Sprache - Munderfing
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<strong>Sprache</strong><br />
Unsere Mundart als Umgangssprache ist bajuwarischen Ursprungs. Viele alte Wörter<br />
und Redewendungen drohen allmählich in Vergessenheit zu geraten.<br />
Einige Beispiele aus ihrer Fülle seien angeführt:<br />
HAUPTWÖRTER:<br />
Dreanschn<br />
Foam<br />
Fotzhowö<br />
Hearlmann<br />
Iritag<br />
Kesl<br />
Koi<br />
Lárichá<br />
Höbál<br />
Matschká<br />
Neunibrot<br />
Pfoad<br />
Pfinstag<br />
Schalk<br />
Schaiggi<br />
Schraot<br />
Sendling<br />
Sennerling<br />
Stántáling<br />
Untern<br />
Uráh<br />
Vladn<br />
Warmloh<br />
= Gesicht<br />
= Schaum<br />
= Mundharmonika<br />
= Einkäufer landwirtschaftlicher Lebensmittel<br />
= Dienstag<br />
= Lade<br />
= Kinn<br />
= Leintuch<br />
= Raum zwischen Stubenofen und Wand<br />
= Kautabak im Mund<br />
= Vormittagsjause<br />
= Hemd<br />
= Donnerstag<br />
= Herrenrock<br />
= kurze Oberbekleidung<br />
= Holzbalkon<br />
= ein vom Bach angeschwemmtes Holzscheit<br />
= ein Speicheltriefender<br />
= überflüssiger Schauer<br />
= Nachmittagsjause<br />
= Sauerteig<br />
= Arbeitsschurz<br />
= Deckenloch von der Stube in den oberen Raum<br />
ZEIT-, EIGENSCHAFTS- UND ANDERE WÖRTER:<br />
beidn = warten<br />
bleangözn = blinzeln<br />
boaßln = schwacher Hagel<br />
bechön = viel reden<br />
dábleká = lästern, aufziehen<br />
doachtn = donnern<br />
himmözn = Wetterleuchten<br />
inna' wearn = etwas in Erfahrung bringen<br />
schlifözn = auf dem Eise schleifen<br />
stigözn = stottern<br />
bidda'<br />
doak<br />
dreanga't<br />
foast<br />
hántig<br />
= sehr<br />
= teigig, weich<br />
= übermütig, ausgelassen, derb<br />
= fett, dick<br />
= bitter
irög = übermütig<br />
kiwög = rege, lebhaft<br />
krampát = roh, ungelenk<br />
läh<br />
= weich<br />
machtög = mächtig, robust<br />
moar = modrig, faul, weich<br />
ráß<br />
= scharf<br />
rewö = beweglich, flink<br />
roglö = locker, zerbrechlich<br />
schla'zög = schleimig<br />
sper<br />
= mager<br />
tráwö = eilig<br />
znicht = schwächlich<br />
in áschling = zurück, rückwärts<br />
deacht = doch<br />
entumi = um die Ecke herum<br />
irwin amal = ab und zu<br />
klewá = kaum, schmächtig<br />
lássáIöng = ungefähr, fast, beiläufig<br />
zwe<br />
= zwei Dinge männlichen Geschlechts<br />
zwo<br />
= zwei Dinge weiblichen Geschlechts<br />
zwoa = zwei Dinge sächlichen Geschlechts<br />
ALTE SCHIMPFWÖRTER:<br />
Weibliche<br />
Männliche<br />
Beißzang Goaß Bátzi Scheusál<br />
Bißguan Adráhdö Bsuff Simpö<br />
Fetzn Hopfnstangn Depp Seicherl<br />
Flitschn Angrádigö Dröglöffö Söchta'<br />
Hátschn Weibsteufö Drögfink Sumpárá<br />
Hoppei Supnhenn DeandáIöng Schalwástl<br />
Krah Kirtámensch Drahtziagá Suam<br />
Krukán Tándlkramerin Föanzálöng Schintáknecht<br />
Mistviech Kräxn Freßsack Wampátá<br />
Mozn Hex Gribbö Zuakn<br />
Putzdoggn Trondl Grealöng Hohzeitschauer<br />
Schicksn Trutschn Grobián Hoabucháná<br />
Schlampátátsch Wampsn Griaßsack Grántscherm<br />
Schnabö Wixn Haitá Zoch<br />
Schnalln<br />
Halsabschneidá Windbeidl<br />
Stuadn Hátschá Treamá<br />
Trampel Haubenstock Loamsiada'<br />
Tránkin Hausdepp Heampi<br />
Trátschn Heudepp Krisperl<br />
Zieferl Heuochs Leärsch<br />
Trámhápátö Hálunk Muxá<br />
Duschn Hámmö Loder<br />
Heugeign<br />
Hasenfuaß<br />
Ruaschn<br />
Lugnschüwö
Plunzn<br />
Rátschn<br />
Drögsau<br />
Leischn<br />
Mistsau<br />
Flánkön<br />
Putzgretl<br />
Betschwösta'<br />
Rutschn<br />
Latsch<br />
Löffö<br />
Lochál<br />
Bluzza'<br />
Pletschnkopf<br />
Rinnauga'ta'<br />
Rotzlöffö<br />
Treamsack<br />
Tödálöng<br />
LIED UND SPRUCH IN DER VERGANGENHEIT<br />
Über Volkstracht singt der heimische Volksdichter Josef Reischl:<br />
D' Innviertlertracht<br />
I han's vo mei Vodán<br />
oftmächti dáfahrn,<br />
wia fesch dö Buam gwön hin<br />
vor etlá fuchzg Jahrn.<br />
Spöttisch urteilte der Innviertler gern über seine östlichen Nachbarn im Hausruck, den "Landlern", in<br />
<strong>Munderfing</strong> auch "Drentas Walner" genannt. Es gab da viele Spottgsangl und Schnadahüpfl:<br />
Ös Landlá, ös Bándlá<br />
ös Nudldrucká -<br />
wann d' Innviertler kemmán,<br />
müaßts umirucká!<br />
Ein verbreitetes Sprichwort aus dieser Zeit:<br />
"Ahnlkinder und Stubenferkel taugen nichts".<br />
Spruch auf einem abgerissenen Hause in <strong>Munderfing</strong>:<br />
Tust du was Gutes,<br />
so wirf es ins Meer,<br />
erkennt es der Fisch nicht,<br />
erkennt es der Herr.<br />
HAUSSEGEN UND HAUSSPRÜCHE<br />
Haß und Neid und Heuchelei<br />
geh' bei diesem Haus vorbei;<br />
Ehr' und Frieden kehren ein,<br />
so wird dies Haus gesegnet sein.<br />
Wenn an jedes lose Maul ein Schloß müßt' angelegt werden,<br />
dann wäre die edle Schlosserkunst die beste Kunst auf Erden.<br />
Ich hab gebaut nach meinem Sinn,<br />
drum, Neider, geht nur immer hin!<br />
Und wem die Bauart nicht gefällt,<br />
der bau es besser für - sein Geld!<br />
Dein Haus sei deine Welt,<br />
in der es dir gefällt!<br />
Gott bewahre dieses Haus und treibe alles Unglück draus.<br />
In den vier Pfählen laß nichts quälen!
Wenn dieses Haus so lang nur steht,<br />
bis aller Neid und Haß vergeht,<br />
dann bleib's fürwahr so lange stehn,<br />
bis die Welt wird untergehn.<br />
Dies Haus ist mein und doch nicht mein,<br />
der vor mir war, 's war auch nicht sein,<br />
nach meinem Tod wird's audi so sein!<br />
Dichterisch veranlagte Menschen, um nicht zu sagen, Beherrscher der <strong>Sprache</strong> in<br />
jeder Form (Mundart und Hochsprache) gibt und gab es immer in <strong>Munderfing</strong>. So<br />
wird uns berichtet von einem gewissen Franz H. Huber, geboren 1716 in <strong>Munderfing</strong>,<br />
er studierte in Kremsmünster Philosophie und Rechtswissenschaft, wirkte später als<br />
Lehrer im Rupertinischen Kollegium in Salzburg. Er gab viele Schriften heraus,<br />
darunter "Rüdigier von Starhemberg", zwei Gedichte auf den Tod König Friedrichs II.<br />
von Preußen und anderes.<br />
Auch in der Jetztzeit dienen Gemeindebürger der "holden Muse": Denken Sie an die<br />
Gelegenheitsgedichte von Frau Luise Christon oder Franz Raudaschl.<br />
LUISE CHRISTON<br />
Am 19. Dezember 1904 in Mauerkirchen geboren, Kaufmannsgattin in <strong>Munderfing</strong><br />
81, machte schon frühzeitig durch ihre zu verschiedenen örtlichen Anlässen<br />
verfaßten Mundartgedichte auf ihr lyrisches Können aufmerksam. Ihre Schöpfungen<br />
zeigen starke Anklänge an Franz Stelzhamer und damit feines Einfühlungsvermögen<br />
in die jeweilige Situation. Ihre Verse sind überaus ausdrucksvoll in kerniger, sauberer<br />
Innviertlerart.<br />
Frau Luise Christon<br />
Einige Proben seien hier vorgestellt:<br />
's VOGERL<br />
Vor mein Fensta' sitzt á Vogerl auf an blührádn Bám,<br />
dös juböd und zwitschert, i hers in mein Trám.<br />
Grad dá Mensch, der is launö, nix páßt umádum,<br />
siagt nöt dö schö Hoamát und huckt drin á da' Stubn<br />
Betracht dös kloa Vogerl, so lustö und leicht,<br />
als mechts an Herrgott recht danga' für dö wundáschö Eicht!
MEI HOAMAT<br />
Mei Hoamát, mei Innviertl, di han i so gern,<br />
bin i furt odá da, dös kon ma' neamd wehrn.<br />
Deinö Wiesn so saftö, deinö Troadá so schwá,<br />
und im Wald singán d' Vögerl um d' Wött drálálá.<br />
Gehst aufö aufn Berö und schaust a' weng um,<br />
siagst umö nach Bayern und aufö auf Trum.<br />
A Gselchts, Kraut und Knödl, dös is unsa' Kost,<br />
da' Tanz is 1 Lándlá, und fürn Durscht gibts an Most.<br />
Wia sche is dö Jugend, wanns singt und wanns lacht,<br />
am schönstn ist's aba' in da' hoama'tlöchn Tracht!<br />
Unsa' Land wa' zum Braucha' für an Flugplatz, geht d' Röd,<br />
i tat eahns nöt ratn, da kennts d' Innviertlá nöt!<br />
Dö Hoamát is s' Höchstö für uns auf da' Welt,<br />
und dö laß ma' nöt her, nöt um nu so vui Geld!<br />
Unsa' Brauchtum, unsá Innviertl, halt ma' allwei in Ehrn,<br />
dann wird uns da' Herrgott sein Segn nöt váwehrn<br />
FRANZ RAUDASCHL<br />
Als Sohn der Eheleute Franz und Maria Raudaschl, Mühlen- und Sägewerksbesitzer in<br />
Achenlohe 21, am 19. September 1949 in <strong>Munderfing</strong> geboren, arbeitet im elterlichen<br />
Betrieb. Seine bei den verschiedensten örtlichen, meist festlichen Anlässen vorgetragenen<br />
Mundartgedichte und heiteren Anekdoten spiegeln mit erfrischendem Humor, treffend und<br />
markant in feiner, nie verletzender Ironie die Alltagsepisoden aus dem Leben unseres Dorfes.<br />
Ein Beispiel neben anderen in diesem Buch sei vorgestellt:<br />
'S TRÁKTORRÁDL<br />
Wea foahrt da auf da' Stroßn so schnei<br />
min Traktor und mitn Wagn?<br />
Dá Buagámoastá tuat Milifoahrn,<br />
laßts eng die Gschicht iaz sagn:<br />
Denn auf oamal, da fangt dá Traktor<br />
á weng zán wagln an,<br />
und glei drauf springt ganz unvásegns<br />
's rechte Hintárádl dávon.<br />
Des Rádl rennt weitá, oae an Zau,<br />
drunt beim Dopf sein Haus<br />
dá Traktor hängt ganz windschief da,<br />
's Getriebeöl rinnt aus.<br />
A Rádlfahrá kimmt grad daher,<br />
der siagts und holt an Schmied.<br />
Dá Karl, der kimmt glei drauf<br />
und hat sei Werkzeug á scho mit.<br />
Dá Buagámoastá muaß vo dá Straß<br />
's Getriebeöl zámputzn,<br />
denn á á Buagámoastá derf die Stroßn net<br />
beschmutzn!<br />
Franz Raudaschl