Missbildungen durch Glyphosat? Bericht: Andreas Rummel ... - MDR
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<strong>Missbildungen</strong> <strong>durch</strong> <strong>Glyphosat</strong>? | Manuskript<br />
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<strong>Missbildungen</strong> <strong>durch</strong> <strong>Glyphosat</strong>?<br />
<strong>Bericht</strong>: <strong>Andreas</strong> <strong>Rummel</strong><br />
Der dänische Schweinezüchter Ib Pedersen auf dem Weg zum Institut für Bakteriologie der<br />
Universität Leipzig. Er bringt Besorgniserregendes aus seiner Zucht zur Untersuchung. Die<br />
Wissenschaftlerin Professor Monika Krüger ist Leiterin des Instituts. Eimerweise hat Ib<br />
Pedersen gefrorene Kadaver kleiner Ferkel mitgebracht, die schwere <strong>Missbildungen</strong><br />
aufweisen. Die Beine häufig verformt oder gar nicht vorhanden, Schädeldeformationen,<br />
verformte Wirbelsäulen oder extreme Verschiebungen im Gesichtsbereich. Auch die<br />
Veterinärmedizinerin Monika Krüger zeigt sich erschreckt von dieser Häufung an<br />
<strong>Missbildungen</strong>.<br />
Prof. Monika Krüger, Universität Leipzig:<br />
„Hier haben wir eine große Population von Ferkeln, die haben spinale Veränderungen.<br />
Dann sieht man hier, dass dieses Ferkel ein Loch richtig im Schädel haben – was nicht<br />
zusammengewachsen ist. Und der Landwirt sagte, diese Ferkel sind noch lebend geboren<br />
worden. Und man hat richtig gesehen, wie das Gehirn pulsiert hat.“<br />
Schweinezüchter Ib Pedersen hat eine klare Vorstellung über die Ursache der <strong>Missbildungen</strong><br />
bei seinen Tieren.<br />
Ib Pedersen, dänischer Schweinezüchter:<br />
“Ich habe festgestellt, dass bei einem höheren Gehalt an <strong>Glyphosat</strong> im Futter die Rate<br />
missgebildeter Ferkel, die 70 bis 75 Tage später geboren wurden, höher war.“<br />
<strong>Glyphosat</strong> – das ist das weltweit meisteingesetzte Pflanzengift überhaupt. Rund 5.000<br />
Tonnen werden jährlich allein in Deutschland verspritzt. Das Herbizid wird überall eingesetzt,<br />
auf dem Gehweg zu Hause, in Kleingartenanlagen oder in der Landwirtschaft. Der Einsatz des<br />
Pflanzengiftes nimmt zu. Besonders viel <strong>Glyphosat</strong> spritzt man in den USA und Südamerika.<br />
Von dort wird ein großer Teil der Eiweißpflanzen für das Kraftfutter importiert, das dann in<br />
deutschen Ställen landet, vor allem Soja. Mit entsprechender <strong>Glyphosat</strong>-Belastung.<br />
Monika Krüger, Universität Leipzig:<br />
„Das hängt natürlich damit zusammen, was die Sauen dann während der Trächtigkeit an<br />
glyphosathaltigen Futtermitteln bekommen. Und wenn Herr Pedersen festgestellt hat,<br />
dass bei höheren Konzentrationen in Futtermitteln die Häufigkeit der <strong>Missbildungen</strong><br />
ansteigt, oder größer ist als bei niedrigen Konzentrationen in Futtermitteln, dann scheint<br />
sich da ein entsprechender Zusammenhang aufzubauen!“<br />
Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf nur für den privaten Gebrauch des Empfängers<br />
verwendet werden. Jede Verwertung ohne Zustimmung des Urheberberechtigten ist unzulässig.
<strong>Missbildungen</strong> <strong>durch</strong> <strong>Glyphosat</strong>? | Manuskript<br />
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Widerstand gegen die umstrittene Chemikalie formiert sich vor allem in Südamerika. Hier<br />
werden häufig genveränderte Pflanzen angebaut, und die wurden gegen <strong>Glyphosat</strong> resistent<br />
gemacht. So wird noch viel mehr gespritzt als in Europa. Doch kritische Mediziner vermuten,<br />
dass der massenhafte Einsatz von Pestiziden, wie eben auch <strong>Glyphosat</strong>, Ursache für viele<br />
angeborene <strong>Missbildungen</strong> und Behinderungen ist. Dabei geht es um die mutmaßliche<br />
Vergiftung von Menschen, die in der Nähe der gespritzten Felder leben.<br />
Einer der führenden Embryologen Argentiniens, Andres Carrasco von der Universität Buenos<br />
Aires, führte eine Studie zur Wirkung von <strong>Glyphosat</strong> auf Embryonen von Hühnern und<br />
Amphibien <strong>durch</strong>. Die Chemikalie bewirkte demnach unter anderem eine fehlerhafte<br />
Ausbildung der Hirnhälften.<br />
Professor Krüger und ihre Mitarbeiter bei der Sezierung der Ferkel aus Dänemark. Die<br />
Deformationen der Tiere sind gravierend. Und die Untersuchung auf <strong>Glyphosat</strong> fällt positiv<br />
aus.<br />
Monika Krüger, Universität Leipzig:<br />
„In allen untersuchten Organen jeden Tieres haben wir <strong>Glyphosat</strong> nachgewiesen. Und wir<br />
haben in diesen Organen sowie in der Muskulatur und in den Darmwänden dieser Tiere<br />
keine signifikanten Unterschiede zwischen den Konzentrationen gefunden. Das heißt also,<br />
dass die Tiere über die Plazenta der Muttertiere mit dem <strong>Glyphosat</strong> in Kontakt gekommen<br />
sind.“<br />
Das Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin weist eine Schadwirkung von <strong>Glyphosat</strong> auf<br />
Embryonen zurück. Jedenfalls soweit die zugelassenen Mengen im Futter eingehalten<br />
werden. Die deutschen Behörden sind für die Risikoeinschätzung von <strong>Glyphosat</strong> für ganz<br />
Europa zuständig. Sie stehen seit einiger Zeit unter Druck. Unter anderem wegen einer<br />
britischen Studie, dem sogenannten Robinson-<strong>Bericht</strong>. Auch er geht von möglichen<br />
<strong>Missbildungen</strong> Neugeborener <strong>durch</strong> <strong>Glyphosat</strong> aus. Das Bundesinstitut für Risikobewertung<br />
weist zwar viele Aussagen des <strong>Bericht</strong>s zurück, stellt mittlerweile aber fest:<br />
Zitat:<br />
„Der Robinson-<strong>Bericht</strong> ist ein anspruchsvolles Dokument, das eine Vielzahl von Fragen<br />
aufwirft, die sehr ernst genommen werden sollten.“<br />
Wir treffen Claire Robinson auf einer Informationsveranstaltung zu <strong>Glyphosat</strong> in<br />
Manchester. Die Forschungsdirektorin einer britischen Nicht-Regierungsorganisation ist<br />
überzeugt, dass die Befürchtungen im Zusammenhang mit dem breiten Einsatz von<br />
<strong>Glyphosat</strong> begründet sind.<br />
Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf nur für den privaten Gebrauch des Empfängers<br />
verwendet werden. Jede Verwertung ohne Zustimmung des Urheberberechtigten ist unzulässig.
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Claire Robinson, Wissenschaftlerin:<br />
„Sehr sicher existiert ein Zusammenhang zwischen dem, was Carrasco bei Embryos von<br />
Hühnern und Amphibien gesehen hat, den Ferkeln von Pedersen und den <strong>Missbildungen</strong><br />
bei Menschen, die in den gensojaproduzierenden Regionen Südamerikas leben, in Ländern<br />
wie Argentinien und Paraguay.“<br />
Prof. Monika Krüger, Universität Leipzig:<br />
„Das, was wir bei den Ferkeln gefunden haben, was Carrasco bei Kindern und auch bei den<br />
untersuchten Amphibien gefunden hat, das deutet eigentlich darauf hin, dass es hier<br />
Zusammenhänge gibt, und dass diese Zusammenhänge wissenschaftlich erarbeitet werden<br />
müssen!<br />
Noch im Dezember wollen die deutschen Behörden ihre Neu-Bewertung von <strong>Glyphosat</strong>, die<br />
alle zehn Jahre zu erfolgen hat, fertig stellen. Dieser wird dann im kommenden Jahr auf<br />
europäischer Ebene diskutiert. Es wird spannend, ob die Behörden in Sachen <strong>Glyphosat</strong><br />
einen Kurswechsel vollziehen – oder alles lassen wie es ist.<br />
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