Numismatische Zeitschrift - Medievalcoinage.com

470 Dr. J. Karabarek; Kritische Beiträge
G. Spanten (p. 72—78).
Von dieser Münzclasse besitzt das Jenaer Museum
zwar nur ein einziges Stück,
aber unbestreitbar ein höchst
merkwürdiges numismatisches Kleinod. Dasselbe, ein
bilinguer Solidus aus Weissgold, bietet erstens ein historisches
Problem, dessen Lösung noch nicht ganz sicher ist,.
trotzdem der Herr Verfasser zu diesem Zwecke das
Original im Jahre 1854 der Orientalisten Versammlung
in Altenburg vorgelegt und in der Zeitschrift der deutsch,
morgenl. Gesellschaft IX, 254 einen Appell an die gelehrte
Welt gerichtet hat. Das Stück trägt nämlich in doppelter
lateinischer und arabischer Angabe die Jahreszahl 90 d. H.
(708. 9 n. Chr.) und steht somit im Widerspruch mit den
übereinstimmenden Nachrichten der Historiker, nach
welchen die Eroberung Spaniens durch die Araber erst
ins Jahr 92 d.
H. (=711 n. Chr.) fällt.
Die schliessliche Meinung Stickel's,
die Prägung des
zweisprachigen Stückes sei ein Produkt des vor der
Invasion durch die Araber zwischeu Spanien und den
benachbarten muslimischen Provinzen Nordafrikas herrschenden
lebhaften Handelsverkehrs ,
hat wohl viel Wahrscheinlichkeit
: weist doch Ibn Abd-el-Hakam, der älteste
arabische Schriftsteller über die Eroberung Spaniens, mit
direkten Worten auf solche Handelsbeziehungen hin (Weil,
Gesch. d. Chal. I, 518), wozu noch überdies einige von
Stickel angeführte Münzanalogien kommen. Indess, erst
die Auffindung noch mehrerer Stücke mit verschiedenen
Daten unter 92 d. H. vermöchte diese Annahme ganz
ausser Zweifel zu setzen i).
*) Bezüglich der Jahreszahl 90 ist die in Kede stehende
Münze kein Unicnm. Es giebt
noch lateinische Stücke mit Spania
und XC, Herr Stickel führt selbst ein paar an (S. 70 und 78).