Stromklassierung - Lehrstuhl Mechanische Verfahrenstechnik
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180<br />
4 <strong>Stromklassierung</strong> 181<br />
4.1 Relativbewegung der Partikel in einem Fluid .............................. 182<br />
4.1.1 Wirkende Strömungs- und Feldkräfte .................................. 183<br />
4.1.1.1 Umströmungsbedingungen und Widerstand einer Kugel. 184<br />
4.1.1.2 KNUDSEN-Diffusion und Widerstand ultrafeiner Partikel186<br />
4.1.1.3 Turbulente Anströmung und Widerstand einer Kugel ..... 187<br />
4.1.1.4 Dynamischer Auftrieb einer Kugel ................................... 188<br />
4.1.2 Bewegung steifer Partikel in einer stationären Strömung .... 191<br />
4.1.2.1 Stationäre Partikelbewegung ............................................ 191<br />
4.1.2.1.1 Stationäre Sinkgeschwindigkeit glatter Kugeln ......... 191<br />
4.1.2.1.2 BROWN’sche Molekularbewegung und Sedimentation<br />
ultrafeiner Partikel ...................................................... 195<br />
4.1.2.1.3 Partikelform und stationäre Sinkgeschwindigkeit ...... 196<br />
4.1.2.2 Gleichmäßig beschleunigte Partikelbewegung ................. 197<br />
4.1.2.2.1 Freier Fall und senkrechter Wurf eines Partikels ....... 197<br />
4.1.2.2.2 Kräftegleichgewicht für homogene Umströmung ...... 201<br />
4.1.2.2.3 Analytische Lösungen für laminare Umströmung ...... 202<br />
4.1.2.2.4 Näherungslösungen für turbulente Umströmung ....... 205<br />
4.1.3 Bewegung deformierbarer Partikel in stationärer Strömung 214<br />
4.1.4 Bewegung von Partikelschwärmen ...................................... 214<br />
4.1.5 Homogene Durchströmung von Partikelschichten ............... 218<br />
4.1.5.1 Stationäre Durchströmung von Partikelschichten ............ 218<br />
4.1.5.2 Sedimentation einer gleichmäßig beschleunigten und durchströmten<br />
Partikelschicht ................................................... 218<br />
4.1.5.2.1 Analytische Lösungen für laminare Durchströmung .. 221<br />
4.1.5.2.2 Näherungslösungen für turbulente Durchströmung ... 228<br />
4.1.5.3 Beschleunigtes Auslaufverhalten und Durchströmung .... 233<br />
4.1.6 Partikelbewegung im Fliehkraftfeld einer Wirbelströmung . 235<br />
4.2 Turbulente Transportvorgänge ..................................................... 239<br />
4.2.1 Kennzeichnung von turbulenten Strömungen ...................... 239<br />
4.2.2 Transportvorgänge in turbulenten Strömungen .................... 251<br />
4.2.2.1 Turbulenter Transport in Einphasenströmungen .............. 252<br />
4.2.2.2 Mischkinetik der Mikro- und Makroturbulenz ................. 253<br />
4.2.2.3 Turbulenter Partikeltransport............................................ 254<br />
4.3 Trennmodelle und Trennerfolg des Stromklassierens .................. 259<br />
4.3.1 Allgemeines Bilanzmodell - FOKKER-PLANCK-Gleichung259<br />
4.3.2 Querstromklassierung ........................................................... 263<br />
4.3.2.1 laminare Querstromhydroklassierung ............................... 263<br />
4.3.2.2 turbulente Querstromklassierung...................................... 265<br />
4.3.3 Turbulente Gegenstromklassierung ...................................... 268<br />
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181<br />
4.3.4 Kennzeichnung des Trennerfolges des Stromklassierprozesses .<br />
.............................................................................................. 278<br />
4.4 Hydroklassierung .......................................................................... 279<br />
4.4.1 Schwerkraft-Hydroklassierer ................................................ 279<br />
4.4.2 Zentrifugalkraft-Hydroklassierer .......................................... 282<br />
4.5 Windsichten .................................................................................. 288<br />
4.5.1 Prozessziele des Windsichtens ............................................. 288<br />
4.5.2 Partikeltrennung in einer Wirbelsenke ................................. 288<br />
4.5.2.1 Modell der Spiralwindsichtung und Trennkorngröße ...... 288<br />
4.5.2.2 Turbulenzmodell der Trennkorngröße .............................. 290<br />
4.5.3 Wirkprinzipien der Windsichtung ........................................ 294<br />
4.5.4 Windsichter ........................................................................... 296<br />
4.5.4.1 Schwerkraft-Windsichter .................................................. 298<br />
4.5.4.2 Zentrifugalkraft-Windsichter ............................................ 299<br />
4.6 Mehrstufige turbulente Querstrom-Aerotrennung im Zick-Zack-Kanal<br />
...................................................................................................... 302<br />
4.6.1 Stationäre Partikelanzahlkonzentrationsverteilung .............. 302<br />
4.6.2 Trennfunktion für die mehrstufige Trennung ....................... 302<br />
4.6.2.1 Trennfunktion, Trennmerkmale und Trennschärfe ........... 302<br />
4.6.2.2 Wirksame Trennstufenzahl und Trennstufen-Ausnutzungsgrad.<br />
.......................................................................................... 302<br />
4.6.2.3 Prozessbewertung mehrstufiger Querstromtrennungen .... 302<br />
4.7 Staubabscheiden ........................................................................... 304<br />
4.7.1 Entstauben ............................................................................ 304<br />
4.7.2 Staubabsaugung .................................................................... 306<br />
4.7.3 Staubabscheidung ................................................................. 307<br />
4.7.3.1 Schwerkraftabscheider ...................................................... 308<br />
4.7.3.2 Zentrifugalkraftabscheider ................................................ 309<br />
4.7.3.3 Elektrische Abscheider ..................................................... 314<br />
4.7.3.4 Filtrationsabscheider ......................................................... 317<br />
4.7.3.5 Nassabscheider ................................................................. 323<br />
4.7.3.6 Tropfenabscheider ............................................................ 326<br />
4.8 Schwerpunkte und Kompetenzen ................................................. 327<br />
4 <strong>Stromklassierung</strong><br />
Bei der <strong>Stromklassierung</strong> ist es notwendig, von vornherein zwischen der<br />
- Hydroklassierung (nasse <strong>Stromklassierung</strong>) und der<br />
- Aeroklassierung zu unterscheiden, wobei man letztere im deutschen Fachschriftentum<br />
überwiegend als Windsichtung bezeichnet, siehe Folie 4.1. Das<br />
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182<br />
einem Stromklassierer aufgegebene Partikelkollektiv nennt man Klassiergut.<br />
Die Produkte der Klassierung heißen<br />
- Klassierergrobgut, Klassiererunterlauf oder Sande und<br />
- Klassiererfeingut, Klassiererüberlauf oder Schlämme.<br />
4.1 Relativbewegung der Partikel in einem Fluid<br />
Die Bewegung einzelner Partikel in einem Fluid ist der wesentliche Mikroprozess<br />
bei den Trennprozessen, z.B. Stromklassieren, Sedimentieren, Staubabscheiden,<br />
Magnetscheiden, Separieren von Emulsionen aber auch bei anderen<br />
mechanischen Prozessen, z. B. Prallzerkleinerung, Begasen von Flüssigkeiten.<br />
Bei der nachfolgenden Darlegung wird davon ausgegangen, dass die<br />
Grundlagen der Mehrphasenströmungen bereits im Teil "Strömungsmechanik"<br />
des Lehrwerkes <strong>Verfahrenstechnik</strong> dargestellt worden sind.<br />
Ein in einem Fluid suspendiertes Partikel kann einer Translation und einer<br />
Rotation unterworfen sein. Im Folgenden soll vor allem die Translation verfolgt<br />
werden. Man hat die Geschwindigkeit u des Fluids und die Geschwindigkeit<br />
v des Partikels relativ zur Strömung infolge des Einwirkens einer<br />
äußeren Feldkraft F F<br />
zu unterscheiden.<br />
In einem ortsfestem Koordinatensystem, z. B. für das Trennergebnis in einem<br />
Gegenstromtrennapparat ist die Partikelabsolutgeschwindigkeit v entscheidend,<br />
die sich aus der vektoriellen Überlagerung von v und u ergibt:<br />
<br />
= u + v . (4.1)<br />
v a<br />
s<br />
Die Partikelabsolutgeschwindigkeit bezieht sich auf ein festes Apparatehöhenniveau<br />
(sog. EULER-Koordinaten in der Strömungsmechanik). Zählt man die<br />
Strömungsrichtung von u nach oben positiv wie die Höhen- oder y-Koordinate<br />
↑ , so ist die Partikelgeschwindigkeit v in Richtung des Kraftfeldes F <br />
F<br />
↓ dem<br />
entgegengerichtet und negativ anzusetzen, siehe Folie 4.2:<br />
<br />
v a<br />
= u − v . (4.2)<br />
<br />
Für den Fall eines ruhenden Fluides u = 0 wird folglich die Partikelabsolutgeschwindigkeit<br />
ebenfalls negativ<br />
<br />
v a<br />
= −v<br />
. (4.3)<br />
<br />
Man bezeichnet − v= −v<br />
dann als die Sinkgeschwindigkeit (Fallgeschwindigkeit)<br />
des Partikels im ruhenden Fluid. Ist demgegenüber die Partikelabsolutgeschwindigkeit<br />
v a<br />
<br />
= 0 , d.h.<br />
<br />
v = u , (4.4)<br />
a<br />
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183<br />
so nennt man u im stationären Fall die Schwebegeschwindigkeit. Feine Partikeln<br />
mit v s < u werden mit der Strömung mitgeschleppt (Feingut), grobe Partikeln<br />
mit v s > u sedimentieren entgegen der Fluidströmung aus.<br />
Wirkt die Fluidgeschwindigkeit u ↓ in die gleiche Richtung wie das Kraftfeld<br />
F ↓ F<br />
(Gleichstrom) werden die Vektoren wiederum addiert (Folie 4.2):<br />
<br />
= −v<br />
− u . (4.5)<br />
v a<br />
Ist das Partikel klein gegenüber der räumlichen Ausdehnung des umgebenden<br />
Strömungsfeldes, kann man die Anströmung als gleichförmig ansehen und die<br />
momentane Anströmgeschwindigkeit der Relativgeschwindigkeit u <br />
r<br />
zwischen<br />
Fluid und Partikel gleichsetzen:<br />
<br />
= u − v . (4.6)<br />
u r<br />
Die Beschleunigungen<br />
<br />
, v und u , die die Gleichung<br />
u r<br />
<br />
= u − v <br />
(4.7)<br />
u r<br />
ebenfalls erfüllen müssen, können beliebige andere Richtungen besitzen als die<br />
entsprechenden Geschwindigkeiten.<br />
4.1.1 Wirkende Strömungs- und Feldkräfte<br />
Auf ein in einem Fluid suspendiertes Partikel können folgende Kräften einwirken<br />
(Folie 4.2 unten):<br />
Für eine auf ein Partikel wirkende Feldkraft F F<br />
(Schwerkraft, Zentrifugalkraft<br />
u.a.) gilt:<br />
<br />
F = V ⋅ρ ⋅a<br />
, (4.8)<br />
F<br />
P<br />
s<br />
wobei V P das Partikelvolumen, ρ s die Partikeldichte und a die durch das Kraftfeld<br />
bewirkte Beschleunigung bedeuten.<br />
Als Folge einer Anströmung wirken auf ein Partikel weiterhin im allgemeinsten<br />
Fall ein Drehmoment und eine Kraft F R<br />
. Letztere kann man in eine Komponente<br />
in Richtung der Relativgeschwindigkeit u r<br />
, die Widerstandkraft<br />
<br />
oder Schleppkraft F W<br />
, und eine Komponente senkrecht zu u r<br />
, den dynamischen<br />
Auftrieb F D<br />
<br />
, siehe auch Folie 4.3, zerlegen.<br />
<br />
Für den Widerstand F W<br />
, eines umströmten Körpers gilt allgemein:<br />
<br />
<br />
u<br />
r<br />
⋅ u<br />
r<br />
FW<br />
= cW<br />
⋅ A<br />
P<br />
⋅ ρf<br />
⋅<br />
(4.9)<br />
2<br />
wobei A P die angeströmte Querschnittsfläche des Partikels, c W den Widerstandsbeiwert<br />
und ρ f die Fluiddichte bedeuten.<br />
In einer dimensionslosen Darstellung ließe sich in Skalardarstellung schreiben:<br />
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184<br />
= 2FW<br />
/ A<br />
P<br />
∆p<br />
Druckkraft<br />
≡ =<br />
2<br />
ρ ⋅ u ρ ⋅ u Trägheitskraft<br />
Eu<br />
(4.10)<br />
cW =<br />
2<br />
f r f r<br />
mit Eu = EULER-Zahl als dimensionlose Kennzahl.<br />
Die speziellen Widerstandsgesetze gelten entsprechend der Ähnlichkeitstheorie<br />
nur für genau zu beachtende Prozessbedingungen. Unter der Voraussetzung<br />
‣ einer geradlinigen stationären, laminaren bzw. schwach turbulenten<br />
Anströmung,<br />
‣ Vorliegen geometrisch ähnlicher Partikeln<br />
‣ und festgelegtem Anströmprofil<br />
‣ sowie Vorliegen eines Fluids mit NEWTONschem Verhalten<br />
das unter den gegebenen Umströmbedingungen als<br />
• inkompressibel und<br />
• unendlich ausgedehnt betrachtet werden kann,<br />
τ = η⋅γ ,<br />
ist der Widerstandsbeiwert nur noch eine Funktion der REYNOLDS-Zahl Re<br />
als einer weiteren wesentlichen dimensionslosen Kennzahl,<br />
Eu = c = W<br />
f (Re)<br />
(4.11)<br />
Eine laminare bzw. schwach turbulente Anströmung ist gegeben, wenn es sich<br />
um die Partikelbewegung in einem ruhenden Fluid handelt.<br />
Strömt das Fluid demgegenüber selbst, so beeinflusst dessen Turbulenzgrad<br />
den Widerstand.<br />
<br />
Die Widerstandskraft F W<br />
, setzt sich aus einem<br />
• Zähigkeits- (bzw. Reibungs-) FW<br />
∝ η⋅<br />
u<br />
r<br />
und einem<br />
2<br />
• Trägheits- (bzw. Druckwiderstands-) anteil F ∝ ρ ⋅ u<br />
zusammen (η dynamische Fluidviskosität). Das Verhältnis beider Kräfte<br />
Trägheitskraft<br />
Re ibungskraft<br />
2<br />
ρf ⋅ u<br />
r<br />
⋅ d ρf<br />
⋅ u<br />
r<br />
⋅ d<br />
= = = Re<br />
(4.12)<br />
η⋅ u η<br />
r<br />
ergibt die REYNOLDS-Zahl Re. Bei niedrigen Re-Zahlen Re < 1 sind die<br />
Trägheitskräfte gegenüber den Zähigkeitskräften, die an der Partikeloberfläche<br />
angreifen, vernachlässigbar. Mit wachsender Re-Zahl werden die Trägheitskräfte<br />
in Form des auf die angeströmte Partikelfläche wirkenden Staudrucks<br />
zunehmend für den Gesamtwiderstand bestimmend.<br />
W<br />
f<br />
r<br />
4.1.1.1 Umströmungsbedingungen und Widerstand einer Kugel<br />
Der Widerstand der glatten Kugel war Gegenstand besonders intensiver Untersuchungen,<br />
siehe Folie 4.4.2. Im Bereich der schleichenden Strömung (Re<br />
< 0,25 ... 1) gilt das Gesetz von STOKES<br />
c W<br />
= 24 / Re<br />
(4.13)<br />
und für die Widerstandskraft gilt F ∝ u (η dynamische Fluidviskosität):<br />
W<br />
r<br />
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F<br />
185<br />
<br />
= 3⋅<br />
π ⋅η⋅ d ⋅ . (4.14)<br />
W<br />
u r<br />
• Für den Übergangsbereich (0,25 < Re < 10 3 ), in dem mit wachsender Re-<br />
Zahl der Widerstandsbeiwert weiter abnimmt, ist eine Reihe von Näherungsformeln<br />
entwickelt worden. Einige dieser Näherungsformeln, die zum<br />
Teil auch für die Nachbarbereiche gelten, sind in der Tabelle 3.1 des Handbuches<br />
der <strong>Mechanische</strong>n <strong>Verfahrenstechnik</strong> 1 zusammengestellt.<br />
• Während im STOKES-Bereich das Strömungsfeld auf der An- und Abströmseite<br />
das gleiche Bild bietet, bildet sich bei 24 < Re < 130 auf der Abströmseite<br />
ein laminar fließender Wirbel aus.<br />
• Bei 130 < Re < 1000 wird das Wirbelsystem instationär. Es lösen sich<br />
einzelne Wirbel ab, die eine Wirbelschleppe hinter der Kugel bilden.<br />
• Im Bereich 10 3 < Re < 2⋅10 5 , dem NEWTON-Bereich oder „quadratischer<br />
Bereich“ wegen F ∝ , ist c W nahezu konstant, und es kann angenähert<br />
2<br />
W<br />
u r<br />
c W = 0,44 (4.15)<br />
gesetzt werden.<br />
• Bei Re > 2⋅10 4 liegt eine turbulente Nachlaufströmung vor, während sich<br />
auf der Vorderseite eine laminare Grenzschicht ausgebildet hat.<br />
• Im Bereich Re c = (2 bis 4)⋅10 5 schlägt die laminare Grenzschicht in den<br />
turbulenten Zustand um (Bereich des Umschlagpunktes mit der kritischen<br />
REYNOLDS-Zahl Re c . Der Widerstandsbeiwert c W fällt auf etwa 0,07 ab<br />
und steigt infolge zunehmender Turbulenz der Grenzschicht anschließend<br />
wieder auf etwa 0,3 an.<br />
Der Bereich 0 < Re < Re c = 2⋅10 5 lässt sich befriedigend durch mehrtermige<br />
Formeln für c W erfassen, z.B. KASKAS (1970) /3.7./:<br />
24 4<br />
c W<br />
= + + 0,4 , (4.16)<br />
Re Re<br />
oder KÜRTEN, RAASCH und RUMPF 2 (1966) mit Abweichungen kleiner als<br />
4% für 0,1 < Re < 4 . 10 3<br />
21 6<br />
c W<br />
= + + 0,28 , (4.17)<br />
Re Re<br />
oder diese etwas modifiziert von MARTIN<br />
c<br />
2<br />
1 ⎛ 72 ⎞ 24 4 ⋅ 2 1<br />
= ⋅ ⎜ 1⎟<br />
= +<br />
3<br />
+<br />
Re<br />
(4.18)<br />
⎝ ⎠ Re Re 3<br />
W<br />
+<br />
© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />
1 Schubert, H., <strong>Mechanische</strong> Grundvorgänge und Mikroprozesse, S. 105, in Schubert, H. (Ed.)<br />
Handbuch der <strong>Mechanische</strong>n <strong>Verfahrenstechnik</strong>, WILEY-VCH Weinheim 2003<br />
2 Kürten, H., Raasch, J. und H. Rumpf, Beschleunigung eines kugelförmigen Feststoffteilchens<br />
im Strömungsfeld konstanter Geschwindigkeit, Chem.-Ing.-Techn. 38 (1966) 941-948<br />
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186<br />
oder BRAUER (1973) /3.8./<br />
24 3,73<br />
+<br />
0,5<br />
Re Re<br />
4,83⋅10<br />
−<br />
1+<br />
3⋅10<br />
⋅ Re<br />
⋅ Re<br />
−3<br />
0,5<br />
cW = +<br />
−6<br />
1, 5<br />
oder HAIDER und LEVENSPIEL (1989) 3<br />
c<br />
W<br />
0,6459 0,4251<br />
( 1+<br />
0,1806 ⋅ Re ) +<br />
−1<br />
0,49 , (4.19)<br />
24<br />
= ⋅<br />
, (4.20)<br />
Re<br />
1+<br />
6880,95⋅<br />
Re<br />
wobei die numerischen Koeffizienten jeweils von der Partikelform abhängen.<br />
• Zur Sinkgschwindigkeit glatter Kugeln in einem ruhenden Fluid, siehe<br />
Folie 4.5.<br />
• Der Widerstandsbeiwert glatter Kugeln ist in Folie 4.6.3 in Abhängigkeit<br />
von der Partikel-REYNOLDS-Zahl Re grafisch dargestellt.<br />
4.1.1.2 KNUDSEN-Diffusion und Widerstand ultrafeiner Partikel<br />
Bei partikelbeladenen Fluidströmungen nimmt man an, dass das Fluid ein Kontinuum<br />
ist. Diese Voraussetzung ist nicht mehr erfüllt, wenn die mittlere freie<br />
Weglänge der Fluidmoleküle λ f groß gegenüber der charakteristischen Abmessung<br />
des Strömungsfeldes, hier der Partikelgröße d, wird.<br />
Diese Molekularbewegung (KNUDSEN-Diffusion) wird mittels der so genannten<br />
KNUDSEN-Zahl beschrieben<br />
λf Kn = > 0,1 , (4.21)<br />
d<br />
mit der mittlere freie Weglänge von Luftmolekülen im Referenzzustand (Index<br />
0) bei 20°C und Normaldruck λ ≈ 0,05 m , wenn<br />
k<br />
⋅ T<br />
R⋅<br />
T<br />
= λ<br />
f ,0<br />
µ<br />
p<br />
⋅ ⋅<br />
B<br />
0<br />
λ<br />
f<br />
= =<br />
f ,0<br />
. (4.22)<br />
2⋅<br />
A<br />
p T<br />
M⋅<br />
p 2⋅<br />
A<br />
M⋅<br />
N<br />
A⋅<br />
p<br />
0<br />
k B = 1,38 . 10 -23 J/K BOLTZMANN-Konstante (= R/N A mit AVOGADRO-<br />
Zahl N A )<br />
π<br />
A ( ) 2<br />
M<br />
= ⋅ 2⋅<br />
d M<br />
Flächenbedarf des „Wirkungsquerschnittes“ (doppelter<br />
4<br />
Moleküldurchmesser) der oszillierenden Gasmoleküle<br />
d M = 0,2...0,5 nm Moleküldurchmesser von Gasen ( d 3<br />
M<br />
∝ M g<br />
Molmasse)<br />
Bei λ<br />
f<br />
> 0,1⋅<br />
d bzw. d < 10⋅<br />
λf<br />
≈ 0,5 µ m wird dann die KNUDSEN-Diffusion<br />
maßgeblich für den Widerstand. Mit der CUNNINGHAM-Korrektur in {...}-<br />
Klammern gilt damit für den verminderten Widerstandsbeiwert<br />
T<br />
© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />
3 Haider, A. and O. Levenspiel, (1989). Drag coefficient and terminal settling velocity of spherical<br />
and nonspherical particles, Powder Technology, 58, 63-70<br />
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c<br />
W<br />
24 ⎧ ⎡<br />
⎛ 0,435⎞⎤⎫<br />
= ⋅ ⎨1<br />
+ Kn ⋅ 2,492 0,84 exp ⎬<br />
Re<br />
⎢ + ⋅ ⎜ − ⎟<br />
⎩<br />
Kn<br />
⎥ , (4.23)<br />
⎣<br />
⎝ ⎠ ⎦⎭<br />
oder nach DAVIES (Zusammenfassung verschiedener Gleichungen) für<br />
0,1 < Kn < 1000 und Re < 0,25:<br />
c<br />
W<br />
24 ⎧ ⎡<br />
⎛ 0,55⎞⎤⎫<br />
= ⋅ ⎨1<br />
+ Kn ⋅ 2,514 0,8 exp ⎬<br />
Re<br />
⎢ + ⋅ ⎜ − ⎟<br />
⎩<br />
Kn<br />
⎥ . (4.24)<br />
⎣<br />
⎝ ⎠⎦⎭<br />
−1<br />
−1<br />
187<br />
Mit zunehmender KNUDSEN-Zahl, d.h., mit Erhöhung der mittleren freien<br />
Weglänge der Gasmoleküle (wenn Temperatur ⇑ und Druck ⇓, ⇒ zunehmender<br />
Schlupf zwischen Partikeln und Gasmolekülen) und abnehmender Partikelgröße<br />
nimmt der Strömungswiderstand ab.<br />
4.1.1.3 Turbulente Anströmung und Widerstand einer Kugel<br />
Den bisherigen Betrachtungen war laminare bzw. schwach turbulente Anströmung<br />
zugrunde gelegt worden. Dies entspricht vielfach jedoch nicht den<br />
gegebenen verfahrenstechnischen Bedingungen, weil ausgesprochen turbulente<br />
Anströmung vorliegt. In einer turbulenten Strömung überlagern sich der<br />
Hauptströmung die zufälligen räumlichen Schwankungsbewegungen von<br />
Fluidelementen (Fluidballen) verschiedener Größe und Geschwindigkeit (siehe<br />
hierzu 4.2.1).<br />
Suspendierte Partikeln folgen diesen Schwankungsbewegungen nach Maßgabe<br />
ihrer Frequenzen f = 2 Hz ... 20 kHz. Sind jedoch die Partikel genügend groß<br />
f ⋅ vs / g >> 1, (4.25)<br />
v s stationäre Sinkgeschwindigkeit des Partikels, Gl. (4.47),<br />
g Schwerebeschleunigung<br />
so werden sie zwar nicht von der Schwankungsbewegung erfasst, aber ihr<br />
Strömungswiderstand kann erheblich durch die Schwankungsbewegung beeinflusst<br />
werden, siehe Folie 4.6.4 /3.9//3.10//3.11/.<br />
Zunächst hängt dies damit zusammen, dass die kritische REYNOLDS-Zahl<br />
Re c herabgesetzt wird. Mit steigendem Turbulenzgrad Tu, siehe 4.2.1,<br />
Tu = u′<br />
(4.26)<br />
2 2<br />
/ ur<br />
2<br />
u′ effektive bzw. mittlere turbulente Schwankungsgeschwindigkeit<br />
tritt der Umschlag von laminarer zu turbulenter Grenzschichtströmung früher<br />
45<br />
ein: Re<br />
c<br />
= . (4.27)<br />
2<br />
Tu<br />
Weiterhin zeigen sich im überkritischen Bereich deutliche Maxima, die sich<br />
mit wachsendem Tu nach kleineren Re verschieben. Auch Messungen im unterkritischen<br />
Bereich ergaben, dass die freie Strömungsturbulenz keine prinzipiell<br />
neuen Strömungszustände verursacht, sondern bekannte Erscheinungen zu<br />
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188<br />
kleineren Re verschoben werden. Der Widerstandsbeiwert für turbulente Anströmung<br />
c W,t wird mit dem Widerstandsbeiwert für laminare Anströmung ausgedrückt<br />
( l = ( ν / ε KOLMOGOROFF’scher Längenmaßstab der<br />
3 1/ 4<br />
Mikro-<br />
D<br />
)<br />
turbulenz gemäß Gl.(4.262)):<br />
3<br />
⎡<br />
⎤<br />
−4<br />
⎛ d ⎞<br />
c<br />
W,t<br />
= cW<br />
⋅ ⎢1<br />
+ 1,8 ⋅10<br />
⋅ ⎜ ⎟ ⎥<br />
(4.28)<br />
⎢⎣<br />
⎝ lD<br />
⎠ ⎥⎦<br />
Auch mit Zunahme der relativen Rauhigkeit der Kugeloberfläche h R /d (h R<br />
absolute Höhe der Rauhigkeiten) wird die kritische REYNOLDS-Zahl Re c<br />
etwas herabgesetzt /3.9./. Unterhalb Re c ist der Einfluss der Oberflächenrauhigkeit<br />
für verfahrenstechnische Zwecke meist belanglos.<br />
4.1.1.4 Dynamischer Auftrieb einer Kugel<br />
Rotiert die angeströmte Kugel um eine Achse, die senkrecht zur Strömungsrichtung<br />
liegt, so wirkt ein dynamischer Auftrieb (lift force) F <br />
D<br />
senkrecht zur<br />
Anströmrichtung und zur Rotationsachse. Zusätzlich tritt eine Vergrößerung<br />
der Widerstandskraft F → W<br />
auf (Magnus-Effekt), siehe Folie 4.3.1a).<br />
Rotation und dynamischer Auftrieb treten auch bei der unsymmetrischen Anströmung<br />
eines symmetrischen Körpers auf, siehe Folie 4.3.1b).<br />
Im Allgemeinen liegen unregelmäßig geformte Partikel vor. Hierbei ergibt<br />
sich ebenfalls ein dynamischer Auftrieb (lift force) F <br />
D<br />
als Folge eines Druckunterschiedes<br />
zwischen der Ober- und Unterseite des umströmten Körpers,<br />
siehe Folie 4.3.1c). Gemäß der BERNOULLI-Gleichung ist die Bilanz aus statischem<br />
p stat , hydrostatischem ρ f . g . y und dynamischen Drücken (Staudruck)<br />
ρ f . u r 2 /2 konstant 4 :<br />
1 2<br />
p<br />
stat<br />
+ ⋅ρf<br />
⋅ u<br />
r<br />
+ ρf<br />
⋅g<br />
⋅ y = const. = pges<br />
(4.29)<br />
2<br />
Wegen der höheren Umströmungsgeschwindigkeit an der Oberseite u r,o > u r,u<br />
ist dort der statische Druck jedoch geringer p stat,o < p stat,u = Umgebungsdruck p 0<br />
und es ergibt sich aus Gl.(4.29) eine nach oben gerichtete Druckkraft (y u ≈ y o ):<br />
1 2 1 2<br />
pstat,o<br />
+ ⋅ρf<br />
⋅ u<br />
r,o<br />
≈ pstat,u<br />
+ ⋅ρf<br />
⋅ u<br />
r,u<br />
2<br />
2<br />
2 2<br />
( u − u )<br />
1<br />
∆ pres<br />
= pstat,u<br />
− pstat,o<br />
= ⋅ρf<br />
⋅<br />
r,o r,u<br />
(4.30)<br />
2<br />
2<br />
Die resultierende dynamische Auftriebskraft F ∝ A ⋅ρ ⋅ u / 2 wirkt somit<br />
senkrecht zur Anströmrichtung und lt. Gl.(4.9) lässt sich analog schreiben:<br />
D<br />
P<br />
f<br />
r<br />
© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />
4 Czichos, H. (Ed.), Hütte - Die Grundlagen d. Ingenieurwissenschaften, B 86, Springer 1991<br />
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189<br />
2<br />
u<br />
r<br />
FD<br />
= cD<br />
⋅ AP<br />
⋅ρf<br />
⋅ . (4.31)<br />
2<br />
Der Auftriebsbeiwert c D hängt außer<br />
- von der Reynoldszahl c D = f(Re) auch<br />
- von der Körperform und<br />
- vom Anströmprofil ab<br />
und ist deshalb im Allgemeinen nicht bekannt.<br />
Demgegenüber ergibt sich in laminaren oder viskosen Grenzschichtströmungen<br />
auch für symmetrische Partikel eine asymmetrische Anströmung, wobei<br />
2<br />
F<br />
D,y<br />
γ =<br />
( du / dy) 2<br />
∝ (4.32)<br />
x<br />
von der Wand weg gerichtet ist 5 , siehe Folie 4.3b). RUBIN 6 gibt dafür folgende<br />
Beziehung an ( τ = η⋅ γ<br />
W<br />
Wandschubspannung):<br />
F<br />
D,y<br />
3<br />
ρ ⋅ τW<br />
3<br />
= ( 0,761...0,808) ⋅ ⋅ d<br />
(4.33)<br />
η<br />
In Wandnähe erhöht sich außerdem die Widerstandskraft (Schleppkraft) in<br />
Anströmrichtung nach STOKES, siehe Gl.(4.14):<br />
F<br />
W,x<br />
= (5,1... 6,325) ⋅π⋅η⋅ d ⋅u<br />
= (1,7 ... 2,11) ⋅ F<br />
(4.34)<br />
r<br />
W,x,St<br />
Befindet sich eine Kugel in einem geringen Abstand zur Wand a < d, so ergeben<br />
sich folgende abstandsabhängigen Auftriebsbeiwerte, Tabelle 4.1:<br />
Tabelle 4.1: Auftriebsbeiwerte c D in Abhängigkeit vom Abstand a zwischen<br />
einer glatten Kugel und einer ebenen glatten Platte und in Abhängigkeit von<br />
den Partikel-Reynolds-Zahlen im Bereich einer laminaren Grenzschicht 5 und in<br />
der Nähe der kritischen Reynolds-Zahl 7 Re > Re c = 2 . 10 5 :<br />
a/d 0 0,03 0,12 0,21 0,62<br />
Re 0,1 1 20 3 . 3,8 . 4,5 . 3 . 3,8 . 4,5 . 3 . 3,8 . 4,5 . 3 . 3,8 . 4,5 .<br />
10 5 10 5 10 5 10 5 10 5 10 5 10 5 10 5 10 5 10 5 10 5 10 5<br />
c D 100 25 1,2 0,1 0,18 0,14 0,1 0,22 0,15 0,1 0,2 0,1 0,03 0,13 0,02<br />
Im Bereich laminarer Grenzschichten Re < 20 ist etwa c D ≈ c W /(2 bis 5). Auffällig<br />
sind jedoch die vergleichsweise hohen Auftriebsbeiwerte und damit Auftriebskräfte<br />
bei etwa Re krit ≈ 3,8 . 10 5 . Diese Maxima von c D korrespondieren<br />
mit dem Minimum des Widerstandsbeiwertes von etwa c W ≈ 0,07, Folie 4.6.3.<br />
© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />
5 Rubin, G. u. F. Löffler, Chem.-Ing.-Techn. 48 (1976) 563<br />
6 Rubin, G., Widerstands- und Auftriebsbeiwerte von ruhenden kugelförmigen Partikeln in<br />
stationären wandnahen laminaren Grenzschichten, Diss. TU Karlsruhe 1977<br />
7 Thomschke, H., Dissertation, U Karlsruhe 1971<br />
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Bei freier und gleichmäßiger Anströmung, d.h. a > d, verschwindet F <br />
D<br />
für Partikel<br />
mit zur Anströmrichtung symmetrischen Formen.<br />
Außer der resultierenden Kraft<br />
→ → →<br />
R<br />
= FW<br />
+ FD<br />
190<br />
F wirkt aber auch an unregelmäßig<br />
geformten Partikeln noch ein Drehmoment, bzw. es ist bei der Rotation ein<br />
Rollwiderstand zu überwinden.<br />
Insgesamt betrachtet ergeben sich also für die Partikelbewegung sehr komplizierte<br />
Verhältnisse. Eine allgemeine Theorie existiert dafür bisher nur für den<br />
STOKES-Bereich /3.9.//3.16./. Diese führt für die Beschreibung der Kräfte und<br />
Momente zu linearen Tensorgleichungen mit im allgemeinsten Fall insgesamt<br />
21 von Größe und Form der Partikel abhängigen Komponenten. Deshalb<br />
ist sie für verfahrenstechnische Belange nicht handhabbar. Allerdings ist<br />
daraus die Schlussfolgerung zu ziehen, dass es problematisch ist, für die Ableitung<br />
der Bewegung von unregelmäßig geformten Partikeln deren Geometrie<br />
lediglich durch einen Größen- und einen Formparameter zu beschreiben, wie<br />
das verbreitet üblich ist, falls man die Partikelform überhaupt berücksichtigt.<br />
Trotz dieser Feststellung soll mangels einer anderen handhabbaren Methode<br />
auch im nachfolgenden davon Gebrauch gemacht werden (s. Abschnitt 1.2.5<br />
MVT_e_1neu.doc bzw. MVT_e_1neu.pdf).<br />
Weiterhin sind Druckkräfte F p<br />
zu berücksichtigen, für die allgemein gilt:<br />
<br />
F = V ⋅gradp<br />
. (4.35)<br />
p<br />
P<br />
Dazu gehört der statische Auftrieb F A<br />
, der stets antiparallel zur Feldkraft gerichtet<br />
ist, weil in einem Fluid mit der Dichte ρ f gilt:<br />
<br />
gradp<br />
= ρf<br />
⋅a<br />
(4.36)<br />
und somit für F <br />
A<br />
<br />
F = V ⋅ ρ ⋅ a . (4.37)<br />
A<br />
P<br />
f<br />
Im Erdschwerefeld lässt sich dies wie folgt verdeutlichen:<br />
Der hydrostatische Druckunterschied zwischen den Höhen y u und y o der Unterund<br />
Oberseite eines in einer ruhenden Flüssigkeit (u = 0) eintauchenden Körpers<br />
ist, siehe auch BERNOULLI-Gl.(4.29):<br />
stat<br />
f<br />
( y − y )<br />
∆ p = gradp⋅dy<br />
= ρ ⋅g<br />
⋅<br />
(4.38)<br />
Damit folgt für die statische Auftriebskraft:<br />
F<br />
A<br />
o<br />
u<br />
( y − y ) = V ⋅ρ ⋅g<br />
= A ⋅ ∆p<br />
= A ⋅ρ ⋅g<br />
⋅<br />
(4.39)<br />
P<br />
stat<br />
P<br />
f<br />
o<br />
u<br />
Vollzieht sich die Partikelbewegung in einer beschleunigten Strömung, so ist<br />
zusätzlich die Trägheitskraft des Fluids entgegen der positiven Hauptströmungsrichtung<br />
zu berücksichtigen:<br />
<br />
gradp = −ρ ⋅ <br />
und somit (4.40)<br />
f<br />
u r<br />
P<br />
f<br />
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191<br />
<br />
Fu<br />
= −VP<br />
⋅ρf<br />
⋅ u <br />
r<br />
. (4.41)<br />
Für die Trägheitskraft F <br />
T<br />
des Partikels gilt:<br />
<br />
F = V ⋅ ρ ⋅ v . (4.42)<br />
T<br />
P<br />
s<br />
Die bei instationärer Anströmung oder bei einem beschleunigten Partikel<br />
zusätzlich auf das Partikel wirkende Trägheitskraft der Fluidströmung F T, f<br />
erfasst man im Allgemeinen durch einen Näherungsansatz. Dabei geht man<br />
davon aus, dass nicht nur die Partikelmasse zu beschleunigen ist, sondern zusätzlich<br />
eine um das Partikel angeordnete Fluidmasse (auf der Abströmseite<br />
des Partikels mitbewegtes Fluid), die man als Anteil des Partikelvolumens (Volumenanteil<br />
ϕ f = V f /V P = Fluidvolumen/Partikelvolumen = 0 … 1) erfasst:<br />
<br />
<br />
FT<br />
,f<br />
= ϕf<br />
⋅ρf<br />
⋅ VP<br />
⋅ u <br />
r<br />
(4.43)<br />
Dabei ist ϕ f = 0,5 für Kugeln und ϕ f = 1 für quer angeströmte Zylinder. F <br />
T, f<br />
ist<br />
nur dann wesentlich, wenn das Fluid eine Flüssigkeit ist. F T<br />
und F <br />
T, f<br />
sind<br />
<br />
gleichgerichtet und werden oft wie folgt zusammengefasst, wenn v = − u ist:<br />
<br />
F + F<br />
<br />
= F<br />
⎛<br />
⋅<br />
⎜<br />
⎝<br />
T T,f T<br />
1<br />
+ ϕ<br />
f<br />
ρ ⎞<br />
f<br />
⋅<br />
⎟ . (4.44)<br />
ρs<br />
⎠<br />
Der Widerstand von umströmten Partikeln hängt von vielen Einflussgrößen ab.<br />
So ist es selbst für Kugeln mit glatter Oberfläche noch nicht gelungen, ein allgemeingültiges<br />
Widerstandsgesetz aufzustellen. Deshalb gelten die jeweiligen<br />
Gesetze nur für bestimmte, genau zu beachtende Bedingungen:<br />
‣ Bei der Voraussetzung einer geradlinigen, stationären und laminaren<br />
bzw. schwach turbulenten Anströmung,<br />
‣ Vorliegen geometrisch ähnlicher Partikel mit festgelegtem Anströmprofil<br />
sowie<br />
‣ Vorliegen eines Fluids mit Newtonschem Scherverhalten.<br />
‣ Das Fluid kann unter den gegebenen freien Umströmungsbedingungen,<br />
als inkompressibel und unendlich ausgedehnt betrachtet werden.<br />
r<br />
4.1.2 Bewegung steifer Partikel in einer stationären Strömung<br />
4.1.2.1 Stationäre Partikelbewegung<br />
4.1.2.1.1 Stationäre Sinkgeschwindigkeit glatter Kugeln<br />
<br />
Für eine stationäre Strömung ist u = 0,<br />
somit auch Fu<br />
= 0. Weiterhin soll F D<br />
=<br />
0 vorausgesetzt werden. Von besonderem Interesse ist der Mikroprozess der<br />
Partikelbewegung in einem ruhenden Fluid, und dabei vor allem die stationäre<br />
Sinkgeschwindigkeit v als kennzeichnender Stoffwert und Stoffeigen-<br />
s<br />
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192<br />
schaftsfunktion. Im Falle der geradlinigen, stationären bzw. gleichförmigen<br />
<br />
Bewegung ist v = 0 . Daraus folgen FT = 0 und Fϕ<br />
f<br />
= 0. Deshalb gilt:<br />
<br />
∑ F ↑ = 0 = −F<br />
+ F + F = −F<br />
+ F + F . (4.45)<br />
F<br />
A<br />
W<br />
F<br />
A<br />
W<br />
Die weiteren Betrachtungen sollen auf Sinkbewegungen von steifen Kugeln<br />
<br />
im Schwerkraftfeld eingeschränkt werden, wobei im ruhenden Fluid u = 0 die<br />
<br />
relative Anströmgeschwindigkeit u<br />
r<br />
= u −vs<br />
= −vs<br />
ist. Da im Falle der stationären<br />
Sinkbewegung F , F und F parallel bzw. antiparallel gerichtet sind,<br />
<br />
so<br />
F<br />
A<br />
W<br />
kann zur skalaren Schreibweise übergegangen werden. Man erhält:<br />
2 2<br />
1 3<br />
πd<br />
vs<br />
− πd<br />
⋅ ( ρs−ρf<br />
)g + cW<br />
ρf<br />
= 0. (4.46)<br />
6<br />
4 2<br />
Daraus ergibt sich die stationäre Sinkgeschwindigkeit v s zu, siehe Folie 4.5:<br />
v<br />
4 ( ρ<br />
−ρ ) ⋅ d ⋅ g<br />
2 s f<br />
s<br />
= (4.47)<br />
3 cW<br />
ρf<br />
bzw. der äquivalente Kugeldurchmesser d, der einer bekannten stationären<br />
Sinkgeschwindigkeit zuzuordnen ist:<br />
2<br />
3 cW<br />
ρf<br />
vs<br />
d = . (4.48)<br />
4 ( ρ −ρ ) ⋅ g<br />
s<br />
f<br />
Mit Hilfe der Gln.(4.47) bzw. (4.48) können v s bzw. d unmittelbar nur im<br />
STOKES-Bereich (Re < 0,25 ...1) und im NEWTON-Bereich (10 3 < Re <<br />
2⋅10 5 ) bestimmt werden.<br />
Für die allgemeine Lösung im Rahmen eines für Ingenieure einfach handhabbaren,<br />
dimensionsanalytischen Modelles werden zwei dimensionslose Kennzahlen<br />
eingeführt, siehe Folie 4.7, und zwar:<br />
- ARCHIMEDES-Zahl Ar:<br />
Ar<br />
d ⋅g<br />
ρ −ρ<br />
d ⋅g<br />
3<br />
3<br />
s f<br />
= ⋅ = ⋅ρf<br />
( ρs−ρf<br />
)<br />
(4.49)<br />
2<br />
2<br />
ν ρf<br />
η<br />
ν = η/ ρ f<br />
kinematische Viskosität des Fluids<br />
- LJAŜĈENKO<br />
− Zahl Lj oder Ω-Zahl:<br />
Lj<br />
v<br />
ρ<br />
v<br />
ρ<br />
3<br />
3 2<br />
s f<br />
s f<br />
= Ω = ⋅ = ⋅<br />
(4.50)<br />
ν ⋅ g ρs−ρf<br />
η⋅ g ρs−ρf<br />
- Eine Übersicht über weitere, bedeutsame dimensionslose Kennzahlen liefern<br />
die Folie 4.8, Folie 4.9 und Folie 4.10.<br />
Wenn man die Gl.(4.47) mit<br />
d<br />
2 2 2<br />
⋅ ρf<br />
/ η multipliziert<br />
v<br />
4 ( ρ −ρ ) ⋅d<br />
⋅g<br />
2 2<br />
2 s f<br />
f<br />
s<br />
=<br />
2<br />
3 cWρf<br />
η<br />
d ⋅ρ<br />
⋅ , (4.47)<br />
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ergibt sich mit der Partikel-Reynoldszahl<br />
2<br />
2 d ⋅ρ<br />
vs⋅<br />
2<br />
η<br />
2<br />
f<br />
3 2<br />
⋅ Re ⋅ c<br />
4<br />
W<br />
= Re<br />
2<br />
3<br />
d ⋅ g<br />
= ⋅ρ<br />
2<br />
η<br />
4 ( ρs−ρ<br />
=<br />
3 c<br />
f<br />
f<br />
W<br />
⋅ ( ρ −ρ<br />
s<br />
2<br />
) ⋅ d ⋅ g d ⋅ρ<br />
⋅<br />
2<br />
ρ η<br />
f<br />
f<br />
) ≡ Ar<br />
2<br />
f<br />
Re = v ⋅ d ⋅ρ / η<br />
s f<br />
:<br />
Damit erhält man wiederum die Gl.(4.49) für die ARCHIMEDES-Zahl:<br />
193<br />
3<br />
Ar = Re<br />
⋅ cW(Re)<br />
.<br />
4<br />
(4.51)<br />
Nochmaliges Multiplizieren der Gl.(4.47) mit<br />
vs<br />
⋅ρf<br />
ρf<br />
⋅<br />
g ⋅ η ρ − ρ<br />
liefert die<br />
LJAŜĈENKO<br />
− Zahl Lj oder Ω-Zahl:<br />
2 4 ( ρs−ρf<br />
) ⋅ d ⋅ g<br />
vs<br />
= ⋅<br />
3 c ⋅ρ<br />
W<br />
2 vs<br />
⋅ρf<br />
ρf<br />
vs<br />
⋅ ⋅<br />
g ⋅ η ρ − ρ<br />
3 2<br />
vs<br />
ρf<br />
⋅<br />
g ⋅ η ρ − ρ<br />
s<br />
c W<br />
f<br />
s<br />
f<br />
f<br />
4<br />
≡ Lj = ⋅<br />
3<br />
4 ( ρs− ρf<br />
) ⋅ d ⋅ g vs<br />
⋅ρf<br />
= ⋅<br />
⋅<br />
3 c ⋅ρ g ⋅ η<br />
1<br />
c<br />
W<br />
W<br />
vs<br />
⋅ d ⋅ρf<br />
⋅<br />
η<br />
f<br />
v ⋅ρ<br />
g ⋅ η<br />
ρ<br />
ρ − ρ<br />
s f f<br />
⋅ ⋅<br />
(4.47)<br />
W<br />
ρf<br />
⋅<br />
ρ − ρ<br />
4 Re<br />
= ⋅<br />
3 c (Re)<br />
4 Re<br />
Lj = . (4.52)<br />
3<br />
Da für steife Kugeln unter Voraussetzung der früher genannten Bedingungen<br />
c W gemäß Folie 4.4.2 nur eine Funktion von Re ist, so hängen dann auch Ar<br />
bzw. Lj nur von Re ab. Somit kann unmittelbar<br />
Lj = f (Ar)<br />
(4.53)<br />
gebildet werden, wie dies in Folie 4.7.5 dargestellt ist /3.17./. Sind der Kugeldurchmesser<br />
und die Stoffwerte ν oder η, ρ f, ρ s bekannt, so lässt sich Ar berechnen<br />
und auf der Ordinate Lj ablesen, woraus v s berechnet werden kann.<br />
Umgekehrt ist vorzugehen, wenn v s bekannt und d zu berechnen ist.<br />
Da das Diagramm nach Folie 4.7.5 nur eine begrenzte Ablesegenauigkeit besitzt,<br />
ist im Übergangsbereich (0,25 < Re < 10 3 ) der Verlauf von Lj = f(Ar)<br />
auch abschnittsweise durch einfache Näherungsformeln erfasst worden. Dazu<br />
wurde c W = f(Re) durch Gleichungen der Form<br />
c<br />
a<br />
W<br />
= k ⋅ Re<br />
(4.54)<br />
approximiert. Unter Beachtung der angegebenen Grenzen bleibt der Fehler für<br />
diese Approximation < 10 %. Führt man die Widerstandsgesetze nach Gl.(4.13)<br />
c W<br />
= 24/ Re und Gl.(4.15) c W = 0,44 ein, so erhält man für die stationäre<br />
Sinkgeschwindigkeit von glatten Kugeln:<br />
a) im STOKES-Bereich (Re < 0,25 ... 1 bzw. Ar < 4,5 ... 18; bei Re = 1 weicht<br />
der c W -Wert nur um etwa 1% vom tatsächlichen ab):<br />
s<br />
f<br />
s<br />
f<br />
s<br />
f<br />
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194<br />
2<br />
( ρs− ρf<br />
) ⋅ d ⋅ g<br />
vs ,St<br />
=<br />
(4.55)<br />
18η<br />
b) im NEWTON-Bereich (10 3
195<br />
a Z<br />
andererseits die Erdbeschleunigung g näherungsweise durch die jeweils wirkende<br />
Beschleunigung = z ⋅ g ersetzt - man beachte jedoch die<br />
<br />
Radienabhängigkeit<br />
der Zentrifugalbeschleunigung a Z = r . ω 2 bei Drehbewegungen.<br />
4.1.2.1.2 BROWN’sche Molekularbewegung und Sedimentation ultrafeiner Partikel<br />
Nanoskalige bis ultrafeine Partikel, die nahezu homogen in einer Flüssigkeit<br />
dispergiert sind, sedimentieren nicht mehr unter der alleinigen Wirkung der<br />
Schwerkraft - allerdings sedimentieren deren Agglomerate oder Aggregate im<br />
µm-Bereich. Wenn man diese unerwünschte Agglomeration verhindert (z.B.<br />
durch oberflächliche Tensidebeladung oder elektrochemische Repulsion), kann<br />
man folglich die Sedimentation gezielt vermeiden. Im Falle von Nanopartikeldispersionen<br />
(-suspensionen) spricht man dann von deren „Stabilisierung“.<br />
Aufgrund der Brownschen Molekularbewegung der Fluidmoleküle findet ein<br />
ständiger Impulsaustausch mit den Partikeln statt, der letztere zu einer zufälligen<br />
ungeordneten Bewegung anhält, die gegenüber der gerichteten Sedimentation<br />
(Konvektion) dominant wird. Dieser physikalische Zusammenhang läßt<br />
sich mit Hilfe der PECLET-Zahl Pe P , hier für Partikel definiert, abschätzen:<br />
Pe<br />
P<br />
( ρ − ρ )<br />
Feldkraftenergie<br />
s f<br />
⋅ VP<br />
⋅ d ⋅ g<br />
= =<br />
(4.61)<br />
kinetische Energie k ⋅ T<br />
B<br />
Mit der EINSTEIN-Gleichung (4.62) für den Partikel-Diffusionskoeffizienten<br />
D p (siehe auch MVT_e_1neu.doc#Einstein_Gl, MVT_e_1neu.pdf):<br />
D<br />
P<br />
kB<br />
⋅T<br />
= (4.62)<br />
3⋅π⋅η⋅d<br />
und der stationären Sinkgeschwindigkeit nach STOKES, Gl.(4.55), folgt auch:<br />
Pe<br />
( ρ − ρ ) ⋅ V ⋅d<br />
⋅g<br />
( ρ − ρ )<br />
⋅d<br />
v ⋅d<br />
2<br />
s f P<br />
s f<br />
s<br />
P<br />
= =<br />
⋅ =<br />
(4.63)<br />
3⋅π⋅η⋅d<br />
⋅ Dp<br />
6⋅3⋅η<br />
Dp<br />
Dp<br />
⋅g<br />
Ist Pe P > 1 überwiegt die gerichtete (konvektive) Sedimentation; für Pe P < 1 ist<br />
dagegen die ungerichtete Diffusion dominant. Einen Grenzwert gewinnt man<br />
wiederum durch Umstellen der Gl.(4.61):<br />
d<br />
d<br />
Diff<br />
⎛ 6 ⋅ k<br />
⎜<br />
⎝ π ⋅<br />
( ρ − ρ )<br />
s<br />
⋅ T ⋅ Pe<br />
f<br />
g ⎟ ⎞<br />
⋅ ⎠<br />
1/ 4<br />
B P<br />
≤ (4.64)<br />
Diese Grenzwerte sind für Quarzpartikel (ρ s = 2650 kg/m 3 ) in Wasser (ρ f =<br />
1000 kg/m 3 ), k B = 1,38 . 10 -23 J/K BOLTZMANN-Konstante, T = 298 K<br />
• d Diff < 0,84 µm<br />
und in ruhender Luft (ρ f = 1,2 kg/m 3 )<br />
• d Diff < 0,74 µm<br />
also etwa d Diff < 1 µm.<br />
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196<br />
Darüberhinaus läßt sich die Verteilung der Schwankungsgeschwindigkeiten<br />
ultrafeiner Partikel mittels kinetischer Gastheorie abschätzen: Die Anzahlverteilungsdichte<br />
der Schwankungsgeschwindigkeiten der Fluidmoleküle, die als<br />
diskrete Teilchen mit einer Masse m betrachtet werden, wird mit der<br />
MAXWELL’schen-Geschwindigkeitsverteilung beschrieben 8 :<br />
3/ 2<br />
2<br />
⎛ m ⎞ 2 ⎛ m ⋅ v' ⎞<br />
q0 (v')<br />
= 4π⋅<br />
⎜<br />
⎟ ⋅ v' ⋅exp<br />
⎜−<br />
⎟<br />
(4.65)<br />
⎝ 2π⋅<br />
kBT<br />
⎠ ⎝ 2⋅<br />
k<br />
BT<br />
⎠<br />
Die wahrscheinlichste oder häufigste Schwankungsgeschwindigkeit v’ h wird<br />
im Maximum der Verteilungsdichte gefunden, also bei dq 0 (v’)/dv’=0:<br />
v'<br />
h<br />
2⋅<br />
k<br />
B<br />
⋅T<br />
= (4.66)<br />
m<br />
Die mittlere Schwankungsgeschwindigkeit v’ m berechnet man mit Hilfe des<br />
ersten Anfangsmomentes dieser Geschwindigkeitsverteilung, vergleiche dazu<br />
auch die Definition statistischer Momente MVT_e_1neu.doc#kte_Moment :<br />
v'<br />
m<br />
∞<br />
= ∫ q<br />
0<br />
0<br />
(v')<br />
v' dv'<br />
=<br />
4⋅<br />
k<br />
B<br />
⋅T<br />
π⋅ m<br />
=<br />
2<br />
⋅ v'<br />
h<br />
, (4.67)<br />
π<br />
Die mittlere quadratische Abweichung wird mit Hilfe des zweiten Anfangsmomentes<br />
der Geschwindigkeitsverteilung ermittelt:<br />
v'<br />
2<br />
∞<br />
2 3⋅<br />
k<br />
B<br />
⋅T<br />
3 2<br />
= ∫ q0(v')<br />
v' dv' = = ⋅ v'<br />
h<br />
m 2<br />
0<br />
(4.68)<br />
Damit lässt sich der mittlere Effektivwert der Schwankungsgeschwindigkeit<br />
aus der mittleren kinetischen Energie ultrafeiner Partikel m<br />
für m ≡ m P berechnen:<br />
v'<br />
3⋅<br />
k ⋅T<br />
ρ ⋅ V<br />
s<br />
P<br />
v'<br />
/ 2<br />
2<br />
P<br />
=<br />
(3/ 2)k<br />
2<br />
B<br />
= (4.69)<br />
Für ultrafeine bis nanoskalige Quarzpartikel (ρ s = 2650 kg/m 3 , k B = 1,38 . 10 -23<br />
J/K, T = 298 K) für d = 1 µm beträgt v'<br />
2 = 3 mm/ s , 100 nm → 9,4 cm/s; 10<br />
nm → 3 m/s und 1 nm → 94 m/s.<br />
B<br />
T<br />
4.1.2.1.3 Partikelform und stationäre Sinkgeschwindigkeit<br />
Um den Einfluss der Partikelform bei der Berechnung der stationären Sinkgeschwindigkeit<br />
zu berücksichtigen, ist der für Kugeln ermittelte Betrag zu korrigieren.<br />
Wie schon unter 4.1.1 zum Ausdruck gebracht, existiert dafür bis heute<br />
© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />
8 Niedrig, H., Physik, S.B 54 in: Czichos, H. (Ed.) Hütte Springer Berlin 1991<br />
MVT_e_4neu <strong>Mechanische</strong> <strong>Verfahrenstechnik</strong> - Partikeltechnik <strong>Stromklassierung</strong> Prof. Dr. J. Tomas, 28.11.2013
197<br />
trotz zahlreicher Ansätze keine befriedigende Methode. In Tabelle (4.149).6<br />
sind Korrekturkoeffizienten k ψ zusammengestellt:<br />
d<br />
6 ⋅ V<br />
π<br />
3 P<br />
V<br />
= und<br />
( 6⋅<br />
V / π)<br />
2<br />
2/3<br />
AS,K<br />
π⋅d<br />
V<br />
π⋅<br />
P<br />
ψ<br />
A<br />
= = =<br />
≤1, (4.70)<br />
A A A<br />
S<br />
S<br />
die mit isometrischen Partikeln bestimmt worden sind /3.18./.<br />
Für laminare Umströmung Re < 1 kann ein Formfaktor mit dem Quadrat des<br />
Verhältnisses des volumenäquivalenten Partikeldurchmessers zum STOKES-<br />
Durchmesser der Kugel gebildet werden:<br />
S<br />
a)<br />
k<br />
v<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
d<br />
⎟ ⎞<br />
⎠<br />
2<br />
s<br />
V<br />
ψ ,St<br />
= =<br />
v ⎜<br />
. (4.71)<br />
s,St<br />
dSt,K<br />
Davon ausgehend schlug KIZEVAL'TER auf Grundlage seiner Untersuchungen<br />
mit isometrischen Partikeln und Mineralkörnern folgende Formkorrekturkoeffizienten<br />
< 1 vor /3.19./:<br />
b) kψ ,St<br />
= ψA<br />
(4.72)<br />
gültig vom STOKES-Bereich bis zu einer von der Form abhängigen kritischen<br />
Partikel-Re-Zahl Re(d V ) < 20<br />
c)<br />
k<br />
=<br />
1,55⋅ψ<br />
A<br />
ψ ,N<br />
(4.73)<br />
8,95−7,4<br />
⋅ ψ<br />
A<br />
gültig für Re(d V ) > 500.<br />
ψ A Sphärizität (Gl.(1.111) in MVT Abschn. 1.2.5 MVT_e_1neu.doc#PsiA)<br />
Und damit ist:<br />
vs,P(<br />
ψ)<br />
k ψ= . (4.74)<br />
v<br />
s,K<br />
Die Formkorrekturkoeffizienten Folie 4.7.6 gelten für stationäre Sinkgeschwindigkeiten,<br />
die für volumengleiche Kugeln berechnet worden sind. Für nichtkugeligen<br />
Partikel ergeben sich die stationären Sinkgeschwindigkeiten:<br />
a) im STOKES-Bereich (Re < 0,25 ...1):<br />
2<br />
( ρs−ρf<br />
) ⋅d<br />
V<br />
⋅ g<br />
vs , ψ<br />
= k ψ ,St<br />
⋅<br />
(4.75)<br />
18η<br />
b) im NEWTON-Bereich (10 3 < Re < 2⋅10 5 ):<br />
v<br />
k<br />
4 ⋅ ( ρ<br />
−ρ ) ⋅ d<br />
⋅ g<br />
s f V<br />
s, ψ<br />
= ψ ,N<br />
⋅<br />
. (4.76)<br />
3⋅<br />
cW<br />
⋅ρf<br />
4.1.2.2 Gleichmäßig beschleunigte Partikelbewegung<br />
4.1.2.2.1 Freier Fall und senkrechter Wurf eines Partikels<br />
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198<br />
Zunächst werden die mechanischen Grundlagen der Dynamik des freien (senkrechten)<br />
Falls eines starren Partikels ohne Umströmung wiederholt:<br />
a) Für die Gewichtskraft und Trägheitskraft gilt beim senkrechter Fall mit<br />
dem Fallweg y ohne Fluidwiderstand<br />
<br />
∑ F ↑= 0 = −F G<br />
+ F T<br />
bzw. (4.77)<br />
m ⋅ y<br />
= m ⋅ g , (4.78)<br />
da beide Kräfte antiparallel wirken. Daraus folgt die Differentialgleichung<br />
2-ter Ordnung mit der konstanten Beschleunigung g:<br />
dy dv<br />
y = = = g = const.<br />
(4.79)<br />
dt dt<br />
b) Die erste Integration liefert mit der Anfangsbedingung v(t=0) = 0<br />
v<br />
∫<br />
0<br />
t<br />
∫<br />
dv = g ⋅ dt<br />
v(t)<br />
= g ⋅ t<br />
(4.80)<br />
0<br />
das lineare Geschwindigkeits-Zeit-Gesetz des freien Falls.<br />
c) Die erneute Integration liefert mit der Anfangsbedingung y(t=0) = 0<br />
v(t)<br />
dy<br />
= = g ⋅ t<br />
dt<br />
∫ dy = g ⋅∫<br />
t dt<br />
y<br />
0<br />
2<br />
y(t) = g ⋅ t / 2<br />
(4.81)<br />
das Weg-Zeit-Gesetz des freien Falls. Mit dieser Gl.(4.81) lässt sich die<br />
Position y des Partikels nach einer bestimmten Fallzeit t berechnen.<br />
d) Umstellen ergibt die Umkehrfunktion des Weg-Zeit-Gesetzes:<br />
2 ⋅ y<br />
t = (4.82)<br />
g<br />
e) Einsetzen in das Geschwindigkeits-Zeit-Gesetz, Gl.(4.80), ergibt das<br />
Geschwindigkeits-Weg-Gesetz der Fallbewegung:<br />
v(y)<br />
2 ⋅ y<br />
= g ⋅ = 2 ⋅ g ⋅ y<br />
(4.83)<br />
g<br />
Damit lässt sich die maximal mögliche höhenabhängige Fallgeschwindigkeit<br />
errechnen, wenn man den Fluidwiderstand vernachlässigt.<br />
f) Das gleiche Ergebnis, Gl.(4.83), wird auch aus der Energiebilanz der<br />
Umwandlung der potentiellen Energie der Position (Höhe) y des Partikels<br />
in die kinetische Energie der Fallbewegung erhalten:<br />
m ⋅ v 2 (y) = m ⋅ g ⋅ y<br />
(4.84)<br />
2<br />
Für den entgegengesetzen Fall des senkrechten Wurfes eines starren Partikels<br />
nach oben mit einer Anfangsgeschwindigkeit v 0 lässt sich schreiben:<br />
MVT_e_4neu <strong>Mechanische</strong> <strong>Verfahrenstechnik</strong> - Partikeltechnik <strong>Stromklassierung</strong> Prof. Dr. J. Tomas, 28.11.2013<br />
t<br />
0
199<br />
a) Für die Gewichtskraft und Trägheitskraft gilt beim senkrechten Wurf<br />
mit der Wurfhöhe y ohne Fluidwiderstand<br />
<br />
∑ F ↑= 0 = −F G<br />
− F T<br />
bzw. (4.85)<br />
m ⋅ y<br />
= −m<br />
⋅ g<br />
(4.86)<br />
da beide Kräfte parallel entgegen der Gravitation wirken. Daraus folgt<br />
die Differentialgleichung 2-ter Ordnung mit der Beschleunigung g:<br />
dy dv<br />
y<br />
= = = −g<br />
dt dt<br />
(4.87)<br />
b) Die erste Integration liefert mit der Anfangsbedingung v(t=0) = v 0<br />
v<br />
∫<br />
v0<br />
dv = −g<br />
⋅<br />
t<br />
∫<br />
0<br />
dt<br />
v(t)<br />
− v0 = −g<br />
⋅ t<br />
v(t)<br />
= v0 − g ⋅ t<br />
(4.88)<br />
das lineare Geschwindigkeits-Zeit-Gesetz des senkrechten Wurfes.<br />
c) Die erneute Integration liefert mit der Anfangsbedingung y(t=0) = 0<br />
dy<br />
v(t)<br />
= = v0 − g ⋅ t<br />
dt<br />
∫ dy = v ⋅∫<br />
− ⋅ ∫<br />
0<br />
dt g t dt<br />
y<br />
0<br />
2<br />
y(t) = v ⋅ t − g t / 2<br />
(4.89)<br />
0<br />
⋅<br />
das Weg-Zeit-Gesetz des senkrechten Wurfes. Mit dieser Gl.(4.89) lässt<br />
sich die Position y oder Wurfhöhe des Partikels nach einer bestimmten<br />
Wurfzeit t berechnen.<br />
d) Das Umstellen der Gl.(4.89) ergibt eine quadratische Gleichung<br />
2<br />
2 2 ⋅ v0<br />
2 ⋅ y<br />
g ⋅ t / 2 − v0<br />
⋅ t + y = 0 t − ⋅ t + = 0<br />
g g<br />
und deren Lösung (nur die negative Wurzel ist sinnvoll) die Umkehrfunktion<br />
des Weg-Zeit-Gesetzes:<br />
2<br />
v0 v0<br />
2 ⋅ y<br />
= − −<br />
(4.90)<br />
g g g<br />
t<br />
2<br />
e) Einsetzen in das Geschwindigkeits-Zeit-Gesetz, Gl.(4.88),<br />
⎛<br />
2 ⎞<br />
⎜ v0<br />
v0<br />
2 ⋅ y<br />
= − ⋅ − − ⎟<br />
v<br />
v(y)<br />
v0<br />
g<br />
(y) = v<br />
⎜<br />
2<br />
0<br />
− v0<br />
+ g ⋅<br />
⎟<br />
⎝<br />
g g g<br />
⎠<br />
g<br />
t<br />
0<br />
2<br />
0<br />
v<br />
2<br />
t<br />
0<br />
2 ⋅ y<br />
−<br />
g<br />
ergibt das Geschwindigkeits-Weg-Gesetz des senkrechten Wurfes:<br />
2<br />
v(y) = v − 2 ⋅ y g<br />
(4.91)<br />
0<br />
⋅<br />
Damit lässt sich die maximal mögliche Wurfhöhe errechnen, bei der die<br />
Wurfgeschwindigkeit gleich Null wird h max = y(v = 0):<br />
MVT_e_4neu <strong>Mechanische</strong> <strong>Verfahrenstechnik</strong> - Partikeltechnik <strong>Stromklassierung</strong> Prof. Dr. J. Tomas, 28.11.2013
h<br />
max<br />
200<br />
2<br />
v0<br />
= (4.92)<br />
2 ⋅ g<br />
f) Das gleiche Ergebnis, Gl.(4.92), wird wiederum aus der Energiebilanz<br />
der Umwandlung der kinetische Anfangsenergie des Partikels in die zugehörige<br />
potentiellen Energie der maximalen Wurfhöhe erhalten:<br />
m 2<br />
m ⋅ g ⋅ h<br />
max<br />
= ⋅ v 0<br />
(4.93)<br />
2<br />
Im Prinzip wird die hier vorgestellte Methodik benutzt, um die Dynamik einer<br />
Vielzahl (⇒ Kompliziertheit) komplex miteinander gekoppelter Elemente (⇒<br />
Komplexität) eines Mehrkörpersystems zu berechnen:<br />
Entsprechend der bewährten Methodik der Mechanik 9 ist es üblich, die Trägheitskraft<br />
mi<br />
⋅ x<br />
i<br />
und das Trägheitsmoment Ji<br />
⋅ ϕ i<br />
eines betreffenden Elementes<br />
oder Partikels i jeweils auf die linken Seite zu setzen und alle anderen<br />
eingeprägten (einwirkenden) Kräfte und Drehomente auf der rechten Seite beider<br />
Bilanzgleichungen zu summieren. Das sind beispielsweise repulsive Kontakt-<br />
und attraktive Haftkräfte zwischen Partikel i und einem benachbarten Partikel<br />
j F ij, K<br />
und F ij, H<br />
, die Widerstandkraft infolge Anströmung eines Fluids F i, W<br />
oder eine externe Feldkraft F <br />
und die Schwerkraft des Partikels ⋅ g :<br />
<br />
m ⋅ x<br />
=<br />
i<br />
i<br />
n<br />
k<br />
∑<br />
k=<br />
1<br />
<br />
F<br />
i,k<br />
<br />
= F<br />
ij,K<br />
<br />
+ F<br />
ij,H<br />
i, F<br />
<br />
+ F<br />
i,W<br />
<br />
+ F<br />
i,F<br />
+ ... + m ⋅ g<br />
i<br />
m i<br />
(4.94)<br />
Die betreffenden Kräfte bewirken entsprechende Roll- und Torsionsmomente<br />
M ij,K<br />
, M ij, H<br />
, M i, W<br />
, M i, F<br />
und M <br />
i, mg<br />
des Partikels mit einer Winkelbeschleuni-<br />
<br />
gung ϕ = ω und seinem Massenträgheitsmoment Ji :<br />
i<br />
i<br />
i<br />
k=<br />
1<br />
i<br />
nk<br />
<br />
J ⋅ ϕ<br />
= M = M + M + M + M + ... + M<br />
∑<br />
i,k<br />
ij,K<br />
ij,H<br />
i,W<br />
i,F<br />
i,mg<br />
(4.95)<br />
Durch erste und zweite numerische Integration werden jeweils die Beschleunigungen<br />
x i<br />
, Geschwindigkeiten x <br />
i<br />
und örtlichen Positionen x <br />
i<br />
der Translation<br />
<br />
und Rotation ( ϕ ϕ = ω , ϕ) aller Elemente i = 1…N ermittelt → sog. Diskre-<br />
i ,<br />
i i<br />
te-Elemente-Methode (DEM).<br />
Deshalb sollen im Folgenden die analogen mechanischen Modelle und Gesetze<br />
der gleichmäßig beschleunigten Sinkbewegung starrer Partikel unter zusätzlicher<br />
Berücksichtigung eines geschwindigkeitsabhängigen Widerstandes des<br />
umgebenden Fluids ermittelt werden:<br />
© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />
9 Siehe auch: Müller, W. H. und Ferber, F., Technische Mechanik für Ingenieure, S. 208 und S.<br />
212, Fachbuchverlag Leipzig, 2003<br />
MVT_e_4neu <strong>Mechanische</strong> <strong>Verfahrenstechnik</strong> - Partikeltechnik <strong>Stromklassierung</strong> Prof. Dr. J. Tomas, 28.11.2013
4.1.2.2.2 Kräftegleichgewicht für homogene Umströmung<br />
201<br />
Nunmehr soll auf die gleichmäßig beschleunigte oder instationäre Partikelbewegung<br />
eingegangen werden, d.h. a = dv/dt = const ≠ f(t, y). Im Zusammenhang<br />
mit verfahrenstechnischen Problemstellungen interessiert vor allem<br />
die Frage, über welche Wegstrecken bzw. Zeiten sich die Beschleunigungsvorgänge<br />
der Partikeln bis zum Erreichen der stationären Sinkgeschwindigkeit<br />
vollziehen. Sind diese genügend klein, so würde dies die Möglichkeit eröffnen,<br />
bei verfahrenstechnischen Berechnungen gegebenenfalls die Beschleunigungsperiode<br />
zu vernachlässigen.<br />
Für die Feldkraft (Gewicht F G ), Auftrieb F A , Widerstandskraft F W , Trägheitskraft<br />
des Partikels F T und Trägheitskraft des mitbeschleunigten Fluids F T,f ,<br />
Gln.(4.97) bis (4.101), gilt bei gleichmäßig beschleunigter Partikelbewegung<br />
und gleichmäßiger (stationärer) Anströmung und homogener Umströmung<br />
unter den eingangs getroffenen Voraussetzungen, wenn die Kräfte parallel<br />
bzw. antiparallel wirken, Bild 4.1 und Folie 4.17:<br />
<br />
∑ F ↑= 0 = −F<br />
+ F + F + F + F = −F<br />
+ F + F + F + F<br />
F<br />
A<br />
W<br />
T<br />
T,f<br />
G<br />
A<br />
W<br />
T<br />
T,f<br />
Kräfte am Kugelschwerpunkt:<br />
F<br />
G<br />
, (4.96)<br />
= ρ ⋅ V ⋅ g<br />
(4.97)<br />
s<br />
p<br />
y<br />
F F<br />
F W<br />
F T,f<br />
F T<br />
F A<br />
F G<br />
F<br />
F<br />
F<br />
A<br />
W<br />
T<br />
= ρ ⋅ V ⋅ g<br />
(4.98)<br />
f<br />
p<br />
2<br />
ur<br />
(t)<br />
= cW(Re(ur<br />
)) ⋅ρf<br />
⋅ Ap<br />
⋅ (4.99)<br />
2<br />
= ρ ⋅ V ⋅ v(t) <br />
(4.100)<br />
s<br />
p<br />
x<br />
F<br />
T,f<br />
= ρ ⋅ V ⋅ v(t) <br />
(4.101)<br />
f<br />
f<br />
Bild 4.1: Kräftegleichgewicht an einer glatten Kugel bei der Sedimentation in<br />
einem ruhenden Fluid bei gleichmäßiger (stationärer) Anströmung und homogener<br />
Umströmung<br />
Die Trägheitskraft F T des Partikels wird mit einem zusätzlichen Anteil mitbeschleunigter<br />
Fluidmasse m = ρ ⋅ ϕ ⋅ V , Gl.(4.44), berechnet:<br />
f<br />
f<br />
f<br />
2<br />
⎛ ρ ⎞<br />
f<br />
v<br />
VP<br />
⋅ρs<br />
⋅<br />
⎜1+ ϕf<br />
⋅<br />
⎟ ⋅ v = VP<br />
⋅( ρs<br />
− ρf<br />
) ⋅g<br />
− cW<br />
⋅ AP<br />
⋅ρf<br />
⋅ . (4.102)<br />
⎝ ρs<br />
⎠<br />
2<br />
Für dv/dt = 0 folgt ebenfalls die stationäre Sinkgeschwindigkeit, Gl.(4.47),<br />
v<br />
( ρ −ρ<br />
) ⋅ V ⋅ g<br />
4 ( ρ −ρ<br />
) ⋅ d ⋅ g<br />
2<br />
s f P<br />
s f<br />
s<br />
= 2 ⋅<br />
=<br />
(4.47)<br />
cW⋅<br />
AP<br />
⋅ρf<br />
3 cW⋅ρf<br />
P<br />
MVT_e_4neu <strong>Mechanische</strong> <strong>Verfahrenstechnik</strong> - Partikeltechnik <strong>Stromklassierung</strong> Prof. Dr. J. Tomas, 28.11.2013
202<br />
die alle bedeutsamen Stoffkennwerte (Partikelgröße, -dichte, und -form) enthält.<br />
Umformen der Gl.(4.102):<br />
⎛ ρ ⎞<br />
f<br />
VP<br />
⋅( ρs<br />
− ρf<br />
) ⋅g<br />
⎜1+ ϕf<br />
⋅<br />
⎟ ⋅ v<br />
=<br />
− c<br />
⎝ ρs<br />
⎠ VP<br />
⋅ρs<br />
⎛ ρ ⎞<br />
f<br />
⎜1+ ϕf<br />
⋅<br />
⎟ ⋅ v<br />
=<br />
⎝ ρs<br />
⎠<br />
⎛<br />
⎜1<br />
⎝<br />
ρ<br />
⎞<br />
f<br />
+ ϕf<br />
⋅<br />
⎟ ⋅ v<br />
ρs<br />
⎛<br />
⎜1+ ϕ<br />
⎝<br />
dv<br />
dt<br />
⎠<br />
=<br />
ρ ⎞<br />
f<br />
⋅<br />
⎟ ⋅ v =<br />
ρs<br />
⎠<br />
f<br />
<br />
( ρ − ρ )<br />
W<br />
AP<br />
⋅ρf<br />
⋅ v<br />
⋅<br />
2⋅<br />
V ⋅ρ<br />
2<br />
( ρs<br />
− ρf<br />
) ⋅g<br />
AP<br />
⋅ρf<br />
⋅ v ( ρs<br />
− ρf<br />
) ⋅g<br />
− cW<br />
⋅ ⋅<br />
ρs<br />
2⋅<br />
VP<br />
⋅ρs<br />
( ρs<br />
− ρf<br />
) ⋅g<br />
2<br />
( ρs<br />
− ρf<br />
) ⋅g<br />
AP<br />
⋅ρf<br />
⋅ v ( ρs<br />
− ρf<br />
) ⋅<br />
− cW<br />
⋅<br />
⋅<br />
ρs<br />
2⋅<br />
VP<br />
⋅( ρs<br />
− ρf<br />
) ⋅g<br />
ρs<br />
2<br />
( ρ ) ⎡<br />
⎤<br />
s<br />
− ρf<br />
⋅g<br />
AP<br />
⋅ρf<br />
⋅ v<br />
⋅ ⎢1<br />
− cW<br />
( Re(v) ) ⋅<br />
ρ<br />
2⋅<br />
V ⋅( ρ − ρ ) ⋅g<br />
⎥ ⎦<br />
s<br />
⎣<br />
2<br />
⎡<br />
⎤<br />
s f<br />
AP<br />
⋅ρf<br />
⋅ v<br />
= ⋅g<br />
⋅ ⎢1<br />
− cW<br />
( Re(v) ) ⋅<br />
ρ + ϕ ⋅ρ<br />
( )<br />
⎥ (4.103)<br />
s f f ⎣<br />
2⋅<br />
VP<br />
⋅ ρs<br />
− ρf<br />
⋅g<br />
⎦<br />
Einsetzen von Gl.(4.47) in Gl.(4.103) und es ergibt sich eine nichtlineare Differentialgleichung<br />
erster Ordnung:<br />
2<br />
dv ρ ⎡ ⎤<br />
s<br />
− ρf<br />
v (t)<br />
= ⋅ g ⋅ ⎢1<br />
−<br />
2<br />
dt ρ + ϕ ⋅ρ<br />
⎥<br />
s f f ⎣ vs<br />
⎦<br />
oder<br />
P<br />
s<br />
2<br />
P<br />
s<br />
f<br />
g<br />
dv<br />
dt<br />
⎛ v −<br />
2<br />
= D<br />
2<br />
(t) ⎞<br />
( ρ ) ⋅ ⋅<br />
⎜<br />
⎟ f<br />
g 1<br />
vs<br />
⎠<br />
⎝<br />
(4.104)<br />
mit der Fluiddichtefunktion D(ρ f ):<br />
D<br />
( )<br />
ρ<br />
− ρ<br />
s f<br />
ρ<br />
f<br />
= . (4.105)<br />
ρs<br />
+ ϕf<br />
⋅ρf<br />
Für Luft ist D(ρ f ) = 1 wegen ρ s >>ρ f . Für ρ s = ρ f ist D = 0 (keine Beschleunigung)<br />
und für Leichtgut ρ s < ρ f ergibt sie negative Werte, das ein Aufschwimmen<br />
der Partikel kennzeichnet.<br />
Gl.(4.104) ist wegen c W = f(Re(v)), siehe allgemeine Formel nach KASKAS<br />
24 4<br />
c W<br />
= + + 0,4 , (4.16)<br />
Re Re<br />
nicht geschlossen, sondern nur numerisch integrierbar.<br />
4.1.2.2.3 Analytische Lösungen für laminare Umströmung<br />
Eine analytische Lösung kann man jedoch für die Differentialgleichung der<br />
Partikelsedimentation, Gl.(4.103), bei laminarer Kugelumströmung im<br />
STOKES-Bereich, d.h. c W<br />
= 24 / Re , gewinnen, siehe auch 10 :<br />
dv<br />
dt<br />
=<br />
ρ<br />
( ρ − ρ )<br />
s<br />
s<br />
+ ϕ<br />
f<br />
f<br />
⋅ρ<br />
f<br />
⎡ 24⋅η<br />
⋅g<br />
⋅ ⎢1<br />
−<br />
⎣ v ⋅d<br />
⋅ρ<br />
f<br />
2<br />
6⋅π⋅d<br />
⋅<br />
3<br />
2⋅4⋅π⋅d<br />
⋅<br />
2<br />
⋅ρ ⎤<br />
f<br />
⋅ v<br />
( ρ − ρ ) ⋅g<br />
⎥ ⎦<br />
s<br />
f<br />
10 Schubert, H., S. 123, in 1<br />
© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />
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dv<br />
dt<br />
⎡<br />
= D( ρf<br />
) ⋅ g ⋅ ⎢1<br />
−<br />
v<br />
⎣ s f<br />
18⋅<br />
η ⎤<br />
⋅<br />
2<br />
( ρ − ρ ) ⋅ d ⋅ g<br />
⎥ ⎦<br />
203<br />
dv(t)<br />
dt<br />
D<br />
⎛ v(t) ⎞ − . (4.106)<br />
( ρ ) ⎜ ⎟ f ⋅ g ⋅ 1<br />
⎝ v ⎠<br />
= s<br />
Die Integration der nunmehr linearen Differentialgleichung liefert nach Trennung<br />
der Variablen für die Anfangsbedingung v(t = 0) = 0<br />
v<br />
∫<br />
v = 0<br />
dv<br />
1−<br />
v / v<br />
s<br />
= D ⋅ g ⋅<br />
mit der Substitution<br />
t<br />
∫<br />
t = 0<br />
dt<br />
x = 1−<br />
v / vs<br />
→ dx = −dv / vs<br />
→ − vs<br />
⋅∫<br />
− v ⋅ ln( 1 − v / v ) = D ⋅ g ⋅ t 1 − v / v = exp( − D ⋅ g ⋅ t / )<br />
s<br />
s<br />
s<br />
v s<br />
dx<br />
x<br />
=− v<br />
s<br />
⋅ ln x<br />
die Zeitabhängigkeit der Sinkgeschwindigkeit, d.h. die Geschwindigkeits-<br />
Zeit-Funktion der beschleunigten Partikelsedimentation bei laminarer Umströmung<br />
⎡ ⎛ g ⋅ t ⎞⎤<br />
⎡ ⎛ ⎞⎤<br />
( )<br />
⎢ ⎜<br />
t<br />
v (t) = v ⎢<br />
⎥ = ⋅ − − ⎟<br />
s<br />
⋅ 1−<br />
exp<br />
⎜−<br />
D ρf<br />
⋅<br />
⎟ vs<br />
1 exp<br />
⎥ (4.107)<br />
⎣ ⎝ vs<br />
⎠⎦<br />
⎢⎣<br />
⎝<br />
t63,v s ⎠⎥⎦<br />
mit einer charakteristischen Sinkzeit (svw. Kinetikparameter) t 63,vs<br />
( ρ )<br />
( ρ + ϕ ⋅ρ )<br />
2<br />
vs<br />
s f f<br />
⋅ d<br />
t63 ,v s<br />
= =<br />
. (4.108)<br />
D ⋅ g 18⋅<br />
η<br />
f<br />
Da die Dichtefunktion für Wasser D(ρ f ) < 1 ist, werden die Beschleunigungszeiten<br />
gegenüber D = 1 (für Luft) etwas verlängert.<br />
Die erneute Integration der Differentialgleichung der Zeitfunktion der instationären<br />
Sinkgeschwindigkeit, Gl.(4.107),<br />
ds(t) ⎡ ⎛ ⎞⎤<br />
⎢ ⎜<br />
t<br />
v (t) = = v<br />
⎟<br />
s ⋅ 1 − exp − ⎥<br />
⎢<br />
(4.109)<br />
dt<br />
⎣ ⎝<br />
t<br />
63,vs<br />
⎠⎥⎦<br />
liefert für die Anfangsbedingung s(t = 0) = 0<br />
s(t)<br />
t ⎡<br />
⎤<br />
t<br />
⎛ ⎞<br />
⎛ ⎞<br />
⎜ ⎟<br />
∫ ∫ ⎢ ⎜<br />
t<br />
⎟<br />
t<br />
ds = vs<br />
⋅ 1 − exp − ⎥ dt = v ⋅ − ⋅ ∫ −<br />
=<br />
= ⎣⎢<br />
s<br />
t vs<br />
exp dt<br />
s 0<br />
t 0 ⎝<br />
t<br />
63, v ⎠⎦⎥<br />
t=<br />
0 ⎝<br />
t<br />
s<br />
63, vs<br />
⎠<br />
dt<br />
x = −t<br />
/ t<br />
,v<br />
→ dx = − → v t exp(x) dx v t<br />
s<br />
s<br />
⋅<br />
63,v<br />
⋅ =<br />
s<br />
s<br />
⋅<br />
t<br />
∫<br />
63 63, v<br />
⋅<br />
s<br />
63,vs<br />
exp(x)<br />
⎛ ⎞<br />
⎜<br />
t<br />
s(t) = v ⋅ + ⋅ ⋅ − ⎟<br />
s<br />
t vs<br />
t<br />
63,v<br />
exp<br />
s<br />
⎝<br />
t<br />
63,vs<br />
⎠ =<br />
t<br />
t<br />
0<br />
= v<br />
s<br />
⋅ t + v<br />
s<br />
⋅ t<br />
63,vs<br />
⎡<br />
⎢<br />
⎢<br />
⎜ ⎛ t ⋅ exp −<br />
⎣ ⎝<br />
t<br />
63,vs<br />
⎞<br />
⎥ ⎥ ⎤<br />
⎟ −1<br />
⎠ ⎦<br />
s (t)<br />
⎡ ⎛<br />
⎢ ⎜<br />
t<br />
= vs<br />
⋅ t − vs<br />
⋅ t<br />
63,vs<br />
⋅ 1 − exp −<br />
⎢<br />
⎣ ⎝<br />
t<br />
63,vs<br />
⎞<br />
⎥ ⎥ ⎤<br />
⎟<br />
⎠⎦<br />
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204<br />
die Weg-Zeit-Funktion der Partikelsedimentation im STOKES-Bereich 11 :<br />
⎪<br />
⎧ ⎡ ⎛ ⎞⎤⎪ ⎫<br />
⎨ ⎢ ⎜<br />
t<br />
s (t) = v<br />
⎟<br />
s ⋅ t − t<br />
63,v ⋅ 1 − exp − ⎥ ⎬ (4.110)<br />
s<br />
⎪⎩ ⎢<br />
⎣ ⎝<br />
t<br />
63,vs<br />
⎠⎥⎦<br />
⎪ ⎭<br />
Bei genügend großen Zeiten t > 4 . t 63,vs nimmt der Sinkweg linear zu s(t) = v . s t.<br />
Die Umkehrfunktion für eine gesuchte Sinkzeit t s bei gegebener Behälterhöhe<br />
oder Sinkweg s* ergibt sich durch Umstellen dieser Gl. (4.110):<br />
*<br />
s<br />
⎡ ⎛ ⎞⎤<br />
⎢ ⎜<br />
t<br />
= − ⋅ − −<br />
s<br />
t<br />
⎟<br />
s<br />
t<br />
63,v<br />
1 exp ⎥<br />
s<br />
v<br />
⎢<br />
s<br />
⎣ ⎝<br />
t<br />
63,vs<br />
⎠⎥⎦<br />
Es lässt sich keine analytisch darstellbare Umkehrfunktion finden. Sie ist jedoch<br />
numerisch mittels Iterationen lösbar (der Index (0) kennzeichnet den Anfangs-<br />
oder Vorgängerwert):<br />
*<br />
s ⎡ ⎛ t ⎞⎤<br />
s,(0)<br />
t ⎢ ⎜ ⎟<br />
s = + t<br />
63,v ⋅ 1 − exp − ⎥<br />
(4.111)<br />
s<br />
v ⎢<br />
s<br />
⎣ ⎝<br />
t<br />
63,vs<br />
⎠⎥⎦<br />
Anhand der Gl.(4.111) kann unmittelbar abgelesen werden, dass sich die Sinkzeit<br />
aus einem Anteil der stationären Sedimentation und einem instationären<br />
oder beschleunigten Anteil des Sinkprozesses infolge des Anlaufvorganges<br />
zusammensetzt.<br />
Für große Sinkzeiten t s , große Wege s*, schnelle Kinetik (kleiner Zeitparameter)<br />
t 63,vs und geringe stationäre Sinkgeschwindigkeit v s kann der letzte Term in<br />
der Gl. (4.111) vernachlässigt werden. D.h. es gilt unter der Bedingung<br />
ts > 4 , (4.112)<br />
t<br />
63,v s<br />
die auch in vielen Fällen erfüllt sein dürfte, 1− exp( −4)<br />
= 0,98 ≈ 1 und damit<br />
*<br />
s<br />
t<br />
s<br />
≈ + t63,v v<br />
s<br />
(4.113)<br />
s<br />
Der Term s*/v s entspricht einer mittleren Verweilzeit t V,s während der stationären<br />
Partikelsedimentation:<br />
s<br />
v<br />
s<br />
*<br />
s<br />
= t<br />
(4.114)<br />
V,s<br />
V,s<br />
t ≈ t + t<br />
(4.115)<br />
63,v s<br />
Dies kann auch als Nachweis der Plausibilität dieser Herleitungen dienen.<br />
© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />
11 Siehe auch: Müller, W. H. und Ferber, F., Technische Mechanik für Ingenieure, S. 216,<br />
Fachbuchverlag Leipzig, 2003<br />
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205<br />
Da sich keine analytische Umkehrfunktion für die Sinkweg-Zeit-Funktion finden<br />
lässt, kann man beide Gln. (4.107) und (4.110) numerisch koppeln. Darüber<br />
hinaus kann man unter der Bedingung ts / t63,v<br />
> 4 die Sinkzeit<br />
*<br />
s<br />
t<br />
s<br />
≈ + t63,v v<br />
s<br />
(4.113)<br />
s<br />
in die Geschwindigkeits-Zeit-Funktion, Gl.(4.107), einsetzen:<br />
⎡ ⎛ ⎞⎤<br />
⎢ ⎜<br />
t<br />
v (t) = v<br />
⎟<br />
s ⋅ 1 − exp −<br />
⎥<br />
(4.107)<br />
⎢⎣<br />
⎝<br />
t63,v<br />
s ⎠⎥⎦<br />
Das ergibt eine Näherung der Geschwindigkeits-Weg-Funktion der Partikelsedimentation<br />
im STOKES-Bereich:<br />
⎡ ⎛<br />
⎞⎤<br />
⎢ ⎜<br />
s<br />
v(s) ≈ v<br />
⎟<br />
s<br />
⋅ 1−<br />
exp − −1<br />
⎥<br />
(4.116)<br />
⎢⎣<br />
⎝<br />
vs<br />
⋅ t63,v s ⎠⎥⎦<br />
Die Lösungen (4.107) und (4.110) für den STOKES-Bereich ergeben, dass<br />
zwar die stationäre Sinkgeschwindigkeit erst erreicht wird, wenn t → ∞ bzw.<br />
der Weg s → ∞ geht. Praktisch interessiert aber, nach welcher Sinkzeit t die<br />
instationäre Geschwindigkeit v(t) sich v s genügend genähert hat bzw. die stationäre<br />
Sinkgeschwindigkeit praktisch erreicht worden ist:<br />
[ 1−<br />
exp( −1)<br />
] = 0,63<br />
s<br />
v(t<br />
= t<br />
⋅<br />
(4.117)<br />
s<br />
63,v<br />
) = vs<br />
⋅<br />
v<br />
[ 1−<br />
exp( −3)<br />
] = 0,95<br />
s<br />
95<br />
3⋅<br />
t63,v<br />
) = vs<br />
⋅<br />
v<br />
v(t<br />
= ⋅<br />
(4.118)<br />
s<br />
geworden ist. Für diese Sinkzeiten t = t 63,vs und t = 3 . t 63,vs ergeben sich somit<br />
folgende charakteristische Sinkwege (mit Gl.(4.108) für t 63,vs ):<br />
⎪<br />
⎧<br />
⎡ ⎛ t ⎞⎤<br />
63,vs<br />
⎪<br />
⎫<br />
s(t<br />
= t<br />
,v<br />
) v t t 1 exp<br />
v t 1 1<br />
s<br />
=<br />
s ⋅ ⎨ 63,vs<br />
−<br />
63,v<br />
⎬ =<br />
s<br />
⋅ ⎢ − ⎜ − ⎟⎥<br />
s<br />
⋅<br />
63, v<br />
−<br />
s<br />
t<br />
63,v<br />
⎪⎩<br />
⎢<br />
⎣ ⎝<br />
s ⎠⎥⎦<br />
⎪⎭<br />
s<br />
{ [ 0,37]<br />
}<br />
63<br />
−<br />
( D⋅g)<br />
2<br />
s(t = t ) = 0,37⋅<br />
v ⋅ t = 0,37⋅<br />
v /<br />
(4.119)<br />
s(t<br />
s(t<br />
63,vs<br />
s 63,vs<br />
s<br />
⎪⎧<br />
⎡ 3t ⎞⎤<br />
63 ⎪⎫<br />
95<br />
3t<br />
63,v<br />
) v 3t t 1 exp<br />
v t<br />
s s ⎨ 63,vs<br />
63,v ⎢ =<br />
s ⎜ ⎥⎬<br />
s<br />
⋅<br />
63, v<br />
−<br />
s<br />
⎪⎩<br />
⎛ = = − − −<br />
⎣ t<br />
⎟<br />
⎝ 63 ⎠⎦⎪⎭<br />
( D⋅g)<br />
{ 3 − [ 1 0,05]<br />
}<br />
2<br />
= 3⋅<br />
t ) = 2,05⋅<br />
v ⋅ t = 2,05⋅<br />
v /<br />
(4.120)<br />
95 63,vs<br />
s 63,vs<br />
s<br />
Bei laminarer Partikelumströmung in Flüssigkeiten (ρ f ≈ 1000 kg/m 3 ) sind diese<br />
Übergangszeiten und Beschleunigungswege für verfahrenstechnische Auslegungsrechnungen<br />
gewöhnlich vernachlässigbar, siehe Tabelle 4.3. Es kann<br />
näherungsweise mit stationären Prozessen gerechnet werden 10 .<br />
4.1.2.2.4 Näherungslösungen für turbulente Umströmung<br />
Analytische Näherungslösungen kann man für die turbulente Umströmung<br />
glatter Kugeln im NEWTON-Bereich c W = 0,44 ≠ f(v(t)) nur gewinnen, wenn<br />
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206<br />
man während der Partikelbeschleunigung - also beim zeitlichen Durchlaufen<br />
des Bereiches der geringen Sinkgeschwindigkeiten des laminaren und des<br />
Übergangsbereiches der Partikelumströmung, siehe Tabelle 4.2 - voraussetzt,<br />
dass der Widerstandsbeiwert abschnittsweise c W = const. sei 10 . Der Bereich<br />
beginnender laminarer Sinkbewegung ist im Vergleich zur stationären Sinkgeschwindigkeit<br />
bei turbulenter Partikelumströmung vernachlässigbar klein. Das<br />
zeigt das Verhältnis beider kritischen Reynoldszahlen (für d = const.):<br />
v<br />
Re<br />
1<br />
krit,lam<br />
s,lam<br />
≤ ⋅ vs,turb<br />
= ⋅ vs,turb<br />
= 0,1% ⋅ vs,turb<br />
(4.121)<br />
Rekrit,turb<br />
1000<br />
Das Verhältnis der Beschleunigungen, d.h. Gl.(4.104)/Gl.(4.106) beispielsweise<br />
für v = 0,5 . v s , zeigt wegen des geringeren Widerstandsbeiwertes c W,turb <<br />
c W,Über den um 50% schnelleren Zeitverlauf (Anstieg) bei turbulenter Umströmung<br />
und damit die Plausibilität obiger Annahme:<br />
⎛ dv ⎞<br />
⎜ ⎟<br />
⎝ dt ⎠<br />
⎛ dv<br />
⎜<br />
⎞ ⎟<br />
⎝ dt ⎠<br />
turb<br />
lam<br />
v=<br />
0,5⋅vs<br />
=<br />
D<br />
( ρ )<br />
D<br />
f<br />
( ρ )<br />
f<br />
2<br />
⎛ v (t)<br />
g 1<br />
2<br />
v ⎟ ⎞<br />
⋅ ⋅ ⎜ −<br />
⎝ s ⎠<br />
⎛ v(t) ⎞<br />
⋅ g ⋅ ⎜1<br />
−<br />
v<br />
⎟<br />
⎝ s ⎠<br />
v=<br />
0,5⋅vs<br />
2<br />
1−<br />
0,5<br />
=<br />
1−<br />
0,5<br />
= 1,5<br />
(4.122)<br />
dv(t)<br />
dt<br />
ρs<br />
− ρf<br />
ρ + ϕ ⋅ρ<br />
2<br />
⎛ v (t) ⎞<br />
⋅ g ⋅ ⎜1<br />
−<br />
⎟<br />
2 = D<br />
⎝ vs<br />
⎠<br />
⎛<br />
( ρ ) ⋅ ⎜<br />
⎟ f ⋅ g 1 −<br />
⎝ vs<br />
⎠<br />
=<br />
2<br />
s<br />
f<br />
f<br />
2<br />
v (t) ⎞<br />
. (4.104)<br />
Die Integration der nichtlinearen Differentialgleichung liefert nach Trennung<br />
der Variablen mit der Anfangsbedingung v(t = 0) = 0 für übliche v(t) ≤ v s<br />
v<br />
∫<br />
v=<br />
0<br />
dv<br />
2<br />
v − v<br />
s<br />
2<br />
D⋅g<br />
= ⋅<br />
2<br />
v<br />
s<br />
t<br />
∫<br />
t=<br />
0<br />
dt<br />
(4.123)<br />
folgende Lösung 12 :<br />
v<br />
∫<br />
v=<br />
0<br />
dv<br />
2<br />
v − v<br />
s<br />
2<br />
1<br />
=<br />
2⋅<br />
v<br />
s<br />
⎛ vs<br />
+ v ⎞<br />
⋅ln<br />
⎜ ⎟<br />
vs<br />
v<br />
⎝ − ⎠<br />
v<br />
0<br />
1<br />
=<br />
2⋅<br />
v<br />
s<br />
⎡ ⎛ vs<br />
+ v ⎞ ⎛ v ⎞⎤<br />
s<br />
D⋅g<br />
⋅ ⎢ln<br />
⎜ ln ⎥ = ⋅ t<br />
2<br />
⎣ vs<br />
v<br />
⎟ −<br />
⎜<br />
v<br />
⎟<br />
⎝ − ⎠ ⎝ s ⎠⎦<br />
vs<br />
⎛ vs<br />
+ v ⎞ 2⋅<br />
D⋅g<br />
v + v ⎛ 2⋅<br />
D⋅g<br />
ln<br />
⎜ = ⋅ t<br />
vs<br />
v<br />
⎟ ,<br />
⎝ − ⎠ v<br />
⎟ ⎞<br />
= exp<br />
⎜ ⋅ t<br />
s<br />
vs<br />
− v ⎝ vs<br />
⎠<br />
⎛ 2⋅<br />
D⋅g<br />
⎞<br />
v + v =<br />
t<br />
s<br />
( v ) ⎜<br />
⎟ s<br />
− v ⋅exp<br />
⋅<br />
⎝ vs<br />
⎠<br />
s<br />
,<br />
⎡ ⎛ 2⋅<br />
D⋅g<br />
⎞⎤<br />
⎡ ⎛ 2⋅<br />
D⋅g<br />
⎞ ⎤<br />
v ⋅ ⎢1<br />
+ exp<br />
⎜ ⋅ t⎟<br />
⎥ = v ⋅ ⎢ ⎜<br />
⋅ t<br />
⎟ −<br />
s<br />
exp<br />
1⎥<br />
,<br />
⎣ ⎝ vs<br />
⎠⎦<br />
⎣ ⎝ vs<br />
⎠ ⎦<br />
© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />
12 Siehe Ruge, P., Mathematik, S. A 47, in Czichos, H., Hütte, Springer Berlin 1991.<br />
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⎛ 2⋅<br />
D⋅g<br />
⎞<br />
exp⎜<br />
⋅ t<br />
⎟ − 1<br />
⎝ vs<br />
⎠<br />
⎛ D⋅g<br />
⎞<br />
v(t) = vs ⋅<br />
= vs<br />
⋅ tanh<br />
⎜ ⋅ t<br />
⎟ mit<br />
⎛ 2⋅<br />
D⋅g<br />
⎞<br />
⎝ ⎠<br />
⎜ ⋅<br />
⎟ +<br />
vs<br />
exp t 1<br />
⎝ vs<br />
⎠<br />
exp<br />
exp<br />
( 2x)<br />
( 2x)<br />
−1<br />
=<br />
+ 1<br />
207<br />
tanh( x)<br />
Das ergibt die Zeitabhängigkeit der instationären Sinkgeschwindigkeit, d.h.<br />
die Geschwindigkeits-Zeit-Funktion der beschleunigten Partikelsedimentation<br />
bei turbulenter Umströmung<br />
⎛ t ⎞<br />
v (t) = v ⋅ ⎜ ⎟<br />
s<br />
tanh<br />
(4.124)<br />
⎝ t76,vs<br />
⎠<br />
mit der für diesen Mikroprozess typischen tanh-Funktion und einer charakteristischen<br />
Sinkzeit t 76,vs der turbulenten Partikelumströmung:<br />
vs<br />
1 4 ( ρs−ρf<br />
) ⋅d<br />
⋅g<br />
ρs<br />
+ ϕf<br />
⋅ρf<br />
4⋅(<br />
ρs−ρf<br />
) ⋅d<br />
t76,vs<br />
= = ⋅<br />
= ⋅<br />
D⋅g<br />
D⋅g<br />
3 c ⋅ρ ρ − ρ 3⋅c<br />
⋅ρ ⋅g<br />
t<br />
76,vs<br />
W<br />
f<br />
= vs<br />
ρs<br />
+ ϕf<br />
⋅ρf<br />
4 ⋅ ( ρs−ρf<br />
) ⋅ d<br />
= ⋅<br />
D( ρ ) ⋅ g ρ − ρ 3⋅<br />
c ⋅ρ ⋅ g<br />
(4.125)<br />
f<br />
s<br />
f<br />
W<br />
Der Index 76 der charakteristischen Sinkzeit wurde gewählt, weil für t = t 76 die<br />
Funktion<br />
v(t<br />
= t ) = v ⋅ tanh 1 = 0,76 ⋅<br />
(4.126)<br />
( )<br />
s<br />
76,vs<br />
s<br />
v<br />
ergibt. Die stationäre Sinkgeschwindigkeit wird für<br />
v(t<br />
v(t<br />
( 2) = 0,964 ⋅<br />
s<br />
96<br />
2 ⋅ t76,vs)<br />
= vs<br />
⋅ tanh v<br />
= (4.127)<br />
( 3) = 0,995⋅<br />
s<br />
99<br />
3⋅<br />
t76,vs)<br />
= vs<br />
⋅ tanh v<br />
= (4.128)<br />
mit weniger als 4%-iger bzw. 0,5%-iger Abweichung erreicht.<br />
Die erneute Integration der Differentialgleichung der Zeitfunktion der instationären<br />
Sinkgeschwindigkeit, Gl.(4.124),<br />
ds(t) ⎛ ⎞<br />
⎜<br />
t<br />
v (t) = = v ⋅ ⎟<br />
s<br />
tanh<br />
(4.129)<br />
dt<br />
⎝ t<br />
76,vs ⎠<br />
liefert mit der Anfangsbedingung s(t = 0) = 0:<br />
s(t)<br />
∫<br />
s=<br />
0<br />
t<br />
⎛ ⎞<br />
⎜<br />
t<br />
ds = s(t) = v ⋅<br />
⎟<br />
s ∫ tanh<br />
dt<br />
(4.130)<br />
t=<br />
0 ⎝ t<br />
76, vs ⎠<br />
Das rechte Integral wird mit Hilfe folgender Substitutionen analytisch gelöst:<br />
x = t / t 76,vs<br />
abgeleitet: dx = dt / t 76, vs<br />
d.h.: dt = t<br />
76,<br />
vs<br />
⋅ dx<br />
∫<br />
⎛<br />
⎜<br />
t<br />
tanh<br />
⎝ t<br />
76,vs<br />
⎞<br />
⎟<br />
dt = t<br />
⎠<br />
76,vs<br />
⋅<br />
∫<br />
tanh<br />
( x)<br />
f<br />
s<br />
f<br />
dx = t<br />
76, vs<br />
⋅<br />
∫<br />
W<br />
sinh<br />
cosh<br />
f<br />
( x)<br />
( x)<br />
dx<br />
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∫<br />
sinh<br />
cosh<br />
( x)<br />
( x)<br />
dx<br />
208<br />
f<br />
entspricht dem Integralkern 13 f’(x)/f(x), also: ∫ ′ (x)<br />
dx<br />
f (x)<br />
Die Substitution u = cosh( x)<br />
ergibt abgeleitet:<br />
( x) ⋅ dx<br />
du = sinh d.h.:<br />
Das unbestimmte Integral wird umgeformt zu:<br />
t ⎞<br />
sinh( x)<br />
du<br />
tanh ⎟<br />
∫ ⎜ ⎛<br />
dt t<br />
76,vs<br />
t<br />
t<br />
= ⋅∫<br />
⋅ =<br />
⎝ 76,vs ⎠<br />
u sinh( x)<br />
Das rückwärtige Einsetzen liefert:<br />
t<br />
∫<br />
t=<br />
0<br />
t<br />
∫<br />
t=<br />
0<br />
t<br />
∫<br />
⎛ t<br />
tanh⎜<br />
⎝ t<br />
⎛<br />
⎜<br />
t<br />
tanh<br />
⎝ t<br />
76,<br />
⎛<br />
⎜<br />
t<br />
tanh<br />
⎝ t<br />
⎞<br />
⎟<br />
dt = t<br />
⎠<br />
⋅ ln cosh(x)<br />
du<br />
dx =<br />
sinh( x)<br />
76,vs<br />
⋅<br />
∫<br />
du<br />
u<br />
= t<br />
76,vs<br />
u=<br />
1 76,vs<br />
76,<br />
vs<br />
t<br />
76,vs<br />
vs<br />
⎞<br />
⎟<br />
dt = t<br />
⎠<br />
⎞<br />
⎟<br />
dt = t<br />
⎠<br />
76,vs<br />
u<br />
⎡ ⎛<br />
⎢ ⎜<br />
t<br />
⋅ ln cosh<br />
⎢<br />
⎣ ⎝ t<br />
⎛<br />
⋅ ln cosh⎜<br />
⎝<br />
76,vs<br />
76,vs<br />
t= 0 76,<br />
vs<br />
t<br />
76, vs<br />
t<br />
= t<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
⎛<br />
⋅ ln cosh⎜<br />
⎝<br />
⎞<br />
⎟<br />
− ln cosh<br />
⎠<br />
⎤<br />
( 0) ⎥<br />
⎥<br />
⎦<br />
t<br />
76, vs<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
t<br />
⋅ln u<br />
Die Weg-Zeit-Funktion der Partikelsedimentation im NEWTON-Bereich ist:<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎜ ⎛ t<br />
s (t) = vs<br />
⋅ t<br />
76,vs<br />
⋅ ln cosh<br />
(4.131)<br />
⎝ t<br />
76,vs ⎠<br />
Mit dieser Weg-Zeit-Funktion lassen sich folgende charakteristische Sinkwege<br />
ermitteln:<br />
s(t<br />
2<br />
( ) = 0,433⋅<br />
v ⋅ t = 0,433⋅<br />
v /(D g)<br />
) = v ⋅ t ⋅ln cosh 1<br />
(4.132)<br />
76 s 76,vs<br />
s 76,vs<br />
s<br />
⋅<br />
t=<br />
0<br />
t<br />
2<br />
= 2 ⋅ , d.h. s(t ) = 1,33⋅<br />
v ⋅ t = 1,33⋅<br />
v /(D g)<br />
(4.133)<br />
96<br />
t 76,vs<br />
96 s 76,vs<br />
s<br />
⋅<br />
t<br />
2<br />
= 3⋅<br />
, d.h. s(t ) = 2,31⋅<br />
v ⋅ t = 2,31⋅<br />
v /(D g)<br />
(4.134)<br />
99<br />
t 76,vs<br />
99 s 76,vs<br />
s<br />
⋅<br />
Die Umkehrfunktion für eine gesuchte Sinkzeit t s bei gegebener Behälterhöhe<br />
(Weg) s* ergibt sich durch Umstellen dieser Gl. (4.131):<br />
*<br />
s<br />
v ⋅ t<br />
s<br />
76,vs<br />
⎛<br />
⎜<br />
t<br />
= ln cosh<br />
⎝ t<br />
s<br />
76, vs<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
⎛<br />
*<br />
⎞ ⎛ ⎞<br />
⎜<br />
s<br />
⎟ = ⎜<br />
t<br />
s<br />
exp ⎟<br />
cosh<br />
(4.135)<br />
⎝ vs<br />
⋅ t<br />
76,vs ⎠ ⎝ t<br />
76, vs ⎠<br />
Dazu wird die cosh-Funktion in exp-Funktionen umgewandelt 14 :<br />
© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />
13 Leupolt, W. u.a., Analysis, S. 254 und 256, Fachbchverlag Leipzig 1968.<br />
14 Bronstein, I.E. und R.A. Semendjajev, Taschenbuch der Mathematik, S. 88 und 91, 7. Aufl.,<br />
Verlag Harri Deutsch, Frankfurt a.M. 2008.<br />
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⎛ t<br />
s<br />
cosh⎜<br />
⎝ t<br />
exp t / t<br />
exp⎜<br />
⎝ v<br />
76,vs<br />
⎞ exp<br />
⎟<br />
=<br />
⎠<br />
⋅ exp t<br />
( t / t )<br />
s<br />
76,vs<br />
+ exp( −t<br />
2<br />
s<br />
/ t<br />
76,vs<br />
)<br />
exp(t<br />
⋅<br />
exp(t<br />
(<br />
s 76,vs<br />
) (<br />
s<br />
/ t<br />
76,vs<br />
) + exp( −t<br />
s<br />
/ t<br />
76,vs)<br />
⋅ exp( t<br />
s<br />
/ t<br />
76,vs<br />
)<br />
2 ⋅ exp( t<br />
s<br />
/ t<br />
76,vs<br />
)<br />
⎛<br />
*<br />
⎞ exp( 2t / t ) + 1<br />
s<br />
s<br />
⋅ t<br />
76,vs<br />
⎟<br />
=<br />
⎠<br />
s<br />
2 ⋅ exp(t<br />
s<br />
76,vs<br />
/ t<br />
76,vs<br />
Das wird in eine quadratische Gleichung bezüglich ( t / )<br />
exp<br />
*<br />
( 2t / t ) 2 ⋅ exp⎜<br />
⋅ exp(t / t ) + 1 0<br />
und gelöst:<br />
exp<br />
)<br />
s<br />
s<br />
/ t<br />
/ t<br />
76,vs<br />
76,vs<br />
)<br />
)<br />
209<br />
( 2t / t )<br />
exp<br />
s<br />
=<br />
2 ⋅ exp(t<br />
s<br />
t 76,vs<br />
s<br />
76,vs<br />
/ t<br />
76,vs<br />
+ 1<br />
exp umgewandelt<br />
⎛ s<br />
s 76, vs<br />
vs<br />
t ⎟ ⎞<br />
− (4.136)<br />
⎜<br />
⎝ ⋅<br />
76,vs ⎠<br />
s 76,vs<br />
=<br />
⎛ s ⎞ 2 s ⎞<br />
v t<br />
⎜ ⎛ ⋅<br />
=<br />
⎜ ⎟<br />
s 76,vs<br />
vs<br />
t ⎟<br />
(4.137)<br />
⎝ ⋅ ⎠ ⎝ ⋅<br />
76,vs ⎠<br />
*<br />
*<br />
( t / t ) exp⎜<br />
⎟ + exp ⎟ −1<br />
s<br />
76,vs<br />
Diese Formulierung wird nun umgewandelt und vereinfacht:<br />
⎡ ⎛<br />
*<br />
⎞ ⎤<br />
⎜<br />
2 ⋅ s<br />
exp ⎟ ⎥<br />
−1<br />
⎛<br />
*<br />
⎞<br />
⎥<br />
( )<br />
⎝ ⋅<br />
⎜<br />
s<br />
vs<br />
t<br />
76,vs<br />
exp t<br />
⎟ ⋅ +<br />
⎠<br />
s<br />
/ t<br />
76,vs<br />
= exp<br />
1<br />
⎥<br />
⎝ v ⋅ ⎠<br />
⎥<br />
⎢ ⎢⎢⎢⎢ ⎛<br />
*<br />
s<br />
t<br />
76,vs<br />
⎞<br />
⎜<br />
2 ⋅ s<br />
exp ⎟<br />
⎥<br />
⎣ ⎝ vs<br />
⋅ t<br />
76,vs ⎠ ⎦<br />
⎛<br />
*<br />
⎞ ⎡ ⎛<br />
*<br />
⎞⎤<br />
( ) ⎜<br />
s<br />
⎟ ⎢ ⎜<br />
2 ⋅ s<br />
exp t<br />
⋅ + −<br />
⎟⎥<br />
s<br />
/ t<br />
76,vs<br />
= exp<br />
1 1 exp<br />
⎢<br />
−<br />
⎝ vs<br />
⋅ t<br />
76,vs ⎠<br />
⎥<br />
⎣ ⎝ vs<br />
⋅ t<br />
76,vs ⎠⎦<br />
⎧<br />
⎫<br />
⎪ ⎛<br />
*<br />
⎞ ⎡ ⎛<br />
*<br />
⎞⎤<br />
⎪<br />
⎨ ⎜<br />
s<br />
⎟ ⎢ ⎜<br />
2 ⋅ s<br />
t<br />
⎟⎥<br />
s<br />
= t<br />
76,vs<br />
⋅ ln exp<br />
⋅ 1+<br />
1−<br />
exp<br />
⎬<br />
⎢<br />
−<br />
⎥<br />
⎪⎩ ⎝ vs<br />
⋅ t<br />
76,vs ⎠ ⎣ ⎝ vs<br />
⋅ t<br />
76,vs ⎠⎦⎪⎭<br />
*<br />
⎡ ⎛<br />
*<br />
s<br />
⎞⎤<br />
⎢ ⎜<br />
2 ⋅ s<br />
t<br />
⎟⎥<br />
s<br />
= t<br />
76,vs<br />
⋅ + t<br />
76,vs<br />
⋅ ln 1+<br />
1−<br />
exp<br />
⎢<br />
−<br />
v ⋅<br />
s<br />
t<br />
76,vs<br />
⎥<br />
⎣ ⎝ vs<br />
⋅ t<br />
76,vs ⎠⎦<br />
Daraus ergibt sich eine übersichtliche Umkehrfunktion der Sinkzeit t s = f(s*):<br />
* ⎡ ⎛<br />
*<br />
s<br />
⎞⎤<br />
⎢ ⎜<br />
2 ⋅ s<br />
t ⎟⎥<br />
s<br />
= + t<br />
76,vs<br />
⋅ ln 1+<br />
1−<br />
exp<br />
⎢<br />
−<br />
(4.138)<br />
vs<br />
⎥<br />
⎣ ⎝ vs<br />
⋅ t<br />
76,vs ⎠⎦<br />
mit der stationären Sinkgeschwindigkeit im NEWTON-Bereich<br />
v<br />
4 ⋅ ( ρ<br />
−ρ ) ⋅ d ⋅ g<br />
s f<br />
s,N<br />
= (4.56)<br />
3⋅<br />
cW<br />
⋅ ρf<br />
)<br />
der charakteristischen Sinkzeit t 76,vs<br />
t<br />
76,vs<br />
vs<br />
ρs<br />
+ ϕf<br />
⋅ρf<br />
4⋅(<br />
ρs−ρf<br />
) ⋅d<br />
= = ⋅<br />
(4.125)<br />
D⋅g<br />
ρ − ρ 3⋅c<br />
⋅ρ ⋅g<br />
s<br />
f<br />
W<br />
und mit dem charakteristischen Produkt im Argument der exp-Funktion:<br />
f<br />
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v ⋅ t<br />
s<br />
v ⋅ t<br />
s<br />
76,vs<br />
76,vs<br />
2<br />
vs<br />
ρs<br />
+ ϕf<br />
⋅ρ<br />
= =<br />
D ⋅ g ρ − ρ<br />
ρs<br />
+ ϕf<br />
⋅ρ<br />
=<br />
ρ − ρ<br />
s<br />
f<br />
f<br />
s<br />
f<br />
f<br />
⋅<br />
W<br />
4 ⋅(<br />
ρs<br />
−ρf<br />
) ⋅d<br />
⋅ g<br />
⋅<br />
3⋅c<br />
⋅ρ<br />
4 ⋅ ( ρs<br />
−ρf<br />
) ⋅ d 4 ⋅ ( ρs<br />
+ ϕf<br />
⋅ρ<br />
⋅<br />
=<br />
3⋅<br />
c ⋅ρ 3⋅<br />
c ⋅ρ<br />
f<br />
W<br />
f<br />
W<br />
4 ⋅(<br />
ρs−ρ<br />
3⋅c<br />
⋅ρ<br />
f<br />
f<br />
W<br />
) ⋅d<br />
f<br />
f<br />
) ⋅d<br />
⋅ g<br />
210<br />
v<br />
v<br />
4 ⋅ ( ρ + ϕ<br />
⋅ρ ) ⋅d<br />
2<br />
s<br />
s f f<br />
s<br />
⋅ t76,vs<br />
= =<br />
(4.139)<br />
D ⋅ g 3⋅cW<br />
⋅ρf<br />
Anhand der obigen Gl.(4.138) kann unmittelbar abgelesen werden, dass sich<br />
die gesamte Sinkzeit aus der stationären Sinkzeit und einer Anlaufzeit des<br />
beschleunigten Sinkprozesses zusammensetzt.<br />
Für große Wege s * , schnelle Kinetik (kleine charakteristische Sinkzeit) t 76,vs<br />
und geringe stationäre Sinkgeschwindigkeit v s kann der letzte Term in der Gl.<br />
(4.138) vernachlässigt werden. D.h. es gilt unter der Bedingung<br />
v<br />
s<br />
*<br />
s<br />
⋅ t<br />
76,vs<br />
> 2 , (4.140)<br />
die auch in vielen Fällen erfüllt wird, 1− exp( −4)<br />
= 0,98 ≈ 1 und damit<br />
t<br />
s<br />
*<br />
s<br />
≈ + t<br />
76, vs<br />
⋅ ln 2<br />
(4.141)<br />
v<br />
s<br />
Der Term s*/v s entspricht der mittleren Verweilzeit t V,s während der stationären<br />
Partikelsedimentation in einem Klassierer oder Absetzbehälter:<br />
s<br />
v<br />
*<br />
s<br />
= t<br />
(4.142)<br />
V,s<br />
t<br />
s<br />
≈ t + t ⋅ ln 2<br />
(4.143)<br />
V,s<br />
76, vs<br />
Diese einfache Abschätzung lässt sich auch als Plausibilitätsbeweis der rechnerisch<br />
recht aufwändigen Herleitungen der instationären Modelle auffassen:<br />
Gesucht wird nun die Geschwindigkeits-Weg-Funktion der Partikelsedimentation<br />
im NEWTON-Bereich. Dazu muß die Zeit in der Geschwindigkeits-Zeit-<br />
Funktion, Gl.(4.124),<br />
⎛ t ⎞<br />
v (t) = v ⋅ ⎜ ⎟<br />
s<br />
tanh<br />
(4.124)<br />
⎝ t76,vs<br />
⎠<br />
durch eine Zeit-Weg-Funktion ersetzt werden. Um sich die aufwändigen Umrechnungen<br />
zu sparen, wird statt der abschließenden Formulierung, Gl.(4.138),<br />
die Zwischenlösung, Gl. (4.135), bevorzugt:<br />
*<br />
⎛ t ⎞ ⎛ ⎞<br />
⎜<br />
s<br />
s<br />
cosh ⎟ = ⎜ ⎟<br />
exp<br />
, (4.135)<br />
⎝ t76,vs<br />
⎠ ⎝ vs<br />
⋅ t76,vs<br />
⎠<br />
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211<br />
Denn die tanh-Funktion in der Gl. (4.124) lässt sich auch mit der cosh-<br />
Funktion ausdrücken 14 :<br />
v (t)<br />
= v<br />
s<br />
⎛ t<br />
⋅ tanh⎜<br />
⎝ t<br />
76,vs<br />
⎞<br />
⎟<br />
= v<br />
⎠<br />
s<br />
⋅<br />
⎜ ⎛<br />
2 t<br />
cosh<br />
⎝ t<br />
⎛ t<br />
cosh⎜<br />
⎝ t<br />
76,vs<br />
76,vs<br />
⎞<br />
⎟<br />
−1<br />
⎠<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
= v<br />
s<br />
⋅<br />
1−<br />
cosh<br />
−2<br />
⎜ ⎛ t<br />
⎝ t<br />
Einsetzen der Gl. (4.135) liefert die Geschwindigkeits-Weg-Funktion während<br />
der beschleunigten Partikelsedimentation im NEWTON-Bereich:<br />
⎛ 2⋅s<br />
⎞<br />
v (s) = v ⋅ − ⎜ ⎟<br />
s<br />
1 exp<br />
−<br />
(4.144)<br />
⎝ vs<br />
⋅ t76,vs<br />
⎠<br />
Folgendes Rechenbeispiel soll die Zusammenhänge nochmals verdeutlichen:<br />
a) Für die Sedimentation grober Qarzpartikel (d = 10 mm, ρ s = 2650 kg/m 3 )<br />
in Flüssigkeiten (η = 10 -3 Pa⋅s, ρl = 1000 kg/m 3 , φ f = 0,5 →D(ρ f ) = 0,524)<br />
sind diese Beschleunigungszeiten t sink (v/v s =0,96) = 0,27 s und Beschleunigungswege<br />
s(t 96 = 2 . t 76,vs ) = 126 mm ebenfalls noch verhältnismäßig klein<br />
bei einer stationären Sinkgeschwindigkeit v s = 0,7 m/s und Re = 7000 ><br />
Re krit = 10 3 .<br />
b) Für die Sedimentation grober Partikel (d = 10 mm, ρ s = 2650 kg/m 3 ) in<br />
einem Gas (Luft η = 18⋅10 -6 Pa⋅s, ρg = 1,2 kg/m 3 ) dauern diese Übergangszeiten<br />
im NEWTON-Bereich jedoch um Größenordnungen länger<br />
t sink (v/v s =0,96) = 5,7 s, bzw. die Beschleunigungswege sind ebenfalls<br />
deutlich länger s(t 96 = 2 . t 76,vs ) = 106 m und zwar für v s = 28 m/s und Re =<br />
1,87 . 10 4 .<br />
c) Beim Fallen großer biologischer Körper (d äqu ≈ 0,5 m, ρ s ≈ 1100 kg/m 3 ) in<br />
der atmosphärischen Luft η = 18⋅10 -6 Pa⋅s, ρg = 1,2 kg/m 3 dauern diese<br />
Beschleunigungszeiten noch länger t sink (v/v s =0,96) = 23,8 s. Die Beschleunigungswege<br />
sind ebenfalls um einige Größenordnungen länger s(t 96 =<br />
2 . t 76,vs ) = 1,86 km und zwar für die Endfallgeschwindigkeit von v s = 117<br />
m/s bzw. 421 km/h und Re = 3,9 . 10 6 .<br />
Folglich lassen sich die Beschleunigungszeiten und -wege für die letzten beiden<br />
Fälle b) und c) der Sedimentation grober Partikel in Luft nicht mehr vernachlässigen,<br />
siehe auch der gelb markierte Bereich in der Tabelle 4.3:<br />
76,vs<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
MVT_e_4neu <strong>Mechanische</strong> <strong>Verfahrenstechnik</strong> - Partikeltechnik <strong>Stromklassierung</strong> Prof. Dr. J. Tomas, 28.11.2013
212<br />
Tabelle 4.3: Übersicht über wesentliche Kennwerte der gleichmäßig beschleunigten<br />
Partikelsedimentation (Quarzpartikel ρ s = 2650 kg/m 3 ) in Wasser (η =<br />
10 -3 Pa⋅s, ρl = 1000 kg/m 3 , φ f =0,5 → D(ρ f ) = 0,524) und Luft (η = 18⋅10 -6 Pa⋅s,<br />
ρ g = 1,2 kg/m 3 ). Die Zahlenwerte wurden mit den Modellen berechnet, die in<br />
der folgenden Tabelle 4.4 zur besseren Übersicht noch einmal zusammengefasst<br />
wurden.<br />
Mikroprozessgrößen<br />
Laminare Partikelumströmung<br />
Turbulente Partikelumströmung<br />
Reynolds-Zahlbereich Re < Re St = 0,25…1 10 3 < Re N < Re c = 2⋅10 5<br />
Widerstandsbeiwert c W 24/Re 0,44<br />
Partikelgröße d in µm 40 10 mm<br />
Dispersionsmittel Wasser Luft Wasser Luft<br />
Partikel-Reynolds-Zahl Re 0,06 0,34 7000 1,87 . 10 4<br />
Partikelgrößenbereich d in µm < 100 < 57 > 2,7 mm > 1,5 mm<br />
Stationäre Sinkgeschwindigkeit v s in m/s 1,44 . 10 -3 0,13 0,7 28<br />
Charakteristische Sinkgeschwindigkeiten<br />
in m/s<br />
Charakteristische Beschleunigungswege<br />
in mm<br />
Charakteristische Sinkzeiten<br />
in s<br />
v(t 63 o. t 76 ) 0,91 . 10 -3 0,08 0,53 21,3<br />
v(t 95 o. t 96 ) 1,37 . 10 -3 0,124 0,67 27<br />
s(t 63 o. t 76 ) 0,15 µm 6 40 34 m<br />
s(t 95 o. t 96 ) 0,82 µm 34 126 106 m<br />
t 63,vs , t 76,vs 0,28 ms 0,013 0,13 2,8<br />
t 95,vs , t 96,vs 0,84 ms 0,039 0,27 5,7<br />
Wegparameter t s /t 63,vs > 4, s * /(v s . t 76,vs ) > 2 2,4 . 10 5 59 1,07 1,3 . 10 -3<br />
Sinkzeiten t s (s * = 0,1 m) in s 69 0,78 0,19 0,01<br />
Diese teilweise neu entwickelten Modelle 15 - vergleiche dazu 10 - zur Beschreibung<br />
der wesentlichen Mikroprozessgrößen der beschleunigten Partikelsedimentation<br />
bei stationärer Anströmung und homogener Umströmung wurden in<br />
der Tabelle 4.4, der Folie 4.11 und Folie 4.12 zusammengefasst:<br />
© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />
15 Tomas, J., Vorlesungsmanuskript MVT, Kapitel 4, Magdeburg 2011<br />
MVT_e_4neu <strong>Mechanische</strong> <strong>Verfahrenstechnik</strong> - Partikeltechnik <strong>Stromklassierung</strong> Prof. Dr. J. Tomas, 28.11.2013
213<br />
Tabelle 4.4: Übersicht über die Modelle der gleichmäßig beschleunigten Partikelsedimentation für laminare und turbulente Umströmung (TOMAS 2011)<br />
Mikroprozessgrößen Laminare Partikelumströmung Turbulente Partikelumströmung<br />
2<br />
2 2<br />
Partikelgrößenbereich 18⋅<br />
η ⋅ Re<br />
3<br />
St<br />
(4.57) 3⋅<br />
c<br />
dSt<br />
≤ 3<br />
W<br />
η ⋅ ReN<br />
d<br />
N<br />
≥ ⋅<br />
(4.59)<br />
ρ ⋅ ( ρ −ρ ) ⋅ g<br />
4 ⋅ρ ⋅ ( ρ −ρ ) ⋅ g<br />
Differentialgleichung<br />
Reynolds-Zahl, c W Re < Re St = 0,25 ... 1, c W = 24/Re (4.13) 10 3 < Re N < Re c = 2⋅10 5 , c W = 0,44 (4.15)<br />
2<br />
Stationäre Sinkgeschwindigkeit<br />
18η<br />
3⋅c<br />
( ρs−ρf<br />
) ⋅d<br />
⋅ g<br />
v =<br />
(4.55) 4 ⋅(<br />
ρs<br />
−ρf<br />
) ⋅d<br />
⋅ g<br />
(4.56)<br />
s ,St<br />
vs,N<br />
=<br />
⋅ρ<br />
Geschwindigkeits-Zeit-<br />
Gesetz<br />
Charakteristische Sinkzeit<br />
Charakteristische Sinkgeschwindigkeiten<br />
Differentialgleichung<br />
Weg-Zeit-Gesetz<br />
Sinkzeit<br />
Charakteristische Beschleunigungswege<br />
Geschwindigkeits-Weg-<br />
Gesetz<br />
f<br />
s<br />
f<br />
dv (t)<br />
⎛ v(t) ⎞<br />
= D( ρ<br />
f<br />
) ⋅ g ⋅ ⎜1<br />
−<br />
⎟<br />
(4.106) ( ) 2<br />
dv (t) ⎛ v (t)<br />
dt<br />
⎝ v<br />
s ⎠<br />
⎟ ⎞<br />
= D ρ<br />
f ⋅ g ⋅<br />
⎜1<br />
−<br />
(4.104)<br />
2<br />
dt<br />
⎝ vs<br />
⎠<br />
⎡ ⎛ ⎞⎤<br />
⎢ ⎜<br />
t<br />
⎟<br />
⎢<br />
⎥ ⎥ (4.107)<br />
v (t) = v<br />
s ⋅ 1 − exp −<br />
⎣ ⎝<br />
t<br />
63,vs<br />
⎠⎦<br />
( ρ )<br />
( ρ + ϕ ⋅ρ )<br />
2<br />
vs<br />
s f f<br />
⋅ d<br />
t = =<br />
(4.108)<br />
63,v<br />
s<br />
D ⋅ g 18⋅<br />
η<br />
f<br />
[ 1 − exp( −1)<br />
] = 0,63<br />
s<br />
vs<br />
⋅[ 1 − exp( −3)<br />
] = 0,95<br />
s<br />
v(t<br />
= t ) = v ⋅<br />
⋅<br />
s<br />
63,v<br />
s<br />
v<br />
95<br />
= 3⋅<br />
t63,v<br />
) =<br />
v<br />
v(t<br />
⋅<br />
s<br />
(t) ⎡ ⎛ ⎞⎤<br />
⎢ ⎜<br />
t<br />
= v<br />
⎟<br />
s ⋅ 1 − exp − ⎥<br />
dt ⎢<br />
⎣ ⎝<br />
t<br />
63,vs<br />
⎠⎥⎦<br />
⎪<br />
⎧ ⎡ ⎛ ⎞⎤⎪<br />
⎫<br />
⎨ ⎢ ⎜<br />
t<br />
(t) = v<br />
⎟<br />
s ⋅ t − t<br />
63,v ⋅ 1 − exp − ⎥⎬<br />
s<br />
⎪⎩ ⎢<br />
⎣ ⎝<br />
t<br />
63,vs<br />
⎠⎥⎦<br />
⎪⎭<br />
2<br />
s(t = t63,v<br />
) = 0,37⋅<br />
vs<br />
⋅ t63,v<br />
= 0,37⋅<br />
vs<br />
/( D ⋅ g)<br />
s<br />
s<br />
2<br />
s(t = 3⋅<br />
t ) = 2,05⋅<br />
v ⋅ t = 2,05⋅<br />
v / D ⋅ g<br />
(4.117)<br />
(4.118)<br />
ds (4.109)<br />
s<br />
(4.110)<br />
95 63,vs<br />
s 63,vs<br />
*<br />
s ⎡ ⎛ t ⎞⎤<br />
s,(0)<br />
t<br />
⎢ ⎜ ⎟<br />
s = + t<br />
63,v ⋅ 1 − exp − ⎥<br />
s<br />
v ⎢<br />
s<br />
⎣ ⎝<br />
t<br />
63,vs<br />
⎠⎥⎦<br />
⎡ ⎛<br />
⎞<br />
⎥ ⎥ ⎤<br />
⎢ ⎜<br />
s<br />
v(s) ≈ v<br />
⎟<br />
s<br />
⋅ 1−<br />
exp − −1<br />
⎢⎣<br />
⎝<br />
vs<br />
⋅ t63,v s ⎠⎦<br />
s<br />
( )<br />
(4.119)<br />
(4.120)<br />
(4.111)<br />
(4.116)<br />
v (t)<br />
t<br />
v(t<br />
= v<br />
s<br />
f<br />
s<br />
W<br />
⎛ t<br />
⋅ tanh⎜<br />
⎝ t<br />
f<br />
f<br />
76,vs<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
(4.124)<br />
= vs<br />
ρs<br />
+ ϕf<br />
⋅ ρf<br />
4 ⋅ ( ρs−ρf<br />
) ⋅ d<br />
= ⋅<br />
(4.125)<br />
D( ρ ) ⋅ g ρ − ρ 3⋅<br />
c ⋅ ρ ⋅ g<br />
76,vs<br />
f<br />
s f<br />
W f<br />
= t<br />
76,vs)<br />
= vs<br />
⋅ tanh 1 v<br />
96<br />
= 2 ⋅ t76,vs)<br />
= vs<br />
⋅<br />
v<br />
v(t<br />
(t)<br />
dt<br />
= v<br />
s<br />
⎛ t<br />
⋅ tanh⎜<br />
⎝ t<br />
76,vs<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
( ) = 0,76 ⋅<br />
s<br />
tanh( 2) = 0,964 ⋅<br />
s<br />
(4.126)<br />
(4.127)<br />
ds (4.129)<br />
⎛ ⎞<br />
⎜<br />
t<br />
⎟<br />
(4.131)<br />
s (t) = vs<br />
⋅ t<br />
76,vs<br />
⋅ ln cosh<br />
⎝ t<br />
76,vs ⎠<br />
2<br />
s(t76 ) = 0,433⋅<br />
vs<br />
⋅ t76,vs<br />
= 0,433⋅<br />
vs<br />
/(D ⋅ g)<br />
(4.132)<br />
2<br />
s(t96 ) = 1,33⋅<br />
vs<br />
⋅ t76,vs<br />
= 1,33⋅<br />
vs<br />
/(D ⋅ g)<br />
(4.133)<br />
* ⎡ ⎛<br />
*<br />
s<br />
⎞⎤<br />
⎢ ⎜<br />
2⋅s<br />
(4.138)<br />
t ⎟⎥<br />
s<br />
= + t<br />
76,vs<br />
⋅ln<br />
1+<br />
1−<br />
exp<br />
⎢<br />
−<br />
v<br />
s<br />
⎥<br />
⎣ ⎝ vs<br />
⋅ t<br />
76,vs ⎠⎦<br />
⎛ 2⋅s<br />
⎞<br />
(4.144)<br />
v (s) = v ⋅ − ⎜ ⎟<br />
s<br />
1 exp<br />
−<br />
⎝ vs<br />
⋅ t76,vs<br />
⎠<br />
MVT_e_4neu <strong>Mechanische</strong> <strong>Verfahrenstechnik</strong> - Partikeltechnik <strong>Stromklassierung</strong> Prof. Dr. J. Tomas, 28.11.2013
4.1.3 Bewegung deformierbarer Partikel in stationärer Strömung<br />
214<br />
Siehe dazu die Lehrbücher MVT 16 oder Strömungsmechanik, sowie ⇒ VO<br />
<strong>Mechanische</strong> Trennprozesse/<strong>Mechanische</strong> Flüssigkeitsabtrennung im Abschnitt<br />
4.1 „Grundlagen und Auslegung der Leichtstofftrennung“ ..\VO_MTP\MFA-<br />
_4.doc z.B. ../VO_MTP/MFA_4.doc#cw_korr<br />
4.1.4 Bewegung von Partikelschwärmen<br />
Bei verfahrenstechnischen Prozessen bewegen sich im Allgemeinen nicht Einzelpartikel,<br />
sondern Partikelschwärme. Infolgedessen sind zusätzliche Einflüsse<br />
auf die Partikelbewegung vorhanden, die einen komplexen Charakter besitzen<br />
und nur schwierig erfassbar sind.<br />
1) Falls keine flockende Wirkung vorhanden ist, kann man bei mittleren Partikelabständen<br />
a > 5⋅d, siehe MVT_e_1neu.doc#phis_a<br />
a ϕs,max<br />
k 3<br />
a<br />
= = −1<br />
(4.145)<br />
d ϕ<br />
s<br />
und dem Festoffvolumenanteil<br />
3<br />
Vs<br />
π ⋅ d π<br />
ϕs = = =<br />
= 1 − ε, (4.146)<br />
3<br />
V 6 ⋅<br />
3<br />
( d + a) 6 ⋅ ( 1 + a / d)<br />
d.h. ϕ s etwa < 0,25 % (hier ϕ s,max = π/6 = 0,5326), die gegenseitige Beeinflussung<br />
völlig vernachlässigen.<br />
2) Im Bereich von etwa 0,1 % < ϕ s < 5 % wurden verschiedentlich Geschwindigkeitserhöhungen<br />
gegenüber der für Einzelpartikel berechneten<br />
STOKES-Geschwindigkeit festgestellt (siehe z.B. /3.22./ bis /3.25/). Solche<br />
Geschwindigkeitserhöhungen sind auf die Bildung von Partikelschwärmen<br />
(Cluster) zurückzuführen, d.h. die Bildung von Anordnungen nahe beieinander<br />
gelegener Partikeln, die sich gegenseitig hydrodynamisch beeinflussen.<br />
Diese sich nicht berührenden Partikelschwärme haben einen geringeren<br />
Widerstandsbeiwert als die Einzelpartikel, wenn das Strömungsfeld<br />
groß genug gegenüber den Abmessungen der Partikelschwärme ist – d.h.<br />
freie unbehinderte Umströmung, z.B. Radfahrerpulk bei Gegenwind, siehe<br />
Folie 4.13.7a.<br />
3) Diese Geschwindigkeitserhöhung bleibt offensichtlich aus, wenn die Fluidströmung<br />
sich durch die Partikelkomplexe "hindurchzwängen" muss - behinderte<br />
Um- bzw. Durchströmung, z.B. bei Begrenzung durch Apparatewände<br />
oder durch weitere Partikelschwärme, siehe Folie 4.13.7b.<br />
© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />
16 Schubert, H., Handbuch der <strong>Mechanische</strong>n <strong>Verfahrenstechnik</strong>, S. 124 ff, WILEY-VCH,<br />
Weinheim 2003<br />
MVT_e_4neu <strong>Mechanische</strong> <strong>Verfahrenstechnik</strong> - Partikeltechnik <strong>Stromklassierung</strong> Prof. Dr. J. Tomas, 28.11.2013
215<br />
Für verfahrenstechnische Prozesse interessiert vor allem der Feststoff-Konzentrationsbereich,<br />
in dem die Bewegungsbehinderung bereits ausgeprägt ist,<br />
Relativbewegungen aber noch möglich sind, d.h. der Bereich von etwa ϕ s = 2<br />
% (a/d < 2 s. Gl.(4.145)) bis zu einer oberen Grenze, die von der<br />
‣ Partikelgrößen- und -formverteilung,<br />
‣ der Partikelabstandsverteilung und den resultierenden Wechselwirkungskräften,<br />
‣ den Strömungsverhältnissen (laminar oder turbulent) und<br />
‣ der Feldkraft abhängt.<br />
Für die Berechnung der sog. "Schwarmbehinderung" existiert eine Reihe von<br />
Modellansätzen. Die verfahrenstechnisch interessanten Ansätze lassen sich bei<br />
Fest-Flüssig-Stoffsystemen (Trüben) wie folgt einteilen:<br />
a) Die Suspension (= Trübe Index Tr) wird als Kontinuum (homogenes Fluid)<br />
aufgefasst, dessen Dichte ρ Tr und Viskosität η Tr von der Feststoffkonzentration<br />
mitbestimmt wird. Infolgedessen lässt sich die Partikelgeschwindigkeit<br />
mit den bekannten Beziehungen für ein Kontinuum mit im Vergleich zum<br />
reinen Fluid höheren Dichte und Viskosität berechnen (siehe z.B. /3.26/<br />
bis /3.28/). Z.B. für Dünntrüben nach der EINSTEIN-Gleichung für ϕ s < 3%<br />
(NEWTON’sches Verhalten, T = const.)<br />
Tr<br />
l<br />
( 1+<br />
k ⋅ ϕ )<br />
η = η ⋅<br />
(4.147)<br />
η l<br />
k P < 2,5<br />
k P = 2,5<br />
k P = 4,5<br />
P<br />
s<br />
dynamische Viskosität der reinen Flüssigkeit<br />
kugelförmige deformierbare Partikel<br />
Partikelformfaktor für starre Kugeln<br />
Formfaktor für zerkleinerte Partikel<br />
sowie der Trübedichte<br />
ms<br />
+ ml<br />
ρs<br />
⋅ Vs<br />
+ ρ<br />
ρ = =<br />
V<br />
V<br />
⋅ V<br />
= ρ ⋅ ϕ<br />
+ ρ<br />
l l<br />
Tr s s l<br />
1<br />
Tr<br />
l<br />
( ρs<br />
− ρl<br />
) ⋅ ϕs<br />
⋅<br />
( − ϕs<br />
) = ρl<br />
+ ( ρs− ρl<br />
) ⋅ ϕs<br />
ρ = ρ + . (4.148)<br />
b) Der Feststoff der Suspension wird als durchströmte Partikelschicht aufgefasst,<br />
siehe Folie 4.13.8 – siehe auch Zonensedimentation bei der Abwasserreinigung.<br />
Die Geschwindigkeitsberechnung geschieht in diesem Fall auf<br />
Grundlage eines geeigneten Durchströmungsmodells (siehe z.B. /3.26/<br />
/3.28//3.29//3.35/ und auch Abschn. 8.1.2.4.1 MVT_e_8.doc).<br />
c) Die Suspension wird als Zwei-Phasen-System mit unveränderlichen Eigenschaften<br />
der Einzelphasen betrachtet. Dies verlangt in abgeschlossenen Behältern<br />
sowie bei kontinuierlichen Querstromtrennungen zunächst die Berücksichtigung<br />
der Gegenströmung, weil der Partikelvolumenstrom aus<br />
Kontinuitätsgründen einen gleich großen, aber entgegen gerichteten Fluidstrom<br />
hervorruft, siehe auch Folie 4.14.9b. Weiterhin ist in jedem Falle der<br />
Einfluss des stark veränderten Geschwindigkeitsfeldes in der Umgebung der<br />
MVT_e_4neu <strong>Mechanische</strong> <strong>Verfahrenstechnik</strong> - Partikeltechnik <strong>Stromklassierung</strong> Prof. Dr. J. Tomas, 28.11.2013
216<br />
sich bewegenden Partikeln zu berücksichtigen, wodurch ein verstärkter Impulsaustausch<br />
bewirkt wird (Schwarmturbulenz). Die Größe des Impulsaustausches<br />
hängt von den Partikelgrößen und Partikelabständen ab. Der Einfluss<br />
von Gegenströmung und verändertem Geschwindigkeitsfeld in der<br />
Umgebung der Partikeln auf deren Bewegung wird hierbei ermittelt (siehe<br />
z.B. /3.7.//3.30.//3.31./).<br />
Die meisten dieser Modell gelten für monodispersen bzw. eng klassierten Feststoff.<br />
Weiterhin werden im allgemeinen Zufallsanordnungen der Partikeln vorausgesetzt<br />
und Wechselwirkungen zwischen den Partikeln - mit Ausnahme<br />
hydrodynamischer Effekte - ausgeschlossen. Schließlich existieren auch einige<br />
rein empirischen Ansätze zur Berücksichtigung der Schwarmbehinderung (siehe<br />
z.B. /3.28.//3.32./).<br />
Folie 4.14.9a liefert den Vergleich einiger Beziehungen, die zur Vorausberechnung<br />
der Schwarmbehinderung von monodispersem Gut benutzt werden,<br />
und zwar (v s,ϕ stationäre Schwarmsinkgeschwindigkeit eines Partikels):<br />
a) nach RICHARDSON und ZAKI /3.32/:<br />
v<br />
v<br />
s, ϕ<br />
s<br />
= k ϕ<br />
= (1−ϕ<br />
s<br />
)<br />
n<br />
, (4.149)<br />
Tabelle 4.5: Exponent der RICHARDSON- und ZAKI-Gleichung<br />
n<br />
Re p -Bereich<br />
n = 4,65 < 0,2<br />
−0,03<br />
n = 4,35 ⋅ Re P<br />
0,2 ... 1<br />
−0,1<br />
n = 4,45⋅<br />
Re P<br />
1 ... 500<br />
n = 2,39 > 500<br />
wobei die Partikel-Re-Zahl Re = d ⋅ v ⋅ρ η ist.<br />
P s f<br />
/<br />
Meist wird jedoch n ≈ 3 verwendet !<br />
b) nach STEINOUR /3.33/ (gültig für den STOKES-Bereich):<br />
v<br />
v<br />
s, ϕ<br />
s<br />
2 −1,82<br />
ϕs<br />
= (1 − ϕs<br />
) ⋅10<br />
⋅<br />
(4.150)<br />
c) nach BRAUER und Mitarbeiter /3.7.//3.31/ (gültig für den STOKES-<br />
Bereich):<br />
vs,<br />
v<br />
s<br />
ϕ<br />
1<br />
=<br />
ϕs<br />
1+<br />
(1 − ϕ )<br />
s<br />
2<br />
⋅<br />
1+<br />
1− ϕs<br />
1,05<br />
⎛ π ⎞<br />
1+<br />
⎜<br />
12<br />
⎟<br />
⎝ ⋅ ϕs<br />
⎠<br />
2<br />
−<br />
1<br />
2<br />
f<br />
(4.151)<br />
= Gegenstromfaktor k G ⋅ Schwarmturbulenzfaktor k T<br />
In die Folie 4.14.10 ist auch eine Ausgleichskurve von experimentellen Ergebnissen<br />
mit aufgenommen worden, die verschiedene Autoren mit mono-<br />
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217<br />
dispersem Feststoff bzw. engen Partikelgrößenklassen unter STOKES-Bedingungen<br />
ermittelten /3.28/. Eine Analyse von Gl.(4.151) ergibt auch noch, dass<br />
sich der Einfluss der Schwarmturbulenz stärker als der der Gegenströmung auswirkt.<br />
Es ist noch zu bemerken, dass die im vorstehenden dargestellten Modelle der<br />
Schwarmbehinderung nur für nicht geflockte Suspensionen die realen Verhältnisse<br />
im Bereich etwa ϕ s ≤ 30 % angenähert widerspiegeln können.<br />
Bei Partikelvolumenanteilen ϕ s > 30 % bewegen sich auch in nicht geflockten<br />
Suspensionen die Partikeln unabhängig von ihrer Größe mit der gleichen Geschwindigkeit<br />
⇒ Zonensedimentation (Eindickung) /3.34./:<br />
v<br />
ϕ<br />
= f ( ϕ ) ≠ f (d) . (4.152)<br />
s,<br />
s<br />
Dies ist eine Folge einer rein mechanischen Verhinderung von Relativbewegungen<br />
(Sperrwirkung) aufgrund der zunehmend hohen Packungsdichte. Der<br />
Umströmungswiderstand wird zu einem Durchströmungswiderstand. Zusätzliche<br />
Flockenbildung setzt diese kritische Konzentration auf ϕ s
218<br />
Die je nach Fließverhalten der Suspension scheinbare Viskosität - pseudo-<br />
NEWTON’sches Verhalten vorausgesetzt - lässt sich wie folgt abschätzen (siehe<br />
z.B. /3.26/ bis /3.28/):<br />
für ϕ s < 30% und T = const.<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
1,25 ⋅ ϕ<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
2<br />
s<br />
η<br />
Tr<br />
= ηl<br />
⋅ 1+<br />
(4.153)<br />
⎜ 1− ϕs<br />
/ ϕ ⎟<br />
s,max<br />
mit ϕ s, max = 0,35 ... 0,84, siehe Gl.(4.145) in Abhängigkeit von<br />
‣ den Partikelabständen einer möglichen Packungsart und –dichte,<br />
‣ der Partikelgrößenverteilung und von<br />
‣ strukturbeeinflussenden gelösten Ionen, die Wasserstoffbrückenbindungen<br />
und Clusterbildung des Wassers 2 H 2 O ⇔ [H 2 O + H + ] + OH - hervorrufen:<br />
* strukturbrechende Ionen, zähigkeitssenkend<br />
Br - , Cl - , J - , K + , Rb + , Cs + u. a.<br />
* strukturbildenden Ionen, zähigkeitserhöhend<br />
Ca 2+ , Mg 2+ , Li + , Na + , SO 2- 2 u. a.<br />
4.1.5 Homogene Durchströmung von Partikelschichten<br />
Gewöhnlich kann man bei der Modellierung der (angenommen) statistisch homogenen<br />
Durchströmung statistisch homogener Partikelschichten in erster<br />
Näherung von einem stationären Prozess ausgehen:<br />
4.1.5.1 Stationäre Durchströmung von Partikelschichten<br />
- Wirbelschichten ⇒ 8.1.2.4 pneumatische Mischer/Wirbelschichtmischer,<br />
siehe Abschnitt 8.1.2.4.1 „Durchströmungsverhalten von Partikelschichten“<br />
S. 396 in MVT_e_8neu.doc<br />
- Zonensedimentation:<br />
⇒ VO <strong>Mechanische</strong> Flüssigkeitsabtrennung siehe Abschnitt 2.2 „Durchströmung<br />
von Partikelschichten“ S. 36, ..\VO_MTP\MFA_2.doc<br />
- Filtration u.ä.:<br />
⇒ VO <strong>Mechanische</strong> Flüssigkeitsabtrennung siehe Abschnitt 5.1.2 „Modellierung<br />
der Kuchendurchströmung“ S. 185, ..\VO_MTP\MFA_5.doc<br />
4.1.5.2 Sedimentation einer gleichmäßig beschleunigten und durchströmten<br />
Partikelschicht<br />
Für die Gewichtskraft pro Querschnittsfläche (svw. Normalspannung σ yy ) der<br />
Partikelschichtmasse m s = ρ . s φ . s dV mit dem Partikelvolumenanteil φ s = V s /V<br />
FG<br />
= ρs<br />
⋅ϕs<br />
⋅g<br />
⋅dy<br />
, (4.154)<br />
A<br />
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219<br />
statische Auftriebskraft der verdrängten Flüssigkeit in der Partikelschicht m f =<br />
ρ . f φ . s dV des Volumens eines inkrementellen Scheibenelementes dV = A . dy<br />
FA<br />
= ρf<br />
⋅ϕs<br />
⋅g<br />
⋅dy<br />
, (4.155)<br />
A<br />
Widerstandskraft (Druckverlust über der Schichthöhe dy) der durchströmten<br />
Partikelschicht, siehe Bild 4.2,<br />
2<br />
FW<br />
ur<br />
(t)<br />
∆ p = = Eu(Re(ur<br />
)) ⋅ρf<br />
⋅ , (4.156)<br />
A<br />
2<br />
Trägheitskraft der Partikelschichtmasse m s = ρ . s φ . s dV<br />
FT<br />
= ρs<br />
⋅ϕs<br />
⋅ v(t) ⋅dy<br />
, (4.157)<br />
A<br />
und der Trägheitskraft der mitbeschleunigten Fluidschichtmasse m s = ρ . f φ . f,B dV<br />
eines Fluidanteiles φ f,B innerhalb der durchströmten Poren des Scheibenelementes<br />
dV = A . dy (der Index B steht für Partikelschicht oder -bett)<br />
F<br />
T,f<br />
A<br />
= ρ ⋅ϕ ⋅ v(t) ⋅dy<br />
, (4.158)<br />
f<br />
f ,B<br />
y<br />
x<br />
F F<br />
A<br />
F W<br />
F T,f<br />
F T<br />
F A<br />
F G<br />
Kräfte am Scheibenelement:<br />
FG<br />
= ρs<br />
⋅ϕs<br />
⋅g<br />
⋅dy<br />
A<br />
FA<br />
= ρf<br />
⋅ϕs<br />
⋅g<br />
⋅dy<br />
A<br />
FT<br />
= ρs<br />
⋅ϕs<br />
⋅ v<br />
⋅dy<br />
A<br />
FT,f<br />
= ρf<br />
⋅ϕf<br />
,B<br />
⋅ v<br />
⋅dy<br />
A<br />
2<br />
FW<br />
u<br />
r<br />
∆p<br />
= = Eu(Re(u<br />
r<br />
)) ⋅ρf<br />
⋅<br />
A<br />
2<br />
Bild 4.2: Kräftegleichgewicht an einem Scheibenelement bei der Sedimentation<br />
einer statistisch homogenen Partikelschicht in einem ruhenden Fluid bei<br />
gleichmäßiger (stationärer) Anströmung und statistisch homogener Durchströmung,<br />
siehe auch die Zonensedimentation in der Folie 4.13.8.<br />
ergibt sich für die gleichmäßig beschleunigte Bewegung der Partikelschicht bei<br />
gleichmäßiger (stationärer) Anströmung und statistisch homogener Durchströmung<br />
unter den im Abschnitt 4.1.2.2 getroffenen Voraussetzungen<br />
<br />
∑ F ↑= 0 = −F<br />
+ F + F + F + F = −F<br />
+ F + F + F + F , (4.159)<br />
G<br />
A<br />
W<br />
T<br />
T,f<br />
wenn die Kräfte parallel bzw. antiparallel wirken, siehe auch Folie 4.17. Nach<br />
Einsetzen der Kräftegleichungen (4.154) bis (4.156) ergibt sich:<br />
G<br />
A<br />
W<br />
T<br />
T,f<br />
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220<br />
ρ ⋅ϕ + ρ ⋅ϕ ⋅ A ⋅dy<br />
⋅ v = ρ ⋅ϕ − ρ ⋅ϕ ⋅ A ⋅g<br />
⋅dy<br />
− ∆p(u<br />
) ⋅ (4.160)<br />
( ) ( ) A<br />
s<br />
dv<br />
dt<br />
s<br />
f<br />
f ,B<br />
( ρ − ρ )<br />
s f<br />
⋅ϕs<br />
=<br />
ρ ⋅ϕ + ρ ⋅ϕ<br />
s<br />
s<br />
f<br />
f ,B<br />
⋅g<br />
−<br />
ρ<br />
s<br />
s<br />
1<br />
⋅ϕ + ρ ⋅ϕ<br />
s<br />
s<br />
f<br />
f<br />
f ,B<br />
s<br />
dp(u<br />
r<br />
)<br />
⋅<br />
dy<br />
Dabei gilt auch mit der Trübedichte, Gl.(4.148),<br />
( − ρ ) ⋅ϕ = ρ + ( ρ − ρ ) ⋅ϕ − ρ = ρ − ρf<br />
ρ (4.161)<br />
s<br />
dv<br />
dt<br />
f<br />
s<br />
f<br />
( ρ − ρ )<br />
s<br />
f<br />
s<br />
f<br />
Tr<br />
⎡<br />
⎤<br />
s f<br />
⋅ϕs<br />
1 dp(u<br />
r<br />
)<br />
=<br />
⋅g<br />
⋅ ⎢1<br />
−<br />
⋅<br />
ρ ⋅ϕ + ρ ⋅ϕ ( )<br />
⎥ (4.162)<br />
s s f f ,B ⎣ ρs<br />
− ρf<br />
⋅ϕs<br />
⋅g<br />
dy ⎦<br />
Wenn sich die Partikelschicht beim Sedimentieren durch ein umgebendes ruhendes<br />
Fluid u = 0 hindurchbewegt und kein Schlupf vorhanden ist, wird der<br />
Betrag der Relativgeschwindigkeit zwischen Fluid und Schicht u r , siehe<br />
Gl.(4.6), der Sinkgeschwindigkeit der Partikelschicht v entsprechen:<br />
<br />
u r<br />
= u − v ≅ v = v , ( 4.163)<br />
Der Zusammenhang zwischen der sog. Anströmgeschwindigkeit (Leerrohrgeschwindigkeit)<br />
u r und der mittleren Geschwindigkeit u der durchströmten<br />
Kanäle des Durchmessers d ε , ist wie folgt darstellbar:<br />
ur ,<br />
= ur<br />
ε<br />
( 4.164)<br />
ε<br />
/<br />
Die mittlere Porengröße (= sog. hydraulischer Durchmesser charakteristischer<br />
zylindrischer Strömungskanäle d h ), Gl.(1.136) MVT_e_1neu.doc#hydraulischerDurchmesser<br />
einer Porengrößenverteilung innerhalb der Schicht ist:<br />
2 ⋅ ε ⋅ dST<br />
dε =<br />
( 4.165)<br />
3⋅<br />
(1 − ε)<br />
Dabei ist d ST die gemittelte oberflächengleichwertige Partikelgröße oder der<br />
sog. SAUTER-Durchmesser der durchströmten polydispersen Partikelschicht,<br />
Gl.(1.70) MVT_e_1neu.doc#SAUTER_Durchmesser_M:<br />
1 1<br />
d<br />
ST<br />
= =<br />
( 4.166)<br />
M<br />
−1,3<br />
do<br />
∫ − 1<br />
d<br />
du<br />
q<br />
3<br />
(d)d(d)<br />
Es ist nun zweckmäßig, den Druckverlust mit Hilfe der EULER-Zahl (=<br />
Druckkraft/Trägheitskraft) als dimensionslose Kennzahl für das Durchströmungsproblem<br />
der Partikelschicht auszudrücken 17 :<br />
Eu<br />
ε<br />
2⋅<br />
F / A<br />
= ( 4.167)<br />
ρ<br />
W, ε<br />
2<br />
f⋅<br />
ur,<br />
ε<br />
r, ε<br />
r<br />
© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />
17 MOLERUS, O., Principles of Flow in Disperse Systems, S. 10, Chapman & Hall, 1993<br />
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F W,ε<br />
ρ f<br />
Widerstandskraft innerhalb der Poren (Kanäle) der Packung<br />
Fluiddichte<br />
221<br />
Mit der statistisch homogen durchströmten Querschnitts- bzw. Porenfläche<br />
Aε = ε⋅<br />
A und der charakteristischen Abmessung des Strömungsprofils in Form<br />
eines statistisch gleichwertigen (hydraulischen) Porendurchmessers d ε = V ε /A ε<br />
folgt mit dem Druckverlust der Partikelschicht (Index B für Festbett)<br />
( dp / dy)<br />
⋅ d<br />
2<br />
⋅ ( u / ε) ⋅ ε<br />
2 ⋅<br />
ε<br />
Eu<br />
B<br />
= (4.168)<br />
ρ<br />
f<br />
und mit der Gl.( 4.165):<br />
r<br />
( dp / dy)<br />
2<br />
4 ⋅ ⋅ ε ⋅ dST<br />
EuB<br />
=<br />
2<br />
( 4.169)<br />
3⋅ρ<br />
⋅ u ⋅ (1 − ε)<br />
f<br />
r<br />
Der Druckverlust der Partikelschicht ist somit:<br />
dp<br />
dy<br />
3⋅ρ<br />
⋅ u ⋅(1<br />
− ε)<br />
2<br />
f r<br />
= ⋅ Eu<br />
2<br />
B<br />
( 4.170)<br />
4 ⋅ ε ⋅dST<br />
Die EULER-Zahl hängt von der Partikel-REYNOLDS-Zahl 18 Re = f(u r (t), d ST )<br />
und damit auch vom mittleren Porendurchmesser d ε ab, Gl. ( 4.165):<br />
(u<br />
Re =<br />
η f<br />
r<br />
/ ε)<br />
⋅ d<br />
η<br />
f<br />
ST<br />
⋅ ρ<br />
f<br />
3⋅<br />
u<br />
=<br />
r<br />
⋅ d<br />
ε f<br />
2<br />
2 ⋅ ε<br />
⋅ ρ<br />
dynamische Fluidviskosität<br />
⋅ η<br />
⋅ (1 − ε)<br />
f<br />
( 4.171)<br />
Der Durchströmungswiderstand der Partikelschicht Eu = f(Re(u r , d), ε)<br />
wird nun nach folgendem methodischen Grundprinzip quantifiziert:<br />
Makroskopischer Durchströmungswiderstand des Kontinuums = mikroskopischer<br />
Umströmungswiderstand des Partikels + charakteristischer<br />
Widerstand der Partikelpackung ( 4.172)<br />
4.1.5.2.1 Analytische Lösungen für laminare Durchströmung<br />
Gemäß der obigen Mikro-Makro-Beziehung des Durchströmungswiderstandes<br />
einer statistisch homogenen Partikelschicht, Gl.( 4.172), lässt sich schreiben:<br />
Dimensionsloser Druckverlust = Partikel-Umströmungswiderstand + Schichtwiderstand<br />
als f(Porosität). ( 4.173)<br />
Die EULER-Zahl einer laminar durchströmten Partikelschicht 18 ist<br />
© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />
18 MOLERUS, O.: Principles of Flow in Disperse Systems, S. 17 & 27, Chapman & Hall 1993<br />
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Eu<br />
2<br />
3<br />
3<br />
24 ⎪<br />
1− ε 1 ⎛ 1− ε ⎞ ⎪ 24<br />
B<br />
= ⋅ ⎨1<br />
+ 0,692⋅<br />
⎢<br />
+ ⋅ ⎜<br />
≡ ⋅ B( ε)<br />
3<br />
3 ⎬<br />
B<br />
Re<br />
⎧<br />
⎪⎩<br />
⎡<br />
⎢0,95<br />
−<br />
⎣<br />
1− ε<br />
2<br />
⎜<br />
⎝ 0,95 −<br />
1− ε ⎟ ⎠<br />
⎤⎫<br />
⎥ ⎥ ⎦⎪⎭<br />
Re<br />
222<br />
( 4.174)<br />
mit dem Porositätsterm B(ε) in der EULER-Zahl für laminare Durchströmung,<br />
der gegenüber der Umströmung einzelner Partikel eine deutliche Zunahme<br />
des Widerstandes um mehr als eine Größenordnung bewirkt (für die<br />
Grenzporosität ε = 0,143 ist 3 1 − 0,143 = 0, 95 und es geht B(ε) → ∞):<br />
2<br />
⎡ 3<br />
3<br />
1 − ε 1 ⎛ 1 − ε ⎞ ⎤<br />
B ( ε)<br />
⎢<br />
+ ⋅ ⎜<br />
⎟ ⎥<br />
B<br />
= 1 + 0,692⋅<br />
3<br />
⎢ − − ε<br />
3<br />
( 4.175)<br />
0,95 1 2<br />
⎣<br />
⎝ 0,95 − 1 − ε ⎠ ⎥<br />
⎦<br />
Mit der Partikel-REYNOLDS-Zahl, Gl.( 4.171),<br />
(ur / ε)<br />
⋅ d ST<br />
⋅ρf<br />
Re = ( 4.171)<br />
η<br />
f<br />
und Gl.( 4.175) erhält man für den Druckverlust des Festbettes, Gl.( 4.170):<br />
dp<br />
dy<br />
dp<br />
dy<br />
dp<br />
dy<br />
3⋅ρ<br />
⋅ u ⋅ (1−ε<br />
)<br />
2<br />
f r<br />
= ⋅ Eu<br />
2<br />
B<br />
( 4.170)<br />
4 ⋅ ε ⋅ dST<br />
2<br />
3⋅ρf⋅<br />
ur<br />
⋅ (1−ε<br />
) 24 ⋅ B( ε)<br />
=<br />
⋅ =<br />
2<br />
4 ⋅ ε ⋅ d Re<br />
2<br />
ST<br />
ST<br />
3 24 ⋅ ε ⋅ η<br />
⋅<br />
4 d ⋅ u ⋅ρ<br />
ST<br />
r<br />
f<br />
ρ<br />
⋅<br />
d<br />
f<br />
ST<br />
1 − ε<br />
⋅ ⋅ u<br />
2<br />
ε<br />
18⋅η⋅<br />
B( ε)<br />
⋅(1<br />
− ε)<br />
= ⋅ u<br />
r<br />
. ( 4.176)<br />
d ⋅ε<br />
Für den Druckverlustterm in der Gl.(4.162) gilt mit der Gl.( 4.163) u r = v und<br />
ϕ s = 1 - ε:<br />
dp<br />
dy<br />
⋅ 1 18η⋅<br />
B( ε)<br />
⋅(1<br />
− ε)<br />
18⋅η⋅<br />
B( ε)<br />
=<br />
⋅ u =<br />
⋅ v(t)<br />
2<br />
⋅d<br />
⋅ε⋅g<br />
( 4.177)<br />
2 r<br />
( ρ − ρ ) ⋅ϕ ⋅g<br />
( ρ − ρ ) ϕ g ⋅d<br />
ε ( ρ − ρ )<br />
s<br />
f<br />
s<br />
s<br />
f<br />
s<br />
ST<br />
Aus dem Kräftegleichgewicht Gl.(4.162) und Gl.( 4.177) folgt die Differentialgleichung:<br />
dv<br />
dt<br />
dv<br />
dt<br />
( ρ − ρ )<br />
s f<br />
⋅ϕs<br />
=<br />
ρ ⋅ϕ + ρ ⋅ϕ<br />
s<br />
s<br />
f<br />
( ρ − ρ )<br />
B,f<br />
⎡<br />
⋅g<br />
⋅ ⎢1<br />
−<br />
⎣<br />
1 dp(u ⎤<br />
r<br />
)<br />
⋅<br />
( ρ − ρ ) ⋅ϕ ⋅g<br />
dy<br />
⎥ ⎦<br />
⎡<br />
⎤<br />
f<br />
⋅ϕs<br />
18⋅η⋅<br />
B( ε)<br />
⋅g<br />
⋅<br />
( )<br />
⎢1<br />
−<br />
⋅ v(t<br />
2<br />
ρ ⋅ϕ + ρ ⋅ϕ ( ρ − ρ ) ⋅d<br />
⋅ε⋅g<br />
⎥ ⎦<br />
s<br />
f<br />
s<br />
= )<br />
(4.178)<br />
s s f f ,B ⎣ s f ST<br />
Mit dv/dt = 0 ergibt sich die stationäre Sinkgeschwindigkeit v s,B,St der Partikelschicht<br />
(makroskopisches Kontinuum) bei laminarer Durchströmung:<br />
v<br />
s,B,St<br />
( ρ − ρ )<br />
2<br />
s f<br />
⋅ ε ⋅ dST<br />
⋅ g<br />
= ( 4.179)<br />
18⋅<br />
η⋅ B( ε)<br />
s<br />
s<br />
f<br />
ST<br />
2<br />
r<br />
MVT_e_4neu <strong>Mechanische</strong> <strong>Verfahrenstechnik</strong> - Partikeltechnik <strong>Stromklassierung</strong> Prof. Dr. J. Tomas, 28.11.2013
223<br />
Diese stationäre Sinkgeschwindigkeit v s,B,St = dh/dt = const. entspricht dem<br />
Geradenanstieg (Tangente) der Zonensedimentation im Höhen-Zeit-Diagramm<br />
h(t) der Folie 4.13.8 rechts.<br />
Als Nachweis der physikalischen Plausibilität des Modells Gl.( 4.179) wird<br />
ein Grenzübergang durchgeführt, d.h. ε = 1 und gemäß Gl.( 4.175) B(ε=1) = 1:<br />
2<br />
( ρ − ρ ) ⋅ ε ⋅ d ⋅ g ( ρ − ρ )<br />
⋅ d<br />
⋅ g<br />
2<br />
s f ST<br />
s f ST<br />
lim =<br />
= vs,St<br />
ε →<br />
B(<br />
)<br />
1 18 ⋅ η ⋅ B( ε)<br />
18 ⋅ η<br />
ε →1<br />
(4.180)<br />
Für diesen inversen Mikro-Makro-Übergang (Makro-Mikro-Übergang) wird<br />
die STOKES-Gleichung (4.55) der Partikel-Sedimentation, also das Mikroverhalten,<br />
erhalten – q.e.d.<br />
Nach diesem Plausibilitätsbeweis kann man somit problemlos weiterrechnen.<br />
Mit den Gln. (4.178) und ( 4.179) folgt die lineare Differentialgleichung der<br />
Sedimentation einer Partikelschicht bei laminarer Durchströmung im<br />
STOKES-Bereich<br />
dv ( ρ ) ⎡<br />
⎤<br />
s<br />
− ρf<br />
⋅ϕs<br />
18⋅η⋅<br />
B( ε)<br />
= ⋅g<br />
⋅<br />
( )<br />
⎢1<br />
−<br />
⋅ v(t)<br />
2<br />
dt ρ ⋅ϕ + ρ ⋅ϕ ( )<br />
⎥<br />
s s f f ,B ⎣ ρs<br />
− ρf<br />
⋅dST⋅ε⋅g<br />
⎦<br />
dv<br />
dt<br />
( ρ − ρ )<br />
s f<br />
⋅ϕs<br />
=<br />
ρ ⋅ϕ + ρ ⋅ϕ<br />
s<br />
s<br />
f<br />
f ,B<br />
⎛ ⎞<br />
⎜<br />
v(t) ⋅ g ⋅ ⎟<br />
1 −<br />
= D<br />
⎝ vs,B<br />
⎠<br />
mit der neuen Fluiddichtefunktion:<br />
ρs<br />
− ρf<br />
⋅ϕs<br />
ρ<br />
DB(<br />
ρ<br />
f<br />
) =<br />
=<br />
ρ ⋅ϕ + ρ ⋅ϕ ρ + ρ<br />
D<br />
( ) ( − ρ )<br />
s<br />
s<br />
ρ<br />
f<br />
− ρ<br />
f ,B<br />
s<br />
B<br />
f<br />
⎛ ⎞<br />
⎜<br />
v(t)<br />
( ρ ⋅ ⎟<br />
f<br />
) ⋅ g<br />
1 −<br />
, ( 4.181)<br />
⎝ vs,B<br />
⎠<br />
⋅ϕ<br />
s<br />
(<br />
s f<br />
⋅ϕf<br />
,B<br />
/ ϕs<br />
) ⋅ϕs<br />
ρs<br />
+ ρf<br />
⋅ϕf<br />
,B<br />
/ ϕs<br />
s f<br />
B(<br />
ρ<br />
f<br />
) =<br />
. (4.182)<br />
ρs<br />
+ ρf<br />
⋅ϕf<br />
,B<br />
/ ϕs<br />
Zur Abschätzung von φ f,B /φ s wird angenommen, dass das mitbeschleunigte<br />
Fluidvolumen einer zylindrisch geformten Flüssigkeitsbrücke in einem Partikelkontakt<br />
entspricht. Das Flüssigkeitsvolumen einer zylindrischen Brücke ist<br />
somit, siehe MVT_e_6neu.doc#Vl_Brücke und Folie 6.14:<br />
π<br />
3 4<br />
V<br />
l<br />
≈ ⋅0,264<br />
⋅d<br />
⋅sin<br />
α<br />
(4.183)<br />
4<br />
In einer Partikelschicht ist mit dem Benetzungs- oder Brückenwinkel α und<br />
einer mittleren Koordinationszahl k = π / ε ≈ 6 (Kontaktanzahl pro Partikel):<br />
Vl<br />
Vl<br />
= k ⋅<br />
V 2⋅π<br />
/ 6⋅d<br />
s<br />
3<br />
3<br />
36⋅0,264<br />
⋅d<br />
⋅sin<br />
≈<br />
3<br />
8⋅d<br />
4<br />
=<br />
α<br />
≈1,2<br />
⋅sin<br />
4<br />
α<br />
ρ<br />
s<br />
− ρ<br />
f<br />
(4.184)<br />
Für das obige Verhältnis des mitbeschleunigtem Flüssigkeitsvolumenanteils<br />
zum Partikelvolumenanteil in der Partikelschicht kann man schreiben:<br />
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ϕf<br />
,B ,B<br />
4<br />
ϕ<br />
s<br />
Vf<br />
=<br />
V<br />
s<br />
≈1,2<br />
⋅sin<br />
α<br />
(4.185)<br />
224<br />
Der Brückenwinkel kann α ≤ 45° nicht übersteigen. Somit folgen Flüssigkeitsvolumenanteile<br />
φ f,B /φ s ≤ 0,3, Gl.(4.187), in einer homogenen Packung.Diese<br />
Formulierung, Gl.( 4.181), entspricht der Differentialgleichung der Partikelsedimentation<br />
bei laminarer Kugelumströmung im STOKES-Bereich:<br />
dv(t)<br />
dt<br />
⎛ v(t) ⎞<br />
D( ρ<br />
f<br />
) ⋅ g ⋅ ⎜1<br />
−<br />
⎟<br />
⎝ v ⎠<br />
= s<br />
(4.106)<br />
Diese Differentialgleichung ( 4.181) kann mit dem gleichen Algorithmus analytisch<br />
integriert werden, der im Abschnitt 4.1.2.2.3 beschrieben wurde:<br />
Nach Trennung der Variablen erhält man für die Anfangsbedingung v(t=0) = 0<br />
v<br />
∫<br />
v=<br />
0<br />
dv<br />
1−<br />
v / v<br />
s, B<br />
= D<br />
B<br />
⋅g<br />
⋅<br />
t<br />
∫<br />
t=<br />
0<br />
dt<br />
Die wiederum Geschwindigkeits-Zeit-Funktion der beschleunigten<br />
Schichtsedimentation bei laminarer Durchströmung<br />
⎡<br />
⎞⎤<br />
⎡ ⎛ ⎞⎤<br />
⎢<br />
⎟ ⎢ ⎜ ⎟<br />
⎜ ⎛ DB<br />
⋅g<br />
⋅ t<br />
t<br />
v (t) = vs,B<br />
⋅ 1−<br />
exp −<br />
⎥ = vs,B<br />
⋅ 1 − exp<br />
−<br />
⎥ (4.186)<br />
⎢⎣<br />
⎝ vs,B<br />
⎠⎥⎦<br />
⎢⎣<br />
⎝ t63,B<br />
⎠⎥⎦<br />
mit einer charakteristischen Sinkzeit t 63,B<br />
vs,B<br />
ρs<br />
+ ρf<br />
⋅ϕf<br />
,B<br />
/ ϕs<br />
ρs<br />
− ρf<br />
⋅ε⋅d<br />
t63,B<br />
= =<br />
⋅<br />
D ⋅g<br />
ρ − ρ 18⋅η⋅<br />
B( ε)<br />
t<br />
63,B<br />
B<br />
s<br />
f<br />
( ρ + ρ ⋅ ϕ / ϕ )<br />
2<br />
( ) ( ρ + ρ ⋅ϕ / ϕ )<br />
ST<br />
=<br />
s<br />
f<br />
f ,B<br />
18⋅η⋅<br />
B( ε)<br />
s<br />
⋅ε⋅d<br />
2<br />
= vs,B<br />
s f f ,B s<br />
⋅ ε ⋅ dST<br />
=<br />
D ( ρ ) ⋅ g 18⋅<br />
η⋅ B( ε)<br />
(4.187)<br />
B<br />
f<br />
2<br />
ST<br />
Die erneute Integration der Differentialgleichung der Zeitfunktion der instationären<br />
Sinkgeschwindigkeit, Gl.(4.186),<br />
ds(t) ⎡ ⎛ t ⎞⎤<br />
v (t) = = v ⎢ ⎜ ⎟<br />
s,B ⋅ 1 − exp<br />
−<br />
⎥<br />
(4.188)<br />
dt ⎢⎣<br />
⎝ t63,<br />
B ⎠⎥⎦<br />
liefert für die Anfangsbedingung s(t = 0) = 0 die Weg-Zeit-Funktion der<br />
Schichtsedimentation bei laminarer Durchströmung:<br />
⎪⎧<br />
⎡ ⎛ t ⎞⎤⎪⎫<br />
s (t) = v ⎨ ⎢ ⎜ ⎟<br />
s,B ⋅ t − t63,B<br />
⋅ 1 − exp<br />
−<br />
⎥⎬<br />
(4.189)<br />
⎪⎩ ⎢⎣<br />
⎝ t63,<br />
B ⎠⎥⎦<br />
⎪⎭<br />
Diese Schichtsedimentation wird auch als Zonensedimentation bezeichnet.<br />
Mit Hilfe von Absetzversuchen in Standzylindern lässt sich die Höhen-Zeit-<br />
Funktion der erkennbaren Grenzlinie zwischen Klarwasser und Suspension<br />
messen, Folie 4.13.8 links. Wenn man die zeitliche Zunahme des Feststoffvo-<br />
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225<br />
lumenanteiles bzw. der Packungsdichte im Sediment venachlässigt, also ϕ s ≈<br />
const. und dϕ s /dt → 0 annimmt, lässt sich der beschleunigte und stationäre<br />
Verlauf dieser Höhen-Zeit-Funktion näherungsweise beschreiben:<br />
⎪ ⎧ ⎡ ⎛ t ⎞ ⎪⎫<br />
⎨<br />
⎬<br />
⎪⎩<br />
⎥ ⎥ ⎤<br />
h (t) = h<br />
⎢ ⎜ ⎟<br />
0 − s(t) = h0<br />
− vs,B<br />
⋅ t − t63,B<br />
⋅ 1 − exp<br />
−<br />
(4.190)<br />
⎢⎣<br />
⎝ t63,<br />
B ⎠⎦⎪⎭<br />
Die reale Zonensedimentation im geschlosssen Gefäß, Folie 4.13.8 rechts, wird<br />
jedoch durch den steigenden Feststoffvolumenanteil und den steigenden Dickschlammspiegel<br />
h DS (t) abgebremst.<br />
Für gegebenem Sinkweg s* lässt sich auch hier keine analytisch darstellbare<br />
Umkehrfunktion der Gl. (4.189) finden. Sie ist jedoch numerisch mittels Iterationen<br />
lösbar (der Index (0) kennzeichnet den Anfangs- oder Vorgängerwert):<br />
*<br />
s ⎡ ⎛ t<br />
⎥ ⎥ ⎤<br />
⎢<br />
⎟ ⎞<br />
= + ⋅ − ⎜<br />
−<br />
s,(0)<br />
t<br />
s<br />
t63,B<br />
1 exp<br />
(4.191)<br />
vs;B<br />
⎢⎣<br />
⎝ t63,<br />
B ⎠⎦<br />
Anhand der Gl.(4.191) kann unmittelbar abgelesen werden, dass sich die Sinkzeit<br />
wiederum aus einem Anteil der stationären Sedimentation und einem<br />
instationären oder beschleunigten Anteil zusammensetzt. Für große Sinkzeiten<br />
t s , große Wege s*, schnelle Kinetik (kleiner Zeitparameter) t 63,B und geringe<br />
stationäre Sinkgeschwindigkeit v s,B kann der letzte Term in der Gl. (4.191)<br />
vernachlässigt werden. D.h. es gilt unter der Bedingung<br />
ts > 4 , (4.192)<br />
t<br />
63,B<br />
1− exp( −4)<br />
= 0,98 ≈ 1 und damit<br />
*<br />
s<br />
t<br />
s<br />
≈ + t63,B<br />
(4.193)<br />
v<br />
s,B<br />
Der Term s*/v s,B entspricht einer Verweilzeit t V,s während der stationären Sedimentation<br />
der Partikelschicht:<br />
t ≈ t + t<br />
(4.194)<br />
s<br />
V,s<br />
63,B<br />
Dies ist der Nachweis der Plausibilität dieser vorstehenden Herleitungen.<br />
Da sich keine analytisch darstellbare Umkehrfunktion für die Sinkweg-Zeit-<br />
Funktion finden lässt, kann man beide Gln.(4.186) und (4.191) numerisch koppeln.<br />
Darüber hinaus kann man unter der Bedingung ts / t63,<br />
B<br />
> 4 die Sinkzeit<br />
*<br />
s<br />
t<br />
s<br />
≈ + t63,B<br />
(4.193)<br />
v<br />
s,B<br />
in die Geschwindigkeits-Zeit-Funktion, Gl. (4.186), einsetzen:<br />
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226<br />
⎡ ⎛ t ⎞⎤<br />
v (t) = v ⎢ ⎜ ⎟<br />
s,B ⋅ 1 − exp<br />
−<br />
⎥<br />
(4.186)<br />
⎢⎣<br />
⎝ t63,<br />
B ⎠⎥⎦<br />
Das ergibt eine Näherung der Geschwindigkeits-Weg-Funktion der<br />
Schichtsedimentation im STOKES-Bereich:<br />
⎡ ⎛ s ⎞<br />
⎥ ⎥ ⎤<br />
v(s) ≈ v ⎢ ⎜<br />
⎟<br />
s ,B<br />
⋅ 1−<br />
exp<br />
− −1<br />
(4.195)<br />
⎢⎣<br />
⎝ vs,B<br />
⋅ t63,B<br />
⎠⎦<br />
In der Tabelle 4.6 können die neu entwickelten Modelle der laminaren Umströmung<br />
und Durchströmung noch einmal verglichen werden, s. Folie 4.18.<br />
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227<br />
Tabelle 4.6: Modelle der gleichmäßig beschleunigten Sedimentation einer Partikelschicht für laminare Umströmung und Durchströmung (TOMAS 2011)<br />
Mikroprozessgrößen Laminare Partikelumströmung Laminare Durchströmung einer Partikelschicht<br />
2<br />
Kräftegleichgewicht VP<br />
⋅ ρs<br />
( 1 + ϕfρf<br />
/ ρs<br />
) ⋅ v = VP<br />
⋅ ( ρs<br />
− ρf<br />
) ⋅ g − cW<br />
⋅ A<br />
P<br />
⋅ ρf<br />
v / 2 (4.102) ( ρs<br />
⋅ ϕs<br />
+ ρf<br />
⋅ ϕf<br />
,B<br />
) ⋅ A ⋅dy<br />
⋅ v = ( ρs<br />
⋅ ϕs<br />
− ρf<br />
⋅ ϕs<br />
) ⋅ A ⋅ g ⋅dy<br />
− ∆p(u<br />
r<br />
) ⋅ A (4.160)<br />
Gesetz<br />
v (t)<br />
⎡<br />
⎥ ⎥ ⎤<br />
⎢<br />
⎢<br />
⎟ ⎞<br />
⎜ ⎛ t<br />
= v<br />
s ⋅ 1 − exp −<br />
⎣ ⎝<br />
t<br />
63,vs<br />
⎠⎦<br />
vs<br />
ρs<br />
+ ϕf<br />
⋅ρf<br />
⋅d<br />
= =<br />
D( ρ ) ⋅g<br />
18⋅η<br />
Charakteristische Sinkzeit ( )<br />
Differentialgleichung<br />
Weg-Zeit-Gesetz<br />
Sinkzeit<br />
24<br />
Widerstandsbeiwert c W , Eu Re < Re St = 0,25 ... 1, c W = 24/Re (4.13) EuB = ⋅ B( ε)<br />
B<br />
( 4.174)<br />
Re<br />
2<br />
Porositätsfunktion ε = 1 und B(ε) B = 1 ( 4.175)<br />
⎡ 3<br />
3<br />
1 − ε 1 ⎛ 1 − ε ⎞ ⎤ ( 4.175)<br />
B ( ε)<br />
⎢<br />
+ ⋅ ⎜<br />
⎟ ⎥<br />
B<br />
= 1 + 0,692⋅<br />
3<br />
⎢ − − ε<br />
3<br />
0,95 1 2<br />
⎣<br />
⎝ 0,95 − 1 − ε ⎠ ⎥<br />
⎦<br />
2<br />
2<br />
Stationäre Sinkgeschwindigkeit<br />
18η<br />
18⋅<br />
η⋅ B( ε)<br />
Differentialgleichung dv(t) ⎛ v(t) ⎞<br />
= D( ρ<br />
( ρs−ρf<br />
) ⋅d<br />
⋅ g<br />
v =<br />
(4.55) ( ρs<br />
− ρf<br />
) ⋅ ε ⋅ dST<br />
⋅ g<br />
s ,St<br />
vs,B,St<br />
=<br />
( 4.179)<br />
f<br />
) ⋅ g ⋅ ⎜1<br />
−<br />
⎟<br />
ρs<br />
− ρ<br />
( )<br />
(4.106) dv<br />
⎛ ⎞<br />
f<br />
D ρ<br />
f<br />
=<br />
⎜<br />
v(t)<br />
= DB<br />
ρ<br />
f ⋅ g ⋅<br />
dt<br />
⎝ v<br />
s ⎠ ρs<br />
+ ϕf<br />
⋅ρf<br />
(4.105)<br />
1 −<br />
ρs<br />
− ρ ( 4.181)<br />
f<br />
DB(<br />
ρ<br />
f<br />
) =<br />
dt<br />
⎝ vs,<br />
B<br />
ρs<br />
+ ρf<br />
⋅ϕf<br />
,B<br />
/ ϕs<br />
(4.182)<br />
Geschwindigkeits-Zeit-<br />
Geschwindigkeits-Weg-<br />
Gesetz<br />
t<br />
(4.107)<br />
v (t)<br />
( )<br />
⎟ ⎟ ⎠<br />
⎡ ⎛ t<br />
⋅ ⎢1<br />
− exp⎜<br />
−<br />
⎢⎣<br />
⎝ t63,<br />
= vs,B<br />
B<br />
2<br />
(4.108) vs,B<br />
( ρs<br />
+ ρf<br />
⋅ ϕf<br />
,B<br />
/ ϕs<br />
)<br />
63,v<br />
s<br />
t63,B<br />
= =<br />
f<br />
DB(<br />
ρf<br />
) ⋅ g 18⋅<br />
η⋅ B( ε)<br />
ds (t)<br />
dt<br />
s (t)<br />
t<br />
s<br />
⎡ ⎛<br />
⎢ ⎜<br />
t<br />
⋅ 1 − exp −<br />
⎢<br />
⎣ ⎝<br />
t<br />
= v<br />
s<br />
63,vs<br />
⎪<br />
⎧<br />
⋅ ⎨t<br />
− t<br />
⎪⎩<br />
⎤<br />
⎟ ⎞<br />
⎥<br />
⎠⎥⎦<br />
⎡ ⎛<br />
⎢ ⎜<br />
t<br />
⋅ 1 − exp −<br />
⎢<br />
⎣ ⎝<br />
t<br />
= vs<br />
63,vs<br />
63,vs<br />
*<br />
s ⎡ ⎛ t<br />
s,(0)<br />
= + t ⋅ ⎢ − ⎜<br />
63,v<br />
1 exp<br />
s<br />
−<br />
v ⎢<br />
s<br />
⎣ ⎝<br />
t<br />
63,vs<br />
⎞<br />
⎥ ⎥ ⎤<br />
⎟<br />
⎠⎦<br />
⎞⎤⎪ ⎫<br />
⎟⎥<br />
⎬<br />
⎠⎥⎦<br />
⎪ ⎭<br />
⎡ ⎛<br />
⎥ ⎥ ⎤<br />
⎢<br />
⎟ ⎞<br />
⎜<br />
s<br />
v(s) ≈ vs<br />
⋅ 1 − exp − −1<br />
⎢⎣<br />
⎝<br />
vs<br />
⋅ t63,v s ⎠⎦<br />
(4.109)<br />
(4.110)<br />
(4.111)<br />
(4.116)<br />
⎞⎤<br />
⎟<br />
⎥<br />
⎠⎥⎦<br />
⋅ ε ⋅ d<br />
2<br />
ST<br />
(4.186)<br />
(4.187)<br />
ds (t)<br />
⎤<br />
⎥<br />
⎢ ⎢ ⎡ ⎛ t ⎞<br />
= v ⎜ ⎟<br />
s,B ⋅ 1 − exp<br />
(4.188)<br />
−<br />
dt<br />
⎣ ⎝ t63,<br />
B ⎠⎥⎦<br />
s (t)<br />
t<br />
s<br />
⎪⎧<br />
⋅ ⎨t<br />
− t<br />
⎪⎩<br />
⎡ ⎛ t<br />
⋅ ⎢1<br />
− exp⎜<br />
−<br />
⎢⎣<br />
⎝ t63,<br />
= vs,B<br />
63,B<br />
B<br />
*<br />
s ⎡ ⎛ t<br />
= + ⋅ ⎢ − ⎜<br />
−<br />
s,(0)<br />
t63,B<br />
1 exp<br />
vs;B<br />
⎢⎣<br />
⎝ t63,<br />
B<br />
⎞⎤<br />
⎟<br />
⎥<br />
⎠⎥⎦<br />
⎡ ⎛ s ⎞⎤<br />
v(s) ≈ v ⎢ ⎜<br />
⎟<br />
s ,B<br />
⋅ 1−<br />
exp<br />
− −1<br />
⎥<br />
⎢⎣<br />
⎝ vs,B<br />
⋅ t63,B<br />
⎠⎥⎦<br />
⎞⎤⎪⎫<br />
⎟<br />
⎥⎬<br />
⎠⎥⎦<br />
⎪⎭<br />
(4.189)<br />
(4.191)<br />
(4.195)<br />
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228<br />
4.1.5.2.2 Näherungslösungen für turbulente Durchströmung<br />
Analytische Näherungslösungen kann man für die turbulente Schichtdurchströmung<br />
im NEWTON-Bereich c W = 0,44 und Eu(Re) ≈ const. ≠ f(v(t)) nur<br />
dann gewinnen, wenn man während der Beschleunigungsphase - also beim<br />
zeitlichen Durchlaufen der Bereiche niedriger Sinkgeschwindigkeiten des laminaren<br />
und des Übergangsbereiches der Durchströmung - voraussetzt, dass<br />
der Durchströmungwiderstand, ausgedrückt durch die EULER-Zahl, abschnittsweise<br />
Eu B = const sei. Für die Mikro-Makro-Beziehung des Durchströmungswiderstandes,<br />
Gl.( 4.172), lässt sich wiederum schreiben:<br />
Dimensionsloser Druckverlust = Partikel-Umströmungswiderstand + Schichtwiderstand<br />
als f(Porosität). ( 4.173)<br />
Allerdings muss hier Re < 10 4 erfüllt sein (bei der Umströmung Re < 2⋅10 5 ).<br />
Nach MOLERUS 18 ist:<br />
Eu<br />
B<br />
2<br />
3<br />
3<br />
24<br />
⎧<br />
1 1 1<br />
⎫<br />
⎪<br />
⎡ − ε ⎛ − ε ⎞ ⎤<br />
⎪ 4<br />
= ⋅ ⎨1<br />
+ 0,692⋅<br />
⎢<br />
+ ⋅⎜<br />
⎟ ⎥<br />
3<br />
3 ⎬ + ⋅<br />
Re<br />
⎢0,95<br />
− 1− ε 2<br />
0,95 1<br />
Re<br />
⎪⎩ ⎣<br />
⎝ − − ε ⎠ ⎦<br />
⎥⎪⎭<br />
1,5<br />
3<br />
3<br />
⎪<br />
⎧ ⎛ 1− ε ⎞ ⎪<br />
⎫ ⎛ 1− ε ⎞ 0,891<br />
⋅ ⎨1<br />
+ 0,12⋅⎜<br />
⎟ + 0,4 + ⎜<br />
⎟<br />
⋅<br />
3 ⎬ 3<br />
0,1<br />
0,95 1<br />
0,95 1<br />
⎪ ⎝ − − ε ⎠ Re<br />
⎪⎩ ⎝ − − ε ⎠ ⎭<br />
( 4.196)<br />
Mit dem Kräftegleichgewicht Gl.(4.162)<br />
dv<br />
dt<br />
( ρ − ρ )<br />
⎡<br />
⎤<br />
s f<br />
⋅ϕs<br />
1 dp(u<br />
r<br />
)<br />
=<br />
⋅g<br />
⋅ ⎢1<br />
−<br />
⋅<br />
ρ ⋅ϕ + ρ ⋅ϕ ( )<br />
⎥ , (4.162)<br />
s s f f ,B ⎣ ρs<br />
− ρf<br />
⋅ϕs<br />
⋅g<br />
dy ⎦<br />
dem Druckverlust Gl.( 4.170) und mit der Gl.( 4.163) u r = v und ϕ s = 1 - ε<br />
dp<br />
dy<br />
1<br />
3⋅ρ<br />
⋅ v<br />
2<br />
⋅ f<br />
=<br />
⋅ Eu<br />
2<br />
B<br />
( ρs<br />
− ρf<br />
) ⋅ϕs<br />
⋅g<br />
4⋅( ρs<br />
− ρf<br />
) ⋅ε ⋅dST<br />
⋅g<br />
(4.197)<br />
folgt die Differentialgleichung:<br />
dv<br />
dt<br />
( ρ − ρ )<br />
s f<br />
⋅ϕs<br />
ρ ⋅ϕ + ρ ⋅ϕ<br />
⎡<br />
⋅g<br />
⋅ ⎢1<br />
−<br />
⎣ 4⋅<br />
2<br />
3⋅ρ<br />
⎤<br />
f<br />
⋅ v (t)<br />
⋅ Eu<br />
2<br />
( ρ − ρ ) ⋅ε ⋅d<br />
⋅g<br />
⎥ ⎦<br />
=<br />
B<br />
s s f f ,B<br />
s f ST<br />
( 4.198)<br />
Mit dv/dt = 0 ergibt sich die stationäre Sinkgeschwindigkeit v s,B,N der Partikelschicht<br />
(makroskopisches Kontinuum) für den NEWTON-Bereich der turbulenten<br />
Durchströmung:<br />
v<br />
4 ⋅<br />
( ρ − ρ )<br />
⋅ ε<br />
⋅ d<br />
⋅ g<br />
2<br />
s,B,N<br />
=<br />
s f<br />
ST<br />
3⋅ρf⋅<br />
EuB<br />
( 4.199)<br />
Diese stationäre Sinkgeschwindigkeit v s,B,N = dh/dt = const. entspricht wiederum<br />
dem Geradenanstieg (Tangente) der Zonensedimentation im Höhen-<br />
Zeit-Diagramm h(t) der Folie 4.13.8 rechts.<br />
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229<br />
Als Nachweis der physikalischen Plausibilität des Modells Gl.( 4.199) wird<br />
ebenfalls ein Grenzübergang durchgeführt, d.h. ε = 1 und gemäß Gl.( 4.196)<br />
Eu B (ε=1) = c W ≈ 0,44:<br />
lim<br />
ε→1<br />
4<br />
Re→10<br />
4 ⋅<br />
2<br />
( ρ − ρ ) ⋅ ε ⋅ d ⋅ g 4 ⋅ ( ρ − ρ )<br />
s<br />
f<br />
3⋅ρ<br />
⋅ Eu<br />
f<br />
B<br />
ST<br />
=<br />
s f<br />
⋅ d<br />
3⋅ρ<br />
⋅ c<br />
f<br />
W<br />
ST<br />
⋅ g<br />
= v<br />
s,N<br />
(4.200)<br />
Für diesen inversen Mikro-Makro-Übergang (Makro-Mikro-Übergang) wird<br />
die Sinkgeschwindigkeit Gl.(4.56) im NEWTON-Bereich der Partikel-Sedimentation,<br />
also das Mikroverhalten, erhalten – q.e.d.<br />
Nach diesem Plausibilitätsbeweis kann man somit problemlos weiterrechnen.<br />
Mit den Gln.( 4.198) und ( 4.199) folgt<br />
2<br />
dv ( ρ ) ⎡ ⎤<br />
s<br />
− ρf<br />
⋅ϕs<br />
v (t)<br />
= ⋅ g ⋅ ⎢1<br />
−<br />
2 ⎥<br />
dt ρs<br />
⋅ϕs<br />
+ ρf<br />
⋅ϕf<br />
,B ⎣ vs,B,N<br />
⎦<br />
die nichtlineare Differentialgleichung der Sedimentation einer Partikelschicht<br />
bei turbulenter Durchströmung im NEWTON-Bereich:<br />
dv(t)<br />
dt<br />
2<br />
⎡ v (t) ⎤<br />
( ρ ) ⋅ g ⋅ 1 − ⎥<br />
⎦<br />
= DB<br />
f<br />
2<br />
vs,B<br />
⎢<br />
⎣<br />
mit der bekannten Fluiddichtefunktion des Partikelbettes:<br />
D<br />
ρ<br />
− ρ<br />
( 4.201)<br />
s f<br />
B(<br />
ρ<br />
f<br />
) =<br />
(4.182)<br />
ρs<br />
+ ρf<br />
⋅ϕf<br />
,B<br />
/ ϕs<br />
Diese Formulierung entspricht der Differentialgleichung der Partikelsedimentation<br />
bei laminarer Kugelumströmung im NEWTON-Bereich:<br />
dv(t)<br />
dt<br />
2<br />
⎛ v (t) ⎞<br />
D( ρ<br />
f<br />
) ⋅ g ⋅ ⎜1<br />
−<br />
⎟<br />
⎝ vs<br />
⎠<br />
=<br />
2<br />
(4.104)<br />
Diese Differentialgleichung ( 4.201) kann mit dem gleichen Algorithmus analytisch<br />
integriert werden, der im Abschnitt 4.1.2.2.4 beschrieben wurde:<br />
Die Integration der nichtlinearen Differentialgleichung liefert nach Trennung<br />
der Variablen mit der Anfangsbedingung v(t = 0) = 0 für übliche v(t) ≤ v s die<br />
die Geschwindigkeits-Zeit-Funktion der beschleunigten Partikelsedimentation<br />
bei turbulenter Umströmung<br />
⎛ t ⎞<br />
v (t) = v ⋅ ⎜ ⎟<br />
s,B<br />
tanh<br />
(4.202)<br />
⎝ t76,B<br />
⎠<br />
mit der für diesen Teilprozess typischen tanh-Funktion und einer charakteristischen<br />
Sinkzeit t 76,B der turbulenten Schichtdurchströmung:<br />
t<br />
76,B<br />
( ρ − ρ )<br />
2<br />
= vs,B<br />
ρs<br />
+ ρf<br />
⋅ϕf<br />
,B<br />
/ ϕs<br />
4⋅<br />
s f<br />
⋅ε ⋅dST<br />
=<br />
D ( ρ ) ⋅g<br />
ρ − ρ 3⋅ρ<br />
⋅ Eu ⋅g<br />
(4.203)<br />
B<br />
f<br />
s<br />
f<br />
f<br />
B<br />
MVT_e_4neu <strong>Mechanische</strong> <strong>Verfahrenstechnik</strong> - Partikeltechnik <strong>Stromklassierung</strong> Prof. Dr. J. Tomas, 28.11.2013
230<br />
Die erneute Integration der Differentialgleichung der Zeitfunktion der instationären<br />
Sinkgeschwindigkeit, Gl.(4.202),<br />
ds(t) ⎛ t ⎞<br />
v (t) = = v ⋅ ⎜ ⎟<br />
s,B<br />
tanh<br />
(4.204)<br />
dt<br />
⎝ t76,B<br />
⎠<br />
liefert für die Anfangsbedingung s(t = 0) = 0 die Weg-Zeit-Funktion der<br />
Schichtsedimentation bei turbulenter Durchströmung:<br />
⎛ t ⎞<br />
s (t) = v ⋅ ⋅ ⎜ ⎟<br />
s,B<br />
t76,B<br />
ln cosh<br />
(4.205)<br />
⎝ t76,B<br />
⎠<br />
Für diese Zonensedimentation lässt sich diese Weg-Zeit-Funktion mit Hilfe<br />
von Absetzversuchen in Standzylindern als Höhen-Zeit-Funktion der Grenzlinie<br />
zwischen Klarwasser und Suspension messen, Folie 4.13.8 links. Wenn<br />
man die zeitliche Zunahme des Feststoffvolumenanteiles im Sediment venachlässigt,<br />
lässt sich wiederum der beschleunigte und stationäre Verlauf dieser<br />
Höhen-Zeit-Funktion näherungsweise angeben, Folie 4.13.8 rechts:<br />
⎛ t<br />
⎟ ⎞<br />
h (t) = h − = − ⋅ ⋅ ⎜<br />
0<br />
s(t) h0<br />
vs,B<br />
t76,B<br />
ln cosh<br />
(4.206)<br />
⎝ t76,B<br />
⎠<br />
Durch Umstellen dieser Gl.(4.205) für eine gesuchte Sinkzeit t s bei gegebener<br />
*<br />
⎛ s ⎞ ⎛ t ⎞<br />
exp ⎜ ⎟ = ⎜ ⎟<br />
cosh<br />
(4.207)<br />
⎝ vs,B<br />
⋅ t76,B<br />
⎠ ⎝ t76,<br />
B ⎠<br />
Apparatehöhe (Sinkweg) s* ergibt sich, wie bei der Herleitung der Gl.(4.138),<br />
eine übersichtliche Umkehrfunktion für die Sinkzeit t s = f(s*):<br />
* ⎡<br />
*<br />
s<br />
⎛ 2 ⋅ s ⎞⎤<br />
t ⎢ ⎜ ⎟⎥<br />
s<br />
= + t76,B<br />
⋅ ln 1+<br />
1−<br />
exp<br />
⎢<br />
−<br />
(4.208)<br />
vs,B<br />
⎥<br />
⎣ ⎝ vs,B<br />
⋅ t76,B<br />
⎠⎦<br />
Anhand der obigen Gl.(4.208) kann unmittelbar abgelesen werden, dass sich<br />
die gesamte Sinkzeit aus der stationären Sinkzeit und einer Anlaufzeit des<br />
beschleunigten Sinkprozesses zusammensetzt. Für große Wege s * , schnelle<br />
Kinetik (kleine charakteristische Sinkzeit) t 76,B und geringe stationäre Sinkgeschwindigkeit<br />
v s,B kann der letzte Term in der Gl.(4.208) vernachlässigt werden.<br />
D.h. es gilt unter der Bedingung<br />
v<br />
s,B<br />
*<br />
s<br />
⋅ t<br />
76,B<br />
> 2 , (4.209)<br />
1− exp( −4)<br />
= 0,98 ≈ 1 und damit<br />
*<br />
s<br />
ts<br />
≈ + t76,<br />
B<br />
⋅ ln2<br />
(4.210)<br />
v<br />
s,B<br />
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231<br />
Der Term s*/v s,B entspricht der Verweilzeit t V,s während der stationären Zonensedimentation<br />
einer Partikelschicht in einem Absetzbehälter:<br />
s<br />
v<br />
*<br />
s<br />
= t<br />
(4.211)<br />
V,s<br />
t<br />
s<br />
≈ t + t ⋅ ln2<br />
(4.212)<br />
V,s<br />
76, B<br />
Diese einfache Abschätzung lässt sich auch als Plausibilitätsbeweis der rechnerisch<br />
recht aufwändigen Herleitungen der instationären Modelle auffassen.<br />
Um wiederum die Geschwindigkeits-Weg-Funktion der Schicht- oder Zonensedimentation<br />
im NEWTON-Bereich zu erhalten, muß in der Geschwindigkeits-Zeit-Funktion,<br />
Gl.(4.202),<br />
⎛ t ⎞<br />
v (t) = v ⋅ ⎜ ⎟<br />
s,B<br />
tanh<br />
(4.202)<br />
⎝ t76,B<br />
⎠<br />
die Zeit durch eine Weg-Funktion ersetzt werden, Gl.(4.207):<br />
*<br />
⎛ t ⎞ ⎛ s<br />
⎟ ⎞<br />
cosh ⎜ ⎟ = ⎜<br />
exp<br />
(4.207)<br />
⎝ t76,B<br />
⎠ ⎝ vs,B<br />
⋅ t76,B<br />
⎠<br />
Die tanh-Funktion in der Gl.(4.202) lässt sich wiederum mit der cosh-Funktion<br />
ausdrücken 14 :<br />
⎛<br />
⎟ ⎞<br />
2 t<br />
cosh ⎜<br />
−1<br />
⎛ t ⎞<br />
⎝ t76,B<br />
⎠<br />
⎛ ⎞<br />
−2<br />
t<br />
v (t) = v ⎜ ⎟ = ⋅<br />
= ⋅ − ⎜ ⎟<br />
s,B<br />
⋅ tanh<br />
vs,B<br />
vs,B<br />
1 cosh<br />
⎛ ⎞<br />
⎝ t76,B<br />
⎠<br />
t<br />
⎜ ⎟<br />
⎝ t76,B<br />
cosh<br />
⎠<br />
⎝ t76,B<br />
⎠<br />
Einsetzen der Gl.(4.207) liefert die Geschwindigkeits-Weg-Funktion während<br />
der beschleunigten Schichtsedimentation im NEWTON-Bereich:<br />
⎛ 2⋅s<br />
⎞<br />
v (s) = v ⋅ − ⎜ ⎟<br />
s,B<br />
1 exp<br />
−<br />
(4.213)<br />
⎝ vs,B<br />
⋅ t76,B<br />
⎠<br />
In der Tabelle 4.7 können die neu entwickelten Modelle der turbulenten Umströmung<br />
und Durchströmung noch einmal miteinander verglichen werden,<br />
siehe auch Folie 4.19:<br />
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232<br />
Tabelle 4.7: Modelle der gleichmäßig beschleunigten Sedimentation einer Partikelschicht für turbulente Umströmung & Durchströmung (TOMAS 2011)<br />
Mikroprozessgrößen Turbulente Partikelumströmung Turbulente Durchströmung einer Partikelschicht<br />
2<br />
Kräftegleichgewicht VP<br />
⋅ ρs<br />
( 1 + ϕfρf<br />
/ ρs<br />
) ⋅ v<br />
= VP<br />
⋅ ( ρs<br />
− ρf<br />
) ⋅ g − cW<br />
⋅ A<br />
P<br />
⋅ ρf<br />
v / 2 (4.102) ( ρs<br />
⋅ ϕs<br />
+ ρf<br />
⋅ ϕ<br />
,B<br />
) ⋅ A ⋅ dy ⋅ v = ( ρs<br />
⋅ ϕs<br />
− ρf<br />
⋅ ϕs<br />
) ⋅ A ⋅ g ⋅ dy − ∆p(u<br />
r<br />
) ⋅ A<br />
f<br />
(4.160)<br />
3<br />
5<br />
4<br />
Reynolds-Zahl 10 < Re = ur<br />
⋅d<br />
⋅ρf<br />
/ η < Rec<br />
= 2 ⋅10<br />
Re = (ur / ε)<br />
⋅ d ⋅ρf<br />
/ η < Rec,B<br />
= 10<br />
2<br />
Porositätsfunktion 3<br />
3<br />
ε = 1 und Eu B (ε=1) = c W ≈ 0,44 ( 4.196) 24<br />
⎧<br />
1 1 1<br />
⎫<br />
⎪<br />
⎡ − ε ⎛ − ε ⎞ ⎤<br />
⎪ 4 ( 4.196)<br />
Eu<br />
B<br />
= ⋅ ⎨1<br />
+ 0,692⋅<br />
⎢<br />
+ ⋅⎜<br />
⎟ ⎥ + ⋅<br />
3<br />
3<br />
⎬<br />
Re<br />
⎢0,95<br />
− 1− ε 2<br />
0,95 1<br />
⎥ Re<br />
⎪⎩ ⎣<br />
⎝ − − ε ⎠ ⎦⎪⎭<br />
Differentialgleichung<br />
Stationäre Sinkgeschwindigkeit<br />
Geschwindigkeits-Zeit-<br />
Gesetz<br />
Charakteristische Sinkzeit<br />
Differentialgleichung<br />
Weg-Zeit-Gesetz<br />
Sinkzeit<br />
Geschwindigkeits-Weg-<br />
Gesetz<br />
v<br />
s,N<br />
=<br />
4 ⋅(<br />
ρs<br />
−ρf<br />
) ⋅d<br />
⋅ g<br />
3⋅c<br />
⋅ρ<br />
W<br />
f<br />
dv 2<br />
(t)<br />
⎛ v (t) ⎞<br />
= D( ρ<br />
f<br />
) ⋅ g ⋅<br />
⎜1<br />
−<br />
⎟<br />
(4.104)<br />
2<br />
dt<br />
⎝ vs<br />
⎠<br />
⎛ t<br />
⎟ ⎞<br />
⎜<br />
(4.124)<br />
v (t) = vs<br />
⋅ tanh<br />
⎝ t76,vs<br />
⎠<br />
t<br />
3<br />
⎪<br />
⎧ ⎛ 1− ε ⎞<br />
⋅ ⎨1<br />
+ 0,12⋅⎜<br />
⎟<br />
3<br />
0,95 1<br />
⎪⎩ ⎝ − − ε ⎠<br />
(4.56) 4 ⋅ ( ρ − ρ )<br />
v<br />
s,B,N<br />
=<br />
s<br />
2<br />
f<br />
⋅ ε ⋅ d<br />
3⋅ρ<br />
⋅ Eu<br />
f<br />
B<br />
ST<br />
1,5<br />
3<br />
⎪<br />
⎫ ⎛ 1− ε ⎞ 0,891<br />
⎬ + 0,4 + ⎜<br />
⎟<br />
⋅<br />
3<br />
0,1<br />
0,95 1<br />
⎝ − − ε ⎠ Re<br />
⎪⎭<br />
⋅ g<br />
( 4.199)<br />
dv 2<br />
(t)<br />
⎛ ⎞<br />
⎜<br />
v (t)<br />
= D ρ ⋅ ⋅ ⎟<br />
B(<br />
f<br />
) g<br />
1<br />
( 4.201)<br />
−<br />
2<br />
dt<br />
⎝ vs,B<br />
⎠<br />
⎛ t ⎞<br />
⎜ ⎟<br />
(4.202)<br />
v (t) = vs,B<br />
⋅ tanh<br />
⎝ t76,B<br />
⎠<br />
= vs<br />
ρs<br />
+ ϕfρf<br />
4( ρs−ρf<br />
) ⋅d<br />
76,vs<br />
=<br />
(4.125) ( ) 2<br />
vs,B<br />
ρs<br />
+ ρf<br />
⋅ϕ<br />
,B<br />
/ ϕs<br />
4⋅<br />
ρs<br />
− ρf<br />
⋅ε<br />
t<br />
f<br />
D( ρf<br />
) ⋅g<br />
ρs<br />
− ρf<br />
3⋅cW⋅ρf<br />
⋅g<br />
76,B<br />
= =<br />
DB(<br />
ρf<br />
) ⋅g<br />
ρs<br />
− ρf<br />
3⋅ρf<br />
⋅ Eu<br />
B<br />
⋅<br />
ds (t) ⎛ t ⎞<br />
= v ⋅ ⎜ ⎟<br />
s<br />
tanh<br />
(4.129)<br />
dt<br />
⎝ t<br />
76,vs ⎠<br />
s (t)<br />
= v<br />
s<br />
⋅ t<br />
76,vs<br />
⎛<br />
⎜<br />
t<br />
⋅ ln cosh<br />
⎝ t<br />
⎡<br />
⋅ln⎢1<br />
+<br />
⎢<br />
⎣<br />
76,vs<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
⎛<br />
⎜<br />
2⋅s<br />
1−<br />
exp<br />
−<br />
⎝ vs<br />
⋅ t<br />
⎞⎤<br />
⎟⎥<br />
⎠⎥<br />
⎦<br />
(4.131)<br />
*<br />
*<br />
s<br />
(4.138)<br />
t<br />
s<br />
= + t<br />
76,vs<br />
vs<br />
76,vs<br />
v (s)<br />
= v<br />
s<br />
⋅<br />
⎛ 2⋅s<br />
1−<br />
exp⎜<br />
−<br />
⎝ vs<br />
⋅ t<br />
76,vs<br />
⎟ ⎞<br />
⎠<br />
(4.144)<br />
⋅d<br />
g<br />
ST<br />
(4.203)<br />
ds (t) ⎛ t ⎞<br />
= v ⋅ ⎜ ⎟<br />
s,B<br />
tanh<br />
(4.204)<br />
dt<br />
⎝ t76,B<br />
⎠<br />
s (t)<br />
= v<br />
s,B<br />
⋅ t<br />
76,B<br />
⎛ t<br />
⋅ ln cosh⎜<br />
⎝ t<br />
76,B<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
(4.205)<br />
* ⎡<br />
*<br />
s<br />
⎛ 2 ⋅ s ⎞⎤<br />
(4.208)<br />
t ⎢ ⎜ ⎟⎥<br />
s<br />
= + t76,B<br />
⋅ ln 1+<br />
1−<br />
exp<br />
⎢<br />
−<br />
v<br />
s,B<br />
⎥<br />
⎣ ⎝ vs,B<br />
⋅ t76,B<br />
⎠⎦<br />
⎛ 2⋅s<br />
⎞<br />
v (s) = v ⋅ − ⎜ ⎟<br />
s,B<br />
1 exp<br />
−<br />
⎝ vs,B<br />
⋅ t76,B<br />
⎠<br />
(4.213)<br />
MVT_e_4neu <strong>Mechanische</strong> <strong>Verfahrenstechnik</strong> - Partikeltechnik <strong>Stromklassierung</strong> Prof. Dr. J. Tomas, 28.11.2013
4.1.5.3 Beschleunigtes Auslaufverhalten und Durchströmung<br />
233<br />
Die allgemeine Differentialgleichung für die Auslaufgeschwindigkeit eines<br />
homogen durchströmten kohäsiven Pulvers aus einem konvergenten Trichter<br />
lautet gemäß ../VO_PM_SGT/Schüttec_4.doc#Diffgl_vt_lam_allg:<br />
dv<br />
dt<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
b<br />
dp / dH ⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
2(m+<br />
1)tan θ<br />
dp / dh<br />
min a<br />
2<br />
B<br />
= g⎜1−<br />
− −<br />
⋅ v −<br />
b ρbg<br />
⎟<br />
(4.214)<br />
b<br />
ρb<br />
Mit dem Druckverlustterm der laminaren Durchströmung einer kohäsiven<br />
Schüttgutbrücke (Partikelschicht oder Festbett)<br />
dp<br />
dh<br />
B<br />
18 ⋅ η⋅ B( ε)<br />
⋅ (1 − ε)<br />
=<br />
⋅ u<br />
d ⋅ ε<br />
2<br />
ST<br />
r<br />
1<br />
. ρ<br />
( 4.215)<br />
b<br />
dp<br />
dh<br />
B<br />
1<br />
⋅<br />
ρ<br />
b<br />
18 ⋅ η⋅ B( ε)<br />
⋅ (1 − ε)<br />
=<br />
⋅ u<br />
ρ ⋅ d ⋅ ε<br />
b<br />
2<br />
ST<br />
r<br />
und mit der Packungsdichtefunktion der Partikelschicht (Festbett)<br />
1 − ε<br />
=<br />
ρ<br />
b<br />
ρ<br />
b<br />
=<br />
1<br />
( ρs<br />
− ρf<br />
) ⋅ρb<br />
ρs<br />
− ρf<br />
(4.216)<br />
folgen, einschließlich der Sinkgeschwindigkeit nach Stokes (d ST = d),<br />
2<br />
( ρs−ρf<br />
) ⋅ d ⋅ g<br />
vs ,St<br />
=<br />
(4.55)<br />
18⋅<br />
η<br />
dp<br />
dh<br />
B<br />
1 18 ⋅ η ⋅ B( ε)<br />
18 ⋅ η ⋅ B( ε)<br />
g g ⋅ B( ε)<br />
⋅ =<br />
⋅ u =<br />
⋅ u = ⋅ u (4.217)<br />
ρ<br />
b<br />
2 r<br />
2<br />
r<br />
r<br />
( ρ − ρ ) d ε ( ρ − ρ ) d ε g v ⋅ ε<br />
s<br />
f<br />
ST<br />
s<br />
f<br />
ST<br />
s,St<br />
dv ⎛ bmin<br />
dpa<br />
/ dH ⎞ 2(m+<br />
1)tan θ 2 g ⋅ B( ε)<br />
= g 1<br />
v ⋅ ur<br />
dt<br />
⎜ − − −<br />
⋅ −<br />
b<br />
bg<br />
⎟<br />
∗<br />
⎝ ρ ⎠ b<br />
vs,St⋅<br />
ε<br />
Vorausgesetzt die Leerrohrrelativgeschwindigkeit der Fluides u r und die Auslaufgeschwindigkeit<br />
v des Schüttgutes u r<br />
= v sind betragsmäßig gleich, folgt<br />
die Differentialgleichung für die Auslaufgeschwindigkeit eines kohäsiven<br />
Pulvers aus einem konvergenten Trichter für laminare Durchströmung<br />
eines Festbettes 19 , siehe auch ../VO_PM_SGT/Schüttec_4.doc#Diffgl_vt_lam:<br />
dv<br />
dt<br />
⎛ bmin<br />
dpa<br />
/ dH 2(m+<br />
1)tan θ 2 g ⋅ B( ε)<br />
g 1<br />
v ⋅ v<br />
b<br />
bg<br />
⎟ ⎞<br />
= ⎜ − − −<br />
⋅ −<br />
(4.218)<br />
∗<br />
⎝ ρ ⎠ b vs,St⋅<br />
ε<br />
Für die Sedimentation einer laminar durchströmten, kohäsiven Pulverschicht<br />
in einem Behälter mit vertikale Wänden θ = 0 und tanθ = 0 mit b min<br />
© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />
19 Tomas, J., Modellierung des Fließverhaltens von Schüttgütern auf der Grundlage der Wechselwirkungskräfte<br />
zwischen den Partikeln und Anwendung bei der Auslegung von Bunkeranlagen,<br />
S. 127, Diss. B (Habilitation), TU Bergakademie Freiberg 1991<br />
MVT_e_4neu <strong>Mechanische</strong> <strong>Verfahrenstechnik</strong> - Partikeltechnik <strong>Stromklassierung</strong> Prof. Dr. J. Tomas, 28.11.2013
234<br />
→ D min und b* → D sowie ohne äußerem Überdruck dp a = 0 folgt aus der allgemeinden<br />
Differentialgleichung (4.218) die Differentialgleichung:<br />
dv<br />
dt<br />
⎛ Dmin<br />
⎞ g ⋅ B( ε)<br />
=<br />
B<br />
g⎜1<br />
− ⎟ − ⋅ v<br />
( 4.219)<br />
⎝ D ⎠ vs,St⋅<br />
ε<br />
Für ein freifließendes Schüttgut ist näherungsweise D min ≈ 0. Damit wird die<br />
lineare Differentialgleichung (4.178) der Sedimentation einer Partikelschicht<br />
bei laminarer Durchströmung erhalten<br />
dv<br />
dt<br />
g ⋅ B( ε)<br />
= g −<br />
B<br />
⋅ v<br />
(4.178)<br />
v ⋅ ε<br />
s,St<br />
mit der Porositäsfunktion B(ε) B für die laminare Durchströmung des - gegenüber<br />
einer homogen aufgelockerten Wirbelschicht - mehr oder weniger ruhenden<br />
Festbettes Gl.( 4.175):<br />
2<br />
⎡ 3<br />
⎛<br />
3<br />
1− ε 1 1− ε ⎞ ⎤<br />
B ( ε)<br />
⎢<br />
+ ⋅ ⎜<br />
⎟ ⎥<br />
B<br />
= 1+<br />
0,692 ⋅<br />
3<br />
⎢ − − ε<br />
3<br />
( 4.175)<br />
0,95 1 2<br />
⎥<br />
⎣<br />
⎝ 0,95 − 1− ε ⎠ ⎦<br />
Die Sedimentation einzelner, laminar umströmter Partikel folgt für eine<br />
große Auflockerung ε → 1 und deshalb B(ε) B = 1<br />
dv<br />
dt<br />
g<br />
⎜ ⎛ v<br />
= g − ⋅ v = g ⋅ 1 −<br />
vs,St<br />
⎝ vs,<br />
St<br />
⎟ ⎞<br />
⎠<br />
Das entspricht wiederum der Differentialgleichung der beschleunigten Sedimentation<br />
feiner, laminar umströmter Partikel in einem ruhenden Fluid, siehe<br />
dazu Gl.(4.106):<br />
dv(t)<br />
dt<br />
⎛<br />
g ⋅ ⎜<br />
1 −<br />
⎝<br />
v<br />
=<br />
v s, St<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
(4.106)<br />
Damit lassen sich die Differentialgleichungen des Ausfließens und der simultanen<br />
Durchströmung kohäsiver Pulver (makroskopische Kontinua) mit der<br />
Sedimentation von Partikelschichten und mikroskopisch kleiner Partikel<br />
vergleichen und umrechnen. Der Plausibilitätstest ist somit gelungen – q.e.d.<br />
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4.1.6 Partikelbewegung im Fliehkraftfeld einer Wirbelströmung<br />
235<br />
Ein Fliehkaftfeld in einem Fluid kann auf zweierlei Weise erzeugt werden:<br />
Entweder, indem der Behälter mit dem Fluid in Drehung versetzt wird, oder<br />
indem die Strömung zwangsweise in eine gekrümmte Bahn umgelenkt wird.<br />
Modellhaft unterscheiden wir dann den erzwungenen<br />
• Potentialwirbel bzw. die<br />
• Wirbelsenke.<br />
Bei letzterer ist der rein tangentialen Strömung noch eine nach innen gerichtete<br />
Komponente überlagert.<br />
Starrkörperwirbel<br />
Hierbei bewegt sich das Fluid wie ein fester Körper mit konstanter Winkelgeschwindigkeit<br />
ω um die Drehachse (Folie 4.20a):<br />
u<br />
r<br />
ϕ<br />
r/<br />
⋅ ω<br />
= = ω = const. . (4.220)<br />
r/<br />
Realisiert findet man solche erzwungene Wirbelströmung außer in Becherzentrifugen<br />
auch in anderen Absetzzentrifugen (s. VO <strong>Mechanische</strong> Trennprozesse),<br />
im Kern einer ausgebildeten Rührertrombe und im Kern der Gaszyklonströmung<br />
(s. Abschnitt 4.7.3.2).<br />
Potentialwirbel<br />
Der Potentialwirbel (Folie 4.20b) ist eine freie Wirbelströmung in konzentrischen<br />
Kreisen, bei der die Umfangsgeschwindigkeit u ϕ (= Tangentialgeschwindigkeit<br />
u t ) umgekehrt proportional zum Radius r ist:<br />
u<br />
ϕ<br />
⋅ r = c1 = const. . (4.221)<br />
Er dient zur Erzeugung des Fliehkraftfeldes mit seiner radial nach außen gerichteten<br />
Beschleunigung<br />
a<br />
r<br />
2 2<br />
= r ⋅ω = u / r . (4.222)<br />
ϕ<br />
Man nennt die Konstante c 1 die Wirbel- oder Zirkulationsstärke. Der Potentialwirbel<br />
ist reibungsfrei und hat an jedem Punkt im gesamten Strömungsfeld<br />
die gleiche Energie (= isoenergetisch), was den entgegengesetzten Verlauf der<br />
Geschwindigkeitskurve (hyperbolischer Abfall) und Druckkurve (parabolische<br />
Zunahme) charakterisiert. Aus der Kräfte- bzw. Druckbilanz (BERNOULLI-<br />
Gleichung für stationäre Strömungen)<br />
ρ 2<br />
⋅ u<br />
ϕ<br />
(r) + p(r) + ρ ⋅ g ⋅ h = const.<br />
(4.223)<br />
2<br />
folgt für h = 0 mit Gl.(4.221) die Radienabhängigkeit des Druckes:<br />
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236<br />
2<br />
2<br />
ρ c ⎛ ⎞<br />
1<br />
ρ ⋅<br />
2 r<br />
= − ⋅ = ⋅<br />
⎜ −<br />
0<br />
p (r) const.<br />
u<br />
⎟<br />
2<br />
0<br />
1 . (4.224)<br />
2<br />
2 r 2 ⎝ r ⎠<br />
u 0 , r 0 beliebige Bezugsgrößen<br />
Verallgemeinert gilt für die reibungsbehaftete Wirbelströmung:<br />
u r<br />
n ϕ<br />
⋅ = const. . (4.225)<br />
n = 1 reibungsfreie Wirbelströmung<br />
0 < n < 1 reibungsbehaftete Wirbelströmung, für u ϕ < u ϕ,max z.B.<br />
0,5 ≤ n ≤ 0,85 Spiralwindsichter; 0,4 ≤ n ≤ 0,9 Hydrozyklon<br />
n = -1 Starrkörperwirbel<br />
Die Anwesenheit von Partikeln in der Wirbelströmung ändert die Reibung in<br />
der Strömung und damit den Exponenten n, d.h. den Verlauf der Spiralströmung.<br />
Deren Verlauf hängt demnach nicht nur von der Gutbeladung µ s,g , sondern<br />
auch von der Partikelgrößenverteilung ab.<br />
Potentialsenke<br />
Bei der Potentialsenke oder Senkenströmung (Folie 4.20c) werden die Stromlinien<br />
radial nach innen mit der Radialgeschwindigkeit u r durchlaufen:<br />
ur 2<br />
=<br />
⋅ r = −c<br />
const. . (4.226)<br />
Diese Geschwindigkeit nach innen dient zur Mitnahme von Partikeln durch die<br />
Fluidwiderstandskraft entgegen zur nach außen gerichteten Feldkraft (Zentrifugalkraft).<br />
Der Wert von c 2 gibt die Senkenstärke an.<br />
Wirbelsenke<br />
Bei der Wirbelsenke handelt es sich um eine Potentialströmung, d.h. sie ist<br />
reibungsfrei und hat an jedem Punkt im gesamten Strömungsfeld die gleiche<br />
Energie. Sie kommt durch die Überlagerung des Potentialwirbels mit der Senkenströmung<br />
zustande. Die Geschwindigkeit u der Wirbelsenke (Folie 4.20d)<br />
hat also u r als Radial- und u ϕ als Umfangskomponente. Die Stromlinien der<br />
Wirbelsenke sind logarithmische Spiralen; sie schneiden alle konzentrischen<br />
Kreise um das Wirbelzentrum unter dem gleichen Winkel β. Die Steilheit dieser<br />
Spirale<br />
u<br />
u<br />
c<br />
= tan β =<br />
c<br />
r 2<br />
=<br />
ϕ<br />
1<br />
const.<br />
(4.227)<br />
gibt als Verhältnis von Senkenstärken c 2 zu Wirbelstärke c 1 auch das Verhältnis<br />
von Radial- zu Tangentialgeschwindigkeiten an. Es ist demnach in jedem<br />
Punkt des Strömungsfeldes gleich.<br />
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237<br />
Durch die gedankliche Auftrennung der Strömung in eine radiale und eine tangentiale<br />
Komponente kann eine Analogie zur Klassierung in senkrechter Aufwärtsströmung<br />
im Schwerefeld hergestellt werden:<br />
• Radial „nach außen“ entspricht im Schwerefeld der Richtung „nach unten“,<br />
• während die trennende Widerstandskraft hier „nach innen“ und im Schwerefeld<br />
„nach oben“ gerichtet ist, siehe Tabelle 4.8:<br />
Tabelle 4.8: Partikeltrennung in einer Strömung unter der Wirkung eines<br />
Schwerkraft- oder Fliehkraftfeldes<br />
Richtung des Massenkraftfeldeden<br />
Richtung der trennen-<br />
Strömungskraft<br />
Schwerkraftfeld nach unten nach oben<br />
Fliehkraftfeld nach außen nach innen<br />
Trennprodukt Grob- oder Schwergut Fein- oder Leichtgut<br />
Das für den Trenn- bzw. Klassiereffekt maßgebliche Kriterium ist nun, ob ein<br />
Partikel in diesem Strömungsfeld unter dem Einfluss der konkurrierenden<br />
Kräfte als Grob- bzw. Schwergut nach außen, oder als Fein- bzw. Leichtgut<br />
nach innen transportiert wird.<br />
Ein Partikel - wir betrachten es wieder als Kugel - ist unter den gleichen vereinfachenden<br />
Voraussetzungen wie in Abschnitt 4.1.1 (quasistationäre Bewegung,<br />
d.h. verschwindend kleine Trägheits- und Corioliskraft; Vernachlässigung der<br />
Schwerkraft) den folgenden Kräften unterworfen:<br />
1) der Zentrifugalkraft F Z radial nach außen und dem statischen Auftrieb F A<br />
radial nach innen<br />
π 3 2<br />
FZ<br />
= ρs<br />
⋅ d ⋅ r ⋅ ω und (4.228)<br />
6<br />
<br />
F<br />
A<br />
Mit<br />
=ρ<br />
f<br />
π<br />
⋅ d<br />
6<br />
3<br />
2<br />
⋅ r ⋅ω<br />
. (4.229)<br />
2 2<br />
r ⋅ ω = u / r ergibt das in positiver r-Richtung<br />
ϕ<br />
π 3 2<br />
FZ<br />
− FA<br />
= ( ρs<br />
− ρf<br />
) ⋅ d ⋅ u<br />
ϕ<br />
/ r ; (4.230)<br />
6<br />
2) der Widerstandskraft F <br />
W<br />
in Richtung der Relativgeschwindigkeit zwischen<br />
Partikeln und Fluid - davon ist die Partikelabsolutgeschwindigkeit v <br />
a<br />
in einem<br />
auf einer festen Kreisbahn rotierenden Koordinatensystem abzugrenzen<br />
(siehe Gl.(4.236) und auch Abschnitt 4.3.3). Teilen wir diese Kraft in<br />
eine Radial- und eine Tangentialkomponente F W,r und F W,ϕ auf, dann ist<br />
F W,ϕ die einzige tangential wirkende Kraft, so dass das Partikel die Umfangsgeschwindigkeit<br />
der Strömung annimmt v r,ϕ = u ϕ . In Radialrichtung<br />
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238<br />
steht die Widerstandskraft F W,r gebildet mit der radialen Relativgeschwindigkeit<br />
zwischen Partikeln und Fluid (Index r,r)<br />
F<br />
W,r<br />
π 2 ρf<br />
2<br />
= cW<br />
( ReP<br />
) ⋅ d ⋅ ⋅ vr,r<br />
(4.231)<br />
4 2<br />
im Gleichgewicht mit den oben angegebenen Kräften F − F − F 0 , so<br />
Z A W, r<br />
=<br />
dass sich zunächst für die radiale Relativgeschwindigkeit des Partikels<br />
v r,r gegenüber dem strömenden Fluid<br />
v<br />
( ρ − ρ )<br />
d ⋅ u<br />
/ r<br />
2<br />
4<br />
s f<br />
ϕ<br />
r,r<br />
= ⋅ ⋅<br />
(4.232)<br />
3 ρf<br />
cW<br />
( ReP<br />
)<br />
ergibt. Im Rahmen der getroffenen Vereinfachungen gilt das nur für kleine<br />
Partikeln, die der Umfangsgeschwindigkeit der Strömung praktisch trägheitslos<br />
folgen, so dass wir einerseits die Reynoldszahl mit v r,r bilden und<br />
uns andererseits auch hier auf den Stokes-Bereich beschränken können:<br />
vr,r<br />
⋅ d ⋅ρf<br />
Re<br />
P<br />
= , c<br />
W<br />
(ReP<br />
) = 24 / ReP<br />
. (4.233)<br />
η<br />
Damit entspricht dieser Partikelrelativgeschwindigkeit v r,r (r) die Partikelsinkgeschwindigkeit<br />
v s,r (r)<br />
v<br />
r,r<br />
( ρ − ρ )<br />
2 2<br />
d u (r)<br />
s f<br />
⋅ ϕ<br />
(r) = vs,r<br />
(r) =<br />
⋅ , (4.234)<br />
18⋅<br />
η r<br />
übrigens - wie bei den Voraussetzungen nicht anders zu erwarten - ganz analog<br />
zur Sedimentation im Starrkörperwirbel eines Zentrifugalkraftfeldes, siehe dazu<br />
die Sinkgeschwindigkeit nach STOKES, Gl.(4.55), allerdings ausgedrück<br />
mit der Zentrifugalbeschleunigung u 2 ϕ<br />
(r) / r :<br />
v s,r (r) = v s,z (r). (4.235)<br />
Unter der Bedingung, dass die die radiale Strömungsgeschwindigkeit u r (r)<br />
(nach innen gerichtet) und die radiale Sinkgeschwindigkeit v s,r (r) (nach außen<br />
gerichtet) der Partikeln relativ zur Strömung gleich sind, verbleiben diese Partikel,<br />
absolut gesehen, auf einem bestimmten Radius in Schwebe, rotieren also<br />
auf einer Gleichgewichtskreisbahn. Das entspricht in einem Trennprozess der<br />
sog. Trennkorngröße (bei 50% Trennwahrscheinlichkeit) mit der radialen Partikelabsolutgeschwindigkeit<br />
v a,r (r) = 0, siehe Gl.(4.2),<br />
v<br />
(r) = u (r) − v (r) 0 . (4.236)<br />
a ,r r s, r<br />
=<br />
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4.2 Turbulente Transportvorgänge<br />
239<br />
In vielen Ausrüstungen, in denen niedrig- bis mittelviskose Substanzen verarbeitet<br />
werden, laufen die Strömungsvorgänge turbulent ab. Bedingung hierfür<br />
ist, dass die REYNOLDS-Zahl einen bestimmten kritischen Wert überschreitet.<br />
In vielen Fällen sind dann Intensität und Struktur der Turbulenz entscheidende<br />
Einflussgrößen für die Erfolgs- oder Gütekenngrößen der Mikro- und Makroprozesse<br />
(Folie 4.21).<br />
4.2.1 Kennzeichnung von turbulenten Strömungen<br />
Für die Probleme der <strong>Verfahrenstechnik</strong> sind insbesondere drei Wirkungen der<br />
Turbulenz bedeutsam:<br />
(1) Die turbulenten Transportvorgänge bestimmen einerseits sowohl die<br />
Geschwindigkeit des Mischens von Flüssigkeiten oder Gasen ineinander als<br />
auch das Verteilen einer dispersen Phase im Dispersionsmittel. Letzterer<br />
Effekt ist die Voraussetzung für<br />
* den pneumatischen und hydraulischen Transport in Rohrleitungen,<br />
* die Herstellung von Suspensionen und<br />
* für das Aufwirbeln von Feststoffen z. B. für Löse- oder Kristallisationsvorgänge.<br />
Andererseits beeinflussen die turbulenten Transportvorgänge die Trennung<br />
in Sichtern, Zyklonen und anderen Stromklassierern.<br />
(2) Die Partikelgröße und damit die volumenbezogene Oberfläche fluider disperser<br />
Phasen wird vielfach durch turbulente Zerteilvorgänge bestimmt.<br />
Dies betrifft z. B. die Herstellung von Dispersionen ineinander unlöslicher<br />
Flüssigkeiten (Emulsionen) und das Begasen von Flüssigkeiten. Agglomerate<br />
geringer Festigkeit, wie z.B. Flocken, können ebenfalls durch die Wirkung<br />
der Turbulenz in ihrer Größe beeinflusst werden.<br />
(3) In Turbulenzfeldern treten, durch die Schwankungsbewegungen bedingt,<br />
zusätzliche Beschleunigungen und demzufolge außer den in Abschn.<br />
4.1 behandelten Bewegungsvorgängen zusätzliche Relativbewegungen der<br />
Partikeln gegenüber dem Fluid auf. Diese sind die Ursache für Stoßvorgänge<br />
(Kollisionen) zwischen Partikeln, die beispielsweise eine der Voraussetzungen<br />
für die Koaleszenz fluider Partikeln und die Flockung von<br />
Feststoffpartikeln darstellen.<br />
Die Modellierung der Makro- und Mikroprozesse des Mischens, des Trennens,<br />
des Zerteilens und des Transportes erfordert daher die Anwendung der Ergebnisse<br />
der Turbulenztheorie. Spezifisch für die <strong>Verfahrenstechnik</strong> sind die<br />
weitgehenden Vereinfachungen der komplizierten Gesetze der Turbulenztheorie,<br />
solange damit eine Interpretation und Modellierung der experimentell ge-<br />
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240<br />
fundenen Zusammenhänge möglich bleibt. Für eine betont ingenieurwissenschaftliche<br />
Betrachtungsweise reichen zuerst einmal Ähnlichkeitsmodelle aus,<br />
die man aus einer einfach zu handhabenden Dimensionsanalyse der physikalisch<br />
begründbaren, wesentlichen Einflussgrößen gewinnt.<br />
In der Strömungsmechanik unterscheidet man zwischen wandnahen turbulenten<br />
Strömungen (turbulenten Grenzschichten) und der freien Turbulenz.<br />
Durch die Grenzschichtturbulenz wird der Stoff- und Wärmeübergang an<br />
Wänden und Phasengrenzflächen beeinflusst. Sie bewirkt auch das Aufwirbeln<br />
abgesetzter Feststoffe.<br />
Bedeutsamer für die mechanischen Grundvorgänge, Mikro- und Makroprozesse<br />
sind die Wirkungen der freien Turbulenz. Diese umfasst die Vorgänge in<br />
Strahlen und im Nachlauf von turbulenzerzeugenden Einbauten wie z.B.<br />
Blenden, Lochplatten, Stabgitter und Rührern. Ein wesentliches Merkmal der<br />
freien Turbulenz besteht darin, dass sie in wandfernen Bereichen durch örtliche<br />
Geschwindigkeitsgradienten und damit ohne Wandeinfluss entsteht.<br />
Anschaulich lässt sich eine turbulente Strömung als die Überlagerung von<br />
Grundströmung und einer großen Anzahl von Wirbeln bzw. Wirbelfeldern (Folie<br />
4.22.2) unterschiedlicher Abmessungen deuten. Aufgrund dieser Überlagerung<br />
ändert sich auch bei im Mittel stationären Strömungen der Geschwindigkeitsvektor<br />
zeitlich nach Betrag und Richtung (Folie 4.22.1).<br />
Für die Charakterisierung turbulenter Strömungen werden folgende Größen<br />
benötigt, deren Bedeutung und Messung bereits in der VO „Strömungslehre"<br />
/3.3./ behandelt worden sind:<br />
‣ die nach Betrag und Richtung zeitlich gemittelte Bewegungs- und Zustandsgrößen,<br />
z.B. Druck (wirksame Größen werden durch den `-Strich gekennzeichnet)<br />
p (t) = p + p ′(t)<br />
(4.237)<br />
und Strömungsgeschwindigkeit u , wie sie durch eine träge Meßmethode<br />
ermittelt wird (Folie 4.22.1a)<br />
<br />
u (t) = u + u′<br />
(t) , (4.238)<br />
‣ die dieser zeitlich gemittelten Geschwindigkeit überlagerten Schwankungsbewegungen<br />
in Strömungsrichtung u x '(t) und senkrecht dazu u y '(t),<br />
u z '(t) (Folie 4.22.1a). Diese Zusatzbewegungen sind aufgrund des Charakters<br />
der Turbulenz zufallsbedingt und somit nur durch ihre statistischen Mittelwerte<br />
quantitativ beschreibbar.<br />
‣ Definitionsgemäß ist der integrale zeitliche Mittelwert der Beträge aller<br />
<br />
Schwankungsbewegungen gleich Null, da nach Gl.(4.238) u(t) = u erhalten<br />
werden muss:<br />
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t*<br />
1<br />
u′ = lim ⋅ u′<br />
(t) dt = 0<br />
t* →∞ t *<br />
∫ . (4.239)<br />
0<br />
‣ Deshalb werden die mittleren Effektivwerte<br />
2<br />
x<br />
2<br />
y<br />
2<br />
z<br />
241<br />
u ' , u' , u'<br />
oder quadratischen<br />
Mittelwerte benutzt (Folie 4.22.1b), siehe auch Gl.(4.69):<br />
t*<br />
2 1 2<br />
u ' = lim<br />
t* →∞ ∫ u' dt . (4.240)<br />
t *<br />
0<br />
Diese durch die Hitzedrahtmesstechnik /3.22./ messbaren Effektivwerte sind<br />
in stationären turbulenten Strömungen zeitlich konstant.<br />
‣ Von isotroper Turbulenz spricht man, wenn weitestgehende Richtungsunabhängigkeit<br />
der mittleren Effektivwerte gilt:<br />
u'<br />
2 2 2<br />
= u' = u' u' / 3 . (4.241)<br />
2<br />
x y z<br />
=<br />
2 2 2 2<br />
u'<br />
x<br />
+ u'<br />
y+<br />
u'<br />
z<br />
u'<br />
‣ Der Turbulenzgrad ist Tu = ≈ . (4.242)<br />
2<br />
2<br />
3⋅u<br />
u<br />
Für eine Rohrströmung liegt er im Bereich von 0,04 ≤ Tu ≤ 0,06.<br />
‣ Die Abmessungen von Wirbeln können durch ihre Wellenlänge λ oder<br />
einen Wirbelradius r W = λ/4 charakterisiert werden (Folie 4.22.2a).<br />
‣ Dabei entspricht der Makromaßstab Λ der Turbulenz der Wellenlänge<br />
zweier großer Wirbel (Folie 4.22.2c).<br />
‣ Außerdem lässt sich ein sog. Mischungsweg l M als zeitlicher Mittelwert<br />
einer Korrelationsfunktion R(y) zwischen zwei benachbarten Punkten i und<br />
i+1 als charakteristische Wirbelgröße einführen (s. BURKE, KECKE,<br />
RICHTER Strömungsförderer, F. Vieweg, Braunschweig, 1989, S. 48):<br />
′<br />
′<br />
∞<br />
∞<br />
u<br />
i<br />
⋅ u<br />
i+<br />
1<br />
l<br />
M<br />
= ∫ R(y) dy = ∫ dy . (4.243)<br />
2 2<br />
0<br />
0 u′<br />
⋅ ′<br />
i<br />
u<br />
i+<br />
1<br />
Die Turbulenztheorie unterscheidet je nach Meßmethode und der räumlichen<br />
Orientierung der Messsonde zwischen verschiedenen Makromaßstäben, die<br />
jedoch alle in der gleichen Größenordnung liegen.<br />
Die Wirbel der Makroturbulenz, auch energietragende Wirbel genannt, entstehen<br />
durch Geschwindigkeitsgradienten in der Grundströmung. Ihre Größe<br />
und damit auch der Makromaßstab der Turbulenz sind somit proportional<br />
einer Länge, die normal zur Strömungsrichtung charakteristisch für die Strecke<br />
ist, über der der Geschwindigkeitsgradient auftritt. Wenn reibungsbehaftete<br />
Starrkörperwirbel (Nulldurchgang im Wirbelkern, siehe Gln.(4.220) und<br />
(4.225)) als Modell für die turbulenten Zusatzbewegungen dienen sind die Umfangsgeschwindigkeiten<br />
u ϕ in den Wirbeln<br />
u*<br />
= ′ 2<br />
u ∝ ϕ<br />
u<br />
(4.244)<br />
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242<br />
ebenfalls proportional dem in der Grundströmung auftretenden Geschwindigkeitsgradienten<br />
∆ u / l (siehe Gl.(4.249)).<br />
M<br />
Zahlreiche Untersuchungen (siehe z.B. /3.53/ bis /3.56/ ergaben und auch die in<br />
Folie 4.22.3 zusammengestellten Ergebnisse belegen, dass bei voll ausgebildeter<br />
Turbulenz der Makromaßsab Λ in der Größenordnung der Abmessungen<br />
der turbulenzerzeugenden Systeme normal zur Strömungsrichtung liegt -<br />
für eine Rohrströmung ist 0,125 ≤ Λ/D 0 ≤ 0,4 - und dass der Effektivwert der<br />
Geschwindigkeitsschwankungen proportional der mittleren Strömungsgeschwindigkeit<br />
ist.<br />
Struktur und Intensität der Makroturbulenz, charakterisiert durch den Makromaßstab<br />
und durch den Effektivwert der Schwankungsbewegungen nach<br />
Gl.(4.245), werden also durch die turbulenzerzeugenden Systeme bestimmt.<br />
Bei voll ausgebildeter Turbulenz gilt im Nachlauf von turbulenzerzeugenden<br />
Systemen:<br />
2<br />
Λ ~ D 0 und u'<br />
∝ u<br />
0<br />
. (4.245)<br />
Hierbei sind D 0 und u 0 im Sinne der Ähnlichkeitstheorie charakteristische<br />
Bezugsgrößen des Turbulenzerzeugers. Für die in Folie 4.22.3 dargestellten<br />
Beispiele werden zweckmäßigerweise der Düsendurchmesser D 0 bzw. die<br />
Schaufelhöhe h 1 sowie die Düsenaustrittsgeschwindigkeit<br />
u<br />
2<br />
= 4V /( D )<br />
(4.246)<br />
0<br />
π<br />
0<br />
bzw. die Rührerumfangsgeschwindigkeit<br />
v u,R = π n D 2 (4.247)<br />
verwendet.<br />
In Freistrahlen sowie im Rührerstrom vergrößert sich Λ stromab etwa proportional<br />
zur Lauflänge, während u und<br />
das Produkt<br />
2<br />
u ' abnehmen, so dass in diesem Bereich<br />
2<br />
Λ ⋅ u'<br />
= const. ∝ u<br />
0<br />
⋅ D0<br />
(4.248)<br />
angenähert konstant bleibt, siehe auch analog dazu Potentialwirbelverhalten<br />
Gl.(4.221). Die Energie, die zur Erzeugung dieser Makroturbulenz erforderlich<br />
ist, wird der Grundströmung entnommen.<br />
Da bei freier Turbulenz keine Druckgradienten vorhanden sind, verringert sich<br />
die kinetische Energie der Grundströmung längs des Strömungsweges. Es findet<br />
ein Impulsaustausch zwischen den Turbulenzballen statt, der aus der<br />
PRANDTLschen Mischungswegtheorie ableitbar ist. Für den Geschwindigkeitsgradienten<br />
du<br />
∆u<br />
≈ (4.249)<br />
dy<br />
l M<br />
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τ = ρ ⋅ u′<br />
⋅ u′<br />
>> τ im Wirbelman-<br />
und die turbulenten Schubspannungen<br />
tel gilt somit (s. KECKE S. 49):<br />
t<br />
f<br />
x<br />
y<br />
lam<br />
243<br />
2 du du du<br />
τ<br />
t<br />
= ρf<br />
⋅ lM<br />
⋅ ⋅ ≡ ρf<br />
⋅ ν<br />
t<br />
⋅ . (4.250)<br />
dy dy dy<br />
ν t<br />
scheinbare kinematische Wirbelviskosität (kein Stoffwert!) (siehe auch<br />
Gl.(4.276))<br />
Die Wirbel der Makroturbulenz sind in sich ebenfalls turbulent; innen sind<br />
Wirbel unterschiedlicher Größe überlagert, die jeweils die zu ihrem Aufbau<br />
benötigte Energie der kinetischen Energie der nächst größeren Wirbel entnehmen.<br />
Hierdurch entsteht ein Impulsaustausch der Turbulenzelemente, bei<br />
dem laufend Energie der Grundströmung entzogen und zu immer kleineren<br />
Turbulenzelementen übertragen wird.<br />
Die Mechanik dieses Impulstransportes zwischen den Wirbeln lässt sich am<br />
einfachsten so verdeutlichen:<br />
Der Zusammenhang zwischen Kraft und Trägheitswirkung einer Teilmasse<br />
m 1 ist:<br />
<br />
du <br />
<br />
1<br />
d( m1<br />
⋅ u1)<br />
m1<br />
⋅ = F1<br />
= . (4.251)<br />
dt dt<br />
Für eine unendlich große Kraft in infinitesimal kurzer Zeitdauer dt → 0<br />
<br />
folgt ein endlicher Kraftstoß F = F(t) dt . Eine einfache Kräftebilanz<br />
∑<br />
k<br />
<br />
<br />
d( m1<br />
⋅ u1<br />
+ m2<br />
⋅ u<br />
2<br />
)<br />
Fk = 0 = F1<br />
+ F2<br />
≡<br />
=<br />
dt<br />
∫<br />
0<br />
(4.252)<br />
ergibt damit das Gesetz zur Impulserhaltung von zwei trägen, zeit- und geschwindigkeitsabhängigen<br />
Teilmassen, die zusammenstoßen:<br />
<br />
<br />
m ⋅ u + m ⋅ u = const. = m ⋅ c + m ⋅ . (4.253)<br />
1 1 2 2<br />
1 1 2<br />
c2<br />
Die Geschwindigkeiten nach einem zentralen Stoß (sog. Restitutionsphase)<br />
betragen für die vorangegangene ideale elastische oder plastische Kompressionsphase<br />
der beiden Stoßpartner k el = 1 bzw. k pl = 0 mit dem sog. Restitutionskoeffizienten<br />
e oder Stoßzahl k (k = e; h Fallhöhe) (vgl. Gl.(4.490)):<br />
k<br />
2 = h / h<br />
(4.254)<br />
c<br />
c<br />
Rückprall<br />
m ⋅ u<br />
+ m<br />
⋅ u<br />
− k ⋅ m<br />
⋅<br />
( u − u )<br />
1 1 2 2<br />
2 1 2<br />
1<br />
= (4.255)<br />
m1<br />
+ m2<br />
m ⋅ u<br />
+ m<br />
⋅ u<br />
+ k ⋅ m ⋅<br />
( u − u )<br />
1 1 2 2<br />
1 1 2<br />
2<br />
= . (4.256)<br />
m1<br />
+ m2<br />
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244<br />
Allgemein kann nun die Bilanzgleichung einer volumenbezogenen Bewegungs-<br />
oder Impulsgröße ρ ⋅ u eines fluiden Stoffelementes k (Wirbels<br />
oder Fluidballens) wie folgt aufgeschrieben werden:<br />
<br />
∂( ρ ⋅ u<br />
k<br />
)<br />
<br />
<br />
= − div ρk<br />
⋅ u<br />
k<br />
u<br />
k<br />
+ div ν ⋅ grad ρk<br />
⋅ u<br />
k<br />
∂t<br />
t<br />
u <br />
ν<br />
k<br />
k<br />
[ ] [ ( )] gradp<br />
k<br />
+<br />
zeitliche<br />
Änderung<br />
k<br />
der Transportgröße<br />
Transport durch<br />
Strömung (Konvektion)<br />
Zeit<br />
Geschwindigkeitsvektor<br />
kinematische Zähigkeit<br />
Transport durch Leitung<br />
(Konduktion)<br />
ρ k Dichte oder Massekonzentration im Volumenelement<br />
p<br />
Druck<br />
Impuls-<br />
energie-<br />
quelle<br />
(4.257)<br />
Dieser durch die Turbulenz bewirkte Transport kinetischer Impulsenergie<br />
erfolgt bis zu den kleinsten in der Strömung vorhandenen Turbulenzelementen<br />
(Wirbel), die in sich selbst laminar fließen. Die kleinsten Elemente werden<br />
durch laminare Schubspannungen - ein viskoser Reibungswiderstand des<br />
Fluides muss überwunden werden - abgebremst, und ihre kinetische Energie<br />
dissipiert in die Wärmebewegung der Moleküle – svw. molekularer Impulstransport.<br />
Der genannte Impulstransport bewirkt, dass Intensität und Struktur der<br />
Mikroturbulenz, d.h. von Wirbeln, die hinreichend klein gegenüber den Wirbeln<br />
der Makroturbulenz sind, nur durch die Größe des Energieeintrages sowie<br />
die Viskosität des Fluids bestimmt werden.<br />
Die Größe des Energieflusses ist gleich der so genannten Dissipationsrate ε =<br />
dE kin /(dt⋅dm), d.h. der kinetischen Energie, die der Hauptströmung je Masse-<br />
und Zeiteinheit entzogen und die letztendlich durch die laminaren Schubspannungen<br />
in den kleinsten Wirbeln in Wärme umgesetzt wird. Sie ist wie alle<br />
anderen Turbulenzgrößen im Prozessraum ortsabhängig. Nach BRODKEY [3-<br />
138] gilt zwischen der Dissipationsrate ε, dem Makromaßstab Λ und dem Effektivwert<br />
der Schwankungsbewegungen u eff ‘ der Zusammenhang:<br />
ε =<br />
dP<br />
dm<br />
= 1,65 ⋅<br />
2<br />
( u' )<br />
Λ<br />
3/ 2<br />
3<br />
u'<br />
= 1,65 ⋅<br />
Λ<br />
eff<br />
. (4.258)<br />
Daraus folgt für die mittlere Dissipationsrate (= mittlerer spezifischer Leistungseintrag)<br />
ε in einem abgeschlossenen Behälter, in den beispielsweise<br />
durch einen Rührer die Wellenleistung P eingetragen wird (D B Behälterdurchmesser,<br />
D R Rührerdurchmesser):<br />
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3 2<br />
P 1 u<br />
R<br />
⋅ DR<br />
ε = = ε dm ∝<br />
m m<br />
∫ . (4.259)<br />
D<br />
m<br />
3<br />
B<br />
245<br />
Diese Dissipationsrate ist jedoch nicht im gesamten Prozessraum gleich groß.<br />
Sie erreicht Maximalwerte ε max im Nachlauf der Turbulenzerzeuger (u R =<br />
π . D . R n Rührerumfangsgeschwindigkeit, c D ≈ 0,5 Dissipationsbeiwert für einen<br />
Scheibenrührer 20 ),<br />
( u ⋅ Tu)<br />
3<br />
⎡<br />
max<br />
ε<br />
max<br />
∝<br />
bzw.<br />
⎢<br />
⎣<br />
Λ<br />
⎥ ⎦<br />
⎤<br />
3<br />
u<br />
R<br />
ε<br />
max<br />
= cD<br />
, (4.260)<br />
D<br />
die etwa das 5- bis 200-fache des Mittelwertes betragen:<br />
ε<br />
ε<br />
max<br />
∝<br />
⎡<br />
⎢<br />
⎣<br />
( u ⋅ Tu)<br />
u<br />
R<br />
max<br />
D<br />
⋅<br />
D<br />
B<br />
R<br />
3<br />
⎤<br />
⎥<br />
⎦<br />
D<br />
⋅<br />
Λ<br />
R<br />
R<br />
. (4.261)<br />
Die Abmessung der kleinsten Turbulenzelemente ergibt sich aufgrund der<br />
Wechselwirkung zwischen der Größe des Energietransports und der laminaren<br />
Schubspannung, d.h. aus den Größen Dissipationsrate ε und der kinematische<br />
Viskosität ν. Von KOLMOGOROFF /3.57/ wurde der Maßstab der Mikroturbulenz,<br />
der sog. KOLMOGOROFF’sche Längenmaßstab (auch Mikroskala<br />
von Kolmogoroff genannt 21 ) eingeführt, der dieses Verhältnis aus molekularer<br />
Dissipation, ausgedrückt durch die kinematische Viskosität ν = η/ρ, zu dem<br />
gesamten eingetragenen Energiefluss ε enthält:<br />
l<br />
= ν ε . (4.262)<br />
3 1/ 4<br />
D<br />
( / )<br />
Messungen zeigten, dass Turbulenzelemente mit Abmessungen<br />
r<br />
W<br />
≥ r = (10 ... 15) ⋅l<br />
bzw . λ ≥ λ = (40 ... 60) ⋅l<br />
(4.263)<br />
k<br />
D<br />
in sich turbulent sind. Kleinere Wirbel fließen laminar.<br />
Hierbei sind Turbulenzelemente mit einem Wirbelradius<br />
r<br />
W<br />
W,min<br />
D<br />
W<br />
k<br />
< r = (4 ... 6) ⋅l<br />
(4.264)<br />
nicht existenzfähig, da sie durch die laminare Schubspannung zu schnell abgebremst<br />
werden.<br />
Darüberhinaus findet man durch Dimensionsanalyse, Tabelle 4.9:<br />
D<br />
© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />
20 siehe H. Schubert, Handbuch der <strong>Mechanische</strong>n <strong>Verfahrenstechnik</strong>, S. 173<br />
21 siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Mikroskala_von_Kolmogorow<br />
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246<br />
Tabelle 4.9: Mikroprozessgrößen nach Kolmogoroff im Dissipationsbereich<br />
(Index D) der Mikroturbulenz mit ε in m²/s³ und ν in m²/s<br />
Mikroprozessgröße Formel Gl.<br />
3 1/ 4<br />
Kolmogoroff-Länge<br />
lD = ( ν / ε)<br />
(4.262)<br />
1/ 2<br />
Kolmogoroff-Zeit<br />
t = D<br />
( ν / ε )<br />
(4.265)<br />
4<br />
Kolmogoroff-Geschwindigkeit u = ( ν ⋅ε )<br />
1/<br />
D (4.266)<br />
Die Gesetze der Mikroturbulenz dürfen aber nur für Turbulenzelemente angewendet<br />
werden, die hinreichend klein im Vergleich zum Makromaßstab sind.<br />
Nach Messungen von Möckel /3.54/ gilt als obere Grenze für die Abmessungen<br />
der Turbulenzelemente der Mikroturbulenz:<br />
rmax ≅ 0,12 ⋅ Λ bzw. λ<br />
max<br />
≅ 0, 5 ⋅ Λ . (4.267)<br />
Die Struktur der Mikroturbulenz wird folglich einerseits durch den Makromaßstab,<br />
andererseits durch die kleinsten Wirbel, deren Größe mit wachsender<br />
Dissipationsrate abnimmt, bestimmt.<br />
Die Makroturbulenz wird bei freier Turbulenz nicht durch die Viskosität beeinflusst,<br />
wenn die Turbulenzelemente der Makroturbulenz hinreichend groß gegenüber<br />
den kleinsten Turbulenzelementen sind, d.h., wenn ein hinreichend<br />
breites Spektrum unterschiedlich großer Turbulenzelemente vorhanden ist. Als<br />
Kriterium für die voll ausgebildete freie Turbulenz gilt entsprechend den<br />
Gln.(4.263) und (4.267)<br />
r max >> r k ≈ 12 l D (4.268)<br />
und nach Messungen von MÖCKEL<br />
Λ<br />
λ<br />
≥ 150 ... 200<br />
4 / 3<br />
bzw. Λ 2<br />
⎛ Λ ⎞<br />
⋅ u<br />
′ = 0,85 ⋅<br />
⎜ > 675 ... 995<br />
l<br />
⎟<br />
. (4.269)<br />
ν<br />
⎝ D ⎠<br />
Ist diese Bedingung erfüllt, so sind bei freier Turbulenz die Viskosität und damit<br />
auch die Reynolds-Zahl nicht relevant für<br />
• die Grundströmung,<br />
• die Makroturbulenz und<br />
• den Betrag der Dissipationsrate.<br />
Es wird später noch gezeigt, dass damit auch viele verfahrenstechnische<br />
Kennwerte unabhängig von der Reynolds-Zahl werden.<br />
Bei der Anwendung der Ergebnisse der Turbulenztheorie auf die Probleme der<br />
<strong>Verfahrenstechnik</strong> ist es gegenwärtig meist üblich, die Turbulenz in erster Näherung<br />
als isotrop, d.h. richtungsunabhängig Gl.(4.241), zu betrachten. Die<br />
Turbulenzparameter sind damit für stationäre Prozesse eine skalare Ortsfunktion.<br />
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247<br />
Von KOLMOGOROFF /3.57/ wurde vorgeschlagen, die Intensität der Mikroturbulenz<br />
durch den Effektivwert der Differenzgeschwindigkeit zu charakterisieren,<br />
die zwischen zwei in Abstand ∆r voneinander liegenden Punkten auftritt<br />
(Folie 4.22.4). Diese Größe kann durch zwei Hitzdrahtsonden /3.3/ ermittelt<br />
werden, die im Abstand ∆r voneinander angeordnet sind, wobei die Geschwindigkeitsdifferenz<br />
durch das Differenzsignal dieser Sonden bestimmt wird. Der<br />
Vektor der Differenzgeschwindigkeit ändert sich ständig nach Betrag und<br />
Richtung. Untersuchungen von KOLMOGOROFF /3.57/ und weitere Arbeiten<br />
zeigten, dass der Effektivwert für ∆r < 0,1⋅Λ<br />
[ u'(r) − u' (r+<br />
∆r<br />
] 2<br />
∆ u'<br />
=<br />
(4.270)<br />
2 )<br />
unabhängig von der Orientierung im Raum ist. Dies bedeutet, dass die Mikroturbulenz<br />
mit sehr guter Näherung als isotrop angesehen werden kann.<br />
Durch diese Art der Messungen werden Geschwindigkeitsdifferenzen erfasst,<br />
die in Wirbeln der Abmessungen r W = ∆r auftreten. Die Schwankungsbewegungen<br />
der Makroturbulenz r W >> ∆r, wie sie mit der Meßmethode entsprechend<br />
Folie 4.22.1b ermittelt werden, wirken dabei in näherungsweise<br />
gleicher Größe auf beide Sonden. Sie werden damit bei der Ermittlung von ∆u'<br />
herausgefiltert.<br />
Die Abhängigkeit des Effektivwertes der Differenzgeschwindigkeit vom Abstand<br />
∆r ist in Folie 4.22.4 in dimensionsloser Form dargestellt. Dabei sind der<br />
KOLMOGOROFF‘sche Mikromaßstab der Turbulenz l D und eine charakteristische<br />
Geschwindigkeit der Mikroturbulenz als Bezugsgrößen verwendet worden.<br />
Allerdings ist zu beachten, dass die Dissipationsrate und damit die beiden<br />
genannten Bezugsgrößen in technischen Ausrüstungen ortsabhängig sind. Für<br />
viele technische Belange genügt es, entweder mit einem Mittelwert ε der Dissipationsrate<br />
gemäß Gl.(4.259) oder mit einem Maximalwert ε max zu rechnen,<br />
der meist in unmittelbarer Nähe der Turbulenzerzeuger auftritt.<br />
Aus Folie 4.22.4 ist zu erkennen, dass für die Modellierung der Mikroturbulenz<br />
in mehrere Bereiche unterteilt werden kann:<br />
(1) Bei Werten ∆ r / lD≤<br />
5<br />
(4.271)<br />
steigt der Effektivwert der Differenzgeschwindigkeit linear mit dem Abstand<br />
∆r an:<br />
∆ u'<br />
2 = 0,26 ε / ν ⋅∆r<br />
bzw. mit Gl.(4.262) (4.272)<br />
∆u'<br />
2<br />
∆r<br />
= 0,26 ⋅ . (4.273)<br />
4<br />
( ε ⋅ ν) 1/ lD<br />
Abstände ∆r < 5⋅l D sind kleiner als die Abmessungen der kleinsten existenzfähigen<br />
Wirbel, siehe Gl.(4.264). Damit beschreibt Gl.(4.273) Geschwindigkeitsdifferenzen,<br />
wie sie in den kleinen laminar fließenden Wir-<br />
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248<br />
beln (Folie 4.22.2) auftreten. Durch die entstehenden laminaren Schubspannungen<br />
werden diese Wirbel abgebremst. Dadurch dissipiert die Wirbelenergie<br />
in Wärme. Andererseits werden laufend Wirbel dieser Größe durch<br />
größere Wirbel erzeugt.<br />
(2) Da die lineare Abhängigkeit bei ∆r ≤ 10 l D noch näherungsweise gegeben<br />
ist und Wirbel r W ≤ (10 ... 12) l D laminar fließen, wird der Bereich<br />
∆r/l D < 5 ... 10 (4.274)<br />
als Dissipationsbereich der Mikroturbulenz bezeichnet. Wird entsprechend<br />
den Bemerkungen zu Gl.(4.270) und nach Folie 4.22.2 eine näherungsweise<br />
Zuordnung der Wirbelgeschwindigkeit<br />
u ≈<br />
2<br />
ϕ<br />
u' zu den Wirbelabmessungen<br />
r W ≈ ∆r vorgenommen, so kann eine Reynolds-Zahl der Wirbel<br />
Re' =<br />
2<br />
∆u'<br />
⋅r<br />
ν<br />
W<br />
=<br />
∆u'<br />
2<br />
( ∆r)<br />
ν<br />
⋅∆r<br />
(4.275)<br />
gebildet werden. Von ALBRING /3.52/ wurde für Einzelwirbel eine kritische<br />
Reynolds-Zahl Re' krit ≈ 32 ... 36 ermittelt. Folie 4.22.4 zeigt, dass<br />
Re' krit bei ∆r/l D = 12,2 liegt (siehe Bedingung (4.263)).<br />
Bei der Anwendung der Gl.(4.273) ist zu beachten, dass in den Wirbelkernen<br />
das Fluid wie ein starrer Körper deformationslos rotiert (s. Gl.(4.220)).<br />
Eine Beanspruchung von Partikeln erfolgt deshalb nur, falls sie sich außerhalb<br />
der Wirbelkerne befinden. Nur hier geschieht eine Deformation des<br />
Fluids und treten Schubspannungen auf. Normal zu den Stromlinien, die einen<br />
Krümmungsradius r besitzen, gilt für die Schubspannung τ bei einem<br />
Schergeschwindigkeitsgradienten γ (siehe Gl.(4.250)):<br />
τ = η⋅γ mit<br />
∂(uϕ<br />
/ r)<br />
γ = r ⋅ . (4.276)<br />
∂r<br />
Wird die Geschwindigkeitsverteilung eines OSEEN-Wirbels (Folie 4.22.4)<br />
zugrunde gelegt, so tritt der Maximalwert von γ bei r/r W = 1,2 auf und beträgt:<br />
τmax = η⋅γ max<br />
mit γ<br />
max<br />
= 0,6<br />
⋅ ω = 1,06 ⋅ u<br />
ϕ<br />
/ rW<br />
, (4.277)<br />
wobei<br />
ω = 0 ,26 ⋅ ε / ν<br />
(4.278)<br />
die mittlere Winkelgeschwindigkeit der Wirbelkerne bedeutet. Davon ausgehend<br />
führte CAMP die Berechnung eines mittleren Schergradienten der<br />
Turbulenz ein (kinematische Viskosität ν = η/ρ f ):<br />
γ = ε / ν . (4.279)<br />
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249<br />
Die hierdurch bewirkten Schubspannungen τ sind relativ klein. Sie betragen<br />
bei Berücksichtigung der Gl.(4.279)<br />
τ = η⋅ γ ∝ ρ ⋅ ν ⋅ ε ν = ρ ⋅ ε ⋅ ν<br />
(4.280)<br />
turb f<br />
/<br />
für eine Dissipationsrate von ε = 1 W/kg = 1 m 2 /s 3 , sowie<br />
ρ l = 1000 kg/m 3 , η l = 10 -3 Pa⋅s; ν l = 10 -6 m 2 /s<br />
f<br />
für Wasser und<br />
ρ g = 1,2 kg/m 3 , η g = 18⋅10 -6 Pa⋅s; ν g = 15⋅10 -6 m 2 /s für Luft:<br />
τ = η⋅ γ ≅ 0,156<br />
⋅ρ<br />
f<br />
⋅ ε ⋅ν ≈ 0,156Pa<br />
für Wasser und nur<br />
τ = η⋅ γ ≅ 0,156<br />
⋅ρ<br />
f<br />
⋅ ε ⋅ν ≈ 0,73 mPa wegen ρ g ν l<br />
W D<br />
µ<br />
W<br />
(6 ... 10) ⋅ lD<br />
= 1,45 ...<br />
r<br />
= 2,41 mm für Luft.<br />
(3) Wird der Abstand ∆r zwischen den betrachteten bzw. den der Messung zugrunde<br />
liegenden Punkten (Folie 4.22.4) vergrößert, so wird einerseits die<br />
Wirkung größerer Wirbel erfasst. Andererseits können aber diese Punkte<br />
auch verschiedenen Wirbeln zugeordnet sein. Infolgedessen wird der Anstieg<br />
geringer. Im Wertebereich (20 ... 25) < ∆r/l D < 0,12⋅Λ gilt:<br />
∆u'<br />
( ε ⋅ ν)<br />
2<br />
1/ 4<br />
⎛ ∆r<br />
1,38<br />
l ⎟ ⎞<br />
= ⋅<br />
⎜<br />
⎝ D ⎠<br />
1/ 3<br />
bzw. mit Gl.(4.262) (4.281)<br />
( ε ⋅ ∆ ) 1/ 3<br />
∆ u'<br />
2 = 1,38 ⋅ r . (4.282)<br />
Dieser Effektivwert der Differenzgeschwindigkeiten ist von der Viskosität<br />
unabhängig. Energietransport und Spannungszustand werden hier durch<br />
den Austausch makroskopischer Substanzgebiete, d.h. durch Massenkräfte,<br />
bestimmt. Dieser Größenbereich wird daher als der Trägheitsbereich der<br />
Mikroturbulenz bezeichnet. Die mit den charakteristischen Größen der<br />
Mikroturbulenz gebildete Reynolds-Zahl (Folie 4.22.4) beträgt bei ∆r/l D ><br />
20:<br />
4 / 3<br />
⎛ ∆r<br />
⎞<br />
Re' = 1,38 ⋅<br />
⎜ > 75<br />
l<br />
⎟ . (4.283)<br />
⎝ D ⎠<br />
Sie ist damit größer als der oben angegebene Wert Re' krit ≈ 32 bis 36. Nach<br />
Folie 4.22.4 entspricht das diesem Wert zuzuordnende ∆r/l D = 12,2 dem<br />
Schnittpunkt der beiden Gesetze für den Dissipations- und Trägheitsbereich,<br />
siehe Gln.(4.273) und (4.281). Wirbel mit Abmessungen<br />
r W ≥ (15 ... 20)⋅l D (4.284)<br />
sind somit turbulent.<br />
Messungen zeigten, dass in diesem turbulenten Bereich vor allem Schwankungen<br />
der Normalspannungen, d.h. Druckschwankungen, entstehen<br />
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250<br />
/3.105). Diese betragen in Rührbehältern nach Messungen mit Piezosonden<br />
/3.106//3.107/:<br />
2<br />
2<br />
2 / 3<br />
∆ p' ≈ (1 ... 1,2) ⋅ρ<br />
f<br />
⋅ u' ≈ 2 ⋅ρ<br />
f<br />
⋅ ( ε ⋅∆r)<br />
. (4.285)<br />
Demgegenüber sind die turbulenten Schubspannungen, die in Fluidgebieten<br />
mit Abmessungen ∆r ≈ 12⋅l D ... 0,1⋅Λ auftreten, etwa um den Faktor<br />
1/4...1/5 kleiner /3.105/. Für den Effektivwert der Druckschwankungen<br />
ergibt sich wiederum bei ε = 1 W/kg, ρ l = 1000 kg/m 3 und ∆r = 1 mm:<br />
∆ p' 2 ≈ 20 Pa .<br />
Somit beträgt die maximale Druckdifferenz<br />
2<br />
∆ p ≈ 4⋅<br />
∆p'<br />
≈ 80 Pa.<br />
(4.286)<br />
max<br />
Die Schubspannungen, die im Bereich der Makroturbulenz, z.B. in turbulenten<br />
Scherströmungen /3.3/ auftreten, dürfen allerdings nicht für die Berechnung<br />
der Beanspruchungen angewendet werden, denen Fluidelemente und<br />
Partikeln mit Abmessungen des Mikroturbulenzbereiches ausgesetzt sind.<br />
Diese Schubspannungen entstehen durch die Bewegung der Makrowirbel,<br />
die nur einen Transport bewirken, aber keine Beanspruchungen im Mikrobereich.<br />
(4) Da viele Mikroprozesse im Bereich<br />
∆r/l D ≈ 5 ... 20 (4.287)<br />
ablaufen, ist es zweckmäßig, dafür die Kurve in Folie 4.22.4 durch ein Gesetz<br />
des so genannten Übergangsbereiches anzunähern:<br />
∆u'<br />
( ε ⋅ ν)<br />
2<br />
1/ 4<br />
⎛ ∆r<br />
⎞<br />
= 0,45 ⋅<br />
⎜<br />
l<br />
⎟<br />
⎝ D ⎠<br />
2 / 3<br />
bzw. mit Gl.(4.262) (4.288)<br />
∆u'<br />
2<br />
= 0,45 ⋅ ε<br />
5/12<br />
⋅ ν<br />
−1/<br />
4<br />
⋅ ∆r<br />
2 / 3<br />
. (4.289)<br />
Zusammenfassend lassen sich folgende stark vereinfachten Modellaussagen<br />
für den Mikroturbulenzbereich gewinnen:<br />
• Turbulenzelemente mit einem Wirbelradius rW<br />
< rW,min<br />
= (4 ... 6) ⋅l<br />
D<br />
sind<br />
nicht existenzfähig, da sie durch die laminare Schubspannung zu schnell<br />
abgebremst werden.<br />
• Wirbel mit Abmessungen r W ≤ 12⋅l D sind laminar; in ihnen treten laminare<br />
Schubspannungen mit Maximalwerten nach Gl.(4.277) auf.<br />
• Die Grenze zwischen laminarem und turbulentem Bereich liegt bei r W =<br />
(12 ... 15)⋅l D . Die zugeordneten Reynolds-Zahlen nach Gl.(4.275) betragen<br />
Re' = 28 ... 41, d.h., sie entsprechen der kritischen Reynolds-Zahl für Einzelwirbel<br />
Re' krit = 30 ... 36. In diesen Wirbeln treten bezogene Geschwindig-<br />
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∆u'<br />
keitsdifferenzen von = 2,1 ... 2, 7<br />
( )<br />
ergibt sich<br />
ε ⋅ ν<br />
2<br />
1/ 4<br />
∆ u'<br />
2 ≈ 0,07 ... 0,09 m / s .<br />
251<br />
auf. Für ε = 1 W/kg, ν = 10 -6 m 2 /s<br />
• Wirbel mit Abmessungen r W = (12 ... 15)⋅l D sind turbulent. In ihnen überwiegen<br />
die Druckdifferenzen (siehe Gl.(4.285)).<br />
• Im Bereich der Mikroturbulenz sind die Struktur und Intensität von Turbulenzelementen<br />
6⋅l D ≤ r W ≤ 0,1⋅Λ durch die örtliche<br />
⇒ Dissipationsrate ε und die<br />
⇒ Viskosität ν<br />
bestimmt. Sie sind unabhängig von der Art und den Abmessungen des turbulenzerzeugenden<br />
Systems, falls zusätzlich die Bedingung für freie Turbulenz<br />
gemäß Gl.(4.269) erfüllt ist.<br />
• Für Mikroprozesse, die durch die Mikroturbulenz gesteuert werden, gelten<br />
somit die Maßstabsübertragungskriterien:<br />
⇒ P / m = ε = const.<br />
und (4.290)<br />
⇒ ν = const. (4.291)<br />
Dabei muss für Partikeln bzw. entsprechende Abmessungen die Bedingung<br />
⇒ d < (0,05 ... 0,1)⋅Λ (4.292)<br />
eingehalten sein. Die Modelle der Mikroturbulenz sind damit auch unabhängig<br />
vom Apparatetyp.<br />
4.2.2 Transportvorgänge in turbulenten Strömungen<br />
Zunächst wird der Partikeltransport im ruhenden Fluid betrachtet, siehe Folie<br />
4.23. Bei ausreichend kleinen Partikeln (etwa d < 10 µm) lässt sich diese zufällige<br />
Partikelbewegung in Analogie zur molekularen Diffusion beschreiben…<br />
In der Strömungsmechanik /3.3./ ist gezeigt worden, dass in turbulenten Strömungen<br />
ein Austausch von Wirbelballen zwischen benachbarten Schichten<br />
erfolgt (Folie 4.24a). Bestehen zwischen diesen Schichten<br />
1) Konzentrations-,<br />
2) Geschwindigkeits- oder<br />
3) Temperaturunterschiede,<br />
so tritt aufgrund dieser treibenden Zustandsgradienten ein Austausch von<br />
(1) Masse-,<br />
(2) Impuls- oder<br />
(3) Energietransport (Wärmetransport)<br />
normal zur Strömungsrichtung ein. Dessen Größe hängt vom Mischungsweg<br />
l M (Gl.(4.243), Folie 4.24a), d.h. von der Strecke, über den diese makroskopi-<br />
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252<br />
schen Substanzgebiete normal zur Strömungsrichtung transportiert werden, und<br />
weiterhin vom Effektivwert der Schwankungsbewegung<br />
'2<br />
u<br />
y<br />
normal zur<br />
Strömungsrichtung ab. Beide Größen besitzen Maximalwerte für die größten<br />
auftretenden Wirbel. Das Ausmaß dieser Transportphänomene wird daher<br />
durch Intensität und Struktur der Makroturbulenz gesteuert.<br />
4.2.2.1 Turbulenter Transport in Einphasenströmungen<br />
Existiert in einer Strömung quer zur Strömungsrichtung ein Konzentrationsgradient<br />
einer molekulardispersen Komponente i (Folie 4.24a), so ist zwischen<br />
zwei im Abstand l M voneinander liegenden Schichten eine Konzentrationsdifferenz<br />
∆ c = ( ∂c<br />
/ ∂y)<br />
⋅ l vorhanden. In einer turbulenten Strömung erfolgt im<br />
i<br />
i<br />
M<br />
Mittel eine Querbewegung der Wirbelballen um den Mischungsweg, der näherungsweise<br />
gleich dem Makromaßstab l M ≈ Λ der Turbulenz ist. Somit entsteht<br />
i,A<br />
aufgrund des turbulenten Austausches ein flächenbezogener Massenstrom<br />
m der betrachteten Partikelgrößenfraktion i oder Stoffkomponente k entsprechend<br />
einer Komponentenbilanz:<br />
dm<br />
dt<br />
i<br />
= m −m<br />
m<br />
= c ⋅ V<br />
= c ⋅ A ⋅ v<br />
(4.293)<br />
i,Ein<br />
i,Aus<br />
i<br />
i<br />
d(mi<br />
/ A)<br />
= m i,A=<br />
m<br />
i,A,Ein−m<br />
i,A,Aus=<br />
ci,Ein<br />
⋅ vEin<br />
− ci,Aus<br />
⋅ vAus<br />
(4.294)<br />
dt<br />
2 ∂ci<br />
2<br />
2 ∂ci<br />
m i,A<br />
= u'<br />
y<br />
⋅(ci<br />
+ ⋅l)<br />
− u'<br />
y<br />
⋅ci<br />
≈ u' ⋅ Λ ⋅ . (4.295)<br />
∂y<br />
∂y<br />
Dieser turbulente Austausch ist dem molekularen Stofftransport (molekulare<br />
Diffusion) überlagert, wobei letzterer im Allgemeinen sehr klein gegenüber<br />
dem turbulenten ist. Für die Modellierung wird in Analogie zur molekularen<br />
Diffusion ein turbulenter Diffusionskoeffizient D t eingeführt. Es gilt dann<br />
für den Transport in y-Richtung:<br />
∂ci<br />
m i,A<br />
= (Dt<br />
+ D) ⋅ . (4.296)<br />
∂y<br />
Kann Isotropie der Turbulenz zugrunde gelegt werden, so ist auch der turbulente<br />
Diffusionskoeffizient richtungsunabhängig, und für den Transport kann<br />
allgemein und in Vektorschreibweise geschrieben werden:<br />
<br />
m = (D + D) ⋅gradc<br />
. (4.297)<br />
i,A<br />
t<br />
i<br />
Hierbei ist D t + D = D eff der effektive Diffusionskoeffizient, wobei jedoch<br />
D t<br />
t<br />
>> D ist. Aus dem Vergleich der Gln.(4.297) und (4.245) folgt<br />
D ≈ u' Λ ∝ u ⋅ D , (4.298)<br />
2<br />
y<br />
0<br />
0<br />
i<br />
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253<br />
bzw. unter Einbeziehung des Turbulenzgrades nach Gl.(4.242)<br />
D Tu ⋅ u ⋅ Λ<br />
(4.299)<br />
t<br />
≈<br />
0<br />
oder mit der turbulenten BODENSTEIN-Zahl als Verhältnis von konvektivem<br />
zu diffusivem Fluidteilchentransport<br />
u<br />
0<br />
⋅ D0<br />
1<br />
Bot<br />
= ∝ . (4.300)<br />
D Tu<br />
t<br />
Für die fluide Phase einer turbulenten Rohrströmung betragen nun<br />
• Turbulenzgrad 0,04 ≤ Tu ≤ 0,06<br />
• Makromaßstab 0,125 ≤ Λ/D Rohr ≤ 0,4<br />
• BODENSTEIN-Zahl 42 ≤ Bo t ≤ 200<br />
• Diffusionskoeffizient 0,005 ≤ D t /(u 0 ⋅D R ) ≤ 0,024<br />
Aufgrund der oben erwähnten Analogie zwischen Impuls- und Stofftransport<br />
kann auch eine turbulente SCHMIDT-Zahl<br />
Sc<br />
ν<br />
t<br />
t<br />
= (4.301)<br />
Dt<br />
eingeführt werden. Deren Größe beträgt bei freier Turbulenz im allgemeinen<br />
Sc t ≈ 0,7 oder bei ebenen Freistrahlen und Strahlgrenzen Sc t ≈ 0,5 /3.59./.<br />
Die Proportionalitätskonstante in Gl.(4.298) ist für viele Anordnungen experimentell<br />
bestimmt worden /3.22.//3.52/. Für den runden Freistahl ergab sich:<br />
D = 0,02 ⋅u<br />
⋅ D<br />
(4.302)<br />
t<br />
0<br />
oder ggf. auch<br />
t<br />
0<br />
0<br />
ν = 0,014<br />
⋅ u ⋅ D . (4.303)<br />
0<br />
Diese Beziehungen beschreiben das Grobvermischen. Aufgrund der überlagerten<br />
kleineren Wirbel der Mikroturbulenz vollzieht sich ein Feinvermischen.<br />
Infolge der Scherung, die auch in den Wirbeln des Dissipationsbereiches auftritt,<br />
verdünnen sich Schlieren unterschiedlicher Konzentration bis zu Abmessungen,<br />
die kleiner sind als der Mikromaßstab nach Gl.(4.259). Der Konzentrationsausgleich<br />
zwischen diesen Schlieren geschieht schließlich durch die thermisch<br />
getriebene molekulare Diffusion.<br />
4.2.2.2 Mischkinetik der Mikro- und Makroturbulenz<br />
Gewöhnlich ist bei Problemen der Mischkinetik in turbulenten Strömungen<br />
das Grobvermischen aufgrund der Makroturbulenz der geschwindigkeitsbestimmende<br />
Schritt. Deshalb lässt sich mittels des turbulenten Diffusionskoeffizienten<br />
D t eine charakteristische Mischzeit des Makromischens t MM in<br />
einem Apparat/Maschine mit einer charakteristischen makroskopischen Länge<br />
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254<br />
der Mischzone L M abschätzen (gewöhnlich ist L M ∼ Λ Makromaßstab der Turbulenz):<br />
t<br />
MM<br />
2<br />
LM<br />
= k<br />
M<br />
⋅<br />
(4.304)<br />
D<br />
t<br />
Der Mischparameter k M ≈ 0,517 hängt unter anderem von der Form des Mischraumes<br />
und dem Aufgabeort ab 22 . Dagegen wird der charakterische Zeitparameter<br />
des Feinmischens t FM , dass zeitlich dem Makromischen überlagert ist,<br />
von der örtlichen Dissipationsrate ε bestimmt:<br />
t<br />
FM<br />
1/ 3<br />
2<br />
⎛ LM<br />
2 ⎟ ⎞<br />
= ⋅<br />
⎜<br />
(4.305)<br />
⎝ ε ⎠<br />
Beim Mikromischen kommt es zwischen den Mikrowirbeln und Schlieren<br />
zusätzlich zu einem Konzentrationsausgleich infolge molekularer Diffusion.<br />
Dieser Mikroprozess wird in dem kennzeichnenden Zeitparameter mit einem<br />
zusätzlichen Term berücksichtigt, der die molekulare Schmidt-Zahl Sc = ν/D<br />
und damit den molekularen Diffusionskoeffizienten D enthält:<br />
1 ν<br />
t MikroM<br />
= ⋅ ⋅ ( 0,88 + ln Sc)<br />
(4.306)<br />
2 ε<br />
Gewöhnlich sind in großtechnischen Apparaten und Maschinen die kennzeichnenden<br />
Mischzeiten des Fein- und Mikromischens in turbulenten Strömungen<br />
klein gegenüber der Mischzeit des Makromischens. Das Makromischen und<br />
damit die Makroturbulenz bestimmt daher im Wesentlichen die Mischkinetik.<br />
4.2.2.3 Turbulenter Partikeltransport<br />
Liegt in einer Ausrüstung eine turbulente Strömung eines Mehrphasensystems<br />
vor, z. B. einer Suspension oder Emulsion, so erfolgt durch die Makroturbulenz<br />
auch ein turbulenter Transport der grobdispersen Partikelphase. Voraussetzung<br />
dafür ist, dass die Abmessungen d der Partikeln (auch Blasen oder Tropfen)<br />
klein gegenüber dem Makromaßstab der Turbulenz, d.h. klein gegenüber den<br />
Apparatehauptabmessungen, sind<br />
d
255<br />
schleunigung a Z = z⋅g) klein, so ist auch die stationäre Sinkgeschwindigkeit v s<br />
(Abschnitt 4.2.2.1) klein. Die Partikeln werden durch die Makroturbulenz wie<br />
kleine Substanzgebiete der fluiden Phase bewegt. Wird die Massekonzentration<br />
c i Gl.(4.297) im Abschnitt 4.2.2.1<br />
dm<br />
dt<br />
i<br />
dmi<br />
dV ⋅ ds ds d(mi<br />
/ V) dci<br />
= m i<br />
≡ ⋅ = dV ⋅ ⋅ = A ⋅ ds ⋅ v ⋅ (4.308)<br />
dt dV ⋅ ds dt ds<br />
ds<br />
durch die Partikelanzahlkonzentration c n,i (Anzahl je Volumeneinheit) ersetzt,<br />
so ergibt sich entsprechend Gl.(4.297) der flächenbezogene Partikelanzahlstrom<br />
(s Wegkoordinate, m P,i Partikelmasse):<br />
[ m /(m ⋅ A) ]<br />
d<br />
i P,i dn<br />
d(c<br />
i<br />
i<br />
/ mP,i<br />
)<br />
= = n i<br />
≡ v ⋅ ds ⋅ = v ⋅ ds ⋅ gradcn,i<br />
bzw.<br />
dt dt<br />
ds<br />
<br />
n = D ⋅gradc<br />
. (4.309)<br />
n <br />
i<br />
D t<br />
t<br />
n,i<br />
die Anzahl der Partikel, die je Zeit- und Flächeneinheit entgegen der<br />
Richtung von grad c n transportiert werden, und<br />
der turbulente Diffusionskoeffizient der dispersen Phase, der sich von<br />
dem des Dispersionsmittels unterscheiden kann.<br />
Im Allgemeinen kann die Sinkgeschwindigkeit v s nicht vernachlässigt werden.<br />
Es kommt hierdurch zu einem Partikelstrom in Richtung des äußeren Kraftfeldes,<br />
der das betrachtete Volumenelement verlässt (- Vorzeichen):<br />
n = −v s<br />
⋅ c n<br />
. (4.310)<br />
In einer Mengenbilanz für das räumliche Problem sind zu berücksichtigen (in<br />
Folie 4.24b ist ein ebenes Problem dargestellt):<br />
‣ der Feststofftransport durch die gerichtete (konvektive) Strömung:<br />
n = −v<br />
⋅ c , n<br />
= −v<br />
⋅ c , n<br />
= −v<br />
⋅ c , (4.311)<br />
x<br />
x<br />
n<br />
y<br />
y<br />
n<br />
‣ der Feststofftransport durch die turbulente Diffusion:<br />
z<br />
z<br />
∂cn<br />
∂cn<br />
∂cn<br />
n x<br />
= Dt<br />
⋅ , n<br />
y<br />
= Dt<br />
⋅ , n<br />
z<br />
= Dt<br />
⋅ , (4.312)<br />
∂x<br />
∂y<br />
∂z<br />
wobei der turbulente Diffusionskoeffizient als richtungs- und ortsunabhängig<br />
betrachtet wird,<br />
‣ der Feststofftransport durch die Sinkgeschwindigkeit<br />
n = −(<br />
−v<br />
) ⋅ c . (4.313)<br />
z<br />
s<br />
n<br />
Wenn die Feldkraft entgegen der z-Richtung wirkt, muss dies nun durch<br />
ein zusätzliches –Vorzeichen berücksichtigt werden.<br />
Beim Grenzübergang V/A → d(V/A) erhält man aus dem flächenbezogenen<br />
Partikelanzahlstrom n = m /(mP ⋅ A)<br />
die aktuelle zeitliche Änderung der Partikelanzahlkonzentration<br />
dc n /dt im Volumenelement dV.<br />
n<br />
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n / d(V / A) ≡ dc / dt . (4.314)<br />
Damit ist allgemein<br />
dcn<br />
∂c<br />
n<br />
∂c<br />
n<br />
= −v<br />
x<br />
⋅ − v<br />
y<br />
⋅ − v<br />
dt ∂x<br />
∂y<br />
n<br />
z<br />
2<br />
∂c<br />
⎛<br />
n<br />
∂ cn<br />
⋅ + D<br />
t<br />
⋅<br />
2<br />
z<br />
⎜<br />
∂ ⎝ ∂x<br />
2<br />
∂ c<br />
+<br />
∂y<br />
n<br />
2<br />
2<br />
∂ c<br />
+<br />
2<br />
∂z<br />
bzw.<br />
2 2 2<br />
dc<br />
∂ ⎛<br />
n<br />
∂cn<br />
∂cn<br />
c ∂ c ∂ c ∂ c<br />
= −v<br />
x<br />
⋅ − v<br />
y<br />
⋅ −<br />
2<br />
dt ∂x<br />
∂y<br />
n<br />
⎞ ∂c<br />
n<br />
⎟ − ( −vs<br />
) ⋅<br />
⎠ ∂z<br />
n<br />
n n n<br />
( v − ) ⋅ + ⋅<br />
⎜ + +<br />
∂<br />
⎟ z<br />
vs<br />
Dt<br />
2 2<br />
z ⎝ ∂x<br />
∂y<br />
∂z<br />
⎠<br />
256<br />
⎞<br />
. (4.315)<br />
Aus der Bedingung, dass die zeitliche Änderung der Partikelanzahlkonzentration<br />
im betrachteten Bilanzgebiet gleich der Differenz zwischen dem ein- und<br />
austretenden Partikelstrom ist, folgt für ein stationäres Problem (Folie 4.24b):<br />
dc<br />
dt<br />
n<br />
2 2 2<br />
∂c<br />
∂ ⎛<br />
n<br />
∂c<br />
n<br />
c ∂ c ∂ c ∂ c<br />
= 0 = −v<br />
x<br />
⋅ − v<br />
y<br />
⋅ −<br />
2<br />
∂x<br />
∂y<br />
⎝<br />
n<br />
n n n<br />
( v − ) ⋅ + ⋅<br />
⎜ + +<br />
∂ ∂ ∂ ∂<br />
⎟ z<br />
vs<br />
D<br />
t 2 2<br />
z x y z<br />
⎠<br />
⎞<br />
(4.316)<br />
Liegt eine Partikelgrößenverteilung vor und ist die Konzentration der dispersen<br />
Phase ϕ s < 0,1, so dass eine freie Beweglichkeit der Partikeln gegeben ist, so<br />
kann die Bilanz (4.315) getrennt für jede Größenklasse i angesetzt werden.<br />
Für technische Anwendungen in einem horizontalen Strom mit kleinen Gradienten<br />
∂ / ∂...<br />
≈ 0 oder in einem gut durchmischten Behälter<br />
c n,<br />
i<br />
∂ / ∂x<br />
≈ 0 und ∂ / ∂y<br />
≈ 0<br />
(4.317)<br />
c n,<br />
i<br />
c n,<br />
i<br />
vereinfacht sich Gl.(4.315) zu einer eindimensionalen Bilanz:<br />
dc<br />
dt<br />
n,i<br />
∂c<br />
2<br />
n,i<br />
= −<br />
. (4.318)<br />
n,i<br />
( vz,i<br />
− vs,i<br />
) ⋅ + Dt<br />
⋅<br />
2<br />
∂z<br />
∂<br />
c<br />
∂z<br />
Analytische Lösung für den stationären Trennprozess<br />
Wir suchen eine analytische Lösung für den stationären Trennprozess. Das<br />
bedeutet die zeitliche Konzentrationsänderung (Akkumulation) ist dc n,i /dt = 0.<br />
Multiplizieren der gesamten Differentialgleichung mit dz und Integration der<br />
linken Seite liefert für die Integrationskonstante zunächst die konstante Differenz<br />
n − n<br />
der flächenbezogenen Partikelanzahlströme von Eingang E und<br />
E,i<br />
A, i<br />
Ausgang A durch das Volumenelement dV = x . y . dz =A . dz:<br />
∫<br />
dc<br />
dt<br />
n,i<br />
⋅dz<br />
=<br />
∫<br />
d(mi<br />
/ m<br />
P<br />
)<br />
⋅dz<br />
=<br />
dt ⋅ A ⋅dz<br />
∫<br />
dn<br />
i<br />
⋅dz<br />
=<br />
dt ⋅dz<br />
∫<br />
dn<br />
i<br />
= const = n<br />
Kann man die Geschwindigkeiten v z,i , v s,i und D t als konstant ansetzen, so<br />
bleibt auf der rechten Seite nur ein Differentialquotient erster Ordnung übrig:<br />
2<br />
∂cn,i<br />
∂ cn,i<br />
n<br />
− n<br />
E,i<br />
A,i<br />
= −∫( vz,i<br />
− vs,i<br />
) ⋅ dz + ∫ D<br />
t<br />
⋅ dz<br />
2<br />
∂z<br />
∂z<br />
dcn,i<br />
n E,i<br />
− n<br />
A,i<br />
= −( vz,i<br />
− vs,i<br />
) ⋅cn,i<br />
+ D<br />
t<br />
⋅<br />
(4.319)<br />
dz<br />
E,i<br />
− n<br />
A,i<br />
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257<br />
Im stationären Betrieb (Gleichgewichtszustand) sind die beiden ein- und ausgehenden<br />
Konvektionsströme gleich n = n<br />
/3.60.//3.61./:<br />
E,i<br />
∂cn,i<br />
0 = ( vz,i<br />
− vs,i<br />
) ⋅ cn,i<br />
+ Dt<br />
⋅ . (4.320)<br />
∂z<br />
Nach Trennung der Variablen und Integration von z = 0 (Boden c n,i = c n,i,0 ) bis<br />
z = H ist<br />
cn ,i<br />
∫<br />
cn ,i ,0<br />
c<br />
c<br />
n,i<br />
n,i,0<br />
dc<br />
c<br />
n,i<br />
n, i<br />
v<br />
= −<br />
⎛<br />
= exp<br />
⎜−<br />
⎝<br />
z,i<br />
− v<br />
D<br />
t<br />
H<br />
s,i<br />
∫<br />
0<br />
dz<br />
( v − v )<br />
z,i<br />
D<br />
t<br />
s,i<br />
A, i<br />
c<br />
d.h. ln<br />
c<br />
n,i<br />
n,i,0<br />
= −<br />
( v − v )<br />
z,i<br />
D<br />
t<br />
s,i<br />
⋅ H<br />
⋅ H ⎞<br />
⎟ . (4.321)<br />
⎠<br />
c n,i,0<br />
Partikelanzahlkonzentration der Klasse i am Boden<br />
Diese eindimensionale relative Partikelanzahlkonzentrationsverteilung wird<br />
auf die Bodenkonzentration c n,i,0 bezogen (Folie 4.24).<br />
Ohne ausgeprägte Gegenströmungen, d.h.<br />
v
258<br />
Die mittlere relative Partikelanzahlkonzentration ist<br />
c<br />
n,HG<br />
,i<br />
c<br />
n,i,0<br />
=<br />
Dt<br />
v ⋅ H<br />
s,i<br />
G<br />
⎡ ⎛ vs,i<br />
⋅ H<br />
⋅ ⎢1<br />
− exp<br />
⎜−<br />
⎣ ⎝ Dt<br />
G<br />
⎞⎤<br />
⎟⎥<br />
. (4.326)<br />
⎠⎦<br />
Das Verhältnis aus aktueller Partikelanzahlkonzentration in der Höhe z zur<br />
mittleren Partikelanzahlkonzentration über die Höhen 0 ... H G ist somit:<br />
c<br />
c<br />
n,z,i<br />
n,H<br />
G<br />
,i<br />
=<br />
v<br />
s,i<br />
⋅ H<br />
D<br />
t<br />
G<br />
⎛ vs,i<br />
⋅ z ⎞<br />
exp<br />
⎜−<br />
⎟<br />
⎝ Dt<br />
⋅<br />
⎠<br />
⎛ vs,i<br />
⋅ H<br />
1−<br />
exp<br />
⎜−<br />
⎝ Dt<br />
G<br />
. (4.327)<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
s<br />
t<br />
In den Gln.(4.326) und (4.327) fällt ein charakteristisches dimensionsloses<br />
Verhältnis v ⋅ H / D auf, das wesentlich die Partikelanzahlkonzentrationsverteilung<br />
beeinflusst. Diesen Term kann man analog zur PECLET-Zahl Pe beim<br />
molekularen Stofftransport in einer hier so definierten BODENSTEIN-Zahl<br />
Bo als Verhältnis von gerichtetem konvektiven zu zufälligem diffusiven Partikeltransport<br />
zusammenfassen. Folie 4.24.7 zeigt, dass je nach der Größe dieser<br />
BODENSTEIN-Zahl (Auf die Angabe des Partikelgrößenklassenindex i wird<br />
hier verzichtet!)<br />
Bo<br />
v ⋅ H<br />
D<br />
s<br />
= (4.328)<br />
t<br />
unterschiedliche Konzentrationsverteilungen über der Apparatehöhe H entstehen:<br />
vs ⋅ H<br />
a) = Bo > 100<br />
Dt<br />
vs ⋅ H<br />
b) = Bo < 0, 1<br />
Dt<br />
vs ⋅ H<br />
c) = Bo = 0,5 ... 50<br />
D<br />
t<br />
⇒ Sedimentation<br />
⇒ homogene Partikelkonzentrationsverteilung,<br />
⇒ Partikelkonzentrations-Höhenverteilung<br />
Der turbulente Diffusionskoeffizient der dispersen Phase kann nur in erster<br />
Näherung gleich dem der fluiden Phase gesetzt werden. Eine relativ gute Übereinstimmung<br />
ergibt sich, falls nicht durch eine zu große Feststoffkonzentration<br />
die Turbulenz zu stark beeinflusst ist und falls die Feststoffpartikeln klein gegenüber<br />
dem Makrobereich der Turbulenz sind.<br />
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259<br />
4.3 Trennmodelle und Trennerfolg des Stromklassierens<br />
Bei der <strong>Stromklassierung</strong> sind auf Grundlage der in Folie 4.25, Folie 4.26 und<br />
Folie 4.27.1 dargestellten Wirkprinzipien mehrere Trennmodelle zu unterscheiden.<br />
Zunächst ist kennzeichnend, ob sich das Grobgut im Klassierraum im<br />
Wesentlichen quer oder entgegen zu der für die Trennung maßgeblichen Fluidströmung<br />
bzw. Strömungskomponente bewegt. Demgemäß spricht man entweder<br />
von Querstromklassierung oder Gegenstromklassierung. Findet die<br />
Klassierung im Schwerkraftfeld statt, so sind auch die entsprechenden Begriffe<br />
Horizontalstromklassierung und Aufstromklassierung eingeführt.<br />
Bei der Querstromklassierung kann die Turbulenz im Klassierraum prozessbestimmend<br />
sein. Deshalb ist es dort zweckmäßig, weiter in laminare und turbulente<br />
Querstromklassierung zu gliedern.<br />
4.3.1 Allgemeines Bilanzmodell - FOKKER-PLANCK-Gleichung<br />
Zweckmäßig kann man es aus einer integralen Modellgleichung für den Transport<br />
oder die „Verschiebung“ von Partikeln ableiten 23 :<br />
q<br />
+∞<br />
( x,t t *) = q( x − x*,t) ⋅f<br />
( x − x*, x*, t *) ⋅ dx *<br />
+ ∫<br />
( x,t t *)<br />
−∞<br />
. (4.329)<br />
q + Wahrscheinlichkeitsdichte des Antreffens eines Partikels<br />
an einer beliebigen Ortsebene x = const. zum späteren<br />
Zeitpunkt t + t*<br />
f ( x − x*,x*, t *) ⋅ dx * Wahrscheinlichkeit für das Antreffen eines Partikels an<br />
einer um x* rückwärts verschobenen Ortsebene x - x*<br />
zum späteren Zeitpunkt t + t*<br />
Die linke Seite der Integralgleichung (4.329) wird in einer Reihe nach t* entwickelt<br />
und gleich nach dem ersten Glied abgebrochen. Die rechte Seite wird<br />
nach der Verschiebung x* in der Zeit t* entwickelt<br />
( x,t)<br />
( x,t)<br />
∂q<br />
+<br />
∂t<br />
⋅ t* = q<br />
( x,t)<br />
⋅ I<br />
1 ∂<br />
− ⋅<br />
1!<br />
2<br />
3<br />
[ q( x,t)<br />
⋅ I ] 1 ∂ [ q( x,t)<br />
⋅ I ] 1 ∂ [ q( x,t)<br />
⋅ I ]<br />
∂x<br />
+ ⋅<br />
2!<br />
∂x<br />
− ⋅<br />
3!<br />
3<br />
...<br />
∂x<br />
(4.330)<br />
1<br />
2<br />
q<br />
0<br />
+<br />
2<br />
3<br />
mit der Normierungsbedingung des Integrales (≡ Wahrscheinlichkeitsverteilungsfunktion)<br />
I 0 = 1:<br />
+∞<br />
∫<br />
−∞<br />
( x,x*,t *)<br />
n<br />
In (x,t*) = (x*) ⋅ f ⋅ dx * n = 0, 1, 2, 3, ... (4.331)<br />
In<br />
(x,t*)<br />
vn<br />
(x) = lim . (4.332)<br />
t* →0<br />
t *<br />
23 siehe auch MOLERUS, O.: CIT 38 (1966) 2, S. 137 ff<br />
© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />
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260<br />
Beispielsweise stellt das erste Moment v 1 einer Partikelgeschwindigkeitsverteilung<br />
durch den Prozessraum die mittlere Geschwindigkeit v = const. an<br />
der Stelle x = const. als Schätzung des Erwartungswertes derselben dar:<br />
+∞<br />
x *<br />
1<br />
v (x) = lim ⋅f<br />
t* →0∫<br />
t *<br />
t *<br />
∫<br />
( x,x*,t *) ⋅dx * = x * ⋅dF( x,x*,t *) v<br />
1<br />
=<br />
−∞<br />
+∞<br />
−∞<br />
. (4.333)<br />
Das zweite Moment v 2 entspricht einer Geschwindigkeitsverteilung oder<br />
Streuung der Partikelkonzentration um die Ortslage x = const. herum im<br />
Vergleich zur geordneten Partikelbewegung mit der mittlere Geschwindigkeit<br />
v . Es ist ein Maß des mittleren Verschiebungsquadrates der ungeordneten<br />
Bewegung der Partikeln und wird basierend auf EINSTEIN 24 als Diffusionskoeffizient<br />
definiert D*<br />
= v2 (x) / 2 = const.<br />
:<br />
+∞<br />
1<br />
2<br />
v (x) = lim ⋅ (x*) ⋅ f<br />
2 t* 02<br />
⋅ t *<br />
∫<br />
=<br />
→<br />
−∞<br />
( x,x*,t *) ⋅ dx * ≡2<br />
⋅ D* const.<br />
(4.334)<br />
Wegen der Konstanz der beiden Momente v 1 (x) und v 2 (x) lassen sich diese aus<br />
den beiden Differentialquotienten herauslösen. Aus der Reihenentwicklung<br />
Gl.(4.335) der Integralbeziehung (4.329) und den Gln.(4.333), (4.334) lässt<br />
sich nunmehr die sog. FOKKER-PLANCK-Gleichung der Statistischen<br />
Physik 25, 26 gewinnen:<br />
∂q(x,t)<br />
v (x) ∂q(x,t)<br />
v2(x)<br />
∂<br />
= − ⋅ + ⋅<br />
∂t<br />
1! ∂x<br />
2!<br />
q(x,t) 1 ∂<br />
− ⋅<br />
2<br />
∂x<br />
3!<br />
[ q(x,t) ⋅ v (x)]<br />
2<br />
3<br />
1 3<br />
+<br />
3<br />
(4.335)<br />
Dabei wird vorausgesetzt, dass sich der dem Partikeltransport zugrunde liegende<br />
physikalische Grundvorgang bei jedem Schritt δx nicht ändert und nur<br />
vom Zustand des Stoffsystems zum Zeitpunkt t abhängt. Ein derartiger<br />
stochastischer Prozess wird in der Statistischen Physik stetiger MARKOFF-<br />
Prozess genannt. Höhere Ordnungen werden gewöhnlich v<br />
> 2<br />
(x) ≈ 0 gesetzt<br />
und man erhält die sog. zweite KOLMOGOROFF-Differentialgleichung für<br />
die Wahrscheinlichkeit q(x,t)<br />
⋅ dx dafür<br />
∂q(x,t)<br />
∂<br />
= −<br />
∂t<br />
2<br />
[ v (x) ⋅ q(x,t) ] 1 ∂ [ D(x) ⋅ q(x,t) ]<br />
1<br />
∂x<br />
+ ⋅<br />
2<br />
∂x<br />
2<br />
∂x<br />
n<br />
...<br />
, (4.336)<br />
dass sich das betrachtete Partikel zum Zeitpunkt t im Intervall x bis x + dx<br />
befindet (D(x) ≡ 2 . D*).<br />
© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />
24 Einstein, A., Über die von der molekularkinetischen Theorie der Wärme geforderte Bewegung<br />
von in ruhenden Flüssigkeiten suspendierten Teilchen, Ann. d. Physik 19 (1906) 549-560.<br />
25 Planck, M., Über einen Satz der statistischen Dynamik und seine Erweiterung in der Quantentheorie,<br />
Ann. d. Physik 53 (1917) 324 – 341.<br />
26 siehe auch Risken, H.: The Fokker-Planck Equation, Methods of Solution and Applications,<br />
Springer Verlag, Berlin 1996.<br />
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261<br />
Nunmehr soll an Stelle des allgemeinen Diffusions- oder Dispersionskoeffizienten<br />
der turbulente Diffusionskoeffizient D t,s = v a,2 (y)/2 = const. der Partikelbewegung<br />
mit der Absolutgeschwindigkeit v a einer ortsfesten Höhenkoordinate<br />
y im Apparat eingeführt werden. Er ist ebenfalls ein Maß des mittleren<br />
Verschiebungsquadrates der ungeordneten Bewegung der Partikel infolge<br />
turbulenter Schwankungen der Fluidgeschwindigkeit u und stochastischer Partikelsinkgeschwindigkeitsverteilung<br />
v s . Er entspricht dem zweiten Moment v a,2<br />
einer Geschwindigkeitsverteilung oder Streuung der Partikelkonzentration<br />
um die Ortslage y = const. herum - im Vergleich zur geordneten Partikelbewegung<br />
mit der mittleren Absolutgeschwindigkeit v<br />
a<br />
+∞<br />
1<br />
2<br />
va ,2(y)<br />
= lim ⋅ (y*) ⋅ f<br />
t<br />
=<br />
t* →02<br />
⋅ t *<br />
∫<br />
−∞<br />
( y,y*,t *) ⋅ dy * ≡ 2 ⋅ D const.<br />
. (4.337)<br />
Wenn man bei isotroper Turbulenz voraussetzt, siehe Folie 4.28, dass<br />
• d < 0,1⋅Λ < D 0 die Partikelgröße klein gegenüber dem Makromaßstab der<br />
Turbulenz, d.h. klein gegenüber der Apparatehauptabmessung (Durchmesser<br />
oder Breite) ist,<br />
• ϕ s < 0,05 keine Turbulenzdämpfung durch zu hohe Partikelkonzentration im<br />
Fluid auftritt,<br />
• dadurch die Turbulenz durch die disperse Phase nur geringfügig beeinflusst<br />
wird,<br />
• der Dichteunterschied zwischen Partikel und Fluid ( − ρ ) ρ 1<br />
groß ist,<br />
ρ nicht zu<br />
s f<br />
/<br />
f<br />
<<br />
• d
∂q(t)<br />
= 1−<br />
∂t<br />
y2<br />
∫<br />
−y1<br />
∂q(y,t)<br />
dy ≡−<br />
∂t<br />
( n + n<br />
)<br />
F<br />
G<br />
(4.338)<br />
262<br />
und folglich für die rechte Seite unter Einbeziehung des negativen Vorzeichens<br />
für den ausgetragenen Partikelstrom zum Zeitpunkt t = const. (der Faktor ½ ist<br />
im turbulenten Partikeldiffusionskoeffizienten D t,s enthalten):<br />
y2<br />
2<br />
∂q(t)<br />
⎧ ∂[ q(y,t) ] ∂ [(q(y,t)]<br />
⎫<br />
= − ⎨−<br />
va<br />
⋅ + Dt<br />
⋅<br />
⋅ dy<br />
2 ⎬<br />
∂t<br />
∫<br />
y<br />
y<br />
y ⎩ ∂<br />
∂<br />
−<br />
⎭<br />
∂q(t)<br />
⎧<br />
= ⎨v<br />
∂t<br />
⎩<br />
1<br />
a<br />
⋅ q(y,t) − D<br />
t<br />
∂<br />
⋅<br />
[(q(y,t)] ⎫ ⎧<br />
∂[ (q(y,t)]<br />
∂y<br />
⎬<br />
⎭<br />
− ⎨v<br />
⋅ q(y,t) −D<br />
⋅<br />
a<br />
t<br />
y<br />
y= y ⎩<br />
∂<br />
⎬⎫<br />
⎭<br />
y=−<br />
2 y 1<br />
(4.339)<br />
Für verfahrenstechnische Anwendungen ist es zweckmäßig, die Wahrscheinlichkeitsdichte<br />
der Gl.(4.336) q(t, y) ≡ c n,i (t, y) durch die Partikelanzahlkonzentration<br />
der diskreten Partikelgrößenklasse i zu ersetzen. Man erhält wiederum<br />
die Bilanzgleichung (4.318) für den eindimensionalen Transport entlang<br />
der Höhenkoordinate y eines Trennapparates (modifizierte Fokker-Planck-<br />
Gleichung):<br />
.<br />
∂c<br />
n,i<br />
∂t<br />
= −(<br />
−v<br />
s,i<br />
∂cn,i<br />
) ⋅<br />
∂y<br />
+ D<br />
t,s<br />
∂ c<br />
⋅<br />
∂y<br />
2<br />
n,i<br />
2<br />
. (4.340)<br />
Mit dieser eindimensionalen Gleichung wird die Speicherung (Akkumulation)<br />
der Partikel im Trennraum ∂c n,i /∂t in Abhängigkeit vom gerichteten (kraftfeldabhängigen)<br />
Partikeltransport v . s,i ∂c n,i /∂y und vom ungerichteten (zufälligen,<br />
turbulenten) Partikeltransport D . t,s ∂ 2 c n,i /∂y 2 bilanziert.<br />
Allgemeines Bilanzmodell mechanischer Prozesse<br />
Die Verallgemeinerung dieses obigen eindimensionalen Partikeldispersionsmodelles<br />
ergibt das allgemeine Bilanzmodell mechanischer Prozesse, siehe<br />
Gl.(2.94) im Abschnitt 2.4, MVT_e_2neu.doc#allg_MVT_Prozeßmodell:<br />
∂<br />
[ c ⋅ µ ]<br />
s<br />
∂t<br />
i<br />
= −div c<br />
[ ⋅ µ ⋅ vi<br />
] + div[ Di<br />
⋅ grad( cs<br />
⋅ µ<br />
i<br />
)] ± G<br />
i<br />
s<br />
i<br />
<br />
. (4.341)<br />
∂<br />
[ c ⋅µ ]<br />
s<br />
∂t<br />
i<br />
c s = dm s /dV Partikelmassenkonzentration im betrachteten Volumenelement<br />
dV = dx ⋅ dy ⋅ dz<br />
µ i Massenanteil, Wahrscheinlichkeit des Auftretens der i-ten Klasse<br />
im betrachteten Volumenelement dV (Inkrement der Verteilungssumme<br />
dQ (d) = q (d) ⋅ d(d = µ )<br />
3 3<br />
)<br />
Akkumulation (Speicherung) der Partikelgrößenklasse i im betrachteten<br />
Volumenelement dV<br />
i<br />
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263<br />
v <br />
i<br />
Geschwindigkeit der Partikeln der i-ten Klasse<br />
<br />
c s<br />
µ v konvektiver (gerichteter) Massenstrom der i-ten Klasse<br />
D i<br />
i<br />
i<br />
Diffusionskoeffizient der i-ten Klasse<br />
Di grad(csµ i)<br />
diffusiver (ungerichteter) Massenstrom der i-ten Klasse<br />
G i<br />
Partikelwechselwirkungsterm ≡ Änderung des Masseanteiles<br />
der i-ten Klasse im betrachteten Volumenelement dV durch<br />
Aufbau von Partikelwechselwirkungen (Agglomerieren, +<br />
Vorzeichen) oder Zerstörung von Partikelwechselwirkungen (-<br />
Zerteilen, Dispergieren oder Deglomerieren)<br />
Diese allgemeine Komponentenbilanzgleichung stellt ein gekoppeltes Gleichungssystem<br />
für i = 1...N Partikelgrößenklassen dar.<br />
4.3.2 Querstromklassierung<br />
Bei der Querstromklassierung (Folie 4.27.1a) tritt das Grenzpartikel der Größe<br />
d T mit der Sinkgschwindigkeit v sϕT tritt an der Oberkante der Aufgabeöffnung<br />
in den Klassierraum ein und sinkt gerade bis zur Wehrhöhe H*. Um erfolgreich<br />
im Grobgut abgetrennt zu werden, muss die notwendige mittlere Verweilzeit<br />
im Klassierraum t V,m größer oder gleich der Sinkzeit t Sink sein:<br />
tV ≥ t sin k . (4.342)<br />
Somit gilt für die Sinkgeschwindigkeit v sϕT eines Grenzpartikels mit der Partikelgröße<br />
d T :<br />
L<br />
u<br />
H<br />
v<br />
*<br />
= bzw.vs<br />
ϕT<br />
sϕT<br />
*<br />
H<br />
= ⋅ u . (4.343)<br />
L<br />
u mittlere Fluidgeschwindigkeit<br />
Aus v sϕT lässt sich mit Hilfe der im Abschnitt 4.1.2 angegebenen Gln.(4.55)<br />
oder (4.56) unter Beachtung des Re-Bereiches der Umströmung die Trennkorngröße<br />
d T berechnen, wobei wegen der im Allgemeinen niedrigen Feststoffkonzentration<br />
im Prozessraum gewöhnlich die Schwarmbehinderung vernachlässigt<br />
wird, also v sϕT = v sT .<br />
Im Falle der Querstrom-Strahlwindsichtung (Folie 4.48.1b) bedarf das Modell<br />
entsprechender Anpassungen.<br />
4.3.2.1 laminare Querstromhydroklassierung<br />
Von einer ähnlichen Relation, wie sie Gl.(4.342) darstellt, kann man für das<br />
Trennmodell der laminaren Querstromhydroklassierung (Folie 4.27.2) ausgehen.<br />
Die Suspension strömt in den Klassierraum ein, die Partikeln sedimen-<br />
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264<br />
tieren gemäß ihren Sinkgeschwindigkeiten. In den Überlauf können deshalb<br />
nur jene Partikeln gelangen, deren Sinkgeschwindigkeiten so klein sind, dass<br />
sie sich während ihrer Verweilzeit im Klassierraum nicht dem Horizontalstrom<br />
bis zum Oberlaufwehr der Höhe (Tiefe) H* entziehen können.<br />
Für die mittlere Fluidgeschwindigkeit u (angenähert laminare Pfropfenströmung<br />
im Prozessraum!) läßt sich eine Fluidstrombilanz schreiben:<br />
V<br />
( 1−ϕs ) 1<br />
u = = [ V<br />
F( 1−ϕs,F<br />
) + V<br />
G<br />
( 1−ϕs,G<br />
)]. (4.344)<br />
BH BH<br />
B Breite des Klassierraumes<br />
Mit der Relation der beiden Fluidvolumenströme entsprechend der Wehrhöhe<br />
H* des Oberlaufes und Tiefe H des Klassierraumes<br />
*<br />
V<br />
F(1−ϕ<br />
s,F)<br />
V<br />
G(1−ϕ<br />
s,g<br />
) H H (1<br />
s,F)<br />
bzw.V<br />
− −ϕ<br />
=<br />
*<br />
*<br />
G<br />
= ⋅ ⋅ V<br />
*<br />
F<br />
H H−H<br />
H (1−ϕ<br />
)<br />
und da oftmals ϕ s,F ≈ ϕ s,G
4.3.2.2 turbulente Querstromklassierung<br />
265<br />
In einigen Querstromklassierern herrschen ausgeprägt turbulente Strömungsverhältnisse<br />
(z. B. mechanische Klassierer, Hydrozyklone /5.2.//5.3./. Der Modellierung<br />
der turbulenten Querstromklassierung werden folgende vereinfachenden<br />
Annahmen zugrunde gelegt:<br />
- Es werden im Klassierraum sowohl ein homogenes Turbulenzfeld als auch<br />
ein homogenes Kraftfeld vorausgesetzt.<br />
- Die Partikeln bewegen sich in Richtung des Kraftfeldes mit der Sinkgeschwindigkeit<br />
v s,i entgegen der positiven y-Richtung.<br />
- Es wird angenommen, dass sich in der Nähe der Produktausträge aus dem<br />
Klassierraum die Konzentrationsverteilung über eine Höhe y gemäß<br />
Gl.(4.321) für jede Partikelgrößenklasse i unabhängig von den anderen einstellen<br />
konnte. Mit der modifizierten Fokker-Planck-Gleichung (4.340) bzw.<br />
Partikelanzahlbilanz, Gl.(4.318), folgt für stationäre Prozessbedingungen:<br />
dcn,i<br />
dc<br />
i<br />
= 0 =− ( −v<br />
) c D<br />
n,<br />
s,i<br />
⋅<br />
n,i<br />
+<br />
t,s<br />
⋅<br />
(4.315)<br />
dt<br />
dy<br />
cn ,i<br />
y<br />
dcn,i<br />
vs,i<br />
cn,i<br />
vs,i<br />
∫ = − ⋅ ∫ dy ln = − ⋅ y<br />
c D<br />
c D<br />
c<br />
n ,0,i<br />
n<br />
t,s<br />
y=<br />
0<br />
n,0,i<br />
c ⎡ ⎤<br />
n,i<br />
v = ⎢ −<br />
s,i<br />
exp y ⎥ . (4.321)<br />
cn,0,i<br />
⎣ Dt,s<br />
⎦<br />
c n,i Partikelanzahl/Volumeneinheit<br />
c n,0,i Partikelkonzentration am Boden, y = 0<br />
D t,s turbulenter Diffusionskoffizient der Partikeln<br />
Hinsichtlich der Gestaltung der Produktausträge lassen sich das<br />
- Suspensionsteilungsmodell und das<br />
- Suspensionsanzapfmodell<br />
unterscheiden (Folie 4.29.4).<br />
Beim Teilungsmodell wird die im Prozessraum der Höhe H aus einer räumlichen<br />
Partikelanzahlkonzentrationsverteilung gebildete mittlere Konzentration<br />
c<br />
n,H,i<br />
des Aufgabestromes V A, i<br />
nach Gl.(4.326) durch einen Höhenschnitt bei<br />
der Wehrhöhe H G in den Grobgutstrom V G, i<br />
mit der mittleren Anzahlkonzentration<br />
c und in den Feingutstrom V F, i<br />
aufgeteilt (Folie 4.29.4).<br />
m<br />
Ti<br />
=<br />
m<br />
n,HG<br />
, i<br />
G,i<br />
A,i<br />
ρ<br />
=<br />
ρ<br />
s,G<br />
s,A<br />
⋅ V<br />
⋅ V<br />
G,i<br />
A,i<br />
c<br />
≈<br />
c<br />
n,H<br />
G<br />
n,H,i<br />
,i<br />
⋅ V<br />
⋅ V<br />
G<br />
A<br />
c<br />
=<br />
c<br />
n,H<br />
G<br />
,i<br />
n,H,i<br />
t,s<br />
⋅ A ⋅ H<br />
⋅ A ⋅ H<br />
G<br />
c<br />
=<br />
c<br />
n,H<br />
G<br />
,i<br />
n,H,i<br />
⋅ H<br />
⋅ H<br />
G<br />
. (4.349)<br />
Mit den beiden mittleren relativen Partikelkonzentrationen<br />
cn,H<br />
,i D ⎡<br />
⎞⎤<br />
⎢ ⎜ ⎛ vs,i<br />
⋅ H<br />
G t<br />
G<br />
= ⋅ 1−<br />
exp −<br />
⎟⎥ und (4.326)<br />
cn,0,i<br />
vs,i<br />
⋅ HG<br />
⎣ ⎝ Dt<br />
⎠ ⎦<br />
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266<br />
c<br />
c<br />
n,H,i<br />
n,0,i<br />
=<br />
D ⎡ ⎛ v ⎤<br />
s,i<br />
⋅ H ⎞<br />
t<br />
⋅ ⎢1<br />
− exp<br />
⎜−<br />
⎟⎥<br />
vs,i<br />
⋅ H ⎣ ⎝ Dt<br />
⎠⎦<br />
(4.350)<br />
folgt schließlich für die Trennfunktion des Teilungsmodelles:<br />
⎛ vs,i<br />
⋅ HG<br />
⎞<br />
1−<br />
exp<br />
⎜−<br />
⎟<br />
⎝ Dt<br />
T<br />
⎠<br />
i<br />
=<br />
. (4.351)<br />
⎛ vs,i<br />
⋅ H ⎞<br />
1−<br />
exp<br />
⎜−<br />
⎟<br />
⎝ Dt<br />
⎠<br />
In einigen technischen Klassierapparaten (mechanische Klassierer) kommt man<br />
der Realisierung des Anzapfmodells nahe. Hierbei werden die Suspensionsströme<br />
mit den jeweiligen Partikelanzahlkonzentrationen der Größenklassen i<br />
am unteren y = 0 (Boden) und oberen Ende y = h angezapft (großer Abstand<br />
notwendig!) und die Grobgutsuspension mit der Bodenkonzentration c n,0,i und<br />
die Feingutsuspension mit c n,i ausgetragen. Dadurch gelingen trotz der Turbulenz<br />
im Vergleich zur Suspensionsteilung mit einer Wehrhöhe H G Gl.(4.351)<br />
relativ scharfe Trennungen.<br />
Für die Trennfunktion einer diskreten Partikelgrößenklasse i nach dem Anzapfmodell<br />
folgt mit ρ s,G ≈ ρ s,F aus Folie 4.29.4:<br />
T<br />
m<br />
ρ<br />
⋅ V<br />
⋅ V<br />
G,i<br />
s,G G,i<br />
n,0,i G<br />
i<br />
= =<br />
≈<br />
(4.352)<br />
m<br />
A,i<br />
ρs,G<br />
⋅ V<br />
G,i<br />
+ρs,F<br />
⋅ V<br />
F,i<br />
cn,0,i<br />
⋅ V<br />
G<br />
+ cn,i<br />
⋅ V<br />
F<br />
V ,V<br />
, V<br />
Suspensionsvolumenströme Grobgut, Feingut und Aufgabe<br />
G<br />
F<br />
A<br />
1<br />
Ti<br />
=<br />
cn,i<br />
1+<br />
c<br />
n,0,i<br />
V<br />
⋅<br />
V<br />
F<br />
G<br />
=<br />
V<br />
1 +<br />
V<br />
F<br />
G<br />
1<br />
⎡ v ⋅ exp⎢<br />
−<br />
⎣ D<br />
s,i<br />
t,s,i<br />
c<br />
(4.353)<br />
⎥ ⎤<br />
h<br />
⎦<br />
bzw.<br />
T(d) =<br />
V<br />
1 +<br />
V<br />
F<br />
G<br />
1<br />
⎡ v ⎤<br />
⋅ ⎢ −<br />
s<br />
(d)<br />
exp h⎥<br />
⎣ Dt,s<br />
⎦<br />
. (4.354)<br />
Daraus erhält man die stationäre Sinkgeschwindigkeit v s der Partikelgröße d,<br />
1 1−<br />
T<br />
der der Trennfunktionswert T(d) zuzuordnen ist: T = und x =<br />
1+<br />
x T<br />
D ⎛ V<br />
t,s<br />
⎞<br />
F<br />
T(d)<br />
v =<br />
⎜ ⋅<br />
⎟<br />
s<br />
ln<br />
, (4.355)<br />
h ⎝ V<br />
G<br />
1−T(d)<br />
⎠<br />
sowie für die stationäre Sinkgeschwindigkeit der Trennkorngröße d T , weil<br />
T(d T ) = 0,5 ist:<br />
Dt,s<br />
⎛ V<br />
v =<br />
⎜<br />
sT<br />
ln<br />
h ⎝ V<br />
F<br />
G<br />
Die Gl.(4.354) ist mit Hilfe von<br />
⎞<br />
⎟ . (4.356)<br />
⎠<br />
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267<br />
- ARCHIMEDES-Zahl Ar und LJASCENKO-Zahl Lj (s. Gln.(4.49) und<br />
Gl.(4.50)) oder mit Hilfe<br />
24 4<br />
- des Widerstandsbeiwertes c W<br />
= + + 0, 4<br />
(4.16)<br />
Re Re<br />
für beliebige Re-Bereiche anwendbar /5.3./. Lässt sich die stationäre Sinkgeschwindigkeit<br />
durch Gl.(4.55) erfassen, so erhält man:<br />
⎡<br />
d = ⎢<br />
⎢⎣<br />
k<br />
ψ<br />
1<br />
⋅ k<br />
ϕ<br />
18 ⋅η D<br />
⋅ ⋅<br />
( ρ −ρ ) ⋅ a h<br />
s<br />
f<br />
t,s<br />
⎛ T(d) V<br />
⋅ln<br />
⎜<br />
⎝1−T(d)<br />
V<br />
F<br />
G<br />
⎞⎤<br />
⎟⎥<br />
⎠⎦⎥<br />
1/ 2<br />
(4.357)<br />
und für die Trennkorngröße d T (d.h. T(d) = 0,5):<br />
d<br />
T<br />
⎡<br />
= ⎢<br />
⎢⎣<br />
k<br />
ψ<br />
1<br />
⋅ k<br />
ϕ<br />
18⋅η<br />
D<br />
⋅ ⋅<br />
( ρ −ρ ) ⋅a<br />
h<br />
s<br />
f<br />
t,s<br />
⎛ V<br />
⋅ln<br />
⎜<br />
⎝ V<br />
F<br />
G<br />
⎞⎤<br />
⎟⎥<br />
⎠⎥⎦<br />
1/ 2<br />
, (4.358)<br />
Für die Trennschärfe κ (reziproke Partikelstreuung) lässt sich schreiben:<br />
d<br />
κ =<br />
d<br />
25<br />
75<br />
⎡<br />
⎢<br />
⎢k<br />
=<br />
⎣<br />
⎡<br />
⎢<br />
⎢⎣<br />
k<br />
ψ<br />
ψ<br />
1<br />
⋅ k<br />
1<br />
⋅ k<br />
⎡ln(V<br />
F<br />
/(3 ⋅ V<br />
G<br />
)) ⎤<br />
κ = ⎢<br />
⎥<br />
⎣ ln(3 ⋅ V<br />
F<br />
/ V<br />
G<br />
) ⎦<br />
ϕ<br />
ϕ<br />
18 ⋅η D<br />
⋅ ⋅<br />
( ρ −ρ ) ⋅ a h<br />
s<br />
s<br />
f<br />
f<br />
t,s<br />
18 ⋅η D<br />
⋅ ⋅<br />
( ρ −ρ ) ⋅ a h<br />
1/ 2<br />
⎡ln(V<br />
= ⎢<br />
⎣ln(V<br />
<br />
F<br />
F<br />
t,s<br />
⎛ 0,25 V<br />
⋅ln<br />
⎜ ⋅<br />
⎝ 0,75 V<br />
F<br />
G<br />
⎛ 0,75 V<br />
⋅ln<br />
⎜ ⋅<br />
⎝ 0,25 V<br />
/ V<br />
G<br />
) − ln 3⎤<br />
/ V<br />
⎥<br />
G<br />
) + ln 3⎦<br />
F<br />
G<br />
1/ 2<br />
⎞⎤<br />
⎟⎥<br />
⎠⎥⎦<br />
⎞<br />
⎥ ⎥ ⎤<br />
⎟<br />
⎠⎦<br />
Dies bedeutet, dass nur das Volumenstromverhältnis<br />
1/ 2<br />
1/ 2<br />
. (4.359)<br />
V / V die Trennschärfe<br />
κ beeinflusst. Das sollte im Interesse einer hohen Trennschärfe so groß wie<br />
möglich sein, bzw. durch den Grobgutaustrag sollte so wenig wie möglich<br />
Suspension ausgetragen werden V = V<br />
+ V<br />
→ min .<br />
G<br />
G,l<br />
Dies verdeutlicht anschaulich Folie 4.29.5a, in dem die normierte Trennfunktion<br />
T(d/d T ), die sich aus den Gln.(4.357) und (4.358) ableiten lässt,<br />
1 18⋅η<br />
Dt,s<br />
⎛ T(d / d ⎞ ⎛<br />
⎞<br />
T<br />
) V<br />
F T(d / d<br />
⎜<br />
⎟<br />
T<br />
) V<br />
F<br />
2 ⋅ ⋅ ⋅ln<br />
ln<br />
⎜<br />
⎟<br />
⎛ d ⎞ kψ<br />
⋅ kϕ<br />
( ρs−ρf<br />
) ⋅a<br />
h ⎝1−T(d / dT<br />
) V<br />
G ⎠ ⎝1−T(d / dT<br />
) V<br />
G<br />
=<br />
=<br />
⎠<br />
⎜<br />
⎟<br />
⎝ dT<br />
⎠ 1 18⋅η<br />
Dt,s<br />
⎛ V<br />
⎞<br />
⎞<br />
⎜ ⎛<br />
F<br />
V<br />
F<br />
⋅ ⋅ ⋅ln<br />
⎜<br />
⎟<br />
ln<br />
⎟<br />
kψ<br />
⋅ kϕ<br />
( ρs−ρf<br />
) ⋅a<br />
h ⎝ V<br />
G ⎠<br />
⎝ V<br />
G ⎠<br />
2<br />
⎛ T(d / d ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />
T<br />
) d V<br />
F<br />
⎜<br />
⎟ =<br />
⎜<br />
⎟ ⋅<br />
⎜<br />
⎟ − V<br />
F<br />
ln<br />
ln ln<br />
⎜<br />
⎟<br />
⎝1−T(d / dT<br />
) ⎠ ⎝ dT<br />
⎠ ⎝ V<br />
G ⎠ ⎝ V<br />
G ⎠<br />
⎛ T(d / dT<br />
) ⎞ ⎡⎛<br />
ln<br />
⎜<br />
⎢<br />
1 T(d / dT<br />
)<br />
⎟ =<br />
⎜<br />
⎝ − ⎠ ⎢⎣<br />
⎝<br />
d<br />
d<br />
T<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
2<br />
2<br />
⎛ d ⎞<br />
⎜ −1<br />
d<br />
⎟<br />
⎝ T ⎠<br />
⎤ ⎛ V<br />
−1⎥<br />
⋅ ln⎜<br />
⎥ ⎝ V<br />
⎦<br />
F<br />
G<br />
G, s<br />
⎞ ⎛ V<br />
⎟ = ln⎜<br />
⎠ ⎝ V<br />
F<br />
G<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
F<br />
2<br />
⎛ d ⎞<br />
⎜ −1<br />
d<br />
⎟<br />
⎝ T ⎠<br />
T(d / dT<br />
) ⎛ V<br />
⎞<br />
F<br />
=<br />
1 T(d / dT<br />
)<br />
⎜<br />
V<br />
⎟<br />
−<br />
<br />
⎝ G ⎠<br />
T<br />
x 1<br />
umstellen = x → T + x ⋅ T = x → T = = ,<br />
−1<br />
1−<br />
T<br />
1+<br />
x 1+<br />
x<br />
G<br />
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T(d / d<br />
T<br />
) =<br />
1+<br />
( V<br />
/ V<br />
)<br />
F<br />
1<br />
G<br />
1−<br />
( d / d ) 2<br />
T<br />
(4.360)<br />
268<br />
für verschiedene Verhältnisse der Volumenströme V F<br />
/ V <br />
G<br />
dargestellt ist. Das<br />
Volumenstromverhältnis des Oberlaufes zum Unterlauf V / V bestimmt außerdem<br />
den Schnittpunkt der Kurven mit der Ordinate T(d/d T = 0),<br />
T(d<br />
=<br />
0 / d<br />
T<br />
1 V<br />
G<br />
) = =<br />
1+<br />
(V<br />
/ V<br />
) V<br />
+ V<br />
F<br />
G<br />
G<br />
F<br />
V<br />
=<br />
V<br />
G<br />
A<br />
≡ R<br />
m,G<br />
F<br />
, (4.361)<br />
d.h., es werden bestimmte Feinanteile immer im Grobgut ausgetragen, sondern<br />
auch deren Neigung, d.h. die Trennschärfe.<br />
Aufgrund der eingangs der Ableitung zugrunde gelegten Voraussetzungen gilt<br />
Gl.(4.55) für den STOKES-Bereich der Partikelumströmung. Mit dem Exponenten<br />
α = 0,5 bis 2 erhält man daraus die Gleichung für die Trennfunktion,<br />
die für beliebige Re-Bereiche anwendbar ist:<br />
- α = 1/2 NEWTON-Bereich;<br />
- 1/2 < α < 2 Übergangsbereich;<br />
- α = 2 STOKES-Bereich;<br />
T(d / d<br />
T<br />
) =<br />
1+<br />
(V<br />
α<br />
1−(d / dT<br />
)<br />
(4.362)<br />
F<br />
1<br />
/ V )<br />
G<br />
Folie 4.29.5b verdeutlicht den Einfluss von α, das zur Vereinfachung für den<br />
Gesamtbereich 0 ≤ d/d T ≤ (d/d T ) max als konstant angenommen wurde, für<br />
V<br />
/ V<br />
4. Man erkennt deutlich, dass im STOKES-Bereich die Trennschärfe<br />
F G=<br />
am höchsten ist. In genügend verdünnten Suspensionen kann D t,s ≈ D t , d.h. der<br />
turbulente Diffusionskoeffizient der Partikeln näherungsweise gleich dem des<br />
Fluides gesetzt werden.<br />
G<br />
4.3.3 Turbulente Gegenstromklassierung<br />
Bei der Gegenstromklassierung ist das Kraftfeld entgegen der Fluidströmung<br />
bzw. entgegen ihrer für die Trennung wesentlichen Grobgutkomponente gerichtet<br />
(Folie 4.30). Dieses Wirkprinzip wird sowohl für die Hydroklassierung<br />
als auch für die Windsichtung technisch genutzt.<br />
Im Allgemeinen werden bei der Gegenstromklassierung feiner Partikeln<br />
Re<br />
u<br />
r<br />
⋅ d ⋅ ρf<br />
vs<br />
⋅ d ⋅ ρf<br />
= ≈ 1, (4.363)<br />
η η<br />
P<br />
<<br />
f<br />
f<br />
u ≈ v (d) turbulente Strömungsverhältnisse im Prozessraum vorherrschen<br />
s<br />
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Re<br />
D 0<br />
u ⋅ ⋅ρ<br />
η<br />
D 0 f<br />
= , (4.364)<br />
f<br />
269<br />
charakteristische Prozessraumabmessung (Durchmesser oder Breite)<br />
u mittlere charakteristische Fluidgeschwindigkeit<br />
D0<br />
4 6<br />
Re = ReP ⋅ = 10 ...10 > 2300<br />
(4.365)<br />
d<br />
z.B.<br />
1⋅1m<br />
Re = 10<br />
6<br />
100 ⋅10<br />
m<br />
4<br />
= , so dass nur die turbulente Gegenstromklassierung<br />
−<br />
behandelt wird. Deshalb ist bei der Modellierung dieser Klassierprozesse<br />
ebenfalls davon auszugehen, dass sich dem konvektiven Partikeltransport ein<br />
diffusiver überlagert /5.1//5.2//5.4./ bis /5.7/. Letzterer hat seine Ursache in der<br />
Strömungsturbulenz und insbesondere bei Windsichtprozessen auch in Stößen<br />
der Partikeln untereinander sowie gegen die Klassiererwände.<br />
Im Nachfolgenden soll ein verallgemeinertes Modell für die turbulente Gegenstromklassierung<br />
kurz vorgestellt werden (Folie 4.31) /5.1//5.2/5.19/.<br />
Gemäß Folie 4.30 strömt das Fluid mit der Geschwindigkeit u durch den Klassierraum<br />
aufwärts nach oben (positive Koordinatenrichtung). Anstelle der stationären<br />
Sinkgeschwindigkeit v s (d) in Richtung des Kraftfeldes nach unten (negative<br />
Koordinatenrichtung) muss jetzt die Partikelabsolutgeschwindigkeit<br />
v a (d) im ortsfesten Koordinatensystem des Apparates betrachtet werden:<br />
<br />
v (d) = u − v (d) . (4.2)<br />
a<br />
s<br />
• Für Grobgut ist v s (d) > u; die Partikel werden mit einer negativen Absolutgeschwindigkeit<br />
nach unten ausgetragen - Unterlauf (Index 1).<br />
• Für Feingut ist v s (d) < u; die Partikeln werden mit einer positiven aber geringeren<br />
Absolutgeschwindigkeit im Vergleich zu u (Schlupf) nach oben<br />
ausgetragen - Oberlauf (Index 2).<br />
a s<br />
=<br />
• Das Trennkorn schwebt im Raum; Die Partikelabsolutgeschwindigkeit ist<br />
<br />
gleich Null v (d) = u − v (d) 0 oder vsT (d<br />
T<br />
) = u . Der ständige Aufgabestrom<br />
führt zu einer 50%-igen Trennwahrscheinlichkeit in Ober- und Unterlauf.<br />
Die Gesamtlänge L oder H der Klassierzone setzt sich aus den beiden Teillängen<br />
unterhalb H 1 und oberhalb H 2 des Aufgabeniveaus zusammen.<br />
Es wird die modifizierte Fokker-Planck-Gleichung (4.340) herangezogen (sie<br />
bilanziert die Verteilungsdichte eines stetigen MARKOFF-Prozesses):<br />
∂c<br />
n,i<br />
∂t<br />
= −v<br />
a,i<br />
∂cn,i<br />
⋅<br />
∂y<br />
+ D<br />
t,s<br />
∂ c<br />
⋅<br />
∂y<br />
2<br />
n,i<br />
2<br />
(4.340)<br />
Die Lösung von Gl. (4.340) und die damit verbundene mathematische Erfassung<br />
von Aufstromtrennungen ist von der Aufstellung geeigneter Randbedingungen<br />
abhängig:<br />
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270<br />
Als erster Lösungsschritt wird der zeitliche Zuwachs der Wahrscheinlichkeit<br />
für das Verlassen der Partikel aus den Trennraumgrenzen -y 1 und y 2 betrachtet:<br />
∂c<br />
∂t<br />
n,i<br />
= ⎨ ⎧ va⋅<br />
c<br />
⎩<br />
n,i<br />
− D<br />
t,s<br />
∂cn,i<br />
⎫<br />
⋅ ⎬<br />
∂y<br />
⎭<br />
⎧<br />
− v ⋅ c<br />
− D<br />
∂c<br />
⋅<br />
n,i<br />
⎨ a n,i t,s<br />
y<br />
y= y ⎩<br />
∂ ⎭ ⎬⎫<br />
2 y=−y 1<br />
(4.366)<br />
Die Randbedingungen für den flächenbezogenen Partikelanzahlstrom lassen<br />
sich nun in Anlehnung an SENDEN 27 , BÖHME 28 , SCHUBERT 29 und<br />
RUMPF 30 wie folgt formulieren 31 , Bild Folie 4.30:<br />
0. Aufgabe:<br />
Die Partikelanzahlkonzentrationen sind hier miteinander verknüpft:<br />
c (y = 0) = c (y = 0) = c . (4.367)<br />
n,I,i<br />
n,II,i<br />
n,0,i<br />
I. Grobgutaustrag (Unterlaufaustrag):<br />
Am Grobgutaustrag wird angenommen, dass die Partikeln ohne Rückvermischung<br />
D ⋅ ∂c<br />
/ ∂y<br />
0 entgegen der positiven y-Richtung ausgetragen<br />
t ,s n,G, i<br />
=<br />
werden (- Vorzeichen).<br />
• Aufstromhydrotrennung:<br />
Austrag mit einer mittleren Fluidgeschwindigkeit u G zur Gewährleistung<br />
der Fließfähigkeit der Grobgutsuspension:<br />
⎛<br />
∂c<br />
⎞<br />
n,G,i<br />
n G,i<br />
= − ⎜va,G,i<br />
⋅cn,G,i<br />
− Dt,s<br />
⋅ ⎟ ≈ −va,G,i<br />
⋅cn,G,i<br />
≡ −kl,i⋅<br />
uG<br />
⋅c<br />
n,l,i<br />
.<br />
⎝<br />
∂y<br />
⎠ y=−y<br />
1<br />
(4.368)<br />
• Gegenstromwindsichtung<br />
Austrag mit der Partikelsinkgeschwindigkeit v s (ruhendes Fluid) des jeweiligen<br />
Schwere- oder Zentrifugalkraftfeldes F G<br />
, F <br />
Z<br />
⎛<br />
∂c<br />
⎞<br />
n,G,i<br />
n G,i<br />
= − ⎜va,G,i<br />
⋅cn,G,i<br />
− Dt,s<br />
⋅ ⎟ ≈ −va,G,i<br />
⋅cn,G,i<br />
≡ −kl,i⋅<br />
vs,G,i⋅<br />
cn,l,<br />
i<br />
.<br />
⎝<br />
∂y<br />
⎠ y=−y<br />
1<br />
(4.369)<br />
Der Parameter k 1 ist für jeden Sichter und jedes Sichtgut experimentell<br />
zu bestimmen und entspricht bei einer Partikelanreicherung an der Pro-<br />
© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />
27 Senden, Diss. TU Delft 1979<br />
28 Böhme, St., Freiberger Forschungsheft A 785 (1989) S. 1 - 69<br />
29 Schubert, H., Chemische Technik 38 (1986) 7, S. 290 - 293<br />
30 Rumpf, H., Sommer, K. u. M. Stieß, Berechnung von Trennkurven für Gleichgewichtssichter,<br />
Manuskript 1974<br />
31 ⇒ -Vorzeichen für -D . t,s ∂cn/∂y und für den Grobgutstrom im Unterlauf?, deshalb wurde aus<br />
physikalischen und didaktischen Gründen die Wahl der -Vorzeichen bei den Bilanzen korrigiert<br />
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271<br />
zessraumgrenze des Grobgutaustrages c n,1 ≥ c n,G dem Verhältnis<br />
= u − v (d ) / v (d ) 1 der oberen Partikelgröße des Grobgutes 32 .<br />
k1 s 95 s 95<br />
<<br />
II. Feingutaustrag (Oberlaufaustrag):<br />
Am Feingutaustrag wird angenommen, dass insbesondere die feinen Partikeln<br />
schlupflos mit der Fluidgeschwindigkeit u ohne Rückvermischung<br />
D ⋅ ∂c<br />
/ ∂y<br />
0 ausgetragen werden (siehe Gl.(4.366))<br />
t ,s n,F, i<br />
=<br />
⎛<br />
∂c<br />
n,F,i<br />
n F,i<br />
= ⎜ va,F,i<br />
⋅ cn,F,i<br />
− Dt,s<br />
⋅ ⎟ ≈ va,F,i<br />
⋅ cn,F,i≡<br />
k<br />
2,i⋅<br />
u ⋅c<br />
n,2,i<br />
. (4.370)<br />
⎝<br />
∂y<br />
⎞<br />
⎠<br />
y=<br />
y<br />
2<br />
Der Parameter k 2 ist ebenfalls für jeden Sichtertyp und jedes Sichtgut experimentell<br />
zu bestimmen und entspricht bei einer Partikelanreicherung an der<br />
[ ] 1<br />
2 s i s i<br />
<<br />
Prozessraumgrenze gegenüber dem Feingutaustrag c n,2 ≥ c n,F dem Verhältnis<br />
k = u − v (d ) / v (d ) für eine charakteristische untere Partikelgrößenklasse<br />
i des Feingutes.<br />
Die Proportionalitätsfaktoren k 1 und k 2 kennzeichnen die Austrittsbedingungen<br />
der Partikel am Grobgut- bzw. Feingutaustrag, Bild Folie 4.30.<br />
• So bedeuten k 1 = ∞ bzw. k 2 = ∞, dass alle Partikel, die den Grobgut- bzw.<br />
Feingutaustrag erreichen, sofort und ohne Rückvermischung mit unendlich<br />
hoher Geschwindigkeit ausgetragen werden. Daraus folgt für die Partikelkonzentrationen<br />
am Austrag c n,G = c n,F = 0.<br />
• Andererseits würde k 1 = 0 und k 2 = 0 bedeuten, dass weder am Grobgutnoch<br />
am Feingutaustrag Partikel ausgetragen werden - sog. „reflektierende<br />
Grenze“. Das würde aber der Voraussetzung widersprechen, dass ein stationärer<br />
Prozess modelliert wird.<br />
• Folglich gelten für die Austragskoeffizienten die Wertebereiche:<br />
0 < k 1 < ∞<br />
0 < k 2 < ∞<br />
Berechnung der absoluten Partikelkonzentration:<br />
Durch Integrieren der Randbedingungen gemäß Gln.(4.369) und (4.370) lässt<br />
sich für die unterschiedlichen Bereiche des Prozessraumes der Verlauf der absoluten<br />
Partikelkonzentration berechnen (Folie 4.30):<br />
I. Unterlaufbereich, -y 1 ≤ y ≤ 0, negative Partikelabsolutgeschwindigkeit<br />
v a,I,i , Grobgutaustrag yI≥ − y1<br />
bis Aufgabeebene y I = 0, - wegen der besseren<br />
Übersichtlichkeit werden die Indizes I,i weggelassen:<br />
32 Husemann, K., Aufbereitungstechnik 31 (1990) 7, S. 359 - 366<br />
© Dr .- Ing.habil. J. Tomas 1992<br />
MVT_e_4neu <strong>Mechanische</strong> <strong>Verfahrenstechnik</strong> - Partikeltechnik <strong>Stromklassierung</strong> Prof. Dr. J. Tomas, 28.11.2013
272<br />
⎛<br />
dcn<br />
⎞<br />
k<br />
l<br />
⋅ u<br />
G<br />
⋅c<br />
n,1<br />
= −⎜<br />
va<br />
⋅ cn<br />
− Dt,s<br />
⋅ ⎟ . (4.371)<br />
⎝<br />
dy ⎠<br />
Nach Umstellung und Trennung der Variablen ergibt die Integration:<br />
k<br />
l<br />
⋅ u<br />
G<br />
⋅c<br />
n,l<br />
c<br />
y c<br />
n<br />
n<br />
+<br />
dcn<br />
va<br />
va<br />
va<br />
∫<br />
= ⋅<br />
⋅ ⋅ ∫ dy ln = ⋅ y + y<br />
k<br />
c<br />
l<br />
u<br />
G<br />
cn,l<br />
D<br />
k<br />
n ,1<br />
t,s<br />
c +<br />
−y<br />
l<br />
⋅ u<br />
G<br />
⋅c<br />
n,l D<br />
1<br />
t,s<br />
n<br />
cn,1<br />
+<br />
v<br />
v<br />
c<br />
k<br />
−<br />
⋅ u<br />
a<br />
⋅c<br />
⎜ ⎛<br />
+ c<br />
⎝<br />
k<br />
+<br />
⋅ u<br />
⋅c<br />
⎞ ⎡<br />
⋅ v<br />
⎟ exp⎢ ⎠<br />
⎣ D<br />
⋅<br />
a<br />
⎤<br />
( y + y ) ⎥ ⎦<br />
l G n,l<br />
l G n,l<br />
a<br />
n<br />
=<br />
n,1<br />
1<br />
va<br />
va<br />
t,s<br />
( )<br />
c ⎪⎧<br />
⎡<br />
⎤⎪⎫<br />
n,1<br />
va<br />
c<br />
n<br />
= ⋅ ⎨−<br />
k<br />
l<br />
⋅ u<br />
G<br />
+ ( va<br />
+ k<br />
l<br />
⋅ u<br />
G<br />
) ⋅ exp⎢<br />
⋅ ( y + y1) ⎥ ⎬ (4.372)<br />
va<br />
⎪⎩<br />
⎣Dt,s<br />
⎦ ⎪⎭<br />
oder mit Gl.(4.369) bzw.<br />
c<br />
n,1<br />
n<br />
G<br />
=<br />
k ⋅ u<br />
1<br />
G<br />
und man beachte, dass v a < 0 ist:<br />
1<br />
c<br />
n<br />
n<br />
⎪⎧<br />
⎛ ⎞ ⎡<br />
G<br />
va<br />
= ⋅ ⎨ − +<br />
⎜ +<br />
⎟ ⎢ ⋅<br />
⎪⎩<br />
⋅ va<br />
1 1 exp<br />
1<br />
va<br />
⎝ k<br />
l<br />
⋅ u<br />
G ⎠<br />
⎣Dt,s<br />
⎤⎪⎫<br />
( y + y ) ⎬ ⎪⎭<br />
⎥<br />
⎦<br />
. (4.373)<br />
Der Verlauf der relativen Partikelkonzentration wird durch Normierung<br />
auf die Konzentration in der Aufgabeebene y = 0 bestimmt:<br />
c<br />
c<br />
n<br />
n,0<br />
⎛ v ⎞ ⎡<br />
a<br />
⋅ va<br />
−1+<br />
⎜1+<br />
⎟ exp⎢<br />
⋅<br />
⎝ k<br />
l<br />
⋅ u<br />
G ⎠<br />
⎣Dt,s<br />
=<br />
⎛ v ⎞ ⎡<br />
a<br />
− +<br />
⎜ +<br />
⎟ ⋅ va<br />
1 1 exp⎢<br />
⎝ k<br />
l<br />
⋅ u<br />
G ⎠<br />
⎣D<br />
( y + y )<br />
t,s<br />
⋅ y<br />
1<br />
1<br />
⎤<br />
⎥<br />
⎦<br />
⎤<br />
⎥<br />
⎦<br />
. (4.374)<br />
II. Oberlaufbereich, y 2 ≥ y ≥ 0, positive Partikelabsolutgeschwindigkeit v a,II,i ,<br />
Aufgabeebene y II = 0 bis Feingutaustrag yII<br />
≤ y2<br />
, wegen der besseren Übersichtlichkeit<br />
wurden die Indizes II,i weggelassen:<br />
k<br />
dcn<br />
⋅ u ⋅c<br />
n,2<br />
= va<br />
⋅ cn<br />
− Dt,s<br />
. (4.375)<br />
dy<br />
2<br />
⋅<br />
Damit ergibt sich:<br />
cn , 2<br />
∫<br />
cn<br />
c<br />
n<br />
dcn<br />
k<br />
2<br />
⋅ u ⋅c<br />
−<br />
v<br />
a<br />
n,2<br />
v<br />
=<br />
D<br />
a<br />
t,s<br />
⋅<br />
y2<br />
∫<br />
y<br />
dy<br />
k<br />
2<br />
⋅ u ⋅c<br />
n,2<br />
cn,2<br />
−<br />
va<br />
va<br />
ln = ⋅<br />
2<br />
k<br />
2<br />
⋅ u ⋅c<br />
n,2 Dt,s<br />
cn<br />
−<br />
v<br />
k<br />
⎡<br />
2<br />
⋅ u ⋅c<br />
n,2 ⎛ k<br />
2<br />
⋅ u ⋅c<br />
n,2 ⎞<br />
= +<br />
⎜ −<br />
⎟ ⋅ va<br />
cn,2<br />
exp⎢−<br />
⋅ y<br />
va<br />
⎝ va<br />
⎠<br />
⎣ Dt,s<br />
cn<br />
2<br />
a<br />
⎤<br />
( y − ) ⎥ ⎦<br />
( y − y)<br />
c ⎪⎧<br />
⎡<br />
⎤⎫<br />
n,2<br />
va<br />
⎪<br />
n<br />
= ⋅ ⎨k<br />
2<br />
⋅ u + ( va<br />
− k<br />
2<br />
⋅ u) ⋅ exp⎢−<br />
⋅ ( y − y) ⎥ ⎬ (4.376)<br />
va<br />
⎪⎩<br />
⎣<br />
Dt,s<br />
⎦<br />
⎪⎭<br />
c<br />
2<br />
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oder mit Gl.(4.336) bzw.<br />
c<br />
n,2<br />
n<br />
F<br />
k ⋅ u<br />
= 2<br />
⎪⎫<br />
( ) ⎬ ⎪⎭<br />
273<br />
n<br />
⎪⎧<br />
⎛ ⎞ ⎡<br />
⎤<br />
F<br />
va<br />
⎨<br />
⎜<br />
⎟ ⎢−<br />
⋅ − ⎥<br />
⎪⎩<br />
⋅ va<br />
= ⋅ 1+<br />
−1<br />
exp y y<br />
va<br />
⎝ k<br />
2<br />
⋅ u ⎠<br />
⎣ Dt,s<br />
⎦<br />
cn<br />
2<br />
(4.377)<br />
mit der relativen Partikelkonzentration<br />
c<br />
c<br />
n<br />
n,0<br />
⎛ v ⎞ ⎡<br />
a<br />
⋅ va<br />
1+<br />
⎜ −1⎟<br />
exp⎢−<br />
⋅<br />
⎝ k<br />
2<br />
⋅ u ⎠ ⎣<br />
Dt,s<br />
=<br />
⎛ v ⎞ ⎡<br />
a<br />
+<br />
⎜ − ⎟<br />
⋅ va<br />
1 1 exp⎢−<br />
⎝ k<br />
2<br />
⋅ u ⎠<br />
⎣ D<br />
( y − y)<br />
t,s<br />
2<br />
⋅ y<br />
2<br />
⎤<br />
⎥<br />
⎦<br />
⎤<br />
⎥<br />
⎦<br />
. (4.378)<br />
Berechnung der Trennfunktion:<br />
Als Trennfunktion wird das Verhältnis von Grobgutmengenstrom zu Aufgabemengenstrom<br />
der Partikelgrößenklasse i bei konstanter Fluidgeschwindigkeit<br />
u definiert - mit der Komponentenbilanz n = n<br />
+ n<br />
.<br />
T<br />
n<br />
1<br />
G,i<br />
i<br />
= = für u = const. (4.379)<br />
n<br />
n<br />
A,i F,i<br />
1+<br />
n<br />
G,i<br />
Da die absoluten Partikelkonzentrationen beider Bereiche I und II in der Aufgabeebene<br />
identisch sein müssen, d.h. sowohl<br />
c (y = 0) = c (y = 0) = c<br />
(4.380)<br />
n,I,i<br />
als auch<br />
a,I,i<br />
n,II,i<br />
a,II, i<br />
n,0,i<br />
A,i<br />
v ≈ v , ergibt sich aus den Gln.(4.373), (4.377) und (4.379); man<br />
beachte, dass im Unterlaufbereich I wegen v s,I > u die Partikelabsolutgeschwindigkeit<br />
der festen Apparatekoordinaten v = u − v negativ ist:<br />
G,i<br />
a,I<br />
F, i<br />
s, I<br />
n<br />
n<br />
F<br />
G<br />
c<br />
=<br />
c<br />
n,II<br />
n,I<br />
⋅ v<br />
⋅ v<br />
a,II<br />
a,I<br />
⎛ v ⎡<br />
a,I ⎞<br />
⋅ v<br />
−1+<br />
⎜1+<br />
⎟ exp⎢<br />
⎝ k<br />
l<br />
⋅ u<br />
G ⎠ ⎣<br />
D<br />
⋅<br />
⎛ v ⎞ ⎡<br />
a,II<br />
+<br />
⎜ −<br />
⎟ ⋅ v<br />
1 1 exp⎢−<br />
⎝ k<br />
2<br />
⋅ u ⎠<br />
⎣ D<br />
a;I<br />
t,s<br />
a,II<br />
t,s<br />
⎤<br />
⋅ y1⎥<br />
⎦<br />
. (4.381)<br />
⎤<br />
⋅ y2<br />
⎥ ⎦<br />
Damit ist die Trennfunktion:<br />
1<br />
T (va<br />
(d)) =<br />
. (4.382)<br />
⎛ v ⎡ ⎤<br />
a,I ⎞<br />
⋅ va,I<br />
−1+<br />
⎜1+<br />
⎟ exp⎢<br />
⋅ y1⎥<br />
⎝ k<br />
l<br />
⋅ u<br />
G ⎠<br />
⎣Dt,s<br />
1+<br />
⎦<br />
⎛ v ⎞ ⎡ ⎤<br />
a,II<br />
+<br />
⎜ −<br />
⎟ ⋅ va,II<br />
1 1 exp⎢−<br />
⋅ y2<br />
⎥<br />
⎝ k<br />
2<br />
⋅ u ⎠<br />
⎣ Dt,s<br />
⎦<br />
Mit den Austragskoeffizienten lässt sich die Trennfunktion den gemessenen<br />
Verläufen anpassen (Folie 4.30):<br />
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274<br />
• Für k 1 = k 2 ergeben sich um das Trennkorn herum symmetrische Verläufe<br />
mit zunehmender Steilheit und damit Trennschärfe bei abnehmenden Austragskoeffizienten.<br />
• Für k 1 ≠ k 2 folgt eine unsymmetrische Trennfunktion.<br />
Berechnungen der mittleren Verweilzeit:<br />
Definitionsgemäß ergibt sich die mittlere Verweilzeit der Partikeln der Klasse i<br />
im Prozessraum<br />
τ<br />
m<br />
=<br />
1<br />
n<br />
A<br />
⋅<br />
y2<br />
∫<br />
c (y) dy<br />
n<br />
−y1<br />
bzw. (4.383)<br />
⎡<br />
0<br />
y2<br />
1<br />
τm<br />
= ⋅ ⎢ ∫ cn,I<br />
(yI<br />
)dyI<br />
+ ∫ c<br />
n<br />
A ⎢⎣<br />
−y1<br />
0<br />
n,ll<br />
⎥ ⎥ ⎤<br />
(yll)dyll<br />
. ( 4.384)<br />
⎦<br />
Die Integration der absoluten Partikelkonzentration in den jeweiligen Bereichen<br />
führt zu (siehe BÖHME, Folie 4.30):<br />
1 ⎡ ⎛ Dt,s<br />
⎞<br />
τ ⎢<br />
⎜<br />
⎟ +<br />
m<br />
= ⋅ T ⋅ y1<br />
−<br />
⎜ 2 ⎟ . (4.385)<br />
va<br />
⎣ ⎝ k<br />
l<br />
⋅ u<br />
G ⎠ ⎝ k<br />
2<br />
⋅ u ⎠<br />
⎛ D ⎤<br />
t,s ⎞<br />
( 1−<br />
T) ⋅⎜<br />
y + ⎟⎥ ⎦<br />
Unstetigkeitsstelle für das Trennkorn:<br />
a ,T T<br />
s,T T<br />
=<br />
Für das Trennkorn v s,T (d T ) = u (Schwebegeschwindigkeit) ist die Partikelabsolutgeschwindigkeit<br />
v (d ) = u − v (d ) 0 . Damit sind alle bisher abgeleiteten<br />
Beziehungen nicht definiert. Um auch für diesen Wert zu Aussagen zu<br />
gelangen, ist entweder eine Grenzwertbetrachtung notwendig, wozu eine Reihenentwicklung<br />
der Exponentialfunktion mit Abbruch nach dem linearen Glied<br />
vorgenommen werden muss (siehe BÖHME),<br />
2 3<br />
n<br />
x x x x x<br />
e = 1+<br />
+ + + ... +<br />
1! 2! 3! n!<br />
oder man integriert die Randbedingungen (4.373) und (4.377) für v a = 0. Beides<br />
führt zu linearen Verläufen der<br />
a) absoluten Partikelkonzentration im<br />
I. Unterlaufbereich, -y 1 ≤ y ≤ 0:<br />
n<br />
⎪⎧<br />
⎛<br />
G<br />
va<br />
lim c = ⋅ ⎨−<br />
+<br />
⎜<br />
n<br />
1 1+<br />
va<br />
→0<br />
va<br />
⎪⎩ ⎝ k<br />
l<br />
⋅ u<br />
G<br />
⎞ ⎡<br />
⋅ v<br />
⎟ ⎢1<br />
+<br />
⎠<br />
⎣ D<br />
a<br />
t,s<br />
⋅<br />
⎤⎪⎫<br />
( y + y ) ⎬ ⎪⎭<br />
1<br />
⎥<br />
⎦<br />
lim c<br />
va<br />
→0<br />
n<br />
n<br />
=<br />
v/<br />
G<br />
a<br />
⎪⎧<br />
v/<br />
⋅ ⎨− 1/<br />
+ 1/<br />
+<br />
⎪⎩ D<br />
a<br />
t,s<br />
⋅<br />
v/<br />
⎪⎫<br />
a<br />
va<br />
→ 0 v/<br />
a<br />
( y + y ) + + ⋅ ( y + y ) ⎬ ⎪⎭<br />
1<br />
k ⋅ u<br />
l<br />
G<br />
k ⋅ u<br />
l<br />
G<br />
D<br />
t,s<br />
1<br />
MVT_e_4neu <strong>Mechanische</strong> <strong>Verfahrenstechnik</strong> - Partikeltechnik <strong>Stromklassierung</strong> Prof. Dr. J. Tomas, 28.11.2013
limc<br />
n<br />
va<br />
→0<br />
und mit<br />
⎛ ⎞<br />
⎜<br />
1 y + y1<br />
= n ⎟<br />
G<br />
+<br />
(4.386)<br />
⎝ k<br />
l<br />
⋅ u<br />
G<br />
Dt,s<br />
⎠<br />
c<br />
n,1<br />
n<br />
G<br />
=<br />
k ⋅ u<br />
folgt die Geradengleichung:<br />
limc<br />
n<br />
va<br />
→0<br />
= c<br />
n,1<br />
1<br />
G<br />
⎡ k<br />
l<br />
⋅ u<br />
⋅ ⎢1<br />
+<br />
⎣ Dt,s<br />
G<br />
⋅<br />
⎤<br />
( y + y ) ⎥ ⎦<br />
1<br />
(4.387)<br />
(4.388)<br />
275<br />
Oder mit der Bilanzgleichung (4.373) für v a = 0 (auf die Angabe lim...<br />
v a → 0<br />
wurde nachfolgend verzichtet):<br />
n<br />
dcn<br />
k<br />
l<br />
⋅ u<br />
G<br />
k<br />
l<br />
⋅ u<br />
G<br />
⋅c<br />
n,1<br />
= Dt,s<br />
⋅<br />
dy<br />
∫ dc<br />
n<br />
= ⋅c<br />
n,1<br />
⋅ ∫ dy<br />
D<br />
c<br />
cn ,1<br />
⎡ k<br />
⎤<br />
l<br />
⋅ u<br />
G<br />
c<br />
n<br />
= cn,1<br />
⋅ ⎢1<br />
+ ⋅ ( y + y1) ⎥ (4.389)<br />
⎣ Dt,s<br />
⎦<br />
welche der Gl.(4.388) entspricht.<br />
II. Oberlaufbereich, y 2 ≥ y ≥ 0:<br />
n<br />
⎪⎧<br />
⎛ ⎞ ⎡<br />
⎤<br />
F<br />
va<br />
⎨ ⎜<br />
⎟ ⎢ − ⋅ − ⎥<br />
⎪ ⋅ va<br />
lim cn<br />
= ⋅ 1+<br />
−1<br />
1 y2<br />
y<br />
v a →0<br />
va<br />
⎩ ⎝ k<br />
2<br />
⋅ u ⎠ ⎣<br />
Dt,s<br />
⎦<br />
t,s<br />
( )<br />
⎪⎭<br />
⎪ ⎬<br />
⎫<br />
n<br />
⎪⎧<br />
F<br />
v/<br />
a<br />
v/<br />
a<br />
lim cn<br />
= ⋅ ⎨ + ⋅<br />
2<br />
2<br />
v a →0<br />
v/<br />
a ⎪⎩ k<br />
2<br />
⋅ u Dt,s<br />
k<br />
2<br />
⋅ u Dt,s<br />
⎛<br />
⎞<br />
⎜<br />
1 y2<br />
− y<br />
lim c = ⋅<br />
⎟<br />
n<br />
n F<br />
+<br />
v →0<br />
(4.390)<br />
a<br />
⎝ k<br />
2<br />
⋅ u Dt,s<br />
⎠<br />
und mit<br />
c<br />
n,2<br />
y<br />
−y1<br />
v<br />
⎪⎫<br />
a<br />
→ 0 v/<br />
a<br />
( y − y) − ⋅ ⋅ ( y − y) ⎬ ⎪⎭<br />
n<br />
F<br />
= (4.391)<br />
k ⋅ u<br />
2<br />
folgt die Geradengleichung:<br />
⎡ k<br />
⎤<br />
2<br />
⋅ u<br />
lim cn<br />
= cn,2<br />
⋅ ⎢1<br />
+ ⋅ ( y2<br />
− y) ⎥ (4.392)<br />
v a →0<br />
⎣ Dt,s<br />
⎦<br />
Oder mit der Bilanzgleichung (4.377), d.h. für v a = 0 ist<br />
k<br />
n , 2<br />
2<br />
dcn<br />
k<br />
2<br />
⋅ u<br />
⋅ u ⋅c<br />
n,2<br />
= −Dt,s<br />
−<br />
dy<br />
∫ dc<br />
n<br />
= ⋅c<br />
n,2<br />
⋅ ∫ dy<br />
D<br />
2<br />
⋅<br />
c<br />
cn<br />
⎡ k<br />
⎤<br />
2<br />
⋅ u<br />
n<br />
= cn,2<br />
⋅ ⎢1<br />
+ ⋅ ( y − y) ⎥ (4.393)<br />
⎣ Dt,s<br />
⎦<br />
c<br />
2<br />
welches wiederum Gl.(4.392) entspricht.<br />
t,s<br />
y<br />
y<br />
b) absolute Partikelkonzentration in der Aufgabeebene, y = 0:<br />
MVT_e_4neu <strong>Mechanische</strong> <strong>Verfahrenstechnik</strong> - Partikeltechnik <strong>Stromklassierung</strong> Prof. Dr. J. Tomas, 28.11.2013
I. Unterlaufbereich, y ≤ 0:<br />
276<br />
⎡ k ⎤<br />
l<br />
⋅ u<br />
G<br />
c<br />
n,0<br />
= cn,1<br />
⋅ ⎢1<br />
+ ⋅ y1⎥<br />
(4.394)<br />
⎣<br />
Dt,s<br />
⎦<br />
Das bedeutet eine Anreicherung an Trennkorn in der Nähe der Aufgabe<br />
gegenüber dem Unterlaufrand bei y 1 .<br />
II. Oberlaufbereich, y ≥ 0:<br />
⎤<br />
⎥<br />
⎢ ⎡ k<br />
2<br />
⋅ u<br />
c<br />
n,0<br />
= cn,2<br />
⋅ 1+<br />
⋅ y2<br />
(4.395)<br />
⎣ Dt,s<br />
⎦<br />
Das bedeutet eine Anreicherung an Trennkorn in der Aufgabe.<br />
c) Verlauf der relativen Partikelkonzentration<br />
I. Unterlaufbereich, y ≤ 0:<br />
k ⋅ u<br />
1+<br />
( y + y )<br />
l G<br />
1<br />
D<br />
n<br />
t,s<br />
y<br />
= = 1+<br />
(4.396)<br />
k<br />
n,0<br />
l<br />
⋅ u<br />
G<br />
Dt,s<br />
1+<br />
⋅ y1<br />
+ y1<br />
Dt,s<br />
k<br />
l<br />
⋅ u<br />
G<br />
c<br />
c<br />
⋅<br />
II. Oberlaufbereich, y ≥ 0:<br />
k<br />
1+<br />
⋅ u<br />
⋅<br />
( y − y)<br />
2<br />
2<br />
D<br />
n<br />
t,s<br />
y<br />
= = 1−<br />
(4.397)<br />
k<br />
n,0<br />
2<br />
⋅ u<br />
Dt,s<br />
1+<br />
⋅ y2<br />
+ y2<br />
Dt,s<br />
k<br />
2<br />
⋅ u<br />
c<br />
c<br />
d) Trennfunktion<br />
Mit den Gln.(4.388) und (4.393) folgt für y = 0 das Verhältnis<br />
Dt,s<br />
+ y1<br />
n<br />
c<br />
F n,0 k1<br />
⋅ u<br />
G<br />
= ⋅<br />
n<br />
D<br />
G<br />
cn,0<br />
t,s<br />
+ ⋅y2<br />
k ⋅ u<br />
1<br />
T =<br />
n<br />
1+<br />
n<br />
F<br />
G<br />
2<br />
1<br />
=<br />
Dt,s<br />
+ y<br />
k<br />
l<br />
⋅ u<br />
G<br />
1+<br />
Dt,s<br />
+ y2<br />
k ⋅ u<br />
2<br />
1<br />
(4.398)<br />
e) Trennschärfe<br />
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277<br />
Die Trennfunktion Gl.(4.382) lässt sich analytisch nicht nach der Partikelsinkgeschwindigkeit<br />
umstellen. Deshalb kann eine Trennschärfe nur als Anstieg<br />
der Trennfunktion für das Trennkorn bei v a = 0, u = u G für einen symmetrischen<br />
Trennapparat (-y 1 = y 2 = H und k 1 = k 2 = k) angegeben werden.<br />
Die Reihenentwicklung der Exponentialfunktion liefert bei Abbruch nach<br />
dem quadratischen Glied den Grenzwert (siehe BÖHME):<br />
⎛<br />
⎞<br />
⎜<br />
⎟<br />
d[ T( d / dT<br />
)]<br />
α u ⋅ H ⎜ 1<br />
κ( d → d =<br />
= ⋅ ⋅ +<br />
⎟<br />
T<br />
)<br />
1<br />
. (4.399)<br />
d( d / d )<br />
⎜ u ⋅ H ⎟<br />
T<br />
4 Dt,s<br />
⎜ 1+<br />
k ⋅ ⎟<br />
⎝ Dt,s<br />
⎠<br />
α<br />
Exponent des Widerstandsgesetzes der Partikelumströmung<br />
α = ½, NEWTON-Bereich,<br />
½< α< 2 Übergangsbereich,<br />
α = 2 STOKES-Bereich;<br />
Für große BODENSTEIN-Zahlen (überwiegend konvektiver Transport)<br />
u ⋅ H<br />
Bo = >> 1<br />
(4.400)<br />
D<br />
t,s<br />
folgt damit näherungsweise eine direkte Proportionalität von der abgeleiteten<br />
Trennschärfe:<br />
[ T( d / dT<br />
)]<br />
d( d / d )<br />
d<br />
α ⎛ 1 ⎞ α<br />
κ (d → dT<br />
) =<br />
= ⋅ Bo ⋅ ⎜1+<br />
⎟ ≈ ⋅ Bo. (4.401)<br />
4 ⎝ 1+<br />
k ⋅ Bo ⎠ 4<br />
T<br />
Lt. letztem Term würden kleinere Austragskoeffizienten k eine Zunahme der<br />
Trennschärfe und steilere Trennfunktionen bewirken.<br />
f) mittlere Verweilzeit<br />
1 ⎡ ⎛ D<br />
⎛ ⎞ ⎤<br />
t,s y ⎞<br />
⎢<br />
⎜ ⎟<br />
⋅<br />
D<br />
1<br />
y2<br />
t,s<br />
τ<br />
⎜ ⎟<br />
m<br />
= ⋅ y1<br />
⋅ + T + y2<br />
⋅<br />
+<br />
⋅ ( 1−<br />
T)<br />
⎥ (4.402)<br />
Dt,s<br />
⎢⎣<br />
⎝ k<br />
l<br />
⋅ u<br />
G<br />
2 ⎠ ⎝ 2 k<br />
2,<br />
⋅ u ⎠ ⎥⎦<br />
Schlussfolgerungen für die Apparategestaltung:<br />
Eine Bewertung dieses Modells der turbulenten Gegenstromklassierung liefert<br />
folgende wichtigen, im allgemeinen auch mit der Praxis übereinstimmenden<br />
Aussagen /5.1//5.2//5.19/ (Folie 4.32):<br />
a) Für trennscharfe Klassierungen sind kleine Diffusionskoeffizienten D t (Folie<br />
4.32.1b) und somit wegen<br />
D<br />
2<br />
*<br />
t≈ Λ ⋅ u ∝u<br />
0<br />
⋅ D0<br />
(4.298)<br />
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kleine Klassierraumdurchmesser anzustreben.<br />
278<br />
b) Mit zunehmender Höhe oder Länge des Klassierraumes wird die Trennschärfe<br />
verbessert (Molerus /5.4/) (Folie 4.32.2a).<br />
1<br />
T(d) =<br />
u ⎡⎛ v ⎞<br />
+ ⋅ ⎢⎜<br />
−<br />
s<br />
(d)<br />
1 exp 1 ⎟⋅<br />
vs<br />
(d) ⎣⎝<br />
u ⎠<br />
1<br />
=<br />
u ⋅ H⎤<br />
u ⎡<br />
⎥ 1+<br />
⋅ exp⎢−<br />
D ⎦ v (d) ⎣<br />
D ax ≈ D t,s axialer Diffusionskoeffizient bei Rückströmung<br />
H<br />
Klassierraumhöhe oder -länge L<br />
ax<br />
s<br />
( v (d) − u)<br />
s<br />
D<br />
ax<br />
⋅<br />
H⎤<br />
⎥<br />
⎦<br />
(4.403)<br />
c) Hohe BODENSTEIN-Zahlen bedeuten wegen der Proportionalität des turbulenten<br />
Diffusionskoeffizienten zum Prozessraumdurchmesser D 0 nach<br />
Beziehung (4.298) auch hohe Schlankheitsgrade des Trennapparates<br />
u ⋅ H u ⋅ H H<br />
Bo = ∝ = >> 1<br />
(4.404)<br />
D u ⋅ D D<br />
t,s<br />
0<br />
0<br />
und wegen Gl.(4.401) somit auch hohe Trennschärfen (Folie 4.32.1a).<br />
d) Ungleiche Austragskoeffizienten, d.h. k 1 ≠ k 2 , bewirken genauso wie unsymmetrische<br />
Anordnungen der Produktausträge, d.h. H 1 ≠ H 2 , dass die Lage<br />
des Trennschnittes mehr oder weniger von der Lage abweicht, die durch<br />
u = v s (d T ) gegeben ist (Folie 4.32.2b und c).<br />
e) Um einer Partikelanreicherung im Klassierraum - insbesondere auch der der<br />
Trennkorngröße benachbarten Klassen - entgegen zu wirken, sollten die<br />
Austragkoeffizienten groß sein.<br />
4.3.4 Kennzeichnung des Trennerfolges des Stromklassierprozesses<br />
Zur Kennzeichnung des Trennerfolges von Stromklassierprozessen werden<br />
ebenfalls die im Abschnitt 3.1 MVT_e_3neu.doc#Trennfunktion besprochenen<br />
Methoden benutzt. Dabei ist allerdings folgendes zu beachten:<br />
Bei den Stromklassierprozessen ist das Trennmerkmal die stationäre Sinkgeschwindigkeit.<br />
Folglich muss der Trennerfolg auch auf Grundlage dieses<br />
Trennmerkmals beurteilt werden. Dies ist mit Hilfe der entsprechenden Methoden<br />
der Partikelgrößenanalyse (Sichtmethoden, Sedimentationsmethoden)<br />
möglich. Deren Anwendung ist jedoch auf die Partikelgrößenklassen von etwa<br />
d < 40 bis 80 µm beschränkt, so dass - abgesehen von der Feinstkornklassierung<br />
- auf Sieb- oder andere geeignete Methoden der Partikelgrößenanalyse<br />
zurückgegriffen werden muss.<br />
Weiterhin sind die Besonderheiten des Verlaufes der Trennkurven von Stromklassierprozessen<br />
zu beachten, die sich aus dem Wirkprinzip bzw. Trennmodell<br />
ergeben (siehe hierzu 4.3.2).<br />
MVT_e_4neu <strong>Mechanische</strong> <strong>Verfahrenstechnik</strong> - Partikeltechnik <strong>Stromklassierung</strong> Prof. Dr. J. Tomas, 28.11.2013
279<br />
Schließlich können sich Anomalien im Verlauf der Trennkurven daraus ergeben,<br />
dass insbesondere das Fein- und Feinstkorn während des Prozesses agglomeriert<br />
vorgelegen hat, aber bei der Partikelgrößenanalyse von Proben der<br />
Trennprodukte die Agglomerate bewusst gestört worden sind, denn für agglomerierte<br />
Partikeln ist die Sinkgeschwindigkeit der Agglomerate für das<br />
Trennverhalten bestimmend. Beispielsweise weist der Verlauf der Trennkurven<br />
von Hydrozylonklassierungen daraufhin, dass das Feinstkorn im Mikrometerbereich<br />
teilweise geflockt oder als Anhaftung an gröberem Partikel (alime<br />
coatings) vorgelegen haben muss und die im Hydrozyklon auftretenden turbulenten<br />
Beanspruchungen offensichtlich nicht ausgereicht haben, um diese Agglomerate<br />
zu zerstören.<br />
Ähnliche Anomalien können im Verlauf der Trennkurven von Windsichtprozessen<br />
auftreten, wobei insbesondere unter Feuchteeinfluss die Agglomerationseffekte<br />
auch größere Partikeln erfassen (Flüssigkeitsbrücken-Bindungen,<br />
siehe Abschnitt 6.1 MVT_e_6neu.doc#FH_FlBr).<br />
(Folie 4.33)<br />
4.4 Hydroklassierung<br />
4.4.1 Schwerkraft-Hydroklassierer<br />
Unter Beachtung der besprochenen Grundmodelle und der apparativen Gestaltung<br />
ist es zweckmäßig, die Schwerkraft-Hydroklassierer wie folgt zu untergliedern:<br />
a) Horizontalstromklassierer, auf die sich im Wesentlichen das Trennmodell<br />
der laminaren Querstromhydroklassierung anwenden lässt,<br />
b) mechanische Klassierer, in denen das Klassiergrobgut mittels einer mechanischen<br />
Austrag- bzw. Transportvorrichtung (Rechen, Schraube, Schnecke),<br />
u.a.) ausgetragen und dadurch auch eine mehr oder weniger intensive<br />
Trübeagitation bewirkt wird, so dass überwiegend das Trennmodell der turbulenten<br />
Querstromhydroklassierung anzuwenden ist.<br />
c) Aufstromklassierer, deren Trennwirkung dem Modell der Gegenstromklassierung<br />
entspricht.<br />
Für die apparative Gestaltung und die Betriebsweise von Horizontalstromklassierern<br />
lassen sich auf der Grundlage des Trennmodells die Forderungen<br />
ableiten, dass<br />
- der Suspensionsstrom möglichst wirbelfrei durch den Klassierraum zu leiten,<br />
- über Wehre das Feingut mit dem größeren Anteil der Flüssigkeit abzuziehen<br />
und schließlich dafür Sorge zu tragen ist, dass<br />
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280<br />
- das Grobgut mit einem Minimum an Flüssigkeit so fließfähig gemacht, dass<br />
dieses allein durch die Wirkung der Schwerkraft am Boden ausgetragen<br />
wird, ohne diesen zu verstopfen.<br />
Die Oberfläche derartiger Klassierer weist<br />
- rechteckige bzw.<br />
- trapezförmige oder<br />
- runde Formen auf.<br />
Im ersten Fall erfolgt die Aufgabe an einer Seite, der Überlauf an der gegenüberliegenden.<br />
Runden Klassierern wird die Trübe in der Mitte zugeführt, und<br />
der gesamte Umfang ist als Überlaufwehr ausgebildet.<br />
Zur Erzeugung von Produkten verschiedener Feinheit lassen sich mehrere<br />
Klassierräume hintereinander schalten.<br />
Die Wirkungsweise eines Klassierkegels ist aus Folie 4.34.1 zu erkennen. Die<br />
Suspension wird einem zentralen Aufgaberohr zugeführt, das in den Klassierraum<br />
eintaucht. Derartige Apparate setzt man vorzugsweise für Klassiergut mit<br />
- maximal 3 mm oberer Partikelgröße,<br />
- bei Trennkorngrößen zwischen 0,25 und 0,1 mm<br />
ein. Der für die Prozessführung wichtige kontinuierliche Grobgutaustrag lässt<br />
sich durch geeignete Austragregler (z. B. mit Schwimmern gesteuerte Ventile<br />
Folie 4.34.2) wesentlich verbessern /5.1./.<br />
Zur Verbesserung der Trennschärfe von Horizontalstromklassierern ist mit<br />
beachtlichem Erfolg von mehrstufigen Anordnungen Gebrauch gemacht<br />
worden (Folie 4.35.5). Diese Klassierer setzt man z. B. für die Erzeugung von<br />
Beton- und Gießereisanden ein, an die hohe Qualitätsforderungen zu stellen<br />
sind. Es lassen sich Trennkorngrößen zwischen d T = 0,05 und 0,15 mm bei κ<br />
= 0,33 bis 0,77 (bzw. 1,3 bis 3,0) erreichen, wobei die Phalanx-Schaltung (=<br />
Gegenstrom-Reihenschaltung zur Feingutnachreinigung!) für die feineren<br />
Trennkorngrößen vorzuziehen ist.<br />
Die wichtigsten mechanischen Klassierer bestehen aus einem flach geneigten<br />
Klassiertrog, in dem eine mechanische Austragvorrichtung das Grobgut auf<br />
dem Trogboden zum Austrag fördert (Folie 4.35.3). Diese Förderelemente<br />
geben der jeweiligen Bauart den Namen. Die Klassiertrübe wird etwa in der<br />
Mitte des Trübespiegels aufgegeben. Der Feingutüberlauf befindet sich am<br />
unteren Trogende, der Grobgutaustrag am oberen.<br />
Beim Rechenklassierer (Folie 4.35.3a) übernimmt ein gitterähnlicher Rechen<br />
die Grobgutförderung. Dieser bewegt sich in vertikaler Ebene auf einer nahezu<br />
rechteckigen Bewegungsbahn. Der Trogquerschnitt ist rechteckig ausgebildet.<br />
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281<br />
Beim Schraubenklassierer (Folie 4.35.3b und Folie 4.36) wird das Grobgut<br />
von einer Schnecke am muldenförmigen Trogboden aufwärts bewegt. Bei größeren<br />
Klassierern arbeiten mehrere Rechen bzw. zwei Schrauben parallel. Derartige<br />
Trogklassierer werden vor allem für Trennkorngrößen zwischen d T = 75<br />
und 500 µm in Mahlkreisläufen von Nasskugelmühlen und teilweise auch zur<br />
Vorentwässerung von Sanden eingesetzt. Untersuchungen ergaben, dass Modelle<br />
der turbulenten Querstromklassierung die Trennwirkung dieser Klassierer<br />
in den meisten Fällen widerzuspiegeln vermögen /5.1.//5.3./.<br />
Die Rechenhubzahlen liegen bei den in der Praxis eingesetzten Klassierern<br />
zwischen etwa<br />
- n = 10 und 30 min -1 ,<br />
- die Umfangsgeschwindigkeiten der Schrauben betragen etwa v u = 15 bis 40<br />
m/min.<br />
Da die turbulenten Diffusionskoeffizienten der Rechenklassierer<br />
D t = etwa 0,004 bis 0,01 m 2 /s<br />
wesentlich höher als die von Schraubenklassierern<br />
D t = etwa zwischen 0,0005 bis 0,0025 m 2 /s<br />
liegen, werden mit letzterem entsprechend niedrigere Trennkorngrößen erreicht.<br />
Aufstromhydroklassierer haben in neuerer Zeit eine beachtliche Entwicklung<br />
durchlaufen, die wesentlich von den Anforderungen der Baustoffindustrie mitbestimmt<br />
worden ist /5.1.//5.17./.<br />
Der in Folie 4.37.1a dargestellte Klassierer, Bauart RHEAX, vermeidet durch<br />
die Formgestaltung eine Feststoffanreicherung im Prozessraum und ermöglicht<br />
hohe Trennschärfen (κ > 0,45 (< 2,2)) bei Trennkorngrößen zwischen d T = 0,4<br />
und 2,5 mm.<br />
Der rotationssymmetrische Aufstromklassierer, Bauart SOGREAH (Folie<br />
4.37.1b), kombiniert eine Dünnstromtrennung im oberen Teil des Klassierraumes,<br />
wo das Grobkorn relativ schnell auf den Konus aussedimentiert und<br />
eine abwärts gleitende Schicht bildet, mit deren Nachklassierung im unteren<br />
Ringraum bei hoher Feststoffkonzentration (Dichtstromtrennung). Für<br />
Trennkorngrößen zwischen 0,1 und 1 mm werden κ-Werte > 0,67 (< 1,5) angegeben.<br />
Eine weitere Variante ähnlicher Art stellt der in Folie 4.37.1d dargestellte Aufstromklassierer,<br />
Bauart HYDROFORS dar.<br />
Bei Mehrkammer-Aufstromklassierern sind mehrere Klassierräume unmittelbar<br />
hintereinander geschaltet, so dass sich entsprechend mehrere Trennschnitte<br />
realisieren lassen.<br />
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282<br />
(Folie 4.38, Folie 4.39)<br />
4.4.2 Zentrifugalkraft-Hydroklassierer<br />
Die Hydroklassierung in Zentrifugalkraftfeldern ist für Fein- bis Feinstkornabtrennungen<br />
wichtig. Zur Charakterisierung der im Vergleich zum Schwerkraftfeld<br />
eintretenden Prozessintensivierung bzw. Erhöhung der Triebkraft eignet<br />
sich das auf die Schwerebeschleunigung bezogene Beschleunigungsvielfache<br />
(Froude-Zahl):<br />
2<br />
a r ⋅ω u<br />
tg<br />
z = = = . (4.405)<br />
g g r ⋅g<br />
u tg<br />
Tangentialgeschwindigkeit<br />
r Drehradius<br />
Es lassen sich zwei Gruppen von Zentrifugalkraftklassierern unterscheiden:<br />
- Die erste Gruppe (Hydrozyklone) besitzt einen feststehenden, vorwiegend<br />
zylindrisch-konischen Behälter, dem die Suspension unter Druck durch eine<br />
am Umfang angeordnete tangentiale oder evolutenartig ausgebildete Einlaufdüse<br />
zugeführt und im Inneren zu Umlaufströmungen gezwungen wird.<br />
- Die Apparate der zweiten Gruppe verfügen über einen rotierenden zylindrisch-konischen<br />
Behälter, in dem die Drehbewegung durch Wand- und Flüssigkeitsreibung<br />
auf die Suspension übertragen wird. Dieses Prinzip wird in<br />
Vollmantelzentrifugen realisiert, die aber in erster Linie für die mechanische<br />
Flüssigkeitsabtrennung (Sedimentation im Zentrifugalkraftfeld) und<br />
nur selten als Klassierer für Trennkorngrößen im Bereich weniger µm eingesetzt<br />
werden.<br />
Andererseits benutzt man aber auch Hydrozyklone zum Eindicken sowie Klären.<br />
Diese Prozesse der mechanischen Flüssigkeitsabtrennung kann man als<br />
Grenzfälle der <strong>Stromklassierung</strong> auffassen, bei denen die Trennkorngröße d T<br />
= 0 angestrebt wird, die sich jedoch praktisch nur näherungsweise erreichen<br />
lässt.<br />
Ein Hydrozyklon normaler Ausführung ist in Folie 4.40.1 dargestellt, die<br />
Hauptströmungen verdeutlicht Folie 4.40.2. Die Einlaufströmung wird aufgrund<br />
der Zyklongeometrie zu einer äußeren, abwärts gerichteten Umlaufströmung<br />
(Außenwirbel) gezwungen.<br />
Infolge der Drosselwirkung des unteren konischen Teils mit der Unterlaufdüse<br />
(2) werden vom abwärts gerichteten Außenwirbel laufend Teile zu einer inneren,<br />
aufwärts gerichteten Wirbelströmung (Innenwirbel) umgelenkt (Folie<br />
4.40.5). Die Teile des Außenwirbels, die weit in den Hydrozyklonunterteil vor-<br />
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283<br />
dringen, werden weitgehend durch die Unterlaufdüse ausgetragen, während<br />
die aufsteigenden Teile des Innenwirbels vor allem durch die Überlaufdüse (3)<br />
(Wirbelsucher) den Hydrozyklon verlassen.<br />
Da die REYNOLDS-Zahlen der Hydrozyklonströmungen<br />
Re = 10 5 bis 10 6<br />
betragen, so liegen hochturbulente Strömungsverhältnisse vor. Infolgedessen<br />
lässt sich die Trennwirkung nur mit Hilfe entsprechend angepasster Modelle<br />
der turbulenten Querstromklassierung widerspiegeln /5.1./ bis 5.3./ /5.18./<br />
/5.20/. Gemäß dem Modell der turbulenten Querstromhydroklassierung ist davon<br />
auszugehen, dass sich für jede Partikelgrößenklasse mehr oder weniger<br />
unabhängig voneinander eine radiale Konzentrationsverteilung unter der<br />
Wirkung von Sedimentationsstrom im Zentrifugalkraftfeld und turbulente Diffusionsstrom<br />
einstellt (Folie 4.40.5, beachte hierzu auch Abschn. 4.2.2.3). Somit<br />
kommt die Klassierwirkung dadurch zustande, dass sich die gröberen Partikelklassen<br />
durch die Feldkraft vor allem im Außenwirbel anreichern und<br />
durch die Unterlaufdüse ausgetragen werden.<br />
Da der Überlaufstrom den Unterlaufstrom im Allgemeinen bedeutend überwiegt<br />
V >> V<br />
, so gelangen die sich in der Hydrozyklonströmung gleichmäßi-<br />
F<br />
G<br />
ger verteilenden feineren Anteile (weitestgehend unabhängig von der zu Zentrifugen<br />
vergleichsweise geringen Beschleunigung) vor allem in den Überlauf<br />
(Folie 4.40.4).<br />
Charakteristisch für die Arbeitsweise der Hydrozyklone ist weiterhin, dass sich<br />
um die Zyklonachse ein "Luftkern" ausbildet (Folie 4.40.4). Die Flüssigkeitsoberfläche<br />
am Luftkern ist somit eine freie Flüssigkeitsoberfläche im Zentrifugalkraftfeld,<br />
und man kann infolgedessen den Abfluss der Trübe aus dem Zykloninnern<br />
als Strömung über Wehre auffassen, die von Unter- und Überlaufdüse<br />
gebildet werden. Eine gute Trennwirkung des Hydrozyklons setzt eine stabile<br />
Wirbelströmung voraus. Dies ist dann gewährleistet, wenn die Zyklonströmung<br />
durch genügend hohe REYNOLDS- und FROUDE-Zahlen charakterisiert<br />
ist /5.21./.<br />
Ist die kinetische Energie der als Unterlauf austretenden Wirbelströmung noch<br />
ausreichend groß, so hat dieser Austrag das Aussehen eines Sprühkegels. Ist<br />
die kinetische Energie der Wirbelströmung im Unterteil mehr oder weniger<br />
aufgezehrt, so tritt der Unterlauf strangförmig aus.<br />
Die Art des Unterlaufaustrages wird wesentlich von den Fließeigenschaften<br />
und damit auch vom Feststoffvolumenanteil in der Unterlaufsuspension mitbestimmt<br />
ϕ s < 0,35.<br />
Weiterhin sollte die Aufgabesuspension möglichst stoßfrei durch die Aufgabedüse<br />
in den Hydrozyklon einströmen. Dies begünstigen eine entsprechende<br />
ausgebildete Einlauf-Evolute und die Abstimmung Zyklondurchmesser D, Ein-<br />
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284<br />
laufdüsendurchmesser D i und Überlaufdüsendurchmesser D o . Folgende Bereiche<br />
der Abmessungsverhältnisse sind empfehlenswert:<br />
- D o = (0,2 bis 0,4)⋅D,<br />
- D i = (0,15 bis 0,25) ⋅D,<br />
- D a = (0,2 bis 0,8) ⋅D o . (4.406)<br />
D a<br />
Unterlaufdüsendurchmesser<br />
Wichtig für die Trennwirkung des Hydrozyklons ist das Verhältnis der Suspensionsvolumenströme<br />
V / V<br />
= V<br />
/ V<br />
.<br />
o<br />
a<br />
F<br />
Dies wird in erster Linie vom Düsenverhältnis, aber auch noch von anderen<br />
Einflussgrößen mitbestimmt. Dafür ist kein allgemeingültiger Zusammenhang<br />
angebbar (siehe z.B. /5.22./ /5.23./). Von den einfachen empirisch gewonnenen<br />
Zusammenhängen, die offensichtlich vor allem für Dünnstromtrennungen befriedigen<br />
(ϕ s = 5 bis 10%), sind zu nennen:<br />
a) nach PLITT /5.23./:<br />
V<br />
V<br />
o<br />
a<br />
V<br />
=<br />
V <br />
F<br />
G<br />
⎛ D<br />
≈<br />
⎜<br />
⎝ D<br />
o<br />
a<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
3...4<br />
G<br />
, (4.407)<br />
b) nach TARJAN /5.24./<br />
3<br />
V<br />
o<br />
V<br />
⎛<br />
F<br />
D ⎞<br />
o<br />
= ≈ 0,91⋅<br />
Va<br />
V<br />
⎜<br />
G<br />
D<br />
⎟ . (4.408)<br />
<br />
⎝ a ⎠<br />
Zur Berechnung der theoretischen Trennschärfe (reziproke Partikelstreuung)<br />
einer Hydrozyklontrennung erhält man unmittelbar aus den Gln.(4.359)<br />
und (4.408):<br />
d<br />
d<br />
75<br />
3<br />
[ ⋅( Do<br />
/ Da<br />
) ]<br />
3<br />
⋅( D / D )<br />
⎡ln 0,303<br />
⎢<br />
⎣ ln 2,73<br />
[ ]<br />
o<br />
a<br />
⎤<br />
⎥<br />
⎦<br />
1/ 2<br />
25<br />
κ = =<br />
. (4.409)<br />
Demgegenüber ist zur Berechnung der Trennkorngröße d T eine entsprechende<br />
Anpassung der Gl.(4.358) unter Beachtung der Folie 4.40.5 notwendig /5.1./<br />
bis /5.3./ /5.18./ /5.20/. Diese liefert unter der Voraussetzung, dass sich die<br />
Sinkgeschwindigkeit im Zentrifugalkraftfeld durch die Gln.(4.234) und (4.356)<br />
beschreiben lässt, zunächst:<br />
d<br />
T<br />
= k<br />
theor<br />
⎪⎧<br />
1<br />
⋅⎨<br />
⎪⎩<br />
k<br />
ψ⋅<br />
k<br />
ϕ<br />
18 ⋅η D<br />
⋅ ⋅<br />
( ρ −ρ ) a<br />
s<br />
l<br />
t,s<br />
1 ⎛ V<br />
⋅ ⋅ ln<br />
h<br />
⎜<br />
⎝ V<br />
F<br />
G<br />
⎞⎪⎫<br />
⎟<br />
⎬<br />
⎠⎪⎭<br />
1/ 2<br />
. (4.410)<br />
k theor<br />
Konstante zur Anpassung an die Hydrozyklongeometrie<br />
Für die weitere Modellentwicklung sind Substitutionen erforderlich, die teilweise<br />
auch wesentliche Vereinfachungen darstellen. Es soll gelten:<br />
k ψ ≈ 1 kugelförmige Partikeln<br />
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k<br />
( ) n<br />
ϕ<br />
= 1−<br />
ϕs<br />
, d.h. v ( ) n<br />
s<br />
/ vs<br />
= 1−<br />
ϕs<br />
ϕ<br />
, (4.411)<br />
285<br />
n = 4,65 für Re < 1<br />
wobei gemäß Gl.(4.149) n = 4,65 zu setzen wäre, da der Ableitung zugrunde<br />
gelegt wurde, dass sich die Sinkgeschwindigkeit im Zentrifugalkraftfeld durch<br />
Gl.(4.55) erfassen lässt. Mit den folgenden Ähnlichkeitsbeziehungen:<br />
D<br />
t,s<br />
≈ D<br />
t<br />
≈ 8 ⋅10<br />
−4<br />
⋅ u<br />
tg<br />
⋅ D<br />
(4.412)<br />
2 2<br />
u u<br />
tg,max<br />
a ≈ tg<br />
∝<br />
(4.413)<br />
r D<br />
u<br />
tg,max<br />
∆p<br />
≈ u<br />
max<br />
∝ 2 ⋅ da auch<br />
ρ<br />
Tr<br />
p<br />
i<br />
2<br />
u<br />
≈ ρTr<br />
⋅<br />
(4.414)<br />
2<br />
h ∝ D<br />
(4.415)<br />
∆p<br />
wirksames Druckgefälle der Hydrozyklonströmung; im Allgemeinen<br />
p i<br />
ρ Tr<br />
gilt: ∆p = p i<br />
Einlaufdruck<br />
Suspensions- oder Trübedichte<br />
und Gl.(4.408) folgt aus Gl.(4.410):<br />
d<br />
T<br />
= k<br />
theor<br />
⎪⎧<br />
⋅ ⎨<br />
⎪⎩<br />
3<br />
η ⋅ D ⋅ ln[ 0,91⋅<br />
( Do<br />
/ Da<br />
) ]<br />
n<br />
( 1−<br />
ϕ ) ⋅ ( ρ − ρ ) ⋅ p /<br />
s<br />
s<br />
l<br />
i<br />
ρ<br />
Tr<br />
⎪ ⎭<br />
⎪ ⎬<br />
⎫<br />
1/ 2<br />
. (4.416)<br />
Auf Grundlage der für die Ableitung getroffenen Voraussetzungen gilt diese<br />
Beziehung (4.416) mit n = 4,65 für Dünnstromtrennungen, d. h.<br />
- etwa ϕ s = 5...10 % in der Aufgabe;<br />
- sehr feine Aufgabepartikelgrößenverteilungen, Zentralwert d 50 ≤ 20 µm;<br />
- Hydrozyklondurchmesser etwa D ≤ 50 mm.<br />
Weiterhin bedarf Gl.(4.416) auf Grundlage des Vergleiches von berechneten<br />
und praktisch erzielten Werten entsprechender Anpassungskorrekturen, die<br />
jedoch die grundsätzliche Leistungsfähigkeit des Modells nicht in Frage stellen.<br />
Die empirische Anpassung wird mittels der Konstanten k exp vorgenommen,<br />
die k theor ersetzt und durch den erwähnten Modellvergleich zu gewinnen ist. Da<br />
Hydrozyklone hinsichtlich der speziellen Prozessraumgestaltung<br />
- zylindrisch-konische Ausführung,<br />
- Form der Düsen,<br />
- Oberflächenrauhigkeit der Wandungen usw.,<br />
nicht genormt sind und vielfältig variiert werden können, ist bei höheren Anforderungen<br />
an die Genauigkeit eine spezielle Anpassung der Konstanten an<br />
den jeweiligen Hydrozyklontyp vorzunehmen. Erfahrungsgemäß kann die Partikelgrößenverteilung<br />
des Aufgabegutes einen ausgeprägten Einfluss auf die<br />
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Trennkorngröße ( )<br />
286<br />
dT = f Q3,<br />
A<br />
(d) ausüben. Dies lässt sich vom Standpunkt des<br />
Modells der turbulenten Querstromhydroklassierung wie folgt erklären.<br />
Bei höheren Feststoffkonzentrationen in der Aufgabesuspension wird die Turbulenz<br />
hinter dem Hydrozykloneinlauf wesentlich gedämpft. Diese Dämpfung<br />
ist bei gleichem Feststoffvolumenanteil um so ausgeprägter, je feinkörniger der<br />
Feststoff ist (Beeinflussung der Fließfähigkeit der Trübe!) /5.25./. Infolgedessen<br />
kann es auch zu einer Feststoffabscheidung an der Hydrozyklonwandung<br />
kommen, und der eigentliche Trennvorgang im Sinne einer Dünnstromklassierung<br />
vollzieht sich nur noch mit dem Feststoffanteil, der im Suspensionszustand<br />
verbleibt. Die Berücksichtigung dieses Einflusses auf d T ist gegenwärtig<br />
nur empirisch möglich, wofür ein Korrekturfaktor k d eingeführt wird. Um<br />
Gl.(4.416) für die überschlägliche Berechnung der Trennkorngröße in einem<br />
breiteren Bereich der Hydrozyklonanwendung weiterzuentwickeln, sind mit<br />
- n = 3 als angenommener mittlerer Wert<br />
- für etwa 300 Hydrozyklonanwendungsfälle mit D = 15 ...1400 mm,<br />
- ϕ s = 0,01...0,4 in der Aufgabe sowie<br />
- Zentralwerte d 50 ≤ 200 µm der Aufgabekorngrößenverteilungen<br />
die Anpassungskonstanten mittels Regressionsanalyse bestimmt worden. Danach<br />
ergibt sich d T wie folgt:<br />
d<br />
T<br />
3<br />
η⋅ D ⋅ ln[ 0,91⋅<br />
( Do<br />
/ Da<br />
) ]<br />
3<br />
( 1− ϕ ) ⋅ ( ρ − ρ ) ⋅ p / ρ<br />
⎪⎧<br />
⎪⎫<br />
= 0,284 ⋅ k<br />
d<br />
⋅ ⎨<br />
⎬ , (4.417)<br />
⎪⎩ s s l i Tr ⎪⎭<br />
wobei gilt (d 50 und D in m; ρ s , ρ l in kg/m 3 ):<br />
1/ 2<br />
k<br />
d<br />
⎡<br />
= ⎢220⋅<br />
d<br />
⎣<br />
50<br />
⋅<br />
ρs<br />
− ρ ⎤<br />
l<br />
⎥<br />
D ⎦<br />
m<br />
⎧5⋅<br />
D für D < 0,1m<br />
m = ⎨<br />
. (4.418)<br />
⎩0,5<br />
für D ≥ 0,1m<br />
Mit Hilfe Gl.(4.417) kann ein breiter Bereich der Hydrozyklonklassierung<br />
überschläglich erfasst werden. Für ausgesprochene Dünnstromtrennungen<br />
- ϕ s < 0,1<br />
- feiner Körnungen (d 50 ≤ 20 µm;<br />
- D ≤ 50 mm) geht<br />
- k d → 1.<br />
Überhaupt können trennscharfe Klassierprozesse feiner und feinster Körnungen<br />
wegen der intensiven Rückwirkung der Partikeln auf die Fluidströmung nur als<br />
Dünnstromtrennungen verwirklicht werden. Andererseits zeigen die Ergebnisse,<br />
dass bei Trennungen gröberer Körnungen in<br />
- größeren Hydrozyklonen (D ≥ 100 mm) und<br />
- bei höheren Aufgabefeststoffgehalten<br />
- der Faktor k d Werte im Bereich 0,2 ≤ k d ≤ 5 annehmen kann.<br />
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287<br />
Für derartige Fälle wird demnach der Partikelgrößeneinfluss dominierend. Offensichtlich<br />
bedürfen die bisher ausgearbeiteten Trennmodelle für derartige<br />
Dichtstromtrennungen einer Erweiterung (siehe hierzu /5.18./).<br />
Gegebenenfalls lässt sich der Einfluss des Feststoffvolumenanteiles auf die<br />
Viskosität in Gl.(4.417) berücksichtigen:<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
1,25⋅<br />
ϕ<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
2<br />
s<br />
η<br />
Tr<br />
= ηl<br />
⋅ 1+<br />
(4.153)<br />
⎜ 1− ϕs<br />
/ ϕ ⎟<br />
s,max<br />
für ϕ s < 0,30; mit ϕ s,max = 0,63 ...0,84 (lt. Stieß MVT II S. 169); besser aber<br />
etwa ϕ s,max = 0,35 ... 0,5, da dies die Fließfähigkeitsgrenze des Unterlaufes ist!<br />
Der Suspensionsdurchsatz V Zykl<br />
eines Hydrozyklons lässt sich befriedigend mit<br />
folgender Formel vorausberechnen /5.22./:<br />
p<br />
i<br />
Zykl<br />
= kα<br />
⋅ Di<br />
⋅ Do<br />
⋅<br />
ρ<br />
mit (4.419)<br />
Tr<br />
V<br />
k α = 1/3,6 für α = 20°,<br />
0,2<br />
k<br />
α<br />
= 0,225 / α mit α := α⋅π/180 in Bogenmaß.<br />
Nach den Gln.(4.416) bzw. (4.417) sind niedrige Trennkorngrößen mittels<br />
- kleinem Hydrozyklondurchmesser D und/oder<br />
- kleinen V F / V<br />
G - bzw.<br />
- D o /D a - Verhältnisses realisierbar.<br />
Letzteres wirkt sich aber gemäß Gl.(4.409) nachteilig auf die Trennschärfe aus.<br />
Deshalb ist es üblich, für niedrige Trennkorngrößen kleine Hydrozyklone, für<br />
höhere entsprechend größere einzusetzen.<br />
Der Konuswinkel α ist von Einfluss auf die Verweilzeit und wahrscheinlich<br />
auch für die Turbulenzintensität des Fluids.<br />
Klassierhydrozyklone weisen gewöhnlich Konuswinkel von 20° auf.<br />
Zum Eindicken und Klären werden Konuswinkel 10° vorgezogen.<br />
Die Ausbildung einer stabilen Wirbelströmung erfordert einen Mindestaufgabedruck<br />
p i . Zu hohe Aufgabedrücke sind vom Standpunkt des Verschleißes<br />
abzulehnen. Praktisch kommt etwa der Bereich von p i = 30 bis 400 kPa in Betracht,<br />
und zwar die untere Grenze für relativ grobe, die obere für relativ feine<br />
Klassierung.<br />
Am meisten verbreitet sind zylindrisch-konische Einzelhydrozyklone. Größere<br />
Zyklone (D = 150 bis 1600 mm) werden gewöhnlich aus Stahlblech oder Spezialgusseisen<br />
gefertigt. Zur Verschleißminderung werden zunehmend die Innenflächen<br />
gummiert oder auf andere Weise geschützt. Für kleinere Hydrozyklone<br />
kommt neben der Blech- oder Gussausführung die Herstellung aus Hartporzellan<br />
oder Kunststoff in Betracht.<br />
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288<br />
Mehrere Einzelzyklone können zu Gruppenanordnungen zusammengestellt<br />
werden. Für sehr niedrige Trennkorngrößen setzt man Multizyklone ein, die in<br />
einem Block untergebracht sind. Zylindrisch-konische Hydrozyklone werden<br />
verbreitet für die Hydroklassierung bei Trennkorngrößen zwischen etwa d T = 3<br />
... 250 µm eingesetzt (Folie 4.41).<br />
Es zeichnet sich neuerdings ab, dass durch vollzylindrische Hydrozyklone das<br />
Anwendungsgebiet bis zu etwa d T = 500 µm erweiterbar ist /5.27, 5.28/.<br />
(Folie 4.42, Folie 4.43, Folie 4.44)<br />
4.5 Windsichten<br />
4.5.1 Prozessziele des Windsichtens<br />
Für die Trockenklassierung bei Trennkorngrößen von wenigen µm bis zu etwa<br />
0,5 mm und evtl. darüber wird verbreitet die Windsichtung (Aeroklassierung)<br />
eingesetzt.<br />
Als Trennmerkmal ergibt sich aus den auf die Partikeln wirkenden konkurrierenden<br />
Kräften die Sinkgeschwindigkeit v s . Da sie Größe, Form und Dichte der<br />
Partikeln enthält, kann durch Windsichten sowohl klassiert als auch sortiert<br />
werden. Produkte mit nahezu einheitlicher Phasenzusammensetzung (z.B. Zement)<br />
werden nach ihrer Feinheit (Partikelgröße) klassiert, während Produkte<br />
mit etwa einheitlicher Partikelgröße, aber verschiedener Form und Dichte nach<br />
diesen beiden Kriterien sortiert werden. Das schon sprichwörtliche klassische<br />
Beispiel für den letztgenannten Prozess ist die „Trennung von Spreu und Weizen“<br />
im Wind.<br />
Großtechnisch angewandt wird die Windsichtung sehr häufig im Zusammenwirken<br />
mit Mühlen. Im Mühle-Sichter-Kreislauf wird das gemahlene Produkt<br />
einem Sichter aufgegeben, der das ausreichend Feingemahlene (Feingut) als<br />
Produkt austrägt, während das Grobgut zurück in die Mühle geführt wird (s.<br />
hierzu auch Abschn. 5.3 MVT_e_5.doc). Mühlen, bei denen der Sichter im<br />
gleichen Gehäuse integriert ist, heißen „Sichtermühlen“.<br />
Auch in der Landwirtschaft, in der holzverarbeitenden und in der Ernährungs-<br />
Industrie findet die Windsichtung zur Reinigung von Getreide und Hülsenfrüchten,<br />
zur Trennung von Spänen u.ä. verbreitet Anwendung.<br />
4.5.2 Partikeltrennung in einer Wirbelsenke<br />
4.5.2.1 Modell der Spiralwindsichtung und Trennkorngröße<br />
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289<br />
Durch die gedankliche Auftrennung der Strömung in eine radiale und eine tangentiale<br />
Komponente kann eine Analogie zur Klasssierung in senkrechter<br />
Aufwärtsströmung im Schwerefeld hergestellt werden:<br />
• Radial „nach außen“ entspricht im Schwerefeld der Richtung „nach unten“,<br />
während die trennende Widerstandskraft hier „nach innen“ und im Schwerefeld<br />
„nach oben“ gerichtet ist (siehe Tabelle 4.8 und Folie 4.45.1a).<br />
Das für den Trenn- bzw. Klassiereffekt maßgebliche Kriterium ist nun, ob ein<br />
Partikel in diesem Strömungsfeld unter dem Einfluss der konkurrierenden<br />
Kräfte als Grob- bzw. Schwergut nach außen, oder als Fein- bzw. Leichtgut<br />
nach innen transportiert wird:<br />
Tabelle 4.8: Partikeltrennung in einer Strömung unter der Wirkung eines<br />
Schwerkraft- oder Fliehkraftfeldes<br />
Richtung des Massenkraftfeldeden<br />
Strömungskraft<br />
Richtung der trennen-<br />
Schwerkraftfeld nach unten nach oben<br />
Fliehkraftfeld nach außen nach innen<br />
Trennprodukt Grob- oder Schwergut Fein- oder Leichtgut<br />
Entsprechend der Schwerkraft-Sedimentation gibt es auch hier ein Gleichgewichtskorn.<br />
Unter der Bedingung, dass die radiale Strömungsgeschwindigkeit<br />
u r (r) (nach innen) und die radiale Sinkgeschwindigkeit v s,r (r) des Partikels relativ<br />
zur Strömung (nach außen) gleich sind, bleibt dieses Partikel, absolut gesehen,<br />
auf einem bestimmten Radius in der Schwebe, rotiert also auf einer Kreisbahn.<br />
Indizieren wir die Größe dieses Gleichgewichtspartikels wieder mit “T“<br />
(für Trennkorngröße), so erhalten wir aus der Gleichgewichtsbedingung<br />
vs ,r,T<br />
(r) = u<br />
r<br />
(r)<br />
(4.420)<br />
und mit den Gln.(4.55) und (4.222)<br />
( r)<br />
18⋅<br />
η⋅ r ⋅ u<br />
(r) = . (4.421)<br />
dT<br />
2<br />
s g ϕ<br />
r<br />
( ρ − ρ ) ⋅ u ( r)<br />
Mit den Beziehungen Gl.(4.221) und (4.226) für eine logarithmische Spiralenströmung<br />
(Folie 4.20d) folgt daraus:<br />
18⋅η⋅c2<br />
(r) = ⋅ r=<br />
const.r ⋅<br />
(4.422)<br />
c<br />
dT<br />
2<br />
( ρs<br />
− ρg<br />
) ⋅<br />
1<br />
Die Trennkorngröße ist also an jeder Stelle eine andere und wird mit dem Radius<br />
linear größer. Die Trennzone in einem Apparat mit einer solchen Spiralenströmung<br />
(Folie 4.45.1a und b) liegt zwischen einem Innenradius r i und einem<br />
Außenradius r a . Zum Grob- oder Schwergut werden nur diejenigen Partikeln<br />
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290<br />
verwiesen, die den Außenradius r a erreichen, deren Partikelgröße d T also mindestens<br />
d<br />
T<br />
18 ⋅ η⋅ c<br />
(r ) = ⋅ r = const. ⋅r<br />
(4.423)<br />
a<br />
2<br />
2 a<br />
a<br />
( ρ − ρ ) ⋅ c<br />
s<br />
g<br />
1<br />
beträgt. Und als Fein- oder Leichtgut werden die Partikeln nach innen ausgetragen,<br />
die mit der Strömung den Innenradius r i passieren können. Ihre Partikelgröße<br />
kann höchstens den Wert<br />
d<br />
T<br />
18⋅η⋅c<br />
(r ) = ⋅ r = const. ⋅r<br />
(4.424)<br />
i<br />
2<br />
2 i<br />
i<br />
( ρ − ρ ) ⋅c<br />
s<br />
g<br />
1<br />
annehmen. Dazwischen liegt ein Bereich prinzipieller Unschärfe der Trennung.<br />
Die Partikeln bleiben theoretisch auf dem ihrer Größe entsprechenden Radius<br />
„in Schwebe“ - Gleichgewichtssichtung. In Wirklichkeit werden sie wegen der<br />
Turbulenz der Strömung einerseits und wegen ihrer Anreicherung bei kontinuierlicher<br />
Gutzugabe auf einen solchen Trennapparat andererseits zufallsbedingt<br />
nach außen oder nach innen gelangen.<br />
Reale Spiralströmungen sind reibungsbehaftet. Dadurch weicht die Spiralenform<br />
von der logarithmischen ab. Die Radiusabhängigkeit wird schwächer -<br />
siehe Gl.(4.225), aber die weiteren Aussagen bleiben qualitativ gleich.<br />
Die Beziehungen (4.422) und (4.424) zeigen noch drei Tatsachen auf, die für<br />
die Gestaltung und Bewertung von Zentrifugalströmungs-Trennapparaten prinzipielle<br />
Bedeutung haben:<br />
− der Unschärfebereich ist um so kleiner, je näher die beiden Radien r a und r i<br />
bei einander liegen, je schmaler also die Trennzone ist;<br />
− die Trennkorngröße wird mit zunehmendem Durchmesser 2⋅r a des Trennapparates<br />
größer, kleine Trennkorngrößen erzielt man daher mit kleinen<br />
Durchmessern;<br />
− die Trennkorngröße ist proportional zur Wurzel aus der Spiralensteilheit<br />
tanβ = c 2 /c 1 und bei konstanter Steilheit umgekehrt proportional zur Wurzel<br />
aus der Wirbelstärke c 1 :<br />
d<br />
T<br />
18⋅<br />
η⋅ tanβ<br />
(r ) = ⋅ r = const. ⋅r<br />
; (4.425)<br />
a<br />
a<br />
a<br />
( ρ − ρ ) ⋅ c<br />
s<br />
g<br />
1<br />
− kleine Trennkorngrößen erfordern also große Umfangs- und kleine Radialgeschwindigkeiten,<br />
siehe Gl.(4.421).<br />
4.5.2.2 Turbulenzmodell der Trennkorngröße<br />
Das Trennmodell der turbulenten Querstromklassierung soll hier für einen<br />
Abweiseradsichter - tangentiales Abweisen des Grobgutes aus dem radial in<br />
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291<br />
das Sichtrad eintretenden Luft- und Feingutstrom - Verwendung finden. Für<br />
das Trennpartikel gilt mit der Modellgleichung (4.356):<br />
v<br />
h R<br />
sT<br />
(d<br />
T<br />
D<br />
) =<br />
h<br />
t,s<br />
R<br />
⎛ V<br />
⋅ ln<br />
⎜<br />
⎝ V<br />
F<br />
G<br />
Rotorsteghöhe<br />
⎟ ⎞<br />
⎠<br />
(4.426)<br />
und mit der BODENSTEIN-Zahl als Maß für das Verhältnis des konvektiven<br />
zum diffusiven Partikeltransport:<br />
vs<br />
T<br />
⋅ h ⎡V<br />
,<br />
Bo = = ln⎢<br />
Dt<br />
s ⎣V<br />
<br />
,<br />
F<br />
G<br />
⎤<br />
⎥<br />
⎦<br />
. (4.427)<br />
Da im Überlauf die gesamte Luft - der Feingutvolumenstrom<br />
V >> V<br />
kann<br />
vernachlässigt werden - und im Unterlauf nur die groben Partikeln ohne Luft<br />
(Leckluft vermeiden!) austreten, ist mit der mittleren Sichtluftbeladung<br />
µ = m<br />
/ m<br />
s,g<br />
V<br />
V<br />
G<br />
V<br />
V<br />
s<br />
V<br />
V<br />
G,g<br />
g<br />
+ V<br />
+ V<br />
G,s<br />
V<br />
+ m<br />
/ ρ ⋅<br />
V<br />
+ m<br />
/ ρ<br />
G,g<br />
s<br />
( 1−<br />
R )<br />
F F,g F,s F,g s s<br />
m,G s F,g<br />
s g<br />
= =<br />
≈ =<br />
.<br />
F<br />
G<br />
≈<br />
ρ<br />
g<br />
ρ<br />
⋅ R<br />
s<br />
m,G<br />
⋅µ<br />
s,g<br />
s<br />
⋅ R<br />
m,G<br />
ρ ⋅ V<br />
m<br />
⋅ R<br />
s<br />
m,G<br />
ρ<br />
g<br />
⋅ R<br />
F,g<br />
ρ ⋅ m<br />
m,G<br />
⋅ m<br />
s<br />
F, s<br />
(4.428)<br />
Mit Hilfe der BODENSTEIN-Zahl lassen sich somit folgende Aussagen zu den<br />
Trennbereichen der turbulenten Querstromwindsichtung gewinnen:<br />
1) für Bo < 1 oder V / V<br />
< e 2, 718 , (ρ s ≈ ρ g , d → 0, sehr geringes v sT → 0,<br />
F G<br />
=<br />
hohe Turbulenzintensität D t,s >> 0) beobachtet man eine homogene Konzentrationsverteilung<br />
der Partikeln im Prozessraum (im Falle der Hydroklassierung<br />
ist diese Grenze verschoben, d.h. Bo hydro < 0,1);<br />
6<br />
2) für 1 < Bo < 15 oder e < V F<br />
/ V<br />
G<br />
< 3⋅10<br />
tritt eine ausgeprägte exponentielle<br />
Konzentrationsverteilung der Partikeln im Prozessraum auf, (oder auch<br />
0,5 < Bo hydro < 50);<br />
6<br />
3) und bei Bo > 15 oder V F<br />
/ V<br />
G<br />
> 3⋅10<br />
, (ρ s >> ρ g , d >> 0, sehr hohes v sT >> 0,<br />
geringe oder nahezu keine Turbulenzintensität D t,s → 0) sedimentieren<br />
die schweren und groben Stücke aus, (d.h. Bo hydro > 100).<br />
Der turbulente Diffusionskoeffizient kann bei isotroper Turbulenz (ungefähre<br />
Gleichheit der mittleren Effektivwerte der Geschwindigkeitschwankungen)<br />
durch das Produkt einer charakteristischen Geschwindigkeit mal einer charakteristischen<br />
Länge ausgedrückt werden; und zwar entweder durch die Radialgeschwindigkeit<br />
u r<br />
, Umfangsgeschwindigkeit u <br />
ϕ<br />
oder Tangentialgeschwindigkeit,<br />
wobei die Vektoraddition (Folie 4.45.1b) u = u ϕ<br />
<br />
+ u gilt:<br />
t<br />
r<br />
D<br />
t,s<br />
≈ D<br />
t<br />
≈ D<br />
t,r<br />
∝ u<br />
r<br />
⋅ r<br />
a<br />
≈ D<br />
t, ϕ<br />
∝ u<br />
ϕ<br />
⋅ ra<br />
≈ Dt,t<br />
∝ u<br />
t<br />
⋅ ra<br />
. (4.429)<br />
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292<br />
Die für den Grobkornabscheidung charakteristische Umfangsgeschwindigkeit<br />
wird von der Ausbildung der mit dem Rotor mitlaufenden Wirbelwalze<br />
bestimmt. Damit gilt für den Diffusionskoeffizienten der Hauptströmung (jeweilige<br />
Tangentialrichtung) D t,t ≈ D t,ϕ :<br />
D ϕ<br />
∝ u ϕ<br />
⋅ r ≈ D ∝ u ⋅ r ≈ u ⋅ r<br />
(4.430)<br />
D<br />
t,<br />
a<br />
t,t<br />
t<br />
a<br />
t,max<br />
a<br />
t, t<br />
= kt,<br />
t<br />
⋅ut,<br />
max<br />
⋅ ra<br />
. (4.431)<br />
Die Zentrifugalbeschleunigung<br />
a<br />
Z<br />
(r)<br />
2<br />
= r ⋅ω<br />
ist:<br />
a<br />
2 2 2<br />
Z<br />
= u ϕ<br />
/ r ≈ u<br />
t<br />
/ r ≈ u<br />
t,max<br />
/ ra<br />
. (4.432)<br />
Die Rotorsteghöhe h R sei für die radiale Feinkorndiffusion maßgebend:<br />
h = h = r − r . (4.433)<br />
R<br />
a<br />
i<br />
Aus der Sinkgeschwindigkeit folgt die Trennkorngröße:<br />
d<br />
T<br />
=<br />
18<br />
⋅ η⋅ Dt,t<br />
⋅ ln( V<br />
F<br />
/ V<br />
G<br />
)<br />
( ρs<br />
− ρg<br />
) ⋅ a<br />
Z<br />
⋅ h<br />
R<br />
(4.434)<br />
sowie mit den Gln. (4.431) und (4.432)<br />
2<br />
18⋅<br />
k<br />
t,t<br />
⋅η⋅ u/<br />
t,max<br />
(r) ⋅ ra<br />
⋅ln<br />
V<br />
F<br />
/ V<br />
dT<br />
=<br />
2/<br />
ρ − ρ ⋅ u (r) ⋅ h<br />
( )<br />
s<br />
g<br />
t,max<br />
( )<br />
R<br />
G<br />
=<br />
9 ⋅ k<br />
t,t<br />
π⋅<br />
⋅η⋅<br />
ra<br />
⋅ln( V<br />
F<br />
/ V<br />
G<br />
)<br />
( ρs<br />
− ρg<br />
) ⋅ n ⋅ h<br />
R<br />
Im Vergleich mit dem Wirbelmodell Gl.(4.422) geht hier beim Turbulenzmodell<br />
für die Grobkornabscheidung der Rotorradius nicht so stark ein - für<br />
r i<br />
→ 0 würde sich sogar d T<br />
≠ f (r)<br />
ergeben:<br />
d<br />
T<br />
= k<br />
AWRS<br />
⋅<br />
η⋅ ra<br />
⋅ ln( V<br />
F<br />
/ V<br />
G<br />
)<br />
( ρ − ρ ) ⋅ n ⋅ ( r − r )<br />
s<br />
g<br />
a<br />
i<br />
Dimensionsvergleich:<br />
. (4.435)<br />
kg / / ⋅ m ⋅s/<br />
⋅ m<br />
2/<br />
2/<br />
s/<br />
⋅ m/<br />
⋅ kg / /<br />
3/<br />
m/<br />
⋅s/<br />
⋅<br />
m/<br />
.<br />
= m<br />
Die Maschinenkonstante des Abweiseradsichters k AWRS sollte aus Trennversuchen<br />
mit einem Laborsichter ermittelt werden.<br />
Die Beziehung (4.435) lässt prinzipielle Schlüsse für die Gestaltung und Bewertung<br />
von Zentrifugalradsichtern zu:<br />
− die Trennkorngröße wird mit zunehmendem Durchmesser 2⋅r a der Trennmaschine<br />
größer, kleine Trennkorngrößen erzielt man daher mit kleinen<br />
Durchmessern; Diese Aussage entspricht qualitativ dem Wirbelsenkenmodell<br />
nach Gl. (4.422);<br />
− die Trennkorngröße hängt von der Rotordrehzahl und vom Durchsatzverhältnis<br />
ab;<br />
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293<br />
− kleine Trennkorngrößen erfordern also große Drehzahlen und Umfangsgeschwindigkeiten<br />
sowie kleine Luftdurchsätze und damit Radialgeschwindigkeiten.<br />
Für eine überschlägige Auslegung kann darüber hinaus auch wie folgt vorgegangen<br />
werden:<br />
Die für die Feinkornabscheidung und -transport charakteristische Radialgeschwindigkeit<br />
wird vom Durchsatz der Luft,<br />
V<br />
g<br />
⋅ρg<br />
m<br />
F,s<br />
V<br />
g<br />
⋅ρg<br />
⎛ (1 − R<br />
m,G<br />
) ⋅µ<br />
s,g<br />
⋅ρg<br />
⎞<br />
V = + = + ⋅ = + ⋅ = ⋅<br />
⎜ +<br />
⎟<br />
F<br />
V<br />
g<br />
V<br />
F,s<br />
V<br />
g<br />
V<br />
F,s<br />
V<br />
g<br />
V<br />
g<br />
1<br />
,<br />
m<br />
g<br />
ρs<br />
m<br />
g ⎝ ρs<br />
⎠<br />
d.h. V ≈ V<br />
, durch die freie Rotormantelfläche bestimmt:<br />
u<br />
r<br />
g<br />
V<br />
=<br />
A<br />
AM<br />
g<br />
RM,f<br />
F<br />
RM,f<br />
=<br />
k<br />
AM<br />
RM<br />
V<br />
F<br />
⋅ 2 ⋅ π ⋅ r ⋅ l<br />
a<br />
R<br />
(4.436)<br />
k = A / A Flächenanteil des freien Rotordurchtrittsquerschnittes<br />
l R<br />
Schaufel- bzw. Rotorlänge<br />
d<br />
d<br />
T<br />
T<br />
=<br />
=<br />
2 ⋅ π ⋅<br />
9 ⋅ k<br />
3<br />
4 ⋅ π<br />
18⋅<br />
k<br />
t,r<br />
⋅ η⋅ V<br />
F<br />
⋅ ln( V<br />
F<br />
/ V<br />
G<br />
)<br />
2<br />
( ρs<br />
− ρg<br />
) ⋅ ra<br />
⋅ ω ⋅ k<br />
AM<br />
⋅ lR<br />
⋅ ( ra<br />
− ri<br />
)<br />
t,r η V<br />
F<br />
⋅ ln( V<br />
F<br />
/ V<br />
G<br />
)<br />
⋅ ⋅<br />
2<br />
⋅ k ( ρ − ρ ) n ⋅ r ⋅ l ⋅ r − r<br />
AM<br />
s<br />
g<br />
a<br />
R<br />
( )<br />
a<br />
i<br />
Dimensionsvergleich:<br />
d<br />
T<br />
= k<br />
WS<br />
⋅<br />
( ρ − ρ )<br />
s<br />
η<br />
g<br />
V<br />
⋅<br />
n<br />
kg / / ⋅ m ⋅ s/<br />
⋅ m<br />
2/<br />
2<br />
s/<br />
⋅ m/<br />
⋅ kg / /<br />
F<br />
2<br />
⋅ r a<br />
⋅ ln<br />
⋅ l<br />
3/<br />
( V<br />
/ V<br />
)<br />
R<br />
⋅<br />
F<br />
( r − r )<br />
a<br />
G<br />
3/<br />
2<br />
m/<br />
⋅ s/<br />
⋅<br />
= m<br />
s/<br />
⋅ m/<br />
⋅ m/<br />
⋅ m/<br />
i<br />
. (4.437)<br />
Die maschinentypische Windsichterkonstante k WS eines Laborsichters muss<br />
durch Bewertung der Klassierversuche mittels Trennfunktion experimentell<br />
angepasst werden:<br />
k<br />
WS<br />
3<br />
k<br />
t,r<br />
= k<br />
exp<br />
⋅ ⋅ . (4.438)<br />
2 ⋅ π π ⋅ k<br />
AM<br />
Das Turbulenzmodell für die Feinkornabscheidung Gl.(4.437) lässt sich<br />
ebenfalls für die Gestaltung und Bewertung von Zentrifugalradsichtern nutzen:<br />
− die Trennkorngröße wird mit zunehmendem Durchmesser 2⋅r a der Trennmaschine<br />
kleiner, kleine Trennkorngrößen erzielt man daher mit großen<br />
Durchmessern; Dies steht allerdings im Widerspruch zur Gl.(4.435), die besagt,<br />
dass man kleine Trennkorngrößen mit kleinen Durchmessern erzielt;<br />
− die Trennkorngröße ist indirekt proportional zur Rotordrehzahl;<br />
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294<br />
− die Trennkorngröße hängt sowohl direkt vom Luftdurchsatz als auch vom<br />
Durchsatzverhältnis ab;<br />
− kleine Trennkorngrößen erfordern also große Drehzahlen und Umfangsgeschwindigkeiten<br />
sowie kleine Luftdurchsätze und damit Radialgeschwindigkeiten.<br />
Letztere Maßnahme würde allerdings die Trennschärfe beeinträchtigen:<br />
1/ 2<br />
d ⎡<br />
25<br />
ln(V<br />
F<br />
/ V<br />
G<br />
) − ln 3⎤<br />
κ = = ⎢<br />
⎥ . (4.359)<br />
d75<br />
⎣ln(V<br />
<br />
F<br />
/ V<br />
G<br />
) + ln 3⎦<br />
Deshalb ist ein Kompromiss zwischen kleiner Trennkorngröße und angemessener<br />
Trennschärfe experimentell zu finden. Praktisch sind<br />
• 0,3 < κ < 0,6 als befriedigend (übliche technische Klassierung),<br />
• 0,6 < κ < 0,8 als gut (scharfe technische Klassierung) und solche von<br />
• 0,8 < κ < 0,9 als sehr gut (scharfe Analysenklasssierung) anzusehen.<br />
4.5.3 Wirkprinzipien der Windsichtung<br />
Wie bei jeder Strömungstrennung werden die Partikeln zwei konkurrierenden<br />
Kräften ausgesetzt, dem Strömungswiderstand und einer Feldkraft (Schwerkraft,<br />
Fliehkraft). Wirken die Kräfte in verschiedene Richtungen, werden Partikeln<br />
unterschiedlicher Sinkgeschwindigkeit zu verschiedenen Stellen des Sichters<br />
transportiert und dort ausgetragen. Einer von LESCHONSKI [6.8] gegebenen<br />
Einteilung folgend unterscheiden wir je nach<br />
‣ der Anströmung relativ zur Partikelbahn<br />
• Gegenstrom-Sichtung (Folie 4.45.1a) und<br />
• Querstrom-Sichtung (Folie 4.45.2)<br />
‣ nach der Art der trennwirksamen Feldkraft<br />
• Schwerkraft-Sichtung (Folie 4.45.1a) und<br />
• Fliehkraft-Sichtung (Folie 4.45.1b).<br />
Bei der Fliehkraft-Sichtung muss noch unterschieden werden, ob es sich<br />
um ein<br />
freies Drehströmungsfeld handelt (Wirbelsenke, Spiralwindsichter),<br />
oder um eine<br />
von einem Rotor erzwungene Drehströmung (Abweiseradsichter).<br />
Als einen Spezialfall des Fliehkraft-Sichtens kann man das Prinzip der Umlenk-Sichtung<br />
ansehen (Folie 4.45.2b und e): Hier werden durch eine möglichst<br />
scharfe Umlenkung der Strömung - i.d.R. weniger als eine Umdrehung -<br />
die in der strömenden Luft enthaltenen Partikeln durch ihre je nach Masse verschiedene<br />
Trägheit aufgefächert und separat entnommen.<br />
Die vor allem großtechnisch weit verbreiteten Umluftsichter kombinieren<br />
mehrere dieser Sichtprinzipien in einem Apparat.<br />
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295<br />
In Folie 4.45 und Folie 4.46 sind diese Möglichkeiten zusammenfassend schematisch<br />
dargestellt.<br />
Die fluidmechanischen Grundlagen zur Berechnung der theoretischen Trennkorngöße<br />
d T sind für die Gleichgewichts-Sichtung im Schwerkraftfeld und im<br />
Fliehkraftfeld (Spiralwindsichter) im Abschnitt 4.5.2 ausführlich dargestellt.<br />
Effektive Trenngrenzen und Trennschärfen werden durch stoffliche und betriebliche<br />
Größen, die in der Theorie nicht erfasst sind, jedoch stark beeinflusst,<br />
so dass sie in der Regel aus gemessenen Trenngradkurven bestimmt werden<br />
müssen.<br />
So soll hier nur qualitativ auf die wichtigsten Eigenschaften dieser Klassierung<br />
hingewiesen werden (Folie 4.46):<br />
− Sichtungen im Schwerefeld eignen sich wegen der kleinen und - zumindest<br />
im STOKESbereich - mit dem Quadrat der Partikelgröße abnehmenden<br />
Sinkgeschwindigkeit nur für relativ grobe zu klassierende Stoffe. Als Untergrenze<br />
lässt sich eine Partikel-Reynold-Zahl von etwa 1 ... 2 nennen. Dem<br />
entspräche bei einer Feststoffdichte von 2500 kg/m³ (viele mineralische<br />
Stoffe) in Luft bei ca. 20°C eine untere Grenzkorngröße von ca. 60 ... 65<br />
µm. Für leichtere Produkte gelten höhere Werte der Untergrenze.<br />
− Sichtungen von sehr feinkörnigen Produkten (1 ... 60 µm bei den genannten<br />
Stoffwerten) müssen daher im Fliehkraftfeld (Folie 4.46) erfolgen.<br />
− Gegenstromsichtungen führen prinzipiell zu einer Anreicherung des<br />
Trennkorns in der Sichtzone, weil für die Trennkorngröße ein Gleichgewicht<br />
der konkurrierenden Kräfte besteht (Gleichgewichts-Sichtung). Im<br />
Schwerefeld kann die Einstellung der Trennkorngröße hier nur durch die<br />
Veränderung der Strömungsgeschwindigkeit erfolgen. Unscharf wird die<br />
Klassierung durch die<br />
• Strömungstubulenz,<br />
• das Geschwindigkeitsprofil über den Querschnitt des Trennrohres und<br />
• die Dispersion (zufallsbedingte Bewegungen aufgrund gegenseitiger Stöße)<br />
insbesondere der Partikeln, die sich in der Trennzone anreichern.<br />
• Im Fliehkraftfeld ist - wie in Abschnitt 4.5.2.2, Gl.(4.422) bereits gezeigt<br />
wurde - die Trennkorngröße d T radienabhängig, so dass hierdurch ein<br />
weiterer Grund für eine systematische Trennungsschärfe vorliegt.<br />
− Die Querstromsichtung (Folie 4.46) vermeidet die Trennkornanreicherung.<br />
Hier kann die Trenngrenze unabhängig von Strömungsgrößen durch die Lage<br />
einer Trennschneide (svw. Wehr) eingestellt werden. Außerdem sind bei<br />
Anwendung mehrerer Schneiden auch mehrere Partikelklassen gleichzeitig<br />
abzutrennen. Beim Querstromprinzip lassen sich die Trennbedingungen für<br />
die einzelnen Partikeln leichter als beim Gleichgewichtsprinzip auf engem<br />
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296<br />
Raum und damit für alle Partikeln etwa gleich gestalten, so dass es in technischen<br />
Sichtern häufig und in vielerlei Gestalt realisiert wurde.<br />
− Im Abweiseradsichter ist die Trenngrenze durch die Kombination von<br />
Luftvolumenstrom und Drehzahl des Rotors einstellbar. Der Rotor ist ähnlich<br />
wie ein Ventilatoraufrad mit Leitschaufeln oder auch nur mit Stäben bestückt<br />
und erzeugt in seiner Umgebung eine Drehströmung mit hoher Umfangsgeschwindigkeit.<br />
Nur solche Partikeln, die der von außen durch den<br />
Rotor strömenden Luft folgen können, werden innen als Feingut mit der<br />
Luft ausgetragen. Die anderen werden durch die Zentrifugalkraft abgewiesen<br />
und nach außen geschleudert.<br />
4.5.4 Windsichter<br />
In technischen Sichtern werden häufig Mischformen der beschriebenen Sichtprinzipien<br />
verwirklicht.<br />
Allgemein arbeitet ein Windsichter umso besser, je gleichmäßiger die Trennbedingungen<br />
für jedes einzelne Partikel eingehalten werden können. Das heißt:<br />
Sowohl Strömungs- wie Kraftfeld sollten zeitlich gleich bleibend (stationär)<br />
und möglichst einfach und übersichtlich sein. Beim Windsichten sind dem eigentlichen<br />
Trennen weitere Teilprozesse vor- und nachgeschaltet, deren optimale<br />
Durchführung den Trennerfolg des gesamten Makroprozesses wesentlich<br />
mitbestimmt. Diese sind nach LESCHONSKI (Folie 4.47):<br />
a) die gleichmäßige und desagglomerierte Aufgabe des Gutes in den<br />
Prozessraum, die entsprechende Dosier-, Dispergier- und Aufgabevorrichtungen<br />
voraussetzt. Mit zunehmender Feinheit des Aufgabegutes gewinnt<br />
das Dispergieren an erheblichem Gewicht für den Gesamtprozess.<br />
b) das Trennen im Sichtraum;<br />
c) das Abscheiden der Sichtprodukte aus dem Sichtluftstrom.<br />
Zuerst ist die für den Trennprozess erforderliche Luftströmung zu erzeugen, zu<br />
regeln und zu messen. Das Aufgabegut muss kontrolliert aufgegeben - dosiert -<br />
werden, evtl. unter Zuhilfenahme der Sichtluft dispergiert und der Trennzone<br />
zugeführt werden. Nach erfolgter Klassierung wird das Grobgut ohne Luft<br />
entnommen, z.B. über eine Zellenradschleuse, während das Feingut von der<br />
Sichtluft mitgenommen wird, mit einem Abscheider von ihr getrennt und ebenfalls<br />
aus dem Prozess ausgetragen werden muss. Die Sichtluft kann abgeführt<br />
oder als Umluft im Sichter verbleiben. Große Industrie-Sichter vereinigen alle<br />
diese Teilprozesse in einer Maschine (z.B. Zyklon-Umluftsichter).<br />
Der Durchsatz eines Windsichters lässt sich wie folgt abschätzen /5.32./:<br />
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297<br />
m = A ⋅u⋅ρ<br />
⋅µ = A⋅<br />
δ⋅ v ⋅ρ ⋅µ<br />
. (4.439)<br />
A<br />
u<br />
v sT<br />
g<br />
s,g<br />
sT<br />
Sichtraumquerschnitt<br />
g<br />
mittlere Strömungsgeschwindigkeit der Luft<br />
s,g<br />
stationäre Sinkgeschwindigkeit des Trennkorns im Schwerkraftfeld<br />
m<br />
s<br />
µ<br />
s,g<br />
= Feststoffbeladung der Sichtluft (4.440)<br />
m<br />
g<br />
u<br />
δ = Geschwindigkeitsverhältnis (4.441)<br />
v sT<br />
Nur mit entsprechend hohen δ-Werten sind auch bei niedrigen Trennkorngrößen<br />
befriedigende Durchsätze erzielbar. Mögliche Wege hierzu bestehen in<br />
der Anwendung von Zentrifugalkraftfeldern oder im Einbringen des Klassiergutes<br />
in Form eines Gutstrahls mit hoher Geschwindigkeit quer zum Sichtluftstrom<br />
/5.29./.<br />
Die Querschnittsfläche A eines Windsichters lässt sich im Hinblick auf die<br />
Trennwirkung (Beherrschung der Strömungsverhältnisse einschließlich der<br />
Makroturbulenz, gleichmäßige Gutverteilung u.a.) nicht beliebig vergrößern.<br />
Die Feststoffbeladung µ s,g der Sichtluft sollte unter der Grenzbeladung liegen.<br />
Letztere ist durch eine ausreichende Umströmbarkeit der Partikeln und die<br />
Suspendierfähigkeit des Sichtluftstromes gegeben. Die zulässigen maximalen<br />
Beladungen liegen etwa im Bereich von µ s,g = 200 bis 5000 g/kg - vorwiegend<br />
um etwa 500 g/kg -, hängen von den Strömungsverhältnissen und damit auch<br />
von der Sichterbauart ab und steigen mit der Trennkorngröße. Mit ρ g = 1,2<br />
kg/m 3 für Luft und ρ s ≈ 2400 kg/m 3<br />
µ<br />
s,<br />
g<br />
m<br />
=<br />
m<br />
s<br />
g<br />
ρsV<br />
=<br />
ρ V<br />
g<br />
s<br />
g<br />
ρsϕ<br />
=<br />
ρ<br />
g<br />
s,<br />
g<br />
V<br />
=<br />
( V<br />
−V<br />
) ρ ( 1−ϕ<br />
)<br />
s<br />
ρ ϕ<br />
g<br />
s<br />
s,<br />
g<br />
s,<br />
g<br />
(4.442)<br />
erhält man gegenüber der Hydroklassierung vergleichsweise sehr geringe Feststoffvolumenanteile<br />
µ<br />
⋅ρ<br />
/ ρ<br />
s,g g s<br />
ϕ<br />
s,g=<br />
= (0,01...0,025...0,25)%, (4.443)<br />
1+µ<br />
s,g⋅ρg<br />
/ ρs<br />
die sinnvoll der Dünnstromförderung ϕ s,g < 5,8% (s. BURKE u.a. S.290) zuzuordnen<br />
sind.<br />
Die Wirkungsweise eines Horizontalstromsichters entspricht dem in .2a dargestellten<br />
Schema. Der horizontale Luftstrom lenkt die Partikeln entsprechend<br />
ihrer Größe verschieden weit aus. Das Verhältnis δ = u/v sT gemäß Gl.(4.441)<br />
beträgt bei diesen Sichtern etwa 0,5.<br />
Die Sichtraumhöhe. der Abwurfwinkel und die Abwurfgeschwindigkeit sind<br />
aufeinander abzustimmen.<br />
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298<br />
4.5.4.1 Schwerkraft-Windsichter<br />
Schwerkraft-Windsichter finden wegen der erwähnten Beschränkung der<br />
Trenngrenze nach unten vor allem für Reinigungsaufgaben (Getreide, Flocken,<br />
Kunststoffgranulate) oder bei der Sortierung grobkörniger Stoffe Anwendung<br />
(Kabelfälle, vorzerkleinerter Müll).<br />
Folie 4.47.2 zeigt einen Steigsichter zur Reinigung von Getreide und Befreiung<br />
von Kunststoffgranulaten von anhaftenden Stäuben und Fasern. In der Guteintragszone<br />
bewegt sich der Feststoff zunächst quer zur senkrechten Aufwärtsströmung,<br />
in den Sichtzonen darüber liegt Gegenstromsichtung vor.<br />
Durch den ringförmigen Lufteintritt erfolgt eine Querstrom-Nachsichtung des<br />
herabrieselnden Grobguts.<br />
Horizontalstromsichter sind vor allem für Trennkorngrößen zwischen etwa<br />
0,2 und 0,6 mm geeignet. Die Sichtluftbeladung darf bis zu etwa 1,5 kg/m 3<br />
betragen.<br />
Weiterentwicklungen des Prinzips der Querstromsichtung sind in Folie 4.48.1<br />
dargestellt.<br />
Beim Querstrom-Strahlwindsichter (Folie 4.48.1b) wird das Aufgabegut als<br />
gerichteter Gutstrahl mit einer Geschwindigkeit zwischen etwa 10 und 200<br />
m/s) zugeführt /5.29.//5.30.//5.33./. Infolgedessen ist der Schwerkrafteinfluss<br />
vernachlässigbar, und die Klassierung erfolgt vor allem unter der Wirkung von<br />
Widerstands- und Trägheitskraft. Sichter dieser Art sollen sich für Trennkorngrößen<br />
zwischen d T = 10 bis 300 µm eignen, gute Trennschärfen und relativ<br />
hohe Durchsätze erreichen.<br />
Den Zickzacksichter (Folie 4.48.1c und 4.50) kann man als eine Kaskade von<br />
Querstromsichtern auffassen. In jedem Glied des zickzackförmigen Trennkanales<br />
bildet sich eine "Wirbelwalze" aus trennkornnahem Gut aus, in der das<br />
nicht im Luftstrom suspendierte Gut herabrutscht und schließlich den Luftstrom<br />
durchquert, wobei feinere Anteile ausgesichtet werden, die sich an der<br />
"hängenden" Seite wieder aufwärts bewegen und erneut den Luftstrom durchqueren.<br />
Das Feinkorn steigt mit der Luft nach oben, das Grobkorn rieselt weiter<br />
nach unten. Nach unten hin reichert sich an jeder Innenkante das Grobgut an,<br />
auf dem Wege nach oben das Feinkorn. Jeder Knick eines Zickzack-Kanals<br />
bildet auf dieses Weise eine Trennstufe. Trotz der geringen Trennschärfe in<br />
einer einzelnen Stufe ist wegen der Reihenschaltung (Kaskadenanordnung)<br />
mehrerer Stufen eine hohe Trennschärfe gewährleistet (κ etwa 0,6 bis 0,8<br />
(1/1,25 bis 1/1,7)). Schwerkraft-Zickzacksichter sind für Trennkorngrößen von<br />
0,1 bis 10 mm geeignet.<br />
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299<br />
Durch die Parallelschaltung zahlreicher Zickzack-Kanäle lassen sich auch<br />
hohe Durchsätze erreichen. Anwendung finden dieses Sichter z.B. in der Spanplattenindustrie<br />
und beim Trennen von Kabelabfällen (Kupfer und Isolierung).<br />
4.5.4.2 Zentrifugalkraft-Windsichter<br />
Für die Partikelgrößenanalyse zwischen etwa 1,5 und 100 µm sind Zentrifugalkraft-Zickzacksichter<br />
entwickelt worden, bei denen eine größere Anzahl<br />
radialer Trennkanäle auf einem Rotor angeordnet ist und die Sichtluft vom<br />
Umfang des Rotors angesaugt wird.<br />
Auch die Streuwindsichter lassen sich zu den Querstromsichtern im weiteren<br />
Sinne zählen. Sie sind weit verbreitet industriell eingesetzte Sichter. Sehr große<br />
Produktmengen (mehrere Hundert t/h) z.B. in der Zementindustrie werden in<br />
Kombination mit Mühlen in Umluftsichtern durchgesetzt. Folie 4.47.3 zeigt ein<br />
Beispiel:<br />
Das bei 12 über eine pneumatische Rinne 13 aufgegebene Gut wird vom rotierenden<br />
Streuteller 1 gleichmäßig nach außen geschleudert und dabei dispergiert.<br />
Der vom Ventilator 3 erzeugte Umluftstrom kreuzt diesen fast horizontal<br />
fliegenden Gutschleier (Querstromsichtung) und nimmt dabei das Feingut mit<br />
nach oben. Das Grobe gelangt nach außen zum Grobguttrichter 4 und rieselt<br />
abwärts. Beim Leitschaufelkranz 11 wird das Grobgut von der wieder eintretenden<br />
Umluft ein weiteres Mal im Querstrom nachgesichtet, bevor es über<br />
den Grobgutauslauf 6 den Sichter verlässt. Das Feingut muss auf seinem Weg<br />
durch die Trennzone noch eine weitere „Sichthürde“ passieren, das Gegenflügel-System<br />
8. Hier wird durch die Art der Beschaufelung und durch die Drehzahl<br />
im Wesentlichen die Trenngrenze des Sichters eingestellt. Das endgültige<br />
Feingut gelangt dann mit dem Umluftstrom durch den Ventilator 3 in den äußersten<br />
Sichtraum 9, wo es abgeschieden wird und über den Feinguttrichter 10<br />
zum Austrag kommt.<br />
Die in Folie 4.47.3 dargestellte konventionelle Bauart eines Streuwindsichters<br />
arbeitet ebenfalls als reiner Umlaufsichter:<br />
Das Gut wird von einem Streuteller in eine vertikale, meist schraubenförmig<br />
verlaufende Luftströmung abgeworfen und dabei im Querstrom gesichtet. Die<br />
Sichtluft strömt durch den Ventilator und wird zwischen Innen- und Außenzylinder<br />
abwärts gedrückt. Schließlich gelangt sie durch das Leitschaufelsystem<br />
wieder in den Sichtraum zurück. Der größere Teil des Feingutes scheidet sich<br />
zwischen Innen- und Außenzylinder an der äußeren Wand beim Umlenken des<br />
Luftstromes ab. Beim Passieren der Leitschaufeln wird das Grobgut nachgereinigt.<br />
Die Luftströmung im Sichtraum und damit die Trennkorngröße können<br />
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300<br />
mittels der Ventilatordrehzahl sowie durch Drehzahl, Neigung und Zahl der<br />
Flügel des Zentrifugalsystems verändert werden. Sichter dieser Art werden<br />
bevorzugt für Trennkorngrößen zwischen 0,05 und 0,6 mm bei κ-Werten zwischen<br />
0,33 bis 0,67 (1/1,5 und 1/3) eingesetzt.<br />
Neuere Entwicklungen hatten zum Ziel, das Zentrifugalsystem getrennt vom<br />
Ventilator anzutreiben sowie die Bauhöhe zu vermindern. Streusichter mit<br />
äußerem Luftkreislauf (Folie 4.48.4) vermeiden die ungenügende Feingutabscheidung<br />
bei den Umluftsichtern, in dem außer dem Ventilator auch die<br />
Feinstaubabscheider (Aerozyklone) außerhalb des eigentlichen Sichtergehäuses<br />
untergebracht sind. Die Trennkorngröße kann während des Betriebes mit Hilfe<br />
von Drosselklappen in der Luftleitung und über die Drehzahl des Zentrifugalsystems<br />
verändert werden. Sichter dieser Art werden vor allem in Kreisläufen<br />
zur Mahlung von Zementklinkern eingesetzt.<br />
In der Absicht, bei der Zementsichtung die Strömungsverhältnisse und die<br />
Gutbeladung im Sichtraum weiter zu stabilisieren, entstand in neuerer Zeit der<br />
O-SEPA-Sichter (Folie 4.48.5) /5.34./. Das Aufgabegut gelangt durch die<br />
Aufgaberohre (1) auf den Streuteller (2), der es radial abwirft und mit Hilfe des<br />
Pufferringes (3) in den Ringraum zwischen den Schaufelsystemen (4) und (5)<br />
verteilt. Die primäre Sichtluft, die mittels Ventilators erzeugt wird, tritt tangential<br />
durch den Kanal (6) und das Leitschaufelsystem (4) in den Ringraum ein.<br />
Mit Hilfe eines sekundären Sichtlufteintrittes (7) wird die Umlaufströmung<br />
weiter stabilisiert. Die im Sichtluftstrom suspendierten feinen Partikeln werden<br />
von diesem nach innen und aufwärts zum Feingutaustrag transportiert, wobei<br />
beim Passieren des den Aufstrom erzeugenden Schaufelsystems (5) eine Nachsichtung<br />
erfolgt. Die groben Partikeln fallen in den unteren Konus (7), wobei<br />
diese ebenfalls mit tertiärer Sichtluft nachklassiert werden.<br />
Auch bei den Abweiseradsichtern wird das Ziel verfolgt, durch beschaufelte<br />
Rotoren stabilere Sichtbedingungen zu erzielen. Einer der bekanntesten Windsichter<br />
dieser Art ist der HOSOKAWA MICRON SEPARATOR (Folie 4.47.4<br />
und Folie 4.49.6). Die zu sichtende Aerosuspension wird mittels nachgeschaltetem<br />
Ventilator in den Sichtraum (1) eingesaugt. Dort befindet sich der<br />
beschaufelte, stufenlos regelbare Rotor (2). Das Sichtgut prallt gegen die<br />
Schaufel, wodurch das Zerstören von Agglomeraten gefördert wird. Das im<br />
Luftstrom suspendierte Feingut gelangt durch den Rotor zum Feingutaustrag.<br />
Das Grobgut fällt nach unten aus, wobei auch hier wieder eine Nachsichtung<br />
mittels sekundärer Sichtluft geschieht. Erzielbar sind Trennkorngrößen zwischen<br />
etwa 5 und 150 µm.<br />
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301<br />
Von den Gegenstromsichtern (Folie 4.49.7) ist ebenfalls eine größere Zahl<br />
von Bauarten eingeführt. Charakteristisch für Schwerkraft-Gegenstromsichter<br />
(Aufstromsichter Folie 4.49.8) ist ein senkrechter oder zumindest steil geneigter<br />
Sichtkanal, in dem die Luft aufströmt und dem das Sichtgut etwa in halber<br />
Höhe von der Seite zugeführt wird. δ = u/v sT beträgt bei diesen Klassierern 1<br />
bis 2. Relativ hohe Trennschärfen sind für Trennkorngrößen 0,3 bis 0,6 mm<br />
erzielbar, wobei die Luftbeladung 0,5 kg/m 3 nicht übersteigen sollte.<br />
In Spiralwindsichtern wird die Gegenstromsichtung im Zentrifugalkraftfeld<br />
verwirklicht. In Folie 4.49.9 ist die Bauart MICROPLEX der ALPINE AG dargestellt<br />
/5.35/. Das Sichtgut gelangt aus dem Fallschacht (1) auf die Leitschaufeln<br />
(3). Die tangential von außen zugeführte Luft tritt durch die Leitschaufeln<br />
in den Sichtraum (2) ein und strömt auf Spiralbahnen in den flachen, zylindrischen<br />
Klassierraum nach innen. Gröbere Partikeln gleiten über die Leitschaufeln<br />
zur Schneide (4) und werden von der Schnecke (5) zum Grobgutaustrag<br />
gefördert. Um Wandreibungen weitgehend auszuschalten, rotieren die Sichtraumwände<br />
mit der mittleren Tangentialgeschwindigkeit der Luftströmung. Die<br />
Trennkorngröße eines Spiralwindsichters lässt sich aus dem Gleichgewicht der<br />
an einem Partikeln angreifenden Zentrifugalkraft und der radial nach innen<br />
gerichteten Komponente der Widerstandskraft der Strömung berechnen. Die<br />
Trennkorngröße hängt von der Anstellung der Leitschaufeln, dem Sichtraumdurchmesser<br />
und der Ventilatordrehzahl ab. Mit Sichtern dieser Bauart lassen<br />
sich Trennkorngrößen von 2 bis 50 µm realisieren.<br />
Auch bei den Zentrifugalkraft-Gegenstromsichtern ist in neuerer Zeit der<br />
Stabilisierung der Strömung mittels Rotoren im Prozessraum erhöhte Aufmerksamkeit<br />
beigemessen worden. Dies kommt z. B. bei dem in Folie 4.49.10 dargestellten<br />
Turbosichter (NISSHIN ENGINEERING Co., Ltd., Tokio) zum<br />
Ausdruck. Er arbeitet unter Saugstrombedingungen, wobei etwa 90 % der Luft<br />
durch den Sichtlufteintritt (1) und 10 % durch den Sichtguteintritt (2) angesaugt<br />
werden. Der Gutaufgabe lässt sich eine Dispergierdüse vorschalten. Das<br />
Gut gelangt dann auf der als Streuteller (4) ausgebildeten Oberseite des Rotors<br />
(3) nach außen und wird in den Sichtraum abgeworfen. Mittels der Schaufelsysteme<br />
(5) und (6) erhält die eintretende Luftströmung die für die Trennung<br />
erforderliche tangentiale Geschwindigkeitskomponente. Die Trennung vollzieht<br />
sich wie beim Spiralwindsichter unter der Wirkung von Zentrifugalkraft<br />
und nach innen gerichteter Komponente der Widerstandskraft. Mit Sichtern<br />
dieser Art sollen Trennkorngrößen bis zu etwa 1 µm herab realisierbar sein.<br />
Zwei Zusatzkapitel:<br />
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302<br />
4.6 Mehrstufige turbulente Querstrom-Aerotrennung im Zick-Zack-<br />
Kanal<br />
Den gesamten Manuskripttext mit zusätzlichen Bildern findet man in den gesonderten<br />
Dateien: MVT_e_4_6neu.doc bzw. MVT_e_4_6neu.pdf.<br />
• Stömungssimulation ohne Partikel siehe Folie 4.50,<br />
• RI-Fließbild der Versuchsanlage siehe Folie 4.51,<br />
• Aufstellungsplan der Versuchsanlage siehe Folie 4.52.<br />
4.6.1 Stationäre Partikelanzahlkonzentrationsverteilung<br />
• Übersicht über Voraussetzungen der Lösung der Fokker-Planck-<br />
Gleichung für das mehrstufige turbulente Querstromtrennmodell siehe<br />
siehe Folie 4.53,<br />
4.6.2 Trennfunktion für die mehrstufige Trennung<br />
4.6.2.1 Trennfunktion, Trennmerkmale und Trennschärfe<br />
• Herleitung der Mehrstufen-Trennfunktion siehe Folie 4.54.<br />
• Darstellung der Mehrstufen-Trennfunktion siehe Folie 4.55.<br />
4.6.2.2 Wirksame Trennstufenzahl und Trennstufen-Ausnutzungsgrad<br />
• Wirksame Trennstufenzahl und Trennstufen-Ausnutzungsgrad siehe<br />
Folie 4.55,<br />
• Trennschärfe in Abhängigkeit von der Stufenzahl siehe Folie 4.56<br />
4.6.2.3 Prozessbewertung mehrstufiger Querstromtrennungen<br />
• Allgemeine Übersicht über die wesentlichen Prozessbewertungsgrößen<br />
mehrstufiger Querstromtrennungen siehe Folie 4.57,<br />
• Modellvergleich mit Klassierversuchen für die mehrstufige turbulente<br />
Querstrom-Windsichtung siehe Folie 4.58,<br />
• Energetische Bewertung einer mehrstufigen turbulenten Trennung im<br />
Zick-Zack-Kanal siehe ebenfalls Folie 4.58,<br />
• Mehrstufige Aerosortierung von Beton-Ziegel-Bruch siehe Folie 4.59,<br />
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303<br />
• Mehrstufige Aerosortierung einer Beton – Ziegel - Gummigranulat –<br />
Mischung siehe Folie 4.60,<br />
• Zusammenfassung und Ausblick des Kapitels 4.6 siehe Folie 4.61.<br />
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4.7 Staubabscheiden<br />
304<br />
4.7.1 Entstauben<br />
Bei verfahrenstechnischen Prozessen, an denen trockene Stoffe beteiligt sind -<br />
einschließlich des Förderns und Lagerns -, lässt sich das Aufwirbeln von Staub<br />
unterschiedlicher Feinheit und damit das Entstehen von Staub-Luft-Gemischen<br />
(Aerosuspensionen) praktisch nicht vermeiden, wobei vor allem Partikelgrößen<br />
von 0,1 µm bis etwa 1000 µm anfallen. Ohne entsprechende Maßnahmen würden<br />
sich deshalb meist unzumutbare Arbeitsplatzbedingungen ergeben. Darüber<br />
hinaus kann eine ungenügende Entstaubung auch nachteilige Folgen für<br />
die technische Ausrüstung haben (z.B. Erhöhen des Verschleißes). Der Gesichtspunkt<br />
der Rückgewinnung von Wertstoff mittels Entstaubung kann ebenfalls<br />
bedeutsam sein (Folie 4.62).<br />
Die Entstaubungstechnik befasst sich mit den Prozessen und Ausrüstungen, die<br />
eine Phasentrennung fest-gasförmig bewirken.<br />
Hinsichtlich der räumlichen Zuordnung von Entstaubungsanlagen gibt es zwei<br />
Möglichkeiten:<br />
a) die an den Stauberzeugern entstehende Aerosuspension wird abgesaugt und<br />
einem zentral angeordneten Abscheider bzw. System von Abscheidern zugeführt;<br />
b) die Phasentrennung der Aerosuspension erfolgt dezentral unmittelbar am<br />
Stauberzeuger, wobei die abgeschiedenen Staubteilchen wieder in den<br />
stauberzeugenden Gutstrom ausgeschieden werden.<br />
In Folie 4.63.1 ist das Blockfließbild einer Entstaubungsanlage entsprechend<br />
Variante a) dargestellt: Die Staubabsaugung am Stauberzeuger erfolgt mit entsprechenden<br />
Trägerluftmengen. Durch eine Rohgasleitung wird die Aerosuspension<br />
der Staubabscheidung zugeleitet. Die Staubabscheidung kann in einem<br />
oder in mehreren hintereinander geschalteten Apparaten vorgenommen werden.<br />
Im ersten so genannten Grob- oder Vorabscheider wird eine Teilabscheidung<br />
der Partikel realisiert. Im nachgeschalteten Feinabscheider wird dann die so<br />
genannte Endreinigung der Gase auf die gewünschte Staubkonzentration<br />
durchgeführt. Die maximal zulässigen Konzentrationen nichttoxischer Stäube<br />
in der Luft am Arbeitsplatz und die Bedingungen für deren Bestimmung waren<br />
durch die TGL 22 311/01 und 32 601/01 festgelegt, Tabelle 4.10.<br />
Im Anschluss an den Entstauber wird das gereinigte Gas im allgemeinen durch<br />
die Reingasleitung zu einem Gebläse geleitet und von dort entweder ins Freie<br />
oder zu einer Verwendungsstelle geführt.<br />
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305<br />
Entstaubungsanlagen dieser herkömmlichen Art sind technisch aufwendig und<br />
stellen in vielen Fällen einen erheblichen Kostenfaktor bei der trockenen Verarbeitung<br />
körniger Stoffe dar. Sie sind jedoch technisch ausgereift und beherrschen<br />
heute weitgehend die Entstaubungstechnik.<br />
Tabelle 4.10: Maximal zulässige Konzentration nichttoxischer Stäube in der<br />
Luft am Arbeitsplatz<br />
a) Nach TGL 22 311/01 (gültig ab 01.06.1978 für nichttoxische Stäube in bestehenden<br />
Betrieben (nicht gültig für asbesthaltige Stäube)):<br />
MAK D maximal zulässige Arbeitsplatz-Dauerkonzentration während 8 ¾ h;<br />
MAK K maximal zulässige Arbeitsplatz-Kurzzeitkonzentration über 30 min während<br />
der höchsten Konzentration innerhalb der täglichen Arbeitszeit.<br />
Staubgrupptallinem<br />
Beispiele<br />
Gehalt an kris-<br />
MAK D MAK K<br />
SiO 2 in cm -3 cm -3<br />
Ma %<br />
I Quarz, Sandstein, Grauwacke<br />
> 50 100 300<br />
II Granit, Quarzporphyr, 20 ... 50 250 500<br />
Tonschiefer<br />
III Diorit, Syenit, Steinkohle<br />
5 ... 20 500 1000<br />
Kaolin, Tone<br />
IV Basalt, Kalkstein, Gips < 5 800 1500<br />
Zement, Braunkohle<br />
V Eisen, Messing, Kunststoffe<br />
- 800 1500<br />
Als Staubmessgerät ist hierfür das Konimeter anzuwenden<br />
b) Nach TGL 32 601/01 (gültig ab 1.1.1978 für die maximal zulässige Konzentration<br />
von Aerosolen mit vorwiegend fibrogener Wirkung in unter Projektierung<br />
oder Rekonstruktion stehenden Betrieben):<br />
Aerosole MAK K in mg/m 3<br />
Aerosole mit > 70 % kristallinem SiO 2 1<br />
Aerosole mit 10 bis 70 % kristallinem SiO 2 2<br />
Aerosole mit 2 bis 10 % kristallinem SiO 2 4<br />
Aerosole mit < 2 % kristallinem SiO 2 10<br />
MAK D in mg/m 3<br />
a) für fibrogene Substanzen (Quarz, Cristobalit, Tridymit) 0,1<br />
b) für inerte Substanzen ohne spezifische Wirkung 0,5<br />
Zur Probenahme dient ein zweistufiges Gravimeter (Zyklon mit nachgeschaltetem<br />
Filter)<br />
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306<br />
In neuerer Zeit werden aber verstärkte Anstrengungen unternommen, um billigere<br />
dezentrale Entstaubungsanlagen entsprechend obiger Variante b) zu erstellen.<br />
Zum Beispiel kann bei geringer Zahl weit voneinander entfernter Stauberzeuger<br />
eine Absaughaube mit unmittelbar aufgesetztem Entstauber vorteilhaft<br />
sein. Besonders effektiv ist bei offenen Stauberzeugern die Abscheidung durch<br />
Besprühen der Aerosuspension mit Wasser (Heterokoagulationstrennung).<br />
Hierbei gelingt es, durch Verwendung spezieller Sprühdüsen sowie durch hydrophilierende<br />
Zusätze mit sehr geringen Wassermengen (< 0,5 Masse-%<br />
bezogen auf den zu entstaubenden Gutstrom) auszukommen.<br />
4.7.2 Staubabsaugung<br />
Bei der Gestaltung der Absaugung und Förderung des Staub-Luft-Gemisches<br />
ist davon auszugehen, die Stäube am Ort der Entstehung möglichst vollständig<br />
zu erfassen und mit niedrigem Energiebedarf, d.h. geringem Druckverlust, zu<br />
fördern. Für die Stauberfassung dienen Absaughauben, die an den stauberzeugenden<br />
Ausrüstungen angebracht werden. Die Luftgeschwindigkeit an der Saugöffnung<br />
des Absaugstutzens soll etwa 0,5 bis 3 m/s betragen. Entsprechende<br />
Saugquerschnitte lassen sich durch eine geeignete Ausbildung der Hauben anpassen.<br />
Lösungsmöglichkeiten bei der Gurtbandförderung gibt Folie 4.63.2<br />
wieder. In Abhängigkeit vom Durchsatz der zu entstaubenden Ausrüstungen<br />
sind etwa die in Tabelle 4.11 angegebenen Absaugeluftmengen vorzusehen.<br />
Die Volumenströme für das Staub-Luft-Gemisch sind so auszulegen, dass kein<br />
Absetzen der Partikeln erfolgt. In horizontalen Leitungen sollte die Strömungsgeschwindigkeit<br />
etwa 15 bis 20 m/s betragen. Ist die Staubabsaugung<br />
an den einzelnen Ausrüstungen nicht ausreichend wirksam, so ist eine<br />
Raumentstaubung zu erwägen.<br />
Tabelle 4.11: Abzusaugende Luftmengen für die Entstaubung<br />
Absaugort<br />
Luftvolumenstrom<br />
V in m³/min<br />
Übergabestellen von Gurtförderern 10 ... 40<br />
Becherwerke 10 ... 40<br />
Bunker 10 ... 30<br />
Zerkleinerungsmaschinen 15 ... 150<br />
Magnetscheider 30 ... 40<br />
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4.7.3 Staubabscheidung<br />
307<br />
In Folie 4.64.4 sind schematisch die Wirkprinzipien für die Abscheidung von<br />
Staubteilchen aus einer Aerosuspension dargestellt:<br />
- Querstrom- und Gegenstromtrennungen in Schwerkraft-, Zentrifugalkraftund<br />
elektrischen Feldern,<br />
- Ausnutzen der Massenträgheit der Partikeln (Umlenk- und Pralleffekte),<br />
- Filtern der Aerosuspension,<br />
- Heterokoagulationstrennung, wobei die Staubteilchen an Flüssigkeitstropfen<br />
gebunden werden.<br />
Die Grundlagen für die Modellierung der entsprechenden Prozesse der Staubabscheidung<br />
wurden für die Querstrom- und Gegenstromtrennung im Abschnitt<br />
4.3 behandelt. Zu ergänzen ist jedoch noch, dass bei Staubabscheidungsprozessen<br />
auch die Bewegung sehr feiner Partikeln (etwa d < 1 µm) zu<br />
betrachten ist. Sobald die mittlere freie Weglänge λ g der Gasmoleküle von der<br />
Größenordnung der Partikelndurchmesser d oder größer ist, darf das Gas im<br />
Vergleich zu den Partikeln nicht mehr als Kontinuum betrachtet werden. Die<br />
hierfür maßgebende Kennzahl ist die KNUDSEN-Zahl Kn:<br />
λ g<br />
Kn = . (4.444)<br />
d<br />
Für λ g gilt nach der kinetischen Gastheorie:<br />
k T η<br />
λ = g<br />
π 0,499u<br />
ρ<br />
. (4.21)<br />
d M<br />
B<br />
=<br />
2d<br />
2 M<br />
p<br />
M<br />
Moleküldurchmesser<br />
g<br />
k B = 1,38*10 -23 J/K BOLTZMANN-Konstante (= R/N A s. auch Gl.(1.34))<br />
p, T Druck bzw. absolute Temperatur des Gases<br />
u mittlere Schwankungsgeschwindigkeit der Gasmoleküle (= 485 m/s für<br />
M<br />
Luft bei θ = 0°C)<br />
Theoretische und experimentelle Untersuchungen haben gezeigt, dass der<br />
Strömungswiderstand mit zunehmender KNUDSEN-Zahl kleiner wird. Im Bereich<br />
0,1 < Kn < 1000 und Re < 0,25 lassen sich die bekannt gewordenen Messergebnisse<br />
der Widerstandszahl c W durch folgende Gleichung approximieren (<br />
d < 0,5 µm):<br />
cW,St<br />
cW =<br />
. (4.24)<br />
⎡<br />
⎛ 0,55 ⎞⎤<br />
1 + Kn ⋅ ⎢2,514<br />
+ 0,8 ⋅ exp⎜<br />
− ⎟⎥<br />
⎣<br />
⎝ Kn ⎠⎦<br />
Die Beurteilung der Prozessgüte des Trennergebnisses erfolgt wie bei der<br />
<strong>Stromklassierung</strong> durch die Trennfunktion des Grobgutes (Fraktions- oder Stu-<br />
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308<br />
fenentstaubungsgrad). In vielen Fällen genügt die Angabe des sog. (Gesamt-<br />
)Abscheidegrades R m , der als Feststoffmasseausbringen des Staubabscheiders<br />
definiert ist:<br />
R<br />
m<br />
cs,g,roh<br />
− cs,g,rein<br />
µ<br />
s,g,roh<br />
− µ<br />
s,g,rein<br />
= =<br />
. (4.445)<br />
c<br />
µ<br />
s,g,roh<br />
s,g,roh<br />
c s,g,roh , c s,g,rein Staubkonzentrationen im Roh- bzw. Reingas in g/m 3<br />
µ s,g,roh , µ s,g,rein Staubbeladungen im Roh- bzw. Reingas in g/kg<br />
Die Ausrüstung zur Staubabscheidung werden üblicherweise unterteilt in<br />
Schwerkraft-, Zentrifugalkraft- und elektrische Abscheider, in denen vor allem<br />
Querstromtrennungen durchgeführt werden, sowie Filtrationsabscheider und<br />
Nassscheider nach dem Prinzip der Heterokoagulationstrennung. Orientierungswerte<br />
zu den Einsatzbereichen der wichtigsten Abscheider sind aus Tabelle<br />
4.12 zu ersehen:<br />
Tabelle 4.12: Einsatzbereiche von Staubabscheidern<br />
Prozessdaten<br />
Zentrifugal- elektrische Filtrationsabscheidescheider<br />
Nassab-<br />
abscheider Abscheider<br />
hohe Fraktionsabscheidegrade<br />
T i → 1 für Partikelgrößen<br />
> 10 > 1 > 0,5 > 0,1<br />
d i in µm<br />
Rohgasstaubbeladung<br />
c s,g,roh in g/m³<br />
< 1000 < 50 < 100 < 10<br />
erzielbare Reingasstaubbeladung<br />
c s,g,rein in 100 ... 200 < 50 < 30 50 ... 100<br />
mg/m 3<br />
Druckverlust ∆p in Pa 300... 2500 50 ... 150 500...1500 100...1000<br />
max. Gastemperatur θ g<br />
in °C<br />
Rohgasdurchsatzbereich<br />
V in m³/h<br />
450 450 (1000) 140 (350) 300<br />
3000... 10 000... 1000... 3000...<br />
200 000 300 000 100 000 100 000<br />
4.7.3.1 Schwerkraftabscheider<br />
Das Trennprinzip der Schwerkraftabscheider ist den Darstellungen auf Folie<br />
4.64.4a bis d zu entnehmen. Die Gasgeschwindigkeit wird durch Querschnittserweiterung<br />
in den Absetzkammern stark herabgesetzt. Der Abscheidevorgang<br />
- vornehmlich gröberer Partikeln - wird durch die Schwerkraft bewirkt als<br />
Querstromtrennung in einer Staubabsetzkammer oder als Staubbunker, aus<br />
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309<br />
denen sie periodisch oder kontinuierlich entnommen werden. Wird die Aerosuspension<br />
im Abscheider zu einer oder mehreren Richtungsänderungen gezwungen,<br />
so zeigt sich ein besserer Abscheideeffekt als bei der alleinigen<br />
Schwerkraftabscheidung. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Partikeln<br />
beim Umlenken der Strömung infolge ihrer Trägheit in wandnahe Bereiche<br />
dringen und dadurch der Hauptströmung entzogen werden.<br />
4.7.3.2 Zentrifugalkraftabscheider<br />
Die wichtigsten Zentrifugalkraftabscheider sind die Aerozyklone, die hinsichtlich<br />
des prinzipiellen Aufbaues und der Arbeitsweise den Hydrozyklonen entsprechen<br />
Folie 4.65.5. In Folie 4.65.6 sind verschiedene Bauarten von Aerozyklonen<br />
dargestellt, die entweder einen tangentialen oder einen axialen Gaseintritt<br />
besitzen. Das erstere ist bei Einzelzyklonen üblich, während vom letzteren<br />
vielfach bei Multizyklonanordnungen Gebrauch gemacht wird.<br />
Unabhängig vom Gaseintritt entsteht im Zykloninnern - wie beim Hydrozyklon<br />
- eine äußere abwärts gerichtete Wirbelströmung. Davon werden infolge der<br />
Drosselwirkung des unteren konischen Teiles laufend Volumenelemente zu<br />
einer inneren, aufwärts gerichteten Wirbelströmung umgelenkt. Wie beim Hydrozyklon<br />
sind die Strömungsverhältnisse kompliziert und die mathematische<br />
Erfassung nur nach entsprechenden Vereinfachungen möglich.<br />
Es ist zweckmäßig, die um die Zyklonachse symmetrische räumliche Strömung<br />
in die Tangential- oder Umfangskomponente u tg = u ϕ , die Radialkomponente u r<br />
und die Axialkomponente u ax zu zerlegen. u tg nimmt von außen nach innen zu<br />
u<br />
n<br />
⋅ r const.<br />
mit n = 0,5 bis 0,7 (4.225)<br />
tg<br />
=<br />
und fällt dann im Wirbelkern wieder ab. Die Radialkomponente u r ist im Außenteil<br />
nach innen gerichtet, die Axialkomponente u ax , im äußeren Teil nach<br />
unten und im inneren nach oben.<br />
Die Turbulenz der Aerozyklonströmung beeinflusst in hohem Maß die Staubabscheidung.<br />
Hierbei muss beachtet werden, dass der Turbulenzgrad in der<br />
Einlaufdüse bzw. der Zuführungsrohrleitung höher liegt als im Zykloninnern.<br />
Dies erklärt sich aus der Erscheinung der Turbulenzdämpfung in Zentrifugalströmungen.<br />
Im Vergleich mit dem Hydrozyklon ist zu vermerken, dass wegen<br />
der höheren Dichtedifferenz (ρ s - ρ g ) entsprechend niedrigere Feststoffbeladungen<br />
µ = m<br />
/ m<br />
der turbulenten Strömung möglich sind. Mit wachsender<br />
s,g<br />
s<br />
g<br />
Staubbeladung wird die Turbulenz der Transportströmung durch den Staub<br />
gedämpft, bis oberhalb der so genannten Grenzbeladung die gesamte über-<br />
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310<br />
schüssige Masse des Staubes ausfällt. Für die Grenzbeladung im Aerozyklon<br />
gilt die empirische Beziehung:<br />
s,g,G<br />
( d / d ) 1, 5<br />
µ ≈ 0,1<br />
⋅ . (4.446)<br />
d T<br />
d m,3<br />
T<br />
m,3<br />
Trennkorngröße des Aerozyklons<br />
mittlere Partikelgröße des Staubes<br />
Beziehungen, die mehr Einflussgrößen berücksichtigen, können der Fachliteratur<br />
entnommen werden [s. LÖFFLER Staubabscheiden], z.B.:<br />
λ<br />
D<br />
D<br />
W<br />
o<br />
µ<br />
s,g,G<br />
=<br />
(4.447)<br />
2 ⎛ Do<br />
⎞ u<br />
tg,ou<br />
tg<br />
2 ρ<br />
sd50,3⎜1<br />
− ⎟ ⎠<br />
⎝<br />
η<br />
D<br />
D Zyklondurchmesser<br />
D o<br />
u tg,o<br />
u tg<br />
Tauchrohrdurchmesser<br />
Tangentialgeschwindigkeit am Tauchrohr<br />
Tangentialgeschwindigkeit am Zyklonmantel<br />
mit dem Wandreibungsbeiwert (= 0,005 für feststofffreie Gasströmung)<br />
W=<br />
,0051 2<br />
( + )<br />
λ 0 µ für µ s,g < 1 kg/kg bzw. (4.448)<br />
W<br />
3<br />
s,g<br />
( + )<br />
λ = 0 ,0051 µ für µ s,g > 1 kg/kg. (4.449)<br />
s,g<br />
Bei niedrigen Staubbeladungen des Rohgases (etwa < 10 g/m³ bzw. < ≈10<br />
g/kg), wie sie bei vielen Entstaubungsproblemen vorliegen, werden die Staubpartikeln<br />
von der Zyklonenströmung getragen. Für die Beschreibung dieses<br />
Trennvorganges geht man im allgemeinen vom Modell der Gegenstromklassierung<br />
aus, d.h., für die Partikeln mit der Trennkorngröße d T wird die Sinkgeschwindigkeit<br />
v sT im Zentrifugalkraftfeld gleich der Radialkomponente u r des<br />
Fluids im Aerozyklon gesetzt. Partikeln mit v s > v sT sollten an der Zyklonwand<br />
ausgeschieden, die mit der Sinkgeschwindigkeit v s < v sT vom Gasstrom ausgetragen<br />
werden. Das reale Trennverhalten wird aber auch hierbei durch Trennkurven<br />
T(d) (Fraktionsabscheidegrad-Kurven) beschrieben.<br />
Vielfach geht man von dem vereinfachten Trennmodell v sϕT = u r aus und weiterhin<br />
davon, dass das Grenzkorn auf der Oberfläche eines gedachten Trenn-<br />
Zylinders rotiert, der vom Tauchrohr bis zum unteren Zyklonenende reicht<br />
[nach BARTH]. Alle Partikeln, die größer als das Grenzkorn d T sind, werden<br />
abgeschieden. Kleinere gelangen mit dem Gasstrom ins Feingut zum Überlauf<br />
hinaus. Somit ergeben sich die Tangentialgeschwindigkeit (≈ 10 .. 30 m/s)<br />
a<br />
z<br />
2<br />
2<br />
u<br />
tg,o<br />
2 ⋅ u<br />
tg,o<br />
= z ⋅g<br />
= =<br />
(4.450)<br />
R D<br />
o<br />
o<br />
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311<br />
mit der den Gasdurchsatz bestimmenden mittleren Radialgeschwindigkeit -<br />
gewöhnlich nur einige cm/s<br />
u<br />
r,o<br />
V<br />
=<br />
πD<br />
h<br />
u tg,o ; u r,o<br />
D o<br />
D<br />
h o ≈ 3 D<br />
V <br />
o<br />
o<br />
. (4.451)<br />
Tangential-/Radialgeschwindigkeit auf der gedachten Trenn-<br />
Zylindermantelfläche von Tauchrohr bis Zyklonunterlauf<br />
Durchmesser des Tauchrohres<br />
Zyklondurchmesser<br />
Abstand des Tauchrohres vom Zyklonunterlauf<br />
Gasvolumendurchsatz<br />
Für das Verhältnis aus Tangential- oder Umfangsgeschwindigkeit zur mittleren<br />
Axialgeschwindigkeit im Tauchrohr erhält man mit:<br />
4V<br />
uo= (4.452)<br />
πD<br />
u<br />
u<br />
tg,o<br />
o<br />
2<br />
o<br />
⎛<br />
⎜ ⎜ = α<br />
⎜<br />
⎜<br />
⎝<br />
i<br />
4D h<br />
πD<br />
i i<br />
2<br />
o<br />
⋅<br />
Do<br />
4Di<br />
h<br />
i<br />
+ λ<br />
2(D + h )<br />
i<br />
i<br />
W<br />
⎞<br />
⎟<br />
2h ⎟<br />
D ⎟<br />
o<br />
⎟<br />
⎠<br />
−1<br />
⎛<br />
=<br />
⎜α<br />
⎝<br />
i<br />
2(Di<br />
+ h<br />
i<br />
)<br />
+ λ<br />
πD<br />
α i Einlaufbeiwert (4.453)<br />
D i<br />
h i<br />
Einlaufbreite bei Schlitzeinlauf<br />
Einlaufhöhe<br />
E int rittsdrehimpuls u<br />
iDiρ<br />
V<br />
g<br />
α =<br />
=<br />
Hauptströmungsdrehimpuls u Dρ<br />
V<br />
u tg<br />
i<br />
=<br />
tg<br />
g<br />
u<br />
u<br />
i<br />
tg<br />
o<br />
W<br />
2h<br />
D<br />
o<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
−1<br />
Di<br />
. (4.454)<br />
D<br />
Tangential- bzw. Umfangsgeschwindigkeit im Zyklonzylinder bei D<br />
Aus Gründen der Drehimpulserhaltung bei reibungsfreier Rotationsströmung<br />
müsste α i = 1 sein. Dieser wird jedoch durch die Wandreibungsverluste modifiziert<br />
(hier für den Schlitzeinlauf):<br />
0,5 0,45<br />
⎛ 4Di<br />
h ⎞<br />
i ⎛ 2Di<br />
⎞<br />
1−<br />
0,36 ⋅<br />
⎜<br />
2<br />
⎜ ⎟<br />
D<br />
⎟<br />
π<br />
o ⎝ D ⎠<br />
α<br />
i=<br />
. (4.455)<br />
⎝ ⎠<br />
Setzt man in das vereinfachte Trennmodell die STOKES-Formel für die stationäre<br />
Sinkgeschwindigkeit ein und berücksichtigt die Gln.(4.450) und (4.451)<br />
sowie einen Anpassungsfaktor von 1,3 [nach MUSCHELKNAUTZ], so erhält<br />
man:<br />
d<br />
T<br />
= 1,3 ⋅<br />
9 ⋅η<br />
⋅D<br />
r,<br />
o<br />
2<br />
( ρ − ρ ) ⋅u<br />
s<br />
g<br />
o<br />
⋅u<br />
tg , o<br />
(4.456)<br />
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312<br />
mit Gl. (4.225), D/D o ≈ 3, h o /D o ≈ 5, h/D o ≈ 6, D i /D ≈ 0,14, A i /A o ≈ 0,9 (Folie<br />
n<br />
u<br />
,<br />
= D / D ⋅u<br />
folgt die Auslegungsgleichung<br />
4.65.7) sowie n ≈ 0,5 und<br />
tg o<br />
(<br />
o<br />
)<br />
tg<br />
für die Trennkorngröße eines Aerozyklons<br />
d<br />
T<br />
2n<br />
2<br />
9 ⋅η Ai<br />
⎛ Do<br />
⎞ 1<br />
= 1,3 ⋅<br />
⋅ ⋅⎜<br />
⎟ ⋅<br />
π ⋅( ρ − ρ ) h ⎝ D ⎠ V<br />
. (4.457)<br />
s<br />
g<br />
o<br />
A = D ⋅ h Querschnittsfläche der Zyklonaufgabe (Einlaufkanal, i = input)<br />
i<br />
i<br />
i<br />
Mit dieser Auslegungsgleichung kann einfach die Berücksichtigung von<br />
d 2 ,2⋅<br />
T =<br />
η<br />
( ρ −ρ ) ⋅<br />
s<br />
g<br />
A<br />
h<br />
2<br />
i<br />
o<br />
2n<br />
⎛ Do<br />
⎞<br />
⋅⎜<br />
⎟<br />
⎝ D ⎠<br />
⋅<br />
1<br />
V<br />
Prozesszielgröße<br />
Konstante<br />
Stoffeinflussgrößen<br />
Apparategeometriegrößen<br />
Prozessgrößen<br />
dargestellt werden. Damit lassen sich nun beispielhaft folgende Abschätzungen<br />
zur Prozessverbesserung vornehmen:<br />
n<br />
1<br />
Wegen dT ∝ D o<br />
und d T<br />
∝ lässt sich wie beim Hydrozyklon eine bessere<br />
V <br />
Abscheidung bei geringerer Trennkorngröße durch kleinere Zyklone - hier<br />
durch kleinerem Tauchrohrdurchmesser D o und/oder höherem Gasdurchsatz<br />
bewerkstelligen.<br />
Dem stehen jedoch weitere wesentliche Prozesszielgrößen wie ein erhöhter<br />
Druckverlust<br />
∆p<br />
= ξ<br />
ges<br />
ρg<br />
u<br />
2<br />
2<br />
o<br />
= 8ξ<br />
ges<br />
ρ<br />
g<br />
2<br />
V<br />
2<br />
π D<br />
u o mittlere Gasgeschwindigkeit im Tauchrohr<br />
ξ ges gesamter Druckverlustbeiwert<br />
und ein erhöhter Leistungsbedarf entgegen:<br />
4<br />
o<br />
4<br />
o<br />
(4.458)<br />
3<br />
V<br />
P = ∆pV<br />
<br />
= 8ξ<br />
gesρg<br />
2<br />
π D<br />
. (4.459)<br />
3<br />
Wegen P ∝ V<br />
6<br />
folgt mit Gl.(4.457) P ∝ 1/ d T<br />
, d.h. die Absenkung der Trennkorngröße<br />
d T um die Hälfte durch Vervierfachung des Gasdurchsatzes V bedeuten<br />
das 16-fache des Druckverlustes ∆p und eine 2 6 = 64-fache Steigerung<br />
des notwendigen Leistungsbedarfes P eines Lüfters.<br />
Der gesamte Druckverlustbeiwert setzt sich aus der Summe der Beiwerte für<br />
Verluste in der Einlauf-, Zyklonhaupt- und Tauchrohrströmung (mit den<br />
Gln.(4.448), (4.449), (4.453) und (4.455)) zusammen:<br />
ξ =ξ +ξ + ξ mit (4.460)<br />
ges<br />
i<br />
Z<br />
o<br />
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- Schlitzeinlauf ξ i≈0<br />
2<br />
⎛ u<br />
tg,o ⎞ D ⎡ u<br />
o<br />
tg,o 2h ⎤<br />
- Zyklonhauptströmung ξ<br />
Z=<br />
⎜ ⎢1<br />
W ⎥<br />
u<br />
⎟ ⋅ ⋅ −λ<br />
(4.461)<br />
⎝ o ⎠ D ⎣ u<br />
o<br />
Do<br />
⎦<br />
−1<br />
313<br />
- Tauchrohrströmung<br />
o<br />
4 / 3<br />
⎛ u ⎞ ⎛ u ⎞<br />
ξ = + ⋅⎜<br />
⎟ + ⎜ . (4.462)<br />
2<br />
tg,o<br />
tg,o<br />
3 ⎜ u ⎟ ⎜<br />
o<br />
u ⎟ ⎝ ⎠ ⎝ o ⎠<br />
2<br />
Die Tauchrohrströmung liefert gewöhnlich den größten Anteil am Gesamtdruckverlust.<br />
Der Gesamtabscheidegrad R m lässt sich dann mit Hilfe der Trennkurve T(d)<br />
für gewöhnlich tangentialen Einlauf<br />
−1,235<br />
−3,564<br />
d ⎤<br />
T(d) 1 2<br />
⎥<br />
⎢ ⎢ ⎡ ⎛ ⎞<br />
= + ⋅<br />
⎜<br />
1,3 d ⎟<br />
(4.463)<br />
⎣ ⎝ ⋅ T ⎠ ⎥⎦<br />
sowie der Partikelgrößenverteilung Q 3 (d) des Staubes wie folgt berechnen:<br />
N<br />
∑<br />
i=<br />
1<br />
( 1,3d<br />
)<br />
R = T ⋅ ∆Q<br />
≈ 1−<br />
Q . (4.464)<br />
m<br />
i<br />
3,i<br />
3<br />
T<br />
Q 3 (1,3 d T )<br />
Quantil der Partikelgrößenverteilungsfunktion des Staubes bei<br />
der Partikelgröße 1,3 d T .<br />
Bei höheren Staubgehalten kommt es beim Eintreten des Rohgases in den Zyklon<br />
infolge Turbulenzdämpfung zu einem plötzlichen Überschreiten der Grenzbeladung<br />
und damit zu einer Teilabscheidung des Feststoffes. Es tritt eine ausgeprägte<br />
Bildung von Strähnen ein, die in großen Spiralen an der Wand herunterlaufen.<br />
Für diese Teilabscheidung lässt sich setzen:<br />
µ<br />
s,g,G<br />
R<br />
m1<br />
= 1−<br />
für µ<br />
s,g,roh<br />
> µ<br />
s,g,G<br />
. (4.465)<br />
µ<br />
s,g,roh<br />
Das in den eigentlichen Trennraum eintretende, mit µ s,g,,G beladene Gas ist dort<br />
den gleichen Trennvorgängen ausgesetzt wie ein von Anfang an gering beladenes,<br />
d.h., für diese Teilabscheidung lassen sich die Gln. sinngemäß anwenden.<br />
Dann folgt für den Gesamtabscheidegrad R m unter der Voraussetzung, dass<br />
an der Abscheidung gemäß Gl. (4.465) alle Partikelgrößenklassen proportional<br />
ihrer Massenanteile beteiligt sind:<br />
⎛ µ ⎞ µ<br />
N<br />
µ<br />
N<br />
s,g,G s,g,G<br />
s,g,G ⎛<br />
⎞<br />
R<br />
⎜ ⎟<br />
m<br />
= R<br />
m1<br />
+ R<br />
m2<br />
= 1−<br />
+ ∆ = − ⎜ ∆ −<br />
∑ Ti<br />
Q3,i<br />
1 ∑ Ti<br />
Q3,i<br />
1⎟<br />
⎝ µ<br />
s,g,roh ⎠ µ<br />
s,g,roh i=<br />
1<br />
µ<br />
s,g,roh ⎝ i=<br />
1 ⎠<br />
R<br />
m<br />
µ<br />
s,g,G<br />
≈ 1−<br />
⋅ Q3( 1,3 ⋅ dT<br />
). (4.466)<br />
µ<br />
s,g,roh<br />
Wegen µ s,g,roh > µ s,g,G steigt folglich der Gesamtabscheidegrad und damit die<br />
Prozessgüte.<br />
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314<br />
Die Reststaubbeladung des Reingases µ s,g,rein folgt dann aus dem Gesamtabscheidegrad<br />
R m nach Gl. (4.445) und der Grenzbeladung nach Gl. (4.447):<br />
s,g,rein<br />
s,g,roh<br />
( 1−<br />
R ) = µ ⋅ Q ( 1,3 ⋅ d )<br />
µ = µ ⋅<br />
. (4.467)<br />
m<br />
s,g,G<br />
3<br />
Größere Aerozyklone werden meist als Tangentialzyklone ausgeführt. Folie<br />
4.65.7 vermittelt Erfahrungen für die Gestaltung. Mängel bei der geometrischen<br />
Gestaltung können die Trennwirkung erheblich beeinträchtigen.<br />
Größere Zyklone werden einzeln, aber auch parallel oder hintereinander geschaltet<br />
zur Gasreinigung eingesetzt. Bei Reihenschaltung des feinguthaltigen<br />
Gasstromes zweier Zyklone zur Verbesserung des gesamten Trennergebnisses<br />
werden die beiden Teil-Trennfunktionen multipliziert (siehe auch Gl. (5.10)<br />
MVT_e_5.doc):<br />
[ 1−<br />
T (d)] ⋅ [ 1−<br />
T (d)] = T (d) + T (d) −T (d) ⋅ T (d)<br />
(d) = 1−<br />
(4.468)<br />
Tges<br />
1<br />
2<br />
1 2 1 2<br />
und entsprechend gilt auch für den Gesamtabscheidegrad<br />
R<br />
m,ges<br />
[ 1−<br />
R<br />
m,1] ⋅ [ 1−<br />
R<br />
m,2<br />
] = R<br />
m,1+<br />
( 1−R<br />
m,1<br />
) ⋅ R<br />
m, 2<br />
= 1−<br />
. (4.469)<br />
Unter Multizyklonen versteht man Anordnungen einer größeren Anzahl parallel<br />
geschalteter kleinerer Zyklone, die den Staub in einen gemeinsamen Raum<br />
austragen. Bei Parallelschaltung zu n Zykl Multizyklonen mit V = V / n<br />
gilt für geometrische Ähnlichkeit bei Verkleinerung aller Abmessungen (=<br />
„scale-down“) um den Faktor<br />
n<br />
Zykl<br />
T<br />
Multi<br />
Zykl<br />
D<br />
o,Multi<br />
1<br />
= ⋅ Do<br />
(4.470)<br />
n<br />
Zykl<br />
d<br />
T,Multi<br />
d<br />
T<br />
1<br />
= . (4.471)<br />
4 n<br />
Zykl<br />
4.7.3.3 Elektrische Abscheider<br />
In elektrischen Abscheidern (Elektrofiltern) findet eine Querstromtrennung<br />
statt. Die Partikeln werden in einem Koronafeld aufgeladen und wandern unter<br />
der Wirkung eines elektrischen Feldes zur Niederschlagelektrode, wo sie entweder<br />
mechanisch, z.B. durch Klopfen (Trockenelektrofilter), oder durch eine<br />
Flüssigkeit (Nasselektrofilter) entfernt werden.<br />
In einem elektrischen Abscheider laufen folgende Teilprozesse ab:<br />
a) Aufladen der Staubpartikeln,<br />
b) Transport der Partikeln zur Niederschlagelektrode,<br />
c) Haften der Partikeln an der Niederschlagelektrode und ihre Abführung in<br />
den Staubsammelbunker.<br />
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315<br />
Bezüglich der Aufladung von Partikeln in einem Koronafeld kann auf die Ausführung<br />
in Abschnitt 5.3.3. [LB MVT] verwiesen werden. Für die maximale<br />
elektrische Ladung von Partikeln d > 1 µm, die vom Ionenstrom des Koronafeldes<br />
aufgeladen werden, gilt<br />
Q<br />
r E<br />
E<br />
max<br />
2<br />
= 4⋅<br />
π ⋅ε ⋅r<br />
⋅k<br />
⋅ E<br />
(4.472)<br />
0<br />
E<br />
r / r<br />
c<br />
E<br />
Radius des elektrisch äquivalenten Rotationsellipsoides<br />
elektrische Feldstärke (= U/a im homogenen Feld eines Plattenkondensators<br />
des Abstandes a)<br />
ε 0 elektrische Feld- oder Influenzkonstante (= 8,8542 10 -12 As/Vm)<br />
k Faktor, abhängig von Achsenverhältnis r c /r E des Rotationsellipsoides<br />
rc / r E<br />
und der Permittivität (relativen Dielektrizitäskonstante) ε r<br />
k für<br />
rc / r E<br />
r c /r E ε r = ∞ ε r = 5<br />
0 0,666 0,532<br />
1 3,01 2,15<br />
5 36,2 27,15<br />
Die COULOMB’sche Anziehungskraft ist dann:<br />
<br />
= Q⋅<br />
E . (4.473)<br />
F C<br />
Die Aufladung von Partikeln d < 0,5 µm erfolgt vor allem durch Kollision, die<br />
auf die Wärmebewegung von ionisierten Gasmolekülen und feinste Partikeln<br />
zurückzuführen sind (Ionendiffusion). Dieser Mechanismus gewinnt mit abnehmender<br />
Partikelngröße im Vergleich zur Aufladung durch den Koronastrom<br />
immer mehr an Bedeutung.<br />
Die für die Abscheidung wesentliche Transportgeschwindigkeit v s,E im elektrischen<br />
Feld folgt für den stationären Fall aus dem Gleichgewicht von<br />
COULOMB-Kraft F C = Q⋅E und dem Luftwiderstand F w :<br />
v s,<br />
E<br />
= QE<br />
3πηd<br />
. (4.474)<br />
Für Partikeln < 1 µm wäre dann noch zusätzlich die durch Gl. (4.24) gegebenen<br />
Korrektur zu berücksichtigen. Jedoch beeinflussen auch die unvermeidbare<br />
Strömungsturbulenz, der elektrische Wind und Agglomerationseffekte die Partikelnwanderung.<br />
Die praktisch ermittelten Wanderungsgeschwindigkeiten<br />
liegen für Partikeln d > 5 µm etwa zwischen 0,02 und 0,3 m/s.<br />
Aus Gl.(4.474) wäre zu folgern, dass sich in einem elektrischen Abscheider mit<br />
genügend großer Feldstärke, genügend hoher Partikelnaufladung und/oder ausreichender<br />
Verweilzeit alle Staubteilchen zu den Niederschlagelektroden trans-<br />
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316<br />
portieren lassen. Dies spiegelt im Prinzip auch die Trennfunktion T(d) wider,<br />
deren Ableitung das Modell einer Querstromtrennung mit turbulenter Kernströmung<br />
zugrunde liegt (Folie 4.66):<br />
T<br />
( d)<br />
⎡ A −<br />
v<br />
=<br />
T s,E<br />
1 − exp⎢<br />
V<br />
g<br />
⎢⎣<br />
⎤<br />
⎥<br />
⎥⎦<br />
k<br />
. (4.475)<br />
A T<br />
V <br />
k<br />
g<br />
Abscheidefläche<br />
Rohgas-Volumendurchsatz<br />
Exponent, für den theoretisch k = 1 gilt, k = 0,4 bis 0,6 aber eine bessere<br />
Beschreibung gewährleistet soll.<br />
- mehrstufige Querstromtrennung: Folie 4.67, Folie 4.68, Folie 4.69,<br />
Folie 4.70, Folie 4.71, Folie 4.72,<br />
Folie 4.73, Folie 4.74<br />
Für die Arbeitsweise eines elektrischen Abscheiders sind auch die Vorgänge an<br />
der Niederschlagselektrode mitbestimmend (Folie 4.75.8). Die abgeschiedenen<br />
Partikeln werden bei Trockenelektrofiltern von Zeit zu Zeit abgeklopft oder<br />
abgerüttelt, wobei sie dann möglichst unbehindert vom Gasstrom in den Staubsammelbehälter<br />
fallen sollen. Bei neueren Bauarten wird auch von einer kontinuierlichen<br />
Abreinigung Gebrauch gemacht, wobei der Staubniederschlag an<br />
rotierenden Abscheideelektroden geschieht. Der Vorteil einer trockenen Reinigung<br />
besteht in der Verwertungsmöglichkeit der Stäube. Bei Nasselektrofiltern<br />
geschieht die Abreinigung durch aus Spüldüsen in den Filterraum eingesprühtes<br />
Waschwasser. Der Staub läuft dann als Suspension von den Elektroden ab.<br />
Bei dieser Art der Abreinigung treten keine Probleme auf. Demgegenüber muss<br />
bei Trockenelektrofiltern der von den Sprühelektroden ausgehende Strom<br />
durch die an der Niederschlagelektrode befindliche Staubschicht abgeleitet<br />
werden (etwa 0,1 bis 0,4 mA/m²). Ist der elektrische Widerstand des Staubes zu<br />
gering, so kann beim Kontakt eine Umladung eintreten. Die Partikeln werden<br />
dann der Elektrode zurückgeworfen. Ein spezifischer elektrischer Staubwiderstand<br />
von ca. 10 4 bis 10 10 Ω⋅cm ist für die Abscheidung günstig. Schwierigkeiten<br />
treten vor allem bei Stäuben mit extrem hohen elektrischem Widerstand<br />
auf. Hierbei entstehen Isolierschichten auf den Niederschlagelektroden, die wie<br />
ein Dielektrikum eines Kondensators wirken, an dessen Oberfläche die Aufladung<br />
immer weiter steigt, bis es zum Durchschlag kommt. Dabei bilden sich<br />
positive Ionen, die einen Teil der negativ geladenen Staubteilchen neutralisieren,<br />
so dass diese nicht weiter zur Niederschlagelektrode wandern können. Au-<br />
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317<br />
ßerdem beeinträchtigt diese Neutralisierung die Raumladung, und die Durchschlagspannung<br />
zwischen den Elektroden sinkt. Insgesamt wirkt sich dieses<br />
Rücksprühen ungünstig aus. Zu seiner Verhinderung leitet man entweder Wasserdampf<br />
in den Gasstrom ein, oder es werden besonders ausgebildete Niederschlagselektroden<br />
verwendet.<br />
Hinsichtlich der Bauart unterscheidet man Röhren- und Plattenfilter. Röhrenfilter<br />
(Folie 4.75.8a und b) haben vertikale Rohre als Niederschlagselektroden,<br />
in deren Achsen die Drähte der Sprühelektroden gespannt sind.<br />
Plattenfilter (Folie 4.75.8c und d) besitzen senkrechte, ebene Niederschlagselektroden<br />
mit dazwischen angeordneten Sprühdrähten. Horizontalelektrofilter<br />
werden vom Gas horizontal durchströmt, Vertikalfilter vertikal. Die<br />
mittleren Strömungsgeschwindigkeiten der Gase liegen etwa zwischen 1,0 und<br />
4,0 m/s. Die Sprühelektroden sind als dünne Drähte ausgebildet. Es hat sich<br />
gezeigt, dass die Gasentladung gleichmäßiger über die gesamte Länge verteilt<br />
ist, wenn glatte Drähte durch Stacheldraht oder scharfkantige Drähte ersetzt<br />
werden. Der Koronastrom und damit die Abscheideleistung sind umso höher,<br />
je größer die Differenz zwischen angelegter Spannung und Korona-<br />
Anfangsspannung ist. Letztere hängt von der Geometrie der Elektrodenanordnung,<br />
der Drahtdicke und Drahtausbildung sowie vom Zustand des Gases<br />
(Druck, Temperatur) ab. Elektrofilter werden je nach Staubart und Elektrodenabstand<br />
mit 20 bis 80 kV und 0,05 bis etwa 0,7 mA/m² betrieben. Die Gleichstromspannungen<br />
erzeugt man durch Umspannen und Gleichrichten von Netzwechselspannungen.<br />
Während früher die dem Netz entnommene Spannung<br />
über mit motorischen Antrieben versehene Dreh- oder Schiebetransformatoren<br />
als Regelgeräte an den Hochspannungstransformator als Primärspannung angelegt<br />
wurde, geschieht die Regelung heute meist kontaktlos über Transduktoren<br />
(Magnetverstärker) oder Thyristoren. Die Gleichrichtung erfolgt durch Selenoder<br />
neuerdings durch Siliziumgleichrichter.<br />
Elektrische Abscheider sind geeignet zur Abscheidung feiner und feinster<br />
(auch flüssiger) Partikeln bei einem hohen Abscheidegrad bis 99,9 %. Vorteile<br />
sind der geringe Druckverlust, die Eignung für heiße Gase sowie der geringe<br />
Bedienungs- und Wartungsaufwand. Dem stehen allerdings die hohen Investitionskosten<br />
sowie die Abhängigkeit des Abscheidegrades von den Staub- und<br />
Gaseigenschaften als Nachteile gegenüber. Die Haupteinsatzgebiete liegen in<br />
der metallurgischen, chemischen und Zementindustrie sowie den Kohlekraftwerken<br />
(Rauchgasentstaubung).<br />
4.7.3.4 Filtrationsabscheider<br />
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318<br />
Bei der Abscheidung in Staubfiltern durchströmt das staubhaltige Gas ein Filtermittel,<br />
das die Staubteilchen zurückhält (Folie 4.75.9). Als Filtermittel werden<br />
vor allem Faserfilter (Gewebe, Faserschichten), aber auch Schüttschichten<br />
eingesetzt. Das Abscheiden erfolgt (ähnlich wie bei der Flüssigkeitsabtrennung<br />
durch Innenfiltration (Prall- und Hafteffekte) und durch Oberflächenfiltration<br />
(Sperrwirkung, Siebeffekt). Bildet sich bei der Abscheidung an der<br />
Oberfläche des eigentlichen Filtermittels eine Staubschicht (Filterkuchen), so<br />
wirkt diese als hochwirksame Filterschicht.<br />
Bei der Modellierung der Innenfiltration erhält man aus Mengenbilanzen unter<br />
Voraussetzungen einer gleichmäßigen Verteilung der Filterelemente sowie<br />
einer vollständigen Durchmischung der Aerosuspension quer zur Hauptströmungsrichtung<br />
eine exponentielle Abnahme der Partikelkonzentration in Strömungsrichtung<br />
und somit für die Trennfunktion.<br />
T ( d)<br />
= 1−<br />
exp( −kF ⋅ϕ(<br />
d))<br />
. (4.476)<br />
Hierbei charakterisiert k F die geometrische Anordnung der Fasern. Für monodisperse<br />
Fasern gilt:<br />
k<br />
F<br />
4 1−ε<br />
F<br />
h<br />
= ⋅<br />
π ε d<br />
F<br />
F<br />
F<br />
bzw.<br />
k<br />
4<br />
1<br />
m<br />
F , A<br />
F<br />
= ⋅ ⋅ . (4.477)<br />
π ε<br />
F<br />
d<br />
F<br />
⋅ρ<br />
s,<br />
F<br />
ε F<br />
h F<br />
d F<br />
m F,A<br />
ρ s,F<br />
Porosität der Filtermittelschicht<br />
Filtermittelschichtdicke<br />
Faserdurchmesser<br />
flächenbezogene Masse der Filtermittelschicht<br />
Feststoffdichte der Fasern<br />
k F stellt anschaulich das Verhältnis von Faserprojektionsfläche aller Fasern zur<br />
gesamten Filteranströmfläche dar. Für Grobfilter liegen typische Werte von k F<br />
im Bereich 5 bis 10, für Schwebstofffilter bei 100 bis 200.<br />
ϕ(d) repräsentiert den sog. Einzelfaser-Abscheidegrad, d.h. den Abscheidegrad<br />
eines Faserelements in der Faserschicht. Er hängt außer von der Partikelgröße<br />
d, von Stoff-, Geometrie- und Betriebsdaten ab und lässt sich zurückführen<br />
auf<br />
ϕ = W A W H . (4.478)<br />
W A<br />
W H<br />
Auftreffwahrscheinlichkeit eines Staubpartikels<br />
Haftwahrscheinlichkeit eines Staubpartikels<br />
Die Auftreffwahrscheinlichkeit der Staubpartikeln wird durch die Transportvorgänge<br />
der Strömung in der Filtermittelschicht bestimmt.<br />
2y<br />
0<br />
W<br />
A= . (4.479)<br />
dF<br />
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y 0<br />
Koordinate der Grenzpartikelbahn<br />
319<br />
Der Anteil der Partikeldiffusion (Term mit Pe-Zahl) ist bei<br />
- d < 0,1 ... 0,5 µm und Filteranströmgeschwindigkeit u 0 < 10 m/s bedeutsam<br />
und<br />
- ein Sperreffekt bringt für größere Partikeln in Größenordnung der Faserdurchmesser<br />
d/d F > 1 zunehmende Auftreffwahrscheinlichkeiten<br />
⎛<br />
WA<br />
1,6 ⎜<br />
ε<br />
= ⋅<br />
⎝ Φ<br />
u<br />
d<br />
F<br />
ε,Ku<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
1/ 3<br />
⋅ Pe<br />
−2 / 3<br />
P<br />
ε<br />
+ 0,6<br />
Φ<br />
F<br />
ε,Ku<br />
( d / d )<br />
F<br />
⋅<br />
1+<br />
d / d<br />
2<br />
F<br />
mit (4.480)<br />
0<br />
Pe<br />
P= Partikel-PECLET-Zahl (4.481)<br />
DP<br />
k<br />
BTCu<br />
DP= Partikeldiffusionskoeffizient (4.482)<br />
3πηd<br />
CUNNINGHAM-Korrektur, da<br />
c<br />
W<br />
= c ⋅ Cu entsprechend Gl.(4.24)<br />
W, St<br />
⎧ ⎡<br />
⎛ 0,435 ⎞⎤⎫<br />
Cu = ⎨1<br />
+ Kn ⋅ ⎢2,492<br />
+ 0,84 ⋅ exp⎜<br />
− ⎟ ⎬<br />
⎩<br />
Kn<br />
⎥ , (4.483)<br />
⎣<br />
⎝ ⎠ ⎦ ⎭<br />
und einer Packungsdichtefunktion (sog. „hydrodynamischer Faktor“) des Filtermittels<br />
nach KUWABARA:<br />
1 1 1 2<br />
Φ ε , Ku=−<br />
ln(1−ε<br />
F)<br />
+ ( −εF)<br />
− (1−ε<br />
F)<br />
. (4.484)<br />
2 4 4<br />
Darüber hinaus lassen sich auch noch Auftreffwahrscheinlichkeitsanteile durch<br />
- Widerstandskraft<br />
- Trägheitskraft<br />
- elektrostatische Kraft<br />
mittels dimensionsloser Kennzahlen beschreiben:<br />
W = f ( ψ,<br />
Re , Fr , ρ / ρ , K ) . (4.485)<br />
A<br />
F<br />
P<br />
s<br />
g<br />
el<br />
−1<br />
ρ d u<br />
18ηd<br />
2<br />
s 0<br />
ψ =<br />
Trägheitszahl (4.486)<br />
F<br />
u<br />
0d<br />
Fρg<br />
Re<br />
F=<br />
Filtermittel-REYNOLDS-Zahl (4.487)<br />
η<br />
Fr<br />
P<br />
u<br />
ρ<br />
2<br />
=<br />
0 g<br />
Partikel-FROUDE-Zahl (4.488)<br />
gdρ<br />
s<br />
Partikelhaftung an den Faser tritt ein, wenn<br />
- keine Partikelzerkleinerung auftritt;<br />
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320<br />
- durch den Aufprall energiereicher Partikeln nicht schon abgeschiedene Partikeln<br />
wegschlagen;<br />
- die Widerstandskraft, die bei der Anströmung auf die schon abgeschiedenen<br />
Partikeln einwirkt, kleiner ist als die Haftkraft, die sie festhält;<br />
- die Ablöseenergie, die am Ende der Stoßphase zur Verfügung steht, nicht<br />
größer sein darf als die Haftenergie, die die Partikeln festhält.<br />
Die vorletzte Bedingung ist gewöhnlich erfüllt, da Geschwindigkeiten über 5<br />
m/s notwendig sind, um selbst größere Agglomerate abzublasen [s. LÖF-<br />
FLER]. Unter Annahme plastischer Deformation der Kontaktstellen beim Partikel-Faser-Stoß<br />
lässt sich für die letztere Bedingung die Geschwindigkeit nach<br />
HILLER abschätzen, ab der mit dem Beginn des Abprallens der Partikeln zu<br />
rechnen ist:<br />
2 1/ 2<br />
( 1−<br />
k<br />
pl<br />
) 1 CH<br />
vkrit<br />
= ⋅ ⋅<br />
2<br />
2<br />
k d π ⋅ a ⋅ 6 ⋅ ρ ⋅ p<br />
(4.489)<br />
pl<br />
mit der plastischen Stoßzahl (siehe Gl.(4.254) und Tabelle 4.13)<br />
s<br />
f<br />
k<br />
2<br />
pl<br />
E<br />
kin,0−E<br />
pl<br />
= . (4.490)<br />
E<br />
kin,0<br />
E<br />
E pl<br />
kin,0<br />
p f ≈ 3⋅σ F<br />
C H = 3...45⋅10 -20 J<br />
a<br />
P<br />
0<br />
2<br />
≈ m ⋅ v / 2 kinetische Energie der Partikeln vor dem Stoß, Partikelgeschwindigkeit<br />
v 0 ≈ u 0 Anströmgeschwindigkeit<br />
plastische Deformationsenergie der Partikeln<br />
plastischer Fließdruck (≈3⋅Fließgrenze bei Zugbeanspr.),<br />
Mikrohärte, bei sehr steifen Glasfasern p f ≈ 5 GPa<br />
HAMAKER-Konstante<br />
Partikel-Faser-Mindestabstand (= a 0 ≈ 0,3...0,4 nm<br />
Abstand des molekularen Kräftegleichgewichtes von<br />
Anziehung und Abstoßung, siehe auch Abschnitt 6.1<br />
MVT_e_6.doc)<br />
Mit dem „plastischen Repulsionskoeffizienten“ κ p des plastischen Deformationsanteiles<br />
bei Wirkung von VAN-DER-WALS-Kräften (Platte-Platte-Modell<br />
der Kontaktflächen, siehe Abschnitt 6.1 MVT_e_6.doc - kappap):<br />
C<br />
κ<br />
p<br />
=<br />
(4.491)<br />
6 ⋅ π ⋅ ⋅p<br />
H<br />
3<br />
a<br />
0<br />
f<br />
folgt einfach<br />
2 1/ 2<br />
( 1−<br />
k<br />
pl<br />
) a 6 ⋅ pf<br />
vkrit<br />
= ⋅ ⋅ κ<br />
2<br />
p<br />
⋅<br />
k d ρ<br />
. (4.492)<br />
pl<br />
s<br />
Bem.: Dieser dimensionslose Kennwert κ p lässt sich auch aus dem inneren<br />
Reibungswinkel ϕ i und dem stationären (inneren) Reibungswinkel ϕ st über den,<br />
mittels Scherversuchen bestimmbaren, elastisch-plastischen Kontaktverfesti-<br />
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321<br />
gungskoeffizienten κ = tan ϕ / tan ϕ −1<br />
(MVT_e_6.doc - kappa) herausrechnen.<br />
Tabelle 4.13: Stoßzahlklassen nach HILLER<br />
k pl<br />
< 0,4<br />
st<br />
i<br />
Deformationsverhalten<br />
Oberflächenverhalten<br />
Beispiele<br />
sehr leicht plastisch deformierbar, viskoplastisch,<br />
Agglomerate mit Primärpartikelgrößen<br />
ausgeprägte Feinstruktur<br />
Rußflocken<br />
d 0,1<br />
auch folgend abgeschätzt werden, 1 < ψ < 10 und 0,01 < Re F < 1:<br />
Ψ+ 0,5<br />
= 1,03+<br />
(0,5ReF−1,5)<br />
⋅ 0,<br />
(4.493)<br />
WA 85<br />
und die Haftwahrscheinlichkeit für W H > 0,1; 1 < ψ < 20 u. 0,01 < Re F < 1:<br />
W<br />
H<br />
−1,09<br />
−0,37<br />
= 1,368⋅<br />
ψ ⋅ ReF<br />
. (4.494)<br />
Im Allgemeinen wird man zur Bestimmung des Abscheidegrades noch weitgehend<br />
auf experimentelle Arbeiten angewiesen sein, wobei als Haupteinflussgrößen<br />
die Anströmgeschwindigkeit u 0 , die Temperatur sowie experimentell<br />
ermittelte Kenngrößen des Filtermediums und des Staubes eingehen.<br />
Wesentlich für eine minimale Gebläseleistung und damit Betriebskosten sind<br />
eine gute Durchströmbarkeit und ein geringer Druckverlust. Bei laminarer Umströmung<br />
der zylindrischer Fasern gilt mit Re F < 1<br />
∆p<br />
16 1−ε<br />
= ⋅<br />
s 2 − ln Re ε<br />
F<br />
( u / ε )<br />
F<br />
F<br />
F<br />
η<br />
⋅ ⋅ u<br />
d<br />
2<br />
F<br />
0<br />
(4.495)<br />
0 F<br />
d<br />
Fρg<br />
Re<br />
F<br />
=<br />
Filtermittel-Re-Zahl (hier mit u ε !) (4.496)<br />
η<br />
s F<br />
Dicke der Filtermittelschicht<br />
und im verfahrenstechnisch bedeutsamen Übergangsbereich 1 < Re F < 50 mit<br />
der Summe der Teilwiderstände<br />
c<br />
const<br />
= c<br />
sowie const = 10 und c = 1,5 (4.497)<br />
Re<br />
W<br />
+<br />
F<br />
∆p<br />
s<br />
F<br />
=<br />
20 1−ε<br />
⋅<br />
π ε<br />
F<br />
F<br />
η<br />
⋅<br />
d<br />
2<br />
F<br />
⋅ u<br />
0<br />
3 1−ε<br />
+ ⋅<br />
π ε<br />
F<br />
2<br />
F<br />
ρ<br />
⋅<br />
d<br />
g<br />
⋅ u . (4.498)<br />
F<br />
2<br />
0<br />
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322<br />
Beispielsweise beträgt er für d F = 50 µm Fasern der Schichtdicke s F = 15 mm,<br />
ε F ≈ 0,98, u 0 = 0,5 ... 2 m/s ∆p ≈ 5 ... 50 Pa, wobei mit zunehmender Anströmgeschwindigkeit<br />
der Trägheitseinfluss des hinteren Terms ρ ⋅ immer<br />
2<br />
bedeutsamer<br />
wird.<br />
g<br />
u 0<br />
Nach dem Anwendungsbereich und dem daraus resultierenden Aufbau lassen<br />
sich Faserfilter in zwei große Gruppen einteilen: Speicherfilter und Abreinigungsfilter.<br />
Speicherfilter werden im Bereich geringer Staubgehalte (c s,g in mg/m³) eingesetzt,<br />
wie sie vornehmlich in der Klima- und Entlüftungstechnik vorliegen. Es<br />
handelt sich dabei meist um lockere Fasermatten mit Porositäten ε F > 90 bis 99<br />
%. Die Partikelabscheidung geschieht im Inneren der Filterschicht, und die im<br />
Vorstehenden nur kurz erörterten physikalisch begründeten Abscheidemodelle<br />
gelten entsprechend. Nach Staubsättigung werden diese Filtermedien verworfen,<br />
seltener gereinigt. Charakteristische Anströmgeschwindigkeiten betragen<br />
u 0 = 0,1 bis 3 m/s.<br />
Abreinigungsfilter dienen zur Abscheidung bei höheren Staubgehalten. Die<br />
Faserschichten werden hierbei als Tücher eingesetzt, und zwar früher fast ausschließlich<br />
als Gewebe, heute überwiegend als Vliese und Filze. Die Porosität<br />
dieser Filtermedien beträgt 70 bis 90 %. Die Abscheidung geschieht nur in der<br />
Anfangsphase innerhalb der Faserschicht und verlagert sich rasch an die Filteroberfläche.<br />
Die dort gebildete Staubschicht führt zu einem laufenden Ansteigen<br />
des Durchströmungswiderstandes. Deshalb werden diese Filter periodisch abgereinigt<br />
(unter Umständen im Abstand von wenigen Minuten). Die Anströmgeschwindigkeiten<br />
typischer Abreinigungsfilter liegen in der Regel zwischen u 0<br />
= 5 und 50 mm/s. Auch hinsichtlich ihrer Temperaturbeständigkeit haben Abreinigungsfilter<br />
eine bedeutende Entwicklung durchlaufen. Für den Temperaturbereich<br />
bis 150 °C steht eine Reihe von Fasermaterialien zur Verfügung. Mit<br />
Glas- und Mineralfasern lassen sich bis zu 300 °C und mit speziellen Stahlfasern<br />
sogar 600 °C erreichen. Einfluss auf die Auswahl eines Faserfilters hat<br />
auch dessen chemische Widerstandsfähigkeit.<br />
Die Bauarten von Abreinigungsfiltern lassen sich zu zwei Hauptgruppen zusammenfassen:<br />
Schlauchfilter und Taschenfilter.<br />
Bei den erstgenannten hat das Filtermedium zylindrische Schlauchform (Folie<br />
4.75.9a). Die Schläuche werden in Abhängigkeit von der Abreinigungsmethode<br />
entweder von außen nach innen oder umgekehrt durchströmt. Weiterhin sind<br />
Saugschlauchfilter und Druckschlauchfilter zu unterscheiden, je nachdem, ob<br />
sich der Ventilator in Strömungsrichtung hinter oder vor dem Filter befindet.<br />
Bei Taschenfiltern (Folie 4.75.9b) wird das Filtermedium über Rahmen gespannt,<br />
die an einer Seite für den Reingasaustritt offen Sind. Die Filtertaschen<br />
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323<br />
werden immer von außen nach innen durchströmt und dabei der Staub außen<br />
abgelagert.<br />
Eine wichtige Rolle spielt die Abreinigung der Filter. Hierbei sind Arbeitsschritte<br />
Unterbrechen des Rohgasstromes, Ablösen des Staubkuchens und Spülen<br />
des Filtermediums in zur Filterströmung entgegengesetzter Richtung abzugrenzen.<br />
Das Ablösen des Filterkuchens wird bei mechanisch abgereinigten<br />
Filtern durch Rütteln, Klopfen o.ä. bewirkt. Druckluftabgereinigte Filter erfordern<br />
die gleichen Arbeitsschritte, bewerkstelligen das Ablösen aber durch periodische<br />
Druckluftstöße.<br />
Verbreitet sind Schlauchfilter in Mehrkammerbauweise. Hierbei wird der Staub<br />
von innen an die Schläuche anfiltriert. Für die Abreinigung wird jeweils eine<br />
Kammer aus dem Gasstrom geschaltet.<br />
Die Vorteile von Faserfiltern, die als Abreinigungsfilter arbeiten, liegen im<br />
hohen Gesamtabscheidegrad R m bis 99 %, wobei Partikeln d > 0,1 µm erfassbar<br />
sind, der Anpassungsfähigkeit an Schwankungen der Gasmenge und des<br />
Staubgehaltes sowie dem breiten Einsatzbereich hinsichtlich der abscheidbaren<br />
Partikelngrößen. Von Nachteil sind die geringste Lebensdauer des Filtermediums<br />
und der daraus resultierende Wartungsbedarf.<br />
Schüttschichtfilter besitzen gegenüber den Faserfiltern eine geringere Bedeutung.<br />
Als Filtermedium verwendet man Kies, Sand u.ä. Anwendungsgebiete<br />
sind die Heiß- und Rauchgasentstaubung (z.B. in Kalk- und Sand u.ä. Anwendungsgebiete<br />
sind Heiß- und Rauchgasentstaubung (z.B. in Kalk- und Zementwerken,<br />
Kokereien). Die Abreinigung geschieht durch Rütteln der Filterkästen.<br />
Die hohe Trennwirkung der Faserfilter lässt sich mit ihnen nicht erreichen.<br />
4.7.3.5 Nassabscheider<br />
Der Entwicklung dieser Apparate liegt die Überlegung zugrunde, die Abscheidung<br />
feiner Partikeln aus dem Rohgasen dadurch zu erleichtern, dass man sie<br />
zunächst an Flüssigkeitstropfen ankoppelt (Heterokoagulation) und somit das<br />
Abscheideverhalten im Trennraum von der wesentlich höheren Masse der Partikeln-Flüssigkeits-Aggregate<br />
bestimmt wird. Auch Dampfkondensationseffekte<br />
können dazu herangezogen werden.<br />
Für die Trennfunktion T(d) eines Nassabschneiders lässt sich analog Gl.(4.476)<br />
ebenfalls schreiben:<br />
T(d)<br />
= 1 − exp( − k ⋅ ϕ (d)) . (4.499)<br />
W<br />
N<br />
Für den Parameter k F ist hier der bezogene Wasserverbrauch zu setzen:<br />
k = V<br />
/ V<br />
W<br />
W<br />
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;V<br />
Volumenstrom an Waschflüssigkeit bzw. Rohgas<br />
V W<br />
324<br />
ϕ N (d) stellt das sog. spezifische Reinigungsvolumen dar, das als das Verhältnis<br />
des von einem Tropfen längs seines Flugweges im Abscheider gereinigten<br />
Gasvolumens zum Tropfenvolumen definiert ist. Analog zum Faserabscheidegrad<br />
Gl.(4.478) ist also<br />
ϕ N = W A W H . (4.500)<br />
W A<br />
W H<br />
Auftreffwahrscheinlichkeit eines Staubpartikels<br />
Haftwahrscheinlichkeit eines Staubpartikels<br />
Die Auftreffwahrscheinlichkeit der Staubpartikeln wird durch den Wirkungsquerschnitt<br />
d w der Partikelbahn und die Tropfengröße d l bestimmt.<br />
W<br />
⎛ d<br />
⎜<br />
⎝<br />
⎟ ⎞<br />
⎠<br />
2<br />
w<br />
A= ⎜ . (4.501)<br />
dl<br />
Die Trägheitszahl und die REYNOLDS-Zahl werden mit der Tropfengröße d l<br />
gebildet<br />
ρ ⋅ d ⋅ u<br />
18 ⋅ η⋅ d<br />
2<br />
s 0<br />
ψ =<br />
(4.502)<br />
l<br />
u0dlρg<br />
Re<br />
l=<br />
Tropfen-REYNOLDS-Zahl (4.503)<br />
η<br />
und die Auftreffwahrscheinlichkeit ist dann<br />
b<br />
⎛ ψ<br />
WA<br />
a<br />
⎟ ⎞<br />
= ⎜<br />
mit (4.504)<br />
⎝ +ψ ⎠<br />
Re l a b<br />
< 1 0,65 3,7<br />
10 ... 20 1,24 1,95<br />
40 1,03 2,07<br />
60 ... 80 0,506 1,84<br />
>> 1 0,25 2<br />
Bei dieser Betrachtungsweise kann die Haftwahrscheinlichkeit für üblicherweise<br />
benetzende Waschflüssigkeiten W H = 1 gesetzt und Kondensationseffekte<br />
vernachlässigt worden.<br />
Um die Staubpartikeln mit der Flüssigkeit (Waschwasser) in Kontakt zu bringen,<br />
ist eine große Anzahl apparativer Varianten ausgearbeitet worden. Die<br />
sich auf wenige Grundtypen zurückführen lassen:<br />
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325<br />
In Düsenwäschern (Waschtürme, Folie 4.75.10a) wird das Wasser durch Zerstäubungsdüsen<br />
in das von unten nach oben mit etwa 1 bis 2 m/s strömende<br />
Gas versprüht. Der Abscheideraum ist entweder frei von Einbauten oder mit<br />
solchen ausgestattet. Da die Trennkorngröße d T im Bereich d T = 0,7 bis 1,5 µm<br />
liegt, ist die Abscheidung für die Partikelgrößen d < 5 µm unbefriedigend. Der<br />
Druckverlust liegt im Bereich ∆p = 0,2 bis 2,5 kPa und der bezogene Wasserverbrauch<br />
bei / V<br />
= 0,05 bis 5 l/m³.<br />
V W<br />
Wirbelwäscher (Folie 4.75.10b) werden in einer Reihe von Ausführungsformen<br />
angeboten. Der Rohrgasstrom prallt zunächst auf einen Wasserspiegel,<br />
wobei eine gewisse Vorabscheidung stattfindet, und wird dann durch einen<br />
strömungsgünstig geformten Kanal geführt. Dabei reißt das beschleunigte Gas<br />
aus dem Rohgasraum Flüssigkeit mit, die an den Umlenkkanten zerstäubt wird.<br />
In dieser Zone erfolgt die Heterokoagulation und geschieht vor allem die Staubabscheidung.<br />
Die Gasgeschwindigkeiten in der Wirbelzone betragen u 0 = 10<br />
bis 20 m/s. Daraus folgen Druckverluste von ∆p = 1,5 bis 3 kPa. Die Trennwirkung<br />
dieser Abscheider ist empfindlich gegenüber Durchsatzschwankungen.<br />
Sinkt der Gasdurchsatz, so wird die Waschflüssigkeit nur ungenügend zerstäubt,<br />
und der Abscheidegrad verschlechtert sich deutlich. Bei zu hohem Gasdurchsatz<br />
wird dagegen der Rohgas-Wasserspiegel so weit abgesenkt, dass die<br />
Beflutung der Wirbelzone abreißt und sich deshalb auch bei Überlast eine<br />
schlechtere Abscheidung ergibt. Weiterhin ist die Neigung zur Schaumbildung<br />
ausgeprägt. Vorteile sind der relativ niedrige Preis, die geringere Verstopfungsneigung<br />
und der geringere Wartungsaufwand. Die Trennkorngröße liegt<br />
bei d T = 0,6 bis 0,9 µm.<br />
In Rotationswäschern (Folie 4.75.10c) wird die Waschflüssigkeit mittels rotierender<br />
Einbauten verdüst. Das Rohgas tritt tangential ein und strömt in einer<br />
Umlaufströmung aufwärts, wobei es eine oder zwei Waschzonen passiert, in<br />
denen durch die mit 60 bis 70 m/s Umfangsgeschwindigkeit rotierende Zerstäuber<br />
ein dichter Schleier feiner Tröpfchen erzeugt wird. Die Tropfen werden<br />
an die Gehäusewand geschleudert, wo sie als Film ablaufen. Zur Abscheidung<br />
der feinen Tröpfchen ist der Gehäuseoberteil meist zyklonenartig ausgebildet.<br />
Die Waschflüssigkeit ( / V<br />
= 1 bis 3 l/m³) wird im Kreislauf geführt. Der<br />
V W<br />
Druckverlust liegt unter 1 kPa, die Trennkorngröße im Bereich d T = 0,1 bis 0,5<br />
µm. Wäscher dieser Art sind unempfindlich gegenüber Durchsatzschwankungen<br />
und besonders für hohe Staubeingangskonzentrationen (c s,g bis zu 300<br />
g/m³) sowie für schäumende Materialien geeignet. Nachteilig ist die aufwendige<br />
Konstruktion mit relativ großen bewegten Teilen.<br />
VENTURI-Wäscher (Folie 4.75.10d) sind weit verbreitete Hochleistungswäscher.<br />
Von ihnen existieren zahlreiche Ausführungsformen. In einem konvergenten<br />
Einlaufteil wird das Gas auf Geschwindigkeiten zwischen 50 und 150<br />
m/s beschleunigt. In der sog. Kehle, d.h. der Zone der höchsten Gasgeschwin-<br />
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digkeit, wird durch Bohrungen am Umfang senkrecht zum Gasstrom Wasser<br />
eingespritzt, das durch die Scherkräfte des Gases in feine Tröpfchen zerrissen<br />
wird. Der anschließende Diffuser bewirkt durch die Verzögerung der Strömung<br />
einen teilweisen Druckrückgewinn. Der Wasserverbrauch liegt im Bereich<br />
/ V<br />
= 1 bis 5 l/m³. Der Druckverlust beträgt 3 bis 20 kPa und wird sowohl<br />
V W<br />
von der Gasgeschwindigkeit als auch der zu zerteilenden und zu beschleunigenden<br />
Wassermenge bestimmt. Die Trennkorngröße kann 0,05 µm und darunter<br />
erreichen. Auch Venturi-Wäscher sind verständlicherweise empfindlich<br />
gegenüber Durchsatzschwankungen.<br />
Nassentstauber besitzen heute ein weites industrielles Anwendungsfeld, weil<br />
sie an unterschiedliche Bedingungen anpassungsfähig sind. Allerdings darf das<br />
mit dem Wäscherbetrieb gekoppelte Problem der Wasserklärung nicht übersehen<br />
werden.<br />
4.7.3.6 Tropfenabscheider<br />
Wesentlich für den Einsatz der dargestellten Tropfenabscheider ist die Tropfengrößenverteilung.<br />
Im Allgemeinen ist damit zu rechnen, dass durch Kondensation<br />
entstehende Tropfen kleiner als 3 µm sind. Aus Flüssigkeitsoberflächen<br />
mitgerissene Tropfen sind normalerweise größer als 5 µm. Allerdings<br />
erfolgt in Rohrkrümmern und in Gebläsen bereits ein Abscheiden des Grobanteils.<br />
Die erforderliche Tropfengrößenanalyse ist mit den meisten für Feststoffteilchen<br />
geeigneten Methoden wegen der Koaleszenz nicht möglich.<br />
Für das Abscheiden von Tropfen aus Gasströmen werden hauptsächlich Trägheitseffekte<br />
und elektrische Feldwirkungen genutzt. Beim Tropfenabscheiden<br />
spielen vergleichbare Wirkprinzipien wie bei der Staubabscheidung eine Rolle,<br />
wobei die Koaleszenz der Tropfen u.U. Vorteile bezüglich der abgeschiedenen<br />
Stoffe bringt. Die wesentlichsten Wirkprinzipien für das Tropfenabscheiden<br />
sind Querstromtrennungen im Zentrifugalkraftfeld (Zyklon) oder im elektrischen<br />
Feld, Trägheitseffekte bei plötzlichen Umlenkungen und die Rückhaltewirkung<br />
durchströmter Filterschichten.<br />
Die Zentrifugalkraftabscheidung erfolgt in Zyklonen vornehmlich kleiner Baugröße,<br />
um die Trenntropfengröße gering zu halten. Die Tropfenkoaleszenz begünstigt<br />
die Abscheidewirkung. Allerdings ist zu beachten, dass die abgeschiedenen<br />
Tropfen an der Wand einen Flüssigkeitsfilm bilden, der infolge der<br />
Druckverhältnisse und Sekundärströmungen auch in Richtung Zyklondeckel<br />
fließt und somit in den Oberlauf gelangen kann. Abtropfring am Zyklondeckel<br />
oder gesonderte Abführung des Flüssigkeitsfilmes sind zur Sicherung der<br />
Trennung erforderlich.<br />
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Die Abscheidung in Verbindung mit plötzlichen Umlenkungen des Gasstromes<br />
wird hauptsächlich in Lamellenabscheidern realisiert. Diese relativ einfach<br />
aus Kunststoff- oder Blech-Profilplatten herzustellen. In Fangrinnen wird der<br />
Flüssigkeitsfilm abgeführt.<br />
Als Filterschichten kommen übliche Füllkörperschichten (Raschigringe, Sattelkörper<br />
oder Prallringe) und vor allem Dingen Drahtgestrickpakete zum Einsatz.<br />
Letztere stellen etwa 50 bis 100 Lagen relativ grobmaschiger Drahtgestricke<br />
mit Drahtdurchmessern von etwa 250 µm dar. Damit können Tropfen bis<br />
zu Durchmessern von 0,6 µm abgeschieden werden. Auch Glasfaserpackungen<br />
werden zunehmend als Filterschichten für die Tropfenabscheidung eingesetzt.<br />
Die Nutzung elektrischer Felder erfolgt in Elektrofiltern, die den für die Staubabscheidung<br />
üblichen ähnlich sind. Infolge der Tropfenkoaleszenz entfallen<br />
einige bei der Abscheidung von Stäuben bekannte Schwierigkeiten.<br />
Für die Tropfengrößenmessung im Größenbereich 0,5 bis 20 µm in Gasströmen<br />
ist hauptsächlich der Kaskadenimpaktor einsetzbar. Er besteht aus mehreren<br />
hintereinandergeschalteten Düsen-Prallplatten-Einheiten mit abnehmenden<br />
Düsen-Durchmesser. Nach Absaugen eines Teilgasstromes werden die Tropfen<br />
auf den Prallplatten abgeschieden. Jeder Prallplatte kann durch Kalibrieren eine<br />
mittlere Tropfengröße zugeordnet werden. Nach Bestimmung der auf den einzelnen<br />
Platten abgeschiedenen Flüssigkeitsmengen sind die erforderlichen<br />
Aussagen zur Ermittlung der Trennfunktion verfügbar.<br />
4.8 Schwerpunkte und Kompetenzen<br />
Anhand dieser Schwerpunkte können Sie Ihr Wissen und Ihre verfahrenstechnischen<br />
Kompetenzen überprüfen:<br />
• Physikalische Grundlagen und Mikroprozesse:<br />
Partikelbewegung im Fluid, Partikelumströmung, Kräftebilanz und stationäre<br />
Sinkgeschwindigkeit, Mikro- und Makroturbulenz, turbulente<br />
Partikeldiffusion;<br />
• Prozessbewertung:<br />
Prozessbewertung mittels Trennmodelle der turbulenten Querstromund<br />
Gegenstromklassierung, prozessbestimmender Einfluss der Turbulenz;<br />
• Prozessauslegung:<br />
Aufbau, Wirkprinzipien, Prozessauslegung, Apparate- und Maschinenparameter<br />
sowie Einsatzgebiete ausgewählter Klassierer (laminarer<br />
Querstromklassierer, Hydrozyklone, Windsichter, Zentrifugalradsichter);<br />
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