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EINBLICK db-magazin.de Buchvorstellung: Vom Zauber der Buchstaben Von Reiner Engelmann In unserer letzten Ausgabe stellten wir Ihnen das Buch – Keiner hat etwas gesehen! – von Reiner Engellungen und Volkshochschulen mehr als bereit ist. Auch seine Konzertlesungen, zusammen mit dem Musiker und unbekannt und bedrohlich. Der Boden hatte gebebt, es hatte gestürmt wie aus dem Nichts. Dann war es dunmann vor. Unseren regelmäßigen Le- Klaus Brantzen aus Wiesbaden/Berlin, kel geworden, als hätte sich eine Hand sern ist sein Name schon ein Begriff. können zu den verschiedensten Ver- vor die Sonne geschoben, eine Wand Durch sein Engagement für Kinder und anstaltungen gebucht werden. Nähere aus Wasser. Jugendliche, seinen Einsatz für Koope- Infos finden Sie auf der Homepage: „Die Welle“, hatte seine Mutter geration und Kommunikation zwischen www.menschenrechte-in-der-schule. schrien, „ die Todeswelle verschluckt den „Fronten“ und seine Arbeit im so- de/reinerengelmann. Wir stellen Ihnen uns!“ Sie hatte Salman und die Ge- Der Wassertank hat ein Leck.“ Er setzt zialen, schulischen Bereich ist er für uns natürlich auch gerne den Kontakt zu schwister gepackt, irgendwo am Arm, sich auf eine Kiste neben dem Schulge- (und nicht nur für uns) ein Vorbild. Ein Herrn Engelmann her. an den Haaren, an der Schulter. Alle bäude. Zögernd kehren die Kinder zu- Vorbild daher, da er nicht nur theoreti- Leseprobe: schrien und kreischten. Überall war rück und scharen sich um ihn. „Es war siert, sondern praxisnah handelt. Eine Geschichte aus Indonesien von plötzlich Wasser und Schlamm. „Die nur das Wasser aus dem Tank“, beru- Mit der Sammlung von „Schulge- Regina Rusch »Tsunami« Straße hoch“, hatte die Mutter gehigt er, „schaut nur, jetzt ist alles ausgeschichten aus aller Welt“, herausge- Sie soll aufhören zu schimpfen. Salman keucht. Dann waren Sie gerannt, immer laufen. Es ist vorbei.“ Salman lässt seigeben durch Engelmann, weiß er den hält sich die Ohren zu. Die Stimme sei- weiter, bis das Atmen sich wie schneinen Blick über das Schulhaus wandern. Leser zu berühren, ihn alltägliche Situner Mutter überschlägt sich fast. Saldende Messer anfühlte. Nur einmal Die linke Wand ist herausgebrochen ationen nicht mehr selbstverständlich man hat ein schlechtes Gewissen, ja, es hatte Salman sich umgedreht. und mit einer großen Plastikfolie ver- sehen. Der hier so oft gehasste Schul- war falsch, was er getan hat, aber seine Der Vater! Der Vater wollte doch zum hängt. Um einen der Stützbalken am besuch, um den Kinder aus anderen Mutter soll jetzt aufhören, ihn auszu- Boot, war ihm eingefallen. Wo war der Eingang ist ein Tau geschlungen, da- Ländern unsere Kinder beneiden, der schimpfen. Ergeben lässt er sich von ihr Vater?! Salman sah die Riesenwelle, mit er nicht weiter zur Seite kippt. Das Besitz von Kleidung, ein Leben ohne die Straße hinaufziehen. Vor dem Tor den Tsunami, der sich wild und hoch andere Ende des Taus führt mehrfach Krieg und Hungersnot - noch elemen- des grau verputzten Gebäudes bleibt auftürmte vor dem kleinen Fischerdorf um den stehenden Rest der Steinmautarer – eines Zuhauses, wird in unserer seine Mutter stehen. „Du gehst jetzt Krueng Raya. Niemals hatte Salman so er. Ein paar Steinbröckchen liegen Zivilisation als gegeben vorausgesetzt. zurück in die Schule“, sagt sie. „Wehe, etwas Hohes gesehen, nicht einmal die auf dem Steinboden davor. Nur die Durch das Lesen dieser kleinen Episo- du schwänzt noch einmal!“ Ihr Gesicht längsten Palmen am Rand des Dorfes Tische stehen ordentlich hintereinanden aus aller Welt wird der Leser ge- sieht unnachgiebig streng aus. waren so hoch wie diese schwarze, beder, auch die Kästen mit Büchern und rührt – wir würden sogar behaupten Salman spürt den Blick seiner Mutdrohliche Wassermasse, die in unge- Papier und Stiften, die Lehrer Ramlan – beschämt! Es ist ein Buch für Kinder, ter im Rücken, als er sich zwischen der heurer Geschwindigkeit vom Meer her organisiert hat, bilden eine lange Reihe um andere Kinder zu verstehen. Ein Mauerruine und dem dicken Balken auf sie zukam. Salman wurde von der auf der Ablage hinter dem Lehrerpult. Buch für Jugendliche, die hierzulande durchschlängelte. Er setzt sich ohne ein Hand des großen Bruders weiter geris- Salman liebt diese Ordnung. Es ist gut, „no future“ sehen. Ein Buch für Eltern, Wort auf seinen Platz. Auch der Lehrer sen. Keiner von ihnen schrie jetzt mehr, wenn alles seinen Platz hat. Großeltern, Paten… sagt kein Wort, aber er nickt Salman zu nur von Ferne aus dem Dorf hörten sie Im Dorf war nach dem Tsuna- Bevor wir eine der Geschichten als und legt ihm ein Blatt Papier und einen Schreie. Das letzte, was Salman wahrmi nichts mehr an seinem Platz. Die Leseprobe anfügen, möchten wir noch Stift auf den Tisch. Die Tischplatte ist nahm, war das Schluchzen der Mutter, Häuser, die Ställe, die Fischerboote gerne darauf hinweisen, dass Reiner schräg und der Stift rollt auf den Bo- die ihre vier Kinder an sich presste. schwammen, in tausend Einzelteile Engelmann gerne zu Lesungen den. Salman bückt sich. Der Stift ist in An die Zeit danach hatte Salman zerlegt, durch die Fluten, verhakten in Schulen, Biblio- eine Wasserlache gefallen. Die Lache keine Erinnerung. Es war, als wäre al- sich an umgerissenen Palmen oder theken,Buch- wird immer größer, schon umspült das les ausgelöscht in ihm. Irgendwann steckten irgendwo im Schlamm fest. DURCHBLICK hand Wasser Salmans Füße. Er umklammert nach vielen Tagen war er aufgewacht Nur die Moschee war nicht zerstört den Stift, schnellt hoch, stößt mit dem aus dieser Leere. Er hatte wieder selbst worden. Salman war in den ersten Wo- Gewinnspiel... Kopf gegen die Tischkante. essen und trinken können, er war aufchen nach der Katastrophe mehrmals Zu gewinnen gibt´s diesmal „Da!“, stammelt er. Unaufhörlich strömt gestanden und hatte die Bretter be- am Tag zur Moschee gelaufen und hat- 3 mal das Buch das Wasser. Jetzt sehen die anderen es fühlt, die jetzt das Zuhause der Famite sein Gesicht an ihre sonnenwarme Reiner Engelmann auch. Sie beginnen zu schreien, gelie bildeten. Seine Mutter hatte diesen Wand gedrückt oder sich einfach an sie »Vom Zauber der Buchstaben« nauso laut wie Salman. Alle stürzen Verschlag gebaut, einen kleinen Anbau gelehnt. Nur so konnte er mit seinem aus dem Raum, an dem dicken Bal- ans verschont gebliebene Haus des Vater reden, in Gedanken, ohne Worte. Postkarte mit dem Betreff »Vom Zauber der Buchstaben!« an die: DURCHBLICK Redaktion, Oberstr. 22, ken mit den Rissen und Splittern vorbei, auf die Straße, bergan. Sal- Onkels. Draußen schien die Sonne, als sei nichts gewesen. Sein Vater würde ihm zuhören, wo immer er auch war, im Meer, im Schlamm 55481 Kirchberg oder per E-Mail an: man kann nicht mehr denken vor Auch jetzt scheint die Sonne und oder verschüttet unter den Trümmern gewinnen@der-durchblick.eu Panik. Genau so hatte es angefan- lässt ihr Licht über der kleinen Insel Pu- des Hotels, neben dem sein Fischer- Einsendeschluss ist der 18.08.2007. Die gen. Nur schneller, viel schneller lau Weh in der indonesischen Provinz boot gelegen hatte. Mit niemandem Gewinner werden benachrichtigt und in der nächsten Ausgabe veröffentlicht. Wie immer ist der Rechtsweg ausgeschlossen. Auslosung war es gegangen an diesem furchtbaren Tag. Fast ein Jahr ist es her. Aceh flirren vor Hitze. „Kommt zurück“, ruft der Lehrer Ramlan den verängstig- sonst hatte Salman geredet, nicht ein Wort hatte er gesprochen, fast zwei erfolgt unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Zuerst war ein Tosen zu hören, laut ten Kindern zu, „es passiert euch nichts. Monate lang… Seite 6 DURCHBLICK www.der-durchblick.eu
EINBLICK db-magazin.de AD(H)S-Kinder und Jugendliche im Pillenrausch Uwe Rakow – Pädagoge, Heilpraktiker, Psychologe und Hypnosetherapeut Passend zu unseren Themen über „Kin- der sind Zukunft“ und zur Buchvorstel- lung von „Keiner hat was gesehen“, die bei unseren Lesern auf vielfältige Reso- nanz stieß, erreicht unsere Redaktion ein Bericht von dem Therapeuten Uwe Rakow aus Kirn. Rakow, der unsere letzte Ausgabe mit Interesse gelesen hat, praktiziert seit einigen Jahren als Heilpraktiker und Therapeut. Das Thema Kinder und Jugendliche ist für ihn seit Jahren dominant. Als ehemaliger Lehrer und Pädagoge, der jahrelang selbst unterrichtete, hat sich Rakow auf vielfältigen Bildungsabschnitten zu einem „Spezialisten“ in Sachen Kind, Jugendlichen und deren Einbindung im sozialen Umfeld, weitergebildet. Sensibilisiert durch seine Beobachtungen während seiner Lehrzeit begriff er früh, dass gerade auf dem Gebiet der Jugendarbeit noch viel Pionierarbeit geleistet werden muss. Die meisten Psychotherapeuten haben sich auf das Gebiet der Erwachsenentherapie spezialisiert. Um auch Kinder und Jugendliche zu betreuen, bedarf es allerdings einer zusätzlichen Autorisierung. Nach seiner Ausbildung als Heilpraktiker an der HSM Mainz, absolvierte er mehrere tiefenpsychologische, hypnotherapeutische Fachausbildungen in München und Wiesbaden, besuchte Seminare bei einem Mainzer Nervenund Facharzt für Psychotherapie. Er erhielt Zertifikate für medizinische und psychotherapeutische Hypnose und dieses auch für Kinder- und Jugendhypnose. Ein Thema mit dem er sich massiv befasst, dass er selbst als hochbrisant bezeichnet, ist das sogenannte ADS Syndrom. Die Behandlungsmethode durch Psychopharmaka droht zu einem gesellschaftlichen Skandal zu eskalieren. Uwe Rakow nimmt jedoch kein Blatt vor den Mund und äußert sich dazu in einem kritischen Essay, das wir gerne veröffentlichen. Wer gerne mehr zu diesem Thema erfahren möchte, dem empfehlen wir einen „Besuch“ auf der Homepage des Therapeuten. Unter www.uwerakowhypnotherapie.de finden Sie Infos zu diesem und vielen weiteren Themen. Uwe Rakow antwortet auch gerne auf Ihre Mails. Fragen an uwe-rakow@gmx.de. Seit Jahren beschäftige ich mich psychotherapeutisch-ganzheitlich mit der Behandlung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die an Aufmerksamkeitsstörungen mit und ohne Hyperaktivität, AD(H)S genannt, leiden und die mit und ohne Psychostimulantien wie Methylphenidat (Ritalin, Medikinet und Concerta) schulmedizinisch mit unverantwortlichen Nebenwirkungen behandelt werden. Nach einer unveröffentlichten Studie des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte (siehe Spiegel Nr.: 22 vom 26.05.07) ist der Verbrauch des Psychopharmakons innerhalb von 13 Jahren um 3591%gestiegen. Das heisst, während im Jahr 1993 34 kg (Packungs- inhalte) des Wirkstoffes Methylphenidat verschrieben wurden, waren es im Jahr 2006 bereits 1221 kg des Medikaments. Eine wahre Pillenschwemme von Methyl- phenidat-Produkten überschwemmt den deutschen Medizinmarkt, und manche Kinder, so die Kinder- und Jugendpsy- chiaterin Streeck-Fischer werden bis zu 8 Jahren mit Methylphenidat behandelt, ohne eine psychotherapeutische Begleit- therapie. Die Folgen sind gesellschafts- politisch nicht mehr zu verantworten: Kinder mit Schlafstörungen, Appetitlo- sigkeit, Gewichtsverlust und Gewichtszu- nahme, Magenbeschwerden, Schwindel, Durchfall und Verstopfung, optischen Halluzinationen, Tics, Haarausfall, Angst Panikattacken, Schuldgefühle, Unsicher- heit bei Betroffenen und im sozialen Um- feld, bis zu plötzlichen Todesfällen und kardivaskulären Zusammenbrüchen. Die Spätfolgen des zunehmenden Psy- chopharmakonsums sind nicht abseh- bar. Neurologen warnen davor, dass durch den massiven Eingriff in den Ge- hirnstoffwechsel Gehirnerkrankungen zunehmen werden, und es gibt nicht wenige Fachleute, die heute den Anstieg ....der Verbrauch des Psychopharmakons innerhalb von 13 Jahren um 3591%gestiegen! im Verbrauch von Methylphenidatderivaten als Psychiatrisierung der Gesellschaft bezeichnen. Wie können wir der zunehmenden Medizinalisierung kindlich-jugendlicher Verhaltensauffälligkeiten mit Methylphenidat, das schon 1937 entdeckt wurde, begegnen? Wir brauchen dringend mehr Kinderund Jugendpsychotherapeuten und die Anerkennung von zertifizierter Kinderund Jugendhypnose durch den Wissenschaftlichen Beirat für Psychotherapie wie in Nachbarländern. Ich frage mich, was die Verantwortlichen davon abhält? Jede Gabe von Methylphenidat durch Ärzte sollte mit einer hypno- oder psychotherapeutischen Therapie begleitet werden. Homöopathisch-individuelle Therapie, Ernährungsumstellung, Ergotherapie und Osteopathie können weiterhin begleitend ebenso wirken, wie ein wirksam-verpflichtendes Elterntraining, wie z.B. „Tripe-P“ oder „Geistiges Karate“ und ein entsprechendes Coaching von Lehrern und Aufbau von Selbsthilfegruppen. Im Zweifelsfall sollten Eltern verpflichtet werden, über längere Zeit mit ihren Kindern therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Weiterhin wäre der Politik anzuraten, die Klassenmesszahl auf 20 Schüler zu senken, um der Leistungskonkurrenz und Kälte in einigen Schulfabriken entgegenzuwirken und mehr Lehrer und Sozialarbeiter einzustellen. Ich kann nur dringend davor warnen, dies zu negieren, denn hyperaktive Menschen, die oft genug in eine vom Markt entfesselte elektronische Welt hineinstürzen, ohne dass der Airbag der Familie die Kinder abfedert, unterliegen der Gefahr, in psychosoziale „Abseitsfallen“ kriminell und drogenmäßig abzugleiten. Uwe Rakow www.der-durchblick.eu DURCHBLICK Seite 7
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