2. Saalübung

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KARLSRUHER INSTITUT FÜR TECHNOLOGIE INSTITUT FÜR ANALYSIS Dr. Christoph Schmoeger Heiko Hoffmann WS 2013/14 30.10.2013 Höhere Mathematik I für die Fachrichtung Informatik 1 Abzählbarkeit 2. Saalübung (30.10.2013) Zunächst beweisen wir ein nützliches Hilfsmittel, um die Abzählbarkeit einer Menge einzusehen. Lemma Ist (A k ) k eine Folge abzählbarer Mengen, so ist auch ⋃ k∈N A k abzählbar. Oder kurz: Die abzählbare Vereinigung abzählbarer Mengen ist selbst abzählbar. Beweisskizze: ⋃ Zu jedem k ∈ N existiert eine Folge (a n,k ) n∈N in A k mit A k = {a n,k : n ∈ N}. Dann gilt k∈N A k = {a n,k : n, k ∈ N}. Das folgende Diagramm veranschaulicht nun, wie man ⋃ k∈N A k abzählen kann. A 1 A 2 A 3 A 4 A 5 A 6 a 1,1 a 1,2 a 2,1 a 1,3 a 1,4 a 1,5 a 1,6 . . . a 2,2 a 2,3 a 2,4 a 2,5 . . . a 3,4 a 3,5 . . . a 3,1 a 3,2 a 3,3 a 4,1 a 4,2 a 5,1 a 5,2 . . . a 4,3 a 4,4 . . . . . □ Nun wollen wir noch ein ganz einfaches, aber sehr bekanntes Beispiel einer überabzählbaren Menge vorstellen.

KARLSRUHER INSTITUT FÜR TECHNOLOGIE<br />

INSTITUT FÜR ANALYSIS<br />

Dr. Christoph Schmoeger<br />

Heiko Hoffmann<br />

WS 2013/14<br />

30.10.2013<br />

Höhere Mathematik I für die Fachrichtung Informatik<br />

1 Abzählbarkeit<br />

<strong>2.</strong> Saalübung (30.10.2013)<br />

Zunächst beweisen wir ein nützliches Hilfsmittel, um die Abzählbarkeit einer Menge einzusehen.<br />

Lemma<br />

Ist (A k ) k eine Folge abzählbarer Mengen, so ist auch ⋃ k∈N A k abzählbar. Oder kurz: Die<br />

abzählbare Vereinigung abzählbarer Mengen ist selbst abzählbar.<br />

Beweisskizze:<br />

⋃<br />

Zu jedem k ∈ N existiert eine Folge (a n,k ) n∈N in A k mit A k = {a n,k : n ∈ N}. Dann gilt<br />

k∈N A k = {a n,k : n, k ∈ N}. Das folgende Diagramm veranschaulicht nun, wie man ⋃ k∈N A k<br />

abzählen kann.<br />

A 1 A 2 A 3 A 4 A 5 A 6<br />

a 1,1 a 1,2<br />

a 2,1<br />

a 1,3 a 1,4 a 1,5 a 1,6 . . .<br />

<br />

<br />

a <br />

2,2 a 2,3 a <br />

2,4 a 2,5 . . .<br />

<br />

a 3,4 a 3,5 . . .<br />

<br />

a 3,1 a 3,2 a 3,3<br />

<br />

a 4,1 a 4,2<br />

a 5,1<br />

<br />

a 5,2 . . .<br />

<br />

a 4,3 a 4,4 . . .<br />

.<br />

.<br />

□<br />

Nun wollen wir noch ein ganz einfaches, aber sehr bekanntes Beispiel einer überabzählbaren<br />

Menge vorstellen.


Satz<br />

Die Potenzmenge P(N) von N ist nicht abzählbar.<br />

Beweis:<br />

Wir machen die Annahme P(N) sei doch abzählbar, etwa P(N) = {A n : n ∈ N}. Wir<br />

betrachten nun die Menge A := {n ∈ N : n /∈ A n }. Wegen A ∈ P(N) existiert ein m ∈ N mit<br />

A m = A. Nun muss genau einer der beiden folgenden Fälle eintreten: m ∈ A oder m /∈ A.<br />

Gilt m ∈ A = A m , so folgt m /∈ A nach Definition von A! Gilt hingegen m /∈ A = A m , so gilt<br />

m ∈ A wiederum nach Definition von A! Also kann doch keiner dieser Fälle vorliegen. Daher<br />

war unsere Annahme falsch und wir erhalten, dass P(N) nicht abzählbar ist.<br />


2 Beispielaufgaben<br />

Aufgabe 1<br />

Man bestimme alle n ∈ N mit n! > 2 n .<br />

Lösungsvorschlag:<br />

Wir behaupten, dass {n ∈ N : n! > 2 n } = N \{1, 2, 3} gilt. Wir haben 1! = 1 < 2 = 2 1 ,<br />

2! = 2 < 4 = 2 2 , 3! = 6 < 8 = 2 3 sowie 4! = 24 > 16 = 2 4 . Wir beweisen unsere Behauptung<br />

nun durch Induktion nach n ∈ N \{1, 2, 3}. Den Induktionsanfang n = 4 haben wir gerade<br />

schon behandelt. Sei nun n ≥ 4 mit n! > 2 n (Induktionsvoraussetzung). Dann gilt<br />

(n + 1)! = (n + 1) · n! > (n + 1)2 n > 2 · 2 n = 2 n+1 .<br />

Damit ist der Induktionsschritt vollzogen.<br />


Aufgabe 2<br />

Man beweise: Es gilt<br />

für alle n ∈ N.<br />

n∑<br />

k=1<br />

1<br />

k 2 ≤ 2 − 1 n<br />

Lösungsvorschlag:<br />

Wir weisen die Behauptung durch Induktion bezüglich n ∈ N nach.<br />

Induktionsanfang n = 1: Es gilt ∑ 1 1<br />

k=1<br />

= 1 = 1 = 2 − 1.<br />

k 2 1 2 1<br />

Induktionsvoraussetzung: Es sei nun für ein n ∈ N angenommen, dass ∑ n<br />

k=1<br />

Induktionsschritt: Dann gilt<br />

∑n+1<br />

k=1<br />

1<br />

k 2 =<br />

n∑<br />

k=1<br />

1<br />

k 2<br />

≤ 2 − 1 n gilt.<br />

1<br />

k + 1<br />

2 (n + 1) ≤ 2 − 1 2 n + 1<br />

(n + 1) = 2 − n2 + 2n + 1 − n<br />

= 2 − n2 + n + 1<br />

2 n(n + 1) 2 n(n + 1) 2<br />

≤ 2 −<br />

n2 + n n(n + 1)<br />

= 2 −<br />

n(n + 1)<br />

2<br />

n(n + 1) = 2 − 1<br />

2 n + 1 ,<br />

womit der Induktionsschritt vollzogen ist.<br />


Aufgabe 3<br />

Verifizieren Sie, dass<br />

für alle n ∈ N gilt.<br />

Lösungsvorschlag:<br />

n∑<br />

k 2 =<br />

k=1<br />

n(n + 1)(2n + 1)<br />

6<br />

Wir weisen die Behauptung durch Induktion bezüglich n ∈ N nach.<br />

Induktionsanfang n = 1: Es gilt ∑ 1<br />

k=1 k2 = 1 = 1·(1+1)(2·1+1)<br />

6<br />

.<br />

Induktionsvoraussetzung: Es sei nun für ein n ∈ N angenommen, dass ∑ n<br />

k=1 k2 = n(n+1)(2n+1)<br />

6<br />

gilt.<br />

Induktionsschritt: Dann folgt mit der Induktionsvoraussetzung<br />

∑n+1<br />

k 2 =<br />

k=1<br />

n∑<br />

k 2 + (n + 1) 2 =<br />

k=1<br />

= (n + 1)( 2n 2 + 7n + 6 )<br />

=<br />

6<br />

(n + 1)((n + 1) + 1)(2(n + 1) + 1)<br />

,<br />

6<br />

womit der Induktionsschritt vollzogen ist.<br />

n(n + 1)(2n + 1) + 6(n + 1)2<br />

= (n + 1)( n(2n + 1) + 6(n + 1) )<br />

6<br />

6<br />

= (n + 1)( 2n(n + 2) + 3(n + 2) )<br />

6<br />


Aufgabe 4<br />

Zeigen Sie, dass<br />

(a + b) n =<br />

für alle a, b ∈ R und alle n ∈ N erfüllt ist.<br />

n∑<br />

k=0<br />

( n<br />

k)<br />

a k b n−k<br />

Lösungsvorschlag:<br />

Wir fixieren a, b ∈ R und zeigen die Behauptung durch Induktion nach n ∈ N.<br />

Induktionsanfang n = 1: Es gilt (a + b) 1 = a + b sowie ∑ 1<br />

( 1<br />

)<br />

k=0 k a k b 1−k = ( 1<br />

) 0)<br />

a 0 b 1−0 +<br />

a 1 b 1−1 = b + a = a + b.<br />

( 1<br />

1<br />

Induktionsvoraussetzung: Es sei nun für ein n ∈ N angenommen, dass<br />

gilt.<br />

Induktionsschritt: Es gilt dann<br />

(a + b) n =<br />

n∑<br />

k=0<br />

(a + b) n+1 = (a + b) n (a + b) = (a + b)<br />

=<br />

n∑<br />

k=0<br />

n+1<br />

( n<br />

k)<br />

a k+1 b n−k +<br />

n∑<br />

k=0<br />

( n<br />

k)<br />

a k b n−k<br />

n∑<br />

k=0<br />

( n<br />

k)<br />

a k b n−k<br />

( n<br />

k)<br />

a k b n+1−k<br />

∑<br />

( ) n<br />

n∑<br />

( n<br />

=<br />

a j b n−(j−1) + a<br />

j − 1<br />

k)<br />

k b n+1−k<br />

j=1<br />

k=0<br />

n∑<br />

( ) n<br />

n∑<br />

=<br />

a k b n+1−k +<br />

k − 1<br />

k=1<br />

k=1<br />

n∑<br />

(( ) ( n n<br />

=<br />

+ a<br />

k − 1 k))<br />

k b n+1−k + a n+1 + b n+1<br />

k=1 } {{ }<br />

=<br />

=( n+1<br />

k<br />

n∑<br />

( n + 1<br />

k=1<br />

n+1<br />

k<br />

∑<br />

( n + 1<br />

=<br />

k<br />

k=0<br />

) (lt. Vorl.)<br />

)<br />

a k b n+1−k + a n+1 + b n+1<br />

)<br />

a k b n+1−k ,<br />

( n<br />

k)<br />

a k b n+1−k + a n+1 + b n+1<br />

womit der Induktionsschritt vollzogen ist.<br />


Aufgabe 5<br />

Man zeige, dass<br />

für alle n ∈ N gilt.<br />

2 ≤<br />

(<br />

1 +<br />

n) 1 n (<br />

< 1 + 1 ) n+1<br />

< 3<br />

n + 1<br />

Lösungsvorschlag:<br />

Wir erinnern an die Bernoulli-Ungleichung: Ist x ≥ −1, so gilt (1 + x) n ≥ 1 + nx für alle<br />

n ∈ N 0 .<br />

Die Bernoulli-Ungleichung liefert (mit x = 1 ) n<br />

(<br />

1 + 1 n<br />

) n<br />

≥ 1 + n · 1<br />

n = 2<br />

für alle n ∈ N. Sei nun n ∈ N beliebig. Um ( 1 + n) 1 n (<br />

< 1 +<br />

1 n+1<br />

n+1)<br />

einzusehen, genügt es,<br />

( )<br />

1 +<br />

1 n<br />

n+1 1<br />

( )<br />

1 +<br />

1 n ><br />

1 + 1 = n + 1<br />

n + 2 = n + 2 − 1 = 1 − 1<br />

n + 2 n + 2<br />

n<br />

n+1<br />

nachzuweisen. Wegen<br />

1 + 1<br />

n+1<br />

1 + 1 n<br />

=<br />

n+2<br />

n+1<br />

n+1<br />

n<br />

=<br />

n(n + 2)<br />

(n + 1) = n2 + 2n<br />

2 n 2 + 2n + 1 = n2 + 2n + 1 − 1<br />

n 2 + 2n + 1<br />

1<br />

= 1 −<br />

n 2 + 2n + 1 = 1 − 1<br />

(n + 1) 2<br />

liefert die Bernoulli-Ungleichung (mit x = − 1 ≥ −1)<br />

(n+1) 2<br />

( )<br />

1 +<br />

1 n (<br />

) n (<br />

n+1<br />

1<br />

1 + 1 = 1 −<br />

≥ 1 + n · −<br />

(n + 1)<br />

n<br />

2<br />

Wenn wir jetzt auch noch<br />

1 −<br />

n<br />

(n + 1) > 1 − 1<br />

2 n + 2<br />

zeigen können, dann haben wir in der Tat<br />

( )<br />

1 +<br />

1 n<br />

n+1<br />

( )<br />

1 +<br />

1 n ><br />

n<br />

nachgewiesen. Wir haben<br />

1<br />

1 + 1<br />

n+1<br />

n<br />

1 −<br />

(n + 1) > 1 − 1<br />

2 n + 2<br />

⇐⇒<br />

n<br />

(n + 1) < 1<br />

2 n + 2<br />

⇐⇒ n(n + 2) < (n + 1) 2<br />

⇐⇒ n 2 + 2n < n 2 + 2n + 1<br />

)<br />

1<br />

= 1 −<br />

(n + 1) 2<br />

n<br />

(n + 1) 2 .


und die letzte Ungleichung ist richtig.<br />

Es sei nun n ≥ 4. Dann lieferen der binomische Lehrsatz, Aufgabe 1 und Übungsaufgabe 6)<br />

a) (i)<br />

(<br />

1 + 1 n) n<br />

=<br />

≤<br />

n∑<br />

( ) n 1<br />

n∑<br />

k n = k<br />

k=0<br />

n∑<br />

k=0<br />

k=0<br />

∏ k−1<br />

j=0 n 1<br />

·<br />

k! n = k<br />

n!<br />

k!(n − k)! ·<br />

n∑<br />

k=0<br />

1<br />

3∑<br />

k! ≤<br />

k=0<br />

1<br />

n k =<br />

n∑<br />

k=0<br />

1<br />

n∑<br />

k! +<br />

k=4<br />

∏ k−1<br />

j=0<br />

(n − j) 1<br />

·<br />

k! n k<br />

1<br />

2 k<br />

) n+1<br />

− 1 − ( )<br />

1 3+1<br />

2<br />

1 − 1 2<br />

3∑ 1<br />

n∑<br />

=<br />

k! + 1<br />

3∑<br />

2 − 1<br />

k 2 = 1 + 1 + 1 k 2 + 1 6 + 1 − ( 1<br />

2<br />

1 − 1 k=0 k=0 k=0<br />

2<br />

= 2 + 2 ( 1<br />

3 + 2 2 − 1 )<br />

= 2 + 2 4 2 n+1 3 + 1 8 − 1 2 = 2 + 19<br />

n 24 − 1 2 < 3. n<br />

Ist nun n ∈ {1, 2, 3}, so folgt mit dem bereits Bewiesenen<br />

(<br />

1 +<br />

n) 1 n (<br />

< 1 + 1 4<br />

< 3.<br />

4)<br />

Damit ist nun alles gezeigt.<br />


3 Zusatz: Wohlordnung von N und Reichhaltigkeit von<br />

R<br />

Satz<br />

Jede nichtleere Teilmenge von N besitzt ein kleinstes Element; man sagt hierzu auch, N sei<br />

wohlgeordnet.<br />

Beweis:<br />

Es sei A eine nichtleere Teilmenge von N. Wir machen die Annahme, dass A kein kleinstes<br />

Element besitze, und führen diese Annahme im Folgenden zu einem Widerspruch.<br />

Hierzu betrachten wir die Menge B := {n ∈ N : {1, . . . , n} ∩ A = ∅} und zeigen, dass dies<br />

eine induktive Menge ist. Dann folgt nämlich B = N, was zu dem Widerspruch ∅ ̸= A = ∅<br />

führt.<br />

Da A kein kleinstes Element besitzt, gilt insbesondere 1 ∉ A und es folgt 1 ∈ B. Sei nun n ∈ B<br />

beliebig. Wäre n + 1 nicht in B enthalten, so würde {1, . . . , n, n + 1} ∩ A ≠ ∅ gelten und es<br />

müsste daher wegen {1, . . . , n}∩A = ∅ (da ja n ∈ B) notwendigerweise n+1 ∈ A gelten. Wäre<br />

dann a irgendein Element von A, so würde wiederum aufgrund von {1, . . . , n} ∩ A = ∅ die<br />

Ungleichung a ≥ n+1 gelten. Mithin wäre n+1 ein kleinstes Element von A im Widerspruch<br />

zu unserer Annahme. Also muss n + 1 ∈ B gelten und B ist somit in der Tat als induktive<br />

Menge erkannt.<br />

□<br />

Als Anwendung dieses Satzes wollen wir zeigen, dass R sehr reichhaltig ist. Zu diesem Zweck<br />

benötigen wir die nachstehende Hilfsaussage.<br />

Lemma<br />

Zu jedem x ∈ R existiert ein mit [x] bezeichnetes, eindeutiges Element von Z, welches<br />

erfüllt.<br />

Beweis:<br />

[x] ≤ x < [x] + 1<br />

Als erstes beweisen wir die Eindeutigkeit. Hierzu seien n 1 , n 2 ∈ Z mit n j ≤ x < n j + 1<br />

(j ∈ {1, 2}). Wir machen nun die Annahme, dass n 1 ≠ n 2 gilt und führen diese Annahme zu<br />

einem Widerspruch. Wegen der Trichotomie der Ordnung gilt dann entweder n 1 > n 2 oder<br />

n 1 < n 2 . O.B.d.A. dürfen wir n 1 < n 2 annehmen. Dann gilt n 2 ≥ n 1 + 1 und dies führt zu<br />

dem Widerspruch x < n 1 + 1 ≤ n 2 ≤ x.<br />

Für den Nachweis der Existenzaussge betrachten wir zunächst den Fall x ≥ 0. Da N nicht<br />

beschränkt ist, ist die Menge A := {n ∈ N : n > x} nichtleer. Da N wohlgeordnet ist, besitzt<br />

A ein kleinstes Element n x . Wir setzen nun [x] := n x − 1 ∈ N 0 . Wegen der Minimalität von<br />

n x gilt dann [x] /∈ A. Letzteres impliziert, dass [x] = 0 oder [x] ≤ x gilt.<br />

Im ersten Falle folgt wegen x ≥ 0 sofort die Abschätzung [x] = 0 ≤ x < n x = [x] + 1.<br />

Im zweiten Falle erhält man [x] ≤ x < n x = [x] + 1.<br />

Ist hingegen x < 0, so setzen wir [x] := − min{n ∈ N : n ≥ −x} ∈ Z; hierbei ist<br />

[x] wohldefiniert, da die Menge {n ∈ N : n ≥ −x} wiederum wegen der Unbeschränktheit<br />

von N nichtleer ist und daher ein kleinstes Element besitzt, da N ja wohlgeordnet


ist. Die Abschätzung [x] ≤ x ist nun sofort klar. Wäre auch [x] + 1 ≤ x, so würde<br />

min{n ∈ N : n ≥ −x} = −[x] > −[x] − 1 ≥ −x folgen, was wegen der Minimalität von<br />

−[x] die Aussage −[x] − 1 ∈ N 0 \ N, also [x] + 1 = 0 nach sich zöge. Dies wiederum würde<br />

x ≥ [x] + 1 = 0 liefern im Widerspruch zur Voraussetzung x < 0.<br />

□<br />

Nun sind wir soweit, das angekündigte Resultat über die Reichhaltigkeit von R zu beweisen.<br />

Satz<br />

Es seien x, y ∈ R mit x < y. Dann existieren ein r ∈ Q und ein s ∈ R \ Q mit x < r < y und<br />

mit x < s < y.<br />

Beweis:<br />

Da N unbeschränkt ist, existiert ein m ∈ N mit m > 1 (beachte: y − x > 0), also mit<br />

y−x<br />

< y − x. Es folgt 1 < my − mx bzw. 1 + mx < my. Dies führt zu<br />

1<br />

m<br />

Damit gilt nun<br />

mx < [mx] + 1 ≤ mx + 1 < my.<br />

r := [mx] + 1 ∈ (x, y) ∩ Q .<br />

m<br />

Wir wählen nun noch ein u ∈ (r, y) ∩ Q (nach dem gerade Gezeigten ist eine solche Wahl<br />

möglich) und setzen s := r+ √ 2<br />

(u−r). Dann gilt s ∈ R \ Q (sonst wäre √ 2 = 2 (s−r) ∈ Q).<br />

2 u−r<br />

Wegen 0 < √ 2<br />

< 1 erhalten wir nun<br />

2<br />

x < r < s < r + (u − r) = u < y,<br />

also s ∈ (x, y) \ Q. Damit ist alles gezeigt.<br />

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