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3 Grundlagen der Betriebsorganisation - Merkur Verlag Rinteln

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3 <strong>Grundlagen</strong> <strong>der</strong> <strong>Betriebsorganisation</strong><br />

Situation:<br />

Herr Berger, <strong>der</strong> Geschäftsführer <strong>der</strong> ELEKTRO-<br />

GMBH, hat Probleme mit einem Hersteller von<br />

Fernsehgeräten, weil wegen eines leicht zu<br />

behebenden Mangels an den Geräten immer<br />

wie<strong>der</strong> Reklamationen auftreten. Er kennt einen<br />

Meister in <strong>der</strong> Fertigungsabteilung dieses Herstellers,<br />

den er deshalb anruft:<br />

„Herr Seibt, entschuldigen Sie die Störung,<br />

aber sicher können Sie mir in meinem Interesse<br />

und in dem Ihres Betriebes helfen.“<br />

„Ja bitte Herr Berger, worum geht es?“<br />

„Wir mussten Ihnen schon häufig Fernsehgeräte<br />

Modell B80 mit defektem Netzteil zurückgeben.<br />

Es wäre sicher leicht, schon bei <strong>der</strong> Produktion<br />

diese Fehler abzustellen und ein an<strong>der</strong>es,<br />

nicht so störanfälliges Teil einzubauen.“<br />

„Sicher wäre das für uns leicht, diese Fehler<br />

sofort abzustellen, aber man legt in unserem<br />

Betrieb größten Wert darauf, dass Kompetenzen<br />

nicht überschritten werden. Das heißt also,<br />

Sie müssten eine schriftliche Reklamation einreichen.<br />

Die würde von <strong>der</strong> Reklamationsabteilung<br />

an den Gruppenleiter Verkauf, von dort an<br />

die kaufmännische Leitung weiter an die Leitung<br />

Produktion, von dort an die Abteilung ,Produktion<br />

Fernsehgeräte’ und von dort an mich<br />

weitergegeben werden.“<br />

„Aber Herr Seibt, Sie wissen es doch jetzt<br />

schon. Weshalb so umständlich?“<br />

„Herr Berger, ich kann lei<strong>der</strong> nicht von mir aus<br />

leistungsfähigere Netzteile bestellen. Es müssen<br />

alle die genannten Abteilungen informiert<br />

werden.“<br />

„Wenn das so ist, werde ich am besten einen<br />

an<strong>der</strong>en Lieferer suchen müssen, denn bei Ihrer<br />

Organisation werde ich wohl so schnell keine<br />

Produktverbesserung erhalten! Danke für die<br />

Auskunft.“<br />

Überlegen Sie mit Herrn Berger, welche (schlechte) Organisationsform bei dem Hersteller<br />

<strong>der</strong> Fernsehgeräte herrscht. Beschreiben Sie diese Organisation nach Umfang und Struktur,<br />

zeigen Sie an<strong>der</strong>e Möglichkeiten auf und geben Sie Leitvorstellungen an! Hinweise<br />

finden Sie in den Abschnitten 3.2 und 3.3.<br />

3.1 Organisatorische Regelungen und ihre Voraussetzungen<br />

Die betrieblichen Vorgänge vollziehen sich in einer bestimmten Ordnung, d.h. nach<br />

bestimmten Regelungen. Auch Bürokaufleute handeln nicht nur nach bestimmten Weisungen,<br />

son<strong>der</strong>n sie müssen selbst Regelungen treffen. Sie haben einen Entscheidungsbereich,<br />

<strong>der</strong> von Fall zu Fall enger o<strong>der</strong> weiter gesteckt sein kann. All dies dient einem<br />

bestimmten Betriebsziel, das die Geschäftsleitung vorgibt.<br />

Unter Organisation versteht man die Gesamtheit aller geplanten Regelungen zur Erreichung<br />

des Betriebsziels.<br />

91


Am Beispiel eines Messebesuchs wird deutlich, dass Planung und Organisation zwei<br />

getrennte Bereiche sind:<br />

Beispiel:<br />

Der Leiter <strong>der</strong> Einkaufsabteilung plant einen<br />

Messebesuch. Er legt Dauer, Art und Umfang<br />

<strong>der</strong> Besprechungen fest und bestimmt die ihn<br />

begleitenden Mitarbeiter. Eine Bürokauffrau <strong>der</strong><br />

Einkaufsabteilung organisiert den Messebesuch.<br />

Sie beschafft die nötigen Besprechungsunterlagen,<br />

koordiniert Besuchstermine und<br />

lässt Hotelzimmer reservieren.<br />

Ein wirtschaftlicher Betriebsablauf entsteht durch den vorausschauenden Einsatz von<br />

Personen und Sachmitteln. Von <strong>der</strong> zweckmäßigen Organisation hängt die Leistungsfähigkeit<br />

des Betriebs ab.<br />

Werden Personen und Sachmittel für Planung und Kontrollaufgaben in ungerechtfertigt<br />

hohem Umfang eingesetzt, so spricht man von Überorganisation. Werden dauernd<br />

durchzuführende Tätigkeiten nicht rationalisiert o<strong>der</strong> wegen fehlen<strong>der</strong> Richtlinien improvisierend<br />

erledigt, spricht man von Unterorganisation. In beiden Fällen entstehen unnötige<br />

Kosten, <strong>der</strong> Betriebsablauf kann sich verzögern.<br />

Nach dem Umfang <strong>der</strong> Organisation unterscheidet man:<br />

y Allgemeine (generelle) Regelungen. Sie betreffen regelmäßig wie<strong>der</strong>kehrende Aufgaben.<br />

Beispiel:<br />

Bearbeitungsregelung für Eingangsrechnungen<br />

(sachliche, rechnerische Kontrolle –<br />

Lagerabstimmung – Buchung – Zahlung –<br />

Ablage).<br />

Wirkung: Dem Betriebsangehörigen wird verantwortungsbewusste<br />

Entscheidung abgenommen,<br />

er ist nur ausführendes Organ. Die<br />

einmalige organisatorische Leistung ist z.B.<br />

die Anpassung eines Computerprogramms<br />

zur Buchung <strong>der</strong> Eingangsrechnungen o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Formularentwurf für die Rechnungskontrolle<br />

(die „Rechnungsfahne“). Danach wird<br />

aufgrund genereller Regelungen verfahren.<br />

y Fallweise (spezielle) Regelungen. Hier werden den Entscheidungsträgern Entscheidungsspielräume<br />

überlassen.<br />

Beispiel:<br />

Regelung <strong>der</strong> Vertretung bei Abwesenheit des<br />

Verkaufsleiters.<br />

Wirkung: Die Mitarbeiter erhalten größeren<br />

Ermessensspielraum, um eigene Entscheidungen<br />

treffen zu können.<br />

y Improvisation (ungeplante Regelungen). Sie ist notwendig, wenn im Unternehmen<br />

unerwartete Situationen auftreten.<br />

Beispiel:<br />

Abfertigung von Waren trotz Ausfalls <strong>der</strong><br />

EDV-Anlage.<br />

Wirkung: Selbstständige Entscheidung <strong>der</strong><br />

Mitarbeiter über Art, Form und Inhalt von<br />

Ersatzpapieren wird gefor<strong>der</strong>t.<br />

92


Zusammenfassung<br />

y<br />

y<br />

y<br />

y<br />

y<br />

Planung bedeutet das Treffen von Entscheidungen, die in die Zukunft gerichtet sind.<br />

Unter Organisation versteht man alle Regelungen, die zur Erreichung eines geplanten Ziels<br />

getroffen werden.<br />

Eine Vielzahl allgemeiner Regelungen schränkt die persönliche Entscheidungsfreiheit ein.<br />

Die Art <strong>der</strong> Organisation richtet sich nach dem Betriebszweck bzw. <strong>der</strong> unterschiedlichen Aufgabe<br />

<strong>der</strong> einzelnen Abteilungen.<br />

Durch Improvisation müssen neuartige und ungewöhnliche Probleme, für die bisher keine<br />

organisatorischen Maßnahmen vorgesehen waren, gelöst werden.<br />

Übungsaufgaben<br />

1. Welche Vorgänge in <strong>der</strong> Einkaufsabteilung eignen sich für generelle (allgemein gültige) Regelungen?<br />

2. Es gehört zu den Organisationsaufgaben kaufmännischer Mitarbeiter, eine Rangfolge <strong>der</strong> anfallenden<br />

Arbeiten aufzustellen. Oft häufen sich wichtige Terminarbeiten. Wir nehmen nun an, dass Sie<br />

<strong>der</strong> Verkaufsabteilung eines Unternehmens angehören. Folgende Arbeiten sind von Ihnen zu erledigen:<br />

Umsatzstatistik <strong>der</strong> letzten Monate anfertigen, 3 Kundenschecks über insgesamt 96000,00 EUR liegen<br />

bei <strong>der</strong> Eingangspost, Fax des Kunden Neumann: Terminüberschreitung – heute letzter Liefertag!,<br />

Vertreter in München braucht Unterlagen über Reklamationen des Kunden Meier, morgen<br />

stattfindende Konferenz <strong>der</strong> Außendienstmitarbeiter vorbereiten, Thema: Erfahrung mit neuen<br />

Produkten, Kreditlinie für ca. 200 Kunden vorschlagen.<br />

2.1 In welcher Reihenfolge würden Sie diese Arbeiten erledigen?<br />

2.2 Welche organisatorischen Vorkehrungen würden bei wie<strong>der</strong>holten Arbeitsüberlastungen<br />

erfor<strong>der</strong>lich sein?<br />

3. Geben Sie Vor- und Nachteile genereller Regelungen für Arbeitsabläufe an!<br />

4. Kennen Sie Bereiche des Betriebs, in denen die Improvisation<br />

4.1 eine große,<br />

4.2 eine geringe Rolle spielt?<br />

93


3.2 Struktur und Ausmaß betrieblicher Organisation<br />

Für den reibungslosen Ablauf <strong>der</strong> Arbeiten im Betrieb ist es wichtig zu bestimmen, wer<br />

diese Arbeiten zu erledigen hat, wer zuständig ist, wer an wen Weisungen erteilen darf.<br />

Die Verteilung <strong>der</strong> Aufgaben an die im Betrieb tätigen Personen und die Ordnung <strong>der</strong><br />

Zuständigkeiten ist Zweck <strong>der</strong> Aufbauorganisation. Unterschiedliche Aufgaben <strong>der</strong><br />

Betriebe erfor<strong>der</strong>n auch eine unterschiedliche Organisation.<br />

So unterscheidet sich <strong>der</strong> organisatorische Aufbau einer Behörde, z.B. eines Ministeriums,<br />

von <strong>der</strong> Organisation eines Krankenhauses o<strong>der</strong> eines Industriebetriebs.<br />

Ausgangspunkt für den organisatorischen Aufbau des Unternehmens ist die Gesamtaufgabe,<br />

die geleistet werden soll, also <strong>der</strong> Gegenstand des Unternehmens, z.B. die Versorgung<br />

<strong>der</strong> Patienten eines Krankenhauses o<strong>der</strong> die Erzeugung von Gütern. Von <strong>der</strong><br />

Gesamtaufgabe hängt es ab, welche Tätigkeiten in einem Betrieb den Vorrang haben.<br />

Die Gesamtaufgabe eines Industriebetriebs (Gütererzeugung) kann man z.B. in folgende<br />

Haupt- und Teilaufgaben als Gegenstand <strong>der</strong> Organisation (Haupt- und Teilfunktionen)<br />

glie<strong>der</strong>n:<br />

Hauptaufgaben<br />

Teilaufgaben<br />

y Beschaffung Angebote einholen und vergleichen, bestellen,<br />

Lieferungen überwachen (Reklamationen).<br />

y Produktion Konstruktion, Arbeitsvorbereitung, Kalkulation, Herstellung, Kontrolle,<br />

Lagerung.<br />

y Vertrieb Marktforschung, Verkauf, Versand, Lagerung, Kundendienst.<br />

y Leitung Planung, Organisation, Finanzierung, Personalführung, Überwachung.<br />

y Verwaltung Finanzbuchhaltung, Kostenrechnung, Personalwesen, Statistik.<br />

Nach einer Funktionsglie<strong>der</strong>ung des Betriebs, also einer Einteilung in Haupt- und Teilaufgaben,<br />

müssen diese den im Betrieb tätigen Mitarbeitern zugeordnet werden.<br />

Dabei ist es nun entscheidend, wie groß <strong>der</strong> Betrieb hinsichtlich <strong>der</strong> Leistung, aber vor<br />

allem <strong>der</strong> Mitarbeiterzahl ist und welche technischen Hilfsmittel zur Verfügung stehen, um<br />

den Grad <strong>der</strong> Arbeitsteilung festlegen zu können.<br />

Ein kleiner Industriebetrieb o<strong>der</strong> ein Handwerksbetrieb mit nur wenigen kaufmännischen<br />

Mitarbeitern wird vom Einzelnen die Erledigung verschiedenartigster Aufgaben erwarten,<br />

während in einem Großbetrieb eine weitgehende Spezialisierung erfolgen kann.<br />

Von <strong>der</strong> Größe des Unternehmens hängt es ab, ob eine Glie<strong>der</strong>ung in viele Instanzen<br />

(zuständige Stellen bzw. Abteilungen mit Leitungsaufgaben) erfolgt.<br />

94


Beispiel:<br />

Leitung<br />

Unternehmensleitung (Geschäftsleitung)<br />

Hauptabteilung<br />

Kaufmännische Leitung<br />

Produktion<br />

Abteilung<br />

Personalwesen Einkauf Verkauf Rechnungswesen<br />

Gruppe<br />

Personalverwaltung Ausbildung Sozialeinrichtungen<br />

Untergruppe<br />

Personal <strong>der</strong> Fertigung<br />

Personal kaufmännisch<br />

Anordnungen geben, Entscheidungen treffen, Überwachung.<br />

Teilaufgaben ausführen.<br />

In diesem Beispiel sind <strong>der</strong> Untergruppe „Personal<br />

<strong>der</strong> Fertigung“ vier weitere Instanzen vorgesetzt.<br />

Schwierig zu entscheidende Probleme<br />

werden also über vier Stufen bis zur Unternehmensleitung<br />

gelangen müssen.<br />

Für eine Entscheidung auf unterer Ebene ist<br />

kein Spielraum vorhanden.<br />

Diesem Instanzenweg von „unten“ nach<br />

„oben“ ( ), von <strong>der</strong> Untergruppe zur Unternehmensleitung,<br />

entspricht die Delegation (Übertragung<br />

von Zuständigkeiten) <strong>der</strong> Verantwortung<br />

für Teilaufgaben von <strong>der</strong> obersten bis zur<br />

untersten Ebene ( ). Hier werden <strong>der</strong> untersten<br />

Instanz, <strong>der</strong> Personalverwaltung des kaufmännischen<br />

und technischen Bereichs, gewisse<br />

Teilaufgaben übertragen, z.B. die Führung <strong>der</strong><br />

Personalakte, die Bestellung zu Vorstellungsgesprächen.<br />

Dagegen wird die Entscheidung über<br />

die Vergrößerung o<strong>der</strong> Reduzierung <strong>der</strong> Mitarbeiterzahl<br />

von <strong>der</strong> Unternehmensleitung<br />

(oberste Instanz) getroffen.<br />

Es herrscht also eine straffe, autoritäre, durch<br />

Instanzen geregelte Führung.<br />

Eine Alternative bietet eine kooperative Führung<br />

auf unterer Ebene, bei <strong>der</strong> z.B. Gruppenleiter<br />

gemeinsam entscheiden dürfen.<br />

In dem obigen Beispiel werden mit Leitungsfunktionen ausgestattete Stellen (Instanzen)<br />

beschrieben, die den nachgeordneten Stellen nicht nur Anordnungen zu geben haben<br />

und Entscheidungen treffen müssen, son<strong>der</strong>n die auch die Verantwortung für <strong>der</strong>en<br />

Arbeit tragen, sie daher überwachen sollen.<br />

Die Stelleninhaber im Topmanagement (Geschäftsleitung) sind bei ihren Entscheidungen<br />

auf Fachleute angewiesen, die ihnen Informationen liefern. So werden bei Großbetrieben<br />

so genannte Stabsstellen gebildet, die nur beratende Funktion haben, also nicht weisungsberechtigt<br />

sind. Häufig werden Stabsstellen für Finanz- und Steuerfragen, Marktforschung<br />

und Rechtsfragen gebildet, die dem Management wichtige Entscheidungshilfen<br />

liefern.<br />

95


Zusammenfassung<br />

y<br />

y<br />

y<br />

y<br />

y<br />

Die Organisation des Betriebs orientiert sich an <strong>der</strong> Gesamtaufgabe (dem Gegenstand), <strong>der</strong><br />

Größe und den Führungsgrundsätzen des Unternehmens.<br />

Die Gesamtaufgabe wird in Haupt- und Teilaufgaben zerlegt.<br />

Durch die Aufgabenteilung können sich Mitarbeiter spezialisieren und dadurch die Leistung<br />

steigern.<br />

Weitgehende Arbeitsteilung ermöglicht den Einsatz angelernter Arbeitskräfte für Tätigkeiten<br />

ohne Entscheidungsbefugnis, z.B. Dateneingabe nach Vorlagen.<br />

Die Größe des Betriebs und die Zahl <strong>der</strong> Mitarbeiter ist entscheidend für den Grad <strong>der</strong> Spezialisierung<br />

und die Zahl <strong>der</strong> Instanzen.<br />

Übungsaufgaben<br />

1. Die Steuerverwaltung ist wie folgt organisiert:<br />

Bundesfinanzminister<br />

Län<strong>der</strong>finanzminister<br />

Oberfinanzdirektionen<br />

Finanzämter<br />

Veranlagung Grun<strong>der</strong>werb Bewertung Betriebsprüfungsstelle Finanzkasse<br />

Gesamtaufgabe <strong>der</strong> Steuerverwaltung: Ausführung <strong>der</strong> Steuergesetze.<br />

1.1 Nennen Sie einzelne, Ihnen bekannte Steuergesetze.<br />

1.2 Welchen Raum haben in dieser Organisation generelle Regelungen, fallweise Regelungen,<br />

Improvisationen?<br />

1.3 Welche Instanzen dürfen selbstständig Ziele <strong>der</strong> Tätigkeit festlegen (z.B. Festlegen <strong>der</strong> Steuertermine,<br />

Prozentsatz <strong>der</strong> Steuer, Steuerbefreiungen)?<br />

1.4 Wer stellt diesen Behörden Gesamt- und Teilaufgaben?<br />

1.5 Sollte man unteren Instanzen großen Entscheidungsspielraum lassen?<br />

2. Bei Behörden ist es Pflicht, den Instanzenweg einzuhalten. Ein Angestellter o<strong>der</strong> Beamter darf sich<br />

also nicht unmittelbar an seinen obersten Dienstherrn wenden, son<strong>der</strong>n hat seine Eingaben „auf<br />

dem Dienstweg“, d.h. durch alle Instanzen, vorzubringen. Welche Vor- und Nachteile hat dieses<br />

Verfahren?<br />

3. Sie sind als Bürokauffrau Assistentin <strong>der</strong> Unternehmensleitung.<br />

3.1 Der Untergruppenleiter <strong>der</strong> kaufmännischen Personalverwaltung bittet Sie um einen Besprechungstermin<br />

mit Ihrem Chef. Grund: Unklarheiten bei <strong>der</strong> Gehaltsabrechnung einer Angestellten.<br />

Wie verhalten Sie sich? (Vgl. Beispiel auf S. 95!)<br />

3.2 Der Leiter <strong>der</strong> Ausbildungsabteilung ersucht Sie um eine Unterredung mit Ihrem Chef. Grund:<br />

Beschwerde über den Personaldirektor. Wie verhalten Sie sich?<br />

96


4.1.4 Stellenbildung und Stellenbeschreibung<br />

Bei <strong>der</strong> Vielfalt von Aufgaben, die eine Bürokauffrau haben kann, müssen <strong>der</strong>en Aufgaben<br />

zusammengefasst und beschrieben werden.<br />

Die Stelle ist die kleinste organisatorische Einheit des Betriebs.<br />

Es liegt im Interesse aller Mitarbeiter, die Aufgaben und Kompetenzen mittels einer Stellenbeschreibung<br />

genau festzulegen, weil dadurch eine reibungslose Zusammenarbeit im<br />

Betrieb geför<strong>der</strong>t wird.<br />

Eine Stellenbeschreibung sollte folgende Angaben enthalten:<br />

➸ Einglie<strong>der</strong>ung in die Organisation:<br />

– Bezeichnung <strong>der</strong> Stelle (z.B. Leiterin des Sekretariats),<br />

– Überstellung (z.B. Vorgesetzter, <strong>der</strong> Geschäftsführer des Betriebs) und Unterstellung<br />

(z.B. zwei Schreibkräfte),<br />

– Stellvertretung (z.B. durch den Assistenten <strong>der</strong> Verkaufsleitung).<br />

➸ Ziel und Aufgaben <strong>der</strong> Stelle:<br />

– Verantwortung für die Kommunikation mit den Betriebsabteilungen, Filialen,<br />

Auslandsvertretungen durch Fax, Intranet, Telefon, E-Mail; verantwortlich für die<br />

in <strong>der</strong> Geschäftsleitung anfallende Korrespondenz nach Stichworten, Hinweisen,<br />

Diktat, Abfassung von Protokollen; Vorbereitung von Konferenzen und Dienstreisen.<br />

– Weisungs- und Entscheidungsbefugnisse, z.B. eingehende Arbeiten auf Mitarbeiter<br />

verteilen, Bestellungen für Büromaterial vornehmen, Konferenzräume mit<br />

Arbeitsmitteln und Getränken ausstatten lassen.<br />

➸ Anfor<strong>der</strong>ungen an die Stelleninhaberin:<br />

– Vorbildung (z.B. mittlerer Bildungsabschluss o<strong>der</strong> Abitur),<br />

– Prüfung als Bürokauffrau für Kommunikation,<br />

– Son<strong>der</strong>kenntnisse (z.B. Englisch),<br />

– Eigenschaften: zuverlässig, höflich, verschwiegen, gewandt.<br />

Durch solche Stellenbeschreibungen wissen die Mitarbeiter, was im Einzelnen von ihnen<br />

verlangt wird und sie können nicht für die Erledigung von Aufgaben verantwortlich<br />

gemacht werden, die ihnen nicht von <strong>der</strong> vorgesetzten Instanz übertragen worden sind.<br />

Dies gilt im beson<strong>der</strong>en Maße für Bürokaufleute, bei denen im täglichen Geschäftsbetrieb<br />

improvisiert wurde. Sie entgehen dadurch auch dem Vorwurf, Kompetenzen überschritten<br />

zu haben.<br />

Die Stellenbeschreibung bietet auch einen Maßstab, die Leistungen <strong>der</strong> Mitarbeiter zu<br />

bewerten.<br />

Die Stellenbeschreibung darf jedoch nicht auf eine bestimmte Person abgestellt sein, das<br />

heißt, sie darf nicht auf die beson<strong>der</strong>en Kenntnisse und Fähigkeiten z.B. <strong>der</strong> Chefsekretärin<br />

abgestellt werden. Eine Stellenbeschreibung sollte nicht personenbezogen, son<strong>der</strong>n<br />

sachbezogen sein.<br />

8 Huesmann u.a. – ISBN 978-3-8120-0040-6<br />

113


Beispiel einer Stellenbeschreibung:<br />

Name <strong>der</strong> Stelleninhaberin<br />

des Stelleninhabers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

Bereich: Geschäftsführung<br />

Einglie<strong>der</strong>ung in die Organisation:<br />

Stellenbezeichnung: Sekretärin des Geschäftsführers<br />

Unterstellung: Bürokaufleute des Sekretariats<br />

Überstellung: Geschäftsführer<br />

Stellvertretung: Sekretärin des Verkaufsleiters<br />

Ziel:<br />

Sekretariatsarbeiten mit den vorhandenen Arbeitskräften erledigen. Auf Wirtschaftlichkeit und<br />

Pünktlichkeit achten!<br />

Aufgaben <strong>der</strong> Stelle:<br />

Entscheidungsbereich:<br />

Durchstellen von Telefonaten an den Geschäftsführer o<strong>der</strong> Weiterleitung an an<strong>der</strong>e Abteilungen.<br />

Empfang und Betreuung von Besuchern.<br />

Bestellung von Büromaterial für das Sekretariat.<br />

Arbeitsorganisation im Sekretariat, Arbeiten auf Mitarbeiter verteilen und nach Fertigstellung kontrollieren.<br />

Terminplanung bei Abwesenheit des Chefs.<br />

Freistellung von Mitarbeitern des Sekretariats bis zu 5 Stunden.<br />

Vom Chef diktierte Post (z.B. auf Anrufbeantworter) in dessen Abwesenheit unterschreiben („i.A.,<br />

Namen“).<br />

Selbstständige Erledigung von Detailarbeiten nach Abstimmung mit dem Chef.<br />

Vorbereitung von:<br />

Besprechungen,<br />

Terminen (Terminplanung),<br />

Glückwünschen und Geschenken für Mitarbeiter und Geschäftsfreunde, Kontrollarbeiten des<br />

Chefs (z.B. Wie<strong>der</strong>vorlagen),<br />

Informationsmaterial (Zeitungsausschnitte, Fachzeitschriften).<br />

Abfassung von:<br />

Reiseberichten,<br />

Protokollen,<br />

Aktennotizen,<br />

Routinebriefen (Standardbriefe mit weitgehend gleichbleibenden Textteilen).<br />

Dienstleistungsfunktion:<br />

Diktataufnahme und Übertragung,<br />

Abrechnung von Reisekosten,<br />

Karteiführung bzw. Dateiführung über persönliche Daten <strong>der</strong> Mitarbeiter und Geschäftsfreunde.<br />

114


Anfor<strong>der</strong>ungen an den/die Stelleninhaber(in):<br />

Vorbildung:<br />

Mittlerer Bildungsabschluss o<strong>der</strong> Abitur,<br />

Abschluss Bürokaufmann/Bürokauffrau o<strong>der</strong><br />

„geprüfte Sekretärin“ o<strong>der</strong> gleichwertig,<br />

mind. 5 Jahre Berufspraxis.<br />

Son<strong>der</strong>kenntnisse:<br />

Rechnungswesen, Englisch.<br />

Persönliche Eigenschaften: sicher, selbstständig, zuverlässig, verschwiegen, höflich,<br />

kontaktfreudig.<br />

Die Stellenbeschreibung ist beson<strong>der</strong>s bei <strong>der</strong> Neubesetzung einer Stelle wichtig. Die<br />

neue Arbeitskraft kann sich dadurch ein Bild über den Umfang ihrer Tätigkeit machen.<br />

Zudem wird die Auswahl unter den Bewerbern erleichtert.<br />

Werden im Rahmen <strong>der</strong> Neuorganisation die Stellen festgelegt und beschrieben sowie die<br />

Abteilungen gebildet, so muss <strong>der</strong> Personalbedarf geplant werden.<br />

Für die Stellenbildung in <strong>der</strong> Verkaufsabteilung kann gemäß dem Beispiel in Abschnitt<br />

4.1.2 (S. 108f.) folgen<strong>der</strong> Stellenplan entwickelt werden:<br />

Stellenplan Verkaufsabteilung<br />

Stellenart Tätigkeit Tarif Derzeitiger<br />

Personalbestand<br />

Abt.-Leitung<br />

Bürokaufm./-frau<br />

Bürokaufm./-frau<br />

Bürokaufm./-frau<br />

Bürokaufm./-frau<br />

Bürokaufm./-frau<br />

dispositiv<br />

Werbung<br />

Kalkulation<br />

Auftragsbearb.<br />

Versand<br />

Reklamationsbearbeitung<br />

a.T.<br />

T 8<br />

T 6<br />

T 6<br />

T 5<br />

T 6<br />

0<br />

1<br />

– 1<br />

Summe 5 6 – 1<br />

Vorgesehener<br />

Personalbestand<br />

Differenz<br />

In einem Stellenbesetzungsplan werden die verfügbaren Stellen auf die Mitarbeiter aufgeteilt.<br />

Noch nicht besetzte Stellen werden dabei mit „N.N.“ bezeichnet.<br />

Stellenbesetzungsplan Verkaufsabteilung<br />

Stellenart Tätigkeit Inhaber Stellvertreter<br />

Abt.-Leitung<br />

Bürokaufm./-frau<br />

Bürokaufm./-frau<br />

Bürokaufm./-frau<br />

Bürokaufm./-frau<br />

Bürokaufm./-frau<br />

dispositiv<br />

Werbung<br />

Kalkulation<br />

Auftragsbearbeitung<br />

Versand<br />

Reklamationsbearbeitung<br />

1<br />

0<br />

1<br />

2<br />

1<br />

Herr Berger<br />

Frau Scholz<br />

Herr Fink<br />

Herr Müller<br />

N.N.<br />

Herr Beier<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

Frau Scholz<br />

Herr Beier<br />

Herr Müller<br />

Herr Fink<br />

Herr Beier<br />

N.N.<br />

– 1<br />

+ 1<br />

115


Zusammenfassung<br />

y<br />

y<br />

y<br />

y<br />

y<br />

Die Stellenbeschreibung fasst die wesentlichen Merkmale <strong>der</strong> Stelle zusammen hinsichtlich:<br />

– <strong>der</strong> Einglie<strong>der</strong>ung in die Organisation,<br />

– des Ziels und <strong>der</strong> Aufgabe <strong>der</strong> Stelle,<br />

– <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen an den Stelleninhaber und<br />

– <strong>der</strong> Weisungs- und Entscheidungsbefugnisse.<br />

Durch die Stellenbeschreibung wissen die Mitarbeiter,<br />

– was von ihnen erwartet wird,<br />

– welche Kompetenzen sie haben und<br />

– wer ihnen vorgesetzt und untergeordnet ist.<br />

Stellenbeschreibungen sind sachbezogen und erleichtern die Bewerberauswahl bei Neubesetzungen.<br />

In einem Stellenplan werden genehmigte und tatsächlich vorhandene Stellen gegenübergestellt.<br />

Personalbedarf bzw. -überschuss wird bei den jeweiligen Stellen und Tarifgruppen ermittelt.<br />

Der Stellenbesetzungsplan ordnet die Stelleninhaber und <strong>der</strong>en Vertreter den jeweiligen Stellen<br />

zu.<br />

Übungsaufgaben<br />

1. Fertigen Sie eine Stellenbeschreibung für eine Bürokraft an, die Ihnen als Assistent <strong>der</strong> Geschäftsleitung<br />

unterstellt ist (Hauptaufgabe: Schreibarbeiten nach Diktat, Fax absenden, E-Mails senden,<br />

Ablage)!<br />

2. Frau Schön stellt sich bei Direktor Meier vor. Sie bewirbt sich um die Stelle <strong>der</strong> Direktionsassistentin,<br />

die sie später auch erhält. Im Laufe des Vorstellungsgesprächs macht sich Frau Schön Notizen<br />

darüber, was ihr Chef erwartet: umsichtig und selbstständig arbeiten – Chef entlasten – Initiative<br />

zeigen – Diskretion.<br />

Kurz nach ihrer Einstellung verreist ihr Chef und ein Herr Wenk bittet um einen Besprechungstermin.<br />

Sie kennt den Schriftwechsel mit Herrn Wenk, den <strong>der</strong> Chef selbst führte. Er wollte ihm<br />

möglicherweise die Vertretung für Bayern übergeben.<br />

Da Herr Wenk auf eine baldige Entscheidung drängt und <strong>der</strong> Chef nicht zu erreichen ist, vermittelt<br />

Frau Schön ein Gespräch mit Verkaufsleiter Klein (Prokurist) und übergibt diesem die Akte Wenk.<br />

Herr Klein stellt Wenk ein.<br />

Direktor Meier ist nach seiner Rückkehr äußerst unzufrieden:<br />

a) mit Frau Schön, weil sie die Unterlagen Wenk weitergegeben und Herrn Falk (Verwaltung, Personal)<br />

nicht einmal informiert hat;<br />

b) mit dem Verkaufsleiter Klein wegen dessen eigenmächtiger Entscheidung, zumal er Herrn Falk,<br />

<strong>der</strong> Einstellungsverträge bearbeitet, nicht unterrichtet hat;<br />

c) mit Herrn Falk (Verwaltung, Personal), weil er sich nicht um wichtige, ihn betreffende Angelegenheiten<br />

selbst kümmert.<br />

Beschreiben Sie, ob auch Frau Schön, Herr Klein und Herr Falk Grund zur Verärgerung haben könnten<br />

und wie man <strong>der</strong>artige Pannen vermeidet!<br />

116


7.1 Innerbetriebliche Kommunikation<br />

Situation:<br />

Herr Streb, <strong>der</strong> Verkaufsleiter <strong>der</strong> ELEKTRO-<br />

GMBH, äußert sich Ingrid May gegenüber recht<br />

ungehalten:<br />

„Frau May, bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass<br />

ich <strong>der</strong> Verkaufsleiter bin. Berichte und Mitteilungen<br />

unseres Außendienstes geben Sie bitte<br />

sofort an mich weiter. Sie wissen, unser Chef ist<br />

sehr beschäftigt. Wenn Sie ihm die Vertreterberichte<br />

direkt aushändigen, ohne dass Sie mich<br />

auch nur anrufen, liegen wichtige Papiere oft<br />

tagelang unbeachtet auf seinem Schreibtisch.<br />

Ich muss mir dann von Vertretern sagen lassen,<br />

dass ich hinterm Mond lebe, nur weil die Kommunikation<br />

in unserem Betrieb nicht klappt!“<br />

„Herr Streb, wir sollten uns mit Herrn Berger<br />

und auch Frau Klein, die häufig mit unseren<br />

Vertretern spricht, über diese Mängel in <strong>der</strong><br />

Kommunikation unterhalten und einen an<strong>der</strong>en<br />

Weg finden. Ich werde Herrn Berger um einen<br />

Gesprächstermin bitten.“<br />

Herr Berger hält eine Besprechung über dieses<br />

Thema für dringend erfor<strong>der</strong>lich und legt einen<br />

Besprechungstermin fest.<br />

Bereiten Sie sich, stellvertretend für Ingrid May, auf diese Besprechung vor, indem Sie die<br />

Gestaltungsmöglichkeiten innerbetrieblicher Kommunikation schriftlich festhalten und<br />

die für dieses Gespräch wichtigen Begriffe beson<strong>der</strong>s hervorheben (Kapitel 7.1.1 und<br />

7.1.2).<br />

Am 20. Mai 20.. treffen sich die genannten Personen<br />

im Zimmer des Geschäftsführers Berger<br />

von 15:00–16:00 Uhr zu einer Sitzung über das<br />

von Herrn Streb zur Diskussion gestellte Problem.<br />

Frau May führt das Kurzprotokoll.<br />

Die Diskussion nimmt folgenden Verlauf:<br />

Berger: „Ich habe Sie zu dieser Besprechung<br />

gebeten, weil anscheinend Kommunikationsprobleme<br />

auftreten.“<br />

Streb: „Die, das muss ich lei<strong>der</strong> sagen, auf Sie,<br />

Herr Berger, zurückzuführen sind. Wichtige Vertreterberichte,<br />

die ich bearbeiten müsste, liegen<br />

unbearbeitet bei Ihnen. Sie handeln mit Kunden<br />

Vertragsbedingungen aus, über die we<strong>der</strong> ich<br />

noch <strong>der</strong> zuständige Vertreter unterrichtet werden.<br />

Wir brauchen eine bessere Kommunikation!“<br />

Berger: „Herr Streb, ich bin für Vorschläge in<br />

dieser Richtung dankbar und sehe ein, dass<br />

einiges verbessert werden muss. Aber bedenken<br />

Sie, dass <strong>der</strong> Umsatzzuwachs <strong>der</strong> letzten<br />

drei Monate zum überwiegenden Teil allein<br />

durch meinen persönlichen Einsatz erzielt<br />

wurde. Da gelangte natürlich <strong>der</strong> Schriftwechsel<br />

mit diesen Kunden zunächst auf meinen<br />

Schreibtisch. Umsatzentwicklung und Berichte<br />

unserer Kunden sind nämlich für mich so wichtig,<br />

dass ich darüber sofort informiert sein will.“<br />

Klein: „Da Frau May <strong>der</strong>zeit ohnehin die Post<br />

bearbeitet, könnte Sie doch von allen Kundeninformationen<br />

eine Kopie anfertigen und Herrn<br />

Streb geben. Es wäre zu überlegen, ob auch<br />

Kundenreklamationen, die in Form von Telefonnotizen<br />

festgehalten werden, und Ausgangsrechnungen<br />

unter diese Regelung fallen sollen.“<br />

Streb: „Auf weitere Rechnungskopien kann ich<br />

verzichten, ich benötige jedoch Kopien <strong>der</strong><br />

Telefonnotizen von Kundengesprächen.“<br />

Berger: „Ich halte diese Vorschläge für sinnvoll.<br />

Allerdings sollte Herr Streb die Originale bekommen.<br />

Mir genügen die Kopien. Sind die<br />

Damen und Herren mit dieser Regelung einverstanden?“<br />

Alle Anwesenden stimmen dem Vorschlag zu.<br />

Berger: „Ich danke für das Gespräch.“<br />

Stellen Sie für Ingrid May ein formgerechtes Kurzprotokoll dieser Besprechung auf! Hinweise<br />

finden Sie in Abschnitt 7.1.2.<br />

248


7.1.1 Formale Elemente und Gestaltung innerbetrieblicher<br />

Kommunikation<br />

Begriff<br />

Bei <strong>der</strong> innerbetrieblichen Kommunikation werden Informationen zum Zweck <strong>der</strong> aufgabenbezogenen<br />

Verständigung ausgetauscht.<br />

Einteilung <strong>der</strong> Informationsprozesse<br />

Informationsprozesse kann man einteilen<br />

y nach dem Inhalt <strong>der</strong> Aufgabe in<br />

y einzelfallbezogene und<br />

y routinefallbezogene (programmierte) Aufgaben.<br />

Beispiele:<br />

Einem Kunden wird wegen seiner Mängelrüge<br />

ein Preisnachlass gewährt (einzelfallbezogen).<br />

Ausgangsrechnungen und Lieferscheine<br />

werden mit einem Warenwirtschaftsprogramm<br />

aufgeschrieben (programmiert,<br />

Routinefall).<br />

y nach <strong>der</strong> formalen Regelung des Kommunikationswegs in<br />

y dienstweggebundene und<br />

y ungebundene Kommunikation.<br />

Beispiele:<br />

Bei Behörden ist <strong>der</strong> „Dienstweg“ einzuhalten.<br />

Mitteilungen an den Dienstherrn, z.B. den<br />

Minister, sind über die jeweils nächsthöhere<br />

Instanz weiterzuleiten (dienstweggebunden).<br />

Ungebundene Kommunikation ist die Voraussetzung<br />

für eine kooperative Führung, d.h.,<br />

je<strong>der</strong> Beteiligte wird von jedem an<strong>der</strong>en Beteiligten,<br />

gleichgültig welcher Hierarchiestufe er<br />

angehört, informiert.<br />

Folgen<strong>der</strong> Führungsstil wird als kooperativ bezeichnet:<br />

y die Mitarbeiter werden an <strong>der</strong> Ausarbeitung betrieblicher Ziele beteiligt;<br />

y die Mitarbeiter werden über Sachziele (z.B. Gestaltung eines neuen Produkts) und<br />

die damit verbundenen Probleme informiert;<br />

y die Mitarbeiter werden in die Problemlösung miteinbezogen.<br />

y nach dem auslösenden Kriterium in<br />

y formelle und<br />

y informelle Kommunikation.<br />

Beispiele:<br />

Wenn ein Mitarbeiter des Verkaufs häufig<br />

Kundenreklamationen wegen Produktionsfehlern<br />

einer Ware erhält, ist <strong>der</strong> Instanzenweg<br />

für die Meldung: Verkaufsleiter ➛ kaufmännische<br />

Leitung ➛ Geschäftsleitung ➛ technische<br />

Leitung ➛ Herstellung. Man spricht von<br />

formeller Kommunikation.<br />

249


Wenn dieser Verkaufsmitarbeiter den Meister<br />

in <strong>der</strong> Herstellungsabteilung privat kennt und<br />

mit ihm über dieses Betriebsproblem spricht,<br />

nennt man dies informelle Kommunikation.<br />

y nach dem Empfänger <strong>der</strong> Information in<br />

y Individualkommunikation und<br />

y Massenkommunikation.<br />

Beispiele:<br />

Ein Einzelangebot mit werbendem Inhalt dient<br />

<strong>der</strong> Individualkommunikation. Rundfunk- und<br />

Fernsehwerbung sind Massenkommunikationsmittel.<br />

y nach <strong>der</strong> Richtung des Informationsflusses in<br />

y einseitige und<br />

y wechselseitige Kommunikation.<br />

y nach <strong>der</strong> zeitlichen Abstimmung <strong>der</strong> Kommunikationspartner und einer nötigen<br />

Zwischenspeicherung <strong>der</strong> Informationen in<br />

y synchrone und<br />

y asynchrone Kommunikation.<br />

Beispiele:<br />

Ein Telefongespräch bewirkt eine synchrone<br />

Kommunikation. Ist <strong>der</strong> Angerufene abwesend,<br />

hat aber den Anrufbeantworter eingeschaltet,<br />

so handelt es sich um eine asynchrone<br />

Kommunikation.<br />

y nach den organisatorischen Ebenen, denen die Partner zugeordnet sind, in<br />

y vertikale Kommunikation (Befehlsweg) zwischen Vorgesetzten und Untergebenen<br />

und<br />

y horizontale Kommunikation zwischen Gleichgestellten.<br />

Zusammenfassung<br />

y<br />

y<br />

Bei <strong>der</strong> innerbetrieblichen Kommunikation werden Informationen zum Zweck <strong>der</strong> aufgabenbezogenen<br />

Verständigung ausgetauscht.<br />

Formale Elemente <strong>der</strong> Kommunikation sind <strong>der</strong>en<br />

– Inhalt,<br />

– Regelungen,<br />

– auslösendes Kriterium,<br />

– Empfänger,<br />

– Richtung des Informationsflusses,<br />

– zeitliche Abstimmung <strong>der</strong> Partner,<br />

– organisatorische Ebene.<br />

250


Übungsaufgaben<br />

1. Sie sind in einem Unternehmen beschäftigt, bei dem die Organisation nach dem Einliniensystem<br />

aufgebaut und die Führung autoritär ist (Abschnitt 4). Bezeichnen Sie die wahrscheinliche Kommunikationsform,<br />

indem Sie die oben genannten Beschreibungen verwenden!<br />

2. Beschreiben Sie in gleicher Weise die Kommunikationsform bei kooperativ geführten Unternehmen!<br />

7.1.2 Formen <strong>der</strong> innerbetrieblichen Kommunikation<br />

Mündliche Kommunikation<br />

Innerhalb des Betriebs ist die mündliche Kommunikation ein wichtiges Informationsmittel.<br />

Aus einem Gespräch <strong>der</strong> Mitarbeiter entwickeln sich oft Ideen zur Rationalisierung, zur<br />

Gewinnung neuer Kunden o<strong>der</strong> zur Gestaltung neuer Produkte. Beson<strong>der</strong>s bei einer<br />

kooperativen Führung des Betriebs ist die mündliche Kommunikation wichtig. Besprechungen<br />

o<strong>der</strong> Sitzungen finden fallweise o<strong>der</strong> turnusmäßig statt, <strong>der</strong> Teilnehmerkreis<br />

hängt von dem zu besprechenden Thema ab.<br />

Als Konferenz bezeichnet man eine herausgehobene, beson<strong>der</strong>s wichtige Zusammenkunft.<br />

Üblich sind auch folgende Bezeichnungen: Symposion, Workshop, Seminar.<br />

Konferenzen sollen künftiges Handeln in Unternehmen und Behörden steuern. Sie sind<br />

als Mittel <strong>der</strong> Organisation vor allem dort wichtig, wo kooperative Führung praktiziert<br />

wird. Eine Organisationsform, bei <strong>der</strong> die Beteiligung aller betroffenen Mitarbeiter und<br />

ständiges „feed-back“ praktiziert wird, kommt ohne Konferenzen nicht aus.<br />

Der Erfolg hängt nicht zuletzt von <strong>der</strong> Vorbereitung ab.<br />

Die Nachbereitung einer Konferenz o<strong>der</strong> Sitzung besteht im Zustellen <strong>der</strong> Protokolle und<br />

<strong>der</strong> Ausführung dort festgehaltener Beschlüsse.<br />

Die mündliche Kommunikation<br />

y erfor<strong>der</strong>t einen vergleichsweise geringen Arbeitsaufwand und<br />

y ist schneller als schriftlicher Text.<br />

Schriftliche Kommunikation<br />

Soll das Ergebnis des Gesprächs auf Dauer Bedeutung haben, muss es schriftlich festgehalten<br />

und in <strong>der</strong> <strong>Betriebsorganisation</strong> berücksichtigt werden.<br />

Dies geschieht in Form eines Protokolls o<strong>der</strong> einer Aktennotiz (als Kurzprotokoll ohne<br />

Protokollrahmen).<br />

y Aktennotiz<br />

Die Aktennotiz ist ein kurz gefasster, nicht an eine bestimmte Form gebundener Bericht<br />

(formlos).<br />

251


Beispiel:<br />

Aktennotiz:<br />

Betr.:<br />

Versetzung von Frau L. Schnei<strong>der</strong> in die Verkaufsabteilung<br />

Besprechung am 12.11.20..<br />

In einer Besprechung am 12.11.20.. zwischen<br />

Frau Mertens – Leiterin Personal<br />

Herrn Schulz – Leiter Verkauf<br />

Herrn Klein – Leiter Rechnungswesen<br />

Frau Schnei<strong>der</strong><br />

wurde Folgendes vereinbart:<br />

Frau Albrecht (Auftragsbearbeitung) wird ab sofort für 2 Monate beurlaubt. Während <strong>der</strong> Zeit<br />

ihrer Beurlaubung nimmt Frau Schnei<strong>der</strong> die Auftragsbearbeitung wahr. Die bisherige Tätigkeit<br />

von Frau Schnei<strong>der</strong> wird durch zwei ehemalige Mitarbeiterinnen ausgeführt (Frau Steffen und<br />

Frau Falb), die aushilfsweise halbtags eingestellt werden.<br />

Frankfurt, 12.11.20..<br />

Unterschrift: Schnei<strong>der</strong><br />

Verteiler:<br />

Mertens, Schulz, Klein, Schnei<strong>der</strong>, Geschäftsleitung<br />

y Protokoll<br />

Bei Tagungen und Konferenzen wird ein Protokoll als Nie<strong>der</strong>schrift des Geschehens<br />

angefertigt. Der Rahmen des Protokolls umfasst den Protokollkopf und den Text.<br />

Der Protokollkopf enthält:<br />

1. das Wort Protokoll und den Namen des Unternehmens o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Behörde,<br />

2. Anlass des Protokolls,<br />

3. Versammlungsort,<br />

4. Datum,<br />

5. Teilnehmer,<br />

6. Tagesordnungspunkte.<br />

252


Beispiel:<br />

Textilhandels-GmbH, Kurfürstendamm 23, 10719 Berlin<br />

Protokoll<br />

<strong>der</strong> monatlichen Sitzung <strong>der</strong> Geschäftsleitung mit dem Betriebsrat.<br />

Im Verwaltungsgebäude, Raum 348<br />

am 12.11.20..<br />

Beginn: 14:00 Uhr<br />

Ende: 15:00 Uhr<br />

Teilnehmer: Geschäftsleitung: Herr Börner (Vorsitz), Frau Simon<br />

Betriebsrat: Frau Jansen, Herr Mai, Herr Borg<br />

Tagesordnungspunkte (TOP):<br />

TOP 1: Information <strong>der</strong> Geschäftsleitung über die wirtschaftliche Situation<br />

TOP 2: Einstellungen und Entlassungen<br />

TOP 3: Verschiedenes<br />

Nach <strong>der</strong> Darstellung im Textteil unterscheidet man<br />

y wörtliches Protokoll: Bei Parlamentsdebatten, bei Vernehmungen durch die Polizei<br />

o<strong>der</strong> das Gericht, selten im Geschäftsleben, wird jedes Wort schriftlich festgehalten.<br />

y ausführliches Protokoll: Es enthält alle wichtigen Argumente mit Nennung <strong>der</strong><br />

Gesprächsteilnehmer und alle Beschlüsse.<br />

Beispiel zu TOP 2:<br />

Frau Simon schlägt vor, <strong>der</strong> Datentypistin Heike Müller zu kündigen. Frau Müller sei bereits einmal<br />

wegen häufigen Fehlens am Arbeitsplatz abgemahnt worden; sie sei faul, ihre Arbeit müsse<br />

von Frau Seidel miterledigt werden. Herr Börner hält sie für den Betrieb untragbar und meint,<br />

man solle ihr fristlos kündigen.<br />

Herr Mai verweist auf die häuslichen Probleme <strong>der</strong> Frau Müller, sie habe zwei kleine Kin<strong>der</strong> zu<br />

versorgen, ihr Mann sei als Druckmaschinen-Monteur oft im Ausland.<br />

Frau Jansen ist bereit, mit Frau Müller über Alternativlösungen (Halbtagsarbeit bzw. Betreuung<br />

für die Kin<strong>der</strong>) zu sprechen, bevor ihr gekündigt wird.<br />

Beschluss: Frau Müller wird wegen dreimaligen Zuspätkommens abgemahnt.<br />

y Kurzprotokoll: Es fasst die wichtigsten Diskussionsbeiträge zusammen und enthält alle<br />

Beschlüsse und Anträge.<br />

Beispiel zu TOP 2:<br />

Die Geschäftsleitung erwägt, Frau Heike Müller wegen Fehlens am Arbeitsplatz zu kündigen.<br />

Betriebsratsmitglie<strong>der</strong> verweisen auf soziale Probleme <strong>der</strong> Frau Müller und wollen erst Alternativlösungen<br />

abklären.<br />

Beschluss: Frau Müller wird wegen dreimaligen Zuspätkommens abgemahnt.<br />

y Ergebnis- o<strong>der</strong> Beschlussprotokoll: Es enthält nur die Beschlüsse.<br />

Beispiel zu TOP 2:<br />

Beschluss: Frau Müller wird wegen dreimaligen Zuspätkommens abgemahnt.<br />

253

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