Herunterladen
Herunterladen
Herunterladen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Seite 2 von 6<br />
Der Fall: „Es muss doch irgendeine Ursache haben“<br />
Dagmar B., 63 Jahre. Im Januar 2012 wird ihr plötzlich schwarz vor Augen. „Ich habe wie einen<br />
Schlag bekommen, nach links. Das ganze Zimmer drehte sich, stand Kopf. Ich hatte zum Glück<br />
das Bett neben mir. Da bin ich direkt reingefallen“, so die Thüringerin. Sie macht sofort einen<br />
Termin bei ihrer Hausärztin. Doch diese kann sich die immer häufiger werdenden Schwindelanfälle<br />
nicht erklären. Sie wird zu fünf weiteren Spezialisten überwiesen, darunter Orthopäden,<br />
Neurologen und ein HNO-Arzt. Aber auch sie kommen der Ursache des Schwindels nicht auf die<br />
Spur.<br />
Die Patientin ist zunehmend verunsichert. „Da ist eine gewisse Verzweiflung, die dazu kommt.<br />
Weil man sich sagt, mein Gott, es muss doch irgendeine Ursache haben. Alles ist untersucht<br />
worden. Es sind Gleichgewichtsuntersuchungen gemacht worden. Es ist die Halswirbelsäule untersucht<br />
worden. Und kein Ergebnis.“<br />
Im November 2012 – ganze zehn Monate nach dem Auftreten der ersten Symptome – wird ihr<br />
so schwindlig, dass sie stürzt und sich das Bein bricht, ein komplizierter Schienbeinbruch. Noch<br />
in der Notaufnahme der Uniklinik Jena wird sie in die Neurologie überwiesen und eine Magnetresonanztomografie<br />
gemacht. Da endlich findet man die Ursache für die Schwindelanfälle:<br />
„Im MRT haben wir gesehen, dass es ein Gefäß gibt, was direkten Kontakt zum Nerv hat, sich<br />
sogar so ein bisschen drum herum schlingt. Das führt letztlich zu einer Reizung der Nerven und<br />
die löst den Schwindel aus“, erklärt der Neurologe Professor Hubertus Axer. Für die Patientin ist<br />
der Sturz Glück im Unglück. Dank der Diagnose wird sie seit einem Jahr mit Medikamenten behandelt,<br />
die die Durchblutung fördern. Die Schwindelanfälle sind deutlich weniger geworden.<br />
Die häufigsten Ursachen<br />
Schwindel kann unglaublich viele Ursachen<br />
haben, das macht ihn so tückisch. Die Stärke<br />
der Attacken sagt dabei nichts über die<br />
Schwere der Erkrankung aus. So gibt es<br />
akute Erkrankungen, wie die Entzündung<br />
des Gleichgewichtsnervs, die einige Tage<br />
starken Schwindel verursacht und dann abklingt.<br />
Auf der anderen Seite muss leichter<br />
Schwindel keineswegs harmlos sein, weil er<br />
chronisch werden und den Patienten über<br />
lange Zeit beeinträchtigen kann. Die häufigsten<br />
Schwindelerkrankungen im Überblick:<br />
Der gutartige Lagerungsschwindel ist die<br />
häufigste krankhafte Schwindelform. Etwa<br />
10 bis 20 Prozent aller Menschen bekommen<br />
im Laufe ihres Lebens eine derartige<br />
Schwindelattacke. Der Drehschwindel tritt<br />
immer dann auf, wenn der Kopf schnell in<br />
eine andere Richtung gedreht wird, wie<br />
beispielsweise nach dem Herumdrehen im<br />
Bett. Die Ursache liegt im Gleichgewichtsorgan,<br />
wo sich im hinteren Bogengang Kalziumkarbonatkristalle<br />
bilden, die zu Schwindelattacken<br />
führen. Bei etwa zwei von drei<br />
Patienten verschwindet der Lagerungsschwindel<br />
so plötzlich wie er gekommen ist.<br />
Es gibt allerdings auch Patienten, die wiederholt<br />
darunter leiden. In vielen Fällen lassen<br />
sich die Schwindelattacken dann mit<br />
einer speziellen Lagerungsübung – dem<br />
sogenannten Semont-Manöver – in den<br />
Griff bekommen.<br />
Der einseitige Ausfall des Gleichgewichtsorgans<br />
ist meist die Folge einer Entzündung<br />
des Gleichgewichtsnervs. Eine solche<br />
Entzündung entsteht beispielsweise<br />
durch Herpesviren. Die Patienten empfinden<br />
einen heftigen, dauerhaften Drehschwindel,<br />
einhergehend mit Übelkeit und Erbrechen.<br />
Das Gehör ist aber nicht beeinträchtigt. Die<br />
Entzündung wird mit Kortisonpräparaten<br />
behandelt. Unter Umständen ist auch eine<br />
umfassende Schwindeltherapie mit Physiotherapie<br />
und Alltagstraining sinnvoll, um<br />
eine Chronifizierung zu vermeiden.<br />
Die Menièrsche Erkrankung ist auch eine<br />
häufige Schwindelursache. Typische Symptome<br />
sind Drehschwindel, eine Hörminderung<br />
und Ohrgeräusche. Die Ursache liegt<br />
im Innenohr. Die Ursache liegt vermutlich in<br />
Veränderungen des Flüssigkeitshaushaltes<br />
des Innenohrs. Wichtig ist eine genaue Diagnostik<br />
des Gleichgewichtsorgans und des<br />
Gehörs, um andere Ursachen auszuschließen.<br />
Die Therapie ist oft langwierig, umfasst<br />
Medikamente und Physiotherapie.<br />
2