PDF (1.7 MB) - Mohr Siebeck Verlag
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1. Joseph und Aseneth:<br />
ein früher jüdischer Liebesroman<br />
Als ein besonders markantes Beispiel dafür, wie in der Antike<br />
die Tora von jüdischen Autoren aufgenommen und in<br />
einem neuen Kontext literarisch verarbeitet wurde, kann ein<br />
antiker jüdischer Liebesroman dienen: Joseph und Aseneth.<br />
Der Text, der vor allem durch seinen Inhalt, weniger durch<br />
seine Sprache fasziniert, ist in der Forschung keineswegs<br />
unbeachtet geblieben. Gerade in jüngerer Zeit ist eine Reihe<br />
von hilfreichen Beiträgen zu diesem in vielerlei Hinsicht<br />
überraschenden Text erschienen – freilich, ohne dass sich<br />
die dringendsten Fragen geklärt hätten. 1 Umstritten sind<br />
insbesondere die Intentionen von Joseph und Aseneth. Was<br />
wollte der für uns namentlich nicht greifbare Autor 2 mit<br />
seinem Text bewirken? Die bisherige Forschung hat eine<br />
Vielzahl von Möglichkeiten in den Blick genommen: Will<br />
Joseph und Aseneth, wie vor allem in der früheren Forschung<br />
1<br />
Lipsett (2011); Wetz (2010) mit Forschungsgeschichte (21–42);<br />
Reinmuth (2009); Zangenberg (2009); Journal for the Study of the<br />
Pseudepigrapha 15 (2005); Braginskaya (2005), russ. (non vidi, N. Braginskaya<br />
hat mir freundlicherweise eine Kopie ihres Papers „ ‚Joseph<br />
and Aseneth‘ in Greek literary history: the case of the ‚first novel‘“<br />
zur Verfügung gestellt); Inowlocki (2002); Humphrey (2000). Im<br />
Folgenden wird nach der Ausgabe von Burchard (2003) zitiert (eine<br />
revidierte Fassung hierzu bietet Fink (2008)).<br />
2<br />
Eine Autorin ist nicht ganz auszuschließen, aber angesichts der<br />
Autorschaft der sonstigen jüdisch-hellenistischen Literatur, soweit<br />
überliefert, unwahrscheinlich.