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Festschrift für Jan Schröder - Mohr Siebeck Verlag

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14 Christian Baldus<br />

von der condicio, vielleicht mit dem gleichlautenden Wort <strong>für</strong> „Bedingung“<br />

spielend. 46 Wie dem auch sei, eine philosophische Erklärung <strong>für</strong> den Aufbau<br />

der Quelle ist ebenfalls nicht ersichtlich.<br />

Vorliegend können wir also ein außerrechtliches Schema, dem die Quelle<br />

sozusagen phänotypisch folgte, nicht ausmachen. Will man aus der starken<br />

Präsenz wertender Elemente nicht folgern, dass der Text von Justinians Kompilatoren<br />

völlig entstellt sei, 47 so muss man fragen, ob die Lösung und ihre<br />

Struktur sich sachlich als juristisch einsichtig darstellen. Damit sind wir wieder<br />

bei dem prius inspiciendum.<br />

Aufbau- und Regieanweisungen sind in Rom alles andere als üblich oder gar<br />

trivial. Responsa (oder jedenfalls das, was von ihnen überliefert ist) 48 beziehen<br />

sich zumeist knapp auf den oder die entscheidenden Punkte; sie geben hingegen<br />

selten an, was wie zu untersuchen sei. Hier hingegen wird genau dies vorgegeben,<br />

und zwar in einem Fall, in dem ein sozial ungewöhnliches Verhalten<br />

zu beurteilen war, freilich nur in seinen Konsequenzen <strong>für</strong> Dritte.<br />

3. Gesellschaft, Recht, Jurist<br />

Modestin stand vor der Notwendigkeit, einerseits angemessen mit der Missachtung<br />

von Sakralrecht und mos maiorum durch den Erblasser umzugehen,<br />

46<br />

tionsfähigkeit römischen Rechtsdenkens, Frankfurt a.M. u.a. 1998, S. 623–681: Instrument zur<br />

Modernisierung bestimmter Lösungen vor allem in Missbrauchsfällen; differenzierter neuerdings<br />

Tobias Kleiter, Entscheidungskorrekturen mit unbestimmter Wertung durch die klassische<br />

römische Jurisprudenz, München 2010 nach Reg., vgl. Zusammenfassung S. 220 f.: Die humanitas<br />

habe der Modifizierung bestimmter Prinzipien dort gedient, wo es um Individualinteressen<br />

gegangen sei. Zu diesem Werk vgl. die im Druck befindlichen Rez. von Andreas Nitsch,<br />

in: Anuario de la Facultade de Derecho de la Universidade de La Coruña 15 (2011); Ulrike Babusiaux,<br />

in: SZ 129 (2012). Weiterhin Gianfranco Purpura, Brevi riflessioni sull’humanitas,<br />

Ann. Palermo 53 (2009), S. 289–298 (vgl. aber http://www.unipa.it/dipstdir/portale/): <strong>für</strong><br />

grundsätzliche Echtheit der humanitas als Kategorie bereits der Klassiker und mit dem Hinweis<br />

darauf, dass die spätere Christianisierung des römischen Rechts nicht etwa zur Übernahme<br />

der jüdisch-christlichen Idee von einer theologischen Prägung der Gesellschaftsordnung<br />

führte.<br />

46 Hier nicht zu klären. Vgl. auch o. Fn. 39.<br />

47 Das entspricht nicht mehr heutigen methodischen Standards; vgl. zum Stand der Textkritik<br />

Massimo Miglietta/Gianni Santucci (a cura di), Problemi e prospettive della critica testuale. Atti<br />

del Convegno Trento 2007, Trento 2011. Der Ind. itp. weist zahlreiche, unterschiedlich begründete<br />

Zweifel nach: Ernst Levy/Ernst Rabel (Hrsg.), Index interpolationum quae in Iustiniani digestis<br />

inesse dicuntur, t. II (Weimar 1931) a.h.l. (Sp. 205); paradigmatisch Eisele, Beiträge zur Erkenntniss<br />

der Digesteninterpolationen, in: SZ 31 (1897), S. 1–43, hier: S. 30 f., dem folgt, unter<br />

der Annahme christlichen Einflusses, noch Max Kaser, Das römische Privatrecht. Zweiter Abschnitt.<br />

Die nachklassischen Entwicklungen, 2. Aufl., München 1975, § 203 (S. 97, Fn. 14). In<br />

neuerer Zeit: vorsichtig Staffhorst (wie Fn. 32), S. 211, Fn. 290 („sofern die Entscheidung hier im<br />

Kern bewahrt worden ist“); s. weiterhin o. Fn. 14, 41, 43. – Vgl. Trisciuoglio (wie Fn. *), S. 6 f.<br />

48 Zur Problematik zuletzt mwN. Christian Baldus, ¿Hacia un nuevo concepto de Textstufen?<br />

Sobre unas eventuales huellas de „escalones clásicos“ en Cervidio Escévola, in: Seminarios<br />

Complutenses de Derecho Romano (SCDR) 23–24 (2010–2011), S. 75–102.

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