Die Münzen Bernhards Grafen von Anhalt, Herzogs von Sachsen. 2 ...

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44 Stellung und Legende (der Name des Münzmeisters steht voran und im ersten, der des Münzherrn hinterdrein und nur im zweiten Fall) ganz den Eindruck eines Münzmeisterpfennigs jener Zeit. — Man könnte das dargestellte Gebäude auch als eine dreithürmige Burg mit einem hohen und tiefen Thore bezeichnen. VIII- andere Embleme. 85) Stumm Auf der Spitze zweier giebelförmig zusammengeleimten Balken erhebt sich ein hoher geperlter Kreuzstab; rechts davon das Brustbild des Herzogs, im Vollgesicht, barhaupt (mit lockigem Haar), im Mantel, rechts geschultert ein Schwert haltend; links davon ein aufgerichteter Löwe, dem Kreuze zugewendet, mit erhobenem Schweif, das Ganze umgeben von drei Ringen, deren mittelster (vielleicht auch der äussere?) aus Perlen besteht. Dm.: 23—24 Mm. — Gew.: 0,r,3— 0, 84; Durchsehn. -Gew. von 5 Stücken: 0,7. Trebitzer Fund 1863. Königl. Samml. in Berlin. — Erbstein. — Elze. S. Erbstein, Münzfund von Trebitz, S. 41 ff., No. 30, m. Abb. Taf. II, 30. — Erbstein erklärt die rechte Hand für nicht sichtbar, doch ist dieselbe offenbar in der länglichen Erhöhung zwischen Parirstange und Schwertknopf zu erkennen. — Der ganze Typus der Münze mit den drei Umfassungsringen weist deutlich auf die Wittenberger Münzstätte (vergl. No. 78). — Ueber die höchst merkwürdige Zusammenstellung des Münzbildes hat Erbstein sich des Weitern verbreitet und zur Vergleichung eine parallele Münze der königl. Samml. in Dresden herangezogen (Erbstein, a. a. 0. S. 45, No. 75, m. Abb. Taf. IV, 75), ohne doch zu einem sichern Ergebniss zu gelangen. Er erblickt in dieser Darstellung eine Beziehung zu einer Vogtei, vielleicht über die Abtei in Nienburg, und fasst den Löwen entweder als ein Standeszeichen des Herzogs oder als ein kirchliches Symbol (Wächter des Heiligthunis). — Ueber das Kreuzscepter habe ich mich schon früher bei No. 19 geäussert: über den Löwen auf Bernhards Münzen vergl. oben No. 20 und die folgende No. 86. Eine genügende Erklärung der Zusammenstellung des Bildes des Herzogs mit dem Symbol des Kreuzscepters als Zeichens der Macht und dem (wellischen) Löwen vermag ich nicht zu geben, doch lässt sich dabei an die Kämpfe Heinrichs des Löwen gegen den neuen Herzog (1181, oder nach Heinrichs Rückkehr aus England 1185) denken.

SG) €RRKRDYS • DVX V * • 45 Ein Löwe, von der Linken, schreitend, mit erhobenem, gebogenem Schweife, umgeben von einem Perlenringe, zwischen welchem und einem andern grössern die Umschrift untenherum läuft; das Ganze umgeben von zwei höhern Perlenkreisen. Dm.: 26— 30 Mm. — Gew.: 0,6i5 — 0,ss Gm. Durchschnitts-Gew. von 34 St.: 0,746 Gm. Etwa 20 St. = 1 Loth Silber. Trebitzer Fund 1863. Leitzmann. — Erbstein. — Elze. S. Erbstein, Münzfund von Trebitz, S. 12, No 3, m. Abb. Taf. I, 3. — Leitzmann, Nuin. Zeit. 1863, Sp. 107, No. 2. — Der Typus dieser Münze und der Buchstabe V lassen dieselbe sofort als ein Product der Wittenberger Münzstätte erkennen; vergl. No. 78 und 74. — Ueber die Form des tt vergl. No. 21. Die Darstellung des Löwen zeigt, im Herzogthum, des dass Herzog Bernhard das Münzbild seines Vorgängers geächteten Herzogs Heinrich des Löwen, fortbestehen uud weiterprägen Hess, während die Legende ihn als Münzherrn nannte. Derartige Weiterprägung der Münzen einer gefallenen Dynastie durch deren Nachfolger kommt auch sonst vor. So behielten die Araber in Persien nach dem Sturze der Sassaniden (651) deren Gepräge bei und brachten nur am Rande ein kleines mohammedanisches Zeichen (Bismillah, d. i. im Namen Gottes) an. Das Volk, das ja zumeist nicht lesen konnte, gewöhnte sich mit einer langsamen und stufenweisen Umgestaltung der Münzen leichter und allmählich an die neue Herrschaft. Später behielten die Araber sogar das byzantinische, mit einem Kreuz bezeichnete Gepräge bei, ohne irgend ein mohammedanisches Abzeichen hinzuzufügen. Aehnliche Gründe erzeugten anderwärts Aehnliches. In Deutschland war ausserdem im spätem Mittelalter die Nachprägung der Typen benachbarter Münzheim ziemlich allgemein im Gebrauch. Kaiser Friedrich IL verbot denselben 1220, doch ohne sonderlichen Erfolg. (Vergl. Schönemann, Zur vaterländ. Münzkunde, S. 5 Anm.) Man suchte sich daher durch Münzverträge dagegen zu schützen. So im Lehnsvertrage zwischen Bischof Engelhard von Naumburg und Markgraf Heinrich dem Erlauchten v. ,J. 1238 (Schönemann, a a. O.; Erbstein, Münzfund von Trebitz, S. 12); so im Vertrage zwischen dem Erzbischof von Magdeburg und den Herren von Barby zu Zerbst v. J. 1294 (bei Beckmann). Da nun in Herzog Bernhards Falle das politische Interesse mit dem allgemeinen Gebrauch zusammentraf, so erklärt es sich, dass auf seinen Münzen der ursprünglich weifische Lowe theils ;ils Hauptbild, theils in mancherlei anderer Darstellung vielfach verwendet wurde. Vergl. hierzu nicht bloss die folgende No. 87, sondern auch die frühern No. 20, 73 uud 85, sowie die stummen Bracteaten des Trebitzer Fundes bei Erbstein, a. a. 0. Taf. II, 31, 32, 38, tlic gleich unserer Münze augenscheinlich der Wittenberger Prägestätte zugehören.

SG) €RRKRDYS •<br />

DVX V *<br />

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45<br />

Ein Löwe, <strong>von</strong> der Linken, schreitend, mit erhobenem, gebogenem Schweife, umgeben <strong>von</strong> einem<br />

Perlenringe, zwischen welchem und einem andern grössern die Umschrift untenherum läuft; das Ganze<br />

umgeben <strong>von</strong> zwei<br />

höhern Perlenkreisen.<br />

Dm.: 26— 30 Mm. — Gew.: 0,6i5 — 0,ss Gm. Durchschnitts-Gew. <strong>von</strong> 34 St.: 0,746 Gm.<br />

Etwa 20 St. = 1 Loth Silber.<br />

Trebitzer Fund 1863.<br />

Leitzmann. — Erbstein.<br />

— Elze.<br />

S. Erbstein, Münzfund <strong>von</strong> Trebitz, S. 12, No 3, m. Abb. Taf. I, 3. — Leitzmann,<br />

Nuin. Zeit. 1863, Sp. 107, No. 2. — Der Typus dieser Münze und der Buchstabe V lassen<br />

dieselbe sofort als ein Product der Wittenberger Münzstätte erkennen; vergl. No. 78 und 74.<br />

— Ueber die Form des tt vergl. No. 21.<br />

<strong>Die</strong> Darstellung des Löwen zeigt,<br />

im Herzogthum, des<br />

dass Herzog Bernhard das Münzbild seines Vorgängers<br />

geächteten <strong>Herzogs</strong> Heinrich des Löwen, fortbestehen uud weiterprägen<br />

Hess, während die Legende ihn als Münzherrn nannte. Derartige Weiterprägung der <strong>Münzen</strong><br />

einer gefallenen Dynastie durch deren Nachfolger kommt auch sonst vor. So behielten die<br />

Araber in Persien nach dem Sturze der Sassaniden (651) deren Gepräge bei und brachten<br />

nur am Rande ein kleines mohammedanisches Zeichen (Bismillah, d. i. im Namen Gottes) an.<br />

Das Volk, das ja zumeist nicht lesen konnte, gewöhnte sich mit einer langsamen und stufenweisen<br />

Umgestaltung der <strong>Münzen</strong> leichter und allmählich an die neue Herrschaft. Später<br />

behielten die Araber sogar das byzantinische, mit einem Kreuz bezeichnete Gepräge bei,<br />

ohne irgend ein mohammedanisches Abzeichen hinzuzufügen. Aehnliche Gründe erzeugten<br />

anderwärts Aehnliches.<br />

In Deutschland war ausserdem im spätem Mittelalter die Nachprägung der Typen<br />

benachbarter Münzheim ziemlich allgemein im Gebrauch. Kaiser Friedrich IL verbot denselben<br />

1220, doch ohne sonderlichen Erfolg. (Vergl. Schönemann, Zur vaterländ. Münzkunde,<br />

S. 5 Anm.) Man suchte sich daher durch Münzverträge dagegen zu schützen. So im Lehnsvertrage<br />

zwischen Bischof Engelhard <strong>von</strong> Naumburg und Markgraf Heinrich dem Erlauchten<br />

v. ,J. 1238 (Schönemann, a a. O.; Erbstein, Münzfund <strong>von</strong> Trebitz, S. 12); so im Vertrage<br />

zwischen dem Erzbischof <strong>von</strong> Magdeburg und den Herren <strong>von</strong> Barby zu Zerbst v. J. 1294<br />

(bei<br />

Beckmann).<br />

Da nun in Herzog <strong>Bernhards</strong> Falle das politische Interesse mit dem allgemeinen<br />

Gebrauch zusammentraf, so erklärt es sich,<br />

dass auf seinen <strong>Münzen</strong> der ursprünglich weifische<br />

Lowe theils ;ils Hauptbild, theils in mancherlei anderer Darstellung vielfach verwendet<br />

wurde. Vergl. hierzu nicht bloss die folgende No. 87, sondern auch die frühern No. 20, 73<br />

uud 85, sowie die stummen Bracteaten des Trebitzer Fundes bei Erbstein, a. a. 0. Taf. II,<br />

31, 32, 38, tlic gleich unserer Münze augenscheinlich der Wittenberger Prägestätte zugehören.

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