PDF (200 KB) - Mohr Siebeck Verlag
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Einführung: Eine Theorie der Rationalität für die Sozialwissenschaften<br />
gen zuzuführen, die ohne die zwar geläufigen, aber unbefriedigenden Erklärungen<br />
irrationalistischer Art auskommen, welche solche Phänomene lediglich<br />
als Resultat soziokultureller Determinismen sehen. Der Ansatz ist jedoch nicht<br />
nur für die Erklärung von Überzeugungen notwendig, sondern auch für die Erklärung<br />
von Handeln, da jedes Handeln auch Überzeugungen mit einschließt.<br />
Er hat eine bessere Vorhersagekraft als die Rational-Choice-Theorie und vermeidet<br />
es gänzlich, menschliche Verhaltensweisen, Überzeugungen und Handlungen<br />
durch Bemühen von spekulativen anonymen Kräften oder Einflüssen<br />
zu erklären.<br />
Der erste der hier versammelten Texte („Der Zerfall der zeitgenössischen<br />
Sozialtheorie“) geht der Frage nach, aus welchen Gründen die Sozialwissenschaften<br />
heute keinen allgemeinen theoretischen Rahmen außer der Rational-Choice-Theorie<br />
zu besitzen scheinen, wobei über diese jedoch kein Konsens<br />
herrscht. Der zweite Beitrag („Rational-Choice-Theorie und allgemeine Theorie<br />
der Rationalität“) hat zum Ziel, eine präzise Diagnose über die Erfolge und<br />
über die Gründe für die Misserfolge der Rational-Choice-Theorie zu erstellen.<br />
Es wird gezeigt, dass die Defizite der Rational-Choice-Theorie im Wesentlichen<br />
nur durch eine Neukonzeption der heute in den Sozialwissenschaften dominierenden<br />
Rationalitätstheorie behoben werden können. Aus diesen ersten zwei<br />
Beiträgen geht die erwähnte allgemeine Theorie der Rationalität hervor.<br />
Die Texte im zweiten Teil des Bandes verfolgen das Ziel, die Bedeutung<br />
dieses Ansatzes für einige zentrale Fragen herauszustellen. Der vierte Beitrag<br />
(„Die Rationalität der Moderne nach Tocqueville“) zeigt, dass die „neue politische<br />
Wissenschaft“, auf deren Dringlichkeit Tocqueville zu seiner Zeit verwiesen<br />
und deren Konturen er implizit abgesteckt hat, bereits die allgemeine<br />
Theorie der Rationalität vorwegnahm, um kulturelle Unterschiede zu erklären,<br />
wie sie etwa zwischen Frankreich und England bzw. den Vereinigten Staaten<br />
festzustellen waren. Der fünfte Beitrag („Die Rationalität religiöser Überzeugungen<br />
nach Max Weber“) und der sechste („Die Rationalität des ‚Irrationalen‘<br />
nach Durkheim“) dokumentieren, dass eine wissenschaftliche Erklärung<br />
religiöser Glaubensüberzeugungen sowie des Glaubens an Magie nur im Rahmen<br />
der allgemeinen Theorie der Rationalität erfolgen kann – wie die beiden<br />
dominierenden Größen der deutschen und der französischen Soziologie schon<br />
klar, aber nur implizit angedeutet haben. Der siebte Text („Die Rationalität<br />
des Wertewandels von Generation zu Generation“) zeigt die Unverzichtbarkeit<br />
der Theorie für die Erklärung der Veränderungen, die man in den Werten<br />
der abendländischen Welt im Generationenverlauf beobachtet. Der in den letzten<br />
Jahrzehnten dort zu beobachtende Wandel der Sitten und Gebräuche zeugt<br />
den vorliegenden Umfragen zufolge eher von Rationalisierung als von Beliebigkeit.<br />
Im achten Beitrag („Die Rationalität des institutionellen Wandels von Demokratien“)<br />
wird die Bedeutung der allgemeinen Theorie der Rationalität für<br />
die Erklärung der Evolution demokratischer Institutionen herausgestellt. Nicht