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Siekmann Kommentar zur Europäischen Währungsunion

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A. Die Entstehung der <strong>Währungsunion</strong><br />

13 Die wichtigsten Probleme, die bis in die Gegenwart die (kritische) Diskussion<br />

über die <strong>Währungsunion</strong> von Seiten der Publizistik und der Wirtschaftswissenschaften<br />

beherrschen, wurden bereits in dem Bericht benannt:<br />

– die gemeinsame (sektorübergreifende) Wirtschaftspolitik durch die Gemeinschaft<br />

– die Harmonisierung und Kontrolle der Haushaltspolitik der Mitgliedstaaten.<br />

Die Schaffung einer politischen Union wurde allerdings nicht als notwendige Vorbedingung<br />

für die Wirtschaftsunion und die einheitliche Währung angesehen. Im<br />

Gegenteil wurde die Wirtschafts- und <strong>Währungsunion</strong> als Treibmittel (»leaven«)<br />

für die Entwicklung zu einer politischen Union angesehen. Langfristig erschien sie<br />

allerdings als unvermeidlich. 32<br />

13<br />

14 Rat und Mitgliedstaaten stimmten nach längeren Diskussionen am 9. Februar<br />

1971 dem Plan im Grundsatz zu. Vor der Veröffentlichung der Entschließung wurde<br />

ihr Wortlaut aber noch einmal überarbeitet. 33 Der vorgesehene Zeitrahmen war<br />

ehrgeizig. Bis zum 1. Januar 1981 sollte die Wirtschafts- und <strong>Währungsunion</strong> entstanden<br />

sein. Unverzüglich wurden auch konkrete Maßnahmen <strong>zur</strong> Verstärkung<br />

der Koordination der kurzfristigen Wirtschaftspolitik, der Vertiefung der Zusammenarbeit<br />

der Notenbanken und die Einführung eines mittelfristigen Beistands<br />

beschlossen. Auch wurde dem Ausbau der Strukturpolitik <strong>zur</strong> Beseitigung regionaler<br />

Ungleichgewichte ein hoher Stellenwert beigemessen. 34<br />

14<br />

4. Währungsturbulenzen und Versuche zu ihrer Bewältigung<br />

a) Die Währungsschlange<br />

15 Der Werner-Bericht hatte auch vorgeschlagen, dass die Währungen der Mitgliedstaaten<br />

sofort enger aneinander gekoppelt werden sollten. Es sollten – versuchsweise<br />

– sofort geringere Schwankungsbreiten eingehalten werden, als sich nach den<br />

Paritäten des Systems von Bretton-Woods ergeben würden. Dieses europäische<br />

System wurde als »Währungsschlange« oder »Schlange im Tunnel« (der Bretton-<br />

Woods-Paritäten) bezeichnet. 35 Die deutschen und niederländischen Mitglieder der<br />

Gruppe von Sachverständigen hatten sich allerdings gegen die sofortige Einführung<br />

ausgesprochen.<br />

15<br />

16 Nachdem Deutschland die Freigabe des DM-Wechselkurses am 9. Mai 1971 erklärt<br />

hatte, 36 konnte das vom Werner-Bericht vorgeschlagene System erst eingeführt<br />

werden, nachdem die vorübergehende Wiedereinführung fester Wechselkurse<br />

durch das »Washingtoner Währungsabkommen« oder »Smithsonian Agreement«<br />

gescheitert war. Am 10. April 1972 wurde das Abkommen über die<br />

16<br />

32<br />

Report (Fn. 28), S. 26.<br />

33<br />

Entschließung des Rates und der Vertreter der Regierungen der Mitgliedstaaten vom 22.<br />

März 1971 über die stufenweise Verwirklichung der Wirtschafts- und <strong>Währungsunion</strong> in der Gemeinschaft,<br />

ABl 1971/C 28/1.<br />

34<br />

Fang, S. 17.<br />

35<br />

Szász, S. 36.<br />

36<br />

O. Rdn. 3.<br />

37<br />

Es handelt sich um ein Abkommen, das die wichtigsten westlichen Industrienationen (Zehner-Gruppe<br />

– G10) am 18. Dezember 1971 im Smithsonian Institut in Washington D. C. über So-<br />

8<br />

Helmut <strong>Siekmann</strong>

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