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Montag 29.4.2013

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Mathematische Probleme, SS 2013 <strong>Montag</strong> 29.4<br />

$Id: dreieck.tex,v 1.11 2013/04/29 15:15:02 hk Exp $<br />

$Id: trig.tex,v 1.2 2013/04/29 15:15:28 hk Exp hk $<br />

§1 Dreiecke<br />

1.6 Einige Sätze über Kreise<br />

Am Ende der letzten Sitzung hatten wir den Feuerbachkreis f eines Dreiecks als den<br />

Umkreis des Mittendreiecks also als den Kreis durch die drei Seitenmittelpunkte definiert.<br />

Der Satz über den Feuerbachkreis besagt dann das f auch durch die Höhenfußpunkte<br />

und die drei Höhenabschnitte des Dreiecks geht. Der Beweis war dabei in<br />

zwei Schritte aufgeteilt, und den ersten Schritt, dass also f zumindest durch die drei<br />

Höhenfußpunkte geht, hatten wir auch bereits durchgeführt.<br />

C<br />

f<br />

B *<br />

~<br />

C<br />

A *<br />

B’<br />

S h<br />

A’<br />

~<br />

A<br />

~<br />

B<br />

A<br />

C’<br />

C *<br />

B<br />

Satz 1.25 (Der Feuerbachkreis und die neun Punkte)<br />

Seien ∆ = ABC ein Dreieck, ∆ ′ = A ′ B ′ C ′ sein Mittendreieck, A ∗ der Fußpunkt der<br />

Höhe auf BC, B ∗ der Fußpunkt der Höhe auf AC, C ∗ der Fußpunkt der Höhe auf<br />

AB, S h der Schnittpunkt der drei Höhen sowie à der Mittelpunkt von AS h, ˜B der<br />

Mittelpunkt von BS h und ˜C der Mittelpunkt von CS h . Dann geht der Feuerbachkreis<br />

f von ∆ durch die neun Punkte A ′ , B ′ , C ′ , A ∗ , B ∗ , C ∗ , Ã, ˜B, ˜C.<br />

Beweis: Wie schon gesagt wissen wir bereits das f durch A ∗ , B ∗ , C ∗ läuft und wir<br />

kommen nun zum zweiten Beweisschritt. Im zweiten Schritt zeigen wir jetzt das auch<br />

Ã, ˜B, ˜C auf f sind. Wir betrachten das Dreieck ∆ ∗ = ABS h und bestimmen erst einmal<br />

die Höhen in diesem Dreieck. Die Gerade CC ∗ ist senkrecht auf AB und geht durch<br />

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S h , also ist C ∗ S h die Höhe auf AB in ∆ ∗ . Weiter ist die Gerade durch BS h gleich<br />

der Geraden durch BB ∗ und diese steht senkrecht auf der Strecke AB ∗ . Da AB ∗ auch<br />

durch A geht ist AB ∗ also die Höhe von ∆ ∗ auf BS h . Schließlich ist die Gerade durch<br />

AS h gleich der Geraden durch AA ∗ und diese ist senkrecht auf der durch B laufenden<br />

Strecke BA ∗ , also ist BA ∗ die Höhe von ∆ ∗ auf AS h . Die drei Höhenfußpunkte von ∆ ∗<br />

sind also C ∗ , B ∗ , A ∗ und dies sind genau die Höhenfußpunkte von ∆.<br />

Nach Schritt 1 wissen wir schon das der Kreis f durch A ∗ , B ∗ , C ∗ geht und nach<br />

Schritt 1 angewandt läuft ∆ ∗ geht auch der Feuerbachkreis f ∗ von ∆ ∗ durch diese drei<br />

Punkte. Da es allerdings nach der Eindeutigkeitsaussage in Satz 17 nur einen Kreis<br />

durch drei nicht kollineare Punkte gibt, ist f = f ∗ . Damit liegen auch die Seitenmittelpunkte<br />

von ∆ ∗ auf f, und insbesondere ist ˜B auf f. Analog sind dann auch à und<br />

˜C auf f.<br />

Als eine Übung werden sie dann noch zeigen das der Radius des Feuerbachkreises<br />

der halbe Umkreisradius ist und das der Mittelpunkt des Feuerbachkreises eines nicht<br />

gleichseitigen Dreiecks auf der Eulergeraden liegt und zwar genau als der Mittelpunkt<br />

zwischen Umkreismittelpunkt S u und Höhenschnittpunkt S h .<br />

§2 Trigonometrische Formeln<br />

In diesem kurzen Kapitel wollen wir einige Formeln für die trigonometrischen Funktionen<br />

besprechen, und insbesondere geometrische Herleitungen einiger Additionstheoreme<br />

vorführen. Bei den Dreiecksberechnungen des vorigen Kapitels sind die trigonometrischen<br />

Funktionen schon in einer wichtigen Rolle aufgetaucht, man brauchte aber<br />

eigentlich keinerlei Formeln für sie zu kennen. Nur die Formel<br />

sin 2 φ + cos 2 φ = 1,<br />

also letztlich der Satz des Pythagoras, wurde einige Male angewandt. Wir beginnen<br />

mit einem Abschnitt über die verschiedenen Additionstheoreme.<br />

2.1 Die Additionstheoreme<br />

Die grundlegenden Additionstheoreme für den Sinus und den Cosinus sind die Formeln<br />

sin(α + β) = sin α cos β + cos α sin β und cos(α + β) = cos α cos β − sin α sin β.<br />

Wenn diese Formeln für alle reellen Argumente α, β nachgewiesen sind kann man aus<br />

ihnen durch Ersetzen von β durch −β auch die Formeln für Winkeldifferenzen<br />

sin(α − β) = sin α cos β − cos α sin β und cos(α − β) = cos α cos β + sin α sin β<br />

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herleiten, bei den geometrischen Herleitungen der Additionstheoreme muss man die<br />

Additions- und Subtraktionsformeln dagegen oftmals getrennt voneinander behandeln.<br />

Für spitze Winkel 0 < α, β < π/2 deren Summe ebenfalls spitz ist, also α + β < π/2<br />

kann man beide Additionsformeln aus der folgenden Figur ablesen<br />

A<br />

α<br />

D<br />

C<br />

B<br />

sin( α+β )<br />

β<br />

P<br />

M<br />

α<br />

F<br />

E<br />

cos( α+β )<br />

Wie beginnen mit einem Viertelkreis von Radius 1 mit Mittelpunkt in M. Dann tragen<br />

wir nacheinander die beiden Winkel α und β bei M ab und erhalten die beiden<br />

Schnittpunkte A und B mit unserem Viertelkreis. Fällen wir dann das Lot von A auf<br />

die untere Begrenzung des Viertelkreises, so erhalten wir den Punkt F und können<br />

Sinus und Cosinus von α + β im rechtwinkligen Dreieck MF A mit Hypothenuse der<br />

Länge 1 als<br />

sin(α + β) = |AF | und cos(α + β) = |MF |<br />

ablesen. Dann fällen wir das Lot von A auf MB und erhalten den Punkt C. Dies gibt<br />

uns ein weiteres rechtwinkliges Dreieck MCA, dessen Hypothenuse wieder die Länge<br />

1 hat, also sind<br />

sin β = |AC| und cos β = |MC|.<br />

Ist P der Schnittpunkt von AF und MB, so haben die Dreiecke MF P und P CA bei P<br />

denselben Winkel und da sie beide bei F beziehungsweise C rechtwinklig sind, müssen<br />

auch ihre Winkel bei M beziehungsweise A übereinstimmen, d.h. der Winkel von P CA<br />

bei A ist α. Schließlich fällen wir die Lote von C auf AF und auf MF und erhalten<br />

die Punkte D und E. Im rechtwinkligen Dreieck DCA haben wir bei A den Winkel α,<br />

also sind<br />

sin α = |DC|<br />

|AD|<br />

und cos α =<br />

|AC| |AC| .<br />

Schließlich entnehmen wir dem rechtwinkligen Dreieck MEC noch<br />

sin α = |EC|<br />

|MC|<br />

und cos α =<br />

|ME|<br />

|MC| .<br />

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Damit haben wir alles beisammen um die beiden Additionstheoreme zu begründen, für<br />

den Sinus rechnen wir<br />

sin(α + β) = |AF | = |AD| + |DF | = |AD| + |EC|<br />

und für den Cosinus ist<br />

cos(α + β) = |MF | = |ME| − |F E| = |ME| − |DC|<br />

= cos α · |AC| + sin α · |MC| = cos α sin β + sin α cos β<br />

= cos α · |MC| − sin α · |AC| = cos α cos β − sin α sin β.<br />

Bevor wir zu den Subtraktionsformeln und den anderen Fällen für α, β kommen, schauen<br />

wir uns erst einmal den Tangens an. Für 0 < α, β < π/2 mit α + β < π/2 können<br />

wir die Additionsformel des Tangens durch Rechnung aus denjenigen für Sinus und<br />

Cosinus begründen, es ist<br />

tan(α + β) =<br />

sin(α + β)<br />

cos(α + β)<br />

=<br />

sin α cos β + cos α sin β<br />

cos α cos β − sin α sin β<br />

=<br />

sin α<br />

+ sin β<br />

cos α cos β<br />

1 − sin α<br />

cos α · sin β<br />

cos β<br />

=<br />

tan α + tan β<br />

1 − tan α tan β ,<br />

A<br />

k<br />

E<br />

α<br />

β<br />

M’<br />

F<br />

G<br />

H<br />

α+β<br />

M<br />

α<br />

B<br />

Auch diese Formel kann man geometrisch begründen, dies ist allerdings schon eine etwas<br />

kompliziertere Konstruktion. Wir starten mit einer Strecke EF der Länge |EF | = 1.<br />

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Mathematische Probleme, SS 2013 <strong>Montag</strong> 29.4<br />

Dann bilden wir oberhalb von EF in F rechtwinkliges Dreieck EF A dessen Winkel bei<br />

E gleich α ist und unterhalb von EF konstruieren wir ein zweites bei F rechtwinkliges<br />

Dreieck EF B dessen Winkel bei E gleich β ist. Lesen wir Tangens von α im Dreieck<br />

EF A und den Tangens von β im Dreieck EF B ab, so ergeben sich<br />

tan α = |AF |<br />

|EF |<br />

= |AF | und tan β =<br />

|BF |<br />

|EF |<br />

= |BF |.<br />

Nun betrachten wir das Dreieck EBA mit Winkel α + β in E und bilden den Umkreis<br />

k dieses Dreiecks. Verlängere die Strecke EF bis sie den Kreis k in einem Punkt G<br />

trifft. Dann ist AG eine Sekante des Kreises k und der Perepheriewinkel dieser Sekante<br />

bei E ist der Winkel des Dreiecks AEG bei E, also α. Der Perepheriewinkel bei B,<br />

also der Winkel des Dreiecks ABG bei B, ist damit nach dem Perepheriewinkelsatz in<br />

der Form §1.Korollar 23 ebenfalls gleich α. Bilden wir also den Tangens von α im bei<br />

F rechtwinkligen Dreieck BGF , so ergibt sich<br />

tan α =<br />

|F G|<br />

|BF |<br />

|F G|<br />

= , also ist |F G| = tan α tan β.<br />

tan β<br />

Schließlich bilden wir die Parallele zu EG durch B und bezeichnen ihren zweiten<br />

Schnittpunkt mit dem Kreis k mit H. Die beiden Dreiecke EGA und HBA haben<br />

beide den Umkreis k, also gehen ihre Mittelsenkrechten alle durch den Mittelpunkt<br />

von k. Andererseits sind EG und HB parallel, also sind auch die Mittelsenkrechten<br />

auf EG und BH parallel, und somit ist die Mittelsenkrechte auf HB gleich der Mittelsenkrechten<br />

auf EG und trifft EG damit im Mittelpunkt von EG. Sind also M der<br />

Mittelpunkt von HB und M ′ der von EG, so ist<br />

|BH| = 2|MB| = 2|M ′ F | = 2(|M ′ G| − |F G|) = |EG| − 2|F G|<br />

= |EF | − |F G| = 1 − tan α tan β.<br />

Schließlich betrachten wir noch die Sekante AB in k. Der Perepheriewinkel dieser Sekante<br />

bei E ist der Winkel des Dreiecks EBA bei E, also gleich α + β. Nach dem<br />

Perepheriewinkelsatz §1.Korollar 23 ist damit auch der Perepheriewinkel bei H gleich<br />

α + β und dieser ist gleich dem Winkel des rechtwinkligen Dreiecks HBA bei H, also<br />

gilt<br />

tan(α + β) = |AB|<br />

|HB|<br />

=<br />

|AF | + |BF |<br />

|BH|<br />

=<br />

tan α + tan β<br />

1 − tan α tan β ,<br />

und wir haben erneut das Additionstheorem des Tangens eingesehen.<br />

Bevor wir zu den Subtraktionsformeln und dem Fall stumpfer Winkel kommen,<br />

wollen wir noch eine kleine Beobachtung über die Berechnung gewisser Summen von<br />

Werten des Arcustangens machen.<br />

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Mathematische Probleme, SS 2013 <strong>Montag</strong> 29.4<br />

C<br />

tan φ = m n ⇐⇒<br />

m<br />

A<br />

φ<br />

n<br />

B<br />

Sind m, n ∈ N und 0 < φ < π/2 ein Winkel, so ist genau dann tan φ = m/n wenn es ein<br />

rechtwinkliges Dreieck gibt in dem φ als Winkel mit Ankathete n und Gegenkathete m<br />

auftaucht. Die Implikation von rechts nach links ist dabei klar. Ist umgekehrt tan φ =<br />

m/n, so gibt es nach §1.Satz 9 ein Dreieck ABC mit |AB| = n, Winkel φ bei A<br />

und rechten Winkel bei B. Die Ankathete dieses Dreiecks bei φ ist dann n und die<br />

Gegenkathete ergibt sich als<br />

|BC| = n · tan φ = m.<br />

Statt tan φ = m/n können wir gleichwertig auch arctan(m/n) = φ sagen. Betrachte<br />

nun die folgende Figur<br />

C<br />

A<br />

α<br />

β<br />

D<br />

E<br />

F<br />

B<br />

Die einzelnen ”<br />

Kästchen“ sind dabei Quadrate der Kantenlänge 1. Das rechtwinklige<br />

Dreieck ADC gibt α = arctan(1/2) und das rechtwinklige Dreieck ABE liefert β =<br />

arctan(1/3). Nun betrachten wir das Dreieck ABC. Der Winkel φ bei A in diesem<br />

Dreieck setzt sich aus α und β zusammen, also<br />

φ = α + β = arctan 1 2 + arctan 1 3 .<br />

Die Seitenlängen in diesem Dreieck lesen wir mit dem Satz des Pythagoras §1.Satz 1<br />

in den rechtwinkligen Dreiecken ADC, F BC und ABE ab, und erhalten<br />

|AC| = |BC| = √ 5 und |AB| = √ 10.<br />

An diesen Gleichungen können wir zwei Dinge ablesen, zum einen ist |AC| 2 + |BC| 2 =<br />

10 = |AB| 2 , also hat ABC nach §1.Korollar 3 in C einen rechten Winkel. Alternativ<br />

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Mathematische Probleme, SS 2013 <strong>Montag</strong> 29.4<br />

kann man dies auch sehen da die beiden Dreiecke ADC und CF B kongruent sind.<br />

Weiter folgt tan φ = √ 5/ √ 5 = 1, also ist φ = π/4. Auch dies kann man auch auf<br />

andere Weise einsehen, da ABC bei C gleichschenklig ist, sind die Winkel bei A und<br />

B nach Aufgabe (9.a) gleich, müssen also π/4 sein. Damit haben wir<br />

arctan 1 2 + arctan 1 3 = π 4<br />

eingesehen. Diese Methode ist hauptsächlich dazu gedacht derartige Identitäten zu<br />

finden, hat man erst einmal eine solche Vermutung aufgestellt, so ist es leicht diese<br />

einfach mit dem Additionstheorem zu verifizieren, in diesem Beispiel etwa durch<br />

(<br />

tan arctan 1 2 + arctan 1 )<br />

=<br />

3<br />

1<br />

2 + 1 3<br />

1 − 1 2 · 1<br />

3<br />

= 1 = tan π 4 .<br />

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