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I n f o r m a t i o n s m a t e r i a l v o m 16. 0 1 . 2 0 1 4<br />

Dauernd schwindelig – Was tun?<br />

Schwindelattacken sind einer der häufigsten Gründe, den Arzt aufzusuchen. Jeder<br />

fünfte Deutsche ist betroffen, etwas mehr Frauen als Männer. Schwindelanfälle nehmen<br />

mit dem Alter zu, dennoch bleiben auch viele junge Leute nicht verschont. Im Laufe<br />

seines Lebens kann jeder Vierte damit rechnen, einmal krankhafte Probleme mit seinem<br />

Gleichgewicht zu bekommen.<br />

Schwindelattacken kennt jeder. Sie treffen<br />

auch Gesunde – im Bus, auf dem Schiff, auf<br />

einem hohen Turm, wenn man zu viel Stress<br />

oder zu wenig Schlaf hatte. Zu niedriger<br />

Blutdruck kann ebenso zu Schwindel führen<br />

wie eine neue Brille. Solche Ursachen sind<br />

meist schnell gefunden. Anders bei chronischem<br />

Schwindel. Hier werden die Patienten<br />

oft über Wochen oder Monate von einem<br />

Spezialisten zum nächsten geschickt, ohne<br />

dass eine Ursache gefunden wird. Ein Teufelskreis.<br />

Denn je länger der Schwindel da<br />

ist, umso mehr wachsen Angst und Unsicherheit<br />

und machen dem Patienten zu<br />

schaffen. Schwere Stürze mit erheblichen<br />

Folgen sind keine Seltenheit.<br />

Doch in den letzten Jahren hat sich einiges<br />

getan. Deutschlandweit gibt es mittlerweile<br />

drei große Schwindelzentren, die Ärzte und<br />

Therapeuten unterschiedlicher Fachrichtungen<br />

zusammenführen. Neben dem Deutschen<br />

Schwindel- und Gleichgewichtszentrum<br />

in München, sind Essen und Jena weitere<br />

Standorte. „Bei uns schauen sich Neurologen,<br />

HNO-Ärzte, Physiotherapeuten und<br />

Psychologen gemeinsam die Patienten an.<br />

Ihnen wird so eine lange Diagnose-Odyssee<br />

erspart“, erklärt Professor Hubertus Axer,<br />

Leiter des Schwindelzentrums Jena. Hier<br />

wird den Patienten auch eine einwöchige<br />

Schwindel-Therapie angeboten.<br />

Doch an erster Stelle steht zunächst, die<br />

richtige Diagnose zu finden. Wie sich der<br />

Schwindel anfühlt, ist dabei ein erster wichtiger<br />

Hinweis für den Arzt. Folgende Arten<br />

unterscheidet man hauptsächlich:<br />

Schwankschwindel: Der Patient fühlt sich<br />

wie auf einem Schiff, seine Umgebung<br />

schwankt erheblich. Die Ursache liegt möglicherweise<br />

im Gehirn.<br />

Drehschwindel: Der Patient fühlt sich wie<br />

auf einem Karussell, alles um ihn herum<br />

dreht sich. Die Ursache kann beispielsweise<br />

im Gleichgewichtsorgan liegen.<br />

Benommenheitsschwindel: Der Patient sieht<br />

alles verschwommen. Ursachen können<br />

Medikamente sein, Unterzuckerung oder<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen.<br />

Als nächstes wird der Arzt nach der Dauer<br />

des Schwindels, der Häufigkeit der Attacken<br />

und den Auslösern fragen. Wichtig für die<br />

Diagnose sind auch eventuelle Begleiterscheinungen<br />

wie Erbrechen, Hörstörungen,<br />

Ohrgeräusche oder Gangunsicherheit. Je<br />

nach Beschwerdebild kommen dann neurologische<br />

Tests und technische Diagnoseverfahren<br />

wie MRT oder Ultraschall zum Einsatz.<br />

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Der Fall: „Es muss doch irgendeine Ursache haben“<br />

Dagmar B., 63 Jahre. Im Januar 2012 wird ihr plötzlich schwarz vor Augen. „Ich habe wie einen<br />

Schlag bekommen, nach links. Das ganze Zimmer drehte sich, stand Kopf. Ich hatte zum Glück<br />

das Bett neben mir. Da bin ich direkt reingefallen“, so die Thüringerin. Sie macht sofort einen<br />

Termin bei ihrer Hausärztin. Doch diese kann sich die immer häufiger werdenden Schwindelanfälle<br />

nicht erklären. Sie wird zu fünf weiteren Spezialisten überwiesen, darunter Orthopäden,<br />

Neurologen und ein HNO-Arzt. Aber auch sie kommen der Ursache des Schwindels nicht auf die<br />

Spur.<br />

Die Patientin ist zunehmend verunsichert. „Da ist eine gewisse Verzweiflung, die dazu kommt.<br />

Weil man sich sagt, mein Gott, es muss doch irgendeine Ursache haben. Alles ist untersucht<br />

worden. Es sind Gleichgewichtsuntersuchungen gemacht worden. Es ist die Halswirbelsäule untersucht<br />

worden. Und kein Ergebnis.“<br />

Im November 2012 – ganze zehn Monate nach dem Auftreten der ersten Symptome – wird ihr<br />

so schwindlig, dass sie stürzt und sich das Bein bricht, ein komplizierter Schienbeinbruch. Noch<br />

in der Notaufnahme der Uniklinik Jena wird sie in die Neurologie überwiesen und eine Magnetresonanztomografie<br />

gemacht. Da endlich findet man die Ursache für die Schwindelanfälle:<br />

„Im MRT haben wir gesehen, dass es ein Gefäß gibt, was direkten Kontakt zum Nerv hat, sich<br />

sogar so ein bisschen drum herum schlingt. Das führt letztlich zu einer Reizung der Nerven und<br />

die löst den Schwindel aus“, erklärt der Neurologe Professor Hubertus Axer. Für die Patientin ist<br />

der Sturz Glück im Unglück. Dank der Diagnose wird sie seit einem Jahr mit Medikamenten behandelt,<br />

die die Durchblutung fördern. Die Schwindelanfälle sind deutlich weniger geworden.<br />

Die häufigsten Ursachen<br />

Schwindel kann unglaublich viele Ursachen<br />

haben, das macht ihn so tückisch. Die Stärke<br />

der Attacken sagt dabei nichts über die<br />

Schwere der Erkrankung aus. So gibt es<br />

akute Erkrankungen, wie die Entzündung<br />

des Gleichgewichtsnervs, die einige Tage<br />

starken Schwindel verursacht und dann abklingt.<br />

Auf der anderen Seite muss leichter<br />

Schwindel keineswegs harmlos sein, weil er<br />

chronisch werden und den Patienten über<br />

lange Zeit beeinträchtigen kann. Die häufigsten<br />

Schwindelerkrankungen im Überblick:<br />

Der gutartige Lagerungsschwindel ist die<br />

häufigste krankhafte Schwindelform. Etwa<br />

10 bis 20 Prozent aller Menschen bekommen<br />

im Laufe ihres Lebens eine derartige<br />

Schwindelattacke. Der Drehschwindel tritt<br />

immer dann auf, wenn der Kopf schnell in<br />

eine andere Richtung gedreht wird, wie<br />

beispielsweise nach dem Herumdrehen im<br />

Bett. Die Ursache liegt im Gleichgewichtsorgan,<br />

wo sich im hinteren Bogengang Kalziumkarbonatkristalle<br />

bilden, die zu Schwindelattacken<br />

führen. Bei etwa zwei von drei<br />

Patienten verschwindet der Lagerungsschwindel<br />

so plötzlich wie er gekommen ist.<br />

Es gibt allerdings auch Patienten, die wiederholt<br />

darunter leiden. In vielen Fällen lassen<br />

sich die Schwindelattacken dann mit<br />

einer speziellen Lagerungsübung – dem<br />

sogenannten Semont-Manöver – in den<br />

Griff bekommen.<br />

Der einseitige Ausfall des Gleichgewichtsorgans<br />

ist meist die Folge einer Entzündung<br />

des Gleichgewichtsnervs. Eine solche<br />

Entzündung entsteht beispielsweise<br />

durch Herpesviren. Die Patienten empfinden<br />

einen heftigen, dauerhaften Drehschwindel,<br />

einhergehend mit Übelkeit und Erbrechen.<br />

Das Gehör ist aber nicht beeinträchtigt. Die<br />

Entzündung wird mit Kortisonpräparaten<br />

behandelt. Unter Umständen ist auch eine<br />

umfassende Schwindeltherapie mit Physiotherapie<br />

und Alltagstraining sinnvoll, um<br />

eine Chronifizierung zu vermeiden.<br />

Die Menièrsche Erkrankung ist auch eine<br />

häufige Schwindelursache. Typische Symptome<br />

sind Drehschwindel, eine Hörminderung<br />

und Ohrgeräusche. Die Ursache liegt<br />

im Innenohr. Die Ursache liegt vermutlich in<br />

Veränderungen des Flüssigkeitshaushaltes<br />

des Innenohrs. Wichtig ist eine genaue Diagnostik<br />

des Gleichgewichtsorgans und des<br />

Gehörs, um andere Ursachen auszuschließen.<br />

Die Therapie ist oft langwierig, umfasst<br />

Medikamente und Physiotherapie.<br />

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Stichwort: Nystagmus<br />

Häufig fällt bei der Diagnose von Schwindelerkrankungen der Begriff Nystagmus. Er bezeichnet<br />

die unbewussten, rhythmischen Bewegungen der Augen oder Augenzittern. Es ist ein typisches<br />

Symptom des Schwindels.<br />

Typisch für eine Schwindelmigräne sind<br />

spontane, wiederkehrende Schwindelattacken,<br />

begleitet von zum Teil heftigen Kopfschmerzen,<br />

Übelkeit, Licht- und Geräuschempfindlichkeit.<br />

Der Großteil der Patienten<br />

hatte bereits früher Migräne, die aber mit<br />

den Jahren nachließ. Im Alter tritt dann<br />

plötzlich der Schwindel in den Vordergrund.<br />

In der Regel kann den Patienten mit Migränemedikamenten<br />

und Migräne-<br />

Alltagstraining geholfen werden.<br />

Die Erkrankung mit dem schwierigen Namen<br />

Vestibularisparoxysmie ist eine neuere<br />

medizinische Erkenntnis. Die Patienten<br />

erleiden sehr häufig kurze Schwindelattacken,<br />

bis zu einhundert Mal am Tag. Oft<br />

gehen die Symptome mit einer einseitigen<br />

Hörminderung oder Tinnitus einher. Der<br />

Grund ist eine anatomische Besonderheit.<br />

Bei einigen Patienten befindet sich an der<br />

Schädelbasis eine Arterie, die dort Kontakt<br />

zum Gleichgewichtsnerv hat und ihn durch<br />

ihr Pulsieren schädigt. Die Erkrankung ähnelt<br />

der sogenannten Trigeminusneuralgie<br />

und tatsächlich helfen auch die gleichen<br />

Medikamente.<br />

Nicht jeder Schwindel hat organische Ursachen.<br />

Mediziner sprechen dann von „somatoformen“<br />

oder „psychogenen“ Schwindel.<br />

Auch diese Form kommt häufig vor. Die<br />

Patienten bekommen die Attacken in bestimmten<br />

Situationen, zum Beispiel in einer<br />

großen Menschenmenge. Sie fühlen sich<br />

wie „betrunken“, mit einem Leeregefühl im<br />

Kopf. Die Patienten bilden sich diese Beschwerden<br />

keineswegs ein. Die Beschwerden<br />

sind real und können Folge einer eigentlich<br />

ausgeheilten Schwindelerkrankung<br />

sein, oder ihre Ursache in Angsterkrankungen<br />

und Depression haben.<br />

Schwindel im Alter kann ein Anzeichen<br />

für eine Herz-Kreislauf- oder Parkinson-<br />

Erkrankung sein. Zudem kann Schwindel bei<br />

einem Teil der Betroffenen ein frühes Zeichen<br />

für die Entwicklung einer Demenz sein.<br />

Mithilfe von Ganganalysen kann bei diesen<br />

Patienten eine klare Diagnose gestellt werden.<br />

Im Idealfall kann durch eine spezifische<br />

Therapie ein Fortschreiten der Erkrankung<br />

hinausgezögert werden.<br />

Mit einer einzigen Pille ist es nicht getan<br />

– neues Therapiekonzept<br />

Die Diagnose bestimmt die Therapie. Und<br />

nur bei den wenigsten Ursachen hilft ein<br />

Medikament allein, um von den Schwindelattacken<br />

erlöst zu werden. Besonders<br />

chronische Schwindelpatienten brauchen<br />

eine ganzheitliche Therapie, die das Problem<br />

von vielen verschiedenen Seiten anpackt.<br />

Daniel K., 33 Jahre, seine erste Schwindelattacke<br />

trifft ihn eines Morgens auf dem Weg<br />

zur Arbeit. „Ich saß im Auto, spürte mit<br />

einem Mal einen Schlag, wie ein Aussetzer,<br />

ein innerlicher. Ich bin an die Seite gefahren,<br />

habe gemerkt, irgendwas stimmt nicht, mir<br />

wurde übel.“ Nach mehreren Untersuchungen<br />

steht fest: Sein Gleichgewichtsorgan im<br />

rechten Innenohr funktioniert nicht richtig.<br />

Es folgt ein Krankenhausaufenthalt, Kortisontherapie.<br />

Doch die Beschwerden werden<br />

nicht besser. Die Panik vor der nächsten<br />

Schwindelattacke ist allgegenwärtig, der<br />

Schwindel mittlerweile chronisch. „Ich kriege<br />

diesen Gedanken aus dem Kopf nicht<br />

raus: Das kann wieder passieren. Es ist, als<br />

ob man seinen Körper nicht mehr unter<br />

Kontrolle hat.“ Der dreifache Familienvater<br />

kann nicht allein einkaufen gehen, hält keine<br />

Menschenmengen aus.<br />

Seine Hoffnung liegt nun in einer speziellen<br />

Schwindelwoche im Schwindelzentrum Jena,<br />

die er gemeinsam mit sieben weiteren<br />

Patienten absolviert. Hier bekommt er einen<br />

individuellen Therapieplan, wird von einem<br />

Team aus Fachärzten, Psychologen, Physiotherapeuten<br />

und Krankengymnasten betreut.<br />

Fünf Tage lang, täglich acht Stunden.<br />

Schon am ersten Tag wird deutlich: „Du bist<br />

nicht der Einzige. Da sind noch andere Leute,<br />

denen geht es stellenweise schlechter als<br />

dir selber“, so der Thüringer. Die Patienten<br />

3


Seite 4 von 6<br />

machen täglich krankengymnastische<br />

Übungen, die den Gleichgewichtssinn trainieren,<br />

sie lernen Entspannungsübungen<br />

und Tricks, wie sie gelassener mit dem<br />

Schwindel umgehen können. „Wir wissen,<br />

dass bei vielen Schwindelpatienten Ängste<br />

eine große Rolle spielen, in der Entstehung<br />

oder auch in der Aufrechterhaltung des<br />

Schwindels. Deshalb ist es wichtig, sich anzuschauen,<br />

welche Gedanken spielen eine<br />

Rolle beim Schwindel, wie stark sind die<br />

Patienten unter Stress“, erklärt Psychologin<br />

Steffi Nodop. Durch das ganzheitliche Alltagstraining<br />

können die meisten Patienten<br />

schon nach wenigen Tagen besser mit den<br />

Schwindelattacken umgehen. Bei vielen<br />

verschwinden sie mit der Zeit dann ganz.<br />

Jeder kann sein Gleichgewicht trainieren<br />

Tipps von Physiotherapeutin Gitte Baumeier<br />

Jeder kann seinen Gleichgewichtssinn trainieren<br />

– Schwindelpatienten genauso wie<br />

Gesunde, die fit bleiben wollen. Je nach<br />

Konstitution müssen dabei Abstriche gemacht<br />

werden. Patienten mit akuten<br />

Schwindelattacken sollten erst einmal im<br />

Liegen oder Sitzen Übungen machen und<br />

sich langsam an höhere Schwierigkeitsgrade<br />

herantasten.<br />

Augen fixieren<br />

Daumen hoch und Arm ausstrecken, den<br />

Daumen mit den Augen fixieren. Dann den<br />

Arm von rechts nach links bewegen und mit<br />

den Augen strikt dem Daumen folgen. Der<br />

Kopf bewegt sich dabei nicht mit! Anschließend<br />

den Arm nach oben und unten bewegen.<br />

Alle Übungen 20 Mal pro Richtung.<br />

Wenn der Schwindel nachlässt: Auf der<br />

Straße vorbeifahrende Autos oder Züge<br />

fixieren und hinterherschauen. Oder auf<br />

einen Drehhocker setzen, einen Punkt in 50<br />

Zentimeter Entfernung fixieren und Hocker<br />

langsam nach links und rechts drehen, ohne<br />

den Punkt aus den Augen zu lassen.<br />

Einbeinstand<br />

Der Stand auf einem Bein trainiert das<br />

Gleichgewicht. Das Knie sollte etwa hüfthoch<br />

gehoben werden, Arme zur Seite ausstrecken.<br />

Schwindelpatienten machen diese<br />

Übung am besten in einem Türrahmen, um<br />

sich zur Not festhalten zu können. Geübte<br />

können beim Einbeinstand auch die Augen<br />

schließen. Können Sie den Einbeinstand nur<br />

5 Sekunden lang halten, sind Sie sturzgefährdet.<br />

25 Sekunden sollten Sie schaffen,<br />

wenn Sie 60 sind. Schaffen Sie 40 Sekunden,<br />

sind Sie "gefühlte" 40 Jahre alt, schaffen<br />

Sie 50 Sekunden, "gefühlte" 30 Jahre.<br />

Blindgang<br />

Laufen Sie auf einer etwa vier Meter langen<br />

Linie, zum Beispiel einer Parkett- oder Teppichkante,<br />

entlang. Wer Gleichgewichtsprobleme<br />

hat, sollte mit offenen Augen<br />

gehen, den Blick aber nicht nach unten richten,<br />

sondern nach vorn. Wer fit ist, kann<br />

auch die Augen schließen. Verläuft die Gehstrecke<br />

bogenförmig, ist Ihr Gleichgewichtssinn<br />

gestört.<br />

Alltagstipps<br />

Festhalten: Wem schwindlig wird, der sollte<br />

versuchen, sich irgendwo festzuhalten,<br />

zum Beispiel in einem Türrahmen. Besonders<br />

für Ältere ist es sinnvoll, zusätzliche<br />

Haltegriffe im Badezimmer oder Flur zu<br />

montieren, das verhindert Stürze. Außer<br />

Haus geben Walkingstöcke oder ein Rollator<br />

Sicherheit beim Gehen.<br />

Festen Punkt fixieren: Bei einer akuten<br />

Schwindelattacke sollte man ruhig durchatmen<br />

und mit den Augen einen festen Punkt<br />

fixieren. Das gibt dem Sehsinn Orientierung<br />

und beruhigt das Gleichgewichtsorgan.<br />

Wechselbäder: Wer an niedrigem Blutdruck<br />

leidet, kann seinen Kreislauf mit<br />

Wechselbädern oder einem kühlen Unterarmbad<br />

in Schwung bringen. Durch einen<br />

Zusatz mit Rosmarinöl wird dieser Effekt<br />

noch verstärkt.<br />

Ingwer: Ingwer lindert Schwindel und<br />

Übelkeit, besonders wenn die Symptome<br />

beim Reisen mit Bus, Bahn oder Schiff auftreten.<br />

Man kann ihn stückchenweise kauen<br />

oder als Tee trinken. Es gibt ihn auch in<br />

Form von Reisekaugummi und Kapseln.<br />

Riechampullen: Wenn keine organische<br />

Ursache für den Schwindel gefunden werden<br />

kann, könnten Riechampullen aus der<br />

Apotheke für einen Schwindelstopp sorgen.<br />

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Seite 5 von 6<br />

Kontakt Schwindelzentren:<br />

Universitätsklinikum Jena, Schwindelzentrum, Hans Berger Klinik für Neurologie<br />

Erlanger Allee 101, 07747 Jena<br />

Tel.: 03641/9 325 785, Fax: 03641/9 325 792<br />

E-Mail: Schwindelzentrum@med.uni-jena.de<br />

Uniklinikum München<br />

Deutsches Schwindel- und Gleichgewichtszentrum<br />

Telefon: 089 / 70 95-6980<br />

Internet: www.schwindelambulanz-muenchen.de<br />

Schwindel-Zentrum Essen, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsklinikum Essen<br />

Hufelandstr. 55, 45122 Essen<br />

Telefon: 0201 723 83180, Fax: 0201 723 5594<br />

E-Mail: schwindel@uk-essen.de<br />

Zum Weiterlesen:<br />

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat viele hilfreiche Informationen zum Thema<br />

Schwindel in einer 53-seitigen kostenlosen Broschüre zusammengetragen. Die Publikation „Der<br />

Schwindel. Forschung – Diagnose – Therapie“ kann wie folgt bestellt werden:<br />

Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />

Postfach 30 02 35, 53182 Bonn<br />

Tel.: 01805 262 302, Fax: 01805 262 303<br />

E-Mail: books@bmbf.bund.de, Internet: www.bmbf.de/pub/der_schwindel.pdf<br />

Neue Haut für Brandwunden<br />

Brandverletzungen sind extrem schmerzhaft und langwierig. Etwa 20.000 Deutsche<br />

verbrennen sich jedes Jahr so schwer, dass sie in einer Klinik behandelt werden müssen.<br />

Besonders kritisch sind Brandwunden bei Kindern.<br />

Die Welt zu erkunden, kann gefährlich sein.<br />

Das muss die kleine Heidi schmerzhaft erfahren,<br />

als sie zu Besuch bei Oma und Opa<br />

ist. Draußen ist es kühl, drinnen wärmt der<br />

Kaminofen. Viele aus der Familie sind im<br />

Raum und Heidi weiß, dass sie nicht zu nah<br />

an den Ofen darf. Doch die Einjährige ist<br />

noch nicht sicher auf ihren Beinen. Sie stolpert,<br />

keiner kann verhindern, dass sich Heidi<br />

mit ihren Händen am Kamin abfängt.<br />

Nach der notärztlichen Behandlung steht<br />

fest: Sie muss operiert werden. Heidis linke<br />

Handfläche ist zu stark verbrannt. Die Wunde<br />

muss mit Ersatzhaut versorgt werden. Im<br />

Brandverletztenzentrum des Klinikums Sankt<br />

Georg in Leipzig nimmt Chirurg Ulrich Sorge<br />

die Transplantation vor. Eine solche wird<br />

nötig, wenn die Brandwunden sehr tief<br />

sind. „In Heidis Fall ist die Verbrennung<br />

nicht ganz so tief. Aber wir machen es, um<br />

einen schnelleren Wundverschluss zu erreichen.“<br />

Denn Heidi ist noch im Krabbelalter,<br />

die Gefahr einer Infektion ist groß. Ziel ist<br />

außerdem, dass in der Handfläche wenig<br />

Narbengewebe entsteht. Das könnte sonst<br />

ein Leben lang das Greifen behindern. Die<br />

Ersatzhaut für die Wunde spendet Heidi<br />

selbst. Während bei Erwachsenen die Haut<br />

aus dem Oberschenkel entnommen wird,<br />

wird bei Kindern aus der Kopfhaut eine<br />

dünne Schicht geschnitten. „Wir nehmen<br />

die sogenannte Spalthaut. Die Empfängerstelle<br />

heilt dann besser an und die Spenderstelle<br />

kann besser abheilen“, so Dr. Sorge.<br />

Nach rund einer Stunde hat Heidi die OP<br />

überstanden.<br />

Kinder bis zehn Jahre machen etwa zehn<br />

Prozent der Patienten in einem Brandverletztenzentrum<br />

aus. Fast 70 Prozent der<br />

Patienten sind Männer. Wie lässt sich das<br />

erklären? „Das lässt sich zum einen mit einem<br />

relativ hohen Anteil an Arbeitsunfällen<br />

5


Seite 6 von 6<br />

erklären, wie sie bei Feuerwehrleuten oder<br />

Elektrikern auftreten“, erklärt Dr. Sorge.<br />

„Zum anderen sind Männer risikobereiter<br />

und auch unvernünftiger. Verletzte nach<br />

Grillunfällen mit Brandbeschleunigern sind<br />

unser Hauptklientel. Leider werden dabei<br />

auch häufig Unbeteiligte erheblich verletzt.“<br />

Damit Brandwunden gut heilen, empfiehlt<br />

der Experte möglichst viel Luft heran zu<br />

lassen. „Leider gibt es immer noch Leute,<br />

die Mehl oder andere Hausmittelchen auf<br />

Brandwunden schütten. Das ist kompletter<br />

Unsinn und sollte unterlassen werden.“<br />

Bei der kleinen Heidi sind die Wunden an<br />

Kopf und Hand nach drei Monaten gut verheilt.<br />

Sie kann sich problemlos an Papas<br />

großem Daumen festhalten. Die Erfahrung,<br />

was „heiß“ bedeutet, bleibt für Heidi zum<br />

Glück ohne Folgen.<br />

Erste Hilfe bei Verbrennungen und Verbrühungen<br />

Bei großflächigen Verbrennungen:<br />

Sofort den Rettungsdienst unter 112<br />

rufen und mit einer Rettungsdecke<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

dafür sorgen, dass der Patient nicht<br />

auskühlt.<br />

Bei kleineren Wunden: Kühlen Sie<br />

die verletzten Stellen etwa zehn Minuten<br />

mit kaltem Leitungswasser.<br />

Das Kühlen mit Eiswasser oder Eispackungen<br />

wird nicht empfohlen,<br />

da Unterkühlungsgefahr droht.<br />

Verbrühte und verbrannte Kleidung<br />

sollte sofort ausgezogen werden, sofern<br />

sie nicht mit der Haut verklebt<br />

ist. Mit der Haut verklebte Stücke<br />

durch den Arzt entfernen lassen.<br />

Niemals Hausmittelchen wie Mehl,<br />

Zahnpasta oder Öl auf Brandwunden<br />

geben. Eine Brandwunde<br />

braucht Luft und Zeit zum Heilen.<br />

Suchen Sie einen Arzt auf, wenn das<br />

Gesicht oder die Genitalien betroffen<br />

sind und die Brandwunden sehr<br />

tief sind. Sind mehr als zehn Prozent<br />

der Körperoberfläche betroffen, erfordert<br />

dies im Allgemeinen eine stationäre<br />

Behandlung.<br />

Zum Weiterlesen:<br />

Die Präventionsbroschüre "Aktion Paulinchen – So schützen Sie Ihr Kind vor Verbrennungen und<br />

Verbrühungen" gibt wichtige Tipps zur Vorbeugung von thermischen Verletzungen. Sie kann in<br />

größerer Stückzahl, zum Beispiel für Erste-Hilfe-Kurse und Kindergärten, kostenlos unter info@paulinchen.de<br />

bestellt werden. Paulinchen, die Initiative für brandverletzte Kinder e.V., berät<br />

auch Familien nach Verbrennungs- und Verbrühungsunfällen und hilft bei Problemen in der Rehabilitationszeit:<br />

www.paulinchen.de.<br />

Gäste im Studio:<br />

Prof. Hubertus Axer, Schwindelzentrum Jena, Facharzt für Neurologie und Anatomie<br />

Gitte Baumeier, Physiotherapeutin<br />

Dr. Ulrich Sorge, Brandverletztenzentrum, Klinikum St. Georg Leipzig<br />

Gäste im Chat16:<br />

Prof. Hubertus Axer, Schwindelzentrum Jena, Facharzt für Neurologie und Anatomie<br />

Sigrid Finn, Fachärztin, Schwindelzentrum Jena<br />

Buchtipp<br />

Wertvolle Tipps, wie Sie dank einfacher Hausmittel Ihre Selbstheilungskräfte aktivieren und Ihren<br />

Körper wieder ins Gleichgewicht bringen können, finden Sie auch im neuen Hauptsache Gesund-Buch<br />

„Meine besten Hausmittel“. ISBN: 978-3-89883-272-4; 19,95 Euro<br />

Erhältlich im Buchhandel und im MDR-Shop.<br />

Anschrift/ Thema der nächsten Sendung<br />

MDR FERNSEHEN, Redaktion Wirtschaft und Ratgeber „Hauptsache Gesund“<br />

Internet: www.mdr.de/hauptsache-gesund, E-Mail: hauptsache-gesund@mdr.de<br />

Thema der Sendung vom 23.01.2014: „Wie eine Erkältung aufs Herz gehen kann“<br />

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