinkgeschwindigkeiten des laminaren<br />

und des Übergangsbereiches der Durchströmung - voraussetzt, dass<br />

der Durchströmungwiderstand, ausgedrückt durch die EULER-Zahl, abschnittsweise<br />

Eu B = const sei. Für die Mikro-Makro-Beziehung des Durchströmungswiderstandes,<br />

Gl.( 4.172), lässt sich wiederum schreiben:<br />

Dimensionsloser Druckverlust = Partikel-Umströmungswiderstand + Schichtwiderstand<br />

als f(Porosität). ( 4.173)<br />

Allerdings muss hier Re < 10 4 erfüllt sein (bei der Umströmung Re < 2⋅10 5 ).<br />

Nach MOLERUS 18 ist:<br />

Eu<br />

B<br />

2<br />

3<br />

3<br />

24<br />

⎧<br />

1 1 1<br />

⎫<br />

⎪<br />

⎡ − ε ⎛ − ε ⎞ ⎤<br />

⎪ 4<br />

= ⋅ ⎨1<br />

+ 0,692⋅<br />

⎢<br />

+ ⋅⎜<br />

⎟ ⎥<br />

3<br />

3 ⎬ + ⋅<br />

Re<br />

⎢0,95<br />

− 1− ε 2<br />

0,95 1<br />

Re<br />

⎪⎩ ⎣<br />

⎝ − − ε ⎠ ⎦<br />

⎥⎪⎭<br />

1,5<br />

3<br />

3<br />

⎪<br />

⎧ ⎛ 1− ε ⎞ ⎪<br />

⎫ ⎛ 1− ε ⎞ 0,891<br />

⋅ ⎨1<br />

+ 0,12⋅⎜<br />

⎟ + 0,4 + ⎜<br />

⎟<br />

⋅<br />

3 ⎬ 3<br />

0,1<br />

0,95 1<br />

0,95 1<br />

⎪ ⎝ − − ε ⎠ Re<br />

⎪⎩ ⎝ − − ε ⎠ ⎭<br />

( 4.196)<br />

Mit dem Kräftegleichgewicht Gl.(4.162)<br />

dv<br />

dt<br />

( ρ − ρ )<br />

⎡<br />

⎤<br />

s f<br />

⋅ϕs<br />

1 dp(u<br />

r<br />

)<br />

=<br />

⋅g<br />

⋅ ⎢1<br />

−<br />

⋅<br />

ρ ⋅ϕ + ρ ⋅ϕ ( )<br />

⎥ , (4.162)<br />

s s f f ,B ⎣ ρs<br />

− ρf<br />

⋅ϕs<br />

⋅g<br />

dy ⎦<br />

dem Druckverlust Gl.( 4.170) und mit der Gl.( 4.163) u r = v und ϕ s = 1 - ε<br />

dp<br />

dy<br />

1<br />

3⋅ρ<br />

⋅ v<br />

2<br />

⋅ f<br />

=<br />

⋅ Eu<br />

2<br />

B<br />

( ρs<br />

− ρf<br />

) ⋅ϕs<br />

⋅g<br />

4⋅( ρs<br />

− ρf<br />

) ⋅ε ⋅dST<br />

⋅g<br />

(4.197)<br />

folgt die Differentialgleichung:<br />

dv<br />

dt<br />

( ρ − ρ )<br />

s f<br />

⋅ϕs<br />

ρ ⋅ϕ + ρ ⋅ϕ<br />

⎡<br />

⋅g<br />

⋅ ⎢1<br />

−<br />

⎣ 4⋅<br />

2<br />

3⋅ρ<br />

⎤<br />

f<br />

⋅ v (t)<br />

⋅ Eu<br />

2<br />

( ρ − ρ ) ⋅ε ⋅d<br />

⋅g<br />

⎥ ⎦<br />

=<br />

B<br />

s s f f ,B<br />

s f ST<br />

( 4.198)<br />

Mit dv/dt = 0 ergibt sich die stationäre Sinkgeschwindigkeit v s,B,N der Partikelschicht<br />

(makroskopisches Kontinuum) für den NEWTON-Bereich der turbulenten<br />

Durchströmung:<br />

v<br />

4 ⋅<br />

( ρ − ρ )<br />

⋅ ε<br />

⋅ d<br />

⋅ g<br />

2<br />

s,B,N<br />

=<br />

s f<br />

ST<br />

3⋅ρf⋅<br />

EuB<br />

( 4.199)<br />

Diese stationäre Sinkgeschwindigkeit v s,B,N = dh/dt = const. entspricht wiederum<br />

dem Geradenanstieg (Tangente) der Zonensedimentation im Höhen-<br />

Zeit-Diagramm h(t) der Folie 4.13.8 rechts.<br />

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229<br />

Als Nachweis der physikalischen Plausibilität des Modells Gl.( 4.199) wird<br />

ebenfalls ein Grenzübergang durchgeführt, d.h. ε = 1 und gemäß Gl.( 4.196)<br />

Eu B (ε=1) = c W ≈ 0,44:<br />

lim<br />

ε→1<br />

4<br />

Re→10<br />

4 ⋅<br />

2<br />

( ρ − ρ ) ⋅ ε ⋅ d ⋅ g 4 ⋅ ( ρ − ρ )<br />

s<br />

f<br />

3⋅ρ<br />

⋅ Eu<br />

f<br />

B<br />

ST<br />

=<br />

s f<br />

⋅ d<br />

3⋅ρ<br />

⋅ c<br />

f<br />

W<br />

ST<br />

⋅ g<br />

= v<br />

s,N<br />

(4.200)<br />

Für diesen inversen Mikro-Makro-Übergang (Makro-Mikro-Übergang) wird<br />

die Sinkgeschwindigkeit Gl.(4.56) im NEWTON-Bereich der Partikel-Sedimentation,<br />

also das Mikroverhalten, erhalten – q.e.d.<br />

Nach diesem Plausibilitätsbeweis kann man somit problemlos weiterrechnen.<br />

Mit den Gln.( 4.198) und ( 4.199) folgt<br />

2<br />

dv ( ρ ) ⎡ ⎤<br />

s<br />

− ρf<br />

⋅ϕs<br />

v (t)<br />

= ⋅ g ⋅ ⎢1<br />

−<br />

2 ⎥<br />

dt ρs<br />

⋅ϕs<br />

+ ρf<br />

⋅ϕf<br />

,B ⎣ vs,B,N<br />

⎦<br />

die nichtlineare Differentialgleichung der Sedimentation einer Partikelschicht<br />

bei turbulenter Durchströmung im NEWTON-Bereich:<br />

dv(t)<br />

dt<br />

2<br />

⎡ v (t) ⎤<br />

( ρ ) ⋅ g ⋅ 1 − ⎥<br />

⎦<br />

= DB<br />

f<br />

2<br />

vs,B<br />

⎢<br />

⎣<br />

mit der bekannten Fluiddichtefunktion des Partikelbettes:<br />

D<br />

ρ<br />

− ρ<br />

( 4.201)<br />

s f<br />

B(<br />

ρ<br />

f<br />

) =<br />

(4.182)<br />

ρs<br />

+ ρf<br />

⋅ϕf<br />

,B<br />

/ ϕs<br />

Diese Formulierung entspricht der Differentialgleichung der Partikelsedimentation<br />

bei laminarer Kugelumströmung im NEWTON-Bereich:<br />

dv(t)<br />

dt<br />

2<br />

⎛ v (t) ⎞<br />

D( ρ<br />

f<br />

) ⋅ g ⋅ ⎜1<br />

−<br />

⎟<br />

⎝ vs<br />

⎠<br />

=<br />

2<br />

(4.104)<br />

Diese Differentialgleichung ( 4.201) kann mit dem gleichen Algorithmus analytisch<br />

integriert werden, der im Abschnitt 4.1.2.2.4 beschrieben wurde:<br />

Die Integration der nichtlinearen Differentialgleichung liefert nach Trennung<br />

der Variablen mit der Anfangsbedingung v(t = 0) = 0 für übliche v(t) ≤ v s die<br />

die Geschwindigkeits-Zeit-Funktion der beschleunigten Partikelsedimentation<br />

bei turbulenter Umströmung<br />

⎛ t ⎞<br />

v (t) = v ⋅ ⎜ ⎟<br />

s,B<br />

tanh<br />

(4.202)<br />

⎝ t76,B<br />

⎠<br />

mit der für diesen Teilprozess typischen tanh-Funktion und einer charakteristischen<br />

Sinkzeit t 76,B der turbulenten Schichtdurchströmung:<br />

t<br />

76,B<br />

( ρ − ρ )<br />

2<br />

= vs,B<br />

ρs<br />

+ ρf<br />

⋅ϕf<br />

,B<br />

/ ϕs<br />

4⋅<br />

s f<br />

⋅ε ⋅dST<br />

=<br />

D ( ρ ) ⋅g<br />

ρ − ρ 3⋅ρ<br />

⋅ Eu ⋅g<br />

(4.203)<br />

B<br />

f<br />

s<br />

f<br />

f<br />

B<br />

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230<br />

Die erneute Integration der Differentialgleichung der Zeitfunktion der instationären<br />

Sinkgeschwindigkeit, Gl.(4.202),<br />

ds(t) ⎛ t ⎞<br />

v (t) = = v ⋅ ⎜ ⎟<br />

s,B<br />

tanh<br />

(4.204)<br />

dt<br />

⎝ t76,B<br />

⎠<br />

liefert für die Anfangsbedingung s(t = 0) = 0 die Weg-Zeit-Funktion der<br />

Schichtsedimentation bei turbulenter Durchströmung:<br />

⎛ t ⎞<br />

s (t) = v ⋅ ⋅ ⎜ ⎟<br />

s,B<br />

t76,B<br />

ln cosh<br />

(4.205)<br />

⎝ t76,B<br />

⎠<br />

Für diese Zonensedimentation lässt sich diese Weg-Zeit-Funktion mit Hilfe<br />

von Absetzversuchen in Standzylindern als Höhen-Zeit-Funktion der Grenzlinie<br />

zwischen Klarwasser und Suspension messen, Folie 4.13.8 links. Wenn<br />

man die zeitliche Zunahme des Feststoffvolumenanteiles im Sediment venachlässigt,<br />

lässt sich wiederum der beschleunigte und stationäre Verlauf dieser<br />

Höhen-Zeit-Funktion näherungsweise angeben, Folie 4.13.8 rechts:<br />

⎛ t<br />

⎟ ⎞<br />

h (t) = h − = − ⋅ ⋅ ⎜<br />

0<br />

s(t) h0<br />

vs,B<br />

t76,B<br />

ln cosh<br />

(4.206)<br />

⎝ t76,B<br />

⎠<br />

Durch Umstellen dieser Gl.(4.205) für eine gesuchte Sinkzeit t s bei gegebener<br />

*<br />

⎛ s ⎞ ⎛ t ⎞<br />

exp ⎜ ⎟ = ⎜ ⎟<br />

cosh<br />

(4.207)<br />

⎝ vs,B<br />

⋅ t76,B<br />

⎠ ⎝ t76,<br />

B ⎠<br />

Apparatehöhe (Sinkweg) s* ergibt sich, wie bei der Herleitung der Gl.(4.138),<br />

eine übersichtliche Umkehrfunktion für die Sinkzeit t s = f(s*):<br />

* ⎡<br />

*<br />

s<br />

⎛ 2 ⋅ s ⎞⎤<br />

t ⎢ ⎜ ⎟⎥<br />

s<br />

= + t76,B<br />

⋅ ln 1+<br />

1−<br />

exp<br />

⎢<br />

−<br />

(4.208)<br />

vs,B<br />

⎥<br />

⎣ ⎝ vs,B<br />

⋅ t76,B<br />

⎠⎦<br />

Anhand der obigen Gl.(4.208) kann unmittelbar abgelesen werden, dass sich<br />

die gesamte Sinkzeit aus der stationären Sinkzeit und einer Anlaufzeit des<br />

beschleunigten Sinkprozesses zusammensetzt. Für große Wege s * , schnelle<br />

Kinetik (kleine charakteristische Sinkzeit) t 76,B und geringe stationäre Sinkgeschwindigkeit<br />

v s,B kann der letzte Term in der Gl.(4.208) vernachlässigt werden.<br />

D.h. es gilt unter der Bedingung<br />

v<br />

s,B<br />

*<br />

s<br />

⋅ t<br />

76,B<br />

> 2 , (4.209)<br />

1− exp( −4)<br />

= 0,98 ≈ 1 und damit<br />

*<br />

s<br />

ts<br />

≈ + t76,<br />

B<br />

⋅ ln2<br />

(4.210)<br />

v<br />

s,B<br />

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231<br />

Der Term s*/v s,B entspricht der Verweilzeit t V,s während der stationären Zonensedimentation<br />

einer Partikelschicht in einem Absetzbehälter:<br />

s<br />

v<br />

*<br />

s<br />

= t<br />

(4.211)<br />

V,s<br />

t<br />

s<br />

≈ t + t ⋅ ln2<br />

(4.212)<br />

V,s<br />

76, B<br />

Diese einfache Abschätzung lässt sich auch als Plausibilitätsbeweis der rechnerisch<br />

recht aufwändigen Herleitungen der instationären Modelle auffassen.<br />

Um wiederum die Geschwindigkeits-Weg-Funktion der Schicht- oder Zonensedimentation<br />

im NEWTON-Bereich zu erhalten, muß in der Geschwindigkeits-Zeit-Funktion,<br />

Gl.(4.202),<br />

⎛ t ⎞<br />

v (t) = v ⋅ ⎜ ⎟<br />

s,B<br />

tanh<br />

(4.202)<br />

⎝ t76,B<br />

⎠<br />

die Zeit durch eine Weg-Funktion ersetzt werden, Gl.(4.207):<br />

*<br />

⎛ t ⎞ ⎛ s<br />

⎟ ⎞<br />

cosh ⎜ ⎟ = ⎜<br />

exp<br />

(4.207)<br />

⎝ t76,B<br />

⎠ ⎝ vs,B<br />

⋅ t76,B<br />

⎠<br />

Die tanh-Funktion in der Gl.(4.202) lässt sich wiederum mit der cosh-Funktion<br />

ausdrücken 14 :<br />

⎛<br />

⎟ ⎞<br />

2 t<br />

cosh ⎜<br />

−1<br />

⎛ t ⎞<br />

⎝ t76,B<br />

⎠<br />

⎛ ⎞<br />

−2<br />

t<br />

v (t) = v ⎜ ⎟ = ⋅<br />

= ⋅ − ⎜ ⎟<br />

s,B<br />

⋅ tanh<br />

vs,B<br />

vs,B<br />

1 cosh<br />

⎛ ⎞<br />

⎝ t76,B<br />

⎠<br />

t<br />

⎜ ⎟<br />

⎝ t76,B<br />

cosh<br />

⎠<br />

⎝ t76,B<br />

⎠<br />

Einsetzen der Gl.(4.207) liefert die Geschwindigkeits-Weg-Funktion während<br />

der beschleunigten Schichtsedimentation im NEWTON-Bereich:<br />

⎛ 2⋅s<br />

⎞<br />

v (s) = v ⋅ − ⎜ ⎟<br />

s,B<br />

1 exp<br />

−<br />

(4.213)<br />

⎝ vs,B<br />

⋅ t76,B<br />

⎠<br />

In der Tabelle 4.7 können die neu entwickelten Modelle der turbulenten Umströmung<br />

und Durchströmung noch einmal miteinander verglichen werden,<br />

siehe auch Folie 4.19:<br />

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232<br />

Tabelle 4.7: Modelle der gleichmäßig beschleunigten Sedimentation einer Partikelschicht für turbulente Umströmung & Durchströmung (TOMAS 2011)<br />

Mikroprozessgrößen Turbulente Partikelumströmung Turbulente Durchströmung einer Partikelschicht<br />

2<br />

Kräftegleichgewicht VP<br />

⋅ ρs<br />

( 1 + ϕfρf<br />

/ ρs<br />

) ⋅ v<br />

= VP<br />

⋅ ( ρs<br />

− ρf<br />

) ⋅ g − cW<br />

⋅ A<br />

P<br />

⋅ ρf<br />

v / 2 (4.102) ( ρs<br />

⋅ ϕs<br />

+ ρf<br />

⋅ ϕ<br />

,B<br />

) ⋅ A ⋅ dy ⋅ v = ( ρs<br />

⋅ ϕs<br />

− ρf<br />

⋅ ϕs<br />

) ⋅ A ⋅ g ⋅ dy − ∆p(u<br />

r<br />

) ⋅ A<br />

f<br />

(4.160)<br />

3<br />

5<br />

4<br />

Reynolds-Zahl 10 < Re = ur<br />

⋅d<br />

⋅ρf<br />

/ η < Rec<br />

= 2 ⋅10<br />

Re = (ur / ε)<br />

⋅ d ⋅ρf<br />

/ η < Rec,B<br />

= 10<br />

2<br />

Porositätsfunktion 3<br />

3<br />

ε = 1 und Eu B (ε=1) = c W ≈ 0,44 ( 4.196) 24<br />

⎧<br />

1 1 1<br />

⎫<br />

⎪<br />

⎡ − ε ⎛ − ε ⎞ ⎤<br />

⎪ 4 ( 4.196)<br />

Eu<br />

B<br />

= ⋅ ⎨1<br />

+ 0,692⋅<br />

⎢<br />

+ ⋅⎜<br />

⎟ ⎥ + ⋅<br />

3<br />

3<br />

⎬<br />

Re<br />

⎢0,95<br />

− 1− ε 2<br />

0,95 1<br />

⎥ Re<br />

⎪⎩ ⎣<br />

⎝ − − ε ⎠ ⎦⎪⎭<br />

Differentialgleichung<br />

Stationäre Sinkgeschwindigkeit<br />

Geschwindigkeits-Zeit-<br />

Gesetz<br />

Charakteristische Sinkzeit<br />

Differentialgleichung<br />

Weg-Zeit-Gesetz<br />

Sinkzeit<br />

Geschwindigkeits-Weg-<br />

Gesetz<br />

v<br />

s,N<br />

=<br />

4 ⋅(<br />

ρs<br />

−ρf<br />

) ⋅d<br />

⋅ g<br />

3⋅c<br />

⋅ρ<br />

W<br />

f<br />

dv 2<br />

(t)<br />

⎛ v (t) ⎞<br />

= D( ρ<br />

f<br />

) ⋅ g ⋅<br />

⎜1<br />

−<br />

⎟<br />

(4.104)<br />

2<br />

dt<br />

⎝ vs<br />

⎠<br />

⎛ t<br />

⎟ ⎞<br />

⎜<br />

(4.124)<br />

v (t) = vs<br />

⋅ tanh<br />

⎝ t76,vs<br />

⎠<br />

t<br />

3<br />

⎪<br />

⎧ ⎛ 1− ε ⎞<br />

⋅ ⎨1<br />

+ 0,12⋅⎜<br />

⎟<br />

3<br />

0,95 1<br />

⎪⎩ ⎝ − − ε ⎠<br />

(4.56) 4 ⋅ ( ρ − ρ )<br />

v<br />

s,B,N<br />

=<br />

s<br />

2<br />

f<br />

⋅ ε ⋅ d<br />

3⋅ρ<br />

⋅ Eu<br />

f<br />

B<br />

ST<br />

1,5<br />

3<br />

⎪<br />

⎫ ⎛ 1− ε ⎞ 0,891<br />

⎬ + 0,4 + ⎜<br />

⎟<br />

⋅<br />

3<br />

0,1<br />

0,95 1<br />

⎝ − − ε ⎠ Re<br />

⎪⎭<br />

⋅ g<br />

( 4.199)<br />

dv 2<br />

(t)<br />

⎛ ⎞<br />

⎜<br />

v (t)<br />

= D ρ ⋅ ⋅ ⎟<br />

B(<br />

f<br />

) g<br />

1<br />

( 4.201)<br />

−<br />

2<br />

dt<br />

⎝ vs,B<br />

⎠<br />

⎛ t ⎞<br />

⎜ ⎟<br />

(4.202)<br />

v (t) = vs,B<br />

⋅ tanh<br />

⎝ t76,B<br />

⎠<br />

= vs<br />

ρs<br />

+ ϕfρf<br />

4( ρs−ρf<br />

) ⋅d<br />

76,vs<br />

=<br />

(4.125) ( ) 2<br />

vs,B<br />

ρs<br />

+ ρf<br />

⋅ϕ<br />

,B<br />

/ ϕs<br />

4⋅<br />

ρs<br />

− ρf<br />

⋅ε<br />

t<br />

f<br />

D( ρf<br />

) ⋅g<br />

ρs<br />

− ρf<br />

3⋅cW⋅ρf<br />

⋅g<br />

76,B<br />

= =<br />

DB(<br />

ρf<br />

) ⋅g<br />

ρs<br />

− ρf<br />

3⋅ρf<br />

⋅ Eu<br />

B<br />

⋅<br />

ds (t) ⎛ t ⎞<br />

= v ⋅ ⎜ ⎟<br />

s<br />

tanh<br />

(4.129)<br />

dt<br />

⎝ t<br />

76,vs ⎠<br />

s (t)<br />

= v<br />

s<br />

⋅ t<br />

76,vs<br />

⎛<br />

⎜<br />

t<br />

⋅ ln cosh<br />

⎝ t<br />

⎡<br />

⋅ln⎢1<br />

+<br />

⎢<br />

⎣<br />

76,vs<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

⎛<br />

⎜<br />

2⋅s<br />

1−<br />

exp<br />

−<br />

⎝ vs<br />

⋅ t<br />

⎞⎤<br />

⎟⎥<br />

⎠⎥<br />

⎦<br />

(4.131)<br />

*<br />

*<br />

s<br />

(4.138)<br />

t<br />

s<br />

= + t<br />

76,vs<br />

vs<br />

76,vs<br />

v (s)<br />

= v<br />

s<br />

⋅<br />

⎛ 2⋅s<br />

1−<br />

exp⎜<br />

−<br />

⎝ vs<br />

⋅ t<br />

76,vs<br />

⎟ ⎞<br />

⎠<br />

(4.144)<br />

⋅d<br />

g<br />

ST<br />

(4.203)<br />

ds (t) ⎛ t ⎞<br />

= v ⋅ ⎜ ⎟<br />

s,B<br />

tanh<br />

(4.204)<br />

dt<br />

⎝ t76,B<br />

⎠<br />

s (t)<br />

= v<br />

s,B<br />

⋅ t<br />

76,B<br />

⎛ t<br />

⋅ ln cosh⎜<br />

⎝ t<br />

76,B<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

(4.205)<br />

* ⎡<br />

*<br />

s<br />

⎛ 2 ⋅ s ⎞⎤<br />

(4.208)<br />

t ⎢ ⎜ ⎟⎥<br />

s<br />

= + t76,B<br />

⋅ ln 1+<br />

1−<br />

exp<br />

⎢<br />

−<br />

v<br />

s,B<br />

⎥<br />

⎣ ⎝ vs,B<br />

⋅ t76,B<br />

⎠⎦<br />

⎛ 2⋅s<br />

⎞<br />

v (s) = v ⋅ − ⎜ ⎟<br />

s,B<br />

1 exp<br />

−<br />

⎝ vs,B<br />

⋅ t76,B<br />

⎠<br />

(4.213)<br />

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4.1.5.3 Beschleunigtes Auslaufverhalten und Durchströmung<br />

233<br />

Die allgemeine Differentialgleichung für die Auslaufgeschwindigkeit eines<br />

homogen durchströmten kohäsiven Pulvers aus einem konvergenten Trichter<br />

lautet gemäß ../VO_PM_SGT/Schüttec_4.doc#Diffgl_vt_lam_allg:<br />

dv<br />

dt<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

b<br />

dp / dH ⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

2(m+<br />

1)tan θ<br />

dp / dh<br />

min a<br />

2<br />

B<br />

= g⎜1−<br />

− −<br />

⋅ v −<br />

b ρbg<br />

⎟<br />

(4.214)<br />

b<br />

ρb<br />

Mit dem Druckverlustterm der laminaren Durchströmung einer kohäsiven<br />

Schüttgutbrücke (Partikelschicht oder Festbett)<br />

dp<br />

dh<br />

B<br />

18 ⋅ η⋅ B( ε)<br />

⋅ (1 − ε)<br />

=<br />

⋅ u<br />

d ⋅ ε<br />

2<br />

ST<br />

r<br />

1<br />

. ρ<br />

( 4.215)<br />

b<br />

dp<br />

dh<br />

B<br />

1<br />

⋅<br />

ρ<br />

b<br />

18 ⋅ η⋅ B( ε)<br />

⋅ (1 − ε)<br />

=<br />

⋅ u<br />

ρ ⋅ d ⋅ ε<br />

b<br />

2<br />

ST<br />

r<br />

und mit der Packungsdichtefunktion der Partikelschicht (Festbett)<br />

1 − ε<br />

=<br />

ρ<br />

b<br />

ρ<br />

b<br />

=<br />

1<br />

( ρs<br />

− ρf<br />

) ⋅ρb<br />

ρs<br />

− ρf<br />

(4.216)<br />

folgen, einschließlich der Sinkgeschwindigkeit nach Stokes (d ST = d),<br />

2<br />

( ρs−ρf<br />

) ⋅ d ⋅ g<br />

vs ,St<br />

=<br />

(4.55)<br />

18⋅<br />

η<br />

dp<br />

dh<br />

B<br />

1 18 ⋅ η ⋅ B( ε)<br />

18 ⋅ η ⋅ B( ε)<br />

g g ⋅ B( ε)<br />

⋅ =<br />

⋅ u =<br />

⋅ u = ⋅ u (4.217)<br />

ρ<br />

b<br />

2 r<br />

2<br />

r<br />

r<br />

( ρ − ρ ) d ε ( ρ − ρ ) d ε g v ⋅ ε<br />

s<br />

f<br />

ST<br />

s<br />

f<br />

ST<br />

s,St<br />

dv ⎛ bmin<br />

dpa<br />

/ dH ⎞ 2(m+<br />

1)tan θ 2 g ⋅ B( ε)<br />

= g 1<br />

v ⋅ ur<br />

dt<br />

⎜ − − −<br />

⋅ −<br />

b<br />

bg<br />

⎟<br />

∗<br />

⎝ ρ ⎠ b<br />

vs,St⋅<br />

ε<br />

Vorausgesetzt die Leerrohrrelativgeschwindigkeit der Fluides u r und die Auslaufgeschwindigkeit<br />

v des Schüttgutes u r<br />

= v sind betragsmäßig gleich, folgt<br />

die Differentialgleichung für die Auslaufgeschwindigkeit eines kohäsiven<br />

Pulvers aus einem konvergenten Trichter für laminare Durchströmung<br />

eines Festbettes 19 , siehe auch ../VO_PM_SGT/Schüttec_4.doc#Diffgl_vt_lam:<br />

dv<br />

dt<br />

⎛ bmin<br />

dpa<br />

/ dH 2(m+<br />

1)tan θ 2 g ⋅ B( ε)<br />

g 1<br />

v ⋅ v<br />

b<br />

bg<br />

⎟ ⎞<br />

= ⎜ − − −<br />

⋅ −<br />

(4.218)<br />

∗<br />

⎝ ρ ⎠ b vs,St⋅<br />

ε<br />

Für die Sedimentation einer laminar durchströmten, kohäsiven Pulverschicht<br />

in einem Behälter mit vertikale Wänden θ = 0 und tanθ = 0 mit b min<br />

© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />

19 Tomas, J., Modellierung des Fließverhaltens von Schüttgütern auf der Grundlage der Wechselwirkungskräfte<br />

zwischen den Partikeln und Anwendung bei der Auslegung von Bunkeranlagen,<br />

S. 127, Diss. B (Habilitation), TU Bergakademie Freiberg 1991<br />

MVT_e_4neu <strong>Mechanische</strong> <strong>Verfahrenstechnik</strong> - Partikeltechnik <strong>Stromklassierung</strong> Prof. Dr. J. Tomas, 28.11.2013


234<br />

→ D min und b* → D sowie ohne äußerem Überdruck dp a = 0 folgt aus der allgemeinden<br />

Differentialgleichung (4.218) die Differentialgleichung:<br />

dv<br />

dt<br />

⎛ Dmin<br />

⎞ g ⋅ B( ε)<br />

=<br />

B<br />

g⎜1<br />

− ⎟ − ⋅ v<br />

( 4.219)<br />

⎝ D ⎠ vs,St⋅<br />

ε<br />

Für ein freifließendes Schüttgut ist näherungsweise D min ≈ 0. Damit wird die<br />

lineare Differentialgleichung (4.178) der Sedimentation einer Partikelschicht<br />

bei laminarer Durchströmung erhalten<br />

dv<br />

dt<br />

g ⋅ B( ε)<br />

= g −<br />

B<br />

⋅ v<br />

(4.178)<br />

v ⋅ ε<br />

s,St<br />

mit der Porositäsfunktion B(ε) B für die laminare Durchströmung des - gegenüber<br />

einer homogen aufgelockerten Wirbelschicht - mehr oder weniger ruhenden<br />

Festbettes Gl.( 4.175):<br />

2<br />

⎡ 3<br />

⎛<br />

3<br />

1− ε 1 1− ε ⎞ ⎤<br />

B ( ε)<br />

⎢<br />

+ ⋅ ⎜<br />

⎟ ⎥<br />

B<br />

= 1+<br />

0,692 ⋅<br />

3<br />

⎢ − − ε<br />

3<br />

( 4.175)<br />

0,95 1 2<br />

⎥<br />

⎣<br />

⎝ 0,95 − 1− ε ⎠ ⎦<br />

Die Sedimentation einzelner, laminar umströmter Partikel folgt für eine<br />

große Auflockerung ε → 1 und deshalb B(ε) B = 1<br />

dv<br />

dt<br />

g<br />

⎜ ⎛ v<br />

= g − ⋅ v = g ⋅ 1 −<br />

vs,St<br />

⎝ vs,<br />

St<br />

⎟ ⎞<br />

⎠<br />

Das entspricht wiederum der Differentialgleichung der beschleunigten Sedimentation<br />

feiner, laminar umströmter Partikel in einem ruhenden Fluid, siehe<br />

dazu Gl.(4.106):<br />

dv(t)<br />

dt<br />

⎛<br />

g ⋅ ⎜<br />

1 −<br />

⎝<br />

v<br />

=<br />

v s, St<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

(4.106)<br />

Damit lassen sich die Differentialgleichungen des Ausfließens und der simultanen<br />

Durchströmung kohäsiver Pulver (makroskopische Kontinua) mit der<br />

Sedimentation von Partikelschichten und mikroskopisch kleiner Partikel<br />

vergleichen und umrechnen. Der Plausibilitätstest ist somit gelungen – q.e.d.<br />

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4.1.6 Partikelbewegung im Fliehkraftfeld einer Wirbelströmung<br />

235<br />

Ein Fliehkaftfeld in einem Fluid kann auf zweierlei Weise erzeugt werden:<br />

Entweder, indem der Behälter mit dem Fluid in Drehung versetzt wird, oder<br />

indem die Strömung zwangsweise in eine gekrümmte Bahn umgelenkt wird.<br />

Modellhaft unterscheiden wir dann den erzwungenen<br />

• Potentialwirbel bzw. die<br />

• Wirbelsenke.<br />

Bei letzterer ist der rein tangentialen Strömung noch eine nach innen gerichtete<br />

Komponente überlagert.<br />

Starrkörperwirbel<br />

Hierbei bewegt sich das Fluid wie ein fester Körper mit konstanter Winkelgeschwindigkeit<br />

ω um die Drehachse (Folie 4.20a):<br />

u<br />

r<br />

ϕ<br />

r/<br />

⋅ ω<br />

= = ω = const. . (4.220)<br />

r/<br />

Realisiert findet man solche erzwungene Wirbelströmung außer in Becherzentrifugen<br />

auch in anderen Absetzzentrifugen (s. VO <strong>Mechanische</strong> Trennprozesse),<br />

im Kern einer ausgebildeten Rührertrombe und im Kern der Gaszyklonströmung<br />

(s. Abschnitt 4.7.3.2).<br />

Potentialwirbel<br />

Der Potentialwirbel (Folie 4.20b) ist eine freie Wirbelströmung in konzentrischen<br />

Kreisen, bei der die Umfangsgeschwindigkeit u ϕ (= Tangentialgeschwindigkeit<br />

u t ) umgekehrt proportional zum Radius r ist:<br />

u<br />

ϕ<br />

⋅ r = c1 = const. . (4.221)<br />

Er dient zur Erzeugung des Fliehkraftfeldes mit seiner radial nach außen gerichteten<br />

Beschleunigung<br />

a<br />

r<br />

2 2<br />

= r ⋅ω = u / r . (4.222)<br />

ϕ<br />

Man nennt die Konstante c 1 die Wirbel- oder Zirkulationsstärke. Der Potentialwirbel<br />

ist reibungsfrei und hat an jedem Punkt im gesamten Strömungsfeld<br />

die gleiche Energie (= isoenergetisch), was den entgegengesetzten Verlauf der<br />

Geschwindigkeitskurve (hyperbolischer Abfall) und Druckkurve (parabolische<br />

Zunahme) charakterisiert. Aus der Kräfte- bzw. Druckbilanz (BERNOULLI-<br />

Gleichung für stationäre Strömungen)<br />

ρ 2<br />

⋅ u<br />

ϕ<br />

(r) + p(r) + ρ ⋅ g ⋅ h = const.<br />

(4.223)<br />

2<br />

folgt für h = 0 mit Gl.(4.221) die Radienabhängigkeit des Druckes:<br />

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236<br />

2<br />

2<br />

ρ c ⎛ ⎞<br />

1<br />

ρ ⋅<br />

2 r<br />

= − ⋅ = ⋅<br />

⎜ −<br />

0<br />

p (r) const.<br />

u<br />

⎟<br />

2<br />

0<br />

1 . (4.224)<br />

2<br />

2 r 2 ⎝ r ⎠<br />

u 0 , r 0 beliebige Bezugsgrößen<br />

Verallgemeinert gilt für die reibungsbehaftete Wirbelströmung:<br />

u r<br />

n ϕ<br />

⋅ = const. . (4.225)<br />

n = 1 reibungsfreie Wirbelströmung<br />

0 < n < 1 reibungsbehaftete Wirbelströmung, für u ϕ < u ϕ,max z.B.<br />

0,5 ≤ n ≤ 0,85 Spiralwindsichter; 0,4 ≤ n ≤ 0,9 Hydrozyklon<br />

n = -1 Starrkörperwirbel<br />

Die Anwesenheit von Partikeln in der Wirbelströmung ändert die Reibung in<br />

der Strömung und damit den Exponenten n, d.h. den Verlauf der Spiralströmung.<br />

Deren Verlauf hängt demnach nicht nur von der Gutbeladung µ s,g , sondern<br />

auch von der Partikelgrößenverteilung ab.<br />

Potentialsenke<br />

Bei der Potentialsenke oder Senkenströmung (Folie 4.20c) werden die Stromlinien<br />

radial nach innen mit der Radialgeschwindigkeit u r durchlaufen:<br />

ur 2<br />

=<br />

⋅ r = −c<br />

const. . (4.226)<br />

Diese Geschwindigkeit nach innen dient zur Mitnahme von Partikeln durch die<br />

Fluidwiderstandskraft entgegen zur nach außen gerichteten Feldkraft (Zentrifugalkraft).<br />

Der Wert von c 2 gibt die Senkenstärke an.<br />

Wirbelsenke<br />

Bei der Wirbelsenke handelt es sich um eine Potentialströmung, d.h. sie ist<br />

reibungsfrei und hat an jedem Punkt im gesamten Strömungsfeld die gleiche<br />

Energie. Sie kommt durch die Überlagerung des Potentialwirbels mit der Senkenströmung<br />

zustande. Die Geschwindigkeit u der Wirbelsenke (Folie 4.20d)<br />

hat also u r als Radial- und u ϕ als Umfangskomponente. Die Stromlinien der<br />

Wirbelsenke sind logarithmische Spiralen; sie schneiden alle konzentrischen<br />

Kreise um das Wirbelzentrum unter dem gleichen Winkel β. Die Steilheit dieser<br />

Spirale<br />

u<br />

u<br />

c<br />

= tan β =<br />

c<br />

r 2<br />

=<br />

ϕ<br />

1<br />

const.<br />

(4.227)<br />

gibt als Verhältnis von Senkenstärken c 2 zu Wirbelstärke c 1 auch das Verhältnis<br />

von Radial- zu Tangentialgeschwindigkeiten an. Es ist demnach in jedem<br />

Punkt des Strömungsfeldes gleich.<br />

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237<br />

Durch die gedankliche Auftrennung der Strömung in eine radiale und eine tangentiale<br />

Komponente kann eine Analogie zur Klassierung in senkrechter Aufwärtsströmung<br />

im Schwerefeld hergestellt werden:<br />

• Radial „nach außen“ entspricht im Schwerefeld der Richtung „nach unten“,<br />

• während die trennende Widerstandskraft hier „nach innen“ und im Schwerefeld<br />

„nach oben“ gerichtet ist, siehe Tabelle 4.8:<br />

Tabelle 4.8: Partikeltrennung in einer Strömung unter der Wirkung eines<br />

Schwerkraft- oder Fliehkraftfeldes<br />

Richtung des Massenkraftfeldeden<br />

Richtung der trennen-<br />

Strömungskraft<br />

Schwerkraftfeld nach unten nach oben<br />

Fliehkraftfeld nach außen nach innen<br />

Trennprodukt Grob- oder Schwergut Fein- oder Leichtgut<br />

Das für den Trenn- bzw. Klassiereffekt maßgebliche Kriterium ist nun, ob ein<br />

Partikel in diesem Strömungsfeld unter dem Einfluss der konkurrierenden<br />

Kräfte als Grob- bzw. Schwergut nach außen, oder als Fein- bzw. Leichtgut<br />

nach innen transportiert wird.<br />

Ein Partikel - wir betrachten es wieder als Kugel - ist unter den gleichen vereinfachenden<br />

Voraussetzungen wie in Abschnitt 4.1.1 (quasistationäre Bewegung,<br />

d.h. verschwindend kleine Trägheits- und Corioliskraft; Vernachlässigung der<br />

Schwerkraft) den folgenden Kräften unterworfen:<br />

1) der Zentrifugalkraft F Z radial nach außen und dem statischen Auftrieb F A<br />

radial nach innen<br />

π 3 2<br />

FZ<br />

= ρs<br />

⋅ d ⋅ r ⋅ ω und (4.228)<br />

6<br />

<br />

F<br />

A<br />

Mit<br />

=ρ<br />

f<br />

π<br />

⋅ d<br />

6<br />

3<br />

2<br />

⋅ r ⋅ω<br />

. (4.229)<br />

2 2<br />

r ⋅ ω = u / r ergibt das in positiver r-Richtung<br />

ϕ<br />

π 3 2<br />

FZ<br />

− FA<br />

= ( ρs<br />

− ρf<br />

) ⋅ d ⋅ u<br />

ϕ<br />

/ r ; (4.230)<br />

6<br />

2) der Widerstandskraft F <br />

W<br />

in Richtung der Relativgeschwindigkeit zwischen<br />

Partikeln und Fluid - davon ist die Partikelabsolutgeschwindigkeit v <br />

a<br />

in einem<br />

auf einer festen Kreisbahn rotierenden Koordinatensystem abzugrenzen<br />

(siehe Gl.(4.236) und auch Abschnitt 4.3.3). Teilen wir diese Kraft in<br />

eine Radial- und eine Tangentialkomponente F W,r und F W,ϕ auf, dann ist<br />

F W,ϕ die einzige tangential wirkende Kraft, so dass das Partikel die Umfangsgeschwindigkeit<br />

der Strömung annimmt v r,ϕ = u ϕ . In Radialrichtung<br />

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238<br />

steht die Widerstandskraft F W,r gebildet mit der radialen Relativgeschwindigkeit<br />

zwischen Partikeln und Fluid (Index r,r)<br />

F<br />

W,r<br />

π 2 ρf<br />

2<br />

= cW<br />

( ReP<br />

) ⋅ d ⋅ ⋅ vr,r<br />

(4.231)<br />

4 2<br />

im Gleichgewicht mit den oben angegebenen Kräften F − F − F 0 , so<br />

Z A W, r<br />

=<br />

dass sich zunächst für die radiale Relativgeschwindigkeit des Partikels<br />

v r,r gegenüber dem strömenden Fluid<br />

v<br />

( ρ − ρ )<br />

d ⋅ u<br />

/ r<br />

2<br />

4<br />

s f<br />

ϕ<br />

r,r<br />

= ⋅ ⋅<br />

(4.232)<br />

3 ρf<br />

cW<br />

( ReP<br />

)<br />

ergibt. Im Rahmen der getroffenen Vereinfachungen gilt das nur für kleine<br />

Partikeln, die der Umfangsgeschwindigkeit der Strömung praktisch trägheitslos<br />

folgen, so dass wir einerseits die Reynoldszahl mit v r,r bilden und<br />

uns andererseits auch hier auf den Stokes-Bereich beschränken können:<br />

vr,r<br />

⋅ d ⋅ρf<br />

Re<br />

P<br />

= , c<br />

W<br />

(ReP<br />

) = 24 / ReP<br />

. (4.233)<br />

η<br />

Damit entspricht dieser Partikelrelativgeschwindigkeit v r,r (r) die Partikelsinkgeschwindigkeit<br />

v s,r (r)<br />

v<br />

r,r<br />

( ρ − ρ )<br />

2 2<br />

d u (r)<br />

s f<br />

⋅ ϕ<br />

(r) = vs,r<br />

(r) =<br />

⋅ , (4.234)<br />

18⋅<br />

η r<br />

übrigens - wie bei den Voraussetzungen nicht anders zu erwarten - ganz analog<br />

zur Sedimentation im Starrkörperwirbel eines Zentrifugalkraftfeldes, siehe dazu<br />

die Sinkgeschwindigkeit nach STOKES, Gl.(4.55), allerdings ausgedrück<br />

mit der Zentrifugalbeschleunigung u 2 ϕ<br />

(r) / r :<br />

v s,r (r) = v s,z (r). (4.235)<br />

Unter der Bedingung, dass die die radiale Strömungsgeschwindigkeit u r (r)<br />

(nach innen gerichtet) und die radiale Sinkgeschwindigkeit v s,r (r) (nach außen<br />

gerichtet) der Partikeln relativ zur Strömung gleich sind, verbleiben diese Partikel,<br />

absolut gesehen, auf einem bestimmten Radius in Schwebe, rotieren also<br />

auf einer Gleichgewichtskreisbahn. Das entspricht in einem Trennprozess der<br />

sog. Trennkorngröße (bei 50% Trennwahrscheinlichkeit) mit der radialen Partikelabsolutgeschwindigkeit<br />

v a,r (r) = 0, siehe Gl.(4.2),<br />

v<br />

(r) = u (r) − v (r) 0 . (4.236)<br />

a ,r r s, r<br />

=<br />

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4.2 Turbulente Transportvorgänge<br />

239<br />

In vielen Ausrüstungen, in denen niedrig- bis mittelviskose Substanzen verarbeitet<br />

werden, laufen die Strömungsvorgänge turbulent ab. Bedingung hierfür<br />

ist, dass die REYNOLDS-Zahl einen bestimmten kritischen Wert überschreitet.<br />

In vielen Fällen sind dann Intensität und Struktur der Turbulenz entscheidende<br />

Einflussgrößen für die Erfolgs- oder Gütekenngrößen der Mikro- und Makroprozesse<br />

(Folie 4.21).<br />

4.2.1 Kennzeichnung von turbulenten Strömungen<br />

Für die Probleme der <strong>Verfahrenstechnik</strong> sind insbesondere drei Wirkungen der<br />

Turbulenz bedeutsam:<br />

(1) Die turbulenten Transportvorgänge bestimmen einerseits sowohl die<br />

Geschwindigkeit des Mischens von Flüssigkeiten oder Gasen ineinander als<br />

auch das Verteilen einer dispersen Phase im Dispersionsmittel. Letzterer<br />

Effekt ist die Voraussetzung für<br />

* den pneumatischen und hydraulischen Transport in Rohrleitungen,<br />

* die Herstellung von Suspensionen und<br />

* für das Aufwirbeln von Feststoffen z. B. für Löse- oder Kristallisationsvorgänge.<br />

Andererseits beeinflussen die turbulenten Transportvorgänge die Trennung<br />

in Sichtern, Zyklonen und anderen Stromklassierern.<br />

(2) Die Partikelgröße und damit die volumenbezogene Oberfläche fluider disperser<br />

Phasen wird vielfach durch turbulente Zerteilvorgänge bestimmt.<br />

Dies betrifft z. B. die Herstellung von Dispersionen ineinander unlöslicher<br />

Flüssigkeiten (Emulsionen) und das Begasen von Flüssigkeiten. Agglomerate<br />

geringer Festigkeit, wie z.B. Flocken, können ebenfalls durch die Wirkung<br />

der Turbulenz in ihrer Größe beeinflusst werden.<br />

(3) In Turbulenzfeldern treten, durch die Schwankungsbewegungen bedingt,<br />

zusätzliche Beschleunigungen und demzufolge außer den in Abschn.<br />

4.1 behandelten Bewegungsvorgängen zusätzliche Relativbewegungen der<br />

Partikeln gegenüber dem Fluid auf. Diese sind die Ursache für Stoßvorgänge<br />

(Kollisionen) zwischen Partikeln, die beispielsweise eine der Voraussetzungen<br />

für die Koaleszenz fluider Partikeln und die Flockung von<br />

Feststoffpartikeln darstellen.<br />

Die Modellierung der Makro- und Mikroprozesse des Mischens, des Trennens,<br />

des Zerteilens und des Transportes erfordert daher die Anwendung der Ergebnisse<br />

der Turbulenztheorie. Spezifisch für die <strong>Verfahrenstechnik</strong> sind die<br />

weitgehenden Vereinfachungen der komplizierten Gesetze der Turbulenztheorie,<br />

solange damit eine Interpretation und Modellierung der experimentell ge-<br />

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240<br />

fundenen Zusammenhänge möglich bleibt. Für eine betont ingenieurwissenschaftliche<br />

Betrachtungsweise reichen zuerst einmal Ähnlichkeitsmodelle aus,<br />

die man aus einer einfach zu handhabenden Dimensionsanalyse der physikalisch<br />

begründbaren, wesentlichen Einflussgrößen gewinnt.<br />

In der Strömungsmechanik unterscheidet man zwischen wandnahen turbulenten<br />

Strömungen (turbulenten Grenzschichten) und der freien Turbulenz.<br />

Durch die Grenzschichtturbulenz wird der Stoff- und Wärmeübergang an<br />

Wänden und Phasengrenzflächen beeinflusst. Sie bewirkt auch das Aufwirbeln<br />

abgesetzter Feststoffe.<br />

Bedeutsamer für die mechanischen Grundvorgänge, Mikro- und Makroprozesse<br />

sind die Wirkungen der freien Turbulenz. Diese umfasst die Vorgänge in<br />

Strahlen und im Nachlauf von turbulenzerzeugenden Einbauten wie z.B.<br />

Blenden, Lochplatten, Stabgitter und Rührern. Ein wesentliches Merkmal der<br />

freien Turbulenz besteht darin, dass sie in wandfernen Bereichen durch örtliche<br />

Geschwindigkeitsgradienten und damit ohne Wandeinfluss entsteht.<br />

Anschaulich lässt sich eine turbulente Strömung als die Überlagerung von<br />

Grundströmung und einer großen Anzahl von Wirbeln bzw. Wirbelfeldern (Folie<br />

4.22.2) unterschiedlicher Abmessungen deuten. Aufgrund dieser Überlagerung<br />

ändert sich auch bei im Mittel stationären Strömungen der Geschwindigkeitsvektor<br />

zeitlich nach Betrag und Richtung (Folie 4.22.1).<br />

Für die Charakterisierung turbulenter Strömungen werden folgende Größen<br />

benötigt, deren Bedeutung und Messung bereits in der VO „Strömungslehre"<br />

/3.3./ behandelt worden sind:<br />

‣ die nach Betrag und Richtung zeitlich gemittelte Bewegungs- und Zustandsgrößen,<br />

z.B. Druck (wirksame Größen werden durch den `-Strich gekennzeichnet)<br />

p (t) = p + p ′(t)<br />

(4.237)<br />

und Strömungsgeschwindigkeit u , wie sie durch eine träge Meßmethode<br />

ermittelt wird (Folie 4.22.1a)<br />

<br />

u (t) = u + u′<br />

(t) , (4.238)<br />

‣ die dieser zeitlich gemittelten Geschwindigkeit überlagerten Schwankungsbewegungen<br />

in Strömungsrichtung u x '(t) und senkrecht dazu u y '(t),<br />

u z '(t) (Folie 4.22.1a). Diese Zusatzbewegungen sind aufgrund des Charakters<br />

der Turbulenz zufallsbedingt und somit nur durch ihre statistischen Mittelwerte<br />

quantitativ beschreibbar.<br />

‣ Definitionsgemäß ist der integrale zeitliche Mittelwert der Beträge aller<br />

<br />

Schwankungsbewegungen gleich Null, da nach Gl.(4.238) u(t) = u erhalten<br />

werden muss:<br />

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t*<br />

1<br />

u′ = lim ⋅ u′<br />

(t) dt = 0<br />

t* →∞ t *<br />

∫ . (4.239)<br />

0<br />

‣ Deshalb werden die mittleren Effektivwerte<br />

2<br />

x<br />

2<br />

y<br />

2<br />

z<br />

241<br />

u ' , u' , u'<br />

oder quadratischen<br />

Mittelwerte benutzt (Folie 4.22.1b), siehe auch Gl.(4.69):<br />

t*<br />

2 1 2<br />

u ' = lim<br />

t* →∞ ∫ u' dt . (4.240)<br />

t *<br />

0<br />

Diese durch die Hitzedrahtmesstechnik /3.22./ messbaren Effektivwerte sind<br />

in stationären turbulenten Strömungen zeitlich konstant.<br />

‣ Von isotroper Turbulenz spricht man, wenn weitestgehende Richtungsunabhängigkeit<br />

der mittleren Effektivwerte gilt:<br />

u'<br />

2 2 2<br />

= u' = u' u' / 3 . (4.241)<br />

2<br />

x y z<br />

=<br />

2 2 2 2<br />

u'<br />

x<br />

+ u'<br />

y+<br />

u'<br />

z<br />

u'<br />

‣ Der Turbulenzgrad ist Tu = ≈ . (4.242)<br />

2<br />

2<br />

3⋅u<br />

u<br />

Für eine Rohrströmung liegt er im Bereich von 0,04 ≤ Tu ≤ 0,06.<br />

‣ Die Abmessungen von Wirbeln können durch ihre Wellenlänge λ oder<br />

einen Wirbelradius r W = λ/4 charakterisiert werden (Folie 4.22.2a).<br />

‣ Dabei entspricht der Makromaßstab Λ der Turbulenz der Wellenlänge<br />

zweier großer Wirbel (Folie 4.22.2c).<br />

‣ Außerdem lässt sich ein sog. Mischungsweg l M als zeitlicher Mittelwert<br />

einer Korrelationsfunktion R(y) zwischen zwei benachbarten Punkten i und<br />

i+1 als charakteristische Wirbelgröße einführen (s. BURKE, KECKE,<br />

RICHTER Strömungsförderer, F. Vieweg, Braunschweig, 1989, S. 48):<br />

′<br />

′<br />

∞<br />

∞<br />

u<br />

i<br />

⋅ u<br />

i+<br />

1<br />

l<br />

M<br />

= ∫ R(y) dy = ∫ dy . (4.243)<br />

2 2<br />

0<br />

0 u′<br />

⋅ ′<br />

i<br />

u<br />

i+<br />

1<br />

Die Turbulenztheorie unterscheidet je nach Meßmethode und der räumlichen<br />

Orientierung der Messsonde zwischen verschiedenen Makromaßstäben, die<br />

jedoch alle in der gleichen Größenordnung liegen.<br />

Die Wirbel der Makroturbulenz, auch energietragende Wirbel genannt, entstehen<br />

durch Geschwindigkeitsgradienten in der Grundströmung. Ihre Größe<br />

und damit auch der Makromaßstab der Turbulenz sind somit proportional<br />

einer Länge, die normal zur Strömungsrichtung charakteristisch für die Strecke<br />

ist, über der der Geschwindigkeitsgradient auftritt. Wenn reibungsbehaftete<br />

Starrkörperwirbel (Nulldurchgang im Wirbelkern, siehe Gln.(4.220) und<br />

(4.225)) als Modell für die turbulenten Zusatzbewegungen dienen sind die Umfangsgeschwindigkeiten<br />

u ϕ in den Wirbeln<br />

u*<br />

= ′ 2<br />

u ∝ ϕ<br />

u<br />

(4.244)<br />

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242<br />

ebenfalls proportional dem in der Grundströmung auftretenden Geschwindigkeitsgradienten<br />

∆ u / l (siehe Gl.(4.249)).<br />

M<br />

Zahlreiche Untersuchungen (siehe z.B. /3.53/ bis /3.56/ ergaben und auch die in<br />

Folie 4.22.3 zusammengestellten Ergebnisse belegen, dass bei voll ausgebildeter<br />

Turbulenz der Makromaßsab Λ in der Größenordnung der Abmessungen<br />

der turbulenzerzeugenden Systeme normal zur Strömungsrichtung liegt -<br />

für eine Rohrströmung ist 0,125 ≤ Λ/D 0 ≤ 0,4 - und dass der Effektivwert der<br />

Geschwindigkeitsschwankungen proportional der mittleren Strömungsgeschwindigkeit<br />

ist.<br />

Struktur und Intensität der Makroturbulenz, charakterisiert durch den Makromaßstab<br />

und durch den Effektivwert der Schwankungsbewegungen nach<br />

Gl.(4.245), werden also durch die turbulenzerzeugenden Systeme bestimmt.<br />

Bei voll ausgebildeter Turbulenz gilt im Nachlauf von turbulenzerzeugenden<br />

Systemen:<br />

2<br />

Λ ~ D 0 und u'<br />

∝ u<br />

0<br />

. (4.245)<br />

Hierbei sind D 0 und u 0 im Sinne der Ähnlichkeitstheorie charakteristische<br />

Bezugsgrößen des Turbulenzerzeugers. Für die in Folie 4.22.3 dargestellten<br />

Beispiele werden zweckmäßigerweise der Düsendurchmesser D 0 bzw. die<br />

Schaufelhöhe h 1 sowie die Düsenaustrittsgeschwindigkeit<br />

u<br />

2<br />

= 4V /( D )<br />

(4.246)<br />

0<br />

π<br />

0<br />

bzw. die Rührerumfangsgeschwindigkeit<br />

v u,R = π n D 2 (4.247)<br />

verwendet.<br />

In Freistrahlen sowie im Rührerstrom vergrößert sich Λ stromab etwa proportional<br />

zur Lauflänge, während u und<br />

das Produkt<br />

2<br />

u ' abnehmen, so dass in diesem Bereich<br />

2<br />

Λ ⋅ u'<br />

= const. ∝ u<br />

0<br />

⋅ D0<br />

(4.248)<br />

angenähert konstant bleibt, siehe auch analog dazu Potentialwirbelverhalten<br />

Gl.(4.221). Die Energie, die zur Erzeugung dieser Makroturbulenz erforderlich<br />

ist, wird der Grundströmung entnommen.<br />

Da bei freier Turbulenz keine Druckgradienten vorhanden sind, verringert sich<br />

die kinetische Energie der Grundströmung längs des Strömungsweges. Es findet<br />

ein Impulsaustausch zwischen den Turbulenzballen statt, der aus der<br />

PRANDTLschen Mischungswegtheorie ableitbar ist. Für den Geschwindigkeitsgradienten<br />

du<br />

∆u<br />

≈ (4.249)<br />

dy<br />

l M<br />

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τ = ρ ⋅ u′<br />

⋅ u′<br />

>> τ im Wirbelman-<br />

und die turbulenten Schubspannungen<br />

tel gilt somit (s. KECKE S. 49):<br />

t<br />

f<br />

x<br />

y<br />

lam<br />

243<br />

2 du du du<br />

τ<br />

t<br />

= ρf<br />

⋅ lM<br />

⋅ ⋅ ≡ ρf<br />

⋅ ν<br />

t<br />

⋅ . (4.250)<br />

dy dy dy<br />

ν t<br />

scheinbare kinematische Wirbelviskosität (kein Stoffwert!) (siehe auch<br />

Gl.(4.276))<br />

Die Wirbel der Makroturbulenz sind in sich ebenfalls turbulent; innen sind<br />

Wirbel unterschiedlicher Größe überlagert, die jeweils die zu ihrem Aufbau<br />

benötigte Energie der kinetischen Energie der nächst größeren Wirbel entnehmen.<br />

Hierdurch entsteht ein Impulsaustausch der Turbulenzelemente, bei<br />

dem laufend Energie der Grundströmung entzogen und zu immer kleineren<br />

Turbulenzelementen übertragen wird.<br />

Die Mechanik dieses Impulstransportes zwischen den Wirbeln lässt sich am<br />

einfachsten so verdeutlichen:<br />

Der Zusammenhang zwischen Kraft und Trägheitswirkung einer Teilmasse<br />

m 1 ist:<br />

<br />

du <br />

<br />

1<br />

d( m1<br />

⋅ u1)<br />

m1<br />

⋅ = F1<br />

= . (4.251)<br />

dt dt<br />

Für eine unendlich große Kraft in infinitesimal kurzer Zeitdauer dt → 0<br />

<br />

folgt ein endlicher Kraftstoß F = F(t) dt . Eine einfache Kräftebilanz<br />

∑<br />

k<br />

<br />

<br />

d( m1<br />

⋅ u1<br />

+ m2<br />

⋅ u<br />

2<br />

)<br />

Fk = 0 = F1<br />

+ F2<br />

≡<br />

=<br />

dt<br />

∫<br />

0<br />

(4.252)<br />

ergibt damit das Gesetz zur Impulserhaltung von zwei trägen, zeit- und geschwindigkeitsabhängigen<br />

Teilmassen, die zusammenstoßen:<br />

<br />

<br />

m ⋅ u + m ⋅ u = const. = m ⋅ c + m ⋅ . (4.253)<br />

1 1 2 2<br />

1 1 2<br />

c2<br />

Die Geschwindigkeiten nach einem zentralen Stoß (sog. Restitutionsphase)<br />

betragen für die vorangegangene ideale elastische oder plastische Kompressionsphase<br />

der beiden Stoßpartner k el = 1 bzw. k pl = 0 mit dem sog. Restitutionskoeffizienten<br />

e oder Stoßzahl k (k = e; h Fallhöhe) (vgl. Gl.(4.490)):<br />

k<br />

2 = h / h<br />

(4.254)<br />

c<br />

c<br />

Rückprall<br />

m ⋅ u<br />

+ m<br />

⋅ u<br />

− k ⋅ m<br />

⋅<br />

( u − u )<br />

1 1 2 2<br />

2 1 2<br />

1<br />

= (4.255)<br />

m1<br />

+ m2<br />

m ⋅ u<br />

+ m<br />

⋅ u<br />

+ k ⋅ m ⋅<br />

( u − u )<br />

1 1 2 2<br />

1 1 2<br />

2<br />

= . (4.256)<br />

m1<br />

+ m2<br />

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244<br />

Allgemein kann nun die Bilanzgleichung einer volumenbezogenen Bewegungs-<br />

oder Impulsgröße ρ ⋅ u eines fluiden Stoffelementes k (Wirbels<br />

oder Fluidballens) wie folgt aufgeschrieben werden:<br />

<br />

∂( ρ ⋅ u<br />

k<br />

)<br />

<br />

<br />

= − div ρk<br />

⋅ u<br />

k<br />

u<br />

k<br />

+ div ν ⋅ grad ρk<br />

⋅ u<br />

k<br />

∂t<br />

t<br />

u <br />

ν<br />

k<br />

k<br />

[ ] [ ( )] gradp<br />

k<br />

+<br />

zeitliche<br />

Änderung<br />

k<br />

der Transportgröße<br />

Transport durch<br />

Strömung (Konvektion)<br />

Zeit<br />

Geschwindigkeitsvektor<br />

kinematische Zähigkeit<br />

Transport durch Leitung<br />

(Konduktion)<br />

ρ k Dichte oder Massekonzentration im Volumenelement<br />

p<br />

Druck<br />

Impuls-<br />

energie-<br />

quelle<br />

(4.257)<br />

Dieser durch die Turbulenz bewirkte Transport kinetischer Impulsenergie<br />

erfolgt bis zu den kleinsten in der Strömung vorhandenen Turbulenzelementen<br />

(Wirbel), die in sich selbst laminar fließen. Die kleinsten Elemente werden<br />

durch laminare Schubspannungen - ein viskoser Reibungswiderstand des<br />

Fluides muss überwunden werden - abgebremst, und ihre kinetische Energie<br />

dissipiert in die Wärmebewegung der Moleküle – svw. molekularer Impulstransport.<br />

Der genannte Impulstransport bewirkt, dass Intensität und Struktur der<br />

Mikroturbulenz, d.h. von Wirbeln, die hinreichend klein gegenüber den Wirbeln<br />

der Makroturbulenz sind, nur durch die Größe des Energieeintrages sowie<br />

die Viskosität des Fluids bestimmt werden.<br />

Die Größe des Energieflusses ist gleich der so genannten Dissipationsrate ε =<br />

dE kin /(dt⋅dm), d.h. der kinetischen Energie, die der Hauptströmung je Masse-<br />

und Zeiteinheit entzogen und die letztendlich durch die laminaren Schubspannungen<br />

in den kleinsten Wirbeln in Wärme umgesetzt wird. Sie ist wie alle<br />

anderen Turbulenzgrößen im Prozessraum ortsabhängig. Nach BRODKEY [3-<br />

138] gilt zwischen der Dissipationsrate ε, dem Makromaßstab Λ und dem Effektivwert<br />

der Schwankungsbewegungen u eff ‘ der Zusammenhang:<br />

ε =<br />

dP<br />

dm<br />

= 1,65 ⋅<br />

2<br />

( u' )<br />

Λ<br />

3/ 2<br />

3<br />

u'<br />

= 1,65 ⋅<br />

Λ<br />

eff<br />

. (4.258)<br />

Daraus folgt für die mittlere Dissipationsrate (= mittlerer spezifischer Leistungseintrag)<br />

ε in einem abgeschlossenen Behälter, in den beispielsweise<br />

durch einen Rührer die Wellenleistung P eingetragen wird (D B Behälterdurchmesser,<br />

D R Rührerdurchmesser):<br />

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3 2<br />

P 1 u<br />

R<br />

⋅ DR<br />

ε = = ε dm ∝<br />

m m<br />

∫ . (4.259)<br />

D<br />

m<br />

3<br />

B<br />

245<br />

Diese Dissipationsrate ist jedoch nicht im gesamten Prozessraum gleich groß.<br />

Sie erreicht Maximalwerte ε max im Nachlauf der Turbulenzerzeuger (u R =<br />

π . D . R n Rührerumfangsgeschwindigkeit, c D ≈ 0,5 Dissipationsbeiwert für einen<br />

Scheibenrührer 20 ),<br />

( u ⋅ Tu)<br />

3<br />

⎡<br />

max<br />

ε<br />

max<br />

∝<br />

bzw.<br />

⎢<br />

⎣<br />

Λ<br />

⎥ ⎦<br />

⎤<br />

3<br />

u<br />

R<br />

ε<br />

max<br />

= cD<br />

, (4.260)<br />

D<br />

die etwa das 5- bis 200-fache des Mittelwertes betragen:<br />

ε<br />

ε<br />

max<br />

∝<br />

⎡<br />

⎢<br />

⎣<br />

( u ⋅ Tu)<br />

u<br />

R<br />

max<br />

D<br />

⋅<br />

D<br />

B<br />

R<br />

3<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎦<br />

D<br />

⋅<br />

Λ<br />

R<br />

R<br />

. (4.261)<br />

Die Abmessung der kleinsten Turbulenzelemente ergibt sich aufgrund der<br />

Wechselwirkung zwischen der Größe des Energietransports und der laminaren<br />

Schubspannung, d.h. aus den Größen Dissipationsrate ε und der kinematische<br />

Viskosität ν. Von KOLMOGOROFF /3.57/ wurde der Maßstab der Mikroturbulenz,<br />

der sog. KOLMOGOROFF’sche Längenmaßstab (auch Mikroskala<br />

von Kolmogoroff genannt 21 ) eingeführt, der dieses Verhältnis aus molekularer<br />

Dissipation, ausgedrückt durch die kinematische Viskosität ν = η/ρ, zu dem<br />

gesamten eingetragenen Energiefluss ε enthält:<br />

l<br />

= ν ε . (4.262)<br />

3 1/ 4<br />

D<br />

( / )<br />

Messungen zeigten, dass Turbulenzelemente mit Abmessungen<br />

r<br />

W<br />

≥ r = (10 ... 15) ⋅l<br />

bzw . λ ≥ λ = (40 ... 60) ⋅l<br />

(4.263)<br />

k<br />

D<br />

in sich turbulent sind. Kleinere Wirbel fließen laminar.<br />

Hierbei sind Turbulenzelemente mit einem Wirbelradius<br />

r<br />

W<br />

W,min<br />

D<br />

W<br />

k<br />

< r = (4 ... 6) ⋅l<br />

(4.264)<br />

nicht existenzfähig, da sie durch die laminare Schubspannung zu schnell abgebremst<br />

werden.<br />

Darüberhinaus findet man durch Dimensionsanalyse, Tabelle 4.9:<br />

D<br />

© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />

20 siehe H. Schubert, Handbuch der <strong>Mechanische</strong>n <strong>Verfahrenstechnik</strong>, S. 173<br />

21 siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Mikroskala_von_Kolmogorow<br />

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246<br />

Tabelle 4.9: Mikroprozessgrößen nach Kolmogoroff im Dissipationsbereich<br />

(Index D) der Mikroturbulenz mit ε in m²/s³ und ν in m²/s<br />

Mikroprozessgröße Formel Gl.<br />

3 1/ 4<br />

Kolmogoroff-Länge<br />

lD = ( ν / ε)<br />

(4.262)<br />

1/ 2<br />

Kolmogoroff-Zeit<br />

t = D<br />

( ν / ε )<br />

(4.265)<br />

4<br />

Kolmogoroff-Geschwindigkeit u = ( ν ⋅ε )<br />

1/<br />

D (4.266)<br />

Die Gesetze der Mikroturbulenz dürfen aber nur für Turbulenzelemente angewendet<br />

werden, die hinreichend klein im Vergleich zum Makromaßstab sind.<br />

Nach Messungen von Möckel /3.54/ gilt als obere Grenze für die Abmessungen<br />

der Turbulenzelemente der Mikroturbulenz:<br />

rmax ≅ 0,12 ⋅ Λ bzw. λ<br />

max<br />

≅ 0, 5 ⋅ Λ . (4.267)<br />

Die Struktur der Mikroturbulenz wird folglich einerseits durch den Makromaßstab,<br />

andererseits durch die kleinsten Wirbel, deren Größe mit wachsender<br />

Dissipationsrate abnimmt, bestimmt.<br />

Die Makroturbulenz wird bei freier Turbulenz nicht durch die Viskosität beeinflusst,<br />

wenn die Turbulenzelemente der Makroturbulenz hinreichend groß gegenüber<br />

den kleinsten Turbulenzelementen sind, d.h., wenn ein hinreichend<br />

breites Spektrum unterschiedlich großer Turbulenzelemente vorhanden ist. Als<br />

Kriterium für die voll ausgebildete freie Turbulenz gilt entsprechend den<br />

Gln.(4.263) und (4.267)<br />

r max >> r k ≈ 12 l D (4.268)<br />

und nach Messungen von MÖCKEL<br />

Λ<br />

λ<br />

≥ 150 ... 200<br />

4 / 3<br />

bzw. Λ 2<br />

⎛ Λ ⎞<br />

⋅ u<br />

′ = 0,85 ⋅<br />

⎜ > 675 ... 995<br />

l<br />

⎟<br />

. (4.269)<br />

ν<br />

⎝ D ⎠<br />

Ist diese Bedingung erfüllt, so sind bei freier Turbulenz die Viskosität und damit<br />

auch die Reynolds-Zahl nicht relevant für<br />

• die Grundströmung,<br />

• die Makroturbulenz und<br />

• den Betrag der Dissipationsrate.<br />

Es wird später noch gezeigt, dass damit auch viele verfahrenstechnische<br />

Kennwerte unabhängig von der Reynolds-Zahl werden.<br />

Bei der Anwendung der Ergebnisse der Turbulenztheorie auf die Probleme der<br />

<strong>Verfahrenstechnik</strong> ist es gegenwärtig meist üblich, die Turbulenz in erster Näherung<br />

als isotrop, d.h. richtungsunabhängig Gl.(4.241), zu betrachten. Die<br />

Turbulenzparameter sind damit für stationäre Prozesse eine skalare Ortsfunktion.<br />

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247<br />

Von KOLMOGOROFF /3.57/ wurde vorgeschlagen, die Intensität der Mikroturbulenz<br />

durch den Effektivwert der Differenzgeschwindigkeit zu charakterisieren,<br />

die zwischen zwei in Abstand ∆r voneinander liegenden Punkten auftritt<br />

(Folie 4.22.4). Diese Größe kann durch zwei Hitzdrahtsonden /3.3/ ermittelt<br />

werden, die im Abstand ∆r voneinander angeordnet sind, wobei die Geschwindigkeitsdifferenz<br />

durch das Differenzsignal dieser Sonden bestimmt wird. Der<br />

Vektor der Differenzgeschwindigkeit ändert sich ständig nach Betrag und<br />

Richtung. Untersuchungen von KOLMOGOROFF /3.57/ und weitere Arbeiten<br />

zeigten, dass der Effektivwert für ∆r < 0,1⋅Λ<br />

[ u'(r) − u' (r+<br />

∆r<br />

] 2<br />

∆ u'<br />

=<br />

(4.270)<br />

2 )<br />

unabhängig von der Orientierung im Raum ist. Dies bedeutet, dass die Mikroturbulenz<br />

mit sehr guter Näherung als isotrop angesehen werden kann.<br />

Durch diese Art der Messungen werden Geschwindigkeitsdifferenzen erfasst,<br />

die in Wirbeln der Abmessungen r W = ∆r auftreten. Die Schwankungsbewegungen<br />

der Makroturbulenz r W >> ∆r, wie sie mit der Meßmethode entsprechend<br />

Folie 4.22.1b ermittelt werden, wirken dabei in näherungsweise<br />

gleicher Größe auf beide Sonden. Sie werden damit bei der Ermittlung von ∆u'<br />

herausgefiltert.<br />

Die Abhängigkeit des Effektivwertes der Differenzgeschwindigkeit vom Abstand<br />

∆r ist in Folie 4.22.4 in dimensionsloser Form dargestellt. Dabei sind der<br />

KOLMOGOROFF‘sche Mikromaßstab der Turbulenz l D und eine charakteristische<br />

Geschwindigkeit der Mikroturbulenz als Bezugsgrößen verwendet worden.<br />

Allerdings ist zu beachten, dass die Dissipationsrate und damit die beiden<br />

genannten Bezugsgrößen in technischen Ausrüstungen ortsabhängig sind. Für<br />

viele technische Belange genügt es, entweder mit einem Mittelwert ε der Dissipationsrate<br />

gemäß Gl.(4.259) oder mit einem Maximalwert ε max zu rechnen,<br />

der meist in unmittelbarer Nähe der Turbulenzerzeuger auftritt.<br />

Aus Folie 4.22.4 ist zu erkennen, dass für die Modellierung der Mikroturbulenz<br />

in mehrere Bereiche unterteilt werden kann:<br />

(1) Bei Werten ∆ r / lD≤<br />

5<br />

(4.271)<br />

steigt der Effektivwert der Differenzgeschwindigkeit linear mit dem Abstand<br />

∆r an:<br />

∆ u'<br />

2 = 0,26 ε / ν ⋅∆r<br />

bzw. mit Gl.(4.262) (4.272)<br />

∆u'<br />

2<br />

∆r<br />

= 0,26 ⋅ . (4.273)<br />

4<br />

( ε ⋅ ν) 1/ lD<br />

Abstände ∆r < 5⋅l D sind kleiner als die Abmessungen der kleinsten existenzfähigen<br />

Wirbel, siehe Gl.(4.264). Damit beschreibt Gl.(4.273) Geschwindigkeitsdifferenzen,<br />

wie sie in den kleinen laminar fließenden Wir-<br />

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248<br />

beln (Folie 4.22.2) auftreten. Durch die entstehenden laminaren Schubspannungen<br />

werden diese Wirbel abgebremst. Dadurch dissipiert die Wirbelenergie<br />

in Wärme. Andererseits werden laufend Wirbel dieser Größe durch<br />

größere Wirbel erzeugt.<br />

(2) Da die lineare Abhängigkeit bei ∆r ≤ 10 l D noch näherungsweise gegeben<br />

ist und Wirbel r W ≤ (10 ... 12) l D laminar fließen, wird der Bereich<br />

∆r/l D < 5 ... 10 (4.274)<br />

als Dissipationsbereich der Mikroturbulenz bezeichnet. Wird entsprechend<br />

den Bemerkungen zu Gl.(4.270) und nach Folie 4.22.2 eine näherungsweise<br />

Zuordnung der Wirbelgeschwindigkeit<br />

u ≈<br />

2<br />

ϕ<br />

u' zu den Wirbelabmessungen<br />

r W ≈ ∆r vorgenommen, so kann eine Reynolds-Zahl der Wirbel<br />

Re' =<br />

2<br />

∆u'<br />

⋅r<br />

ν<br />

W<br />

=<br />

∆u'<br />

2<br />

( ∆r)<br />

ν<br />

⋅∆r<br />

(4.275)<br />

gebildet werden. Von ALBRING /3.52/ wurde für Einzelwirbel eine kritische<br />

Reynolds-Zahl Re' krit ≈ 32 ... 36 ermittelt. Folie 4.22.4 zeigt, dass<br />

Re' krit bei ∆r/l D = 12,2 liegt (siehe Bedingung (4.263)).<br />

Bei der Anwendung der Gl.(4.273) ist zu beachten, dass in den Wirbelkernen<br />

das Fluid wie ein starrer Körper deformationslos rotiert (s. Gl.(4.220)).<br />

Eine Beanspruchung von Partikeln erfolgt deshalb nur, falls sie sich außerhalb<br />

der Wirbelkerne befinden. Nur hier geschieht eine Deformation des<br />

Fluids und treten Schubspannungen auf. Normal zu den Stromlinien, die einen<br />

Krümmungsradius r besitzen, gilt für die Schubspannung τ bei einem<br />

Schergeschwindigkeitsgradienten γ (siehe Gl.(4.250)):<br />

τ = η⋅γ mit<br />

∂(uϕ<br />

/ r)<br />

γ = r ⋅ . (4.276)<br />

∂r<br />

Wird die Geschwindigkeitsverteilung eines OSEEN-Wirbels (Folie 4.22.4)<br />

zugrunde gelegt, so tritt der Maximalwert von γ bei r/r W = 1,2 auf und beträgt:<br />

τmax = η⋅γ max<br />

mit γ<br />

max<br />

= 0,6<br />

⋅ ω = 1,06 ⋅ u<br />

ϕ<br />

/ rW<br />

, (4.277)<br />

wobei<br />

ω = 0 ,26 ⋅ ε / ν<br />

(4.278)<br />

die mittlere Winkelgeschwindigkeit der Wirbelkerne bedeutet. Davon ausgehend<br />

führte CAMP die Berechnung eines mittleren Schergradienten der<br />

Turbulenz ein (kinematische Viskosität ν = η/ρ f ):<br />

γ = ε / ν . (4.279)<br />

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249<br />

Die hierdurch bewirkten Schubspannungen τ sind relativ klein. Sie betragen<br />

bei Berücksichtigung der Gl.(4.279)<br />

τ = η⋅ γ ∝ ρ ⋅ ν ⋅ ε ν = ρ ⋅ ε ⋅ ν<br />

(4.280)<br />

turb f<br />

/<br />

für eine Dissipationsrate von ε = 1 W/kg = 1 m 2 /s 3 , sowie<br />

ρ l = 1000 kg/m 3 , η l = 10 -3 Pa⋅s; ν l = 10 -6 m 2 /s<br />

f<br />

für Wasser und<br />

ρ g = 1,2 kg/m 3 , η g = 18⋅10 -6 Pa⋅s; ν g = 15⋅10 -6 m 2 /s für Luft:<br />

τ = η⋅ γ ≅ 0,156<br />

⋅ρ<br />

f<br />

⋅ ε ⋅ν ≈ 0,156Pa<br />

für Wasser und nur<br />

τ = η⋅ γ ≅ 0,156<br />

⋅ρ<br />

f<br />

⋅ ε ⋅ν ≈ 0,73 mPa wegen ρ g ν l<br />

W D<br />

µ<br />

W<br />

(6 ... 10) ⋅ lD<br />

= 1,45 ...<br />

r<br />

= 2,41 mm für Luft.<br />

(3) Wird der Abstand ∆r zwischen den betrachteten bzw. den der Messung zugrunde<br />

liegenden Punkten (Folie 4.22.4) vergrößert, so wird einerseits die<br />

Wirkung größerer Wirbel erfasst. Andererseits können aber diese Punkte<br />

auch verschiedenen Wirbeln zugeordnet sein. Infolgedessen wird der Anstieg<br />

geringer. Im Wertebereich (20 ... 25) < ∆r/l D < 0,12⋅Λ gilt:<br />

∆u'<br />

( ε ⋅ ν)<br />

2<br />

1/ 4<br />

⎛ ∆r<br />

1,38<br />

l ⎟ ⎞<br />

= ⋅<br />

⎜<br />

⎝ D ⎠<br />

1/ 3<br />

bzw. mit Gl.(4.262) (4.281)<br />

( ε ⋅ ∆ ) 1/ 3<br />

∆ u'<br />

2 = 1,38 ⋅ r . (4.282)<br />

Dieser Effektivwert der Differenzgeschwindigkeiten ist von der Viskosität<br />

unabhängig. Energietransport und Spannungszustand werden hier durch<br />

den Austausch makroskopischer Substanzgebiete, d.h. durch Massenkräfte,<br />

bestimmt. Dieser Größenbereich wird daher als der Trägheitsbereich der<br />

Mikroturbulenz bezeichnet. Die mit den charakteristischen Größen der<br />

Mikroturbulenz gebildete Reynolds-Zahl (Folie 4.22.4) beträgt bei ∆r/l D ><br />

20:<br />

4 / 3<br />

⎛ ∆r<br />

⎞<br />

Re' = 1,38 ⋅<br />

⎜ > 75<br />

l<br />

⎟ . (4.283)<br />

⎝ D ⎠<br />

Sie ist damit größer als der oben angegebene Wert Re' krit ≈ 32 bis 36. Nach<br />

Folie 4.22.4 entspricht das diesem Wert zuzuordnende ∆r/l D = 12,2 dem<br />

Schnittpunkt der beiden Gesetze für den Dissipations- und Trägheitsbereich,<br />

siehe Gln.(4.273) und (4.281). Wirbel mit Abmessungen<br />

r W ≥ (15 ... 20)⋅l D (4.284)<br />

sind somit turbulent.<br />

Messungen zeigten, dass in diesem turbulenten Bereich vor allem Schwankungen<br />

der Normalspannungen, d.h. Druckschwankungen, entstehen<br />

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250<br />

/3.105). Diese betragen in Rührbehältern nach Messungen mit Piezosonden<br />

/3.106//3.107/:<br />

2<br />

2<br />

2 / 3<br />

∆ p' ≈ (1 ... 1,2) ⋅ρ<br />

f<br />

⋅ u' ≈ 2 ⋅ρ<br />

f<br />

⋅ ( ε ⋅∆r)<br />

. (4.285)<br />

Demgegenüber sind die turbulenten Schubspannungen, die in Fluidgebieten<br />

mit Abmessungen ∆r ≈ 12⋅l D ... 0,1⋅Λ auftreten, etwa um den Faktor<br />

1/4...1/5 kleiner /3.105/. Für den Effektivwert der Druckschwankungen<br />

ergibt sich wiederum bei ε = 1 W/kg, ρ l = 1000 kg/m 3 und ∆r = 1 mm:<br />

∆ p' 2 ≈ 20 Pa .<br />

Somit beträgt die maximale Druckdifferenz<br />

2<br />

∆ p ≈ 4⋅<br />

∆p'<br />

≈ 80 Pa.<br />

(4.286)<br />

max<br />

Die Schubspannungen, die im Bereich der Makroturbulenz, z.B. in turbulenten<br />

Scherströmungen /3.3/ auftreten, dürfen allerdings nicht für die Berechnung<br />

der Beanspruchungen angewendet werden, denen Fluidelemente und<br />

Partikeln mit Abmessungen des Mikroturbulenzbereiches ausgesetzt sind.<br />

Diese Schubspannungen entstehen durch die Bewegung der Makrowirbel,<br />

die nur einen Transport bewirken, aber keine Beanspruchungen im Mikrobereich.<br />

(4) Da viele Mikroprozesse im Bereich<br />

∆r/l D ≈ 5 ... 20 (4.287)<br />

ablaufen, ist es zweckmäßig, dafür die Kurve in Folie 4.22.4 durch ein Gesetz<br />

des so genannten Übergangsbereiches anzunähern:<br />

∆u'<br />

( ε ⋅ ν)<br />

2<br />

1/ 4<br />

⎛ ∆r<br />

⎞<br />

= 0,45 ⋅<br />

⎜<br />

l<br />

⎟<br />

⎝ D ⎠<br />

2 / 3<br />

bzw. mit Gl.(4.262) (4.288)<br />

∆u'<br />

2<br />

= 0,45 ⋅ ε<br />

5/12<br />

⋅ ν<br />

−1/<br />

4<br />

⋅ ∆r<br />

2 / 3<br />

. (4.289)<br />

Zusammenfassend lassen sich folgende stark vereinfachten Modellaussagen<br />

für den Mikroturbulenzbereich gewinnen:<br />

• Turbulenzelemente mit einem Wirbelradius rW<br />

< rW,min<br />

= (4 ... 6) ⋅l<br />

D<br />

sind<br />

nicht existenzfähig, da sie durch die laminare Schubspannung zu schnell<br />

abgebremst werden.<br />

• Wirbel mit Abmessungen r W ≤ 12⋅l D sind laminar; in ihnen treten laminare<br />

Schubspannungen mit Maximalwerten nach Gl.(4.277) auf.<br />

• Die Grenze zwischen laminarem und turbulentem Bereich liegt bei r W =<br />

(12 ... 15)⋅l D . Die zugeordneten Reynolds-Zahlen nach Gl.(4.275) betragen<br />

Re' = 28 ... 41, d.h., sie entsprechen der kritischen Reynolds-Zahl für Einzelwirbel<br />

Re' krit = 30 ... 36. In diesen Wirbeln treten bezogene Geschwindig-<br />

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∆u'<br />

keitsdifferenzen von = 2,1 ... 2, 7<br />

( )<br />

ergibt sich<br />

ε ⋅ ν<br />

2<br />

1/ 4<br />

∆ u'<br />

2 ≈ 0,07 ... 0,09 m / s .<br />

251<br />

auf. Für ε = 1 W/kg, ν = 10 -6 m 2 /s<br />

• Wirbel mit Abmessungen r W = (12 ... 15)⋅l D sind turbulent. In ihnen überwiegen<br />

die Druckdifferenzen (siehe Gl.(4.285)).<br />

• Im Bereich der Mikroturbulenz sind die Struktur und Intensität von Turbulenzelementen<br />

6⋅l D ≤ r W ≤ 0,1⋅Λ durch die örtliche<br />

⇒ Dissipationsrate ε und die<br />

⇒ Viskosität ν<br />

bestimmt. Sie sind unabhängig von der Art und den Abmessungen des turbulenzerzeugenden<br />

Systems, falls zusätzlich die Bedingung für freie Turbulenz<br />

gemäß Gl.(4.269) erfüllt ist.<br />

• Für Mikroprozesse, die durch die Mikroturbulenz gesteuert werden, gelten<br />

somit die Maßstabsübertragungskriterien:<br />

⇒ P / m = ε = const.<br />

und (4.290)<br />

⇒ ν = const. (4.291)<br />

Dabei muss für Partikeln bzw. entsprechende Abmessungen die Bedingung<br />

⇒ d < (0,05 ... 0,1)⋅Λ (4.292)<br />

eingehalten sein. Die Modelle der Mikroturbulenz sind damit auch unabhängig<br />

vom Apparatetyp.<br />

4.2.2 Transportvorgänge in turbulenten Strömungen<br />

Zunächst wird der Partikeltransport im ruhenden Fluid betrachtet, siehe Folie<br />

4.23. Bei ausreichend kleinen Partikeln (etwa d < 10 µm) lässt sich diese zufällige<br />

Partikelbewegung in Analogie zur molekularen Diffusion beschreiben…<br />

In der Strömungsmechanik /3.3./ ist gezeigt worden, dass in turbulenten Strömungen<br />

ein Austausch von Wirbelballen zwischen benachbarten Schichten<br />

erfolgt (Folie 4.24a). Bestehen zwischen diesen Schichten<br />

1) Konzentrations-,<br />

2) Geschwindigkeits- oder<br />

3) Temperaturunterschiede,<br />

so tritt aufgrund dieser treibenden Zustandsgradienten ein Austausch von<br />

(1) Masse-,<br />

(2) Impuls- oder<br />

(3) Energietransport (Wärmetransport)<br />

normal zur Strömungsrichtung ein. Dessen Größe hängt vom Mischungsweg<br />

l M (Gl.(4.243), Folie 4.24a), d.h. von der Strecke, über den diese makroskopi-<br />

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252<br />

schen Substanzgebiete normal zur Strömungsrichtung transportiert werden, und<br />

weiterhin vom Effektivwert der Schwankungsbewegung<br />

'2<br />

u<br />

y<br />

normal zur<br />

Strömungsrichtung ab. Beide Größen besitzen Maximalwerte für die größten<br />

auftretenden Wirbel. Das Ausmaß dieser Transportphänomene wird daher<br />

durch Intensität und Struktur der Makroturbulenz gesteuert.<br />

4.2.2.1 Turbulenter Transport in Einphasenströmungen<br />

Existiert in einer Strömung quer zur Strömungsrichtung ein Konzentrationsgradient<br />

einer molekulardispersen Komponente i (Folie 4.24a), so ist zwischen<br />

zwei im Abstand l M voneinander liegenden Schichten eine Konzentrationsdifferenz<br />

∆ c = ( ∂c<br />

/ ∂y)<br />

⋅ l vorhanden. In einer turbulenten Strömung erfolgt im<br />

i<br />

i<br />

M<br />

Mittel eine Querbewegung der Wirbelballen um den Mischungsweg, der näherungsweise<br />

gleich dem Makromaßstab l M ≈ Λ der Turbulenz ist. Somit entsteht<br />

i,A<br />

aufgrund des turbulenten Austausches ein flächenbezogener Massenstrom<br />

m der betrachteten Partikelgrößenfraktion i oder Stoffkomponente k entsprechend<br />

einer Komponentenbilanz:<br />

dm<br />

dt<br />

i<br />

= m −m<br />

m<br />

= c ⋅ V<br />

= c ⋅ A ⋅ v<br />

(4.293)<br />

i,Ein<br />

i,Aus<br />

i<br />

i<br />

d(mi<br />

/ A)<br />

= m i,A=<br />

m<br />

i,A,Ein−m<br />

i,A,Aus=<br />

ci,Ein<br />

⋅ vEin<br />

− ci,Aus<br />

⋅ vAus<br />

(4.294)<br />

dt<br />

2 ∂ci<br />

2<br />

2 ∂ci<br />

m i,A<br />

= u'<br />

y<br />

⋅(ci<br />

+ ⋅l)<br />

− u'<br />

y<br />

⋅ci<br />

≈ u' ⋅ Λ ⋅ . (4.295)<br />

∂y<br />

∂y<br />

Dieser turbulente Austausch ist dem molekularen Stofftransport (molekulare<br />

Diffusion) überlagert, wobei letzterer im Allgemeinen sehr klein gegenüber<br />

dem turbulenten ist. Für die Modellierung wird in Analogie zur molekularen<br />

Diffusion ein turbulenter Diffusionskoeffizient D t eingeführt. Es gilt dann<br />

für den Transport in y-Richtung:<br />

∂ci<br />

m i,A<br />

= (Dt<br />

+ D) ⋅ . (4.296)<br />

∂y<br />

Kann Isotropie der Turbulenz zugrunde gelegt werden, so ist auch der turbulente<br />

Diffusionskoeffizient richtungsunabhängig, und für den Transport kann<br />

allgemein und in Vektorschreibweise geschrieben werden:<br />

<br />

m = (D + D) ⋅gradc<br />

. (4.297)<br />

i,A<br />

t<br />

i<br />

Hierbei ist D t + D = D eff der effektive Diffusionskoeffizient, wobei jedoch<br />

D t<br />

t<br />

>> D ist. Aus dem Vergleich der Gln.(4.297) und (4.245) folgt<br />

D ≈ u' Λ ∝ u ⋅ D , (4.298)<br />

2<br />

y<br />

0<br />

0<br />

i<br />

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253<br />

bzw. unter Einbeziehung des Turbulenzgrades nach Gl.(4.242)<br />

D Tu ⋅ u ⋅ Λ<br />

(4.299)<br />

t<br />

≈<br />

0<br />

oder mit der turbulenten BODENSTEIN-Zahl als Verhältnis von konvektivem<br />

zu diffusivem Fluidteilchentransport<br />

u<br />

0<br />

⋅ D0<br />

1<br />

Bot<br />

= ∝ . (4.300)<br />

D Tu<br />

t<br />

Für die fluide Phase einer turbulenten Rohrströmung betragen nun<br />

• Turbulenzgrad 0,04 ≤ Tu ≤ 0,06<br />

• Makromaßstab 0,125 ≤ Λ/D Rohr ≤ 0,4<br />

• BODENSTEIN-Zahl 42 ≤ Bo t ≤ 200<br />

• Diffusionskoeffizient 0,005 ≤ D t /(u 0 ⋅D R ) ≤ 0,024<br />

Aufgrund der oben erwähnten Analogie zwischen Impuls- und Stofftransport<br />

kann auch eine turbulente SCHMIDT-Zahl<br />

Sc<br />

ν<br />

t<br />

t<br />

= (4.301)<br />

Dt<br />

eingeführt werden. Deren Größe beträgt bei freier Turbulenz im allgemeinen<br />

Sc t ≈ 0,7 oder bei ebenen Freistrahlen und Strahlgrenzen Sc t ≈ 0,5 /3.59./.<br />

Die Proportionalitätskonstante in Gl.(4.298) ist für viele Anordnungen experimentell<br />

bestimmt worden /3.22.//3.52/. Für den runden Freistahl ergab sich:<br />

D = 0,02 ⋅u<br />

⋅ D<br />

(4.302)<br />

t<br />

0<br />

oder ggf. auch<br />

t<br />

0<br />

0<br />

ν = 0,014<br />

⋅ u ⋅ D . (4.303)<br />

0<br />

Diese Beziehungen beschreiben das Grobvermischen. Aufgrund der überlagerten<br />

kleineren Wirbel der Mikroturbulenz vollzieht sich ein Feinvermischen.<br />

Infolge der Scherung, die auch in den Wirbeln des Dissipationsbereiches auftritt,<br />

verdünnen sich Schlieren unterschiedlicher Konzentration bis zu Abmessungen,<br />

die kleiner sind als der Mikromaßstab nach Gl.(4.259). Der Konzentrationsausgleich<br />

zwischen diesen Schlieren geschieht schließlich durch die thermisch<br />

getriebene molekulare Diffusion.<br />

4.2.2.2 Mischkinetik der Mikro- und Makroturbulenz<br />

Gewöhnlich ist bei Problemen der Mischkinetik in turbulenten Strömungen<br />

das Grobvermischen aufgrund der Makroturbulenz der geschwindigkeitsbestimmende<br />

Schritt. Deshalb lässt sich mittels des turbulenten Diffusionskoeffizienten<br />

D t eine charakteristische Mischzeit des Makromischens t MM in<br />

einem Apparat/Maschine mit einer charakteristischen makroskopischen Länge<br />

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254<br />

der Mischzone L M abschätzen (gewöhnlich ist L M ∼ Λ Makromaßstab der Turbulenz):<br />

t<br />

MM<br />

2<br />

LM<br />

= k<br />

M<br />

⋅<br />

(4.304)<br />

D<br />

t<br />

Der Mischparameter k M ≈ 0,517 hängt unter anderem von der Form des Mischraumes<br />

und dem Aufgabeort ab 22 . Dagegen wird der charakterische Zeitparameter<br />

des Feinmischens t FM , dass zeitlich dem Makromischen überlagert ist,<br />

von der örtlichen Dissipationsrate ε bestimmt:<br />

t<br />

FM<br />

1/ 3<br />

2<br />

⎛ LM<br />

2 ⎟ ⎞<br />

= ⋅<br />

⎜<br />

(4.305)<br />

⎝ ε ⎠<br />

Beim Mikromischen kommt es zwischen den Mikrowirbeln und Schlieren<br />

zusätzlich zu einem Konzentrationsausgleich infolge molekularer Diffusion.<br />

Dieser Mikroprozess wird in dem kennzeichnenden Zeitparameter mit einem<br />

zusätzlichen Term berücksichtigt, der die molekulare Schmidt-Zahl Sc = ν/D<br />

und damit den molekularen Diffusionskoeffizienten D enthält:<br />

1 ν<br />

t MikroM<br />

= ⋅ ⋅ ( 0,88 + ln Sc)<br />

(4.306)<br />

2 ε<br />

Gewöhnlich sind in großtechnischen Apparaten und Maschinen die kennzeichnenden<br />

Mischzeiten des Fein- und Mikromischens in turbulenten Strömungen<br />

klein gegenüber der Mischzeit des Makromischens. Das Makromischen und<br />

damit die Makroturbulenz bestimmt daher im Wesentlichen die Mischkinetik.<br />

4.2.2.3 Turbulenter Partikeltransport<br />

Liegt in einer Ausrüstung eine turbulente Strömung eines Mehrphasensystems<br />

vor, z. B. einer Suspension oder Emulsion, so erfolgt durch die Makroturbulenz<br />

auch ein turbulenter Transport der grobdispersen Partikelphase. Voraussetzung<br />

dafür ist, dass die Abmessungen d der Partikeln (auch Blasen oder Tropfen)<br />

klein gegenüber dem Makromaßstab der Turbulenz, d.h. klein gegenüber den<br />

Apparatehauptabmessungen, sind<br />

d


255<br />

schleunigung a Z = z⋅g) klein, so ist auch die stationäre Sinkgeschwindigkeit v s<br />

(Abschnitt 4.2.2.1) klein. Die Partikeln werden durch die Makroturbulenz wie<br />

kleine Substanzgebiete der fluiden Phase bewegt. Wird die Massekonzentration<br />

c i Gl.(4.297) im Abschnitt 4.2.2.1<br />

dm<br />

dt<br />

i<br />

dmi<br />

dV ⋅ ds ds d(mi<br />

/ V) dci<br />

= m i<br />

≡ ⋅ = dV ⋅ ⋅ = A ⋅ ds ⋅ v ⋅ (4.308)<br />

dt dV ⋅ ds dt ds<br />

ds<br />

durch die Partikelanzahlkonzentration c n,i (Anzahl je Volumeneinheit) ersetzt,<br />

so ergibt sich entsprechend Gl.(4.297) der flächenbezogene Partikelanzahlstrom<br />

(s Wegkoordinate, m P,i Partikelmasse):<br />

[ m /(m ⋅ A) ]<br />

d<br />

i P,i dn<br />

d(c<br />

i<br />

i<br />

/ mP,i<br />

)<br />

= = n i<br />

≡ v ⋅ ds ⋅ = v ⋅ ds ⋅ gradcn,i<br />

bzw.<br />

dt dt<br />

ds<br />

<br />

n = D ⋅gradc<br />

. (4.309)<br />

n <br />

i<br />

D t<br />

t<br />

n,i<br />

die Anzahl der Partikel, die je Zeit- und Flächeneinheit entgegen der<br />

Richtung von grad c n transportiert werden, und<br />

der turbulente Diffusionskoeffizient der dispersen Phase, der sich von<br />

dem des Dispersionsmittels unterscheiden kann.<br />

Im Allgemeinen kann die Sinkgeschwindigkeit v s nicht vernachlässigt werden.<br />

Es kommt hierdurch zu einem Partikelstrom in Richtung des äußeren Kraftfeldes,<br />

der das betrachtete Volumenelement verlässt (- Vorzeichen):<br />

n = −v s<br />

⋅ c n<br />

. (4.310)<br />

In einer Mengenbilanz für das räumliche Problem sind zu berücksichtigen (in<br />

Folie 4.24b ist ein ebenes Problem dargestellt):<br />

‣ der Feststofftransport durch die gerichtete (konvektive) Strömung:<br />

n = −v<br />

⋅ c , n<br />

= −v<br />

⋅ c , n<br />

= −v<br />

⋅ c , (4.311)<br />

x<br />

x<br />

n<br />

y<br />

y<br />

n<br />

‣ der Feststofftransport durch die turbulente Diffusion:<br />

z<br />

z<br />

∂cn<br />

∂cn<br />

∂cn<br />

n x<br />

= Dt<br />

⋅ , n<br />

y<br />

= Dt<br />

⋅ , n<br />

z<br />

= Dt<br />

⋅ , (4.312)<br />

∂x<br />

∂y<br />

∂z<br />

wobei der turbulente Diffusionskoeffizient als richtungs- und ortsunabhängig<br />

betrachtet wird,<br />

‣ der Feststofftransport durch die Sinkgeschwindigkeit<br />

n = −(<br />

−v<br />

) ⋅ c . (4.313)<br />

z<br />

s<br />

n<br />

Wenn die Feldkraft entgegen der z-Richtung wirkt, muss dies nun durch<br />

ein zusätzliches –Vorzeichen berücksichtigt werden.<br />

Beim Grenzübergang V/A → d(V/A) erhält man aus dem flächenbezogenen<br />

Partikelanzahlstrom n = m /(mP ⋅ A)<br />

die aktuelle zeitliche Änderung der Partikelanzahlkonzentration<br />

dc n /dt im Volumenelement dV.<br />

n<br />

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n / d(V / A) ≡ dc / dt . (4.314)<br />

Damit ist allgemein<br />

dcn<br />

∂c<br />

n<br />

∂c<br />

n<br />

= −v<br />

x<br />

⋅ − v<br />

y<br />

⋅ − v<br />

dt ∂x<br />

∂y<br />

n<br />

z<br />

2<br />

∂c<br />

⎛<br />

n<br />

∂ cn<br />

⋅ + D<br />

t<br />

⋅<br />

2<br />

z<br />

⎜<br />

∂ ⎝ ∂x<br />

2<br />

∂ c<br />

+<br />

∂y<br />

n<br />

2<br />

2<br />

∂ c<br />

+<br />

2<br />

∂z<br />

bzw.<br />

2 2 2<br />

dc<br />

∂ ⎛<br />

n<br />

∂cn<br />

∂cn<br />

c ∂ c ∂ c ∂ c<br />

= −v<br />

x<br />

⋅ − v<br />

y<br />

⋅ −<br />

2<br />

dt ∂x<br />

∂y<br />

n<br />

⎞ ∂c<br />

n<br />

⎟ − ( −vs<br />

) ⋅<br />

⎠ ∂z<br />

n<br />

n n n<br />

( v − ) ⋅ + ⋅<br />

⎜ + +<br />

∂<br />

⎟ z<br />

vs<br />

Dt<br />

2 2<br />

z ⎝ ∂x<br />

∂y<br />

∂z<br />

⎠<br />

256<br />

⎞<br />

. (4.315)<br />

Aus der Bedingung, dass die zeitliche Änderung der Partikelanzahlkonzentration<br />

im betrachteten Bilanzgebiet gleich der Differenz zwischen dem ein- und<br />

austretenden Partikelstrom ist, folgt für ein stationäres Problem (Folie 4.24b):<br />

dc<br />

dt<br />

n<br />

2 2 2<br />

∂c<br />

∂ ⎛<br />

n<br />

∂c<br />

n<br />

c ∂ c ∂ c ∂ c<br />

= 0 = −v<br />

x<br />

⋅ − v<br />

y<br />

⋅ −<br />

2<br />

∂x<br />

∂y<br />

⎝<br />

n<br />

n n n<br />

( v − ) ⋅ + ⋅<br />

⎜ + +<br />

∂ ∂ ∂ ∂<br />

⎟ z<br />

vs<br />

D<br />

t 2 2<br />

z x y z<br />

⎠<br />

⎞<br />

(4.316)<br />

Liegt eine Partikelgrößenverteilung vor und ist die Konzentration der dispersen<br />

Phase ϕ s < 0,1, so dass eine freie Beweglichkeit der Partikeln gegeben ist, so<br />

kann die Bilanz (4.315) getrennt für jede Größenklasse i angesetzt werden.<br />

Für technische Anwendungen in einem horizontalen Strom mit kleinen Gradienten<br />

∂ / ∂...<br />

≈ 0 oder in einem gut durchmischten Behälter<br />

c n,<br />

i<br />

∂ / ∂x<br />

≈ 0 und ∂ / ∂y<br />

≈ 0<br />

(4.317)<br />

c n,<br />

i<br />

c n,<br />

i<br />

vereinfacht sich Gl.(4.315) zu einer eindimensionalen Bilanz:<br />

dc<br />

dt<br />

n,i<br />

∂c<br />

2<br />

n,i<br />

= −<br />

. (4.318)<br />

n,i<br />

( vz,i<br />

− vs,i<br />

) ⋅ + Dt<br />

⋅<br />

2<br />

∂z<br />

∂<br />

c<br />

∂z<br />

Analytische Lösung für den stationären Trennprozess<br />

Wir suchen eine analytische Lösung für den stationären Trennprozess. Das<br />

bedeutet die zeitliche Konzentrationsänderung (Akkumulation) ist dc n,i /dt = 0.<br />

Multiplizieren der gesamten Differentialgleichung mit dz und Integration der<br />

linken Seite liefert für die Integrationskonstante zunächst die konstante Differenz<br />

n − n<br />

der flächenbezogenen Partikelanzahlströme von Eingang E und<br />

E,i<br />

A, i<br />

Ausgang A durch das Volumenelement dV = x . y . dz =A . dz:<br />

∫<br />

dc<br />

dt<br />

n,i<br />

⋅dz<br />

=<br />

∫<br />

d(mi<br />

/ m<br />

P<br />

)<br />

⋅dz<br />

=<br />

dt ⋅ A ⋅dz<br />

∫<br />

dn<br />

i<br />

⋅dz<br />

=<br />

dt ⋅dz<br />

∫<br />

dn<br />

i<br />

= const = n<br />

Kann man die Geschwindigkeiten v z,i , v s,i und D t als konstant ansetzen, so<br />

bleibt auf der rechten Seite nur ein Differentialquotient erster Ordnung übrig:<br />

2<br />

∂cn,i<br />

∂ cn,i<br />

n<br />

− n<br />

E,i<br />

A,i<br />

= −∫( vz,i<br />

− vs,i<br />

) ⋅ dz + ∫ D<br />

t<br />

⋅ dz<br />

2<br />

∂z<br />

∂z<br />

dcn,i<br />

n E,i<br />

− n<br />

A,i<br />

= −( vz,i<br />

− vs,i<br />

) ⋅cn,i<br />

+ D<br />

t<br />

⋅<br />

(4.319)<br />

dz<br />

E,i<br />

− n<br />

A,i<br />

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257<br />

Im stationären Betrieb (Gleichgewichtszustand) sind die beiden ein- und ausgehenden<br />

Konvektionsströme gleich n = n<br />

/3.60.//3.61./:<br />

E,i<br />

∂cn,i<br />

0 = ( vz,i<br />

− vs,i<br />

) ⋅ cn,i<br />

+ Dt<br />

⋅ . (4.320)<br />

∂z<br />

Nach Trennung der Variablen und Integration von z = 0 (Boden c n,i = c n,i,0 ) bis<br />

z = H ist<br />

cn ,i<br />

∫<br />

cn ,i ,0<br />

c<br />

c<br />

n,i<br />

n,i,0<br />

dc<br />

c<br />

n,i<br />

n, i<br />

v<br />

= −<br />

⎛<br />

= exp<br />

⎜−<br />

⎝<br />

z,i<br />

− v<br />

D<br />

t<br />

H<br />

s,i<br />

∫<br />

0<br />

dz<br />

( v − v )<br />

z,i<br />

D<br />

t<br />

s,i<br />

A, i<br />

c<br />

d.h. ln<br />

c<br />

n,i<br />

n,i,0<br />

= −<br />

( v − v )<br />

z,i<br />

D<br />

t<br />

s,i<br />

⋅ H<br />

⋅ H ⎞<br />

⎟ . (4.321)<br />

⎠<br />

c n,i,0<br />

Partikelanzahlkonzentration der Klasse i am Boden<br />

Diese eindimensionale relative Partikelanzahlkonzentrationsverteilung wird<br />

auf die Bodenkonzentration c n,i,0 bezogen (Folie 4.24).<br />

Ohne ausgeprägte Gegenströmungen, d.h.<br />

v


258<br />

Die mittlere relative Partikelanzahlkonzentration ist<br />

c<br />

n,HG<br />

,i<br />

c<br />

n,i,0<br />

=<br />

Dt<br />

v ⋅ H<br />

s,i<br />

G<br />

⎡ ⎛ vs,i<br />

⋅ H<br />

⋅ ⎢1<br />

− exp<br />

⎜−<br />

⎣ ⎝ Dt<br />

G<br />

⎞⎤<br />

⎟⎥<br />

. (4.326)<br />

⎠⎦<br />

Das Verhältnis aus aktueller Partikelanzahlkonzentration in der Höhe z zur<br />

mittleren Partikelanzahlkonzentration über die Höhen 0 ... H G ist somit:<br />

c<br />

c<br />

n,z,i<br />

n,H<br />

G<br />

,i<br />

=<br />

v<br />

s,i<br />

⋅ H<br />

D<br />

t<br />

G<br />

⎛ vs,i<br />

⋅ z ⎞<br />

exp<br />

⎜−<br />

⎟<br />

⎝ Dt<br />

⋅<br />

⎠<br />

⎛ vs,i<br />

⋅ H<br />

1−<br />

exp<br />

⎜−<br />

⎝ Dt<br />

G<br />

. (4.327)<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

s<br />

t<br />

In den Gln.(4.326) und (4.327) fällt ein charakteristisches dimensionsloses<br />

Verhältnis v ⋅ H / D auf, das wesentlich die Partikelanzahlkonzentrationsverteilung<br />

beeinflusst. Diesen Term kann man analog zur PECLET-Zahl Pe beim<br />

molekularen Stofftransport in einer hier so definierten BODENSTEIN-Zahl<br />

Bo als Verhältnis von gerichtetem konvektiven zu zufälligem diffusiven Partikeltransport<br />

zusammenfassen. Folie 4.24.7 zeigt, dass je nach der Größe dieser<br />

BODENSTEIN-Zahl (Auf die Angabe des Partikelgrößenklassenindex i wird<br />

hier verzichtet!)<br />

Bo<br />

v ⋅ H<br />

D<br />

s<br />

= (4.328)<br />

t<br />

unterschiedliche Konzentrationsverteilungen über der Apparatehöhe H entstehen:<br />

vs ⋅ H<br />

a) = Bo > 100<br />

Dt<br />

vs ⋅ H<br />

b) = Bo < 0, 1<br />

Dt<br />

vs ⋅ H<br />

c) = Bo = 0,5 ... 50<br />

D<br />

t<br />

⇒ Sedimentation<br />

⇒ homogene Partikelkonzentrationsverteilung,<br />

⇒ Partikelkonzentrations-Höhenverteilung<br />

Der turbulente Diffusionskoeffizient der dispersen Phase kann nur in erster<br />

Näherung gleich dem der fluiden Phase gesetzt werden. Eine relativ gute Übereinstimmung<br />

ergibt sich, falls nicht durch eine zu große Feststoffkonzentration<br />

die Turbulenz zu stark beeinflusst ist und falls die Feststoffpartikeln klein gegenüber<br />

dem Makrobereich der Turbulenz sind.<br />

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259<br />

4.3 Trennmodelle und Trennerfolg des Stromklassierens<br />

Bei der <strong>Stromklassierung</strong> sind auf Grundlage der in Folie 4.25, Folie 4.26 und<br />

Folie 4.27.1 dargestellten Wirkprinzipien mehrere Trennmodelle zu unterscheiden.<br />

Zunächst ist kennzeichnend, ob sich das Grobgut im Klassierraum im<br />

Wesentlichen quer oder entgegen zu der für die Trennung maßgeblichen Fluidströmung<br />

bzw. Strömungskomponente bewegt. Demgemäß spricht man entweder<br />

von Querstromklassierung oder Gegenstromklassierung. Findet die<br />

Klassierung im Schwerkraftfeld statt, so sind auch die entsprechenden Begriffe<br />

Horizontalstromklassierung und Aufstromklassierung eingeführt.<br />

Bei der Querstromklassierung kann die Turbulenz im Klassierraum prozessbestimmend<br />

sein. Deshalb ist es dort zweckmäßig, weiter in laminare und turbulente<br />

Querstromklassierung zu gliedern.<br />

4.3.1 Allgemeines Bilanzmodell - FOKKER-PLANCK-Gleichung<br />

Zweckmäßig kann man es aus einer integralen Modellgleichung für den Transport<br />

oder die „Verschiebung“ von Partikeln ableiten 23 :<br />

q<br />

+∞<br />

( x,t t *) = q( x − x*,t) ⋅f<br />

( x − x*, x*, t *) ⋅ dx *<br />

+ ∫<br />

( x,t t *)<br />

−∞<br />

. (4.329)<br />

q + Wahrscheinlichkeitsdichte des Antreffens eines Partikels<br />

an einer beliebigen Ortsebene x = const. zum späteren<br />

Zeitpunkt t + t*<br />

f ( x − x*,x*, t *) ⋅ dx * Wahrscheinlichkeit für das Antreffen eines Partikels an<br />

einer um x* rückwärts verschobenen Ortsebene x - x*<br />

zum späteren Zeitpunkt t + t*<br />

Die linke Seite der Integralgleichung (4.329) wird in einer Reihe nach t* entwickelt<br />

und gleich nach dem ersten Glied abgebrochen. Die rechte Seite wird<br />

nach der Verschiebung x* in der Zeit t* entwickelt<br />

( x,t)<br />

( x,t)<br />

∂q<br />

+<br />

∂t<br />

⋅ t* = q<br />

( x,t)<br />

⋅ I<br />

1 ∂<br />

− ⋅<br />

1!<br />

2<br />

3<br />

[ q( x,t)<br />

⋅ I ] 1 ∂ [ q( x,t)<br />

⋅ I ] 1 ∂ [ q( x,t)<br />

⋅ I ]<br />

∂x<br />

+ ⋅<br />

2!<br />

∂x<br />

− ⋅<br />

3!<br />

3<br />

...<br />

∂x<br />

(4.330)<br />

1<br />

2<br />

q<br />

0<br />

+<br />

2<br />

3<br />

mit der Normierungsbedingung des Integrales (≡ Wahrscheinlichkeitsverteilungsfunktion)<br />

I 0 = 1:<br />

+∞<br />

∫<br />

−∞<br />

( x,x*,t *)<br />

n<br />

In (x,t*) = (x*) ⋅ f ⋅ dx * n = 0, 1, 2, 3, ... (4.331)<br />

In<br />

(x,t*)<br />

vn<br />

(x) = lim . (4.332)<br />

t* →0<br />

t *<br />

23 siehe auch MOLERUS, O.: CIT 38 (1966) 2, S. 137 ff<br />

© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />

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260<br />

Beispielsweise stellt das erste Moment v 1 einer Partikelgeschwindigkeitsverteilung<br />

durch den Prozessraum die mittlere Geschwindigkeit v = const. an<br />

der Stelle x = const. als Schätzung des Erwartungswertes derselben dar:<br />

+∞<br />

x *<br />

1<br />

v (x) = lim ⋅f<br />

t* →0∫<br />

t *<br />

t *<br />

∫<br />

( x,x*,t *) ⋅dx * = x * ⋅dF( x,x*,t *) v<br />

1<br />

=<br />

−∞<br />

+∞<br />

−∞<br />

. (4.333)<br />

Das zweite Moment v 2 entspricht einer Geschwindigkeitsverteilung oder<br />

Streuung der Partikelkonzentration um die Ortslage x = const. herum im<br />

Vergleich zur geordneten Partikelbewegung mit der mittlere Geschwindigkeit<br />

v . Es ist ein Maß des mittleren Verschiebungsquadrates der ungeordneten<br />

Bewegung der Partikeln und wird basierend auf EINSTEIN 24 als Diffusionskoeffizient<br />

definiert D*<br />

= v2 (x) / 2 = const.<br />

:<br />

+∞<br />

1<br />

2<br />

v (x) = lim ⋅ (x*) ⋅ f<br />

2 t* 02<br />

⋅ t *<br />

∫<br />

=<br />

→<br />

−∞<br />

( x,x*,t *) ⋅ dx * ≡2<br />

⋅ D* const.<br />

(4.334)<br />

Wegen der Konstanz der beiden Momente v 1 (x) und v 2 (x) lassen sich diese aus<br />

den beiden Differentialquotienten herauslösen. Aus der Reihenentwicklung<br />

Gl.(4.335) der Integralbeziehung (4.329) und den Gln.(4.333), (4.334) lässt<br />

sich nunmehr die sog. FOKKER-PLANCK-Gleichung der Statistischen<br />

Physik 25, 26 gewinnen:<br />

∂q(x,t)<br />

v (x) ∂q(x,t)<br />

v2(x)<br />

∂<br />

= − ⋅ + ⋅<br />

∂t<br />

1! ∂x<br />

2!<br />

q(x,t) 1 ∂<br />

− ⋅<br />

2<br />

∂x<br />

3!<br />

[ q(x,t) ⋅ v (x)]<br />

2<br />

3<br />

1 3<br />

+<br />

3<br />

(4.335)<br />

Dabei wird vorausgesetzt, dass sich der dem Partikeltransport zugrunde liegende<br />

physikalische Grundvorgang bei jedem Schritt δx nicht ändert und nur<br />

vom Zustand des Stoffsystems zum Zeitpunkt t abhängt. Ein derartiger<br />

stochastischer Prozess wird in der Statistischen Physik stetiger MARKOFF-<br />

Prozess genannt. Höhere Ordnungen werden gewöhnlich v<br />

> 2<br />

(x) ≈ 0 gesetzt<br />

und man erhält die sog. zweite KOLMOGOROFF-Differentialgleichung für<br />

die Wahrscheinlichkeit q(x,t)<br />

⋅ dx dafür<br />

∂q(x,t)<br />

∂<br />

= −<br />

∂t<br />

2<br />

[ v (x) ⋅ q(x,t) ] 1 ∂ [ D(x) ⋅ q(x,t) ]<br />

1<br />

∂x<br />

+ ⋅<br />

2<br />

∂x<br />

2<br />

∂x<br />

n<br />

...<br />

, (4.336)<br />

dass sich das betrachtete Partikel zum Zeitpunkt t im Intervall x bis x + dx<br />

befindet (D(x) ≡ 2 . D*).<br />

© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />

24 Einstein, A., Über die von der molekularkinetischen Theorie der Wärme geforderte Bewegung<br />

von in ruhenden Flüssigkeiten suspendierten Teilchen, Ann. d. Physik 19 (1906) 549-560.<br />

25 Planck, M., Über einen Satz der statistischen Dynamik und seine Erweiterung in der Quantentheorie,<br />

Ann. d. Physik 53 (1917) 324 – 341.<br />

26 siehe auch Risken, H.: The Fokker-Planck Equation, Methods of Solution and Applications,<br />

Springer Verlag, Berlin 1996.<br />

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261<br />

Nunmehr soll an Stelle des allgemeinen Diffusions- oder Dispersionskoeffizienten<br />

der turbulente Diffusionskoeffizient D t,s = v a,2 (y)/2 = const. der Partikelbewegung<br />

mit der Absolutgeschwindigkeit v a einer ortsfesten Höhenkoordinate<br />

y im Apparat eingeführt werden. Er ist ebenfalls ein Maß des mittleren<br />

Verschiebungsquadrates der ungeordneten Bewegung der Partikel infolge<br />

turbulenter Schwankungen der Fluidgeschwindigkeit u und stochastischer Partikelsinkgeschwindigkeitsverteilung<br />

v s . Er entspricht dem zweiten Moment v a,2<br />

einer Geschwindigkeitsverteilung oder Streuung der Partikelkonzentration<br />

um die Ortslage y = const. herum - im Vergleich zur geordneten Partikelbewegung<br />

mit der mittleren Absolutgeschwindigkeit v<br />

a<br />

+∞<br />

1<br />

2<br />

va ,2(y)<br />

= lim ⋅ (y*) ⋅ f<br />

t<br />

=<br />

t* →02<br />

⋅ t *<br />

∫<br />

−∞<br />

( y,y*,t *) ⋅ dy * ≡ 2 ⋅ D const.<br />

. (4.337)<br />

Wenn man bei isotroper Turbulenz voraussetzt, siehe Folie 4.28, dass<br />

• d < 0,1⋅Λ < D 0 die Partikelgröße klein gegenüber dem Makromaßstab der<br />

Turbulenz, d.h. klein gegenüber der Apparatehauptabmessung (Durchmesser<br />

oder Breite) ist,<br />

• ϕ s < 0,05 keine Turbulenzdämpfung durch zu hohe Partikelkonzentration im<br />

Fluid auftritt,<br />

• dadurch die Turbulenz durch die disperse Phase nur geringfügig beeinflusst<br />

wird,<br />

• der Dichteunterschied zwischen Partikel und Fluid ( − ρ ) ρ 1<br />

groß ist,<br />

ρ nicht zu<br />

s f<br />

/<br />

f<br />

<<br />

• d


∂q(t)<br />

= 1−<br />

∂t<br />

y2<br />

∫<br />

−y1<br />

∂q(y,t)<br />

dy ≡−<br />

∂t<br />

( n + n<br />

)<br />

F<br />

G<br />

(4.338)<br />

262<br />

und folglich für die rechte Seite unter Einbeziehung des negativen Vorzeichens<br />

für den ausgetragenen Partikelstrom zum Zeitpunkt t = const. (der Faktor ½ ist<br />

im turbulenten Partikeldiffusionskoeffizienten D t,s enthalten):<br />

y2<br />

2<br />

∂q(t)<br />

⎧ ∂[ q(y,t) ] ∂ [(q(y,t)]<br />

⎫<br />

= − ⎨−<br />

va<br />

⋅ + Dt<br />

⋅<br />

⋅ dy<br />

2 ⎬<br />

∂t<br />

∫<br />

y<br />

y<br />

y ⎩ ∂<br />

∂<br />

−<br />

⎭<br />

∂q(t)<br />

⎧<br />

= ⎨v<br />

∂t<br />

⎩<br />

1<br />

a<br />

⋅ q(y,t) − D<br />

t<br />

∂<br />

⋅<br />

[(q(y,t)] ⎫ ⎧<br />

∂[ (q(y,t)]<br />

∂y<br />

⎬<br />

⎭<br />

− ⎨v<br />

⋅ q(y,t) −D<br />

⋅<br />

a<br />

t<br />

y<br />

y= y ⎩<br />

∂<br />

⎬⎫<br />

⎭<br />

y=−<br />

2 y 1<br />

(4.339)<br />

Für verfahrenstechnische Anwendungen ist es zweckmäßig, die Wahrscheinlichkeitsdichte<br />

der Gl.(4.336) q(t, y) ≡ c n,i (t, y) durch die Partikelanzahlkonzentration<br />

der diskreten Partikelgrößenklasse i zu ersetzen. Man erhält wiederum<br />

die Bilanzgleichung (4.318) für den eindimensionalen Transport entlang<br />

der Höhenkoordinate y eines Trennapparates (modifizierte Fokker-Planck-<br />

Gleichung):<br />

.<br />

∂c<br />

n,i<br />

∂t<br />

= −(<br />

−v<br />

s,i<br />

∂cn,i<br />

) ⋅<br />

∂y<br />

+ D<br />

t,s<br />

∂ c<br />

⋅<br />

∂y<br />

2<br />

n,i<br />

2<br />

. (4.340)<br />

Mit dieser eindimensionalen Gleichung wird die Speicherung (Akkumulation)<br />

der Partikel im Trennraum ∂c n,i /∂t in Abhängigkeit vom gerichteten (kraftfeldabhängigen)<br />

Partikeltransport v . s,i ∂c n,i /∂y und vom ungerichteten (zufälligen,<br />

turbulenten) Partikeltransport D . t,s ∂ 2 c n,i /∂y 2 bilanziert.<br />

Allgemeines Bilanzmodell mechanischer Prozesse<br />

Die Verallgemeinerung dieses obigen eindimensionalen Partikeldispersionsmodelles<br />

ergibt das allgemeine Bilanzmodell mechanischer Prozesse, siehe<br />

Gl.(2.94) im Abschnitt 2.4, MVT_e_2neu.doc#allg_MVT_Prozeßmodell:<br />

∂<br />

[ c ⋅ µ ]<br />

s<br />

∂t<br />

i<br />

= −div c<br />

[ ⋅ µ ⋅ vi<br />

] + div[ Di<br />

⋅ grad( cs<br />

⋅ µ<br />

i<br />

)] ± G<br />

i<br />

s<br />

i<br />

<br />

. (4.341)<br />

∂<br />

[ c ⋅µ ]<br />

s<br />

∂t<br />

i<br />

c s = dm s /dV Partikelmassenkonzentration im betrachteten Volumenelement<br />

dV = dx ⋅ dy ⋅ dz<br />

µ i Massenanteil, Wahrscheinlichkeit des Auftretens der i-ten Klasse<br />

im betrachteten Volumenelement dV (Inkrement der Verteilungssumme<br />

dQ (d) = q (d) ⋅ d(d = µ )<br />

3 3<br />

)<br />

Akkumulation (Speicherung) der Partikelgrößenklasse i im betrachteten<br />

Volumenelement dV<br />

i<br />

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263<br />

v <br />

i<br />

Geschwindigkeit der Partikeln der i-ten Klasse<br />

<br />

c s<br />

µ v konvektiver (gerichteter) Massenstrom der i-ten Klasse<br />

D i<br />

i<br />

i<br />

Diffusionskoeffizient der i-ten Klasse<br />

Di grad(csµ i)<br />

diffusiver (ungerichteter) Massenstrom der i-ten Klasse<br />

G i<br />

Partikelwechselwirkungsterm ≡ Änderung des Masseanteiles<br />

der i-ten Klasse im betrachteten Volumenelement dV durch<br />

Aufbau von Partikelwechselwirkungen (Agglomerieren, +<br />

Vorzeichen) oder Zerstörung von Partikelwechselwirkungen (-<br />

Zerteilen, Dispergieren oder Deglomerieren)<br />

Diese allgemeine Komponentenbilanzgleichung stellt ein gekoppeltes Gleichungssystem<br />

für i = 1...N Partikelgrößenklassen dar.<br />

4.3.2 Querstromklassierung<br />

Bei der Querstromklassierung (Folie 4.27.1a) tritt das Grenzpartikel der Größe<br />

d T mit der Sinkgschwindigkeit v sϕT tritt an der Oberkante der Aufgabeöffnung<br />

in den Klassierraum ein und sinkt gerade bis zur Wehrhöhe H*. Um erfolgreich<br />

im Grobgut abgetrennt zu werden, muss die notwendige mittlere Verweilzeit<br />

im Klassierraum t V,m größer oder gleich der Sinkzeit t Sink sein:<br />

tV ≥ t sin k . (4.342)<br />

Somit gilt für die Sinkgeschwindigkeit v sϕT eines Grenzpartikels mit der Partikelgröße<br />

d T :<br />

L<br />

u<br />

H<br />

v<br />

*<br />

= bzw.vs<br />

ϕT<br />

sϕT<br />

*<br />

H<br />

= ⋅ u . (4.343)<br />

L<br />

u mittlere Fluidgeschwindigkeit<br />

Aus v sϕT lässt sich mit Hilfe der im Abschnitt 4.1.2 angegebenen Gln.(4.55)<br />

oder (4.56) unter Beachtung des Re-Bereiches der Umströmung die Trennkorngröße<br />

d T berechnen, wobei wegen der im Allgemeinen niedrigen Feststoffkonzentration<br />

im Prozessraum gewöhnlich die Schwarmbehinderung vernachlässigt<br />

wird, also v sϕT = v sT .<br />

Im Falle der Querstrom-Strahlwindsichtung (Folie 4.48.1b) bedarf das Modell<br />

entsprechender Anpassungen.<br />

4.3.2.1 laminare Querstromhydroklassierung<br />

Von einer ähnlichen Relation, wie sie Gl.(4.342) darstellt, kann man für das<br />

Trennmodell der laminaren Querstromhydroklassierung (Folie 4.27.2) ausgehen.<br />

Die Suspension strömt in den Klassierraum ein, die Partikeln sedimen-<br />

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264<br />

tieren gemäß ihren Sinkgeschwindigkeiten. In den Überlauf können deshalb<br />

nur jene Partikeln gelangen, deren Sinkgeschwindigkeiten so klein sind, dass<br />

sie sich während ihrer Verweilzeit im Klassierraum nicht dem Horizontalstrom<br />

bis zum Oberlaufwehr der Höhe (Tiefe) H* entziehen können.<br />

Für die mittlere Fluidgeschwindigkeit u (angenähert laminare Pfropfenströmung<br />

im Prozessraum!) läßt sich eine Fluidstrombilanz schreiben:<br />

V<br />

( 1−ϕs ) 1<br />

u = = [ V<br />

F( 1−ϕs,F<br />

) + V<br />

G<br />

( 1−ϕs,G<br />

)]. (4.344)<br />

BH BH<br />

B Breite des Klassierraumes<br />

Mit der Relation der beiden Fluidvolumenströme entsprechend der Wehrhöhe<br />

H* des Oberlaufes und Tiefe H des Klassierraumes<br />

*<br />

V<br />

F(1−ϕ<br />

s,F)<br />

V<br />

G(1−ϕ<br />

s,g<br />

) H H (1<br />

s,F)<br />

bzw.V<br />

− −ϕ<br />

=<br />

*<br />

*<br />

G<br />

= ⋅ ⋅ V<br />

*<br />

F<br />

H H−H<br />

H (1−ϕ<br />

)<br />

und da oftmals ϕ s,F ≈ ϕ s,G


4.3.2.2 turbulente Querstromklassierung<br />

265<br />

In einigen Querstromklassierern herrschen ausgeprägt turbulente Strömungsverhältnisse<br />

(z. B. mechanische Klassierer, Hydrozyklone /5.2.//5.3./. Der Modellierung<br />

der turbulenten Querstromklassierung werden folgende vereinfachenden<br />

Annahmen zugrunde gelegt:<br />

- Es werden im Klassierraum sowohl ein homogenes Turbulenzfeld als auch<br />

ein homogenes Kraftfeld vorausgesetzt.<br />

- Die Partikeln bewegen sich in Richtung des Kraftfeldes mit der Sinkgeschwindigkeit<br />

v s,i entgegen der positiven y-Richtung.<br />

- Es wird angenommen, dass sich in der Nähe der Produktausträge aus dem<br />

Klassierraum die Konzentrationsverteilung über eine Höhe y gemäß<br />

Gl.(4.321) für jede Partikelgrößenklasse i unabhängig von den anderen einstellen<br />

konnte. Mit der modifizierten Fokker-Planck-Gleichung (4.340) bzw.<br />

Partikelanzahlbilanz, Gl.(4.318), folgt für stationäre Prozessbedingungen:<br />

dcn,i<br />

dc<br />

i<br />

= 0 =− ( −v<br />

) c D<br />

n,<br />

s,i<br />

⋅<br />

n,i<br />

+<br />

t,s<br />

⋅<br />

(4.315)<br />

dt<br />

dy<br />

cn ,i<br />

y<br />

dcn,i<br />

vs,i<br />

cn,i<br />

vs,i<br />

∫ = − ⋅ ∫ dy ln = − ⋅ y<br />

c D<br />

c D<br />

c<br />

n ,0,i<br />

n<br />

t,s<br />

y=<br />

0<br />

n,0,i<br />

c ⎡ ⎤<br />

n,i<br />

v = ⎢ −<br />

s,i<br />

exp y ⎥ . (4.321)<br />

cn,0,i<br />

⎣ Dt,s<br />

⎦<br />

c n,i Partikelanzahl/Volumeneinheit<br />

c n,0,i Partikelkonzentration am Boden, y = 0<br />

D t,s turbulenter Diffusionskoffizient der Partikeln<br />

Hinsichtlich der Gestaltung der Produktausträge lassen sich das<br />

- Suspensionsteilungsmodell und das<br />

- Suspensionsanzapfmodell<br />

unterscheiden (Folie 4.29.4).<br />

Beim Teilungsmodell wird die im Prozessraum der Höhe H aus einer räumlichen<br />

Partikelanzahlkonzentrationsverteilung gebildete mittlere Konzentration<br />

c<br />

n,H,i<br />

des Aufgabestromes V A, i<br />

nach Gl.(4.326) durch einen Höhenschnitt bei<br />

der Wehrhöhe H G in den Grobgutstrom V G, i<br />

mit der mittleren Anzahlkonzentration<br />

c und in den Feingutstrom V F, i<br />

aufgeteilt (Folie 4.29.4).<br />

m<br />

Ti<br />

=<br />

m<br />

n,HG<br />

, i<br />

G,i<br />

A,i<br />

ρ<br />

=<br />

ρ<br />

s,G<br />

s,A<br />

⋅ V<br />

⋅ V<br />

G,i<br />

A,i<br />

c<br />

≈<br />

c<br />

n,H<br />

G<br />

n,H,i<br />

,i<br />

⋅ V<br />

⋅ V<br />

G<br />

A<br />

c<br />

=<br />

c<br />

n,H<br />

G<br />

,i<br />

n,H,i<br />

t,s<br />

⋅ A ⋅ H<br />

⋅ A ⋅ H<br />

G<br />

c<br />

=<br />

c<br />

n,H<br />

G<br />

,i<br />

n,H,i<br />

⋅ H<br />

⋅ H<br />

G<br />

. (4.349)<br />

Mit den beiden mittleren relativen Partikelkonzentrationen<br />

cn,H<br />

,i D ⎡<br />

⎞⎤<br />

⎢ ⎜ ⎛ vs,i<br />

⋅ H<br />

G t<br />

G<br />

= ⋅ 1−<br />

exp −<br />

⎟⎥ und (4.326)<br />

cn,0,i<br />

vs,i<br />

⋅ HG<br />

⎣ ⎝ Dt<br />

⎠ ⎦<br />

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266<br />

c<br />

c<br />

n,H,i<br />

n,0,i<br />

=<br />

D ⎡ ⎛ v ⎤<br />

s,i<br />

⋅ H ⎞<br />

t<br />

⋅ ⎢1<br />

− exp<br />

⎜−<br />

⎟⎥<br />

vs,i<br />

⋅ H ⎣ ⎝ Dt<br />

⎠⎦<br />

(4.350)<br />

folgt schließlich für die Trennfunktion des Teilungsmodelles:<br />

⎛ vs,i<br />

⋅ HG<br />

⎞<br />

1−<br />

exp<br />

⎜−<br />

⎟<br />

⎝ Dt<br />

T<br />

⎠<br />

i<br />

=<br />

. (4.351)<br />

⎛ vs,i<br />

⋅ H ⎞<br />

1−<br />

exp<br />

⎜−<br />

⎟<br />

⎝ Dt<br />

⎠<br />

In einigen technischen Klassierapparaten (mechanische Klassierer) kommt man<br />

der Realisierung des Anzapfmodells nahe. Hierbei werden die Suspensionsströme<br />

mit den jeweiligen Partikelanzahlkonzentrationen der Größenklassen i<br />

am unteren y = 0 (Boden) und oberen Ende y = h angezapft (großer Abstand<br />

notwendig!) und die Grobgutsuspension mit der Bodenkonzentration c n,0,i und<br />

die Feingutsuspension mit c n,i ausgetragen. Dadurch gelingen trotz der Turbulenz<br />

im Vergleich zur Suspensionsteilung mit einer Wehrhöhe H G Gl.(4.351)<br />

relativ scharfe Trennungen.<br />

Für die Trennfunktion einer diskreten Partikelgrößenklasse i nach dem Anzapfmodell<br />

folgt mit ρ s,G ≈ ρ s,F aus Folie 4.29.4:<br />

T<br />

m<br />

ρ<br />

⋅ V<br />

⋅ V<br />

G,i<br />

s,G G,i<br />

n,0,i G<br />

i<br />

= =<br />

≈<br />

(4.352)<br />

m<br />

A,i<br />

ρs,G<br />

⋅ V<br />

G,i<br />

+ρs,F<br />

⋅ V<br />

F,i<br />

cn,0,i<br />

⋅ V<br />

G<br />

+ cn,i<br />

⋅ V<br />

F<br />

V ,V<br />

, V<br />

Suspensionsvolumenströme Grobgut, Feingut und Aufgabe<br />

G<br />

F<br />

A<br />

1<br />

Ti<br />

=<br />

cn,i<br />

1+<br />

c<br />

n,0,i<br />

V<br />

⋅<br />

V<br />

F<br />

G<br />

=<br />

V<br />

1 +<br />

V<br />

F<br />

G<br />

1<br />

⎡ v ⋅ exp⎢<br />

−<br />

⎣ D<br />

s,i<br />

t,s,i<br />

c<br />

(4.353)<br />

⎥ ⎤<br />

h<br />

⎦<br />

bzw.<br />

T(d) =<br />

V<br />

1 +<br />

V<br />

F<br />

G<br />

1<br />

⎡ v ⎤<br />

⋅ ⎢ −<br />

s<br />

(d)<br />

exp h⎥<br />

⎣ Dt,s<br />

⎦<br />

. (4.354)<br />

Daraus erhält man die stationäre Sinkgeschwindigkeit v s der Partikelgröße d,<br />

1 1−<br />

T<br />

der der Trennfunktionswert T(d) zuzuordnen ist: T = und x =<br />

1+<br />

x T<br />

D ⎛ V<br />

t,s<br />

⎞<br />

F<br />

T(d)<br />

v =<br />

⎜ ⋅<br />

⎟<br />

s<br />

ln<br />

, (4.355)<br />

h ⎝ V<br />

G<br />

1−T(d)<br />

⎠<br />

sowie für die stationäre Sinkgeschwindigkeit der Trennkorngröße d T , weil<br />

T(d T ) = 0,5 ist:<br />

Dt,s<br />

⎛ V<br />

v =<br />

⎜<br />

sT<br />

ln<br />

h ⎝ V<br />

F<br />

G<br />

Die Gl.(4.354) ist mit Hilfe von<br />

⎞<br />

⎟ . (4.356)<br />

⎠<br />

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267<br />

- ARCHIMEDES-Zahl Ar und LJASCENKO-Zahl Lj (s. Gln.(4.49) und<br />

Gl.(4.50)) oder mit Hilfe<br />

24 4<br />

- des Widerstandsbeiwertes c W<br />

= + + 0, 4<br />

(4.16)<br />

Re Re<br />

für beliebige Re-Bereiche anwendbar /5.3./. Lässt sich die stationäre Sinkgeschwindigkeit<br />

durch Gl.(4.55) erfassen, so erhält man:<br />

⎡<br />

d = ⎢<br />

⎢⎣<br />

k<br />

ψ<br />

1<br />

⋅ k<br />

ϕ<br />

18 ⋅η D<br />

⋅ ⋅<br />

( ρ −ρ ) ⋅ a h<br />

s<br />

f<br />

t,s<br />

⎛ T(d) V<br />

⋅ln<br />

⎜<br />

⎝1−T(d)<br />

V<br />

F<br />

G<br />

⎞⎤<br />

⎟⎥<br />

⎠⎦⎥<br />

1/ 2<br />

(4.357)<br />

und für die Trennkorngröße d T (d.h. T(d) = 0,5):<br />

d<br />

T<br />

⎡<br />

= ⎢<br />

⎢⎣<br />

k<br />

ψ<br />

1<br />

⋅ k<br />

ϕ<br />

18⋅η<br />

D<br />

⋅ ⋅<br />

( ρ −ρ ) ⋅a<br />

h<br />

s<br />

f<br />

t,s<br />

⎛ V<br />

⋅ln<br />

⎜<br />

⎝ V<br />

F<br />

G<br />

⎞⎤<br />

⎟⎥<br />

⎠⎥⎦<br />

1/ 2<br />

, (4.358)<br />

Für die Trennschärfe κ (reziproke Partikelstreuung) lässt sich schreiben:<br />

d<br />

κ =<br />

d<br />

25<br />

75<br />

⎡<br />

⎢<br />

⎢k<br />

=<br />

⎣<br />

⎡<br />

⎢<br />

⎢⎣<br />

k<br />

ψ<br />

ψ<br />

1<br />

⋅ k<br />

1<br />

⋅ k<br />

⎡ln(V<br />

F<br />

/(3 ⋅ V<br />

G<br />

)) ⎤<br />

κ = ⎢<br />

⎥<br />

⎣ ln(3 ⋅ V<br />

F<br />

/ V<br />

G<br />

) ⎦<br />

ϕ<br />

ϕ<br />

18 ⋅η D<br />

⋅ ⋅<br />

( ρ −ρ ) ⋅ a h<br />

s<br />

s<br />

f<br />

f<br />

t,s<br />

18 ⋅η D<br />

⋅ ⋅<br />

( ρ −ρ ) ⋅ a h<br />

1/ 2<br />

⎡ln(V<br />

= ⎢<br />

⎣ln(V<br />

<br />

F<br />

F<br />

t,s<br />

⎛ 0,25 V<br />

⋅ln<br />

⎜ ⋅<br />

⎝ 0,75 V<br />

F<br />

G<br />

⎛ 0,75 V<br />

⋅ln<br />

⎜ ⋅<br />

⎝ 0,25 V<br />

/ V<br />

G<br />

) − ln 3⎤<br />

/ V<br />

⎥<br />

G<br />

) + ln 3⎦<br />

F<br />

G<br />

1/ 2<br />

⎞⎤<br />

⎟⎥<br />

⎠⎥⎦<br />

⎞<br />

⎥ ⎥ ⎤<br />

⎟<br />

⎠⎦<br />

Dies bedeutet, dass nur das Volumenstromverhältnis<br />

1/ 2<br />

1/ 2<br />

. (4.359)<br />

V / V die Trennschärfe<br />

κ beeinflusst. Das sollte im Interesse einer hohen Trennschärfe so groß wie<br />

möglich sein, bzw. durch den Grobgutaustrag sollte so wenig wie möglich<br />

Suspension ausgetragen werden V = V<br />

+ V<br />

→ min .<br />

G<br />

G,l<br />

Dies verdeutlicht anschaulich Folie 4.29.5a, in dem die normierte Trennfunktion<br />

T(d/d T ), die sich aus den Gln.(4.357) und (4.358) ableiten lässt,<br />

1 18⋅η<br />

Dt,s<br />

⎛ T(d / d ⎞ ⎛<br />

⎞<br />

T<br />

) V<br />

F T(d / d<br />

⎜<br />

⎟<br />

T<br />

) V<br />

F<br />

2 ⋅ ⋅ ⋅ln<br />

ln<br />

⎜<br />

⎟<br />

⎛ d ⎞ kψ<br />

⋅ kϕ<br />

( ρs−ρf<br />

) ⋅a<br />

h ⎝1−T(d / dT<br />

) V<br />

G ⎠ ⎝1−T(d / dT<br />

) V<br />

G<br />

=<br />

=<br />

⎠<br />

⎜<br />

⎟<br />

⎝ dT<br />

⎠ 1 18⋅η<br />

Dt,s<br />

⎛ V<br />

⎞<br />

⎞<br />

⎜ ⎛<br />

F<br />

V<br />

F<br />

⋅ ⋅ ⋅ln<br />

⎜<br />

⎟<br />

ln<br />

⎟<br />

kψ<br />

⋅ kϕ<br />

( ρs−ρf<br />

) ⋅a<br />

h ⎝ V<br />

G ⎠<br />

⎝ V<br />

G ⎠<br />

2<br />

⎛ T(d / d ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />

T<br />

) d V<br />

F<br />

⎜<br />

⎟ =<br />

⎜<br />

⎟ ⋅<br />

⎜<br />

⎟ − V<br />

F<br />

ln<br />

ln ln<br />

⎜<br />

⎟<br />

⎝1−T(d / dT<br />

) ⎠ ⎝ dT<br />

⎠ ⎝ V<br />

G ⎠ ⎝ V<br />

G ⎠<br />

⎛ T(d / dT<br />

) ⎞ ⎡⎛<br />

ln<br />

⎜<br />

⎢<br />

1 T(d / dT<br />

)<br />

⎟ =<br />

⎜<br />

⎝ − ⎠ ⎢⎣<br />

⎝<br />

d<br />

d<br />

T<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

2<br />

2<br />

⎛ d ⎞<br />

⎜ −1<br />

d<br />

⎟<br />

⎝ T ⎠<br />

⎤ ⎛ V<br />

−1⎥<br />

⋅ ln⎜<br />

⎥ ⎝ V<br />

⎦<br />

F<br />

G<br />

G, s<br />

⎞ ⎛ V<br />

⎟ = ln⎜<br />

⎠ ⎝ V<br />

F<br />

G<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

F<br />

2<br />

⎛ d ⎞<br />

⎜ −1<br />

d<br />

⎟<br />

⎝ T ⎠<br />

T(d / dT<br />

) ⎛ V<br />

⎞<br />

F<br />

=<br />

1 T(d / dT<br />

)<br />

⎜<br />

V<br />

⎟<br />

−<br />

<br />

⎝ G ⎠<br />

T<br />

x 1<br />

umstellen = x → T + x ⋅ T = x → T = = ,<br />

−1<br />

1−<br />

T<br />

1+<br />

x 1+<br />

x<br />

G<br />

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T(d / d<br />

T<br />

) =<br />

1+<br />

( V<br />

/ V<br />

)<br />

F<br />

1<br />

G<br />

1−<br />

( d / d ) 2<br />

T<br />

(4.360)<br />

268<br />

für verschiedene Verhältnisse der Volumenströme V F<br />

/ V <br />

G<br />

dargestellt ist. Das<br />

Volumenstromverhältnis des Oberlaufes zum Unterlauf V / V bestimmt außerdem<br />

den Schnittpunkt der Kurven mit der Ordinate T(d/d T = 0),<br />

T(d<br />

=<br />

0 / d<br />

T<br />

1 V<br />

G<br />

) = =<br />

1+<br />

(V<br />

/ V<br />

) V<br />

+ V<br />

F<br />

G<br />

G<br />

F<br />

V<br />

=<br />

V<br />

G<br />

A<br />

≡ R<br />

m,G<br />

F<br />

, (4.361)<br />

d.h., es werden bestimmte Feinanteile immer im Grobgut ausgetragen, sondern<br />

auch deren Neigung, d.h. die Trennschärfe.<br />

Aufgrund der eingangs der Ableitung zugrunde gelegten Voraussetzungen gilt<br />

Gl.(4.55) für den STOKES-Bereich der Partikelumströmung. Mit dem Exponenten<br />

α = 0,5 bis 2 erhält man daraus die Gleichung für die Trennfunktion,<br />

die für beliebige Re-Bereiche anwendbar ist:<br />

- α = 1/2 NEWTON-Bereich;<br />

- 1/2 < α < 2 Übergangsbereich;<br />

- α = 2 STOKES-Bereich;<br />

T(d / d<br />

T<br />

) =<br />

1+<br />

(V<br />

α<br />

1−(d / dT<br />

)<br />

(4.362)<br />

F<br />

1<br />

/ V )<br />

G<br />

Folie 4.29.5b verdeutlicht den Einfluss von α, das zur Vereinfachung für den<br />

Gesamtbereich 0 ≤ d/d T ≤ (d/d T ) max als konstant angenommen wurde, für<br />

V<br />

/ V<br />

4. Man erkennt deutlich, dass im STOKES-Bereich die Trennschärfe<br />

F G=<br />

am höchsten ist. In genügend verdünnten Suspensionen kann D t,s ≈ D t , d.h. der<br />

turbulente Diffusionskoeffizient der Partikeln näherungsweise gleich dem des<br />

Fluides gesetzt werden.<br />

G<br />

4.3.3 Turbulente Gegenstromklassierung<br />

Bei der Gegenstromklassierung ist das Kraftfeld entgegen der Fluidströmung<br />

bzw. entgegen ihrer für die Trennung wesentlichen Grobgutkomponente gerichtet<br />

(Folie 4.30). Dieses Wirkprinzip wird sowohl für die Hydroklassierung<br />

als auch für die Windsichtung technisch genutzt.<br />

Im Allgemeinen werden bei der Gegenstromklassierung feiner Partikeln<br />

Re<br />

u<br />

r<br />

⋅ d ⋅ ρf<br />

vs<br />

⋅ d ⋅ ρf<br />

= ≈ 1, (4.363)<br />

η η<br />

P<br />

<<br />

f<br />

f<br />

u ≈ v (d) turbulente Strömungsverhältnisse im Prozessraum vorherrschen<br />

s<br />

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Re<br />

D 0<br />

u ⋅ ⋅ρ<br />

η<br />

D 0 f<br />

= , (4.364)<br />

f<br />

269<br />

charakteristische Prozessraumabmessung (Durchmesser oder Breite)<br />

u mittlere charakteristische Fluidgeschwindigkeit<br />

D0<br />

4 6<br />

Re = ReP ⋅ = 10 ...10 > 2300<br />

(4.365)<br />

d<br />

z.B.<br />

1⋅1m<br />

Re = 10<br />

6<br />

100 ⋅10<br />

m<br />

4<br />

= , so dass nur die turbulente Gegenstromklassierung<br />

−<br />

behandelt wird. Deshalb ist bei der Modellierung dieser Klassierprozesse<br />

ebenfalls davon auszugehen, dass sich dem konvektiven Partikeltransport ein<br />

diffusiver überlagert /5.1//5.2//5.4./ bis /5.7/. Letzterer hat seine Ursache in der<br />

Strömungsturbulenz und insbesondere bei Windsichtprozessen auch in Stößen<br />

der Partikeln untereinander sowie gegen die Klassiererwände.<br />

Im Nachfolgenden soll ein verallgemeinertes Modell für die turbulente Gegenstromklassierung<br />

kurz vorgestellt werden (Folie 4.31) /5.1//5.2/5.19/.<br />

Gemäß Folie 4.30 strömt das Fluid mit der Geschwindigkeit u durch den Klassierraum<br />

aufwärts nach oben (positive Koordinatenrichtung). Anstelle der stationären<br />

Sinkgeschwindigkeit v s (d) in Richtung des Kraftfeldes nach unten (negative<br />

Koordinatenrichtung) muss jetzt die Partikelabsolutgeschwindigkeit<br />

v a (d) im ortsfesten Koordinatensystem des Apparates betrachtet werden:<br />

<br />

v (d) = u − v (d) . (4.2)<br />

a<br />

s<br />

• Für Grobgut ist v s (d) > u; die Partikel werden mit einer negativen Absolutgeschwindigkeit<br />

nach unten ausgetragen - Unterlauf (Index 1).<br />

• Für Feingut ist v s (d) < u; die Partikeln werden mit einer positiven aber geringeren<br />

Absolutgeschwindigkeit im Vergleich zu u (Schlupf) nach oben<br />

ausgetragen - Oberlauf (Index 2).<br />

a s<br />

=<br />

• Das Trennkorn schwebt im Raum; Die Partikelabsolutgeschwindigkeit ist<br />

<br />

gleich Null v (d) = u − v (d) 0 oder vsT (d<br />

T<br />

) = u . Der ständige Aufgabestrom<br />

führt zu einer 50%-igen Trennwahrscheinlichkeit in Ober- und Unterlauf.<br />

Die Gesamtlänge L oder H der Klassierzone setzt sich aus den beiden Teillängen<br />

unterhalb H 1 und oberhalb H 2 des Aufgabeniveaus zusammen.<br />

Es wird die modifizierte Fokker-Planck-Gleichung (4.340) herangezogen (sie<br />

bilanziert die Verteilungsdichte eines stetigen MARKOFF-Prozesses):<br />

∂c<br />

n,i<br />

∂t<br />

= −v<br />

a,i<br />

∂cn,i<br />

⋅<br />

∂y<br />

+ D<br />

t,s<br />

∂ c<br />

⋅<br />

∂y<br />

2<br />

n,i<br />

2<br />

(4.340)<br />

Die Lösung von Gl. (4.340) und die damit verbundene mathematische Erfassung<br />

von Aufstromtrennungen ist von der Aufstellung geeigneter Randbedingungen<br />

abhängig:<br />

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270<br />

Als erster Lösungsschritt wird der zeitliche Zuwachs der Wahrscheinlichkeit<br />

für das Verlassen der Partikel aus den Trennraumgrenzen -y 1 und y 2 betrachtet:<br />

∂c<br />

∂t<br />

n,i<br />

= ⎨ ⎧ va⋅<br />

c<br />

⎩<br />

n,i<br />

− D<br />

t,s<br />

∂cn,i<br />

⎫<br />

⋅ ⎬<br />

∂y<br />

⎭<br />

⎧<br />

− v ⋅ c<br />

− D<br />

∂c<br />

⋅<br />

n,i<br />

⎨ a n,i t,s<br />

y<br />

y= y ⎩<br />

∂ ⎭ ⎬⎫<br />

2 y=−y 1<br />

(4.366)<br />

Die Randbedingungen für den flächenbezogenen Partikelanzahlstrom lassen<br />

sich nun in Anlehnung an SENDEN 27 , BÖHME 28 , SCHUBERT 29 und<br />

RUMPF 30 wie folgt formulieren 31 , Bild Folie 4.30:<br />

0. Aufgabe:<br />

Die Partikelanzahlkonzentrationen sind hier miteinander verknüpft:<br />

c (y = 0) = c (y = 0) = c . (4.367)<br />

n,I,i<br />

n,II,i<br />

n,0,i<br />

I. Grobgutaustrag (Unterlaufaustrag):<br />

Am Grobgutaustrag wird angenommen, dass die Partikeln ohne Rückvermischung<br />

D ⋅ ∂c<br />

/ ∂y<br />

0 entgegen der positiven y-Richtung ausgetragen<br />

t ,s n,G, i<br />

=<br />

werden (- Vorzeichen).<br />

• Aufstromhydrotrennung:<br />

Austrag mit einer mittleren Fluidgeschwindigkeit u G zur Gewährleistung<br />

der Fließfähigkeit der Grobgutsuspension:<br />

⎛<br />

∂c<br />

⎞<br />

n,G,i<br />

n G,i<br />

= − ⎜va,G,i<br />

⋅cn,G,i<br />

− Dt,s<br />

⋅ ⎟ ≈ −va,G,i<br />

⋅cn,G,i<br />

≡ −kl,i⋅<br />

uG<br />

⋅c<br />

n,l,i<br />

.<br />

⎝<br />

∂y<br />

⎠ y=−y<br />

1<br />

(4.368)<br />

• Gegenstromwindsichtung<br />

Austrag mit der Partikelsinkgeschwindigkeit v s (ruhendes Fluid) des jeweiligen<br />

Schwere- oder Zentrifugalkraftfeldes F G<br />

, F <br />

Z<br />

⎛<br />

∂c<br />

⎞<br />

n,G,i<br />

n G,i<br />

= − ⎜va,G,i<br />

⋅cn,G,i<br />

− Dt,s<br />

⋅ ⎟ ≈ −va,G,i<br />

⋅cn,G,i<br />

≡ −kl,i⋅<br />

vs,G,i⋅<br />

cn,l,<br />

i<br />

.<br />

⎝<br />

∂y<br />

⎠ y=−y<br />

1<br />

(4.369)<br />

Der Parameter k 1 ist für jeden Sichter und jedes Sichtgut experimentell<br />

zu bestimmen und entspricht bei einer Partikelanreicherung an der Pro-<br />

© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />

27 Senden, Diss. TU Delft 1979<br />

28 Böhme, St., Freiberger Forschungsheft A 785 (1989) S. 1 - 69<br />

29 Schubert, H., Chemische Technik 38 (1986) 7, S. 290 - 293<br />

30 Rumpf, H., Sommer, K. u. M. Stieß, Berechnung von Trennkurven für Gleichgewichtssichter,<br />

Manuskript 1974<br />

31 ⇒ -Vorzeichen für -D . t,s ∂cn/∂y und für den Grobgutstrom im Unterlauf?, deshalb wurde aus<br />

physikalischen und didaktischen Gründen die Wahl der -Vorzeichen bei den Bilanzen korrigiert<br />

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271<br />

zessraumgrenze des Grobgutaustrages c n,1 ≥ c n,G dem Verhältnis<br />

= u − v (d ) / v (d ) 1 der oberen Partikelgröße des Grobgutes 32 .<br />

k1 s 95 s 95<br />

<<br />

II. Feingutaustrag (Oberlaufaustrag):<br />

Am Feingutaustrag wird angenommen, dass insbesondere die feinen Partikeln<br />

schlupflos mit der Fluidgeschwindigkeit u ohne Rückvermischung<br />

D ⋅ ∂c<br />

/ ∂y<br />

0 ausgetragen werden (siehe Gl.(4.366))<br />

t ,s n,F, i<br />

=<br />

⎛<br />

∂c<br />

n,F,i<br />

n F,i<br />

= ⎜ va,F,i<br />

⋅ cn,F,i<br />

− Dt,s<br />

⋅ ⎟ ≈ va,F,i<br />

⋅ cn,F,i≡<br />

k<br />

2,i⋅<br />

u ⋅c<br />

n,2,i<br />

. (4.370)<br />

⎝<br />

∂y<br />

⎞<br />

⎠<br />

y=<br />

y<br />

2<br />

Der Parameter k 2 ist ebenfalls für jeden Sichtertyp und jedes Sichtgut experimentell<br />

zu bestimmen und entspricht bei einer Partikelanreicherung an der<br />

[ ] 1<br />

2 s i s i<br />

<<br />

Prozessraumgrenze gegenüber dem Feingutaustrag c n,2 ≥ c n,F dem Verhältnis<br />

k = u − v (d ) / v (d ) für eine charakteristische untere Partikelgrößenklasse<br />

i des Feingutes.<br />

Die Proportionalitätsfaktoren k 1 und k 2 kennzeichnen die Austrittsbedingungen<br />

der Partikel am Grobgut- bzw. Feingutaustrag, Bild Folie 4.30.<br />

• So bedeuten k 1 = ∞ bzw. k 2 = ∞, dass alle Partikel, die den Grobgut- bzw.<br />

Feingutaustrag erreichen, sofort und ohne Rückvermischung mit unendlich<br />

hoher Geschwindigkeit ausgetragen werden. Daraus folgt für die Partikelkonzentrationen<br />

am Austrag c n,G = c n,F = 0.<br />

• Andererseits würde k 1 = 0 und k 2 = 0 bedeuten, dass weder am Grobgutnoch<br />

am Feingutaustrag Partikel ausgetragen werden - sog. „reflektierende<br />

Grenze“. Das würde aber der Voraussetzung widersprechen, dass ein stationärer<br />

Prozess modelliert wird.<br />

• Folglich gelten für die Austragskoeffizienten die Wertebereiche:<br />

0 < k 1 < ∞<br />

0 < k 2 < ∞<br />

Berechnung der absoluten Partikelkonzentration:<br />

Durch Integrieren der Randbedingungen gemäß Gln.(4.369) und (4.370) lässt<br />

sich für die unterschiedlichen Bereiche des Prozessraumes der Verlauf der absoluten<br />

Partikelkonzentration berechnen (Folie 4.30):<br />

I. Unterlaufbereich, -y 1 ≤ y ≤ 0, negative Partikelabsolutgeschwindigkeit<br />

v a,I,i , Grobgutaustrag yI≥ − y1<br />

bis Aufgabeebene y I = 0, - wegen der besseren<br />

Übersichtlichkeit werden die Indizes I,i weggelassen:<br />

32 Husemann, K., Aufbereitungstechnik 31 (1990) 7, S. 359 - 366<br />

© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />

MVT_e_4neu <strong>Mechanische</strong> <strong>Verfahrenstechnik</strong> - Partikeltechnik <strong>Stromklassierung</strong> Prof. Dr. J. Tomas, 28.11.2013


272<br />

⎛<br />

dcn<br />

⎞<br />

k<br />

l<br />

⋅ u<br />

G<br />

⋅c<br />

n,1<br />

= −⎜<br />

va<br />

⋅ cn<br />

− Dt,s<br />

⋅ ⎟ . (4.371)<br />

⎝<br />

dy ⎠<br />

Nach Umstellung und Trennung der Variablen ergibt die Integration:<br />

k<br />

l<br />

⋅ u<br />

G<br />

⋅c<br />

n,l<br />

c<br />

y c<br />

n<br />

n<br />

+<br />

dcn<br />

va<br />

va<br />

va<br />

∫<br />

= ⋅<br />

⋅ ⋅ ∫ dy ln = ⋅ y + y<br />

k<br />

c<br />

l<br />

u<br />

G<br />

cn,l<br />

D<br />

k<br />

n ,1<br />

t,s<br />

c +<br />

−y<br />

l<br />

⋅ u<br />

G<br />

⋅c<br />

n,l D<br />

1<br />

t,s<br />

n<br />

cn,1<br />

+<br />

v<br />

v<br />

c<br />

k<br />

−<br />

⋅ u<br />

a<br />

⋅c<br />

⎜ ⎛<br />

+ c<br />

⎝<br />

k<br />

+<br />

⋅ u<br />

⋅c<br />

⎞ ⎡<br />

⋅ v<br />

⎟ exp⎢ ⎠<br />

⎣ D<br />

⋅<br />

a<br />

⎤<br />

( y + y ) ⎥ ⎦<br />

l G n,l<br />

l G n,l<br />

a<br />

n<br />

=<br />

n,1<br />

1<br />

va<br />

va<br />

t,s<br />

( )<br />

c ⎪⎧<br />

⎡<br />

⎤⎪⎫<br />

n,1<br />

va<br />

c<br />

n<br />

= ⋅ ⎨−<br />

k<br />

l<br />

⋅ u<br />

G<br />

+ ( va<br />

+ k<br />

l<br />

⋅ u<br />

G<br />

) ⋅ exp⎢<br />

⋅ ( y + y1) ⎥ ⎬ (4.372)<br />

va<br />

⎪⎩<br />

⎣Dt,s<br />

⎦ ⎪⎭<br />

oder mit Gl.(4.369) bzw.<br />

c<br />

n,1<br />

n<br />

G<br />

=<br />

k ⋅ u<br />

1<br />

G<br />

und man beachte, dass v a < 0 ist:<br />

1<br />

c<br />

n<br />

n<br />

⎪⎧<br />

⎛ ⎞ ⎡<br />

G<br />

va<br />

= ⋅ ⎨ − +<br />

⎜ +<br />

⎟ ⎢ ⋅<br />

⎪⎩<br />

⋅ va<br />

1 1 exp<br />

1<br />

va<br />

⎝ k<br />

l<br />

⋅ u<br />

G ⎠<br />

⎣Dt,s<br />

⎤⎪⎫<br />

( y + y ) ⎬ ⎪⎭<br />

⎥<br />

⎦<br />

. (4.373)<br />

Der Verlauf der relativen Partikelkonzentration wird durch Normierung<br />

auf die Konzentration in der Aufgabeebene y = 0 bestimmt:<br />

c<br />

c<br />

n<br />

n,0<br />

⎛ v ⎞ ⎡<br />

a<br />

⋅ va<br />

−1+<br />

⎜1+<br />

⎟ exp⎢<br />

⋅<br />

⎝ k<br />

l<br />

⋅ u<br />

G ⎠<br />

⎣Dt,s<br />

=<br />

⎛ v ⎞ ⎡<br />

a<br />

− +<br />

⎜ +<br />

⎟ ⋅ va<br />

1 1 exp⎢<br />

⎝ k<br />

l<br />

⋅ u<br />

G ⎠<br />

⎣D<br />

( y + y )<br />

t,s<br />

⋅ y<br />

1<br />

1<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎦<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎦<br />

. (4.374)<br />

II. Oberlaufbereich, y 2 ≥ y ≥ 0, positive Partikelabsolutgeschwindigkeit v a,II,i ,<br />

Aufgabeebene y II = 0 bis Feingutaustrag yII<br />

≤ y2<br />

, wegen der besseren Übersichtlichkeit<br />

wurden die Indizes II,i weggelassen:<br />

k<br />

dcn<br />

⋅ u ⋅c<br />

n,2<br />

= va<br />

⋅ cn<br />

− Dt,s<br />

. (4.375)<br />

dy<br />

2<br />

⋅<br />

Damit ergibt sich:<br />

cn , 2<br />

∫<br />

cn<br />

c<br />

n<br />

dcn<br />

k<br />

2<br />

⋅ u ⋅c<br />

−<br />

v<br />

a<br />

n,2<br />

v<br />

=<br />

D<br />

a<br />

t,s<br />

⋅<br />

y2<br />

∫<br />

y<br />

dy<br />

k<br />

2<br />

⋅ u ⋅c<br />

n,2<br />

cn,2<br />

−<br />

va<br />

va<br />

ln = ⋅<br />

2<br />

k<br />

2<br />

⋅ u ⋅c<br />

n,2 Dt,s<br />

cn<br />

−<br />

v<br />

k<br />

⎡<br />

2<br />

⋅ u ⋅c<br />

n,2 ⎛ k<br />

2<br />

⋅ u ⋅c<br />

n,2 ⎞<br />

= +<br />

⎜ −<br />

⎟ ⋅ va<br />

cn,2<br />

exp⎢−<br />

⋅ y<br />

va<br />

⎝ va<br />

⎠<br />

⎣ Dt,s<br />

cn<br />

2<br />

a<br />

⎤<br />

( y − ) ⎥ ⎦<br />

( y − y)<br />

c ⎪⎧<br />

⎡<br />

⎤⎫<br />

n,2<br />

va<br />

⎪<br />

n<br />

= ⋅ ⎨k<br />

2<br />

⋅ u + ( va<br />

− k<br />

2<br />

⋅ u) ⋅ exp⎢−<br />

⋅ ( y − y) ⎥ ⎬ (4.376)<br />

va<br />

⎪⎩<br />

⎣<br />

Dt,s<br />

⎦<br />

⎪⎭<br />

c<br />

2<br />

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oder mit Gl.(4.336) bzw.<br />

c<br />

n,2<br />

n<br />

F<br />

k ⋅ u<br />

= 2<br />

⎪⎫<br />

( ) ⎬ ⎪⎭<br />

273<br />

n<br />

⎪⎧<br />

⎛ ⎞ ⎡<br />

⎤<br />

F<br />

va<br />

⎨<br />

⎜<br />

⎟ ⎢−<br />

⋅ − ⎥<br />

⎪⎩<br />

⋅ va<br />

= ⋅ 1+<br />

−1<br />

exp y y<br />

va<br />

⎝ k<br />

2<br />

⋅ u ⎠<br />

⎣ Dt,s<br />

⎦<br />

cn<br />

2<br />

(4.377)<br />

mit der relativen Partikelkonzentration<br />

c<br />

c<br />

n<br />

n,0<br />

⎛ v ⎞ ⎡<br />

a<br />

⋅ va<br />

1+<br />

⎜ −1⎟<br />

exp⎢−<br />

⋅<br />

⎝ k<br />

2<br />

⋅ u ⎠ ⎣<br />

Dt,s<br />

=<br />

⎛ v ⎞ ⎡<br />

a<br />

+<br />

⎜ − ⎟<br />

⋅ va<br />

1 1 exp⎢−<br />

⎝ k<br />

2<br />

⋅ u ⎠<br />

⎣ D<br />

( y − y)<br />

t,s<br />

2<br />

⋅ y<br />

2<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎦<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎦<br />

. (4.378)<br />

Berechnung der Trennfunktion:<br />

Als Trennfunktion wird das Verhältnis von Grobgutmengenstrom zu Aufgabemengenstrom<br />

der Partikelgrößenklasse i bei konstanter Fluidgeschwindigkeit<br />

u definiert - mit der Komponentenbilanz n = n<br />

+ n<br />

.<br />

T<br />

n<br />

1<br />

G,i<br />

i<br />

= = für u = const. (4.379)<br />

n<br />

n<br />

A,i F,i<br />

1+<br />

n<br />

G,i<br />

Da die absoluten Partikelkonzentrationen beider Bereiche I und II in der Aufgabeebene<br />

identisch sein müssen, d.h. sowohl<br />

c (y = 0) = c (y = 0) = c<br />

(4.380)<br />

n,I,i<br />

als auch<br />

a,I,i<br />

n,II,i<br />

a,II, i<br />

n,0,i<br />

A,i<br />

v ≈ v , ergibt sich aus den Gln.(4.373), (4.377) und (4.379); man<br />

beachte, dass im Unterlaufbereich I wegen v s,I > u die Partikelabsolutgeschwindigkeit<br />

der festen Apparatekoordinaten v = u − v negativ ist:<br />

G,i<br />

a,I<br />

F, i<br />

s, I<br />

n<br />

n<br />

F<br />

G<br />

c<br />

=<br />

c<br />

n,II<br />

n,I<br />

⋅ v<br />

⋅ v<br />

a,II<br />

a,I<br />

⎛ v ⎡<br />

a,I ⎞<br />

⋅ v<br />

−1+<br />

⎜1+<br />

⎟ exp⎢<br />

⎝ k<br />

l<br />

⋅ u<br />

G ⎠ ⎣<br />

D<br />

⋅<br />

⎛ v ⎞ ⎡<br />

a,II<br />

+<br />

⎜ −<br />

⎟ ⋅ v<br />

1 1 exp⎢−<br />

⎝ k<br />

2<br />

⋅ u ⎠<br />

⎣ D<br />

a;I<br />

t,s<br />

a,II<br />

t,s<br />

⎤<br />

⋅ y1⎥<br />

⎦<br />

. (4.381)<br />

⎤<br />

⋅ y2<br />

⎥ ⎦<br />

Damit ist die Trennfunktion:<br />

1<br />

T (va<br />

(d)) =<br />

. (4.382)<br />

⎛ v ⎡ ⎤<br />

a,I ⎞<br />

⋅ va,I<br />

−1+<br />

⎜1+<br />

⎟ exp⎢<br />

⋅ y1⎥<br />

⎝ k<br />

l<br />

⋅ u<br />

G ⎠<br />

⎣Dt,s<br />

1+<br />

⎦<br />

⎛ v ⎞ ⎡ ⎤<br />

a,II<br />

+<br />

⎜ −<br />

⎟ ⋅ va,II<br />

1 1 exp⎢−<br />

⋅ y2<br />

⎥<br />

⎝ k<br />

2<br />

⋅ u ⎠<br />

⎣ Dt,s<br />

⎦<br />

Mit den Austragskoeffizienten lässt sich die Trennfunktion den gemessenen<br />

Verläufen anpassen (Folie 4.30):<br />

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274<br />

• Für k 1 = k 2 ergeben sich um das Trennkorn herum symmetrische Verläufe<br />

mit zunehmender Steilheit und damit Trennschärfe bei abnehmenden Austragskoeffizienten.<br />

• Für k 1 ≠ k 2 folgt eine unsymmetrische Trennfunktion.<br />

Berechnungen der mittleren Verweilzeit:<br />

Definitionsgemäß ergibt sich die mittlere Verweilzeit der Partikeln der Klasse i<br />

im Prozessraum<br />

τ<br />

m<br />

=<br />

1<br />

n<br />

A<br />

⋅<br />

y2<br />

∫<br />

c (y) dy<br />

n<br />

−y1<br />

bzw. (4.383)<br />

⎡<br />

0<br />

y2<br />

1<br />

τm<br />

= ⋅ ⎢ ∫ cn,I<br />

(yI<br />

)dyI<br />

+ ∫ c<br />

n<br />

A ⎢⎣<br />

−y1<br />

0<br />

n,ll<br />

⎥ ⎥ ⎤<br />

(yll)dyll<br />

. ( 4.384)<br />

⎦<br />

Die Integration der absoluten Partikelkonzentration in den jeweiligen Bereichen<br />

führt zu (siehe BÖHME, Folie 4.30):<br />

1 ⎡ ⎛ Dt,s<br />

⎞<br />

τ ⎢<br />

⎜<br />

⎟ +<br />

m<br />

= ⋅ T ⋅ y1<br />

−<br />

⎜ 2 ⎟ . (4.385)<br />

va<br />

⎣ ⎝ k<br />

l<br />

⋅ u<br />

G ⎠ ⎝ k<br />

2<br />

⋅ u ⎠<br />

⎛ D ⎤<br />

t,s ⎞<br />

( 1−<br />

T) ⋅⎜<br />

y + ⎟⎥ ⎦<br />

Unstetigkeitsstelle für das Trennkorn:<br />

a ,T T<br />

s,T T<br />

=<br />

Für das Trennkorn v s,T (d T ) = u (Schwebegeschwindigkeit) ist die Partikelabsolutgeschwindigkeit<br />

v (d ) = u − v (d ) 0 . Damit sind alle bisher abgeleiteten<br />

Beziehungen nicht definiert. Um auch für diesen Wert zu Aussagen zu<br />

gelangen, ist entweder eine Grenzwertbetrachtung notwendig, wozu eine Reihenentwicklung<br />

der Exponentialfunktion mit Abbruch nach dem linearen Glied<br />

vorgenommen werden muss (siehe BÖHME),<br />

2 3<br />

n<br />

x x x x x<br />

e = 1+<br />

+ + + ... +<br />

1! 2! 3! n!<br />

oder man integriert die Randbedingungen (4.373) und (4.377) für v a = 0. Beides<br />

führt zu linearen Verläufen der<br />

a) absoluten Partikelkonzentration im<br />

I. Unterlaufbereich, -y 1 ≤ y ≤ 0:<br />

n<br />

⎪⎧<br />

⎛<br />

G<br />

va<br />

lim c = ⋅ ⎨−<br />

+<br />

⎜<br />

n<br />

1 1+<br />

va<br />

→0<br />

va<br />

⎪⎩ ⎝ k<br />

l<br />

⋅ u<br />

G<br />

⎞ ⎡<br />

⋅ v<br />

⎟ ⎢1<br />

+<br />

⎠<br />

⎣ D<br />

a<br />

t,s<br />

⋅<br />

⎤⎪⎫<br />

( y + y ) ⎬ ⎪⎭<br />

1<br />

⎥<br />

⎦<br />

lim c<br />

va<br />

→0<br />

n<br />

n<br />

=<br />

v/<br />

G<br />

a<br />

⎪⎧<br />

v/<br />

⋅ ⎨− 1/<br />

+ 1/<br />

+<br />

⎪⎩ D<br />

a<br />

t,s<br />

⋅<br />

v/<br />

⎪⎫<br />

a<br />

va<br />

→ 0 v/<br />

a<br />

( y + y ) + + ⋅ ( y + y ) ⎬ ⎪⎭<br />

1<br />

k ⋅ u<br />

l<br />

G<br />

k ⋅ u<br />

l<br />

G<br />

D<br />

t,s<br />

1<br />

MVT_e_4neu <strong>Mechanische</strong> <strong>Verfahrenstechnik</strong> - Partikeltechnik <strong>Stromklassierung</strong> Prof. Dr. J. Tomas, 28.11.2013


limc<br />

n<br />

va<br />

→0<br />

und mit<br />

⎛ ⎞<br />

⎜<br />

1 y + y1<br />

= n ⎟<br />

G<br />

+<br />

(4.386)<br />

⎝ k<br />

l<br />

⋅ u<br />

G<br />

Dt,s<br />

⎠<br />

c<br />

n,1<br />

n<br />

G<br />

=<br />

k ⋅ u<br />

folgt die Geradengleichung:<br />

limc<br />

n<br />

va<br />

→0<br />

= c<br />

n,1<br />

1<br />

G<br />

⎡ k<br />

l<br />

⋅ u<br />

⋅ ⎢1<br />

+<br />

⎣ Dt,s<br />

G<br />

⋅<br />

⎤<br />

( y + y ) ⎥ ⎦<br />

1<br />

(4.387)<br />

(4.388)<br />

275<br />

Oder mit der Bilanzgleichung (4.373) für v a = 0 (auf die Angabe lim...<br />

v a → 0<br />

wurde nachfolgend verzichtet):<br />

n<br />

dcn<br />

k<br />

l<br />

⋅ u<br />

G<br />

k<br />

l<br />

⋅ u<br />

G<br />

⋅c<br />

n,1<br />

= Dt,s<br />

⋅<br />

dy<br />

∫ dc<br />

n<br />

= ⋅c<br />

n,1<br />

⋅ ∫ dy<br />

D<br />

c<br />

cn ,1<br />

⎡ k<br />

⎤<br />

l<br />

⋅ u<br />

G<br />

c<br />

n<br />

= cn,1<br />

⋅ ⎢1<br />

+ ⋅ ( y + y1) ⎥ (4.389)<br />

⎣ Dt,s<br />

⎦<br />

welche der Gl.(4.388) entspricht.<br />

II. Oberlaufbereich, y 2 ≥ y ≥ 0:<br />

n<br />

⎪⎧<br />

⎛ ⎞ ⎡<br />

⎤<br />

F<br />

va<br />

⎨ ⎜<br />

⎟ ⎢ − ⋅ − ⎥<br />

⎪ ⋅ va<br />

lim cn<br />

= ⋅ 1+<br />

−1<br />

1 y2<br />

y<br />

v a →0<br />

va<br />

⎩ ⎝ k<br />

2<br />

⋅ u ⎠ ⎣<br />

Dt,s<br />

⎦<br />

t,s<br />

( )<br />

⎪⎭<br />

⎪ ⎬<br />

⎫<br />

n<br />

⎪⎧<br />

F<br />

v/<br />

a<br />

v/<br />

a<br />

lim cn<br />

= ⋅ ⎨ + ⋅<br />

2<br />

2<br />

v a →0<br />

v/<br />

a ⎪⎩ k<br />

2<br />

⋅ u Dt,s<br />

k<br />

2<br />

⋅ u Dt,s<br />

⎛<br />

⎞<br />

⎜<br />

1 y2<br />

− y<br />

lim c = ⋅<br />

⎟<br />

n<br />

n F<br />

+<br />

v →0<br />

(4.390)<br />

a<br />

⎝ k<br />

2<br />

⋅ u Dt,s<br />

⎠<br />

und mit<br />

c<br />

n,2<br />

y<br />

−y1<br />

v<br />

⎪⎫<br />

a<br />

→ 0 v/<br />

a<br />

( y − y) − ⋅ ⋅ ( y − y) ⎬ ⎪⎭<br />

n<br />

F<br />

= (4.391)<br />

k ⋅ u<br />

2<br />

folgt die Geradengleichung:<br />

⎡ k<br />

⎤<br />

2<br />

⋅ u<br />

lim cn<br />

= cn,2<br />

⋅ ⎢1<br />

+ ⋅ ( y2<br />

− y) ⎥ (4.392)<br />

v a →0<br />

⎣ Dt,s<br />

⎦<br />

Oder mit der Bilanzgleichung (4.377), d.h. für v a = 0 ist<br />

k<br />

n , 2<br />

2<br />

dcn<br />

k<br />

2<br />

⋅ u<br />

⋅ u ⋅c<br />

n,2<br />

= −Dt,s<br />

−<br />

dy<br />

∫ dc<br />

n<br />

= ⋅c<br />

n,2<br />

⋅ ∫ dy<br />

D<br />

2<br />

⋅<br />

c<br />

cn<br />

⎡ k<br />

⎤<br />

2<br />

⋅ u<br />

n<br />

= cn,2<br />

⋅ ⎢1<br />

+ ⋅ ( y − y) ⎥ (4.393)<br />

⎣ Dt,s<br />

⎦<br />

c<br />

2<br />

welches wiederum Gl.(4.392) entspricht.<br />

t,s<br />

y<br />

y<br />

b) absolute Partikelkonzentration in der Aufgabeebene, y = 0:<br />

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I. Unterlaufbereich, y ≤ 0:<br />

276<br />

⎡ k ⎤<br />

l<br />

⋅ u<br />

G<br />

c<br />

n,0<br />

= cn,1<br />

⋅ ⎢1<br />

+ ⋅ y1⎥<br />

(4.394)<br />

⎣<br />

Dt,s<br />

⎦<br />

Das bedeutet eine Anreicherung an Trennkorn in der Nähe der Aufgabe<br />

gegenüber dem Unterlaufrand bei y 1 .<br />

II. Oberlaufbereich, y ≥ 0:<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎢ ⎡ k<br />

2<br />

⋅ u<br />

c<br />

n,0<br />

= cn,2<br />

⋅ 1+<br />

⋅ y2<br />

(4.395)<br />

⎣ Dt,s<br />

⎦<br />

Das bedeutet eine Anreicherung an Trennkorn in der Aufgabe.<br />

c) Verlauf der relativen Partikelkonzentration<br />

I. Unterlaufbereich, y ≤ 0:<br />

k ⋅ u<br />

1+<br />

( y + y )<br />

l G<br />

1<br />

D<br />

n<br />

t,s<br />

y<br />

= = 1+<br />

(4.396)<br />

k<br />

n,0<br />

l<br />

⋅ u<br />

G<br />

Dt,s<br />

1+<br />

⋅ y1<br />

+ y1<br />

Dt,s<br />

k<br />

l<br />

⋅ u<br />

G<br />

c<br />

c<br />

⋅<br />

II. Oberlaufbereich, y ≥ 0:<br />

k<br />

1+<br />

⋅ u<br />

⋅<br />

( y − y)<br />

2<br />

2<br />

D<br />

n<br />

t,s<br />

y<br />

= = 1−<br />

(4.397)<br />

k<br />

n,0<br />

2<br />

⋅ u<br />

Dt,s<br />

1+<br />

⋅ y2<br />

+ y2<br />

Dt,s<br />

k<br />

2<br />

⋅ u<br />

c<br />

c<br />

d) Trennfunktion<br />

Mit den Gln.(4.388) und (4.393) folgt für y = 0 das Verhältnis<br />

Dt,s<br />

+ y1<br />

n<br />

c<br />

F n,0 k1<br />

⋅ u<br />

G<br />

= ⋅<br />

n<br />

D<br />

G<br />

cn,0<br />

t,s<br />

+ ⋅y2<br />

k ⋅ u<br />

1<br />

T =<br />

n<br />

1+<br />

n<br />

F<br />

G<br />

2<br />

1<br />

=<br />

Dt,s<br />

+ y<br />

k<br />

l<br />

⋅ u<br />

G<br />

1+<br />

Dt,s<br />

+ y2<br />

k ⋅ u<br />

2<br />

1<br />

(4.398)<br />

e) Trennschärfe<br />

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277<br />

Die Trennfunktion Gl.(4.382) lässt sich analytisch nicht nach der Partikelsinkgeschwindigkeit<br />

umstellen. Deshalb kann eine Trennschärfe nur als Anstieg<br />

der Trennfunktion für das Trennkorn bei v a = 0, u = u G für einen symmetrischen<br />

Trennapparat (-y 1 = y 2 = H und k 1 = k 2 = k) angegeben werden.<br />

Die Reihenentwicklung der Exponentialfunktion liefert bei Abbruch nach<br />

dem quadratischen Glied den Grenzwert (siehe BÖHME):<br />

⎛<br />

⎞<br />

⎜<br />

⎟<br />

d[ T( d / dT<br />

)]<br />

α u ⋅ H ⎜ 1<br />

κ( d → d =<br />

= ⋅ ⋅ +<br />

⎟<br />

T<br />

)<br />

1<br />

. (4.399)<br />

d( d / d )<br />

⎜ u ⋅ H ⎟<br />

T<br />

4 Dt,s<br />

⎜ 1+<br />

k ⋅ ⎟<br />

⎝ Dt,s<br />

⎠<br />

α<br />

Exponent des Widerstandsgesetzes der Partikelumströmung<br />

α = ½, NEWTON-Bereich,<br />

½< α< 2 Übergangsbereich,<br />

α = 2 STOKES-Bereich;<br />

Für große BODENSTEIN-Zahlen (überwiegend konvektiver Transport)<br />

u ⋅ H<br />

Bo = >> 1<br />

(4.400)<br />

D<br />

t,s<br />

folgt damit näherungsweise eine direkte Proportionalität von der abgeleiteten<br />

Trennschärfe:<br />

[ T( d / dT<br />

)]<br />

d( d / d )<br />

d<br />

α ⎛ 1 ⎞ α<br />

κ (d → dT<br />

) =<br />

= ⋅ Bo ⋅ ⎜1+<br />

⎟ ≈ ⋅ Bo. (4.401)<br />

4 ⎝ 1+<br />

k ⋅ Bo ⎠ 4<br />

T<br />

Lt. letztem Term würden kleinere Austragskoeffizienten k eine Zunahme der<br />

Trennschärfe und steilere Trennfunktionen bewirken.<br />

f) mittlere Verweilzeit<br />

1 ⎡ ⎛ D<br />

⎛ ⎞ ⎤<br />

t,s y ⎞<br />

⎢<br />

⎜ ⎟<br />

⋅<br />

D<br />

1<br />

y2<br />

t,s<br />

τ<br />

⎜ ⎟<br />

m<br />

= ⋅ y1<br />

⋅ + T + y2<br />

⋅<br />

+<br />

⋅ ( 1−<br />

T)<br />

⎥ (4.402)<br />

Dt,s<br />

⎢⎣<br />

⎝ k<br />

l<br />

⋅ u<br />

G<br />

2 ⎠ ⎝ 2 k<br />

2,<br />

⋅ u ⎠ ⎥⎦<br />

Schlussfolgerungen für die Apparategestaltung:<br />

Eine Bewertung dieses Modells der turbulenten Gegenstromklassierung liefert<br />

folgende wichtigen, im allgemeinen auch mit der Praxis übereinstimmenden<br />

Aussagen /5.1//5.2//5.19/ (Folie 4.32):<br />

a) Für trennscharfe Klassierungen sind kleine Diffusionskoeffizienten D t (Folie<br />

4.32.1b) und somit wegen<br />

D<br />

2<br />

*<br />

t≈ Λ ⋅ u ∝u<br />

0<br />

⋅ D0<br />

(4.298)<br />

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kleine Klassierraumdurchmesser anzustreben.<br />

278<br />

b) Mit zunehmender Höhe oder Länge des Klassierraumes wird die Trennschärfe<br />

verbessert (Molerus /5.4/) (Folie 4.32.2a).<br />

1<br />

T(d) =<br />

u ⎡⎛ v ⎞<br />

+ ⋅ ⎢⎜<br />

−<br />

s<br />

(d)<br />

1 exp 1 ⎟⋅<br />

vs<br />

(d) ⎣⎝<br />

u ⎠<br />

1<br />

=<br />

u ⋅ H⎤<br />

u ⎡<br />

⎥ 1+<br />

⋅ exp⎢−<br />

D ⎦ v (d) ⎣<br />

D ax ≈ D t,s axialer Diffusionskoeffizient bei Rückströmung<br />

H<br />

Klassierraumhöhe oder -länge L<br />

ax<br />

s<br />

( v (d) − u)<br />

s<br />

D<br />

ax<br />

⋅<br />

H⎤<br />

⎥<br />

⎦<br />

(4.403)<br />

c) Hohe BODENSTEIN-Zahlen bedeuten wegen der Proportionalität des turbulenten<br />

Diffusionskoeffizienten zum Prozessraumdurchmesser D 0 nach<br />

Beziehung (4.298) auch hohe Schlankheitsgrade des Trennapparates<br />

u ⋅ H u ⋅ H H<br />

Bo = ∝ = >> 1<br />

(4.404)<br />

D u ⋅ D D<br />

t,s<br />

0<br />

0<br />

und wegen Gl.(4.401) somit auch hohe Trennschärfen (Folie 4.32.1a).<br />

d) Ungleiche Austragskoeffizienten, d.h. k 1 ≠ k 2 , bewirken genauso wie unsymmetrische<br />

Anordnungen der Produktausträge, d.h. H 1 ≠ H 2 , dass die Lage<br />

des Trennschnittes mehr oder weniger von der Lage abweicht, die durch<br />

u = v s (d T ) gegeben ist (Folie 4.32.2b und c).<br />

e) Um einer Partikelanreicherung im Klassierraum - insbesondere auch der der<br />

Trennkorngröße benachbarten Klassen - entgegen zu wirken, sollten die<br />

Austragkoeffizienten groß sein.<br />

4.3.4 Kennzeichnung des Trennerfolges des Stromklassierprozesses<br />

Zur Kennzeichnung des Trennerfolges von Stromklassierprozessen werden<br />

ebenfalls die im Abschnitt 3.1 MVT_e_3neu.doc#Trennfunktion besprochenen<br />

Methoden benutzt. Dabei ist allerdings folgendes zu beachten:<br />

Bei den Stromklassierprozessen ist das Trennmerkmal die stationäre Sinkgeschwindigkeit.<br />

Folglich muss der Trennerfolg auch auf Grundlage dieses<br />

Trennmerkmals beurteilt werden. Dies ist mit Hilfe der entsprechenden Methoden<br />

der Partikelgrößenanalyse (Sichtmethoden, Sedimentationsmethoden)<br />

möglich. Deren Anwendung ist jedoch auf die Partikelgrößenklassen von etwa<br />

d < 40 bis 80 µm beschränkt, so dass - abgesehen von der Feinstkornklassierung<br />

- auf Sieb- oder andere geeignete Methoden der Partikelgrößenanalyse<br />

zurückgegriffen werden muss.<br />

Weiterhin sind die Besonderheiten des Verlaufes der Trennkurven von Stromklassierprozessen<br />

zu beachten, die sich aus dem Wirkprinzip bzw. Trennmodell<br />

ergeben (siehe hierzu 4.3.2).<br />

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279<br />

Schließlich können sich Anomalien im Verlauf der Trennkurven daraus ergeben,<br />

dass insbesondere das Fein- und Feinstkorn während des Prozesses agglomeriert<br />

vorgelegen hat, aber bei der Partikelgrößenanalyse von Proben der<br />

Trennprodukte die Agglomerate bewusst gestört worden sind, denn für agglomerierte<br />

Partikeln ist die Sinkgeschwindigkeit der Agglomerate für das<br />

Trennverhalten bestimmend. Beispielsweise weist der Verlauf der Trennkurven<br />

von Hydrozylonklassierungen daraufhin, dass das Feinstkorn im Mikrometerbereich<br />

teilweise geflockt oder als Anhaftung an gröberem Partikel (alime<br />

coatings) vorgelegen haben muss und die im Hydrozyklon auftretenden turbulenten<br />

Beanspruchungen offensichtlich nicht ausgereicht haben, um diese Agglomerate<br />

zu zerstören.<br />

Ähnliche Anomalien können im Verlauf der Trennkurven von Windsichtprozessen<br />

auftreten, wobei insbesondere unter Feuchteeinfluss die Agglomerationseffekte<br />

auch größere Partikeln erfassen (Flüssigkeitsbrücken-Bindungen,<br />

siehe Abschnitt 6.1 MVT_e_6neu.doc#FH_FlBr).<br />

(Folie 4.33)<br />

4.4 Hydroklassierung<br />

4.4.1 Schwerkraft-Hydroklassierer<br />

Unter Beachtung der besprochenen Grundmodelle und der apparativen Gestaltung<br />

ist es zweckmäßig, die Schwerkraft-Hydroklassierer wie folgt zu untergliedern:<br />

a) Horizontalstromklassierer, auf die sich im Wesentlichen das Trennmodell<br />

der laminaren Querstromhydroklassierung anwenden lässt,<br />

b) mechanische Klassierer, in denen das Klassiergrobgut mittels einer mechanischen<br />

Austrag- bzw. Transportvorrichtung (Rechen, Schraube, Schnecke),<br />

u.a.) ausgetragen und dadurch auch eine mehr oder weniger intensive<br />

Trübeagitation bewirkt wird, so dass überwiegend das Trennmodell der turbulenten<br />

Querstromhydroklassierung anzuwenden ist.<br />

c) Aufstromklassierer, deren Trennwirkung dem Modell der Gegenstromklassierung<br />

entspricht.<br />

Für die apparative Gestaltung und die Betriebsweise von Horizontalstromklassierern<br />

lassen sich auf der Grundlage des Trennmodells die Forderungen<br />

ableiten, dass<br />

- der Suspensionsstrom möglichst wirbelfrei durch den Klassierraum zu leiten,<br />

- über Wehre das Feingut mit dem größeren Anteil der Flüssigkeit abzuziehen<br />

und schließlich dafür Sorge zu tragen ist, dass<br />

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280<br />

- das Grobgut mit einem Minimum an Flüssigkeit so fließfähig gemacht, dass<br />

dieses allein durch die Wirkung der Schwerkraft am Boden ausgetragen<br />

wird, ohne diesen zu verstopfen.<br />

Die Oberfläche derartiger Klassierer weist<br />

- rechteckige bzw.<br />

- trapezförmige oder<br />

- runde Formen auf.<br />

Im ersten Fall erfolgt die Aufgabe an einer Seite, der Überlauf an der gegenüberliegenden.<br />

Runden Klassierern wird die Trübe in der Mitte zugeführt, und<br />

der gesamte Umfang ist als Überlaufwehr ausgebildet.<br />

Zur Erzeugung von Produkten verschiedener Feinheit lassen sich mehrere<br />

Klassierräume hintereinander schalten.<br />

Die Wirkungsweise eines Klassierkegels ist aus Folie 4.34.1 zu erkennen. Die<br />

Suspension wird einem zentralen Aufgaberohr zugeführt, das in den Klassierraum<br />

eintaucht. Derartige Apparate setzt man vorzugsweise für Klassiergut mit<br />

- maximal 3 mm oberer Partikelgröße,<br />

- bei Trennkorngrößen zwischen 0,25 und 0,1 mm<br />

ein. Der für die Prozessführung wichtige kontinuierliche Grobgutaustrag lässt<br />

sich durch geeignete Austragregler (z. B. mit Schwimmern gesteuerte Ventile<br />

Folie 4.34.2) wesentlich verbessern /5.1./.<br />

Zur Verbesserung der Trennschärfe von Horizontalstromklassierern ist mit<br />

beachtlichem Erfolg von mehrstufigen Anordnungen Gebrauch gemacht<br />

worden (Folie 4.35.5). Diese Klassierer setzt man z. B. für die Erzeugung von<br />

Beton- und Gießereisanden ein, an die hohe Qualitätsforderungen zu stellen<br />

sind. Es lassen sich Trennkorngrößen zwischen d T = 0,05 und 0,15 mm bei κ<br />

= 0,33 bis 0,77 (bzw. 1,3 bis 3,0) erreichen, wobei die Phalanx-Schaltung (=<br />

Gegenstrom-Reihenschaltung zur Feingutnachreinigung!) für die feineren<br />

Trennkorngrößen vorzuziehen ist.<br />

Die wichtigsten mechanischen Klassierer bestehen aus einem flach geneigten<br />

Klassiertrog, in dem eine mechanische Austragvorrichtung das Grobgut auf<br />

dem Trogboden zum Austrag fördert (Folie 4.35.3). Diese Förderelemente<br />

geben der jeweiligen Bauart den Namen. Die Klassiertrübe wird etwa in der<br />

Mitte des Trübespiegels aufgegeben. Der Feingutüberlauf befindet sich am<br />

unteren Trogende, der Grobgutaustrag am oberen.<br />

Beim Rechenklassierer (Folie 4.35.3a) übernimmt ein gitterähnlicher Rechen<br />

die Grobgutförderung. Dieser bewegt sich in vertikaler Ebene auf einer nahezu<br />

rechteckigen Bewegungsbahn. Der Trogquerschnitt ist rechteckig ausgebildet.<br />

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281<br />

Beim Schraubenklassierer (Folie 4.35.3b und Folie 4.36) wird das Grobgut<br />

von einer Schnecke am muldenförmigen Trogboden aufwärts bewegt. Bei größeren<br />

Klassierern arbeiten mehrere Rechen bzw. zwei Schrauben parallel. Derartige<br />

Trogklassierer werden vor allem für Trennkorngrößen zwischen d T = 75<br />

und 500 µm in Mahlkreisläufen von Nasskugelmühlen und teilweise auch zur<br />

Vorentwässerung von Sanden eingesetzt. Untersuchungen ergaben, dass Modelle<br />

der turbulenten Querstromklassierung die Trennwirkung dieser Klassierer<br />

in den meisten Fällen widerzuspiegeln vermögen /5.1.//5.3./.<br />

Die Rechenhubzahlen liegen bei den in der Praxis eingesetzten Klassierern<br />

zwischen etwa<br />

- n = 10 und 30 min -1 ,<br />

- die Umfangsgeschwindigkeiten der Schrauben betragen etwa v u = 15 bis 40<br />

m/min.<br />

Da die turbulenten Diffusionskoeffizienten der Rechenklassierer<br />

D t = etwa 0,004 bis 0,01 m 2 /s<br />

wesentlich höher als die von Schraubenklassierern<br />

D t = etwa zwischen 0,0005 bis 0,0025 m 2 /s<br />

liegen, werden mit letzterem entsprechend niedrigere Trennkorngrößen erreicht.<br />

Aufstromhydroklassierer haben in neuerer Zeit eine beachtliche Entwicklung<br />

durchlaufen, die wesentlich von den Anforderungen der Baustoffindustrie mitbestimmt<br />

worden ist /5.1.//5.17./.<br />

Der in Folie 4.37.1a dargestellte Klassierer, Bauart RHEAX, vermeidet durch<br />

die Formgestaltung eine Feststoffanreicherung im Prozessraum und ermöglicht<br />

hohe Trennschärfen (κ > 0,45 (< 2,2)) bei Trennkorngrößen zwischen d T = 0,4<br />

und 2,5 mm.<br />

Der rotationssymmetrische Aufstromklassierer, Bauart SOGREAH (Folie<br />

4.37.1b), kombiniert eine Dünnstromtrennung im oberen Teil des Klassierraumes,<br />

wo das Grobkorn relativ schnell auf den Konus aussedimentiert und<br />

eine abwärts gleitende Schicht bildet, mit deren Nachklassierung im unteren<br />

Ringraum bei hoher Feststoffkonzentration (Dichtstromtrennung). Für<br />

Trennkorngrößen zwischen 0,1 und 1 mm werden κ-Werte > 0,67 (< 1,5) angegeben.<br />

Eine weitere Variante ähnlicher Art stellt der in Folie 4.37.1d dargestellte Aufstromklassierer,<br />

Bauart HYDROFORS dar.<br />

Bei Mehrkammer-Aufstromklassierern sind mehrere Klassierräume unmittelbar<br />

hintereinander geschaltet, so dass sich entsprechend mehrere Trennschnitte<br />

realisieren lassen.<br />

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282<br />

(Folie 4.38, Folie 4.39)<br />

4.4.2 Zentrifugalkraft-Hydroklassierer<br />

Die Hydroklassierung in Zentrifugalkraftfeldern ist für Fein- bis Feinstkornabtrennungen<br />

wichtig. Zur Charakterisierung der im Vergleich zum Schwerkraftfeld<br />

eintretenden Prozessintensivierung bzw. Erhöhung der Triebkraft eignet<br />

sich das auf die Schwerebeschleunigung bezogene Beschleunigungsvielfache<br />

(Froude-Zahl):<br />

2<br />

a r ⋅ω u<br />

tg<br />

z = = = . (4.405)<br />

g g r ⋅g<br />

u tg<br />

Tangentialgeschwindigkeit<br />

r Drehradius<br />

Es lassen sich zwei Gruppen von Zentrifugalkraftklassierern unterscheiden:<br />

- Die erste Gruppe (Hydrozyklone) besitzt einen feststehenden, vorwiegend<br />

zylindrisch-konischen Behälter, dem die Suspension unter Druck durch eine<br />

am Umfang angeordnete tangentiale oder evolutenartig ausgebildete Einlaufdüse<br />

zugeführt und im Inneren zu Umlaufströmungen gezwungen wird.<br />

- Die Apparate der zweiten Gruppe verfügen über einen rotierenden zylindrisch-konischen<br />

Behälter, in dem die Drehbewegung durch Wand- und Flüssigkeitsreibung<br />

auf die Suspension übertragen wird. Dieses Prinzip wird in<br />

Vollmantelzentrifugen realisiert, die aber in erster Linie für die mechanische<br />

Flüssigkeitsabtrennung (Sedimentation im Zentrifugalkraftfeld) und<br />

nur selten als Klassierer für Trennkorngrößen im Bereich weniger µm eingesetzt<br />

werden.<br />

Andererseits benutzt man aber auch Hydrozyklone zum Eindicken sowie Klären.<br />

Diese Prozesse der mechanischen Flüssigkeitsabtrennung kann man als<br />

Grenzfälle der <strong>Stromklassierung</strong> auffassen, bei denen die Trennkorngröße d T<br />

= 0 angestrebt wird, die sich jedoch praktisch nur näherungsweise erreichen<br />

lässt.<br />

Ein Hydrozyklon normaler Ausführung ist in Folie 4.40.1 dargestellt, die<br />

Hauptströmungen verdeutlicht Folie 4.40.2. Die Einlaufströmung wird aufgrund<br />

der Zyklongeometrie zu einer äußeren, abwärts gerichteten Umlaufströmung<br />

(Außenwirbel) gezwungen.<br />

Infolge der Drosselwirkung des unteren konischen Teils mit der Unterlaufdüse<br />

(2) werden vom abwärts gerichteten Außenwirbel laufend Teile zu einer inneren,<br />

aufwärts gerichteten Wirbelströmung (Innenwirbel) umgelenkt (Folie<br />

4.40.5). Die Teile des Außenwirbels, die weit in den Hydrozyklonunterteil vor-<br />

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283<br />

dringen, werden weitgehend durch die Unterlaufdüse ausgetragen, während<br />

die aufsteigenden Teile des Innenwirbels vor allem durch die Überlaufdüse (3)<br />

(Wirbelsucher) den Hydrozyklon verlassen.<br />

Da die REYNOLDS-Zahlen der Hydrozyklonströmungen<br />

Re = 10 5 bis 10 6<br />

betragen, so liegen hochturbulente Strömungsverhältnisse vor. Infolgedessen<br />

lässt sich die Trennwirkung nur mit Hilfe entsprechend angepasster Modelle<br />

der turbulenten Querstromklassierung widerspiegeln /5.1./ bis 5.3./ /5.18./<br />

/5.20/. Gemäß dem Modell der turbulenten Querstromhydroklassierung ist davon<br />

auszugehen, dass sich für jede Partikelgrößenklasse mehr oder weniger<br />

unabhängig voneinander eine radiale Konzentrationsverteilung unter der<br />

Wirkung von Sedimentationsstrom im Zentrifugalkraftfeld und turbulente Diffusionsstrom<br />

einstellt (Folie 4.40.5, beachte hierzu auch Abschn. 4.2.2.3). Somit<br />

kommt die Klassierwirkung dadurch zustande, dass sich die gröberen Partikelklassen<br />

durch die Feldkraft vor allem im Außenwirbel anreichern und<br />

durch die Unterlaufdüse ausgetragen werden.<br />

Da der Überlaufstrom den Unterlaufstrom im Allgemeinen bedeutend überwiegt<br />

V >> V<br />

, so gelangen die sich in der Hydrozyklonströmung gleichmäßi-<br />

F<br />

G<br />

ger verteilenden feineren Anteile (weitestgehend unabhängig von der zu Zentrifugen<br />

vergleichsweise geringen Beschleunigung) vor allem in den Überlauf<br />

(Folie 4.40.4).<br />

Charakteristisch für die Arbeitsweise der Hydrozyklone ist weiterhin, dass sich<br />

um die Zyklonachse ein "Luftkern" ausbildet (Folie 4.40.4). Die Flüssigkeitsoberfläche<br />

am Luftkern ist somit eine freie Flüssigkeitsoberfläche im Zentrifugalkraftfeld,<br />

und man kann infolgedessen den Abfluss der Trübe aus dem Zykloninnern<br />

als Strömung über Wehre auffassen, die von Unter- und Überlaufdüse<br />

gebildet werden. Eine gute Trennwirkung des Hydrozyklons setzt eine stabile<br />

Wirbelströmung voraus. Dies ist dann gewährleistet, wenn die Zyklonströmung<br />

durch genügend hohe REYNOLDS- und FROUDE-Zahlen charakterisiert<br />

ist /5.21./.<br />

Ist die kinetische Energie der als Unterlauf austretenden Wirbelströmung noch<br />

ausreichend groß, so hat dieser Austrag das Aussehen eines Sprühkegels. Ist<br />

die kinetische Energie der Wirbelströmung im Unterteil mehr oder weniger<br />

aufgezehrt, so tritt der Unterlauf strangförmig aus.<br />

Die Art des Unterlaufaustrages wird wesentlich von den Fließeigenschaften<br />

und damit auch vom Feststoffvolumenanteil in der Unterlaufsuspension mitbestimmt<br />

ϕ s < 0,35.<br />

Weiterhin sollte die Aufgabesuspension möglichst stoßfrei durch die Aufgabedüse<br />

in den Hydrozyklon einströmen. Dies begünstigen eine entsprechende<br />

ausgebildete Einlauf-Evolute und die Abstimmung Zyklondurchmesser D, Ein-<br />

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284<br />

laufdüsendurchmesser D i und Überlaufdüsendurchmesser D o . Folgende Bereiche<br />

der Abmessungsverhältnisse sind empfehlenswert:<br />

- D o = (0,2 bis 0,4)⋅D,<br />

- D i = (0,15 bis 0,25) ⋅D,<br />

- D a = (0,2 bis 0,8) ⋅D o . (4.406)<br />

D a<br />

Unterlaufdüsendurchmesser<br />

Wichtig für die Trennwirkung des Hydrozyklons ist das Verhältnis der Suspensionsvolumenströme<br />

V / V<br />

= V<br />

/ V<br />

.<br />

o<br />

a<br />

F<br />

Dies wird in erster Linie vom Düsenverhältnis, aber auch noch von anderen<br />

Einflussgrößen mitbestimmt. Dafür ist kein allgemeingültiger Zusammenhang<br />

angebbar (siehe z.B. /5.22./ /5.23./). Von den einfachen empirisch gewonnenen<br />

Zusammenhängen, die offensichtlich vor allem für Dünnstromtrennungen befriedigen<br />

(ϕ s = 5 bis 10%), sind zu nennen:<br />

a) nach PLITT /5.23./:<br />

V<br />

V<br />

o<br />

a<br />

V<br />

=<br />

V <br />

F<br />

G<br />

⎛ D<br />

≈<br />

⎜<br />

⎝ D<br />

o<br />

a<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

3...4<br />

G<br />

, (4.407)<br />

b) nach TARJAN /5.24./<br />

3<br />

V<br />

o<br />

V<br />

⎛<br />

F<br />

D ⎞<br />

o<br />

= ≈ 0,91⋅<br />

Va<br />

V<br />

⎜<br />

G<br />

D<br />

⎟ . (4.408)<br />

<br />

⎝ a ⎠<br />

Zur Berechnung der theoretischen Trennschärfe (reziproke Partikelstreuung)<br />

einer Hydrozyklontrennung erhält man unmittelbar aus den Gln.(4.359)<br />

und (4.408):<br />

d<br />

d<br />

75<br />

3<br />

[ ⋅( Do<br />

/ Da<br />

) ]<br />

3<br />

⋅( D / D )<br />

⎡ln 0,303<br />

⎢<br />

⎣ ln 2,73<br />

[ ]<br />

o<br />

a<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎦<br />

1/ 2<br />

25<br />

κ = =<br />

. (4.409)<br />

Demgegenüber ist zur Berechnung der Trennkorngröße d T eine entsprechende<br />

Anpassung der Gl.(4.358) unter Beachtung der Folie 4.40.5 notwendig /5.1./<br />

bis /5.3./ /5.18./ /5.20/. Diese liefert unter der Voraussetzung, dass sich die<br />

Sinkgeschwindigkeit im Zentrifugalkraftfeld durch die Gln.(4.234) und (4.356)<br />

beschreiben lässt, zunächst:<br />

d<br />

T<br />

= k<br />

theor<br />

⎪⎧<br />

1<br />

⋅⎨<br />

⎪⎩<br />

k<br />

ψ⋅<br />

k<br />

ϕ<br />

18 ⋅η D<br />

⋅ ⋅<br />

( ρ −ρ ) a<br />

s<br />

l<br />

t,s<br />

1 ⎛ V<br />

⋅ ⋅ ln<br />

h<br />

⎜<br />

⎝ V<br />

F<br />

G<br />

⎞⎪⎫<br />

⎟<br />

⎬<br />

⎠⎪⎭<br />

1/ 2<br />

. (4.410)<br />

k theor<br />

Konstante zur Anpassung an die Hydrozyklongeometrie<br />

Für die weitere Modellentwicklung sind Substitutionen erforderlich, die teilweise<br />

auch wesentliche Vereinfachungen darstellen. Es soll gelten:<br />

k ψ ≈ 1 kugelförmige Partikeln<br />

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k<br />

( ) n<br />

ϕ<br />

= 1−<br />

ϕs<br />

, d.h. v ( ) n<br />

s<br />

/ vs<br />

= 1−<br />

ϕs<br />

ϕ<br />

, (4.411)<br />

285<br />

n = 4,65 für Re < 1<br />

wobei gemäß Gl.(4.149) n = 4,65 zu setzen wäre, da der Ableitung zugrunde<br />

gelegt wurde, dass sich die Sinkgeschwindigkeit im Zentrifugalkraftfeld durch<br />

Gl.(4.55) erfassen lässt. Mit den folgenden Ähnlichkeitsbeziehungen:<br />

D<br />

t,s<br />

≈ D<br />

t<br />

≈ 8 ⋅10<br />

−4<br />

⋅ u<br />

tg<br />

⋅ D<br />

(4.412)<br />

2 2<br />

u u<br />

tg,max<br />

a ≈ tg<br />

∝<br />

(4.413)<br />

r D<br />

u<br />

tg,max<br />

∆p<br />

≈ u<br />

max<br />

∝ 2 ⋅ da auch<br />

ρ<br />

Tr<br />

p<br />

i<br />

2<br />

u<br />

≈ ρTr<br />

⋅<br />

(4.414)<br />

2<br />

h ∝ D<br />

(4.415)<br />

∆p<br />

wirksames Druckgefälle der Hydrozyklonströmung; im Allgemeinen<br />

p i<br />

ρ Tr<br />

gilt: ∆p = p i<br />

Einlaufdruck<br />

Suspensions- oder Trübedichte<br />

und Gl.(4.408) folgt aus Gl.(4.410):<br />

d<br />

T<br />

= k<br />

theor<br />

⎪⎧<br />

⋅ ⎨<br />

⎪⎩<br />

3<br />

η ⋅ D ⋅ ln[ 0,91⋅<br />

( Do<br />

/ Da<br />

) ]<br />

n<br />

( 1−<br />

ϕ ) ⋅ ( ρ − ρ ) ⋅ p /<br />

s<br />

s<br />

l<br />

i<br />

ρ<br />

Tr<br />

⎪ ⎭<br />

⎪ ⎬<br />

⎫<br />

1/ 2<br />

. (4.416)<br />

Auf Grundlage der für die Ableitung getroffenen Voraussetzungen gilt diese<br />

Beziehung (4.416) mit n = 4,65 für Dünnstromtrennungen, d. h.<br />

- etwa ϕ s = 5...10 % in der Aufgabe;<br />

- sehr feine Aufgabepartikelgrößenverteilungen, Zentralwert d 50 ≤ 20 µm;<br />

- Hydrozyklondurchmesser etwa D ≤ 50 mm.<br />

Weiterhin bedarf Gl.(4.416) auf Grundlage des Vergleiches von berechneten<br />

und praktisch erzielten Werten entsprechender Anpassungskorrekturen, die<br />

jedoch die grundsätzliche Leistungsfähigkeit des Modells nicht in Frage stellen.<br />

Die empirische Anpassung wird mittels der Konstanten k exp vorgenommen,<br />

die k theor ersetzt und durch den erwähnten Modellvergleich zu gewinnen ist. Da<br />

Hydrozyklone hinsichtlich der speziellen Prozessraumgestaltung<br />

- zylindrisch-konische Ausführung,<br />

- Form der Düsen,<br />

- Oberflächenrauhigkeit der Wandungen usw.,<br />

nicht genormt sind und vielfältig variiert werden können, ist bei höheren Anforderungen<br />

an die Genauigkeit eine spezielle Anpassung der Konstanten an<br />

den jeweiligen Hydrozyklontyp vorzunehmen. Erfahrungsgemäß kann die Partikelgrößenverteilung<br />

des Aufgabegutes einen ausgeprägten Einfluss auf die<br />

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Trennkorngröße ( )<br />

286<br />

dT = f Q3,<br />

A<br />

(d) ausüben. Dies lässt sich vom Standpunkt des<br />

Modells der turbulenten Querstromhydroklassierung wie folgt erklären.<br />

Bei höheren Feststoffkonzentrationen in der Aufgabesuspension wird die Turbulenz<br />

hinter dem Hydrozykloneinlauf wesentlich gedämpft. Diese Dämpfung<br />

ist bei gleichem Feststoffvolumenanteil um so ausgeprägter, je feinkörniger der<br />

Feststoff ist (Beeinflussung der Fließfähigkeit der Trübe!) /5.25./. Infolgedessen<br />

kann es auch zu einer Feststoffabscheidung an der Hydrozyklonwandung<br />

kommen, und der eigentliche Trennvorgang im Sinne einer Dünnstromklassierung<br />

vollzieht sich nur noch mit dem Feststoffanteil, der im Suspensionszustand<br />

verbleibt. Die Berücksichtigung dieses Einflusses auf d T ist gegenwärtig<br />

nur empirisch möglich, wofür ein Korrekturfaktor k d eingeführt wird. Um<br />

Gl.(4.416) für die überschlägliche Berechnung der Trennkorngröße in einem<br />

breiteren Bereich der Hydrozyklonanwendung weiterzuentwickeln, sind mit<br />

- n = 3 als angenommener mittlerer Wert<br />

- für etwa 300 Hydrozyklonanwendungsfälle mit D = 15 ...1400 mm,<br />

- ϕ s = 0,01...0,4 in der Aufgabe sowie<br />

- Zentralwerte d 50 ≤ 200 µm der Aufgabekorngrößenverteilungen<br />

die Anpassungskonstanten mittels Regressionsanalyse bestimmt worden. Danach<br />

ergibt sich d T wie folgt:<br />

d<br />

T<br />

3<br />

η⋅ D ⋅ ln[ 0,91⋅<br />

( Do<br />

/ Da<br />

) ]<br />

3<br />

( 1− ϕ ) ⋅ ( ρ − ρ ) ⋅ p / ρ<br />

⎪⎧<br />

⎪⎫<br />

= 0,284 ⋅ k<br />

d<br />

⋅ ⎨<br />

⎬ , (4.417)<br />

⎪⎩ s s l i Tr ⎪⎭<br />

wobei gilt (d 50 und D in m; ρ s , ρ l in kg/m 3 ):<br />

1/ 2<br />

k<br />

d<br />

⎡<br />

= ⎢220⋅<br />

d<br />

⎣<br />

50<br />

⋅<br />

ρs<br />

− ρ ⎤<br />

l<br />

⎥<br />

D ⎦<br />

m<br />

⎧5⋅<br />

D für D < 0,1m<br />

m = ⎨<br />

. (4.418)<br />

⎩0,5<br />

für D ≥ 0,1m<br />

Mit Hilfe Gl.(4.417) kann ein breiter Bereich der Hydrozyklonklassierung<br />

überschläglich erfasst werden. Für ausgesprochene Dünnstromtrennungen<br />

- ϕ s < 0,1<br />

- feiner Körnungen (d 50 ≤ 20 µm;<br />

- D ≤ 50 mm) geht<br />

- k d → 1.<br />

Überhaupt können trennscharfe Klassierprozesse feiner und feinster Körnungen<br />

wegen der intensiven Rückwirkung der Partikeln auf die Fluidströmung nur als<br />

Dünnstromtrennungen verwirklicht werden. Andererseits zeigen die Ergebnisse,<br />

dass bei Trennungen gröberer Körnungen in<br />

- größeren Hydrozyklonen (D ≥ 100 mm) und<br />

- bei höheren Aufgabefeststoffgehalten<br />

- der Faktor k d Werte im Bereich 0,2 ≤ k d ≤ 5 annehmen kann.<br />

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287<br />

Für derartige Fälle wird demnach der Partikelgrößeneinfluss dominierend. Offensichtlich<br />

bedürfen die bisher ausgearbeiteten Trennmodelle für derartige<br />

Dichtstromtrennungen einer Erweiterung (siehe hierzu /5.18./).<br />

Gegebenenfalls lässt sich der Einfluss des Feststoffvolumenanteiles auf die<br />

Viskosität in Gl.(4.417) berücksichtigen:<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

1,25⋅<br />

ϕ<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

2<br />

s<br />

η<br />

Tr<br />

= ηl<br />

⋅ 1+<br />

(4.153)<br />

⎜ 1− ϕs<br />

/ ϕ ⎟<br />

s,max<br />

für ϕ s < 0,30; mit ϕ s,max = 0,63 ...0,84 (lt. Stieß MVT II S. 169); besser aber<br />

etwa ϕ s,max = 0,35 ... 0,5, da dies die Fließfähigkeitsgrenze des Unterlaufes ist!<br />

Der Suspensionsdurchsatz V Zykl<br />

eines Hydrozyklons lässt sich befriedigend mit<br />

folgender Formel vorausberechnen /5.22./:<br />

p<br />

i<br />

Zykl<br />

= kα<br />

⋅ Di<br />

⋅ Do<br />

⋅<br />

ρ<br />

mit (4.419)<br />

Tr<br />

V<br />

k α = 1/3,6 für α = 20°,<br />

0,2<br />

k<br />

α<br />

= 0,225 / α mit α := α⋅π/180 in Bogenmaß.<br />

Nach den Gln.(4.416) bzw. (4.417) sind niedrige Trennkorngrößen mittels<br />

- kleinem Hydrozyklondurchmesser D und/oder<br />

- kleinen V F / V<br />

G - bzw.<br />

- D o /D a - Verhältnisses realisierbar.<br />

Letzteres wirkt sich aber gemäß Gl.(4.409) nachteilig auf die Trennschärfe aus.<br />

Deshalb ist es üblich, für niedrige Trennkorngrößen kleine Hydrozyklone, für<br />

höhere entsprechend größere einzusetzen.<br />

Der Konuswinkel α ist von Einfluss auf die Verweilzeit und wahrscheinlich<br />

auch für die Turbulenzintensität des Fluids.<br />

Klassierhydrozyklone weisen gewöhnlich Konuswinkel von 20° auf.<br />

Zum Eindicken und Klären werden Konuswinkel 10° vorgezogen.<br />

Die Ausbildung einer stabilen Wirbelströmung erfordert einen Mindestaufgabedruck<br />

p i . Zu hohe Aufgabedrücke sind vom Standpunkt des Verschleißes<br />

abzulehnen. Praktisch kommt etwa der Bereich von p i = 30 bis 400 kPa in Betracht,<br />

und zwar die untere Grenze für relativ grobe, die obere für relativ feine<br />

Klassierung.<br />

Am meisten verbreitet sind zylindrisch-konische Einzelhydrozyklone. Größere<br />

Zyklone (D = 150 bis 1600 mm) werden gewöhnlich aus Stahlblech oder Spezialgusseisen<br />

gefertigt. Zur Verschleißminderung werden zunehmend die Innenflächen<br />

gummiert oder auf andere Weise geschützt. Für kleinere Hydrozyklone<br />

kommt neben der Blech- oder Gussausführung die Herstellung aus Hartporzellan<br />

oder Kunststoff in Betracht.<br />

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288<br />

Mehrere Einzelzyklone können zu Gruppenanordnungen zusammengestellt<br />

werden. Für sehr niedrige Trennkorngrößen setzt man Multizyklone ein, die in<br />

einem Block untergebracht sind. Zylindrisch-konische Hydrozyklone werden<br />

verbreitet für die Hydroklassierung bei Trennkorngrößen zwischen etwa d T = 3<br />

... 250 µm eingesetzt (Folie 4.41).<br />

Es zeichnet sich neuerdings ab, dass durch vollzylindrische Hydrozyklone das<br />

Anwendungsgebiet bis zu etwa d T = 500 µm erweiterbar ist /5.27, 5.28/.<br />

(Folie 4.42, Folie 4.43, Folie 4.44)<br />

4.5 Windsichten<br />

4.5.1 Prozessziele des Windsichtens<br />

Für die Trockenklassierung bei Trennkorngrößen von wenigen µm bis zu etwa<br />

0,5 mm und evtl. darüber wird verbreitet die Windsichtung (Aeroklassierung)<br />

eingesetzt.<br />

Als Trennmerkmal ergibt sich aus den auf die Partikeln wirkenden konkurrierenden<br />

Kräften die Sinkgeschwindigkeit v s . Da sie Größe, Form und Dichte der<br />

Partikeln enthält, kann durch Windsichten sowohl klassiert als auch sortiert<br />

werden. Produkte mit nahezu einheitlicher Phasenzusammensetzung (z.B. Zement)<br />

werden nach ihrer Feinheit (Partikelgröße) klassiert, während Produkte<br />

mit etwa einheitlicher Partikelgröße, aber verschiedener Form und Dichte nach<br />

diesen beiden Kriterien sortiert werden. Das schon sprichwörtliche klassische<br />

Beispiel für den letztgenannten Prozess ist die „Trennung von Spreu und Weizen“<br />

im Wind.<br />

Großtechnisch angewandt wird die Windsichtung sehr häufig im Zusammenwirken<br />

mit Mühlen. Im Mühle-Sichter-Kreislauf wird das gemahlene Produkt<br />

einem Sichter aufgegeben, der das ausreichend Feingemahlene (Feingut) als<br />

Produkt austrägt, während das Grobgut zurück in die Mühle geführt wird (s.<br />

hierzu auch Abschn. 5.3 MVT_e_5.doc). Mühlen, bei denen der Sichter im<br />

gleichen Gehäuse integriert ist, heißen „Sichtermühlen“.<br />

Auch in der Landwirtschaft, in der holzverarbeitenden und in der Ernährungs-<br />

Industrie findet die Windsichtung zur Reinigung von Getreide und Hülsenfrüchten,<br />

zur Trennung von Spänen u.ä. verbreitet Anwendung.<br />

4.5.2 Partikeltrennung in einer Wirbelsenke<br />

4.5.2.1 Modell der Spiralwindsichtung und Trennkorngröße<br />

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289<br />

Durch die gedankliche Auftrennung der Strömung in eine radiale und eine tangentiale<br />

Komponente kann eine Analogie zur Klasssierung in senkrechter<br />

Aufwärtsströmung im Schwerefeld hergestellt werden:<br />

• Radial „nach außen“ entspricht im Schwerefeld der Richtung „nach unten“,<br />

während die trennende Widerstandskraft hier „nach innen“ und im Schwerefeld<br />

„nach oben“ gerichtet ist (siehe Tabelle 4.8 und Folie 4.45.1a).<br />

Das für den Trenn- bzw. Klassiereffekt maßgebliche Kriterium ist nun, ob ein<br />

Partikel in diesem Strömungsfeld unter dem Einfluss der konkurrierenden<br />

Kräfte als Grob- bzw. Schwergut nach außen, oder als Fein- bzw. Leichtgut<br />

nach innen transportiert wird:<br />

Tabelle 4.8: Partikeltrennung in einer Strömung unter der Wirkung eines<br />

Schwerkraft- oder Fliehkraftfeldes<br />

Richtung des Massenkraftfeldeden<br />

Strömungskraft<br />

Richtung der trennen-<br />

Schwerkraftfeld nach unten nach oben<br />

Fliehkraftfeld nach außen nach innen<br />

Trennprodukt Grob- oder Schwergut Fein- oder Leichtgut<br />

Entsprechend der Schwerkraft-Sedimentation gibt es auch hier ein Gleichgewichtskorn.<br />

Unter der Bedingung, dass die radiale Strömungsgeschwindigkeit<br />

u r (r) (nach innen) und die radiale Sinkgeschwindigkeit v s,r (r) des Partikels relativ<br />

zur Strömung (nach außen) gleich sind, bleibt dieses Partikel, absolut gesehen,<br />

auf einem bestimmten Radius in der Schwebe, rotiert also auf einer Kreisbahn.<br />

Indizieren wir die Größe dieses Gleichgewichtspartikels wieder mit “T“<br />

(für Trennkorngröße), so erhalten wir aus der Gleichgewichtsbedingung<br />

vs ,r,T<br />

(r) = u<br />

r<br />

(r)<br />

(4.420)<br />

und mit den Gln.(4.55) und (4.222)<br />

( r)<br />

18⋅<br />

η⋅ r ⋅ u<br />

(r) = . (4.421)<br />

dT<br />

2<br />

s g ϕ<br />

r<br />

( ρ − ρ ) ⋅ u ( r)<br />

Mit den Beziehungen Gl.(4.221) und (4.226) für eine logarithmische Spiralenströmung<br />

(Folie 4.20d) folgt daraus:<br />

18⋅η⋅c2<br />

(r) = ⋅ r=<br />

const.r ⋅<br />

(4.422)<br />

c<br />

dT<br />

2<br />

( ρs<br />

− ρg<br />

) ⋅<br />

1<br />

Die Trennkorngröße ist also an jeder Stelle eine andere und wird mit dem Radius<br />

linear größer. Die Trennzone in einem Apparat mit einer solchen Spiralenströmung<br />

(Folie 4.45.1a und b) liegt zwischen einem Innenradius r i und einem<br />

Außenradius r a . Zum Grob- oder Schwergut werden nur diejenigen Partikeln<br />

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290<br />

verwiesen, die den Außenradius r a erreichen, deren Partikelgröße d T also mindestens<br />

d<br />

T<br />

18 ⋅ η⋅ c<br />

(r ) = ⋅ r = const. ⋅r<br />

(4.423)<br />

a<br />

2<br />

2 a<br />

a<br />

( ρ − ρ ) ⋅ c<br />

s<br />

g<br />

1<br />

beträgt. Und als Fein- oder Leichtgut werden die Partikeln nach innen ausgetragen,<br />

die mit der Strömung den Innenradius r i passieren können. Ihre Partikelgröße<br />

kann höchstens den Wert<br />

d<br />

T<br />

18⋅η⋅c<br />

(r ) = ⋅ r = const. ⋅r<br />

(4.424)<br />

i<br />

2<br />

2 i<br />

i<br />

( ρ − ρ ) ⋅c<br />

s<br />

g<br />

1<br />

annehmen. Dazwischen liegt ein Bereich prinzipieller Unschärfe der Trennung.<br />

Die Partikeln bleiben theoretisch auf dem ihrer Größe entsprechenden Radius<br />

„in Schwebe“ - Gleichgewichtssichtung. In Wirklichkeit werden sie wegen der<br />

Turbulenz der Strömung einerseits und wegen ihrer Anreicherung bei kontinuierlicher<br />

Gutzugabe auf einen solchen Trennapparat andererseits zufallsbedingt<br />

nach außen oder nach innen gelangen.<br />

Reale Spiralströmungen sind reibungsbehaftet. Dadurch weicht die Spiralenform<br />

von der logarithmischen ab. Die Radiusabhängigkeit wird schwächer -<br />

siehe Gl.(4.225), aber die weiteren Aussagen bleiben qualitativ gleich.<br />

Die Beziehungen (4.422) und (4.424) zeigen noch drei Tatsachen auf, die für<br />

die Gestaltung und Bewertung von Zentrifugalströmungs-Trennapparaten prinzipielle<br />

Bedeutung haben:<br />

− der Unschärfebereich ist um so kleiner, je näher die beiden Radien r a und r i<br />

bei einander liegen, je schmaler also die Trennzone ist;<br />

− die Trennkorngröße wird mit zunehmendem Durchmesser 2⋅r a des Trennapparates<br />

größer, kleine Trennkorngrößen erzielt man daher mit kleinen<br />

Durchmessern;<br />

− die Trennkorngröße ist proportional zur Wurzel aus der Spiralensteilheit<br />

tanβ = c 2 /c 1 und bei konstanter Steilheit umgekehrt proportional zur Wurzel<br />

aus der Wirbelstärke c 1 :<br />

d<br />

T<br />

18⋅<br />

η⋅ tanβ<br />

(r ) = ⋅ r = const. ⋅r<br />

; (4.425)<br />

a<br />

a<br />

a<br />

( ρ − ρ ) ⋅ c<br />

s<br />

g<br />

1<br />

− kleine Trennkorngrößen erfordern also große Umfangs- und kleine Radialgeschwindigkeiten,<br />

siehe Gl.(4.421).<br />

4.5.2.2 Turbulenzmodell der Trennkorngröße<br />

Das Trennmodell der turbulenten Querstromklassierung soll hier für einen<br />

Abweiseradsichter - tangentiales Abweisen des Grobgutes aus dem radial in<br />

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291<br />

das Sichtrad eintretenden Luft- und Feingutstrom - Verwendung finden. Für<br />

das Trennpartikel gilt mit der Modellgleichung (4.356):<br />

v<br />

h R<br />

sT<br />

(d<br />

T<br />

D<br />

) =<br />

h<br />

t,s<br />

R<br />

⎛ V<br />

⋅ ln<br />

⎜<br />

⎝ V<br />

F<br />

G<br />

Rotorsteghöhe<br />

⎟ ⎞<br />

⎠<br />

(4.426)<br />

und mit der BODENSTEIN-Zahl als Maß für das Verhältnis des konvektiven<br />

zum diffusiven Partikeltransport:<br />

vs<br />

T<br />

⋅ h ⎡V<br />

,<br />

Bo = = ln⎢<br />

Dt<br />

s ⎣V<br />

<br />

,<br />

F<br />

G<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎦<br />

. (4.427)<br />

Da im Überlauf die gesamte Luft - der Feingutvolumenstrom<br />

V >> V<br />

kann<br />

vernachlässigt werden - und im Unterlauf nur die groben Partikeln ohne Luft<br />

(Leckluft vermeiden!) austreten, ist mit der mittleren Sichtluftbeladung<br />

µ = m<br />

/ m<br />

s,g<br />

V<br />

V<br />

G<br />

V<br />

V<br />

s<br />

V<br />

V<br />

G,g<br />

g<br />

+ V<br />

+ V<br />

G,s<br />

V<br />

+ m<br />

/ ρ ⋅<br />

V<br />

+ m<br />

/ ρ<br />

G,g<br />

s<br />

( 1−<br />

R )<br />

F F,g F,s F,g s s<br />

m,G s F,g<br />

s g<br />

= =<br />

≈ =<br />

.<br />

F<br />

G<br />

≈<br />

ρ<br />

g<br />

ρ<br />

⋅ R<br />

s<br />

m,G<br />

⋅µ<br />

s,g<br />

s<br />

⋅ R<br />

m,G<br />

ρ ⋅ V<br />

m<br />

⋅ R<br />

s<br />

m,G<br />

ρ<br />

g<br />

⋅ R<br />

F,g<br />

ρ ⋅ m<br />

m,G<br />

⋅ m<br />

s<br />

F, s<br />

(4.428)<br />

Mit Hilfe der BODENSTEIN-Zahl lassen sich somit folgende Aussagen zu den<br />

Trennbereichen der turbulenten Querstromwindsichtung gewinnen:<br />

1) für Bo < 1 oder V / V<br />

< e 2, 718 , (ρ s ≈ ρ g , d → 0, sehr geringes v sT → 0,<br />

F G<br />

=<br />

hohe Turbulenzintensität D t,s >> 0) beobachtet man eine homogene Konzentrationsverteilung<br />

der Partikeln im Prozessraum (im Falle der Hydroklassierung<br />

ist diese Grenze verschoben, d.h. Bo hydro < 0,1);<br />

6<br />

2) für 1 < Bo < 15 oder e < V F<br />

/ V<br />

G<br />

< 3⋅10<br />

tritt eine ausgeprägte exponentielle<br />

Konzentrationsverteilung der Partikeln im Prozessraum auf, (oder auch<br />

0,5 < Bo hydro < 50);<br />

6<br />

3) und bei Bo > 15 oder V F<br />

/ V<br />

G<br />

> 3⋅10<br />

, (ρ s >> ρ g , d >> 0, sehr hohes v sT >> 0,<br />

geringe oder nahezu keine Turbulenzintensität D t,s → 0) sedimentieren<br />

die schweren und groben Stücke aus, (d.h. Bo hydro > 100).<br />

Der turbulente Diffusionskoeffizient kann bei isotroper Turbulenz (ungefähre<br />

Gleichheit der mittleren Effektivwerte der Geschwindigkeitschwankungen)<br />

durch das Produkt einer charakteristischen Geschwindigkeit mal einer charakteristischen<br />

Länge ausgedrückt werden; und zwar entweder durch die Radialgeschwindigkeit<br />

u r<br />

, Umfangsgeschwindigkeit u <br />

ϕ<br />

oder Tangentialgeschwindigkeit,<br />

wobei die Vektoraddition (Folie 4.45.1b) u = u ϕ<br />

<br />

+ u gilt:<br />

t<br />

r<br />

D<br />

t,s<br />

≈ D<br />

t<br />

≈ D<br />

t,r<br />

∝ u<br />

r<br />

⋅ r<br />

a<br />

≈ D<br />

t, ϕ<br />

∝ u<br />

ϕ<br />

⋅ ra<br />

≈ Dt,t<br />

∝ u<br />

t<br />

⋅ ra<br />

. (4.429)<br />

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292<br />

Die für den Grobkornabscheidung charakteristische Umfangsgeschwindigkeit<br />

wird von der Ausbildung der mit dem Rotor mitlaufenden Wirbelwalze<br />

bestimmt. Damit gilt für den Diffusionskoeffizienten der Hauptströmung (jeweilige<br />

Tangentialrichtung) D t,t ≈ D t,ϕ :<br />

D ϕ<br />

∝ u ϕ<br />

⋅ r ≈ D ∝ u ⋅ r ≈ u ⋅ r<br />

(4.430)<br />

D<br />

t,<br />

a<br />

t,t<br />

t<br />

a<br />

t,max<br />

a<br />

t, t<br />

= kt,<br />

t<br />

⋅ut,<br />

max<br />

⋅ ra<br />

. (4.431)<br />

Die Zentrifugalbeschleunigung<br />

a<br />

Z<br />

(r)<br />

2<br />

= r ⋅ω<br />

ist:<br />

a<br />

2 2 2<br />

Z<br />

= u ϕ<br />

/ r ≈ u<br />

t<br />

/ r ≈ u<br />

t,max<br />

/ ra<br />

. (4.432)<br />

Die Rotorsteghöhe h R sei für die radiale Feinkorndiffusion maßgebend:<br />

h = h = r − r . (4.433)<br />

R<br />

a<br />

i<br />

Aus der Sinkgeschwindigkeit folgt die Trennkorngröße:<br />

d<br />

T<br />

=<br />

18<br />

⋅ η⋅ Dt,t<br />

⋅ ln( V<br />

F<br />

/ V<br />

G<br />

)<br />

( ρs<br />

− ρg<br />

) ⋅ a<br />

Z<br />

⋅ h<br />

R<br />

(4.434)<br />

sowie mit den Gln. (4.431) und (4.432)<br />

2<br />

18⋅<br />

k<br />

t,t<br />

⋅η⋅ u/<br />

t,max<br />

(r) ⋅ ra<br />

⋅ln<br />

V<br />

F<br />

/ V<br />

dT<br />

=<br />

2/<br />

ρ − ρ ⋅ u (r) ⋅ h<br />

( )<br />

s<br />

g<br />

t,max<br />

( )<br />

R<br />

G<br />

=<br />

9 ⋅ k<br />

t,t<br />

π⋅<br />

⋅η⋅<br />

ra<br />

⋅ln( V<br />

F<br />

/ V<br />

G<br />

)<br />

( ρs<br />

− ρg<br />

) ⋅ n ⋅ h<br />

R<br />

Im Vergleich mit dem Wirbelmodell Gl.(4.422) geht hier beim Turbulenzmodell<br />

für die Grobkornabscheidung der Rotorradius nicht so stark ein - für<br />

r i<br />

→ 0 würde sich sogar d T<br />

≠ f (r)<br />

ergeben:<br />

d<br />

T<br />

= k<br />

AWRS<br />

⋅<br />

η⋅ ra<br />

⋅ ln( V<br />

F<br />

/ V<br />

G<br />

)<br />

( ρ − ρ ) ⋅ n ⋅ ( r − r )<br />

s<br />

g<br />

a<br />

i<br />

Dimensionsvergleich:<br />

. (4.435)<br />

kg / / ⋅ m ⋅s/<br />

⋅ m<br />

2/<br />

2/<br />

s/<br />

⋅ m/<br />

⋅ kg / /<br />

3/<br />

m/<br />

⋅s/<br />

⋅<br />

m/<br />

.<br />

= m<br />

Die Maschinenkonstante des Abweiseradsichters k AWRS sollte aus Trennversuchen<br />

mit einem Laborsichter ermittelt werden.<br />

Die Beziehung (4.435) lässt prinzipielle Schlüsse für die Gestaltung und Bewertung<br />

von Zentrifugalradsichtern zu:<br />

− die Trennkorngröße wird mit zunehmendem Durchmesser 2⋅r a der Trennmaschine<br />

größer, kleine Trennkorngrößen erzielt man daher mit kleinen<br />

Durchmessern; Diese Aussage entspricht qualitativ dem Wirbelsenkenmodell<br />

nach Gl. (4.422);<br />

− die Trennkorngröße hängt von der Rotordrehzahl und vom Durchsatzverhältnis<br />

ab;<br />

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293<br />

− kleine Trennkorngrößen erfordern also große Drehzahlen und Umfangsgeschwindigkeiten<br />

sowie kleine Luftdurchsätze und damit Radialgeschwindigkeiten.<br />

Für eine überschlägige Auslegung kann darüber hinaus auch wie folgt vorgegangen<br />

werden:<br />

Die für die Feinkornabscheidung und -transport charakteristische Radialgeschwindigkeit<br />

wird vom Durchsatz der Luft,<br />

V<br />

g<br />

⋅ρg<br />

m<br />

F,s<br />

V<br />

g<br />

⋅ρg<br />

⎛ (1 − R<br />

m,G<br />

) ⋅µ<br />

s,g<br />

⋅ρg<br />

⎞<br />

V = + = + ⋅ = + ⋅ = ⋅<br />

⎜ +<br />

⎟<br />

F<br />

V<br />

g<br />

V<br />

F,s<br />

V<br />

g<br />

V<br />

F,s<br />

V<br />

g<br />

V<br />

g<br />

1<br />

,<br />

m<br />

g<br />

ρs<br />

m<br />

g ⎝ ρs<br />

⎠<br />

d.h. V ≈ V<br />

, durch die freie Rotormantelfläche bestimmt:<br />

u<br />

r<br />

g<br />

V<br />

=<br />

A<br />

AM<br />

g<br />

RM,f<br />

F<br />

RM,f<br />

=<br />

k<br />

AM<br />

RM<br />

V<br />

F<br />

⋅ 2 ⋅ π ⋅ r ⋅ l<br />

a<br />

R<br />

(4.436)<br />

k = A / A Flächenanteil des freien Rotordurchtrittsquerschnittes<br />

l R<br />

Schaufel- bzw. Rotorlänge<br />

d<br />

d<br />

T<br />

T<br />

=<br />

=<br />

2 ⋅ π ⋅<br />

9 ⋅ k<br />

3<br />

4 ⋅ π<br />

18⋅<br />

k<br />

t,r<br />

⋅ η⋅ V<br />

F<br />

⋅ ln( V<br />

F<br />

/ V<br />

G<br />

)<br />

2<br />

( ρs<br />

− ρg<br />

) ⋅ ra<br />

⋅ ω ⋅ k<br />

AM<br />

⋅ lR<br />

⋅ ( ra<br />

− ri<br />

)<br />

t,r η V<br />

F<br />

⋅ ln( V<br />

F<br />

/ V<br />

G<br />

)<br />

⋅ ⋅<br />

2<br />

⋅ k ( ρ − ρ ) n ⋅ r ⋅ l ⋅ r − r<br />

AM<br />

s<br />

g<br />

a<br />

R<br />

( )<br />

a<br />

i<br />

Dimensionsvergleich:<br />

d<br />

T<br />

= k<br />

WS<br />

⋅<br />

( ρ − ρ )<br />

s<br />

η<br />

g<br />

V<br />

⋅<br />

n<br />

kg / / ⋅ m ⋅ s/<br />

⋅ m<br />

2/<br />

2<br />

s/<br />

⋅ m/<br />

⋅ kg / /<br />

F<br />

2<br />

⋅ r a<br />

⋅ ln<br />

⋅ l<br />

3/<br />

( V<br />

/ V<br />

)<br />

R<br />

⋅<br />

F<br />

( r − r )<br />

a<br />

G<br />

3/<br />

2<br />

m/<br />

⋅ s/<br />

⋅<br />

= m<br />

s/<br />

⋅ m/<br />

⋅ m/<br />

⋅ m/<br />

i<br />

. (4.437)<br />

Die maschinentypische Windsichterkonstante k WS eines Laborsichters muss<br />

durch Bewertung der Klassierversuche mittels Trennfunktion experimentell<br />

angepasst werden:<br />

k<br />

WS<br />

3<br />

k<br />

t,r<br />

= k<br />

exp<br />

⋅ ⋅ . (4.438)<br />

2 ⋅ π π ⋅ k<br />

AM<br />

Das Turbulenzmodell für die Feinkornabscheidung Gl.(4.437) lässt sich<br />

ebenfalls für die Gestaltung und Bewertung von Zentrifugalradsichtern nutzen:<br />

− die Trennkorngröße wird mit zunehmendem Durchmesser 2⋅r a der Trennmaschine<br />

kleiner, kleine Trennkorngrößen erzielt man daher mit großen<br />

Durchmessern; Dies steht allerdings im Widerspruch zur Gl.(4.435), die besagt,<br />

dass man kleine Trennkorngrößen mit kleinen Durchmessern erzielt;<br />

− die Trennkorngröße ist indirekt proportional zur Rotordrehzahl;<br />

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294<br />

− die Trennkorngröße hängt sowohl direkt vom Luftdurchsatz als auch vom<br />

Durchsatzverhältnis ab;<br />

− kleine Trennkorngrößen erfordern also große Drehzahlen und Umfangsgeschwindigkeiten<br />

sowie kleine Luftdurchsätze und damit Radialgeschwindigkeiten.<br />

Letztere Maßnahme würde allerdings die Trennschärfe beeinträchtigen:<br />

1/ 2<br />

d ⎡<br />

25<br />

ln(V<br />

F<br />

/ V<br />

G<br />

) − ln 3⎤<br />

κ = = ⎢<br />

⎥ . (4.359)<br />

d75<br />

⎣ln(V<br />

<br />

F<br />

/ V<br />

G<br />

) + ln 3⎦<br />

Deshalb ist ein Kompromiss zwischen kleiner Trennkorngröße und angemessener<br />

Trennschärfe experimentell zu finden. Praktisch sind<br />

• 0,3 < κ < 0,6 als befriedigend (übliche technische Klassierung),<br />

• 0,6 < κ < 0,8 als gut (scharfe technische Klassierung) und solche von<br />

• 0,8 < κ < 0,9 als sehr gut (scharfe Analysenklasssierung) anzusehen.<br />

4.5.3 Wirkprinzipien der Windsichtung<br />

Wie bei jeder Strömungstrennung werden die Partikeln zwei konkurrierenden<br />

Kräften ausgesetzt, dem Strömungswiderstand und einer Feldkraft (Schwerkraft,<br />

Fliehkraft). Wirken die Kräfte in verschiedene Richtungen, werden Partikeln<br />

unterschiedlicher Sinkgeschwindigkeit zu verschiedenen Stellen des Sichters<br />

transportiert und dort ausgetragen. Einer von LESCHONSKI [6.8] gegebenen<br />

Einteilung folgend unterscheiden wir je nach<br />

‣ der Anströmung relativ zur Partikelbahn<br />

• Gegenstrom-Sichtung (Folie 4.45.1a) und<br />

• Querstrom-Sichtung (Folie 4.45.2)<br />

‣ nach der Art der trennwirksamen Feldkraft<br />

• Schwerkraft-Sichtung (Folie 4.45.1a) und<br />

• Fliehkraft-Sichtung (Folie 4.45.1b).<br />

Bei der Fliehkraft-Sichtung muss noch unterschieden werden, ob es sich<br />

um ein<br />

freies Drehströmungsfeld handelt (Wirbelsenke, Spiralwindsichter),<br />

oder um eine<br />

von einem Rotor erzwungene Drehströmung (Abweiseradsichter).<br />

Als einen Spezialfall des Fliehkraft-Sichtens kann man das Prinzip der Umlenk-Sichtung<br />

ansehen (Folie 4.45.2b und e): Hier werden durch eine möglichst<br />

scharfe Umlenkung der Strömung - i.d.R. weniger als eine Umdrehung -<br />

die in der strömenden Luft enthaltenen Partikeln durch ihre je nach Masse verschiedene<br />

Trägheit aufgefächert und separat entnommen.<br />

Die vor allem großtechnisch weit verbreiteten Umluftsichter kombinieren<br />

mehrere dieser Sichtprinzipien in einem Apparat.<br />

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295<br />

In Folie 4.45 und Folie 4.46 sind diese Möglichkeiten zusammenfassend schematisch<br />

dargestellt.<br />

Die fluidmechanischen Grundlagen zur Berechnung der theoretischen Trennkorngöße<br />

d T sind für die Gleichgewichts-Sichtung im Schwerkraftfeld und im<br />

Fliehkraftfeld (Spiralwindsichter) im Abschnitt 4.5.2 ausführlich dargestellt.<br />

Effektive Trenngrenzen und Trennschärfen werden durch stoffliche und betriebliche<br />

Größen, die in der Theorie nicht erfasst sind, jedoch stark beeinflusst,<br />

so dass sie in der Regel aus gemessenen Trenngradkurven bestimmt werden<br />

müssen.<br />

So soll hier nur qualitativ auf die wichtigsten Eigenschaften dieser Klassierung<br />

hingewiesen werden (Folie 4.46):<br />

− Sichtungen im Schwerefeld eignen sich wegen der kleinen und - zumindest<br />

im STOKESbereich - mit dem Quadrat der Partikelgröße abnehmenden<br />

Sinkgeschwindigkeit nur für relativ grobe zu klassierende Stoffe. Als Untergrenze<br />

lässt sich eine Partikel-Reynold-Zahl von etwa 1 ... 2 nennen. Dem<br />

entspräche bei einer Feststoffdichte von 2500 kg/m³ (viele mineralische<br />

Stoffe) in Luft bei ca. 20°C eine untere Grenzkorngröße von ca. 60 ... 65<br />

µm. Für leichtere Produkte gelten höhere Werte der Untergrenze.<br />

− Sichtungen von sehr feinkörnigen Produkten (1 ... 60 µm bei den genannten<br />

Stoffwerten) müssen daher im Fliehkraftfeld (Folie 4.46) erfolgen.<br />

− Gegenstromsichtungen führen prinzipiell zu einer Anreicherung des<br />

Trennkorns in der Sichtzone, weil für die Trennkorngröße ein Gleichgewicht<br />

der konkurrierenden Kräfte besteht (Gleichgewichts-Sichtung). Im<br />

Schwerefeld kann die Einstellung der Trennkorngröße hier nur durch die<br />

Veränderung der Strömungsgeschwindigkeit erfolgen. Unscharf wird die<br />

Klassierung durch die<br />

• Strömungstubulenz,<br />

• das Geschwindigkeitsprofil über den Querschnitt des Trennrohres und<br />

• die Dispersion (zufallsbedingte Bewegungen aufgrund gegenseitiger Stöße)<br />

insbesondere der Partikeln, die sich in der Trennzone anreichern.<br />

• Im Fliehkraftfeld ist - wie in Abschnitt 4.5.2.2, Gl.(4.422) bereits gezeigt<br />

wurde - die Trennkorngröße d T radienabhängig, so dass hierdurch ein<br />

weiterer Grund für eine systematische Trennungsschärfe vorliegt.<br />

− Die Querstromsichtung (Folie 4.46) vermeidet die Trennkornanreicherung.<br />

Hier kann die Trenngrenze unabhängig von Strömungsgrößen durch die Lage<br />

einer Trennschneide (svw. Wehr) eingestellt werden. Außerdem sind bei<br />

Anwendung mehrerer Schneiden auch mehrere Partikelklassen gleichzeitig<br />

abzutrennen. Beim Querstromprinzip lassen sich die Trennbedingungen für<br />

die einzelnen Partikeln leichter als beim Gleichgewichtsprinzip auf engem<br />

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296<br />

Raum und damit für alle Partikeln etwa gleich gestalten, so dass es in technischen<br />

Sichtern häufig und in vielerlei Gestalt realisiert wurde.<br />

− Im Abweiseradsichter ist die Trenngrenze durch die Kombination von<br />

Luftvolumenstrom und Drehzahl des Rotors einstellbar. Der Rotor ist ähnlich<br />

wie ein Ventilatoraufrad mit Leitschaufeln oder auch nur mit Stäben bestückt<br />

und erzeugt in seiner Umgebung eine Drehströmung mit hoher Umfangsgeschwindigkeit.<br />

Nur solche Partikeln, die der von außen durch den<br />

Rotor strömenden Luft folgen können, werden innen als Feingut mit der<br />

Luft ausgetragen. Die anderen werden durch die Zentrifugalkraft abgewiesen<br />

und nach außen geschleudert.<br />

4.5.4 Windsichter<br />

In technischen Sichtern werden häufig Mischformen der beschriebenen Sichtprinzipien<br />

verwirklicht.<br />

Allgemein arbeitet ein Windsichter umso besser, je gleichmäßiger die Trennbedingungen<br />

für jedes einzelne Partikel eingehalten werden können. Das heißt:<br />

Sowohl Strömungs- wie Kraftfeld sollten zeitlich gleich bleibend (stationär)<br />

und möglichst einfach und übersichtlich sein. Beim Windsichten sind dem eigentlichen<br />

Trennen weitere Teilprozesse vor- und nachgeschaltet, deren optimale<br />

Durchführung den Trennerfolg des gesamten Makroprozesses wesentlich<br />

mitbestimmt. Diese sind nach LESCHONSKI (Folie 4.47):<br />

a) die gleichmäßige und desagglomerierte Aufgabe des Gutes in den<br />

Prozessraum, die entsprechende Dosier-, Dispergier- und Aufgabevorrichtungen<br />

voraussetzt. Mit zunehmender Feinheit des Aufgabegutes gewinnt<br />

das Dispergieren an erheblichem Gewicht für den Gesamtprozess.<br />

b) das Trennen im Sichtraum;<br />

c) das Abscheiden der Sichtprodukte aus dem Sichtluftstrom.<br />

Zuerst ist die für den Trennprozess erforderliche Luftströmung zu erzeugen, zu<br />

regeln und zu messen. Das Aufgabegut muss kontrolliert aufgegeben - dosiert -<br />

werden, evtl. unter Zuhilfenahme der Sichtluft dispergiert und der Trennzone<br />

zugeführt werden. Nach erfolgter Klassierung wird das Grobgut ohne Luft<br />

entnommen, z.B. über eine Zellenradschleuse, während das Feingut von der<br />

Sichtluft mitgenommen wird, mit einem Abscheider von ihr getrennt und ebenfalls<br />

aus dem Prozess ausgetragen werden muss. Die Sichtluft kann abgeführt<br />

oder als Umluft im Sichter verbleiben. Große Industrie-Sichter vereinigen alle<br />

diese Teilprozesse in einer Maschine (z.B. Zyklon-Umluftsichter).<br />

Der Durchsatz eines Windsichters lässt sich wie folgt abschätzen /5.32./:<br />

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297<br />

m = A ⋅u⋅ρ<br />

⋅µ = A⋅<br />

δ⋅ v ⋅ρ ⋅µ<br />

. (4.439)<br />

A<br />

u<br />

v sT<br />

g<br />

s,g<br />

sT<br />

Sichtraumquerschnitt<br />

g<br />

mittlere Strömungsgeschwindigkeit der Luft<br />

s,g<br />

stationäre Sinkgeschwindigkeit des Trennkorns im Schwerkraftfeld<br />

m<br />

s<br />

µ<br />

s,g<br />

= Feststoffbeladung der Sichtluft (4.440)<br />

m<br />

g<br />

u<br />

δ = Geschwindigkeitsverhältnis (4.441)<br />

v sT<br />

Nur mit entsprechend hohen δ-Werten sind auch bei niedrigen Trennkorngrößen<br />

befriedigende Durchsätze erzielbar. Mögliche Wege hierzu bestehen in<br />

der Anwendung von Zentrifugalkraftfeldern oder im Einbringen des Klassiergutes<br />

in Form eines Gutstrahls mit hoher Geschwindigkeit quer zum Sichtluftstrom<br />

/5.29./.<br />

Die Querschnittsfläche A eines Windsichters lässt sich im Hinblick auf die<br />

Trennwirkung (Beherrschung der Strömungsverhältnisse einschließlich der<br />

Makroturbulenz, gleichmäßige Gutverteilung u.a.) nicht beliebig vergrößern.<br />

Die Feststoffbeladung µ s,g der Sichtluft sollte unter der Grenzbeladung liegen.<br />

Letztere ist durch eine ausreichende Umströmbarkeit der Partikeln und die<br />

Suspendierfähigkeit des Sichtluftstromes gegeben. Die zulässigen maximalen<br />

Beladungen liegen etwa im Bereich von µ s,g = 200 bis 5000 g/kg - vorwiegend<br />

um etwa 500 g/kg -, hängen von den Strömungsverhältnissen und damit auch<br />

von der Sichterbauart ab und steigen mit der Trennkorngröße. Mit ρ g = 1,2<br />

kg/m 3 für Luft und ρ s ≈ 2400 kg/m 3<br />

µ<br />

s,<br />

g<br />

m<br />

=<br />

m<br />

s<br />

g<br />

ρsV<br />

=<br />

ρ V<br />

g<br />

s<br />

g<br />

ρsϕ<br />

=<br />

ρ<br />

g<br />

s,<br />

g<br />

V<br />

=<br />

( V<br />

−V<br />

) ρ ( 1−ϕ<br />

)<br />

s<br />

ρ ϕ<br />

g<br />

s<br />

s,<br />

g<br />

s,<br />

g<br />

(4.442)<br />

erhält man gegenüber der Hydroklassierung vergleichsweise sehr geringe Feststoffvolumenanteile<br />

µ<br />

⋅ρ<br />

/ ρ<br />

s,g g s<br />

ϕ<br />

s,g=<br />

= (0,01...0,025...0,25)%, (4.443)<br />

1+µ<br />

s,g⋅ρg<br />

/ ρs<br />

die sinnvoll der Dünnstromförderung ϕ s,g < 5,8% (s. BURKE u.a. S.290) zuzuordnen<br />

sind.<br />

Die Wirkungsweise eines Horizontalstromsichters entspricht dem in .2a dargestellten<br />

Schema. Der horizontale Luftstrom lenkt die Partikeln entsprechend<br />

ihrer Größe verschieden weit aus. Das Verhältnis δ = u/v sT gemäß Gl.(4.441)<br />

beträgt bei diesen Sichtern etwa 0,5.<br />

Die Sichtraumhöhe. der Abwurfwinkel und die Abwurfgeschwindigkeit sind<br />

aufeinander abzustimmen.<br />

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298<br />

4.5.4.1 Schwerkraft-Windsichter<br />

Schwerkraft-Windsichter finden wegen der erwähnten Beschränkung der<br />

Trenngrenze nach unten vor allem für Reinigungsaufgaben (Getreide, Flocken,<br />

Kunststoffgranulate) oder bei der Sortierung grobkörniger Stoffe Anwendung<br />

(Kabelfälle, vorzerkleinerter Müll).<br />

Folie 4.47.2 zeigt einen Steigsichter zur Reinigung von Getreide und Befreiung<br />

von Kunststoffgranulaten von anhaftenden Stäuben und Fasern. In der Guteintragszone<br />

bewegt sich der Feststoff zunächst quer zur senkrechten Aufwärtsströmung,<br />

in den Sichtzonen darüber liegt Gegenstromsichtung vor.<br />

Durch den ringförmigen Lufteintritt erfolgt eine Querstrom-Nachsichtung des<br />

herabrieselnden Grobguts.<br />

Horizontalstromsichter sind vor allem für Trennkorngrößen zwischen etwa<br />

0,2 und 0,6 mm geeignet. Die Sichtluftbeladung darf bis zu etwa 1,5 kg/m 3<br />

betragen.<br />

Weiterentwicklungen des Prinzips der Querstromsichtung sind in Folie 4.48.1<br />

dargestellt.<br />

Beim Querstrom-Strahlwindsichter (Folie 4.48.1b) wird das Aufgabegut als<br />

gerichteter Gutstrahl mit einer Geschwindigkeit zwischen etwa 10 und 200<br />

m/s) zugeführt /5.29.//5.30.//5.33./. Infolgedessen ist der Schwerkrafteinfluss<br />

vernachlässigbar, und die Klassierung erfolgt vor allem unter der Wirkung von<br />

Widerstands- und Trägheitskraft. Sichter dieser Art sollen sich für Trennkorngrößen<br />

zwischen d T = 10 bis 300 µm eignen, gute Trennschärfen und relativ<br />

hohe Durchsätze erreichen.<br />

Den Zickzacksichter (Folie 4.48.1c und 4.50) kann man als eine Kaskade von<br />

Querstromsichtern auffassen. In jedem Glied des zickzackförmigen Trennkanales<br />

bildet sich eine "Wirbelwalze" aus trennkornnahem Gut aus, in der das<br />

nicht im Luftstrom suspendierte Gut herabrutscht und schließlich den Luftstrom<br />

durchquert, wobei feinere Anteile ausgesichtet werden, die sich an der<br />

"hängenden" Seite wieder aufwärts bewegen und erneut den Luftstrom durchqueren.<br />

Das Feinkorn steigt mit der Luft nach oben, das Grobkorn rieselt weiter<br />

nach unten. Nach unten hin reichert sich an jeder Innenkante das Grobgut an,<br />

auf dem Wege nach oben das Feinkorn. Jeder Knick eines Zickzack-Kanals<br />

bildet auf dieses Weise eine Trennstufe. Trotz der geringen Trennschärfe in<br />

einer einzelnen Stufe ist wegen der Reihenschaltung (Kaskadenanordnung)<br />

mehrerer Stufen eine hohe Trennschärfe gewährleistet (κ etwa 0,6 bis 0,8<br />

(1/1,25 bis 1/1,7)). Schwerkraft-Zickzacksichter sind für Trennkorngrößen von<br />

0,1 bis 10 mm geeignet.<br />

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299<br />

Durch die Parallelschaltung zahlreicher Zickzack-Kanäle lassen sich auch<br />

hohe Durchsätze erreichen. Anwendung finden dieses Sichter z.B. in der Spanplattenindustrie<br />

und beim Trennen von Kabelabfällen (Kupfer und Isolierung).<br />

4.5.4.2 Zentrifugalkraft-Windsichter<br />

Für die Partikelgrößenanalyse zwischen etwa 1,5 und 100 µm sind Zentrifugalkraft-Zickzacksichter<br />

entwickelt worden, bei denen eine größere Anzahl<br />

radialer Trennkanäle auf einem Rotor angeordnet ist und die Sichtluft vom<br />

Umfang des Rotors angesaugt wird.<br />

Auch die Streuwindsichter lassen sich zu den Querstromsichtern im weiteren<br />

Sinne zählen. Sie sind weit verbreitet industriell eingesetzte Sichter. Sehr große<br />

Produktmengen (mehrere Hundert t/h) z.B. in der Zementindustrie werden in<br />

Kombination mit Mühlen in Umluftsichtern durchgesetzt. Folie 4.47.3 zeigt ein<br />

Beispiel:<br />

Das bei 12 über eine pneumatische Rinne 13 aufgegebene Gut wird vom rotierenden<br />

Streuteller 1 gleichmäßig nach außen geschleudert und dabei dispergiert.<br />

Der vom Ventilator 3 erzeugte Umluftstrom kreuzt diesen fast horizontal<br />

fliegenden Gutschleier (Querstromsichtung) und nimmt dabei das Feingut mit<br />

nach oben. Das Grobe gelangt nach außen zum Grobguttrichter 4 und rieselt<br />

abwärts. Beim Leitschaufelkranz 11 wird das Grobgut von der wieder eintretenden<br />

Umluft ein weiteres Mal im Querstrom nachgesichtet, bevor es über<br />

den Grobgutauslauf 6 den Sichter verlässt. Das Feingut muss auf seinem Weg<br />

durch die Trennzone noch eine weitere „Sichthürde“ passieren, das Gegenflügel-System<br />

8. Hier wird durch die Art der Beschaufelung und durch die Drehzahl<br />

im Wesentlichen die Trenngrenze des Sichters eingestellt. Das endgültige<br />

Feingut gelangt dann mit dem Umluftstrom durch den Ventilator 3 in den äußersten<br />

Sichtraum 9, wo es abgeschieden wird und über den Feinguttrichter 10<br />

zum Austrag kommt.<br />

Die in Folie 4.47.3 dargestellte konventionelle Bauart eines Streuwindsichters<br />

arbeitet ebenfalls als reiner Umlaufsichter:<br />

Das Gut wird von einem Streuteller in eine vertikale, meist schraubenförmig<br />

verlaufende Luftströmung abgeworfen und dabei im Querstrom gesichtet. Die<br />

Sichtluft strömt durch den Ventilator und wird zwischen Innen- und Außenzylinder<br />

abwärts gedrückt. Schließlich gelangt sie durch das Leitschaufelsystem<br />

wieder in den Sichtraum zurück. Der größere Teil des Feingutes scheidet sich<br />

zwischen Innen- und Außenzylinder an der äußeren Wand beim Umlenken des<br />

Luftstromes ab. Beim Passieren der Leitschaufeln wird das Grobgut nachgereinigt.<br />

Die Luftströmung im Sichtraum und damit die Trennkorngröße können<br />

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300<br />

mittels der Ventilatordrehzahl sowie durch Drehzahl, Neigung und Zahl der<br />

Flügel des Zentrifugalsystems verändert werden. Sichter dieser Art werden<br />

bevorzugt für Trennkorngrößen zwischen 0,05 und 0,6 mm bei κ-Werten zwischen<br />

0,33 bis 0,67 (1/1,5 und 1/3) eingesetzt.<br />

Neuere Entwicklungen hatten zum Ziel, das Zentrifugalsystem getrennt vom<br />

Ventilator anzutreiben sowie die Bauhöhe zu vermindern. Streusichter mit<br />

äußerem Luftkreislauf (Folie 4.48.4) vermeiden die ungenügende Feingutabscheidung<br />

bei den Umluftsichtern, in dem außer dem Ventilator auch die<br />

Feinstaubabscheider (Aerozyklone) außerhalb des eigentlichen Sichtergehäuses<br />

untergebracht sind. Die Trennkorngröße kann während des Betriebes mit Hilfe<br />

von Drosselklappen in der Luftleitung und über die Drehzahl des Zentrifugalsystems<br />

verändert werden. Sichter dieser Art werden vor allem in Kreisläufen<br />

zur Mahlung von Zementklinkern eingesetzt.<br />

In der Absicht, bei der Zementsichtung die Strömungsverhältnisse und die<br />

Gutbeladung im Sichtraum weiter zu stabilisieren, entstand in neuerer Zeit der<br />

O-SEPA-Sichter (Folie 4.48.5) /5.34./. Das Aufgabegut gelangt durch die<br />

Aufgaberohre (1) auf den Streuteller (2), der es radial abwirft und mit Hilfe des<br />

Pufferringes (3) in den Ringraum zwischen den Schaufelsystemen (4) und (5)<br />

verteilt. Die primäre Sichtluft, die mittels Ventilators erzeugt wird, tritt tangential<br />

durch den Kanal (6) und das Leitschaufelsystem (4) in den Ringraum ein.<br />

Mit Hilfe eines sekundären Sichtlufteintrittes (7) wird die Umlaufströmung<br />

weiter stabilisiert. Die im Sichtluftstrom suspendierten feinen Partikeln werden<br />

von diesem nach innen und aufwärts zum Feingutaustrag transportiert, wobei<br />

beim Passieren des den Aufstrom erzeugenden Schaufelsystems (5) eine Nachsichtung<br />

erfolgt. Die groben Partikeln fallen in den unteren Konus (7), wobei<br />

diese ebenfalls mit tertiärer Sichtluft nachklassiert werden.<br />

Auch bei den Abweiseradsichtern wird das Ziel verfolgt, durch beschaufelte<br />

Rotoren stabilere Sichtbedingungen zu erzielen. Einer der bekanntesten Windsichter<br />

dieser Art ist der HOSOKAWA MICRON SEPARATOR (Folie 4.47.4<br />

und Folie 4.49.6). Die zu sichtende Aerosuspension wird mittels nachgeschaltetem<br />

Ventilator in den Sichtraum (1) eingesaugt. Dort befindet sich der<br />

beschaufelte, stufenlos regelbare Rotor (2). Das Sichtgut prallt gegen die<br />

Schaufel, wodurch das Zerstören von Agglomeraten gefördert wird. Das im<br />

Luftstrom suspendierte Feingut gelangt durch den Rotor zum Feingutaustrag.<br />

Das Grobgut fällt nach unten aus, wobei auch hier wieder eine Nachsichtung<br />

mittels sekundärer Sichtluft geschieht. Erzielbar sind Trennkorngrößen zwischen<br />

etwa 5 und 150 µm.<br />

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301<br />

Von den Gegenstromsichtern (Folie 4.49.7) ist ebenfalls eine größere Zahl<br />

von Bauarten eingeführt. Charakteristisch für Schwerkraft-Gegenstromsichter<br />

(Aufstromsichter Folie 4.49.8) ist ein senkrechter oder zumindest steil geneigter<br />

Sichtkanal, in dem die Luft aufströmt und dem das Sichtgut etwa in halber<br />

Höhe von der Seite zugeführt wird. δ = u/v sT beträgt bei diesen Klassierern 1<br />

bis 2. Relativ hohe Trennschärfen sind für Trennkorngrößen 0,3 bis 0,6 mm<br />

erzielbar, wobei die Luftbeladung 0,5 kg/m 3 nicht übersteigen sollte.<br />

In Spiralwindsichtern wird die Gegenstromsichtung im Zentrifugalkraftfeld<br />

verwirklicht. In Folie 4.49.9 ist die Bauart MICROPLEX der ALPINE AG dargestellt<br />

/5.35/. Das Sichtgut gelangt aus dem Fallschacht (1) auf die Leitschaufeln<br />

(3). Die tangential von außen zugeführte Luft tritt durch die Leitschaufeln<br />

in den Sichtraum (2) ein und strömt auf Spiralbahnen in den flachen, zylindrischen<br />

Klassierraum nach innen. Gröbere Partikeln gleiten über die Leitschaufeln<br />

zur Schneide (4) und werden von der Schnecke (5) zum Grobgutaustrag<br />

gefördert. Um Wandreibungen weitgehend auszuschalten, rotieren die Sichtraumwände<br />

mit der mittleren Tangentialgeschwindigkeit der Luftströmung. Die<br />

Trennkorngröße eines Spiralwindsichters lässt sich aus dem Gleichgewicht der<br />

an einem Partikeln angreifenden Zentrifugalkraft und der radial nach innen<br />

gerichteten Komponente der Widerstandskraft der Strömung berechnen. Die<br />

Trennkorngröße hängt von der Anstellung der Leitschaufeln, dem Sichtraumdurchmesser<br />

und der Ventilatordrehzahl ab. Mit Sichtern dieser Bauart lassen<br />

sich Trennkorngrößen von 2 bis 50 µm realisieren.<br />

Auch bei den Zentrifugalkraft-Gegenstromsichtern ist in neuerer Zeit der<br />

Stabilisierung der Strömung mittels Rotoren im Prozessraum erhöhte Aufmerksamkeit<br />

beigemessen worden. Dies kommt z. B. bei dem in Folie 4.49.10 dargestellten<br />

Turbosichter (NISSHIN ENGINEERING Co., Ltd., Tokio) zum<br />

Ausdruck. Er arbeitet unter Saugstrombedingungen, wobei etwa 90 % der Luft<br />

durch den Sichtlufteintritt (1) und 10 % durch den Sichtguteintritt (2) angesaugt<br />

werden. Der Gutaufgabe lässt sich eine Dispergierdüse vorschalten. Das<br />

Gut gelangt dann auf der als Streuteller (4) ausgebildeten Oberseite des Rotors<br />

(3) nach außen und wird in den Sichtraum abgeworfen. Mittels der Schaufelsysteme<br />

(5) und (6) erhält die eintretende Luftströmung die für die Trennung<br />

erforderliche tangentiale Geschwindigkeitskomponente. Die Trennung vollzieht<br />

sich wie beim Spiralwindsichter unter der Wirkung von Zentrifugalkraft<br />

und nach innen gerichteter Komponente der Widerstandskraft. Mit Sichtern<br />

dieser Art sollen Trennkorngrößen bis zu etwa 1 µm herab realisierbar sein.<br />

Zwei Zusatzkapitel:<br />

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302<br />

4.6 Mehrstufige turbulente Querstrom-Aerotrennung im Zick-Zack-<br />

Kanal<br />

Den gesamten Manuskripttext mit zusätzlichen Bildern findet man in den gesonderten<br />

Dateien: MVT_e_4_6neu.doc bzw. MVT_e_4_6neu.pdf.<br />

• Stömungssimulation ohne Partikel siehe Folie 4.50,<br />

• RI-Fließbild der Versuchsanlage siehe Folie 4.51,<br />

• Aufstellungsplan der Versuchsanlage siehe Folie 4.52.<br />

4.6.1 Stationäre Partikelanzahlkonzentrationsverteilung<br />

• Übersicht über Voraussetzungen der Lösung der Fokker-Planck-<br />

Gleichung für das mehrstufige turbulente Querstromtrennmodell siehe<br />

siehe Folie 4.53,<br />

4.6.2 Trennfunktion für die mehrstufige Trennung<br />

4.6.2.1 Trennfunktion, Trennmerkmale und Trennschärfe<br />

• Herleitung der Mehrstufen-Trennfunktion siehe Folie 4.54.<br />

• Darstellung der Mehrstufen-Trennfunktion siehe Folie 4.55.<br />

4.6.2.2 Wirksame Trennstufenzahl und Trennstufen-Ausnutzungsgrad<br />

• Wirksame Trennstufenzahl und Trennstufen-Ausnutzungsgrad siehe<br />

Folie 4.55,<br />

• Trennschärfe in Abhängigkeit von der Stufenzahl siehe Folie 4.56<br />

4.6.2.3 Prozessbewertung mehrstufiger Querstromtrennungen<br />

• Allgemeine Übersicht über die wesentlichen Prozessbewertungsgrößen<br />

mehrstufiger Querstromtrennungen siehe Folie 4.57,<br />

• Modellvergleich mit Klassierversuchen für die mehrstufige turbulente<br />

Querstrom-Windsichtung siehe Folie 4.58,<br />

• Energetische Bewertung einer mehrstufigen turbulenten Trennung im<br />

Zick-Zack-Kanal siehe ebenfalls Folie 4.58,<br />

• Mehrstufige Aerosortierung von Beton-Ziegel-Bruch siehe Folie 4.59,<br />

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303<br />

• Mehrstufige Aerosortierung einer Beton – Ziegel - Gummigranulat –<br />

Mischung siehe Folie 4.60,<br />

• Zusammenfassung und Ausblick des Kapitels 4.6 siehe Folie 4.61.<br />

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4.7 Staubabscheiden<br />

304<br />

4.7.1 Entstauben<br />

Bei verfahrenstechnischen Prozessen, an denen trockene Stoffe beteiligt sind -<br />

einschließlich des Förderns und Lagerns -, lässt sich das Aufwirbeln von Staub<br />

unterschiedlicher Feinheit und damit das Entstehen von Staub-Luft-Gemischen<br />

(Aerosuspensionen) praktisch nicht vermeiden, wobei vor allem Partikelgrößen<br />

von 0,1 µm bis etwa 1000 µm anfallen. Ohne entsprechende Maßnahmen würden<br />

sich deshalb meist unzumutbare Arbeitsplatzbedingungen ergeben. Darüber<br />

hinaus kann eine ungenügende Entstaubung auch nachteilige Folgen für<br />

die technische Ausrüstung haben (z.B. Erhöhen des Verschleißes). Der Gesichtspunkt<br />

der Rückgewinnung von Wertstoff mittels Entstaubung kann ebenfalls<br />

bedeutsam sein (Folie 4.62).<br />

Die Entstaubungstechnik befasst sich mit den Prozessen und Ausrüstungen, die<br />

eine Phasentrennung fest-gasförmig bewirken.<br />

Hinsichtlich der räumlichen Zuordnung von Entstaubungsanlagen gibt es zwei<br />

Möglichkeiten:<br />

a) die an den Stauberzeugern entstehende Aerosuspension wird abgesaugt und<br />

einem zentral angeordneten Abscheider bzw. System von Abscheidern zugeführt;<br />

b) die Phasentrennung der Aerosuspension erfolgt dezentral unmittelbar am<br />

Stauberzeuger, wobei die abgeschiedenen Staubteilchen wieder in den<br />

stauberzeugenden Gutstrom ausgeschieden werden.<br />

In Folie 4.63.1 ist das Blockfließbild einer Entstaubungsanlage entsprechend<br />

Variante a) dargestellt: Die Staubabsaugung am Stauberzeuger erfolgt mit entsprechenden<br />

Trägerluftmengen. Durch eine Rohgasleitung wird die Aerosuspension<br />

der Staubabscheidung zugeleitet. Die Staubabscheidung kann in einem<br />

oder in mehreren hintereinander geschalteten Apparaten vorgenommen werden.<br />

Im ersten so genannten Grob- oder Vorabscheider wird eine Teilabscheidung<br />

der Partikel realisiert. Im nachgeschalteten Feinabscheider wird dann die so<br />

genannte Endreinigung der Gase auf die gewünschte Staubkonzentration<br />

durchgeführt. Die maximal zulässigen Konzentrationen nichttoxischer Stäube<br />

in der Luft am Arbeitsplatz und die Bedingungen für deren Bestimmung waren<br />

durch die TGL 22 311/01 und 32 601/01 festgelegt, Tabelle 4.10.<br />

Im Anschluss an den Entstauber wird das gereinigte Gas im allgemeinen durch<br />

die Reingasleitung zu einem Gebläse geleitet und von dort entweder ins Freie<br />

oder zu einer Verwendungsstelle geführt.<br />

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305<br />

Entstaubungsanlagen dieser herkömmlichen Art sind technisch aufwendig und<br />

stellen in vielen Fällen einen erheblichen Kostenfaktor bei der trockenen Verarbeitung<br />

körniger Stoffe dar. Sie sind jedoch technisch ausgereift und beherrschen<br />

heute weitgehend die Entstaubungstechnik.<br />

Tabelle 4.10: Maximal zulässige Konzentration nichttoxischer Stäube in der<br />

Luft am Arbeitsplatz<br />

a) Nach TGL 22 311/01 (gültig ab 01.06.1978 für nichttoxische Stäube in bestehenden<br />

Betrieben (nicht gültig für asbesthaltige Stäube)):<br />

MAK D maximal zulässige Arbeitsplatz-Dauerkonzentration während 8 ¾ h;<br />

MAK K maximal zulässige Arbeitsplatz-Kurzzeitkonzentration über 30 min während<br />

der höchsten Konzentration innerhalb der täglichen Arbeitszeit.<br />

Staubgrupptallinem<br />

Beispiele<br />

Gehalt an kris-<br />

MAK D MAK K<br />

SiO 2 in cm -3 cm -3<br />

Ma %<br />

I Quarz, Sandstein, Grauwacke<br />

> 50 100 300<br />

II Granit, Quarzporphyr, 20 ... 50 250 500<br />

Tonschiefer<br />

III Diorit, Syenit, Steinkohle<br />

5 ... 20 500 1000<br />

Kaolin, Tone<br />

IV Basalt, Kalkstein, Gips < 5 800 1500<br />

Zement, Braunkohle<br />

V Eisen, Messing, Kunststoffe<br />

- 800 1500<br />

Als Staubmessgerät ist hierfür das Konimeter anzuwenden<br />

b) Nach TGL 32 601/01 (gültig ab 1.1.1978 für die maximal zulässige Konzentration<br />

von Aerosolen mit vorwiegend fibrogener Wirkung in unter Projektierung<br />

oder Rekonstruktion stehenden Betrieben):<br />

Aerosole MAK K in mg/m 3<br />

Aerosole mit > 70 % kristallinem SiO 2 1<br />

Aerosole mit 10 bis 70 % kristallinem SiO 2 2<br />

Aerosole mit 2 bis 10 % kristallinem SiO 2 4<br />

Aerosole mit < 2 % kristallinem SiO 2 10<br />

MAK D in mg/m 3<br />

a) für fibrogene Substanzen (Quarz, Cristobalit, Tridymit) 0,1<br />

b) für inerte Substanzen ohne spezifische Wirkung 0,5<br />

Zur Probenahme dient ein zweistufiges Gravimeter (Zyklon mit nachgeschaltetem<br />

Filter)<br />

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306<br />

In neuerer Zeit werden aber verstärkte Anstrengungen unternommen, um billigere<br />

dezentrale Entstaubungsanlagen entsprechend obiger Variante b) zu erstellen.<br />

Zum Beispiel kann bei geringer Zahl weit voneinander entfernter Stauberzeuger<br />

eine Absaughaube mit unmittelbar aufgesetztem Entstauber vorteilhaft<br />

sein. Besonders effektiv ist bei offenen Stauberzeugern die Abscheidung durch<br />

Besprühen der Aerosuspension mit Wasser (Heterokoagulationstrennung).<br />

Hierbei gelingt es, durch Verwendung spezieller Sprühdüsen sowie durch hydrophilierende<br />

Zusätze mit sehr geringen Wassermengen (< 0,5 Masse-%<br />

bezogen auf den zu entstaubenden Gutstrom) auszukommen.<br />

4.7.2 Staubabsaugung<br />

Bei der Gestaltung der Absaugung und Förderung des Staub-Luft-Gemisches<br />

ist davon auszugehen, die Stäube am Ort der Entstehung möglichst vollständig<br />

zu erfassen und mit niedrigem Energiebedarf, d.h. geringem Druckverlust, zu<br />

fördern. Für die Stauberfassung dienen Absaughauben, die an den stauberzeugenden<br />

Ausrüstungen angebracht werden. Die Luftgeschwindigkeit an der Saugöffnung<br />

des Absaugstutzens soll etwa 0,5 bis 3 m/s betragen. Entsprechende<br />

Saugquerschnitte lassen sich durch eine geeignete Ausbildung der Hauben anpassen.<br />

Lösungsmöglichkeiten bei der Gurtbandförderung gibt Folie 4.63.2<br />

wieder. In Abhängigkeit vom Durchsatz der zu entstaubenden Ausrüstungen<br />

sind etwa die in Tabelle 4.11 angegebenen Absaugeluftmengen vorzusehen.<br />

Die Volumenströme für das Staub-Luft-Gemisch sind so auszulegen, dass kein<br />

Absetzen der Partikeln erfolgt. In horizontalen Leitungen sollte die Strömungsgeschwindigkeit<br />

etwa 15 bis 20 m/s betragen. Ist die Staubabsaugung<br />

an den einzelnen Ausrüstungen nicht ausreichend wirksam, so ist eine<br />

Raumentstaubung zu erwägen.<br />

Tabelle 4.11: Abzusaugende Luftmengen für die Entstaubung<br />

Absaugort<br />

Luftvolumenstrom<br />

V in m³/min<br />

Übergabestellen von Gurtförderern 10 ... 40<br />

Becherwerke 10 ... 40<br />

Bunker 10 ... 30<br />

Zerkleinerungsmaschinen 15 ... 150<br />

Magnetscheider 30 ... 40<br />

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4.7.3 Staubabscheidung<br />

307<br />

In Folie 4.64.4 sind schematisch die Wirkprinzipien für die Abscheidung von<br />

Staubteilchen aus einer Aerosuspension dargestellt:<br />

- Querstrom- und Gegenstromtrennungen in Schwerkraft-, Zentrifugalkraftund<br />

elektrischen Feldern,<br />

- Ausnutzen der Massenträgheit der Partikeln (Umlenk- und Pralleffekte),<br />

- Filtern der Aerosuspension,<br />

- Heterokoagulationstrennung, wobei die Staubteilchen an Flüssigkeitstropfen<br />

gebunden werden.<br />

Die Grundlagen für die Modellierung der entsprechenden Prozesse der Staubabscheidung<br />

wurden für die Querstrom- und Gegenstromtrennung im Abschnitt<br />

4.3 behandelt. Zu ergänzen ist jedoch noch, dass bei Staubabscheidungsprozessen<br />

auch die Bewegung sehr feiner Partikeln (etwa d < 1 µm) zu<br />

betrachten ist. Sobald die mittlere freie Weglänge λ g der Gasmoleküle von der<br />

Größenordnung der Partikelndurchmesser d oder größer ist, darf das Gas im<br />

Vergleich zu den Partikeln nicht mehr als Kontinuum betrachtet werden. Die<br />

hierfür maßgebende Kennzahl ist die KNUDSEN-Zahl Kn:<br />

λ g<br />

Kn = . (4.444)<br />

d<br />

Für λ g gilt nach der kinetischen Gastheorie:<br />

k T η<br />

λ = g<br />

π 0,499u<br />

ρ<br />

. (4.21)<br />

d M<br />

B<br />

=<br />

2d<br />

2 M<br />

p<br />

M<br />

Moleküldurchmesser<br />

g<br />

k B = 1,38*10 -23 J/K BOLTZMANN-Konstante (= R/N A s. auch Gl.(1.34))<br />

p, T Druck bzw. absolute Temperatur des Gases<br />

u mittlere Schwankungsgeschwindigkeit der Gasmoleküle (= 485 m/s für<br />

M<br />

Luft bei θ = 0°C)<br />

Theoretische und experimentelle Untersuchungen haben gezeigt, dass der<br />

Strömungswiderstand mit zunehmender KNUDSEN-Zahl kleiner wird. Im Bereich<br />

0,1 < Kn < 1000 und Re < 0,25 lassen sich die bekannt gewordenen Messergebnisse<br />

der Widerstandszahl c W durch folgende Gleichung approximieren (<br />

d < 0,5 µm):<br />

cW,St<br />

cW =<br />

. (4.24)<br />

⎡<br />

⎛ 0,55 ⎞⎤<br />

1 + Kn ⋅ ⎢2,514<br />

+ 0,8 ⋅ exp⎜<br />

− ⎟⎥<br />

⎣<br />

⎝ Kn ⎠⎦<br />

Die Beurteilung der Prozessgüte des Trennergebnisses erfolgt wie bei der<br />

<strong>Stromklassierung</strong> durch die Trennfunktion des Grobgutes (Fraktions- oder Stu-<br />

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308<br />

fenentstaubungsgrad). In vielen Fällen genügt die Angabe des sog. (Gesamt-<br />

)Abscheidegrades R m , der als Feststoffmasseausbringen des Staubabscheiders<br />

definiert ist:<br />

R<br />

m<br />

cs,g,roh<br />

− cs,g,rein<br />

µ<br />

s,g,roh<br />

− µ<br />

s,g,rein<br />

= =<br />

. (4.445)<br />

c<br />

µ<br />

s,g,roh<br />

s,g,roh<br />

c s,g,roh , c s,g,rein Staubkonzentrationen im Roh- bzw. Reingas in g/m 3<br />

µ s,g,roh , µ s,g,rein Staubbeladungen im Roh- bzw. Reingas in g/kg<br />

Die Ausrüstung zur Staubabscheidung werden üblicherweise unterteilt in<br />

Schwerkraft-, Zentrifugalkraft- und elektrische Abscheider, in denen vor allem<br />

Querstromtrennungen durchgeführt werden, sowie Filtrationsabscheider und<br />

Nassscheider nach dem Prinzip der Heterokoagulationstrennung. Orientierungswerte<br />

zu den Einsatzbereichen der wichtigsten Abscheider sind aus Tabelle<br />

4.12 zu ersehen:<br />

Tabelle 4.12: Einsatzbereiche von Staubabscheidern<br />

Prozessdaten<br />

Zentrifugal- elektrische Filtrationsabscheidescheider<br />

Nassab-<br />

abscheider Abscheider<br />

hohe Fraktionsabscheidegrade<br />

T i → 1 für Partikelgrößen<br />

> 10 > 1 > 0,5 > 0,1<br />

d i in µm<br />

Rohgasstaubbeladung<br />

c s,g,roh in g/m³<br />

< 1000 < 50 < 100 < 10<br />

erzielbare Reingasstaubbeladung<br />

c s,g,rein in 100 ... 200 < 50 < 30 50 ... 100<br />

mg/m 3<br />

Druckverlust ∆p in Pa 300... 2500 50 ... 150 500...1500 100...1000<br />

max. Gastemperatur θ g<br />

in °C<br />

Rohgasdurchsatzbereich<br />

V in m³/h<br />

450 450 (1000) 140 (350) 300<br />

3000... 10 000... 1000... 3000...<br />

200 000 300 000 100 000 100 000<br />

4.7.3.1 Schwerkraftabscheider<br />

Das Trennprinzip der Schwerkraftabscheider ist den Darstellungen auf Folie<br />

4.64.4a bis d zu entnehmen. Die Gasgeschwindigkeit wird durch Querschnittserweiterung<br />

in den Absetzkammern stark herabgesetzt. Der Abscheidevorgang<br />

- vornehmlich gröberer Partikeln - wird durch die Schwerkraft bewirkt als<br />

Querstromtrennung in einer Staubabsetzkammer oder als Staubbunker, aus<br />

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309<br />

denen sie periodisch oder kontinuierlich entnommen werden. Wird die Aerosuspension<br />

im Abscheider zu einer oder mehreren Richtungsänderungen gezwungen,<br />

so zeigt sich ein besserer Abscheideeffekt als bei der alleinigen<br />

Schwerkraftabscheidung. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Partikeln<br />

beim Umlenken der Strömung infolge ihrer Trägheit in wandnahe Bereiche<br />

dringen und dadurch der Hauptströmung entzogen werden.<br />

4.7.3.2 Zentrifugalkraftabscheider<br />

Die wichtigsten Zentrifugalkraftabscheider sind die Aerozyklone, die hinsichtlich<br />

des prinzipiellen Aufbaues und der Arbeitsweise den Hydrozyklonen entsprechen<br />

Folie 4.65.5. In Folie 4.65.6 sind verschiedene Bauarten von Aerozyklonen<br />

dargestellt, die entweder einen tangentialen oder einen axialen Gaseintritt<br />

besitzen. Das erstere ist bei Einzelzyklonen üblich, während vom letzteren<br />

vielfach bei Multizyklonanordnungen Gebrauch gemacht wird.<br />

Unabhängig vom Gaseintritt entsteht im Zykloninnern - wie beim Hydrozyklon<br />

- eine äußere abwärts gerichtete Wirbelströmung. Davon werden infolge der<br />

Drosselwirkung des unteren konischen Teiles laufend Volumenelemente zu<br />

einer inneren, aufwärts gerichteten Wirbelströmung umgelenkt. Wie beim Hydrozyklon<br />

sind die Strömungsverhältnisse kompliziert und die mathematische<br />

Erfassung nur nach entsprechenden Vereinfachungen möglich.<br />

Es ist zweckmäßig, die um die Zyklonachse symmetrische räumliche Strömung<br />

in die Tangential- oder Umfangskomponente u tg = u ϕ , die Radialkomponente u r<br />

und die Axialkomponente u ax zu zerlegen. u tg nimmt von außen nach innen zu<br />

u<br />

n<br />

⋅ r const.<br />

mit n = 0,5 bis 0,7 (4.225)<br />

tg<br />

=<br />

und fällt dann im Wirbelkern wieder ab. Die Radialkomponente u r ist im Außenteil<br />

nach innen gerichtet, die Axialkomponente u ax , im äußeren Teil nach<br />

unten und im inneren nach oben.<br />

Die Turbulenz der Aerozyklonströmung beeinflusst in hohem Maß die Staubabscheidung.<br />

Hierbei muss beachtet werden, dass der Turbulenzgrad in der<br />

Einlaufdüse bzw. der Zuführungsrohrleitung höher liegt als im Zykloninnern.<br />

Dies erklärt sich aus der Erscheinung der Turbulenzdämpfung in Zentrifugalströmungen.<br />

Im Vergleich mit dem Hydrozyklon ist zu vermerken, dass wegen<br />

der höheren Dichtedifferenz (ρ s - ρ g ) entsprechend niedrigere Feststoffbeladungen<br />

µ = m<br />

/ m<br />

der turbulenten Strömung möglich sind. Mit wachsender<br />

s,g<br />

s<br />

g<br />

Staubbeladung wird die Turbulenz der Transportströmung durch den Staub<br />

gedämpft, bis oberhalb der so genannten Grenzbeladung die gesamte über-<br />

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310<br />

schüssige Masse des Staubes ausfällt. Für die Grenzbeladung im Aerozyklon<br />

gilt die empirische Beziehung:<br />

s,g,G<br />

( d / d ) 1, 5<br />

µ ≈ 0,1<br />

⋅ . (4.446)<br />

d T<br />

d m,3<br />

T<br />

m,3<br />

Trennkorngröße des Aerozyklons<br />

mittlere Partikelgröße des Staubes<br />

Beziehungen, die mehr Einflussgrößen berücksichtigen, können der Fachliteratur<br />

entnommen werden [s. LÖFFLER Staubabscheiden], z.B.:<br />

λ<br />

D<br />

D<br />

W<br />

o<br />

µ<br />

s,g,G<br />

=<br />

(4.447)<br />

2 ⎛ Do<br />

⎞ u<br />

tg,ou<br />

tg<br />

2 ρ<br />

sd50,3⎜1<br />

− ⎟ ⎠<br />

⎝<br />

η<br />

D<br />

D Zyklondurchmesser<br />

D o<br />

u tg,o<br />

u tg<br />

Tauchrohrdurchmesser<br />

Tangentialgeschwindigkeit am Tauchrohr<br />

Tangentialgeschwindigkeit am Zyklonmantel<br />

mit dem Wandreibungsbeiwert (= 0,005 für feststofffreie Gasströmung)<br />

W=<br />

,0051 2<br />

( + )<br />

λ 0 µ für µ s,g < 1 kg/kg bzw. (4.448)<br />

W<br />

3<br />

s,g<br />

( + )<br />

λ = 0 ,0051 µ für µ s,g > 1 kg/kg. (4.449)<br />

s,g<br />

Bei niedrigen Staubbeladungen des Rohgases (etwa < 10 g/m³ bzw. < ≈10<br />

g/kg), wie sie bei vielen Entstaubungsproblemen vorliegen, werden die Staubpartikeln<br />

von der Zyklonenströmung getragen. Für die Beschreibung dieses<br />

Trennvorganges geht man im allgemeinen vom Modell der Gegenstromklassierung<br />

aus, d.h., für die Partikeln mit der Trennkorngröße d T wird die Sinkgeschwindigkeit<br />

v sT im Zentrifugalkraftfeld gleich der Radialkomponente u r des<br />

Fluids im Aerozyklon gesetzt. Partikeln mit v s > v sT sollten an der Zyklonwand<br />

ausgeschieden, die mit der Sinkgeschwindigkeit v s < v sT vom Gasstrom ausgetragen<br />

werden. Das reale Trennverhalten wird aber auch hierbei durch Trennkurven<br />

T(d) (Fraktionsabscheidegrad-Kurven) beschrieben.<br />

Vielfach geht man von dem vereinfachten Trennmodell v sϕT = u r aus und weiterhin<br />

davon, dass das Grenzkorn auf der Oberfläche eines gedachten Trenn-<br />

Zylinders rotiert, der vom Tauchrohr bis zum unteren Zyklonenende reicht<br />

[nach BARTH]. Alle Partikeln, die größer als das Grenzkorn d T sind, werden<br />

abgeschieden. Kleinere gelangen mit dem Gasstrom ins Feingut zum Überlauf<br />

hinaus. Somit ergeben sich die Tangentialgeschwindigkeit (≈ 10 .. 30 m/s)<br />

a<br />

z<br />

2<br />

2<br />

u<br />

tg,o<br />

2 ⋅ u<br />

tg,o<br />

= z ⋅g<br />

= =<br />

(4.450)<br />

R D<br />

o<br />

o<br />

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311<br />

mit der den Gasdurchsatz bestimmenden mittleren Radialgeschwindigkeit -<br />

gewöhnlich nur einige cm/s<br />

u<br />

r,o<br />

V<br />

=<br />

πD<br />

h<br />

u tg,o ; u r,o<br />

D o<br />

D<br />

h o ≈ 3 D<br />

V <br />

o<br />

o<br />

. (4.451)<br />

Tangential-/Radialgeschwindigkeit auf der gedachten Trenn-<br />

Zylindermantelfläche von Tauchrohr bis Zyklonunterlauf<br />

Durchmesser des Tauchrohres<br />

Zyklondurchmesser<br />

Abstand des Tauchrohres vom Zyklonunterlauf<br />

Gasvolumendurchsatz<br />

Für das Verhältnis aus Tangential- oder Umfangsgeschwindigkeit zur mittleren<br />

Axialgeschwindigkeit im Tauchrohr erhält man mit:<br />

4V<br />

uo= (4.452)<br />

πD<br />

u<br />

u<br />

tg,o<br />

o<br />

2<br />

o<br />

⎛<br />

⎜ ⎜ = α<br />

⎜<br />

⎜<br />

⎝<br />

i<br />

4D h<br />

πD<br />

i i<br />

2<br />

o<br />

⋅<br />

Do<br />

4Di<br />

h<br />

i<br />

+ λ<br />

2(D + h )<br />

i<br />

i<br />

W<br />

⎞<br />

⎟<br />

2h ⎟<br />

D ⎟<br />

o<br />

⎟<br />

⎠<br />

−1<br />

⎛<br />

=<br />

⎜α<br />

⎝<br />

i<br />

2(Di<br />

+ h<br />

i<br />

)<br />

+ λ<br />

πD<br />

α i Einlaufbeiwert (4.453)<br />

D i<br />

h i<br />

Einlaufbreite bei Schlitzeinlauf<br />

Einlaufhöhe<br />

E int rittsdrehimpuls u<br />

iDiρ<br />

V<br />

g<br />

α =<br />

=<br />

Hauptströmungsdrehimpuls u Dρ<br />

V<br />

u tg<br />

i<br />

=<br />

tg<br />

g<br />

u<br />

u<br />

i<br />

tg<br />

o<br />

W<br />

2h<br />

D<br />

o<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

−1<br />

Di<br />

. (4.454)<br />

D<br />

Tangential- bzw. Umfangsgeschwindigkeit im Zyklonzylinder bei D<br />

Aus Gründen der Drehimpulserhaltung bei reibungsfreier Rotationsströmung<br />

müsste α i = 1 sein. Dieser wird jedoch durch die Wandreibungsverluste modifiziert<br />

(hier für den Schlitzeinlauf):<br />

0,5 0,45<br />

⎛ 4Di<br />

h ⎞<br />

i ⎛ 2Di<br />

⎞<br />

1−<br />

0,36 ⋅<br />

⎜<br />

2<br />

⎜ ⎟<br />

D<br />

⎟<br />

π<br />

o ⎝ D ⎠<br />

α<br />

i=<br />

. (4.455)<br />

⎝ ⎠<br />

Setzt man in das vereinfachte Trennmodell die STOKES-Formel für die stationäre<br />

Sinkgeschwindigkeit ein und berücksichtigt die Gln.(4.450) und (4.451)<br />

sowie einen Anpassungsfaktor von 1,3 [nach MUSCHELKNAUTZ], so erhält<br />

man:<br />

d<br />

T<br />

= 1,3 ⋅<br />

9 ⋅η<br />

⋅D<br />

r,<br />

o<br />

2<br />

( ρ − ρ ) ⋅u<br />

s<br />

g<br />

o<br />

⋅u<br />

tg , o<br />

(4.456)<br />

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312<br />

mit Gl. (4.225), D/D o ≈ 3, h o /D o ≈ 5, h/D o ≈ 6, D i /D ≈ 0,14, A i /A o ≈ 0,9 (Folie<br />

n<br />

u<br />

,<br />

= D / D ⋅u<br />

folgt die Auslegungsgleichung<br />

4.65.7) sowie n ≈ 0,5 und<br />

tg o<br />

(<br />

o<br />

)<br />

tg<br />

für die Trennkorngröße eines Aerozyklons<br />

d<br />

T<br />

2n<br />

2<br />

9 ⋅η Ai<br />

⎛ Do<br />

⎞ 1<br />

= 1,3 ⋅<br />

⋅ ⋅⎜<br />

⎟ ⋅<br />

π ⋅( ρ − ρ ) h ⎝ D ⎠ V<br />

. (4.457)<br />

s<br />

g<br />

o<br />

A = D ⋅ h Querschnittsfläche der Zyklonaufgabe (Einlaufkanal, i = input)<br />

i<br />

i<br />

i<br />

Mit dieser Auslegungsgleichung kann einfach die Berücksichtigung von<br />

d 2 ,2⋅<br />

T =<br />

η<br />

( ρ −ρ ) ⋅<br />

s<br />

g<br />

A<br />

h<br />

2<br />

i<br />

o<br />

2n<br />

⎛ Do<br />

⎞<br />

⋅⎜<br />

⎟<br />

⎝ D ⎠<br />

⋅<br />

1<br />

V<br />

Prozesszielgröße<br />

Konstante<br />

Stoffeinflussgrößen<br />

Apparategeometriegrößen<br />

Prozessgrößen<br />

dargestellt werden. Damit lassen sich nun beispielhaft folgende Abschätzungen<br />

zur Prozessverbesserung vornehmen:<br />

n<br />

1<br />

Wegen dT ∝ D o<br />

und d T<br />

∝ lässt sich wie beim Hydrozyklon eine bessere<br />

V <br />

Abscheidung bei geringerer Trennkorngröße durch kleinere Zyklone - hier<br />

durch kleinerem Tauchrohrdurchmesser D o und/oder höherem Gasdurchsatz<br />

bewerkstelligen.<br />

Dem stehen jedoch weitere wesentliche Prozesszielgrößen wie ein erhöhter<br />

Druckverlust<br />

∆p<br />

= ξ<br />

ges<br />

ρg<br />

u<br />

2<br />

2<br />

o<br />

= 8ξ<br />

ges<br />

ρ<br />

g<br />

2<br />

V<br />

2<br />

π D<br />

u o mittlere Gasgeschwindigkeit im Tauchrohr<br />

ξ ges gesamter Druckverlustbeiwert<br />

und ein erhöhter Leistungsbedarf entgegen:<br />

4<br />

o<br />

4<br />

o<br />

(4.458)<br />

3<br />

V<br />

P = ∆pV<br />

<br />

= 8ξ<br />

gesρg<br />

2<br />

π D<br />

. (4.459)<br />

3<br />

Wegen P ∝ V<br />

6<br />

folgt mit Gl.(4.457) P ∝ 1/ d T<br />

, d.h. die Absenkung der Trennkorngröße<br />

d T um die Hälfte durch Vervierfachung des Gasdurchsatzes V bedeuten<br />

das 16-fache des Druckverlustes ∆p und eine 2 6 = 64-fache Steigerung<br />

des notwendigen Leistungsbedarfes P eines Lüfters.<br />

Der gesamte Druckverlustbeiwert setzt sich aus der Summe der Beiwerte für<br />

Verluste in der Einlauf-, Zyklonhaupt- und Tauchrohrströmung (mit den<br />

Gln.(4.448), (4.449), (4.453) und (4.455)) zusammen:<br />

ξ =ξ +ξ + ξ mit (4.460)<br />

ges<br />

i<br />

Z<br />

o<br />

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- Schlitzeinlauf ξ i≈0<br />

2<br />

⎛ u<br />

tg,o ⎞ D ⎡ u<br />

o<br />

tg,o 2h ⎤<br />

- Zyklonhauptströmung ξ<br />

Z=<br />

⎜ ⎢1<br />

W ⎥<br />

u<br />

⎟ ⋅ ⋅ −λ<br />

(4.461)<br />

⎝ o ⎠ D ⎣ u<br />

o<br />

Do<br />

⎦<br />

−1<br />

313<br />

- Tauchrohrströmung<br />

o<br />

4 / 3<br />

⎛ u ⎞ ⎛ u ⎞<br />

ξ = + ⋅⎜<br />

⎟ + ⎜ . (4.462)<br />

2<br />

tg,o<br />

tg,o<br />

3 ⎜ u ⎟ ⎜<br />

o<br />

u ⎟ ⎝ ⎠ ⎝ o ⎠<br />

2<br />

Die Tauchrohrströmung liefert gewöhnlich den größten Anteil am Gesamtdruckverlust.<br />

Der Gesamtabscheidegrad R m lässt sich dann mit Hilfe der Trennkurve T(d)<br />

für gewöhnlich tangentialen Einlauf<br />

−1,235<br />

−3,564<br />

d ⎤<br />

T(d) 1 2<br />

⎥<br />

⎢ ⎢ ⎡ ⎛ ⎞<br />

= + ⋅<br />

⎜<br />

1,3 d ⎟<br />

(4.463)<br />

⎣ ⎝ ⋅ T ⎠ ⎥⎦<br />

sowie der Partikelgrößenverteilung Q 3 (d) des Staubes wie folgt berechnen:<br />

N<br />

∑<br />

i=<br />

1<br />

( 1,3d<br />

)<br />

R = T ⋅ ∆Q<br />

≈ 1−<br />

Q . (4.464)<br />

m<br />

i<br />

3,i<br />

3<br />

T<br />

Q 3 (1,3 d T )<br />

Quantil der Partikelgrößenverteilungsfunktion des Staubes bei<br />

der Partikelgröße 1,3 d T .<br />

Bei höheren Staubgehalten kommt es beim Eintreten des Rohgases in den Zyklon<br />

infolge Turbulenzdämpfung zu einem plötzlichen Überschreiten der Grenzbeladung<br />

und damit zu einer Teilabscheidung des Feststoffes. Es tritt eine ausgeprägte<br />

Bildung von Strähnen ein, die in großen Spiralen an der Wand herunterlaufen.<br />

Für diese Teilabscheidung lässt sich setzen:<br />

µ<br />

s,g,G<br />

R<br />

m1<br />

= 1−<br />

für µ<br />

s,g,roh<br />

> µ<br />

s,g,G<br />

. (4.465)<br />

µ<br />

s,g,roh<br />

Das in den eigentlichen Trennraum eintretende, mit µ s,g,,G beladene Gas ist dort<br />

den gleichen Trennvorgängen ausgesetzt wie ein von Anfang an gering beladenes,<br />

d.h., für diese Teilabscheidung lassen sich die Gln. sinngemäß anwenden.<br />

Dann folgt für den Gesamtabscheidegrad R m unter der Voraussetzung, dass<br />

an der Abscheidung gemäß Gl. (4.465) alle Partikelgrößenklassen proportional<br />

ihrer Massenanteile beteiligt sind:<br />

⎛ µ ⎞ µ<br />

N<br />

µ<br />

N<br />

s,g,G s,g,G<br />

s,g,G ⎛<br />

⎞<br />

R<br />

⎜ ⎟<br />

m<br />

= R<br />

m1<br />

+ R<br />

m2<br />

= 1−<br />

+ ∆ = − ⎜ ∆ −<br />

∑ Ti<br />

Q3,i<br />

1 ∑ Ti<br />

Q3,i<br />

1⎟<br />

⎝ µ<br />

s,g,roh ⎠ µ<br />

s,g,roh i=<br />

1<br />

µ<br />

s,g,roh ⎝ i=<br />

1 ⎠<br />

R<br />

m<br />

µ<br />

s,g,G<br />

≈ 1−<br />

⋅ Q3( 1,3 ⋅ dT<br />

). (4.466)<br />

µ<br />

s,g,roh<br />

Wegen µ s,g,roh > µ s,g,G steigt folglich der Gesamtabscheidegrad und damit die<br />

Prozessgüte.<br />

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314<br />

Die Reststaubbeladung des Reingases µ s,g,rein folgt dann aus dem Gesamtabscheidegrad<br />

R m nach Gl. (4.445) und der Grenzbeladung nach Gl. (4.447):<br />

s,g,rein<br />

s,g,roh<br />

( 1−<br />

R ) = µ ⋅ Q ( 1,3 ⋅ d )<br />

µ = µ ⋅<br />

. (4.467)<br />

m<br />

s,g,G<br />

3<br />

Größere Aerozyklone werden meist als Tangentialzyklone ausgeführt. Folie<br />

4.65.7 vermittelt Erfahrungen für die Gestaltung. Mängel bei der geometrischen<br />

Gestaltung können die Trennwirkung erheblich beeinträchtigen.<br />

Größere Zyklone werden einzeln, aber auch parallel oder hintereinander geschaltet<br />

zur Gasreinigung eingesetzt. Bei Reihenschaltung des feinguthaltigen<br />

Gasstromes zweier Zyklone zur Verbesserung des gesamten Trennergebnisses<br />

werden die beiden Teil-Trennfunktionen multipliziert (siehe auch Gl. (5.10)<br />

MVT_e_5.doc):<br />

[ 1−<br />

T (d)] ⋅ [ 1−<br />

T (d)] = T (d) + T (d) −T (d) ⋅ T (d)<br />

(d) = 1−<br />

(4.468)<br />

Tges<br />

1<br />

2<br />

1 2 1 2<br />

und entsprechend gilt auch für den Gesamtabscheidegrad<br />

R<br />

m,ges<br />

[ 1−<br />

R<br />

m,1] ⋅ [ 1−<br />

R<br />

m,2<br />

] = R<br />

m,1+<br />

( 1−R<br />

m,1<br />

) ⋅ R<br />

m, 2<br />

= 1−<br />

. (4.469)<br />

Unter Multizyklonen versteht man Anordnungen einer größeren Anzahl parallel<br />

geschalteter kleinerer Zyklone, die den Staub in einen gemeinsamen Raum<br />

austragen. Bei Parallelschaltung zu n Zykl Multizyklonen mit V = V / n<br />

gilt für geometrische Ähnlichkeit bei Verkleinerung aller Abmessungen (=<br />

„scale-down“) um den Faktor<br />

n<br />

Zykl<br />

T<br />

Multi<br />

Zykl<br />

D<br />

o,Multi<br />

1<br />

= ⋅ Do<br />

(4.470)<br />

n<br />

Zykl<br />

d<br />

T,Multi<br />

d<br />

T<br />

1<br />

= . (4.471)<br />

4 n<br />

Zykl<br />

4.7.3.3 Elektrische Abscheider<br />

In elektrischen Abscheidern (Elektrofiltern) findet eine Querstromtrennung<br />

statt. Die Partikeln werden in einem Koronafeld aufgeladen und wandern unter<br />

der Wirkung eines elektrischen Feldes zur Niederschlagelektrode, wo sie entweder<br />

mechanisch, z.B. durch Klopfen (Trockenelektrofilter), oder durch eine<br />

Flüssigkeit (Nasselektrofilter) entfernt werden.<br />

In einem elektrischen Abscheider laufen folgende Teilprozesse ab:<br />

a) Aufladen der Staubpartikeln,<br />

b) Transport der Partikeln zur Niederschlagelektrode,<br />

c) Haften der Partikeln an der Niederschlagelektrode und ihre Abführung in<br />

den Staubsammelbunker.<br />

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315<br />

Bezüglich der Aufladung von Partikeln in einem Koronafeld kann auf die Ausführung<br />

in Abschnitt 5.3.3. [LB MVT] verwiesen werden. Für die maximale<br />

elektrische Ladung von Partikeln d > 1 µm, die vom Ionenstrom des Koronafeldes<br />

aufgeladen werden, gilt<br />

Q<br />

r E<br />

E<br />

max<br />

2<br />

= 4⋅<br />

π ⋅ε ⋅r<br />

⋅k<br />

⋅ E<br />

(4.472)<br />

0<br />

E<br />

r / r<br />

c<br />

E<br />

Radius des elektrisch äquivalenten Rotationsellipsoides<br />

elektrische Feldstärke (= U/a im homogenen Feld eines Plattenkondensators<br />

des Abstandes a)<br />

ε 0 elektrische Feld- oder Influenzkonstante (= 8,8542 10 -12 As/Vm)<br />

k Faktor, abhängig von Achsenverhältnis r c /r E des Rotationsellipsoides<br />

rc / r E<br />

und der Permittivität (relativen Dielektrizitäskonstante) ε r<br />

k für<br />

rc / r E<br />

r c /r E ε r = ∞ ε r = 5<br />

0 0,666 0,532<br />

1 3,01 2,15<br />

5 36,2 27,15<br />

Die COULOMB’sche Anziehungskraft ist dann:<br />

<br />

= Q⋅<br />

E . (4.473)<br />

F C<br />

Die Aufladung von Partikeln d < 0,5 µm erfolgt vor allem durch Kollision, die<br />

auf die Wärmebewegung von ionisierten Gasmolekülen und feinste Partikeln<br />

zurückzuführen sind (Ionendiffusion). Dieser Mechanismus gewinnt mit abnehmender<br />

Partikelngröße im Vergleich zur Aufladung durch den Koronastrom<br />

immer mehr an Bedeutung.<br />

Die für die Abscheidung wesentliche Transportgeschwindigkeit v s,E im elektrischen<br />

Feld folgt für den stationären Fall aus dem Gleichgewicht von<br />

COULOMB-Kraft F C = Q⋅E und dem Luftwiderstand F w :<br />

v s,<br />

E<br />

= QE<br />

3πηd<br />

. (4.474)<br />

Für Partikeln < 1 µm wäre dann noch zusätzlich die durch Gl. (4.24) gegebenen<br />

Korrektur zu berücksichtigen. Jedoch beeinflussen auch die unvermeidbare<br />

Strömungsturbulenz, der elektrische Wind und Agglomerationseffekte die Partikelnwanderung.<br />

Die praktisch ermittelten Wanderungsgeschwindigkeiten<br />

liegen für Partikeln d > 5 µm etwa zwischen 0,02 und 0,3 m/s.<br />

Aus Gl.(4.474) wäre zu folgern, dass sich in einem elektrischen Abscheider mit<br />

genügend großer Feldstärke, genügend hoher Partikelnaufladung und/oder ausreichender<br />

Verweilzeit alle Staubteilchen zu den Niederschlagelektroden trans-<br />

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316<br />

portieren lassen. Dies spiegelt im Prinzip auch die Trennfunktion T(d) wider,<br />

deren Ableitung das Modell einer Querstromtrennung mit turbulenter Kernströmung<br />

zugrunde liegt (Folie 4.66):<br />

T<br />

( d)<br />

⎡ A −<br />

v<br />

=<br />

T s,E<br />

1 − exp⎢<br />

V<br />

g<br />

⎢⎣<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎥⎦<br />

k<br />

. (4.475)<br />

A T<br />

V <br />

k<br />

g<br />

Abscheidefläche<br />

Rohgas-Volumendurchsatz<br />

Exponent, für den theoretisch k = 1 gilt, k = 0,4 bis 0,6 aber eine bessere<br />

Beschreibung gewährleistet soll.<br />

- mehrstufige Querstromtrennung: Folie 4.67, Folie 4.68, Folie 4.69,<br />

Folie 4.70, Folie 4.71, Folie 4.72,<br />

Folie 4.73, Folie 4.74<br />

Für die Arbeitsweise eines elektrischen Abscheiders sind auch die Vorgänge an<br />

der Niederschlagselektrode mitbestimmend (Folie 4.75.8). Die abgeschiedenen<br />

Partikeln werden bei Trockenelektrofiltern von Zeit zu Zeit abgeklopft oder<br />

abgerüttelt, wobei sie dann möglichst unbehindert vom Gasstrom in den Staubsammelbehälter<br />

fallen sollen. Bei neueren Bauarten wird auch von einer kontinuierlichen<br />

Abreinigung Gebrauch gemacht, wobei der Staubniederschlag an<br />

rotierenden Abscheideelektroden geschieht. Der Vorteil einer trockenen Reinigung<br />

besteht in der Verwertungsmöglichkeit der Stäube. Bei Nasselektrofiltern<br />

geschieht die Abreinigung durch aus Spüldüsen in den Filterraum eingesprühtes<br />

Waschwasser. Der Staub läuft dann als Suspension von den Elektroden ab.<br />

Bei dieser Art der Abreinigung treten keine Probleme auf. Demgegenüber muss<br />

bei Trockenelektrofiltern der von den Sprühelektroden ausgehende Strom<br />

durch die an der Niederschlagelektrode befindliche Staubschicht abgeleitet<br />

werden (etwa 0,1 bis 0,4 mA/m²). Ist der elektrische Widerstand des Staubes zu<br />

gering, so kann beim Kontakt eine Umladung eintreten. Die Partikeln werden<br />

dann der Elektrode zurückgeworfen. Ein spezifischer elektrischer Staubwiderstand<br />

von ca. 10 4 bis 10 10 Ω⋅cm ist für die Abscheidung günstig. Schwierigkeiten<br />

treten vor allem bei Stäuben mit extrem hohen elektrischem Widerstand<br />

auf. Hierbei entstehen Isolierschichten auf den Niederschlagelektroden, die wie<br />

ein Dielektrikum eines Kondensators wirken, an dessen Oberfläche die Aufladung<br />

immer weiter steigt, bis es zum Durchschlag kommt. Dabei bilden sich<br />

positive Ionen, die einen Teil der negativ geladenen Staubteilchen neutralisieren,<br />

so dass diese nicht weiter zur Niederschlagelektrode wandern können. Au-<br />

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317<br />

ßerdem beeinträchtigt diese Neutralisierung die Raumladung, und die Durchschlagspannung<br />

zwischen den Elektroden sinkt. Insgesamt wirkt sich dieses<br />

Rücksprühen ungünstig aus. Zu seiner Verhinderung leitet man entweder Wasserdampf<br />

in den Gasstrom ein, oder es werden besonders ausgebildete Niederschlagselektroden<br />

verwendet.<br />

Hinsichtlich der Bauart unterscheidet man Röhren- und Plattenfilter. Röhrenfilter<br />

(Folie 4.75.8a und b) haben vertikale Rohre als Niederschlagselektroden,<br />

in deren Achsen die Drähte der Sprühelektroden gespannt sind.<br />

Plattenfilter (Folie 4.75.8c und d) besitzen senkrechte, ebene Niederschlagselektroden<br />

mit dazwischen angeordneten Sprühdrähten. Horizontalelektrofilter<br />

werden vom Gas horizontal durchströmt, Vertikalfilter vertikal. Die<br />

mittleren Strömungsgeschwindigkeiten der Gase liegen etwa zwischen 1,0 und<br />

4,0 m/s. Die Sprühelektroden sind als dünne Drähte ausgebildet. Es hat sich<br />

gezeigt, dass die Gasentladung gleichmäßiger über die gesamte Länge verteilt<br />

ist, wenn glatte Drähte durch Stacheldraht oder scharfkantige Drähte ersetzt<br />

werden. Der Koronastrom und damit die Abscheideleistung sind umso höher,<br />

je größer die Differenz zwischen angelegter Spannung und Korona-<br />

Anfangsspannung ist. Letztere hängt von der Geometrie der Elektrodenanordnung,<br />

der Drahtdicke und Drahtausbildung sowie vom Zustand des Gases<br />

(Druck, Temperatur) ab. Elektrofilter werden je nach Staubart und Elektrodenabstand<br />

mit 20 bis 80 kV und 0,05 bis etwa 0,7 mA/m² betrieben. Die Gleichstromspannungen<br />

erzeugt man durch Umspannen und Gleichrichten von Netzwechselspannungen.<br />

Während früher die dem Netz entnommene Spannung<br />

über mit motorischen Antrieben versehene Dreh- oder Schiebetransformatoren<br />

als Regelgeräte an den Hochspannungstransformator als Primärspannung angelegt<br />

wurde, geschieht die Regelung heute meist kontaktlos über Transduktoren<br />

(Magnetverstärker) oder Thyristoren. Die Gleichrichtung erfolgt durch Selenoder<br />

neuerdings durch Siliziumgleichrichter.<br />

Elektrische Abscheider sind geeignet zur Abscheidung feiner und feinster<br />

(auch flüssiger) Partikeln bei einem hohen Abscheidegrad bis 99,9 %. Vorteile<br />

sind der geringe Druckverlust, die Eignung für heiße Gase sowie der geringe<br />

Bedienungs- und Wartungsaufwand. Dem stehen allerdings die hohen Investitionskosten<br />

sowie die Abhängigkeit des Abscheidegrades von den Staub- und<br />

Gaseigenschaften als Nachteile gegenüber. Die Haupteinsatzgebiete liegen in<br />

der metallurgischen, chemischen und Zementindustrie sowie den Kohlekraftwerken<br />

(Rauchgasentstaubung).<br />

4.7.3.4 Filtrationsabscheider<br />

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318<br />

Bei der Abscheidung in Staubfiltern durchströmt das staubhaltige Gas ein Filtermittel,<br />

das die Staubteilchen zurückhält (Folie 4.75.9). Als Filtermittel werden<br />

vor allem Faserfilter (Gewebe, Faserschichten), aber auch Schüttschichten<br />

eingesetzt. Das Abscheiden erfolgt (ähnlich wie bei der Flüssigkeitsabtrennung<br />

durch Innenfiltration (Prall- und Hafteffekte) und durch Oberflächenfiltration<br />

(Sperrwirkung, Siebeffekt). Bildet sich bei der Abscheidung an der<br />

Oberfläche des eigentlichen Filtermittels eine Staubschicht (Filterkuchen), so<br />

wirkt diese als hochwirksame Filterschicht.<br />

Bei der Modellierung der Innenfiltration erhält man aus Mengenbilanzen unter<br />

Voraussetzungen einer gleichmäßigen Verteilung der Filterelemente sowie<br />

einer vollständigen Durchmischung der Aerosuspension quer zur Hauptströmungsrichtung<br />

eine exponentielle Abnahme der Partikelkonzentration in Strömungsrichtung<br />

und somit für die Trennfunktion.<br />

T ( d)<br />

= 1−<br />

exp( −kF ⋅ϕ(<br />

d))<br />

. (4.476)<br />

Hierbei charakterisiert k F die geometrische Anordnung der Fasern. Für monodisperse<br />

Fasern gilt:<br />

k<br />

F<br />

4 1−ε<br />

F<br />

h<br />

= ⋅<br />

π ε d<br />

F<br />

F<br />

F<br />

bzw.<br />

k<br />

4<br />

1<br />

m<br />

F , A<br />

F<br />

= ⋅ ⋅ . (4.477)<br />

π ε<br />

F<br />

d<br />

F<br />

⋅ρ<br />

s,<br />

F<br />

ε F<br />

h F<br />

d F<br />

m F,A<br />

ρ s,F<br />

Porosität der Filtermittelschicht<br />

Filtermittelschichtdicke<br />

Faserdurchmesser<br />

flächenbezogene Masse der Filtermittelschicht<br />

Feststoffdichte der Fasern<br />

k F stellt anschaulich das Verhältnis von Faserprojektionsfläche aller Fasern zur<br />

gesamten Filteranströmfläche dar. Für Grobfilter liegen typische Werte von k F<br />

im Bereich 5 bis 10, für Schwebstofffilter bei 100 bis 200.<br />

ϕ(d) repräsentiert den sog. Einzelfaser-Abscheidegrad, d.h. den Abscheidegrad<br />

eines Faserelements in der Faserschicht. Er hängt außer von der Partikelgröße<br />

d, von Stoff-, Geometrie- und Betriebsdaten ab und lässt sich zurückführen<br />

auf<br />

ϕ = W A W H . (4.478)<br />

W A<br />

W H<br />

Auftreffwahrscheinlichkeit eines Staubpartikels<br />

Haftwahrscheinlichkeit eines Staubpartikels<br />

Die Auftreffwahrscheinlichkeit der Staubpartikeln wird durch die Transportvorgänge<br />

der Strömung in der Filtermittelschicht bestimmt.<br />

2y<br />

0<br />

W<br />

A= . (4.479)<br />

dF<br />

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y 0<br />

Koordinate der Grenzpartikelbahn<br />

319<br />

Der Anteil der Partikeldiffusion (Term mit Pe-Zahl) ist bei<br />

- d < 0,1 ... 0,5 µm und Filteranströmgeschwindigkeit u 0 < 10 m/s bedeutsam<br />

und<br />

- ein Sperreffekt bringt für größere Partikeln in Größenordnung der Faserdurchmesser<br />

d/d F > 1 zunehmende Auftreffwahrscheinlichkeiten<br />

⎛<br />

WA<br />

1,6 ⎜<br />

ε<br />

= ⋅<br />

⎝ Φ<br />

u<br />

d<br />

F<br />

ε,Ku<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

1/ 3<br />

⋅ Pe<br />

−2 / 3<br />

P<br />

ε<br />

+ 0,6<br />

Φ<br />

F<br />

ε,Ku<br />

( d / d )<br />

F<br />

⋅<br />

1+<br />

d / d<br />

2<br />

F<br />

mit (4.480)<br />

0<br />

Pe<br />

P= Partikel-PECLET-Zahl (4.481)<br />

DP<br />

k<br />

BTCu<br />

DP= Partikeldiffusionskoeffizient (4.482)<br />

3πηd<br />

CUNNINGHAM-Korrektur, da<br />

c<br />

W<br />

= c ⋅ Cu entsprechend Gl.(4.24)<br />

W, St<br />

⎧ ⎡<br />

⎛ 0,435 ⎞⎤⎫<br />

Cu = ⎨1<br />

+ Kn ⋅ ⎢2,492<br />

+ 0,84 ⋅ exp⎜<br />

− ⎟ ⎬<br />

⎩<br />

Kn<br />

⎥ , (4.483)<br />

⎣<br />

⎝ ⎠ ⎦ ⎭<br />

und einer Packungsdichtefunktion (sog. „hydrodynamischer Faktor“) des Filtermittels<br />

nach KUWABARA:<br />

1 1 1 2<br />

Φ ε , Ku=−<br />

ln(1−ε<br />

F)<br />

+ ( −εF)<br />

− (1−ε<br />

F)<br />

. (4.484)<br />

2 4 4<br />

Darüber hinaus lassen sich auch noch Auftreffwahrscheinlichkeitsanteile durch<br />

- Widerstandskraft<br />

- Trägheitskraft<br />

- elektrostatische Kraft<br />

mittels dimensionsloser Kennzahlen beschreiben:<br />

W = f ( ψ,<br />

Re , Fr , ρ / ρ , K ) . (4.485)<br />

A<br />

F<br />

P<br />

s<br />

g<br />

el<br />

−1<br />

ρ d u<br />

18ηd<br />

2<br />

s 0<br />

ψ =<br />

Trägheitszahl (4.486)<br />

F<br />

u<br />

0d<br />

Fρg<br />

Re<br />

F=<br />

Filtermittel-REYNOLDS-Zahl (4.487)<br />

η<br />

Fr<br />

P<br />

u<br />

ρ<br />

2<br />

=<br />

0 g<br />

Partikel-FROUDE-Zahl (4.488)<br />

gdρ<br />

s<br />

Partikelhaftung an den Faser tritt ein, wenn<br />

- keine Partikelzerkleinerung auftritt;<br />

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320<br />

- durch den Aufprall energiereicher Partikeln nicht schon abgeschiedene Partikeln<br />

wegschlagen;<br />

- die Widerstandskraft, die bei der Anströmung auf die schon abgeschiedenen<br />

Partikeln einwirkt, kleiner ist als die Haftkraft, die sie festhält;<br />

- die Ablöseenergie, die am Ende der Stoßphase zur Verfügung steht, nicht<br />

größer sein darf als die Haftenergie, die die Partikeln festhält.<br />

Die vorletzte Bedingung ist gewöhnlich erfüllt, da Geschwindigkeiten über 5<br />

m/s notwendig sind, um selbst größere Agglomerate abzublasen [s. LÖF-<br />

FLER]. Unter Annahme plastischer Deformation der Kontaktstellen beim Partikel-Faser-Stoß<br />

lässt sich für die letztere Bedingung die Geschwindigkeit nach<br />

HILLER abschätzen, ab der mit dem Beginn des Abprallens der Partikeln zu<br />

rechnen ist:<br />

2 1/ 2<br />

( 1−<br />

k<br />

pl<br />

) 1 CH<br />

vkrit<br />

= ⋅ ⋅<br />

2<br />

2<br />

k d π ⋅ a ⋅ 6 ⋅ ρ ⋅ p<br />

(4.489)<br />

pl<br />

mit der plastischen Stoßzahl (siehe Gl.(4.254) und Tabelle 4.13)<br />

s<br />

f<br />

k<br />

2<br />

pl<br />

E<br />

kin,0−E<br />

pl<br />

= . (4.490)<br />

E<br />

kin,0<br />

E<br />

E pl<br />

kin,0<br />

p f ≈ 3⋅σ F<br />

C H = 3...45⋅10 -20 J<br />

a<br />

P<br />

0<br />

2<br />

≈ m ⋅ v / 2 kinetische Energie der Partikeln vor dem Stoß, Partikelgeschwindigkeit<br />

v 0 ≈ u 0 Anströmgeschwindigkeit<br />

plastische Deformationsenergie der Partikeln<br />

plastischer Fließdruck (≈3⋅Fließgrenze bei Zugbeanspr.),<br />

Mikrohärte, bei sehr steifen Glasfasern p f ≈ 5 GPa<br />

HAMAKER-Konstante<br />

Partikel-Faser-Mindestabstand (= a 0 ≈ 0,3...0,4 nm<br />

Abstand des molekularen Kräftegleichgewichtes von<br />

Anziehung und Abstoßung, siehe auch Abschnitt 6.1<br />

MVT_e_6.doc)<br />

Mit dem „plastischen Repulsionskoeffizienten“ κ p des plastischen Deformationsanteiles<br />

bei Wirkung von VAN-DER-WALS-Kräften (Platte-Platte-Modell<br />

der Kontaktflächen, siehe Abschnitt 6.1 MVT_e_6.doc - kappap):<br />

C<br />

κ<br />

p<br />

=<br />

(4.491)<br />

6 ⋅ π ⋅ ⋅p<br />

H<br />

3<br />

a<br />

0<br />

f<br />

folgt einfach<br />

2 1/ 2<br />

( 1−<br />

k<br />

pl<br />

) a 6 ⋅ pf<br />

vkrit<br />

= ⋅ ⋅ κ<br />

2<br />

p<br />

⋅<br />

k d ρ<br />

. (4.492)<br />

pl<br />

s<br />

Bem.: Dieser dimensionslose Kennwert κ p lässt sich auch aus dem inneren<br />

Reibungswinkel ϕ i und dem stationären (inneren) Reibungswinkel ϕ st über den,<br />

mittels Scherversuchen bestimmbaren, elastisch-plastischen Kontaktverfesti-<br />

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321<br />

gungskoeffizienten κ = tan ϕ / tan ϕ −1<br />

(MVT_e_6.doc - kappa) herausrechnen.<br />

Tabelle 4.13: Stoßzahlklassen nach HILLER<br />

k pl<br />

< 0,4<br />

st<br />

i<br />

Deformationsverhalten<br />

Oberflächenverhalten<br />

Beispiele<br />

sehr leicht plastisch deformierbar, viskoplastisch,<br />

Agglomerate mit Primärpartikelgrößen<br />

ausgeprägte Feinstruktur<br />

Rußflocken<br />

d 0,1<br />

auch folgend abgeschätzt werden, 1 < ψ < 10 und 0,01 < Re F < 1:<br />

Ψ+ 0,5<br />

= 1,03+<br />

(0,5ReF−1,5)<br />

⋅ 0,<br />

(4.493)<br />

WA 85<br />

und die Haftwahrscheinlichkeit für W H > 0,1; 1 < ψ < 20 u. 0,01 < Re F < 1:<br />

W<br />

H<br />

−1,09<br />

−0,37<br />

= 1,368⋅<br />

ψ ⋅ ReF<br />

. (4.494)<br />

Im Allgemeinen wird man zur Bestimmung des Abscheidegrades noch weitgehend<br />

auf experimentelle Arbeiten angewiesen sein, wobei als Haupteinflussgrößen<br />

die Anströmgeschwindigkeit u 0 , die Temperatur sowie experimentell<br />

ermittelte Kenngrößen des Filtermediums und des Staubes eingehen.<br />

Wesentlich für eine minimale Gebläseleistung und damit Betriebskosten sind<br />

eine gute Durchströmbarkeit und ein geringer Druckverlust. Bei laminarer Umströmung<br />

der zylindrischer Fasern gilt mit Re F < 1<br />

∆p<br />

16 1−ε<br />

= ⋅<br />

s 2 − ln Re ε<br />

F<br />

( u / ε )<br />

F<br />

F<br />

F<br />

η<br />

⋅ ⋅ u<br />

d<br />

2<br />

F<br />

0<br />

(4.495)<br />

0 F<br />

d<br />

Fρg<br />

Re<br />

F<br />

=<br />

Filtermittel-Re-Zahl (hier mit u ε !) (4.496)<br />

η<br />

s F<br />

Dicke der Filtermittelschicht<br />

und im verfahrenstechnisch bedeutsamen Übergangsbereich 1 < Re F < 50 mit<br />

der Summe der Teilwiderstände<br />

c<br />

const<br />

= c<br />

sowie const = 10 und c = 1,5 (4.497)<br />

Re<br />

W<br />

+<br />

F<br />

∆p<br />

s<br />

F<br />

=<br />

20 1−ε<br />

⋅<br />

π ε<br />

F<br />

F<br />

η<br />

⋅<br />

d<br />

2<br />

F<br />

⋅ u<br />

0<br />

3 1−ε<br />

+ ⋅<br />

π ε<br />

F<br />

2<br />

F<br />

ρ<br />

⋅<br />

d<br />

g<br />

⋅ u . (4.498)<br />

F<br />

2<br />

0<br />

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322<br />

Beispielsweise beträgt er für d F = 50 µm Fasern der Schichtdicke s F = 15 mm,<br />

ε F ≈ 0,98, u 0 = 0,5 ... 2 m/s ∆p ≈ 5 ... 50 Pa, wobei mit zunehmender Anströmgeschwindigkeit<br />

der Trägheitseinfluss des hinteren Terms ρ ⋅ immer<br />

2<br />

bedeutsamer<br />

wird.<br />

g<br />

u 0<br />

Nach dem Anwendungsbereich und dem daraus resultierenden Aufbau lassen<br />

sich Faserfilter in zwei große Gruppen einteilen: Speicherfilter und Abreinigungsfilter.<br />

Speicherfilter werden im Bereich geringer Staubgehalte (c s,g in mg/m³) eingesetzt,<br />

wie sie vornehmlich in der Klima- und Entlüftungstechnik vorliegen. Es<br />

handelt sich dabei meist um lockere Fasermatten mit Porositäten ε F > 90 bis 99<br />

%. Die Partikelabscheidung geschieht im Inneren der Filterschicht, und die im<br />

Vorstehenden nur kurz erörterten physikalisch begründeten Abscheidemodelle<br />

gelten entsprechend. Nach Staubsättigung werden diese Filtermedien verworfen,<br />

seltener gereinigt. Charakteristische Anströmgeschwindigkeiten betragen<br />

u 0 = 0,1 bis 3 m/s.<br />

Abreinigungsfilter dienen zur Abscheidung bei höheren Staubgehalten. Die<br />

Faserschichten werden hierbei als Tücher eingesetzt, und zwar früher fast ausschließlich<br />

als Gewebe, heute überwiegend als Vliese und Filze. Die Porosität<br />

dieser Filtermedien beträgt 70 bis 90 %. Die Abscheidung geschieht nur in der<br />

Anfangsphase innerhalb der Faserschicht und verlagert sich rasch an die Filteroberfläche.<br />

Die dort gebildete Staubschicht führt zu einem laufenden Ansteigen<br />

des Durchströmungswiderstandes. Deshalb werden diese Filter periodisch abgereinigt<br />

(unter Umständen im Abstand von wenigen Minuten). Die Anströmgeschwindigkeiten<br />

typischer Abreinigungsfilter liegen in der Regel zwischen u 0<br />

= 5 und 50 mm/s. Auch hinsichtlich ihrer Temperaturbeständigkeit haben Abreinigungsfilter<br />

eine bedeutende Entwicklung durchlaufen. Für den Temperaturbereich<br />

bis 150 °C steht eine Reihe von Fasermaterialien zur Verfügung. Mit<br />

Glas- und Mineralfasern lassen sich bis zu 300 °C und mit speziellen Stahlfasern<br />

sogar 600 °C erreichen. Einfluss auf die Auswahl eines Faserfilters hat<br />

auch dessen chemische Widerstandsfähigkeit.<br />

Die Bauarten von Abreinigungsfiltern lassen sich zu zwei Hauptgruppen zusammenfassen:<br />

Schlauchfilter und Taschenfilter.<br />

Bei den erstgenannten hat das Filtermedium zylindrische Schlauchform (Folie<br />

4.75.9a). Die Schläuche werden in Abhängigkeit von der Abreinigungsmethode<br />

entweder von außen nach innen oder umgekehrt durchströmt. Weiterhin sind<br />

Saugschlauchfilter und Druckschlauchfilter zu unterscheiden, je nachdem, ob<br />

sich der Ventilator in Strömungsrichtung hinter oder vor dem Filter befindet.<br />

Bei Taschenfiltern (Folie 4.75.9b) wird das Filtermedium über Rahmen gespannt,<br />

die an einer Seite für den Reingasaustritt offen Sind. Die Filtertaschen<br />

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323<br />

werden immer von außen nach innen durchströmt und dabei der Staub außen<br />

abgelagert.<br />

Eine wichtige Rolle spielt die Abreinigung der Filter. Hierbei sind Arbeitsschritte<br />

Unterbrechen des Rohgasstromes, Ablösen des Staubkuchens und Spülen<br />

des Filtermediums in zur Filterströmung entgegengesetzter Richtung abzugrenzen.<br />

Das Ablösen des Filterkuchens wird bei mechanisch abgereinigten<br />

Filtern durch Rütteln, Klopfen o.ä. bewirkt. Druckluftabgereinigte Filter erfordern<br />

die gleichen Arbeitsschritte, bewerkstelligen das Ablösen aber durch periodische<br />

Druckluftstöße.<br />

Verbreitet sind Schlauchfilter in Mehrkammerbauweise. Hierbei wird der Staub<br />

von innen an die Schläuche anfiltriert. Für die Abreinigung wird jeweils eine<br />

Kammer aus dem Gasstrom geschaltet.<br />

Die Vorteile von Faserfiltern, die als Abreinigungsfilter arbeiten, liegen im<br />

hohen Gesamtabscheidegrad R m bis 99 %, wobei Partikeln d > 0,1 µm erfassbar<br />

sind, der Anpassungsfähigkeit an Schwankungen der Gasmenge und des<br />

Staubgehaltes sowie dem breiten Einsatzbereich hinsichtlich der abscheidbaren<br />

Partikelngrößen. Von Nachteil sind die geringste Lebensdauer des Filtermediums<br />

und der daraus resultierende Wartungsbedarf.<br />

Schüttschichtfilter besitzen gegenüber den Faserfiltern eine geringere Bedeutung.<br />

Als Filtermedium verwendet man Kies, Sand u.ä. Anwendungsgebiete<br />

sind die Heiß- und Rauchgasentstaubung (z.B. in Kalk- und Sand u.ä. Anwendungsgebiete<br />

sind Heiß- und Rauchgasentstaubung (z.B. in Kalk- und Zementwerken,<br />

Kokereien). Die Abreinigung geschieht durch Rütteln der Filterkästen.<br />

Die hohe Trennwirkung der Faserfilter lässt sich mit ihnen nicht erreichen.<br />

4.7.3.5 Nassabscheider<br />

Der Entwicklung dieser Apparate liegt die Überlegung zugrunde, die Abscheidung<br />

feiner Partikeln aus dem Rohgasen dadurch zu erleichtern, dass man sie<br />

zunächst an Flüssigkeitstropfen ankoppelt (Heterokoagulation) und somit das<br />

Abscheideverhalten im Trennraum von der wesentlich höheren Masse der Partikeln-Flüssigkeits-Aggregate<br />

bestimmt wird. Auch Dampfkondensationseffekte<br />

können dazu herangezogen werden.<br />

Für die Trennfunktion T(d) eines Nassabschneiders lässt sich analog Gl.(4.476)<br />

ebenfalls schreiben:<br />

T(d)<br />

= 1 − exp( − k ⋅ ϕ (d)) . (4.499)<br />

W<br />

N<br />

Für den Parameter k F ist hier der bezogene Wasserverbrauch zu setzen:<br />

k = V<br />

/ V<br />

W<br />

W<br />

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;V<br />

Volumenstrom an Waschflüssigkeit bzw. Rohgas<br />

V W<br />

324<br />

ϕ N (d) stellt das sog. spezifische Reinigungsvolumen dar, das als das Verhältnis<br />

des von einem Tropfen längs seines Flugweges im Abscheider gereinigten<br />

Gasvolumens zum Tropfenvolumen definiert ist. Analog zum Faserabscheidegrad<br />

Gl.(4.478) ist also<br />

ϕ N = W A W H . (4.500)<br />

W A<br />

W H<br />

Auftreffwahrscheinlichkeit eines Staubpartikels<br />

Haftwahrscheinlichkeit eines Staubpartikels<br />

Die Auftreffwahrscheinlichkeit der Staubpartikeln wird durch den Wirkungsquerschnitt<br />

d w der Partikelbahn und die Tropfengröße d l bestimmt.<br />

W<br />

⎛ d<br />

⎜<br />

⎝<br />

⎟ ⎞<br />

⎠<br />

2<br />

w<br />

A= ⎜ . (4.501)<br />

dl<br />

Die Trägheitszahl und die REYNOLDS-Zahl werden mit der Tropfengröße d l<br />

gebildet<br />

ρ ⋅ d ⋅ u<br />

18 ⋅ η⋅ d<br />

2<br />

s 0<br />

ψ =<br />

(4.502)<br />

l<br />

u0dlρg<br />

Re<br />

l=<br />

Tropfen-REYNOLDS-Zahl (4.503)<br />

η<br />

und die Auftreffwahrscheinlichkeit ist dann<br />

b<br />

⎛ ψ<br />

WA<br />

a<br />

⎟ ⎞<br />

= ⎜<br />

mit (4.504)<br />

⎝ +ψ ⎠<br />

Re l a b<br />

< 1 0,65 3,7<br />

10 ... 20 1,24 1,95<br />

40 1,03 2,07<br />

60 ... 80 0,506 1,84<br />

>> 1 0,25 2<br />

Bei dieser Betrachtungsweise kann die Haftwahrscheinlichkeit für üblicherweise<br />

benetzende Waschflüssigkeiten W H = 1 gesetzt und Kondensationseffekte<br />

vernachlässigt worden.<br />

Um die Staubpartikeln mit der Flüssigkeit (Waschwasser) in Kontakt zu bringen,<br />

ist eine große Anzahl apparativer Varianten ausgearbeitet worden. Die<br />

sich auf wenige Grundtypen zurückführen lassen:<br />

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325<br />

In Düsenwäschern (Waschtürme, Folie 4.75.10a) wird das Wasser durch Zerstäubungsdüsen<br />

in das von unten nach oben mit etwa 1 bis 2 m/s strömende<br />

Gas versprüht. Der Abscheideraum ist entweder frei von Einbauten oder mit<br />

solchen ausgestattet. Da die Trennkorngröße d T im Bereich d T = 0,7 bis 1,5 µm<br />

liegt, ist die Abscheidung für die Partikelgrößen d < 5 µm unbefriedigend. Der<br />

Druckverlust liegt im Bereich ∆p = 0,2 bis 2,5 kPa und der bezogene Wasserverbrauch<br />

bei / V<br />

= 0,05 bis 5 l/m³.<br />

V W<br />

Wirbelwäscher (Folie 4.75.10b) werden in einer Reihe von Ausführungsformen<br />

angeboten. Der Rohrgasstrom prallt zunächst auf einen Wasserspiegel,<br />

wobei eine gewisse Vorabscheidung stattfindet, und wird dann durch einen<br />

strömungsgünstig geformten Kanal geführt. Dabei reißt das beschleunigte Gas<br />

aus dem Rohgasraum Flüssigkeit mit, die an den Umlenkkanten zerstäubt wird.<br />

In dieser Zone erfolgt die Heterokoagulation und geschieht vor allem die Staubabscheidung.<br />

Die Gasgeschwindigkeiten in der Wirbelzone betragen u 0 = 10<br />

bis 20 m/s. Daraus folgen Druckverluste von ∆p = 1,5 bis 3 kPa. Die Trennwirkung<br />

dieser Abscheider ist empfindlich gegenüber Durchsatzschwankungen.<br />

Sinkt der Gasdurchsatz, so wird die Waschflüssigkeit nur ungenügend zerstäubt,<br />

und der Abscheidegrad verschlechtert sich deutlich. Bei zu hohem Gasdurchsatz<br />

wird dagegen der Rohgas-Wasserspiegel so weit abgesenkt, dass die<br />

Beflutung der Wirbelzone abreißt und sich deshalb auch bei Überlast eine<br />

schlechtere Abscheidung ergibt. Weiterhin ist die Neigung zur Schaumbildung<br />

ausgeprägt. Vorteile sind der relativ niedrige Preis, die geringere Verstopfungsneigung<br />

und der geringere Wartungsaufwand. Die Trennkorngröße liegt<br />

bei d T = 0,6 bis 0,9 µm.<br />

In Rotationswäschern (Folie 4.75.10c) wird die Waschflüssigkeit mittels rotierender<br />

Einbauten verdüst. Das Rohgas tritt tangential ein und strömt in einer<br />

Umlaufströmung aufwärts, wobei es eine oder zwei Waschzonen passiert, in<br />

denen durch die mit 60 bis 70 m/s Umfangsgeschwindigkeit rotierende Zerstäuber<br />

ein dichter Schleier feiner Tröpfchen erzeugt wird. Die Tropfen werden<br />

an die Gehäusewand geschleudert, wo sie als Film ablaufen. Zur Abscheidung<br />

der feinen Tröpfchen ist der Gehäuseoberteil meist zyklonenartig ausgebildet.<br />

Die Waschflüssigkeit ( / V<br />

= 1 bis 3 l/m³) wird im Kreislauf geführt. Der<br />

V W<br />

Druckverlust liegt unter 1 kPa, die Trennkorngröße im Bereich d T = 0,1 bis 0,5<br />

µm. Wäscher dieser Art sind unempfindlich gegenüber Durchsatzschwankungen<br />

und besonders für hohe Staubeingangskonzentrationen (c s,g bis zu 300<br />

g/m³) sowie für schäumende Materialien geeignet. Nachteilig ist die aufwendige<br />

Konstruktion mit relativ großen bewegten Teilen.<br />

VENTURI-Wäscher (Folie 4.75.10d) sind weit verbreitete Hochleistungswäscher.<br />

Von ihnen existieren zahlreiche Ausführungsformen. In einem konvergenten<br />

Einlaufteil wird das Gas auf Geschwindigkeiten zwischen 50 und 150<br />

m/s beschleunigt. In der sog. Kehle, d.h. der Zone der höchsten Gasgeschwin-<br />

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digkeit, wird durch Bohrungen am Umfang senkrecht zum Gasstrom Wasser<br />

eingespritzt, das durch die Scherkräfte des Gases in feine Tröpfchen zerrissen<br />

wird. Der anschließende Diffuser bewirkt durch die Verzögerung der Strömung<br />

einen teilweisen Druckrückgewinn. Der Wasserverbrauch liegt im Bereich<br />

/ V<br />

= 1 bis 5 l/m³. Der Druckverlust beträgt 3 bis 20 kPa und wird sowohl<br />

V W<br />

von der Gasgeschwindigkeit als auch der zu zerteilenden und zu beschleunigenden<br />

Wassermenge bestimmt. Die Trennkorngröße kann 0,05 µm und darunter<br />

erreichen. Auch Venturi-Wäscher sind verständlicherweise empfindlich<br />

gegenüber Durchsatzschwankungen.<br />

Nassentstauber besitzen heute ein weites industrielles Anwendungsfeld, weil<br />

sie an unterschiedliche Bedingungen anpassungsfähig sind. Allerdings darf das<br />

mit dem Wäscherbetrieb gekoppelte Problem der Wasserklärung nicht übersehen<br />

werden.<br />

4.7.3.6 Tropfenabscheider<br />

Wesentlich für den Einsatz der dargestellten Tropfenabscheider ist die Tropfengrößenverteilung.<br />

Im Allgemeinen ist damit zu rechnen, dass durch Kondensation<br />

entstehende Tropfen kleiner als 3 µm sind. Aus Flüssigkeitsoberflächen<br />

mitgerissene Tropfen sind normalerweise größer als 5 µm. Allerdings<br />

erfolgt in Rohrkrümmern und in Gebläsen bereits ein Abscheiden des Grobanteils.<br />

Die erforderliche Tropfengrößenanalyse ist mit den meisten für Feststoffteilchen<br />

geeigneten Methoden wegen der Koaleszenz nicht möglich.<br />

Für das Abscheiden von Tropfen aus Gasströmen werden hauptsächlich Trägheitseffekte<br />

und elektrische Feldwirkungen genutzt. Beim Tropfenabscheiden<br />

spielen vergleichbare Wirkprinzipien wie bei der Staubabscheidung eine Rolle,<br />

wobei die Koaleszenz der Tropfen u.U. Vorteile bezüglich der abgeschiedenen<br />

Stoffe bringt. Die wesentlichsten Wirkprinzipien für das Tropfenabscheiden<br />

sind Querstromtrennungen im Zentrifugalkraftfeld (Zyklon) oder im elektrischen<br />

Feld, Trägheitseffekte bei plötzlichen Umlenkungen und die Rückhaltewirkung<br />

durchströmter Filterschichten.<br />

Die Zentrifugalkraftabscheidung erfolgt in Zyklonen vornehmlich kleiner Baugröße,<br />

um die Trenntropfengröße gering zu halten. Die Tropfenkoaleszenz begünstigt<br />

die Abscheidewirkung. Allerdings ist zu beachten, dass die abgeschiedenen<br />

Tropfen an der Wand einen Flüssigkeitsfilm bilden, der infolge der<br />

Druckverhältnisse und Sekundärströmungen auch in Richtung Zyklondeckel<br />

fließt und somit in den Oberlauf gelangen kann. Abtropfring am Zyklondeckel<br />

oder gesonderte Abführung des Flüssigkeitsfilmes sind zur Sicherung der<br />

Trennung erforderlich.<br />

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Die Abscheidung in Verbindung mit plötzlichen Umlenkungen des Gasstromes<br />

wird hauptsächlich in Lamellenabscheidern realisiert. Diese relativ einfach<br />

aus Kunststoff- oder Blech-Profilplatten herzustellen. In Fangrinnen wird der<br />

Flüssigkeitsfilm abgeführt.<br />

Als Filterschichten kommen übliche Füllkörperschichten (Raschigringe, Sattelkörper<br />

oder Prallringe) und vor allem Dingen Drahtgestrickpakete zum Einsatz.<br />

Letztere stellen etwa 50 bis 100 Lagen relativ grobmaschiger Drahtgestricke<br />

mit Drahtdurchmessern von etwa 250 µm dar. Damit können Tropfen bis<br />

zu Durchmessern von 0,6 µm abgeschieden werden. Auch Glasfaserpackungen<br />

werden zunehmend als Filterschichten für die Tropfenabscheidung eingesetzt.<br />

Die Nutzung elektrischer Felder erfolgt in Elektrofiltern, die den für die Staubabscheidung<br />

üblichen ähnlich sind. Infolge der Tropfenkoaleszenz entfallen<br />

einige bei der Abscheidung von Stäuben bekannte Schwierigkeiten.<br />

Für die Tropfengrößenmessung im Größenbereich 0,5 bis 20 µm in Gasströmen<br />

ist hauptsächlich der Kaskadenimpaktor einsetzbar. Er besteht aus mehreren<br />

hintereinandergeschalteten Düsen-Prallplatten-Einheiten mit abnehmenden<br />

Düsen-Durchmesser. Nach Absaugen eines Teilgasstromes werden die Tropfen<br />

auf den Prallplatten abgeschieden. Jeder Prallplatte kann durch Kalibrieren eine<br />

mittlere Tropfengröße zugeordnet werden. Nach Bestimmung der auf den einzelnen<br />

Platten abgeschiedenen Flüssigkeitsmengen sind die erforderlichen<br />

Aussagen zur Ermittlung der Trennfunktion verfügbar.<br />

4.8 Schwerpunkte und Kompetenzen<br />

Anhand dieser Schwerpunkte können Sie Ihr Wissen und Ihre verfahrenstechnischen<br />

Kompetenzen überprüfen:<br />

• Physikalische Grundlagen und Mikroprozesse:<br />

Partikelbewegung im Fluid, Partikelumströmung, Kräftebilanz und stationäre<br />

Sinkgeschwindigkeit, Mikro- und Makroturbulenz, turbulente<br />

Partikeldiffusion;<br />

• Prozessbewertung:<br />

Prozessbewertung mittels Trennmodelle der turbulenten Querstromund<br />

Gegenstromklassierung, prozessbestimmender Einfluss der Turbulenz;<br />

• Prozessauslegung:<br />

Aufbau, Wirkprinzipien, Prozessauslegung, Apparate- und Maschinenparameter<br />

sowie Einsatzgebiete ausgewählter Klassierer (laminarer<br />

Querstromklassierer, Hydrozyklone, Windsichter, Zentrifugalradsichter);<br />

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