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XXII
XXIII Vorwort zur französischen Originalausgabe Genau wie die Naturwissenschaften entwickeln sich auch die Sozialwissenschaften immer mehr über Aufsätze statt durch Bücher. Die vorliegende Sammlung von Artikeln ist die Weiterentwicklung meines Buches Raison, bonnes raisons (Boudon 2003). Mehrere der Beiträge wurden nach Erscheinen dieses Buches verfasst und vertiefen in einigen Punkten die dort vorgebrachte allgemeine Theorie der Rationalität – insbesondere aufbauend auf den Diskussionen, zu denen das Buch geführt hat. Die Grundlagen der allgemeinen Theorie der Rationalität sowie die Gründe, warum sie mir fruchtbarer erscheint als die Rational-Choice-Theorie, werden detaillierter ausgearbeitet als im Buch von 2003. Abgesehen davon bieten die Artikel einen Überblick über das Spektrum an Themen, für die sich die allgemeine Theorie der Rationalität als adäquates Paradigma herausstellt. Betont wird, dass es genau dieses Paradigma ist, das zahlreiche, überall in der Soziologie anerkannte Klassiker verfolgt haben. Die zwei Artikel des ersten Teils bieten einen Überblick über die allgemeine Theorie der Rationalität und präzisieren deren Verhältnis zur Rational-Choice-Theorie. Sie schlagen eine analytische Definition des kontroversen Begriffs der „axiologischen Rationalität“ 2 vor. Die fünf Artikel des zweitens Teils illustrieren die Bedeutung der allgemeinen Theorie der Rationalität für die Erklärung weiter Bereiche an soziologischen Fragestellungen: das Verständnis fremder Kulturen, die Erklärung religiöser Überzeugungen und solcher Überzeugungen, die ein Beobachter spontan als „irrational“ qualifizieren würde, die Erklärung von Meinungsphänomenen, vom Wertewandel im Generationenverlauf und von mittel- und langfristigen Entwicklungstendenzen, denen demokratische Gesellschaften unterliegen. Die Wahl dieser konkreten Phänomene hat den Vorteil aufzuzeigen, dass die theoretischen Diskussionen zum Begriff der Rationalität eine unmittelbare Bedeutung für die Erklärung sozialer Phänomene haben. Spontane Erklärungen sozialer Phänomene machen aus diesen oft das Ergebnis „irrationaler“ Verhaltensweisen. Die generelle Schlussfolgerung aus den im vorliegenden Band versammelten Texten lautet, dass eine wissenschaftliche Erklärung sozialer Phänomene aber in der Regel darin besteht zu zeigen, dass man sie vielmehr auf rationale Gründe zurückführen muss. Genau dies haben 2 Etwa: „Wertrationalität“, Anm. d. Übers.
- Seite 1: Die Einheit der Gesellschaftswissen
- Seite 4 und 5: IV Raymond Boudon, 1934-2013; 1978-
- Seite 6 und 7: VI Inhalt Sozialwissenschaften und
- Seite 8 und 9: VIII Inhalt Kapitel 6 Die Rationali
- Seite 11 und 12: XI Vorbemerkung des Übersetzers De
- Seite 13 und 14: XIII Vorwort zur deutschen Überset
- Seite 15 und 16: Vorwort zur deutschen Übersetzung
- Seite 17 und 18: Vorwort zur deutschen Übersetzung
- Seite 19 und 20: Vorwort zur deutschen Übersetzung
- Seite 21: Vorwort zur deutschen Übersetzung
- Seite 25 und 26: Vorwort zur französischen Original
- Seite 27 und 28: 1 Einführung: Eine Theorie der Rat
- Seite 29 und 30: Der Bruch mit der Philosophie der A
- Seite 31 und 32: Misserfolge der Rational-Choice-The
- Seite 33 und 34: Eine allgemeine Theorie der Rationa
- Seite 35 und 36: Vier Paradigmen 9 wenige Entwicklun
- Seite 37 und 38: Vier Paradigmen 11 Welt prägen sol
- Seite 39 und 40: Vier Paradigmen 13 Knoch, Daria/Pas
- Seite 41 und 42: 248 Personenregister Giddens, Antho
- Seite 43 und 44: 250
- Seite 45 und 46: 252 Sachregister Kalter Krieg 46-47
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Vorwort zur französischen Originalausgabe<br />
Genau wie die Naturwissenschaften entwickeln sich auch die Sozialwissenschaften<br />
immer mehr über Aufsätze statt durch Bücher. Die vorliegende Sammlung<br />
von Artikeln ist die Weiterentwicklung meines Buches Raison, bonnes<br />
raisons (Boudon <strong>200</strong>3). Mehrere der Beiträge wurden nach Erscheinen dieses<br />
Buches verfasst und vertiefen in einigen Punkten die dort vorgebrachte allgemeine<br />
Theorie der Rationalität – insbesondere aufbauend auf den Diskussionen,<br />
zu denen das Buch geführt hat. Die Grundlagen der allgemeinen Theorie<br />
der Rationalität sowie die Gründe, warum sie mir fruchtbarer erscheint als die<br />
Rational-Choice-Theorie, werden detaillierter ausgearbeitet als im Buch von<br />
<strong>200</strong>3. Abgesehen davon bieten die Artikel einen Überblick über das Spektrum<br />
an Themen, für die sich die allgemeine Theorie der Rationalität als adäquates<br />
Paradigma herausstellt. Betont wird, dass es genau dieses Paradigma ist, das<br />
zahlreiche, überall in der Soziologie anerkannte Klassiker verfolgt haben.<br />
Die zwei Artikel des ersten Teils bieten einen Überblick über die allgemeine<br />
Theorie der Rationalität und präzisieren deren Verhältnis zur Rational-Choice-Theorie.<br />
Sie schlagen eine analytische Definition des kontroversen<br />
Begriffs der „axiologischen Rationalität“ 2 vor.<br />
Die fünf Artikel des zweitens Teils illustrieren die Bedeutung der allgemeinen<br />
Theorie der Rationalität für die Erklärung weiter Bereiche an soziologischen<br />
Fragestellungen: das Verständnis fremder Kulturen, die Erklärung<br />
religiöser Überzeugungen und solcher Überzeugungen, die ein Beobachter<br />
spontan als „irrational“ qualifizieren würde, die Erklärung von Meinungsphänomenen,<br />
vom Wertewandel im Generationenverlauf und von mittel- und langfristigen<br />
Entwicklungstendenzen, denen demokratische Gesellschaften unterliegen.<br />
Die Wahl dieser konkreten Phänomene hat den Vorteil aufzuzeigen, dass<br />
die theoretischen Diskussionen zum Begriff der Rationalität eine unmittelbare<br />
Bedeutung für die Erklärung sozialer Phänomene haben.<br />
Spontane Erklärungen sozialer Phänomene machen aus diesen oft das Ergebnis<br />
„irrationaler“ Verhaltensweisen. Die generelle Schlussfolgerung aus den<br />
im vorliegenden Band versammelten Texten lautet, dass eine wissenschaftliche<br />
Erklärung sozialer Phänomene aber in der Regel darin besteht zu zeigen, dass<br />
man sie vielmehr auf rationale Gründe zurückführen muss. Genau dies haben<br />
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Etwa: „Wertrationalität“, Anm. d. Übers.