Städte brauchen Holz - Mikado
Städte brauchen Holz - Mikado
Städte brauchen Holz - Mikado
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Juni 2013<br />
edition<br />
ISSN 0944-5749<br />
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Unternehmermagazin für <strong>Holz</strong>bau und Ausbau<br />
Urbanes Bauen<br />
<strong>Städte</strong> <strong>brauchen</strong> <strong>Holz</strong><br />
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Europäische<br />
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Editorial<br />
Günther Hartmann<br />
Redakteur mikado<br />
<strong>Holz</strong> macht urban!<br />
Bis in die 1990er-Jahre war der <strong>Holz</strong>bau etwas für ländliche Regionen und<br />
Stadtrandgebiete, heute erobert er sich die <strong>Städte</strong> zurück. Technische Innovationen<br />
und Baurechtsnovellierungen machten es möglich, doch die Nachfrage entsteht durch<br />
seine Vorteile gegenüber anderen Bauweisen: Sein hoher Vorfertigungsgrad sorgt für<br />
hohe Präzision und schnelle Montagen mit geringer<br />
Störung der Nachbarschaft. Seine Leichtigkeit ermöglicht<br />
Aufstockungen bei geringen statischen Reserven. Zudem<br />
<strong>Holz</strong> in der Stadtgeschichte: Verbreitet,<br />
verdrängt und unverzichtbar.<br />
Seite 6.<br />
Stadtästhetik: <strong>Holz</strong> gibt<br />
ist <strong>Holz</strong> nachhaltig, gesund – und schön. Dass der <strong>Holz</strong>bau<br />
in die <strong>Städte</strong> zurückkehrt, geschieht genau zum<br />
richtigen Zeitpunkt, denn das gesamte Baugeschehen<br />
wird sich künftig vor allem hier abspielen. Die autobasierte<br />
den <strong>Städte</strong>n mehr Urbanität. Seite 10.<br />
Stadtentwicklung: <strong>Holz</strong> eröffnet<br />
neue Handlungsspielräume. Seite 14.<br />
Zersiedlung des ländlichen Raums nimmt als Folge<br />
steigender Benzinpreise ab. Und auch die <strong>Städte</strong> selbst wuchern nicht mehr wie früher mit<br />
üppigen Neubaugebieten in die Breite, sondern verdichten sich. Die Bebauung von Rest-,<br />
Brach- und Dachflächen ist angesagt, ebenso die Erneuerung des Bestands – energetisch,<br />
funktional und gestalterisch. Die <strong>Städte</strong> profitieren vom <strong>Holz</strong>bau. Sie gewinnen mit ihm an<br />
Qualität und auch – zur großen Überraschung! – an Urbanität. Nutzen Sie dieses Heft, um<br />
potenzielle Bauherren, Stadträte und Baubehörden von der Leistungsfähigkeit des modernen<br />
<strong>Holz</strong>baus und von den Vorteilen für Ihre Stadt zu überzeugen!<br />
Ihr<br />
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mikado edition 2013 Inhalt<br />
i see for you — föllmi photography<br />
galland / Knauf<br />
Flammendes Plädoyer für <strong>Holz</strong><br />
Amsterdam setzt bei der Stadtentwicklung auf die guten<br />
alten Parzellen. Die sind für <strong>Holz</strong>häuser hervorragend<br />
geeignet. „Residenz 2.0“ nennt Architekt Pieter Weijnen<br />
sein Wohngebäude, das sowohl bei der Energieeffizienz<br />
und Nachhaltigkeit als auch bei der Gestaltung außergewöhnlich<br />
ist. Seite 46<br />
Höhlenartig und vernetzt<br />
In Berlin-Mitte nennt sich ein futuristisch anmutendes<br />
Penthouse auf einer ehemaligen Textilfabrik selbstbewusst<br />
„e-büro der Zukunft“. Es will Architektur, Design<br />
und Technik zu einer neuartigen, komfortablen Einheit<br />
verschmelzen und stößt damit in den kreativen Milieus<br />
auf positive Resonanz. Seite 54<br />
Einführung<br />
6 | <strong>Holz</strong> in der Stadtgeschichte<br />
Verbreitet, verdrängt und unverzichtbar<br />
10 | Stadtästhetik<br />
Ist <strong>Holz</strong> urban?<br />
12 | Marktforschung<br />
„Wohnungsbau findet in den <strong>Städte</strong>n statt!“<br />
14 | Stadtentwicklung<br />
„<strong>Holz</strong> eröffnet neue Handlungsspielräume!“<br />
18 | Aufstockung<br />
<strong>Holz</strong> obenauf<br />
22 | Genehmigungsverfahren<br />
Kommunikation statt Konfrontation<br />
24 | IBA Hamburg 2013<br />
Schluss mit Versteckspiel<br />
Mehrgeschosser<br />
26 | Bad Aibling<br />
<strong>Holz</strong>stadt im Höhenrausch<br />
30 | Dornbirn<br />
Nachhaltig nach oben<br />
34 | Wien<br />
<strong>Holz</strong> wächst über sich hinaus<br />
Baulücken<br />
38 | Berlin<br />
Lärchenholz statt Putz<br />
42 | London<br />
Perfekte Passung<br />
46 | Amsterdam<br />
Flammendes Plädoyer für <strong>Holz</strong><br />
Aufstockungen<br />
51 | Köln<br />
Arbeitersiedlung macht sich schick<br />
54 | Berlin<br />
Höhlenartig und vernetzt<br />
58 | München<br />
Zentrale Lage, toller Ausblick<br />
4<br />
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setzt bei der Erneuerung<br />
seines Gebäudebestands ganz<br />
auf <strong>Holz</strong>: bei der Fassadenmodernisierung,<br />
bei Aufstockungen und<br />
bei Anbauten. Seite 66<br />
Titel:<br />
Jens Weber,<br />
München<br />
Ein Magazin der<br />
WEKA MEDIA<br />
GmbH & Co. KG<br />
Sanierungen<br />
62 | Augsburg<br />
Ran an die Betonkisten<br />
66 | München<br />
Komposition in Grau und Grün<br />
72 | Rosenheim<br />
Mit <strong>Holz</strong> zum Stolz der Stadt<br />
Rubriken<br />
3 | Editorial<br />
77 | Produktmeldungen<br />
84 | Branchenführer<br />
86 | Impressum<br />
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E<br />
Einführung <strong>Holz</strong>bau in der Stadtgeschichte<br />
Bayerisches Nationalmuseum<br />
▴▴Nicht nur das 1570 angefertigte „Sandtner-Modell“ der Stadt München ist aus <strong>Holz</strong>, auch die meisten der dargestellten Gebäude waren <strong>Holz</strong>bauten<br />
Verbreitet, verdrängt<br />
und unverzichtbar<br />
Der <strong>Holz</strong>bau war in der Stadtgeschichte lange dominierend, doch große<br />
Stadtbrände sorgten dafür, dass ihn der Steinbau zunehmend verdrängte –<br />
wenn auch nie ganz. Heute erlebt der <strong>Holz</strong>bau in den <strong>Städte</strong>n eine Renaissance.<br />
6 mikado edition 2013
E<br />
Einführung <strong>Holz</strong>bau in der Stadtgeschichte<br />
<strong>Holz</strong> war immer eines der vielseitigsten Baumaterialien.<br />
Dies galt natürlich auch für das Bauen in der Stadt:<br />
Unverzichtbar war es für Dach- und Deckenkonstruktionen<br />
sowie den Ausbau, aber auch mehrgeschossige Häuser<br />
wurden damit errichtet. Brandkatastrophen sowie baukulturelle<br />
Veränderungen verdrängten das <strong>Holz</strong> jedoch zunehmend aus<br />
dem Stadtbild. Dennoch hat es immer einen großen Anteil an<br />
der Bausubstanz der historischen Stadt behalten. Neben den<br />
imposanten Dachwerken der Kirchen und Bürgerhäuser haben<br />
auch ganze Fachwerkstädte ihr Bild größtenteils unverfälscht bis<br />
in unsere Zeit bewahrt.<br />
Bis ins Mittelalter dominiert die <strong>Holz</strong>bauweise<br />
<strong>Holz</strong> war im waldreichen Deutschland ein überall und jederzeit<br />
verfügbarer Baustoff. Dies führte dazu, dass in den meisten <strong>Städte</strong>n<br />
zunächst der <strong>Holz</strong>bau dominierte. Steinhäuser waren in der Stadt<br />
des Früh- und Hochmittelalters noch eine solche Besonderheit, dass<br />
sie in den Chroniken eigens erwähnt wurden. Neben den Kirchen<br />
waren das vor allem Gebäude, die der staatlichen Repräsentation<br />
dienten oder die besonders wehrhaft und feuersicher sein mussten,<br />
z. B. Verteidigungsanlagen oder Speichergebäude.<br />
Auch die Stadt München war im 14. Jahrhundert noch<br />
größtenteils aus <strong>Holz</strong> erbaut. An ihrem Beispiel lassen sich die<br />
Erfolgsfaktoren für den urbanen <strong>Holz</strong>bau – auch wenn dieser in<br />
Münchens historischem Zentrum längst verschwunden ist – gut<br />
darstellen. Die Wälder des bayerischen Oberlandes waren bis<br />
ins Spätmittelalter schier unerschöpfliche Lieferanten besten<br />
Bauholzes. Die langen Fichtenstämme ermöglichten nicht nur<br />
die im Alpenraum gebräuchliche Block- und Bundwerkbauweise.<br />
Durch die guten Transportmöglichkeiten konnten sie auch im städtischen<br />
Bauen verwendet werden. Ein schon im Mittelalter hoch<br />
entwickeltes Flößerwesen ermöglichte dauerhaften Nachschub an<br />
Bau- und Brennholz.<br />
Die kontinuierliche <strong>Holz</strong>versorgung musste jedoch sichergestellt<br />
werden. So veranlasste die bereits im Spätmittelalter spürbare Ausbeutung<br />
des Waldes den bayerischen Herzog, Gesetze zu erlassen,<br />
welche die dauerhafte Versorgung der Stadt mit <strong>Holz</strong> garantieren<br />
sollten. Diese ersten Wald- und Forstordnungen umfassten Gebote<br />
zum Einschlag, zur Aufforstung, zum Transport und zur anteiligen<br />
Eigennutzung des <strong>Holz</strong>es durch die Waldbauern. Die Weitsicht und<br />
die Modernität hinter diesen Regelungen aus dem späten 15. und<br />
dem 16. Jahrhundert sind dabei erstaunlich.<br />
Das Flößerwesen auf der Isar bildete über Jahrhunderte das<br />
Rückgrat für die bauliche Fortentwicklung der Stadt München.<br />
Auch nachdem der Ziegelbau den <strong>Holz</strong>bau als dominierende<br />
Bauweise ablöste, benötigte man große Mengen <strong>Holz</strong>es für das<br />
Brennen von Ziegeln und Kalk, aber auch für den Bau von<br />
Dachwerken, Brücken, Rohrleitungen und vielem mehr. Der<br />
Stadtrat trug stets dafür Sorge, dass der Fahrweg der Flöße immer<br />
frei gehalten und gefährliche Passagen der Strecke möglichst<br />
entschärft wurden.<br />
Brandkatastrophen führen zu Steinbau-Förderung<br />
Eine allzeitige Gefahr für den <strong>Holz</strong>bau in der Stadt war das Feuer.<br />
Mit zunehmender Bevölkerung hatte auch die Bebauungsdichte<br />
innerhalb der Stadtmauern zugenommen, was das Risiko einer<br />
Ausbreitung von Bränden erhöhte. So gab es immer wieder verheerende<br />
Brandkatastrophen in einem heute kaum noch vorstellbaren<br />
Ausmaß. Vor allem im Mittelalter wurden ganze <strong>Städte</strong> in Schutt<br />
und Asche gelegt. Die Folge dieser Katastrophen waren gezielte<br />
Fördermaßnahmen zugunsten des Steinbaus.<br />
Jene Zeit brachte auch größere Anstrengungen im Bereich<br />
des vorbeugenden Brandschutzes hervor. So wurden beispielsweise<br />
Feuerwachen eingerichtet. Im antiken Rom existierten<br />
bereits professionelle Feuerwehrtruppen. Nördlich der Alpen ist<br />
die Verwendung von ersten Wasserspritzen seit dem Mittelalter<br />
überliefert. Vielerorts hatten die Bewohner Löschwasservorräte<br />
auf den Dachböden vorzuhalten. Die Zimmerleute waren mit<br />
ihrer Kenntnis der <strong>Holz</strong>konstruktionen angehalten, im Brandfall<br />
beim gegebenenfalls notwendigen Einreißen der gefährdeten<br />
Nachbarbebauung – um dem Feuer weitere Nahrung zu entziehen<br />
– mitzuhelfen. Vom großen Stadtbrand in London 1666<br />
ist überliefert, dass man ganze Feuerschneisen in die hölzerne<br />
Bebauung rund um die Brandherde gesprengt hat. Nur dadurch<br />
ließ sich die Einäscherung der kompletten Stadt verhindern.<br />
In München zerstörten verheerende Brände in den Jahren<br />
1327, 1418, 1429 und 1434 jeweils bis zu einem Drittel der<br />
Stadtfläche. Schon Kaiser Ludwig der Bayer hatte 1342 das Gebot<br />
▴▴Straße mit Fachwerkhäusern im fränkischen Nürnberg<br />
Clemens Knobling<br />
▴▴Hafenpromenade mit Fachwerkhäusern im niedersächsischen Stade<br />
Günther Hartmann<br />
www.mikado-online.de 7
E<br />
Einführung <strong>Holz</strong>bau in der Stadtgeschichte<br />
▴▴„Pseudo-Steinhaus“ in der Regensburger Altstadt<br />
Clemens Knobling<br />
▴▴Wegen des Wohnkomforts beliebt: Wandverkleidungen mit <strong>Holz</strong><br />
Andrij Kutnyi / Tiroler Landesmuseum<br />
erlassen, Neubauten mit Ziegeln zu decken und möglichst in Stein<br />
auszuführen. Zunächst wurden diese Vorschriften jedoch wieder<br />
aufgeweicht. Der <strong>Holz</strong>bau dominierte noch bis in das 15. Jahrhundert.<br />
Nicht einmal die Stadt selbst verzichtete bei der Deckung ihres<br />
neuen Tanzsaales auf die Verwendung von <strong>Holz</strong>schindeln. Weitere<br />
Brände führten dann allerdings zur Erneuerung des Gebotes.<br />
München bezuschusste nun die Neueindeckung der Dächer mit<br />
Geld und Baumaterial. Und es förderte den Steinbau – wie auch<br />
viele andere <strong>Städte</strong> des deutschen Sprachraumes. Die Methoden<br />
ähneln sich dabei: Entweder erhielt der Steinbau Subventionen<br />
oder eine baurechtlich bevorzugte Behandlung, indem z. B. Hausbesitzer<br />
ihre Fassaden vorversetzen durften.<br />
Eine weitere Vorsichtsmaßnahme war die Ummauerung von<br />
Dachtraufe und Ortgang. Dies sollte den Brandüberschlag auf die<br />
Kommunbebauung verhindern, denn die Bebauung war damals<br />
schon so dicht, dass auch bei Steinbauten ein Überschlag der<br />
Flammen auf die Nachbardächer drohte. In vielen <strong>Städte</strong>n des Inn-<br />
Salzach-Raumes haben sich diese stadtbildprägenden Maßnahmen<br />
bis heute bewahrt. So sind die charakteristischen Grabendächer<br />
hinter hohen Attikamauern verborgen, was den Eindruck von<br />
flachen Dächern erweckt und beeindruckende Fassadenfronten<br />
an den Straßenmärkten erzeugt. Auch die Einführung von Brandwänden<br />
fand in dieser Zeit statt.<br />
Einen Steinbau zu besitzen signalisiert Wohlstand<br />
In den Gebieten nördlich der Donau war über Jahrhunderte die<br />
Fachwerkbauweise bestimmend. Eine große Zahl von Fachwerkstädten<br />
hat sich hier, aber auch in Gegenden Frankreichs und<br />
Englands, bis heute erhalten. Nur für die Bauten der staatlichen<br />
Verwaltung, des Adels und der Kirche war vielerorts der Steinbau<br />
verbindlich. Dahinter standen Überlegungen zur Sicherheit und<br />
Wehrhaftigkeit, aber auch zur Repräsentation.<br />
Trotz oder gar wegen seiner höheren Herstellungskosten wurde<br />
ein Steinhaus mancherorts auch für die reicheren Bürger und<br />
Kaufleute begehrenswert. Sie konnten damit zeigen, dass sie sich<br />
so etwas leisten konnten. Ein skurriles Beispiel lässt sich in der<br />
Regensburger Keplerstraße besichtigen: Dort hat ein Bürger seinen<br />
Ständerbohlenbau als Steinbau „verkleidet“. Einst standen hier<br />
viele <strong>Holz</strong>bauten, doch sie verschwanden nach dem Mittelalter<br />
zunehmend aus dem Stadtbild. Wer die Möglichkeit hatte, ersetzte<br />
sie durch Steinbauten. Wer sie nicht hatte, erzeugte zumindest<br />
die Illusion davon: mit Putz und aufgemalten Quaderfugen.<br />
Zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert wurden aus Geschmacksund<br />
aus Feuerschutzgründen viele vormals holzsichtige Gebäude<br />
einheitlich getüncht oder sogar verputzt, sodass die einst so<br />
abwechslungsreichen Fassaden einem einheitlichen, eher<br />
nüchternen Anblick wichen. Dennoch erkennt man bei genauer<br />
Beobachtung oft noch die eigentliche Machart hinter den Fassaden:<br />
Die sog. „Stockwerksbauweise“ – die damals gängigste<br />
<strong>Holz</strong>baumethode – ist am Vorkragen der Geschosse erkennbar, was<br />
es im Steinbau so nicht gab. Dadurch „verrät“ auch das Regensburger<br />
Beispiel seine eigentliche Herkunft.<br />
Allerdings: Auch Fachwerkbauten konnten durchaus hohen<br />
repräsentativen Ansprüchen genügen. Durch das Zurschaustellen<br />
hochstehender Zimmermannskunst ließ sich ökonomische und<br />
politische Macht demonstrieren. So ist die These, dass prestigeträchtiges<br />
Bauen dem Steinbau zuzurechnen ist, nur eingeschränkt<br />
gültig. Die Gebäude des Frankfurter Römerberges oder des Esslinger<br />
Rathauses sind gute Beispiele für die architektonische Darstellung<br />
stolzer Reichsstädte mit dem Baustoff <strong>Holz</strong>.<br />
Dachstühle bleiben weiterhin <strong>Holz</strong>konstruktionen<br />
Selbst dort, wo der <strong>Holz</strong>bau offenkundig zurückgedrängt wurde,<br />
kann man eigentlich nicht von einer „steinernen“ Stadt sprechen.<br />
Besteigt man einen der alten Kirchtürme, so öffnet sich der Blick<br />
auf eine große Dachlandschaft und somit auf eine Ansammlung<br />
beeindruckender <strong>Holz</strong>baukunst. Nicht selten nehmen die gewaltigen<br />
Dachstühle mehr als die halbe Höhe des gesamten Gebäudes ein,<br />
oftmals übersteigen sie diese sogar. Somit war es die <strong>Holz</strong>baukunst,<br />
welche die riesigen Lagerflächen auf den Dächern der Stadthäuser<br />
und Kontore ermöglichte. Auch die Decken waren aus hölzernen<br />
Balken gezimmert. Steinern gemauert und eingewölbt waren in<br />
den meisten Fällen nur die Erdgeschosse.<br />
Eine Betrachtung der Stadtmodelle der bayerischen Herzogstädte,<br />
die der Straubinger Kistler Jakob Sandtner in den<br />
Jahren 1568 bis 1574 mit unglaublicher Detailtreue gefertigt hat,<br />
8 mikado edition 2013
E<br />
Einführung<br />
Clemens Knobling<br />
▴▴Vorbeugender Brandschutz: Grabendächer in Burghausen/Inn<br />
lässt auch Rückschlüsse über den <strong>Holz</strong>bau dieser vermeintlich<br />
„steinernen“ <strong>Städte</strong> zu: So sind es neben den Dachwerken vor<br />
allem die Nebengebäude, die zu einem Teil weiterhin aus <strong>Holz</strong><br />
konstruiert wurden. Hinter den geschlossenen Straßenfassaden<br />
eröffneten sich damals noch große Hinterhöfe und Gärten, die<br />
auch Platz für meist hölzerne Wirtschaftsgebäude boten. Viele<br />
Handwerker- und Taglöhnerhäuser in München, vor allem in<br />
den einstigen Vorstädten, blieben bis zu ihrem Verschwinden im<br />
20. Jahrhundert als <strong>Holz</strong>bauten bestehen.<br />
Allzeit unbestritten waren die bauphysikalischen Vorteile des<br />
<strong>Holz</strong>es. Frühzeitig hatte man erkannt, dass sich nur in holzgetäfelten<br />
Stuben die Wärme des Ofens gut hält. So waren die<br />
Bohlenstuben – an Decken, Boden und Wänden vollständig mit<br />
<strong>Holz</strong> ausgekleidete Räume – meist die einzigen beheizten Räume<br />
in vielen historischen Gebäuden. Die Bohlen bzw. später Vertäfelungen<br />
wurden, je nach Stand und Besitz des Hausherrn, meist<br />
kunstvoll verziert, vor allem die Decken stellten bereits in der Gotik<br />
und besonders dann in der Renaissancezeit Spitzenerzeugnisse<br />
der Zimmermannskunst dar.<br />
Innovationen sorgen für eine <strong>Holz</strong>bau-Renaissance<br />
Die katastrophen- und kriegsbedingten Verluste verfälschen unser<br />
Bild von der einstigen Präsenz des <strong>Holz</strong>baus in den <strong>Städte</strong>n.<br />
Viele der großen Fachwerkensembles sind verschwunden und<br />
können nicht mehr von der Allgegenwärtigkeit des <strong>Holz</strong>es in der<br />
Stadt zeugen. Trotzdem haben sich viele „hölzerne“ <strong>Städte</strong> des<br />
Mittelalters von Nord bis Süd erhalten und sind heute pittoreske<br />
Touristenattraktionen.<br />
Die unbestrittenen Vorteile des <strong>Holz</strong>es ließen es immer ein elementares<br />
Baumaterial der städtischen Baukunst bleiben. Auch sind<br />
viele der Parameter, die den <strong>Holz</strong>bau in der Stadt zurückgedrängt<br />
haben, heute nicht mehr gültig. Vorbeugender Brandschutz sowie<br />
ökologische und ökonomische Vorteile bahnen dem <strong>Holz</strong>bau<br />
seinen Weg in die Stadt zurück. Seit einigen Jahren entstehen<br />
zunehmend auch mehrgeschossige Wohngebäude aus <strong>Holz</strong> in<br />
den <strong>Städte</strong>n. Die stolzen Fachwerkbauten des Mittelalters und der<br />
frühen Neuzeit bekommen wieder jüngere Geschwister.<br />
clemens Knobling, München ▪<br />
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E<br />
Einleitung Stadtästhetik<br />
Jens Weber, münchen<br />
▴▴Stärkt die Ortsidentität Rosenheims: das modernisierte Sparkassen-Hochhaus mit seiner markanten <strong>Holz</strong>-Glas-Fassade<br />
Ist <strong>Holz</strong> urban?<br />
Die Frage, ob <strong>Holz</strong> ein urbaner Baustoff ist, lässt sich nicht durch eine Diskussion<br />
über Ästhetik beantworten. Stattdessen ist zu klären, was Urbanität bedeutet,<br />
inwieweit sie sich planen lässt und welche Rolle der <strong>Holz</strong>bau dabei spielen kann.<br />
10 mikado edition 2013
E<br />
Einleitung Stadtästhetik<br />
<strong>Holz</strong> ist kein urbaner Baustoff! Das war noch in den<br />
1990er-Jahren die einhellig vertretene Lehrmeinung an<br />
den Architekturfakultäten. <strong>Holz</strong> galt im 20. Jahrhundert<br />
als ländlich und rückschrittlich – und damit als ungeeignet für<br />
das Bauen in der Stadt. Inzwischen hat sich das Blatt gewendet:<br />
Urbaner <strong>Holz</strong>bau ist groß im Kommen. Interessant ist allerdings,<br />
dass der Begriff „urban“ immer ziemlich diffus bleibt, fast nie<br />
kritisch hinterfragt und näher definiert wird. Dabei lohnt es sich,<br />
der Frage nachzugehen, was unter „Urbanität“ eigentlich zu<br />
verstehen ist, zumal das Wort neben „Nachhaltigkeit“ das wohl<br />
am meisten missbrauchte ist – zumindest im Kauderwelsch der<br />
Immobilienbranche.<br />
Jeder Mensch hat beim Begriff „Urbanität“ sofort Bilder im<br />
Kopf. Doch genau zu benennen, was letztlich Urbanität ausmacht<br />
und was urbane von nicht-urbanen Orten unterscheidet, scheint<br />
schwierig. Ist die Gebäudehöhe entscheidend? Wohl eher nicht,<br />
denn auch mittelalterliche <strong>Städte</strong> mit niedriger Bebauung können<br />
urban sein. Die Stadterweiterungen des 20. und 21. Jahrhunderts<br />
dagegen – egal ob Wohnsiedlung oder Gewerbegebiet – sind es fast<br />
nie. Gibt es überhaupt objektive Kriterien, planbare Eigenschaften,<br />
die Urbanität erzeugen? Ja, es gibt sie. Sie heißen: Dichte,<br />
Mischung, Öffentlichkeit und Ortsidentität.<br />
Eigenschaft 1: Dichte<br />
<strong>Städte</strong> sind das Resultat der zahlreichen Vorteile räumlicher Nähe.<br />
Ursprünglich waren dies ökonomische Vorteile, heute sind es auch<br />
ökologische: Weite Entfernungen zurückzulegen kostet Zeit und<br />
Energie. Die Vorteile hoher Bebauungsdichten überwogen die<br />
Nachteile. Der moderne <strong>Städte</strong>bau aber sah vor allem die Nachteile.<br />
Hohe Bebauungsdichten waren ihm suspekt. Die „gegliederte und<br />
aufgelockerte Stadt“ war sein erklärtes Ziel: frei stehende Gebäude<br />
in grüner Umgebung. Als Folge nahmen die Entfernungen zu,<br />
wurden Autos zur Selbstverständlichkeit und die Straßen immer<br />
breiter. Der Klimawandel zwingt heute zum Umdenken, ebenso die<br />
Zersiedelung der Landschaft. Die Nachverdichtungspotenziale sind<br />
gerade in den Stadtteilen, die in den 1950er- bis 1970er-Jahren<br />
entstanden, meist groß bis sehr groß.<br />
Eigenschaft 2: Mischung<br />
Eine hohe Bebauungsdichte ist zwar Voraussetzung für Urbanität,<br />
genügt aber nicht. Hinzukommen müssen vielfältige und sich<br />
überlagernde Nutzungen. Nur wenn Wohnen, Arbeiten, Einkaufen<br />
und Kultur eng verzahnt sind, lassen sich die meisten Wege zu<br />
Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen. Nur dann<br />
entstehen Synergieeffekte. Nur dann sind die Straßen und Plätze<br />
durchgehend belebt und nie völlig ausgestorben. Der moderne<br />
<strong>Städte</strong>bau aber strebte nach einer Entmischung, nach einer rigiden<br />
Trennung der Nutzungen, nach der „gegliederten Stadt“. Das<br />
spiegelt sich im heutigen Baurecht wider: In Wohngebieten darf<br />
kein Gewerbe stattfinden, in Gewerbegebieten kein Wohnen.<br />
Nachverdichtungsmaßnahmen sollten auch dazu dienen, die<br />
monofunktionalen Nutzungsstrukturen aufzubrechen und eine<br />
urbane Nutzungsvielfalt zu schaffen.<br />
Eigenschaft 3: Öffentlichkeit<br />
Traditionelle <strong>Städte</strong> zeichnen sich durch eine klare Unterscheidung<br />
zwischen öffentlichem und privatem Raum aus. Straßen und Plätze<br />
sind für alle da. Jeder darf sich hier uneingeschränkt aufhalten<br />
und genießt dabei bürgerliche Freiheitsrechte. Es ist nicht möglich,<br />
Menschen von der Benutzung der Straßen und Plätze auszuschließen,<br />
wie das bei pseudo-öffentlichen Einkaufszentren der Fall ist.<br />
Damit aber Öffentlichkeit spürbar bleibt, <strong>brauchen</strong> öffentliche<br />
Räume eine hohe Aufenthalts- und Gestaltqualität. Dem modernen<br />
<strong>Städte</strong>bau waren durch klare Baulinien definierte Straßen- und<br />
Platzräume suspekt. In der „aufgelockerten Stadt“ gibt es nur<br />
fließende, konturlose Restflächen zwischen den Gebäuden.<br />
Nachverdichtungsmaßnahmen sollten deshalb auch dazu dienen,<br />
öffentliche Räume durch klare Ränder besser zu definieren.<br />
Eigenschaft 4: Ortsidentität<br />
Traditionelle <strong>Städte</strong> haben jeweils einen unverwechselbaren Charakter.<br />
Er basiert auf der örtlichen Bautradition – Baumaterialien,<br />
Bautechniken und Bauregeln – im gewöhnlichen Baualltag. Er<br />
basiert des Weiteren auf Baukunst bei außergewöhnlichen Bauaufgaben<br />
wie Kirchen, Rathäusern, Theatern, Museen, Denkmälern<br />
und Brunnen. Und er basiert auch auf dem Stadtgrundriss selbst,<br />
auf den von Gebäudefassaden geformten Straßen- und Platzräumen.<br />
Zwar hat die moderne Architektur viele Baukunstwerke hervorgebracht,<br />
der moderne <strong>Städte</strong>bau jedoch wollte international<br />
sein, was zu einem hohen Grad an Austauschbarkeit führte. Überall<br />
entstand Ähnliches. Nachverdichtungsmaßnahmen bieten die<br />
Chance, diesen Mangel zu korrigieren und den Stadtteilen etwas zu<br />
geben, was ihnen zumeist fehlt: ein markantes Gesicht.<br />
Urbanität braucht Stadtumbau<br />
Unsere heutigen <strong>Städte</strong> besitzen zahlreiche Stadtteile, die nicht<br />
urban sind – so gut wie alle, die ab den 1950er-Jahren entstanden.<br />
Das ist kein Versehen und hat auch nichts damit zu tun, dass<br />
diese Stadtteile geplant wurden und nicht „gewachsen“ sind,<br />
wie oft behauptet wird, sondern die logische Konsequenz der<br />
anti-urbanen Leitbilder des modernen <strong>Städte</strong>baus. Dem waren die<br />
traditionellen <strong>Städte</strong> immer suspekt – ja, er war ihnen gegenüber<br />
geradezu feindlich eingestellt. Diese Stadtfeindschaft kam allerdings<br />
nicht aus dem Nichts, sondern hatte eine lange Tradition,<br />
die ins 19. Jahrhundert reicht und mit der Gartenstadt-Bewegung<br />
begann. Ein folgenschwerer Irrtum, dem noch bis heute große<br />
Teile der Umweltbewegung anhängen. Als „ökologisch“ gilt meist<br />
möglichst viel Grün vor der eigenen Haustür statt ein sparsamer<br />
Umgang mit Ressourcen und Energie.<br />
<strong>Holz</strong> erleichtert Stadtumbau<br />
Das Schlagwort „Nachverdichtung“ löst bei vielen Bürgern reflexhaft<br />
Protest und Widerstand aus. Dabei bietet die Nachverdichtung<br />
eine große Chance für gestalterische, soziale, ökonomische und<br />
ökologische Verbesserungen. Das ist allerdings ein langer Umbauprozess<br />
aus unzähligen Einzelmaßnahmen, die sich jeweils aus der<br />
Logik des Ortes ergeben. Der <strong>Holz</strong>bau kann und sollte dabei eine<br />
zentrale Rolle spielen, denn durch seinen hohen Vorfertigungsgrad,<br />
seine schnelle Montage und seine Leichtigkeit macht er<br />
viele Baumaßnahmen einfacher, manche erst möglich. Zudem ist<br />
er nachhaltig und in der Bevölkerung durchaus beliebt – weshalb<br />
er lokalen Protest und Widerstand besänftigen und Nachverdichtungsplänen<br />
zur Akzeptanz verhelfen kann. <strong>Holz</strong> eignet sich also<br />
hervorragend, um im Bestand Urbanität zu erzeugen. Von daher<br />
lässt sich prognostizieren: <strong>Holz</strong> wird der urbane Baustoff!<br />
<br />
Günther Hartmann, Kissing ▪<br />
www.mikado-online.de 11
E<br />
Einführung Marktforschung<br />
„Wohnungsbau findet<br />
in den <strong>Städte</strong>n statt!“<br />
Das Baugeschehen hängt von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ab.<br />
Die scheinen aber oft recht widersprüchlich zu sein. Um auf kommende<br />
Entwicklungen gut vorbereitet zu sein, ist es sinnvoll, hier genau hinzusehen.<br />
Martin Langen studierte<br />
Betriebswirtschaft und<br />
ist seit dem Jahr 1990<br />
in den Bereichen Marktforschung<br />
und Unternehmensberatung tätig,<br />
seit 1994 als Geschäftsführer der in<br />
Bonn ansässigen B+L Marktdaten<br />
GmbH. Deren Tätigkeitsschwerpunkte<br />
sind die Baubranche und<br />
die Wohnungswirtschaft in ganz<br />
Europa. Sie erstellt Marktstudien<br />
und untersucht regionale Marktpotenziale<br />
– unter anderem für<br />
den <strong>Holz</strong>bau und für dessen Produktgruppen.<br />
mikado: Herr Langen, welche Entwicklungen<br />
werden in den nächsten<br />
Jahren das Baugeschehen in Deutschland maßgeblich prägen?<br />
Martin Langen: Wir werden eine steigende Nachfrage nach<br />
Wohnraum haben. Das mag angesichts unserer schrumpfenden<br />
und alternden Bevölkerung auf den ersten Blick überraschen, ist<br />
aber so. Zwar wird die deutsche Bevölkerung aufgrund unserer<br />
niedrigen Geburtenrate tatsächlich von 2010 bis 2030 um rund<br />
4 Mio. Einwohner schrumpfen, doch dem steht schon seit einigen<br />
Jahren eine hohe Zuwanderung gegenüber – bisher noch nicht so<br />
sehr aus dem kriselnden Südeuropa, sondern mehr aus Osteuropa,<br />
vor allem aus Polen. Der Grund dafür ist ganz simpel: In Deutschland<br />
gibt es mehr Arbeit und höhere Löhne. Der Zuzug dürfte<br />
aufgrund des sich in Deutschland abzeichnenden Fachkräftemangels<br />
auch so bleiben und auf breite Akzeptanz stoßen. Für<br />
das Baugeschehen bedeutet das: Wer hier arbeitet, muss hier auch<br />
wohnen. Die Zuwanderer suchen vor allem Mietwohnungen im<br />
mittleren Preissegment. Neben dieser Entwicklung gibt es innerhalb<br />
der deutschen Bevölkerung noch eine andere: die Fortsetzung<br />
des schon lange andauernden Trends zu Single-Haushalten.<br />
Die klassische Familie verliert zunehmend an Bedeutung, die<br />
Zahl der Scheidungen steigt, die Kinder ziehen früh von zu<br />
Hause weg. So haben wir trotz schrumpfender Bevölkerung eine<br />
wachsende Zahl an Haushalten und Wohnfläche.<br />
„Die Bauaufgabe<br />
Nachverdichtung ist<br />
meist überschaubar,<br />
was der kleinteiligen<br />
Struktur<br />
der <strong>Holz</strong>baubranche<br />
entgegenkommt.“<br />
Was bedeutet das für den Wohnungsbau konkret?<br />
Wir haben für die Jahre 2008 bis 2014 für Deutschland einen<br />
Bedarf von 180 000 bis 190 000 neuen Wohnungen pro Jahr<br />
errechnet, gebaut wurden aber zwischen 2008 und 2011 deutlich<br />
weniger. Das ist der Hauptgrund, warum die Immobilienpreise und<br />
Mieten seit 2010 stark gestiegen sind. Ein weiterer Grund ist, dass<br />
Geldanleger nach der Finanzkrise wieder vermehrt in krisensichere<br />
Sachwerte investieren. Der Bedarf war also die letzten Jahre höher<br />
als die Nachfrage. Erst im Jahr 2012 wurden wieder deutlich<br />
mehr Wohnungen gebaut: über 200 000. Das reduzierte aber den<br />
Fehlbestand, der sich die letzten Jahre kumuliert hatte, nur gering.<br />
Deshalb können wir davon ausgehen, dass die Nachfrage nach<br />
Wohnungen dieses und nächstes Jahr relativ konstant bleibt und<br />
wahrscheinlich ab 2015 langsam zurückgeht.<br />
Ist diese Entwicklung im ganzen Bundesgebiet gleich?<br />
Nein, sie ist sogar sehr heterogen. Wir haben in Deutschland<br />
nur fünf Regionen, die wirklich boomen: in Berlin, Niedersachsen,<br />
Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern.<br />
Sie weisen nicht nur das größte Wirtschaftswachstum, sondern<br />
auch das größte Bevölkerungswachstum auf. Dem steht der Rest<br />
Deutschlands gegenüber, der mit den Folgen einer schrumpfenden<br />
12 mikado edition 2013
E<br />
Einführung Marktforschung<br />
Wirtschaft und einer schrumpfenden Bevölkerung zurechtkommen<br />
muss. Wer ehrgeizig und gut ausgebildet ist, zieht in die attraktiven<br />
Regionen mit gutem Arbeitsplatzangebot – und besitzt dann<br />
auch mehr Kaufkraft. Wer schon dort wohnt, zieht nicht weg.<br />
Neben diesen regionalen Verschiebungen haben wir noch eine<br />
weitere, sehr wichtige Entwicklung: Der Stadt-Land-Gegensatz<br />
verschärft sich. Wir haben in Deutschland seit einigen Jahren<br />
eine Binnenmigration, die ganz klar in eine Richtung geht: weg<br />
aus den ländlichen Gegenden, rein in die <strong>Städte</strong>.<br />
Wie ist der hohe Zuzug in die <strong>Städte</strong> zu erklären?<br />
Das ist gar nicht so sehr ein erhöhter Zuzug, sondern mehr ein<br />
gebremster Wegzug aufs Land. Bis vor Kurzem war es üblich,<br />
dass junge Singles in der Stadt wohnten und junge Familien aufs<br />
Land zogen, weil sie wegen ihrer Kinder ein Einfamilienhaus mit<br />
Garten wollten und weil das dort noch erschwinglich war. Es war<br />
finanziell attraktiv, auf dem Land preisgünstig zu wohnen und<br />
dafür weite Entfernungen zum Arbeitsplatz in Kauf zu nehmen.<br />
Der Kostenvorteil des Wohnens auf dem Land ist heute nicht mehr<br />
gegeben. Die Spritpreise sind gestiegen und werden weiter steigen.<br />
Und die Pendlerpauschale wurde reduziert und wird vielleicht<br />
demnächst ganz abgeschafft. Mit zunehmender Erhöhung der<br />
Fahrtkosten wird das Wohnen auf dem Land finanziell immer<br />
unattraktiver. Zudem sind immer mehr Frauen berufstätig, sodass<br />
die Zahl der Doppelverdiener-Haushalte zunimmt. Dann wird aber<br />
für beide Partner ein attraktives Arbeitsplatzangebot wichtiger<br />
und ein attraktives Haus mit Garten unwichtiger. Darüber hinaus<br />
gibt es aber tatsächlich auch einen Trend zum Rückzug von<br />
abgewanderten <strong>Städte</strong>rn – im Seniorenalter. Wenn die Kinder<br />
ausgezogen sind, das Haus dann plötzlich überdimensioniert ist<br />
und das Treppensteigen immer beschwerlicher wird, dann ziehen<br />
viele wieder zurück in die Stadt, um die Vorteile ebenerdiger<br />
Wohnungen und kurzer Wege zu genießen.<br />
Der Trend geht also in Richtung Geschosswohnung?<br />
Ja, eindeutig. Das zeigen auch die aktuellen Zahlen des Statistischen<br />
Bundesamts: 2012 stieg die Zahl der Baugenehmigungen<br />
bei den Mehrfamilienhäusern um 13,3 Prozent, die der Einfamilienhäuser<br />
sank dagegen um 5,8 Prozent. Dieser Trend wird sich<br />
fortsetzen.<br />
Für welche Zielgruppen ist der stärkste Zuwachs zu erwarten?<br />
Gut verdienende Haushalte sind sicher die interessanteste Zielgruppe,<br />
denn sie nehmen zu. Der Grund ist simpel: Gutverdiener<br />
heiraten Gutverdiener. Ärzte heiraten Ärztinnen. Akademikerpaare<br />
lernen sich oft schon während des Studiums kennen, wobei sich<br />
die Universitäten eben in <strong>Städte</strong>n befinden und die Absolventen da<br />
oft auch erst einmal bleiben wollen, weil sie hier eben schon<br />
wohnen und weil sich hier ihr Freundeskreis befindet. Und<br />
eine Großstadt bietet auch eine viel größere Fülle qualifizierter<br />
Arbeitsplätze als ländliche Gegenden. Die Zahl akademischer<br />
Doppelverdiener-Haushalte mit einem monatlichen Nettoeinkommen<br />
von über 4500 Euro ist in den Jahren 2005 bis 2012<br />
von 2,1 auf 3,7 Mio. gestiegen. Eine andere wichtige, zahlungskräftige<br />
Zielgruppe sind die schon erwähnten Senioren, die ihr<br />
Einfamilienhaus auf dem Land verkaufen und eventuell auch<br />
noch eine Lebensversicherung ausbezahlt bekommen. Für die ist<br />
Barrierefreiheit ein wichtiges Thema.<br />
Björn Egertz, Stockholm / equator stockholm<br />
▴▴Vorstadtidylle in zentraler Lage: Reihenhauswohnanlage auf dem<br />
Flachdach eines großen Bürogebäudes in der Stockholmer Innenstadt<br />
In den boomenden Großstädten gibt es aber nicht mehr so viele<br />
freie Grundstücke für den Neubau von Mehrgeschossern.<br />
Das ist richtig. Die Neubautätigkeit hängt sehr von den zur<br />
Verfügung stehenden Bauflächen ab. In <strong>Städte</strong>n mit aufgelassenen<br />
Kasernenflächen oder Industriebrachen tut sich da wesentlich<br />
mehr als in <strong>Städte</strong>n ohne große Neubauflächen. Für den <strong>Holz</strong>bau<br />
sind die aber vielleicht sogar interessanter. Dort wird nämlich<br />
die Nachverdichtung des Baubestands ein immer wichtigeres<br />
Thema: Aufstockungen, Anbauten, Baulückenschließungen.<br />
Gerade das ist für den <strong>Holz</strong>bau ein sehr interessanter und großer<br />
„Der Kostenvorteil des<br />
Wohnens auf dem Land<br />
ist heute nicht mehr da.“<br />
Markt, weil er hier seine Vorteile ausspielen kann: Durch seinen<br />
hohen Vorfertigungsgrad lassen sich die Baustellen schnell und<br />
ohne übermäßige Belästigung der Nachbarschaft abwickeln. Und<br />
aufgrund des geringen Gewichts ist <strong>Holz</strong> für Aufstockungen oft<br />
die statisch einzig mögliche Lösung. Wir erleben momentan<br />
tatsächlich, dass immer mehr Hausbesitzer ihre Flachdächer als<br />
„Baugrundstück“ verkaufen wollen. Die Erlöse dienen oft dazu,<br />
im Bestand notwendige Sanierungsmaßnahmen finanzieren zu<br />
können. Aufstockungen sind für eine Eigentümergemeinschaft die<br />
ideale Finanzierungsquelle. Ein weiterer Vorteil für die <strong>Holz</strong>baubranche<br />
ist: Solche Bauaufgaben sind überschaubar und lassen<br />
sich deshalb auch von durchschnittlichen <strong>Holz</strong>bauunternehmen<br />
gut bewältigen. Die Bauaufgabe „Nachverdichtung“ kommt der<br />
kleinteiligen Struktur der <strong>Holz</strong>baubranche sehr entgegen. Um<br />
den berühmten Satz aus „Casablanca“ zu zitieren: Das könnte<br />
der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein!<br />
Herr Langen, herzlichen Dank für das interessante Gespräch.<br />
www.mikado-online.de 13
E<br />
Einführung Stadtentwicklung<br />
„<strong>Holz</strong> eröffnet neue<br />
Handlungsspielräume!“<br />
Metropolen haben eine Vorbildfunktion. mikado fragte deshalb bei der<br />
Münchner Stadtbaurätin Prof. Dr. Elisabeth Merk nach, was sie vom <strong>Holz</strong>bau hält<br />
und welche Rolle er künftig in der Münchner Stadtentwicklung spielt.<br />
Landeshauptstadt München<br />
„Bei der bevorstehenden<br />
Konversion der ehemaligen<br />
Prinz-Eugen-<br />
Kaserne schwebt mir eine<br />
ökologische Mustersiedlung<br />
mit innovativen<br />
<strong>Holz</strong>bauten vor.“<br />
Elisabeth Merk studierte Architektur in Deutschland und<br />
Italien, promovierte und machte das Staatsexamen. Von<br />
1988 bis 1994 war sie in Florenz als Architektin und<br />
Denkmalpflegerin tätig, von 1995 bis 2005 als Stadtplanerin in<br />
München, Regensburg und Halle sowie von 2005 bis 2007 als<br />
Professorin für <strong>Städte</strong>bau und Stadtplanung an der Hochschule<br />
für Technik Stuttgart. Seit 2007 ist sie in München Stadtbaurätin<br />
und leitet dort das Referat für Stadtplanung und Bauordnung.<br />
mikado: Frau Prof. Merk, welche Bedeutung wird der <strong>Holz</strong>bau für<br />
die Münchner Stadtentwicklung haben?<br />
Prof. Dr. Elisabeth Merk: Seine Bedeutung wird hoffentlich<br />
zunehmen. Ich persönlich halte sehr viel von ihm, denn er bietet<br />
viele Vorteile: Er ist nachhaltig. Er ist leicht, was für Aufstockungen<br />
wichtig ist. Er ermöglicht Typologisierung und einen hohen Vorfertigungsgrad,<br />
was die Kosten senkt. Seine Wandstärken bleiben<br />
auch bei einem hohen Wärmedämmstandard noch relativ schlank,<br />
was auch bedeutet: Da ist noch „Luft nach oben“, während wir mit<br />
den konventionellen, verputzten Wärmedämmverbundsystemen<br />
schon eine Grenze erreicht haben dürften. Und noch ein anderer<br />
Aspekt ist sehr wichtig: Die Anmutung des <strong>Holz</strong>es kommt bei<br />
den meisten Menschen gut an. Während meines Studiums war<br />
das Bauen mit <strong>Holz</strong> noch was für „Öko-Spinner“, heute ist es<br />
auch in der Stadt bei den „normalen“ Bauaufgaben angekommen.<br />
Wir haben hier in München-Sendling ein tolles Beispiel mit<br />
der Erneuerung einer 1950er-Jahre-Wohnanlage der städtischen<br />
Wohnungsgesellschaft GWG. Und es gibt hier in München und<br />
in anderen <strong>Städte</strong>n noch viele weitere gute Beispiele. Das hat mit<br />
„Blockhüttenromantik“ nichts mehr zu tun, sondern ist ein neuer<br />
Weg, Qualität in unsere <strong>Städte</strong> zu bringen, eine neue Ästhetik,<br />
eine gestalterische Aufwertung.<br />
Wollen Sie den <strong>Holz</strong>bau auch aktiv fördern?<br />
Ja, das will ich. Auch bei „München MitDenken“, unserem Bürgerbeteiligungsverfahren<br />
zur künftigen Stadtentwicklung, lautete ein<br />
eingereichter Vorschlag: „München profiliert sich als international<br />
führende <strong>Holz</strong>baustadt.“ Der stieß bei den Teilnehmern auf positive<br />
Resonanz und wurde unter die zehn besten Vorschläge gewählt.<br />
Die Idee gefällt auch mir sehr gut und die möchte ich vor allem bei<br />
der Konversion der Prinz-Eugen-Kaserne aufgreifen. Mir schwebt<br />
dort eine ökologische Mustersiedlung mit innovativen <strong>Holz</strong>bauten<br />
vor: rund 500 Wohneinheiten im Plusenergiehaus-Standard.<br />
14 mikado edition 2013
E<br />
Einführung Stadtentwicklung<br />
▴▴Auf dem Gelände der ehemaligen Prinz-Eugen-Kaserne im Münchner<br />
Stadtteil Bogenhausen entstehen demnächst 1800 Wohnungen<br />
GSP Architekten<br />
▴▴Für soziale Nachhaltigkeit sollen ein Bürgerhaus und ein Platz sorgen,<br />
für ökologische Nachhaltigkeit innovative <strong>Holz</strong>gebäude<br />
Wünschen Sie sich den <strong>Holz</strong>bau dort nur oder wollen Sie ihn<br />
ausdrücklich vorschreiben?<br />
Den <strong>Holz</strong>bau vorzuschreiben ist natürlich nicht ganz einfach. Da<br />
brauche ich erst vom Münchner Stadtrat entsprechende politische<br />
Beschlüsse für das Ausschreibungs- und Vergabeverfahren. Andere<br />
Bauweisen völlig auszuschließen geht wohl nicht, aber wir können<br />
die Akteure schon im Vorfeld einbinden und im Rahmen von<br />
Workshops klar und deutlich kommunizieren, dass wir von ihnen<br />
schon bei der Grundstücksvergabe ein überzeugendes Baukonzept<br />
erwarten und dass uns bei dessen Bewertung bestimmte Kriterien<br />
besonders wichtig sind: eine gute Ökobilanz, ein hoher Anteil<br />
nachwachsender Rohstoffe, Demontierbarkeit, Recyclingfähigkeit.<br />
Da stehen die Chancen des <strong>Holz</strong>baus natürlich sehr gut. Wobei<br />
mir auch wichtig wäre, dass das <strong>Holz</strong> zu sehen ist – innen und<br />
außen. Nur so kann die Siedlung verändernd auf das öffentliche<br />
Bewusstsein wirken, die Akzeptanz von <strong>Holz</strong>bauten stärken und<br />
den Wunsch nach noch mehr <strong>Holz</strong>bauten wecken.<br />
Glauben Sie, dass der Münchner Stadtrat Ihr Vorhaben unterstützen<br />
wird?<br />
Ich hoffe es. Um sie zu informieren und zu überzeugen, veranstalten<br />
wir vorher Rundfahrten zu Münchner <strong>Holz</strong>bauprojekten und auch<br />
nach Bad Aibling, wo der erste deutsche Achtgeschosser in <strong>Holz</strong><br />
steht und gerade weitere interessante <strong>Holz</strong>bauten entstehen.<br />
500 Wohneinheiten sind ja ganz schön, aber wenn man das mit<br />
dem gesamten Baugeschehen in München vergleicht, doch eher<br />
bescheiden.<br />
Von den 7000 Wohnungen, die wir jedes Jahr bauen wollen,<br />
können heute noch nicht 6000 in <strong>Holz</strong>bauweise entstehen. Das<br />
scheitert schon daran, dass es dafür gar nicht genügend holzaffine<br />
Architekten und <strong>Holz</strong>bauunternehmen gibt. Die Kapazitätsmöglichkeiten<br />
müssen im Lauf der nächsten Jahrzehnte erst noch<br />
wachsen. Dabei müssen sich sowohl das Angebot als auch die<br />
Nachfrage parallel entwickeln. Und dafür braucht es bei allen<br />
Akteuren einen Bewusstseinswandel: bei den Architekten, bei den<br />
Bauträgern und bei den Bürgern. Und den Bewusstseinswandel<br />
wollen wir im Rahmen unserer Möglichkeiten fördern – beispielsweise<br />
durch den eben erwähnten Umbau der Prinz-Eugen-Kaserne<br />
zur Öko-Mustersiedlung als „Leuchtturmprojekt“. Ich sehe das<br />
größte Potenzial des <strong>Holz</strong>baus aber gar nicht so sehr im Neubau,<br />
sondern in der energetischen Modernisierung unseres Baubestands.<br />
Der Münchner Stadtrat hat schon vor einigen Jahren ehrgeizige<br />
Klimaschutzziele beschlossen und zu deren Umsetzung gibt es<br />
entsprechende Förderprogramme. Die Neubauten betragen ja<br />
weniger als ein Prozent des Baubestands. Das Erreichen unserer<br />
Klimaschutzziele entscheidet sich deshalb im Baubestand und<br />
nicht im Neubau.<br />
„Der Stadtrat beschloss<br />
am 19. März 2013<br />
einen CO 2<br />
-Bonus: Jedes<br />
Kilogramm langfristig<br />
verbautes CO 2<br />
wird mit<br />
30 Cent gefördert.“<br />
Sind die Förderprogramme also nur für die energetische Modernisierung<br />
gedacht?<br />
Nein, wir fördern neben der energetischen Modernisierung an<br />
sich auch speziell das Bauen mit <strong>Holz</strong>. Schon im „Integrierten<br />
Handlungsprogramm Klimaschutz in München“ (IHKM), das<br />
2008 ins Leben gerufen wurde und dessen Fortschreibung der<br />
Münchner Stadtrat am 12. Dezember 2012 beschloss, ist die<br />
Förderung der <strong>Holz</strong>bauweise als Ziel ausdrücklich aufgeführt<br />
und begründet. Und als konkrete Maßnahme zur<br />
Umsetzung der Ziele gibt es ein „Förderprogramm Energieeinsparung“<br />
(FES), das seit dem Stadtratsbeschluss vom<br />
19. März 2013 nun auch einen sog. „CO 2<br />
-Bonus“ beinhaltet:<br />
Jedes Kilogramm langfristig verbautes CO 2<br />
fördert die Stadt<br />
München künftig mit 30 Cent. Ein entsprechendes Konzept und<br />
Berechnungstool hat das „Netzwerk <strong>Holz</strong>bau München“ ent-<br />
www.mikado-online.de 15
E<br />
Einführung Stadtentwicklung<br />
▴▴Siedlungen aus den 1950er- und 1960er-Jahren wie diese im Münchner<br />
Stadtteil Harthof bieten große Potenziale für Nachverdichtungen<br />
Bertram Luftbildverlag / GWG München<br />
Stefan Müller-Naumann / GWG München<br />
▴▴Vorbildlich in <strong>Holz</strong>bauweise saniert und nachverdichtet wurde<br />
eine Wohnanlage der städtischen Wohnungsgesellschaft GWG München<br />
wickelt. Das „Netzwerk <strong>Holz</strong>bau München“ ist ein IHKM-<br />
Projekt, angesiedelt beim Referat für Umwelt und Gesundheit.<br />
Wir wollen allerdings nichts Selbstverständliches<br />
fördern, sondern Innovatives, also das, was den <strong>Holz</strong>bau auch<br />
wirklich voranbringt. Deshalb gibt es gewisse Einschränkungen:<br />
Nicht gefördert werden Dachkonstruktionen, Dachschalungen<br />
und der Innenausbau. Und eine Fassade wird nur dann<br />
gefördert, wenn sie Bestandteil einer neuen Wärmedämmkonstruktion<br />
ist.<br />
Gibt es für Aufstockungen Förderung?<br />
Ja, wir fördern alle Wandkonstruktionen und alle Wärmedämmmaßnahmen<br />
in <strong>Holz</strong>bauweise. Gerade in der Nachverdichtung<br />
kann der <strong>Holz</strong>bau eine wichtige Rolle spielen. Durch seine Leichtig-<br />
keit und auch seine Schnelligkeit bei der Montage hat der <strong>Holz</strong>bau<br />
gerade bei Aufstockungen aber sowieso schon große Vorteile<br />
gegenüber anderen Bauweisen. Er eröffnet hier ganz neue Handlungsspielräume.<br />
Prof. Dietrich Fink kommt in seiner Untersuchung „Qualifizierte Verdichtung“<br />
zum Ergebnis, dass sich allein durch Aufstockungen der<br />
gesamte Münchner Wohnungsbedarf für die nächsten Jahrzehnte<br />
decken ließe. Ist das ein Vorschlag, der ins Stadtentwicklungskonzept<br />
einfließen wird?<br />
Das war mehr ein abstraktes Rechenmodell. In der Realität lässt<br />
sich das meist schwer umsetzen. Gerade die Gründerzeitstadtteile<br />
sind schon sehr dicht bebaut, zudem kleinteilig mit häufig komplizierten<br />
Eigentumsverhältnissen, was umfangreichere Eingriffe<br />
<br />
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16 mikado edition 2013
E<br />
Einführung Stadtentwicklung<br />
in die Bausubstanz äußerst schwierig macht. Deshalb sehe ich das<br />
deutlich größere Nachverdichtungspotenzial in den zahlreichen<br />
1950er-, 1960er- und 1970er-Jahre-Siedlungen, die weniger<br />
dicht bebaut sind und großen Wohnungsunternehmen gehören.<br />
Dort lassen sich Maßnahmen zur energetischen Modernisierung<br />
und Nachverdichtung deutlich einfacher im großen Maßstab<br />
planen und umsetzen. Das kommt der <strong>Holz</strong>bauweise mit der ihr<br />
innewohnenden Möglichkeit zur starken Typologisierung und<br />
dem hohen Vorfertigungsgrad sehr entgegen. Die eingangs schon<br />
erwähnte Wohnanlagenerneuerung in München-Sendling ist<br />
hier ein hervorragendes Beispiel.<br />
Sie setzen also vor allem auf die großen Wohnungsunternehmen.<br />
Was soll im sonstigen Bestand passieren?<br />
Um da wirklich im großen Stil energetisch zu modernisieren,<br />
bräuchten wir ein ganz anderes Handlungsinstrument. Ich plädiere<br />
im Deutschen <strong>Städte</strong>tag und anderswo schon seit Jahren für die<br />
Einführung von „Energetischen Sanierungsgebieten“ – so wie<br />
früher bei der Altstadtsanierung, nur jetzt eben für energetische<br />
Maßnahmen. Die sind ja überall in Deutschland sehr wichtig<br />
und dringend, während Nachverdichtung nur in wenigen prosperierenden<br />
<strong>Städte</strong>n wie München ein großes Thema ist. Wenn<br />
wir solche „Energetischen Sanierungsgebiete“ ausweisen dürften,<br />
dann könnten wir da wesentlich koordinierter vorgehen und ein<br />
ganz anderes Tempo erreichen. Ohne diese Möglichkeit sind wir<br />
auf das Verantwortungsbewusstsein der privaten Hauseigentümer<br />
angewiesen. Auch da gibt es schon viele positive Beispiele. Und ich<br />
hoffe, dass unsere Leuchtturmprojekte – die Prinz-Eugen-Kaserne,<br />
aber auch viele städtische Schul- und Kindergartenprojekte – einen<br />
allgemeinen Bewusstseinswandel bewirken: für die energetische<br />
Modernisierung und für den <strong>Holz</strong>bau.<br />
Frau Prof. Merk, herzlichen Dank für das interessante Gespräch.<br />
▴▴Das Berechnungstool für den CO -Bonus ist von der Website der<br />
2<br />
„Münchner Fachforen“ downloadbar: www.muenchner-fachforen.de →<br />
Downloads → Netzwerk <strong>Holz</strong>bau München. Der entsprechende<br />
Stadtratsbeschluss steht auf der Website des „RatsInformationsSystems“:<br />
www.ris-muenchen.de → StR-Vorlagen/Beschlüsse<br />
natur in architektur<br />
Neben allen wichtigen Massivholzprodukten für den modernen <strong>Holz</strong>bau bietet binderholz<br />
ingenieurmäßige Lösungen, CNC Abbund und technische Beratung.<br />
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E<br />
Einführung Aufstockung<br />
Burkhalter Sumi Architekten<br />
▴▴Vier neue Wohngeschosse auf zweigeschossigem Bürogebäude in Zürich<br />
<strong>Holz</strong> obenauf<br />
Das europäische Forschungsprojekt „smartTES“<br />
befasst sich mit dem Thema „Aufstockung in<br />
<strong>Holz</strong>bauweise“. Es untersucht bauliche Lösungsstrategien<br />
und die in ihnen liegenden Marktpotenziale.<br />
Burkhalter Sumi Architekten / Wolfgang Huss<br />
18 mikado edition 2013
E<br />
Einführung Aufstockung<br />
Derzeit werden in Deutschland drei Viertel aller Bauleistungen<br />
in bestehende Gebäuden investiert, zumindest<br />
im bedeutendsten Sektor: dem Wohnbau. Im <strong>Holz</strong>bau<br />
hat sich das Bauen im Bestand von einem Drittel im Jahr 2004<br />
auf die Hälfte im Jahr 2008 gesteigert und seither auf diesem<br />
Niveau eingependelt. In Bayern sind im Jahr 2012 von allen neu<br />
genehmigten Wohnungen 11,2 % durch den Aus- oder Umbau<br />
bestehender Gebäude entstanden.<br />
Die Tendenz zur „Reurbanisierung“, dem Wachsen von<br />
Großstädten und Ballungsregionen, hält bei etwa konstanter<br />
Gesamtbevölkerung unvermindert an. Dort, wo Wachstum nach<br />
außen begrenzt möglich oder gewünscht ist, nimmt der Bedarf<br />
an baulicher Nachverdichtung zu. Darunter versteht man das<br />
Schließen von Baulücken und die Bebauung bislang ungenutzter<br />
Grundstücke innerhalb bestehender Baugebiete, aber auch die<br />
horizontale und vertikale Erweiterung von Bestandsgebäuden.<br />
Der Begriff hat inzwischen als verbindliche Strategie Eingang<br />
in das Baugesetzbuch (BauGB) gefunden. Dies soll die Attraktivität<br />
der <strong>Städte</strong> erhöhen und Umweltbelastungen durch weitere<br />
Zersiedelung vermeiden.<br />
Aus ökologischer Perspektive betrachtet haben Aufstockungen<br />
mehrfach positive Effekte: Eine Verbesserung des Raumangebotes<br />
macht in vielen Fällen den Erhalt von Bestandsgebäuden und der<br />
Energie, die in diesen gespeichert ist, überhaupt erst möglich.<br />
Sinnvollerweise erfolgt mit der Aufstockung eine Modernisierung<br />
der oftmals energetisch mangelhaften Bestandsfassaden. Der<br />
Baustoff <strong>Holz</strong> ist für solche ganzheitlichen Modernisierungen<br />
prädestiniert. Doch auch ohne Fassadenmodernisierung wird durch<br />
Aufstockung die Kompaktheit der Gebäude erhöht und der obere<br />
Gebäudeabschluss energetisch ertüchtigt – die Energiebilanz des<br />
Gesamtgebäudes verbessert sich wesentlich.<br />
Generell verkürzen sich durch die Verdichtung bestehender<br />
Bebauungen Transportwege von Menschen und Gütern, was die<br />
Umwelt ebenfalls entlastet. In Ballungsgebieten sind Aufstockungen<br />
auch aus ökonomischer Sicht attraktiv, denn die Einnahmen<br />
aus neuen Wohn- und Gewerbeflächen können helfen, die energetische<br />
Sanierung der Bestandsgebäude zu finanzieren.<br />
Foto: Stefan Müller-Naumann / GWG München ı Zeichnung: Kaufmann.Lichtblau.Architekten / Wolfgang Huss<br />
▴▴Wohnanlagenerneuerung in München: neue Fassaden und neues Geschoss<br />
Bauaufgabe<br />
Wer den Begriff der Aufstockung nur damit assoziiert, vorstädtische<br />
Einfamilienhäuser um ein Geschoss zu erweitern, denkt zu<br />
kurz. Die vertikale Gebäudeerweiterung weist heute eine große<br />
Bandbreite auf: Sie reicht vom untergeordneten Aufbau über den<br />
Dachstuhlersatz, die Erweiterung um ein Geschoss bis hin zur<br />
mehrgeschossigen, übergeordneten Struktur, die zuweilen dem<br />
Bestandsgebäude nur noch die Bedeutung eines Gebäudesockels<br />
zugesteht. Anfangs- und Endpunkt dieser Skala repräsentieren<br />
zwei Projekte des Schweizer Büros „burkhalter sumi architekten“:<br />
Das Penthouse auf der Konzernzentrale eines Unternehmens in<br />
Winterthur ergänzt das Bestandsgebäude um einen exklusiven<br />
Besprechungsbereich mit umlaufender Dachterrasse. In Zürich<br />
wird ein zweigeschossiger Bestandsbau, der nach dem Umbau<br />
Büroräume aufnimmt, um vier neue Wohngeschosse in <strong>Holz</strong>bauweise<br />
erweitert.<br />
Die Planung der Erschließung spielt bei Aufstockungen eine<br />
zentrale Rolle. Bestehende Treppen- und Aufzugsanlagen lassen<br />
sich erhalten und erweitern, wenn sie die Anforderungen an<br />
Brandschutz und gegebenenfalls Barrierefreiheit weiterhin erfüllen<br />
können. Falls eine Aufstockung die Einordnung des Gesamtgebäudes<br />
in eine höhere Gebäudeklasse auslöst, ist diesen Punkten<br />
besondere Aufmerksamkeit zu widmen. In anderen Fällen kann es<br />
auch sinnvoll und notwendig sein, die bestehende Erschließung<br />
rückzubauen und ein neues, barrierefreies Erschließungssystem<br />
für das Gesamtgebäude zu erstellen. Beispielhaft dafür steht die<br />
Nachverdichtung einer Wohnsiedlung aus den 1950er-Jahren<br />
in München-Sendling durch „Kaufmann.Lichtblau.Architekten“.<br />
Hier wurde die Aufstockung mit der Fassadenmodernisierung in<br />
vorgefertigter <strong>Holz</strong>rahmenbauweise kombiniert, die bestehende<br />
www.mikado-online.de 19
E<br />
Einführung Aufstockung<br />
Foto: Bruno Klomfar ı Zeichnung: Architekten Hermann Kaufmann / Wolfgang Huss<br />
Spänner-Erschließung durch neue Laubengänge, Treppenhäuser<br />
und Aufzüge ersetzt und so die uneingeschränkte Benutzbarkeit<br />
des Gebäudes langfristig gesichert.<br />
Aufstockungen können die gleiche Nutzung wie der Bestand<br />
beherbergen, aber auch unabhängig von diesem funktionieren. Ein<br />
Beispiel für den Ansatz „multi use“ befindet sich im österreichischen<br />
Dornbirn, wo auf einem bestehenden Kaufhaus mit aufgesetztem<br />
Parkgeschoss eine eigenständige Wohnwelt, erschlossen durch ein<br />
zweigeschossiges Atrium, entstand. Diese Art, bestehende Gebäude<br />
neu zu denken und bestehenden Raumbedarf unkonventionell zu<br />
decken, ist durchaus zukunftsweisend.<br />
Vor allem in wachsenden Ballungszentren wird auf den durch<br />
Zuzug verursachten Druck mit Nachverdichtung reagiert. Viele<br />
Wohnsiedlungen aus den 1950er- und 1960er-Jahren bieten dafür<br />
große Potenziale. Sie weisen oft – dem damaligen Leitbild „Licht,<br />
Luft und Sonne“ folgend – eine geringe bauliche Dichte auf, haben<br />
aber eine inzwischen attraktive Lage in Zentrumsnähe. Schulen<br />
haben eine hohe Standortbindung, müssen aber auf Änderungen<br />
von Schülerzahl, Organisation und pädagogischen Konzepten<br />
reagieren können. Betriebe sehen sich ebenfalls häufig rasch<br />
▾▾Zweigeschossige Wohnanlage auf einem Kaufhaus in Dornbirn<br />
▴▴Penthouse auf einer Konzernzentrale in Winterthur<br />
wachsendem Raumbedarf gegenüber. Auf die Modernisierung im<br />
laufenden Betrieb oder in kurzen Ferienzeiten sind alle genannten<br />
Gebäude angewiesen. Hierin besteht ein großes Potenzial für den<br />
auf maximale Vorfertigung ausgelegten <strong>Holz</strong>bau.<br />
Bauprozess<br />
Häufig sind Aufstockungen aus statischen Gründen nur als<br />
leichte <strong>Holz</strong>konstruktionen möglich. Das Maß an Eingriffen in<br />
den Bestand, der Grad der Vorfertigung und die Qualität der<br />
Bauprozessplanung entscheiden über die Sinnhaftigkeit der<br />
Erweiterung unter laufendem Betrieb. Gängige Praxis ist die<br />
Aufstockung bei laufendem Betrieb des Bestandsgebäudes. Die<br />
Möglichkeiten der Prozessoptimierung werden dabei meist noch<br />
nicht voll ausgeschöpft.<br />
Um die Bauphase zu verkürzen und damit dem Nutzer einen<br />
erheblichen Vorteil zu sichern, müssen vorher Zeit und Geld<br />
für eine penible Bestandsaufnahme aufgewendet werden. Diese<br />
umfasst eine Analyse der bestehenden Tragstruktur bis hin<br />
zu Fundamenten und Bodenbeschaffenheit, die Erfassung der<br />
Bestandsgeometrie durch ein detailliertes verformungsgerechtes<br />
Aufmaß, eine Inventur der haustechnischen Anlagen und<br />
Foto: Heinrich Helfenstein ı Zeichnung: Burkhalter Sumi Architekten / Wolfgang Huss<br />
20 mikado edition 2013
E<br />
Einführung Aufstockung<br />
Leitungen und die Untersuchung der obersten Geschossdecken<br />
auf ihre bauphysikalischen Eigenschaften hin. Werden diese<br />
Erkenntnisse vor dem Beginn des Montageprozesses vollständig<br />
zusammengetragen, kann der Vorfertigungsgrad sehr weit<br />
betrieben werden. Eine denkbare Strategie wäre beispielweise,<br />
kleinere, hochinstallierte Bereiche wie Bäder und Küchen als<br />
Raumzellen gut transportierbarer Größe vorzusehen und mit<br />
flächigen, komplett vorgefertigten Wand- und Dachelementen für<br />
die Konstruktion größerer Räume zu kombinieren.<br />
Die kritische Bauphase beginnt mit dem Abbruch des bestehenden<br />
Dachs und endet mit der Wiederherstellung der wasserführenden<br />
Schicht. Bei Flachdachgebäuden kann unter Umständen<br />
das bestehende Flachdach als Notabdichtung dienen. Bei Steildachgebäuden<br />
ist es häufig möglich, eine Notabdichtung auf der<br />
Ebene der obersten Geschossdecke noch vor Abbruch der Dachkonstruktion<br />
einzubringen. Ist der Montageprozess entsprechend<br />
schnell, kann im Optimalfall auf aufwendige Wetterschutzdächer,<br />
die im Neubaubereich nicht üblich sind, verzichtet werden.<br />
Bautechnik<br />
Das volle Spektrum von <strong>Holz</strong>konstruktionssystemen findet bei<br />
Aufstockungen Anwendung. Der <strong>Holz</strong>rahmenbau ist die mit<br />
großem Abstand vorherrschende Konstruktion. Sein geringes<br />
Eigengewicht sowie die Eigenschaft, Trag- und Dämmschicht in<br />
einer Ebene zu vereinen, sind die Hauptgründe dafür.<br />
Das strukturelle Verhältnis von Bestand und Erweiterung kann<br />
ganz unterschiedlich sein. Ist das Raumgefüge der Erweiterung<br />
adaptierbar an die Tragstruktur des Bestandes, sind bei den<br />
bestehenden Installationen Platzreserven vorhanden und die<br />
Schachtanordnung geeignet, um die Aufstockung zu versorgen,<br />
dann können Lastabtragung, Erschließung und Installationsführung<br />
des Bestandes bestenfalls aufgenommen und fortgeführt<br />
werden. Die Aufgabe kann aber auch erfordern, dass sich die<br />
Erweiterung strukturell vom Bestand löst.<br />
Eine gewisse Freiheit in der Grundrissgestaltung lässt sich<br />
erreichen, indem man für die neue Deckenkonstruktion über dem<br />
Bestand eine ausreichende Aufbauhöhe vorsieht. In dieser Schicht<br />
können dann notwendige Lastumlenkungen und der Horizontalverzug<br />
von Sanitärleitungen bewerkstelligt und so Wände und<br />
Sanitärgegenstände unabhängig vom Bestand angeordnet werden.<br />
Wird parallel zur Aufstockung die Fassade mit vorgefertigten<br />
<strong>Holz</strong>rahmenelementen modernisiert, können die Installationsleitungen<br />
in der Modernisierungsfassade weitergeführt werden,<br />
sodass der Bestand ganz von dieser Aufgabe entbunden und der<br />
Nutzer weniger beeinträchtigt wird.<br />
Die Vision der „smarten Gebäudehülle“, die sich als energetisch<br />
ertüchtigender und zusätzlichen Nutzraum schaffender Mantel um<br />
Bestandsgebäude legt, hat architektonischen Reiz und bietet ein<br />
attraktives Betätigungsfeld für moderne <strong>Holz</strong>baubetriebe.<br />
<br />
Wolfgang Huß, München ▪<br />
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E<br />
Einführung Genehmigungsverfahren<br />
Kommunikation<br />
statt Konfrontation<br />
Der Brandschutz ist in den Genehmigungsverfahren für mehrgeschossige<br />
<strong>Holz</strong>bauten ein zentrales Thema. Deshalb ist es sinnvoll, sich mit den<br />
zuständigen Behörden schon in der Vorplanungsphase eng abzustimmen.<br />
Frühzeitig, möglichst bereits im Rahmen der Vorplanung<br />
von Bauvorhaben, für die die Regelungen und Anforderungen<br />
der „Muster-Richtlinie über brandschutztechnische<br />
Anforderungen an hochfeuerhemmende Bauteile in <strong>Holz</strong>bauweise“<br />
(M-HFH<strong>Holz</strong>R) gelten, sollten der Bauherr, der Architekt und der<br />
Brandschutzfachplaner den Kontakt mit der zuständigen Bauaufsichtsbehörde<br />
und der für den vorbeugenden Brandschutz zuständigen<br />
Dienststelle der örtlichen Berufsfeuerwehr suchen. Das<br />
erzeugt Verständnis und Vertrauen sowie in der Folge Planungssicherheit<br />
für alle Beteiligten.<br />
▴▴Ergebnis erfolgreicher Kommunikation mit der Bauaufsicht in Berlin:<br />
das erste siebengeschossige <strong>Holz</strong>gebäude in Deutschland,<br />
fertiggestellt im März 2008 in einer Baulücke im Stadtteil Prenzlauer Berg<br />
Architekten Kaden Klingbei<br />
Vorgespräch als Grundlage für Machbarkeitsstudie<br />
In einer ersten Gesprächsrunde mit der Bauaufsicht sollte der<br />
Schwerpunkt auf der Präsentation des Vorhabens liegen und noch<br />
keine Details angesprochen oder diskutiert werden. Das Gespräch<br />
dient unter anderem dazu, belastbar festzustellen, wer die innerhalb<br />
der Bauaufsichtsbehörde für das Verfahren zuständigen<br />
Entscheidungsträger sind. Und die Mitarbeiter der Bauaufsichtsbehörde<br />
erhalten nicht das Gefühl, überfallartig mit einer für<br />
sie bislang mehr oder weniger unbekannten Herausforderung<br />
konfrontiert zu werden.<br />
Nach dem Vorgespräch sollte in der Vorplanungsphase nicht<br />
etwa ein vollständiges Brandschutzkonzept erstellt werden, sondern<br />
in enger Abstimmung zwischen dem Bauherrn, dem Architekten,<br />
dem Brandschutzsachverständigen und gegebenenfalls weiteren<br />
Fachplanern zunächst ein brandschutztechnisches Grobkonzept<br />
im Sinne einer Machbarkeitsstudie. Diese dient als Vorstufe für<br />
das eigentliche Brandschutzkonzept und sollte – um zeit- und<br />
kostenintensive Umplanungen zu einem späteren Zeitpunkt<br />
vermeiden zu können – stichwortartig Aussagen zu folgenden<br />
Sachverhalten enthalten:<br />
▸▸ Zugänglichkeit des Objektes für die Feuerwehr<br />
▸▸ Aufstellflächen für die Feuerwehr<br />
▸▸ Löschwasserversorgung<br />
▸▸ konstruktive Brandschutzmaßnahmen<br />
▸▸ anlagentechnische Brandschutzmaßnahmen<br />
Die Machbarkeitsstudie sollte primär die gegebenenfalls<br />
vorhandenen Abweichungen vom geltenden Baurecht erläutern<br />
und entsprechende Kompensationsmaßnahmen vorschlagen. Weil<br />
solche Maßnahmen erheblichen Einfluss auf Architektur, Statik,<br />
22 mikado edition 2013
E<br />
Einführung Genehmigungsverfahren<br />
Haustechnik und vor allem auf die Baukosten haben können,<br />
ist eine enge Abstimmung zwischen den Gewerken dringend<br />
erforderlich. Sollten keine Abweichungen gegeben sein, da das<br />
Vorhaben in einem Bundesland mit einer Landesbauordnung in<br />
Anlehnung an die Musterbauordnung in der Fassung von 2002<br />
innerhalb der Gebäudeklasse 4 realisiert werden soll, gilt es eben<br />
genau dies festzuhalten.<br />
Im Dialog zum genehmigungsfähigen Konzept<br />
Das Ergebnis der abgestimmten Machbarkeitsstudie ist eine<br />
Vorplanung, die die Wünsche des Bauherrn und des Architekten<br />
weitestgehend berücksichtigt und aus Sicht der Brandschutzsachverständigen<br />
grundsätzlich als genehmigungsfähig eingestuft<br />
wird. Der Brandschutzsachverständige stellt das brandschutztechnische<br />
Grobkonzept im Rahmen der frühzeitigen Abstimmung der<br />
Bauaufsicht und der Feuerwehr vor.<br />
Baurechtliche Abweichungen, deren Genehmigungsfähigkeit<br />
fraglich ist, und die entsprechenden Kompensationsmaßnahmen<br />
lassen sich in den folgenden Gesprächen klären. Wird das Konzept<br />
in Teilen abgelehnt, so bietet es sich an, die aus Sicht der Behörden<br />
erforderlichen Änderungen direkt und persönlich mit den Verantwortlichen<br />
abzustimmen. Die Protokolle der durchgeführten<br />
Besprechungen können später als Anlage zum Brandschutzkonzept<br />
dienen, die nach Abschluss der Vorplanung auf Grundlage der<br />
Machbarkeitsstudie erstellt wird.<br />
Diese Vorgehensweise ist angeraten, da Verlautbarungen von<br />
Behördenvertretern zur Genehmigungsfähigkeit vor Einreichung<br />
der vollständigen Genehmigungsplanung nicht rechtsverbindlich<br />
sind. Eine absolute Planungssicherheit lässt sich zwar auch auf<br />
Grundlage eines Besprechungsprotokolls nicht erzielen, aber es<br />
kann mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden,<br />
dass nach erfolgter Abstimmung keine grundsätzlichen Richtungswechsel<br />
mehr erfolgen.<br />
Zusammengefasst empfiehlt sich also folgende Vorgehensweise:<br />
▸▸ Vorgespräch von Bauherr, Architekt und Brandschutzsachverständigem<br />
mit der Bauaufsicht zur Vorstellung des<br />
geplanten Objektes<br />
▸▸ Anfertigung einer Machbarkeitsstudie durch den Brandschutzsachverständigen<br />
auf Grundlage der Vorplanung<br />
▸▸ Abstimmung der Machbarkeitsstudie zwischen Bauherr,<br />
Architekt, Brandschutzsachverständigem und gegebenenfalls<br />
weiteren Fachplanern<br />
▸▸ Gespräch zwischen Bauaufsichtsbehörde, Feuerwehr und dem<br />
Brandschutzsachverständigen zur Klärung der relevanten<br />
Punkte des Brandschutzes, insbesondere der Abweichungen<br />
▸▸ Verteilung des Besprechungsprotokolls<br />
▸▸ Anfertigung des Brandschutzkonzeptes auf Grundlage der<br />
abgestimmten Machbarkeitsstudie<br />
Wahl des Prüfingenieurs mit Behörde abstimmen<br />
Da mehrgeschossige Bauvorhaben in <strong>Holz</strong>bauweise und Projekte<br />
der Nachverdichtung im städtischen Kontext – z. B. Aufstockungen<br />
oder Baulückenschließungen – alle dem klassischen<br />
Genehmigungsverfahren unter Einbindung eines Prüfingenieurs<br />
für Baustatik unterworfen sind, ist es empfehlenswert, sich mit der<br />
zuständigen Bauaufsicht auch bei der Wahl des zu beauftragenden<br />
Prüfingenieurs abzustimmen.<br />
Gemäß Punkt 6 der M-HF<strong>Holz</strong>R 2004 muss der für das Vorhaben<br />
zuständige Prüfingenieur für Baustatik im Rahmen der Überwachung<br />
ausdrücklich auch die ordnungsgemäße Bauausführung<br />
nach dieser Richtlinie überwachen und bescheinigen. Dazu<br />
sollten die Projektbeteiligten anlässlich der ersten Abstimmung<br />
unter Verweis auf die notwendige Qualifikation des Prüfingenieurs<br />
hinsichtlich von <strong>Holz</strong>bauvorhaben auf Grundlage der<br />
M-HFH<strong>Holz</strong>R 2004 bei der Bauaufsicht anregen, gemeinsam einen<br />
Prüfingenieur – und gegebenenfalls den Prüfingenieur für den<br />
Brandschutz – auszuwählen.<br />
Diese Vorgehensweise wurde unter anderem bei der Errichtung<br />
des Bauprojekts „e3“, des ersten siebengeschossigen <strong>Holz</strong>baus in<br />
Deutschland, aber auch bei anderen Bauprojekten in Berlin zum<br />
Vorteil aller Beteiligten umgesetzt. Die entsprechend kompetenten<br />
Prüfingenieure kennen zum einen die Leistungsfähigkeit der<br />
modernen <strong>Holz</strong>konstruktionen genau, zum anderen sind sie nicht<br />
bereit, angesichts der noch jungen Entwicklung des modernen<br />
mehrgeschossigen <strong>Holz</strong>baus ein wie auch immer geartetes Risiko<br />
in Planung und Ausführung einzugehen. Daher ist es ratsam,<br />
eventuellen Forderungen des Prüfingenieurs zu Sonderprüfungen<br />
mit dem Ziel, die Gebrauchstauglichkeit der Konstruktionen zu<br />
verifizieren, zu entsprechen. Ludger Dederich, Rottenburg ▪<br />
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E<br />
Einführung IBA Hamburg 2013<br />
IBA Hamburg GmbH / bloomimages<br />
▴▴Die IBA Hamburg 2013 will mit zahlreichen innovativen Neubauprojekten den Problemstadtteil Wilhelmsburg aufwerten<br />
Schluss mit Versteckspiel<br />
Erstmals in der 112-jährigen Geschichte der Internationalen Bauausstellung<br />
(IBA) spielt der <strong>Holz</strong>bau eine zentrale Rolle. Im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg<br />
demonstriert er seine Leistungsfähigkeit und darf auch sich selbst zeigen.<br />
Als im Jahr 1901 die Idee einer Internationalen Bauausstellung<br />
(IBA) auf der Darmstädter Mathildenhöhe aus<br />
der Taufe gehoben wurde, sollte damit ein permanenter<br />
Diskurs über Stadterneuerung initiiert werden. Die Einheit von<br />
Kunst, Leben, Natur und Wohnkultur war damals das große Leitbild,<br />
das bis heute kaum an Aktualität verloren hat. Klimafreundliches,<br />
bezahlbares und zukunftsfähiges Bauen steht im Mittelpunkt der<br />
2013 in Hamburg stattfindenden IBA, was in logischer Konsequenz<br />
zu zahlreichen <strong>Holz</strong>bauwerken führte. Der „energetische, soziale<br />
und städtebauliche Umbau der Stadt des 21. Jahrhunderts“ wird<br />
am Beispiel des von der hanseatischen Prosperität abgehängten<br />
Problemstadtteils Wilhelmsburg untersucht. „Smart Material<br />
Houses“ (intelligente Baustoffe), „Smart Price Houses“ (preiswertes<br />
Bauen), „Hybrid Houses“ (flexibles Bauen) und „Water Houses“<br />
(Bauen am Wasser) lauten dabei die Themen.<br />
Woodcube<br />
Erstmals in Europa entstand ein mehrgeschossiges Wohngebäude<br />
in Massivholzbauweise ohne fremdstoffliche Dämmung: der<br />
„Woodcube“. Der vom Stuttgarter Büro „Architekturagentur“<br />
entworfene und mit dem österreichischen Thoma-<strong>Holz</strong>100-System<br />
errichtete 5-Geschosser besitzt 900 m² Wohnfläche und zeigt innen<br />
und außen, woraus er besteht: aus purem <strong>Holz</strong>. Keine Verkleidungen,<br />
keine Folien, keine Chemie. Er erreicht Passivhausstandard<br />
und weist eine besonders positive CO 2<br />
-Bilanz auf, weil eben sehr<br />
viel <strong>Holz</strong> verbaut und bei der Auswahl der sonstigen Baustoffe<br />
sorgfältig auf eine Geringhaltung der „grauen Energie“ geachtet<br />
wurde. Da die tragenden Massivholzbauteile recht dick sind – die<br />
Außenwand 32 cm – überschreiten sie F90 deutlich und machen<br />
eine Verkapselung oder Sprinkleranlage verzichtbar.<br />
Wälderhaus<br />
Die „Schutzgemeinschaft Deutscher Wald“ errichtete das „Wälderhaus“.<br />
Es visualisiert seinen Zweck innen und außen durch<br />
üppige <strong>Holz</strong>oberflächen. Der komplexe Multifunktionsbau dient<br />
dem Bauherrn als Verwaltungssitz sowie als Ausstellungs- und<br />
Seminargebäude. Das integrierte Öko-Hotel wird verpachtet.<br />
Entworfen wurde das Gebäude vom Hamburger Büro „Studio<br />
Andreas Heller Architects & Designers“. Die asymmetrische Form<br />
sorgt dafür, dass es eine kraftvolle Lebendigkeit ausstrahlt. Der<br />
5-Geschosser ist 21 m hoch, beinhaltet 6000 m² Bruttogeschossfläche<br />
und erreicht Passivhausstandard. Auf einen 2-geschossigen<br />
mineralischen Sockel folgen drei Vollgeschosse in Brettsperrholz-<br />
Bauweise. Die unbehandelte Fassade aus Lärchenholz bietet für<br />
Vögel und Insekten vorbereitete Nistplätze. Eine Sprinkleranlage<br />
stellt die Anforderungen an den Brandschutz sicher.<br />
Case Study Hamburg<br />
Ein Baukastensystem liegt dem „Case Study Hamburg“ zugrunde.<br />
Entworfen hat es das Londoner Büro „Adjaye Associates“, für<br />
die Ausführung war das Hamburger Büro „planpark architekten“<br />
zuständig. Das 4-geschossige Gebäude beherbergt neun<br />
24 mikado edition 2013
E<br />
Einführung IBA Hamburg 2013<br />
▴▴Ganz in Massivholzbauweise errichtet ist der 5-geschossige „Woodcube“<br />
▴▴Das 5-geschossige „Wälderhaus“ beeindruckt durch Größe und Form<br />
Wohnungen mit insgesamt 829 m² Wohnfläche. Die vorgefertigten<br />
Basismodule sind um einen Erschließungskern angeordnet und<br />
sowohl horizontal als auch vertikal miteinander verbunden,<br />
sodass unterschiedlich große Geschoss- und Maisonettewohnungen<br />
entstanden. Die kubische Grundform des Bauwerks wird<br />
durch horizontale Bänder in Höhe der Geschossdecken gegliedert,<br />
wirkt aber durch eine lockere Anordnung geschosshoher Fenster,<br />
Loggien und Dachterrassen sehr lebendig. Die Fassade besteht<br />
aus einer Lärchenholzschalung, im Inneren besitzen die Decken<br />
sichtbare <strong>Holz</strong>oberflächen. Sie bestehen aus vorgefertigten <strong>Holz</strong>-<br />
Beton-Verbundelementen, was größere statische Spannweiten<br />
ermöglichte und schallschutztechnisch vorteilhaft ist. Die tragenden<br />
Brettsperrholz-Wände sind verkapselt. Der Energiebedarf<br />
unterschreitet den Standard der EnEV 2009 um 30 Prozent.<br />
Case Study #1<br />
Das „Case Study #1“ wurde vom Hamburger Büro „Fusi &<br />
Ammann Architekten“ entworfen und vom Fertighausanbieter<br />
„Schwörer“ umgesetzt. Der 4-Geschosser bietet Platz für sechs<br />
Eigentumswohnungen. Die vorgefertigten Grundmodule wurden<br />
wie ein Legohaus zusammengefügt. Auch sie sind vertikal und<br />
horizontal zu größeren Einheiten verbunden, was zu individuellen<br />
Wohnungen führt. Die Hybridkonstruktion besteht aus<br />
Stahlbetonelementen und einer vorgehängten <strong>Holz</strong>fassade. In<br />
die großen Innenräume lassen sich nachträglich weitere Trennwände<br />
einbauen. Die Fassade besteht aus schwarzen, horizontal<br />
angebrachten <strong>Holz</strong>lamellen unterschiedlicher Breite, was für ein<br />
markantes Erscheinungsbild sorgt. Der Energiebedarf liegt um fast<br />
die Hälfte unter dem, was die EnEV 2009 vorschreibt.<br />
Ideale Plattform für den <strong>Holz</strong>bau<br />
Zwar geht es der IBA Hamburg primär um Stadtreparatur und<br />
Stadterneuerung, doch ihre mehrgeschossigen <strong>Holz</strong>bauten setzen<br />
vielversprechende und richtungsweisende Akzente. Sowohl die<br />
Fach- als auch die Publikumsmedien werden ab Sommer 2013,<br />
wenn die Bauwerke und Außenanlagen fertiggestellt sind, über<br />
dieses internationale Großereignis ausführlich berichten – und das<br />
nicht nur einmal, sondern mehrmals. „<strong>Holz</strong> ist groß im Kommen“,<br />
lautet die Botschaft, die von hier ausgehen und hoffentlich viele<br />
Nachahmer finden wird. Die IBA Hamburg ist ein Glücksfall für<br />
den modernen <strong>Holz</strong>bau und dürfte große Wirkung entfalten.<br />
<br />
Marc Wilhelm Lennartz, Polch-Ruitsch ▪<br />
Christian Lohfink<br />
IBA Hamburg / Martin Kunze<br />
IBA Hamburg / Martin Kunze<br />
Kay Riechers<br />
▴▴Auf einem Bausystem basiert das 4-geschossige „Case Study Hamburg“ ▴▴Hybridbau mit dunkler <strong>Holz</strong>fassade: das 4-geschossige „Case Study #1“<br />
www.mikado-online.de 25
01<br />
Mehrgeschosser Bad Aibling<br />
Huber & Sohn<br />
26 mikado edition 2013
01<br />
Mehrgeschosser Bad Aibling<br />
<strong>Holz</strong>stadt im<br />
Höhenrausch<br />
Ein ehemaliges Kasernengelände entwickelt das Wohnungswirtschaftsunternehmen<br />
B&O zur „City of Wood“. Hier<br />
entstand Deutschlands erster Achtgeschosser in <strong>Holz</strong>bauweise.<br />
Projekt 01<br />
Mehrgeschosser<br />
Bad-Aibling<br />
Deutschlands erster Achtgeschosser in <strong>Holz</strong>bauweise<br />
ist 25 m hoch. Aus 570 m3 <strong>Holz</strong> entstanden 1740 m2<br />
Geschossfläche. Gebaut wurde er vor allem mit Massivholzelementen,<br />
die das <strong>Holz</strong>bauunternehmen „Huber & Sohn“ in<br />
seinem Werk vorfertigte. Die Montage eines Geschosses dauerte<br />
dann nur zwei Tage.<br />
In Bad Aibling steht das richtungsweisende Projekt auf einem<br />
70 ha großen ehemaligen Kasernengelände der US-Armee. Vor fünf<br />
Jahren hatte das Unternehmen B&O, ein technischer Dienstleister<br />
der Wohnungswirtschaft, das Areal erworben. Seither investierte<br />
es dort: in die Sanierung des Bestands, in Neubauprojekte und in<br />
die Umsetzung eines Nullenergie-Konzepts. Neben Gewerbe- und<br />
Büroflächen entstehen Wohnungen, Schulen und ein Hotel mit<br />
Konferenzzentrum.<br />
Grundrisse für Büros und Wohnungen<br />
Die in dem Areal geplante Nutzungsmischung bildet sich auch in<br />
dem rund 2,6 Mio. Euro teuren Achtgeschosser ab: Die eine Hälfte<br />
enthält Büros, die andere barrierefreie Wohnungen. Die Grundrisse<br />
sind flexibel und erlauben sowohl verschiedene Bürotypen als<br />
auch verschiedene Geschosswohnungstypen mit zwei, drei und<br />
vier Zimmern, die als Zwei- und Dreispänner organisiert sind.<br />
Möglich ist diese Vielfalt durch die Reduzierung der Tragkonstruktion<br />
auf wenige Wände, sodass alle Grundrisse individuellen<br />
Wünschen entsprechend variierbar sind.<br />
Mit einem Heizenergiebedarf von 18 kWh/(m2a) erreicht das<br />
Gebäude fast Passivhausstandard. Mit einer dickeren Außenwanddämmung<br />
wäre natürlich noch ein besserer Wert möglich<br />
gewesen, doch dann hätte die Zulassung deutlich länger gedauert<br />
und es wären unverhältnismäßig hohe Zusatzkosten entstanden.<br />
Für Warmwasser und Heizwärme sorgen eine Solarthermieanlage,<br />
eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und ein Anschluss<br />
an eine große zentrale Hackschnitzelheizanlage, die das gesamte<br />
Gelände versorgt. Mit einem nachträglich auf dem Dach anzubringenden<br />
Windrad und einer nachgerüsteten Wärmepumpe ließe<br />
sich Plusenergiestandard erzeugen.<br />
B&O Wohnungswirtschaft<br />
Das Gebäude basiert auf einem Bausystem, das vom Planungsteam<br />
der Münchner Büros „Schankula Architekten“<br />
und „bauart Konstruktion“ entwickelt wurde, unterstützt vom<br />
<strong>Holz</strong>bauunternehmen „Huber & Sohn“, Forschern der Technischen<br />
Universität München, der Hochschule Rosenheim und<br />
dem Rosenheimer „Institut für Fenstertechnik“ (ift). Gemeinsam<br />
entwickelten die Experten innovative Konzepte in den Bereichen<br />
Statik, Brandschutz und Schallschutz, in denen bisher kaum<br />
bauaufsichtliche Zulassungen für mehrgeschossige <strong>Holz</strong>bauten<br />
existieren – und die nun hier erstmals zum Einsatz kamen.<br />
▴▴Mit dem Viergeschosser „<strong>Holz</strong> 4“ (vorn) ging es auf dem Kasernenareal<br />
im Jahr 2010 los. Seit 2011 steht gleich nebenan der Achtgeschosser „<strong>Holz</strong> 8“<br />
www.mikado-online.de 27
01<br />
Mehrgeschosser Bad Aibling<br />
▴▴Den 2012 durchgeführten Architekturwettbewerb für die „City of Wood“ gewann in der Kategorie „<strong>Städte</strong>bauliches Konzept“ der Entwurf der<br />
Arbeitsgemeinschaft von Matteo Thun und Hermann Kaufmann. Die Bauarbeiten zur Realisierung der zahlreichen <strong>Holz</strong>bauten haben schon begonnen<br />
Hohe Auflagen beim Brandschutz<br />
Die Statik des Bauwerks definiert die Giebelwände und die Innenwände<br />
der Schmalseiten als tragend und legt so die Spannrichtung<br />
der Decken fest. Das in Stahlbeton errichtete Treppenhaus dient<br />
als Aussteifung. Darüber hinaus gibt es eine Reihe aussteifender<br />
Innenwände, die wie die Giebelwände als Scheiben ausgebildet<br />
sind. Wegen der von unten nach oben abnehmenden Lasten<br />
reduziert sich auch die Dicke der Wandkonstruktionen nach oben:<br />
von 18 cm im Erdgeschoss auf 10 cm im obersten Geschoss. Die<br />
vorgefertigten Wandelemente wurden von „Huber & Sohn“ bereits<br />
mit eingebauten Fenstern sowie aufgebrachten <strong>Holz</strong>schalungen<br />
und Putzträgerplatten angeliefert. „Lediglich verputzt werden<br />
musste noch auf der Baustelle“, erzählt Josef Huber, der geschäftsführende<br />
Gesellschafter des <strong>Holz</strong>bauunternehmens.<br />
Aus Brandschutzgründen bestehen das Treppenhaus und die<br />
Laubengänge, die die Einheiten erschließen, aus Stahlbeton. Das<br />
Treppenhaus musste zudem einen mineralischen Putz erhalten. Der<br />
im Freien liegende Erschließungsweg begünstigt außerdem einen<br />
rauchfreien Treppenraum – eine unbedingte Forderung des Brandschutzes.<br />
Darin integrierte Trockensteigleitungen sowie funk- oder<br />
drahtvernetzte Rauchmelder in den Wohn- und Büroeinheiten sind<br />
weitere Kompensationsmaßnahmen, die notwendig waren, um die<br />
Tragkonstruktion komplett in <strong>Holz</strong> ausführen zu dürfen.<br />
Umfangreiche Großbrandversuche waren diesem Bau der<br />
Gebäudeklasse 5 vorangegangen. Im Endergebnis konnte das<br />
<strong>Holz</strong>bauunternehmen für die Innen- und Außenwände ein<br />
allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis erwirken und für<br />
andere Wandtypen Gutachten, die durch Zustimmung im Einzelfall<br />
von der Obersten Baubehörde im Bayerischen Innenministerium<br />
genehmigt wurden. Auf der damit festgelegten Basis mussten<br />
sämtliche verwendeten, tragenden <strong>Holz</strong>bauteile in der Feuerwiderstandsklassifikation<br />
F90–B+K260 ausgeführt werden.<br />
Die Massivholzwände bestehen aus einem Vollholzkern, der<br />
beidseitig mit Gipsfaserplatten gekapselt wurde, um den Brandschutzanforderungen,<br />
aber auch der Statik zu genügen. Entkoppelte<br />
Vorsatzschalen aus Gipskartonplatten sorgen bei den Wohnungstrennwänden<br />
für ausreichenden Schallschutz. Die Verbindung<br />
erfolgt mit Direktschwingabhängern, an denen die C-Profile der<br />
Trockenbauunterkonstruktion befestigt sind. Die Außenwände<br />
sind mit 24 cm Steinwolle gedämmt. Der Schmelzpunkt dieses<br />
Dämmmaterials liegt bei über 1000 °C, trotzdem war noch eine<br />
Zustimmung im Einzelfall nötig, da Vollwärmeschutzsysteme im<br />
Regelfall auf 20 cm Dicke begrenzt sind.<br />
Weil die Fassade zu großen Teilen aus <strong>Holz</strong> besteht und nur<br />
stellenweise durch Putzflächen ergänzt wird, galt hier dem Brandschutz<br />
ebenfalls ein besonderes Augenmerk. Die geschlossene<br />
<strong>Holz</strong>außenwandbekleidung mit Nut und Feder dient dem Zweck<br />
des höheren Brandwiderstands. Um einen eventuellen Brandüberschlag<br />
an der Fassade zu verhindern, wurden in Höhe der<br />
Geschossdecken zudem 1,5 mm dicke Stahlbleche eingezogen.<br />
Diese unterbrechen den Luftzwischenraum, ragen rund 3 cm vor<br />
die Fassadenfläche und würden die Ausbreitung eines Brandes<br />
an der Außenfront ausreichend behindern.<br />
Die Decken bestehen aus fünflagigem Brettsperrholz, das<br />
größtenteils mit Gipsplatten doppelt beplankt ist. In den Wohnräumen<br />
erlaubt eine Ausnahmegenehmigung sichtbare <strong>Holz</strong>decken.<br />
Luft- und Trittschallschutz sind durch einen insgesamt<br />
20 cm hohen Deckenaufbau mit Splittschüttung, Trittschalldämmung<br />
aus mineralischem Dämmstoff und Trocken- oder<br />
Zementestrich garantiert. Dieser Aufbau stellt zudem auf der<br />
28 mikado edition 2013
01<br />
Mehrgeschosser Bad Aibling<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Matteo thun & hermann kaufmann / B&O Wohnungswirtschaft<br />
Treffen Sie uns<br />
Hannover, 6.-10.5.13, Halle 15 | Stand E 18<br />
Deckenoberseite den Brandschutz sicher. Um die Rauchdichtheit<br />
zwischen den Geschossen zu gewährleisten, wurden in den Decken<br />
und im Anschlussbereich zu den Innenwänden diffusionsoffene<br />
Fassadenbahnen eingebaut.<br />
Großer Ehrgeiz beim Schallschutz<br />
In puncto Schallschutz wollte der Bauherr B&O bei seinem<br />
Prestigeprojekt nicht nur die gesetzlichen, sondern die erhöhten<br />
Anforderungen der VDI 4100 Schallschutzstufe II berücksichtigen.<br />
Gemeinsam legte das Bauteam die Luftschalldämmung zwischen<br />
den Wohnungen auf 56 statt 53 dB fest und den Trittschallpegel<br />
auf 46 statt 53 dB. Da die Bauweise mit Massivholzelementen<br />
nicht in den Beispielkatalogen der DIN 4109 abgedeckt ist und<br />
sich schalltechnisch auch anders verhält, musste hierfür das<br />
ift Rosenheim spezielle Wand- und Bodenaufbauten ermitteln.<br />
Diese gehen auch auf Problempunkte ein und bieten Lösungen<br />
für eine möglichst geringe Flankenübertragung. Der ähnlich<br />
konstruierte Viergeschosser, mit dem B&O in Bad Aibling seine<br />
Serie innovativer <strong>Holz</strong>bauprojekte begann, konnte die Zielwerte<br />
vollständig einhalten.<br />
Mit dem Achtgeschosser ist der Ehrgeiz von B&O noch lange<br />
nicht befriedigt. Ganz im Gegenteil: Er war nur ein spektakulärer<br />
Anfang. Das deutschlandweit agierende Wohnungswirtschaftsunternehmen<br />
ist von den Vorteilen des <strong>Holz</strong>baus so überzeugt,<br />
dass es ganz auf ihn setzt und damit einen deutlichen Vorsprung<br />
zu seinen Mitbewerbern erlangen möchte. Die „City of Wood“<br />
in Bad Aibling dient ihm als Experimentierfeld, um wertvolle<br />
Erfahrungen zu gewinnen, die für Bestandserneuerungen und<br />
Nachverdichtungen in größeren <strong>Städte</strong>n wichtig sind.<br />
„Follow your instinct“ – so lautet für uns das Leitmotiv<br />
jeder Produktentwicklung. Die neue Handkreissäge<br />
K 85 zeigt, was das bedeutet. Mit ihrer Flexibilität,<br />
ihrer Performance und ihrem hohen Anwendungskomfort<br />
ist sie hervorragend auf die kommenden Anforderungen<br />
im <strong>Holz</strong>handwerk vorbereitet: auf eine<br />
Zukunft, in der <strong>Holz</strong> für Sie und Ihr Werkzeug nur einer<br />
von mehreren Werkstoffen ist. Kurz: Mit dem instinktiven<br />
Griff zur K 85 wird es für Sie noch leichter, in jeder<br />
Situation einen guten Job zu machen. Mehr unter<br />
www.mafell.de/k85<br />
christine Ryll, München ▪<br />
www.mikado-online.de
02<br />
Mehrgeschosser Dornbirn<br />
Projekt 02<br />
Mehrgeschosser<br />
Dornbirn<br />
Norman a. müller / Cree<br />
30 mikado edition 2013
02<br />
Mehrgeschosser Dornbirn<br />
Nachhaltig<br />
nach oben<br />
Hochhäuser und Nachhaltigkeit<br />
erschienen bisher als<br />
Widerspruch. Das ist nun anders.<br />
In Dornbirn entstand ein<br />
Achtgeschosser in <strong>Holz</strong>bauweise<br />
mit Passivhausstandard.<br />
Zwei Megatrends bestimmen das künftige Baugeschehen:<br />
Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sowie Urbanisierung.<br />
Die Urbanisierung ist dabei eine Konsequenz aus dem ersten<br />
Megatrend, denn je dichter die Menschen zusammenrücken, desto<br />
mehr Wege lassen sich zu Fuß bewältigen und desto effizienter<br />
wird ein öffentliches Nahverkehrssystem. Der österreichische<br />
Baukonzern Rhomberg, der bis vor wenigen Jahren mit <strong>Holz</strong>bau<br />
nicht viel am Hut hatte, stellte sich den Herausforderungen<br />
der Zukunft und entwickelte mit einem hochkarätig besetzten<br />
Team ein ambitioniertes Bausystem, das er weltweit vermarkten<br />
will: den „LifeCycle Tower“ (LCT) mit bis zu 30 Geschossen. Im<br />
vorarlbergischen Dornbirn entstand Anfang 2012 der erste achtgeschossige<br />
Prototyp: der LCT One.<br />
Integraler Forschungs- und Planungsprozess<br />
Für die Entwicklung, Realisierung und Vermarktung des LCT<br />
gründete Rhomberg ein Tochterunternehmen: die Cree. Der Name<br />
verweist zum einen auf den nordamerikanischen Indianerstamm<br />
Cree, bekannt für seinen respektvollen Umgang mit der Natur,<br />
zum anderen ist er eine Abkürzung für „Creative Resource &<br />
Energy Efficiency“. 2009 initiierte die Cree das Forschungsprojekt<br />
und engagierte dafür ein interdisziplinär zusammengesetztes<br />
Expertenteam: die Architekten Hermann Kaufmann ZT GmbH, das<br />
Ingenieurbüro Arup, das <strong>Holz</strong>bauunternehmen Wiehag und die<br />
Technische Universität Graz. In einem integralen Planungs- und<br />
Forschungsprozess entstand ein holzbasiertes Baukastensystem,<br />
das verschiedene Gebäudegrundformen und Bauhöhen bis zu<br />
100 m ermöglicht.<br />
Die Entwicklung erfolgte in verschiedenen technischen<br />
Varianten. Ziel war ein möglichst geringer Materialeinsatz und<br />
eine möglichst hohe Funktionalität und Flexibilität. Es zeigte<br />
sich, dass <strong>Holz</strong>-Beton-Verbundlösungen reinen <strong>Holz</strong>-Lösungen<br />
überlegen sind – ein Resultat der hohen Brandschutz- und Schallschutzanforderungen<br />
bei Mehrgeschossern. Deshalb besteht die<br />
Decke aus einer schmalen Stahlbeton-Platte mit unterseitigen<br />
Brettschichtholz-Rippen.<br />
Achtgeschosser als Prototyp für Hochhäuser<br />
Die Genehmigungsbehörden reagierten auf das Bauvorhaben<br />
zunächst zurückhaltend. Im Verlauf der Planungs- und Testphase,<br />
insbesondere durch die Brandversuche an den Deckenelementen,<br />
wuchs das Vertrauen. Um später einmal „echte“ Hochhäuser<br />
bauen zu dürfen, war es „diplomatisch klug“, erst einmal das<br />
norman a. müller / cree<br />
▴▴Das zweigeschossige Foyer empfängt die Besucher mit viel <strong>Holz</strong>.<br />
Die frei im Raum stehenden Stützen haben eine rein dekorative Funktion<br />
www.mikado-online.de 31
02<br />
Mehrgeschosser Dornbirn<br />
▴▴Das 6. und 7. Obergeschoss dienen dem Bauherrn Cree als Firmensitz. Die raumhohen Fenster sorgen für viel Licht, sind dreifachverglast und öffenbar<br />
darko todorovic / adroc.net / cree<br />
achtgeschossige „Fast-Hochhaus“ LCT One zu errichten. Wenn da<br />
alles klappt, ist der Schritt über die Hochhausgrenze nicht mehr<br />
groß und leichter vermittelbar. Die Hochhausgrenze liegt bei 22 m.<br />
Gemeint ist damit die Höhe der Fußbodenoberkante des obersten<br />
Geschosses, denn bis dahin ist das Equipment der Feuerwehr<br />
ausgelegt. Bei Höhen darüber sind zusätzliche Fluchttreppenhäuser<br />
und andere Sicherheitsmaßnahmen notwendig.<br />
Die Entwurfs- und Genehmigungsplan des LCT One dauerte nur<br />
vier Wochen, die Werkplanung weitere sechs Wochen, wobei da<br />
bereits mit Baustellenvorbereitungen und Erdarbeiten begonnen<br />
wurde. Im September 2011 ging es mit den Rohbauarbeiten los,<br />
im Juli 2012 war das Gebäude bezugsfertig. Die spektakulärste<br />
Phase war natürlich der <strong>Holz</strong>rohbau im April 2012.<br />
Ausgeklügeltes Bausystem mit hoher Flexibilität<br />
Der LCT One steht auf einer Grundfläche von 24 × 13 m. Sein<br />
Fundament besteht aus einer wasserundurchlässigen Stahlbeton-<br />
Bodenplatte. Darauf entstand zuerst ein Erschließungskern aus<br />
30 cm dicken Stahlbeton-Wänden mit Anschlussbewehrungen<br />
für die Geschossdecken. Die acht Vollgeschosse ruhen auf 42<br />
Brettschichtholz-Doppelstützen, die in einem Abstand von 2,70 m<br />
in der Fassadenebene liegen. Sie haben gelenkige Verbindungen.<br />
Die Geschossdecken agieren als schubfest verbundene Scheiben<br />
und der Erschließungskern nimmt die Horizontallasten auf. Mit<br />
den Deckenelementen verbunden sind die Doppelstützen über<br />
ein simples Rohr-Dorn-Stecksystem. Durch eine präzise Planung<br />
und Vorfertigung und einen ausgeklügelten Bauteil- und Zeitplan<br />
entstanden pro Tag bis zu zwei Geschosse, sodass der wetterfeste<br />
<strong>Holz</strong>rohbau in zehn Tagen fertig war. In konventioneller Stahl- und<br />
Stahlbeton-Bauweise hätte es etwa sieben Wochen gedauert.<br />
<strong>Holz</strong>-Beton-Verbund löst Brand- und Schallschutz<br />
Ein Spezifikum sind die <strong>Holz</strong>-Beton-Verbund-Rippendecken. Sie<br />
bestehen aus Brettschichtholz-Trägern und einer 80 mm dünnen<br />
Betonschicht. Wie bei den Fassadenstützen blieb auch hier das<br />
<strong>Holz</strong> sichtbar. Zwischen den Rippen ist die Haustechnik integriert:<br />
Heiz- und Kühlmodule, Lüftungs-, Sprinkler- und Beleuchtungssysteme.<br />
Die Geschosse selbst sind stützen- und wandfrei, sodass<br />
1. Tag 2. Tag 3. Tag 4. Tag<br />
32 mikado edition 2013
02<br />
Mehrgeschosser Dornbirn<br />
Steckbrief<br />
▴▴Im 1. Obergeschoss informiert eine Ausstellung über den LifeCycle Tower<br />
norman a. müller / cree<br />
Bauprojekt:<br />
LifeCycle Tower One ı A-6850 Dornbirn ı www.cree.at<br />
Bauherr:<br />
Cree GmbH ı A-6900 Bregenz ı www.creebyrhomberg.com<br />
Bauweise: Mischbauweise (Brettschichtholz/Beton)<br />
Bauzeit: September 2011 bis Juli 2012<br />
Bruttogeschossfläche: 2319 m²<br />
Nettonutzfläche: 1765 m²<br />
Baukosten: 2,5 Mio. Euro ı 1417 Euro/m²<br />
Heizenergiebedarf: 13 kWh/(m²a)<br />
Architektur:<br />
Architekten Hermann Kaufmann ZT GmbH<br />
A-6858 Schwarzach ı www.hermann-kaufmann.at<br />
sich jedes mit Trockenbauwänden individuell aufteilen lässt.<br />
Aus Brandschutzgründen sind die einzelnen Geschossebenen<br />
systemisch voneinander getrennt. Ein Stahlbeton-Randbalken der<br />
Decken unterbricht die Brettschichtholz-Fassadenstützen auf jeder<br />
Etage. Das verhindert, dass sich bei einem Brand das Feuer über die<br />
hölzernen Stützen ins nächste Stockwerk rauf- oder runterfressen<br />
kann. Die Befestigung der Hybriddecken am Erschließungskern<br />
erfolgt mit Stahlkonsolen, die durch Gipskarton-Feuerschutzplatten<br />
brandsicher gekapselt sind.<br />
Die Außenwand mit dem innen sichtbaren <strong>Holz</strong>tragwerk hat<br />
eine Stärke von 48 cm und einen U-Wert von 0,12 W/(m2K). Innen<br />
ist die gedämmte Konstruktion mit OSB-Platten verkleidet, die<br />
auch als Dampfsperre dienen, außen mit einer zementgebundenen-<br />
<strong>Holz</strong>faserplatte, auf ihr eine Unterkonstruktion zur Hinterlüftung<br />
und als Wetterschutz recyceltes Aluminium. Die Fenster – über<br />
50 Prozent der Fassade – sind dreifachverglast. So erreicht das<br />
Bauwerk Passivhausstandard. Beim energetischen Versorgungskonzept<br />
setzt der LCT auf einen flexiblen, modularen Aufbau,<br />
der sich an die lokalen Besonderheiten anpassen lässt. So ist<br />
der LCT One ans Nahwärmenetz Dornbirns angeschlossen. Die<br />
Jalousien werden automatisch gesteuert und schützen das Innere<br />
vor Überhitzung und störender Strahlung. Eine vollautomatisierte<br />
Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und permanenter CO 2<br />
-<br />
Messung komplettiert die Haustechnik.<br />
Gute Bilanzen bei CO 2<br />
, Energie, Zeit und Lkw-Verkehr<br />
Der effiziente Einsatz von Energie, Material und Arbeit verbessert<br />
beim LCT die CO 2<br />
-Bilanz im Vergleich zu konventionellen<br />
Stahlbeton-Hochbauten um rund 90 Prozent. Darin enthalten<br />
sind die Emissionen, die durch Herstellung, Transport, Einbau<br />
und Unterhalt in der mit 50 Jahren angesetzten Nutzungsdauer<br />
inklusive Demontage und Materialentsorgung verursacht werden.<br />
Zudem verkürzen das Bausystem und der hohen Vorfertigungsgrad<br />
die Bauzeit deutlich – und damit auch die Zeitspanne zwischen<br />
Grundstückskauf und Gebäudenutzung, zwischen Investition und<br />
Rendite. Die Belastung der Nachbarschaft mit Lärm und Staub<br />
sowie die Belastung der Straßen nimmt ab.<br />
<br />
Marc Wilhelm Lennartz, Polch-Ruitsch ▪<br />
Bilderleiste: Cree<br />
5. Tag 6. Tag 7. Tag 8. Tag<br />
www.mikado-online.de 33
03<br />
Mehrgeschosser Wien<br />
<strong>Holz</strong> wächst<br />
Projekt 03<br />
Mehrgeschosser<br />
Wien<br />
über sich hinaus<br />
Im Rahmen des „Forschungsprojekts 8 +“ hatte sich das Wiener<br />
Büro „Schluder Architektur“ schon 2008 mit dem Thema „Urbaner<br />
<strong>Holz</strong>bau“ beschäftigt. Ab 2011 konnte es beim Neubau der Wohnanlage<br />
an der Wagramer Straße einen 7-Geschosser planen und bauen.<br />
34 mikado edition 2013
03<br />
Mehrgeschosser Wien<br />
Entlang der Wagramer Straße in Wien entstand ein moderner<br />
Siebengeschosser in <strong>Holz</strong>, dessen Höhe aber auf den<br />
ersten Blick nicht auffällt, weil er ungewöhnlich lang ist.<br />
Grundlage des Bauprojekts war ein Bauträgerwettbewerb der Stadt<br />
Wien für geförderten Wohnbau. Dabei arbeiteten Architekten und<br />
Bauträger ihren Entwurf in sechs Wochen bis zur Planungsreife<br />
durch, sodass am Ende alle technischen Details und die Baukosten<br />
feststanden. „Werden die Baukosten überschritten, entfällt<br />
die komplette Förderung“, erklärt Michael Schluder vom Büro<br />
„Schluder Architektur“, das gemeinsam mit dem Büro „Hagmüller<br />
Architekten“ den Wettbewerb gewann.<br />
Der Bauherr, die gemeinnützige Wohn- und Siedlungsgenossenschaft<br />
„Familie“, wollte mit dem Projekt beweisen, dass <strong>Holz</strong> nicht<br />
nur wegen seiner Nachhaltigkeit und positiven Auswirkungen auf<br />
Wohnkomfort und Raumklima ein hervorragender Baustoff ist,<br />
sondern auch hinsichtlich Bauökonomie und konstruktiver Eigenschaften<br />
im großvolumigen Bauen. Als einziges Büro unter den<br />
Wettbewerbsteilnehmern plante „Schluder Architektur“ sechs der<br />
sieben Geschosse in <strong>Holz</strong>bauweise. Für Wien war das ein Novum,<br />
ermöglicht durch neue Richtlinien. Planung, Brandschutznachweise,<br />
Brandversuche und das Genehmigungsverfahren dauerten<br />
fast ein Jahr. Der <strong>Holz</strong>bau stand dann in wenigen Monaten.<br />
Das Gebäude schirmt mit seinen sieben Geschossen das dahinter<br />
liegende Areal von der stark befahrenen Hauptstraße mit unschöner<br />
Nachbarschaft ab. Auf der Rückseite schaffen dreigeschossige<br />
„Finger“ einen sanften Übergang zum angrenzenden Einfamilienhausgebiet<br />
und lassen halb-öffentliche Innenhöfe entstehen, die<br />
an die Tradition der Wiener Höfe anknüpfen. Erschlossen wird die<br />
Wohnanlage über drei Treppenhäuser im Hauptgebäude, in den<br />
ersten drei Geschossen mit Laubengängen, die über Brücken auch<br />
zu den Rückgebäuden führen. In den oberen Geschossen sind die<br />
Treppenhäuser als abgeschlossene Stahlbetonkerne ausgebildet.<br />
Im Hauptgebäude befinden sich 71 Wohneinheiten mit zwei<br />
bis vier Zimmern, in den drei Rückgebäuden jeweils zehn mit<br />
ebenfalls zwei bis vier Zimmern. Wegen der Lärmbelästigung<br />
durch die Straße befinden sich im Erdgeschoss des Hauptgebäudes<br />
ausschließlich Gemeinschaftseinrichtungen.<br />
Aufwendig: Brandschutz im Siebengeschosser<br />
„Weil es sich beim Projekt Wagramer Straße um den ersten<br />
siebengeschossigen Wohnbau aus <strong>Holz</strong> in Wien handelt, mussten<br />
wir in Bezug auf den Brandschutz, die Bauphysik und die Genehmigungsfähigkeit<br />
der Aufbauten neue Wege beschreiten“, erinnert<br />
sich Schluder. Besondere Untersuchungen und Einzelprüfungen<br />
Bruno Klomfar / Fotografie<br />
www.mikado-online.de 35
03<br />
Mehrgeschosser Wien<br />
▴▴Rückseite: Die Fassade ist aufgelockerter, die Farben sind bunter und drei 3-geschossige Anbauten erzeugen Hofsituationen, die in Wien Tradition haben<br />
gehörten ebenso dazu wie ein Brandversuch für den Nachweis,<br />
dass der Wandaufbau aus Brettsperrholz mit Kapselung tatsächlich<br />
unbrennbar ist. Parallel dazu forderte die Behörde die Installation<br />
einer Trockensteigleitung. „Wir haben für die Überprüfung und<br />
Genehmigung der Anlage in etwa den doppelten Zeitaufwand<br />
benötigt, als es normalerweise erforderlich wäre“, zieht der Architekt<br />
Bilanz. Bis dato hatte Wien gemäß den geltenden Richtlinien<br />
lediglich Viergeschosser aus <strong>Holz</strong> erlaubt.<br />
Sicherstes Gebäude Österreichs<br />
„Wir mussten das Schutzziel der Bauordnung, dass zwischen<br />
zwei Wohnungen 90 Minuten Brandwiderstand notwendig sind,<br />
auf 180 Minuten Brandwiderstand erhöhen“, erläutert Schluder.<br />
„Damit ist unser <strong>Holz</strong>bau das brandschutztechnisch am höchsten<br />
abgesicherte Gebäude in ganz Wien.“<br />
Die Tragstruktur des Gebäudes setzt sich aus Scheiben<br />
zusammen, die in einem großzügigen Raster von 6,20 m das<br />
Gebäude untergliedern und somit eine höhere Flexibilität bei<br />
der Innenraumeinteilung ermöglichen. Die Decken bestehen aus<br />
einer <strong>Holz</strong>-Beton-Verbundkonstruktion, die für ausreichenden<br />
Brand- und Schallschutz sorgt. „Wir hatten ursprünglich Fertigteile<br />
vorgesehen, aber der Generalunternehmer hat nachgewiesen,<br />
dass die Vor-Ort-Montage günstiger ist. Die längere Bauzeit blieb<br />
dabei jedoch unberücksichtigt“, berichtet Schluder.<br />
Die Außenwände bestehen aus Brettsperrholz, das sich vom<br />
ersten bis zum siebten Geschoss von 13,2 cm Wandstärke auf<br />
11 cm Wandstärke verjüngt. Innen sind sie zweifach mit Gipskartonbauplatten<br />
in Brandschutzqualität beplankt. Davor sitzt die<br />
5 cm dicke Installationsebene, vor die nochmals eine raumseitige<br />
Beplankung aus Gipskartonplatten gesetzt wurde. So können<br />
Mieter nicht versehentlich durch nachträgliche Installationen in<br />
der Wand deren Brandschutzbeplankung beschädigen. Nach außen<br />
ist der <strong>Holz</strong>bau mit Steinwolle und Dickputz bekleidet. Auch die<br />
tragenden Brettsperrholz-Innenwände wurden beidseitig mit zwei<br />
Lagen Gipskarton in Brandschutzqualität verkleidet und besitzen<br />
eine mit Gipskarton beplankte Installationsebene.<br />
Die Treppenhäuser bestehen aus Stahlbeton. Sie fungieren als<br />
aussteifende Kerne und sind mit dem Erdgeschoss, das aufgrund<br />
der Wiener Bauordnung ebenfalls aus Stahlbeton erstellt wurde,<br />
verbunden. Die Fronten zwischen den Treppenhäusern schließen<br />
im Werk vorgefertigte Fassaden und Wände in <strong>Holz</strong>tafelbauweise.<br />
Dank der Modularbauweise war die gesamte Konstruktion in<br />
nur elf Wochen fertiggestellt. „Beim höheren Baukörper musste<br />
lediglich die Wärmedämmfassade nachträglich angebracht werden,<br />
bei den niedrigeren wurden die Wandelemente bereits inklusive<br />
Außenverkleidung – hier kamen stehende Lärchenschalungen zum<br />
Einsatz, die auf Hinterlüftung montiert wurden – auf der Baustelle<br />
angeliefert“, erzählt Schluder. „Ein Dreigeschosser konnte so in<br />
einer Woche errichtet werden.“<br />
Die Balkone und Loggien wurden wegen der Gefahr des Brandüberschlags<br />
als Betonfertigteile ausgebildet. Weil die Wagramer<br />
Straße stark befahren ist, befinden sich alle Fenster, die Öffnungsflügel<br />
besitzen, im Bereich der Loggien. Deren Glasfronten sind<br />
schalltechnisch abgeschlossen, aber natürlich belüftet.<br />
Insgesamt wurden bei diesem Großprojekt 2400 m3 Brettsperrholz<br />
verarbeitet. Das bedeutet, das darin ca. 2400 t C0 2<br />
gespeichert<br />
sind. Zerlegt man das Gebäude am Ende der Lebensdauer, kann<br />
man die rund 19 Terajoule (5,2 TWh) an eingespeicherter Energie<br />
nutzen und in Strom und Wärme umwandeln.<br />
christine Ryll, München ▪<br />
36 mikado edition 2013
03<br />
Mehrgeschosser Wien<br />
Systemaufbau Wände<br />
Außenwand REI 60/K60<br />
Trennwand REI 60/K60<br />
Dach REI60/K60<br />
tragende Innenwand R60/K60<br />
Trennwand REI 60/K60<br />
Trenndecke REI 60/K60<br />
Trenndecke REI 90<br />
Wohnungsseitig K60<br />
treppenhausseitig K30<br />
Trennwand REI 90<br />
wohnungsseitig K60<br />
treppenhausseitig K30<br />
Feuermauer REI90<br />
mineralisch A2<br />
Außenwand REI90/K60<br />
Erdgeschoss / Treppenhaus<br />
REI90 mineralisch A2<br />
R/REI/EI 60<br />
R/REI/EI 90<br />
R/REI/EI 90<br />
mineralisch A2<br />
[DÄMMSTÄRKE]<br />
Steckbrief<br />
ISOCELL Zellulosedämmung, der<br />
verschnitt- und setzungsfreie Einblasdämmstoff<br />
für Neu-, Ausund<br />
Umbau zeigt die volle Stärke.<br />
Unschlagbar in Verarbeitung<br />
und Qualität!<br />
Bauprojekt: Wohnanlage<br />
„Wagramer Straße“ ı A-1220 Wien<br />
Bauweise: Brettsperrholz<br />
Bauzeit:<br />
Gesamt: August 2011 bis Februar 2013<br />
<strong>Holz</strong>bau: Dezember 2011 bis März 2012<br />
Baukosten: 15 Mio. Euro<br />
Wohnfläche: 8440 m²<br />
Bauherr:<br />
Familie, gemeinnützige Wohnund<br />
Siedlungsgenossenschaft,<br />
Reg.Gen.m.b.H.<br />
A-1070 Wien ı www.sozialbau.at<br />
Architekten:<br />
Bauteil A (7-Geschosser, 6 in <strong>Holz</strong>):<br />
Schluder Architektur ZT-GmbH<br />
A-1010 Wien ı www.architecture.at<br />
Bauteil B (3-Geschosser, 2 in <strong>Holz</strong>):<br />
Hagmüller Architekten<br />
A-1010 Wien ı www.hagmueller.com<br />
Tragwerksplanung:<br />
RWT Plus ZT GmbH<br />
A-1010 Wien ı www.rwt.at<br />
Brandschutz:<br />
BrandRat ZT GesmbH<br />
A-1050 Wien ı www.brandrat.at<br />
Generalunternehmer:<br />
Voitl & Co. Baugesellschaft m.b.H.<br />
A-1200 Wien ı www.voitl.at<br />
<strong>Holz</strong>bau:<br />
Aichinger Hoch-, Tief- und<br />
<strong>Holz</strong>bau GmbH & Co. Nfg KG<br />
A-4844 Regau<br />
www.aichinger-bau.at<br />
WWW.ISOCELL.AT<br />
www.mikado-online.de 37
04<br />
Baulücke Berlin<br />
Fotos: Matthias Broneske<br />
38 mikado edition 2013
04<br />
Baulücke Berlin<br />
Lärchenholz statt Putz<br />
Ursprünglich als reines <strong>Holz</strong>haus geplant, führten die gewünschten<br />
Spannweiten zu einer Tragkonstruktion aus Stahlbeton und Stahl.<br />
Die Fassaden aber sind aus <strong>Holz</strong> und zeigen das auf der Rückseite auch.<br />
Projekt 04<br />
Baulücke<br />
Berlin<br />
Das Wohnhaus im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg bietet<br />
seinen Bewohnern gerade in den oberen Geschossen<br />
einen spektakulären Ausblick, steht es doch am Rand des<br />
sog. „Barnim“, einer eiszeitlich gebildeten Hochfläche, die nach<br />
Süden in Richtung Berlin-Mitte abfällt. Deshalb erhielt es den<br />
wohlklingenden Namen „Wohnen an der Barnimkante“.<br />
Sieben Geschosse sind in Berlin heute sozusagen Standard. Die<br />
Zahl ergibt sich aus der in den Bebauungsplänen festgelegten<br />
Traufhöhe von 22 Metern. Bei mehr Geschossen würden die<br />
Innenräume zu niedrig, bei weniger Geschossen würden mögliche<br />
Nutzflächen verschenkt, was den Preis für jeden Quadratmeter<br />
Wohnfläche erhöht. So erhielt denn auch dieses Bauprojekt im<br />
Vorderhaus sieben Geschosse. Der Seitenflügel, der sich weit in<br />
den dahinter liegenden Hof streckt, ist fünf Geschosse hoch. Im<br />
Erdgeschoss des Vorderhauses befinden sich ein Ladengeschäft,<br />
die Zufahrt zur Tiefgarage und der Zugang zum Treppenhaus.<br />
Das erschließt in den sechs Obergeschossen des Vorderhauses<br />
jeweils eine rund 135 m2 große Wohnung und im Seitenflügel vier<br />
Wohnungen, denn in seinen fünf Geschossen ist eine Wohnung<br />
als Maisonette ausgebildet.<br />
Stützenfreie Großräume erfordern Hybridbauweise<br />
Das Material <strong>Holz</strong> sollte den Charakter des Gebäudes prägen. Das<br />
war der Wunsch sowohl des Bauherrn als auch der Architektin<br />
Susanne Scharabi. Und das passt auch sehr gut zum Lifestyle<br />
des kreativ und ökologisch orientierten Milieus im Bezirk Prenzlauer<br />
Berg. Ursprünglich sollte alles aus <strong>Holz</strong> bestehen, auch die<br />
Tragkonstruktion. Eine Baugruppe wollte hier gemeinschaftlich<br />
ein Zuhause errichten. Doch dann entschloss sich der Grundstückseigentümer,<br />
selbst zu bauen. Als Folge musste sich die<br />
geplante Pioniertat den ökonomischen Erfordernissen anpassen.<br />
Die Baugruppe suchte sich ein neues Grundstück und fand eines in<br />
der Esmarchstraße. Und sie engagierten neue Architekten: Kaden<br />
Klingbeil. Der Rest ist <strong>Holz</strong>baugeschichte.<br />
Hier an der „Barnimkante“ in der Fehrbelliner Straße dauerte es<br />
etwas länger als geplant. Baubeginn war März 2008, Fertigstellung<br />
Juli 2009. Und die Tragkonstruktion wurde nicht in <strong>Holz</strong>-, sondern<br />
in Hybridbauweise ausgeführt: mit Profilstahl und Stahlbeton.<br />
Dadurch wurden große stützenfreie Räume möglich. Trotzdem<br />
wurde es ein „<strong>Holz</strong>haus“: Die Fassade besteht aus <strong>Holz</strong>rahmenbau-<br />
Elementen, zur Straße mit Faserzementplatten, zum Hof mit einer<br />
Lärchenholzschalung bekleidet. Es war also genau umgekehrt wie<br />
beim Kaden-Klingbeil-Bau, wo die Tragkonstruktion aus <strong>Holz</strong> und<br />
die Oberfläche aus klassischem Putz besteht.<br />
Rückwärtige Fassade aus unbehandeltem Lärchenholz<br />
Die rückwärtige Fassade aus Lärchenholz war es, die bei der Baugenehmigung<br />
Probleme bereitete und den Bauablauf verzögerte.<br />
Zwar legte ein Brandschutzkonzept dar, wie konstruktive Maßnahmen<br />
die Brandsicherheit ausreichend gewährleisten können. Doch<br />
die zuständige Bauaufsichtsbehörde überzeugte das noch nicht<br />
und so forderte sie ein weiteres durch eine staatliche Prüfanstalt<br />
erstelltes Gutachten. Bis das fertig war, dauerte es ein wenig.<br />
▴▴Die Straßenfassade ist mit nichtbrennbaren Faserzementplatten bekleidet<br />
www.mikado-online.de 39
04<br />
Baulücke Berlin<br />
▴▴Die horizontal laufenden Aluminiumbleche waren aus Brandschutzgründen notwendig, geben der Fassade aber auch eine angenehme Struktur<br />
▴▴Die große Dachterrasse über dem rückwärtigen Anbau gehört<br />
zur Wohnung im 5. Obergeschoss des siebengeschossigen Hauptgebäudes<br />
Doch dann konnte es losgehen. Die Fassaden bestehen aus<br />
455 m2 <strong>Holz</strong>rahmenbau-Elementen und 339 m2 Lärchenholzschalung.<br />
Das thüringische <strong>Holz</strong>bauunternehmen Hunold fertigte<br />
sie werkseitig vor und montierte sie auch. Auf der Innenseite ist<br />
eine 12,5 mm starke Gipskartonplatte auf einer 22 mm starken<br />
OSB-Platte montiert. Es folgt ein 300 mm starkes Ständerwerk<br />
aus Konstruktionsvollholz (KVH), ausgefacht mit Mineralfaserdämmung.<br />
Die äußere Beplankung bildet eine 10 mm starke<br />
hydrophobierte Kalziumsilikatplatte, darüber auf einer 30 mm<br />
starken Konterlattung die 25 mm starke Lattung aus Lärchenholz.<br />
Alle Hölzer sind chemisch unbehandelt.<br />
Innerhalb der Dämmschicht befinden sich die Hohlräume für<br />
Elektroinstallationen. Sie liegen hinter der inneren Beplankung<br />
und sind luftdicht ausgeführt. Die hochwärmegedämmten Fassadenelemente<br />
besitzten einen Wärmedurchgangskoeffizienten von<br />
nur 0,18 W/(m2K). Die Fenster sind dreifachverglast. Zudem ist<br />
das Gebäude mit einer kontrollierten Be- und Entlüftungsanlage<br />
ausgestattet, deren Wärmerückgewinnungsgrad bei 95 % liegt.<br />
Aufgrund des niedrigen Bedarfs genügt für die Versorgung mit<br />
Heizwärme und Warmwasser eine zentrale Gasbrennwerttherme<br />
mit 60 kW Heizleistung.<br />
Geringe Heizkosten sind natürlich ein gutes Verkaufsargument.<br />
<strong>Holz</strong> findet aber auch aus ästhetischen Gründen in <strong>Städte</strong>n – selbst<br />
oder gerade im „steinernen Berlin“ – immer mehr Akzeptanz.<br />
Architekten wie Susanne Scharabi sammelten hier und bei anderen<br />
Bauprojekten wertvolle Erfahrungen und bereiten so den Weg,<br />
dass künftig Angebot und Nachfrage für den mehrgeschossigen<br />
<strong>Holz</strong>bau steigen und <strong>Holz</strong> in der Stadt selbstverständlich wird.<br />
<br />
Dipl.-<strong>Holz</strong>w. Stephan Klein, Bonn / gh ▪<br />
40 mikado edition 2013
04<br />
Baulücke Berlin<br />
Steckbrief<br />
Wir geben <strong>Holz</strong> eine neue Dimension<br />
Bauprojekt:<br />
Wohn-/Geschäftshaus „Wohnen an der Barnimkante“<br />
D-10119 Berlin ı www.barnimkante.de<br />
Bauweise:<br />
Tragkonstruktion: Stahlbeton, Stahl<br />
Nichttragende Fassade: <strong>Holz</strong>rahmenbau-Elemente<br />
Bauzeit: März 2008 bis Juli 2009<br />
Energiestandard: 40 kWh/(m²a)<br />
Bauträger:<br />
UmBauBüro UBB GmbH & Co. KG<br />
D-10119 Berlin<br />
Architektur:<br />
Susanne Scharabi<br />
D-10119 Berlin ı www.scharabi.de<br />
Statik:<br />
TSB Ingenieurgesellschaft mbH<br />
D-64285 Darmstadt ı www.tsb-ing.de<br />
Brandschutz:<br />
Ingenieurbüro Peter<br />
D-17291 Prenzlau ı www.ingenieur-peter.de<br />
<strong>Holz</strong>bau:<br />
<strong>Holz</strong>bau Hunold GmbH & Co. KG<br />
D-37327 Leinefelde ı www.holzbau-hunold.de<br />
BS-<strong>Holz</strong>bauteile für den Ingenieurholzbau<br />
Gerade und gekrümmte Träger bis 60 m Länge<br />
Bögen, keilgezinkte Rahmen und Sonderformen, CNC-Abbund<br />
Gerades Brettschichtholz aus dem Expressprogramm<br />
Alle Querschnitte bis 1 m Höhe und 18 m Länge<br />
Just-in-time-Lieferung frei Haus<br />
Auf Wunsch abgebunden als montagefertiger Bausatz<br />
Brettsperrholz (X-LAM)<br />
Großformatige, tragende Wand-, Decken- und Dachelemente<br />
für den Wohnungs- und Kommunalbau sowie für den Industrieund<br />
Gewerbebau in Größen bis zu 3,50 m x 18,00 m<br />
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Industriestr. 24·49492 Westerkappeln<br />
Tel +49/5456/93030 · Fax +49/5456/9303 30<br />
info@poppensieker-derix.de<br />
www.mikado-online.de 41
05<br />
Baulücke London<br />
Projekt 05<br />
Baulücke<br />
London<br />
David Grandorge<br />
42 mikado edition 2013
05<br />
Baulücke London<br />
Perfekte Passung<br />
London ist eine der am dichtesten bebauten <strong>Städte</strong> Europas. Freie Baugrundstücke gibt<br />
es hier kaum noch. Investoren müssen lange suchen und Kreativität entwickeln. Eine<br />
Möglichkeit ist die Umnutzung enger Hinterhöfe. Dabei zeigt der <strong>Holz</strong>bau seine Stärken.<br />
Anders als in vielen Gegenden Englands steigt in London<br />
die Nachfrage nach Wohnraum ständig an. Die Greater<br />
London Authority (GLA) verwaltet ihre 32 Stadtbezirke<br />
und rechnet damit, dass die Stadt bis 2031 einen Zuwachs<br />
von 1,5 Mio. Wohnungen haben wird. Das wären 33 000 neue<br />
Wohnungen pro Jahr. Tatsächlich entstehen bisher jedoch nur<br />
etwa halb so viel. Tendenz: fallend.<br />
Um den Wohnungsmarkt kümmert sich in London die öffentliche<br />
Hand kaum. Er wird privaten Investoren überlassen. Die Zahl der<br />
Neubauten erreichte schon in besten Zeiten nicht die nötige Menge<br />
und ist wegen der Finanzkrise weiter geschrumpft. Hinzu kommt,<br />
dass die Baukosten in England die zweihöchsten in Europa sind –<br />
nach Monaco. Und Baugrund ist Mangelware. Selbst Restflächen<br />
gibt es kaum, geschweige denn große Neubaugebiete. So dehnt<br />
sich die Siedlungsfläche immer weiter ins Umland aus.<br />
Fehlender Baugrund zwingt zu neuen Wegen<br />
Um diesem Problem zu begegnen, befassen sich die Architekten des<br />
Londoner Büros SUSD intensiv mit dem Thema „kostengünstige<br />
Wohnbauten“ – und zwar nicht für die „Grüne Wiese“, sondern<br />
für innerständische „Nischen“: für brachliegende Grundstücke in<br />
Hinterhöfen und anderswo. Die zu finden ist nicht einfach, aber<br />
es gibt sie. Oft traut sich nur niemand so richtig an sie heran.<br />
Eine dieser Nischen fand SUSD in Harlesden im Nordwesten<br />
Londons, einem Stadtteil mit „hohem sozialen Konfliktpotenzial“.<br />
2001 hatte er die höchste Mordrate Englands. Das Büro erwarb<br />
2005 den 120 Jahre alten Bestand einer alten Industriebrache,<br />
die wegen ihres schlechten baulichen Zustands nicht mehr nutzbar<br />
war. Direkt von der High Street führt eine 2,59 m schmale<br />
Durchfahrt – der einzige Zugang – zum kleinen Hinterhof mit<br />
hufeisenförmig angeordneten Gebäuden, die alle bis zur Grundstücksgrenze<br />
reichten. Als sie abgerissen wurden, mussten die<br />
Rückwände erhalten bleiben, denn die Nachbarn hatten ihre<br />
Gebäude irgendwann einfach an sie angebaut, ohne selbst eigene<br />
Wände zu errichten.<br />
Unter dem Namen „Highwood Court“ sollten hier neun Häuser<br />
für Familien neu entstehen. Die traditionelle Massivbauweise kam<br />
dabei nicht in Betracht, denn zum einen erschwert die Enge des<br />
Bauplatzes die Lagerung von Baumaterial, zum anderen hätten<br />
Dauer, Lärm und Schmutz die Nachbarn empfindlich gestört.<br />
Die Wahl fiel deshalb auf vorgefertigte <strong>Holz</strong>elemente – per Lkw<br />
angeliefert und in wenigen Tagen montiert.<br />
<strong>Holz</strong> hat in England ein gutes Image. Zudem ist die Reduktion<br />
der CO 2<br />
-Emissionen hier ein wichtiges Thema, denn England<br />
als Insel im Golfstrom befürchtet, die negativen Auswirkungen<br />
des Klimawandels früh und intensiv zu spüren. Die Sorge, dass<br />
Dachgeschoss Obergeschoss Erdgeschoss<br />
www.mikado-online.de 43
05<br />
Baulücke London<br />
▴▴Spannender Moment: Passt der 2,50 m breite Lkw mit den vorgefertigten <strong>Holz</strong>bau-Elementen in die 2,59 m breite Durchfahrt zur Baustelle im Hinterhof?<br />
das Königreich durch den steigenden Meeresspiegel allmählich<br />
versinken oder sich das milde Klima durch eine Veränderung<br />
des warmen Golfstroms plötzlich dramatisch abkühlen könnte,<br />
beschäftigt die Medien und politischen Parteien stark.<br />
Ideale Bebauungslösung war schon da<br />
Die Untersuchung verschiedener Bebauungsformen bezüglich Ausrichtung,<br />
Belichtung, Belüftung und Wohnfläche zeigte, dass die<br />
bestehende Gebäudeform mit Innenhof die beste Lösung darstellte.<br />
Außerdem schreibt das englische Planungsrecht Abstandsflächen<br />
vor, die eine dichtere Bebauung unmöglich machen. Mit der<br />
Fortführung der Bestandsform schufen die Architekten aber auch<br />
ein kommunikatives Ensemble mit dem Innenhof als zentralem<br />
Treffpunkt und Kinderspielplatz.<br />
Engländer lieben Reihenhäuser, und so sind auch die neun<br />
Gebäude vertikal organisiert. Alle Wohneinheiten haben einen<br />
eigenen Eingang und ein eigenes Dach, auch wenn die Grundfläche<br />
im Schnitt nur etwa 35 m² groß ist. Die Haupträume orientieren<br />
sich alle zum Innenhof. Da die Häuser breiter sind als tief, kann<br />
viel Tageslicht eindringen. Sanitäreinheiten und Treppen liegen<br />
in den rückwärtigen Bereichen. Vor die bestehende Außenwände<br />
zu den Nachbarn setzten die Planer neue Massivholzwände. Die<br />
Außentreppen, die unten auch als Sitzgelegenheit dienen, führen<br />
zu einem offenen Wohnbereich im ersten Obergeschoss. Dieser<br />
Gemeinschaftsraum bildet das Zentrum in jedem Haus. Die Zimmer<br />
im Erdgeschoss haben direkten Zugang zum Innenhof, sind als<br />
Kinderzimmer vorgesehen, lassen sich aber auch als Arbeitszimmer<br />
nutzen oder untervermieten.<br />
Der Belichtung und Belüftung von nur einer Seite wirkten<br />
die Architekten durch vertikale Einschnitte in die Kubatur des<br />
zweiten Obergeschosses entgegen. Als kleine Terrassen ausgebildet,<br />
strukturieren sie das Gesamtensemble. Gleichzeitig dringt<br />
dadurch auch mehr Licht in den Innenhof. Und die Terrassen<br />
brachten noch einen weiteren großen Vorteil: Obwohl in England<br />
aus Brandschutzgründen ein offenes Treppenhaus bei einem<br />
dreigeschossigen Haus normalerweise nicht zulässig ist, wurde<br />
es hier trotzdem genehmigt, weil die Feuerwehr zu den oberen<br />
Stockwerken auf die Terrassen anleitern kann.<br />
Zwei Arten von <strong>Holz</strong>elementen<br />
Die <strong>Holz</strong>elemente für die Häuser fertigte und lieferte ein nordrheinwestfälisches<br />
<strong>Holz</strong>bauunternehmen: Becker & Sohn aus Medebach.<br />
SUSD hatte es auf einer Baufachmesse in London kennengelernt<br />
und beauftragte es mit der Planung und Fertigung, nachdem eine<br />
längere Suche in England erfolglos blieb. Englische <strong>Holz</strong>bauunternehmen<br />
konnten die preislichen Vorstellungen und technischen<br />
Anforderungen nicht erfüllen.<br />
Zwei Element-Typen kamen zum Einsatz: für die Außenwände,<br />
Rückwände und Geschossdecken genagelte Bohlenstapel aus<br />
T-förmig gefrästen <strong>Holz</strong>bohlen, deren Hohlräume auch als Kanäle<br />
▴▴Zweimal 4,5 cm „Luft“ reichten. Allerdings brauchte der Lkw-Fahrer<br />
drei Stunden, bis er bei seiner ersten Lieferung hinten angekommen war<br />
SUSD London SUSD London<br />
44 mikado edition 2013
05<br />
Baulücke London<br />
David Grandorge<br />
▴▴Die neue Wohnanlage besitzt eine lebendige Dachlandschaft und fügt sich gut in das kleinteilige Ensemble ihrer deutlich älteren Nachbarschaft ein<br />
für die Elektroleitungen dienten; für die Innenwände kostengünstigere<br />
<strong>Holz</strong>rahmenbau-Elemente. Die Kombination ergab sich<br />
aus dem Wunsch nach sichtbaren <strong>Holz</strong>oberflächen im Inneren.<br />
Das ermöglichten die Bohlenstapel-Elemente ohne zusätzlichen<br />
Aufwand: Rohbau gleich Ausbau. Die verschalten und verputzten<br />
<strong>Holz</strong>rahmenbau-Wände stellen einen optischen Kontrast dar.<br />
Das englische Baurecht fordert eine Brandschutzbeschichtung<br />
für <strong>Holz</strong>oberflächen ohne Bekleidung, doch ein üblicher Anstrich<br />
hätte das <strong>Holz</strong> zugedeckt. Um dies zu vermeiden, stellten die<br />
Planer beim zuständigen „Building Control“ einen Antrag für eine<br />
alternative Lösung. Nach genauer Prüfung aller Details erlaubte<br />
das Amt schließlich, die Bohlenstapelwände raumseitig sichtbar<br />
zu lassen, allerdings unter der Bedingung, sie nach der Montage<br />
mit einem transparenten Brandschutzanstrich zu versehen.<br />
Fertigungs- und fahrtechnische Meisterleistungen<br />
Das <strong>Holz</strong>bauunternehmen entwickelte aus den Architektenplänen<br />
3D-CAD-Modelle, die Grundlage für die Produktion der <strong>Holz</strong>-<br />
Elemente waren. Wegen der Enge des Bauplatzes wurde die<br />
Vorfertigung so weit wie möglich getrieben: mit Fenstern, Türen,<br />
Dampfsperre, Wärmedämmung und vertikaler <strong>Holz</strong>bekleidung.<br />
So musste vor Ort nichts zwischengelagert werden. Um die Passgenauigkeit<br />
der verwinkelten Geometrien zu überprüfen, legten die<br />
<strong>Holz</strong>bauer sämtliche Bauelemente gleich nach ihrer Fertigstellung<br />
erst einmal im Werk aus und testeten sie. Erst danach wurden sie<br />
in genau der Reihenfolge, in der sie später zu montieren waren,<br />
auf die Anhänger gestapelt und nach London geliefert.<br />
Die Anlieferung der <strong>Holz</strong>elemente stellte eine weitere Herausforderung<br />
dar: Der Einfahrtsbereich ist nur 2,60 m breit und<br />
niedriger als ein Lkw-Führerhaus mit Schlafplatz, das für die<br />
Überführung aus Deutschland notwendig ist. Deshalb stationierten<br />
die Planer ein zweites niedrigeres Führerhaus in England, das vor<br />
der Anlieferung das höhere ersetzte. Trotzdem: Bei der ersten<br />
Lieferung rangierte der Lkw-Fahrer drei Stunden, um sein 2,50 m<br />
breites Fahrzeug durch die 2,59 m breite Einfahrt zu schleusen.<br />
45 mm „Luft“ standen ihm also auf jeder Seite zur Verfügung.<br />
Das reichte. Und für die letzte Lieferung benötigte er dann nur<br />
noch elf Minuten.<br />
Im Hinterhof wurden die Elemente direkt vom Lkw auf ihre<br />
Position gehoben und montiert. Die Wandverbinder „Walco V“ von<br />
Knapp ermöglichten einen schnellen und reibungslosen Ablauf.<br />
In nur zwei Wochen stand der Rohbau, während die gesamte<br />
Bauzeit ein knappes Jahr betrug. Das Ergebnis der ruhig gelegenen<br />
Häusergemeinschaft überzeugt die Bewohner und spricht für die<br />
Planungsidee der Architekten. Der <strong>Holz</strong>bau konnte hier sein Potenzial<br />
ausspielen. Harlesden ist um ein schönes Wohnobjekt reicher.<br />
Vielleicht findet SUSD dort noch andere Nischen. Projekte dieser<br />
Art können London und seine Umgebung gut ge<strong>brauchen</strong>.<br />
<br />
Dipl.-Ing. (FH) Susanne Jacob-Freitag, Karlsruhe ▪<br />
Steckbrief<br />
Bauvorhaben:<br />
Wohnanlage „Highwood Court“<br />
9 Wohneinheiten in Hinterhof, Stadtteil Harlesden<br />
GB-London NW10 4SL<br />
Bauweise:<br />
<strong>Holz</strong>rahmen- und Bohlenstapelbauweise<br />
Bauzeit: Dezember 2008 bis Dezember 2010<br />
Nutzfläche: 897 m²<br />
Umbauter Raum: 2342 m³<br />
Bauherr/Projektentwickler/Architekt:<br />
SUSD Ltd.<br />
GB-London W11 1HG<br />
www.susd.co.uk<br />
Ausführung:<br />
<strong>Holz</strong>bau Becker & Sohn<br />
D-59964 Medebach<br />
www.becker.de<br />
www.mikado-online.de 45
06<br />
Baulücke Amsterdam<br />
Projekt 06<br />
Baulücke<br />
Amsterdam<br />
Amsterdam setzt<br />
bei seiner<br />
Stadtentwicklung<br />
auf die gute<br />
alte Parzelle. Eine<br />
davon ist vom<br />
ersten niederländischen<br />
Passivhaus<br />
belegt. Das<br />
„Schwarze<br />
Haus“ (2. v. l.) ist<br />
aus Brettsperrholz<br />
errichtet<br />
46 mikado edition 2013
06<br />
Baulücke Amsterdam<br />
Flammendes<br />
Plädoyer für <strong>Holz</strong><br />
I See For You – Föllmi Photography<br />
www.mikado-online.de 47
06<br />
Baulücke Amsterdam<br />
▴▴Ein mit Stahlseilen von der Decke abgehängter Baumstamm trägt eine<br />
organisch geformte Wohngalerie mit Glasbrüstung<br />
▴▴Der Baumstamm ist entrindet und seine Äste enden erst kurz vor der<br />
Fensterscheibe zum rückwärtigen Garten<br />
Residenz 2.0 nennt Architekt Pieter Weijnen sein ungewöhnliches<br />
<strong>Holz</strong>wohnhaus in Amsterdam. Es steht auf<br />
Steigereiland, einer von sieben künstlich angelegten Inseln<br />
im Osten der Stadt. Der auch als „Schwarzes Haus“ bekannte<br />
Viergeschosser ist in eine typisch niederländische Baulücke mit<br />
6 m Breite und 12 m Tiefe eingepasst. Es ist die weiterentwickelte<br />
Version eines Energiesparhauses, das Weijnen für seine Familie<br />
einige Jahre zuvor gebaut hatte: die Residenz 1.0. Schon diese<br />
galt als Paradebeispiel für den Einsatz nachhaltiger Technologien<br />
und war das „Aushängeschild“ der in den Niederlanden für<br />
energieeffizienten Wohnbau bekannten Faro Architekten. Weijnen<br />
war damals einer von vier Partnern, gründete dann aber mit<br />
Upfrnt ein eigenes Architekturbüro. Die Residenz 2.0 sollte die<br />
Ressourcen- und Energieeffizienz des ersten Hauses übertreffen<br />
und zudem hohe gestalterische Kreativität ausstrahlen.<br />
Brettsperrholz, ein Baum und alte <strong>Holz</strong>pfähle<br />
Als Baumaterial kam vor allem <strong>Holz</strong> zum Einsatz. Passgenau<br />
zugeschnittene Brettsperrholz-Elemente bilden die Hausabschlusswände,<br />
die Innenwände und die Geschossdecken. Das ganze Erdgeschoss<br />
ist eine offene, stützenfreie Wohnküche. Beim Betreten<br />
des „Schwarze Hauses“ steht man sofort mittendrin und staunt<br />
über die räumliche Großzügigkeit. Ein Zwischengeschoss ragt auf<br />
der einen Seite aus der Längswand und liegt auf der anderen auf<br />
einem von der Decke abgehängten Baumstamm – wie auf einer<br />
Schaukel. Der Baum stammt aus der benachbarten Prinsengracht,<br />
wo er wegen Restaurierungsarbeiten am maroden Quai gefällt<br />
werden musste. Als Weijnen das zufällig sah, wollte er ihn sofort<br />
für sein Bauprojekt haben – und bekam ihn.<br />
Bei der Errichtung der Tragstruktur wurden zuerst über zwei<br />
Geschosse hohe Wandtafeln an die Gebäudetrennwände gestellt<br />
und darauf „Decke – Wände – Decke – Dach“ gestapelt und montiert.<br />
Der Baumstamm ist von drei in Deckenebene eingebauten<br />
Stahlträgern abgehängt, die von Längswand zu Längswand<br />
spannen. Da sich die Decken und Wände nur zum Teil selber<br />
aussteifen, kamen zusätzlich zwei alte Balken zum Einsatz: ehemalige<br />
<strong>Holz</strong>pfähle vom Hafen, die dort zum Antauen der Schiffe<br />
dienten. Sie sind vor den Fassaden als diagonale Streben eingebaut<br />
und reichen über zwei Geschosse.<br />
Passivhausstandard durch Hightech-Elemente<br />
Um Passivhausstandard zu erreichen, setzte Weijnen auf<br />
Luftwärmetauscher in Kombination mit einer hochwärmegedämmten<br />
Gebäudehülle mit Dreifachverglasung sowie Vakuum-<br />
Isolations-Paneele (VIP) im Fundament und Aerogeldämmung<br />
in verschiedenen Fassadenbereichen im Dachgeschoss. So ist<br />
▴ ▴„Shou Karamatsu-ban“: Drei Bretter<br />
sind zu einer Röhre zusammengebunden<br />
▴ ▴Eingelegtes Papier bringt sie zum Brennen, sodass<br />
sich innen die gewünschte Kohleschicht bildet<br />
▴Ist die Kohleschicht dick genug, wird die<br />
▴<br />
Verbindung geöffnet und das Feuer gelöscht<br />
48 mikado edition 2013
06<br />
Baulücke Amsterdam<br />
▴▴Die mächtigen <strong>Holz</strong>balken standen früher an einer Schiffsanlegestelle<br />
und steifen nun das Haus in Querrichtung aus<br />
in die Außenwände eine 30 cm dicke <strong>Holz</strong>faserdämmschicht<br />
integriert und die Dachelemente aus Doppel-T-<strong>Holz</strong>trägern sind<br />
mit 40 cm Zellulosedämmung ausgeblasen. Mit einer präzisen<br />
Detailplanung ließen sich Wärmebrücken vermeiden und alle<br />
Wand- und Deckenanschlüsse luftdicht ausführen – bis hin zur<br />
„bestgedämmten Katzenklappe der Welt“.<br />
Ein 2 m unter dem Haus eingebauter Sole-Erdreich-Wärmetauscher<br />
wärmt die Außenluft vor, bevor sie in die Innenräume<br />
strömt. Solarkollektoren und ein Pelletsofen ergänzen die Heizmöglichkeiten.<br />
Alles in allem unterschreitet das Wohnhaus im<br />
Endverbrauch sogar den Passivhausstandard. Um Wärmeenergie<br />
speichern zu können, erhielten einige Wandflächen einen 2 cm<br />
dicken Lehmputz, andere 2,5 cm dicke Lehmbauplatten. Teilweise<br />
wurden dabei auch sog. „Phasenwechselmaterialien“ (PCM –<br />
Phase Change Materials) integriert. Die nehmen Wärme erst ab<br />
einer Temperatur von 23 °C auf, dann aber schlagartig sehr<br />
viel, und geben die gespeicherte Wärme wieder ab, sobald die<br />
Temperatur unter 23 °C fällt. 2,5 cm Lehmbauplatte mit 30 %<br />
Latentwärmespeicher PCM entsprechen dem Wärmespeichervermögen<br />
einer 18 cm dicken Betonwand.<br />
Das Flachdach ist als nutzbare Terrasse gestaltet, dient aber auch<br />
der Energiegewinnung. Zum einen sorgen rund 20 m2 Vakuum-<br />
Röhren-Kollektoren, die in die Brüstungen eingebaut sind, für die<br />
Erwärmung des Brauch- und Heizwassers, das dann in zwei Tanks<br />
gespeichert wird und die Niedertemperatur-Fußbodenheizung<br />
versorgt. Zum anderen erzeugen zwei DonQi-Windturbinen auf<br />
dem Dach elektrischen Strom – in den windreichen Niederlanden<br />
ein effizientes Konzept. 2010 erhielt das Gebäude das Passivhauszertifikat<br />
– das erste in den Niederlanden.<br />
Abgeflammte Lärchenholzbretter für die Fassade<br />
Große, unsymmetrisch verteilte Fenster und schmale, teils über die<br />
gesamte Fassadenbreite laufende Glasbänder geben dem Gebäude<br />
ein unverwechselbares Gesicht. Wo die einzelnen Etagen liegen,<br />
erschließt sich von außen nicht so schnell. Die Scheiben liegen<br />
tief zurückversetzt in der Fassade, sodass die Sonne im Sommer<br />
nicht in die Räume eindringen kann. Manuell zu öffnende Lüftungsklappen<br />
ermöglichen die Zufuhr frischer Luft.<br />
Als Fassadenbekleidung wählte Weijnen Lärchenholzbretter.<br />
Ihre Oberfläche ist abgeflammt – eine Technik, die in Japan eine<br />
lange Tradition hat und vereinzelt heute noch angewendet wird.<br />
Der Vorteil dieser Methode ist, dass die verkohlte obere Schicht<br />
www.mikado-online.de 49
I See For You – Föllmi Photography<br />
▴▴Im Erdgeschoss bilden orange gestrichene Simsbretter zu den verkohlten<br />
Fassadenbrettern einen reizvollen Kontrast<br />
▴▴Nur die Arbeitsgalerie und ein Kinderzimmer besitzen großfläche<br />
Fenster mit weiß gestrichenen Rahmen<br />
das <strong>Holz</strong> konserviert und einen natürlichen Schutz gegen Pilze<br />
und Mikroben bildet. Chemischer <strong>Holz</strong>schutz, ein Farbanstrich und<br />
deren regelmäßige Erneuerung können so komplett entfallen.<br />
Weil die Technik des Shou Karamatsu-ban, also des kontrollierten<br />
Einbrennens von <strong>Holz</strong>brettern, in den Niederlanden – wie wohl<br />
auch im restlichen Europa – völlig unbekannt war, reiste Weijnen<br />
mit seinem Bauunternehmer extra nach Japan auf die Insel<br />
Naoshima. Dort gibt es viele Häuser mit „verkohlten Oberflächen“.<br />
Ihre Bewohner gaben an, dass Shou-Karamatsu-Fassaden 40 bis<br />
80 Jahre ohne Nachbehandlung überstehen. Als rein organisches<br />
Material lassen sich die Bretter am Ende der Lebensdauer des<br />
Hauses nach dem Abriss wieder in den natürlichen Kreislauf<br />
aufnehmen. Die Fassadenbretter flammte der Architekt mit seinem<br />
Bauteam selber. So lange, bis eine 3 bis 4 mm dicke Kohleschicht<br />
vorhanden war. Die japanische Vorgehensweise, je drei Bretter zu<br />
einer dreieckigen Röhre zusammenzubinden und sie mit hineingestecktem<br />
Papier für die gewünschte Verkohlung zu entzünden,<br />
wollte man auf der Baustelle lieber nicht praktizieren, um es sich<br />
nicht mit den zukünftigen Nachbarn zu verscherzen.<br />
<br />
Dipl.-Ing. (FH) Susanne Jacob-Freitag, Karlsruhe ▪<br />
Längsschnitt<br />
Steckbrief<br />
Schlafzimmer Bad Gästezimmer<br />
Kinderzimmer<br />
Technik<br />
Wohngalerie<br />
Kinderzimmer<br />
Arbeitsgalerie<br />
Essküche<br />
Bauprojekt:<br />
Viergeschossiges Stadthaus„Residenz 2.0“/<br />
„Schwarzes Haus“ ı NL-1086 ZV Amsterdam<br />
Bauweise:<br />
Brettsperrholz mit vorgehängten Fassadenelementen<br />
Energiebedarf: Passivhausstandard<br />
Bauzeit: Dezember 2008 bis August 2009<br />
Baukosten: 550 000 Euro<br />
Nutzfläche: 248 m²<br />
Umbauter Raum: 990 m³<br />
Bauherren: Pieter Weijnen & Renske Feikema<br />
Architektur:<br />
Upfrnt – the cooperative for up-architecture<br />
Pieter Weijnen ı NL-1021 JT Amsterdam<br />
www.upfrnt.com<br />
Tragwerksplanung:<br />
Pieters Bouwtechniek ı NL-3526 AR Utrecht<br />
www.pietersbouwtechniek.nl<br />
Fassade:<br />
Timmerfabriek Overbeek ı NL-7483 PB Haaksbergen<br />
www.tifaoverbeek.nl<br />
50 mikado edition 2013
07<br />
Aufstockung Köln<br />
Projekt 07<br />
Aufstockung<br />
Köln<br />
Archplan<br />
▴▴Die ein- und zweigeschossigen Aufstockungen sind sowohl durch ihre orange Farbe als auch durch ihre leichte Auskragung sofort erkennbar<br />
Arbeitersiedlung<br />
macht sich schick<br />
Die Gebäude der in den 1950er-Jahren für die Arbeiter der Ford-Werke<br />
errichteten Wohnsiedlung erhielten im Rahmen ihrer Sanierung ein<br />
bis zwei neue Geschosse. Das wertete den Stadtteil optisch und sozial auf.<br />
www.mikado-online.de 51
07<br />
Aufstockung Köln<br />
▴▴Alt und Neu sind deutlich erkennbar: Die Aufstockungen sind orange, die großzügigen Balkone vor das Bestandsgebäude gestellt und mit orangefarbigen<br />
Flächen akzentuiert. Die Fenster des Bestandsgebäudes wurden durch Entfernen der Brüstungen vergrößert, um die Wohnqualität zu erhöhen<br />
archplan<br />
Wie so viele Siedlungen der 1950er-Jahre befindet sich<br />
auch die Fordsiedlung im Kölner Stadtteil Niehl im<br />
Umbruch: Die Erstbezieher verschwanden altersbedingt,<br />
der technische Standard und die Ausstattung – oft noch<br />
mit Kohleöfen und ungedämmten Wänden – war nicht mehr<br />
zeitgemäß, die durchschnittlich 46 m² Wohnfläche für Familien<br />
zu klein. So entschied sich der Eigentümer der Siedlung, die<br />
LEG Rheinland Köln GmbH, zur umfassenden Sanierung und<br />
Nachverdichtung. Die Bewohnerstruktur sollte dabei möglichst<br />
erhalten bleiben, ebenso der alte Baumbestand. Damit war die<br />
Richtung der Gebäudeerweiterungen klar: nach oben.<br />
„Die Aufstockungen dienten zum einen dazu, den Wohnflächenbestand<br />
der Siedlung deutlich zu erhöhen, zum anderen dazu,<br />
größere und familienfreundlichere Wohnungen zu schaffen, um<br />
die soziale Bandbreite der alteingesessenen Mieter zu erweitern“,<br />
erläutert Joachim Seinecke vom federführenden Architekturbüro<br />
Archplan. Wirtschaftliche, soziale und ökologische Gründe hatten<br />
zur Entscheidung geführt, die marode Bausubstanz zu sanieren<br />
und nicht abzureißen. Aufgrund der innenstadtnahen Lage und<br />
großzügiger Grünflächen waren sich Bauherr und Planer einig,<br />
dass sich die Investitionen langfristig rechnen.<br />
Die Wohnfläche der Siedlung erweiterte sich um 43 % von<br />
14 200 m² auf 21 300 m². Einige der ursprünglich 300 Wohneinheiten<br />
wurden zusammengelegt, 81 neue Wohneinheiten durch die<br />
Aufstockungen geschaffen, darunter 13 Maisonetten.<br />
Aufstockungen kragen seitlich 45 cm aus<br />
Schon heute – die Bauarbeiten sind aktuell in vollem Gange –<br />
könnte der optische Unterschied zwischen den alten und den<br />
frisch renovierten Gebäuden nicht größer sein: Während den grauschmutzigen<br />
Häusern aus den 1950er-Jahren ihr Alter deutlich<br />
anzusehen ist, leuchten die bereits renovierten Bauten mit ihren<br />
roten Aufbauten dem Besucher schon von Weitem entgegen und<br />
signalisieren: Hier steht etwas Besonderes.<br />
„Wegen der geringen Lastreserven der dreistöckigen Bestandsbauten<br />
war nur eine Ergänzung in leichter Bauweise möglich,<br />
also fast zwangsläufig in <strong>Holz</strong>bauweise“, erläutert Seinecke.<br />
„Außerdem sichert die Bauweise mit vorgefertigten Großelementen<br />
einen schnellen Bauablauf und damit auch einen hohen Schutz<br />
gegen Wasserschäden während der Bauphase.“<br />
Da die obersten Geschossdecken nicht ausreichend für die Belastung<br />
durch Wohnen ausgelegt waren, wurde auf die tragenden<br />
Wände eine neue Decke aus Brettsperrholz-Platten aufgelegt. Sie<br />
kragt um rund 45 cm aus, was auf zwei Gründe zurückzuführen<br />
ist: Zum einen verlaufen die in den 1950er-Jahren schnell und<br />
preisgünstig hochgezogenen Außenwände nicht präzise, sodass<br />
ein bündiger Fassadenanschluss zwischen „schlingernden“ Mauerwänden<br />
und geraden <strong>Holz</strong>wänden kaum möglich gewesen wäre.<br />
Zum anderen wird dadurch die neue Wohnfläche nochmals ein<br />
wenig größer – insgesamt um fast 1000 m2.<br />
Vorgefertigte <strong>Holz</strong>elemente in drei Tagen montiert<br />
Die Fertigung und Montage der <strong>Holz</strong>aufbauten führte das<br />
oberbayerische <strong>Holz</strong>bauunternehmen Huber & Sohn durch. Das<br />
ging schnell und dauerte meist nur drei Tage pro Gebäude: Am<br />
ersten Tag montierten die Zimmerer die Schwellenbohlen auf der<br />
Mauerkrone der tragenden Bimssteinwände. Auf diesen verlegten<br />
sie etwa 10 m lange und 2,50 bis 3,00 m breite Elemente aus<br />
Brettsperrholz, die die Bodenplatte der neuen Geschosse bilden.<br />
Am zweiten Tag bauten sie die <strong>Holz</strong>rahmenwände auf, die bereits<br />
mit Dämmung und Innen- wie Außenbeplankung angeliefert<br />
wurden. Am dritten Tag brachten sie die Decke aus Brettsperrholz-<br />
Elementen auf. Danach schloss der Dachdecker das Pultdach mit<br />
einer Stehfalzdeckung aus Aluminiumbahnen.<br />
Die Brettsperrholz-Elemente der Böden und Decken weisen<br />
eine Stärke von 16,5 bis 18 cm auf. Die <strong>Holz</strong>rahmenwände sind<br />
etwa 40 cm dick und besitzen 30 cm Mineralwolldämmung. Um<br />
während der Montage Wassereinbrüche in die unteren, bereits<br />
52 mikado edition 2013
07<br />
Aufstockung Köln<br />
Viessmann<br />
archplan<br />
▴▴Im Luftbild sind die elf modernisierten und aufgestockten Gebäude<br />
gut zu erkennen. Acht erhielten an einem Ende zwei Geschosse<br />
▴▴So sah die Ford-Siedlung vor ihrer Erneuerung aus: für den Nachkriegswohnungsbau<br />
typische dreigeschossige Zeilenbauten ohne Balkone<br />
teilweise renovierten Wohnungen zu vermeiden, montierten die<br />
Zimmerer jeden Abend über der noch offenen <strong>Holz</strong>konstruktion ein<br />
leicht geneigtes Notdach, bestehend aus Kanthölzern und stabilen,<br />
gewebeverstärkten Planen. Dieser doch recht hohe Aufwand war<br />
trotz einer Bitumenschicht auf der obersten Decke der Altbauten<br />
notwendig, da die Leitungsschächte die Abdichtung immer wieder<br />
unterbrachen. Eine Abdeckung nur mit Planen war wegen der hier<br />
teilweise sehr heftig wehenden Winde zu riskant.<br />
Gipsfaserplatten sorgen für den Brandschutz<br />
Eine doppelte Lage Gipsfaserplatten kapselt innenseitig alle<br />
konstruktiv tragenden Wände – auch in den Laibungen der Wanddurchbrüche.<br />
Den Planern war die konsequente Umsetzung des<br />
Brandschutzkonzepts auch in den kleinsten Details ein Anliegen,<br />
um mit einem mustergültig errichteten <strong>Holz</strong>bau die Akzeptanz<br />
und das Vertrauen in diese Bauweise zu erhöhen. Erreicht haben<br />
sie F60, wobei spätere Versuche der TU München zeigten, dass die<br />
Konstruktion den Anforderungen an F90 gerecht wird.<br />
Energiekonzept senkt Nebenkosten deutlich<br />
Vor der Sanierung gaben die Bewohner jeden Monat zwischen<br />
1,50 und 3,00 Euro/m² Wohnfläche allein für die Heizung aus.<br />
Hinzu kamen dann noch die Kosten für die Warmwasserbereitung<br />
über Elektrodurchlauferhitzer. Planer und Bauherr schätzen, dass<br />
die Sanierung die Kosten für Heizung und Warmwasser auf etwa<br />
0,80 Euro/m² verringert.<br />
Drei Nahwärmezentralen und Sonnenkollektoren sorgen für<br />
die Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung. Die<br />
Wohnungen erhielten Niedertemperatur-Heizflächen, die für eine<br />
Rücklauftemperatur von maximal 35 °C sorgen, was einen guten<br />
Wirkungsgrad bewirkt. Lüftungsanlagen mit kontrollierter Zu- und<br />
Abluft – in den Aufstockung zusätzlich mit Wärmerückgewinnung<br />
– ergänzen das haustechnische System.<br />
<br />
Dipl.-<strong>Holz</strong>w. Stephan Klein, Bonn ▪<br />
Steckbrief<br />
Bauvorhaben:<br />
Erneuerung Ford-Siedlung mit Aufstockungen<br />
D-50735 Köln-Niehl<br />
Bauweise Aufstockung:<br />
<strong>Holz</strong>rahmenbau, Brettsperrholz<br />
Wärmeenergiebedarf Aufstockung:<br />
40 kWh/(m²a)<br />
Bauzeit:<br />
Anfang 2008 bis Ende 2009<br />
Nutzfläche Aufstockungen:<br />
7100 m²<br />
Bauherr:<br />
LEG Wohnen Köln GmbH<br />
D-50676 Köln<br />
www.leg-nrw.de<br />
Architektur, Statik und Bauphysik:<br />
Archplan GmbH<br />
D-48157 Münster<br />
www.archplan.de<br />
Bauleitung:<br />
B+O GmbH + Co. KG<br />
D-81373 München<br />
www.bo-wohnungswirtschaft.de<br />
<strong>Holz</strong>bau:<br />
Huber & Sohn GmbH & Co. KG<br />
D-83549 Bachmehring<br />
www.huber-sohn.de<br />
www.mikado-online.de 53
08<br />
Aufstockung Berlin<br />
Höhlenartig<br />
und vernetzt<br />
Früher wohnten ganz oben die Armen, heute gilt eine tolle Aussicht<br />
als Luxus. Für Kreative ist sie inspirierend. In Berlin entstand deshalb<br />
auf dem Dach einer ehemaligen Textilfabrik ein ungewöhnliches Penthouse.<br />
Die ehemalige Textilfabrik nahe<br />
dem Berliner Alexanderplatz<br />
stammt aus dem Jahr 1910. Vor<br />
Kurzem wurde sie aufwendig saniert:<br />
mit futuristischer Inneneinrichtung, auf<br />
Effizienzhaus-55-Standard – und auf<br />
„e-wohnstandard“, wie das der Projektentwickler<br />
„di-Vision“ nennt. Gemeint<br />
ist damit eine IT-basierte Steuerung aller<br />
technischen Anlagen und Geräte. Ziel ist<br />
das Verschmelzen von Architektur, Design<br />
und Technik zu einer komfortablen Einheit.<br />
Die „Projekt 4“ genannte Modernisierung<br />
demonstriert das auf über 2500 m2.<br />
Im Erdgeschoss befindet sich ein<br />
Showroom, in dem Interessierte die Vision<br />
„e-wohnen 2022“ sinnlich erleben und<br />
testen können. Im 1. bis 5. Obergeschoss<br />
befinden sich 32 barrierefreie Wohnungen<br />
mit integrierten „Wohnskulpturen“ zum<br />
Sitzen und Liegen. Im 6. Obergeschoss<br />
befindet sich das Penthouse. Es orientiert<br />
sich in seiner Formensprache an der Inneneinrichtung.<br />
<strong>Holz</strong>rahmenbau mit futuristischen<br />
Rundungen<br />
Genutzt wird das 340 m2 große Penthouse<br />
von einer Medienagentur. Für sie ist das<br />
„e-büro der zukunft“ mit Blick auf den<br />
Alex ein inspirierendes Ambiente, das die<br />
Kreativität der Mitarbeiter fördert und<br />
Kunden verblüfft. Hergestellt ist dieses<br />
Geschoss in <strong>Holz</strong>rahmenbauweise. Das<br />
geringe Gewicht war hier gar nicht entscheidend,<br />
vielmehr die kurze Montagezeit<br />
und die trockene Bauweise. „Aus statischer<br />
Hinsicht war die Penthouse-Etage kein<br />
Problem“, erläutert Ruben Czempin, der<br />
für die statische Berechnung zuständig<br />
war. „Die Bauordnung hatte gefordert, dass<br />
das vorhandene Notdach des Gebäudes aus<br />
der Nachkriegszeit entfernt und eine neue<br />
Fertigteildecke aus Beton eingezogen wird.<br />
Auf dieser neuen Decke, die zugleich den<br />
Brandschutz von F90 erfüllt, ließ sich der<br />
<strong>Holz</strong>bau problemlos positionieren.“<br />
Bautechnisch ist der „konvexe Dachkörper“<br />
eine übliche <strong>Holz</strong>rahmenbau-<br />
Konstruktion. Vorgefertigt wurde sie bei<br />
der „Fertighaus-Produktionsgesellschaft<br />
Freiwalde“ in Bersteland, einem Tochterunternehmen<br />
der Hanlo-Gruppe. „Die<br />
tragenden Teile sind überwiegend in<br />
Konstruktionsvollholz und Brettschichtholz<br />
ausgeführt, manchmal aber auch in<br />
Stahl“, erklärt Lars Köhler, der dort als<br />
Ingenieur tätig ist. „So nimmt z. B. im<br />
Übergang vom Flachdach zum Runddach<br />
ein Stahlträger die Lasten auf und dient<br />
dem kraftbündigen Anschluss der vorgebogenen<br />
Brettschichtholz-Bogenbinder.<br />
Die horizontale Geschossaussteifung<br />
erfolgt über Wand- und Deckenscheiben<br />
in <strong>Holz</strong>rahmenbauweise.“<br />
Die 3 m hohen Außenwände bestehen<br />
aus einer 160 mm dicken <strong>Holz</strong>rahmenbau-<br />
Konstruktion, die auf der Außenseite<br />
Gallandi/Knauf<br />
54 mikado edition 2013
08<br />
Aufstockung Berlin<br />
Projekt 08<br />
Aufstockung<br />
Berlin<br />
www.mikado-online.de 55
08<br />
Aufstockung Berlin<br />
▴▴Die orangen Sitzbänke betonen die halbrunden Abschlusswände<br />
▴▴Auch die vertikalen Kanten der Einbauten sind oft gerundet<br />
mit „Diamant-Platten“ beplankt ist und zur Innenseite eine<br />
Dampfbremse, eine 60 mm dicke Installationsebene und ebenfalls<br />
12,5 mm dicke „Diamant-Platten“ besitzt. „Für den Einsatz<br />
im <strong>Holz</strong>bau ist die Platte ideal“, meint Reinhold Wiegard vom<br />
Hersteller Knauf. „Zum einen ist sie als Aussteifung nach DIN<br />
1052:2004-08 zugelassen, zum anderen kann sie als Untergrund<br />
für ein Wärmedämmverbundsystem dienen, ist mechanisch hoch<br />
beanspruchbar und im Brandschutz mit F90 überzeugend.“<br />
Flachdachdecken und einige tragende Innenwände vervollständigen<br />
das statische Gesamtsystem. „Im Hinblick auf den<br />
Brandschutz mussten wir zwei unterschiedliche Qualitäten erreichen.<br />
Während für die Dachdecke über Treppenhäusern F90-B<br />
gefordert war, sind die normalen Dachdecken, Außenwände und<br />
tragenden Innenwände in F30-B-Qualität ausgeführt. Für die<br />
Dachkonstruktion wurde die standardisierte Hanlo-Wohndecke<br />
modifiziert“, erläutert Köhler die Konstruktion. Die vorgefertigten<br />
Elemente basieren auf 220 mm hohen Sparren. Außen besitzen<br />
sie eine 24 mm dicke Rauschalung in den gerundeten Bereichen<br />
bzw. gleich dicke OSB-Platten in den ebenen Bereichen, darüber<br />
eine vor Ort aufgebrachte Gefälledämmung. Innen wurden auf<br />
einer Dampfsperre eine 40 mm dicke Lattung aufgebracht und<br />
auf dieser 12,5 mm dicke Gipskartonplatten.<br />
Für die Montage der vorgefertigten <strong>Holz</strong>elemente brauchten<br />
fünf Zimmerer eine Woche. Da es galt, die bis zu 12 m langen<br />
Elemente mit einem Spezialkran auf 22 m Höhe zu hieven und<br />
dort exakt zu montieren, war der Vorfertigungsgrad nicht wie bei<br />
einem Fertighausbau ausgereizt worden. Der Einbau von Fenstern,<br />
die Anbringung des Vollwärmeschutzes, die Ausführung der<br />
Dachhaut sowie die Anschlüsse im Bereich Terrasse und Bestand<br />
erfolgten vor Ort durch die entsprechenden Gewerke.<br />
Grundidee: Organische Formen mit viel Technik<br />
Initiator des ungewöhnlichen Projekts ist der Medienunternehmer<br />
Dirk Fabarius. Seine Motivation waren eigene Erfahrungen bei der<br />
Wohnungssuche in Berlin: „Nirgends habe ich eine Wohntechnologie<br />
vorgefunden, die ich eigentlich als Selbstverständlichkeit<br />
vorausgesetzt habe, wie z. B. Netzwerkanschlüsse oder zentral<br />
steuerbare Lampen. Da reifte in mir der Entschluss, selbst einen<br />
Wohnstandard zu kreieren und auf dem Markt zu etablieren.“<br />
Seit 2005 hat Fabarius drei Projekte im Stadtteil Prenzlauer<br />
Berg in eigener Regie mit Partnern aus der Industrie realisiert –<br />
allesamt Gebäude aus der Gründerzeit. Inzwischen hat eine private<br />
Investorengruppe das komplett entkernte Fabrikgebäude nach<br />
Fabarius` Vorstellungen umgebaut. Bauliche, haustechnische<br />
und steuerungstechnische Komponenten sind fein aufeinander<br />
abgestimmt: eine hochwärmegedämmte Gebäudehülle, dezentrale<br />
Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung, ein Anschluss ans<br />
Fernwärmenetz, Einzelraumregelungen für die Flächenheizung<br />
und -kühlung, ein individuelles Lichtmanagement, eine intelligente<br />
Wohnungsvernetzung.<br />
Für die Architekten stand aber weniger die technische Ausrüstung<br />
selbst im Vordergrund, sondern die Aufgabe, sie sinnvoll in<br />
die ästhetisch anspruchsvollen Innenräume zu integrieren, sodass<br />
ein stimmiges und richtungsweisendes Wohnkonzept entsteht.<br />
Arbeit und Wohnen gehen fließend ineinander über, müssen sich<br />
bei Bedarf aber auch trennen lassen. Eine dynamisch geformte<br />
„Wohnskulptur“ ist der Mittelpunkt in einer offenen Raumfolge<br />
und inszeniert die Funktionen. Auch das Design der Deckenebene<br />
mit unterschiedlichen Höhen und dynamischen Rundungen gibt<br />
jeder Wohnung einen besonderen Charakter.<br />
Trockenbau: Eleganz mit effektivem Schallschutz<br />
„Der Trockenbau ist nicht nur ideal für eine dynamische Raumarchitektur,<br />
sondern dient uns als multifunktionale Ebene für<br />
die unterschiedlichsten technischen wie bauphysikalischen<br />
Anforderungen“, erläutert Architekt Fernando Montojo. Doch<br />
natürlich war auch der Brandschutz eine zentrale Aufgabe. Die<br />
Decken der ehemaligen Fabriketagen bestehen aus Ziegelsteinen<br />
mit Stahleinlagen, eine heute vergessene, zu Beginn des 20.<br />
Jahrhunderts aber verbreitete Konstruktion, „Stahlsteindecke“ oder<br />
auch „Kleinesche Decke“ genannt. Sie wurden nun von unten mit<br />
Feuerschutzplatten auf F90-Niveau ertüchtigt. Zum Einsatz kam<br />
dabei die „Fireboard“ von Knauf.<br />
Die Decken besitzen gefaltete Lichtvouten, die Wände elegante<br />
Schwünge und Rundungen. Um die Räume flexibel nutzen zu<br />
können, sind Schiebetürelemente mit zargenloser Laibung eingebaut.<br />
Da das Gebäude für seine Bewohner eine Rückzugsoase sein<br />
soll, ist eine Qualität ganz wichtig: Ruhe. Dafür sorgen Flur- und<br />
Wohnungstrennwände mit einem Doppelständer-Wandsystem,<br />
direkt auf dem Rohboden bzw. an der Rohdecke befestigt, um die<br />
56 mikado edition 2013
08<br />
Aufstockung Berlin<br />
Steckbrief<br />
▴▴Ein dezenter Touchscreen dient zum Steuern der Haustechnik<br />
Schallnebenwege deutlich zu reduzieren. Mit einem Dämmwert<br />
von 65 dB übertreffen sie die Mindestanforderung nach DIN 4109<br />
um 12 dB. Zum Vergleich: Ein um 10 dB erhöhter Schallpegel wird<br />
als Verdoppelung der Lautstärke empfunden. Eine dermaßen hohe<br />
Wohnqualität findet schnell ihre Liebhaber. Und die sind dann<br />
auch bereit, dafür etwas mehr als das Übliche zu bezahlen.<br />
<br />
Helga Hofmann, Mannheim ▪<br />
Bauprojekt:<br />
Umbau und Aufstockung einer ehemaligen Textilfabrik<br />
„e-wohnen der zukunft – Projekt 4“ / „Living Factory 2.0“<br />
D-10405 Berlin ı www.mendelssohn27.de<br />
Bauzeit:<br />
Gesamtprojekt: September 2009 bis Dezember 2011<br />
Penthouse: Juni 2010 bis November 2011<br />
Bauherr:<br />
di-Vision ı bau-medien-projekte GmbH<br />
D-10405 Berlin ı www.e-wohnen-der-zukunft.de<br />
Architektur:<br />
hmp hertfelder & montojo ı planungsgesellschaft mbH<br />
D-10119 Berlin ı www.hertfelder-architekturbuero.de<br />
<strong>Holz</strong>bau-Unternehmen:<br />
fertighaus-produktionsgesellschaft Freiwalde mbH<br />
D-15910 Bersteland ı www.fhp-freiwalde.de<br />
Trockenbau-Produkthersteller:<br />
Knauf Gips KG ı D-97346 Iphofen ı www.knauf.de<br />
primolam ®<br />
Massivholz-Wandsystem von Weinberger<br />
Garantiert<br />
formaldehydfreie<br />
Verarbeitung!<br />
¦ neu entwickeltes Brettsperrholz-Wandsystem<br />
¦ massiver Wandkern mit hoher Statik bereits bei<br />
dünnen Wandstärken<br />
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www.abbund.de<br />
Abbund – Elementbau – Wintergärten<br />
74427 Fichtenberg · Stöckenhofer Sägemühle<br />
07613 Heideland · Schortentalstraße 22a<br />
Tel. 07971/95 05-0 · Fax 07971/95 05-20<br />
info@abbund.de · www.abbund.de
09<br />
Aufstockung München<br />
Zentrale Lage,<br />
toller Ausblick<br />
58 mikado edition 2013
09<br />
Aufstockung München<br />
09<br />
Aufstockung München<br />
Projekt 09<br />
Aufstockung<br />
München<br />
Die zweigeschossige Dachwohnung im Münchener<br />
Bahnhofsviertel entstand im Rahmen einer ehrgeizigen<br />
Totalsanierung des 1950er-Jahre-Baus. Vorher war er<br />
eine Energieschleuder, nun erreicht er fast Passivhausniveau.<br />
Das sieht man ihm von außen gar nicht an.<br />
Wohnen mitten im bunten Münchener Bahnhofsviertel,<br />
in der Landwehrstraße neben dem Deutschen Theater,<br />
240 m2 Wohnfläche, eine großzügige Dachterrasse<br />
und einen Blick über die imposante Dachlandschaft der Innenstadt<br />
– was kann sich ein Bauherr mehr wünschen?<br />
Und doch hatte Michael Wieninger, Geschäftsführer des Projektentwicklers<br />
„Marc Aurelius“, einen anderen Beweggrund, als er sich<br />
entschloss, das Wohn- und Geschäftshaus in der Landwehrstraße<br />
zu erwerben, zu modernisieren, aufzustocken und mit einem<br />
Neubau im Innenhof zu erweitern: Er wollte ein Beispiel setzen und<br />
den horrenden Energieverbrauch des Gebäudes deutlich senken.<br />
Rund 30 kW/(m2a) Heizenergie brauchte der heruntergekommene<br />
Nachkriegsbau vor seiner Modernisierung – danach dann nur<br />
noch 1,6 kW/(m2a). Fast Passivhausstandard also, ohne seinen<br />
1950er-Jahre-Charme eingebüßt zu haben.<br />
240 m² Dachwohnung mit Panoramablick<br />
Die untere Ebene der auf zwei Etagen verteilten Dachwohnung ist<br />
weitgehend offen: Rund 95 m2 stehen allein dem Wohnen, Essen<br />
und Kochen zur Verfügung. Ein Gästebad, eine Abstellkammer und<br />
ein Hauswirtschaftsraum ergänzen den Grundriss. Zum Innenhof<br />
öffnet sich der Wohnbereich mit einer großzügigen Dachterrasse,<br />
zur Straßenseite mit einem Balkon.<br />
Eine einläufige Eichenholztreppe aus freitragenden Stufen<br />
auf zwei schlanken Holmen führt nach oben ins „Studio“. Von<br />
hier aus werden zwei Kinderzimmer – eines davon mit eigenem<br />
Bad – und der Elterntrakt erschlossen. Der besteht aus einem<br />
großen Schlafzimmer, einer Ankleide und dem „Masterbad“. Weil<br />
die Stadt München auf der zweiten Dachgeschossebene keinen<br />
Balkon erlaubt, baute der mit Planung und Bauleitung beauftragte<br />
Architekt Detlef R. Böwing ein 2,60 × 1,70 m großes Panorama-<br />
Dachfenster ein. Wünschen die Bewohner „Balkon-Feeling“, fahren<br />
sie die drei Elemente per Elektromotor in eine im Dach integrierte<br />
Box, sodass sie vollständig aus dem Blickfeld verschwindet. Eine<br />
Glasbrüstung sorgt für die Absturzsicherung.<br />
Knauf Gips KG/Ducke<br />
Dachsparren erhalten biegesteifen Knick<br />
Auch die Dachkonstruktion selbst ist ungewöhnlich. Zwar handelt<br />
es sich vom Prinzip her um einen klassischen Pfettendachstuhl,<br />
doch die Dachfläche macht auf halber Höhe einen Knick – und<br />
an dieser Stelle gibt es keine Zwischenpfetten. Die Knicke sind<br />
mit Stahlplatten und Schraubbolzen biegesteif ausgeführt. Aus<br />
baurechtlichen und statischen Gründen sind zudem die Dachneigungen<br />
auf den beiden Seiten unterschiedlich.<br />
www.mikado-online.de 59
09<br />
Aufstockung München<br />
▴▴In der oberen Ebene erschließt das zentrale „Studio“ die einzelnen<br />
Schlafräume und Badezimmer<br />
▴▴Eine elegante <strong>Holz</strong>treppe verbindet die große „Wohnhalle“ der unteren<br />
Ebene mit dem darüberliegenden „Studio“<br />
Steckbrief<br />
Querschnitt<br />
Bauprojekt:<br />
Modernisierung, Erweiterung und Aufstockung<br />
eines Wohn- und Geschäftshauses<br />
D-80336 München<br />
www.landwehr16.de<br />
Bauweise der Aufstockung:<br />
Pfettendachstuhl mit geknickten Sparren<br />
Bauzeit des Gesamtgebäudes:<br />
Mai 2008 bis November 2009<br />
Studio<br />
Wohnhalle<br />
Schlafen<br />
Küche<br />
Bestand<br />
4. OG<br />
Dachterrasse<br />
Wohnfläche der Dachwohnung:<br />
240 m²<br />
Bauherr:<br />
Marc Aurelius GmbH & Co. KG<br />
D-80336 München ı www.marcaurelius.de<br />
Architektur:<br />
Detlef R. Böwing<br />
D-80639 München ı www.boewing.info<br />
Haustechnik:<br />
Friedrich Hamp<br />
in Kooperation mit Hans Metz<br />
D-80992 München ı www.ib-hamp.de<br />
<strong>Holz</strong>bau:<br />
Hallertauer Wohnbau<br />
D-81085 Langquaid ı www.hallertauer-wb.de<br />
Bestand<br />
3. OG<br />
Bestand<br />
2. OG<br />
Bestand<br />
1. OG<br />
Gastraum<br />
EG<br />
Küche<br />
Trockenbau Produkthersteller:<br />
Knauf Gips KG<br />
D-97346 Iphofen ı www.knauf.de<br />
Veranstaltungsraum<br />
UG<br />
60 mikado edition 2013
09<br />
Aufstockung München<br />
▴▴Der Kochbereich liegt in der unteren Ebene und öffnet sich zur Dachterrasse<br />
auf dem neuen Hofgebäude<br />
HVP-Verbinder, Pfostenträger<br />
und Balkonsäulen<br />
Die beste Verbindung<br />
HVP-Verbinder<br />
Pfostenträger<br />
Zweiteilige Verbinder aus Alu eloxiert<br />
für die perfekte und stabile Verbindung<br />
von Nebenträgern mit dem Hauptträger<br />
oder Stützen. Diese Schwerlast-<br />
Verbinder können schnell und präzise<br />
verarbeitet werden.<br />
Die Vorteile:<br />
Tragfähigkeit von 3,7 - 288 KN<br />
Flexibel einsetzbar: Für Kleinprojekte wie<br />
Carports, bishin zu Großprojekten wie<br />
Sportbauten und Lagerhallen<br />
Bis zur Nutzungsklasse 2 anwendbar<br />
Durch Eloxierung abriebfest<br />
Auch für Beton- und Stahlanschluss<br />
Stabile und hochwertige Pfostenträger,<br />
die schnell und präzise verarbeitet<br />
werden können. Diese äußerst robusten<br />
Pfostenträger gibt es in verschiedenen<br />
Varianten. Ob zum Aufdübeln, zum<br />
Einbetonieren oder als Säulen-Pfetten<br />
Verbindung.<br />
Die Vorteile:<br />
Beste Korrisionsbeständigkeit<br />
Glatte und homogene Oberfläche<br />
Schichtstärke 8-10 µm<br />
Hohe Oberflächenhärte<br />
Die Decke zwischen den beiden Ebenen ist in Stahlbeton ausgeführt<br />
und lastet mit Stahlstützen schräg auf der Außenwand ab. Die<br />
Firstpfette besteht aus einem nur an vier Punkten aufgelagerten,<br />
20/38 cm großen Leimbinder. Die nur am First und an den<br />
Fußpunkten aufgelagerten Sparren sind ebenfalls Leimbinder<br />
und messen 12/26 cm sowie 10/26 cm. Trotz der ungewöhnlichen<br />
Formen gab es keine ausgeklügelten Detailplanungen, sondern viel<br />
Improvisation. „Wir haben die meisten Details mit Zimmererblei<br />
direkt auf der Baustelle aufgezeichnet. So hatten wir immer<br />
aktuelle Maße und konnten alle Eventualitäten einbeziehen“,<br />
schmunzelt Böwing.<br />
Außen ist die Dachkonstruktion mit Weichfaserplatten beplankt.<br />
Zwischen den Sparren dämmt ein 200 mm dicker Klemmfilz.<br />
Luftdichtigkeit garantiert das unterhalb der Sparren montierte<br />
System „LDS“ von Knauf. 15 mm starke Feuerschutz-Platten<br />
des gleichen Herstellers bekleiden es auf einer Lattung. Alle<br />
Trennwände sind Trockenbaukonstruktionen, die mit mechanisch<br />
extrem beanspruchbaren 20 mm dicken „Diamant-Platten“<br />
beplankt sind und hohe Schallschutzqualitäten bieten.<br />
Siemensstraße 26<br />
D-84051 Altheim<br />
Tel.: +49 (0) 8703 / 93460<br />
E-Mail: info@pitzl.de<br />
www.pitzl.de<br />
Haustechnikkonzept senkt Energiebedarf<br />
Krönung der Modernisierung ist das ausgetüftelte Energiekonzept.<br />
Neben einer dicken Wärmedämmung und Fenstern mit Wärmeschutzverglasung<br />
besitzen die Wohnungen nun Lüftungsanlagen<br />
mit Wärmerückgewinnung. Das reduzierte den Energiebedarf um<br />
rund 85 Prozent. Die restlichen 15 Prozent decken eine große<br />
thermische Solaranlage und eine Grundwasser-Wärmepumpe<br />
ab. Überschüssige Wärmeenergie wird in zwei Pufferspeichern<br />
und in rund 450 t Beton gespeichert: Alle neuen Wände wurden<br />
dafür mit Absorberleitungen durchzogen. An die Räume wird die<br />
Wärme über Fußbodenheizungen mit niedriger Vorlauftemperatur<br />
abgegeben. Im Sommer kehrt sich das System um, kühlt die Räume<br />
und speichert die überschüssige Wärme. Cool.<br />
<br />
Christine Ryll, München ▪<br />
www.mikado-online.de 61
10<br />
Sanierung Augsburg<br />
Ran an die<br />
Betonkisten<br />
Projekt 10<br />
Sanierung<br />
Augsburg<br />
Vorgefertigte <strong>Holz</strong>rahmenbauelemente sind bei energetischen<br />
Modernisierungen eine sinnvolle Alternative zu konventionellen<br />
Wärmedämmverbundsystemen – vor allem, weil sich dabei auch<br />
relativ einfach zusätzlicher Wohnraum gewinnen lässt.<br />
62 mikado edition 2013
10<br />
Sanierung Augsburg<br />
10<br />
Sanierung Augsburg<br />
Eckhart Matthäus<br />
▴▴Ein Kran hebt die in <strong>Holz</strong>rahmenbauweise vorgefertigen Großelemente zu ihrer<br />
Einbauposition, wo sie die Zimmerer in einer halben bis dreiviertel Stunde montieren<br />
Das Gebäude in der Grüntenstraße am Ostrand Augsburgs<br />
war ein für die 1970er-Jahre typischer Mietwohnungsbau:<br />
sechs Geschosse, 60 Wohneinheiten, Stahlbeton, Ziegel,<br />
Putz, keine Wärmedämmung, dafür Wärmebrücken – kurz: eine<br />
Energieschleuder. Nun wurde es saniert – mit vorgefertigten<br />
<strong>Holz</strong>rahmenbauelementen. Vorausgegangen war ein Architektenwettbewerb<br />
als Teil des bayerischen Modellvorhabens „e%-<br />
Energieeffizienter Wohnungsbau“. Die Oberste Baubehörde im<br />
Bayerischen Innenministerium suchte praktikable Lösungen,<br />
förderte deren Realisierung, ließ diese wissenschaftlich begleiten<br />
und dokumentieren. Ein derart hoher Qualitätsanspruch, gepaart<br />
mit großem Know-how-Gewinn für künftige Projekte, war für<br />
den Bauherrn, die städtische Wohnungsbaugesellschaft WBG,<br />
äußerst reizvoll.<br />
Eckhart Matthäus<br />
◂◂Der sechsgeschossige<br />
1970er-Jahre-Bau<br />
hat nach der<br />
Modernisierung<br />
der Fassade<br />
einen deutlich<br />
reduzierten<br />
Wärmeenergiebedarf<br />
und<br />
ein eleganteres<br />
Erscheinungsbild<br />
Erweiterung des Wohnraums als Zusatznutzen<br />
Der Augsburger Mietwohnungsbau war eines von insgesamt<br />
neun für das Modellvorhaben „e%“ ausgewählten Projekten. Den<br />
diesbezüglichen Wettbewerb hatte im Jahr 2010 das Augsburger<br />
Büro „lattkearchitekten“ gewonnen. Frank Lattke ist Spezialist für<br />
energetische Modernisierungen mit vorgefertigten <strong>Holz</strong>rahmenbauelementen.<br />
Als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Technischen<br />
Universität München leitete er das europäische Forschungsprojekt<br />
„TES EnergyFacade“ und ist nun auch für das Nachfolgeprojekt<br />
„smartTES“ verantwortlich.<br />
Die Vorteile der TES-Methode: Der hohe Vorfertigungsgrad<br />
reduziert die Bauzeit vor Ort erheblich. Die Bewohner müssen<br />
ihre Wohnungen nur ganz kurz oder gar nicht verlassen. Zudem<br />
lässt sich neben der energetischen Modernisierung auch noch<br />
der Wohnraum relativ einfach erweitern. Beim Modernisierungsprojekt<br />
in Augsburg wurden die bisherigen Stahlbeton-Balkone<br />
den Wohnungen zugeschlagen und dafür neue <strong>Holz</strong>-Balkone<br />
www.mikado-online.de 63
10<br />
Sanierung Augsburg<br />
▴▴Vor der Modernisierung: eine typische 1970er-Jahre-Fassade<br />
mit Sichtbeton-Balkonen und anderen Wärmebrücken<br />
lattkearchitekten<br />
▴▴Die früheren Balkone verwandelten sich in Wintergärten, deren<br />
Zwischenräume in neue Balkone aus Brettsperrholz<br />
Eckhart Matthäus<br />
errichtet. Das machte die Modernisierung besonders lukrativ und<br />
erhöhte die Akzeptanz bei den Mietern.<br />
Im Vergleich zu den konventionellen Wärmedämmverbundsystemen<br />
mit Hartschaumplatten und Putz ist die TES-Methode<br />
etwas teurer. Das Problem: Selbst die Billiglösungen werden in<br />
der Wohnungswirtschaft von vielen Entscheidern mit Skepsis<br />
betrachtet. „Das rechnet sich doch alles nicht!“, ist dort eine<br />
weitverbreitete Meinung. Dass der Energieverbrauch nicht in<br />
dem Maße sinkt, wie er laut den theoretischen Berechnungen<br />
sinken müsste, liegt aber nicht an den Modernisierungsmaßnahmen<br />
selbst, sondern am Verhalten der Mieter. Hier ist intensive<br />
Aufklärungsarbeit gefordert.<br />
Drastisch ansteigende Energiepreise werden da sicher zu einem<br />
Umdenken führen. Dass die Energiepreise ansteigen, ist angesichts<br />
zu Ende gehender Rohstoffe und einer wachsenden Weltbevölkerung<br />
klar, nur der Zeitrahmen ist noch offen. Knappheit<br />
spiegelt sich in Marktpreisen wider – und die sind momentan<br />
noch moderat. Und wenn sie ansteigen, gibt es eben immer noch<br />
die billigeren Wärmedämmverbundsysteme. Hat die TES-Methode<br />
angesichts dieser Rahmenbedingungen am Markt eine Chance,<br />
sich ohne öffentliche Fördermittel durchsetzen?<br />
Passgenaue Argumente für jede Zielgruppe<br />
„Der Markt, das sind verschiedene Akteure mit ziemlich unterschiedlichen<br />
Wertesystemen“, erläutert Marketingfachmann Stefan<br />
Theßenvitz, der im Rahmen von „smartTES“ die Marktgegebenheiten<br />
und die Markteintrittsmöglichkeiten untersucht. „Da ist<br />
zum einen die Politik: meist wertorientiert, offen und interessiert.<br />
Zum anderen ist da die Wohnungswirtschaft, die vornehmlich<br />
kostenorientiert denkt. Das sind unterschiedliche Zielgruppen, für<br />
die wir unterschiedliche Kommunikationsstrategien entwickeln<br />
müssen – Kommunikationsstrategien, die auf die jeweiligen<br />
Denkmuster exakt zugeschnitten sind.“<br />
Für die Politik ist Nachhaltigkeit ein wichtiger Aspekt, aber<br />
auch die gestalterische Aufwertung unattraktiver Stadtteile. Für<br />
die Wohnungswirtschaft ist TES vor allem aus zwei Gründen<br />
interessant: erstens, weil es sich um eine schnelle Methode<br />
handelt und weil bei bewohnten Objekten die Bauzeit einen<br />
wichtigen Kostenfaktor darstellt. Zweitens, weil mit der Methode<br />
eine verlässliche Qualität zu vereinbarten Kosten und zu einem<br />
definierten Zeitpunkt erfolgt – Schlagworte: Präzision versus<br />
Pfusch; Festpreis versus Kostenexplosion; Pünktlichkeit versus<br />
Verzögerung im Bauablauf.<br />
▴▴Die Fassadenelemente kommen mit<br />
Schalung und eingebauten Fenstern an<br />
▴▴Um sie hinter das Baustellengerüst zu bringen,<br />
hebt ein Kran die Fassadenelemente darüber hinweg<br />
▴▴Nach der Positionierung montiert ein Zimmerer<br />
die Fassadenelemente an die Außenwand<br />
Eckhart Matthäus<br />
64 mikado edition 2013
10<br />
Sanierung Augsburg<br />
TES-Methode ist für fast jede Zimmerei interessant<br />
Auch für <strong>Holz</strong>baubetriebe ist TES attraktiv, denn damit können sie<br />
wetterunabhängig im großen Stil produzieren. Die dabei gewonnenen<br />
Erfahrungen lassen sich gut auf Folgeaufträge übertragen,<br />
da die Methodik gleich bleibt. Allerdings: Vielen <strong>Holz</strong>baubetrieben<br />
fällt der Einstieg schwer, weil es ihnen am nötigen Know-how<br />
fehlt. Deshalb wurden die europäischen Forschungsprojekte „TES<br />
EnergyFacade“ und „smartTES“ initiiert, deshalb fördert z. B. der<br />
Freistaat Bayern die Realisierung von Referenzprojekten.<br />
Inwieweit ist die TES-Methode für durchschnittliche <strong>Holz</strong>baubetriebe<br />
interessant? „Prinzipiell ist fast jeder Betrieb dazu in<br />
der Lage“, betont Lattke. „Aber das hängt natürlich auch immer<br />
von der Größe des Projekts ab. Bei einer größeren Siedlung ist<br />
es jedoch möglich, die einzelnen Gebäude an mehrere kleinere<br />
Betriebe zu vergeben statt an einen großen. Wichtig ist vor allem<br />
eines: maximale Vorfertigung! Technisch ist die kein Problem,<br />
wenn der Betrieb eine ausreichend große Werkhalle besitzt. In der<br />
Praxis kann es jedoch daran scheitern, dass die Zeitfenster für die<br />
Vorfertigung nicht ausreichen und dann versucht wird, auf der<br />
Baustelle nachzuarbeiten. Das widerspricht den Grundgedanken<br />
von TES und führt zu Verzögerungen im Bauablauf.“<br />
Die Grundgedanken der TES-Methode – das sind vor allem<br />
drei für den Auftraggeber besonders attraktive Qualitäten: handwerkliche<br />
Präzision, Zeittreue und Kostentreue.<br />
<br />
Günther Hartmann, Kissing ▪<br />
Steckbrief<br />
Bauprojekt:<br />
Modernisierung Mietwohnungsbau ı D-86163 Augsburg<br />
Methode: TES EnergyFacade ı www.tesenergyfacade.com<br />
Bauzeit Gebäudehülle: Oktober 2011 bis Mai 2012<br />
Wärmedämmwert Gebäudehülle: U w<br />
= 0,14 W/(m²K)<br />
Heizenergiebedarf: 30 kWh/(m²a)<br />
Bauherr:<br />
WBG Wohnbaugesellschaft der Stadt Augsburg GmbH<br />
D-86152 Augsburg ı www.wbg-augsburg.de<br />
Architektur:<br />
lattkearchitekten BDA<br />
D-86163 Augsburg ı www.lattkearchitekten.de<br />
Tragwerksplanung:<br />
bauart Konstruktions GmbH & Co. KG<br />
D-80796 München ı www.bauart-konstruktion.de<br />
Ausführung:<br />
Gumpp & Maier GmbH<br />
D-86637 Binswangen ı www.gumpp-maier.de<br />
woodtec<br />
Fankhauser GmbH<br />
Brettsperrholz<br />
<strong>Holz</strong>rahmenbau<br />
Freiformen<br />
Klebstoffauftrag<br />
ge<br />
Robustheit<br />
1 2<br />
www.woodtec.ch/elementbautisch Moosweg 1, CH - 4803 Vordemwald | info@woodtec.ch | +41 62 752 95 80<br />
www.mikado-online.de 65
11<br />
Sanierung München<br />
Projekt 11<br />
Sanierung<br />
München<br />
66 mikado edition 2013
▴▴Im Neubau (rechts) befinden sich in den unteren beiden Geschossen<br />
Büroräume der GWG und in den beiden oberen Mietwohnungen<br />
Komposition in<br />
Grau und Grün<br />
Wenn zur energetischen Fassadenmodernisierung<br />
auch noch Aufstockungen und Anbauten hinzukommen,<br />
dann sind <strong>Holz</strong>bauelemente besonders interessant.<br />
Stefan Müller-Naumann / GWG München<br />
Schnell und billig – das waren die Prämissen des Massenwohnungsbaus<br />
in den 1950er-Jahren. Funktional, konstruktiv,<br />
gestalterisch und energetisch sind diese Gebäude schon<br />
lange nicht mehr zeitgemäß. Ihre Sanierung, Nachverdichtung und<br />
Aufwertung gehört deshalb zu den wichtigsten Bauaufgaben. Ein<br />
typisches Beispiel dafür ist eine Wohnanlage im Münchner Stadtteil<br />
Sendling: lange dreigeschossige Mauerwerksbauten, teils aus<br />
Kriegsschutt errichtet, mit kleinen Zimmern, Einzelraumheizungen,<br />
fast noch im Originalzustand, jedoch ziemlich heruntergekommen.<br />
Der Heizenergiebedarf lag ungefähr beim Vierfachen dessen, was<br />
die EnEV 2009 für Neubauten vorschreibt.<br />
Die Sanierungsziele waren ehrgeizig: Energieeffizienz und<br />
Nachhaltigkeit sollten vorbildlich sein, die Bausubstanz für<br />
40 Jahre nachrüstungsfrei bleiben – und <strong>Holz</strong> zum Einsatz kommen.<br />
Schon in den 1990er-Jahren hatte der Bauherr, die städtische<br />
Wohnungsgesellschaft GWG München, Neubauten in <strong>Holz</strong>bauweise<br />
errichtet. Nun sollte der <strong>Holz</strong>bau seine Brauchbarkeit für die<br />
Gesamterneuerung innerstädtischer Bausubstanz beweisen.<br />
Es lag nahe, dabei auf das große <strong>Holz</strong>bau-Know-how der<br />
Technischen Universität München zurückzugreifen. Schon im<br />
Wintersemester 2006/07 hatten Prof. Hermann Kaufmann und<br />
67
11<br />
Sanierung München<br />
▴▴Das linke Gebäude wurde modernisiert und aufgestockt, das rechte neu errichtet. Im Hintergrund steht ein noch unsaniertes Gebäude gleichen Typs<br />
Florian Lichtblau ihre Architekturstudenten Entwürfe zur Weiterentwicklung<br />
der Wohnanlage anfertigen lassen. 2008 erhielten die<br />
beiden Architekten von der GWG den Auftrag zur Entwicklung und<br />
Umsetzung eines konkreten Sanierungskonzepts. Parallel lief an<br />
der TU München unter Leitung der Lehrstühle von Prof. Hermann<br />
Kaufmann und Prof. Stefan Winter das große europäische Forschungsprojekt<br />
„TES EnergyFacade“, das die Fassadensanierung<br />
mit vorgefertigten <strong>Holz</strong>rahmenbauelementen wissenschaftlich<br />
untersuchte und zu marktfähigen Lösungen weiterentwickelte.<br />
Das traf sich natürlich gut.<br />
▴▴Der Neubau erhielt keine vorgestellten Balkone, sondern tief<br />
eingeschnittene Loggien<br />
Durchdachtes Maßnahmenpaket<br />
Bestandserneuerungen lassen sich dann gut finanzieren, wenn<br />
dabei auch zusätzliche Flächen zum Verkaufen oder Vermieten<br />
entstehen, wenn sich also ein Teil der Ausgaben durch zusätzliche<br />
Einnahmen decken lässt. Das war hier der Fall: Um 62 Prozent<br />
nahm die Nutzfläche zu. Drei Maßnahmen machten es möglich:<br />
(1) die Aufstockung des dreigeschossigen Bestands um ein<br />
Geschoss, (2) ein neues Erschließungssystem mit Laubengängen,<br />
wobei die alten innenliegenden Treppenhäuser den Wohnungen<br />
zugeschlagen wurden, und (3) ein den Bestand ergänzender<br />
Neubau – in <strong>Holz</strong>bauweise. Für den wurde ein Teil der alten, ungeeigneten<br />
Bausubstanz abgerissen. Ansonsten war die Erhaltung<br />
der Bausubstanz erklärtes Ziel, um Abfall zu vermeiden und die<br />
graue Energie auf ein notwendiges Minimum zu beschränken. Die<br />
Ökobilanz eines Gebäudes beginnt schon in der Bauphase.<br />
Die Maßnahmen verbesserten das Verhältnis der Außenflächen<br />
zum Raumvolumen von 0,54 auf 0,45. Schon das reduziert den<br />
Heizenergiebedarf, doch für den großen Sprung von vorher<br />
195 kWh/(m²a) auf nachher 21 kWh/(m²a) sorgte die neue Wärmedämmung:<br />
Von 1,6 auf 0,12 W/(m²K) verbesserte sich der U-Wert<br />
der Außenwand, von 1,2 auf 0,12 W/(m²K) der des Dachs, von 2,6<br />
auf 0,90 W/(m²K) der der Fenster. Die Aufstockungen ersetzten<br />
ungedämmte Dachstühle und fassten die Außenräume klarer.<br />
Durch den querstehenden Erweiterungsbau und eine sensible<br />
Freiflächengestaltung bekamen sie Hofcharakter mit höherer<br />
Aufenthaltsqualität. Der markanteste Eingriff sind die neuen<br />
Fassaden: Sie besitzen sichtbare <strong>Holz</strong>oberflächen. So etwas galt<br />
früher als ländlich und unangemessen für städtische Lagen. Heute<br />
zeigt sich hier ein Sinneswandel und Paradigmenwechsel.<br />
68 mikado edition 2013
▴▴Laubengänge ersetzen die früheren Treppenhäuser<br />
▴▴Die Fassade: sägeraue Fichtenbretter mit grauer Lasur<br />
Ausbalancierte Farbgebung<br />
Die <strong>Holz</strong>schalung besteht aus senkrecht angebrachten, sägerau<br />
belassenen und silbergrau lasierten Fichtenbrettern. Das Grau<br />
orientiert sich an dem Farbton, der sich bei unbehandeltem <strong>Holz</strong><br />
von selbst bilden würde. Falls der Regen die Farbpigmente mit der<br />
Zeit auswäscht – kein Problem: Das natürliche Grau ersetzt das<br />
künstliche. Drei kräftige Grüntöne, mit denen die Metallplatten der<br />
Balkon- und Laubengangbrüstungen lackiert wurden, setzen einen<br />
markanten Kontrast. Beruhigendes Grau und anregendes Grün sind<br />
gut ausbalanciert. Sie bilden eine wohltuende Farbkomposition<br />
und verleihen der Wohnanlage Prägnanz.<br />
Für den Einsatz von <strong>Holz</strong> als Fassadenoberfläche gibt es neben<br />
ökologischen und gestalterischen Gründen aber auch ganz pragmatische:<br />
Sägeraue <strong>Holz</strong>schalungen sind wesentlich preisgünstiger<br />
als Fassadenplatten. Sie sind zudem robuster – „verzeihen“ beim<br />
Transport eventuell auftretende Stöße eher als Produkte mit<br />
glatten Oberflächen. Kleine Fehlstellen fallen überhaupt nicht<br />
auf. Ein weiterer Grund für sägeraue <strong>Holz</strong>schalungen: Sie sind<br />
lange haltbar und <strong>brauchen</strong> so gut wie keine Wartung. Da die<br />
<strong>Holz</strong>fasern und Fugen senkrecht stehen, läuft der Regen zudem<br />
besser ab, als das bei horizontal liegenden der Fall wäre. Das <strong>Holz</strong><br />
ist schnell wieder trocken.<br />
Optional erhältlich:<br />
TAB Abrollbügel<br />
Technische Daten:<br />
Schnittstärke bis 250 mm<br />
Schnittbreite bis 1300 mm<br />
Material mit einem U-Wert bis 0,35<br />
Gewicht 24 kg<br />
Das mobile Schneidegerät für Dämmstoffe<br />
aus Glas- und Steinwolle<br />
Mit dem SSK-Therminator ist es nun möglich, Dämmstoffe aus Glas- und<br />
Steinwolle bis 250 mm Stärke und einer Breite von 1300 mm sowie einem<br />
U-Wert bis 0,35 ohne großen körperlichem Kraftaufwand perfekt zu schneiden.<br />
Durch die besondere Schneidetechnik des SSK-Therminators ist es ebenso<br />
möglich, Schifterschnitte bei Grat und Kehlen passgenau vorzunehmen.<br />
Die optional erhältlichen TAB Abrollbügel dienen zum einfachen<br />
und sauberen Abrollen.<br />
Der optional erhältliche SSK Längenanschlag wird einfach aufgesteckt<br />
und ermöglicht ein Ablängen nach Maß.<br />
Optional erhältlich:<br />
TLA-Längenanschlag<br />
FACHMANN UND PARTNER DES HANDWERKS<br />
SCHRAUBEN SCHMID<br />
Einsteinstraße 10<br />
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Telefon +49 (03 51) 269<br />
82 88-0<br />
Telefax +49(70 21) 9 50 15-23<br />
Telefax +49(03 51) 2 82 88-20
11<br />
Sanierung München<br />
aber auch der Baumethode: Vorgefertigte <strong>Holz</strong>rahmenbau-<br />
Elemente können aus fertigungs-, transport- und montagetechnischen<br />
Gründen nicht beliebig groß sein. Übliche Geschosshöhen<br />
sind noch gut handhabbar. Ein Kran hebt die Elemente an ihre<br />
Position, wo sie die Zimmerer in kurzer Zeit montieren. Da<br />
die Bestandsbauten aufgrund der schlechten Bauqualität kaum<br />
statische Reserven besitzen, wird das Gewicht der neuen Fassade<br />
nach unten abgeleitet: auf einen Stahlbetonbalken, der auf für die<br />
Balkone und Laubengänge neu errichteten Fundamenten liegt.<br />
Durch die einheitliche Fassadengestaltung ist der Erweiterungsbau<br />
von den beiden Bestandsbauten von außen kaum<br />
zu unterscheiden – innen dagegen schon: Der Neubau ist der<br />
erste Viergeschosser Münchens, der mit sichtbaren <strong>Holz</strong>decken<br />
ausgeführt ist – sowohl in den Büroräumen als auch in den<br />
Mietwohnungen. Die Decken und Innenwände bestehen aus Brettsperrholz,<br />
die Außenwände aus <strong>Holz</strong>rahmenbau-Elementen. Die<br />
Wände wurden aus Brandschutzgründen eingekapselt.<br />
▴▴Die Bestandsbauten erhielten auf ihrer Westseite neue, vorgestellte<br />
Balkone, die deutlich größer sind als die früheren. Ihre Brüstungen<br />
bestehen auf der Vorderseite aus in drei Grüntönen lackierten Blechen<br />
Brandschutz gliedert Fassade<br />
Den Brandschutzbehörden aber sind <strong>Holz</strong>oberflächen immer noch<br />
ziemlich suspekt. In München zerstörte der große Stadtbrand<br />
von 1327 ein Drittel der damaligen Stadt. Die Angst vor solchen<br />
Katastrophen prägt die Bauregeln bis heute. Für <strong>Holz</strong>fassaden gilt:<br />
Sie dürfen nicht hinterlüftet sein, denn das würde im Brandfall<br />
dazu führen, dass sich durch den Kamineffekt das Feuer über die<br />
Fassade schnell zu den höher gelegenen Geschossen ausbreitet.<br />
Daher ist eine regelmäßige Unterbrechung der <strong>Holz</strong>schalung<br />
vorgeschrieben: ein Band aus horizontalen Blechwinkeln pro<br />
Geschoss. Das hemmt im Brandfall die Ausbreitung des Feuers<br />
hinter und vor der Fassade.<br />
Hinterlüftet ist die <strong>Holz</strong>schalung bei der Wohnanlage in Sendling<br />
aber nicht. Auch nicht belüftet, also unten offen und oben<br />
geschlossen. „Das braucht es bei so einer überfälzten <strong>Holz</strong>schalung<br />
gar nicht“, erklärt Kaufmann. „Die ist sowieso nicht luftdicht. Also<br />
findet ständig ein Luftaustausch statt, der ausreicht, damit sich<br />
im Inneren der Konstruktion keine Feuchtigkeit hält.“<br />
Die Gliederung in Geschosse erinnert an Gründerzeitfassaden,<br />
bei denen Gesimse zum üblichen Formenkanon gehörten, entspricht<br />
<strong>Holz</strong>bau braucht Bauteams<br />
Der erste Bauabschnitt ist fertig. Der zweite im Bau: ein viergeschossiger<br />
Neubau in <strong>Holz</strong>bauweise als Ersatz für einen nicht<br />
erhaltenswürdigen Bestandsbau. Und dann kommt wohl bald die<br />
nächste Wohnanlage. Tausende noch unsanierter Wohnungen<br />
aus den 1950er- und 1960er-Jahren besitzt allein die GWG,<br />
Zehntausende gibt es in München, Millionen in Deutschland. Ein<br />
gigantischer Markt. Eine große Chance für den <strong>Holz</strong>bau. Auch<br />
eine große Chance für jedes <strong>Holz</strong>bauunternehmen?<br />
„Prinzipiell ja! Es muss nur eine Werkhalle haben, um dort<br />
die großen <strong>Holz</strong>rahmenbau-Elemente vorzufertigen“, antwortet<br />
Kaufmann. „Entscheidend für uns Architekten sind nicht<br />
Betriebsgröße und Preis, sondern: Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit<br />
und Qualität. Das Sanieren mit großen <strong>Holz</strong>rahmenbau-Elementen<br />
sieht zwar lapidar aus, ist aber sehr anspruchsvoll. Es verlangt<br />
gewissenhaftes, hochpräzises Planen und Bauen sowie eine exakte<br />
Taktung. Maximale Vorfertigung ist das Ziel. Die Methode steht<br />
und fällt mit dem Grad der Vorfertigung!“<br />
Die Methode erfordert ein Umdenken bei im <strong>Holz</strong>bau unerfahrenen<br />
Architekten. Im Massivbau haben sich viele daran<br />
gewöhnt, ihren Entwurf während des Bauprozesses stufenweise<br />
anzupassen, sich irgendwie „durchzuwursteln“. Im <strong>Holz</strong>bau funktioniert<br />
das nicht. Er verlangt eine konsequent zu Ende gedachte<br />
Planung und Detaillierung. Die gelingt, wenn Architekten und<br />
<strong>Holz</strong>bauunternehmen schon in einer frühen Planungsphase<br />
eng zusammenarbeiten. Der üblichen von der VOB geforderten<br />
Ausschreibungs- und Vergabepraxis entspricht das allerdings<br />
nicht mehr. „Die muss sich ändern“, fordert Lichtblau. „Bauteamverfahren<br />
sind im <strong>Holz</strong>bau die beste Lösung. Bauteams aus<br />
Architekten und <strong>Holz</strong>bauunternehmen führen zur Optimierung<br />
der Planung, Abläufe, Kosten und Bauqualität. Damit Bauteams<br />
funktionieren, ist jedoch ein hohes Maß an Kooperationsbereitschaft<br />
und Kommunikationsfähigkeit notwendig.“<br />
Bauteams sind eine mittelständische Alternative zum Generalübernehmer.<br />
Für <strong>Holz</strong>bauunternehmen bieten sie die große Chance,<br />
wegzukommen vom Kampf um das niedrigste Preisangebot. Architekten<br />
suchen zuverlässige Partner und wissen, dass Qualität ihren<br />
Preis hat. Wenn die Zusammenarbeit gut klappt, ist das nächste<br />
gemeinsame Projekt nur eine Frage der Zeit.<br />
<br />
Günther Hartmann, Kissing ▪<br />
70 mikado edition 2013
11<br />
Sanierung München<br />
Steckbrief<br />
Fassadenschnitt<br />
Bauprojekt:<br />
Gesamterneuerung einer Mietwohnungsanlage<br />
D-81373 München<br />
Bauzeit:<br />
Juni 2010 bis Februar 2012<br />
Wohnungen:<br />
Vorher: 36 ı Nachher: 46 + Büros<br />
Bruttogeschossfläche:<br />
Vorher: 4384 m² ı Nachher: 6431 m²<br />
Nutzfläche:<br />
Vorher: 2016 m² ı Nachher: 3323 m² (inkl. Büros)<br />
Heizenergiebedarf:<br />
Vorher: 195 kWh/(m²a) ı Nachher: 21 kWh/(m²a) (PHPP)<br />
Bauherr:<br />
GWG Städtische Wohnungsgesellschaft München mbH<br />
D-80339 München ı www.gwg-muenchen.de<br />
Planung:<br />
Kaufmann.Lichtblau.Architekten ı D-81545 München<br />
www.hermann-kaufmann.at<br />
www.lichtblau-architekten.de<br />
Brandschutz:<br />
Bauart Konstruktions GmbH & Co. KG<br />
D-80796 München ı www.bauart-konstruktion.de<br />
Ausführung:<br />
müllerblaustein <strong>Holz</strong>bau GmbH<br />
D-89134 Blaustein ı www.muellerblaustein.de<br />
Außenwandaufbau:<br />
Nut-und-Feder-Schalung,<br />
Fichte, sägerau,<br />
silbergrau gestrichen, 24 mm<br />
Lattung, 24 mm<br />
Winddichtung<br />
Gipsfaserplatte, 15 mm<br />
Brettschichtholz, 210 mm<br />
dazwischen Wärmedämmung<br />
Hartfaserplatte, 4 mm<br />
Ausflockung mit Zellulose<br />
als Toleranzausgleich, 3 – 7 cm<br />
Putz (Bestand), 25 mm<br />
Mauerwerk (Bestand), 300 mm<br />
Putz (Bestand), 15 mm<br />
Balkonplatte:<br />
Betonfertigteil, Gefälle 2 %<br />
Stahlträger IPE 140<br />
Schallschutz im Element<br />
LIGNATUR Decken- und Dachelemente haben hervorragende<br />
schalldämmende Eigenschaften bei<br />
geringem Eigengewicht und minimaler Höhe.<br />
Sie wollen mehr wissen? Wir beraten Sie gerne.<br />
Telefon +41 (0)71 353 04 10<br />
20 dB Verbesserung<br />
im Tieftonbereich<br />
Lignatur AG<br />
CH-9104 Waldstatt<br />
info@lignatur.ch<br />
www.lignatur.ch<br />
www.mikado-online.de 71
12<br />
Sanierung Rosenheim<br />
Projekt 12<br />
Sanierung<br />
Rosenheim<br />
Jens Weber, München<br />
72 mikado edition 2013
12<br />
Sanierung Rosenheim<br />
Mit <strong>Holz</strong> zum<br />
Stolz der Stadt<br />
Das 45 m hohe Sparkassengebäude in Rosenheim erhielt bei seiner<br />
Sanierung eine neuartige Doppelfassade aus <strong>Holz</strong> und Glas. So gelang<br />
nicht nur eine energetische, sondern auch eine ästhetische Aufwertung.<br />
Mit elf Geschossen gehörte das Gebäude der Sparkasse<br />
seit Anfang der 1970er-Jahre zu den herausragenden<br />
Bauwerken der Rosenheimer Innenstadt – leider nur<br />
wegen seiner Höhe. Im Zuge der Rundum-Erneuerung erhielt es<br />
nun ein weiteres Geschoss und eine extra hierfür entwickelte<br />
Doppelfassade, die das Gebäude in Verbindung mit innovativen<br />
Kühl-, Heiz- und Lüftungssystemen schon technisch und energetisch<br />
zu einem „Leuchtturm“ macht. Die rötlich schimmernden<br />
Lärchenholz-Lamellen aber sorgen dafür, dass das Gebäude heute<br />
ein Wahrzeichen der <strong>Holz</strong>stadt Rosenheim ist.<br />
Im Jahr 2006 stand die Sparkasse vor der Entscheidung, das<br />
Gebäude entweder abzureißen und neu zu bauen – oder zu sanieren.<br />
Es entsprach längst nicht mehr den heutigen Anforderungen<br />
▴▴Vor der Modernisierung: Das 1973 errichtete Hochhaus besaß eine<br />
Bandfassade mit eher trister Natursteinbekleidung im Brüstungsbereich<br />
sai schleburg, rosenheim<br />
Jens Weber, München<br />
▴▴Nach der Modernisierung: Die beiden obersten Etagen sind neu. Sie<br />
geben dem weit sichtbaren Baukörper eine viel differenziertere Gliederung<br />
www.mikado-online.de 73
12<br />
Sanierung Rosenheim<br />
Schnitt Außenwand<br />
Fassadenzwischenraum<br />
als thermische<br />
Pufferzone<br />
Fassadenklappe<br />
geschlossen<br />
(solare Gewinne)<br />
Lüftung über <strong>Holz</strong>fenster<br />
Technikinstallation<br />
in Brüstung integriert<br />
Tageslichtlenksystem<br />
thermoaktive Decken kühlen<br />
Fassadenklappe<br />
geöffnet<br />
(Hinterlüftung)<br />
Jens Weber, München<br />
Fensterlaibungen<br />
mit <strong>Holz</strong>lamellen und<br />
Fugen (Akustik)<br />
thermoaktive Decken heizen<br />
Grundwassernutzung<br />
SAI Schleburg, rosenheim<br />
▴▴Zwischen der <strong>Holz</strong>fassade und der äußeren Glashaut befindet sich ein<br />
60 cm breiter Zwischenraum, der verschiedene Aufgaben erfüllt<br />
▴▴Durch ein ausgeklügeltes Fassadenklappen-System kann sich<br />
die Gebäudehülle an unterschiedliche Wetterverhältnisse anpassen<br />
an Gebäudetechnik und Energieeffizienz. Sein Primärenergieverbrauch<br />
betrug 400 kWh/(m2a), denn zu seiner Entstehungszeit gab<br />
es noch keine Wärmeschutzverordnung. Grundsätzlich war der<br />
Bauherr daran interessiert, die vorhandene Substanz zu erhalten.<br />
Forschungsarbeiten, Gutachten, Modellrechnungen, Simulationen<br />
und Kostenbetrachtungen zeigten: Es ist möglich und es ist<br />
sinnvoll.<br />
Daraufhin lobte die Sparkasse 2007 einen anonymen Fassaden-<br />
Wettbewerb aus, den das Rosenheimer Architekturbüro „SAI<br />
Schleburg“ gewann – just jenes Büro, das auch schon die Voruntersuchungen<br />
übernommen hatte. Und nicht nur das: Der Vater von<br />
Architekt Carl Schleburg war 1969 für den Bau des Hochhauses<br />
verantwortlich gewesen. Nun hatte der Sohn die Chance, das Werk<br />
des Vaters zu transformieren und mit seinen eigenen Ideen in die<br />
Zukunft zu führen.<br />
Lastäquivalente Sanierung trotz Aufstockung<br />
Die tragende Stahlbetonstruktur war noch in einem Top-Zustand<br />
und konnte unangetastet bleiben. Das war ein entscheidender<br />
Aspekt, denn ein Neubau hätte bei den schwierigen Baugrundverhältnissen<br />
eine teure Neugründung erfordert. Das Tragwerkskonzept<br />
für den Umbau sah eine sog. „lastäquivalente Sanierung“ vor:<br />
Neu hinzugefügte Lasten müssen sich mit entfernten Lasten die<br />
Waage halten. Die Entlastung geschah durch Entfernen der alten<br />
Fassade mit Betonbrüstungen, Natursteinplatten und Stahlrahmen-<br />
Fenstern, durch Abtragen des elften Geschosses und weitgehendes<br />
Entkernen. Als neue Lasten hinzu kamen ein neu aufgesetztes<br />
elftes und zwölftes Geschoss sowie die neue Doppelfassade: eine<br />
Kombination aus <strong>Holz</strong>, Stahl und Glas. <strong>Holz</strong> sorgte aufgrund seiner<br />
Leichtigkeit wesentlich dafür, dass die Lasten-Gesamtrechnung<br />
trotz eines zusätzlichen Geschosses aufging.<br />
Doppelfassade wirkt als Temperaturpuffer<br />
Die Außenwand setzt sich aus drei Elementen zusammen: Brüstungen,<br />
geschosshohe Pfeiler und <strong>Holz</strong>fenster. Alle wurden in großen<br />
Serien werkseitig vorgefertigt und vor Ort schnell montiert. Die<br />
Fassadensteuerung stellt sich auf verschiedene Wettersituationen<br />
ein: Bewegliche Glas-Klappen sind im Sommer geöffnet, sorgen<br />
für eine gute Hinterlüftung und verhindern eine Überhitzung<br />
des Fassadenkorridors. Im Winter sind sie teilweise oder ganz<br />
geschlossen, sodass ein Wärmepolster entsteht. Die Klappensteuerung<br />
ermöglicht den Gebäudenutzern, jederzeit die Fenster zu<br />
öffnen und die Büros individuell zu belüften. Selbst an kalten<br />
Tagen sorgt der „Wintergarteneffekt“ im Fassadenzwischenraum<br />
für nur geringen Wärmeverlust.<br />
Wärmeschutztechnisch entspricht das Gebäude der Energieeinsparverordnung<br />
(EnEV) 2009. Mit dem Einsatz regenerativer<br />
Energien und der Verbindung der Doppelfassade mit dezentralen<br />
Kühl-, Heiz- und Lüftungssystemen reduzierte sich der jährliche<br />
Primärenergiebedarf von 400 auf 100 kWh/(m2a).<br />
Die mit Akustikvlies hinterlegten <strong>Holz</strong>lamellen fungieren auch<br />
als Schallabsorber und -brecher. Sie dämpfen den Verkehrslärm<br />
und wirken dem sog. „Telefonie-Effekt“ entgegen, der bei Doppelfassaden<br />
typisch ist: einer Schallübertragung innerhalb des<br />
Fassadenkorridors, wenn bei geöffneten Fenstern gesprochen wird,<br />
wie das z. B. beim Telefonieren unvermeidlich ist.<br />
Die Glashülle schützt die <strong>Holz</strong>fassade nicht nur vor Schnee und<br />
Regen, sondern auch vor der Sonne und damit vor Vergrauung:<br />
Die im Verbundsicherheitsglas (VSG) eingelegte Folie filtert mehr<br />
als 90 % der UV-Strahlung heraus, sodass die Zersetzung des<br />
Lignins, was die Ursache der Vergrauung ist, weitestgehend unterbunden<br />
wird. Das <strong>Holz</strong> dunkelt im Lauf der Zeit nur leicht nach,<br />
behält jedoch seine typische Farbe.<br />
74 mikado edition 2013
12<br />
Sanierung Rosenheim<br />
Brandschutzkonzept mit vielen Sicherheiten<br />
Eine <strong>Holz</strong>fassade bei einem Hochhaus stellt natürlich eine<br />
Abweichung von den brandschutztechnischen Anforderungen<br />
des Baurechts dar. Ihre Genehmigung war deshalb nur in enger<br />
Abstimmung mit der Behörde möglich. Beim Brandschutzkonzept<br />
spielt das Klappensystem der Glasfassade eine entscheidende Rolle:<br />
Das Gebäude erhielt zwei Sprinklersysteme, sog. „Hochdrucknebel-<br />
Anlagen“, wobei eine nur für die Fassade zuständig ist. Im Brandfall<br />
sorgt die Steuerung dafür, dass sich die Lüftungsklappen<br />
auf den Gitterrost des 60 cm breiten Wartungsgangs umlegen<br />
und zusammen mit den Stahlblechabdeckungen in jeder Etage<br />
ein Rauchschott bilden. So wird ein Brandüberschlag in höhere<br />
Geschosse verhindert. Die offenen Klappen gewährleisten zudem<br />
eine direkte Rauchableitung ins Freie.<br />
Angenehmere Atmosphäre und mehr Nutzfläche<br />
„Unser Bedürfnis nach Behaglichkeit hat sich nicht geändert.<br />
Die Vision vom intelligenten Gebäude übersieht das bisweilen“,<br />
antwortet Schleburg auf die Frage, warum das Gebäude geworden<br />
ist, wie es ist. Die Kombination aus einer schützenden, interaktiven<br />
Glashülle mit einem <strong>Holz</strong>kleid erfüllt viele Aufgaben und ist<br />
optisch sehr ansprechend. Lärche ist ein besonders dauerhaftes<br />
<strong>Holz</strong> und jederzeit verfügbar. Kurze Transportwege, eine in die<br />
Region passende Haptik und erhebliche Gewichtsvorteile bestärkten<br />
die Planer in ihrer Materialwahl.<br />
Die Nutzfläche erhöhte sich im Vergleich zum ursprünglichen<br />
Bauwerk um rund 900 m2 auf etwa 6500 m2. Die beiden oberen<br />
Stockwerke sind für Veranstaltungen vorgesehen. Das „Skydeck“,<br />
eine umlaufende Dachterrasse, eröffnet in luftiger Höhe einen<br />
grandiosen Blick auf das Panorama der Alpen.<br />
<br />
Dipl.-Ing. (FH) Susanne Jacob-Freitag, Karlsruhe ▪<br />
Steckbrief<br />
Bauprojekt:<br />
Hochhaussanierung ı Sparkasse Rosenheim<br />
D-83022 Rosenheim ı www.spk-ro-aib.de<br />
Bauzeit: Januar 2008 bis Dezember 2010<br />
Bruttogeschossfläche: 8400 m²<br />
Umbauter Raum: 28 000 m³<br />
Primärenergieverbrauch:<br />
Vorher: 400 kWh/(m²a) ı Nachher: 100 kWh/(m²a)<br />
Architektur:<br />
SAI Schleburg Generalplanungsgesellschaft mbH<br />
D-83022 Rosenheim ı www.schleburg.de<br />
Fensterbau:<br />
Fenstermanufaktur Schwaiger GmbH<br />
D-83101 Rohrdorf ı www.fenstermanufaktur-schwaiger.de<br />
<strong>Holz</strong>bau:<br />
Josef Obermaier GmbH & Co. KG<br />
D-83093 Bad Endorf ı www.obermeier-holzbau.de<br />
www.mikado-online.de
Vorgefertigte Wand-, Dach-, Decken- und<br />
Gaubenelemente<br />
in allen Varianten mit U-Zeichen inklusiv Arbeitsvorbereitung<br />
liefert – schnell - preiswert<br />
73084 Salach – Tel. 07162/<br />
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hirschfeld@holzbau-moser.de<br />
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Produkte<br />
Lohnabbund und Massiv-<strong>Holz</strong>-Mauer<br />
aus Sachsen<br />
Abbundzentrum Dahlen GmbH &Co. KG<br />
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-Freies Bauen<br />
Internet: www.abbund-dahlen.de; E-Mail: info@abbund-dahlen.de<br />
▴▴Im Winter befindet sich die<br />
Fensterebene in der Fassadenebene<br />
Fenstersystem<br />
Wandelbare Loggia<br />
▴▴Im Sommer lässt sich die<br />
Fensterebene nach innen schieben<br />
Ein Fenstersystem speziell für den Einsatz in Loggien entwickelte<br />
das Start-up-Unternehmen „flissade“. Je nach Witterung<br />
und Nutzerwunsch lässt sich die Fensterebene nach außen oder<br />
nach innen schieben. An kalten Tagen wird die Loggia ein Teil<br />
des Innenraums, an wärmeren Tagen ist sie Außenbereich und<br />
der Innenraum bleibt kühl. Das System besteht aus schieb- und<br />
faltbaren, raumhohen Verglasungselementen. Der große Vorteil<br />
gegenüber konventionellen Lösungen mit zwei Fensterebenen:<br />
halb so viel Materialaufwand und kein Stauraum.<br />
flissade GmbH<br />
D-81667 München ı Telefon 0 89/28 92 38 84<br />
www.flissade.com<br />
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▴▴Brettsperrholzpaneele sorgen<br />
für eine angenehme Akustik und Optik<br />
Im Kölner Café-Restaurant<br />
„Pure“ war neben<br />
dem modernen Ambiente<br />
eine hochwertige<br />
Raumakustik wichtig.<br />
An allen Tischen sollte<br />
eine angenehme Unterhaltung<br />
möglich sein.<br />
Zum Einsatz kamen deshalb<br />
die Brettsperrholzpaneele<br />
„Ligno Akustik<br />
light“ von Lignotrend<br />
mit 12 mm feinen Lamellen und 4 mm breiten Akustikfugen<br />
aus Weißtanne. Lieferbar sind die Elemente in verschiedenen<br />
<strong>Holz</strong>sorten und Farben. Die Standardlänge beträgt 2,92 m, bis<br />
zu 8 m sind möglich.<br />
Lignotrend Produktions GmbH ı D-79809 Weilheim-Bannholz<br />
Telefon 0 77 55/92 00-0 ı www.lignotrend.com<br />
www.mikado-online.de 77
Produkte<br />
Faserzementtafel<br />
Lebendiges Grau<br />
▴▴Bei der Sanierung des Antoine-Leins-Künstlerhauses in Horb/Neckar ersetzten<br />
Deckenelemente die historische <strong>Holz</strong>konstruktion und ermöglichten stützenfreie Räume<br />
Die Fassadentafel „Equitone Tectiva TE 80“ von<br />
Eternit variiert je nach Blickwinkel, Sonneneinstrahlung<br />
und Witterung ihren Farbton. Der Markenname<br />
„Equitone Tectiva“ bezeichnet künftig alle<br />
Faserzementtafeln des Herstellers mit geschliffener<br />
Oberfläche. Sie sind frostbeständig, wasserundurchlässig,<br />
fäulnissicher und nicht brennbar. Lieferbar<br />
sind Größen bis zu 3050 × 1220 mm.<br />
Eternit AG ı D-69126 Heidelberg<br />
Telefon 0 62 24/7 01-0 ı www.eternit.de<br />
▴▴Flächenelement<br />
▴▴Kastenelement<br />
▴▴Schalenelement<br />
<strong>Holz</strong>elemente<br />
Wie Beton, aber leicht<br />
Passgenaue und einfach montierbare <strong>Holz</strong>elemente bietet der schweizerische<br />
Hersteller Lignatur an. Die Vorteile des Bausystems aus tragenden Deckenund<br />
Dachelementen zeigen sich unter anderem auch bei beengten Platzverhältnissen<br />
im urbanen Raum: bei Baulücken, Aufstockungen, Anbauten und<br />
Modernisierungen. Die projektspezifisch gefertigten Kasten-, Flächen- und<br />
Schalenelemente aus ein- und beidseitig beplankten Rippenplatten lassen<br />
sich mit allen gängigen <strong>Holz</strong>bau-Systemen kombinieren, eignen sich aber<br />
auch für den Einsatz in Massiv- und Stahlbauten. Ihre hohe Steifigkeit ermöglicht<br />
schlanke Querschnitte. Die auf Basis der Belastung erforderliche<br />
Konstruktionshöhe ist vergleichbar mit der einer Betondecke. Die Anforderungen<br />
des Wärme-, Brand- und Schallschutzes lassen sich durch Dämmstoffe<br />
und zusätzliche Bodenaufbauten erreichen. Das für die Elemente verwendete<br />
Nadelholz ist PEFC-zertifiziert.<br />
Lignatur AG ı CH-9104 Waldstatt ı Telefon +41 (0) 71/3 53 04 10 ı www.lignatur.ch<br />
Stefan Müller / Eternit<br />
▴▴Die Fassade des Berliner Fünfgeschossers „3 × Grün“<br />
erhielt als Verkleidung graue Faserzementtafeln<br />
Brettsperrholz<br />
Schnelle Baustellen<br />
In Augsburg entstand ein Bürogebäude aus großformatigen<br />
Brettsperrholz-Elementen der Marke<br />
„Leno“, montiert in nur 14 Tagen. Innen besaßen<br />
die <strong>Holz</strong>oberflächen Sichtqualität, außen eine <strong>Holz</strong>weichfaserdämmung<br />
und eine Lattung für die hinterlüftete<br />
Fassade. Die 268 Elemente hatten Größen<br />
bis 16 × 4,2 m. Lieferbar sind Breiten bis 4,8 m, Längen<br />
bis 20 m und Dicken von 51 bis 297 mm.<br />
Merk Timber GmbH ı D-86551 Aichach<br />
Telefon 0 82 51/9 08-0 ı www.brettsperrholz.de<br />
»Profilholz direkt<br />
vom Hersteller.«<br />
Säge- und Hobelwerk Josef Falter & Sohn Frathau 3<br />
94256 Drachselsried Telefon (09945) 1007 Fax (09945) 2290<br />
info@falter-holz.de www.laerchenholz-falter.de<br />
▴▴Das von „lattkearchitekten“ in Augsburg realisierte<br />
Bürogebäude besteht aus 268 Brettsperrholzelementen<br />
78<br />
mikado edition 2013
Produkte<br />
<strong>Holz</strong>-Beton-Verbunddecke<br />
Vorgefertigter Schallschutz<br />
Die Brettsperrholz-Bauteile für das viergeschossige<br />
„Case Study Hamburg“ auf der<br />
IBA 2013 stammen aus dem Abbundzentrum<br />
KLH Deutschland. Die Geschossdecken<br />
sind 182 mm starke KLH-Platten, deren Unterseiten<br />
Sichtqualität besitzen, während die<br />
Oberseiten schon im Werk mit 10 cm Aufbeton<br />
versehen wurden. Der horizontale<br />
Verbund zwischen Brettsperrholz- und Beton-Platte<br />
erfolgt über 3 cm tiefe Versatzfräsungen<br />
quer zur Spannrichtung.<br />
ABA HOLZ van Kempen GmbH<br />
KLH Deutschland ı D-86477 Adelsried<br />
Telefon 0 82 94/80 24 07 ı www.aba-holz.de<br />
▴▴Eingedrehte Schrauben übernehmen die<br />
vertikalen Kräfte, Ausfräsungen die horizontalen<br />
Stahlverbinder<br />
Einfädeln, fertig<br />
Der „Walco V“ ist für Wandverbindungen<br />
im Fertighausbau<br />
und im mehrgeschossigen<br />
<strong>Holz</strong>bau konzipiert. Neben Anschlüssen<br />
mit <strong>Holz</strong> sind auch<br />
Anschlüsse mit Stahl, Beton<br />
und Mauerwerk möglich. Als<br />
größten Vorteil nennt Hersteller<br />
Knapp die Möglichkeit der<br />
werkseitig komplett geschlossenen<br />
Wandvorfertigung, die<br />
eine schnelle und präzise Montage<br />
vor Ort gewährleistet und<br />
gleichzeitig Gefahrenpotenziale<br />
auf der Baustelle verhindert.<br />
Wandöffnungen sind<br />
nicht mehr erforderlich. Das<br />
führt zu einem deutlich dichteren<br />
Wandaufbau.<br />
Knapp GmbH<br />
Niederlassung Deutschland<br />
D-85609 Aschheim<br />
Telefon 0 89/9 04 75 56-0<br />
www.knapp-verbinder.com<br />
79
Produkte<br />
Knauf / ducke<br />
▴▴Vorgefertigtes Großelement mit hochfeuerhemmender Kapselung<br />
▴▴Kostenlos downloadbare Infos<br />
Gipskartonplatte<br />
Elegante Lösung für 60 Minuten<br />
Bei mehrgeschossigen <strong>Holz</strong>bauten ist das <strong>Holz</strong><br />
tragender Bauteile durch sog. „Kapseln“ 60 Minuten<br />
lang vor einer Temperatur zu schützen,<br />
bei der es sich entzündet. Knauf hat für sein<br />
hochfeuerhemmendes Außenwandsystem mit<br />
Feuerschutzplatten (GFK) das allgemeine bauaufsichtliche<br />
Prüfzeugnis der MFPA Leipzig in<br />
der Klassifizierung K 2<br />
60 erhalten. Es besteht<br />
aus einer Beplankung mit 2 × 18 mm auf der<br />
Innenseite, 1 × 12,5 mm auf der Außenseite<br />
sowie einer 60 mm dicken Steinwolle-Putzträgerlamellenplatte.<br />
Umfassende Informationen<br />
für bis zu fünfgeschossige <strong>Holz</strong>bauten bietet<br />
die Broschüre „Knauf Mehrgeschossiger <strong>Holz</strong>bau<br />
– Gebäudeklasse 4“, downloadbar unter:<br />
www.knauf.de/hob01<br />
Knauf Gips KG ı D-97346 Iphofen<br />
Telefon 0 93 23/31-0 ı www.knauf.de<br />
Furnierschichtholz<br />
Schlanke Konstruktionen<br />
FH<br />
▴▴<strong>Holz</strong>rahmenbau mit Kerto T: die neue Cafeteria des<br />
Knappschaftskrankenhauses in Essen<br />
▴▴Schwelle und Wandunterseite besitzen zur Positionierung<br />
einen Trapezverschluss und zwei EPDM-Dichtungen<br />
<strong>Holz</strong>rahmenbau mit den Funierschichtholzprodukten<br />
„Kerto T“ und<br />
„FJI“ bedeutet im Vergleich zu konventionellen<br />
Vollhölzern einen geringeren<br />
Querschnitt und damit bessere<br />
U-Werte. Darüber hinaus sind „Kerto<br />
T“ und „FJI“ verzugsarm: Schwindverformungen<br />
wie Verdrehungen und<br />
Risse sind nahezu ausgeschlossen.<br />
Zur Positionierung der Wandelemente<br />
fertigt FH Finnholz die Schwelle<br />
sowie die Wandunterseite mit einem<br />
Trapezverschluss und zwei EPDM-<br />
Dichtungen, was den Montageaufwand<br />
auf ein Minimum reduziert.<br />
Wiederverkäufer, die nicht fremdüberwacht<br />
sind oder die Fertigungsmöglichkeiten<br />
nicht haben, können<br />
in enger Absprache mit den Konstrukteuren<br />
der FH Finnholz zusammenarbeiten.<br />
FH Finnholz Handelsgesellschaft mbH<br />
D-49536 Lienen ı Telefon 0 54 83/73 94-0<br />
www.fh-finnholz.de<br />
80<br />
mikado edition 2013
Produkte<br />
Wandsystem<br />
Mit System weit nach oben<br />
<br />
▴▴Mit der „Massivholzwand“ gebaut:<br />
der Achtgeschosser in Bad Aibling<br />
▴▴Senkrecht aufgestellte Kanthölzer<br />
bilden die tragende Schicht des Wandsystems<br />
Die „Huber <strong>Holz</strong>massivwand“ ist ein geprüftes<br />
Wandsystem, das alle Anforderungen<br />
des mehrgeschossigen Bauens<br />
erfüllt. Es bietet geprüften Brandschutz<br />
bis hin zur Eignung als Brandwand-<br />
Ersatzwand (REI 90 M) sowie zertifizierten<br />
Schallschutz bis hin zu Eignung als<br />
komfortable Wohnungstrennwand. Das<br />
Unternehmen Huber & Sohn ist zertifiziert<br />
für die Herstellung hochfeuerhemmender<br />
Bauteile in <strong>Holz</strong>bauweise<br />
und verfügt über die notwendige Erfahrung<br />
auch bei mehrgeschossigen<br />
Bauwerken der Gebäudeklasse 4.<br />
Huber & Sohn GmbH & Co. KG<br />
D-83549 Bachmehring<br />
Telefon 0 80 71/9 19 0<br />
www.huber-sohn.de<br />
<br />
Imprägnierung<br />
Feuersicheres <strong>Holz</strong><br />
Damit die elegante Fachwerkkonstruktion<br />
des „MuséoParc Alésia“ im Burgund<br />
bei einem Brand nicht zur Katastrophe<br />
führt, wurde das <strong>Holz</strong> mit dem<br />
Feuerschutzsalz „Wolmanit Firestop“<br />
behandelt. Das Produkt für <strong>Holz</strong> und<br />
<strong>Holz</strong>werkstoffe wird im Kesselvakuumdruckverfahren<br />
tief ins <strong>Holz</strong> eingebracht<br />
und verhilft ihm dazu, die bestmöglichen<br />
Baustoffklassen für brennbare<br />
Baustoffe auf nationaler wie auch auf<br />
europäischer Ebene zu erreichen. Darüber<br />
hinaus ermöglicht damit behandeltes<br />
<strong>Holz</strong>, ökologische Qualitätssiegel<br />
wie „natureplus“ zu erreichen.<br />
<strong>Holz</strong> Brüner GmbH ı D-78199 Bräunlingen<br />
Telefon 07 71/92 09-0<br />
www.firesec-brandschutz.de<br />
<br />
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<br />
<br />
<br />
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<br />
<br />
▴▴Die <strong>Holz</strong>fassade des „MuséoParc Alésia“ erhielt eine Feuerschutzimprägnierung<br />
www.mikado-online.de 81
Produkte<br />
▴▴Bei der Fassadenmodernisierung im Ausbildungszentrum<br />
Bühl wurden die <strong>Holz</strong>rahmenbau-Elemente mit Zellulose gefüllt<br />
Einblasdämmung<br />
Doppeltes Volumen<br />
Maschinen zum Einblasen von Dämmmaterial auf Baustellen<br />
und in Werkhallen bietet Systemhersteller Isocell<br />
an. Neu: die „Standard Plus+“, speziell für die Verarbeitung<br />
von <strong>Holz</strong>faser entwickelt. Durch zwei zusätzliche<br />
Gebläse lässt sich das Luftvolumen bei Bedarf verdoppeln.<br />
Im unteren Bereich des Vorratsbehälters<br />
befinden sich zwei Häckslerwellen<br />
mit individuell<br />
steuerbarer Drehzahl. Sie<br />
garantieren, dass auch sehr<br />
hart verpresstes Material gut<br />
aufgelockert wird. Ein elektronischer<br />
Schieber dosiert<br />
die Materialzufuhr. Die Bedienung<br />
der Maschine erfolgt per Funkfernsteuerung.<br />
Isocell GmbH<br />
A-5202 Neumarkt am Wallersee<br />
Telefon +43 (0) 62 16/41 08-0<br />
www.isocell.at<br />
Berufsförderungswerk der südbadischen Bauwirtschaft / Isocell<br />
Gipsfaserplatte<br />
Innen und außen feuerfest<br />
Das Architekturbüro „Kaden Klingbeil“ realisierte in Berlin einen<br />
neuen Siebengeschosser in <strong>Holz</strong>rahmenbauweise. Die brandschutztechnisch<br />
wirksame Kapselung der <strong>Holz</strong>konstruktion wurde<br />
mit Gipsfaserplatten von Fermacell ausgeführt. Sie gewährleisten<br />
je nach Konstruktion Brandschutz bis zur Feuerschutzklasse<br />
F 120. Beim Berliner Projekt erhielten sowohl ein stählernes<br />
Stahltragwerk als auch die <strong>Holz</strong>rahmenkonstruktion eine Beplankung<br />
mit zwei 18 mm dicken Gipsfaserplatten kombiniert mit<br />
Mineralwolldämmung.<br />
Fermacell GmbH ı D- 47259 Duisburg<br />
Telefon 02 03/6 08 80-0 ı www.fermacell.de<br />
▴▴Das <strong>Holz</strong> des Berliner Doppel-Siebengeschossers „b_26/b_27“<br />
von Kaden Klingbeil ist mit Gipsfaserplatten gekapselt<br />
DACH- UND WANDELEMENTE<br />
FÜR WIEDERVERKÄUFER<br />
PREISE DACH (18cm ):<br />
ab 26,– € ( einseitig OSB )<br />
ab 55,– € ( OSB, Zellulose, DWD)<br />
PREISE WAND (18cm ):<br />
ab 31,– € ( einseitig OSB )<br />
ab 51,– € ( OSB, Zellulose, DWD)<br />
FH Finnholz GmbH | www.fh-finnholz.de | Tel: +49(0)5483-7394-0<br />
82<br />
mikado edition 2013
Produkte<br />
Steinwolle-Dämmung<br />
Schmelzpunkt über 1000 Grad<br />
Bei mehrgeschossigen Gebäuden wie dem<br />
Achtgeschosser „<strong>Holz</strong> 8“ in Bad Aibling bestehen<br />
hohe Brandschutzanforderungen.<br />
Zum Kapseln der <strong>Holz</strong>konstruktion und<br />
zur Wärmedämmung eignet sich besonders<br />
nichtbrennbare Steinwolle wie die „Woodrock<br />
035“ von Rockwool, denn ihr Schmelzpunkt<br />
liegt bei über 1000 °C. Mit 240 mm erreicht<br />
der „<strong>Holz</strong> 8“ fast Passivhausstandard.<br />
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Fassadenlatten sind in den Breiten 147<br />
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und lassen sich direkt auf der Baustelle<br />
zuschneiden und verarbeiten. Der<br />
Werkstoff muss nie gestrichen oder geschliffen<br />
werden, um seinen Charakter<br />
zu behalten. Für die Montage gibt<br />
es farblich angepasste Schrauben oder<br />
Nieten. Für die 302 mm breiten Elemente<br />
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84<br />
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❑ Eintrag 45 × 30 mm 60,– € pro Ausgabe<br />
❑ Eintrag 45 × 40 mm 80,– € pro Ausgabe<br />
❑ Eintrag 45 × 50 mm 100,– € pro Ausgabe<br />
❑ Weitere Formate und Rubriken auf Anfrage<br />
Bezugszeitraum mindestens 11 aufeinander folgende Ausgaben<br />
Firma:<br />
Name:<br />
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PLZ/Ort:<br />
Tel./Fax:<br />
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85
Vorschau mikado 7.2013 erscheint am 21. Juni 2013<br />
20 Jahre mikado<br />
Im Jahr 1993 erschien die erste Ausgabe von mikado. Das 20-jährige<br />
Jubiläum ist ein guter Zeitpunkt, um einmal kurz innezuhalten<br />
und Rückschau zu halten auf 20 Jahre <strong>Holz</strong>baugeschichte, auf<br />
20 ereignisreiche Jahre, in denen der <strong>Holz</strong>bau aus seiner Nische<br />
herauswuchs und sich zu der Bauweise der Zukunft entwickelte.<br />
Allerdings schauen wir nur ein bisschen zurück, denn noch<br />
viel spannender ist natürlich der Ausblick auf die nächsten<br />
20 Jahre. Dem widmet sich das Jubiläumsheft hauptsächlich<br />
und befragte dazu prominente <strong>Holz</strong>baupioniere.<br />
Jörg Pfäffinger<br />
Zukunft der <strong>Holz</strong>architektur<br />
Seit über drei Jahrzehnten verblüfft<br />
das kleine Vorarlberg mit<br />
moderner Architektur in <strong>Holz</strong>bauweise.<br />
Seine experimentierfreudige<br />
Architekturszene<br />
setzte Maßstäbe und inspirierte<br />
ganz <strong>Holz</strong>bau-Europa. mikado<br />
unterhielt sich mit Hermann<br />
Kaufmann darüber, wie wohl<br />
in den nächsten Jahrzehnten<br />
der <strong>Holz</strong>bau die Architektur<br />
und die Architektur den <strong>Holz</strong>bau<br />
beeinflussen wird.<br />
Zukunft des Ingenieurholzbaus<br />
Der Erfolg des modernen <strong>Holz</strong>baus<br />
fand seinen sichtbaren<br />
Ausdruck in spektakulären<br />
Großbauten. Die wurden durch<br />
technische Innovationen möglich.<br />
Einer der kreativsten <strong>Holz</strong>bauingenieure<br />
ist Hermann<br />
Blumer. mikado wollte von<br />
ihm wissen, welche Potenziale<br />
im <strong>Holz</strong>bau noch schlummern<br />
und welche Erfindungen und<br />
Entwicklungen in den nächsten<br />
Jahrzehnten zu erwarten sind.<br />
Jörg Pfäffinger<br />
Außerdem<br />
Geschichte und Zukunft des nachhaltigen Bauens<br />
Impressum<br />
Offizielles Organ von <strong>Holz</strong>bau Deutschland<br />
Bund Deutscher Zimmermeister im Zentralverband des Deutschen<br />
Baugewerbes e.V. (ZDB), Berlin, Offizielles Organ der<br />
Europäischen Vereinigung des <strong>Holz</strong>baus (EVH), Luxemburg<br />
Verlag:<br />
WEKA MEDIA GmbH & Co. KG<br />
Römerstraße 4<br />
86438 Kissing<br />
Telefon +49 82 33.23-0<br />
www.weka.de ı www.mikado-online.de<br />
Herausgeber:<br />
WEKA MEDIA GmbH & Co. KG<br />
Geschäftsführer:<br />
Stephan Behrens ı Michael Bruns ı Werner Pehland<br />
Verlagsleiter Zeitschriften Bauhandwerk:<br />
Christoph Maria Dauner<br />
Chefredakteur:<br />
Dipl.-Betriebsw. (FH) Christoph M. Dauner (cm) (verantw.)<br />
Christoph.Dauner@weka.de<br />
Redaktion:<br />
Dipl.-Ing. (FH) Claudia Jamnitzky (cj) (CvD)<br />
Claudia.Jamnitzky@weka.de<br />
Jessica Jahn M.A. (jj)<br />
Jessica.Jahn@weka.de<br />
Dipl.-Ing. Günther Hartmann (gh)<br />
Guenther.Hartmann@weka.de<br />
Redaktionsbeirat:<br />
Bernard Gualdi ı Dipl.-Ing. Ekkehard Fritz ı<br />
RA Michael Hafner ı Dipl.-Betriebsw. Joachim Hörrmann ı<br />
RA Alexander Habla ı Dipl.-Ing. Rainer Kabelitz-Ciré ı<br />
Dipl.-Ing. Matthias Krauss ı Matthias Link ı<br />
Dipl.-Designer Jochen Wenzel<br />
Anzeigen:<br />
WEKA MEDIA GmbH & Co. KG<br />
Römerstraße 4 ı 86438 Kissing<br />
Fax +49 82 33.23 71 11 ı Ihre.Werbung@weka.de<br />
Anzeigendisposition:<br />
Daniela Bolleininger<br />
Telefon +49 82 33.23 71 35<br />
Daniela.Bolleininger@weka.de<br />
Anzeigenverkauf:<br />
Henriette Stoll-Loof ı Telefon +49 81 43.93 15 10<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 21/2013<br />
Aboverwaltung:<br />
Telefon +49 82 33.23 40 40 ı Fax +49 82 33.23 72 30<br />
service.handwerk@weka.de<br />
Abonnementpreis:<br />
11 Ausgaben (Inland): 98,00 €<br />
11 Ausgaben Studenten/<br />
Meisterschüler: 75,00 €<br />
Einzelheft: 12,80 €<br />
Produktion:<br />
Helmut Göhl (verantw.) ı Silke Schwer<br />
Konzeptionslayout, Grafik und Satz:<br />
Popp Media Service ı Herrenbachstraße 17 ı 86161 Augsburg<br />
Lithografie:<br />
high end dtp-service ı Lothar Hellmuth<br />
Druck:<br />
Firmengruppe APPL ı sellier druck GmbH<br />
Angerstraße 54 ı 85354 Freising<br />
ISSN<br />
0944-5749<br />
Erscheinungsweise:<br />
11 Ausgaben jährlich<br />
WEKA ist bemüht, ihre Produkte jeweils nach neuesten<br />
Erkenntnissen zu erstellen. Die inhaltliche Richtigkeit und<br />
Fehlerfreiheit wird ausdrücklich nicht zugesichert. Bei<br />
Nichtlieferung durch höhere Gewalt, Streik oder Aussperrung<br />
besteht kein Anspruch auf Ersatz. Zum Abdruck angenommene<br />
Beiträge und Abbildungen gehen im Rahmen der gesetzlichen<br />
Bestimmungen in das Veröffentlichungs- und Verbreitungsrecht<br />
des Verlags über. Für unaufgefordert eingesandte Beiträge<br />
übernehmen Verlag und Redaktion keine Gewähr. Namentlich<br />
ausgewiesene Beiträge liegen in der Verantwortlichkeit des<br />
Autors. Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge<br />
und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jeglicher<br />
Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit ausdrücklicher<br />
schriftlicher Genehmigung des Verlags und mit Quellenangabe<br />
gestattet. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine<br />
Verwertung ohne Einwilligung des Verlags strafbar.<br />
Redaktionelle Änderungen vorbehalten.<br />
86 mikado edition 2013
NEU: „MELODIE ® “– So leicht deckt der Norden.<br />
Jetzt: „Wir pfeifen es<br />
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