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Städte brauchen Holz - Mikado

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Juni 2013<br />

edition<br />

ISSN 0944-5749<br />

12,80 C=<br />

Unternehmermagazin für <strong>Holz</strong>bau und Ausbau<br />

Urbanes Bauen<br />

<strong>Städte</strong> <strong>brauchen</strong> <strong>Holz</strong><br />

Organ von<br />

Europäische<br />

Vereinigung des <strong>Holz</strong>baus


Da oben<br />

ist dick nicht unbedingt besser.<br />

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Wärmeschutz, reduziert die Wärmebrücken Leicht, handlich und einfach<br />

zu verlegen Dämmung, <strong>Holz</strong>schalung und verklebte Unterdeckung<br />

in einem Arbeitsgang<br />

Weitere Informationen unter www.bauder.de


Editorial<br />

Günther Hartmann<br />

Redakteur mikado<br />

<strong>Holz</strong> macht urban!<br />

Bis in die 1990er-Jahre war der <strong>Holz</strong>bau etwas für ländliche Regionen und<br />

Stadtrandgebiete, heute erobert er sich die <strong>Städte</strong> zurück. Technische Innovationen<br />

und Baurechtsnovellierungen machten es möglich, doch die Nachfrage entsteht durch<br />

seine Vorteile gegenüber anderen Bauweisen: Sein hoher Vorfertigungsgrad sorgt für<br />

hohe Präzision und schnelle Montagen mit geringer<br />

Störung der Nachbarschaft. Seine Leichtigkeit ermöglicht<br />

Aufstockungen bei geringen statischen Reserven. Zudem<br />

<strong>Holz</strong> in der Stadtgeschichte: Verbreitet,<br />

verdrängt und unverzichtbar.<br />

Seite 6.<br />

Stadtästhetik: <strong>Holz</strong> gibt<br />

ist <strong>Holz</strong> nachhaltig, gesund – und schön. Dass der <strong>Holz</strong>bau<br />

in die <strong>Städte</strong> zurückkehrt, geschieht genau zum<br />

richtigen Zeitpunkt, denn das gesamte Baugeschehen<br />

wird sich künftig vor allem hier abspielen. Die autobasierte<br />

den <strong>Städte</strong>n mehr Urbanität. Seite 10.<br />

Stadtentwicklung: <strong>Holz</strong> eröffnet<br />

neue Handlungsspielräume. Seite 14.<br />

Zersiedlung des ländlichen Raums nimmt als Folge<br />

steigender Benzinpreise ab. Und auch die <strong>Städte</strong> selbst wuchern nicht mehr wie früher mit<br />

üppigen Neubaugebieten in die Breite, sondern verdichten sich. Die Bebauung von Rest-,<br />

Brach- und Dachflächen ist angesagt, ebenso die Erneuerung des Bestands – energetisch,<br />

funktional und gestalterisch. Die <strong>Städte</strong> profitieren vom <strong>Holz</strong>bau. Sie gewinnen mit ihm an<br />

Qualität und auch – zur großen Überraschung! – an Urbanität. Nutzen Sie dieses Heft, um<br />

potenzielle Bauherren, Stadträte und Baubehörden von der Leistungsfähigkeit des modernen<br />

<strong>Holz</strong>baus und von den Vorteilen für Ihre Stadt zu überzeugen!<br />

Ihr<br />

www.mikado-online.de 3


mikado edition 2013 Inhalt<br />

i see for you — föllmi photography<br />

galland / Knauf<br />

Flammendes Plädoyer für <strong>Holz</strong><br />

Amsterdam setzt bei der Stadtentwicklung auf die guten<br />

alten Parzellen. Die sind für <strong>Holz</strong>häuser hervorragend<br />

geeignet. „Residenz 2.0“ nennt Architekt Pieter Weijnen<br />

sein Wohngebäude, das sowohl bei der Energieeffizienz<br />

und Nachhaltigkeit als auch bei der Gestaltung außergewöhnlich<br />

ist. Seite 46<br />

Höhlenartig und vernetzt<br />

In Berlin-Mitte nennt sich ein futuristisch anmutendes<br />

Penthouse auf einer ehemaligen Textilfabrik selbstbewusst<br />

„e-büro der Zukunft“. Es will Architektur, Design<br />

und Technik zu einer neuartigen, komfortablen Einheit<br />

verschmelzen und stößt damit in den kreativen Milieus<br />

auf positive Resonanz. Seite 54<br />

Einführung<br />

6 | <strong>Holz</strong> in der Stadtgeschichte<br />

Verbreitet, verdrängt und unverzichtbar<br />

10 | Stadtästhetik<br />

Ist <strong>Holz</strong> urban?<br />

12 | Marktforschung<br />

„Wohnungsbau findet in den <strong>Städte</strong>n statt!“<br />

14 | Stadtentwicklung<br />

„<strong>Holz</strong> eröffnet neue Handlungsspielräume!“<br />

18 | Aufstockung<br />

<strong>Holz</strong> obenauf<br />

22 | Genehmigungsverfahren<br />

Kommunikation statt Konfrontation<br />

24 | IBA Hamburg 2013<br />

Schluss mit Versteckspiel<br />

Mehrgeschosser<br />

26 | Bad Aibling<br />

<strong>Holz</strong>stadt im Höhenrausch<br />

30 | Dornbirn<br />

Nachhaltig nach oben<br />

34 | Wien<br />

<strong>Holz</strong> wächst über sich hinaus<br />

Baulücken<br />

38 | Berlin<br />

Lärchenholz statt Putz<br />

42 | London<br />

Perfekte Passung<br />

46 | Amsterdam<br />

Flammendes Plädoyer für <strong>Holz</strong><br />

Aufstockungen<br />

51 | Köln<br />

Arbeitersiedlung macht sich schick<br />

54 | Berlin<br />

Höhlenartig und vernetzt<br />

58 | München<br />

Zentrale Lage, toller Ausblick<br />

4<br />

mikado edition 2013


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setzt bei der Erneuerung<br />

seines Gebäudebestands ganz<br />

auf <strong>Holz</strong>: bei der Fassadenmodernisierung,<br />

bei Aufstockungen und<br />

bei Anbauten. Seite 66<br />

Titel:<br />

Jens Weber,<br />

München<br />

Ein Magazin der<br />

WEKA MEDIA<br />

GmbH & Co. KG<br />

Sanierungen<br />

62 | Augsburg<br />

Ran an die Betonkisten<br />

66 | München<br />

Komposition in Grau und Grün<br />

72 | Rosenheim<br />

Mit <strong>Holz</strong> zum Stolz der Stadt<br />

Rubriken<br />

3 | Editorial<br />

77 | Produktmeldungen<br />

84 | Branchenführer<br />

86 | Impressum<br />

P R E M I U M - Q U A L I T Ä T<br />

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E<br />

Einführung <strong>Holz</strong>bau in der Stadtgeschichte<br />

Bayerisches Nationalmuseum<br />

▴▴Nicht nur das 1570 angefertigte „Sandtner-Modell“ der Stadt München ist aus <strong>Holz</strong>, auch die meisten der dargestellten Gebäude waren <strong>Holz</strong>bauten<br />

Verbreitet, verdrängt<br />

und unverzichtbar<br />

Der <strong>Holz</strong>bau war in der Stadtgeschichte lange dominierend, doch große<br />

Stadtbrände sorgten dafür, dass ihn der Steinbau zunehmend verdrängte –<br />

wenn auch nie ganz. Heute erlebt der <strong>Holz</strong>bau in den <strong>Städte</strong>n eine Renaissance.<br />

6 mikado edition 2013


E<br />

Einführung <strong>Holz</strong>bau in der Stadtgeschichte<br />

<strong>Holz</strong> war immer eines der vielseitigsten Baumaterialien.<br />

Dies galt natürlich auch für das Bauen in der Stadt:<br />

Unverzichtbar war es für Dach- und Deckenkonstruktionen<br />

sowie den Ausbau, aber auch mehrgeschossige Häuser<br />

wurden damit errichtet. Brandkatastrophen sowie baukulturelle<br />

Veränderungen verdrängten das <strong>Holz</strong> jedoch zunehmend aus<br />

dem Stadtbild. Dennoch hat es immer einen großen Anteil an<br />

der Bausubstanz der historischen Stadt behalten. Neben den<br />

imposanten Dachwerken der Kirchen und Bürgerhäuser haben<br />

auch ganze Fachwerkstädte ihr Bild größtenteils unverfälscht bis<br />

in unsere Zeit bewahrt.<br />

Bis ins Mittelalter dominiert die <strong>Holz</strong>bauweise<br />

<strong>Holz</strong> war im waldreichen Deutschland ein überall und jederzeit<br />

verfügbarer Baustoff. Dies führte dazu, dass in den meisten <strong>Städte</strong>n<br />

zunächst der <strong>Holz</strong>bau dominierte. Steinhäuser waren in der Stadt<br />

des Früh- und Hochmittelalters noch eine solche Besonderheit, dass<br />

sie in den Chroniken eigens erwähnt wurden. Neben den Kirchen<br />

waren das vor allem Gebäude, die der staatlichen Repräsentation<br />

dienten oder die besonders wehrhaft und feuersicher sein mussten,<br />

z. B. Verteidigungsanlagen oder Speichergebäude.<br />

Auch die Stadt München war im 14. Jahrhundert noch<br />

größtenteils aus <strong>Holz</strong> erbaut. An ihrem Beispiel lassen sich die<br />

Erfolgsfaktoren für den urbanen <strong>Holz</strong>bau – auch wenn dieser in<br />

Münchens historischem Zentrum längst verschwunden ist – gut<br />

darstellen. Die Wälder des bayerischen Oberlandes waren bis<br />

ins Spätmittelalter schier unerschöpfliche Lieferanten besten<br />

Bauholzes. Die langen Fichtenstämme ermöglichten nicht nur<br />

die im Alpenraum gebräuchliche Block- und Bundwerkbauweise.<br />

Durch die guten Transportmöglichkeiten konnten sie auch im städtischen<br />

Bauen verwendet werden. Ein schon im Mittelalter hoch<br />

entwickeltes Flößerwesen ermöglichte dauerhaften Nachschub an<br />

Bau- und Brennholz.<br />

Die kontinuierliche <strong>Holz</strong>versorgung musste jedoch sichergestellt<br />

werden. So veranlasste die bereits im Spätmittelalter spürbare Ausbeutung<br />

des Waldes den bayerischen Herzog, Gesetze zu erlassen,<br />

welche die dauerhafte Versorgung der Stadt mit <strong>Holz</strong> garantieren<br />

sollten. Diese ersten Wald- und Forstordnungen umfassten Gebote<br />

zum Einschlag, zur Aufforstung, zum Transport und zur anteiligen<br />

Eigennutzung des <strong>Holz</strong>es durch die Waldbauern. Die Weitsicht und<br />

die Modernität hinter diesen Regelungen aus dem späten 15. und<br />

dem 16. Jahrhundert sind dabei erstaunlich.<br />

Das Flößerwesen auf der Isar bildete über Jahrhunderte das<br />

Rückgrat für die bauliche Fortentwicklung der Stadt München.<br />

Auch nachdem der Ziegelbau den <strong>Holz</strong>bau als dominierende<br />

Bauweise ablöste, benötigte man große Mengen <strong>Holz</strong>es für das<br />

Brennen von Ziegeln und Kalk, aber auch für den Bau von<br />

Dachwerken, Brücken, Rohrleitungen und vielem mehr. Der<br />

Stadtrat trug stets dafür Sorge, dass der Fahrweg der Flöße immer<br />

frei gehalten und gefährliche Passagen der Strecke möglichst<br />

entschärft wurden.<br />

Brandkatastrophen führen zu Steinbau-Förderung<br />

Eine allzeitige Gefahr für den <strong>Holz</strong>bau in der Stadt war das Feuer.<br />

Mit zunehmender Bevölkerung hatte auch die Bebauungsdichte<br />

innerhalb der Stadtmauern zugenommen, was das Risiko einer<br />

Ausbreitung von Bränden erhöhte. So gab es immer wieder verheerende<br />

Brandkatastrophen in einem heute kaum noch vorstellbaren<br />

Ausmaß. Vor allem im Mittelalter wurden ganze <strong>Städte</strong> in Schutt<br />

und Asche gelegt. Die Folge dieser Katastrophen waren gezielte<br />

Fördermaßnahmen zugunsten des Steinbaus.<br />

Jene Zeit brachte auch größere Anstrengungen im Bereich<br />

des vorbeugenden Brandschutzes hervor. So wurden beispielsweise<br />

Feuerwachen eingerichtet. Im antiken Rom existierten<br />

bereits professionelle Feuerwehrtruppen. Nördlich der Alpen ist<br />

die Verwendung von ersten Wasserspritzen seit dem Mittelalter<br />

überliefert. Vielerorts hatten die Bewohner Löschwasservorräte<br />

auf den Dachböden vorzuhalten. Die Zimmerleute waren mit<br />

ihrer Kenntnis der <strong>Holz</strong>konstruktionen angehalten, im Brandfall<br />

beim gegebenenfalls notwendigen Einreißen der gefährdeten<br />

Nachbarbebauung – um dem Feuer weitere Nahrung zu entziehen<br />

– mitzuhelfen. Vom großen Stadtbrand in London 1666<br />

ist überliefert, dass man ganze Feuerschneisen in die hölzerne<br />

Bebauung rund um die Brandherde gesprengt hat. Nur dadurch<br />

ließ sich die Einäscherung der kompletten Stadt verhindern.<br />

In München zerstörten verheerende Brände in den Jahren<br />

1327, 1418, 1429 und 1434 jeweils bis zu einem Drittel der<br />

Stadtfläche. Schon Kaiser Ludwig der Bayer hatte 1342 das Gebot<br />

▴▴Straße mit Fachwerkhäusern im fränkischen Nürnberg<br />

Clemens Knobling<br />

▴▴Hafenpromenade mit Fachwerkhäusern im niedersächsischen Stade<br />

Günther Hartmann<br />

www.mikado-online.de 7


E<br />

Einführung <strong>Holz</strong>bau in der Stadtgeschichte<br />

▴▴„Pseudo-Steinhaus“ in der Regensburger Altstadt<br />

Clemens Knobling<br />

▴▴Wegen des Wohnkomforts beliebt: Wandverkleidungen mit <strong>Holz</strong><br />

Andrij Kutnyi / Tiroler Landesmuseum<br />

erlassen, Neubauten mit Ziegeln zu decken und möglichst in Stein<br />

auszuführen. Zunächst wurden diese Vorschriften jedoch wieder<br />

aufgeweicht. Der <strong>Holz</strong>bau dominierte noch bis in das 15. Jahrhundert.<br />

Nicht einmal die Stadt selbst verzichtete bei der Deckung ihres<br />

neuen Tanzsaales auf die Verwendung von <strong>Holz</strong>schindeln. Weitere<br />

Brände führten dann allerdings zur Erneuerung des Gebotes.<br />

München bezuschusste nun die Neueindeckung der Dächer mit<br />

Geld und Baumaterial. Und es förderte den Steinbau – wie auch<br />

viele andere <strong>Städte</strong> des deutschen Sprachraumes. Die Methoden<br />

ähneln sich dabei: Entweder erhielt der Steinbau Subventionen<br />

oder eine baurechtlich bevorzugte Behandlung, indem z. B. Hausbesitzer<br />

ihre Fassaden vorversetzen durften.<br />

Eine weitere Vorsichtsmaßnahme war die Ummauerung von<br />

Dachtraufe und Ortgang. Dies sollte den Brandüberschlag auf die<br />

Kommunbebauung verhindern, denn die Bebauung war damals<br />

schon so dicht, dass auch bei Steinbauten ein Überschlag der<br />

Flammen auf die Nachbardächer drohte. In vielen <strong>Städte</strong>n des Inn-<br />

Salzach-Raumes haben sich diese stadtbildprägenden Maßnahmen<br />

bis heute bewahrt. So sind die charakteristischen Grabendächer<br />

hinter hohen Attikamauern verborgen, was den Eindruck von<br />

flachen Dächern erweckt und beeindruckende Fassadenfronten<br />

an den Straßenmärkten erzeugt. Auch die Einführung von Brandwänden<br />

fand in dieser Zeit statt.<br />

Einen Steinbau zu besitzen signalisiert Wohlstand<br />

In den Gebieten nördlich der Donau war über Jahrhunderte die<br />

Fachwerkbauweise bestimmend. Eine große Zahl von Fachwerkstädten<br />

hat sich hier, aber auch in Gegenden Frankreichs und<br />

Englands, bis heute erhalten. Nur für die Bauten der staatlichen<br />

Verwaltung, des Adels und der Kirche war vielerorts der Steinbau<br />

verbindlich. Dahinter standen Überlegungen zur Sicherheit und<br />

Wehrhaftigkeit, aber auch zur Repräsentation.<br />

Trotz oder gar wegen seiner höheren Herstellungskosten wurde<br />

ein Steinhaus mancherorts auch für die reicheren Bürger und<br />

Kaufleute begehrenswert. Sie konnten damit zeigen, dass sie sich<br />

so etwas leisten konnten. Ein skurriles Beispiel lässt sich in der<br />

Regensburger Keplerstraße besichtigen: Dort hat ein Bürger seinen<br />

Ständerbohlenbau als Steinbau „verkleidet“. Einst standen hier<br />

viele <strong>Holz</strong>bauten, doch sie verschwanden nach dem Mittelalter<br />

zunehmend aus dem Stadtbild. Wer die Möglichkeit hatte, ersetzte<br />

sie durch Steinbauten. Wer sie nicht hatte, erzeugte zumindest<br />

die Illusion davon: mit Putz und aufgemalten Quaderfugen.<br />

Zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert wurden aus Geschmacksund<br />

aus Feuerschutzgründen viele vormals holzsichtige Gebäude<br />

einheitlich getüncht oder sogar verputzt, sodass die einst so<br />

abwechslungsreichen Fassaden einem einheitlichen, eher<br />

nüchternen Anblick wichen. Dennoch erkennt man bei genauer<br />

Beobachtung oft noch die eigentliche Machart hinter den Fassaden:<br />

Die sog. „Stockwerksbauweise“ – die damals gängigste<br />

<strong>Holz</strong>baumethode – ist am Vorkragen der Geschosse erkennbar, was<br />

es im Steinbau so nicht gab. Dadurch „verrät“ auch das Regensburger<br />

Beispiel seine eigentliche Herkunft.<br />

Allerdings: Auch Fachwerkbauten konnten durchaus hohen<br />

repräsentativen Ansprüchen genügen. Durch das Zurschaustellen<br />

hochstehender Zimmermannskunst ließ sich ökonomische und<br />

politische Macht demonstrieren. So ist die These, dass prestigeträchtiges<br />

Bauen dem Steinbau zuzurechnen ist, nur eingeschränkt<br />

gültig. Die Gebäude des Frankfurter Römerberges oder des Esslinger<br />

Rathauses sind gute Beispiele für die architektonische Darstellung<br />

stolzer Reichsstädte mit dem Baustoff <strong>Holz</strong>.<br />

Dachstühle bleiben weiterhin <strong>Holz</strong>konstruktionen<br />

Selbst dort, wo der <strong>Holz</strong>bau offenkundig zurückgedrängt wurde,<br />

kann man eigentlich nicht von einer „steinernen“ Stadt sprechen.<br />

Besteigt man einen der alten Kirchtürme, so öffnet sich der Blick<br />

auf eine große Dachlandschaft und somit auf eine Ansammlung<br />

beeindruckender <strong>Holz</strong>baukunst. Nicht selten nehmen die gewaltigen<br />

Dachstühle mehr als die halbe Höhe des gesamten Gebäudes ein,<br />

oftmals übersteigen sie diese sogar. Somit war es die <strong>Holz</strong>baukunst,<br />

welche die riesigen Lagerflächen auf den Dächern der Stadthäuser<br />

und Kontore ermöglichte. Auch die Decken waren aus hölzernen<br />

Balken gezimmert. Steinern gemauert und eingewölbt waren in<br />

den meisten Fällen nur die Erdgeschosse.<br />

Eine Betrachtung der Stadtmodelle der bayerischen Herzogstädte,<br />

die der Straubinger Kistler Jakob Sandtner in den<br />

Jahren 1568 bis 1574 mit unglaublicher Detailtreue gefertigt hat,<br />

8 mikado edition 2013


E<br />

Einführung<br />

Clemens Knobling<br />

▴▴Vorbeugender Brandschutz: Grabendächer in Burghausen/Inn<br />

lässt auch Rückschlüsse über den <strong>Holz</strong>bau dieser vermeintlich<br />

„steinernen“ <strong>Städte</strong> zu: So sind es neben den Dachwerken vor<br />

allem die Nebengebäude, die zu einem Teil weiterhin aus <strong>Holz</strong><br />

konstruiert wurden. Hinter den geschlossenen Straßenfassaden<br />

eröffneten sich damals noch große Hinterhöfe und Gärten, die<br />

auch Platz für meist hölzerne Wirtschaftsgebäude boten. Viele<br />

Handwerker- und Taglöhnerhäuser in München, vor allem in<br />

den einstigen Vorstädten, blieben bis zu ihrem Verschwinden im<br />

20. Jahrhundert als <strong>Holz</strong>bauten bestehen.<br />

Allzeit unbestritten waren die bauphysikalischen Vorteile des<br />

<strong>Holz</strong>es. Frühzeitig hatte man erkannt, dass sich nur in holzgetäfelten<br />

Stuben die Wärme des Ofens gut hält. So waren die<br />

Bohlenstuben – an Decken, Boden und Wänden vollständig mit<br />

<strong>Holz</strong> ausgekleidete Räume – meist die einzigen beheizten Räume<br />

in vielen historischen Gebäuden. Die Bohlen bzw. später Vertäfelungen<br />

wurden, je nach Stand und Besitz des Hausherrn, meist<br />

kunstvoll verziert, vor allem die Decken stellten bereits in der Gotik<br />

und besonders dann in der Renaissancezeit Spitzenerzeugnisse<br />

der Zimmermannskunst dar.<br />

Innovationen sorgen für eine <strong>Holz</strong>bau-Renaissance<br />

Die katastrophen- und kriegsbedingten Verluste verfälschen unser<br />

Bild von der einstigen Präsenz des <strong>Holz</strong>baus in den <strong>Städte</strong>n.<br />

Viele der großen Fachwerkensembles sind verschwunden und<br />

können nicht mehr von der Allgegenwärtigkeit des <strong>Holz</strong>es in der<br />

Stadt zeugen. Trotzdem haben sich viele „hölzerne“ <strong>Städte</strong> des<br />

Mittelalters von Nord bis Süd erhalten und sind heute pittoreske<br />

Touristenattraktionen.<br />

Die unbestrittenen Vorteile des <strong>Holz</strong>es ließen es immer ein elementares<br />

Baumaterial der städtischen Baukunst bleiben. Auch sind<br />

viele der Parameter, die den <strong>Holz</strong>bau in der Stadt zurückgedrängt<br />

haben, heute nicht mehr gültig. Vorbeugender Brandschutz sowie<br />

ökologische und ökonomische Vorteile bahnen dem <strong>Holz</strong>bau<br />

seinen Weg in die Stadt zurück. Seit einigen Jahren entstehen<br />

zunehmend auch mehrgeschossige Wohngebäude aus <strong>Holz</strong> in<br />

den <strong>Städte</strong>n. Die stolzen Fachwerkbauten des Mittelalters und der<br />

frühen Neuzeit bekommen wieder jüngere Geschwister.<br />

clemens Knobling, München ▪<br />

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E<br />

Einleitung Stadtästhetik<br />

Jens Weber, münchen<br />

▴▴Stärkt die Ortsidentität Rosenheims: das modernisierte Sparkassen-Hochhaus mit seiner markanten <strong>Holz</strong>-Glas-Fassade<br />

Ist <strong>Holz</strong> urban?<br />

Die Frage, ob <strong>Holz</strong> ein urbaner Baustoff ist, lässt sich nicht durch eine Diskussion<br />

über Ästhetik beantworten. Stattdessen ist zu klären, was Urbanität bedeutet,<br />

inwieweit sie sich planen lässt und welche Rolle der <strong>Holz</strong>bau dabei spielen kann.<br />

10 mikado edition 2013


E<br />

Einleitung Stadtästhetik<br />

<strong>Holz</strong> ist kein urbaner Baustoff! Das war noch in den<br />

1990er-Jahren die einhellig vertretene Lehrmeinung an<br />

den Architekturfakultäten. <strong>Holz</strong> galt im 20. Jahrhundert<br />

als ländlich und rückschrittlich – und damit als ungeeignet für<br />

das Bauen in der Stadt. Inzwischen hat sich das Blatt gewendet:<br />

Urbaner <strong>Holz</strong>bau ist groß im Kommen. Interessant ist allerdings,<br />

dass der Begriff „urban“ immer ziemlich diffus bleibt, fast nie<br />

kritisch hinterfragt und näher definiert wird. Dabei lohnt es sich,<br />

der Frage nachzugehen, was unter „Urbanität“ eigentlich zu<br />

verstehen ist, zumal das Wort neben „Nachhaltigkeit“ das wohl<br />

am meisten missbrauchte ist – zumindest im Kauderwelsch der<br />

Immobilienbranche.<br />

Jeder Mensch hat beim Begriff „Urbanität“ sofort Bilder im<br />

Kopf. Doch genau zu benennen, was letztlich Urbanität ausmacht<br />

und was urbane von nicht-urbanen Orten unterscheidet, scheint<br />

schwierig. Ist die Gebäudehöhe entscheidend? Wohl eher nicht,<br />

denn auch mittelalterliche <strong>Städte</strong> mit niedriger Bebauung können<br />

urban sein. Die Stadterweiterungen des 20. und 21. Jahrhunderts<br />

dagegen – egal ob Wohnsiedlung oder Gewerbegebiet – sind es fast<br />

nie. Gibt es überhaupt objektive Kriterien, planbare Eigenschaften,<br />

die Urbanität erzeugen? Ja, es gibt sie. Sie heißen: Dichte,<br />

Mischung, Öffentlichkeit und Ortsidentität.<br />

Eigenschaft 1: Dichte<br />

<strong>Städte</strong> sind das Resultat der zahlreichen Vorteile räumlicher Nähe.<br />

Ursprünglich waren dies ökonomische Vorteile, heute sind es auch<br />

ökologische: Weite Entfernungen zurückzulegen kostet Zeit und<br />

Energie. Die Vorteile hoher Bebauungsdichten überwogen die<br />

Nachteile. Der moderne <strong>Städte</strong>bau aber sah vor allem die Nachteile.<br />

Hohe Bebauungsdichten waren ihm suspekt. Die „gegliederte und<br />

aufgelockerte Stadt“ war sein erklärtes Ziel: frei stehende Gebäude<br />

in grüner Umgebung. Als Folge nahmen die Entfernungen zu,<br />

wurden Autos zur Selbstverständlichkeit und die Straßen immer<br />

breiter. Der Klimawandel zwingt heute zum Umdenken, ebenso die<br />

Zersiedelung der Landschaft. Die Nachverdichtungspotenziale sind<br />

gerade in den Stadtteilen, die in den 1950er- bis 1970er-Jahren<br />

entstanden, meist groß bis sehr groß.<br />

Eigenschaft 2: Mischung<br />

Eine hohe Bebauungsdichte ist zwar Voraussetzung für Urbanität,<br />

genügt aber nicht. Hinzukommen müssen vielfältige und sich<br />

überlagernde Nutzungen. Nur wenn Wohnen, Arbeiten, Einkaufen<br />

und Kultur eng verzahnt sind, lassen sich die meisten Wege zu<br />

Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen. Nur dann<br />

entstehen Synergieeffekte. Nur dann sind die Straßen und Plätze<br />

durchgehend belebt und nie völlig ausgestorben. Der moderne<br />

<strong>Städte</strong>bau aber strebte nach einer Entmischung, nach einer rigiden<br />

Trennung der Nutzungen, nach der „gegliederten Stadt“. Das<br />

spiegelt sich im heutigen Baurecht wider: In Wohngebieten darf<br />

kein Gewerbe stattfinden, in Gewerbegebieten kein Wohnen.<br />

Nachverdichtungsmaßnahmen sollten auch dazu dienen, die<br />

monofunktionalen Nutzungsstrukturen aufzubrechen und eine<br />

urbane Nutzungsvielfalt zu schaffen.<br />

Eigenschaft 3: Öffentlichkeit<br />

Traditionelle <strong>Städte</strong> zeichnen sich durch eine klare Unterscheidung<br />

zwischen öffentlichem und privatem Raum aus. Straßen und Plätze<br />

sind für alle da. Jeder darf sich hier uneingeschränkt aufhalten<br />

und genießt dabei bürgerliche Freiheitsrechte. Es ist nicht möglich,<br />

Menschen von der Benutzung der Straßen und Plätze auszuschließen,<br />

wie das bei pseudo-öffentlichen Einkaufszentren der Fall ist.<br />

Damit aber Öffentlichkeit spürbar bleibt, <strong>brauchen</strong> öffentliche<br />

Räume eine hohe Aufenthalts- und Gestaltqualität. Dem modernen<br />

<strong>Städte</strong>bau waren durch klare Baulinien definierte Straßen- und<br />

Platzräume suspekt. In der „aufgelockerten Stadt“ gibt es nur<br />

fließende, konturlose Restflächen zwischen den Gebäuden.<br />

Nachverdichtungsmaßnahmen sollten deshalb auch dazu dienen,<br />

öffentliche Räume durch klare Ränder besser zu definieren.<br />

Eigenschaft 4: Ortsidentität<br />

Traditionelle <strong>Städte</strong> haben jeweils einen unverwechselbaren Charakter.<br />

Er basiert auf der örtlichen Bautradition – Baumaterialien,<br />

Bautechniken und Bauregeln – im gewöhnlichen Baualltag. Er<br />

basiert des Weiteren auf Baukunst bei außergewöhnlichen Bauaufgaben<br />

wie Kirchen, Rathäusern, Theatern, Museen, Denkmälern<br />

und Brunnen. Und er basiert auch auf dem Stadtgrundriss selbst,<br />

auf den von Gebäudefassaden geformten Straßen- und Platzräumen.<br />

Zwar hat die moderne Architektur viele Baukunstwerke hervorgebracht,<br />

der moderne <strong>Städte</strong>bau jedoch wollte international<br />

sein, was zu einem hohen Grad an Austauschbarkeit führte. Überall<br />

entstand Ähnliches. Nachverdichtungsmaßnahmen bieten die<br />

Chance, diesen Mangel zu korrigieren und den Stadtteilen etwas zu<br />

geben, was ihnen zumeist fehlt: ein markantes Gesicht.<br />

Urbanität braucht Stadtumbau<br />

Unsere heutigen <strong>Städte</strong> besitzen zahlreiche Stadtteile, die nicht<br />

urban sind – so gut wie alle, die ab den 1950er-Jahren entstanden.<br />

Das ist kein Versehen und hat auch nichts damit zu tun, dass<br />

diese Stadtteile geplant wurden und nicht „gewachsen“ sind,<br />

wie oft behauptet wird, sondern die logische Konsequenz der<br />

anti-urbanen Leitbilder des modernen <strong>Städte</strong>baus. Dem waren die<br />

traditionellen <strong>Städte</strong> immer suspekt – ja, er war ihnen gegenüber<br />

geradezu feindlich eingestellt. Diese Stadtfeindschaft kam allerdings<br />

nicht aus dem Nichts, sondern hatte eine lange Tradition,<br />

die ins 19. Jahrhundert reicht und mit der Gartenstadt-Bewegung<br />

begann. Ein folgenschwerer Irrtum, dem noch bis heute große<br />

Teile der Umweltbewegung anhängen. Als „ökologisch“ gilt meist<br />

möglichst viel Grün vor der eigenen Haustür statt ein sparsamer<br />

Umgang mit Ressourcen und Energie.<br />

<strong>Holz</strong> erleichtert Stadtumbau<br />

Das Schlagwort „Nachverdichtung“ löst bei vielen Bürgern reflexhaft<br />

Protest und Widerstand aus. Dabei bietet die Nachverdichtung<br />

eine große Chance für gestalterische, soziale, ökonomische und<br />

ökologische Verbesserungen. Das ist allerdings ein langer Umbauprozess<br />

aus unzähligen Einzelmaßnahmen, die sich jeweils aus der<br />

Logik des Ortes ergeben. Der <strong>Holz</strong>bau kann und sollte dabei eine<br />

zentrale Rolle spielen, denn durch seinen hohen Vorfertigungsgrad,<br />

seine schnelle Montage und seine Leichtigkeit macht er<br />

viele Baumaßnahmen einfacher, manche erst möglich. Zudem ist<br />

er nachhaltig und in der Bevölkerung durchaus beliebt – weshalb<br />

er lokalen Protest und Widerstand besänftigen und Nachverdichtungsplänen<br />

zur Akzeptanz verhelfen kann. <strong>Holz</strong> eignet sich also<br />

hervorragend, um im Bestand Urbanität zu erzeugen. Von daher<br />

lässt sich prognostizieren: <strong>Holz</strong> wird der urbane Baustoff!<br />

<br />

Günther Hartmann, Kissing ▪<br />

www.mikado-online.de 11


E<br />

Einführung Marktforschung<br />

„Wohnungsbau findet<br />

in den <strong>Städte</strong>n statt!“<br />

Das Baugeschehen hängt von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ab.<br />

Die scheinen aber oft recht widersprüchlich zu sein. Um auf kommende<br />

Entwicklungen gut vorbereitet zu sein, ist es sinnvoll, hier genau hinzusehen.<br />

Martin Langen studierte<br />

Betriebswirtschaft und<br />

ist seit dem Jahr 1990<br />

in den Bereichen Marktforschung<br />

und Unternehmensberatung tätig,<br />

seit 1994 als Geschäftsführer der in<br />

Bonn ansässigen B+L Marktdaten<br />

GmbH. Deren Tätigkeitsschwerpunkte<br />

sind die Baubranche und<br />

die Wohnungswirtschaft in ganz<br />

Europa. Sie erstellt Marktstudien<br />

und untersucht regionale Marktpotenziale<br />

– unter anderem für<br />

den <strong>Holz</strong>bau und für dessen Produktgruppen.<br />

mikado: Herr Langen, welche Entwicklungen<br />

werden in den nächsten<br />

Jahren das Baugeschehen in Deutschland maßgeblich prägen?<br />

Martin Langen: Wir werden eine steigende Nachfrage nach<br />

Wohnraum haben. Das mag angesichts unserer schrumpfenden<br />

und alternden Bevölkerung auf den ersten Blick überraschen, ist<br />

aber so. Zwar wird die deutsche Bevölkerung aufgrund unserer<br />

niedrigen Geburtenrate tatsächlich von 2010 bis 2030 um rund<br />

4 Mio. Einwohner schrumpfen, doch dem steht schon seit einigen<br />

Jahren eine hohe Zuwanderung gegenüber – bisher noch nicht so<br />

sehr aus dem kriselnden Südeuropa, sondern mehr aus Osteuropa,<br />

vor allem aus Polen. Der Grund dafür ist ganz simpel: In Deutschland<br />

gibt es mehr Arbeit und höhere Löhne. Der Zuzug dürfte<br />

aufgrund des sich in Deutschland abzeichnenden Fachkräftemangels<br />

auch so bleiben und auf breite Akzeptanz stoßen. Für<br />

das Baugeschehen bedeutet das: Wer hier arbeitet, muss hier auch<br />

wohnen. Die Zuwanderer suchen vor allem Mietwohnungen im<br />

mittleren Preissegment. Neben dieser Entwicklung gibt es innerhalb<br />

der deutschen Bevölkerung noch eine andere: die Fortsetzung<br />

des schon lange andauernden Trends zu Single-Haushalten.<br />

Die klassische Familie verliert zunehmend an Bedeutung, die<br />

Zahl der Scheidungen steigt, die Kinder ziehen früh von zu<br />

Hause weg. So haben wir trotz schrumpfender Bevölkerung eine<br />

wachsende Zahl an Haushalten und Wohnfläche.<br />

„Die Bauaufgabe<br />

Nachverdichtung ist<br />

meist überschaubar,<br />

was der kleinteiligen<br />

Struktur<br />

der <strong>Holz</strong>baubranche<br />

entgegenkommt.“<br />

Was bedeutet das für den Wohnungsbau konkret?<br />

Wir haben für die Jahre 2008 bis 2014 für Deutschland einen<br />

Bedarf von 180 000 bis 190 000 neuen Wohnungen pro Jahr<br />

errechnet, gebaut wurden aber zwischen 2008 und 2011 deutlich<br />

weniger. Das ist der Hauptgrund, warum die Immobilienpreise und<br />

Mieten seit 2010 stark gestiegen sind. Ein weiterer Grund ist, dass<br />

Geldanleger nach der Finanzkrise wieder vermehrt in krisensichere<br />

Sachwerte investieren. Der Bedarf war also die letzten Jahre höher<br />

als die Nachfrage. Erst im Jahr 2012 wurden wieder deutlich<br />

mehr Wohnungen gebaut: über 200 000. Das reduzierte aber den<br />

Fehlbestand, der sich die letzten Jahre kumuliert hatte, nur gering.<br />

Deshalb können wir davon ausgehen, dass die Nachfrage nach<br />

Wohnungen dieses und nächstes Jahr relativ konstant bleibt und<br />

wahrscheinlich ab 2015 langsam zurückgeht.<br />

Ist diese Entwicklung im ganzen Bundesgebiet gleich?<br />

Nein, sie ist sogar sehr heterogen. Wir haben in Deutschland<br />

nur fünf Regionen, die wirklich boomen: in Berlin, Niedersachsen,<br />

Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern.<br />

Sie weisen nicht nur das größte Wirtschaftswachstum, sondern<br />

auch das größte Bevölkerungswachstum auf. Dem steht der Rest<br />

Deutschlands gegenüber, der mit den Folgen einer schrumpfenden<br />

12 mikado edition 2013


E<br />

Einführung Marktforschung<br />

Wirtschaft und einer schrumpfenden Bevölkerung zurechtkommen<br />

muss. Wer ehrgeizig und gut ausgebildet ist, zieht in die attraktiven<br />

Regionen mit gutem Arbeitsplatzangebot – und besitzt dann<br />

auch mehr Kaufkraft. Wer schon dort wohnt, zieht nicht weg.<br />

Neben diesen regionalen Verschiebungen haben wir noch eine<br />

weitere, sehr wichtige Entwicklung: Der Stadt-Land-Gegensatz<br />

verschärft sich. Wir haben in Deutschland seit einigen Jahren<br />

eine Binnenmigration, die ganz klar in eine Richtung geht: weg<br />

aus den ländlichen Gegenden, rein in die <strong>Städte</strong>.<br />

Wie ist der hohe Zuzug in die <strong>Städte</strong> zu erklären?<br />

Das ist gar nicht so sehr ein erhöhter Zuzug, sondern mehr ein<br />

gebremster Wegzug aufs Land. Bis vor Kurzem war es üblich,<br />

dass junge Singles in der Stadt wohnten und junge Familien aufs<br />

Land zogen, weil sie wegen ihrer Kinder ein Einfamilienhaus mit<br />

Garten wollten und weil das dort noch erschwinglich war. Es war<br />

finanziell attraktiv, auf dem Land preisgünstig zu wohnen und<br />

dafür weite Entfernungen zum Arbeitsplatz in Kauf zu nehmen.<br />

Der Kostenvorteil des Wohnens auf dem Land ist heute nicht mehr<br />

gegeben. Die Spritpreise sind gestiegen und werden weiter steigen.<br />

Und die Pendlerpauschale wurde reduziert und wird vielleicht<br />

demnächst ganz abgeschafft. Mit zunehmender Erhöhung der<br />

Fahrtkosten wird das Wohnen auf dem Land finanziell immer<br />

unattraktiver. Zudem sind immer mehr Frauen berufstätig, sodass<br />

die Zahl der Doppelverdiener-Haushalte zunimmt. Dann wird aber<br />

für beide Partner ein attraktives Arbeitsplatzangebot wichtiger<br />

und ein attraktives Haus mit Garten unwichtiger. Darüber hinaus<br />

gibt es aber tatsächlich auch einen Trend zum Rückzug von<br />

abgewanderten <strong>Städte</strong>rn – im Seniorenalter. Wenn die Kinder<br />

ausgezogen sind, das Haus dann plötzlich überdimensioniert ist<br />

und das Treppensteigen immer beschwerlicher wird, dann ziehen<br />

viele wieder zurück in die Stadt, um die Vorteile ebenerdiger<br />

Wohnungen und kurzer Wege zu genießen.<br />

Der Trend geht also in Richtung Geschosswohnung?<br />

Ja, eindeutig. Das zeigen auch die aktuellen Zahlen des Statistischen<br />

Bundesamts: 2012 stieg die Zahl der Baugenehmigungen<br />

bei den Mehrfamilienhäusern um 13,3 Prozent, die der Einfamilienhäuser<br />

sank dagegen um 5,8 Prozent. Dieser Trend wird sich<br />

fortsetzen.<br />

Für welche Zielgruppen ist der stärkste Zuwachs zu erwarten?<br />

Gut verdienende Haushalte sind sicher die interessanteste Zielgruppe,<br />

denn sie nehmen zu. Der Grund ist simpel: Gutverdiener<br />

heiraten Gutverdiener. Ärzte heiraten Ärztinnen. Akademikerpaare<br />

lernen sich oft schon während des Studiums kennen, wobei sich<br />

die Universitäten eben in <strong>Städte</strong>n befinden und die Absolventen da<br />

oft auch erst einmal bleiben wollen, weil sie hier eben schon<br />

wohnen und weil sich hier ihr Freundeskreis befindet. Und<br />

eine Großstadt bietet auch eine viel größere Fülle qualifizierter<br />

Arbeitsplätze als ländliche Gegenden. Die Zahl akademischer<br />

Doppelverdiener-Haushalte mit einem monatlichen Nettoeinkommen<br />

von über 4500 Euro ist in den Jahren 2005 bis 2012<br />

von 2,1 auf 3,7 Mio. gestiegen. Eine andere wichtige, zahlungskräftige<br />

Zielgruppe sind die schon erwähnten Senioren, die ihr<br />

Einfamilienhaus auf dem Land verkaufen und eventuell auch<br />

noch eine Lebensversicherung ausbezahlt bekommen. Für die ist<br />

Barrierefreiheit ein wichtiges Thema.<br />

Björn Egertz, Stockholm / equator stockholm<br />

▴▴Vorstadtidylle in zentraler Lage: Reihenhauswohnanlage auf dem<br />

Flachdach eines großen Bürogebäudes in der Stockholmer Innenstadt<br />

In den boomenden Großstädten gibt es aber nicht mehr so viele<br />

freie Grundstücke für den Neubau von Mehrgeschossern.<br />

Das ist richtig. Die Neubautätigkeit hängt sehr von den zur<br />

Verfügung stehenden Bauflächen ab. In <strong>Städte</strong>n mit aufgelassenen<br />

Kasernenflächen oder Industriebrachen tut sich da wesentlich<br />

mehr als in <strong>Städte</strong>n ohne große Neubauflächen. Für den <strong>Holz</strong>bau<br />

sind die aber vielleicht sogar interessanter. Dort wird nämlich<br />

die Nachverdichtung des Baubestands ein immer wichtigeres<br />

Thema: Aufstockungen, Anbauten, Baulückenschließungen.<br />

Gerade das ist für den <strong>Holz</strong>bau ein sehr interessanter und großer<br />

„Der Kostenvorteil des<br />

Wohnens auf dem Land<br />

ist heute nicht mehr da.“<br />

Markt, weil er hier seine Vorteile ausspielen kann: Durch seinen<br />

hohen Vorfertigungsgrad lassen sich die Baustellen schnell und<br />

ohne übermäßige Belästigung der Nachbarschaft abwickeln. Und<br />

aufgrund des geringen Gewichts ist <strong>Holz</strong> für Aufstockungen oft<br />

die statisch einzig mögliche Lösung. Wir erleben momentan<br />

tatsächlich, dass immer mehr Hausbesitzer ihre Flachdächer als<br />

„Baugrundstück“ verkaufen wollen. Die Erlöse dienen oft dazu,<br />

im Bestand notwendige Sanierungsmaßnahmen finanzieren zu<br />

können. Aufstockungen sind für eine Eigentümergemeinschaft die<br />

ideale Finanzierungsquelle. Ein weiterer Vorteil für die <strong>Holz</strong>baubranche<br />

ist: Solche Bauaufgaben sind überschaubar und lassen<br />

sich deshalb auch von durchschnittlichen <strong>Holz</strong>bauunternehmen<br />

gut bewältigen. Die Bauaufgabe „Nachverdichtung“ kommt der<br />

kleinteiligen Struktur der <strong>Holz</strong>baubranche sehr entgegen. Um<br />

den berühmten Satz aus „Casablanca“ zu zitieren: Das könnte<br />

der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein!<br />

Herr Langen, herzlichen Dank für das interessante Gespräch.<br />

www.mikado-online.de 13


E<br />

Einführung Stadtentwicklung<br />

„<strong>Holz</strong> eröffnet neue<br />

Handlungsspielräume!“<br />

Metropolen haben eine Vorbildfunktion. mikado fragte deshalb bei der<br />

Münchner Stadtbaurätin Prof. Dr. Elisabeth Merk nach, was sie vom <strong>Holz</strong>bau hält<br />

und welche Rolle er künftig in der Münchner Stadtentwicklung spielt.<br />

Landeshauptstadt München<br />

„Bei der bevorstehenden<br />

Konversion der ehemaligen<br />

Prinz-Eugen-<br />

Kaserne schwebt mir eine<br />

ökologische Mustersiedlung<br />

mit innovativen<br />

<strong>Holz</strong>bauten vor.“<br />

Elisabeth Merk studierte Architektur in Deutschland und<br />

Italien, promovierte und machte das Staatsexamen. Von<br />

1988 bis 1994 war sie in Florenz als Architektin und<br />

Denkmalpflegerin tätig, von 1995 bis 2005 als Stadtplanerin in<br />

München, Regensburg und Halle sowie von 2005 bis 2007 als<br />

Professorin für <strong>Städte</strong>bau und Stadtplanung an der Hochschule<br />

für Technik Stuttgart. Seit 2007 ist sie in München Stadtbaurätin<br />

und leitet dort das Referat für Stadtplanung und Bauordnung.<br />

mikado: Frau Prof. Merk, welche Bedeutung wird der <strong>Holz</strong>bau für<br />

die Münchner Stadtentwicklung haben?<br />

Prof. Dr. Elisabeth Merk: Seine Bedeutung wird hoffentlich<br />

zunehmen. Ich persönlich halte sehr viel von ihm, denn er bietet<br />

viele Vorteile: Er ist nachhaltig. Er ist leicht, was für Aufstockungen<br />

wichtig ist. Er ermöglicht Typologisierung und einen hohen Vorfertigungsgrad,<br />

was die Kosten senkt. Seine Wandstärken bleiben<br />

auch bei einem hohen Wärmedämmstandard noch relativ schlank,<br />

was auch bedeutet: Da ist noch „Luft nach oben“, während wir mit<br />

den konventionellen, verputzten Wärmedämmverbundsystemen<br />

schon eine Grenze erreicht haben dürften. Und noch ein anderer<br />

Aspekt ist sehr wichtig: Die Anmutung des <strong>Holz</strong>es kommt bei<br />

den meisten Menschen gut an. Während meines Studiums war<br />

das Bauen mit <strong>Holz</strong> noch was für „Öko-Spinner“, heute ist es<br />

auch in der Stadt bei den „normalen“ Bauaufgaben angekommen.<br />

Wir haben hier in München-Sendling ein tolles Beispiel mit<br />

der Erneuerung einer 1950er-Jahre-Wohnanlage der städtischen<br />

Wohnungsgesellschaft GWG. Und es gibt hier in München und<br />

in anderen <strong>Städte</strong>n noch viele weitere gute Beispiele. Das hat mit<br />

„Blockhüttenromantik“ nichts mehr zu tun, sondern ist ein neuer<br />

Weg, Qualität in unsere <strong>Städte</strong> zu bringen, eine neue Ästhetik,<br />

eine gestalterische Aufwertung.<br />

Wollen Sie den <strong>Holz</strong>bau auch aktiv fördern?<br />

Ja, das will ich. Auch bei „München MitDenken“, unserem Bürgerbeteiligungsverfahren<br />

zur künftigen Stadtentwicklung, lautete ein<br />

eingereichter Vorschlag: „München profiliert sich als international<br />

führende <strong>Holz</strong>baustadt.“ Der stieß bei den Teilnehmern auf positive<br />

Resonanz und wurde unter die zehn besten Vorschläge gewählt.<br />

Die Idee gefällt auch mir sehr gut und die möchte ich vor allem bei<br />

der Konversion der Prinz-Eugen-Kaserne aufgreifen. Mir schwebt<br />

dort eine ökologische Mustersiedlung mit innovativen <strong>Holz</strong>bauten<br />

vor: rund 500 Wohneinheiten im Plusenergiehaus-Standard.<br />

14 mikado edition 2013


E<br />

Einführung Stadtentwicklung<br />

▴▴Auf dem Gelände der ehemaligen Prinz-Eugen-Kaserne im Münchner<br />

Stadtteil Bogenhausen entstehen demnächst 1800 Wohnungen<br />

GSP Architekten<br />

▴▴Für soziale Nachhaltigkeit sollen ein Bürgerhaus und ein Platz sorgen,<br />

für ökologische Nachhaltigkeit innovative <strong>Holz</strong>gebäude<br />

Wünschen Sie sich den <strong>Holz</strong>bau dort nur oder wollen Sie ihn<br />

ausdrücklich vorschreiben?<br />

Den <strong>Holz</strong>bau vorzuschreiben ist natürlich nicht ganz einfach. Da<br />

brauche ich erst vom Münchner Stadtrat entsprechende politische<br />

Beschlüsse für das Ausschreibungs- und Vergabeverfahren. Andere<br />

Bauweisen völlig auszuschließen geht wohl nicht, aber wir können<br />

die Akteure schon im Vorfeld einbinden und im Rahmen von<br />

Workshops klar und deutlich kommunizieren, dass wir von ihnen<br />

schon bei der Grundstücksvergabe ein überzeugendes Baukonzept<br />

erwarten und dass uns bei dessen Bewertung bestimmte Kriterien<br />

besonders wichtig sind: eine gute Ökobilanz, ein hoher Anteil<br />

nachwachsender Rohstoffe, Demontierbarkeit, Recyclingfähigkeit.<br />

Da stehen die Chancen des <strong>Holz</strong>baus natürlich sehr gut. Wobei<br />

mir auch wichtig wäre, dass das <strong>Holz</strong> zu sehen ist – innen und<br />

außen. Nur so kann die Siedlung verändernd auf das öffentliche<br />

Bewusstsein wirken, die Akzeptanz von <strong>Holz</strong>bauten stärken und<br />

den Wunsch nach noch mehr <strong>Holz</strong>bauten wecken.<br />

Glauben Sie, dass der Münchner Stadtrat Ihr Vorhaben unterstützen<br />

wird?<br />

Ich hoffe es. Um sie zu informieren und zu überzeugen, veranstalten<br />

wir vorher Rundfahrten zu Münchner <strong>Holz</strong>bauprojekten und auch<br />

nach Bad Aibling, wo der erste deutsche Achtgeschosser in <strong>Holz</strong><br />

steht und gerade weitere interessante <strong>Holz</strong>bauten entstehen.<br />

500 Wohneinheiten sind ja ganz schön, aber wenn man das mit<br />

dem gesamten Baugeschehen in München vergleicht, doch eher<br />

bescheiden.<br />

Von den 7000 Wohnungen, die wir jedes Jahr bauen wollen,<br />

können heute noch nicht 6000 in <strong>Holz</strong>bauweise entstehen. Das<br />

scheitert schon daran, dass es dafür gar nicht genügend holzaffine<br />

Architekten und <strong>Holz</strong>bauunternehmen gibt. Die Kapazitätsmöglichkeiten<br />

müssen im Lauf der nächsten Jahrzehnte erst noch<br />

wachsen. Dabei müssen sich sowohl das Angebot als auch die<br />

Nachfrage parallel entwickeln. Und dafür braucht es bei allen<br />

Akteuren einen Bewusstseinswandel: bei den Architekten, bei den<br />

Bauträgern und bei den Bürgern. Und den Bewusstseinswandel<br />

wollen wir im Rahmen unserer Möglichkeiten fördern – beispielsweise<br />

durch den eben erwähnten Umbau der Prinz-Eugen-Kaserne<br />

zur Öko-Mustersiedlung als „Leuchtturmprojekt“. Ich sehe das<br />

größte Potenzial des <strong>Holz</strong>baus aber gar nicht so sehr im Neubau,<br />

sondern in der energetischen Modernisierung unseres Baubestands.<br />

Der Münchner Stadtrat hat schon vor einigen Jahren ehrgeizige<br />

Klimaschutzziele beschlossen und zu deren Umsetzung gibt es<br />

entsprechende Förderprogramme. Die Neubauten betragen ja<br />

weniger als ein Prozent des Baubestands. Das Erreichen unserer<br />

Klimaschutzziele entscheidet sich deshalb im Baubestand und<br />

nicht im Neubau.<br />

„Der Stadtrat beschloss<br />

am 19. März 2013<br />

einen CO 2<br />

-Bonus: Jedes<br />

Kilogramm langfristig<br />

verbautes CO 2<br />

wird mit<br />

30 Cent gefördert.“<br />

Sind die Förderprogramme also nur für die energetische Modernisierung<br />

gedacht?<br />

Nein, wir fördern neben der energetischen Modernisierung an<br />

sich auch speziell das Bauen mit <strong>Holz</strong>. Schon im „Integrierten<br />

Handlungsprogramm Klimaschutz in München“ (IHKM), das<br />

2008 ins Leben gerufen wurde und dessen Fortschreibung der<br />

Münchner Stadtrat am 12. Dezember 2012 beschloss, ist die<br />

Förderung der <strong>Holz</strong>bauweise als Ziel ausdrücklich aufgeführt<br />

und begründet. Und als konkrete Maßnahme zur<br />

Umsetzung der Ziele gibt es ein „Förderprogramm Energieeinsparung“<br />

(FES), das seit dem Stadtratsbeschluss vom<br />

19. März 2013 nun auch einen sog. „CO 2<br />

-Bonus“ beinhaltet:<br />

Jedes Kilogramm langfristig verbautes CO 2<br />

fördert die Stadt<br />

München künftig mit 30 Cent. Ein entsprechendes Konzept und<br />

Berechnungstool hat das „Netzwerk <strong>Holz</strong>bau München“ ent-<br />

www.mikado-online.de 15


E<br />

Einführung Stadtentwicklung<br />

▴▴Siedlungen aus den 1950er- und 1960er-Jahren wie diese im Münchner<br />

Stadtteil Harthof bieten große Potenziale für Nachverdichtungen<br />

Bertram Luftbildverlag / GWG München<br />

Stefan Müller-Naumann / GWG München<br />

▴▴Vorbildlich in <strong>Holz</strong>bauweise saniert und nachverdichtet wurde<br />

eine Wohnanlage der städtischen Wohnungsgesellschaft GWG München<br />

wickelt. Das „Netzwerk <strong>Holz</strong>bau München“ ist ein IHKM-<br />

Projekt, angesiedelt beim Referat für Umwelt und Gesundheit.<br />

Wir wollen allerdings nichts Selbstverständliches<br />

fördern, sondern Innovatives, also das, was den <strong>Holz</strong>bau auch<br />

wirklich voranbringt. Deshalb gibt es gewisse Einschränkungen:<br />

Nicht gefördert werden Dachkonstruktionen, Dachschalungen<br />

und der Innenausbau. Und eine Fassade wird nur dann<br />

gefördert, wenn sie Bestandteil einer neuen Wärmedämmkonstruktion<br />

ist.<br />

Gibt es für Aufstockungen Förderung?<br />

Ja, wir fördern alle Wandkonstruktionen und alle Wärmedämmmaßnahmen<br />

in <strong>Holz</strong>bauweise. Gerade in der Nachverdichtung<br />

kann der <strong>Holz</strong>bau eine wichtige Rolle spielen. Durch seine Leichtig-<br />

keit und auch seine Schnelligkeit bei der Montage hat der <strong>Holz</strong>bau<br />

gerade bei Aufstockungen aber sowieso schon große Vorteile<br />

gegenüber anderen Bauweisen. Er eröffnet hier ganz neue Handlungsspielräume.<br />

Prof. Dietrich Fink kommt in seiner Untersuchung „Qualifizierte Verdichtung“<br />

zum Ergebnis, dass sich allein durch Aufstockungen der<br />

gesamte Münchner Wohnungsbedarf für die nächsten Jahrzehnte<br />

decken ließe. Ist das ein Vorschlag, der ins Stadtentwicklungskonzept<br />

einfließen wird?<br />

Das war mehr ein abstraktes Rechenmodell. In der Realität lässt<br />

sich das meist schwer umsetzen. Gerade die Gründerzeitstadtteile<br />

sind schon sehr dicht bebaut, zudem kleinteilig mit häufig komplizierten<br />

Eigentumsverhältnissen, was umfangreichere Eingriffe<br />

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16 mikado edition 2013


E<br />

Einführung Stadtentwicklung<br />

in die Bausubstanz äußerst schwierig macht. Deshalb sehe ich das<br />

deutlich größere Nachverdichtungspotenzial in den zahlreichen<br />

1950er-, 1960er- und 1970er-Jahre-Siedlungen, die weniger<br />

dicht bebaut sind und großen Wohnungsunternehmen gehören.<br />

Dort lassen sich Maßnahmen zur energetischen Modernisierung<br />

und Nachverdichtung deutlich einfacher im großen Maßstab<br />

planen und umsetzen. Das kommt der <strong>Holz</strong>bauweise mit der ihr<br />

innewohnenden Möglichkeit zur starken Typologisierung und<br />

dem hohen Vorfertigungsgrad sehr entgegen. Die eingangs schon<br />

erwähnte Wohnanlagenerneuerung in München-Sendling ist<br />

hier ein hervorragendes Beispiel.<br />

Sie setzen also vor allem auf die großen Wohnungsunternehmen.<br />

Was soll im sonstigen Bestand passieren?<br />

Um da wirklich im großen Stil energetisch zu modernisieren,<br />

bräuchten wir ein ganz anderes Handlungsinstrument. Ich plädiere<br />

im Deutschen <strong>Städte</strong>tag und anderswo schon seit Jahren für die<br />

Einführung von „Energetischen Sanierungsgebieten“ – so wie<br />

früher bei der Altstadtsanierung, nur jetzt eben für energetische<br />

Maßnahmen. Die sind ja überall in Deutschland sehr wichtig<br />

und dringend, während Nachverdichtung nur in wenigen prosperierenden<br />

<strong>Städte</strong>n wie München ein großes Thema ist. Wenn<br />

wir solche „Energetischen Sanierungsgebiete“ ausweisen dürften,<br />

dann könnten wir da wesentlich koordinierter vorgehen und ein<br />

ganz anderes Tempo erreichen. Ohne diese Möglichkeit sind wir<br />

auf das Verantwortungsbewusstsein der privaten Hauseigentümer<br />

angewiesen. Auch da gibt es schon viele positive Beispiele. Und ich<br />

hoffe, dass unsere Leuchtturmprojekte – die Prinz-Eugen-Kaserne,<br />

aber auch viele städtische Schul- und Kindergartenprojekte – einen<br />

allgemeinen Bewusstseinswandel bewirken: für die energetische<br />

Modernisierung und für den <strong>Holz</strong>bau.<br />

Frau Prof. Merk, herzlichen Dank für das interessante Gespräch.<br />

▴▴Das Berechnungstool für den CO -Bonus ist von der Website der<br />

2<br />

„Münchner Fachforen“ downloadbar: www.muenchner-fachforen.de →<br />

Downloads → Netzwerk <strong>Holz</strong>bau München. Der entsprechende<br />

Stadtratsbeschluss steht auf der Website des „RatsInformationsSystems“:<br />

www.ris-muenchen.de → StR-Vorlagen/Beschlüsse<br />

natur in architektur<br />

Neben allen wichtigen Massivholzprodukten für den modernen <strong>Holz</strong>bau bietet binderholz<br />

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E<br />

Einführung Aufstockung<br />

Burkhalter Sumi Architekten<br />

▴▴Vier neue Wohngeschosse auf zweigeschossigem Bürogebäude in Zürich<br />

<strong>Holz</strong> obenauf<br />

Das europäische Forschungsprojekt „smartTES“<br />

befasst sich mit dem Thema „Aufstockung in<br />

<strong>Holz</strong>bauweise“. Es untersucht bauliche Lösungsstrategien<br />

und die in ihnen liegenden Marktpotenziale.<br />

Burkhalter Sumi Architekten / Wolfgang Huss<br />

18 mikado edition 2013


E<br />

Einführung Aufstockung<br />

Derzeit werden in Deutschland drei Viertel aller Bauleistungen<br />

in bestehende Gebäuden investiert, zumindest<br />

im bedeutendsten Sektor: dem Wohnbau. Im <strong>Holz</strong>bau<br />

hat sich das Bauen im Bestand von einem Drittel im Jahr 2004<br />

auf die Hälfte im Jahr 2008 gesteigert und seither auf diesem<br />

Niveau eingependelt. In Bayern sind im Jahr 2012 von allen neu<br />

genehmigten Wohnungen 11,2 % durch den Aus- oder Umbau<br />

bestehender Gebäude entstanden.<br />

Die Tendenz zur „Reurbanisierung“, dem Wachsen von<br />

Großstädten und Ballungsregionen, hält bei etwa konstanter<br />

Gesamtbevölkerung unvermindert an. Dort, wo Wachstum nach<br />

außen begrenzt möglich oder gewünscht ist, nimmt der Bedarf<br />

an baulicher Nachverdichtung zu. Darunter versteht man das<br />

Schließen von Baulücken und die Bebauung bislang ungenutzter<br />

Grundstücke innerhalb bestehender Baugebiete, aber auch die<br />

horizontale und vertikale Erweiterung von Bestandsgebäuden.<br />

Der Begriff hat inzwischen als verbindliche Strategie Eingang<br />

in das Baugesetzbuch (BauGB) gefunden. Dies soll die Attraktivität<br />

der <strong>Städte</strong> erhöhen und Umweltbelastungen durch weitere<br />

Zersiedelung vermeiden.<br />

Aus ökologischer Perspektive betrachtet haben Aufstockungen<br />

mehrfach positive Effekte: Eine Verbesserung des Raumangebotes<br />

macht in vielen Fällen den Erhalt von Bestandsgebäuden und der<br />

Energie, die in diesen gespeichert ist, überhaupt erst möglich.<br />

Sinnvollerweise erfolgt mit der Aufstockung eine Modernisierung<br />

der oftmals energetisch mangelhaften Bestandsfassaden. Der<br />

Baustoff <strong>Holz</strong> ist für solche ganzheitlichen Modernisierungen<br />

prädestiniert. Doch auch ohne Fassadenmodernisierung wird durch<br />

Aufstockung die Kompaktheit der Gebäude erhöht und der obere<br />

Gebäudeabschluss energetisch ertüchtigt – die Energiebilanz des<br />

Gesamtgebäudes verbessert sich wesentlich.<br />

Generell verkürzen sich durch die Verdichtung bestehender<br />

Bebauungen Transportwege von Menschen und Gütern, was die<br />

Umwelt ebenfalls entlastet. In Ballungsgebieten sind Aufstockungen<br />

auch aus ökonomischer Sicht attraktiv, denn die Einnahmen<br />

aus neuen Wohn- und Gewerbeflächen können helfen, die energetische<br />

Sanierung der Bestandsgebäude zu finanzieren.<br />

Foto: Stefan Müller-Naumann / GWG München ı Zeichnung: Kaufmann.Lichtblau.Architekten / Wolfgang Huss<br />

▴▴Wohnanlagenerneuerung in München: neue Fassaden und neues Geschoss<br />

Bauaufgabe<br />

Wer den Begriff der Aufstockung nur damit assoziiert, vorstädtische<br />

Einfamilienhäuser um ein Geschoss zu erweitern, denkt zu<br />

kurz. Die vertikale Gebäudeerweiterung weist heute eine große<br />

Bandbreite auf: Sie reicht vom untergeordneten Aufbau über den<br />

Dachstuhlersatz, die Erweiterung um ein Geschoss bis hin zur<br />

mehrgeschossigen, übergeordneten Struktur, die zuweilen dem<br />

Bestandsgebäude nur noch die Bedeutung eines Gebäudesockels<br />

zugesteht. Anfangs- und Endpunkt dieser Skala repräsentieren<br />

zwei Projekte des Schweizer Büros „burkhalter sumi architekten“:<br />

Das Penthouse auf der Konzernzentrale eines Unternehmens in<br />

Winterthur ergänzt das Bestandsgebäude um einen exklusiven<br />

Besprechungsbereich mit umlaufender Dachterrasse. In Zürich<br />

wird ein zweigeschossiger Bestandsbau, der nach dem Umbau<br />

Büroräume aufnimmt, um vier neue Wohngeschosse in <strong>Holz</strong>bauweise<br />

erweitert.<br />

Die Planung der Erschließung spielt bei Aufstockungen eine<br />

zentrale Rolle. Bestehende Treppen- und Aufzugsanlagen lassen<br />

sich erhalten und erweitern, wenn sie die Anforderungen an<br />

Brandschutz und gegebenenfalls Barrierefreiheit weiterhin erfüllen<br />

können. Falls eine Aufstockung die Einordnung des Gesamtgebäudes<br />

in eine höhere Gebäudeklasse auslöst, ist diesen Punkten<br />

besondere Aufmerksamkeit zu widmen. In anderen Fällen kann es<br />

auch sinnvoll und notwendig sein, die bestehende Erschließung<br />

rückzubauen und ein neues, barrierefreies Erschließungssystem<br />

für das Gesamtgebäude zu erstellen. Beispielhaft dafür steht die<br />

Nachverdichtung einer Wohnsiedlung aus den 1950er-Jahren<br />

in München-Sendling durch „Kaufmann.Lichtblau.Architekten“.<br />

Hier wurde die Aufstockung mit der Fassadenmodernisierung in<br />

vorgefertigter <strong>Holz</strong>rahmenbauweise kombiniert, die bestehende<br />

www.mikado-online.de 19


E<br />

Einführung Aufstockung<br />

Foto: Bruno Klomfar ı Zeichnung: Architekten Hermann Kaufmann / Wolfgang Huss<br />

Spänner-Erschließung durch neue Laubengänge, Treppenhäuser<br />

und Aufzüge ersetzt und so die uneingeschränkte Benutzbarkeit<br />

des Gebäudes langfristig gesichert.<br />

Aufstockungen können die gleiche Nutzung wie der Bestand<br />

beherbergen, aber auch unabhängig von diesem funktionieren. Ein<br />

Beispiel für den Ansatz „multi use“ befindet sich im österreichischen<br />

Dornbirn, wo auf einem bestehenden Kaufhaus mit aufgesetztem<br />

Parkgeschoss eine eigenständige Wohnwelt, erschlossen durch ein<br />

zweigeschossiges Atrium, entstand. Diese Art, bestehende Gebäude<br />

neu zu denken und bestehenden Raumbedarf unkonventionell zu<br />

decken, ist durchaus zukunftsweisend.<br />

Vor allem in wachsenden Ballungszentren wird auf den durch<br />

Zuzug verursachten Druck mit Nachverdichtung reagiert. Viele<br />

Wohnsiedlungen aus den 1950er- und 1960er-Jahren bieten dafür<br />

große Potenziale. Sie weisen oft – dem damaligen Leitbild „Licht,<br />

Luft und Sonne“ folgend – eine geringe bauliche Dichte auf, haben<br />

aber eine inzwischen attraktive Lage in Zentrumsnähe. Schulen<br />

haben eine hohe Standortbindung, müssen aber auf Änderungen<br />

von Schülerzahl, Organisation und pädagogischen Konzepten<br />

reagieren können. Betriebe sehen sich ebenfalls häufig rasch<br />

▾▾Zweigeschossige Wohnanlage auf einem Kaufhaus in Dornbirn<br />

▴▴Penthouse auf einer Konzernzentrale in Winterthur<br />

wachsendem Raumbedarf gegenüber. Auf die Modernisierung im<br />

laufenden Betrieb oder in kurzen Ferienzeiten sind alle genannten<br />

Gebäude angewiesen. Hierin besteht ein großes Potenzial für den<br />

auf maximale Vorfertigung ausgelegten <strong>Holz</strong>bau.<br />

Bauprozess<br />

Häufig sind Aufstockungen aus statischen Gründen nur als<br />

leichte <strong>Holz</strong>konstruktionen möglich. Das Maß an Eingriffen in<br />

den Bestand, der Grad der Vorfertigung und die Qualität der<br />

Bauprozessplanung entscheiden über die Sinnhaftigkeit der<br />

Erweiterung unter laufendem Betrieb. Gängige Praxis ist die<br />

Aufstockung bei laufendem Betrieb des Bestandsgebäudes. Die<br />

Möglichkeiten der Prozessoptimierung werden dabei meist noch<br />

nicht voll ausgeschöpft.<br />

Um die Bauphase zu verkürzen und damit dem Nutzer einen<br />

erheblichen Vorteil zu sichern, müssen vorher Zeit und Geld<br />

für eine penible Bestandsaufnahme aufgewendet werden. Diese<br />

umfasst eine Analyse der bestehenden Tragstruktur bis hin<br />

zu Fundamenten und Bodenbeschaffenheit, die Erfassung der<br />

Bestandsgeometrie durch ein detailliertes verformungsgerechtes<br />

Aufmaß, eine Inventur der haustechnischen Anlagen und<br />

Foto: Heinrich Helfenstein ı Zeichnung: Burkhalter Sumi Architekten / Wolfgang Huss<br />

20 mikado edition 2013


E<br />

Einführung Aufstockung<br />

Leitungen und die Untersuchung der obersten Geschossdecken<br />

auf ihre bauphysikalischen Eigenschaften hin. Werden diese<br />

Erkenntnisse vor dem Beginn des Montageprozesses vollständig<br />

zusammengetragen, kann der Vorfertigungsgrad sehr weit<br />

betrieben werden. Eine denkbare Strategie wäre beispielweise,<br />

kleinere, hochinstallierte Bereiche wie Bäder und Küchen als<br />

Raumzellen gut transportierbarer Größe vorzusehen und mit<br />

flächigen, komplett vorgefertigten Wand- und Dachelementen für<br />

die Konstruktion größerer Räume zu kombinieren.<br />

Die kritische Bauphase beginnt mit dem Abbruch des bestehenden<br />

Dachs und endet mit der Wiederherstellung der wasserführenden<br />

Schicht. Bei Flachdachgebäuden kann unter Umständen<br />

das bestehende Flachdach als Notabdichtung dienen. Bei Steildachgebäuden<br />

ist es häufig möglich, eine Notabdichtung auf der<br />

Ebene der obersten Geschossdecke noch vor Abbruch der Dachkonstruktion<br />

einzubringen. Ist der Montageprozess entsprechend<br />

schnell, kann im Optimalfall auf aufwendige Wetterschutzdächer,<br />

die im Neubaubereich nicht üblich sind, verzichtet werden.<br />

Bautechnik<br />

Das volle Spektrum von <strong>Holz</strong>konstruktionssystemen findet bei<br />

Aufstockungen Anwendung. Der <strong>Holz</strong>rahmenbau ist die mit<br />

großem Abstand vorherrschende Konstruktion. Sein geringes<br />

Eigengewicht sowie die Eigenschaft, Trag- und Dämmschicht in<br />

einer Ebene zu vereinen, sind die Hauptgründe dafür.<br />

Das strukturelle Verhältnis von Bestand und Erweiterung kann<br />

ganz unterschiedlich sein. Ist das Raumgefüge der Erweiterung<br />

adaptierbar an die Tragstruktur des Bestandes, sind bei den<br />

bestehenden Installationen Platzreserven vorhanden und die<br />

Schachtanordnung geeignet, um die Aufstockung zu versorgen,<br />

dann können Lastabtragung, Erschließung und Installationsführung<br />

des Bestandes bestenfalls aufgenommen und fortgeführt<br />

werden. Die Aufgabe kann aber auch erfordern, dass sich die<br />

Erweiterung strukturell vom Bestand löst.<br />

Eine gewisse Freiheit in der Grundrissgestaltung lässt sich<br />

erreichen, indem man für die neue Deckenkonstruktion über dem<br />

Bestand eine ausreichende Aufbauhöhe vorsieht. In dieser Schicht<br />

können dann notwendige Lastumlenkungen und der Horizontalverzug<br />

von Sanitärleitungen bewerkstelligt und so Wände und<br />

Sanitärgegenstände unabhängig vom Bestand angeordnet werden.<br />

Wird parallel zur Aufstockung die Fassade mit vorgefertigten<br />

<strong>Holz</strong>rahmenelementen modernisiert, können die Installationsleitungen<br />

in der Modernisierungsfassade weitergeführt werden,<br />

sodass der Bestand ganz von dieser Aufgabe entbunden und der<br />

Nutzer weniger beeinträchtigt wird.<br />

Die Vision der „smarten Gebäudehülle“, die sich als energetisch<br />

ertüchtigender und zusätzlichen Nutzraum schaffender Mantel um<br />

Bestandsgebäude legt, hat architektonischen Reiz und bietet ein<br />

attraktives Betätigungsfeld für moderne <strong>Holz</strong>baubetriebe.<br />

<br />

Wolfgang Huß, München ▪<br />

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www.mikado-online.de 21


E<br />

Einführung Genehmigungsverfahren<br />

Kommunikation<br />

statt Konfrontation<br />

Der Brandschutz ist in den Genehmigungsverfahren für mehrgeschossige<br />

<strong>Holz</strong>bauten ein zentrales Thema. Deshalb ist es sinnvoll, sich mit den<br />

zuständigen Behörden schon in der Vorplanungsphase eng abzustimmen.<br />

Frühzeitig, möglichst bereits im Rahmen der Vorplanung<br />

von Bauvorhaben, für die die Regelungen und Anforderungen<br />

der „Muster-Richtlinie über brandschutztechnische<br />

Anforderungen an hochfeuerhemmende Bauteile in <strong>Holz</strong>bauweise“<br />

(M-HFH<strong>Holz</strong>R) gelten, sollten der Bauherr, der Architekt und der<br />

Brandschutzfachplaner den Kontakt mit der zuständigen Bauaufsichtsbehörde<br />

und der für den vorbeugenden Brandschutz zuständigen<br />

Dienststelle der örtlichen Berufsfeuerwehr suchen. Das<br />

erzeugt Verständnis und Vertrauen sowie in der Folge Planungssicherheit<br />

für alle Beteiligten.<br />

▴▴Ergebnis erfolgreicher Kommunikation mit der Bauaufsicht in Berlin:<br />

das erste siebengeschossige <strong>Holz</strong>gebäude in Deutschland,<br />

fertiggestellt im März 2008 in einer Baulücke im Stadtteil Prenzlauer Berg<br />

Architekten Kaden Klingbei<br />

Vorgespräch als Grundlage für Machbarkeitsstudie<br />

In einer ersten Gesprächsrunde mit der Bauaufsicht sollte der<br />

Schwerpunkt auf der Präsentation des Vorhabens liegen und noch<br />

keine Details angesprochen oder diskutiert werden. Das Gespräch<br />

dient unter anderem dazu, belastbar festzustellen, wer die innerhalb<br />

der Bauaufsichtsbehörde für das Verfahren zuständigen<br />

Entscheidungsträger sind. Und die Mitarbeiter der Bauaufsichtsbehörde<br />

erhalten nicht das Gefühl, überfallartig mit einer für<br />

sie bislang mehr oder weniger unbekannten Herausforderung<br />

konfrontiert zu werden.<br />

Nach dem Vorgespräch sollte in der Vorplanungsphase nicht<br />

etwa ein vollständiges Brandschutzkonzept erstellt werden, sondern<br />

in enger Abstimmung zwischen dem Bauherrn, dem Architekten,<br />

dem Brandschutzsachverständigen und gegebenenfalls weiteren<br />

Fachplanern zunächst ein brandschutztechnisches Grobkonzept<br />

im Sinne einer Machbarkeitsstudie. Diese dient als Vorstufe für<br />

das eigentliche Brandschutzkonzept und sollte – um zeit- und<br />

kostenintensive Umplanungen zu einem späteren Zeitpunkt<br />

vermeiden zu können – stichwortartig Aussagen zu folgenden<br />

Sachverhalten enthalten:<br />

▸▸ Zugänglichkeit des Objektes für die Feuerwehr<br />

▸▸ Aufstellflächen für die Feuerwehr<br />

▸▸ Löschwasserversorgung<br />

▸▸ konstruktive Brandschutzmaßnahmen<br />

▸▸ anlagentechnische Brandschutzmaßnahmen<br />

Die Machbarkeitsstudie sollte primär die gegebenenfalls<br />

vorhandenen Abweichungen vom geltenden Baurecht erläutern<br />

und entsprechende Kompensationsmaßnahmen vorschlagen. Weil<br />

solche Maßnahmen erheblichen Einfluss auf Architektur, Statik,<br />

22 mikado edition 2013


E<br />

Einführung Genehmigungsverfahren<br />

Haustechnik und vor allem auf die Baukosten haben können,<br />

ist eine enge Abstimmung zwischen den Gewerken dringend<br />

erforderlich. Sollten keine Abweichungen gegeben sein, da das<br />

Vorhaben in einem Bundesland mit einer Landesbauordnung in<br />

Anlehnung an die Musterbauordnung in der Fassung von 2002<br />

innerhalb der Gebäudeklasse 4 realisiert werden soll, gilt es eben<br />

genau dies festzuhalten.<br />

Im Dialog zum genehmigungsfähigen Konzept<br />

Das Ergebnis der abgestimmten Machbarkeitsstudie ist eine<br />

Vorplanung, die die Wünsche des Bauherrn und des Architekten<br />

weitestgehend berücksichtigt und aus Sicht der Brandschutzsachverständigen<br />

grundsätzlich als genehmigungsfähig eingestuft<br />

wird. Der Brandschutzsachverständige stellt das brandschutztechnische<br />

Grobkonzept im Rahmen der frühzeitigen Abstimmung der<br />

Bauaufsicht und der Feuerwehr vor.<br />

Baurechtliche Abweichungen, deren Genehmigungsfähigkeit<br />

fraglich ist, und die entsprechenden Kompensationsmaßnahmen<br />

lassen sich in den folgenden Gesprächen klären. Wird das Konzept<br />

in Teilen abgelehnt, so bietet es sich an, die aus Sicht der Behörden<br />

erforderlichen Änderungen direkt und persönlich mit den Verantwortlichen<br />

abzustimmen. Die Protokolle der durchgeführten<br />

Besprechungen können später als Anlage zum Brandschutzkonzept<br />

dienen, die nach Abschluss der Vorplanung auf Grundlage der<br />

Machbarkeitsstudie erstellt wird.<br />

Diese Vorgehensweise ist angeraten, da Verlautbarungen von<br />

Behördenvertretern zur Genehmigungsfähigkeit vor Einreichung<br />

der vollständigen Genehmigungsplanung nicht rechtsverbindlich<br />

sind. Eine absolute Planungssicherheit lässt sich zwar auch auf<br />

Grundlage eines Besprechungsprotokolls nicht erzielen, aber es<br />

kann mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden,<br />

dass nach erfolgter Abstimmung keine grundsätzlichen Richtungswechsel<br />

mehr erfolgen.<br />

Zusammengefasst empfiehlt sich also folgende Vorgehensweise:<br />

▸▸ Vorgespräch von Bauherr, Architekt und Brandschutzsachverständigem<br />

mit der Bauaufsicht zur Vorstellung des<br />

geplanten Objektes<br />

▸▸ Anfertigung einer Machbarkeitsstudie durch den Brandschutzsachverständigen<br />

auf Grundlage der Vorplanung<br />

▸▸ Abstimmung der Machbarkeitsstudie zwischen Bauherr,<br />

Architekt, Brandschutzsachverständigem und gegebenenfalls<br />

weiteren Fachplanern<br />

▸▸ Gespräch zwischen Bauaufsichtsbehörde, Feuerwehr und dem<br />

Brandschutzsachverständigen zur Klärung der relevanten<br />

Punkte des Brandschutzes, insbesondere der Abweichungen<br />

▸▸ Verteilung des Besprechungsprotokolls<br />

▸▸ Anfertigung des Brandschutzkonzeptes auf Grundlage der<br />

abgestimmten Machbarkeitsstudie<br />

Wahl des Prüfingenieurs mit Behörde abstimmen<br />

Da mehrgeschossige Bauvorhaben in <strong>Holz</strong>bauweise und Projekte<br />

der Nachverdichtung im städtischen Kontext – z. B. Aufstockungen<br />

oder Baulückenschließungen – alle dem klassischen<br />

Genehmigungsverfahren unter Einbindung eines Prüfingenieurs<br />

für Baustatik unterworfen sind, ist es empfehlenswert, sich mit der<br />

zuständigen Bauaufsicht auch bei der Wahl des zu beauftragenden<br />

Prüfingenieurs abzustimmen.<br />

Gemäß Punkt 6 der M-HF<strong>Holz</strong>R 2004 muss der für das Vorhaben<br />

zuständige Prüfingenieur für Baustatik im Rahmen der Überwachung<br />

ausdrücklich auch die ordnungsgemäße Bauausführung<br />

nach dieser Richtlinie überwachen und bescheinigen. Dazu<br />

sollten die Projektbeteiligten anlässlich der ersten Abstimmung<br />

unter Verweis auf die notwendige Qualifikation des Prüfingenieurs<br />

hinsichtlich von <strong>Holz</strong>bauvorhaben auf Grundlage der<br />

M-HFH<strong>Holz</strong>R 2004 bei der Bauaufsicht anregen, gemeinsam einen<br />

Prüfingenieur – und gegebenenfalls den Prüfingenieur für den<br />

Brandschutz – auszuwählen.<br />

Diese Vorgehensweise wurde unter anderem bei der Errichtung<br />

des Bauprojekts „e3“, des ersten siebengeschossigen <strong>Holz</strong>baus in<br />

Deutschland, aber auch bei anderen Bauprojekten in Berlin zum<br />

Vorteil aller Beteiligten umgesetzt. Die entsprechend kompetenten<br />

Prüfingenieure kennen zum einen die Leistungsfähigkeit der<br />

modernen <strong>Holz</strong>konstruktionen genau, zum anderen sind sie nicht<br />

bereit, angesichts der noch jungen Entwicklung des modernen<br />

mehrgeschossigen <strong>Holz</strong>baus ein wie auch immer geartetes Risiko<br />

in Planung und Ausführung einzugehen. Daher ist es ratsam,<br />

eventuellen Forderungen des Prüfingenieurs zu Sonderprüfungen<br />

mit dem Ziel, die Gebrauchstauglichkeit der Konstruktionen zu<br />

verifizieren, zu entsprechen. Ludger Dederich, Rottenburg ▪<br />

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E<br />

Einführung IBA Hamburg 2013<br />

IBA Hamburg GmbH / bloomimages<br />

▴▴Die IBA Hamburg 2013 will mit zahlreichen innovativen Neubauprojekten den Problemstadtteil Wilhelmsburg aufwerten<br />

Schluss mit Versteckspiel<br />

Erstmals in der 112-jährigen Geschichte der Internationalen Bauausstellung<br />

(IBA) spielt der <strong>Holz</strong>bau eine zentrale Rolle. Im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg<br />

demonstriert er seine Leistungsfähigkeit und darf auch sich selbst zeigen.<br />

Als im Jahr 1901 die Idee einer Internationalen Bauausstellung<br />

(IBA) auf der Darmstädter Mathildenhöhe aus<br />

der Taufe gehoben wurde, sollte damit ein permanenter<br />

Diskurs über Stadterneuerung initiiert werden. Die Einheit von<br />

Kunst, Leben, Natur und Wohnkultur war damals das große Leitbild,<br />

das bis heute kaum an Aktualität verloren hat. Klimafreundliches,<br />

bezahlbares und zukunftsfähiges Bauen steht im Mittelpunkt der<br />

2013 in Hamburg stattfindenden IBA, was in logischer Konsequenz<br />

zu zahlreichen <strong>Holz</strong>bauwerken führte. Der „energetische, soziale<br />

und städtebauliche Umbau der Stadt des 21. Jahrhunderts“ wird<br />

am Beispiel des von der hanseatischen Prosperität abgehängten<br />

Problemstadtteils Wilhelmsburg untersucht. „Smart Material<br />

Houses“ (intelligente Baustoffe), „Smart Price Houses“ (preiswertes<br />

Bauen), „Hybrid Houses“ (flexibles Bauen) und „Water Houses“<br />

(Bauen am Wasser) lauten dabei die Themen.<br />

Woodcube<br />

Erstmals in Europa entstand ein mehrgeschossiges Wohngebäude<br />

in Massivholzbauweise ohne fremdstoffliche Dämmung: der<br />

„Woodcube“. Der vom Stuttgarter Büro „Architekturagentur“<br />

entworfene und mit dem österreichischen Thoma-<strong>Holz</strong>100-System<br />

errichtete 5-Geschosser besitzt 900 m² Wohnfläche und zeigt innen<br />

und außen, woraus er besteht: aus purem <strong>Holz</strong>. Keine Verkleidungen,<br />

keine Folien, keine Chemie. Er erreicht Passivhausstandard<br />

und weist eine besonders positive CO 2<br />

-Bilanz auf, weil eben sehr<br />

viel <strong>Holz</strong> verbaut und bei der Auswahl der sonstigen Baustoffe<br />

sorgfältig auf eine Geringhaltung der „grauen Energie“ geachtet<br />

wurde. Da die tragenden Massivholzbauteile recht dick sind – die<br />

Außenwand 32 cm – überschreiten sie F90 deutlich und machen<br />

eine Verkapselung oder Sprinkleranlage verzichtbar.<br />

Wälderhaus<br />

Die „Schutzgemeinschaft Deutscher Wald“ errichtete das „Wälderhaus“.<br />

Es visualisiert seinen Zweck innen und außen durch<br />

üppige <strong>Holz</strong>oberflächen. Der komplexe Multifunktionsbau dient<br />

dem Bauherrn als Verwaltungssitz sowie als Ausstellungs- und<br />

Seminargebäude. Das integrierte Öko-Hotel wird verpachtet.<br />

Entworfen wurde das Gebäude vom Hamburger Büro „Studio<br />

Andreas Heller Architects & Designers“. Die asymmetrische Form<br />

sorgt dafür, dass es eine kraftvolle Lebendigkeit ausstrahlt. Der<br />

5-Geschosser ist 21 m hoch, beinhaltet 6000 m² Bruttogeschossfläche<br />

und erreicht Passivhausstandard. Auf einen 2-geschossigen<br />

mineralischen Sockel folgen drei Vollgeschosse in Brettsperrholz-<br />

Bauweise. Die unbehandelte Fassade aus Lärchenholz bietet für<br />

Vögel und Insekten vorbereitete Nistplätze. Eine Sprinkleranlage<br />

stellt die Anforderungen an den Brandschutz sicher.<br />

Case Study Hamburg<br />

Ein Baukastensystem liegt dem „Case Study Hamburg“ zugrunde.<br />

Entworfen hat es das Londoner Büro „Adjaye Associates“, für<br />

die Ausführung war das Hamburger Büro „planpark architekten“<br />

zuständig. Das 4-geschossige Gebäude beherbergt neun<br />

24 mikado edition 2013


E<br />

Einführung IBA Hamburg 2013<br />

▴▴Ganz in Massivholzbauweise errichtet ist der 5-geschossige „Woodcube“<br />

▴▴Das 5-geschossige „Wälderhaus“ beeindruckt durch Größe und Form<br />

Wohnungen mit insgesamt 829 m² Wohnfläche. Die vorgefertigten<br />

Basismodule sind um einen Erschließungskern angeordnet und<br />

sowohl horizontal als auch vertikal miteinander verbunden,<br />

sodass unterschiedlich große Geschoss- und Maisonettewohnungen<br />

entstanden. Die kubische Grundform des Bauwerks wird<br />

durch horizontale Bänder in Höhe der Geschossdecken gegliedert,<br />

wirkt aber durch eine lockere Anordnung geschosshoher Fenster,<br />

Loggien und Dachterrassen sehr lebendig. Die Fassade besteht<br />

aus einer Lärchenholzschalung, im Inneren besitzen die Decken<br />

sichtbare <strong>Holz</strong>oberflächen. Sie bestehen aus vorgefertigten <strong>Holz</strong>-<br />

Beton-Verbundelementen, was größere statische Spannweiten<br />

ermöglichte und schallschutztechnisch vorteilhaft ist. Die tragenden<br />

Brettsperrholz-Wände sind verkapselt. Der Energiebedarf<br />

unterschreitet den Standard der EnEV 2009 um 30 Prozent.<br />

Case Study #1<br />

Das „Case Study #1“ wurde vom Hamburger Büro „Fusi &<br />

Ammann Architekten“ entworfen und vom Fertighausanbieter<br />

„Schwörer“ umgesetzt. Der 4-Geschosser bietet Platz für sechs<br />

Eigentumswohnungen. Die vorgefertigten Grundmodule wurden<br />

wie ein Legohaus zusammengefügt. Auch sie sind vertikal und<br />

horizontal zu größeren Einheiten verbunden, was zu individuellen<br />

Wohnungen führt. Die Hybridkonstruktion besteht aus<br />

Stahlbetonelementen und einer vorgehängten <strong>Holz</strong>fassade. In<br />

die großen Innenräume lassen sich nachträglich weitere Trennwände<br />

einbauen. Die Fassade besteht aus schwarzen, horizontal<br />

angebrachten <strong>Holz</strong>lamellen unterschiedlicher Breite, was für ein<br />

markantes Erscheinungsbild sorgt. Der Energiebedarf liegt um fast<br />

die Hälfte unter dem, was die EnEV 2009 vorschreibt.<br />

Ideale Plattform für den <strong>Holz</strong>bau<br />

Zwar geht es der IBA Hamburg primär um Stadtreparatur und<br />

Stadterneuerung, doch ihre mehrgeschossigen <strong>Holz</strong>bauten setzen<br />

vielversprechende und richtungsweisende Akzente. Sowohl die<br />

Fach- als auch die Publikumsmedien werden ab Sommer 2013,<br />

wenn die Bauwerke und Außenanlagen fertiggestellt sind, über<br />

dieses internationale Großereignis ausführlich berichten – und das<br />

nicht nur einmal, sondern mehrmals. „<strong>Holz</strong> ist groß im Kommen“,<br />

lautet die Botschaft, die von hier ausgehen und hoffentlich viele<br />

Nachahmer finden wird. Die IBA Hamburg ist ein Glücksfall für<br />

den modernen <strong>Holz</strong>bau und dürfte große Wirkung entfalten.<br />

<br />

Marc Wilhelm Lennartz, Polch-Ruitsch ▪<br />

Christian Lohfink<br />

IBA Hamburg / Martin Kunze<br />

IBA Hamburg / Martin Kunze<br />

Kay Riechers<br />

▴▴Auf einem Bausystem basiert das 4-geschossige „Case Study Hamburg“ ▴▴Hybridbau mit dunkler <strong>Holz</strong>fassade: das 4-geschossige „Case Study #1“<br />

www.mikado-online.de 25


01<br />

Mehrgeschosser Bad Aibling<br />

Huber & Sohn<br />

26 mikado edition 2013


01<br />

Mehrgeschosser Bad Aibling<br />

<strong>Holz</strong>stadt im<br />

Höhenrausch<br />

Ein ehemaliges Kasernengelände entwickelt das Wohnungswirtschaftsunternehmen<br />

B&O zur „City of Wood“. Hier<br />

entstand Deutschlands erster Achtgeschosser in <strong>Holz</strong>bauweise.<br />

Projekt 01<br />

Mehrgeschosser<br />

Bad-Aibling<br />

Deutschlands erster Achtgeschosser in <strong>Holz</strong>bauweise<br />

ist 25 m hoch. Aus 570 m3 <strong>Holz</strong> entstanden 1740 m2<br />

Geschossfläche. Gebaut wurde er vor allem mit Massivholzelementen,<br />

die das <strong>Holz</strong>bauunternehmen „Huber & Sohn“ in<br />

seinem Werk vorfertigte. Die Montage eines Geschosses dauerte<br />

dann nur zwei Tage.<br />

In Bad Aibling steht das richtungsweisende Projekt auf einem<br />

70 ha großen ehemaligen Kasernengelände der US-Armee. Vor fünf<br />

Jahren hatte das Unternehmen B&O, ein technischer Dienstleister<br />

der Wohnungswirtschaft, das Areal erworben. Seither investierte<br />

es dort: in die Sanierung des Bestands, in Neubauprojekte und in<br />

die Umsetzung eines Nullenergie-Konzepts. Neben Gewerbe- und<br />

Büroflächen entstehen Wohnungen, Schulen und ein Hotel mit<br />

Konferenzzentrum.<br />

Grundrisse für Büros und Wohnungen<br />

Die in dem Areal geplante Nutzungsmischung bildet sich auch in<br />

dem rund 2,6 Mio. Euro teuren Achtgeschosser ab: Die eine Hälfte<br />

enthält Büros, die andere barrierefreie Wohnungen. Die Grundrisse<br />

sind flexibel und erlauben sowohl verschiedene Bürotypen als<br />

auch verschiedene Geschosswohnungstypen mit zwei, drei und<br />

vier Zimmern, die als Zwei- und Dreispänner organisiert sind.<br />

Möglich ist diese Vielfalt durch die Reduzierung der Tragkonstruktion<br />

auf wenige Wände, sodass alle Grundrisse individuellen<br />

Wünschen entsprechend variierbar sind.<br />

Mit einem Heizenergiebedarf von 18 kWh/(m2a) erreicht das<br />

Gebäude fast Passivhausstandard. Mit einer dickeren Außenwanddämmung<br />

wäre natürlich noch ein besserer Wert möglich<br />

gewesen, doch dann hätte die Zulassung deutlich länger gedauert<br />

und es wären unverhältnismäßig hohe Zusatzkosten entstanden.<br />

Für Warmwasser und Heizwärme sorgen eine Solarthermieanlage,<br />

eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und ein Anschluss<br />

an eine große zentrale Hackschnitzelheizanlage, die das gesamte<br />

Gelände versorgt. Mit einem nachträglich auf dem Dach anzubringenden<br />

Windrad und einer nachgerüsteten Wärmepumpe ließe<br />

sich Plusenergiestandard erzeugen.<br />

B&O Wohnungswirtschaft<br />

Das Gebäude basiert auf einem Bausystem, das vom Planungsteam<br />

der Münchner Büros „Schankula Architekten“<br />

und „bauart Konstruktion“ entwickelt wurde, unterstützt vom<br />

<strong>Holz</strong>bauunternehmen „Huber & Sohn“, Forschern der Technischen<br />

Universität München, der Hochschule Rosenheim und<br />

dem Rosenheimer „Institut für Fenstertechnik“ (ift). Gemeinsam<br />

entwickelten die Experten innovative Konzepte in den Bereichen<br />

Statik, Brandschutz und Schallschutz, in denen bisher kaum<br />

bauaufsichtliche Zulassungen für mehrgeschossige <strong>Holz</strong>bauten<br />

existieren – und die nun hier erstmals zum Einsatz kamen.<br />

▴▴Mit dem Viergeschosser „<strong>Holz</strong> 4“ (vorn) ging es auf dem Kasernenareal<br />

im Jahr 2010 los. Seit 2011 steht gleich nebenan der Achtgeschosser „<strong>Holz</strong> 8“<br />

www.mikado-online.de 27


01<br />

Mehrgeschosser Bad Aibling<br />

▴▴Den 2012 durchgeführten Architekturwettbewerb für die „City of Wood“ gewann in der Kategorie „<strong>Städte</strong>bauliches Konzept“ der Entwurf der<br />

Arbeitsgemeinschaft von Matteo Thun und Hermann Kaufmann. Die Bauarbeiten zur Realisierung der zahlreichen <strong>Holz</strong>bauten haben schon begonnen<br />

Hohe Auflagen beim Brandschutz<br />

Die Statik des Bauwerks definiert die Giebelwände und die Innenwände<br />

der Schmalseiten als tragend und legt so die Spannrichtung<br />

der Decken fest. Das in Stahlbeton errichtete Treppenhaus dient<br />

als Aussteifung. Darüber hinaus gibt es eine Reihe aussteifender<br />

Innenwände, die wie die Giebelwände als Scheiben ausgebildet<br />

sind. Wegen der von unten nach oben abnehmenden Lasten<br />

reduziert sich auch die Dicke der Wandkonstruktionen nach oben:<br />

von 18 cm im Erdgeschoss auf 10 cm im obersten Geschoss. Die<br />

vorgefertigten Wandelemente wurden von „Huber & Sohn“ bereits<br />

mit eingebauten Fenstern sowie aufgebrachten <strong>Holz</strong>schalungen<br />

und Putzträgerplatten angeliefert. „Lediglich verputzt werden<br />

musste noch auf der Baustelle“, erzählt Josef Huber, der geschäftsführende<br />

Gesellschafter des <strong>Holz</strong>bauunternehmens.<br />

Aus Brandschutzgründen bestehen das Treppenhaus und die<br />

Laubengänge, die die Einheiten erschließen, aus Stahlbeton. Das<br />

Treppenhaus musste zudem einen mineralischen Putz erhalten. Der<br />

im Freien liegende Erschließungsweg begünstigt außerdem einen<br />

rauchfreien Treppenraum – eine unbedingte Forderung des Brandschutzes.<br />

Darin integrierte Trockensteigleitungen sowie funk- oder<br />

drahtvernetzte Rauchmelder in den Wohn- und Büroeinheiten sind<br />

weitere Kompensationsmaßnahmen, die notwendig waren, um die<br />

Tragkonstruktion komplett in <strong>Holz</strong> ausführen zu dürfen.<br />

Umfangreiche Großbrandversuche waren diesem Bau der<br />

Gebäudeklasse 5 vorangegangen. Im Endergebnis konnte das<br />

<strong>Holz</strong>bauunternehmen für die Innen- und Außenwände ein<br />

allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis erwirken und für<br />

andere Wandtypen Gutachten, die durch Zustimmung im Einzelfall<br />

von der Obersten Baubehörde im Bayerischen Innenministerium<br />

genehmigt wurden. Auf der damit festgelegten Basis mussten<br />

sämtliche verwendeten, tragenden <strong>Holz</strong>bauteile in der Feuerwiderstandsklassifikation<br />

F90–B+K260 ausgeführt werden.<br />

Die Massivholzwände bestehen aus einem Vollholzkern, der<br />

beidseitig mit Gipsfaserplatten gekapselt wurde, um den Brandschutzanforderungen,<br />

aber auch der Statik zu genügen. Entkoppelte<br />

Vorsatzschalen aus Gipskartonplatten sorgen bei den Wohnungstrennwänden<br />

für ausreichenden Schallschutz. Die Verbindung<br />

erfolgt mit Direktschwingabhängern, an denen die C-Profile der<br />

Trockenbauunterkonstruktion befestigt sind. Die Außenwände<br />

sind mit 24 cm Steinwolle gedämmt. Der Schmelzpunkt dieses<br />

Dämmmaterials liegt bei über 1000 °C, trotzdem war noch eine<br />

Zustimmung im Einzelfall nötig, da Vollwärmeschutzsysteme im<br />

Regelfall auf 20 cm Dicke begrenzt sind.<br />

Weil die Fassade zu großen Teilen aus <strong>Holz</strong> besteht und nur<br />

stellenweise durch Putzflächen ergänzt wird, galt hier dem Brandschutz<br />

ebenfalls ein besonderes Augenmerk. Die geschlossene<br />

<strong>Holz</strong>außenwandbekleidung mit Nut und Feder dient dem Zweck<br />

des höheren Brandwiderstands. Um einen eventuellen Brandüberschlag<br />

an der Fassade zu verhindern, wurden in Höhe der<br />

Geschossdecken zudem 1,5 mm dicke Stahlbleche eingezogen.<br />

Diese unterbrechen den Luftzwischenraum, ragen rund 3 cm vor<br />

die Fassadenfläche und würden die Ausbreitung eines Brandes<br />

an der Außenfront ausreichend behindern.<br />

Die Decken bestehen aus fünflagigem Brettsperrholz, das<br />

größtenteils mit Gipsplatten doppelt beplankt ist. In den Wohnräumen<br />

erlaubt eine Ausnahmegenehmigung sichtbare <strong>Holz</strong>decken.<br />

Luft- und Trittschallschutz sind durch einen insgesamt<br />

20 cm hohen Deckenaufbau mit Splittschüttung, Trittschalldämmung<br />

aus mineralischem Dämmstoff und Trocken- oder<br />

Zementestrich garantiert. Dieser Aufbau stellt zudem auf der<br />

28 mikado edition 2013


01<br />

Mehrgeschosser Bad Aibling<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Matteo thun & hermann kaufmann / B&O Wohnungswirtschaft<br />

Treffen Sie uns<br />

Hannover, 6.-10.5.13, Halle 15 | Stand E 18<br />

Deckenoberseite den Brandschutz sicher. Um die Rauchdichtheit<br />

zwischen den Geschossen zu gewährleisten, wurden in den Decken<br />

und im Anschlussbereich zu den Innenwänden diffusionsoffene<br />

Fassadenbahnen eingebaut.<br />

Großer Ehrgeiz beim Schallschutz<br />

In puncto Schallschutz wollte der Bauherr B&O bei seinem<br />

Prestigeprojekt nicht nur die gesetzlichen, sondern die erhöhten<br />

Anforderungen der VDI 4100 Schallschutzstufe II berücksichtigen.<br />

Gemeinsam legte das Bauteam die Luftschalldämmung zwischen<br />

den Wohnungen auf 56 statt 53 dB fest und den Trittschallpegel<br />

auf 46 statt 53 dB. Da die Bauweise mit Massivholzelementen<br />

nicht in den Beispielkatalogen der DIN 4109 abgedeckt ist und<br />

sich schalltechnisch auch anders verhält, musste hierfür das<br />

ift Rosenheim spezielle Wand- und Bodenaufbauten ermitteln.<br />

Diese gehen auch auf Problempunkte ein und bieten Lösungen<br />

für eine möglichst geringe Flankenübertragung. Der ähnlich<br />

konstruierte Viergeschosser, mit dem B&O in Bad Aibling seine<br />

Serie innovativer <strong>Holz</strong>bauprojekte begann, konnte die Zielwerte<br />

vollständig einhalten.<br />

Mit dem Achtgeschosser ist der Ehrgeiz von B&O noch lange<br />

nicht befriedigt. Ganz im Gegenteil: Er war nur ein spektakulärer<br />

Anfang. Das deutschlandweit agierende Wohnungswirtschaftsunternehmen<br />

ist von den Vorteilen des <strong>Holz</strong>baus so überzeugt,<br />

dass es ganz auf ihn setzt und damit einen deutlichen Vorsprung<br />

zu seinen Mitbewerbern erlangen möchte. Die „City of Wood“<br />

in Bad Aibling dient ihm als Experimentierfeld, um wertvolle<br />

Erfahrungen zu gewinnen, die für Bestandserneuerungen und<br />

Nachverdichtungen in größeren <strong>Städte</strong>n wichtig sind.<br />

„Follow your instinct“ – so lautet für uns das Leitmotiv<br />

jeder Produktentwicklung. Die neue Handkreissäge<br />

K 85 zeigt, was das bedeutet. Mit ihrer Flexibilität,<br />

ihrer Performance und ihrem hohen Anwendungskomfort<br />

ist sie hervorragend auf die kommenden Anforderungen<br />

im <strong>Holz</strong>handwerk vorbereitet: auf eine<br />

Zukunft, in der <strong>Holz</strong> für Sie und Ihr Werkzeug nur einer<br />

von mehreren Werkstoffen ist. Kurz: Mit dem instinktiven<br />

Griff zur K 85 wird es für Sie noch leichter, in jeder<br />

Situation einen guten Job zu machen. Mehr unter<br />

www.mafell.de/k85<br />

christine Ryll, München ▪<br />

www.mikado-online.de


02<br />

Mehrgeschosser Dornbirn<br />

Projekt 02<br />

Mehrgeschosser<br />

Dornbirn<br />

Norman a. müller / Cree<br />

30 mikado edition 2013


02<br />

Mehrgeschosser Dornbirn<br />

Nachhaltig<br />

nach oben<br />

Hochhäuser und Nachhaltigkeit<br />

erschienen bisher als<br />

Widerspruch. Das ist nun anders.<br />

In Dornbirn entstand ein<br />

Achtgeschosser in <strong>Holz</strong>bauweise<br />

mit Passivhausstandard.<br />

Zwei Megatrends bestimmen das künftige Baugeschehen:<br />

Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sowie Urbanisierung.<br />

Die Urbanisierung ist dabei eine Konsequenz aus dem ersten<br />

Megatrend, denn je dichter die Menschen zusammenrücken, desto<br />

mehr Wege lassen sich zu Fuß bewältigen und desto effizienter<br />

wird ein öffentliches Nahverkehrssystem. Der österreichische<br />

Baukonzern Rhomberg, der bis vor wenigen Jahren mit <strong>Holz</strong>bau<br />

nicht viel am Hut hatte, stellte sich den Herausforderungen<br />

der Zukunft und entwickelte mit einem hochkarätig besetzten<br />

Team ein ambitioniertes Bausystem, das er weltweit vermarkten<br />

will: den „LifeCycle Tower“ (LCT) mit bis zu 30 Geschossen. Im<br />

vorarlbergischen Dornbirn entstand Anfang 2012 der erste achtgeschossige<br />

Prototyp: der LCT One.<br />

Integraler Forschungs- und Planungsprozess<br />

Für die Entwicklung, Realisierung und Vermarktung des LCT<br />

gründete Rhomberg ein Tochterunternehmen: die Cree. Der Name<br />

verweist zum einen auf den nordamerikanischen Indianerstamm<br />

Cree, bekannt für seinen respektvollen Umgang mit der Natur,<br />

zum anderen ist er eine Abkürzung für „Creative Resource &<br />

Energy Efficiency“. 2009 initiierte die Cree das Forschungsprojekt<br />

und engagierte dafür ein interdisziplinär zusammengesetztes<br />

Expertenteam: die Architekten Hermann Kaufmann ZT GmbH, das<br />

Ingenieurbüro Arup, das <strong>Holz</strong>bauunternehmen Wiehag und die<br />

Technische Universität Graz. In einem integralen Planungs- und<br />

Forschungsprozess entstand ein holzbasiertes Baukastensystem,<br />

das verschiedene Gebäudegrundformen und Bauhöhen bis zu<br />

100 m ermöglicht.<br />

Die Entwicklung erfolgte in verschiedenen technischen<br />

Varianten. Ziel war ein möglichst geringer Materialeinsatz und<br />

eine möglichst hohe Funktionalität und Flexibilität. Es zeigte<br />

sich, dass <strong>Holz</strong>-Beton-Verbundlösungen reinen <strong>Holz</strong>-Lösungen<br />

überlegen sind – ein Resultat der hohen Brandschutz- und Schallschutzanforderungen<br />

bei Mehrgeschossern. Deshalb besteht die<br />

Decke aus einer schmalen Stahlbeton-Platte mit unterseitigen<br />

Brettschichtholz-Rippen.<br />

Achtgeschosser als Prototyp für Hochhäuser<br />

Die Genehmigungsbehörden reagierten auf das Bauvorhaben<br />

zunächst zurückhaltend. Im Verlauf der Planungs- und Testphase,<br />

insbesondere durch die Brandversuche an den Deckenelementen,<br />

wuchs das Vertrauen. Um später einmal „echte“ Hochhäuser<br />

bauen zu dürfen, war es „diplomatisch klug“, erst einmal das<br />

norman a. müller / cree<br />

▴▴Das zweigeschossige Foyer empfängt die Besucher mit viel <strong>Holz</strong>.<br />

Die frei im Raum stehenden Stützen haben eine rein dekorative Funktion<br />

www.mikado-online.de 31


02<br />

Mehrgeschosser Dornbirn<br />

▴▴Das 6. und 7. Obergeschoss dienen dem Bauherrn Cree als Firmensitz. Die raumhohen Fenster sorgen für viel Licht, sind dreifachverglast und öffenbar<br />

darko todorovic / adroc.net / cree<br />

achtgeschossige „Fast-Hochhaus“ LCT One zu errichten. Wenn da<br />

alles klappt, ist der Schritt über die Hochhausgrenze nicht mehr<br />

groß und leichter vermittelbar. Die Hochhausgrenze liegt bei 22 m.<br />

Gemeint ist damit die Höhe der Fußbodenoberkante des obersten<br />

Geschosses, denn bis dahin ist das Equipment der Feuerwehr<br />

ausgelegt. Bei Höhen darüber sind zusätzliche Fluchttreppenhäuser<br />

und andere Sicherheitsmaßnahmen notwendig.<br />

Die Entwurfs- und Genehmigungsplan des LCT One dauerte nur<br />

vier Wochen, die Werkplanung weitere sechs Wochen, wobei da<br />

bereits mit Baustellenvorbereitungen und Erdarbeiten begonnen<br />

wurde. Im September 2011 ging es mit den Rohbauarbeiten los,<br />

im Juli 2012 war das Gebäude bezugsfertig. Die spektakulärste<br />

Phase war natürlich der <strong>Holz</strong>rohbau im April 2012.<br />

Ausgeklügeltes Bausystem mit hoher Flexibilität<br />

Der LCT One steht auf einer Grundfläche von 24 × 13 m. Sein<br />

Fundament besteht aus einer wasserundurchlässigen Stahlbeton-<br />

Bodenplatte. Darauf entstand zuerst ein Erschließungskern aus<br />

30 cm dicken Stahlbeton-Wänden mit Anschlussbewehrungen<br />

für die Geschossdecken. Die acht Vollgeschosse ruhen auf 42<br />

Brettschichtholz-Doppelstützen, die in einem Abstand von 2,70 m<br />

in der Fassadenebene liegen. Sie haben gelenkige Verbindungen.<br />

Die Geschossdecken agieren als schubfest verbundene Scheiben<br />

und der Erschließungskern nimmt die Horizontallasten auf. Mit<br />

den Deckenelementen verbunden sind die Doppelstützen über<br />

ein simples Rohr-Dorn-Stecksystem. Durch eine präzise Planung<br />

und Vorfertigung und einen ausgeklügelten Bauteil- und Zeitplan<br />

entstanden pro Tag bis zu zwei Geschosse, sodass der wetterfeste<br />

<strong>Holz</strong>rohbau in zehn Tagen fertig war. In konventioneller Stahl- und<br />

Stahlbeton-Bauweise hätte es etwa sieben Wochen gedauert.<br />

<strong>Holz</strong>-Beton-Verbund löst Brand- und Schallschutz<br />

Ein Spezifikum sind die <strong>Holz</strong>-Beton-Verbund-Rippendecken. Sie<br />

bestehen aus Brettschichtholz-Trägern und einer 80 mm dünnen<br />

Betonschicht. Wie bei den Fassadenstützen blieb auch hier das<br />

<strong>Holz</strong> sichtbar. Zwischen den Rippen ist die Haustechnik integriert:<br />

Heiz- und Kühlmodule, Lüftungs-, Sprinkler- und Beleuchtungssysteme.<br />

Die Geschosse selbst sind stützen- und wandfrei, sodass<br />

1. Tag 2. Tag 3. Tag 4. Tag<br />

32 mikado edition 2013


02<br />

Mehrgeschosser Dornbirn<br />

Steckbrief<br />

▴▴Im 1. Obergeschoss informiert eine Ausstellung über den LifeCycle Tower<br />

norman a. müller / cree<br />

Bauprojekt:<br />

LifeCycle Tower One ı A-6850 Dornbirn ı www.cree.at<br />

Bauherr:<br />

Cree GmbH ı A-6900 Bregenz ı www.creebyrhomberg.com<br />

Bauweise: Mischbauweise (Brettschichtholz/Beton)<br />

Bauzeit: September 2011 bis Juli 2012<br />

Bruttogeschossfläche: 2319 m²<br />

Nettonutzfläche: 1765 m²<br />

Baukosten: 2,5 Mio. Euro ı 1417 Euro/m²<br />

Heizenergiebedarf: 13 kWh/(m²a)<br />

Architektur:<br />

Architekten Hermann Kaufmann ZT GmbH<br />

A-6858 Schwarzach ı www.hermann-kaufmann.at<br />

sich jedes mit Trockenbauwänden individuell aufteilen lässt.<br />

Aus Brandschutzgründen sind die einzelnen Geschossebenen<br />

systemisch voneinander getrennt. Ein Stahlbeton-Randbalken der<br />

Decken unterbricht die Brettschichtholz-Fassadenstützen auf jeder<br />

Etage. Das verhindert, dass sich bei einem Brand das Feuer über die<br />

hölzernen Stützen ins nächste Stockwerk rauf- oder runterfressen<br />

kann. Die Befestigung der Hybriddecken am Erschließungskern<br />

erfolgt mit Stahlkonsolen, die durch Gipskarton-Feuerschutzplatten<br />

brandsicher gekapselt sind.<br />

Die Außenwand mit dem innen sichtbaren <strong>Holz</strong>tragwerk hat<br />

eine Stärke von 48 cm und einen U-Wert von 0,12 W/(m2K). Innen<br />

ist die gedämmte Konstruktion mit OSB-Platten verkleidet, die<br />

auch als Dampfsperre dienen, außen mit einer zementgebundenen-<br />

<strong>Holz</strong>faserplatte, auf ihr eine Unterkonstruktion zur Hinterlüftung<br />

und als Wetterschutz recyceltes Aluminium. Die Fenster – über<br />

50 Prozent der Fassade – sind dreifachverglast. So erreicht das<br />

Bauwerk Passivhausstandard. Beim energetischen Versorgungskonzept<br />

setzt der LCT auf einen flexiblen, modularen Aufbau,<br />

der sich an die lokalen Besonderheiten anpassen lässt. So ist<br />

der LCT One ans Nahwärmenetz Dornbirns angeschlossen. Die<br />

Jalousien werden automatisch gesteuert und schützen das Innere<br />

vor Überhitzung und störender Strahlung. Eine vollautomatisierte<br />

Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und permanenter CO 2<br />

-<br />

Messung komplettiert die Haustechnik.<br />

Gute Bilanzen bei CO 2<br />

, Energie, Zeit und Lkw-Verkehr<br />

Der effiziente Einsatz von Energie, Material und Arbeit verbessert<br />

beim LCT die CO 2<br />

-Bilanz im Vergleich zu konventionellen<br />

Stahlbeton-Hochbauten um rund 90 Prozent. Darin enthalten<br />

sind die Emissionen, die durch Herstellung, Transport, Einbau<br />

und Unterhalt in der mit 50 Jahren angesetzten Nutzungsdauer<br />

inklusive Demontage und Materialentsorgung verursacht werden.<br />

Zudem verkürzen das Bausystem und der hohen Vorfertigungsgrad<br />

die Bauzeit deutlich – und damit auch die Zeitspanne zwischen<br />

Grundstückskauf und Gebäudenutzung, zwischen Investition und<br />

Rendite. Die Belastung der Nachbarschaft mit Lärm und Staub<br />

sowie die Belastung der Straßen nimmt ab.<br />

<br />

Marc Wilhelm Lennartz, Polch-Ruitsch ▪<br />

Bilderleiste: Cree<br />

5. Tag 6. Tag 7. Tag 8. Tag<br />

www.mikado-online.de 33


03<br />

Mehrgeschosser Wien<br />

<strong>Holz</strong> wächst<br />

Projekt 03<br />

Mehrgeschosser<br />

Wien<br />

über sich hinaus<br />

Im Rahmen des „Forschungsprojekts 8 +“ hatte sich das Wiener<br />

Büro „Schluder Architektur“ schon 2008 mit dem Thema „Urbaner<br />

<strong>Holz</strong>bau“ beschäftigt. Ab 2011 konnte es beim Neubau der Wohnanlage<br />

an der Wagramer Straße einen 7-Geschosser planen und bauen.<br />

34 mikado edition 2013


03<br />

Mehrgeschosser Wien<br />

Entlang der Wagramer Straße in Wien entstand ein moderner<br />

Siebengeschosser in <strong>Holz</strong>, dessen Höhe aber auf den<br />

ersten Blick nicht auffällt, weil er ungewöhnlich lang ist.<br />

Grundlage des Bauprojekts war ein Bauträgerwettbewerb der Stadt<br />

Wien für geförderten Wohnbau. Dabei arbeiteten Architekten und<br />

Bauträger ihren Entwurf in sechs Wochen bis zur Planungsreife<br />

durch, sodass am Ende alle technischen Details und die Baukosten<br />

feststanden. „Werden die Baukosten überschritten, entfällt<br />

die komplette Förderung“, erklärt Michael Schluder vom Büro<br />

„Schluder Architektur“, das gemeinsam mit dem Büro „Hagmüller<br />

Architekten“ den Wettbewerb gewann.<br />

Der Bauherr, die gemeinnützige Wohn- und Siedlungsgenossenschaft<br />

„Familie“, wollte mit dem Projekt beweisen, dass <strong>Holz</strong> nicht<br />

nur wegen seiner Nachhaltigkeit und positiven Auswirkungen auf<br />

Wohnkomfort und Raumklima ein hervorragender Baustoff ist,<br />

sondern auch hinsichtlich Bauökonomie und konstruktiver Eigenschaften<br />

im großvolumigen Bauen. Als einziges Büro unter den<br />

Wettbewerbsteilnehmern plante „Schluder Architektur“ sechs der<br />

sieben Geschosse in <strong>Holz</strong>bauweise. Für Wien war das ein Novum,<br />

ermöglicht durch neue Richtlinien. Planung, Brandschutznachweise,<br />

Brandversuche und das Genehmigungsverfahren dauerten<br />

fast ein Jahr. Der <strong>Holz</strong>bau stand dann in wenigen Monaten.<br />

Das Gebäude schirmt mit seinen sieben Geschossen das dahinter<br />

liegende Areal von der stark befahrenen Hauptstraße mit unschöner<br />

Nachbarschaft ab. Auf der Rückseite schaffen dreigeschossige<br />

„Finger“ einen sanften Übergang zum angrenzenden Einfamilienhausgebiet<br />

und lassen halb-öffentliche Innenhöfe entstehen, die<br />

an die Tradition der Wiener Höfe anknüpfen. Erschlossen wird die<br />

Wohnanlage über drei Treppenhäuser im Hauptgebäude, in den<br />

ersten drei Geschossen mit Laubengängen, die über Brücken auch<br />

zu den Rückgebäuden führen. In den oberen Geschossen sind die<br />

Treppenhäuser als abgeschlossene Stahlbetonkerne ausgebildet.<br />

Im Hauptgebäude befinden sich 71 Wohneinheiten mit zwei<br />

bis vier Zimmern, in den drei Rückgebäuden jeweils zehn mit<br />

ebenfalls zwei bis vier Zimmern. Wegen der Lärmbelästigung<br />

durch die Straße befinden sich im Erdgeschoss des Hauptgebäudes<br />

ausschließlich Gemeinschaftseinrichtungen.<br />

Aufwendig: Brandschutz im Siebengeschosser<br />

„Weil es sich beim Projekt Wagramer Straße um den ersten<br />

siebengeschossigen Wohnbau aus <strong>Holz</strong> in Wien handelt, mussten<br />

wir in Bezug auf den Brandschutz, die Bauphysik und die Genehmigungsfähigkeit<br />

der Aufbauten neue Wege beschreiten“, erinnert<br />

sich Schluder. Besondere Untersuchungen und Einzelprüfungen<br />

Bruno Klomfar / Fotografie<br />

www.mikado-online.de 35


03<br />

Mehrgeschosser Wien<br />

▴▴Rückseite: Die Fassade ist aufgelockerter, die Farben sind bunter und drei 3-geschossige Anbauten erzeugen Hofsituationen, die in Wien Tradition haben<br />

gehörten ebenso dazu wie ein Brandversuch für den Nachweis,<br />

dass der Wandaufbau aus Brettsperrholz mit Kapselung tatsächlich<br />

unbrennbar ist. Parallel dazu forderte die Behörde die Installation<br />

einer Trockensteigleitung. „Wir haben für die Überprüfung und<br />

Genehmigung der Anlage in etwa den doppelten Zeitaufwand<br />

benötigt, als es normalerweise erforderlich wäre“, zieht der Architekt<br />

Bilanz. Bis dato hatte Wien gemäß den geltenden Richtlinien<br />

lediglich Viergeschosser aus <strong>Holz</strong> erlaubt.<br />

Sicherstes Gebäude Österreichs<br />

„Wir mussten das Schutzziel der Bauordnung, dass zwischen<br />

zwei Wohnungen 90 Minuten Brandwiderstand notwendig sind,<br />

auf 180 Minuten Brandwiderstand erhöhen“, erläutert Schluder.<br />

„Damit ist unser <strong>Holz</strong>bau das brandschutztechnisch am höchsten<br />

abgesicherte Gebäude in ganz Wien.“<br />

Die Tragstruktur des Gebäudes setzt sich aus Scheiben<br />

zusammen, die in einem großzügigen Raster von 6,20 m das<br />

Gebäude untergliedern und somit eine höhere Flexibilität bei<br />

der Innenraumeinteilung ermöglichen. Die Decken bestehen aus<br />

einer <strong>Holz</strong>-Beton-Verbundkonstruktion, die für ausreichenden<br />

Brand- und Schallschutz sorgt. „Wir hatten ursprünglich Fertigteile<br />

vorgesehen, aber der Generalunternehmer hat nachgewiesen,<br />

dass die Vor-Ort-Montage günstiger ist. Die längere Bauzeit blieb<br />

dabei jedoch unberücksichtigt“, berichtet Schluder.<br />

Die Außenwände bestehen aus Brettsperrholz, das sich vom<br />

ersten bis zum siebten Geschoss von 13,2 cm Wandstärke auf<br />

11 cm Wandstärke verjüngt. Innen sind sie zweifach mit Gipskartonbauplatten<br />

in Brandschutzqualität beplankt. Davor sitzt die<br />

5 cm dicke Installationsebene, vor die nochmals eine raumseitige<br />

Beplankung aus Gipskartonplatten gesetzt wurde. So können<br />

Mieter nicht versehentlich durch nachträgliche Installationen in<br />

der Wand deren Brandschutzbeplankung beschädigen. Nach außen<br />

ist der <strong>Holz</strong>bau mit Steinwolle und Dickputz bekleidet. Auch die<br />

tragenden Brettsperrholz-Innenwände wurden beidseitig mit zwei<br />

Lagen Gipskarton in Brandschutzqualität verkleidet und besitzen<br />

eine mit Gipskarton beplankte Installationsebene.<br />

Die Treppenhäuser bestehen aus Stahlbeton. Sie fungieren als<br />

aussteifende Kerne und sind mit dem Erdgeschoss, das aufgrund<br />

der Wiener Bauordnung ebenfalls aus Stahlbeton erstellt wurde,<br />

verbunden. Die Fronten zwischen den Treppenhäusern schließen<br />

im Werk vorgefertigte Fassaden und Wände in <strong>Holz</strong>tafelbauweise.<br />

Dank der Modularbauweise war die gesamte Konstruktion in<br />

nur elf Wochen fertiggestellt. „Beim höheren Baukörper musste<br />

lediglich die Wärmedämmfassade nachträglich angebracht werden,<br />

bei den niedrigeren wurden die Wandelemente bereits inklusive<br />

Außenverkleidung – hier kamen stehende Lärchenschalungen zum<br />

Einsatz, die auf Hinterlüftung montiert wurden – auf der Baustelle<br />

angeliefert“, erzählt Schluder. „Ein Dreigeschosser konnte so in<br />

einer Woche errichtet werden.“<br />

Die Balkone und Loggien wurden wegen der Gefahr des Brandüberschlags<br />

als Betonfertigteile ausgebildet. Weil die Wagramer<br />

Straße stark befahren ist, befinden sich alle Fenster, die Öffnungsflügel<br />

besitzen, im Bereich der Loggien. Deren Glasfronten sind<br />

schalltechnisch abgeschlossen, aber natürlich belüftet.<br />

Insgesamt wurden bei diesem Großprojekt 2400 m3 Brettsperrholz<br />

verarbeitet. Das bedeutet, das darin ca. 2400 t C0 2<br />

gespeichert<br />

sind. Zerlegt man das Gebäude am Ende der Lebensdauer, kann<br />

man die rund 19 Terajoule (5,2 TWh) an eingespeicherter Energie<br />

nutzen und in Strom und Wärme umwandeln.<br />

christine Ryll, München ▪<br />

36 mikado edition 2013


03<br />

Mehrgeschosser Wien<br />

Systemaufbau Wände<br />

Außenwand REI 60/K60<br />

Trennwand REI 60/K60<br />

Dach REI60/K60<br />

tragende Innenwand R60/K60<br />

Trennwand REI 60/K60<br />

Trenndecke REI 60/K60<br />

Trenndecke REI 90<br />

Wohnungsseitig K60<br />

treppenhausseitig K30<br />

Trennwand REI 90<br />

wohnungsseitig K60<br />

treppenhausseitig K30<br />

Feuermauer REI90<br />

mineralisch A2<br />

Außenwand REI90/K60<br />

Erdgeschoss / Treppenhaus<br />

REI90 mineralisch A2<br />

R/REI/EI 60<br />

R/REI/EI 90<br />

R/REI/EI 90<br />

mineralisch A2<br />

[DÄMMSTÄRKE]<br />

Steckbrief<br />

ISOCELL Zellulosedämmung, der<br />

verschnitt- und setzungsfreie Einblasdämmstoff<br />

für Neu-, Ausund<br />

Umbau zeigt die volle Stärke.<br />

Unschlagbar in Verarbeitung<br />

und Qualität!<br />

Bauprojekt: Wohnanlage<br />

„Wagramer Straße“ ı A-1220 Wien<br />

Bauweise: Brettsperrholz<br />

Bauzeit:<br />

Gesamt: August 2011 bis Februar 2013<br />

<strong>Holz</strong>bau: Dezember 2011 bis März 2012<br />

Baukosten: 15 Mio. Euro<br />

Wohnfläche: 8440 m²<br />

Bauherr:<br />

Familie, gemeinnützige Wohnund<br />

Siedlungsgenossenschaft,<br />

Reg.Gen.m.b.H.<br />

A-1070 Wien ı www.sozialbau.at<br />

Architekten:<br />

Bauteil A (7-Geschosser, 6 in <strong>Holz</strong>):<br />

Schluder Architektur ZT-GmbH<br />

A-1010 Wien ı www.architecture.at<br />

Bauteil B (3-Geschosser, 2 in <strong>Holz</strong>):<br />

Hagmüller Architekten<br />

A-1010 Wien ı www.hagmueller.com<br />

Tragwerksplanung:<br />

RWT Plus ZT GmbH<br />

A-1010 Wien ı www.rwt.at<br />

Brandschutz:<br />

BrandRat ZT GesmbH<br />

A-1050 Wien ı www.brandrat.at<br />

Generalunternehmer:<br />

Voitl & Co. Baugesellschaft m.b.H.<br />

A-1200 Wien ı www.voitl.at<br />

<strong>Holz</strong>bau:<br />

Aichinger Hoch-, Tief- und<br />

<strong>Holz</strong>bau GmbH & Co. Nfg KG<br />

A-4844 Regau<br />

www.aichinger-bau.at<br />

WWW.ISOCELL.AT<br />

www.mikado-online.de 37


04<br />

Baulücke Berlin<br />

Fotos: Matthias Broneske<br />

38 mikado edition 2013


04<br />

Baulücke Berlin<br />

Lärchenholz statt Putz<br />

Ursprünglich als reines <strong>Holz</strong>haus geplant, führten die gewünschten<br />

Spannweiten zu einer Tragkonstruktion aus Stahlbeton und Stahl.<br />

Die Fassaden aber sind aus <strong>Holz</strong> und zeigen das auf der Rückseite auch.<br />

Projekt 04<br />

Baulücke<br />

Berlin<br />

Das Wohnhaus im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg bietet<br />

seinen Bewohnern gerade in den oberen Geschossen<br />

einen spektakulären Ausblick, steht es doch am Rand des<br />

sog. „Barnim“, einer eiszeitlich gebildeten Hochfläche, die nach<br />

Süden in Richtung Berlin-Mitte abfällt. Deshalb erhielt es den<br />

wohlklingenden Namen „Wohnen an der Barnimkante“.<br />

Sieben Geschosse sind in Berlin heute sozusagen Standard. Die<br />

Zahl ergibt sich aus der in den Bebauungsplänen festgelegten<br />

Traufhöhe von 22 Metern. Bei mehr Geschossen würden die<br />

Innenräume zu niedrig, bei weniger Geschossen würden mögliche<br />

Nutzflächen verschenkt, was den Preis für jeden Quadratmeter<br />

Wohnfläche erhöht. So erhielt denn auch dieses Bauprojekt im<br />

Vorderhaus sieben Geschosse. Der Seitenflügel, der sich weit in<br />

den dahinter liegenden Hof streckt, ist fünf Geschosse hoch. Im<br />

Erdgeschoss des Vorderhauses befinden sich ein Ladengeschäft,<br />

die Zufahrt zur Tiefgarage und der Zugang zum Treppenhaus.<br />

Das erschließt in den sechs Obergeschossen des Vorderhauses<br />

jeweils eine rund 135 m2 große Wohnung und im Seitenflügel vier<br />

Wohnungen, denn in seinen fünf Geschossen ist eine Wohnung<br />

als Maisonette ausgebildet.<br />

Stützenfreie Großräume erfordern Hybridbauweise<br />

Das Material <strong>Holz</strong> sollte den Charakter des Gebäudes prägen. Das<br />

war der Wunsch sowohl des Bauherrn als auch der Architektin<br />

Susanne Scharabi. Und das passt auch sehr gut zum Lifestyle<br />

des kreativ und ökologisch orientierten Milieus im Bezirk Prenzlauer<br />

Berg. Ursprünglich sollte alles aus <strong>Holz</strong> bestehen, auch die<br />

Tragkonstruktion. Eine Baugruppe wollte hier gemeinschaftlich<br />

ein Zuhause errichten. Doch dann entschloss sich der Grundstückseigentümer,<br />

selbst zu bauen. Als Folge musste sich die<br />

geplante Pioniertat den ökonomischen Erfordernissen anpassen.<br />

Die Baugruppe suchte sich ein neues Grundstück und fand eines in<br />

der Esmarchstraße. Und sie engagierten neue Architekten: Kaden<br />

Klingbeil. Der Rest ist <strong>Holz</strong>baugeschichte.<br />

Hier an der „Barnimkante“ in der Fehrbelliner Straße dauerte es<br />

etwas länger als geplant. Baubeginn war März 2008, Fertigstellung<br />

Juli 2009. Und die Tragkonstruktion wurde nicht in <strong>Holz</strong>-, sondern<br />

in Hybridbauweise ausgeführt: mit Profilstahl und Stahlbeton.<br />

Dadurch wurden große stützenfreie Räume möglich. Trotzdem<br />

wurde es ein „<strong>Holz</strong>haus“: Die Fassade besteht aus <strong>Holz</strong>rahmenbau-<br />

Elementen, zur Straße mit Faserzementplatten, zum Hof mit einer<br />

Lärchenholzschalung bekleidet. Es war also genau umgekehrt wie<br />

beim Kaden-Klingbeil-Bau, wo die Tragkonstruktion aus <strong>Holz</strong> und<br />

die Oberfläche aus klassischem Putz besteht.<br />

Rückwärtige Fassade aus unbehandeltem Lärchenholz<br />

Die rückwärtige Fassade aus Lärchenholz war es, die bei der Baugenehmigung<br />

Probleme bereitete und den Bauablauf verzögerte.<br />

Zwar legte ein Brandschutzkonzept dar, wie konstruktive Maßnahmen<br />

die Brandsicherheit ausreichend gewährleisten können. Doch<br />

die zuständige Bauaufsichtsbehörde überzeugte das noch nicht<br />

und so forderte sie ein weiteres durch eine staatliche Prüfanstalt<br />

erstelltes Gutachten. Bis das fertig war, dauerte es ein wenig.<br />

▴▴Die Straßenfassade ist mit nichtbrennbaren Faserzementplatten bekleidet<br />

www.mikado-online.de 39


04<br />

Baulücke Berlin<br />

▴▴Die horizontal laufenden Aluminiumbleche waren aus Brandschutzgründen notwendig, geben der Fassade aber auch eine angenehme Struktur<br />

▴▴Die große Dachterrasse über dem rückwärtigen Anbau gehört<br />

zur Wohnung im 5. Obergeschoss des siebengeschossigen Hauptgebäudes<br />

Doch dann konnte es losgehen. Die Fassaden bestehen aus<br />

455 m2 <strong>Holz</strong>rahmenbau-Elementen und 339 m2 Lärchenholzschalung.<br />

Das thüringische <strong>Holz</strong>bauunternehmen Hunold fertigte<br />

sie werkseitig vor und montierte sie auch. Auf der Innenseite ist<br />

eine 12,5 mm starke Gipskartonplatte auf einer 22 mm starken<br />

OSB-Platte montiert. Es folgt ein 300 mm starkes Ständerwerk<br />

aus Konstruktionsvollholz (KVH), ausgefacht mit Mineralfaserdämmung.<br />

Die äußere Beplankung bildet eine 10 mm starke<br />

hydrophobierte Kalziumsilikatplatte, darüber auf einer 30 mm<br />

starken Konterlattung die 25 mm starke Lattung aus Lärchenholz.<br />

Alle Hölzer sind chemisch unbehandelt.<br />

Innerhalb der Dämmschicht befinden sich die Hohlräume für<br />

Elektroinstallationen. Sie liegen hinter der inneren Beplankung<br />

und sind luftdicht ausgeführt. Die hochwärmegedämmten Fassadenelemente<br />

besitzten einen Wärmedurchgangskoeffizienten von<br />

nur 0,18 W/(m2K). Die Fenster sind dreifachverglast. Zudem ist<br />

das Gebäude mit einer kontrollierten Be- und Entlüftungsanlage<br />

ausgestattet, deren Wärmerückgewinnungsgrad bei 95 % liegt.<br />

Aufgrund des niedrigen Bedarfs genügt für die Versorgung mit<br />

Heizwärme und Warmwasser eine zentrale Gasbrennwerttherme<br />

mit 60 kW Heizleistung.<br />

Geringe Heizkosten sind natürlich ein gutes Verkaufsargument.<br />

<strong>Holz</strong> findet aber auch aus ästhetischen Gründen in <strong>Städte</strong>n – selbst<br />

oder gerade im „steinernen Berlin“ – immer mehr Akzeptanz.<br />

Architekten wie Susanne Scharabi sammelten hier und bei anderen<br />

Bauprojekten wertvolle Erfahrungen und bereiten so den Weg,<br />

dass künftig Angebot und Nachfrage für den mehrgeschossigen<br />

<strong>Holz</strong>bau steigen und <strong>Holz</strong> in der Stadt selbstverständlich wird.<br />

<br />

Dipl.-<strong>Holz</strong>w. Stephan Klein, Bonn / gh ▪<br />

40 mikado edition 2013


04<br />

Baulücke Berlin<br />

Steckbrief<br />

Wir geben <strong>Holz</strong> eine neue Dimension<br />

Bauprojekt:<br />

Wohn-/Geschäftshaus „Wohnen an der Barnimkante“<br />

D-10119 Berlin ı www.barnimkante.de<br />

Bauweise:<br />

Tragkonstruktion: Stahlbeton, Stahl<br />

Nichttragende Fassade: <strong>Holz</strong>rahmenbau-Elemente<br />

Bauzeit: März 2008 bis Juli 2009<br />

Energiestandard: 40 kWh/(m²a)<br />

Bauträger:<br />

UmBauBüro UBB GmbH & Co. KG<br />

D-10119 Berlin<br />

Architektur:<br />

Susanne Scharabi<br />

D-10119 Berlin ı www.scharabi.de<br />

Statik:<br />

TSB Ingenieurgesellschaft mbH<br />

D-64285 Darmstadt ı www.tsb-ing.de<br />

Brandschutz:<br />

Ingenieurbüro Peter<br />

D-17291 Prenzlau ı www.ingenieur-peter.de<br />

<strong>Holz</strong>bau:<br />

<strong>Holz</strong>bau Hunold GmbH & Co. KG<br />

D-37327 Leinefelde ı www.holzbau-hunold.de<br />

BS-<strong>Holz</strong>bauteile für den Ingenieurholzbau<br />

Gerade und gekrümmte Träger bis 60 m Länge<br />

Bögen, keilgezinkte Rahmen und Sonderformen, CNC-Abbund<br />

Gerades Brettschichtholz aus dem Expressprogramm<br />

Alle Querschnitte bis 1 m Höhe und 18 m Länge<br />

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Auf Wunsch abgebunden als montagefertiger Bausatz<br />

Brettsperrholz (X-LAM)<br />

Großformatige, tragende Wand-, Decken- und Dachelemente<br />

für den Wohnungs- und Kommunalbau sowie für den Industrieund<br />

Gewerbebau in Größen bis zu 3,50 m x 18,00 m<br />

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www.mikado-online.de 41


05<br />

Baulücke London<br />

Projekt 05<br />

Baulücke<br />

London<br />

David Grandorge<br />

42 mikado edition 2013


05<br />

Baulücke London<br />

Perfekte Passung<br />

London ist eine der am dichtesten bebauten <strong>Städte</strong> Europas. Freie Baugrundstücke gibt<br />

es hier kaum noch. Investoren müssen lange suchen und Kreativität entwickeln. Eine<br />

Möglichkeit ist die Umnutzung enger Hinterhöfe. Dabei zeigt der <strong>Holz</strong>bau seine Stärken.<br />

Anders als in vielen Gegenden Englands steigt in London<br />

die Nachfrage nach Wohnraum ständig an. Die Greater<br />

London Authority (GLA) verwaltet ihre 32 Stadtbezirke<br />

und rechnet damit, dass die Stadt bis 2031 einen Zuwachs<br />

von 1,5 Mio. Wohnungen haben wird. Das wären 33 000 neue<br />

Wohnungen pro Jahr. Tatsächlich entstehen bisher jedoch nur<br />

etwa halb so viel. Tendenz: fallend.<br />

Um den Wohnungsmarkt kümmert sich in London die öffentliche<br />

Hand kaum. Er wird privaten Investoren überlassen. Die Zahl der<br />

Neubauten erreichte schon in besten Zeiten nicht die nötige Menge<br />

und ist wegen der Finanzkrise weiter geschrumpft. Hinzu kommt,<br />

dass die Baukosten in England die zweihöchsten in Europa sind –<br />

nach Monaco. Und Baugrund ist Mangelware. Selbst Restflächen<br />

gibt es kaum, geschweige denn große Neubaugebiete. So dehnt<br />

sich die Siedlungsfläche immer weiter ins Umland aus.<br />

Fehlender Baugrund zwingt zu neuen Wegen<br />

Um diesem Problem zu begegnen, befassen sich die Architekten des<br />

Londoner Büros SUSD intensiv mit dem Thema „kostengünstige<br />

Wohnbauten“ – und zwar nicht für die „Grüne Wiese“, sondern<br />

für innerständische „Nischen“: für brachliegende Grundstücke in<br />

Hinterhöfen und anderswo. Die zu finden ist nicht einfach, aber<br />

es gibt sie. Oft traut sich nur niemand so richtig an sie heran.<br />

Eine dieser Nischen fand SUSD in Harlesden im Nordwesten<br />

Londons, einem Stadtteil mit „hohem sozialen Konfliktpotenzial“.<br />

2001 hatte er die höchste Mordrate Englands. Das Büro erwarb<br />

2005 den 120 Jahre alten Bestand einer alten Industriebrache,<br />

die wegen ihres schlechten baulichen Zustands nicht mehr nutzbar<br />

war. Direkt von der High Street führt eine 2,59 m schmale<br />

Durchfahrt – der einzige Zugang – zum kleinen Hinterhof mit<br />

hufeisenförmig angeordneten Gebäuden, die alle bis zur Grundstücksgrenze<br />

reichten. Als sie abgerissen wurden, mussten die<br />

Rückwände erhalten bleiben, denn die Nachbarn hatten ihre<br />

Gebäude irgendwann einfach an sie angebaut, ohne selbst eigene<br />

Wände zu errichten.<br />

Unter dem Namen „Highwood Court“ sollten hier neun Häuser<br />

für Familien neu entstehen. Die traditionelle Massivbauweise kam<br />

dabei nicht in Betracht, denn zum einen erschwert die Enge des<br />

Bauplatzes die Lagerung von Baumaterial, zum anderen hätten<br />

Dauer, Lärm und Schmutz die Nachbarn empfindlich gestört.<br />

Die Wahl fiel deshalb auf vorgefertigte <strong>Holz</strong>elemente – per Lkw<br />

angeliefert und in wenigen Tagen montiert.<br />

<strong>Holz</strong> hat in England ein gutes Image. Zudem ist die Reduktion<br />

der CO 2<br />

-Emissionen hier ein wichtiges Thema, denn England<br />

als Insel im Golfstrom befürchtet, die negativen Auswirkungen<br />

des Klimawandels früh und intensiv zu spüren. Die Sorge, dass<br />

Dachgeschoss Obergeschoss Erdgeschoss<br />

www.mikado-online.de 43


05<br />

Baulücke London<br />

▴▴Spannender Moment: Passt der 2,50 m breite Lkw mit den vorgefertigten <strong>Holz</strong>bau-Elementen in die 2,59 m breite Durchfahrt zur Baustelle im Hinterhof?<br />

das Königreich durch den steigenden Meeresspiegel allmählich<br />

versinken oder sich das milde Klima durch eine Veränderung<br />

des warmen Golfstroms plötzlich dramatisch abkühlen könnte,<br />

beschäftigt die Medien und politischen Parteien stark.<br />

Ideale Bebauungslösung war schon da<br />

Die Untersuchung verschiedener Bebauungsformen bezüglich Ausrichtung,<br />

Belichtung, Belüftung und Wohnfläche zeigte, dass die<br />

bestehende Gebäudeform mit Innenhof die beste Lösung darstellte.<br />

Außerdem schreibt das englische Planungsrecht Abstandsflächen<br />

vor, die eine dichtere Bebauung unmöglich machen. Mit der<br />

Fortführung der Bestandsform schufen die Architekten aber auch<br />

ein kommunikatives Ensemble mit dem Innenhof als zentralem<br />

Treffpunkt und Kinderspielplatz.<br />

Engländer lieben Reihenhäuser, und so sind auch die neun<br />

Gebäude vertikal organisiert. Alle Wohneinheiten haben einen<br />

eigenen Eingang und ein eigenes Dach, auch wenn die Grundfläche<br />

im Schnitt nur etwa 35 m² groß ist. Die Haupträume orientieren<br />

sich alle zum Innenhof. Da die Häuser breiter sind als tief, kann<br />

viel Tageslicht eindringen. Sanitäreinheiten und Treppen liegen<br />

in den rückwärtigen Bereichen. Vor die bestehende Außenwände<br />

zu den Nachbarn setzten die Planer neue Massivholzwände. Die<br />

Außentreppen, die unten auch als Sitzgelegenheit dienen, führen<br />

zu einem offenen Wohnbereich im ersten Obergeschoss. Dieser<br />

Gemeinschaftsraum bildet das Zentrum in jedem Haus. Die Zimmer<br />

im Erdgeschoss haben direkten Zugang zum Innenhof, sind als<br />

Kinderzimmer vorgesehen, lassen sich aber auch als Arbeitszimmer<br />

nutzen oder untervermieten.<br />

Der Belichtung und Belüftung von nur einer Seite wirkten<br />

die Architekten durch vertikale Einschnitte in die Kubatur des<br />

zweiten Obergeschosses entgegen. Als kleine Terrassen ausgebildet,<br />

strukturieren sie das Gesamtensemble. Gleichzeitig dringt<br />

dadurch auch mehr Licht in den Innenhof. Und die Terrassen<br />

brachten noch einen weiteren großen Vorteil: Obwohl in England<br />

aus Brandschutzgründen ein offenes Treppenhaus bei einem<br />

dreigeschossigen Haus normalerweise nicht zulässig ist, wurde<br />

es hier trotzdem genehmigt, weil die Feuerwehr zu den oberen<br />

Stockwerken auf die Terrassen anleitern kann.<br />

Zwei Arten von <strong>Holz</strong>elementen<br />

Die <strong>Holz</strong>elemente für die Häuser fertigte und lieferte ein nordrheinwestfälisches<br />

<strong>Holz</strong>bauunternehmen: Becker & Sohn aus Medebach.<br />

SUSD hatte es auf einer Baufachmesse in London kennengelernt<br />

und beauftragte es mit der Planung und Fertigung, nachdem eine<br />

längere Suche in England erfolglos blieb. Englische <strong>Holz</strong>bauunternehmen<br />

konnten die preislichen Vorstellungen und technischen<br />

Anforderungen nicht erfüllen.<br />

Zwei Element-Typen kamen zum Einsatz: für die Außenwände,<br />

Rückwände und Geschossdecken genagelte Bohlenstapel aus<br />

T-förmig gefrästen <strong>Holz</strong>bohlen, deren Hohlräume auch als Kanäle<br />

▴▴Zweimal 4,5 cm „Luft“ reichten. Allerdings brauchte der Lkw-Fahrer<br />

drei Stunden, bis er bei seiner ersten Lieferung hinten angekommen war<br />

SUSD London SUSD London<br />

44 mikado edition 2013


05<br />

Baulücke London<br />

David Grandorge<br />

▴▴Die neue Wohnanlage besitzt eine lebendige Dachlandschaft und fügt sich gut in das kleinteilige Ensemble ihrer deutlich älteren Nachbarschaft ein<br />

für die Elektroleitungen dienten; für die Innenwände kostengünstigere<br />

<strong>Holz</strong>rahmenbau-Elemente. Die Kombination ergab sich<br />

aus dem Wunsch nach sichtbaren <strong>Holz</strong>oberflächen im Inneren.<br />

Das ermöglichten die Bohlenstapel-Elemente ohne zusätzlichen<br />

Aufwand: Rohbau gleich Ausbau. Die verschalten und verputzten<br />

<strong>Holz</strong>rahmenbau-Wände stellen einen optischen Kontrast dar.<br />

Das englische Baurecht fordert eine Brandschutzbeschichtung<br />

für <strong>Holz</strong>oberflächen ohne Bekleidung, doch ein üblicher Anstrich<br />

hätte das <strong>Holz</strong> zugedeckt. Um dies zu vermeiden, stellten die<br />

Planer beim zuständigen „Building Control“ einen Antrag für eine<br />

alternative Lösung. Nach genauer Prüfung aller Details erlaubte<br />

das Amt schließlich, die Bohlenstapelwände raumseitig sichtbar<br />

zu lassen, allerdings unter der Bedingung, sie nach der Montage<br />

mit einem transparenten Brandschutzanstrich zu versehen.<br />

Fertigungs- und fahrtechnische Meisterleistungen<br />

Das <strong>Holz</strong>bauunternehmen entwickelte aus den Architektenplänen<br />

3D-CAD-Modelle, die Grundlage für die Produktion der <strong>Holz</strong>-<br />

Elemente waren. Wegen der Enge des Bauplatzes wurde die<br />

Vorfertigung so weit wie möglich getrieben: mit Fenstern, Türen,<br />

Dampfsperre, Wärmedämmung und vertikaler <strong>Holz</strong>bekleidung.<br />

So musste vor Ort nichts zwischengelagert werden. Um die Passgenauigkeit<br />

der verwinkelten Geometrien zu überprüfen, legten die<br />

<strong>Holz</strong>bauer sämtliche Bauelemente gleich nach ihrer Fertigstellung<br />

erst einmal im Werk aus und testeten sie. Erst danach wurden sie<br />

in genau der Reihenfolge, in der sie später zu montieren waren,<br />

auf die Anhänger gestapelt und nach London geliefert.<br />

Die Anlieferung der <strong>Holz</strong>elemente stellte eine weitere Herausforderung<br />

dar: Der Einfahrtsbereich ist nur 2,60 m breit und<br />

niedriger als ein Lkw-Führerhaus mit Schlafplatz, das für die<br />

Überführung aus Deutschland notwendig ist. Deshalb stationierten<br />

die Planer ein zweites niedrigeres Führerhaus in England, das vor<br />

der Anlieferung das höhere ersetzte. Trotzdem: Bei der ersten<br />

Lieferung rangierte der Lkw-Fahrer drei Stunden, um sein 2,50 m<br />

breites Fahrzeug durch die 2,59 m breite Einfahrt zu schleusen.<br />

45 mm „Luft“ standen ihm also auf jeder Seite zur Verfügung.<br />

Das reichte. Und für die letzte Lieferung benötigte er dann nur<br />

noch elf Minuten.<br />

Im Hinterhof wurden die Elemente direkt vom Lkw auf ihre<br />

Position gehoben und montiert. Die Wandverbinder „Walco V“ von<br />

Knapp ermöglichten einen schnellen und reibungslosen Ablauf.<br />

In nur zwei Wochen stand der Rohbau, während die gesamte<br />

Bauzeit ein knappes Jahr betrug. Das Ergebnis der ruhig gelegenen<br />

Häusergemeinschaft überzeugt die Bewohner und spricht für die<br />

Planungsidee der Architekten. Der <strong>Holz</strong>bau konnte hier sein Potenzial<br />

ausspielen. Harlesden ist um ein schönes Wohnobjekt reicher.<br />

Vielleicht findet SUSD dort noch andere Nischen. Projekte dieser<br />

Art können London und seine Umgebung gut ge<strong>brauchen</strong>.<br />

<br />

Dipl.-Ing. (FH) Susanne Jacob-Freitag, Karlsruhe ▪<br />

Steckbrief<br />

Bauvorhaben:<br />

Wohnanlage „Highwood Court“<br />

9 Wohneinheiten in Hinterhof, Stadtteil Harlesden<br />

GB-London NW10 4SL<br />

Bauweise:<br />

<strong>Holz</strong>rahmen- und Bohlenstapelbauweise<br />

Bauzeit: Dezember 2008 bis Dezember 2010<br />

Nutzfläche: 897 m²<br />

Umbauter Raum: 2342 m³<br />

Bauherr/Projektentwickler/Architekt:<br />

SUSD Ltd.<br />

GB-London W11 1HG<br />

www.susd.co.uk<br />

Ausführung:<br />

<strong>Holz</strong>bau Becker & Sohn<br />

D-59964 Medebach<br />

www.becker.de<br />

www.mikado-online.de 45


06<br />

Baulücke Amsterdam<br />

Projekt 06<br />

Baulücke<br />

Amsterdam<br />

Amsterdam setzt<br />

bei seiner<br />

Stadtentwicklung<br />

auf die gute<br />

alte Parzelle. Eine<br />

davon ist vom<br />

ersten niederländischen<br />

Passivhaus<br />

belegt. Das<br />

„Schwarze<br />

Haus“ (2. v. l.) ist<br />

aus Brettsperrholz<br />

errichtet<br />

46 mikado edition 2013


06<br />

Baulücke Amsterdam<br />

Flammendes<br />

Plädoyer für <strong>Holz</strong><br />

I See For You – Föllmi Photography<br />

www.mikado-online.de 47


06<br />

Baulücke Amsterdam<br />

▴▴Ein mit Stahlseilen von der Decke abgehängter Baumstamm trägt eine<br />

organisch geformte Wohngalerie mit Glasbrüstung<br />

▴▴Der Baumstamm ist entrindet und seine Äste enden erst kurz vor der<br />

Fensterscheibe zum rückwärtigen Garten<br />

Residenz 2.0 nennt Architekt Pieter Weijnen sein ungewöhnliches<br />

<strong>Holz</strong>wohnhaus in Amsterdam. Es steht auf<br />

Steigereiland, einer von sieben künstlich angelegten Inseln<br />

im Osten der Stadt. Der auch als „Schwarzes Haus“ bekannte<br />

Viergeschosser ist in eine typisch niederländische Baulücke mit<br />

6 m Breite und 12 m Tiefe eingepasst. Es ist die weiterentwickelte<br />

Version eines Energiesparhauses, das Weijnen für seine Familie<br />

einige Jahre zuvor gebaut hatte: die Residenz 1.0. Schon diese<br />

galt als Paradebeispiel für den Einsatz nachhaltiger Technologien<br />

und war das „Aushängeschild“ der in den Niederlanden für<br />

energieeffizienten Wohnbau bekannten Faro Architekten. Weijnen<br />

war damals einer von vier Partnern, gründete dann aber mit<br />

Upfrnt ein eigenes Architekturbüro. Die Residenz 2.0 sollte die<br />

Ressourcen- und Energieeffizienz des ersten Hauses übertreffen<br />

und zudem hohe gestalterische Kreativität ausstrahlen.<br />

Brettsperrholz, ein Baum und alte <strong>Holz</strong>pfähle<br />

Als Baumaterial kam vor allem <strong>Holz</strong> zum Einsatz. Passgenau<br />

zugeschnittene Brettsperrholz-Elemente bilden die Hausabschlusswände,<br />

die Innenwände und die Geschossdecken. Das ganze Erdgeschoss<br />

ist eine offene, stützenfreie Wohnküche. Beim Betreten<br />

des „Schwarze Hauses“ steht man sofort mittendrin und staunt<br />

über die räumliche Großzügigkeit. Ein Zwischengeschoss ragt auf<br />

der einen Seite aus der Längswand und liegt auf der anderen auf<br />

einem von der Decke abgehängten Baumstamm – wie auf einer<br />

Schaukel. Der Baum stammt aus der benachbarten Prinsengracht,<br />

wo er wegen Restaurierungsarbeiten am maroden Quai gefällt<br />

werden musste. Als Weijnen das zufällig sah, wollte er ihn sofort<br />

für sein Bauprojekt haben – und bekam ihn.<br />

Bei der Errichtung der Tragstruktur wurden zuerst über zwei<br />

Geschosse hohe Wandtafeln an die Gebäudetrennwände gestellt<br />

und darauf „Decke – Wände – Decke – Dach“ gestapelt und montiert.<br />

Der Baumstamm ist von drei in Deckenebene eingebauten<br />

Stahlträgern abgehängt, die von Längswand zu Längswand<br />

spannen. Da sich die Decken und Wände nur zum Teil selber<br />

aussteifen, kamen zusätzlich zwei alte Balken zum Einsatz: ehemalige<br />

<strong>Holz</strong>pfähle vom Hafen, die dort zum Antauen der Schiffe<br />

dienten. Sie sind vor den Fassaden als diagonale Streben eingebaut<br />

und reichen über zwei Geschosse.<br />

Passivhausstandard durch Hightech-Elemente<br />

Um Passivhausstandard zu erreichen, setzte Weijnen auf<br />

Luftwärmetauscher in Kombination mit einer hochwärmegedämmten<br />

Gebäudehülle mit Dreifachverglasung sowie Vakuum-<br />

Isolations-Paneele (VIP) im Fundament und Aerogeldämmung<br />

in verschiedenen Fassadenbereichen im Dachgeschoss. So ist<br />

▴ ▴„Shou Karamatsu-ban“: Drei Bretter<br />

sind zu einer Röhre zusammengebunden<br />

▴ ▴Eingelegtes Papier bringt sie zum Brennen, sodass<br />

sich innen die gewünschte Kohleschicht bildet<br />

▴Ist die Kohleschicht dick genug, wird die<br />

▴<br />

Verbindung geöffnet und das Feuer gelöscht<br />

48 mikado edition 2013


06<br />

Baulücke Amsterdam<br />

▴▴Die mächtigen <strong>Holz</strong>balken standen früher an einer Schiffsanlegestelle<br />

und steifen nun das Haus in Querrichtung aus<br />

in die Außenwände eine 30 cm dicke <strong>Holz</strong>faserdämmschicht<br />

integriert und die Dachelemente aus Doppel-T-<strong>Holz</strong>trägern sind<br />

mit 40 cm Zellulosedämmung ausgeblasen. Mit einer präzisen<br />

Detailplanung ließen sich Wärmebrücken vermeiden und alle<br />

Wand- und Deckenanschlüsse luftdicht ausführen – bis hin zur<br />

„bestgedämmten Katzenklappe der Welt“.<br />

Ein 2 m unter dem Haus eingebauter Sole-Erdreich-Wärmetauscher<br />

wärmt die Außenluft vor, bevor sie in die Innenräume<br />

strömt. Solarkollektoren und ein Pelletsofen ergänzen die Heizmöglichkeiten.<br />

Alles in allem unterschreitet das Wohnhaus im<br />

Endverbrauch sogar den Passivhausstandard. Um Wärmeenergie<br />

speichern zu können, erhielten einige Wandflächen einen 2 cm<br />

dicken Lehmputz, andere 2,5 cm dicke Lehmbauplatten. Teilweise<br />

wurden dabei auch sog. „Phasenwechselmaterialien“ (PCM –<br />

Phase Change Materials) integriert. Die nehmen Wärme erst ab<br />

einer Temperatur von 23 °C auf, dann aber schlagartig sehr<br />

viel, und geben die gespeicherte Wärme wieder ab, sobald die<br />

Temperatur unter 23 °C fällt. 2,5 cm Lehmbauplatte mit 30 %<br />

Latentwärmespeicher PCM entsprechen dem Wärmespeichervermögen<br />

einer 18 cm dicken Betonwand.<br />

Das Flachdach ist als nutzbare Terrasse gestaltet, dient aber auch<br />

der Energiegewinnung. Zum einen sorgen rund 20 m2 Vakuum-<br />

Röhren-Kollektoren, die in die Brüstungen eingebaut sind, für die<br />

Erwärmung des Brauch- und Heizwassers, das dann in zwei Tanks<br />

gespeichert wird und die Niedertemperatur-Fußbodenheizung<br />

versorgt. Zum anderen erzeugen zwei DonQi-Windturbinen auf<br />

dem Dach elektrischen Strom – in den windreichen Niederlanden<br />

ein effizientes Konzept. 2010 erhielt das Gebäude das Passivhauszertifikat<br />

– das erste in den Niederlanden.<br />

Abgeflammte Lärchenholzbretter für die Fassade<br />

Große, unsymmetrisch verteilte Fenster und schmale, teils über die<br />

gesamte Fassadenbreite laufende Glasbänder geben dem Gebäude<br />

ein unverwechselbares Gesicht. Wo die einzelnen Etagen liegen,<br />

erschließt sich von außen nicht so schnell. Die Scheiben liegen<br />

tief zurückversetzt in der Fassade, sodass die Sonne im Sommer<br />

nicht in die Räume eindringen kann. Manuell zu öffnende Lüftungsklappen<br />

ermöglichen die Zufuhr frischer Luft.<br />

Als Fassadenbekleidung wählte Weijnen Lärchenholzbretter.<br />

Ihre Oberfläche ist abgeflammt – eine Technik, die in Japan eine<br />

lange Tradition hat und vereinzelt heute noch angewendet wird.<br />

Der Vorteil dieser Methode ist, dass die verkohlte obere Schicht<br />

www.mikado-online.de 49


I See For You – Föllmi Photography<br />

▴▴Im Erdgeschoss bilden orange gestrichene Simsbretter zu den verkohlten<br />

Fassadenbrettern einen reizvollen Kontrast<br />

▴▴Nur die Arbeitsgalerie und ein Kinderzimmer besitzen großfläche<br />

Fenster mit weiß gestrichenen Rahmen<br />

das <strong>Holz</strong> konserviert und einen natürlichen Schutz gegen Pilze<br />

und Mikroben bildet. Chemischer <strong>Holz</strong>schutz, ein Farbanstrich und<br />

deren regelmäßige Erneuerung können so komplett entfallen.<br />

Weil die Technik des Shou Karamatsu-ban, also des kontrollierten<br />

Einbrennens von <strong>Holz</strong>brettern, in den Niederlanden – wie wohl<br />

auch im restlichen Europa – völlig unbekannt war, reiste Weijnen<br />

mit seinem Bauunternehmer extra nach Japan auf die Insel<br />

Naoshima. Dort gibt es viele Häuser mit „verkohlten Oberflächen“.<br />

Ihre Bewohner gaben an, dass Shou-Karamatsu-Fassaden 40 bis<br />

80 Jahre ohne Nachbehandlung überstehen. Als rein organisches<br />

Material lassen sich die Bretter am Ende der Lebensdauer des<br />

Hauses nach dem Abriss wieder in den natürlichen Kreislauf<br />

aufnehmen. Die Fassadenbretter flammte der Architekt mit seinem<br />

Bauteam selber. So lange, bis eine 3 bis 4 mm dicke Kohleschicht<br />

vorhanden war. Die japanische Vorgehensweise, je drei Bretter zu<br />

einer dreieckigen Röhre zusammenzubinden und sie mit hineingestecktem<br />

Papier für die gewünschte Verkohlung zu entzünden,<br />

wollte man auf der Baustelle lieber nicht praktizieren, um es sich<br />

nicht mit den zukünftigen Nachbarn zu verscherzen.<br />

<br />

Dipl.-Ing. (FH) Susanne Jacob-Freitag, Karlsruhe ▪<br />

Längsschnitt<br />

Steckbrief<br />

Schlafzimmer Bad Gästezimmer<br />

Kinderzimmer<br />

Technik<br />

Wohngalerie<br />

Kinderzimmer<br />

Arbeitsgalerie<br />

Essküche<br />

Bauprojekt:<br />

Viergeschossiges Stadthaus„Residenz 2.0“/<br />

„Schwarzes Haus“ ı NL-1086 ZV Amsterdam<br />

Bauweise:<br />

Brettsperrholz mit vorgehängten Fassadenelementen<br />

Energiebedarf: Passivhausstandard<br />

Bauzeit: Dezember 2008 bis August 2009<br />

Baukosten: 550 000 Euro<br />

Nutzfläche: 248 m²<br />

Umbauter Raum: 990 m³<br />

Bauherren: Pieter Weijnen & Renske Feikema<br />

Architektur:<br />

Upfrnt – the cooperative for up-architecture<br />

Pieter Weijnen ı NL-1021 JT Amsterdam<br />

www.upfrnt.com<br />

Tragwerksplanung:<br />

Pieters Bouwtechniek ı NL-3526 AR Utrecht<br />

www.pietersbouwtechniek.nl<br />

Fassade:<br />

Timmerfabriek Overbeek ı NL-7483 PB Haaksbergen<br />

www.tifaoverbeek.nl<br />

50 mikado edition 2013


07<br />

Aufstockung Köln<br />

Projekt 07<br />

Aufstockung<br />

Köln<br />

Archplan<br />

▴▴Die ein- und zweigeschossigen Aufstockungen sind sowohl durch ihre orange Farbe als auch durch ihre leichte Auskragung sofort erkennbar<br />

Arbeitersiedlung<br />

macht sich schick<br />

Die Gebäude der in den 1950er-Jahren für die Arbeiter der Ford-Werke<br />

errichteten Wohnsiedlung erhielten im Rahmen ihrer Sanierung ein<br />

bis zwei neue Geschosse. Das wertete den Stadtteil optisch und sozial auf.<br />

www.mikado-online.de 51


07<br />

Aufstockung Köln<br />

▴▴Alt und Neu sind deutlich erkennbar: Die Aufstockungen sind orange, die großzügigen Balkone vor das Bestandsgebäude gestellt und mit orangefarbigen<br />

Flächen akzentuiert. Die Fenster des Bestandsgebäudes wurden durch Entfernen der Brüstungen vergrößert, um die Wohnqualität zu erhöhen<br />

archplan<br />

Wie so viele Siedlungen der 1950er-Jahre befindet sich<br />

auch die Fordsiedlung im Kölner Stadtteil Niehl im<br />

Umbruch: Die Erstbezieher verschwanden altersbedingt,<br />

der technische Standard und die Ausstattung – oft noch<br />

mit Kohleöfen und ungedämmten Wänden – war nicht mehr<br />

zeitgemäß, die durchschnittlich 46 m² Wohnfläche für Familien<br />

zu klein. So entschied sich der Eigentümer der Siedlung, die<br />

LEG Rheinland Köln GmbH, zur umfassenden Sanierung und<br />

Nachverdichtung. Die Bewohnerstruktur sollte dabei möglichst<br />

erhalten bleiben, ebenso der alte Baumbestand. Damit war die<br />

Richtung der Gebäudeerweiterungen klar: nach oben.<br />

„Die Aufstockungen dienten zum einen dazu, den Wohnflächenbestand<br />

der Siedlung deutlich zu erhöhen, zum anderen dazu,<br />

größere und familienfreundlichere Wohnungen zu schaffen, um<br />

die soziale Bandbreite der alteingesessenen Mieter zu erweitern“,<br />

erläutert Joachim Seinecke vom federführenden Architekturbüro<br />

Archplan. Wirtschaftliche, soziale und ökologische Gründe hatten<br />

zur Entscheidung geführt, die marode Bausubstanz zu sanieren<br />

und nicht abzureißen. Aufgrund der innenstadtnahen Lage und<br />

großzügiger Grünflächen waren sich Bauherr und Planer einig,<br />

dass sich die Investitionen langfristig rechnen.<br />

Die Wohnfläche der Siedlung erweiterte sich um 43 % von<br />

14 200 m² auf 21 300 m². Einige der ursprünglich 300 Wohneinheiten<br />

wurden zusammengelegt, 81 neue Wohneinheiten durch die<br />

Aufstockungen geschaffen, darunter 13 Maisonetten.<br />

Aufstockungen kragen seitlich 45 cm aus<br />

Schon heute – die Bauarbeiten sind aktuell in vollem Gange –<br />

könnte der optische Unterschied zwischen den alten und den<br />

frisch renovierten Gebäuden nicht größer sein: Während den grauschmutzigen<br />

Häusern aus den 1950er-Jahren ihr Alter deutlich<br />

anzusehen ist, leuchten die bereits renovierten Bauten mit ihren<br />

roten Aufbauten dem Besucher schon von Weitem entgegen und<br />

signalisieren: Hier steht etwas Besonderes.<br />

„Wegen der geringen Lastreserven der dreistöckigen Bestandsbauten<br />

war nur eine Ergänzung in leichter Bauweise möglich,<br />

also fast zwangsläufig in <strong>Holz</strong>bauweise“, erläutert Seinecke.<br />

„Außerdem sichert die Bauweise mit vorgefertigten Großelementen<br />

einen schnellen Bauablauf und damit auch einen hohen Schutz<br />

gegen Wasserschäden während der Bauphase.“<br />

Da die obersten Geschossdecken nicht ausreichend für die Belastung<br />

durch Wohnen ausgelegt waren, wurde auf die tragenden<br />

Wände eine neue Decke aus Brettsperrholz-Platten aufgelegt. Sie<br />

kragt um rund 45 cm aus, was auf zwei Gründe zurückzuführen<br />

ist: Zum einen verlaufen die in den 1950er-Jahren schnell und<br />

preisgünstig hochgezogenen Außenwände nicht präzise, sodass<br />

ein bündiger Fassadenanschluss zwischen „schlingernden“ Mauerwänden<br />

und geraden <strong>Holz</strong>wänden kaum möglich gewesen wäre.<br />

Zum anderen wird dadurch die neue Wohnfläche nochmals ein<br />

wenig größer – insgesamt um fast 1000 m2.<br />

Vorgefertigte <strong>Holz</strong>elemente in drei Tagen montiert<br />

Die Fertigung und Montage der <strong>Holz</strong>aufbauten führte das<br />

oberbayerische <strong>Holz</strong>bauunternehmen Huber & Sohn durch. Das<br />

ging schnell und dauerte meist nur drei Tage pro Gebäude: Am<br />

ersten Tag montierten die Zimmerer die Schwellenbohlen auf der<br />

Mauerkrone der tragenden Bimssteinwände. Auf diesen verlegten<br />

sie etwa 10 m lange und 2,50 bis 3,00 m breite Elemente aus<br />

Brettsperrholz, die die Bodenplatte der neuen Geschosse bilden.<br />

Am zweiten Tag bauten sie die <strong>Holz</strong>rahmenwände auf, die bereits<br />

mit Dämmung und Innen- wie Außenbeplankung angeliefert<br />

wurden. Am dritten Tag brachten sie die Decke aus Brettsperrholz-<br />

Elementen auf. Danach schloss der Dachdecker das Pultdach mit<br />

einer Stehfalzdeckung aus Aluminiumbahnen.<br />

Die Brettsperrholz-Elemente der Böden und Decken weisen<br />

eine Stärke von 16,5 bis 18 cm auf. Die <strong>Holz</strong>rahmenwände sind<br />

etwa 40 cm dick und besitzen 30 cm Mineralwolldämmung. Um<br />

während der Montage Wassereinbrüche in die unteren, bereits<br />

52 mikado edition 2013


07<br />

Aufstockung Köln<br />

Viessmann<br />

archplan<br />

▴▴Im Luftbild sind die elf modernisierten und aufgestockten Gebäude<br />

gut zu erkennen. Acht erhielten an einem Ende zwei Geschosse<br />

▴▴So sah die Ford-Siedlung vor ihrer Erneuerung aus: für den Nachkriegswohnungsbau<br />

typische dreigeschossige Zeilenbauten ohne Balkone<br />

teilweise renovierten Wohnungen zu vermeiden, montierten die<br />

Zimmerer jeden Abend über der noch offenen <strong>Holz</strong>konstruktion ein<br />

leicht geneigtes Notdach, bestehend aus Kanthölzern und stabilen,<br />

gewebeverstärkten Planen. Dieser doch recht hohe Aufwand war<br />

trotz einer Bitumenschicht auf der obersten Decke der Altbauten<br />

notwendig, da die Leitungsschächte die Abdichtung immer wieder<br />

unterbrachen. Eine Abdeckung nur mit Planen war wegen der hier<br />

teilweise sehr heftig wehenden Winde zu riskant.<br />

Gipsfaserplatten sorgen für den Brandschutz<br />

Eine doppelte Lage Gipsfaserplatten kapselt innenseitig alle<br />

konstruktiv tragenden Wände – auch in den Laibungen der Wanddurchbrüche.<br />

Den Planern war die konsequente Umsetzung des<br />

Brandschutzkonzepts auch in den kleinsten Details ein Anliegen,<br />

um mit einem mustergültig errichteten <strong>Holz</strong>bau die Akzeptanz<br />

und das Vertrauen in diese Bauweise zu erhöhen. Erreicht haben<br />

sie F60, wobei spätere Versuche der TU München zeigten, dass die<br />

Konstruktion den Anforderungen an F90 gerecht wird.<br />

Energiekonzept senkt Nebenkosten deutlich<br />

Vor der Sanierung gaben die Bewohner jeden Monat zwischen<br />

1,50 und 3,00 Euro/m² Wohnfläche allein für die Heizung aus.<br />

Hinzu kamen dann noch die Kosten für die Warmwasserbereitung<br />

über Elektrodurchlauferhitzer. Planer und Bauherr schätzen, dass<br />

die Sanierung die Kosten für Heizung und Warmwasser auf etwa<br />

0,80 Euro/m² verringert.<br />

Drei Nahwärmezentralen und Sonnenkollektoren sorgen für<br />

die Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung. Die<br />

Wohnungen erhielten Niedertemperatur-Heizflächen, die für eine<br />

Rücklauftemperatur von maximal 35 °C sorgen, was einen guten<br />

Wirkungsgrad bewirkt. Lüftungsanlagen mit kontrollierter Zu- und<br />

Abluft – in den Aufstockung zusätzlich mit Wärmerückgewinnung<br />

– ergänzen das haustechnische System.<br />

<br />

Dipl.-<strong>Holz</strong>w. Stephan Klein, Bonn ▪<br />

Steckbrief<br />

Bauvorhaben:<br />

Erneuerung Ford-Siedlung mit Aufstockungen<br />

D-50735 Köln-Niehl<br />

Bauweise Aufstockung:<br />

<strong>Holz</strong>rahmenbau, Brettsperrholz<br />

Wärmeenergiebedarf Aufstockung:<br />

40 kWh/(m²a)<br />

Bauzeit:<br />

Anfang 2008 bis Ende 2009<br />

Nutzfläche Aufstockungen:<br />

7100 m²<br />

Bauherr:<br />

LEG Wohnen Köln GmbH<br />

D-50676 Köln<br />

www.leg-nrw.de<br />

Architektur, Statik und Bauphysik:<br />

Archplan GmbH<br />

D-48157 Münster<br />

www.archplan.de<br />

Bauleitung:<br />

B+O GmbH + Co. KG<br />

D-81373 München<br />

www.bo-wohnungswirtschaft.de<br />

<strong>Holz</strong>bau:<br />

Huber & Sohn GmbH & Co. KG<br />

D-83549 Bachmehring<br />

www.huber-sohn.de<br />

www.mikado-online.de 53


08<br />

Aufstockung Berlin<br />

Höhlenartig<br />

und vernetzt<br />

Früher wohnten ganz oben die Armen, heute gilt eine tolle Aussicht<br />

als Luxus. Für Kreative ist sie inspirierend. In Berlin entstand deshalb<br />

auf dem Dach einer ehemaligen Textilfabrik ein ungewöhnliches Penthouse.<br />

Die ehemalige Textilfabrik nahe<br />

dem Berliner Alexanderplatz<br />

stammt aus dem Jahr 1910. Vor<br />

Kurzem wurde sie aufwendig saniert:<br />

mit futuristischer Inneneinrichtung, auf<br />

Effizienzhaus-55-Standard – und auf<br />

„e-wohnstandard“, wie das der Projektentwickler<br />

„di-Vision“ nennt. Gemeint<br />

ist damit eine IT-basierte Steuerung aller<br />

technischen Anlagen und Geräte. Ziel ist<br />

das Verschmelzen von Architektur, Design<br />

und Technik zu einer komfortablen Einheit.<br />

Die „Projekt 4“ genannte Modernisierung<br />

demonstriert das auf über 2500 m2.<br />

Im Erdgeschoss befindet sich ein<br />

Showroom, in dem Interessierte die Vision<br />

„e-wohnen 2022“ sinnlich erleben und<br />

testen können. Im 1. bis 5. Obergeschoss<br />

befinden sich 32 barrierefreie Wohnungen<br />

mit integrierten „Wohnskulpturen“ zum<br />

Sitzen und Liegen. Im 6. Obergeschoss<br />

befindet sich das Penthouse. Es orientiert<br />

sich in seiner Formensprache an der Inneneinrichtung.<br />

<strong>Holz</strong>rahmenbau mit futuristischen<br />

Rundungen<br />

Genutzt wird das 340 m2 große Penthouse<br />

von einer Medienagentur. Für sie ist das<br />

„e-büro der zukunft“ mit Blick auf den<br />

Alex ein inspirierendes Ambiente, das die<br />

Kreativität der Mitarbeiter fördert und<br />

Kunden verblüfft. Hergestellt ist dieses<br />

Geschoss in <strong>Holz</strong>rahmenbauweise. Das<br />

geringe Gewicht war hier gar nicht entscheidend,<br />

vielmehr die kurze Montagezeit<br />

und die trockene Bauweise. „Aus statischer<br />

Hinsicht war die Penthouse-Etage kein<br />

Problem“, erläutert Ruben Czempin, der<br />

für die statische Berechnung zuständig<br />

war. „Die Bauordnung hatte gefordert, dass<br />

das vorhandene Notdach des Gebäudes aus<br />

der Nachkriegszeit entfernt und eine neue<br />

Fertigteildecke aus Beton eingezogen wird.<br />

Auf dieser neuen Decke, die zugleich den<br />

Brandschutz von F90 erfüllt, ließ sich der<br />

<strong>Holz</strong>bau problemlos positionieren.“<br />

Bautechnisch ist der „konvexe Dachkörper“<br />

eine übliche <strong>Holz</strong>rahmenbau-<br />

Konstruktion. Vorgefertigt wurde sie bei<br />

der „Fertighaus-Produktionsgesellschaft<br />

Freiwalde“ in Bersteland, einem Tochterunternehmen<br />

der Hanlo-Gruppe. „Die<br />

tragenden Teile sind überwiegend in<br />

Konstruktionsvollholz und Brettschichtholz<br />

ausgeführt, manchmal aber auch in<br />

Stahl“, erklärt Lars Köhler, der dort als<br />

Ingenieur tätig ist. „So nimmt z. B. im<br />

Übergang vom Flachdach zum Runddach<br />

ein Stahlträger die Lasten auf und dient<br />

dem kraftbündigen Anschluss der vorgebogenen<br />

Brettschichtholz-Bogenbinder.<br />

Die horizontale Geschossaussteifung<br />

erfolgt über Wand- und Deckenscheiben<br />

in <strong>Holz</strong>rahmenbauweise.“<br />

Die 3 m hohen Außenwände bestehen<br />

aus einer 160 mm dicken <strong>Holz</strong>rahmenbau-<br />

Konstruktion, die auf der Außenseite<br />

Gallandi/Knauf<br />

54 mikado edition 2013


08<br />

Aufstockung Berlin<br />

Projekt 08<br />

Aufstockung<br />

Berlin<br />

www.mikado-online.de 55


08<br />

Aufstockung Berlin<br />

▴▴Die orangen Sitzbänke betonen die halbrunden Abschlusswände<br />

▴▴Auch die vertikalen Kanten der Einbauten sind oft gerundet<br />

mit „Diamant-Platten“ beplankt ist und zur Innenseite eine<br />

Dampfbremse, eine 60 mm dicke Installationsebene und ebenfalls<br />

12,5 mm dicke „Diamant-Platten“ besitzt. „Für den Einsatz<br />

im <strong>Holz</strong>bau ist die Platte ideal“, meint Reinhold Wiegard vom<br />

Hersteller Knauf. „Zum einen ist sie als Aussteifung nach DIN<br />

1052:2004-08 zugelassen, zum anderen kann sie als Untergrund<br />

für ein Wärmedämmverbundsystem dienen, ist mechanisch hoch<br />

beanspruchbar und im Brandschutz mit F90 überzeugend.“<br />

Flachdachdecken und einige tragende Innenwände vervollständigen<br />

das statische Gesamtsystem. „Im Hinblick auf den<br />

Brandschutz mussten wir zwei unterschiedliche Qualitäten erreichen.<br />

Während für die Dachdecke über Treppenhäusern F90-B<br />

gefordert war, sind die normalen Dachdecken, Außenwände und<br />

tragenden Innenwände in F30-B-Qualität ausgeführt. Für die<br />

Dachkonstruktion wurde die standardisierte Hanlo-Wohndecke<br />

modifiziert“, erläutert Köhler die Konstruktion. Die vorgefertigten<br />

Elemente basieren auf 220 mm hohen Sparren. Außen besitzen<br />

sie eine 24 mm dicke Rauschalung in den gerundeten Bereichen<br />

bzw. gleich dicke OSB-Platten in den ebenen Bereichen, darüber<br />

eine vor Ort aufgebrachte Gefälledämmung. Innen wurden auf<br />

einer Dampfsperre eine 40 mm dicke Lattung aufgebracht und<br />

auf dieser 12,5 mm dicke Gipskartonplatten.<br />

Für die Montage der vorgefertigten <strong>Holz</strong>elemente brauchten<br />

fünf Zimmerer eine Woche. Da es galt, die bis zu 12 m langen<br />

Elemente mit einem Spezialkran auf 22 m Höhe zu hieven und<br />

dort exakt zu montieren, war der Vorfertigungsgrad nicht wie bei<br />

einem Fertighausbau ausgereizt worden. Der Einbau von Fenstern,<br />

die Anbringung des Vollwärmeschutzes, die Ausführung der<br />

Dachhaut sowie die Anschlüsse im Bereich Terrasse und Bestand<br />

erfolgten vor Ort durch die entsprechenden Gewerke.<br />

Grundidee: Organische Formen mit viel Technik<br />

Initiator des ungewöhnlichen Projekts ist der Medienunternehmer<br />

Dirk Fabarius. Seine Motivation waren eigene Erfahrungen bei der<br />

Wohnungssuche in Berlin: „Nirgends habe ich eine Wohntechnologie<br />

vorgefunden, die ich eigentlich als Selbstverständlichkeit<br />

vorausgesetzt habe, wie z. B. Netzwerkanschlüsse oder zentral<br />

steuerbare Lampen. Da reifte in mir der Entschluss, selbst einen<br />

Wohnstandard zu kreieren und auf dem Markt zu etablieren.“<br />

Seit 2005 hat Fabarius drei Projekte im Stadtteil Prenzlauer<br />

Berg in eigener Regie mit Partnern aus der Industrie realisiert –<br />

allesamt Gebäude aus der Gründerzeit. Inzwischen hat eine private<br />

Investorengruppe das komplett entkernte Fabrikgebäude nach<br />

Fabarius` Vorstellungen umgebaut. Bauliche, haustechnische<br />

und steuerungstechnische Komponenten sind fein aufeinander<br />

abgestimmt: eine hochwärmegedämmte Gebäudehülle, dezentrale<br />

Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung, ein Anschluss ans<br />

Fernwärmenetz, Einzelraumregelungen für die Flächenheizung<br />

und -kühlung, ein individuelles Lichtmanagement, eine intelligente<br />

Wohnungsvernetzung.<br />

Für die Architekten stand aber weniger die technische Ausrüstung<br />

selbst im Vordergrund, sondern die Aufgabe, sie sinnvoll in<br />

die ästhetisch anspruchsvollen Innenräume zu integrieren, sodass<br />

ein stimmiges und richtungsweisendes Wohnkonzept entsteht.<br />

Arbeit und Wohnen gehen fließend ineinander über, müssen sich<br />

bei Bedarf aber auch trennen lassen. Eine dynamisch geformte<br />

„Wohnskulptur“ ist der Mittelpunkt in einer offenen Raumfolge<br />

und inszeniert die Funktionen. Auch das Design der Deckenebene<br />

mit unterschiedlichen Höhen und dynamischen Rundungen gibt<br />

jeder Wohnung einen besonderen Charakter.<br />

Trockenbau: Eleganz mit effektivem Schallschutz<br />

„Der Trockenbau ist nicht nur ideal für eine dynamische Raumarchitektur,<br />

sondern dient uns als multifunktionale Ebene für<br />

die unterschiedlichsten technischen wie bauphysikalischen<br />

Anforderungen“, erläutert Architekt Fernando Montojo. Doch<br />

natürlich war auch der Brandschutz eine zentrale Aufgabe. Die<br />

Decken der ehemaligen Fabriketagen bestehen aus Ziegelsteinen<br />

mit Stahleinlagen, eine heute vergessene, zu Beginn des 20.<br />

Jahrhunderts aber verbreitete Konstruktion, „Stahlsteindecke“ oder<br />

auch „Kleinesche Decke“ genannt. Sie wurden nun von unten mit<br />

Feuerschutzplatten auf F90-Niveau ertüchtigt. Zum Einsatz kam<br />

dabei die „Fireboard“ von Knauf.<br />

Die Decken besitzen gefaltete Lichtvouten, die Wände elegante<br />

Schwünge und Rundungen. Um die Räume flexibel nutzen zu<br />

können, sind Schiebetürelemente mit zargenloser Laibung eingebaut.<br />

Da das Gebäude für seine Bewohner eine Rückzugsoase sein<br />

soll, ist eine Qualität ganz wichtig: Ruhe. Dafür sorgen Flur- und<br />

Wohnungstrennwände mit einem Doppelständer-Wandsystem,<br />

direkt auf dem Rohboden bzw. an der Rohdecke befestigt, um die<br />

56 mikado edition 2013


08<br />

Aufstockung Berlin<br />

Steckbrief<br />

▴▴Ein dezenter Touchscreen dient zum Steuern der Haustechnik<br />

Schallnebenwege deutlich zu reduzieren. Mit einem Dämmwert<br />

von 65 dB übertreffen sie die Mindestanforderung nach DIN 4109<br />

um 12 dB. Zum Vergleich: Ein um 10 dB erhöhter Schallpegel wird<br />

als Verdoppelung der Lautstärke empfunden. Eine dermaßen hohe<br />

Wohnqualität findet schnell ihre Liebhaber. Und die sind dann<br />

auch bereit, dafür etwas mehr als das Übliche zu bezahlen.<br />

<br />

Helga Hofmann, Mannheim ▪<br />

Bauprojekt:<br />

Umbau und Aufstockung einer ehemaligen Textilfabrik<br />

„e-wohnen der zukunft – Projekt 4“ / „Living Factory 2.0“<br />

D-10405 Berlin ı www.mendelssohn27.de<br />

Bauzeit:<br />

Gesamtprojekt: September 2009 bis Dezember 2011<br />

Penthouse: Juni 2010 bis November 2011<br />

Bauherr:<br />

di-Vision ı bau-medien-projekte GmbH<br />

D-10405 Berlin ı www.e-wohnen-der-zukunft.de<br />

Architektur:<br />

hmp hertfelder & montojo ı planungsgesellschaft mbH<br />

D-10119 Berlin ı www.hertfelder-architekturbuero.de<br />

<strong>Holz</strong>bau-Unternehmen:<br />

fertighaus-produktionsgesellschaft Freiwalde mbH<br />

D-15910 Bersteland ı www.fhp-freiwalde.de<br />

Trockenbau-Produkthersteller:<br />

Knauf Gips KG ı D-97346 Iphofen ı www.knauf.de<br />

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Abbund – Elementbau – Wintergärten<br />

74427 Fichtenberg · Stöckenhofer Sägemühle<br />

07613 Heideland · Schortentalstraße 22a<br />

Tel. 07971/95 05-0 · Fax 07971/95 05-20<br />

info@abbund.de · www.abbund.de


09<br />

Aufstockung München<br />

Zentrale Lage,<br />

toller Ausblick<br />

58 mikado edition 2013


09<br />

Aufstockung München<br />

09<br />

Aufstockung München<br />

Projekt 09<br />

Aufstockung<br />

München<br />

Die zweigeschossige Dachwohnung im Münchener<br />

Bahnhofsviertel entstand im Rahmen einer ehrgeizigen<br />

Totalsanierung des 1950er-Jahre-Baus. Vorher war er<br />

eine Energieschleuder, nun erreicht er fast Passivhausniveau.<br />

Das sieht man ihm von außen gar nicht an.<br />

Wohnen mitten im bunten Münchener Bahnhofsviertel,<br />

in der Landwehrstraße neben dem Deutschen Theater,<br />

240 m2 Wohnfläche, eine großzügige Dachterrasse<br />

und einen Blick über die imposante Dachlandschaft der Innenstadt<br />

– was kann sich ein Bauherr mehr wünschen?<br />

Und doch hatte Michael Wieninger, Geschäftsführer des Projektentwicklers<br />

„Marc Aurelius“, einen anderen Beweggrund, als er sich<br />

entschloss, das Wohn- und Geschäftshaus in der Landwehrstraße<br />

zu erwerben, zu modernisieren, aufzustocken und mit einem<br />

Neubau im Innenhof zu erweitern: Er wollte ein Beispiel setzen und<br />

den horrenden Energieverbrauch des Gebäudes deutlich senken.<br />

Rund 30 kW/(m2a) Heizenergie brauchte der heruntergekommene<br />

Nachkriegsbau vor seiner Modernisierung – danach dann nur<br />

noch 1,6 kW/(m2a). Fast Passivhausstandard also, ohne seinen<br />

1950er-Jahre-Charme eingebüßt zu haben.<br />

240 m² Dachwohnung mit Panoramablick<br />

Die untere Ebene der auf zwei Etagen verteilten Dachwohnung ist<br />

weitgehend offen: Rund 95 m2 stehen allein dem Wohnen, Essen<br />

und Kochen zur Verfügung. Ein Gästebad, eine Abstellkammer und<br />

ein Hauswirtschaftsraum ergänzen den Grundriss. Zum Innenhof<br />

öffnet sich der Wohnbereich mit einer großzügigen Dachterrasse,<br />

zur Straßenseite mit einem Balkon.<br />

Eine einläufige Eichenholztreppe aus freitragenden Stufen<br />

auf zwei schlanken Holmen führt nach oben ins „Studio“. Von<br />

hier aus werden zwei Kinderzimmer – eines davon mit eigenem<br />

Bad – und der Elterntrakt erschlossen. Der besteht aus einem<br />

großen Schlafzimmer, einer Ankleide und dem „Masterbad“. Weil<br />

die Stadt München auf der zweiten Dachgeschossebene keinen<br />

Balkon erlaubt, baute der mit Planung und Bauleitung beauftragte<br />

Architekt Detlef R. Böwing ein 2,60 × 1,70 m großes Panorama-<br />

Dachfenster ein. Wünschen die Bewohner „Balkon-Feeling“, fahren<br />

sie die drei Elemente per Elektromotor in eine im Dach integrierte<br />

Box, sodass sie vollständig aus dem Blickfeld verschwindet. Eine<br />

Glasbrüstung sorgt für die Absturzsicherung.<br />

Knauf Gips KG/Ducke<br />

Dachsparren erhalten biegesteifen Knick<br />

Auch die Dachkonstruktion selbst ist ungewöhnlich. Zwar handelt<br />

es sich vom Prinzip her um einen klassischen Pfettendachstuhl,<br />

doch die Dachfläche macht auf halber Höhe einen Knick – und<br />

an dieser Stelle gibt es keine Zwischenpfetten. Die Knicke sind<br />

mit Stahlplatten und Schraubbolzen biegesteif ausgeführt. Aus<br />

baurechtlichen und statischen Gründen sind zudem die Dachneigungen<br />

auf den beiden Seiten unterschiedlich.<br />

www.mikado-online.de 59


09<br />

Aufstockung München<br />

▴▴In der oberen Ebene erschließt das zentrale „Studio“ die einzelnen<br />

Schlafräume und Badezimmer<br />

▴▴Eine elegante <strong>Holz</strong>treppe verbindet die große „Wohnhalle“ der unteren<br />

Ebene mit dem darüberliegenden „Studio“<br />

Steckbrief<br />

Querschnitt<br />

Bauprojekt:<br />

Modernisierung, Erweiterung und Aufstockung<br />

eines Wohn- und Geschäftshauses<br />

D-80336 München<br />

www.landwehr16.de<br />

Bauweise der Aufstockung:<br />

Pfettendachstuhl mit geknickten Sparren<br />

Bauzeit des Gesamtgebäudes:<br />

Mai 2008 bis November 2009<br />

Studio<br />

Wohnhalle<br />

Schlafen<br />

Küche<br />

Bestand<br />

4. OG<br />

Dachterrasse<br />

Wohnfläche der Dachwohnung:<br />

240 m²<br />

Bauherr:<br />

Marc Aurelius GmbH & Co. KG<br />

D-80336 München ı www.marcaurelius.de<br />

Architektur:<br />

Detlef R. Böwing<br />

D-80639 München ı www.boewing.info<br />

Haustechnik:<br />

Friedrich Hamp<br />

in Kooperation mit Hans Metz<br />

D-80992 München ı www.ib-hamp.de<br />

<strong>Holz</strong>bau:<br />

Hallertauer Wohnbau<br />

D-81085 Langquaid ı www.hallertauer-wb.de<br />

Bestand<br />

3. OG<br />

Bestand<br />

2. OG<br />

Bestand<br />

1. OG<br />

Gastraum<br />

EG<br />

Küche<br />

Trockenbau Produkthersteller:<br />

Knauf Gips KG<br />

D-97346 Iphofen ı www.knauf.de<br />

Veranstaltungsraum<br />

UG<br />

60 mikado edition 2013


09<br />

Aufstockung München<br />

▴▴Der Kochbereich liegt in der unteren Ebene und öffnet sich zur Dachterrasse<br />

auf dem neuen Hofgebäude<br />

HVP-Verbinder, Pfostenträger<br />

und Balkonsäulen<br />

Die beste Verbindung<br />

HVP-Verbinder<br />

Pfostenträger<br />

Zweiteilige Verbinder aus Alu eloxiert<br />

für die perfekte und stabile Verbindung<br />

von Nebenträgern mit dem Hauptträger<br />

oder Stützen. Diese Schwerlast-<br />

Verbinder können schnell und präzise<br />

verarbeitet werden.<br />

Die Vorteile:<br />

Tragfähigkeit von 3,7 - 288 KN<br />

Flexibel einsetzbar: Für Kleinprojekte wie<br />

Carports, bishin zu Großprojekten wie<br />

Sportbauten und Lagerhallen<br />

Bis zur Nutzungsklasse 2 anwendbar<br />

Durch Eloxierung abriebfest<br />

Auch für Beton- und Stahlanschluss<br />

Stabile und hochwertige Pfostenträger,<br />

die schnell und präzise verarbeitet<br />

werden können. Diese äußerst robusten<br />

Pfostenträger gibt es in verschiedenen<br />

Varianten. Ob zum Aufdübeln, zum<br />

Einbetonieren oder als Säulen-Pfetten<br />

Verbindung.<br />

Die Vorteile:<br />

Beste Korrisionsbeständigkeit<br />

Glatte und homogene Oberfläche<br />

Schichtstärke 8-10 µm<br />

Hohe Oberflächenhärte<br />

Die Decke zwischen den beiden Ebenen ist in Stahlbeton ausgeführt<br />

und lastet mit Stahlstützen schräg auf der Außenwand ab. Die<br />

Firstpfette besteht aus einem nur an vier Punkten aufgelagerten,<br />

20/38 cm großen Leimbinder. Die nur am First und an den<br />

Fußpunkten aufgelagerten Sparren sind ebenfalls Leimbinder<br />

und messen 12/26 cm sowie 10/26 cm. Trotz der ungewöhnlichen<br />

Formen gab es keine ausgeklügelten Detailplanungen, sondern viel<br />

Improvisation. „Wir haben die meisten Details mit Zimmererblei<br />

direkt auf der Baustelle aufgezeichnet. So hatten wir immer<br />

aktuelle Maße und konnten alle Eventualitäten einbeziehen“,<br />

schmunzelt Böwing.<br />

Außen ist die Dachkonstruktion mit Weichfaserplatten beplankt.<br />

Zwischen den Sparren dämmt ein 200 mm dicker Klemmfilz.<br />

Luftdichtigkeit garantiert das unterhalb der Sparren montierte<br />

System „LDS“ von Knauf. 15 mm starke Feuerschutz-Platten<br />

des gleichen Herstellers bekleiden es auf einer Lattung. Alle<br />

Trennwände sind Trockenbaukonstruktionen, die mit mechanisch<br />

extrem beanspruchbaren 20 mm dicken „Diamant-Platten“<br />

beplankt sind und hohe Schallschutzqualitäten bieten.<br />

Siemensstraße 26<br />

D-84051 Altheim<br />

Tel.: +49 (0) 8703 / 93460<br />

E-Mail: info@pitzl.de<br />

www.pitzl.de<br />

Haustechnikkonzept senkt Energiebedarf<br />

Krönung der Modernisierung ist das ausgetüftelte Energiekonzept.<br />

Neben einer dicken Wärmedämmung und Fenstern mit Wärmeschutzverglasung<br />

besitzen die Wohnungen nun Lüftungsanlagen<br />

mit Wärmerückgewinnung. Das reduzierte den Energiebedarf um<br />

rund 85 Prozent. Die restlichen 15 Prozent decken eine große<br />

thermische Solaranlage und eine Grundwasser-Wärmepumpe<br />

ab. Überschüssige Wärmeenergie wird in zwei Pufferspeichern<br />

und in rund 450 t Beton gespeichert: Alle neuen Wände wurden<br />

dafür mit Absorberleitungen durchzogen. An die Räume wird die<br />

Wärme über Fußbodenheizungen mit niedriger Vorlauftemperatur<br />

abgegeben. Im Sommer kehrt sich das System um, kühlt die Räume<br />

und speichert die überschüssige Wärme. Cool.<br />

<br />

Christine Ryll, München ▪<br />

www.mikado-online.de 61


10<br />

Sanierung Augsburg<br />

Ran an die<br />

Betonkisten<br />

Projekt 10<br />

Sanierung<br />

Augsburg<br />

Vorgefertigte <strong>Holz</strong>rahmenbauelemente sind bei energetischen<br />

Modernisierungen eine sinnvolle Alternative zu konventionellen<br />

Wärmedämmverbundsystemen – vor allem, weil sich dabei auch<br />

relativ einfach zusätzlicher Wohnraum gewinnen lässt.<br />

62 mikado edition 2013


10<br />

Sanierung Augsburg<br />

10<br />

Sanierung Augsburg<br />

Eckhart Matthäus<br />

▴▴Ein Kran hebt die in <strong>Holz</strong>rahmenbauweise vorgefertigen Großelemente zu ihrer<br />

Einbauposition, wo sie die Zimmerer in einer halben bis dreiviertel Stunde montieren<br />

Das Gebäude in der Grüntenstraße am Ostrand Augsburgs<br />

war ein für die 1970er-Jahre typischer Mietwohnungsbau:<br />

sechs Geschosse, 60 Wohneinheiten, Stahlbeton, Ziegel,<br />

Putz, keine Wärmedämmung, dafür Wärmebrücken – kurz: eine<br />

Energieschleuder. Nun wurde es saniert – mit vorgefertigten<br />

<strong>Holz</strong>rahmenbauelementen. Vorausgegangen war ein Architektenwettbewerb<br />

als Teil des bayerischen Modellvorhabens „e%-<br />

Energieeffizienter Wohnungsbau“. Die Oberste Baubehörde im<br />

Bayerischen Innenministerium suchte praktikable Lösungen,<br />

förderte deren Realisierung, ließ diese wissenschaftlich begleiten<br />

und dokumentieren. Ein derart hoher Qualitätsanspruch, gepaart<br />

mit großem Know-how-Gewinn für künftige Projekte, war für<br />

den Bauherrn, die städtische Wohnungsbaugesellschaft WBG,<br />

äußerst reizvoll.<br />

Eckhart Matthäus<br />

◂◂Der sechsgeschossige<br />

1970er-Jahre-Bau<br />

hat nach der<br />

Modernisierung<br />

der Fassade<br />

einen deutlich<br />

reduzierten<br />

Wärmeenergiebedarf<br />

und<br />

ein eleganteres<br />

Erscheinungsbild<br />

Erweiterung des Wohnraums als Zusatznutzen<br />

Der Augsburger Mietwohnungsbau war eines von insgesamt<br />

neun für das Modellvorhaben „e%“ ausgewählten Projekten. Den<br />

diesbezüglichen Wettbewerb hatte im Jahr 2010 das Augsburger<br />

Büro „lattkearchitekten“ gewonnen. Frank Lattke ist Spezialist für<br />

energetische Modernisierungen mit vorgefertigten <strong>Holz</strong>rahmenbauelementen.<br />

Als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Technischen<br />

Universität München leitete er das europäische Forschungsprojekt<br />

„TES EnergyFacade“ und ist nun auch für das Nachfolgeprojekt<br />

„smartTES“ verantwortlich.<br />

Die Vorteile der TES-Methode: Der hohe Vorfertigungsgrad<br />

reduziert die Bauzeit vor Ort erheblich. Die Bewohner müssen<br />

ihre Wohnungen nur ganz kurz oder gar nicht verlassen. Zudem<br />

lässt sich neben der energetischen Modernisierung auch noch<br />

der Wohnraum relativ einfach erweitern. Beim Modernisierungsprojekt<br />

in Augsburg wurden die bisherigen Stahlbeton-Balkone<br />

den Wohnungen zugeschlagen und dafür neue <strong>Holz</strong>-Balkone<br />

www.mikado-online.de 63


10<br />

Sanierung Augsburg<br />

▴▴Vor der Modernisierung: eine typische 1970er-Jahre-Fassade<br />

mit Sichtbeton-Balkonen und anderen Wärmebrücken<br />

lattkearchitekten<br />

▴▴Die früheren Balkone verwandelten sich in Wintergärten, deren<br />

Zwischenräume in neue Balkone aus Brettsperrholz<br />

Eckhart Matthäus<br />

errichtet. Das machte die Modernisierung besonders lukrativ und<br />

erhöhte die Akzeptanz bei den Mietern.<br />

Im Vergleich zu den konventionellen Wärmedämmverbundsystemen<br />

mit Hartschaumplatten und Putz ist die TES-Methode<br />

etwas teurer. Das Problem: Selbst die Billiglösungen werden in<br />

der Wohnungswirtschaft von vielen Entscheidern mit Skepsis<br />

betrachtet. „Das rechnet sich doch alles nicht!“, ist dort eine<br />

weitverbreitete Meinung. Dass der Energieverbrauch nicht in<br />

dem Maße sinkt, wie er laut den theoretischen Berechnungen<br />

sinken müsste, liegt aber nicht an den Modernisierungsmaßnahmen<br />

selbst, sondern am Verhalten der Mieter. Hier ist intensive<br />

Aufklärungsarbeit gefordert.<br />

Drastisch ansteigende Energiepreise werden da sicher zu einem<br />

Umdenken führen. Dass die Energiepreise ansteigen, ist angesichts<br />

zu Ende gehender Rohstoffe und einer wachsenden Weltbevölkerung<br />

klar, nur der Zeitrahmen ist noch offen. Knappheit<br />

spiegelt sich in Marktpreisen wider – und die sind momentan<br />

noch moderat. Und wenn sie ansteigen, gibt es eben immer noch<br />

die billigeren Wärmedämmverbundsysteme. Hat die TES-Methode<br />

angesichts dieser Rahmenbedingungen am Markt eine Chance,<br />

sich ohne öffentliche Fördermittel durchsetzen?<br />

Passgenaue Argumente für jede Zielgruppe<br />

„Der Markt, das sind verschiedene Akteure mit ziemlich unterschiedlichen<br />

Wertesystemen“, erläutert Marketingfachmann Stefan<br />

Theßenvitz, der im Rahmen von „smartTES“ die Marktgegebenheiten<br />

und die Markteintrittsmöglichkeiten untersucht. „Da ist<br />

zum einen die Politik: meist wertorientiert, offen und interessiert.<br />

Zum anderen ist da die Wohnungswirtschaft, die vornehmlich<br />

kostenorientiert denkt. Das sind unterschiedliche Zielgruppen, für<br />

die wir unterschiedliche Kommunikationsstrategien entwickeln<br />

müssen – Kommunikationsstrategien, die auf die jeweiligen<br />

Denkmuster exakt zugeschnitten sind.“<br />

Für die Politik ist Nachhaltigkeit ein wichtiger Aspekt, aber<br />

auch die gestalterische Aufwertung unattraktiver Stadtteile. Für<br />

die Wohnungswirtschaft ist TES vor allem aus zwei Gründen<br />

interessant: erstens, weil es sich um eine schnelle Methode<br />

handelt und weil bei bewohnten Objekten die Bauzeit einen<br />

wichtigen Kostenfaktor darstellt. Zweitens, weil mit der Methode<br />

eine verlässliche Qualität zu vereinbarten Kosten und zu einem<br />

definierten Zeitpunkt erfolgt – Schlagworte: Präzision versus<br />

Pfusch; Festpreis versus Kostenexplosion; Pünktlichkeit versus<br />

Verzögerung im Bauablauf.<br />

▴▴Die Fassadenelemente kommen mit<br />

Schalung und eingebauten Fenstern an<br />

▴▴Um sie hinter das Baustellengerüst zu bringen,<br />

hebt ein Kran die Fassadenelemente darüber hinweg<br />

▴▴Nach der Positionierung montiert ein Zimmerer<br />

die Fassadenelemente an die Außenwand<br />

Eckhart Matthäus<br />

64 mikado edition 2013


10<br />

Sanierung Augsburg<br />

TES-Methode ist für fast jede Zimmerei interessant<br />

Auch für <strong>Holz</strong>baubetriebe ist TES attraktiv, denn damit können sie<br />

wetterunabhängig im großen Stil produzieren. Die dabei gewonnenen<br />

Erfahrungen lassen sich gut auf Folgeaufträge übertragen,<br />

da die Methodik gleich bleibt. Allerdings: Vielen <strong>Holz</strong>baubetrieben<br />

fällt der Einstieg schwer, weil es ihnen am nötigen Know-how<br />

fehlt. Deshalb wurden die europäischen Forschungsprojekte „TES<br />

EnergyFacade“ und „smartTES“ initiiert, deshalb fördert z. B. der<br />

Freistaat Bayern die Realisierung von Referenzprojekten.<br />

Inwieweit ist die TES-Methode für durchschnittliche <strong>Holz</strong>baubetriebe<br />

interessant? „Prinzipiell ist fast jeder Betrieb dazu in<br />

der Lage“, betont Lattke. „Aber das hängt natürlich auch immer<br />

von der Größe des Projekts ab. Bei einer größeren Siedlung ist<br />

es jedoch möglich, die einzelnen Gebäude an mehrere kleinere<br />

Betriebe zu vergeben statt an einen großen. Wichtig ist vor allem<br />

eines: maximale Vorfertigung! Technisch ist die kein Problem,<br />

wenn der Betrieb eine ausreichend große Werkhalle besitzt. In der<br />

Praxis kann es jedoch daran scheitern, dass die Zeitfenster für die<br />

Vorfertigung nicht ausreichen und dann versucht wird, auf der<br />

Baustelle nachzuarbeiten. Das widerspricht den Grundgedanken<br />

von TES und führt zu Verzögerungen im Bauablauf.“<br />

Die Grundgedanken der TES-Methode – das sind vor allem<br />

drei für den Auftraggeber besonders attraktive Qualitäten: handwerkliche<br />

Präzision, Zeittreue und Kostentreue.<br />

<br />

Günther Hartmann, Kissing ▪<br />

Steckbrief<br />

Bauprojekt:<br />

Modernisierung Mietwohnungsbau ı D-86163 Augsburg<br />

Methode: TES EnergyFacade ı www.tesenergyfacade.com<br />

Bauzeit Gebäudehülle: Oktober 2011 bis Mai 2012<br />

Wärmedämmwert Gebäudehülle: U w<br />

= 0,14 W/(m²K)<br />

Heizenergiebedarf: 30 kWh/(m²a)<br />

Bauherr:<br />

WBG Wohnbaugesellschaft der Stadt Augsburg GmbH<br />

D-86152 Augsburg ı www.wbg-augsburg.de<br />

Architektur:<br />

lattkearchitekten BDA<br />

D-86163 Augsburg ı www.lattkearchitekten.de<br />

Tragwerksplanung:<br />

bauart Konstruktions GmbH & Co. KG<br />

D-80796 München ı www.bauart-konstruktion.de<br />

Ausführung:<br />

Gumpp & Maier GmbH<br />

D-86637 Binswangen ı www.gumpp-maier.de<br />

woodtec<br />

Fankhauser GmbH<br />

Brettsperrholz<br />

<strong>Holz</strong>rahmenbau<br />

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11<br />

Sanierung München<br />

Projekt 11<br />

Sanierung<br />

München<br />

66 mikado edition 2013


▴▴Im Neubau (rechts) befinden sich in den unteren beiden Geschossen<br />

Büroräume der GWG und in den beiden oberen Mietwohnungen<br />

Komposition in<br />

Grau und Grün<br />

Wenn zur energetischen Fassadenmodernisierung<br />

auch noch Aufstockungen und Anbauten hinzukommen,<br />

dann sind <strong>Holz</strong>bauelemente besonders interessant.<br />

Stefan Müller-Naumann / GWG München<br />

Schnell und billig – das waren die Prämissen des Massenwohnungsbaus<br />

in den 1950er-Jahren. Funktional, konstruktiv,<br />

gestalterisch und energetisch sind diese Gebäude schon<br />

lange nicht mehr zeitgemäß. Ihre Sanierung, Nachverdichtung und<br />

Aufwertung gehört deshalb zu den wichtigsten Bauaufgaben. Ein<br />

typisches Beispiel dafür ist eine Wohnanlage im Münchner Stadtteil<br />

Sendling: lange dreigeschossige Mauerwerksbauten, teils aus<br />

Kriegsschutt errichtet, mit kleinen Zimmern, Einzelraumheizungen,<br />

fast noch im Originalzustand, jedoch ziemlich heruntergekommen.<br />

Der Heizenergiebedarf lag ungefähr beim Vierfachen dessen, was<br />

die EnEV 2009 für Neubauten vorschreibt.<br />

Die Sanierungsziele waren ehrgeizig: Energieeffizienz und<br />

Nachhaltigkeit sollten vorbildlich sein, die Bausubstanz für<br />

40 Jahre nachrüstungsfrei bleiben – und <strong>Holz</strong> zum Einsatz kommen.<br />

Schon in den 1990er-Jahren hatte der Bauherr, die städtische<br />

Wohnungsgesellschaft GWG München, Neubauten in <strong>Holz</strong>bauweise<br />

errichtet. Nun sollte der <strong>Holz</strong>bau seine Brauchbarkeit für die<br />

Gesamterneuerung innerstädtischer Bausubstanz beweisen.<br />

Es lag nahe, dabei auf das große <strong>Holz</strong>bau-Know-how der<br />

Technischen Universität München zurückzugreifen. Schon im<br />

Wintersemester 2006/07 hatten Prof. Hermann Kaufmann und<br />

67


11<br />

Sanierung München<br />

▴▴Das linke Gebäude wurde modernisiert und aufgestockt, das rechte neu errichtet. Im Hintergrund steht ein noch unsaniertes Gebäude gleichen Typs<br />

Florian Lichtblau ihre Architekturstudenten Entwürfe zur Weiterentwicklung<br />

der Wohnanlage anfertigen lassen. 2008 erhielten die<br />

beiden Architekten von der GWG den Auftrag zur Entwicklung und<br />

Umsetzung eines konkreten Sanierungskonzepts. Parallel lief an<br />

der TU München unter Leitung der Lehrstühle von Prof. Hermann<br />

Kaufmann und Prof. Stefan Winter das große europäische Forschungsprojekt<br />

„TES EnergyFacade“, das die Fassadensanierung<br />

mit vorgefertigten <strong>Holz</strong>rahmenbauelementen wissenschaftlich<br />

untersuchte und zu marktfähigen Lösungen weiterentwickelte.<br />

Das traf sich natürlich gut.<br />

▴▴Der Neubau erhielt keine vorgestellten Balkone, sondern tief<br />

eingeschnittene Loggien<br />

Durchdachtes Maßnahmenpaket<br />

Bestandserneuerungen lassen sich dann gut finanzieren, wenn<br />

dabei auch zusätzliche Flächen zum Verkaufen oder Vermieten<br />

entstehen, wenn sich also ein Teil der Ausgaben durch zusätzliche<br />

Einnahmen decken lässt. Das war hier der Fall: Um 62 Prozent<br />

nahm die Nutzfläche zu. Drei Maßnahmen machten es möglich:<br />

(1) die Aufstockung des dreigeschossigen Bestands um ein<br />

Geschoss, (2) ein neues Erschließungssystem mit Laubengängen,<br />

wobei die alten innenliegenden Treppenhäuser den Wohnungen<br />

zugeschlagen wurden, und (3) ein den Bestand ergänzender<br />

Neubau – in <strong>Holz</strong>bauweise. Für den wurde ein Teil der alten, ungeeigneten<br />

Bausubstanz abgerissen. Ansonsten war die Erhaltung<br />

der Bausubstanz erklärtes Ziel, um Abfall zu vermeiden und die<br />

graue Energie auf ein notwendiges Minimum zu beschränken. Die<br />

Ökobilanz eines Gebäudes beginnt schon in der Bauphase.<br />

Die Maßnahmen verbesserten das Verhältnis der Außenflächen<br />

zum Raumvolumen von 0,54 auf 0,45. Schon das reduziert den<br />

Heizenergiebedarf, doch für den großen Sprung von vorher<br />

195 kWh/(m²a) auf nachher 21 kWh/(m²a) sorgte die neue Wärmedämmung:<br />

Von 1,6 auf 0,12 W/(m²K) verbesserte sich der U-Wert<br />

der Außenwand, von 1,2 auf 0,12 W/(m²K) der des Dachs, von 2,6<br />

auf 0,90 W/(m²K) der der Fenster. Die Aufstockungen ersetzten<br />

ungedämmte Dachstühle und fassten die Außenräume klarer.<br />

Durch den querstehenden Erweiterungsbau und eine sensible<br />

Freiflächengestaltung bekamen sie Hofcharakter mit höherer<br />

Aufenthaltsqualität. Der markanteste Eingriff sind die neuen<br />

Fassaden: Sie besitzen sichtbare <strong>Holz</strong>oberflächen. So etwas galt<br />

früher als ländlich und unangemessen für städtische Lagen. Heute<br />

zeigt sich hier ein Sinneswandel und Paradigmenwechsel.<br />

68 mikado edition 2013


▴▴Laubengänge ersetzen die früheren Treppenhäuser<br />

▴▴Die Fassade: sägeraue Fichtenbretter mit grauer Lasur<br />

Ausbalancierte Farbgebung<br />

Die <strong>Holz</strong>schalung besteht aus senkrecht angebrachten, sägerau<br />

belassenen und silbergrau lasierten Fichtenbrettern. Das Grau<br />

orientiert sich an dem Farbton, der sich bei unbehandeltem <strong>Holz</strong><br />

von selbst bilden würde. Falls der Regen die Farbpigmente mit der<br />

Zeit auswäscht – kein Problem: Das natürliche Grau ersetzt das<br />

künstliche. Drei kräftige Grüntöne, mit denen die Metallplatten der<br />

Balkon- und Laubengangbrüstungen lackiert wurden, setzen einen<br />

markanten Kontrast. Beruhigendes Grau und anregendes Grün sind<br />

gut ausbalanciert. Sie bilden eine wohltuende Farbkomposition<br />

und verleihen der Wohnanlage Prägnanz.<br />

Für den Einsatz von <strong>Holz</strong> als Fassadenoberfläche gibt es neben<br />

ökologischen und gestalterischen Gründen aber auch ganz pragmatische:<br />

Sägeraue <strong>Holz</strong>schalungen sind wesentlich preisgünstiger<br />

als Fassadenplatten. Sie sind zudem robuster – „verzeihen“ beim<br />

Transport eventuell auftretende Stöße eher als Produkte mit<br />

glatten Oberflächen. Kleine Fehlstellen fallen überhaupt nicht<br />

auf. Ein weiterer Grund für sägeraue <strong>Holz</strong>schalungen: Sie sind<br />

lange haltbar und <strong>brauchen</strong> so gut wie keine Wartung. Da die<br />

<strong>Holz</strong>fasern und Fugen senkrecht stehen, läuft der Regen zudem<br />

besser ab, als das bei horizontal liegenden der Fall wäre. Das <strong>Holz</strong><br />

ist schnell wieder trocken.<br />

Optional erhältlich:<br />

TAB Abrollbügel<br />

Technische Daten:<br />

Schnittstärke bis 250 mm<br />

Schnittbreite bis 1300 mm<br />

Material mit einem U-Wert bis 0,35<br />

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aus Glas- und Steinwolle<br />

Mit dem SSK-Therminator ist es nun möglich, Dämmstoffe aus Glas- und<br />

Steinwolle bis 250 mm Stärke und einer Breite von 1300 mm sowie einem<br />

U-Wert bis 0,35 ohne großen körperlichem Kraftaufwand perfekt zu schneiden.<br />

Durch die besondere Schneidetechnik des SSK-Therminators ist es ebenso<br />

möglich, Schifterschnitte bei Grat und Kehlen passgenau vorzunehmen.<br />

Die optional erhältlichen TAB Abrollbügel dienen zum einfachen<br />

und sauberen Abrollen.<br />

Der optional erhältliche SSK Längenanschlag wird einfach aufgesteckt<br />

und ermöglicht ein Ablängen nach Maß.<br />

Optional erhältlich:<br />

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11<br />

Sanierung München<br />

aber auch der Baumethode: Vorgefertigte <strong>Holz</strong>rahmenbau-<br />

Elemente können aus fertigungs-, transport- und montagetechnischen<br />

Gründen nicht beliebig groß sein. Übliche Geschosshöhen<br />

sind noch gut handhabbar. Ein Kran hebt die Elemente an ihre<br />

Position, wo sie die Zimmerer in kurzer Zeit montieren. Da<br />

die Bestandsbauten aufgrund der schlechten Bauqualität kaum<br />

statische Reserven besitzen, wird das Gewicht der neuen Fassade<br />

nach unten abgeleitet: auf einen Stahlbetonbalken, der auf für die<br />

Balkone und Laubengänge neu errichteten Fundamenten liegt.<br />

Durch die einheitliche Fassadengestaltung ist der Erweiterungsbau<br />

von den beiden Bestandsbauten von außen kaum<br />

zu unterscheiden – innen dagegen schon: Der Neubau ist der<br />

erste Viergeschosser Münchens, der mit sichtbaren <strong>Holz</strong>decken<br />

ausgeführt ist – sowohl in den Büroräumen als auch in den<br />

Mietwohnungen. Die Decken und Innenwände bestehen aus Brettsperrholz,<br />

die Außenwände aus <strong>Holz</strong>rahmenbau-Elementen. Die<br />

Wände wurden aus Brandschutzgründen eingekapselt.<br />

▴▴Die Bestandsbauten erhielten auf ihrer Westseite neue, vorgestellte<br />

Balkone, die deutlich größer sind als die früheren. Ihre Brüstungen<br />

bestehen auf der Vorderseite aus in drei Grüntönen lackierten Blechen<br />

Brandschutz gliedert Fassade<br />

Den Brandschutzbehörden aber sind <strong>Holz</strong>oberflächen immer noch<br />

ziemlich suspekt. In München zerstörte der große Stadtbrand<br />

von 1327 ein Drittel der damaligen Stadt. Die Angst vor solchen<br />

Katastrophen prägt die Bauregeln bis heute. Für <strong>Holz</strong>fassaden gilt:<br />

Sie dürfen nicht hinterlüftet sein, denn das würde im Brandfall<br />

dazu führen, dass sich durch den Kamineffekt das Feuer über die<br />

Fassade schnell zu den höher gelegenen Geschossen ausbreitet.<br />

Daher ist eine regelmäßige Unterbrechung der <strong>Holz</strong>schalung<br />

vorgeschrieben: ein Band aus horizontalen Blechwinkeln pro<br />

Geschoss. Das hemmt im Brandfall die Ausbreitung des Feuers<br />

hinter und vor der Fassade.<br />

Hinterlüftet ist die <strong>Holz</strong>schalung bei der Wohnanlage in Sendling<br />

aber nicht. Auch nicht belüftet, also unten offen und oben<br />

geschlossen. „Das braucht es bei so einer überfälzten <strong>Holz</strong>schalung<br />

gar nicht“, erklärt Kaufmann. „Die ist sowieso nicht luftdicht. Also<br />

findet ständig ein Luftaustausch statt, der ausreicht, damit sich<br />

im Inneren der Konstruktion keine Feuchtigkeit hält.“<br />

Die Gliederung in Geschosse erinnert an Gründerzeitfassaden,<br />

bei denen Gesimse zum üblichen Formenkanon gehörten, entspricht<br />

<strong>Holz</strong>bau braucht Bauteams<br />

Der erste Bauabschnitt ist fertig. Der zweite im Bau: ein viergeschossiger<br />

Neubau in <strong>Holz</strong>bauweise als Ersatz für einen nicht<br />

erhaltenswürdigen Bestandsbau. Und dann kommt wohl bald die<br />

nächste Wohnanlage. Tausende noch unsanierter Wohnungen<br />

aus den 1950er- und 1960er-Jahren besitzt allein die GWG,<br />

Zehntausende gibt es in München, Millionen in Deutschland. Ein<br />

gigantischer Markt. Eine große Chance für den <strong>Holz</strong>bau. Auch<br />

eine große Chance für jedes <strong>Holz</strong>bauunternehmen?<br />

„Prinzipiell ja! Es muss nur eine Werkhalle haben, um dort<br />

die großen <strong>Holz</strong>rahmenbau-Elemente vorzufertigen“, antwortet<br />

Kaufmann. „Entscheidend für uns Architekten sind nicht<br />

Betriebsgröße und Preis, sondern: Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit<br />

und Qualität. Das Sanieren mit großen <strong>Holz</strong>rahmenbau-Elementen<br />

sieht zwar lapidar aus, ist aber sehr anspruchsvoll. Es verlangt<br />

gewissenhaftes, hochpräzises Planen und Bauen sowie eine exakte<br />

Taktung. Maximale Vorfertigung ist das Ziel. Die Methode steht<br />

und fällt mit dem Grad der Vorfertigung!“<br />

Die Methode erfordert ein Umdenken bei im <strong>Holz</strong>bau unerfahrenen<br />

Architekten. Im Massivbau haben sich viele daran<br />

gewöhnt, ihren Entwurf während des Bauprozesses stufenweise<br />

anzupassen, sich irgendwie „durchzuwursteln“. Im <strong>Holz</strong>bau funktioniert<br />

das nicht. Er verlangt eine konsequent zu Ende gedachte<br />

Planung und Detaillierung. Die gelingt, wenn Architekten und<br />

<strong>Holz</strong>bauunternehmen schon in einer frühen Planungsphase<br />

eng zusammenarbeiten. Der üblichen von der VOB geforderten<br />

Ausschreibungs- und Vergabepraxis entspricht das allerdings<br />

nicht mehr. „Die muss sich ändern“, fordert Lichtblau. „Bauteamverfahren<br />

sind im <strong>Holz</strong>bau die beste Lösung. Bauteams aus<br />

Architekten und <strong>Holz</strong>bauunternehmen führen zur Optimierung<br />

der Planung, Abläufe, Kosten und Bauqualität. Damit Bauteams<br />

funktionieren, ist jedoch ein hohes Maß an Kooperationsbereitschaft<br />

und Kommunikationsfähigkeit notwendig.“<br />

Bauteams sind eine mittelständische Alternative zum Generalübernehmer.<br />

Für <strong>Holz</strong>bauunternehmen bieten sie die große Chance,<br />

wegzukommen vom Kampf um das niedrigste Preisangebot. Architekten<br />

suchen zuverlässige Partner und wissen, dass Qualität ihren<br />

Preis hat. Wenn die Zusammenarbeit gut klappt, ist das nächste<br />

gemeinsame Projekt nur eine Frage der Zeit.<br />

<br />

Günther Hartmann, Kissing ▪<br />

70 mikado edition 2013


11<br />

Sanierung München<br />

Steckbrief<br />

Fassadenschnitt<br />

Bauprojekt:<br />

Gesamterneuerung einer Mietwohnungsanlage<br />

D-81373 München<br />

Bauzeit:<br />

Juni 2010 bis Februar 2012<br />

Wohnungen:<br />

Vorher: 36 ı Nachher: 46 + Büros<br />

Bruttogeschossfläche:<br />

Vorher: 4384 m² ı Nachher: 6431 m²<br />

Nutzfläche:<br />

Vorher: 2016 m² ı Nachher: 3323 m² (inkl. Büros)<br />

Heizenergiebedarf:<br />

Vorher: 195 kWh/(m²a) ı Nachher: 21 kWh/(m²a) (PHPP)<br />

Bauherr:<br />

GWG Städtische Wohnungsgesellschaft München mbH<br />

D-80339 München ı www.gwg-muenchen.de<br />

Planung:<br />

Kaufmann.Lichtblau.Architekten ı D-81545 München<br />

www.hermann-kaufmann.at<br />

www.lichtblau-architekten.de<br />

Brandschutz:<br />

Bauart Konstruktions GmbH & Co. KG<br />

D-80796 München ı www.bauart-konstruktion.de<br />

Ausführung:<br />

müllerblaustein <strong>Holz</strong>bau GmbH<br />

D-89134 Blaustein ı www.muellerblaustein.de<br />

Außenwandaufbau:<br />

Nut-und-Feder-Schalung,<br />

Fichte, sägerau,<br />

silbergrau gestrichen, 24 mm<br />

Lattung, 24 mm<br />

Winddichtung<br />

Gipsfaserplatte, 15 mm<br />

Brettschichtholz, 210 mm<br />

dazwischen Wärmedämmung<br />

Hartfaserplatte, 4 mm<br />

Ausflockung mit Zellulose<br />

als Toleranzausgleich, 3 – 7 cm<br />

Putz (Bestand), 25 mm<br />

Mauerwerk (Bestand), 300 mm<br />

Putz (Bestand), 15 mm<br />

Balkonplatte:<br />

Betonfertigteil, Gefälle 2 %<br />

Stahlträger IPE 140<br />

Schallschutz im Element<br />

LIGNATUR Decken- und Dachelemente haben hervorragende<br />

schalldämmende Eigenschaften bei<br />

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12<br />

Sanierung Rosenheim<br />

Projekt 12<br />

Sanierung<br />

Rosenheim<br />

Jens Weber, München<br />

72 mikado edition 2013


12<br />

Sanierung Rosenheim<br />

Mit <strong>Holz</strong> zum<br />

Stolz der Stadt<br />

Das 45 m hohe Sparkassengebäude in Rosenheim erhielt bei seiner<br />

Sanierung eine neuartige Doppelfassade aus <strong>Holz</strong> und Glas. So gelang<br />

nicht nur eine energetische, sondern auch eine ästhetische Aufwertung.<br />

Mit elf Geschossen gehörte das Gebäude der Sparkasse<br />

seit Anfang der 1970er-Jahre zu den herausragenden<br />

Bauwerken der Rosenheimer Innenstadt – leider nur<br />

wegen seiner Höhe. Im Zuge der Rundum-Erneuerung erhielt es<br />

nun ein weiteres Geschoss und eine extra hierfür entwickelte<br />

Doppelfassade, die das Gebäude in Verbindung mit innovativen<br />

Kühl-, Heiz- und Lüftungssystemen schon technisch und energetisch<br />

zu einem „Leuchtturm“ macht. Die rötlich schimmernden<br />

Lärchenholz-Lamellen aber sorgen dafür, dass das Gebäude heute<br />

ein Wahrzeichen der <strong>Holz</strong>stadt Rosenheim ist.<br />

Im Jahr 2006 stand die Sparkasse vor der Entscheidung, das<br />

Gebäude entweder abzureißen und neu zu bauen – oder zu sanieren.<br />

Es entsprach längst nicht mehr den heutigen Anforderungen<br />

▴▴Vor der Modernisierung: Das 1973 errichtete Hochhaus besaß eine<br />

Bandfassade mit eher trister Natursteinbekleidung im Brüstungsbereich<br />

sai schleburg, rosenheim<br />

Jens Weber, München<br />

▴▴Nach der Modernisierung: Die beiden obersten Etagen sind neu. Sie<br />

geben dem weit sichtbaren Baukörper eine viel differenziertere Gliederung<br />

www.mikado-online.de 73


12<br />

Sanierung Rosenheim<br />

Schnitt Außenwand<br />

Fassadenzwischenraum<br />

als thermische<br />

Pufferzone<br />

Fassadenklappe<br />

geschlossen<br />

(solare Gewinne)<br />

Lüftung über <strong>Holz</strong>fenster<br />

Technikinstallation<br />

in Brüstung integriert<br />

Tageslichtlenksystem<br />

thermoaktive Decken kühlen<br />

Fassadenklappe<br />

geöffnet<br />

(Hinterlüftung)<br />

Jens Weber, München<br />

Fensterlaibungen<br />

mit <strong>Holz</strong>lamellen und<br />

Fugen (Akustik)<br />

thermoaktive Decken heizen<br />

Grundwassernutzung<br />

SAI Schleburg, rosenheim<br />

▴▴Zwischen der <strong>Holz</strong>fassade und der äußeren Glashaut befindet sich ein<br />

60 cm breiter Zwischenraum, der verschiedene Aufgaben erfüllt<br />

▴▴Durch ein ausgeklügeltes Fassadenklappen-System kann sich<br />

die Gebäudehülle an unterschiedliche Wetterverhältnisse anpassen<br />

an Gebäudetechnik und Energieeffizienz. Sein Primärenergieverbrauch<br />

betrug 400 kWh/(m2a), denn zu seiner Entstehungszeit gab<br />

es noch keine Wärmeschutzverordnung. Grundsätzlich war der<br />

Bauherr daran interessiert, die vorhandene Substanz zu erhalten.<br />

Forschungsarbeiten, Gutachten, Modellrechnungen, Simulationen<br />

und Kostenbetrachtungen zeigten: Es ist möglich und es ist<br />

sinnvoll.<br />

Daraufhin lobte die Sparkasse 2007 einen anonymen Fassaden-<br />

Wettbewerb aus, den das Rosenheimer Architekturbüro „SAI<br />

Schleburg“ gewann – just jenes Büro, das auch schon die Voruntersuchungen<br />

übernommen hatte. Und nicht nur das: Der Vater von<br />

Architekt Carl Schleburg war 1969 für den Bau des Hochhauses<br />

verantwortlich gewesen. Nun hatte der Sohn die Chance, das Werk<br />

des Vaters zu transformieren und mit seinen eigenen Ideen in die<br />

Zukunft zu führen.<br />

Lastäquivalente Sanierung trotz Aufstockung<br />

Die tragende Stahlbetonstruktur war noch in einem Top-Zustand<br />

und konnte unangetastet bleiben. Das war ein entscheidender<br />

Aspekt, denn ein Neubau hätte bei den schwierigen Baugrundverhältnissen<br />

eine teure Neugründung erfordert. Das Tragwerkskonzept<br />

für den Umbau sah eine sog. „lastäquivalente Sanierung“ vor:<br />

Neu hinzugefügte Lasten müssen sich mit entfernten Lasten die<br />

Waage halten. Die Entlastung geschah durch Entfernen der alten<br />

Fassade mit Betonbrüstungen, Natursteinplatten und Stahlrahmen-<br />

Fenstern, durch Abtragen des elften Geschosses und weitgehendes<br />

Entkernen. Als neue Lasten hinzu kamen ein neu aufgesetztes<br />

elftes und zwölftes Geschoss sowie die neue Doppelfassade: eine<br />

Kombination aus <strong>Holz</strong>, Stahl und Glas. <strong>Holz</strong> sorgte aufgrund seiner<br />

Leichtigkeit wesentlich dafür, dass die Lasten-Gesamtrechnung<br />

trotz eines zusätzlichen Geschosses aufging.<br />

Doppelfassade wirkt als Temperaturpuffer<br />

Die Außenwand setzt sich aus drei Elementen zusammen: Brüstungen,<br />

geschosshohe Pfeiler und <strong>Holz</strong>fenster. Alle wurden in großen<br />

Serien werkseitig vorgefertigt und vor Ort schnell montiert. Die<br />

Fassadensteuerung stellt sich auf verschiedene Wettersituationen<br />

ein: Bewegliche Glas-Klappen sind im Sommer geöffnet, sorgen<br />

für eine gute Hinterlüftung und verhindern eine Überhitzung<br />

des Fassadenkorridors. Im Winter sind sie teilweise oder ganz<br />

geschlossen, sodass ein Wärmepolster entsteht. Die Klappensteuerung<br />

ermöglicht den Gebäudenutzern, jederzeit die Fenster zu<br />

öffnen und die Büros individuell zu belüften. Selbst an kalten<br />

Tagen sorgt der „Wintergarteneffekt“ im Fassadenzwischenraum<br />

für nur geringen Wärmeverlust.<br />

Wärmeschutztechnisch entspricht das Gebäude der Energieeinsparverordnung<br />

(EnEV) 2009. Mit dem Einsatz regenerativer<br />

Energien und der Verbindung der Doppelfassade mit dezentralen<br />

Kühl-, Heiz- und Lüftungssystemen reduzierte sich der jährliche<br />

Primärenergiebedarf von 400 auf 100 kWh/(m2a).<br />

Die mit Akustikvlies hinterlegten <strong>Holz</strong>lamellen fungieren auch<br />

als Schallabsorber und -brecher. Sie dämpfen den Verkehrslärm<br />

und wirken dem sog. „Telefonie-Effekt“ entgegen, der bei Doppelfassaden<br />

typisch ist: einer Schallübertragung innerhalb des<br />

Fassadenkorridors, wenn bei geöffneten Fenstern gesprochen wird,<br />

wie das z. B. beim Telefonieren unvermeidlich ist.<br />

Die Glashülle schützt die <strong>Holz</strong>fassade nicht nur vor Schnee und<br />

Regen, sondern auch vor der Sonne und damit vor Vergrauung:<br />

Die im Verbundsicherheitsglas (VSG) eingelegte Folie filtert mehr<br />

als 90 % der UV-Strahlung heraus, sodass die Zersetzung des<br />

Lignins, was die Ursache der Vergrauung ist, weitestgehend unterbunden<br />

wird. Das <strong>Holz</strong> dunkelt im Lauf der Zeit nur leicht nach,<br />

behält jedoch seine typische Farbe.<br />

74 mikado edition 2013


12<br />

Sanierung Rosenheim<br />

Brandschutzkonzept mit vielen Sicherheiten<br />

Eine <strong>Holz</strong>fassade bei einem Hochhaus stellt natürlich eine<br />

Abweichung von den brandschutztechnischen Anforderungen<br />

des Baurechts dar. Ihre Genehmigung war deshalb nur in enger<br />

Abstimmung mit der Behörde möglich. Beim Brandschutzkonzept<br />

spielt das Klappensystem der Glasfassade eine entscheidende Rolle:<br />

Das Gebäude erhielt zwei Sprinklersysteme, sog. „Hochdrucknebel-<br />

Anlagen“, wobei eine nur für die Fassade zuständig ist. Im Brandfall<br />

sorgt die Steuerung dafür, dass sich die Lüftungsklappen<br />

auf den Gitterrost des 60 cm breiten Wartungsgangs umlegen<br />

und zusammen mit den Stahlblechabdeckungen in jeder Etage<br />

ein Rauchschott bilden. So wird ein Brandüberschlag in höhere<br />

Geschosse verhindert. Die offenen Klappen gewährleisten zudem<br />

eine direkte Rauchableitung ins Freie.<br />

Angenehmere Atmosphäre und mehr Nutzfläche<br />

„Unser Bedürfnis nach Behaglichkeit hat sich nicht geändert.<br />

Die Vision vom intelligenten Gebäude übersieht das bisweilen“,<br />

antwortet Schleburg auf die Frage, warum das Gebäude geworden<br />

ist, wie es ist. Die Kombination aus einer schützenden, interaktiven<br />

Glashülle mit einem <strong>Holz</strong>kleid erfüllt viele Aufgaben und ist<br />

optisch sehr ansprechend. Lärche ist ein besonders dauerhaftes<br />

<strong>Holz</strong> und jederzeit verfügbar. Kurze Transportwege, eine in die<br />

Region passende Haptik und erhebliche Gewichtsvorteile bestärkten<br />

die Planer in ihrer Materialwahl.<br />

Die Nutzfläche erhöhte sich im Vergleich zum ursprünglichen<br />

Bauwerk um rund 900 m2 auf etwa 6500 m2. Die beiden oberen<br />

Stockwerke sind für Veranstaltungen vorgesehen. Das „Skydeck“,<br />

eine umlaufende Dachterrasse, eröffnet in luftiger Höhe einen<br />

grandiosen Blick auf das Panorama der Alpen.<br />

<br />

Dipl.-Ing. (FH) Susanne Jacob-Freitag, Karlsruhe ▪<br />

Steckbrief<br />

Bauprojekt:<br />

Hochhaussanierung ı Sparkasse Rosenheim<br />

D-83022 Rosenheim ı www.spk-ro-aib.de<br />

Bauzeit: Januar 2008 bis Dezember 2010<br />

Bruttogeschossfläche: 8400 m²<br />

Umbauter Raum: 28 000 m³<br />

Primärenergieverbrauch:<br />

Vorher: 400 kWh/(m²a) ı Nachher: 100 kWh/(m²a)<br />

Architektur:<br />

SAI Schleburg Generalplanungsgesellschaft mbH<br />

D-83022 Rosenheim ı www.schleburg.de<br />

Fensterbau:<br />

Fenstermanufaktur Schwaiger GmbH<br />

D-83101 Rohrdorf ı www.fenstermanufaktur-schwaiger.de<br />

<strong>Holz</strong>bau:<br />

Josef Obermaier GmbH & Co. KG<br />

D-83093 Bad Endorf ı www.obermeier-holzbau.de<br />

www.mikado-online.de


Vorgefertigte Wand-, Dach-, Decken- und<br />

Gaubenelemente<br />

in allen Varianten mit U-Zeichen inklusiv Arbeitsvorbereitung<br />

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Auf den Nagel kommt es<br />

an, wenn es die optimale<br />

Verbindung sein soll!<br />

Keine mühsame Einzelanfertigung.<br />

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Größen und Formen aus massivem<br />

Eichenholz.<br />

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Produkte<br />

Lohnabbund und Massiv-<strong>Holz</strong>-Mauer<br />

aus Sachsen<br />

Abbundzentrum Dahlen GmbH &Co. KG<br />

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Internet: www.abbund-dahlen.de; E-Mail: info@abbund-dahlen.de<br />

▴▴Im Winter befindet sich die<br />

Fensterebene in der Fassadenebene<br />

Fenstersystem<br />

Wandelbare Loggia<br />

▴▴Im Sommer lässt sich die<br />

Fensterebene nach innen schieben<br />

Ein Fenstersystem speziell für den Einsatz in Loggien entwickelte<br />

das Start-up-Unternehmen „flissade“. Je nach Witterung<br />

und Nutzerwunsch lässt sich die Fensterebene nach außen oder<br />

nach innen schieben. An kalten Tagen wird die Loggia ein Teil<br />

des Innenraums, an wärmeren Tagen ist sie Außenbereich und<br />

der Innenraum bleibt kühl. Das System besteht aus schieb- und<br />

faltbaren, raumhohen Verglasungselementen. Der große Vorteil<br />

gegenüber konventionellen Lösungen mit zwei Fensterebenen:<br />

halb so viel Materialaufwand und kein Stauraum.<br />

flissade GmbH<br />

D-81667 München ı Telefon 0 89/28 92 38 84<br />

www.flissade.com<br />

Akustikelement<br />

Entspannen unter Echtholz<br />

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E-Mail: daniela.bolleininger@weka.de<br />

▴▴Brettsperrholzpaneele sorgen<br />

für eine angenehme Akustik und Optik<br />

Im Kölner Café-Restaurant<br />

„Pure“ war neben<br />

dem modernen Ambiente<br />

eine hochwertige<br />

Raumakustik wichtig.<br />

An allen Tischen sollte<br />

eine angenehme Unterhaltung<br />

möglich sein.<br />

Zum Einsatz kamen deshalb<br />

die Brettsperrholzpaneele<br />

„Ligno Akustik<br />

light“ von Lignotrend<br />

mit 12 mm feinen Lamellen und 4 mm breiten Akustikfugen<br />

aus Weißtanne. Lieferbar sind die Elemente in verschiedenen<br />

<strong>Holz</strong>sorten und Farben. Die Standardlänge beträgt 2,92 m, bis<br />

zu 8 m sind möglich.<br />

Lignotrend Produktions GmbH ı D-79809 Weilheim-Bannholz<br />

Telefon 0 77 55/92 00-0 ı www.lignotrend.com<br />

www.mikado-online.de 77


Produkte<br />

Faserzementtafel<br />

Lebendiges Grau<br />

▴▴Bei der Sanierung des Antoine-Leins-Künstlerhauses in Horb/Neckar ersetzten<br />

Deckenelemente die historische <strong>Holz</strong>konstruktion und ermöglichten stützenfreie Räume<br />

Die Fassadentafel „Equitone Tectiva TE 80“ von<br />

Eternit variiert je nach Blickwinkel, Sonneneinstrahlung<br />

und Witterung ihren Farbton. Der Markenname<br />

„Equitone Tectiva“ bezeichnet künftig alle<br />

Faserzementtafeln des Herstellers mit geschliffener<br />

Oberfläche. Sie sind frostbeständig, wasserundurchlässig,<br />

fäulnissicher und nicht brennbar. Lieferbar<br />

sind Größen bis zu 3050 × 1220 mm.<br />

Eternit AG ı D-69126 Heidelberg<br />

Telefon 0 62 24/7 01-0 ı www.eternit.de<br />

▴▴Flächenelement<br />

▴▴Kastenelement<br />

▴▴Schalenelement<br />

<strong>Holz</strong>elemente<br />

Wie Beton, aber leicht<br />

Passgenaue und einfach montierbare <strong>Holz</strong>elemente bietet der schweizerische<br />

Hersteller Lignatur an. Die Vorteile des Bausystems aus tragenden Deckenund<br />

Dachelementen zeigen sich unter anderem auch bei beengten Platzverhältnissen<br />

im urbanen Raum: bei Baulücken, Aufstockungen, Anbauten und<br />

Modernisierungen. Die projektspezifisch gefertigten Kasten-, Flächen- und<br />

Schalenelemente aus ein- und beidseitig beplankten Rippenplatten lassen<br />

sich mit allen gängigen <strong>Holz</strong>bau-Systemen kombinieren, eignen sich aber<br />

auch für den Einsatz in Massiv- und Stahlbauten. Ihre hohe Steifigkeit ermöglicht<br />

schlanke Querschnitte. Die auf Basis der Belastung erforderliche<br />

Konstruktionshöhe ist vergleichbar mit der einer Betondecke. Die Anforderungen<br />

des Wärme-, Brand- und Schallschutzes lassen sich durch Dämmstoffe<br />

und zusätzliche Bodenaufbauten erreichen. Das für die Elemente verwendete<br />

Nadelholz ist PEFC-zertifiziert.<br />

Lignatur AG ı CH-9104 Waldstatt ı Telefon +41 (0) 71/3 53 04 10 ı www.lignatur.ch<br />

Stefan Müller / Eternit<br />

▴▴Die Fassade des Berliner Fünfgeschossers „3 × Grün“<br />

erhielt als Verkleidung graue Faserzementtafeln<br />

Brettsperrholz<br />

Schnelle Baustellen<br />

In Augsburg entstand ein Bürogebäude aus großformatigen<br />

Brettsperrholz-Elementen der Marke<br />

„Leno“, montiert in nur 14 Tagen. Innen besaßen<br />

die <strong>Holz</strong>oberflächen Sichtqualität, außen eine <strong>Holz</strong>weichfaserdämmung<br />

und eine Lattung für die hinterlüftete<br />

Fassade. Die 268 Elemente hatten Größen<br />

bis 16 × 4,2 m. Lieferbar sind Breiten bis 4,8 m, Längen<br />

bis 20 m und Dicken von 51 bis 297 mm.<br />

Merk Timber GmbH ı D-86551 Aichach<br />

Telefon 0 82 51/9 08-0 ı www.brettsperrholz.de<br />

»Profilholz direkt<br />

vom Hersteller.«<br />

Säge- und Hobelwerk Josef Falter & Sohn Frathau 3<br />

94256 Drachselsried Telefon (09945) 1007 Fax (09945) 2290<br />

info@falter-holz.de www.laerchenholz-falter.de<br />

▴▴Das von „lattkearchitekten“ in Augsburg realisierte<br />

Bürogebäude besteht aus 268 Brettsperrholzelementen<br />

78<br />

mikado edition 2013


Produkte<br />

<strong>Holz</strong>-Beton-Verbunddecke<br />

Vorgefertigter Schallschutz<br />

Die Brettsperrholz-Bauteile für das viergeschossige<br />

„Case Study Hamburg“ auf der<br />

IBA 2013 stammen aus dem Abbundzentrum<br />

KLH Deutschland. Die Geschossdecken<br />

sind 182 mm starke KLH-Platten, deren Unterseiten<br />

Sichtqualität besitzen, während die<br />

Oberseiten schon im Werk mit 10 cm Aufbeton<br />

versehen wurden. Der horizontale<br />

Verbund zwischen Brettsperrholz- und Beton-Platte<br />

erfolgt über 3 cm tiefe Versatzfräsungen<br />

quer zur Spannrichtung.<br />

ABA HOLZ van Kempen GmbH<br />

KLH Deutschland ı D-86477 Adelsried<br />

Telefon 0 82 94/80 24 07 ı www.aba-holz.de<br />

▴▴Eingedrehte Schrauben übernehmen die<br />

vertikalen Kräfte, Ausfräsungen die horizontalen<br />

Stahlverbinder<br />

Einfädeln, fertig<br />

Der „Walco V“ ist für Wandverbindungen<br />

im Fertighausbau<br />

und im mehrgeschossigen<br />

<strong>Holz</strong>bau konzipiert. Neben Anschlüssen<br />

mit <strong>Holz</strong> sind auch<br />

Anschlüsse mit Stahl, Beton<br />

und Mauerwerk möglich. Als<br />

größten Vorteil nennt Hersteller<br />

Knapp die Möglichkeit der<br />

werkseitig komplett geschlossenen<br />

Wandvorfertigung, die<br />

eine schnelle und präzise Montage<br />

vor Ort gewährleistet und<br />

gleichzeitig Gefahrenpotenziale<br />

auf der Baustelle verhindert.<br />

Wandöffnungen sind<br />

nicht mehr erforderlich. Das<br />

führt zu einem deutlich dichteren<br />

Wandaufbau.<br />

Knapp GmbH<br />

Niederlassung Deutschland<br />

D-85609 Aschheim<br />

Telefon 0 89/9 04 75 56-0<br />

www.knapp-verbinder.com<br />

79


Produkte<br />

Knauf / ducke<br />

▴▴Vorgefertigtes Großelement mit hochfeuerhemmender Kapselung<br />

▴▴Kostenlos downloadbare Infos<br />

Gipskartonplatte<br />

Elegante Lösung für 60 Minuten<br />

Bei mehrgeschossigen <strong>Holz</strong>bauten ist das <strong>Holz</strong><br />

tragender Bauteile durch sog. „Kapseln“ 60 Minuten<br />

lang vor einer Temperatur zu schützen,<br />

bei der es sich entzündet. Knauf hat für sein<br />

hochfeuerhemmendes Außenwandsystem mit<br />

Feuerschutzplatten (GFK) das allgemeine bauaufsichtliche<br />

Prüfzeugnis der MFPA Leipzig in<br />

der Klassifizierung K 2<br />

60 erhalten. Es besteht<br />

aus einer Beplankung mit 2 × 18 mm auf der<br />

Innenseite, 1 × 12,5 mm auf der Außenseite<br />

sowie einer 60 mm dicken Steinwolle-Putzträgerlamellenplatte.<br />

Umfassende Informationen<br />

für bis zu fünfgeschossige <strong>Holz</strong>bauten bietet<br />

die Broschüre „Knauf Mehrgeschossiger <strong>Holz</strong>bau<br />

– Gebäudeklasse 4“, downloadbar unter:<br />

www.knauf.de/hob01<br />

Knauf Gips KG ı D-97346 Iphofen<br />

Telefon 0 93 23/31-0 ı www.knauf.de<br />

Furnierschichtholz<br />

Schlanke Konstruktionen<br />

FH<br />

▴▴<strong>Holz</strong>rahmenbau mit Kerto T: die neue Cafeteria des<br />

Knappschaftskrankenhauses in Essen<br />

▴▴Schwelle und Wandunterseite besitzen zur Positionierung<br />

einen Trapezverschluss und zwei EPDM-Dichtungen<br />

<strong>Holz</strong>rahmenbau mit den Funierschichtholzprodukten<br />

„Kerto T“ und<br />

„FJI“ bedeutet im Vergleich zu konventionellen<br />

Vollhölzern einen geringeren<br />

Querschnitt und damit bessere<br />

U-Werte. Darüber hinaus sind „Kerto<br />

T“ und „FJI“ verzugsarm: Schwindverformungen<br />

wie Verdrehungen und<br />

Risse sind nahezu ausgeschlossen.<br />

Zur Positionierung der Wandelemente<br />

fertigt FH Finnholz die Schwelle<br />

sowie die Wandunterseite mit einem<br />

Trapezverschluss und zwei EPDM-<br />

Dichtungen, was den Montageaufwand<br />

auf ein Minimum reduziert.<br />

Wiederverkäufer, die nicht fremdüberwacht<br />

sind oder die Fertigungsmöglichkeiten<br />

nicht haben, können<br />

in enger Absprache mit den Konstrukteuren<br />

der FH Finnholz zusammenarbeiten.<br />

FH Finnholz Handelsgesellschaft mbH<br />

D-49536 Lienen ı Telefon 0 54 83/73 94-0<br />

www.fh-finnholz.de<br />

80<br />

mikado edition 2013


Produkte<br />

Wandsystem<br />

Mit System weit nach oben<br />

<br />

▴▴Mit der „Massivholzwand“ gebaut:<br />

der Achtgeschosser in Bad Aibling<br />

▴▴Senkrecht aufgestellte Kanthölzer<br />

bilden die tragende Schicht des Wandsystems<br />

Die „Huber <strong>Holz</strong>massivwand“ ist ein geprüftes<br />

Wandsystem, das alle Anforderungen<br />

des mehrgeschossigen Bauens<br />

erfüllt. Es bietet geprüften Brandschutz<br />

bis hin zur Eignung als Brandwand-<br />

Ersatzwand (REI 90 M) sowie zertifizierten<br />

Schallschutz bis hin zu Eignung als<br />

komfortable Wohnungstrennwand. Das<br />

Unternehmen Huber & Sohn ist zertifiziert<br />

für die Herstellung hochfeuerhemmender<br />

Bauteile in <strong>Holz</strong>bauweise<br />

und verfügt über die notwendige Erfahrung<br />

auch bei mehrgeschossigen<br />

Bauwerken der Gebäudeklasse 4.<br />

Huber & Sohn GmbH & Co. KG<br />

D-83549 Bachmehring<br />

Telefon 0 80 71/9 19 0<br />

www.huber-sohn.de<br />

<br />

Imprägnierung<br />

Feuersicheres <strong>Holz</strong><br />

Damit die elegante Fachwerkkonstruktion<br />

des „MuséoParc Alésia“ im Burgund<br />

bei einem Brand nicht zur Katastrophe<br />

führt, wurde das <strong>Holz</strong> mit dem<br />

Feuerschutzsalz „Wolmanit Firestop“<br />

behandelt. Das Produkt für <strong>Holz</strong> und<br />

<strong>Holz</strong>werkstoffe wird im Kesselvakuumdruckverfahren<br />

tief ins <strong>Holz</strong> eingebracht<br />

und verhilft ihm dazu, die bestmöglichen<br />

Baustoffklassen für brennbare<br />

Baustoffe auf nationaler wie auch auf<br />

europäischer Ebene zu erreichen. Darüber<br />

hinaus ermöglicht damit behandeltes<br />

<strong>Holz</strong>, ökologische Qualitätssiegel<br />

wie „natureplus“ zu erreichen.<br />

<strong>Holz</strong> Brüner GmbH ı D-78199 Bräunlingen<br />

Telefon 07 71/92 09-0<br />

www.firesec-brandschutz.de<br />

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<br />

<br />

▴▴Die <strong>Holz</strong>fassade des „MuséoParc Alésia“ erhielt eine Feuerschutzimprägnierung<br />

www.mikado-online.de 81


Produkte<br />

▴▴Bei der Fassadenmodernisierung im Ausbildungszentrum<br />

Bühl wurden die <strong>Holz</strong>rahmenbau-Elemente mit Zellulose gefüllt<br />

Einblasdämmung<br />

Doppeltes Volumen<br />

Maschinen zum Einblasen von Dämmmaterial auf Baustellen<br />

und in Werkhallen bietet Systemhersteller Isocell<br />

an. Neu: die „Standard Plus+“, speziell für die Verarbeitung<br />

von <strong>Holz</strong>faser entwickelt. Durch zwei zusätzliche<br />

Gebläse lässt sich das Luftvolumen bei Bedarf verdoppeln.<br />

Im unteren Bereich des Vorratsbehälters<br />

befinden sich zwei Häckslerwellen<br />

mit individuell<br />

steuerbarer Drehzahl. Sie<br />

garantieren, dass auch sehr<br />

hart verpresstes Material gut<br />

aufgelockert wird. Ein elektronischer<br />

Schieber dosiert<br />

die Materialzufuhr. Die Bedienung<br />

der Maschine erfolgt per Funkfernsteuerung.<br />

Isocell GmbH<br />

A-5202 Neumarkt am Wallersee<br />

Telefon +43 (0) 62 16/41 08-0<br />

www.isocell.at<br />

Berufsförderungswerk der südbadischen Bauwirtschaft / Isocell<br />

Gipsfaserplatte<br />

Innen und außen feuerfest<br />

Das Architekturbüro „Kaden Klingbeil“ realisierte in Berlin einen<br />

neuen Siebengeschosser in <strong>Holz</strong>rahmenbauweise. Die brandschutztechnisch<br />

wirksame Kapselung der <strong>Holz</strong>konstruktion wurde<br />

mit Gipsfaserplatten von Fermacell ausgeführt. Sie gewährleisten<br />

je nach Konstruktion Brandschutz bis zur Feuerschutzklasse<br />

F 120. Beim Berliner Projekt erhielten sowohl ein stählernes<br />

Stahltragwerk als auch die <strong>Holz</strong>rahmenkonstruktion eine Beplankung<br />

mit zwei 18 mm dicken Gipsfaserplatten kombiniert mit<br />

Mineralwolldämmung.<br />

Fermacell GmbH ı D- 47259 Duisburg<br />

Telefon 02 03/6 08 80-0 ı www.fermacell.de<br />

▴▴Das <strong>Holz</strong> des Berliner Doppel-Siebengeschossers „b_26/b_27“<br />

von Kaden Klingbeil ist mit Gipsfaserplatten gekapselt<br />

DACH- UND WANDELEMENTE<br />

FÜR WIEDERVERKÄUFER<br />

PREISE DACH (18cm ):<br />

ab 26,– € ( einseitig OSB )<br />

ab 55,– € ( OSB, Zellulose, DWD)<br />

PREISE WAND (18cm ):<br />

ab 31,– € ( einseitig OSB )<br />

ab 51,– € ( OSB, Zellulose, DWD)<br />

FH Finnholz GmbH | www.fh-finnholz.de | Tel: +49(0)5483-7394-0<br />

82<br />

mikado edition 2013


Produkte<br />

Steinwolle-Dämmung<br />

Schmelzpunkt über 1000 Grad<br />

Bei mehrgeschossigen Gebäuden wie dem<br />

Achtgeschosser „<strong>Holz</strong> 8“ in Bad Aibling bestehen<br />

hohe Brandschutzanforderungen.<br />

Zum Kapseln der <strong>Holz</strong>konstruktion und<br />

zur Wärmedämmung eignet sich besonders<br />

nichtbrennbare Steinwolle wie die „Woodrock<br />

035“ von Rockwool, denn ihr Schmelzpunkt<br />

liegt bei über 1000 °C. Mit 240 mm erreicht<br />

der „<strong>Holz</strong> 8“ fast Passivhausstandard.<br />

Deutsche Rockwool Mineralwoll GmbH & Co. OHG<br />

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in die <strong>Holz</strong>rahmenbauelemente eingepasst<br />

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Skin“ von Rieder. Die 1800 mm langen<br />

Fassadenlatten sind in den Breiten 147<br />

und 302 mm erhältlich. Sie sind handlich,<br />

mit geringerem Aufwand montierbar<br />

und lassen sich direkt auf der Baustelle<br />

zuschneiden und verarbeiten. Der<br />

Werkstoff muss nie gestrichen oder geschliffen<br />

werden, um seinen Charakter<br />

zu behalten. Für die Montage gibt<br />

es farblich angepasste Schrauben oder<br />

Nieten. Für die 302 mm breiten Elemente<br />

ist auch das Befestigungssystem der<br />

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Tel. (0 82 94) 80 24 07 • Fax. (0 82 94) 80 24 08<br />

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Tel. 07844 9187-0<br />

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Tel. (035385) 20264<br />

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Tel.: +49 82 33.23-71 35<br />

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84<br />

mikado edition 2013


mikado <strong>Holz</strong>bau-Branchenführer<br />

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Bestellung unter 0 82 33.23-71 35 oder per Fax -71 11<br />

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❑ Eintrag 45 × 30 mm 60,– € pro Ausgabe<br />

❑ Eintrag 45 × 40 mm 80,– € pro Ausgabe<br />

❑ Eintrag 45 × 50 mm 100,– € pro Ausgabe<br />

❑ Weitere Formate und Rubriken auf Anfrage<br />

Bezugszeitraum mindestens 11 aufeinander folgende Ausgaben<br />

Firma:<br />

Name:<br />

Straße:<br />

PLZ/Ort:<br />

Tel./Fax:<br />

E-Mail:<br />

Ingenieurholzbau<br />

Tel 0 54 56/9303-0<br />

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Schalungsbau, Treppen)<br />

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85


Vorschau mikado 7.2013 erscheint am 21. Juni 2013<br />

20 Jahre mikado<br />

Im Jahr 1993 erschien die erste Ausgabe von mikado. Das 20-jährige<br />

Jubiläum ist ein guter Zeitpunkt, um einmal kurz innezuhalten<br />

und Rückschau zu halten auf 20 Jahre <strong>Holz</strong>baugeschichte, auf<br />

20 ereignisreiche Jahre, in denen der <strong>Holz</strong>bau aus seiner Nische<br />

herauswuchs und sich zu der Bauweise der Zukunft entwickelte.<br />

Allerdings schauen wir nur ein bisschen zurück, denn noch<br />

viel spannender ist natürlich der Ausblick auf die nächsten<br />

20 Jahre. Dem widmet sich das Jubiläumsheft hauptsächlich<br />

und befragte dazu prominente <strong>Holz</strong>baupioniere.<br />

Jörg Pfäffinger<br />

Zukunft der <strong>Holz</strong>architektur<br />

Seit über drei Jahrzehnten verblüfft<br />

das kleine Vorarlberg mit<br />

moderner Architektur in <strong>Holz</strong>bauweise.<br />

Seine experimentierfreudige<br />

Architekturszene<br />

setzte Maßstäbe und inspirierte<br />

ganz <strong>Holz</strong>bau-Europa. mikado<br />

unterhielt sich mit Hermann<br />

Kaufmann darüber, wie wohl<br />

in den nächsten Jahrzehnten<br />

der <strong>Holz</strong>bau die Architektur<br />

und die Architektur den <strong>Holz</strong>bau<br />

beeinflussen wird.<br />

Zukunft des Ingenieurholzbaus<br />

Der Erfolg des modernen <strong>Holz</strong>baus<br />

fand seinen sichtbaren<br />

Ausdruck in spektakulären<br />

Großbauten. Die wurden durch<br />

technische Innovationen möglich.<br />

Einer der kreativsten <strong>Holz</strong>bauingenieure<br />

ist Hermann<br />

Blumer. mikado wollte von<br />

ihm wissen, welche Potenziale<br />

im <strong>Holz</strong>bau noch schlummern<br />

und welche Erfindungen und<br />

Entwicklungen in den nächsten<br />

Jahrzehnten zu erwarten sind.<br />

Jörg Pfäffinger<br />

Außerdem<br />

Geschichte und Zukunft des nachhaltigen Bauens<br />

Impressum<br />

Offizielles Organ von <strong>Holz</strong>bau Deutschland<br />

Bund Deutscher Zimmermeister im Zentralverband des Deutschen<br />

Baugewerbes e.V. (ZDB), Berlin, Offizielles Organ der<br />

Europäischen Vereinigung des <strong>Holz</strong>baus (EVH), Luxemburg<br />

Verlag:<br />

WEKA MEDIA GmbH & Co. KG<br />

Römerstraße 4<br />

86438 Kissing<br />

Telefon +49 82 33.23-0<br />

www.weka.de ı www.mikado-online.de<br />

Herausgeber:<br />

WEKA MEDIA GmbH & Co. KG<br />

Geschäftsführer:<br />

Stephan Behrens ı Michael Bruns ı Werner Pehland<br />

Verlagsleiter Zeitschriften Bauhandwerk:<br />

Christoph Maria Dauner<br />

Chefredakteur:<br />

Dipl.-Betriebsw. (FH) Christoph M. Dauner (cm) (verantw.)<br />

Christoph.Dauner@weka.de<br />

Redaktion:<br />

Dipl.-Ing. (FH) Claudia Jamnitzky (cj) (CvD)<br />

Claudia.Jamnitzky@weka.de<br />

Jessica Jahn M.A. (jj)<br />

Jessica.Jahn@weka.de<br />

Dipl.-Ing. Günther Hartmann (gh)<br />

Guenther.Hartmann@weka.de<br />

Redaktionsbeirat:<br />

Bernard Gualdi ı Dipl.-Ing. Ekkehard Fritz ı<br />

RA Michael Hafner ı Dipl.-Betriebsw. Joachim Hörrmann ı<br />

RA Alexander Habla ı Dipl.-Ing. Rainer Kabelitz-Ciré ı<br />

Dipl.-Ing. Matthias Krauss ı Matthias Link ı<br />

Dipl.-Designer Jochen Wenzel<br />

Anzeigen:<br />

WEKA MEDIA GmbH & Co. KG<br />

Römerstraße 4 ı 86438 Kissing<br />

Fax +49 82 33.23 71 11 ı Ihre.Werbung@weka.de<br />

Anzeigendisposition:<br />

Daniela Bolleininger<br />

Telefon +49 82 33.23 71 35<br />

Daniela.Bolleininger@weka.de<br />

Anzeigenverkauf:<br />

Henriette Stoll-Loof ı Telefon +49 81 43.93 15 10<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 21/2013<br />

Aboverwaltung:<br />

Telefon +49 82 33.23 40 40 ı Fax +49 82 33.23 72 30<br />

service.handwerk@weka.de<br />

Abonnementpreis:<br />

11 Ausgaben (Inland): 98,00 €<br />

11 Ausgaben Studenten/<br />

Meisterschüler: 75,00 €<br />

Einzelheft: 12,80 €<br />

Produktion:<br />

Helmut Göhl (verantw.) ı Silke Schwer<br />

Konzeptionslayout, Grafik und Satz:<br />

Popp Media Service ı Herrenbachstraße 17 ı 86161 Augsburg<br />

Lithografie:<br />

high end dtp-service ı Lothar Hellmuth<br />

Druck:<br />

Firmengruppe APPL ı sellier druck GmbH<br />

Angerstraße 54 ı 85354 Freising<br />

ISSN<br />

0944-5749<br />

Erscheinungsweise:<br />

11 Ausgaben jährlich<br />

WEKA ist bemüht, ihre Produkte jeweils nach neuesten<br />

Erkenntnissen zu erstellen. Die inhaltliche Richtigkeit und<br />

Fehlerfreiheit wird ausdrücklich nicht zugesichert. Bei<br />

Nichtlieferung durch höhere Gewalt, Streik oder Aussperrung<br />

besteht kein Anspruch auf Ersatz. Zum Abdruck angenommene<br />

Beiträge und Abbildungen gehen im Rahmen der gesetzlichen<br />

Bestimmungen in das Veröffentlichungs- und Verbreitungsrecht<br />

des Verlags über. Für unaufgefordert eingesandte Beiträge<br />

übernehmen Verlag und Redaktion keine Gewähr. Namentlich<br />

ausgewiesene Beiträge liegen in der Verantwortlichkeit des<br />

Autors. Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge<br />

und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jeglicher<br />

Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit ausdrücklicher<br />

schriftlicher Genehmigung des Verlags und mit Quellenangabe<br />

gestattet. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine<br />

Verwertung ohne Einwilligung des Verlags strafbar.<br />

Redaktionelle Änderungen vorbehalten.<br />

86 mikado edition 2013


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