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A3 Die Zeit 1721 – 1839 - Mardorf

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<strong>A3</strong> <strong>Die</strong> <strong>Zeit</strong> <strong>1721</strong> <strong>–</strong> <strong>1839</strong><br />

1.1.<strong>1721</strong> Neujahrssturmflut an der Nordseeküste (schlimmer als 1717).<br />

<strong>1721</strong> Baubeginn der ersten <strong>Mardorf</strong>er Kapelle unter Pastor J.Friedrich Brüggemann (+1723). Auf<br />

einem Grundstück von Meier Nr.11 und nur auf eigene Mittel und<br />

Eigenleistung angewiesen, wählt man einen gestreckten achteckigen<br />

Fachwerkbau (z. T. mit „Andreaskreuzen“) mit heimischen Hölzern und<br />

Lehmputz-Gefachen. Ausgelegt für ca. 100 Besuchersitze (mit Empore)<br />

und einen möglichen Schulunterricht, da der Platz im alten Küsterhaus<br />

(bei Nr.17/22) für die steigende Schülerzahl nicht mehr reicht.<br />

Opferstock: <strong>1721</strong> gestiftet Lehrer A.H.Braase Nr.18: “Gedenke der Armen AB <strong>1721</strong>“<br />

<strong>Die</strong> Glocke kommt aus Sachsenhagen mit der Aufschrift:<br />

„Goss.Mich.M.Johann Staz Altenburg.Anno <strong>1721</strong>“. Sie läutet (mit Ton „d“)<br />

jeden Morgen, Mittag und Abend und als Alarmglocke bei Notfällen (bis<br />

zum Bau der Sirenen um 1960) sowie bei feierlichen Anlässen und<br />

Beerdigungen (bis 1983). Lange <strong>Zeit</strong> muss der Lehrer das Läuten<br />

durchführen und dabei den „Strick“ ziehen. Außerdem ist die Glocke<br />

jährlich 3x zu schmieren; dafür erhält er 1726 z. B. 1 ggr. Um 1950 fällt<br />

das Morgengeläut weg. Seit ca. 1975 ist sie nur noch jeden Samstag um<br />

18 Uhr für eine halbe Stunde zu hören („das Wochenende“). Auf dem Walmdach am westlichen<br />

Firstende befindet sich der schindelgedeckte „Dachreiter“, der als Glockenstuhl auf 2 Stützbalken<br />

ruht und später eine Wetterfahne (Kugel und Hahn) erhält.<br />

1722 Richtung der <strong>Mardorf</strong>er Kapelle mit gleichzeitiger Gründung der selbständigen<br />

Kapellengemeinde <strong>Mardorf</strong> mit eigenem Grundbesitz und Gebäuden!<br />

Der Innen-Grundriss<br />

von <strong>1721</strong> bleibt bis<br />

zum Einbau des<br />

Ofens, der Orgel<br />

(rechts) und der „Total-<br />

Renovierung“ 1978 im<br />

Wesentlichen über<br />

lange<br />

<strong>Zeit</strong><br />

unverändert.<br />

<strong>Die</strong> Eingangstür<br />

erhält die noch heute<br />

vorhandene lichte<br />

Höhe von 1,70 m,<br />

damit jeder „aufrecht“<br />

eintreten kann. Der<br />

Kanzelaltar mit<br />

Schalldeckel ist nach<br />

1750 gestiftet; die<br />

hölzernen Liedertafeln<br />

(1791 Albert Hinrich Braasen), der Klingelbeutel mit Stock (1793), der Eisenofen (erst nach 1800<br />

aus Hannover / Schornstein bis 1978) und die Orgel (1953).<br />

Der Spruch über der Eingangstür (1993 erneuert) lautet:<br />

„Da Ihr meines Namens gedecht/nis stiften werdet da wil ich zu/Euch kommen um darin zu wohnen<br />

<strong>1721</strong>“<br />

3.12.1722 Zur Einweihung der <strong>Mardorf</strong>er Kapelle (Nr.32 / ab 1796 Nr.51 <strong>–</strong> später <strong>Mardorf</strong>er Straße 12) muss<br />

sich als Sitzgelegenheit noch jeder den besten Stuhl aus der „Dönsen“ mitbringen.<br />

<strong>Die</strong> nachfolgende Urkunde gibt Auskunft über den feierlichen Verlauf:<br />

60


(1722) „Actum <strong>Mardorf</strong>f, am 3ten Dec. 1722<br />

Nachdem die in Königlichen Amte Rehburg belegene zum Kirchspiel Schneeren gehörige Dorfschaft<br />

<strong>Mardorf</strong>f, mit Vorwissen und Genehmhaltung des Königlich Großbritannischen und Churfürstlichen<br />

Braunschweigisch Lüneburgischen Consistorii, aus Ihren propan Mitteln, eine Capelle ihres Orts erbauet, und<br />

dieselbe im Jahr nach Christi Geburt 1722 durch Gottes Gnaden völlig zum Stande gebracht und durch ein<br />

gnädiges Königliches Consistorial Rescript, untern 17ten Septb. a. c. mir dem Superintendenti Neustadt<br />

Rübenbergische Inspection Johanni Justo Förstern anbefohlen, sowohl die Einweihung dieser neuen Capellen<br />

zu verrichten, als auch den darin künftig zu haltenden Gottesdiest, und was dem anhängig, nach dem Gesuch<br />

der <strong>Mardorf</strong>f er zu regulieren; so habe solchen hohen Befehl zu folge, Ich, der Superintendens, mich den 3ten<br />

Decbr. 1722 nach <strong>Mardorf</strong>f begeben, und nach Christlichen Gebrauch erwehnte Capelle durch eine darin<br />

gehaltene Predigt, und darin verrichteten andächtigen Gebete geweihet.Es ist hierauf in meinen des<br />

Superintendetis und des Königl. Großbritannischen und Churfürstl. Braunschg. Lüneburgischen Amtmanns<br />

zu Rehburg Ludewigs; wie auch des Herrn Pastoris Brüggemanns von Schneeren, nicht weniger des Küsters<br />

zu Schneeren und Schulmeisters zu <strong>Mardorf</strong>, nebst den Einwohnern daselbst, folgendes etipulirt, gelobt und<br />

versprochen:<br />

1. Verbindet sich der zeitige Herr Pastor zu Schneeren Ehren Johann Friedrich Brüggemann vor sich und<br />

seine Herren Successores in officio hinführo Jährlich dreymal, ohne Versäumnis des öffentlichen<br />

Gottesdienstes zu Schneeren, nach <strong>Mardorf</strong>f sich zu begeben, und daselbst eine Predigt, jedesmal in<br />

dasiger Capelle zu halten, anbey den alten Betagten, und Unvermögsamen Einwohnern daselbst, das<br />

Heilige Abendmahl alsdann zu reichen.<br />

2. Verpflichtet sich der itzige Schulmeister zu <strong>Mardorf</strong>f Lüdeke Meyer vor sich und seine Successores in<br />

officio alle Sonntags Nachmittags eine Bethstunde oder Catechismuslehre zu halten und des Montags<br />

gleichfalls die Bethstunde in der Capelle zu verrichten, auch die Klokke täglich 3mal zum Signal des<br />

Morgens, Mittags und Abends, zu Hause zu verrichteten Gebets anzuziehen.<br />

Hingegen versprechen die Einwohner zu <strong>Mardorf</strong>f für sich und ihre Nachkommen:<br />

1. <strong>Die</strong> Cappelle sammt dem Geläute in Bau und Stande zu erhalten.<br />

2. Dem Herrn Pastori zu Schneeren, ohne Schmelerung, und ohne Weigerung deßen was bishero zu<br />

Schneerischen Kirche und Gottesdienste dem Herrn Pastori und Custodi zu Schneeren, vorhinentrichtet<br />

werden müßen, vor die in der <strong>Mardorf</strong>fer Capelle hinführo Jährlich zu verrichtende drey Predigten, drey<br />

Reichsthaler, und also vor jede Predigt allezeit einen Reichsthaler zu entrichten, nicht weniger denselben<br />

mit Pferden und Wagen, jedes Mal von Schneeren abzuholen, und ohne entgeld wieder dahin zu fahren.<br />

3. Dem Schulmeister zu <strong>Mardorf</strong>f versprechen die Einwohner für seine Mühe und Arbeit jährlich 10 HBT<br />

Braunschweigischer Maaße guten Roggen, gegen den 2ten Advents-Sonntag in naturafrey in sein Haus zu<br />

liefern, und davon 1723 den Anfand zumachen.<br />

Im übrigen sind die <strong>Mardorf</strong>fer schuldig und gehalten, außer den dreyen Malen, da in ihrer Capelle gepredigt<br />

wird, sich bey den Vormittags Gottesdienst in der Kirche zu Schneeren, nach wie vor fleißig einzufinden.<br />

Letzlich will und soll die Gemeine zu<br />

<strong>Mardorf</strong>f, so oft der jedesmalige Küster zu<br />

Schneeren, wegen des in dieser Capelle zu<br />

haltenden Gottesdienstes, nach gedachten<br />

<strong>Mardorf</strong>f kommen muß, denselben allemal 6<br />

mgr. für solche seine Mühe geben und<br />

bezahlen. Daß obiges also ergangen,<br />

abgehandelt und versprochen; auch<br />

unverbrüchlich gehalten werden soll, dessen<br />

zu Urkund ist dieses mit dem Amts Siegel<br />

belegt auch von Uns dem Superintendenten<br />

und Amtmanns unterschrieben.<br />

So geschehen im Jahr und Tage wie oben<br />

gemeldet.<br />

L. S. Johann Justus Förster Superintendens<br />

Ernst Friederich Ludowig Amtmanns“<br />

(<strong>Mardorf</strong>er Kapelle von 1722 - Zeichnung:<br />

nach dem Rückbau des Schornsteins 1978)<br />

61


Um 1722<br />

Nach 1722<br />

gibt es in <strong>Mardorf</strong> 26 Höfe mit ca. 200 Leuten und in 32 Häusern leben bis zu 550 Einwohner:<br />

7 Halbmeyer: 13 Großkötner: 3 Kleinkötner:<br />

Nr.1 H.Heinrich Nülle*1679 Nr.8 Hans Henrich Meyer*1684 Nr.21 J.H.Fischer*~1680(Kötn.)<br />

Nr.2 Hans Northmeyer*1684 Nr.9 Henrich Garberding*1682 1730-1804 J.H.Fischer*~1710<br />

Nr.3 Hans Braase*1676 (Nr.18) Nr.10 <strong>Die</strong>trich Vörtman*1657 Nr.22 Albert Heydorn*1689<br />

Nr.4 J.Hans Heydorn*1681<br />

Nr.5 J.Henr. Dankenbring*~1665 Nr.12 Albert C.Garberding*1676<br />

Nr.11 Alb.H.Meier sen.*~1686(Krüger) Nr.23 Cord Heydorn*1685<br />

3 Brinksitzer:<br />

Nr.6 <strong>Die</strong>trich Bergmann*1682 Nr.13 Joh.Hinr.Braase*1681(Nr.18) Nr.24 ? Stahlhut*~1685<br />

Nr.7 J.Henrich Kahle*1683 Nr.14 Hans Northmeyer*1684 (Nr.2) Nr.25 Hans Henr.Heydorn*1669<br />

Nr.15 Albert Meyer*1685<br />

Nr.16 Clamor Ohlhagen*1675<br />

Nr.17 Albert Kahle jun.*1682<br />

Nr.18 J.Henrich Braase*1681<br />

Nr.19 Henr.Kahle*1660 (Brinksitzer)<br />

Nr.20 Henrich Heydorn*~1689<br />

Weitere Familien im Ort: Backhaus, Bühmann, Dunker, Niemeyer, (ab 1700)<br />

Sirup, (zeitweise) Vogeler.<br />

sind Schulmeister (Lehrer): Conrad Braasen (*~1655 Nr.18) und<br />

Albert Braasen (*~1685 Nr.18). Neben den Familien Meier Nr.11 und<br />

Fischer Nr.21 eine der „Lehrerfamilien“ in <strong>Mardorf</strong>.<br />

1723 Neuer Pastor (-1736) in Schneeren ist Johann Bernhard LaValette.<br />

von Nr.4 „Bringsitzer“<br />

Nr.26 Albert Seegers*1682<br />

1724 Neubau der rechteckigen Saalkirche in Schneeren (mit Turm auf den Resten einer älteren Kirche<br />

von 1588. Auf die Südseite kommt die separate „<strong>Mardorf</strong>er Tür“ für die Besucher aus der<br />

Kapellengemeinde (erst 1954 zum mittleren Fenster umgebaut <strong>–</strong> Foto rechts: Rekonstruktion der<br />

ehemaligen Tür / unten rechts: Strichzeichnung der heutigen „Kirche zum guten Hirten“ um 2000).<br />

Sommer 1724 Sehr heiß und trocken!<br />

Anf.Dez.1724 Mehrere schwere Stürme über Norddeutschland!<br />

1725 Marktrecht für Rehburg-Stadt.<br />

8.12.1725 „Schrecklicher“ Sturm über Norddeutschland!<br />

Nach 1725 weitere neue Hofstellen in <strong>Mardorf</strong>! <strong>Die</strong><br />

Einwohnerzahl wächst <strong>–</strong> bei jetzt 33<br />

Hausnummern:<br />

Nr.27 Nach 1725 heiratet Jürgen Vörtman (*~1691) in<br />

den Bökerhof, der sich damals noch im Dorf bei Nr.73<br />

befindet. Er wird Kleinkötner!<br />

<strong>Die</strong> „27 Bauern“ Gemeinschaft ist damit komplett!<br />

<strong>Die</strong> weiteren Hofgründungen kommen nicht mehr in<br />

diesen „Realverband“:<br />

Nr.28 Ab 1730 Anbauer H. Bühmann (*~1700 Schneeren/Rehburg ? / Hofstelle ist noch im Dorf bei Nr.45).<br />

Nr.29 Ab 1730 Freye Stelle (noch im Dorf / Eisen - und Rademacherwerkstelle / Familie Backhaus aus<br />

Rehburg?)<br />

Nr.30 Ab 1730 Freye Stelle (noch im Dorf / Rademacherwerkstelle ?)<br />

Nr.31 Ab 1735 Freye Stelle (am nördlichen Dorfrand / Schäferhaus <strong>–</strong> Rekonstruktionen siehe unten)<br />

Nr.32 Nach 1722 Freye Stelle (Fachwerk-Kapelle)<br />

Nr.33 Nach 1725 Freye Stelle (im Dorf gegenüber der Kapelle / Drechsler- und Böttcherwerkstelle / zuerst<br />

Familie Schröder)<br />

Anfang 1726<br />

Harter Winter mit Schnee bis Ostern!<br />

62


1727 Kurfürst Georg II. von Hannover wird König von Großbritannien und Irland.<br />

Leinenweberzunftordnung in Steinhude und Großenheidorn. Einige <strong>Mardorf</strong>er<br />

„wandern aus“, um auf der anderen Meeresseite ihr Glück zu machen.<br />

1730 Katastrophale Vulkanausbrüche (bis 1736) auf Lanzarote im Atlantik.<br />

1734 Calenberger Schulordnung: Es besteht „Schulpflicht“ für alle Kinder vom 6. <strong>–</strong> 14. Lebensjahr!<br />

1736 Neuer Pastor (bis 1748) in Schneeren ist Rudolf Conrad Rasch.<br />

1737 <strong>Die</strong> „Maddrippischen“ haben mal wieder unberechtigt im<br />

Steinhuder Meer gefischt (so das Amt Bückeburg).<br />

1739 Bau der Amtsscheune (später auch städtischer Schafstall<br />

/ Foto rechts um 2000) in Rehburg zw. Schäfergraben und<br />

<strong>Mardorf</strong>er Straße in Sandstein. Hier haben viele<br />

<strong>Mardorf</strong>er Schäfer im <strong>Die</strong>nste der Stadt Rehburg ihre<br />

gestanden und deshalb auch oft mit ihrer Familie in<br />

Rehburg gewohnt.<br />

Okt.1739<br />

Dritter aufgezeichneter „härtester Winter aller <strong>Zeit</strong>en“<br />

(mindestens seit 1200) mit einem halben Jahr bei unter -25° C bis Juni 1740!<br />

Einfacher Schafstall / Kleineres Schäferhaus und Scheune nach 1735 / Zehntenscheune und Schäferhaus (rekonstruiert)<br />

Im 18.Jhd.<br />

Schäfer Engelbrecht wird als „Wunderheiler“ (Arztfunktion) über <strong>Mardorf</strong>s Grenzen hinaus<br />

bekannt. In der über 800-jährigen Geschichte <strong>Mardorf</strong>s gibt es im Dorfe nie einen Arzt. Im 18.<br />

Jhd. praktiziert der nächste „Wundarzt“ im Rehburger „Brunnen“. Es ist beschwerlich, ihn<br />

aufzusuchen, denn es führt nur ein Feldweg dorthin und öffentliche Verkehrsmittel gibt es<br />

nicht. Gelegentlich sind es entlassene Soldaten, die als „Feldscher“ gedient haben und von Dorf<br />

zu Dorf ziehen und auch Kranke auf ihre Art heilen. Für einen längeren <strong>Zeit</strong>raum ist es der<br />

Schäfer Engelbrecht, zu dem sich jeder begibt, den ein Leiden plagt. Er muss wohl auch Erfolge<br />

haben, denn seine Kunst spricht sich herum. Einige seiner Heilkunststücke sind uns überliefert.<br />

So kuriert er die Asthmakranken mit Majoran, in dem er ihnen verordnet, die zerriebenen<br />

Blätter in die Nase zu stecken, „selbiges hülft den 3ten Tag“. Wahrscheinlich sind seine Erfolge<br />

auch auf ein bisschen Sauberkeit zurückzuführen; denn wenn jemand zu ihm kommt und über<br />

Schmerzen im Kopf klagt, über „Cholik oder innerste Plage“ jammert, dann muss er sich zuerst<br />

mit „barschen Füßen in den naßen Tumben“ (barfuss in den Wasserbottich) stellen. Vielleicht<br />

wendet er anschließend jenes Rezept an, das hier im Wortlaut wiedergegeben ist:<br />

„Nimm in GOTTES NAMEN / HERR CHRISTI WILLEN / GOTTES SOHN / viertzig Bletter<br />

Josefskraut / Reybe Sie mit Honig von den Immen / biß das sie eins werden / thue das<br />

hinterbliebene / auff das starcke Feuer / biß das es damffet / Verschließe dasselbige mit Finsterniß /<br />

lasse dasselbige viertzig Tage stehen / Wann viertzig Tage vorbey / so tauget gut vor alle sachen /<br />

Wann aber der Beladene ein gleubig man / so helffet das vor alle Zeyt“ (Wenn der Kranke ein<br />

gläubiger Mensch ist, so ist er für alle <strong>Zeit</strong> geheilt.).<br />

1740 Friedrich der Große wird König von Preußen (bis 1786).<br />

Okt.1740 Kurz nach Ende des letzten, ein neuer Wintereinbruch!<br />

1741 Infolge des letzten Winters gibt es eine Hungersnot.<br />

6.3.1744 Weserhochwasser!<br />

1745 Bau des Rehburger Amtshauses auf den Mauern der alten Burg.<br />

19 <strong>Mardorf</strong>er sind „bei den Soldaten“ (= Militär / im „Hann.76a Gener.").<br />

63


1748 <strong>Die</strong> Grafschaft Schaumburg (Hessen-Kassel) hat<br />

ihren Verwaltungssitz in Rinteln.<br />

Graf Friedrich Wilhelm Ernst zu Schaumburg-Lippe<br />

(*1724-1777) ist großer Feldherr (Siebenjähriger<br />

Krieg) und Festungsbaumeister (Wilhelmstein).<br />

Residenz ist in Bückeburg.<br />

Steinkohlestollen (bis 1750) „Georg“ bei<br />

Hormannshausen auf Rehburger Gebiet im Bereich<br />

der alten Sandsteinbrüche des Klosters Loccum.<br />

Beginn der Kirchenbücher in Schneeren<br />

(Konfirmation ab 1813 / Abendmahl ab 1790).<br />

Neuer Pastor (-1755) in Schneeren ist Melchior<br />

Schäffer.<br />

Rehburger Holzkapelle wird durch einen massiven Neubau „St.Martini“ (Foto oben) ersetzt. Der<br />

alte Kirchturm von 1585 bleibt erhalten.<br />

Um 1750 Ende der „Kleinen Eiszeit“ (seit 1550).<br />

Wölfe (Zeichnung) streifen zwischen Aller und<br />

Steinhuder Meeres umher. Jagd mit 300<br />

Jägern.<br />

Beginn der Schokoladenherstellung in<br />

Steinhude.<br />

1750 In Steinhude brennen 36 Wohngebäude ab (deshalb wird außerhalb ein eigenes Scheunenviertel<br />

errichtet <strong>–</strong> und steht noch heute).<br />

Bis 1752<br />

Der Kapellen-Innenraum nach 1750: <strong>Die</strong><br />

Holzschnitzereien und dezenten<br />

Bemalungen werden fertiggestellt und die<br />

Bestuhlung mit Eichen-Sitzbänken, denn<br />

bis dahin müssen eigene Stühle<br />

mitgebracht werden! (Foto um 1955)<br />

sind die <strong>Mardorf</strong>er verpflichtet, dem<br />

Schneerener Küster jährlich 3 Fuder<br />

Holz zu liefern. Das ist ein ständiger<br />

Anlass zum Streit zwischen den<br />

beiden Dörfern. In dem folgenden<br />

Prozess führen die <strong>Mardorf</strong>er als<br />

Grund an, dass sie einen eigenen<br />

Schulmeister und eine eigene Schule<br />

hätten, für die sie sorgen müssten.<br />

<strong>Die</strong> „Sneerner“ sollten selbst für die<br />

Feuerung sorgen. Der Rehburger<br />

Amtsvogt Ludowieg hält darüber eine<br />

Gerichtssitzung ab. Beide Parteien<br />

werden durch den „Reitenden<br />

Landschandarm“ vorgeladen.<br />

Während die <strong>Mardorf</strong>er den direkten<br />

Fußweg nach Rehburg wählen,<br />

ziehen die Schneerener den Heerweg<br />

vor, welcher an den Häfern vorbei<br />

ebenfalls nach Rehburg führt. Nach<br />

Anhörung „beyder Theyle“ entscheidet<br />

der Amtsvogt folgendes:<br />

„In Sachen Hans Heinrich Niemeyer et Consorten in Schneeren, Klägerin, wieder die Gemeinde <strong>Mardorf</strong>f,<br />

Beklagte, in pcto Feuerholtz von den Küster in Schneeren wird nunmehro nach dem terminus zur Abhörung<br />

der dominirten Zeugen von mir, dem Herrn Ambst Vogt E. Ludowieg beiden Theilen anbefohlen: weill die<br />

<strong>Mardorf</strong>fer keine Kinder nach Schneeren in die Schule schiken und weill sie dem <strong>Mardorf</strong>fer Schulmeister<br />

ebenfalls 2 Stuben mit nöthiger Feuerung versorgen, können sie dazu von Ambstwegen nicht angehalten<br />

werden. Actum ut supra Ludowieg Aktum Rehburg, den 24ten Marty 1752“<br />

64


1752 Bau eines „Lusthauses“ durch Graf Wilhelm auf dem „Steinberg vor <strong>Mardorf</strong>“ (schon vor 1666 zur<br />

flachen Insel abgewaschen / gehört zu Schaumburg) auf der Kräheninsel. Zum Transport werden<br />

auch damals noch übliche Einbäume (Torfkähne) verwendet. 1753 gibt es eine <strong>Mardorf</strong>er<br />

Beschwerde. 1764 wird die Insel „demoliert“ (geplündert) und Steine und Kacheln werden in<br />

<strong>Mardorf</strong> bei 3 Backhäusern (u. a. Nr.24) verarbeitet. 1766 wird der Rest abgetragen. Durch weitere<br />

Abspülungen steht der Bauplatz bereits 1770 ganz unter Wasser.<br />

Um 1754<br />

Das Wildbad Rehburg wird per „Proklama“ als Kgl. Hann. „Kurbad Rehburg“ ausgebaut.<br />

In Schneeren wird als Bockwind-Mühlenpächter (Drallen-Erben) J.Heinr. Aschen (Nr.67)<br />

genannt. Um 1870 hat die Familie bereits die Holländermühle am Schopelsberg und ein<br />

Gasthaus in Schneeren. In <strong>Mardorf</strong> wird sein Nachfahre später Gastwirt in Nr.78.<br />

In <strong>Mardorf</strong> gibt es 33 Hofstellen und die Einwohnerzahl steigt bis zu 600:<br />

7 Halbmeyer:<br />

Nr.1 Joh.Heinrich Nülle*1707 / ab 1764 Joh.Clamor Nülle*1744<br />

Nr.2 Albert H.Nortmeier*~1720 / ab 1764 Cord Heinr.Wiebking*~1730 Schneeren (Krugwirt)<br />

Nr.3 Joh.Hinrich Brase sen.*~1705 / ab 1755 Joh.Hinrich Brase jun.*~1730 / ab 1783 J.H.Brase*~1755<br />

Nr.4 Clamor Heidorn*~1705 / ab 1769 Joh.Heinrich Heidorn sen.*~1735<br />

Nr.5 Hans Dankenbring*1701 / ab 1756 J.Jürgen G.K.A.Dankenbring*~1725<br />

Nr.6 <strong>Die</strong>trich Bergmann*1682 / nach 1764 J.Henrich Wedemeyer*~1705<br />

Nr.7 J.H.Kahle*~1720 (Musk. 7 j. Krieg) / ab 1746 J.Phil.H.Kahle*~1722 / ab 1775 Hans H.Kahle*1748<br />

13 <strong>–</strong> 14 Großkötner:<br />

Nr.8 Joh.Wilhelm Meyer*~1730 / ab 1772 J.Heinrich F.Meyer*~1753<br />

Nr.9 (C.H.) Garberding*~1705 / ab 1766 J.C.H.Garberding*~1740 / um 1775 J.C.H.Nülle*1730 Nr.1<br />

Nr.10 J.Heinrich Förthmann*~1730 (Mühlenbetreiber in Schneeren)<br />

Nr.11 Albert H.Meier jun.*~1710 (Wirt / Coloni) / J.Heinrich Meier*~1740 (Krugwirt)<br />

Nr.12 Joh.Cord Garberding*~1700 / ab 1763 J.Cord H.Garberding*~1737<br />

Nr.13 Albert Hinr.Braase sen.*~1715 / ab 1786 Albert Hinr.Braase jun.*~1748<br />

Nr.14 J.Cord H.Nortmeier*~1705 / ab1756 J.Henrich Nortmeier*~1725<br />

Nr.15 J.Cord Meyer*~1715 / ab 1768 J.Friedrich H.Sierup*~1725 (Bauermeister)<br />

Nr.16 J.Heinrich Ohlhagen*~1725 / ab 1772 J.<strong>Die</strong>drich H.Ohlhagen*1750<br />

Nr.17 J.Cord Heinr.Kahle*~1720 / ab 1771 Cord Heinrich Kahle*1751<br />

Nr.18 J.Hinrich Braase*1681 / ab 1758 J.C.Hinrich Braase*~1715<br />

Nr.19 Henr.Kahle*~1715 (auch BS) / ab 1775 C.H.Kahle*~1745 / ab 1788 J.H.Bühmann*~1757 Nr.28<br />

Nr.20 J.Heinrich Heydorn*~1725 / um 1780 J.Heinrich Heydorn jun.*~1760 Nr.4<br />

neu ab 1758 Nr.21 J.Hans Fischer*~1735+1760 / ab 1778 J.Heinrich Fischer*1759+1788<br />

6 Kleinkötner / Brinksitzer:<br />

Nr.22 J.Heinrich Krägel*~1715+ / ab 1764 Albert H.Nortmeier*~1720 Nr.2 (Kleinkötner)<br />

Nr.23 ab 1756 J.Harm Backhaus*~1725 Nr.29 / ab 1784 J.Harm Backhaus*~1757 (Schmied und Kleink.)<br />

Nr.24 Cord Hinr.Niemeyer*~1715 Schneeren (Brinksitzer) / ab1775 Hans H.Kahle*1743 Nr.7 / um 1780<br />

J.Heinrich Heydorn*1750 Nr.23/Schneeren<br />

Nr.25 Albert Henr.Heydorn*~1710 / ab 1775 Alb.Heinr.Heidorn*1755 (Brinksitzer und Kleinkötner)<br />

Nr.26 Albrecht Seegers*~1716 (Brinksitzer) / ab 1770 Cord H.Seegers sen.*~1755 (Häusling und Brinks.)<br />

Nr.27 J.<strong>Die</strong>trich Vörtmann*~1720 (Kleinkötner)<br />

6 weitere Hofstellen:<br />

Nr.28 Albrecht Hinr.Bühmann*~1730 (Anbauer / ab 1768 Brinksitzer!) / ab 1773 J.Heinrich<br />

Bühmann*~1752 (ab 1777 wieder Anbauer)<br />

Nr.29 Freye Stelle / ab 1768 ? Pförthmann*~1735 Nr.10 (Eisen- und Rademacher) / ab 1788 Cord Heinrich<br />

Kahle*~1745 Nr.19 (Eisen- und Rademacher)<br />

65


(um 1754)<br />

Nr.30 Freye Stelle / ab 1770 Christoph Kahle*~1750 Nr.7 (Anbauer) / um 1790 J.H.Kahle*~1770<br />

Nr.31 Freye Stelle / um 1780 neues Schäferhaus und Nr.31 jetzt: J.Heinr.Meyer*~1765 Nr.8 (Häusling)<br />

Nr.32 Freye Stelle / ab 1779 neues Schul- und Küsterhaus (siehe Abbildung bei 1779) / ab 1799 J.Philipp<br />

Kahle*~1765 Nr.7 (Häusling)<br />

Nr.33 Freye Stelle / ab 1750 Lüdeke Dunker*~1725 Schneeren (Drechsler und Böttcher) / ab 1773<br />

J.Heinrich Dunker*1756 (Böttcher).<br />

Weitere Familien im Ort: Schnökel, Stadtländer, (ab 1788 ) Vogeler<br />

1754 werden im Brandkassenkataster (1750 gegründet als „Calenberg-Göttingen-Grubenhagensche<br />

Brandkassensecurations-Societät“ durch Loccumer Abt G.W.Ebell) amtliche Nummern (mit dem<br />

Versicherungsbeginn / 1815 reicht es erst bis Nr.31) aufgeführt.<br />

In <strong>Mardorf</strong> entsprechen die Brandkassen Nr.22 bis Nr.57 nicht den schon vorhandenen<br />

Hausnummern 22-57, da diese Hofstellen schon vorher in der Reihenfolge ihrer Gründung<br />

eine Nummer erhalten hatten und sich bis heute im Bewusstsein der Menschen erhalten<br />

haben!<br />

(links in grau) <strong>Die</strong> „Assecurantz“ von 1755<br />

(rechts in rot) Spätere Landwirtschaftliche Brandkasse Hannover<br />

Von Nr.1 bis Nr.21 entspricht die Hausnummer (schwarz) der Brandkassennummer.<br />

Abweichend sind aber die Haus-Nr.22-57!<br />

22 = 23 33 = 35 44 = 24b 52 = 50<br />

23 = 24 34 = 36 45 = 55 53 = 51<br />

24 = 27 35 = 37 46 = 47 54 = 52<br />

25 = 22 36 = 38 47 = 48 55 = 53<br />

26 = 25 37 = 39 48 = 49 56 = 54<br />

27 = 26 38 = 40 49 = 46 57 = 56<br />

28 = 30 39 = 41 Ab Haus Nr.58<br />

29 = 31 40 = 42 50 = 34 sind beide<br />

30 = 33 41 = 43 Schule wieder<br />

31 = 29 42 = 44 51 = 32 identisch!<br />

32 = 28 43 = 45 Kapelle<br />

Um 1755<br />

Schulmeister (Lehrer) in <strong>Mardorf</strong> ist Johann Heinrich Braasen (*~1755 <strong>Mardorf</strong> Nr.13 oo<br />

1775 Anna Charlotte Bohnhorsten).<br />

1755 (Allerheiligen) Europaweite „Rüttelschäden“ durch Erdbeben (Stärke 8,5) in Lissabon.<br />

Neuer Pastor (-1790) in Schneeren ist Michael Andreas Theodor Hantschmann (+1797).<br />

1756 „Siebenjähriger Krieg“ (bis 1763) wütet auch in dieser Gegend. 1757 ziehen Franzosen nach<br />

verlorener Schlacht bei Hastenbeck in Rehburg ein und Hannover kapituliert bei Zeven.<br />

<strong>Die</strong> Regierung in Hannover will per Erlass den Kartoffelanbau fördern, um die Gefahr von<br />

Missernten zu mildern.<br />

Postkutschen („Fahrpost“) verkehren 2x die Woche zwischen Hannover und Nienburg/Weser.<br />

1757 Ein kleiner aber tödlicher Zwischenfall in Rehburg (vermerkt im dortigen Kirchenbuch):<br />

„Den 11. August ist Anne Christine Elisabeth Simens, des hiesigen Controlleurs Tönken Ehefrau, gestorben.<br />

Not. Alß in diesem Jahr bei dem algemeinen Kriege in Teutschland auch in unsere Gegend ersehn Landes das<br />

Schicksal hatten die Franzosen eingenommen zu geschahe es, daß eine Parthei unserer Jäger<br />

Französischen Husaren die in diesen Ort kommen waren nachsetzten u. wie einer von unsren Jäger Corps sein<br />

Gewehr todtbrennet. <strong>Die</strong>se Frau aber sich auf die Straße begeben hatte, so wird sie ins Bein geschossen daher<br />

denn bald der kalte Brandt schlug woran sie starb und d. 13. ejusd. begraben worden, ihres Alters 57 Jahre.<br />

Wer sich damals nicht „gottesfürchtig“ verhält (Notiz im Kirchenbuch Rehburg):<br />

„Am 5.October ist der Kuhhirte Hinrich Christian Garberding gestorben, ein heilloser Mensch der Gotteswort<br />

und seine Gnadenmittel verachtet u. de. 6. ohne Ceremonie begraben worden an der Kirchenmauer, alt 42<br />

Jahre.“ (in <strong>Mardorf</strong> wäre er auf der Südseite des neuen Friedhofs beerdigt worden)<br />

66


(1757) Am Schützenkrug in Rehburg ist Station der „Ordinairen Post-Kutschen“ (auch für <strong>Mardorf</strong>er).<br />

Auf einer Karte des Amtes Wölpe sind für <strong>Mardorf</strong> nördlich der Landstraße 8 Höfe und<br />

südlich 5 Höfe verzeichnet. <strong>Die</strong> anderen 13 Höfe liegen verstreut ebenfalls überwiegend<br />

nördlich.<br />

1757/1758 Der Bannsee verlandet allmählich. Trennung des damals noch bis an die Verbindungsstraße<br />

(L 360) reichenden Bannsees von einer Wasserverbindung im Norden zur Roten Beeke<br />

(später Schäfergraben) und über Röttsee bis ins Ohlhagen Moor. Ein wesentlicher Zufluss<br />

kommt damals aus dem nördlich vom Schneerener Moor gelegenen Wiesengebiet „Riehe(-<br />

graben)“. Bis um 1900 geht ein natürlicher Abfluss (Bannseebeeke) nach Süden am Toten Moor<br />

entlang durch den Kolkdobben bis ins Meer (Alte Moorhütte <strong>–</strong> Fisklock). Dann wird um 1900<br />

der Bannseegraben gradlinig am Kolkdobben vorbei geführt, der daraufhin verlandet und<br />

zu Wiesen umgebrochen wird.<br />

Während der größte Teil des Sees der „Gemeinheit“ (Realgemeinde) <strong>Mardorf</strong> gehört,<br />

beansprucht Schneeren (seit 1974 Stadt Neustadt a.Rbge.) den nördlichen Teil für sich.<br />

Zuweilen können Hechte und Aale gefangen werden.<br />

1758 vertreiben braunschweigische Husaren die marodierenden Franzosen wieder aus Rehburg, wo<br />

gerade eine Masernepidemie grassiert.<br />

Der Rehburger Friedhof (Stadtkirchhof Kirche / z.T. auch <strong>Mardorf</strong>er) wird an heutige Stelle verlegt.<br />

1760 Kurfürst (-1806) Georg III. von Hannover ist auch König von Großbritannien und Irland (-1801).<br />

Nach 1760 Mehrere Trichinenepidemien (bis 1779).<br />

1761 Begünstigt durch einen strengen Winter (Materialtransport über Eis) ist Baubeginn der „Festung<br />

Wilhelmstein“ mit der befestigten Hauptinsel (1765). <strong>Die</strong> Gesamtanlage mit 16 Vorinseln ist bis<br />

1767 fertiggestellt. <strong>Die</strong> Gesamtausdehnung der Insel beträgt später 12.500 m².<br />

1763 Einführung der Kartoffel als (Grund-) Nahrungsmittel in Deutschland (Preußen).<br />

1764 Erster Entwurf des „Steinhuder Hechtes“ als erstes U-Boot der Welt.<br />

Erwähnung der „Mardrupper Fährde“ (<strong>Mardorf</strong>er Fähre beim heutigen Seehotel) . Damaliger<br />

Anlegepunkt für Fahrten nach Steinhude im Amt Hagenburg.<br />

In der <strong>Zeit</strong> gibt es auch schon die „Schneerener Fähre“ im Bereich Erlenweg und westlich Weiße<br />

Düne. Hier ist der Schneerener Anlegepunkt für den Bootsverkehr nach Steinhude.<br />

10.6.1765 Kgl. Verordnung zur Anlegung „besonderer Feuerteiche“ zur Löschwasserversorgung.<br />

1766 Hof Nr.11 Meier (Zeichnung unten / erbaut 1766)<br />

(Zeichnung oben rechts Nr.11 Brennewienspeicher um<br />

1800 und rechts am Bunge-Platz 1990)<br />

25.4.1766 Der Stadtkirchhof Rehburg ist 1758 zum Gieseberg<br />

verlegt worden. Auch <strong>Mardorf</strong>er sind wegen enger verwandtschaftlicher Beziehungen gelegentlich<br />

in Rehburg beerdigt worden: „...morgens um 5 Uhr ist Johann Heinrich Dangers, Kuhhirte auf<br />

hiesigen Amt von <strong>Mardorf</strong> gebürtig, gestorben und am 27. darauf in der Stille wegen Armuth auf dem<br />

Gieseberger Kirchhof beerdigt, alt 30 und ein halbes Jahr.“<br />

67


Wilhelmstein (Zeichnung 18. Jhd. / aus dem Buch Ochwadt 1967<br />

22.11.1768 Verordnung zur „Landes-Oeconomie“ im Königreich Hannover.<br />

„General-Charte vom Steinhuder See“ (Praetorius 1769 <strong>–</strong> Original in der Fürstl. Hofkammer Bückeburg)<br />

1769 Erfindung der Dampfmaschine (James Watt) und des „Blitzableiters“..<br />

Bau des „Armenkrankenhauses“ in Bad Rehburg.<br />

12.5.1770 „Meyer-Ordnung“ im<br />

Fürstentum Calenberg mit<br />

einer Verordnung über die<br />

Umwandlung aller <strong>Die</strong>nste<br />

und Naturalabgaben in<br />

Geldrenten (finanziert oft<br />

durch Kredite mit hohen<br />

Zinsen).<br />

Das Steinhuder Meer hat<br />

noch eine durchschnittliche<br />

Tiefe von 12 Fuß (~3,5 m).<br />

Karte Steinhuder Meer<br />

(Praetorius 1770)<br />

68


<strong>Mardorf</strong> nach 1770 (Halbinsellage zwischen Niedermoor, Hochmoor und Steinhuder Meer)<br />

1771 Der Winter mit zugefrorenem befahrbarem Steinhuder Meer dauert bis nach 1.April 1772.<br />

Der <strong>Mardorf</strong>er Brinksitzer J.Heinr.Vöhrtmann (Förthmann*~1730 Nr.10) betreibt bis um 1800 in<br />

Schneeren (Alter Mühlenberg <strong>–</strong> heute Sandabbau zwischen Bannsee und Schneeren) die<br />

damalige Bockwindmühle.<br />

1772 Bau des 1,5 km langen Hagenburger Kanals zwischen dem Schloss und dem Meer.<br />

Der „Steinhuder Hecht“ (das erste hölzerne Tauchboot Deutschlands) soll 12 Min. unter Wasser<br />

gewesen sein.<br />

1773 Pläne für ein Leine-Weser-Kanal durch das Steinhuder Meer scheitern an den ungleichen<br />

Wasserständen und dem fehlenden wechselseitigem Einverständnis der beiden Staaten.<br />

1774 Das Dorf Husum brennt fast vollständig ab; mit der Kirche werden auch die alten Kirchenbücher<br />

zerstört (nur Abendmahl reicht bis 1732 zurück).<br />

Jan.1775<br />

Der Monat ist sehr kalt und schneereich.<br />

3.5.1775 Bei der Hochzeit von Schulmeister Brase (Nr.18) gerät dieser mit den „Fäusten“ an den Pastor!<br />

Jan.1776<br />

Der Monat ist sehr kalt!<br />

4.7.1776 <strong>Die</strong> 13 ehem. brit. Kolonien (USA) Neuenglands erklären sich unabhängig; der Krieg mit England<br />

dauert aber noch bis 1783. Viele zwangsrekrutierte (aus Schaumburg sogar „verkaufte“) junge<br />

Männer auch aus unserer Gegend sterben in dem fernen Krieg für England. Andere nutzen die<br />

Gelegenheit, desertieren und bleiben für immer in der „Neuen Welt“.<br />

1777 „Theilung“ und genaue Festlegung der „Gemeinheiten“ (Verfahren bis 1782 <strong>–</strong> Teilung von<br />

gemeinschaftlichen Besitz bzw. Rechten) zwischen <strong>Mardorf</strong> und Rehburg sowie Schneeren.<br />

Kolonisation führt zur Gründung weiterer Hofstellen. <strong>Die</strong> Gemeinschaft der 27 Bauern (die<br />

spätere Realgemeinde <strong>Mardorf</strong>) wird offiziell bestätigt.<br />

1778 Teilung des „gemeinschaftlichen Hude- und Weidedistrikts“. Das Verfahren dauert bis 1795.<br />

69


1779 Das 1.feste (und eigene) Schulgebäude in <strong>Mardorf</strong> („Freye Stelle“ Nr.32) wird massiv errichtet.<br />

Es ist gleichzeitig auch neues Küsterhaus. <strong>Die</strong> Schneerener Pastoren erteilen<br />

Schulunterricht auch in <strong>Mardorf</strong>. (Zeichnung oben: Schulgebäude <strong>Mardorf</strong> Nr.32 von 1779)<br />

17.9.1779 Kgl. Verordnung zum Verbot von „....bisherig-Trauer, mit schwarzer Kleidung, bey Sterbefällen“.<br />

Okt.1779<br />

Ein Wolf macht die Gegend unsicher. Am 13. und 14. gibt es deshalb Wolfsjagden.<br />

1780 Ein neues Schäferhaus wird am nördlichen Dorfrand von <strong>Mardorf</strong> gebaut (die Hausnr.31 wird neu<br />

vergeben).<br />

Dem <strong>Mardorf</strong>er Müller (Förthmann Nr.10) in Schneeren wird bis 1792 die Genehmigung erteilt zur<br />

Anlegung einer Grütze- und Graupenmühle<br />

in Schneeren gegen eine jährliche<br />

Rekognition.<br />

Gründung der selbständigen<br />

Schulgemeinde <strong>Mardorf</strong> mit Grundbesitz<br />

und Gebäuden.<br />

1781 Regelung des Torfstichs sowie der Hude und<br />

Weide im Moor hinter den Häfern.<br />

Erbzinsverleihung der herrschaftlichen<br />

(Bock-) Windmühle bei Schneeren bis 1841.<br />

1783 „Heißluftballon-Flug“ (Montgolfier).<br />

Juni 1783-März 1784 Vulkanausbruch auf Island („Laki-<br />

Spalte“)! Von Dez. bis Febr. ist der Winter<br />

extrem kalt! <strong>Die</strong> giftige Aschewolke bringt in<br />

den Folgejahren sehr kalte, verregnete<br />

Sommer mit Missernten und Hunger in<br />

Mitteleuropa und weltweit.<br />

28.2.1784 Hochwasserkatastrophe in ganz<br />

Norddeutschland!<br />

18.Jhd.<br />

Karte des Steinhuder Meeres (aus dem Buch<br />

von Ochwadt 1967): Nord mit <strong>Mardorf</strong> ist links.<br />

<strong>Die</strong> angedeuteten Zuflüsse oben sind Moorgräben aus dem Toten Moor, die damals noch viel<br />

Wasser ins Meer brachten. Der Abfluss unten ist der Meerbach.<br />

70


1785 Erfindung des „mechanischen Webstuhls“ (E. Cartwright) / später in Steinhude/Großenheidorn)<br />

Heutransport mit Schiffen: In alten <strong>Zeit</strong>en sollen die <strong>Mardorf</strong>er selbst kleine Boote zum<br />

Heutransport gehabt haben. Auch Rehburg hatte „Amtsschiffe“ (Heukähne). Nachdem diese<br />

abgeschafft werden mussten (um 1700), lassen sich die <strong>Mardorf</strong>er Bauern das Heu von<br />

Wassernahen Gebieten und besonders den schwimmenden Wiesen durch Steinhuder Schiffer<br />

transportieren. So scheitert <strong>Mardorf</strong> mit einem neuen Antrag auf eigene „Heutransportkähne“, denn<br />

der Transport durch Steinhuder „Spediteure“ kostet viel Geld (wenn sie denn kommen?). Zum<br />

Transport werden 2 Schiffe zusammen gebunden und an beiden Enden Leitern quergelegt <strong>–</strong> das<br />

schafft 3 normale Fuder auf einmal. In diesem Jahre sind z. B. die folgenden Preise gültig:<br />

<strong>Die</strong> Gräflich Schaumburg Lippische Landesregierung bestimmt die für solche Schiffe zu entrichtenden Fuhroder<br />

Transportgelder ein für alle mahl und auf nachstehende Art beständig festgesetzt:<br />

auf der Seite der Meierschen Wiese = 5 Mariengroschen<br />

von dem Einschluße des Meerbaches = 6 Mariengroschen<br />

von dem Rukfelde und aus dem Meerbache bey der Brücke her = 9 Mariengroschen<br />

von den Meerwiesen her = 10 Mariengroschen<br />

und von dem hohen Bruche her = 12 Mariengroschen.<br />

<strong>Die</strong> Steinhuder sind aber nur unter bestimmten Bedingungen bereit, zu diesen Preisen das Heu<br />

der <strong>Mardorf</strong>er zu transportieren. Sie beklagen sich nämlich, dass die <strong>Mardorf</strong>er gelegentlich „ mit<br />

Garn und Stangen die schönsten Barsen in großen mengen gefangen und des öfteren die ausgestelleten Körbe<br />

ausziehen und dadurch viel Schaden in ihren Fischereyen verursachen, welche letzte sich Viel in ihren<br />

Häusern bey einer anzustellenden visitatio finden würden.“ Nachdem sich die <strong>Mardorf</strong>er verpflichten, die<br />

Ordnung des Fischens einzuhalten, kann der Amtmann des Amtes Hagenburg sein Protokoll mit<br />

folgenden Worten abschließen:<br />

„Es ist hierauf von amtswegen vorstehendes Protokoll deren sämtlichen Fischern hierselbst nochmalen<br />

vorgelesen, und nach dem sie Inhalt in allem besonders künftig für die bestimmten Preise einhalten bereit<br />

seyen, genehmigt und damit beschlossen<br />

ut supra fidem protocolli Backhausen Amtmann des Amts Hagenburg“<br />

1786 Große Zungenkrebsepidemie (-1787) bei Hornvieh.<br />

Erste Gasbeleuchtung in Innenräumen.<br />

1788 Katastrophale Unwetter in Mitteleuropa!<br />

Dez.1788<br />

Blatternepidemie im Bereich Stadt Rehburg mit sehr vielen Toten.<br />

Weitere Meerbachregulierung (-1791)! Heutransporte sind danach kaum noch möglich.<br />

Es ist der kälteste Winter seit 300 Jahren, der bis weit ins folgende Jahr dauert. Das Frühjahr<br />

1789 ist nochmals besonders kalt.<br />

1789 Erste „gusseiserne Pflüge“ sind im Einsatz.<br />

14.7.1789 Französische Revolution (Sturm auf Bastille) mit großen Auswirkungen auf das restliche Europa.<br />

Der Korse Napoleon Bonaparte (+1821) wird 1799 erster Konsul der 1. Französischen Republik.<br />

30.4.1789 George Washington (+1799) wird 1.US-Präsident (-1797).<br />

1790 Neuer Pastor (-1794) in Schneeren ist Johann Heinrich Schreiber (*8.9.1755+1.8.1834).<br />

1791 Gründung einer Genossenschaft zur Be- und<br />

Entwässerung von 273 ha in den Meerbruchwiesen.<br />

<strong>Mardorf</strong>, Schneeren und Winzlar bauen gemeinsam<br />

eine Stauanlage im Meerbach (westlich der heutigen<br />

Brücke, die erst 1914 aufgegeben wird).<br />

1792 Joh. Christioph Salfeld ist Abt im Kloster Loccum.<br />

Blitzschlag zerstört den Turm der Schneerener Kirche<br />

(Foto 1913 von NW <strong>–</strong> noch mit vielen alten Grabsteinen).<br />

1793 TBC- und Ruhrepidemien im Bereich der Stadt<br />

Rehburg.<br />

Juni 1793<br />

Der <strong>Mardorf</strong>er (Heinr.) Bömann (Nr.28 *~1770) fällt in Niederländisch-Ostindien als Soldat des<br />

2nd Cavalry Regiments (Dragoon Guards). Unter Rittmeister von Einem kämpft er dort in den für<br />

England rekrutierten „Churhannoverschen Truppen“ im 1.Koalitionskrieg (1792-97) gegen das<br />

revolutionäre Frankreich.<br />

71


1794 Epidemien von Ruhr, TBC und Blattern im Bereich Stadt Rehburg mit sehr vielen Toten.<br />

Neuer Pastor (-1812) in Schneeren ist Johann Gottfried Baethgen (*31.7.1757).<br />

Neubau der „herrschaftlichen“ Försterei (Amt Rehburg <strong>–</strong> heute Teil des Rathauses).<br />

9.8.1794 Neubau der schon lange vorher vorhandenen Vogelfanghütte bei <strong>Mardorf</strong> (Familie Vogeler?) <strong>Die</strong><br />

Saison beginnt immer an Michaelis. Ein guter Platz ist am Vogelherd (südliches <strong>Mardorf</strong>). Der<br />

Transport der gefangenen Vögel aller Art geht über den<br />

Vogeldamm bis zum kgl. Hof in Hannover.<br />

Dez.1794<br />

beginnt eine extreme Kältezeit, die bis Ende Januar<br />

1795 dauert!<br />

1796 Erste „Pocken-Schutzimpfung“ in England (E.Jenner).<br />

TBC- und Ruhrepidemien im Bereich der Stadt Rehburg<br />

mit sehr vielen Toten.<br />

<strong>Die</strong> Kapelle erhält die Nr.51. <strong>Die</strong> bisherige Nr.32<br />

(Schule/Küsterhaus) erhält jetzt die Nr.50.<br />

1798/1799 Im Amt Rehburg werden Kriegsteuern für den Kampf<br />

gegen Napoleon erhoben (letztendlich aber vergebens).<br />

24.2.1799 Weserhochwasser!<br />

Mai 1799<br />

Das Amt<br />

Rehburg<br />

entlässt<br />

<strong>Mardorf</strong><br />

aus der<br />

Schuld<br />

für den<br />

„Schafschatz“<br />

(Urkunde<br />

rechts)!<br />

Der Bauernhof <strong>Mardorf</strong> Nr.32 von 1799 <strong>–</strong> „Dreiständerhaus“ am Ohlhagen Steinweg!<br />

72


(1799) Schon seit dem 30jährigen<br />

Krieg mussten Steuern<br />

und Abgaben an den Staat<br />

entrichtet werden. (z. B.<br />

die Versteuerung der<br />

zahlreichen<br />

gemeinschaftlichen Schafe<br />

in <strong>Mardorf</strong>: Dabei müssen<br />

u. a. am 2.7.1685 für 711<br />

Schafe und 335 Lämmer<br />

29 Reichstaler und 2<br />

Mariengroschen gezahlt<br />

werden).<br />

18. / 19.Jhd. <strong>Die</strong> Kurrent-Schrift (oben<br />

das Alphabet) setzt sich in<br />

Deutschland (1915 in<br />

Preußen) unter dem<br />

Begriff „Sütterlin“<br />

(deutsche überarbeitete<br />

Fassung) als Verkehrsund<br />

Schreibschrift durch<br />

und verdrängt dabei die bis<br />

ins 20.Jhd. gebräuchliche<br />

Fraktur-Druckschrift.<br />

18.8.1800 Fischereipachtvertrag!<br />

<strong>Mardorf</strong>er<br />

und<br />

Schneerener dürfen zur Laichzeit die Weißfische mit den bloßen Händen fangen.<br />

Nach 1800<br />

wird Wal-Tran zum ersten Ölbrennstoff. „Tranfunzeln“ erhellen mit rußiger Flamme Wohnräume.<br />

sind im Amt Rehburg nur bis zu 180 Pferde registriert. Das meiste erledigen noch Ochsen und<br />

Kühe („die Pferde des kleinen Bauern“).<br />

setzt sich das „Hoyaer Landschwein“ in der Schweinehaltung durch.<br />

1801 Erste Zuckerfabrik in Deutschland („Zuckergewinnung aus Runkelrüben“ <strong>–</strong> F.C.Archard).<br />

Georg III. wird König des Vereinten Königreichs (-1820).<br />

29.1.1801 Erstes Begräbnis (eine Frau) auf dem eigenen Friedhof in <strong>Mardorf</strong> neben und hinter der Kapelle.<br />

Erst nach vielen Bemühungen und Eingaben, wurde die Genehmigung erteilt. Bis dahin wurde fast<br />

nur in Schneeren um die Kirche beerdigt, bei Beziehungen aber auch in Rehburg. In dem<br />

amtlichen Schreiben heißt es:<br />

„Aus eurem Bericht vom 17ten v. M. haben Wir vernommen, wie die Gemeine zu <strong>Mardorf</strong>, welche bis<br />

itzt ihr Todten nach Schneeren, wohin Sie eingepfarrt ist, bringet, sehnlich wünschet, den Platz um und<br />

neben der dasigen Capelle zu einem Kirchhofe zu aptiren. Als nun dies Vorhaben Unsern völligen<br />

Beyfall erhält und die Anlegung des Kirchhofes unter der Bedingung genehmigt wird, daß die<br />

Gemeine dem Küster zu Schneeren die bisherige Leichen-Gebühr ad dies officii ferner entrichte, so habt<br />

ihr übrigens dahin zu sehen, daß der Kirchhof geräumig und bequem angelegt, auch gehörig befriediget<br />

werde.<br />

Wir sind p. p. Hannover, den 15ten April 1800 Königl p. p. würkl. Geheimer-Rath und zum<br />

Consistorio verordnete Präsident, auch Consistorial- und Kirchen-Räthe.“<br />

Damit haben die <strong>Mardorf</strong>er nun ihren eigenen Friedhof und brauchen die Toten nicht mehr nach<br />

Schneeren zu fahren. <strong>Die</strong> Gemeinde versammelte sich dazu in der „Capelle“, um zu dieser<br />

Handlung ein passendes Lied zu singen und ein stilles Gebet zu verrichten. Mehr ist nicht erlaubt,<br />

wenn der Pastor aus Schneeren „wegen schlechten Wetters oder anderer wichtiger Termine“ nicht<br />

kommen kann und der <strong>Mardorf</strong>er Schulmeister <strong>–</strong> wie von nun an in vielen Fällen <strong>–</strong> die Beerdigung<br />

durchführen muss. Zudem müssen die <strong>Mardorf</strong>er weiterhin die Leichen-Gebühr an den<br />

Schneerener Küster entrichten. Der Platz wird nach 1945 (nur) eingeebnet und ist heute z. T. mit<br />

dem Gemeindehaus überbaut.<br />

73


28.11.1801 Vergleich vor dem Amt Neustadt: Den<br />

<strong>Mardorf</strong>er Bauern wird eine Viehtrift<br />

unmittelbar entlang des Ufers (40 Fuß<br />

breit), auf dem Vogelweg (später verlegt<br />

zum Vogeldamm) und Ochsendämme (im<br />

Bereich der Steinhuder Torfgruben)<br />

zugesichert.<br />

18. / 19.Jhd. <strong>Die</strong> Nachtwächter (Schließer = „slösser“)<br />

haben im Gemeindeleben eine wichtige<br />

Aufgabe. Sie bewachen nachts das Dorf<br />

und warnen die Bevölkerung bei<br />

Brandgefahr. Tagsüber üben sie<br />

zusätzlich noch das Amt des<br />

Schweinehirten oder Gemeindediener<br />

aus. Namentlich überliefert sind nur<br />

wenige: Hans H.Feldmann (*~1730 Nr.41<br />

<strong>–</strong> um 1775 erwähnt), J.Heinr.Feldmann<br />

(*~1800 Nr.56 <strong>–</strong> 1836-1853 erw.), Cord<br />

Brase (*1801 Nr.13), Albert Feldmann<br />

(*n.1805 Nr.41 <strong>–</strong> um 1853 erw.),<br />

Heinr.Stadtländer (*~1810 Nr.6/61),<br />

J.H.F.W.Heidorn (*1830 Nr.113), Wilhelm<br />

Meier (*~1880 Nr.127 genannt „Slösser<br />

Willi“ bis 1943 letzter Nachtwächter). <strong>Die</strong><br />

Entlohnung beträgt 10 Rth. Courant.<br />

1802 In der <strong>Mardorf</strong>er <strong>Die</strong>nstanweisung für<br />

Nachtwächter (Abb. rechts oben) aus diesem Jahre heißt es z. B.:<br />

Der Nachtwächter hat sämtliche Straßen des Dorfes allnächtlich abzugehen und die Stunden abzurufen, im<br />

Sommer von des Abends 11 Uhr (3x tuuten=blasen des Kuhhorns), 12 Uhr (Mitternacht 4x), 1 Uhr (1x), 2<br />

Uhr (2x) bis des Morgens 3 Uhr (3x), im Winter von des Abends 10 Uhr (2x / bzw. 9 Uhr 1x) bis des<br />

Morgens 4 Uhr (4x). Der Nachtwächter hat sich vor allen Dingen großer Nüchternheit zu befleißigen und darf<br />

während seiner <strong>Die</strong>nststunden niemals als Zechgast in ein Wirtshaus gehen. Zu seinen dienstlichen<br />

Obliegenheiten gehört es, allen nächtlichen Unordnungen und <strong>Die</strong>bereien zu wehren. Sobald der<br />

Nachtwächter Feuersgefahr bemerkt, muß er zunächst die Bewohner des bedrohten Hauses wecken, danach<br />

aber mit größter Schnelligkeit den Vorsteher und den Bauermeister benachrichtigen.<br />

Brand im Schneerener Pfarrhaus <strong>–</strong> viele alte historische Bücher darunter auch<br />

einige ältere Kirchenbücher verbrennen.<br />

Französische Besetzung Norddeutschlands.<br />

5.1.1803 Starker Dauerfrost mit trockenem und heftigem Ostwind dauert bis 16.Februar!<br />

Häuslingshaus Nr.7a von Halbmeyer Kahle <strong>Mardorf</strong> Nr.7 wird gebaut. Im Laufe der <strong>Zeit</strong> wohnen<br />

hier die Geschwister des Hoferben von Nr.7 bis sie eine eigene Hofstelle (z. B. Nr.34, Nr.38)<br />

begründen oder andere z. T. ärmere <strong>Mardorf</strong>er Familien (z. B. Nr.79 nachdem sie abbrannten).<br />

(links <strong>Mardorf</strong> Nr.7a von 1803<br />

/ rechts Hofstelle Nr.7 Kahle von 1828 bzw. 1836 auch Gaststätte genutzt)<br />

74


1803 Einquartierung französischer Truppen in Rehburg (damals 1220 Einwohner). 1804 wird der erste<br />

Konsul „Kaiser Napoleon I.“ von Frankreich. Es folgt eine Neugliederung des<br />

Kurfürstentums Hannover und 1805 die Provinz Hannover (1806 kurz von<br />

Preußen besetzt). 1810 wird Hannover Teil des französischen Königreiches<br />

Westphalen (1807-1813 / Wappen rechts) unter Jérôme (Bruder von Napoleon).<br />

Erfindung der Dampflokomotive (R.Trevithick).<br />

1805 Nienburg/Weser (rechts: Wandmalerei am Posthof mit gelber Post-Kutsche und 4<br />

Zugpferden 1825) ist neben Hannover und Minden ein wichtiger Knotenpunkt des "Postrouten"-<br />

Netzes. Auf der Strecke Hagenburg-<br />

Leese (2 Hannov. Meilen lang) liegt<br />

die Station Rehburg-Stadt<br />

("Schützenkrug") mit fußläufigem<br />

Anschluss nach <strong>Mardorf</strong>).<br />

Nach 1806<br />

gibt es in <strong>Mardorf</strong> 27 Bauern und<br />

9-10 weitere Hofstellen.<br />

Mindestens 63 Hausnummern sind<br />

vergeben. <strong>Die</strong> Bevölkerung wächst<br />

bis zu 680 Einwohner:<br />

7 Halbmeyer:<br />

Nr.1 ab 1792 Joh.Heinrich Nülle*1764<br />

/ ab 1818 J.Heinr.Nülle*1794 / ab 1857 J.Heinr.F.Nülle*1819 / ab 1874 F.Heinr.Nülle*1843<br />

Nr.2 ab 1785 Cord H.Wiebking*~1765 (Krüger) / ab 1815 J.Cord H.Wiebking*~1785+ (Krugwirt) /<br />

(um 1832 H.Fr.Thieße) / ab 1840 J.Hr.Wiebking*1811 (Krugw.) / ab 1866 H.F.W.Wiebking*1843<br />

Nr.3 ab 1805 J.Heinrich Brase*~1785+ / ab 1835 Heinrich Brase*~1806 / ab 1865 J.F.H.Brase*<strong>1839</strong><br />

Nr.4 ab 1780 J.Heinr.Heidorn*~1761+ / ab 1812 <strong>Die</strong>dr.J.C.H.Staffhorst*1777 / ab 1830 J.H.Kahle*1779 /<br />

ab 1842 J.Heinr.-Wilh.Kahle*1803 / ab 1853 Heinr.Kahle*~1829<br />

Nr.5 ab 1798 J.Cord H.Dankenbring*1767 (Gem.Vorsteher) / ab 1832 Cord Henrich Dankenbring*1805 /<br />

ab 1858 H.Friedrich Dankenbring*1837<br />

Nr.6 ab 1795 J.Henr.Garberding*~1735 / ab 1811 Cord H.Stadtländer*~1750 / ab 1836 C.Heinrich<br />

Stadtländer*~1779 (Schneider / Hsl. - USA) / ab 1847 J.Cord Heinr.Heidorn*1779 Nr.24 / ab 1849<br />

J.Cord Heinr.Heidorn*1805 (1858 Brand am Brink) / ab 1871 J.Heinr.Heidorn*1832<br />

Nr.7 ab 1832 Joh.Cord Heinr.Kahle*1781 / ab 1844 J.Friedr.Heinr.Kahle*1807 (um 1850 Gastwirt) /<br />

ab 1861 Friedr.Wilh.Kahle*1836 (Gastwirt) / ab 1885 Friedr.Kahle*1865 (Gastwirt)<br />

14 Großkötner:<br />

Nr.8 ab 1797 J.Heinr.Wilh.Meyer*~1772 (1828 neues Haus an der Rehburger Chaussee <strong>–</strong> Haus am Brink<br />

wird noch von anderen Familien bewohnt) / ab 1820 J.Heinr.Friedr.Meyer*~1795 / ab 1830 J.Cord<br />

Heinr.Fr.Meyer*1802 / ab 1861 Heinr.Fr.Meyer*~1837<br />

Nr.9 ab 1792 Cord H.Nülle*1764 / ab 1811 J.Cord H.Ohlhagen*1781 / ab 1830 J.H.Friedr.Kahle*~1801 /<br />

ab 1857 J.Heinr.Kahle*1834 / ab 1884 Heinr.Kahle*1858<br />

Nr.10 ab 1796 J.H.Friedrich Dunker*1774 Nr.33 / ab 1829 J.Cord Heinr.Dunker*1799 Schneeren (Brand)<br />

/ ab 1863 Heinr.Philipp Dunker*1834 (Gem.Vorsteher / 1891 Kreistagsabgeordn.)<br />

Nr.11 ab 1790 J.Heinr.Meier*1765 / ab 1804 J.Fr.Heinr.Meier*~1770 (Krüger) / ab 1843 Wilhelm Meier<br />

*~1810 / ab 1860 Karl H.W.Meier*1842 / ab 1867 Heinr.Meier*1847 / ab 1880 H.Fr.Meier*~1860<br />

Nr.12 ab 1896 J.Friedrich Gerberding*~1777 / ab 1830 J.Heinr.Karsten*1798 Nöpke (Brand 1836 - USA)<br />

/ ab 1840 H.F.Wilhelm Förthmann*1815 / ab 1874 Wilhelm Förthmann*1848<br />

Nr.13 (T.) Braasen*~1745 (oo Ludw.Meyer) / ab 1811 J.H.Philipp Pförthmann*1762 (Brand 1836) /<br />

ab 1828 Joh.Heinr.Brase*~1775 / ab 1861 J.Heinr.Brase*~1800 / ab 1888 Heinr.Brase*v.1830<br />

Nr.14 ab 1791 J.Heinr.Nortmeier*1764 / ab 1848 J.Hr.Nortmeier*~1800 / ab 1876 Heinr.Nortmeier*1853<br />

Nr.15 ab 1803 J.Heinr.Syrup*~1765 (Zolleinnehmer) / ab 1847 J.C.Heinr.Syrup*1814 (Gem.Vorsteher /<br />

neues Haus) / ab 1866 J.Friedr.Syrup*1841<br />

Nr.16 ab 1798 J.Heinr.Ohlhagen*1777 / ab 1842 J.Heinr.Ohlhagen*1812 / ab 1874 J.F.Hr.Ohlhagen*1846<br />

Nr.17 ab 1797 Alb.C.Heinr.Kahle*~1771 / ab 1820 Cord Heinr.Kahle sen.*1800 / ab 1853 Cord Heinrich<br />

Kahle jun.*~1825 / ab 1874 H.Kahle*1852 (Realgemeindevorsitz.)<br />

75


(nach 1806)<br />

Nr.18 ab 1802 Alb.H.Brase*~1770 (Grenad.+) / ab 1803 H.Ludw.Wiebking*~1770 Schneeren (Mdf.Nr.2)<br />

/ (um 1826 H.Fr.Thieße) / 1835 Gastwirt / ab 1842 J.Fr.Wiebking*~1795 / ab 1864 Hr.Wiebking<br />

*~1820 / ab 1881 Wilh.Thürnau*~1850 Hagenburg / ab 1883 Friedr.Thürnau*~1850 Altenhagen<br />

Nr.19 (Bühmann) ab 1812 <strong>Die</strong>tr.Heinr.Hoffmeyer*~1785 Schneeren / ab 1850 J.Heinr.Hoffmeyer*~1820<br />

ab 1876 Heinr.Hoffmeyer*1851 (Brand 1876) / ab 1882 Cord H.Friedr.Nordmeier*1859 Nr.27<br />

Nr.20 um 1831 J.Heinr.Heidorn sen.*1781 / ab 1835 J.Hr.Heidorn*1807 / ab 1862 J.H.Wilh.Heidorn*1834<br />

Nr.21 ab 1804 J.Heinr.Fischer*1781 / ab 1830 J.Heinr.Struckmann*1781 Schneeren / ab 1841 J.Heinrich<br />

Struckmann*1815 / ab 1862 Heinr.F.Struckmann*1842 (Brand 1888-Neubau)<br />

6 Kleinkötner<br />

Nr.22 ab 1791 JHeinr.F.Nortmeier*~1765 (Brinksitzer) / ab 1817 J.H.Philipp Nülle*1784 (Preuß. Husar<br />

bis 1817, Krüger, Ortsvorster, Brinksitzer / Brand 1836-Neubau 1841) / ab 1845 J.H.Friedrich<br />

Nülle*1820 / ab 1871 H.Friedr.Nülle*1845<br />

Nr.23 ab 1784 J.Harm Backhaus*~1857 (Schmiedemstr./ Werkstätte 1792 und 1796 Hofstelle an Ecke<br />

Rehburger Chausse-Mummerjahn / Hofstelle am Brink wird1800 Nr.44) / ab 1817 J.Heinrich<br />

Backhaus*~1790 (Schmiedemeister) / ab 1850 Cordt August H.Backhaus*~1818 (1864 Backhaus<br />

Erben) / ab 1875 Friedrich Meyer*1855 Nr.28 (Brinksitzer) „Stoffers“.<br />

Nr.24 ab 1803 Heinr.Heidorn*1777 (1796 Neues Haus / Kirchkötner) / ab 1820 J.Heinr.F.L.Heidorn<br />

*1800 / ab 1850 Heinr.Fr.Heidorn*1827 (Kleink./1857 Brinks. <strong>–</strong> neues Haus Heuberg/1864<br />

Kirchkötner) / ab 1884 Heinr.F.W.Heidorn*1860 (Brinks./Kirchkötner)<br />

Nr.25 um 1793 J.Friedr.Heydorn*~1775 (Brinksitzer) / vor 1825 J.Fr.Heidorn*~1795 (Brinksitzer) /<br />

ab 1825 J.<strong>Die</strong>trich Stadtländer*1785 Nr.6 (Schäfer / Brinks.) / ab 1838 J.Hr.Stadtländer*1816<br />

Nr.6 (Brinks.) / ab 1866 Heinr.D.F.Stadtländer*1840 (nur Kleinkötner)<br />

Nr.26 Cord Heinr.Seegers sen.*~1752 (ab 1770 Hsl./ 1819 Brinks.) / J.Cord Heinr.Seegers jun.*~1789<br />

(Rademachermstr./ 1816 Soldat / ab 1826 Brinks.) / ab 1844 Cord Heinr.Seeger*~1816<br />

(Brinks./ Gem.Vorsteher / neues Haus n.1865) / ab 1878 F.Heinr.Seeger*1845 (Brinksitzer.) /<br />

um 1890 Heinr.Seeger*~1865 (Brinks.)<br />

Nr.27 um 1800 noch J.Heinr.Förthmann (Nr.10) / 1807 Cord Heinr.Heidorn*~1781+ Nr.24 (Kleinkötner) /<br />

1844 J.H.Philipp Brase*~1800 Nr.3 (Kleink./Brinks.) / 1854 gekauft Friedr.Backhaus*~1825 Nr.23<br />

(Kleink.) / 1857 gekauft C.Heinr.Nortmeier*~1792 Nr.22 (Kleink./ Brinks.) / ab 1864<br />

J.C.H.Friedr.W.Nortmeier*1831 (1866 auch „Kellerwirth“ in Rehburg) / 1882 Verkauf (Haus wird<br />

Nr.73) neue Hofstelle Nr.27 „Hinterm Lindenberg“ H.Friedr.Nülle*1844 Nr.39/31 (Brinks./ Anb.)<br />

4 Anbauerstellen / 1 Häusling / 1 Freye:<br />

Nr.28 ab 1796 C.Heinrich Bühmann*~1774 (Anbauer / Hofstelle „Hinterm Lindenberg“, aber Werkstätte<br />

„Am Brink“) / 1817 Hofstelle an J.H.F.Wilhelm Meyer*~1790 Nr.11 (bis 1817 Soldat / 1819<br />

Anbauer / Rademacher / Böttcher „Stoffers-Ramaakers“/ ausgewandert in die USA)<br />

J.Heinr.Meyer*~1800+ Nr.11 (Böttcher / Rademachermeister / 1848 Anbauer)<br />

ab 1865 Wilh.Asche*~1835 Schneeren (Abbauer / Jutewinderwirth / Rademacher)<br />

ab 1879 C.Heinr.W.Niemeyer sen.*1834 Nr.44 (Abbauer / 1867 auch Nr.37 / ab 1882 wird die<br />

Hofstelle 28 zur Nr.27)<br />

Nr.29 ab 1792 J.F.Syrup*~1766 Nr.15 (um 1800 Anbauer) / ab 1831 J.H.Friedr.Syrup*~1792 (Anbauer) /<br />

ab 1852 Friedr.Syrup*~1820 (Anbauer) / ab 1873 Wilh.H.Fr.Ohlhagen*1850 Nr.16 (Anbauer)<br />

Nr.30 um 1790 J.Heinr.Kahle (Anbauer) / ab 1815 Beibauer zur (Realgem.) J.H.Friedr.Kahle*1792 (1834<br />

wieder Anbauer) / 1852 Verkauf Heinr.F.W.Dunker*~1825 Nr.33 (Anbauer / Rademacher / USA) /<br />

ab 1875 August Struckmann*1847 Nr.21 (Schuster / 1877 Anbauer)<br />

Nr.31 um 1780 J.H.Meyer*~1765 Nr.8 (Hsl.) / um 1811 J.Cord Sierup*~1768 Nr.15 (Hsl.) / ab 1834<br />

J.Hinr.Wegener*~1810 Schn.? (Hsl./ USA) / ab 1844-48 J.Heinr.Meyer*~1800 Nr.28 (Abbauer) /<br />

ab 1848 J.Friedr.Brase*1825 Nr.27 (1850 Abbauer) / ab 1868 H.Friedr.Nülle*1844 Nr.39<br />

(Abbauer / Anbauer / ab 1882 Ehefrau Marie Meyer*1843)<br />

Nr.32 um 1799 J.Phillip Kahle*~1765 Nr.7 (Hsl./ Anbauer / „Dreiständerhaus“) / ab 1830 Albert<br />

H.Stadtländer*~1790 Nr.6 (Anbauer / Hsl./ Arbeiter / 1842 Abbauer) / 1847 Verkauf an Christian<br />

Friedr.Büsselberg*~1800 Steinhude (Dstknecht / 1853 Abbauer) / ab 1855 Heinr.Büsselberg<br />

*~1828+ (Abbauer) / ab 1879 Wilh.Büsselberg*~1855 (Abbauer)<br />

Nr.33 ab 1773 J.Heinr.Dunker*1756 (Böttcher) / ab 1818 Albert H.Dunker*~1795 (Anbauer / Drechsler /<br />

1852 Abbauer) / 1857 Verkauf an H.Wilhelm Nortmeier*1835 Nr.27 (Drechsler / 1860 Abbauer) /<br />

ab 1885 Wilh.Nortmeier*~1862 (Abbauer)<br />

76


(nach 1806)<br />

3 Anbauer- / Abbauerstellen / 1 Neuerbauer:<br />

Nr.34 neu ab 1806 J.Friedrich Kahle*~1782 Nr.7 (Abbauer) / ab 1853 Friedr.Nordmeyer*1802 Nr.27<br />

(Abbauer) / ab 1880 Heinr.Nordmeyer*1844 (Abbauer / 1865 neues Haus)<br />

Nr.35 neu um 1793 Friedrich Heydorn*1767 Nr.23 (Anbauer <strong>–</strong> im Dorf) / 1840 Verkauf an Cord Heinrich<br />

Bühmann*~1805 Nr.19 (Tischler / 1841 Abbauer an der „Lindenstr.“) / ab 1867 <strong>Die</strong>trich Heinrich<br />

W.Bühmann*1842 (Abbauer / Tischler)<br />

Nr.36 neu um 1800 J.<strong>Die</strong>trich Vogeler*1754 Stöckse (Schäfer / Hsl.) / 1831 J.Heinr.F.Vogeler*1796<br />

(Krankenwärter / 1840 Hsl. an der „Lindenstr.“/ 1841 Abbauer) / ab 1867 J.Heinr.Vogeler*1828<br />

(Abbauer / viele Nachkommen USA)<br />

Nr.37 neu um 1829 Heinr.Blanke*~1800 Nr.39 (als sog. Neuerbauerstelle noch am „Ohlhagen Steinweg /<br />

1841 Abbauerstelle an der „Lindenstraße“ mit Fachwerkhaus neugebaut / Familie bis 1865 USA) /<br />

ab 1867 C.Heinr.W.Niemeyer sen.*1834 Nr.44 (Abbauer / 1879-1882 Anbauer in Nr.37 und<br />

Abbauer in Nr.28)„Niemeyers“.<br />

1806/1807 Strenger Winter in Mitteleuropa! Französischer Krieg gegen Preußen und Russland.<br />

<strong>Mardorf</strong> mit dem Steinhuder „See“ (1807 von französischen Vermessungs-Ingineuren gezeichnet)<br />

1807 Königreich Westphalen: (Jérôme Bonaparte / Hauptstadt: Cassel / Teil vom Rheinbund). Der<br />

Bürgermeister heißt jetzt maire. Das „Ampt Rehburg“ ist Canton mit Rehburg, Winzlar, <strong>Mardorf</strong> (?<br />

Mervillage oder ?/ Village sur Mer), Schneeren, Husum, Linsburg, Bolsehle, Brokeloh mit Mühle,<br />

Groß-Varlingen, Schessinghausen, Finkenkohlenheide, Langendamm-Dorf, Wiedensahl?<br />

(insgesamt 6.845 Menschen) als Teil des Allerdepartements (Departement der Aller / Karte weiter<br />

unten) mit Hauptstadt Hanover (Hanovre).<br />

77


Departement der Aller 1807 (hellblau das Steinhuder Meer mit <strong>Mardorf</strong>)<br />

(1807) <strong>Die</strong> Franzosen üben während ihrer 10-jährigen Besatzung einen großen Einfluss aus. Sprachlich<br />

sind viele Begriffe aus der (positiv in Erinnerung gebliebenen) „Franzosenzeit“ bis heute erhalten<br />

geblieben (Chaussee). Unter ihrer Herrschaft enden die Vorrechte der Klöster. Aufhebung der<br />

noch vielfach bestehenden Leibeigenschaft und es wird das erste freie Parlament gewählt.<br />

Selbständiges Fürstentum Schaumburg-Lippe mit Großenheidorn, Flecken Steinhude,<br />

Altenhagen, Flecken Hagenburg als „Seeprovinz“ und der „Bergkette“ Wiedenbrügge,<br />

Wölpinghausen, Bergkirchen, Schmalenbruch, Windhorn. <strong>Die</strong> Grafschaft Schaumburg bleibt bei<br />

Hessen-Kassel.<br />

Erstes brauchbares Dampfschiff fährt auf dem Hudson (USA).<br />

1809 Erfindung des elektrischen „Telegraphen“ (S.T. von Sömmering). Nächste Station ist Rehburg.<br />

1811 Komet „Flaugergues“ ist lange <strong>Zeit</strong> am Tage sichtbar.<br />

Ausbau Wilhelmstein (bis 1814): <strong>Die</strong> einzelnen vorgelagerten kleinen Inseln mit den Häusern<br />

werden miteinander verbunden (Eichenspundwände) und die Insel erhält ihr heutiges Aussehen.<br />

<strong>Die</strong> Insel ist auch Kadettenschule, Staatsgefängnis (und heute beliebtes Ausflugsziel mit<br />

Restaurant, Museum, Hochzeitszimmer und Ferienwohnung).<br />

1812 Neuer Pastor (-1818) in Schneeren ist Christian <strong>Die</strong>trich Druckenmüller (+4.6.1818).<br />

24.6.1812 Napoleon beginnt mit 670.000 Soldaten den Russlandfeldzug. Zwangsrekrutierte und Freiwillige<br />

(auch aus dieser Gegend) kommen in der „Westphalenarmee“ als Teil der „Grande Armee“ bis<br />

nach Moskau. Der frühe und kälteste Winter für Jahrzehnte sowie eine katastrophale Versorgung<br />

zwingen die Franzosen zum Rückzug. Nur 18.000 Soldaten schaffen im Dezember den Weg<br />

zurück in die Heimat. Erschöpfte französische Truppenreste kehren nach Rehburg zurück.<br />

1813 Letzte Franzosen werden vom Grafen von Bothmer und seiner russischen Legion aus Rehburg<br />

vertrieben. Damit endet die „Franzosenzeit“ für <strong>Mardorf</strong>.<br />

1814 Der alliierte preußische General Blücher ist mit einigen Truppenteilen (darunter auch <strong>Mardorf</strong>er) in<br />

Paris. 12.4. Pariser Friede und 18.9. Wiener Kongress. Napoleons Exil auf Elba bis zur Rückkehr.<br />

Erste Gas-Straßenlampe brennt in London.<br />

<strong>Die</strong> durchschnittliche Tiefe des Steinhuder Meeres soll bei 10-18 Fuß (bis 5,26 m) liegen.<br />

Hebamme Kahle wird erwähnt.<br />

1815 Brandkassennummern bis Nr.31 (entspricht Hofstelle Nr.29).<br />

78


10.-15.4.1815 Größter Vulkanausbruch der letzten 10.000 Jahre mit dem „Tambora“ auf Indonesien führt zum<br />

weltweiten „vulkanischen Winter“. 1816 ist dann das „Jahr ohne Sommer“ (nasskalt und Schnee<br />

fällt bis in den Mai). Anhaltendes Regenwetter im ganzen Sommer führt zum Ausfall der wichtigen<br />

Kartoffelernte.<br />

18.6.1815 Schlacht bei Waterloo (Belgien). Napoleon wird nach seiner verheerenden Niederlage gegen<br />

Preußen (Blücher) und England (Wellington) verbannt und stirbt 1821 auf St. Helena im<br />

Südatlantik!<br />

Georg III („Welfe“) wird König von Hannover (-1820 / ist seit 1801 schon König des Vereinten<br />

Königreiches). Zum Kgr. Hannover gehört die „Provinzialregierung“ (1816) Hannover (Fsm.<br />

Calenberg mit Amt Rehburg).<br />

Sommer 1815 <strong>Die</strong> Stadt Rehburg hat 176 Feuerstellen mit 1167 Einwohnern und ein Kriminalgericht. In<br />

Hannover ist aber die Justiz-Canzley und in Celle das Appellationsgericht. <strong>Die</strong> Steuerabgabe der<br />

Gemeinde <strong>Mardorf</strong> fließt schon an das Amt Neustadt (!).<br />

Um 1817 Lehrer in <strong>Mardorf</strong> ist Wilhelm Klingemann (aus ?).<br />

1817 Der Sommer ist sehr nass. <strong>Die</strong> Ernte fällt wieder schlecht aus und es kommt zur Hungersnot.<br />

Projekt eines Weser-Leine-Kanals, durch den Bannsee bis Neustadt. <strong>Die</strong> beträchtlichen<br />

Höhenunterschiede (Weser 28 <strong>–</strong> Leine 35 m) machen es aber uninteressant (siehe Karte 1890).<br />

Weitere bauliche Maßnahmen zur Meerbachregulierung.<br />

1818 Neuer Pastor (-1828) in Schneeren ist Heinrich Christian Friedrich (*21.12.1787).<br />

1819 Erste Atlantiküberquerung mit einem Dampfsegler dauert 29 Tage!<br />

Teilung („Rezeß“ / bis 1857) des <strong>Mardorf</strong>er Holzes.<br />

1820 Allgemeine <strong>Die</strong>nstpflicht im Königreich Hannover. Ein Landwehrbataillon in Neustadt, davon eine<br />

Kompanie in Rehburg (20.-26. bzw. später auch 19.-30. Lebensjahr im Kriegsfall). Wenig später<br />

abgeschafft und wieder ein stehendes Heer (Calenberger Regiment).<br />

Georg IV. König des Vereinigten Königreiches und Hannover. 1830 folgt ihm Wilhelm IV.<br />

1822 Eine Feldmäuse-Plage vernichtet große Teile der Ernte. Im Spätherbst beendet der frühe und<br />

sehr strenge Winter das Spektakel.<br />

1823 Der Januar ist sehr kalt!<br />

18.4.1823 Bildung der Landdrostei Hannover (bis 1885) u. a. mit dem Fsm. Calenberg (mit Amt Rehburg,<br />

Wölpe, Neustadt) und Grafschaft Hoya, <strong>Die</strong>pholz.<br />

1824 „Gemeinheitstheilung“ für Calenberg (in Schneeren 1864-1876 / in <strong>Mardorf</strong> erst 1891-1908)!<br />

In einem Hannoverschen Magazin werden für die Gegend nördlich des Steinhuder Meeres viele<br />

Steingräber mit Steinkreisen und 10 Hügelgräber genannt. Nördlich des Bannsees sind noch 2<br />

große Steinhäuser mit 5 Abteilungen in West-Ost Ausrichtung, 55 Fuß lang und 10 Fuß breit. Um<br />

Material für den Chausseebau zu gewinnen, werden sie bis 1826 zerstört und bis 1910 gänzlich<br />

abgetragen.<br />

1825 Erste öffentliche Personen-Eisenbahn in England!<br />

Erste Straßen-Gaslaterne in Europa in Hannover.<br />

Erste Erwähnung einer "Brandwehr" (Feuerwehr) in <strong>Mardorf</strong>. <strong>Die</strong><br />

Ausrüstung besteht aus Ledereimer (Foto), Beil und Einreißharken.<br />

1826 Wolfsjagd nördlich des Meeres. Der zugewanderte Wolf bricht in<br />

Schafställe ein und Kälber werden zerrissen. Der letzte heimische Wolf in<br />

Norddeutschland wurde 1820 erlegt.<br />

Mai 1826<br />

Ein Ochse des <strong>Mardorf</strong>er „Großkäthners“ Heinr.Carstens (Nr.12) wird von Steinhuder Fischern<br />

hinter ein Boot gebunden nach Hagenburg verschleppt. Erst nach langem Hin und Her gibt es das<br />

Vieh zurück. Der Konflikt aber schwelt weiter, obwohl er schon mit dem Grenzvertrag von 1602<br />

und dem Vergleich von 1801 geregelt sein sollte (siehe auch 1828, 1842).<br />

79


1827 Verfassungsreglement für die Gemeinden im Kgr. Hannover. Beginn der sogenannten<br />

Bauernbefreiung. In der Gegend um <strong>Mardorf</strong> ist davon aber nichts zu spüren, weil hier gerade<br />

eine Erweiterung der landwirtschaftlichen Betriebe stattfindet.<br />

Neben dem vom Amt Rehburg bestellten Bauermeister (jetzt auch Bürgermeister genannt) gibt es<br />

einen Vorsteher (von den Hofinhabern gewählt). Amtliche Mitteilungen werden der Bevölkerung<br />

vom „Pingler“ (Gemeindebote oder Gemeindediener mit Handglocke) bekannt gemacht.<br />

1827 Alexander von Humboldt: „Kosmos. Entwurf<br />

einer physischen Weltbeschreibung“<br />

1828 Neuer Pastor (-1834) in Schneeren ist<br />

Christian August Heinrich Ahlburg<br />

(*17.5.1800).<br />

Dez.1829<br />

Zweiter aktenkundiger „Ochsen“-Zwischenfall<br />

am Nordufer des Steinhuder Meeres. Wieder<br />

verschleppen Steinhuder Fischer <strong>Mardorf</strong>er<br />

Vieh. Auch diese Mal kommt das Vieh erst<br />

nach langen Verhandlungen frei.<br />

Dauerfrost (bis Jan. 1830) <strong>–</strong> das Steinhuder<br />

Meer und die Weser sind zugefroren und<br />

befahrbar.<br />

(Zeichnung: Neues Haus Meyer <strong>Mardorf</strong> Nr.8 von 1828)<br />

1830 Landdrost F.W. von Dachenhausen (-1855).<br />

Nach 1830<br />

Um 1831<br />

Dampfomnibusse (umgebaute Postkutschen) fahren als erste Fahrzeuge ohne Zugtiere!<br />

<strong>Zeit</strong> der Ablösungen, Rezesse und Theilungen.<br />

Ein neues Anerbenrecht regelt die Hoffolge.<br />

Lehrer in <strong>Mardorf</strong> ist Herr Bauerschlag.<br />

1831 „Faraday’scher Käfig“ (elekromagnetische<br />

Induktion).<br />

Charles Darwin beginnt seine Weltreise.<br />

Staatsgrundgesetz im Königreich Hannover!<br />

Verpachtung der begehrten Fischereirechte<br />

im Bannsee (bis 1840).<br />

80<br />

(unten: Hofstelle Kahle <strong>Mardorf</strong> Nr.17 von 1830)<br />

Feldhüter für <strong>Mardorf</strong> ist z. B. bis 1843<br />

Heinrich Stadtländer (Nr.6). Er ist kein<br />

eigentlicher Schäfer sondern für die Ordnung (Polizeigewalt) in der Feldmark zuständig<br />

(„Hühnerpolizist“) und bekommt für seine Tätigkeit die ½ der Strafgelder. Er ist im Rehburger<br />

Gericht beeidigt worden und bekommt von jedem der 27 Bauern eine „Metze Rocken“.<br />

1831 Als sich die Cholera in Deutschland ausbreitet, werden auch in <strong>Mardorf</strong> Maßnahmen ergriffen,<br />

um dieser Seuche Herr zu werden. Man richtet schnell einen provisorischen Friedhof ein und wählt<br />

dazu ein Gelände zwischen Dorf und Meer, das heute Uhlenburg genannt wird. Bauermeister<br />

Struckmann Nr.21 bildet eine Orts-Commission, die sich aus folgenden Personen<br />

zusammensetzt (in Klammern die zu überwachenden Häuser):<br />

Bauermeister H. Struckmann Nr.21(3, 4, 9, 16, 18) / Vorsteher H. Stadtländer Nr.25 (5, 6, 26, 30) / Vorsteher<br />

Philipp Nülle Nr.22 (10, 12, 13, 17, 23, 28) / Lehrer Bauerschlag (1, 2, 14, 15, 19, 29) / Zolleinnehmer H.<br />

Syrup Nr.15 (31, 32, 33) / Halbmeyer J.H. Kahle Nr.7 (8, 11, 22, 24, 27) / es fehlen Angaben für die Häuser<br />

Nr.34, 35).<br />

<strong>Die</strong> Schule wird als Hospital eingerichtet und folgende Einwohner als Krankenwärter bestellt:<br />

Maria und Heinrich Vogeler Nr.36 / Dorothea Heidorn Nr.20 / Cord H. Buchholz (später Nr.59). <strong>Die</strong><br />

Betten sollen die einzelnen Kranken selbst mitbringen, ebenfalls die notwendigen Badeeimer.<br />

Jeden Mittwoch trifft sich die Orts-Commission im Hospital und prüft, ob schon Cholerafälle<br />

aufgetreten sind. Lehrer Bauerschlag schreibt anschließend immer gewissenhaft in die<br />

Schulchronik ein, was die Commission besprochen und geprüft hat:


(1831) Den ganzen Oktobris hat die Orts-Commision keinen Kranken gefunden, wiewohl Zolleinnehmer Syrup<br />

besonders stark gesuchet. <strong>Die</strong> Commission versammelt sich von dato ab nicht mehr in der Schule. Da die<br />

Schule bei der Meyerschen Branntewein-Brennerey lieget und Branntwein ein vorzüglicher Schutz gegen<br />

jedwede Krankheit wie auch gegen Pest und Cholera ist.<br />

Man kann wohl annehmen, dass die Orts-Commission sich nicht nur vergewissert, ob Kröeger<br />

Meyer auch immer genügend Branntwein vorrätig hält, sondern so manches Gläschen wird auch<br />

getrunken, um die gefährlichen Bazillen zu vertreiben. Gelegentlich aber wird die Commission<br />

auch kontrolliert. So erscheint am ersten Mittwoch des Monats Dezember 1831 der Königl. Chur<br />

Hannöversche Amts-Vogt Hauß aus Rehburg und revidiert die <strong>Mardorf</strong>er Commission. Er begibt<br />

sich in die Schule, doch niemand ist hier anzutreffen. Sein nächster Weg führt ihn in die<br />

Meyersche Branntewein-Brennerey. Der Schullehrer Bauerschlag schreibt über diesen Besuch:<br />

Der Herr Hauß-Vogt war sehr stark erzürnet, wobey er sagte, daß die Krankheit sich seit Anfang dieses<br />

Monats bereits bis Hamburg, Magdeburg und Celle gezeiget hat. Wobey die Empfänglichkeit für die Cholera<br />

durch früheres unregelmäßiges Leben, Unmäßigkeiten im Essen, starke Gemüths-Bewegungen,<br />

Unreinlichkeiten und besonders wüste Trunkfälligkeiten sich viel verbreitet. Da der Hauß-Vogt die Orts-<br />

Commission aber stark bezechet und besoffen aufgefunden, so sey er gehalten, die Bestimmungen der<br />

Königlichen Verordnung über die Bestrafung derjenigen, welche die Polizey-Vorschriften wegen der Cholera<br />

übertreten zuvörderst bey der Orts-Commission selbst anzuwenden. Als der Krugwirt Meyer aber dem Herrn<br />

Vogt den vorzüglichen Branntewein eingeschenket, da hat er gnädigst die Strafe ausgesetzet.<br />

So sehr die Commission sich seit dieser <strong>Zeit</strong> auch bemüht, Cholerakranke aufzuspüren, <strong>Mardorf</strong><br />

bleibt von dieser unheilvollen Krankheit verschont.<br />

10.11.1831 Agrarreform (Ablösungsgesetz) im Königreich Hannover unter Wilhelm IV (1830-1837). Befreiung<br />

der Bauern von Hand- und Spanndiensten (Sicherung der Existenzfähigkeit). Sie werden<br />

Grundherren über ihre bewirtschafteten Ländereien (Anerbenrecht). Das Verfahren zieht sich<br />

wegen der hohen Kosten viele Jahre hin und wird oft finanziert durch Kredite der<br />

Landeskreditanstalt. Bereits ab 1832 werden die ersten größeren Höfe in <strong>Mardorf</strong> (z. B. Nr.5)<br />

abgelöst (bis ins 20.Jhd.).<br />

1832 „Phosphor-Zündhölzer“ (J.F. Kammerer).<br />

1833 Fürst Georg Wilhelm von Schaumburg lässt bei<br />

<strong>Mardorf</strong> graben und es werden große gut<br />

erhaltene Urnen (Bronzezeit) mit Asche und<br />

Knochen gefunden.<br />

Dürresommer in Mitteleuropa!<br />

„Elektromagnetischer Telegraph“ (Gauß/Weber).<br />

(unten: Hofstelle <strong>Mardorf</strong> Nr.16 Ohlhagen von 1832)<br />

22.7.1833 Ablöseordnung im Kgr. Hannover (Zehnt,<br />

Reallasten wie <strong>Die</strong>nste, Kornzins, Zinshühner,<br />

Gänse, Ferkel, Kirchenzins können mit Geld<br />

abgelöst werden). Der Vertrag wird zwischen dem<br />

Staat (o.ä.) und dem Hofinhaber (Provocant)<br />

geschlossen. Bei Hofstellen-(Wirths-)wechseln<br />

musste nicht mehr der „Weinkauf in Thalern Gold“ geleistet werden und bei Ehestiftungen<br />

brauchte die „Herrschaft“ nicht mehr zuzustimmen. Der Begriff Realgemeinde wird jetzt offiziell<br />

üblich.<br />

1834 Erfindung des Elektromotors (M.H. von Jacobi).<br />

<strong>Die</strong> Gesamteinwohnerzahl in <strong>Mardorf</strong> ist auf fast 700 angewachsen. „Mahrdorf“ hat amtlich 32<br />

landwirtschaftliche Höfe mit ca. 250 Leuten und eine „Kgl. Hannöversche Neben-Zoll-Rezeptur“<br />

(bei Syrup Nr.15).<br />

Es gibt im Ort außerdem (z. T. noch auf den familiären Gehöften untergebracht):<br />

Zwei Schmiede (Nr.19, 23), Schuster, Schneider, Schäfer, Stellmacher, Rademacher, Drechsler und Böttcher<br />

(Nr.27, 28, 30, 33), Krüger (Nr.2, 11), Zimmerleute, Maurer, Tischler (Nr.35), Feldhüter und Nachtwächter<br />

(Nr.41).<br />

81


1835 Erste deutsche Eisenbahnstrecke von Nürnberg nach Fürth.<br />

Um 1836<br />

Neuer Pastor (-1853) in Schneeren ist Johann Heinrich Ludwig Lieffers (*19.8.1800).<br />

Lehrer in <strong>Mardorf</strong> ist Heinrich Chr. Scheele aus Altenhagen.<br />

1836 <strong>–</strong> 1855 „Regulativ“ über die Erhebung eines Häuslings-Einzuggeldes (so etwas wie eine<br />

Existenzgründungsprämie) im Amt Rehburg.<br />

1836 Große Waldgebiete westlich des Bannsees brennen wegen anhaltender Trockenheit ab.<br />

14./15.4.1836 In der Nacht kommt es im Dorfbereich von <strong>Mardorf</strong> zum Großen Brand:<br />

Der Nachtwächter ist wie immer mit seinem Hund unterwegs, um seine nächtlichen Runden zu<br />

gehen und die Stunden abzusingen. Er kennt den Weg genau, und hat meistens seine Laterne<br />

nicht angezündet. An der „Zehntenscheune“ (am nördl. Dorfrand) macht er immer eine kleine<br />

Ruhepause, weil ihm der Bauermeister eingeschärft hat, hier besonders wachsam zu sein. In der<br />

letzten <strong>Zeit</strong> ist es nämlich wiederholt vorgekommen, dass diebisches Gesindel die Lehmwände<br />

des Fachwerkbaues aufgebrochen und sich seinen Kornanteil wieder abgeholt hat, den es tags<br />

zuvor dort brav abgeliefert hatte. Mehrfach ist festgestellt worden, dass Habern un Rocken (Hafer<br />

und Roggen) fehlt. Doch in dieser Nacht kann der Nachtwächter nichts Verdächtiges feststellen.<br />

Also schlägt er den Mantelkragen hoch, weil ein heftiger Nordwestwind ihm ins Gesicht bläst und<br />

wendet sich des Kröegers Behausung zu, wo er noch Licht bemerkt. Dort sitzen nämlich<br />

Bauermeister Struckmann, Schullehrer<br />

Scheele und der Krugwirt Meier noch bei<br />

einem Ort Branntewein und besprechen<br />

die neuesten Dorfprobleme. Weil der<br />

Nachtwächter so gut erzählen kann, ist er<br />

immer gern gesehen. Doch kaum hat der<br />

Krüger Meier ihm einen Ort Branntwein<br />

eingeschenkt, da winselt der Hund<br />

draußen vor der Tür und heult<br />

scheußlich. Bauermeister Struckmann<br />

tappt hinaus, um zu sehen, was das Tier<br />

wohl hat. Da kommt er auch schon<br />

zurück gerannt und ruft aufgeregt: „Dat<br />

brent! Dat brent!“ Jeder weiß sofort, was er<br />

zu tun hat. Schulmeister Scheele rennt<br />

zur Kapelle und zieht die Feuerglocke<br />

(die Kapellenglocke als einzige Glocke im<br />

Ort wird in einem bestimmten Takt<br />

geläutet). Der Nachtwächter läuft und<br />

tutet in sein Horn, so laut er kann. Ja, es<br />

brennt, und die Stroh gedeckten Häuser<br />

Nr.22 und 13 stehen schon in hellen<br />

Flammen. <strong>Die</strong> Karte zeigt die vier Standorte der wieder aufgebauten Häuser <strong>–</strong> die abgebrannten<br />

Gebäude standen sicher an gleicher Stelle.<br />

Aufgeschreckt erscheinen bald die ersten Helfer mit ihrem ledernen Eimer, den ein jeder <strong>Mardorf</strong>er<br />

in seinem Haus haben muss. Vom nächstgelegenen Notteich gegenüber bis zur Brandstelle wird<br />

eine lange Kette gebildet und Eimer auf Eimer in die Flammen gegossen. Doch es hilft nichts! <strong>Die</strong><br />

Funken fliegen auch auf die Dächer der Häuser Nr.10 und 12. Bald brennen diese Bauernhäuser<br />

ebenfalls bis auf die Grundmauern ab. Beim Ablöschen der rauchenden Trümmer helfen am<br />

nächsten Tag die Schneerener tatkräftig mit, und Bauermeister Dannenberg aus Schneeren erhält<br />

aus der <strong>Mardorf</strong>er Gemeindekasse einen blanken Taler für „Wasserfahren beim großen Brande“.<br />

Nun muss alles wieder aufgebaut werden. Brase Nr.13 hat es am eiligsten und bestellt sich einen<br />

Maurer aus Nöpke. Dazu gibt es damals auch schon Bauvorschriften („auf dem platten Lande“).<br />

<strong>Die</strong>se überwacht der Hausvogt aus Rehburg. In einer Schrift aus dem Jahre 1836 heißt es:<br />

„Der Maurer Wortmann aus Neubke derzeit in <strong>Mardorf</strong> erhält hierdurch den Befehl bei 3 Rthlr Strafe mit der<br />

bei Brase Nro 13 zu <strong>Mardorf</strong> angefangenen Maurer-Arbeit sofort aufzuhören und nicht ehender die Arbeit<br />

fortzusetzen, bevor ich nicht den Bauplatz in Augenschein genommen habe.“<br />

Hausvogtei Rehburg den 23ten Julius 1836 Schoof Hausvogt<br />

Nachtwächter Heinrich Feldmann (Nr.41) bekommt wegen seiner großen Wachsamkeit jährlich 1<br />

Reichsthaler zusätzlich zum normalen Jahreslohn von 10 Rth. Courant.<br />

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29.11.1836 Ein Orkan wütet 6 Stunden lang in der Gegend nordwestlich des Steinhuder Meeres!<br />

1837 Ende der Hannoversch-Britischen Personalunion: Ernst August I. ist jetzt „nur noch“ König von<br />

Hannover.<br />

Cellescher Haus- und Tafel-Kalender: Er zeigt die Mondphasen und die Tagesnamen an. Damals<br />

ein wichtiger Ratgeber für die Landwirtschaft (Abbildung weiter unten).<br />

Um 1838 <strong>Mardorf</strong> Nr.3 Brase (um 1838 mit neuem<br />

Fachwerkhaus rechts abgebildet und der große<br />

Findling vor dem heutigen Grundstück)<br />

Butterherstellung im Wandel der <strong>Zeit</strong>:<br />

(links) Holzeimer <strong>–</strong> holtamer<br />

(Mitte) Stampffass <strong>–</strong> stampfat<br />

(rechts) Drehbutterfass - draaibotterfat<br />

1838 Jan. und Febr. sind sehr kalt!<br />

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