A1 Urzeit bis 1170 - Mardorf
A1 Urzeit bis 1170 - Mardorf A1 Urzeit bis 1170 - Mardorf
am Steinhuder Meer Geschichte eines Dorfes und seiner Bewohner Friedrich Dankenbring (Dorfgemeinschaft) 1
- Seite 2 und 3: Die Entstehung der digitalen Chroni
- Seite 4 und 5: Quellenverzeichnis Adressbücher Ar
- Seite 6 und 7: Bis vor 210 Mio. Jahren fällt das
- Seite 8 und 9: Vor 370.000 Jahren beginnt die Hols
- Seite 10 und 11: Dünen um Mardorf: Das Steinhuder M
- Seite 12 und 13: Vor 14.400 (bis 9.000) Jahren gedei
- Seite 14 und 15: Vor 10.700 Jahren (um 8700 bis 8000
- Seite 16 und 17: (4000 v. Chr.) Mehrere Generationen
- Seite 18 und 19: Noch vor 3000 v. Chr. gibt es entwi
- Seite 20 und 21: Um 563 v. Chr. soll „Gautama“ (
- Seite 22 und 23: Ab 4.Jhd. n. Chr. Nachrömische Eis
- Seite 24 und 25: 8.-10.Jhd. 8.-14.Jhd. Die Düsselbu
- Seite 26 und 27: 1000 (-1300 ist „Hochmittelalter
- Seite 28 und 29: Im 12.Jhd. Alltagsleben im Hochmitt
- Seite 30: 1125 Sehr harter Winter hält bis n
am Steinhuder Meer<br />
Geschichte<br />
eines Dorfes und<br />
seiner Bewohner<br />
Friedrich Dankenbring (Dorfgemeinschaft)<br />
1
Die Entstehung der digitalen Chronik<br />
Alles begann schon im Kindesalter, als mir eine Art „Eingebung“ sagte: „Höör toe un srief up!“. So habe ich den<br />
Erzählungen und Erinnerungen vieler älterer <strong>Mardorf</strong>er gelauscht und erstmal über Jahre alles „nur“ notiert.<br />
Nach dem Erscheinen der ersten kleinen „<strong>Mardorf</strong>er Chronik“ vom ehemaligen Hauptlehrer Helmut Dannenberg<br />
(Nr. 22) zur 800-Jahr-Feier im Jahre 1973 und unserer Bilderchronik „<strong>Mardorf</strong> in alten Photographien“ im<br />
Rahmen der Dorferneuerung im Jahre 1984 (Original-Titelbild oben) sowie der von mir verfassten neuen<br />
umfassenden „<strong>Mardorf</strong>er Chronik“ im Jahre 1997 (unterstützt von Brigitte Kohlmann) regte sich im Laufe der<br />
folgenden Jahre der Wunsch das neue Medium Internet für eine aktualisierte, erweiterte und digitale Fassung zu<br />
nutzen. Dadurch dass nun erstmals eine große Dokumentation vorlag, ergaben sich viele Ergänzungen,<br />
Änderungen und Berichtigungen. Was lag da näher als sich der Möglichkeiten des digitalen Zeitalters zu<br />
bedienen. Jetzt kann jederzeit geändert und ergänzt werden und dazu noch aktuell allen Interessierten (und<br />
weltweit) zugänglich gemacht werden. Das Kapitel A ist zeitlich und historisch gegliedert und in einen<br />
geschichtlich wichtigen Hintergrund eingebettet worden. So erkennt man plötzlich örtliches in weltweiten<br />
Zusammenhängen.<br />
Das <strong>bis</strong>herige Konzept und die Gliederung der bestehenden Chronik in Buchform habe ich weitestgehend<br />
beibehalten, aber noch mehr <strong>bis</strong>her unveröffentlichte Bilder und Karten sowie Skizzen eingefügt. Darüber hinaus<br />
gibt es verschiedene Suchsysteme und ein umfangreiches Erklärungs- und<br />
Datenwerk im wesentlich erweiterten Kapitel B.<br />
Das <strong>bis</strong>herige Kapitel C (Höfe und Familien) habe ich nunmehr separat im<br />
Kapitel D zusammengefasst. Umfangreiche Familienchroniken (Stammbäume,<br />
die laufend ergänzt werden) sind dort als Exceltabellen (.xls) einsehbar. Dazu<br />
werden Personen und Höfe in der Zeitchronik entsprechend erwähnt.<br />
Das <strong>bis</strong>herige Kapitel E <strong>Mardorf</strong>er Platt wird im Jahre 2003 in einem eigenen<br />
gedruckten Wörterbuch ausführlich behandelt und ist jetzt Kapitel C.<br />
Insgesamt umfasst das Werk jetzt weit über 600 Seiten (ca. 36 MB als .pdf)!<br />
Viel Spaß in der neuen digitalen <strong>Mardorf</strong>er Chronik.<br />
Das <strong>Mardorf</strong>er Wappen<br />
Mardrup, 10.decemmer. 2013 Friedrich Dankenbring<br />
Das <strong>Mardorf</strong>er Wappen ist eines des ältesten in der Umgebung. Seit dem 20.04.1972 führt die damals noch<br />
selbständige Gemeinde und jetzige Dorfschaft <strong>Mardorf</strong> förmlich ein Wappen. Erste Vorschläge wurden schon am<br />
17.01.1969 vorgestellt. Bis zur Genehmigung durch das Niedersächsische Staatsarchiv musste noch hart um die<br />
„Anzahl und Länge der Schilfblattspitzen“ gerungen werden. Das abgebildete Wappen ist die rechtlich<br />
abgesicherte Endfassung von 1972. Zur 880-Jahrfeier 1973 wurde es der Öffentlichkeit vorgestellt.<br />
Das Wappen zeigt:<br />
„von Silber und rot schräg geteilt, oben aus blauen Wellen wachsend drei schwarze Lampenputzer –<br />
Schilfstengel mit grünem Blattwerk, unten ein linksgerichtetes silbernes Jagdhorn“.<br />
Die Wellen stellen die Lage <strong>Mardorf</strong>s am Meer dar und das Schilf<br />
seine besondere Bedeutung für den Naturschutz. Das Jagdhorn<br />
nimmt Bezug auf die <strong>bis</strong> 1943 besonders wichtige Funktion des<br />
Nachtwächters mit seinem Signalhorn und die Leidenschaft der<br />
<strong>Mardorf</strong>er für die Jagd.<br />
Die Farben der Gemeinde sind (nur zufällig identisch mit Schaumburg):<br />
„Silber, rot und blau“ – sowie „schwarz und grün“.<br />
2
Inhaltsübersicht<br />
jetzt mit insgesamt über 700 Seiten<br />
Vorwort des Verfassers (das <strong>Mardorf</strong>er Wappen und die Flagge) und großer Inhaltsübersicht 2<br />
Quellenverzeichnis 4<br />
A Chronik von <strong>Mardorf</strong> (mit Bildern, Zeichnungen und Karten)<br />
1 <strong>Urzeit</strong> <strong>bis</strong> <strong>1170</strong> n. Chr. (Dünen, Meer und Besiedlung) 5<br />
2 Die Zeit 1171 – 1720 (Urkundl. Erwähnung und Neugründung) 35<br />
3 Die Zeit 1721 – 1839 (Kapelle und großer Brand) 60<br />
4 Die Zeit 1840 – 1874 (Amerika und Mühle) 85<br />
5 Die Zeit 1875 – 1890 (Ehevertrag und Theilung) 110<br />
6 Die Zeit 1891 – 1917 (Verköppelung und vor dem Krieg) 130<br />
7 Die Zeit 1918 – 1932 (Zwischen den großen Kriegen) 155<br />
8 Die Zeit 1933 – 1949 (Der II. Weltkrieg und Folgen) 190<br />
9 Die Zeit 1950 – 1960 (Aufbau und Entwicklung) 235<br />
10 Die Zeit 1961 – 1973 (Landwirtschaft und Wochenendgebiet) 270<br />
11 Die Zeit 1974 – 1987 (Erholungsort und Dorferneuerung) 305<br />
12 Die Zeit 1988 – 2007 (Vor und nach dem Jahr 2000) 345<br />
13 Die Zeit 2008 – 2011 (Steinhuder Meer Tourismus) 390<br />
14 Die Zeit 2012 – heute (Die Gegenwart) 420<br />
B Ortsdaten, Namen, Listen, Erklärungen (mit Bildern, Zeichnungen und Karten)<br />
1 <strong>Mardorf</strong> und das Steinhuder Meer (Daten, Zahlen, Statistik, Karten) 1<br />
2 Flurnamen (A – Z / Karte mit Suchsystem) 9<br />
3 Straßen im Dorf und am Nordufer (A – Z / Karte mit Suchsystem) 11<br />
4 Alte Hausnummern (Nr.1-662 / Hofnamen u. neue Adressen) 14<br />
5 Neue Adressen (A – Z / alte Hausnummern und Nutzer) 28<br />
6 Namensliste (A. – Z / nur für <strong>Mardorf</strong>) 51<br />
7 Ämter und Wahlen (chronologisch 1580 <strong>bis</strong> heute) 67<br />
8 Kalender, Währungen, Maße und Gewichte (historisch) 73<br />
9 Betriebe, Tourismus und Stege N (A – Z / nur für <strong>Mardorf</strong>) 80<br />
10 Begriffe und Erklärungen (A – Z / schell herausgefunden) 90<br />
11 Gemeinschaften, Vereine, Institutionen (A – Z / <strong>Mardorf</strong> und wichtige Behörden) 125<br />
C Das <strong>Mardorf</strong>er Platt (auf Grundlage des Wörterbuchs von 2003 wesentlich ergänzt)<br />
1 a Inhalt 2<br />
1 b Aussprache (Vokale und Konsonanten) 3<br />
1 c Die Niederdeutsche Sprache (Geschichtliche Entwicklung) 5<br />
1 d Kurzgrammatik 8<br />
1 e Verben 11<br />
1 f Sprachliche Vergleiche (mit verwandten Sprachen) 13<br />
2 Wörterbuch Plat – Deutsch (A – Z) 20<br />
3 Wörterbuch Deutsch – Plat (A – Z) 81<br />
4 <strong>Mardorf</strong>er Geschichten und Sagen (döönken un saagen) 145<br />
3
Quellenverzeichnis<br />
Adressbücher<br />
Archive<br />
Beckedorf, Hermann<br />
Gemeinde <strong>Mardorf</strong> und Stadt Neustadt am Rübenberge<br />
Bahlsen Hannover<br />
Evangelisch – lutherisches Pfarramt in Schneeren<br />
Historiae Westfalicae<br />
Familie Hübotter Hannover<br />
Imperial War Museum London<br />
Landwirtschaftliche Brandkasse Hannover<br />
Stadt Neustadt am Rübenberge<br />
Steinhude<br />
Burchard, Max Bevölkerung Fstm. Calenberg – Göttingen (1686/1689)<br />
Carl – <strong>Mardorf</strong>, Wilhelm<br />
Auszüge aus vielen seiner Heimatbücher<br />
Chroniken in <strong>Mardorf</strong> Schützenverein <strong>Mardorf</strong> (1977, 1987, 2002) / TSV <strong>Mardorf</strong> (1986)<br />
Dankenbring, Friedrich <strong>Mardorf</strong>er Chronik (1997), Familienchroniken (nach 1960), Wörterbuch –<br />
<strong>Mardorf</strong>er Platt (2003), persönliche Unterlagen und Digitalchronik (ab 2000).<br />
Dannenberg, Helmut <strong>Mardorf</strong> Chronik (1973)<br />
Dorfgemeinschaft <strong>Mardorf</strong><br />
Familie<br />
Heimatverein<br />
Hodenberg, W., Frhr. von<br />
Verschiedene Veröffentlichungen und Unterstützung<br />
Unterstützung durch persönliche Hilfe und Geduld<br />
Rehburg<br />
Calenberger Urkundenbuch<br />
Hübner, Werner, Dr. Rehburg – Geschichte einer kleinen Stadt (1966)<br />
Hueg, Adolf Dorf- und Bauerntum (1939)<br />
Keull, Susanne<br />
Entwicklung Agrarraum Steinhuder Meer<br />
Kohlmann, Brigitte <strong>Mardorf</strong> – Schriftliche Umsetzung der Chronik (1997)<br />
Lunde, Friedrich<br />
<strong>Mardorf</strong>er Mitbürger<br />
Pastor – Kirchengemeinde Schneeren – <strong>Mardorf</strong><br />
Unterstützung durch ihren Erinnerungen und Familienaufzeichnungen<br />
Meyer, L. Philipp Pastoren der Landeskirche seit der Reformation (1942)<br />
Munk, Heinrich<br />
Nortmeier, Wilhelm<br />
Niedersächsisches<br />
Niedersächsisches<br />
Niedersächsische<br />
Niedersächsisches<br />
Stadthagen (persönliche Aufzeichnungen)<br />
<strong>Mardorf</strong> Nr.90 (persönliche Aufzeichnungen)<br />
Freilichtmuseum Cloppenburg<br />
Hauptstaatsarchiv Hannover<br />
Landesbibliothek Hannover<br />
Ochwadt, Curd Steinhuder Meer (1967)<br />
Ortschroniken<br />
Ortsrat <strong>Mardorf</strong><br />
Landesverwaltungsamt / Landesamt für Bezüge und Versorgung Hannover<br />
Schneeren, Stöckse / Wenden, Hagen, Rehburg<br />
Unterstützung<br />
Peters / Schlupp Dorferneuerung <strong>Mardorf</strong> (1984)<br />
Realgemeinde <strong>Mardorf</strong><br />
Reumann, Karsten<br />
Stadtbibliotheken<br />
Steinhuder Meer Tourismus<br />
Westfälisches<br />
Zeitungs-Notizen<br />
<strong>Mardorf</strong> in alten Photographien (1984)<br />
Unterstützung<br />
<strong>Mardorf</strong><br />
Hannover und Neustadt a.Rbge.<br />
Die SMT GmbH als Begleiter von www.mardorf.de<br />
Freilichtmuseum Detmold<br />
Leinezeitung Neustadt a.Rbge. und Neustädter Zeitung<br />
Stadtanzeiger Wunstorf<br />
4
<strong>A1</strong><br />
<strong>Urzeit</strong> <strong>bis</strong> <strong>1170</strong> nach Christi Geburt<br />
Vor 13,7 Mrd. Jahren Urknall mit Ausdehnung und Bildung unseres Sonnensystems u. a. mit der Urerde.<br />
Vor 4,5 Mrd. Jahren entsteht bei Kollision der Protoerde „Gaia“ mit dem Protoplaneten „Theia“ der Urmond.<br />
Vor 4 Mrd.<br />
Jahren im Hadaikum entsteht der Urozean, eine erste feste Erdkruste (Gneis) und erstes Leben<br />
(vermutlich mit Gesteinsbrocken vom Mars zu uns gelangt).<br />
Vor 3,6 Mrd. Jahren (Archaikum) entstehen Einzeller u. a. Blaualgen (Cyanobakterien). Photosynthese bildet<br />
ersten Sauerstoff. Erste Festlandskerne (Kratone) bewegen sich aufeinander zu.<br />
Vor 3,5 Mrd. Jahren formt sich der erste (?) Kontinent „Ur“ (am Äquator) und vor 2,7 Mrd. Jahren der (?) erste<br />
Superkontinent „Kenorland“ (mit Ur-Europa) auf der Südhälfte der Erde, nahe dem heutigen<br />
Südpol – Beginn der Plattentektonik.<br />
Vor 2,4 Mrd. Jahren (im Proterozoikum - Erdfrühzeit) entstehen Vielzeller und Pilze! Die Erde kühlt sich ab und<br />
die erste weltweite Vereisung (Huronische Kaltzeit – 2,1 Mrd.). Am Ende entsteht der neue (?)<br />
Superkontinent „Columbia“ (= „Nuna“ mit Teilen aller heutigen Kontinente, aber Zerfall <strong>bis</strong> 1,3 Mrd.)<br />
auf der Südhalbkugel. Vor 1,8 Mrd. Jahren wird „Nena“ aus „Arctica“ und „Baltica“ gebildet (– 1,26<br />
Mrd.). Vor 1,4 Mrd. Jahren sind aber Rotalgen und Einzeller mit Zellkern vorherrschend.<br />
Vor 1,1 Mrd. Jahren bildet sich der neue Superkontinent „Rodinia“ (– 800 Mio.) mit „Laurasia“ (u. a. Nena)<br />
nördlich des Äquators und „Gondwana“ (– 150 Mio.) auf der Südhalbkugel. Alles umgeben vom<br />
Ozean „Mirovia“. Nördlicher Teil von „Gondwana“ ist (700-480 Mio.) „Avalonia“ (u. a. mit<br />
Norddeutschland).<br />
Vor 735 Mio. Jahren beginnt eine erneute weltweite Vereisung in 2-3 großen Schüben (Sturtische-/,<br />
Marinoische- und Gaskiers-Kaltzeit / – 580 Mio.). Vor 600 Mio. Jahren (Warmzeit mit Blaualgen)<br />
entsteht der Superkontinent „Pannotia“ (aus „Laurasia, Gondwana“) am südl. Polarkreis. Bis 540<br />
Mio. Zerfall u. a. in Gondwana und Laurasia.. Vielzeller (später Trilobiten) beherrschen die Welt.<br />
Vor 542 Mio. Jahren (Kambrium / Globus rechts) beginnt das Erdaltertum<br />
(Paläozoikum) mit allmählichem Temperaturanstieg (über<br />
dem Boden schon 21°C). Der Sauerstoffgehalt pendelt bei<br />
12 %, der Kohlendioxidwert liegt aber noch 16x höher als<br />
heute bei 4.500 ppm. Kein Leben auf dem Land („Laurasia,<br />
Gondwana“) aber schon Fische im „Thetys“-Meer.<br />
Vor 480 Mio. Jahren bricht „Avalonia“ von „Gondwana“ ab, kollidiert nördl. des Äquators mit „Baltica“. Das Klima<br />
ist vor 470 Mio. Jahren tropisch feucht und sehr heiß. 20 Mio. Jahre später gibt es eine neue<br />
Vereisungsphase („Anden-Sahara“). Vor 443 Mio. Jahren (Silur) Vereinigung zum Großkontinent<br />
„Laurentia“. Die Südhalbkugel ist total vereist und es folgt ein globales Massenaussterben.<br />
Vor 400 Mio. Jahren setzt sich wieder schwül-warmes Klima durch und Amphibien erobern das Land<br />
(Devon/Karbon). Die Norddeutsche Tiefebene ist Vorland-Senkungsgebiet („Saumtiefe“ vor den<br />
Mittelgebirgen) unter einem tropischen Flachwasser-Korallenmeer. Vor 360 Mio. Jahren ist die<br />
Karoo-Kaltzeit (-260 Mio.) auf der südl. Erdhälfte.<br />
Vor 350 Mio. Jahren entsteht der Harz. Im davor gelegenen Norddeutschen Flachmeer gibt es maritime<br />
Ablagerungen (Kalk, Sandstein, Tonschiefer). Statt Kohle bildet sich hier vorwiegend Erdgas und<br />
Erdöl. Der Sauerstoffgehalt der Luft erreicht den Rekordwert von 32,5 %. Vor 300 Mio. Jahren<br />
entsteht der letzte Superkontinent „Pangea“ mit Eurasien (u. a. Niedersachsen) auf der<br />
Nordhalbkugel (vor 150 Mio. beginnt der Zerfall in heutige Kontinente).<br />
Vor 280 Mio. Jahren (Perm) ist Norddeutschland ein salzhaltiges tropisches (Zechstein-) Flachmeer. Im<br />
folgenden „Wüstenklima“ Verdunstung und Entstehung von über 1.000 m mächtigen Kalisalz- und<br />
Zechsteinschichten. 150 – 1500 m tief unter dem Gebiet von Bokeloh und <strong>Mardorf</strong> <strong>bis</strong> Husum.<br />
Unter dem Steinhuder Meer liegt diese Schicht aber <strong>bis</strong> zu 3000 m tiefer.<br />
Vor 251 Mio. Jahren (Trias / Globus rechts) im Erdmittelalter (Mesozoikum)<br />
gibt es in Westsibirien („Trapp“) einen verheerenden<br />
Vulkanausbruch (Gase, Temperaturanstieg +10°C, der<br />
zum größten Massenaussterben (90 %) aller Zeiten führt.<br />
Bis vor 230 Mio. bilden sich im norddeutschen Flachmeer<br />
Bundsandstein- und Muschelkalkschichten. Es werden<br />
dabei auch Ton und Mergel abgelagert (in <strong>Mardorf</strong><br />
besonders im nordöstlichen Dorfgebiet – Mergelgrund, Lehmkuhle, Alte Lehmkuhle).<br />
5
Bis vor 210 Mio. Jahren fällt das Flachmeer immer öfter trocken und es bleibt „sandwüstenartiges“ Flachland<br />
zurück (heute u. a. Lüneburger Heide und Teile <strong>Mardorf</strong>s). Die Senkung Norddeutschlands hält an.<br />
Vor 199,6 Mio. Jahren (Jura) steht das subtropische Europa wieder unter Wasser. Es entsteht die heutige<br />
Ölschiefer-Schicht und erste Säugetiere (u. a. Cynodonten), Dino- und Flugsaurier (Tawa<br />
Hallae) sowie Vögel haben sich entwickelt. Vor 161 Mio. im Malm (heller Kalk/Mergel) reicht die<br />
norddeutsche Küste noch <strong>bis</strong> zum Nordharz. Vor 160 Mio. kollidiert ein Asteroid mit dem<br />
„Baptistina“-Asteroiden. Bruchstücke treffen später die Erde.<br />
Vor 145,5 Mio. Jahren (Kreide) trennt der neu entstehende Atlantik allmählich Nordamerika von Europa und es<br />
entsteht Steinkohle (u. a. Beckedorf <strong>bis</strong> Deister) und witterungsbeständiger „Wealden“-Sandstein.<br />
Darin hinterlassen Riesensaurier Spuren bei Münchehagen (Steinbruch und Dinopark). Das durch<br />
Aufwölbung von Malm-Salzen nach oben gedrückte Festgestein der Rehburger Berge (eigentlich<br />
ein „Sattel“) hält der späteren Verwitterung stand und umgibt heute die „kesselartige“ Sinke bei<br />
Wiedenbrügge-Schmalenbruch – „Reliefumkehr“. Norddeutschland hebt sich und Festland dehnt<br />
sich aus. Zurück bleibt ein großer zentraler Brackwassersee – das „Niedersächsische Becken“.<br />
An dessen Südrand ist das Gebiet des späteren <strong>Mardorf</strong>.<br />
Vor 120 – 80 Mio. Jahren ist extremer Vulkanismus im Pazifik. Weltklimaänderung mit erneutem Anstieg des<br />
Meeresspiegels +300 m (Überflutung Norddeutschlands und Bildung von Kalkstein und<br />
Feuersteinknollen). Bildung der „Externsteine“ bei Detmold.<br />
Vor 65,5 Mio. Jahren (Beginn der Erdneuzeit – Känozoikum / früher auch Beginn Tertiär) schlägt ein Trümmerteil<br />
(vom Asteroiden „Baptistina“ - 10 km groß) in Yucatan (Mexico) ein. Die Katastrophe (200 km<br />
Krater, Erdbeben, Tsunamis, Schwefelsäurewolken, Kälte) führt zum massenhaften Aussterben<br />
von 2/3 der Tier- und Pflanzenarten (u. a. alle Großsaurier). Die kleinen (haarigen) Säugetiere<br />
bekommen ihre Chance, vor allem in Walgebieten. Ab 55,8 Mio. besiedeln Säuger die Bäume.<br />
Weltweit wird es wärmer und feucht (Bernstein-Bildung). Island entsteht.<br />
Um 58,7 Mio. Jahren kommt es zu einem dramatischen Temperaturanstieg in nur<br />
1.000 Jahren. Vor 50 Mio. Jahren gilt die gesamte Erdoberfläche als<br />
eisfrei – der Meeresspiegel ist 70 m höher! Purgatorius (Zeichnung rechts)<br />
gelten als früheste (?) Primaten. Vor 47 Mio. Jahren gibt es erste<br />
Primaten (Trockennasenaffen als Vorläufer der Affen und Hominiden).<br />
Der Leinegraben (Tal der oberen Leine als Teil einer Norddt. Bruchlinie der Erdkruste – „Westeur.<br />
Riftsystem“) entsteht an der Grenze zwischen den Ost- und Westschollen Europas.<br />
Vor 40,4 Mio. Jahren ist der Himalaya entstanden. Um 37,2 Mio. beherrscht der Riesenlaufvogel Diatryma<br />
große Gebiete der Erde und Urpferde entwickeln sich.<br />
Vor 33,9 Mio. Jahren reicht die Nordsee noch <strong>bis</strong> zum Harz und die jungen Alpen bilden sich. Vor 33,5 Mio.<br />
Jahren beginnt die aktuelle „Känozoische Kaltzeit“ (beide Pole vereisen völlig).<br />
Vor 33 Mio. Jahren erscheinen unter den Altweltaffen erste menschenartige Menschenaffen (noch als<br />
gemeinsame Vorfahren)! Vor 27,8 Mio. Jahren ist der größte Vulkanausbruch aller Zeiten:<br />
„LaGarita-Caldera“ (Colorado, USA).<br />
Vor 23,03 Mio. Jahren gibt es in Europa große trockene Steppen- und Savannengebiete mit vielen Großsäugern<br />
und ~20 Mio. erste Wölfe und kleine Pferde. Um 14,4 Mio. trifft ein Meteorit das Nördlinger Ries.<br />
Vor 10 Mio. Jahren entwickelt sich der Vormensch (Trennung vom Gorilla). Weltweit ist es warm und einige<br />
Menschenaffen lernen den aufrechten Gang (in Afrika vor 7-6 Mio. Sahelanthropus – Foto rechts /<br />
6,2-5,65 Mio. Orrorin). Vor 6 Mio. Jahren trocknet das Mittelmeer für 10.000 Jahre aus!<br />
Vor 5,3 Mio. Jahren breiten sich in den Steppen erste Gräser aus. Endgültige Trennung von Mensch und Affe<br />
(Schimpanse)! Vor 4,4 Mio. gibt es in Ostafrika (Äthiopien) erste aufrecht gehende Hominiden<br />
(Ardipithecus / Größe über 1 m und Gewicht um 50 kg). Vor 4,2-2,4 Mio. bildet sich die<br />
amerikanische Landbrücke und der Golfstrom entsteht. Vor 4,0-2,9 Mio. gibt es den<br />
Australopithecus Afarensis in Ostafrika.<br />
(Zeichnung AKG – aufrechter Gang)<br />
Vor 3,6 Mio. Jahren gibt es eine weltweite Abkühlung (seit 2,7<br />
Mio. aber stetiger Rückgang des Arktis-Eises). Vor<br />
2,4 Mio. ist im nördlichen Europa die Brüggen-<br />
Kaltzeit und vor 2,3 Mio. Prätegelen-Kaltzeit durch<br />
die Festlandgletscher.<br />
6
Vor 2,588 Mio. Jahren am Beginn des Eiszeitalters (Pleistozän / Quartär) und der Ältesten Altsteinzeit<br />
(Altpaläolithikum in Afrika <strong>bis</strong> 250.000 / Beginn in Mitteleuropa später) erscheint in Afrika der Homo<br />
Rudolfensis (-2,3 Mio. / aber noch mit einfachen Schlaggeräten und Steinwerkzeugen).<br />
Vor 2,1 Mio. Jahren ist die Tegelen-Warmzeit im nördlichen Europa (-1,6 Mio.). Um 2 Mio. gibt es im Yellowstone<br />
(WY, USA) einen 1. Supervulkan-Ausbruch mit weltweiten Klimaverschlechterungen.<br />
Vor 2 Mio. Jahren gibt es in Afrika den ersten Frühmenschen (-1,8 Mio. Australopithecus Sediba / Größe um<br />
1,30 m). Vor 1,9-1,4 Mio. tritt dort der Homo Ergaster auf und vor 1,8-1,44 Mio. der Homo Habilis.<br />
Vor 1,8 Mio. <strong>bis</strong> vor 40.000 Jahren baut der Homo Erectus zunächst noch in Afrika, später dann<br />
auch in Asien und Europa z. T. schon einfache Hütten, nutzt das Feuer und gebraucht Werkzeuge.<br />
Vor 1,6 Mio. Jahren kommt die Eburon-Kaltzeit über Nordeuropa (<strong>bis</strong> um 1,3 Mio.). Zu der Zeit gibt es im<br />
Yellowstone (WY, USA) einen 2. Supervulkan-Ausbruch mit weltweiten Klimaveränderungen und<br />
den Beginn der Waal-Warmzeit (<strong>bis</strong><br />
900.000).<br />
Seit 1,2 Mio. Jahren siedelt der Homo Erectus auch in<br />
Mitteleuropa (<strong>bis</strong> 800.000 z. B. schon<br />
zwischen Main und Thüringen). Vor 1<br />
Mio. Jahren beginnt der Bavel-Warmzeit-<br />
Komplex (-700.000) und vor 900.000<br />
Jahren (-800.000) die Menap-Kaltzeit im<br />
nördlichen Europa.<br />
(Zeichnung J.Sibbicki – Mitteleuropa vor 900.000 Jahren)<br />
Vor 850.000 Jahren Beginn des Cromer-Warmzeit-<br />
Komplex mit 3 Kalt- und 4 Warmzeiten in Mitteleuropa. Ab 790.000 Hüttenbau und<br />
Sprachentwicklung des Homo Erectus. Um 630.000 ist im Yellowstone (NP, Wyoming, USA) der<br />
3.Supervulkan-Ausbruch mit weltweiten Klimaveränderungen.<br />
Vor 700.000 – 350.000 Jahren hat sich der Homo Sapiens in Ostafrika entwickelt. Er jagt, lebt in Hütten und<br />
gebraucht ab 300.000 zielgerichtet das Feuer (Pyrit, Feuerstein, Holzstäbe). Er kommt vor<br />
150.000 Jahren über Kleinasien <strong>bis</strong> nach Südost-Europa. Vor 600.000 Jahren trotzt in Mitteleuropa<br />
der Homo Heidelbergensis (– 200.000 / später der Homo Neandertalensis) den schwierigen<br />
Witterungsverhältnissen am jeweiligen Rand der Eismassen.<br />
Erst vor 500.000 Jahren beginnt in Mitteleuropa die Altsteinzeit (in Südeuropa schon seit 1,2 Mio.) mit der<br />
Achaleen-Kultur (<strong>bis</strong> 100.000 „Faustkeile“). Das Gebiet zwischen den großen norddeutschen<br />
Urstromtälern (mit Fließrichtung von SO nach NW) nördlich des späteren Steinhuder Meeres liegt<br />
zwar nicht direkt in Gletschernähe, ist aber trotzdem unwirtlich und karg. Es gibt hier kaum<br />
Vegetation und schützende Höhlen, trotzdem aber schon Jäger mit ersten „Wurfspeeren“<br />
(Schöningen).<br />
Vor über 400.000 J. reicht die Elster-Kaltzeit (-320.000) mit 2 Vorstößen (-340.000) <strong>bis</strong> ans Weserbergland<br />
(Karte weiter unten: grüne Linie 1.). Große und viele kleine (-1 Mio. Jahre alte) Granit-Findlinge aus<br />
Skandinavien (viele Mittel-Schweden, auch Norwegen) verbleiben um <strong>Mardorf</strong> (Fotos unten:<br />
Davidstein-Badestrand, Goliathstein-Nethelnberg / weitere große Findlinge: Woldstedtstein-Hochmoor,<br />
Brasestein- zerbrochen bei Nr.3 und Nr.211). Die Gletscherränder haben eine Höhe von 500-2.000 m.<br />
Der Davidstein an der Weißen Düne (1986) Der Goliathstein am Nethelnberg (2010)<br />
7
Vor 370.000 Jahren beginnt die Holstein-Warmzeit (-250.000).<br />
Vor 300.000 Jahren Beginn des Saale-Kaltzeit-Komplexes (-130.000 / Karte unten: rote Linie 2.) mit 4 Kalt- und<br />
3 Warmzeiten. Vor 230.000 Jahren beginnt die größte Ausdehnung des Gletschereises.<br />
Vor 210.000 Jahren erreicht die Saale-Kaltzeit mit der „Hamelner und Rehburger Phase“ von Nordosten unser<br />
Gebiet (mit Granit-Findlingen). Das „Leine-Urstromtal“ mündet deshalb vorübergehend südlich vor<br />
Nienburg in die Weser, die damals noch 50 km weiter westlich entfernt über die Hunte und erst<br />
hinter Bremen ihre Mündung (östlich der Ems) in einen riesigen Gletscherstausee erreicht.<br />
Vor 200.000 Jahren zum Ende der Saale-Kaltzeit (in deren letzten Warmzeit) sind Rentierjäger auch in der<br />
Gegend am Steinhuder Meer (Alt-steinzeit-Lager-Fund: Hohes Holz bei Großenheidorn)<br />
unterwegs. Menschlicher „Werkplatz“ am „Giebichenstein“ (ca. 330 to. – benannt nach dem<br />
„Zwergenkönig Geweke/Giebich“) bei Stöckse. Es entsteht das Becken des späteren Steinhuder<br />
Meeres in einer Ebene des „pleistozänen“ Flachlandes zwischen den großen Urstromtälern von<br />
Leine/Aller und Weser/Hunte. Es hat über den Ur-Meerbach bei Nienburg Anschluss an diese<br />
Urströme. Alle norddt. Flüsse werden noch durch die Gletscherbarriere nach Westen abgelenkt.<br />
Später soll nach einer (nicht nachweisbaren) Theorie an der Stelle des heutigen scharfen Knicks<br />
nach Westen im Süden Nienburgs (kurz vor der Wesermündung) der Meerbach weiter nach<br />
Nordosten geflossen und bei Rethem in die Aller gemündet sein. Seinem ? früheren Verlauf folgt<br />
heute der „Schipsegraben“.<br />
Vor 128.000 Jahren in der folgenden Eem-Warmzeit (-115.000) kommt es zur Sedimentbildung (Mudde) in den<br />
Vorgängerseen des heutigen Steinhuder Meeres (noch heute Reste im Boden).<br />
Vor 127.000 Jahren Mittlere Altsteinzeit (Mittelpaläolithikum <strong>bis</strong> 37.000) mit einfacher Stein-„Abschlagkultur“.<br />
Micoquien und Mousterien-Kulturen (-40.000). Familien verbinden sich zu (weiterhin)<br />
nomadisierenden Horden.<br />
Vor 115.000 Jahren bringt der Weichsel-Kaltzeit-Komplex (-10.700 / Karte oben: gelbe Linie 3.) vorübergehend<br />
Stillstand in die hiesige menschliche Entwicklung. Die Nordsee ist <strong>bis</strong> 125 m Tiefe ausgetrocknet.<br />
8
Vor 100.000 Jahren verlassen erste kleine Gruppen von „Homo Sapiens“ Ostafrika nach Norden durch die zu<br />
der Zeit „grüne Sahara“ (wasser- und vegetationsreich) <strong>bis</strong> in den Nahen Osten. Vor 75.000<br />
nehmen wegen der inzwischen wieder unüberwindlichen Wüste weitere, kleine Familienverbände<br />
des „moderne Menschen“ den Weg nach Osten über die damals fruchtbare südliche ara<strong>bis</strong>che<br />
Halbinsel. Nördlich des persischen Golfes trennen sie sich in verschiedene Gruppen.<br />
Vor 74.000 Jahren explodiert der Supervulkan „Toba“ auf Sumatra. Die „Caldera“ ist 100x30 km groß. Infolge<br />
des globalen „Vulkanischen Winters“ kommt es zur Abkühlung um <strong>bis</strong> zu 10° über 5-10 Jahre.<br />
Die weltweiten Klimaverschlechterungen (u. a. verstärkt sich die mittlere Weichsel-Kaltzeit 66.500-<br />
24.000 im nördlichen Europa). Der Homo Sapiens stirbt fast aus, setzt aber seine Ausbreitung<br />
weiter fort. Es ist aber auch der Beginn der Kleidungsherstellung! Kulturell sind die Blattspitzen-<br />
Gruppen (50.000-35.000) in Europa bestimmend.<br />
Vor 45.000 Jahren trifft der Homo Sapiens (<strong>bis</strong> 35.000 / später als „Cro Magnon“ bekannt) auf seinem Weg<br />
nach Mitteleuropa in Vorderasien auf dort lebende „Neandertaler“ (<strong>bis</strong> 2,4 % Vermischung). Das<br />
Klima ist feucht und der Meeresspiegel weltweit viel niedriger und so gelangt er schließlich <strong>bis</strong> an<br />
die mitteleuropäischen Eisgrenzen. Er ist leichtfüßig, Nomade, hat soziale Netzwerke,<br />
künstlerische Fähigkeiten (Flöte) und zählt zum „Handspitzen-Schaberkreis“. Er begegnet dem<br />
bereits seit langem ansässigen (aber isolierten) Homo Neandertalensis. Dieser ist robust,<br />
bestens an seine harte Umgebung angepasst, <strong>bis</strong> 1,70 m groß und ernährt sich als Jäger fast nur<br />
von Fleisch. Der „Neandertaler“ ist überwiegend sesshaft (in Höhlen und oft an Felswänden),<br />
glaubt an einen Gott und beerdigt seine Verstorbenen in aufwendigen Grabstätten. Dennoch stirbt<br />
seine Art <strong>bis</strong> vor 20.000 endgültig aus und der „moderne Mensch“ nimmt seine Siedlungsgebiete<br />
ein. Vor ca. 40.000 Jahren beginnt die Domestizierung des Wolfes.<br />
Vor 37.000 Jahren Beginn der Jüngere Altsteinzeit (Jungpaläolithikum -10.000) und die Aurignacien-Kultur<br />
(35.000-28.000 / Höhlenmalereien) kommt aus dem südwestlichen Europa. Vor 28.000 Jahren<br />
blüht die Gravettien-Kultur (-21.000) <strong>bis</strong> ins mittlere Europa. Vor 21.000 (-18.000) Jahren ist<br />
„Glaziales Maximum“ in der Weichsel-Kaltzeit. Die Haut der Mitteleuropäer wird heller.<br />
Vor 20.000 Jahren (in der oberen Weichsel-Kaltzeit) erstreckt sich eine eiszeitliche (nicht vergletscherte) inselund<br />
tundrenartige Moräne (mit Permafrost) von der (späteren) Düsselburg-Rehburg, über <strong>Mardorf</strong><br />
und Schneeren (auch Grundmoränen) nach Norden, endet am Aller-Urstromtal bei Steimbke<br />
und reicht als Höhenzug nach Westen <strong>bis</strong> ins Emsland. Die Endmoränen der "Rehburger Phase“<br />
(vor 210.000 Jahren) sind beim Abschmelzen des Gletschereises am südlichen Gletscherrand als<br />
vorher aufgeschobene End- oder Stauchmoränen zurückgeblieben. Später werden diese<br />
Hügelketten mit Sand überweht. Die damals vorherrschende Windrichtung ist Ost-Südost.<br />
Vorübergehende Besiedlung wäre klimatisch möglich gewesen.<br />
Vor ca. 19.000 Jahren wird der „Speerwerfer“ (Hilfe) „Atlatl“ entwickelt – infolge dessen auch Bogen und Pfeil.<br />
Vor 16.000 Jahren erlebt Norddeutschland im „Hochglazial der Weichsel-Kaltzeit“ einen neuen Kälte-Tiefpunkt.<br />
Vor 15.000 Jahren wird die Kultur in dieser noch fast baumlosen Steppenlandschaft bestimmt von der aus<br />
Nordwesten kommenden „Hamburger-Gruppe“(-14.000) und der Magdalenien-Kultur (-11.500), die<br />
aus Südwesten vorrückt.<br />
Es entstehen an der nördlich des (Ur-) Steinhuder Meeres<br />
gelegenen Endmoräne die (Binnen-) Sanddünen (bei <strong>Mardorf</strong><br />
u. a.: die Weißen Berge, der Poggendieksberg, der Weiße<br />
Berg, Diepholzberge und die Schwarzen Berge). Die<br />
Niederung ist damals noch ein großes Wasser- u.<br />
Sumpfgebiet. Die Dünen sind vorwiegend Wanderdünen mit<br />
Nord-Richtung und z. T. noch <strong>bis</strong> unsere Zeit in Bewegung.<br />
Das Verteilungsgebiet besteht aus 3 Hauptbereichen (siehe<br />
Übersichtskarte weiter unten).<br />
Selbst die relativ kleine Düne des „Poggen“ hat noch nach der<br />
Bildung des Niedermoores „Torfbergswiesen“ (<strong>bis</strong> vor 7.000<br />
Jahren) am östlichen heutigen Dorfrand Sand darüber geweht.<br />
(Foto rechts: 2012 wieder als helle Schicht sichtbar beim Aushub des<br />
Regenrückhalteraums „Kaarbuschweg – Blickrichtung zum „Poggen“).<br />
An der Uferlinie des sich bildenden Meeres werden erste kleine Sandstrände hinterlassen. Statt<br />
gutem Lößboden bleibt aber um <strong>Mardorf</strong> am Ende der Eiszeiten nur Sand, Kies und Geröll zurück.<br />
9
Dünen um <strong>Mardorf</strong>:<br />
Das Steinhuder Meer:<br />
Eine Legende besagt, dass es vor langer Zeit noch Riesen auf den Bergen im Grinder Wald gab. Unter Kiefernwurzeln lebten<br />
aber auch Zwerge. Sie spielten den Hünen oft einen Schabernack. Dabei geriet einer der Riesen einmal in große Wut und die<br />
Zwerge mussten fliehen. Doch kaum hatten sie den Wald hinter sich gelassen, wurden sie auch schon entdeckt. Ärgerlich<br />
stampfte der Riese sie mit seinem Stiefelabsatz tief in den Boden. Dadurch entstand ein großes Loch, das sich mit den Tränen<br />
der Zwerge füllte. Es wurde später das Steinhuder Meer genannt. Der Riese hatte auch Sand in den Stiefel bekommen. Er<br />
schüttete ihn vor sich aus und so entstand der Weiße Berg.<br />
(Foto: Der Weiße Berg ist noch nach 1975 als Wanderdüne erkennbar)<br />
Ein anderer Riese mit Namen „Goliath“ wollte der Stärkste und<br />
Mächtigste sein im ganzen Lande. Eines Tages stand er auf dem<br />
„Brunnenberg“ in den Rehburger Bergen und hatte einen großen Stein in<br />
der Hand. Als er ihn gerade fortwerfen wollte, stand plötzlich ein kleiner<br />
Junge vor ihm mit dem Namen „David“. Er fragte: „Darf ich mit<br />
werfen?“ Höhnisch lachte der Riese und dachte: „Na, dich werde ich<br />
schon kriegen.“ David suchte schnell einen Stein und es konnte<br />
losgehen. Ein Schwung und die Steine flogen durch die Luft. Doch<br />
Goliaths Stein flog nur <strong>bis</strong> zum „Nethelnberg“ (Lüttjen <strong>Mardorf</strong>),<br />
während der von David es <strong>bis</strong> zur Weißen Düne schaffte. Über diesen misslungenen Wurf war der Riese sehr ärgerlich. Er<br />
nahm sein Schwert und schlug den großen Stein mitten durch. So wurde der viel größere Goliathstein das erste Mal geteilt<br />
(nach 1900 wurde er durch Sprengungen noch kleiner).<br />
1952 aufgeschrieben von Magda Kliemek <strong>Mardorf</strong> Nr.194<br />
10
Eine andere Legende von Anwohnern um das Meer vermutet die Entstehung des Steinhuder<br />
Meeres durch einen Erdfall, bei dem eine ganze Ortschaft mit Kirche und Glocken versank.<br />
Tatsächlich lebten vor über 140 Mio. Jahren Riesenechsen („Dinosaurier“) im<br />
Gebiet der heutigen Rehburger Berge. Viele Fußspuren sind bei Münchehagen<br />
(Foto „Dinopark“) im Sandstein erhalten geblieben.<br />
Die Forschung über die Entstehung des Meeres lässt mehrere Möglichkeiten zu:<br />
Das Becken des „(Ur-) Steinhuder Meeres“ wird in der späten Weichsel-Kaltzeit (Dryas-Tundrenzeit - <strong>bis</strong> vor<br />
13.800 Jahren) mit Flusskies und -sanden vollkommen verfüllt (u. a. durch die eiszeitliche „Leine“ aus Thüringen<br />
kommend). Darunter im Dauerfrostboden verbleiben (z. T. durch kapillaren Aufstieg) Reste von Eismassen und<br />
bilden Eislinsen (sogen. „Toteisblöcke“), die dann langsam im Laufe der Klimaerwärmung abschmelzen. Die<br />
Oberflächensande sacken in die bestehende Mulde (oder Mulden) nach. Ein oder mehrere kleine Flachseen (z.<br />
T. mit "Vermoorung" z. B. Hagenburger Moor) sind entstanden.<br />
Diese Mulde ist schon früher im Erdzeitalter des Perm (vor 280 Mio. Jahren) entstanden, als sich Kali-<br />
Salzstöcke im Untergrund (bei 150 - 1500 m Tiefe) bildeten, die später (wahrscheinlich erst vor einigen Tausend<br />
Jahren) tektonisch (oberflächennahe Bewegungsvorgänge) umgelagert und verformt werden. Bei Kontakt des<br />
Steinsalzes mit Grundwasser kommt es zu "Ablaugungserscheinungen"; dabei wird Salz im Wasser gelöst und<br />
abtransportiert. Dies hat zur Folge, dass sich große Hohlräume bilden, die schließlich das darüber anstehende<br />
Deckgebirge unterirdisch zum Einsturz ("Erdfall") bringen. Der Einbruch im Salz reicht von nahe der Oberfläche<br />
(<strong>bis</strong> 1.000 m Tiefe) in Erdschichten und Gesteinsverwerfungen darunter z. T. in komprimierter Form noch <strong>bis</strong> ca.<br />
3.000 m tiefer. Kalisalz ist deshalb nur südlich und nördlich des Meeres abbaubar.<br />
Das Steinhuder Meer (hell- <strong>bis</strong> dunkelblau zeigt die Ostverschiebung, überwiegend an der 40 m Höhenlinie/Geestkante).<br />
Seit fast 14.000 Jahren geht die allmähliche Verlandung und Verlagerung des Meeres von Westen (Rehburg)<br />
nach Osten: Mit Verlandung im Westenmeer und Verschlammung besonders vor dem Meerbachtrichter, aber nur<br />
geringfügige Ausdehnung im Ostenmeer, die zudem durch die Sandbarrieren vor dem Toten Moor begrenzt wird.<br />
Das Steinhuder Meer ist ein Binnensee. In den ältesten Urkunden lateinisch „mare“ (Meer) genannt, wird im<br />
17.Jhd. in Norddeutschland das mittelalterliche niederdeutsche Wort „meri“ (für Teich oder See) durch das<br />
Hochdeutsche „mari“ (für Meer oder See) abgelöst. Beides steht im Sprachraum von Flandern <strong>bis</strong> Niedersachsen<br />
<strong>bis</strong> heute für ein Binnengewässer. In den Niederlanden wurde z. B. die „Zuiderzee“ als Teil der offenen Nordsee<br />
(das Hochdeutsch eigentlich „Nordmeer“ heißen müsste) durch den Abschlussdeich zum „Ysselmeer“.<br />
11
Vor 14.400 (<strong>bis</strong> 9.000) Jahren gedeihen in dieser Gegend schon erste Weiden, Birken und Kiefern.<br />
Vor 13.800 Jahren endet die älteste Tundrenzeit (Dryaszeit) mit der Alleröd-Warmzeit, die vor 13.590 Jahren in<br />
die ältere Tundrenzeit (-13.400) übergeht. In der jüngeren Tundrenzeit (12.730-11.700) erfolgt ein<br />
erneuter globaler „Kälterückfall“. Hervorgerufen evtl. durch die „Clovis-Kometen/Meteoriten-<br />
Explosion“ über Südöstl.-Canada (Laurent. Eisschild / 12.900 Flächenbrände, Staubstürme,<br />
weltweite Erwärmung und dann wieder Abkühlung). Viele eiszeitliche „Mega-Säugetierarten“<br />
sterben aus und menschliche Kulturen in den eisnahen „verwüsteten“ Gebieten verschwinden. Die<br />
zurückweichenden Gletscher lassen die Ostsee entstehen. Vor 12.000 Jahren üben hier die<br />
Federmesser-Gruppen (-10.700) kulturellen Einfluss aus. In China werden Tontöpfe hergestellt<br />
und Reis kultiviert.<br />
Vor 12.000 Jahren endet die Alt-Steinzeit (Paläolithikum) mit dem ausgehenden Pleistozän.<br />
Vor 11.700 Jahren beginnt die Nacheiszeit („heutige Warmzeit“ in der noch andauernden Kaltzeit – das<br />
Holozän). Aus Nordosten hat die Bromme-Kultur (11.700-11.000) und die Spätpaläolith-Kultur<br />
(11.500-10.000) Einfluss. Menschen im Flachland bauen schon einfache Hütten, oft in Ufernähe<br />
eines Flusses oder Sees. Im nördlichen Bereich des Steinhuder Meeres kommt es jedoch vorerst<br />
immer nur zu einer zeitlich begrenzten Besiedlung.<br />
Zeichnungen von in <strong>Mardorf</strong> gefundenen Gegenständen (aus der Zeit des ausgehenden Spät-<br />
Paläolithikums <strong>bis</strong> vor ca. 10.000 Jahren):<br />
Diese Gegenstände waren im Original viele Jahre in der neuen Schule an der Eichendorffstraße in Vitrinen<br />
ausgestellt – sind aber leider nach und nach abhanden gekommen. Fotos sind <strong>bis</strong>her keine bekannt. Renate<br />
Schmidt <strong>Mardorf</strong> Nr.33 hat am 1.10.1967 eine umfassende Arbeit über <strong>Mardorf</strong> erstellt und dazu diese<br />
Zeichnungen gefertigt.<br />
Flintwerkzeuge (Feuerstein), Steinbeile (Zeichnungen oben) nachweisbar an drei Stellen in<br />
<strong>Mardorf</strong>: a) Westlich: Wester-<strong>Mardorf</strong> / In den Weißen Bergen / Unterm Lindenberg. b) Nördlich:<br />
Um den Bannsee. c) Östlich: Bei Lütjen Mardrup / Am Weißen Berg / In den Schwarzen Bergen.<br />
Mit dem Einbaum kann man damals vom Bannsee, über den Kolkdobben zum Meer und weiter <strong>bis</strong><br />
nach Rehburg fischen und transportieren. Uferrandbesiedelung am nordöstlichen Meer mit 1-2<br />
Höfen und unter 30 Einwohnern – für die Zeit aber eine relativ dichte Besiedlung.<br />
12
Weitere Funde am Steinhuder Meer (Nordufer <strong>Mardorf</strong> / Lehrer Heinrich Dannenberg und A.Meier-Böke):<br />
Bodenschichten der<br />
Sanderflächen im<br />
Geestgebiet (Auch große<br />
Teile nördlich des<br />
Steinhuder Meeres sind<br />
Geest. Eine Boden-<br />
Verbesserung ist nur<br />
durch aufbrechen und<br />
düngen möglich)<br />
Vor 11.000 Jahren (-7.000) entstehen unabhängig vom<br />
Steinhuder Meer erste kleine Niedermoore<br />
vorwiegend im Westen und Nordwesten von<br />
<strong>Mardorf</strong>, aber auch am östlichen heutigen<br />
Dorfrand (Torfbergswiesen, Bultgärten). Die<br />
Hochmoore bilden sich erst vor 3.700 Jahren. (2 Zeichnungen aus NWReisemagazin): 1. Faulschlamm<br />
setzt sich in Schmelzwasserseen ab. 2. Versumpfungsgebiete verlanden. 3. Abgestorbene Pflanzen vertorfen –<br />
Niedermoor entsteht. 4. Es bilden sich Erlen- und<br />
Birkenbruchwälder. 5. Bruchwaldtorf entsteht (ca.<br />
7.000 v. Chr.). 6. Torfpolster ersticken die<br />
Bruchwälder, und abgestorbene Torfmoose<br />
vertorfen (ab 5.500 v. Chr.). Untere Schichten mit<br />
stark zersetztem Schwarztorf – obere Schichten mit<br />
schwach zersetztem Weißtorf.<br />
Sagen zum Moor finden sich im Kapitel C4 („Kiepenfrau – Hohokerl“, „Huckupp“, „Moorgeister“).<br />
13
Vor 10.700 Jahren (um 8700 <strong>bis</strong> 8000 vor Christi Geburt) kommt die Ahrensburger-Gruppe von Nordwesten auch<br />
<strong>bis</strong> in diese Gegend.<br />
Um 8500<br />
Bis 8200<br />
Um 8000<br />
v. Chr. also vor 10.500 Jahren entsteht die erste feste Besiedlung westlich des heutigen<br />
<strong>Mardorf</strong> in den Weißen Bergen in der Nähe der damaligen Uferlinie des Steinhuder Meeres. Das<br />
hat zu der Zeit eine nördliche Bucht <strong>bis</strong> etwa zur Moorhütte und einen südlichen Meeresarm <strong>bis</strong><br />
Steinhude. Die westliche Ur-Ausdehnung des Meeres hinter Rehburg ist schon größtenteils<br />
verlandet. Ebenso ist der südliche Bereich beim Hagenburger Moor nicht mehr als reines<br />
Gewässer zu betrachten. Gleichzeitig geht aber die östliche Erweiterung weiter.<br />
v. Chr. (vor 10.200 Jahren) ist die Weichsel-Kaltzeit vorbei.<br />
v. Chr. beginnt die Mittelsteinzeit (Mesolithikum <strong>bis</strong> 5000 v. Chr.). Die Hasel (Busch) breitet sich<br />
aus. Die Mikrolithen-Kultur mit „Feingeräten“ hat ihre Blütezeit. Die Maglemosekultur (8000-6000)<br />
und Beuronien-Kultur (7700-5800) wirken aus Nordosten <strong>bis</strong> hierher. Nach dem katastrophalen<br />
Bruch des kanadischen (Laurentischen) Eisschildes folgt in wenigen Hundert Jahren eine<br />
weltweite Überflutung und der Golfstrom kommt vorübergehend zum erliegen (biblische „Sintflut“<br />
?). Eine erneute Kaltzeit und die folgende mittlere Warmzeit (Atlantikum <strong>bis</strong> vor 4000 v. Chr.)<br />
führen zum endgültigen Aussterben eiszeitlicher Tierarten (z. B. Wollhaarmammut) und Menschen<br />
werden wieder kleiner (Größe ca. 1,55 m).<br />
Weitere Funde am Steinhuder Meer (Nordufer <strong>Mardorf</strong> / Lehrer Heinrich Dannenberg und A.Meier-Böke):<br />
14
Um 7500<br />
Um 7000<br />
v. Chr. werden die Sommer wieder wärmer und feuchter. Die Steppe wird zur Tundra. Eichen-<br />
Mischwälder mit Ulmen und Linden verdrängen (<strong>bis</strong> 6200<br />
v. Chr.) Birken und Kiefern auf die Sand- und Moorflächen.<br />
Jäger und Sammler müssen sich umstellen, es beginnt erste<br />
Landwirtschaft mit Getreideanbau (veredelte Grassamen)<br />
und der Zucht von Ziegen und Schafen.<br />
v. Chr. ist England noch mit dem europäischen Festland<br />
verbunden.<br />
Um 6000<br />
v. Chr. reicht die Fläche des späteren Steinhuder Meeres<br />
noch von Rehburg <strong>bis</strong> vor den Weißen Berg und am sumpfigen Ufer stehen möglicherweise<br />
Pfahlbauten am oder im Wasser (Modell rechts ähnlich)?<br />
5500 v. Chr. Mitteleuropäische Jungsteinzeit (Spätsteinzeit/Neolithikum <strong>bis</strong> 1600 v. Chr.). Von Süden<br />
kommt die Linearbandkeramik (-4900) <strong>bis</strong> an die Lössgrenze der Leine. Der Durchschnittsmann ist<br />
1,65 m groß und Jäger und Sammler.<br />
Um 5000<br />
Es gibt erste feste aber kleine Siedlungen im Bereich <strong>Mardorf</strong>. Vereinzelt entstehen Einbäume<br />
(Funde: 1928 am Ufer vor der DJH, im <strong>Mardorf</strong>er Hoch-Moor ?, 1936 im Bannsee und 1935 im<br />
Meer vor Lütjen <strong>Mardorf</strong>). Lt.C14 Analyse v.1982 ca. 5.900 Jahre alt und damit ältestes Boot<br />
Norddeutschlands in der Bauart der Frühkulturen.<br />
v. Chr. kommt es im Klimaoptimum (Europa ist völlig eisfrei. Höhepunkt der heutigen Warmzeit<br />
vor ~6000 Jahren) zur Erfindung des Rades. Aus Südosten<br />
kommt die Stichbandkeramik-Kultur (4900-4500), aus Osten<br />
die Rössener-Kultur (4600-4300) und Gaterslebener Gruppe<br />
(4400-4200).<br />
4300 v. Chr. Die Trichterbecher-Kultur (Foto rechts) (-3000 / in<br />
Verbindung mit der nordeuropäischen Megalith-Kultur<br />
„großer Stein“ / 3500-2000 v. Chr. Niederlande,<br />
Norddeutschland, Polen <strong>bis</strong> Schweden) leitet in Niedersachsen die Jungsteinzeit (-2300), teilweise<br />
auch die frühe Kupfersteinzeit ein. Es herrscht ein tiefer „Jenseitsglaube“ bei den Menschen der<br />
Zeit. Laubgehölze (Ahorn, Esche, Erle).<br />
4000 v. Chr. Die Besiedlung findet verstärkt entlang der gesamten <strong>Mardorf</strong>er Geestkante (nördlich des<br />
damaligen Meeres – etwa an der 40 m Höhenlinie) statt. Von Westen kurz vor Rehburg <strong>bis</strong> nach<br />
Osten zum Toten Moor. Im <strong>Mardorf</strong>er Buchholz (nördl. des Wilden Moores) werden 1903 bei Land-<br />
Vermessungen 2-3 Hügelgräber (Bronzezeit) und 1939 südlich der Häfern (<strong>Mardorf</strong>er Riethe) 16<br />
Hügelgräber (meist aus der Jungsteinzeit) entdeckt.<br />
Diese Gräber haben nur einen zentralen Holzhohlraum; sind einfach und ohne Eichensärge oder<br />
Steineinfassungen. Die<br />
vorbereiteten Körper<br />
werden in einem Tuch<br />
oder Eingeäscherte mit<br />
einer Urne bestattet.<br />
Das Kreuzholz(-moor) ist<br />
einer der häufigsten<br />
späteren Fundorte für<br />
solche Gräber (Foto). In<br />
anderen Gegenden wird<br />
vorwiegend mittels<br />
großer Findlinge eine<br />
zentrale begehbare<br />
Grabkammer mit<br />
angrenzenden<br />
Nebengräbern auf und in<br />
den trockenen sandigen Moränenboden gebaut. Darin befinden sich hölzerne oder steinerne<br />
Behältnisse zur Bestattung der vorher „entfleischten“ Knochen („Exkarnation“) mit allerlei<br />
Beigaben. Die Hügel werden durch mehrfache „Überbauung“ zwischen 1 und 13 m hoch.<br />
15
(4000 v. Chr.) Mehrere Generationen nutzen dieselbe Grabstelle,<br />
bevor sie verschlossen und mit Erde bedeckt wird.<br />
Gleichzeitige oder spätere Kulturen leeren die<br />
vorgefunden Grabstellen wieder und nehmen sie für<br />
ihre Bestattungen.<br />
(Schematische Darstellung des Aufbaus eines Hügelgrabs)<br />
Die Tierwelt in den Moor-, Sumpf- und Wassergebieten ist sehr Artenreich. Es gibt Biber, Otter,<br />
Wolf, Luchs, Wisent, Auerochs (Urrind), Wildschweine und<br />
vereinzelt auch mal Bären.<br />
Die Menschen der damaligen Zeit sind Jäger (Wild als Frischund<br />
Dörrfleisch – u. a. Rehwild und Wildschweine) und<br />
Sammler (Honig, Beeren und Früchte – frisch und getrocknet).<br />
Fischer (in den Bächen, Teichen, vielen kleinen Seen und am<br />
Uferrand des Meeres – u. a. Aal, Karpfen, Hecht, Wels,<br />
Steinbeißer / Zeichnung rechts und alle Arten von Weißfischen)<br />
und Vogelfänger (Wildvögel) sorgen für ein reichhaltiges<br />
Nahrungsangebot. Ihre<br />
kleinen Hütten haben<br />
Reetdach,<br />
Weidengeflecht-Wände<br />
mit Lehmputz (Abdichtung<br />
mit Birkenrindenteer).<br />
Foto rechts (Wiegand HV Schneeren) zeigt<br />
ein vermutetes ehemaliges Seeufer am Rand<br />
des Häfern, die Karte unten die frühe<br />
Besiedlung um <strong>Mardorf</strong>. Die beige Fläche verdeutlicht den vermuteten nacheiszeitlichen See. Das frühe Steinhuder Meer<br />
und die noch zahlreichen kleineren Seen sind hellblau dargestellt (nach 1937 Hübotter-Hamster).<br />
16
Um 3900 v. Chr. (lt. C14 Analyse / Neolithikum) wird das älteste Wasserfahrzeug Niedersachsens datiert -<br />
ein Einbaum gefunden im Steinhuder Meer und ausgestellt auf dem Wilhelmstein (Aufbau-Skizzen<br />
davon und eines weiteren Fundes vor <strong>Mardorf</strong> unten).<br />
Ab 3500<br />
v. Chr. entwickelt sich erst<br />
allmählich eine bäuerliche<br />
Lebensweise in den<br />
Geestgebieten (schlechte<br />
Bodenergiebigkeit). Im Bereich<br />
<strong>Mardorf</strong> gibt es noch heute<br />
Äcker mit den geringsten<br />
Bodenpunkten. Die Viehzucht<br />
beginnt mit dem Haus-Schaf,<br />
Ziegen, (schon seit längerem)<br />
domestizierten Wildschweinen<br />
und ersten Hausrindern.<br />
Vereinzelt wird auch schon<br />
Geflügel gehalten. Pferde<br />
spielen zu dieser Zeit hier noch<br />
keine Rolle. Daneben gibt es<br />
erste Versuche im<br />
Getreideanbau (Einkorn,<br />
Dinkel, Emmer, Zwerg- und<br />
Saatweizen, Gerste, Hirse) und<br />
Anbau von Ackerbohne, Erbse,<br />
Linse, Schlafmohn sowie Leindotter (Flachs). Die Kenntnis darüber gelangt in einem langen<br />
Zeitraum aus dem nahen Osten<br />
über den Balkan schließlich auch<br />
ans Steinhuder Meer.<br />
<strong>Mardorf</strong>er Bauernhof in der<br />
Jungsteinzeit in Ufernähe (Zeichn.<br />
Volksschule 1958)<br />
Wichtige frühe Handelswege an der<br />
Weser und Leine führen von Süden<br />
nach Norden in der Nähe des<br />
Meeres entlang. Die Verbindung der<br />
einzelnen kleinen Siedlungen erfolgt<br />
noch über lange bekannte Pfade<br />
durch die dichten Wälder,<br />
großflächigen Moor- und<br />
Sumpfgebiete. Erst der Gebrauch<br />
von Kuh- oder Ochsen-Gespannen<br />
macht besonders befestigte breitere<br />
Wege notwendig, denn seit kurzem<br />
ist auch in Norddeutschland das<br />
Rad für Transport-Wagen im<br />
Einsatz (aber noch mit einteiligen<br />
Holz-Scheibenrädern und starren<br />
Achsen). So entstehen die ersten „Bohlenwege“ nach Rehburg (noch immer unter der<br />
Asphaltdecke der heutigen L360 kurz vor den ersten dortigen Häusern – bei Nebel ist die moorige<br />
Stelle gut zu erkennen) und im nördlichen damaligen Seengebiet nach Husum und Brokeloh. Man<br />
verlegt Längshölzer aus Erle in den feuchten Boden. Darauf werden die Eichen-Querbohlen<br />
seitlich mit Holzzapfen befestigt. Darüber eine Lage Sand und ein gut zu befahrener Überweg ist<br />
fertig. Für 100 m Bohlenweg werden ca. 230 mittlere Eichen benötigt.<br />
3100 v. Chr. Zeit der Kugelamphoren (-2700). Weitere Laubbäume besiedeln vereinzelt unser<br />
Geestrandgebiet: Erste Rotbuchen und besonders Hainbuchen wachsen in wenigen Wäldern.<br />
Die Hütten werden allmählich größer (manche Häuser sind schon <strong>bis</strong> zu 13 m lang und 5 m breit),<br />
bleiben aber vom Baustil her fast unverändert (Zeichnung eines gemeinschaftlichen Baus weiter unten<br />
rechts).<br />
17
Noch vor 3000 v. Chr. gibt es entwickelte Kulturen mit Ackerbau,<br />
Bewässerung und Schrift in Mesopotamien (Babylon),<br />
im Nahen Osten (Palästina, Phönizien), in der Ägäis<br />
entsteht ab 3100 das Minoische Reich und zw.3032-<br />
2707 herrscht in Ägypten die 1.u.2.Dynastie des Alten<br />
Reiches. In China beginnt ab 2200 die Xia-Dynastie am<br />
Hwangho. Um 2000 beginnt in Indien der Hinduismus.<br />
3000 v. Chr. entsteht das Großsteingrab „Krähe“ bei Stöckse.<br />
Zw.2800-2400 v. Chr. kommt von Südwesten die Glockenbecher-<br />
Kultur und von Osten die Schnurkeramik-Kultur (mit<br />
Streitaxt und Pferden). Es kommt zur „Vermischung<br />
der Völker“. Sie bestatten („Niederlegung“) schon die<br />
ganzen Körper ihrer verstorbenen Angehörigen. Es<br />
schließt sich die Dolchzeit (2300-1600) an.<br />
Zw.2800-2300 v. Chr. entstehen viele Einzelgräber (Hünengräber, Großsteingräber, Steinhäuser) unter<br />
Erdhügeln (Grabhügeln, auch „Grablege“ genannt).<br />
Bis 2300<br />
Karte zur Ausdehnung der Megalith-Kulturen (-2000 v. Chr. /<br />
braun / <strong>Mardorf</strong> am südl. Rand)<br />
Steinhäuser mit Körperbestattung (wie damals in ganz<br />
Norddeutschland üblich) werden auch im Nordosten von<br />
<strong>Mardorf</strong> (2 davon Nähe Bannsee) gefunden. Die Findlinge<br />
werden aber <strong>bis</strong> 1826 für den Chausseebau nach<br />
Schneeren verwendet und die Gräber <strong>bis</strong> 1910 gänzlich<br />
abgetragen. Sie sind ursprünglich 55 Fuß (16 m) lang, 10 Fuß<br />
(2,9 m) breit und in 5 Abteilungen (Ost-West Richtung)<br />
gegliedert.<br />
v. Chr. Die Fotos unten links und Mitte zeigen ähnliche<br />
Steinhäuser in Norddeutschland. Die Zeichnung unten<br />
rechts (nach J.H.F.Bloemers, NL) zeigt den mühsamen Bau einer solchen Anlage: a) Mit<br />
Ochsengespannen und Rollen werden die großen reichlich vorhandenen eiszeitlichen Findlinge<br />
herangeschafft. b) Die Steine werden über Rampen an einem provisorischen Bodenhügel<br />
aufgerichtet. Die Zwischenräume der Steine werden mit Trockenmauerwerk verschlossen. c) Die<br />
Deckensteine werden über Sand-Rampen hochgezogen.<br />
d) Eine zusätzliche Findlings-Einfassung bildet den Rand des<br />
späteren Erdhügels aus Sand. Die eigentliche Grabkammer<br />
wird wieder freigelegt.<br />
2204 v. Chr. Komet „Hale-Bopp“ fast ein Jahr am Tage sichtbar.<br />
2200 v. Chr. beginnt im nördl. Europa die Frühe Bronzezeit (-1600).<br />
Bei <strong>Mardorf</strong> wird 1893 eine Bronzenadel mit einfachem Kopf aus einem Hügelgrab geborgen.<br />
2100 v. Chr. sind Transport-Wagen lenkbar und haben mehrteilige Scheibenräder.<br />
Noch vor 2000<br />
v. Chr. soll Abraham als Stammvater der Juden, Christen und Moslems gelebt haben.<br />
1700 v. Chr. entstehen Hochmoore (östlich von <strong>Mardorf</strong> besonders um das Große oder Tote Moor)<br />
möglicherweise in den Resten eines großen nacheiszeitlichen Sees (Aufbau siehe vor 11.000<br />
Jahren).<br />
18
Zw.1630-1625 v. Chr. Vulkanausbruch „Santorin“<br />
(Ägäis) mit schweren Folgen besonders<br />
für Südeuropa.<br />
1600 v. Chr. Mittlere Bronzezeit (-1300 /<br />
„Himmelsscheibe“ Nebra /<br />
Hügelgräberkultur). Bäuerliche<br />
Besiedlung (Rechteckhäuser) erfasst<br />
jetzt den südwestlichen Teil des<br />
heutigen <strong>Mardorf</strong>s, entlang der<br />
Geestkante nach Westen („Wester-<br />
<strong>Mardorf</strong>“) und auch am Nordufer („Lütjen <strong>Mardorf</strong>“). Im Buchholz (nördl. Wildes Moor) werden 1903<br />
2-3 Hügelgräber entdeckt. 1940 drei Hügelgräber am Bannsee und Fund einer Bronzeaxt ohne<br />
Schaft (5-7cm / Zeichn. Renate Schmidt, Nr.33) im Torf am „Neuen Damme“ (Bieförth).<br />
1500 v. Chr. Erste schriftliche Aufzeichnungen der alten chinesischen Kultur.<br />
Vor über 1400<br />
v. Chr. soll Moses als einer der wichtigen Verfasser des „Alten Testaments“ gelebt haben.<br />
1300 v. Chr. Späte Bronzezeit (-800 / Urnenfelder-Kultur). Es werden um 1833 bei Grabungen und<br />
später beim Abbau in Kies- und Sandgruben viele Urnengräber (Urnenscherben/Leichenbrand)<br />
entdeckt – stellenweise sind es richtige „Friedhöfe. Die Reste nach der Totenverbrennung werden<br />
zuerst auch ohne Urne bestattet. Die Urnen haben sehr unterschiedliche Formen. Die<br />
Norddeutsche Bronze-Kultur reicht <strong>bis</strong> zur Porta Westfalica.<br />
An der Leine (Empede als nächster Punkte zum nördlichen Steinhuder Meer) führt einer der<br />
wichtigen Handelswege von Süd nach Nord für Kupfer und Bernstein.<br />
1240 v. Chr. entsteht ein Sequoia im gleichnamigen Park (USA) und wächst noch in 2013!<br />
Um 1000<br />
v. Chr. verdrängen erste Buchen (besonders Hainbuchen) die noch vorherrschenden Eichen.<br />
Bildet sich die „Eiform“ des Steinhuder Meeres endgültig heraus. Das Ufer ist immer noch sehr<br />
uneinheitlich und hat nur wenige offene Abschnitte oder zugängliche Strände (z. B. vor der<br />
Wanderdüne am Weißen Berg).<br />
800 v. Chr. Frühe Eisenzeit (-450 / Hallstadt-Kultur). Germanische Stämme drängen nach Südwesten<br />
und Keltische Stämme dringen nach Nordosten vor –<br />
Schnittpunkt ist der Weser-Leineraum (mit dem Steinhuder<br />
Meer). Während der gesamten Eisenzeit findet überall im<br />
Gebiet <strong>Mardorf</strong> Besiedlung (Harpstedt-Nienburger-Gruppe)<br />
statt. Neben anderen Bereichen auch „Auf der Höhe“<br />
(Flachgrab „Hinter dem Kirchhofe“ mit 8 Urnen) und „Lütjen<br />
Mardrup“ (am Ufer).<br />
Auf dem Foto rechts (Wiegand HV Schneeren / Nachbau Dr Kass)<br />
ist besonders gut im Eisenschmelzofen ("Rennofen" wegen der<br />
flüssigen Schlacke) die Glut zu erkennen. Darunter verbirgt sich<br />
nach dem Brennvorgang die "Luppe aus gesintertem Eisen".<br />
DasRohmaterial "Raseneisenerz" findet man in den umliegenden<br />
Mooren sowie Torf und Holzkohle zum Befeuern der<br />
"Verhüttung".<br />
753 v. Chr. Gründung Roms (Beginn des Römischen Reichs / 180 n. Chr. größte Ausdehnung / Ende<br />
476/480).<br />
Um 700<br />
6.-2.Jhd.<br />
v. Chr. entwickelt sich aus dem Griechischem die lateinische Schrift mit den noch heute<br />
bestehenden Buchstaben. Die Körperbestattung verdrängt wieder die Feuer-/ Urnenbestattung.<br />
v. Chr. siedeln Kelten <strong>bis</strong> an die Weser und westlich des Steinhuder Meeres. Seitdem sind hier<br />
fast die Hälfte unserer Gene immer noch keltischer Herkunft und nur ca. 1/4 germanischen und<br />
zum anderen slawischen Ursprungs.<br />
Westlich von <strong>Mardorf</strong> wird ein eisenzeitliches Grab mit mehreren Urnen entdeckt (Heinrich<br />
Dannenberg Nr.22, Lehrer) - „Auf der Höhe“ eine Urne mit 30 cm Höhe.<br />
19
Um 563 v. Chr. soll „Gautama“ (Buddha) der Begründer des Buddhismus geboren sein (+zw.483 u.368?).<br />
551 v. Chr. wird „Konfuzius“ (Kung Fuzi) als späterer großer asiatischer Philosoph geboren (+479).<br />
550-330 v. Chr. Perserreiche (<strong>bis</strong> Alexander).<br />
Im 5.Jhd. v. Chr. beginnt der Bau der „Chinesischen Mauer“ (mit über 2.400 km Mauer).<br />
450 v. Chr. Späte Eisenzeit ( <strong>bis</strong> um Christi Geburt / Latene-Kultur von Süden).<br />
Ab 336 v. Chr. Makedonischer König Alexander der Große III (+323 / um 300 größte Ausdehnung).<br />
3.Jhd.<br />
Um 120<br />
Um 100<br />
v. Chr. Zeit der ersten kleineren Völkerwanderungen. Nördlich des Steinhuder Meeres (lateinisch<br />
Palus = sumpfiger See) siedeln nur wenige Angrivarier (Germanische Küstengruppe). <strong>Mardorf</strong> ist<br />
wegen der Randlage im Einflussgebiet der germanischen und auch keltischen Kultur und Sprache.<br />
v. Chr. beginnt der große Zug der Kimbern und Teutonen <strong>bis</strong> zur Donau und nach Frankreich.<br />
v. Chr. steigt der Holzbedarf für Feuerung, Hausbau und Holzkohle (Köhlerei) stetig an.<br />
24.8.79 v. Chr. Vulkanausbruch „Vesuv“ (Süditalien) mit Klimaauswirkungen in ganz Europa.<br />
59 v. Chr. wird G.Julius Caesar<br />
Konsul der Römischen Republik<br />
(46 Diktator, 44 ermordet).<br />
(Foto: <strong>Mardorf</strong>er Einbaum in der<br />
Ausstellung auf der Insel Wilhelmstein).<br />
Um 2 v. Chr. (lt. C14 Analyse um 115<br />
n. Chr.) Bau eines Einbaums am<br />
Steinhuder Meer. Fundort ist<br />
1948 bei <strong>Mardorf</strong>. Die Form<br />
ähnelt dem späteren frühen<br />
Steinhuder Torfkahn, der <strong>bis</strong> ins 18.Jhd. genutzt wird.<br />
Im Jahr 0<br />
um Christi Geburt: Jesus Christus (tatsächlich aber um 4 v. Chr. in Nazareth geboren) ist<br />
Religionsstifter des Christentums und stirbt zwischen 31-33 n. Chr. in Jerusalem am Kreuz.<br />
Beginn der heutigen weltweiten (christlichen) Zeitrechnung!<br />
Beginn der Römischen Eisenzeit (<strong>bis</strong> 4.Jhd. n. Chr. / auch „Römische Kaiserzeit“).<br />
Im 1.Jhd.<br />
n. Chr. besteht die Vegetation nördlich des Steinhuder Meeres vorwiegend aus Wald und Heide.<br />
Auf Sandböden wachsen Birken,<br />
Stieleichen und Kiefern, auf<br />
Geschiebedecksanden und<br />
Lehmböden Buchen und Eichen.<br />
Erste kleine Rodungen. und<br />
„Waldhude“ (Buchen und Eichen<br />
zur Schweinemast).<br />
(Modell einer Cheruskischen Küche im 1.Jhd. n. Chr.)<br />
Die geringe Bevölkerung (1-2 Höfe<br />
mit fast 45 Einwohnern) verteilt<br />
sich in einem weiten Gebiet am<br />
Nordufer. Durchschnittlich leben<br />
hier 2 Menschen pro km² - südlich<br />
des Meeres aber schon <strong>bis</strong> zu 30<br />
pro km².<br />
20
Um 9<br />
n. Chr. „Varus Schlacht“ (=Tiberius, seit 4 n. Chr. von Westen her unterwegs) am Teutoburger<br />
Wald mit dem germanischen Sieger Arminius (Herrmann d. Cherusker).<br />
Es entsteht der „Angrivarier Wall“ (Karte weiter unten) gegen die germanischen Cherusker<br />
(Germanische Westgruppe – südlich des Meeres im „Buki Gau“ – später Schaumburg). Er reicht<br />
von der Weser beim heutigen Leese, entlang des Meerbachs über das Hüttenmoor <strong>bis</strong> zur<br />
Düsselburg. Weiter an Rehburg vorbei am Südbach <strong>bis</strong> nach Hagenburg-Altenhagen).<br />
Die alten Gaue und der Angrivarier Wall (um 9 n. Chr. / Karte aus Calenberger Urkundenb.III)<br />
Frühjahr 15<br />
n. Chr. sind Römer mit Germanicus in der Gegend. An der Mittelweser (Weser = Visurgis) bei<br />
Bückeburg/Minden werden 2-3 Römerlager („Idistaviso“ und „Wallburg“) angelegt.<br />
16 n. Chr. Schlacht am Angrivarierwall (?) und Abzug der Römer aus diesem Gebiet.<br />
64 n. Chr. lässt der römische Kaiser Nero (54-68 n. Chr.) Rom niederbrennen.<br />
79 n. Chr. bricht der Vulkan Vesuv in Süditalien aus und hat große klimatische Auswirkungen.<br />
Ab 3.Jhd.<br />
n. Chr. kommen Sachsen von nördlich der Elbe (durch Sturmfluten zerstörte Nordseeküste und<br />
Klimaverschlechterung) auch <strong>bis</strong> in unsere Gegend. Werden vorübergehend sesshaft und ziehen<br />
schließlich im 5.Jhd. in großen Teilen von hier weiter über die Niederlande <strong>bis</strong> nach Süd-England<br />
(449). Noch heute gibt es deshalb sprachlich viele Ähnlichkeiten des <strong>Mardorf</strong>er Platt (siehe<br />
Wörterbuch mit Grammatik) mit der englischen aber auch niederländischen Sprache.<br />
Verbliebene Sachsen, Engern (an der Weser) und Ostfalen ("Ostmänner" östlich der Weser <strong>bis</strong> zur<br />
Elbe) siedeln in Gebieten nördlich des Steinhuder Meeres.<br />
275-550 n. Chr. „Gupta“-Reiche in Indien.<br />
21
Ab 4.Jhd. n. Chr. Nachrömische Eisenzeit (-6.Jhd. / auch Völkerwanderungszeit genannt).<br />
300 n. Chr. wird das christliche Weihnachtsfest auf den 25.Dezember jeden Jahres festgelegt.<br />
312 n. Chr. gilt Komet als Zeichen für Röm. Kaiser Konstantin in Italien das Christentum einzuführen.<br />
21.7.365 n. Chr. hat ein schweres Erdbeben im Mittelmeerraum Auswirkungen <strong>bis</strong> nach Mitteleuropa.<br />
375 n. Chr. ist der eigentliche Beginn der Völkerwanderungen (<strong>bis</strong> ins 9.Jhd.). Ausgelöst durch<br />
Klimaverschlechterungen (kleine Kaltzeit) und den Ansturm der aus der Mongolei heranrückenden<br />
Hunnen (<strong>bis</strong> zum Tod ihres Anführers Attila 451). Mit und nach ihnen erreichen aus Südwesten die<br />
Thüringer (480) unser Gebiet auf ihren Kriegszügen nach Westen (Gallien). Andere Völker<br />
(Burgunder) auf der Suche nach neuem Lebensraum in Mittel-, West- und Südeuropa streifen uns<br />
dagegen nur. Es kommt zu Kontakten mit nordeuropäischen Völkern (insbesondere Langobarden<br />
nach 400) auf ihrem Weg nach Süden (damit erklärt sich wohl auch die sprachliche<br />
Verwandtschaft des <strong>Mardorf</strong>er Platt z. B. zur schwedischen Sprache).<br />
395 Teilung des Römischen Reiches als Folge der Völkerwanderungen.<br />
Im 5.Jhd. Maya-Hochkultur in Mittelamerika.<br />
(499 ?) Der chinesische buddhistische Missionar Hui Shen segelt <strong>bis</strong> nach Amerika (Kalifornien).<br />
Bis 450 n. Chr. wandern die etwas weiter östlich lebenden Langobarden nach Südeuropa weiter.<br />
Verstreut am nördlichen Steinhuder Meer leben zu dieser Zeit <strong>bis</strong> zu 50 Einwohner in <strong>Mardorf</strong>.<br />
486 Chlodwig (Merowinger) ist Herrscher des Frankenreiches.<br />
498 Chlodwig (und damit alle Bewohner des Reichs) nimmt den christlichen Glauben an.<br />
Im 5.-8.Jhd. Entsteht das alte Dorf <strong>Mardorf</strong> (später „Lütjen Mardrup“) mit 2-3 landwirtschaftlichen „Freyen“<br />
Höfen und weiteren einzeln verstreut liegenden Hütten<br />
von Jägern, Fischern, Vogelfängern.<br />
Anfang 6.Jhd. Weitere Rodungen im Bereich zwischen Rehburg,<br />
<strong>Mardorf</strong> und Schneeren, weil die Äcker ausgelaugt sind.<br />
531 Schlacht bei Ronnenberg (Franken und Sachsen erobern<br />
das Thüringerreich).<br />
535/36 Eine (Klima-) Katastrophe (Komet, Meteorit oder<br />
Vulkan?) lässt im Sommer Schnee fallen und verdunkelt<br />
für 1 Jahr den Himmel. Es kommt zu Missernten und die<br />
Bevölkerung leidet große Not.<br />
Bis 568<br />
ist die Hauptwanderungsbewegung der Völker vorbei.<br />
Die verbliebenen Sachsen sind jetzt in unserem Gebiet<br />
dominierend (Einführung der „Gemeinteilung“).<br />
(Abb. rechts: Rekonstruktion des vermuteten Palisadenzauns am Hespenberg).<br />
22
Um 570<br />
wird der Religionsstifter des Islam „Muhammad“ in Mekka (Haschemitischer Händler auf der<br />
ara<strong>bis</strong>chen Halbinsel) geboren. Er stirbt am 8.6.632 in Medina. Ab 622 (im islamischen Jahr 0)<br />
Ausbreitung des Islam <strong>bis</strong> nach Spanien (732 größte Ausdehnung).<br />
Bis Ende 6.Jhd. wird (vermutlich) eine kleine Burg-Wallanlage beim „Hespenberg“ (abgelegener Hügel, 51m<br />
hoch, nordwestlich. von <strong>Mardorf</strong>) errichtet. Das heißt, dass ein leichter ringförmiger Erdwall<br />
entsteht, worauf senkrechte Holzstämme (rekonstr. Foto weiter oben) die eigentliche „Burg“<br />
darstellen. Hinter dem massiven Tor (Hespe bedeutet schmiedeeiserner Türbeschlag) finden die<br />
damaligen Bewohner ein wenig Schutz.<br />
Im 7.Jhd.<br />
Um 600<br />
Stammesherzogtum Sachsen (-1180) mit Grafschaft Wölpe („Welipe“ im Raum Nienburg / rechts:<br />
Wappen Wölpe)<br />
rücken erste Slawen aus dem Osten <strong>bis</strong> an die Elbe-Saale heran.<br />
690 „Ütrechter Mission“ (<strong>bis</strong> 750): Iren und Angelsachsen (Wilibrord 700 / Ewald und<br />
Lepuin <strong>bis</strong> vor Nienburg / Bonifatius ab 716) versuchen vergeblich die Gegend um<br />
das Steinhuder Meer zu missionieren. Zwischen 800 und 820 erfolgt ein erneuter Versuch<br />
(Wilehad kommt <strong>bis</strong> Bremen).<br />
Im 8.Jhd.<br />
dringen Slawen (Volk der Wenden ist evtl. schon im 7.Jhd. in dieser Gegend) <strong>bis</strong> zur Leine vor.<br />
Die Beulenpest verschwindet <strong>bis</strong> 1347 aus Europa!<br />
762/763 Erster aufgezeichneter „härtester Winter aller Zeiten“ mit einem halben Jahr bei unter -25° C!<br />
772 Sachsenkriege („32jähriger Krieg“ -804).<br />
Ab 772<br />
fallen die Franken unter Karl „dem Großen“ (Frankenreich der „Karolinger“) in Sachsen ein – <strong>bis</strong><br />
zum Loingau mit der Grafschaft Wölpe – werden aber wieder hinter die Weser nach Südwesten<br />
abgedrängt. Sie hinterlassen uns die Minuskel-Schrift, die <strong>bis</strong> ins 12.Jhd. Bestand hat.<br />
775 Karl der Große bezwingt die Engern (im Mittelweserraum) und Ostfalen (Heide <strong>bis</strong> südliche Oker).<br />
776 wird deren Gebiet zur Mark Sachsen.<br />
777 „Widukind“ (Wittekind) – erster Herzog der Sachsen.<br />
779 kommt es zum 1.Aufstand gegen Karl.<br />
782 Schlacht am Süntel und Franken-Rachefeldzug westlich der Weser.<br />
Widukind leistet Widerstand gegen die Franken und den christlichen Glauben <strong>bis</strong> er 785 getauft<br />
wird. Seine Nachfolger werden Sohn Wikbert, Enkel Waltbert und Urenkel Wikbert.<br />
798 entsteht das Bistum Minden (Minda) im Erz<strong>bis</strong>tum Köln.<br />
Ab 789<br />
Ab 794<br />
beginnt die katholische Christianisierung durch die Karolinger (von Kloster Corbie in Frankreich<br />
zum Bistum Fulda entlang der Weser nach Norden <strong>bis</strong> zum Steinhuder Meer!<br />
weitere Sachsenfeldzüge (-797 östlich der Weser). Karl kommt auf dem Feldzug nach Holstein bei<br />
Rehburg vorbei und macht die Engern endgültig untertan.<br />
799/800 Erste urkundlich erwähnte Sturmflut an der noch weitestgehend ungeschützten natürlichen<br />
Nordseeküste.<br />
(Rekonstruktion und Grundriss der Düsselburg nach der Ausgrabung von 1904)<br />
23
8.-10.Jhd.<br />
8.-14.Jhd.<br />
Die Düsselburg wird als frühmittelalterlicher Ringwall (Fliehburg „Dusleborg“ / Zeichn. weiter oben)<br />
westlich Rehburg angelegt. In dieser Zeit entstehen auch die Burganlagen bei Husum und<br />
Neustadt ("Loghingaburg").<br />
Holzgericht im Goh Linsburg.<br />
Parochie (Kirchspiel) „Monnekehusen“. Münchhausen ist ein schon 1350 untergegangener<br />
(wüster) Ort mit Kirche am Haarberg bei Winzlar / später auch “Olenkerken“ genannt.<br />
Errichtung der Luccaburg (Adelsgeschlecht bei Loccum).<br />
„Mittelalterliche Warmzeit“ (<strong>1170</strong>-1310 besonders warm).<br />
Die mittlere Temperatur steigt auf +4° über heute, erhöhter Niederschlag, die Landwirtschaft<br />
wächst und die Bevölkerung steigt stark an.<br />
Auch deshalb sind auch Wikinger im Nordatlantik auf dem Weg nach Westen. Unter Erik dem<br />
Roten besiedeln sie ab 870 (Island) die unwirtlichen Küsten. 985 <strong>bis</strong> um 1500 leben sie auf<br />
Grönland (Weinbau). Um 1000 erreichen sie unter Leif Eriksson auch Nord-Amerika<br />
(Neufundland- Vinland).<br />
Im Pazifik sind die Meister der damaligen Seefahrt die Polynesier auf der Suche nach neuem<br />
Land. Sie erreichen Amerika (erst den südlichen Kontinent und <strong>bis</strong> 1400 auch Kalifornien).<br />
Die höheren Temperaturen begünstigen aber auch katastrophale Sturmfluten an der<br />
Nordseeküste.<br />
804 Friedensschluss Karls des Großen mit den Sachsen. Alte Gaueinteilungen (als untere<br />
Verwaltungseinheit mit einem Gaugrafen) werden beibehalten.<br />
Das Archidiakonat St.Osdag in Mandelsloh entsteht als Verwaltungseinheit im Bistum Minden<br />
(mit dem Gebiet nordwestlich des Steinhuder Meeres).<br />
814 Neuer König im Frankenreich wird Ludwig „der Fromme“. Östlich der Weser verläuft eine wichtige<br />
Handelsroute von Süd nach Nord.<br />
822/823 Sehr strenger Winter!<br />
838 Schwere Sturmflut an der Küste! Dänische Wikinger bedrängen ab 840 Norddeutschland.<br />
843 Frankenreich wird endgültig geteilt (Verdun). Ostfränkisches Reich schon ab 840 unter König<br />
Ludwig I. “dem Deutschen“. 844 Liudolf Herzog von Sachsen.<br />
860/861 Sehr strenger Winter – die Nordseeküste ist zu großen Teilen zugefroren.<br />
866 Nachfolger als Herzog von Sachsen wird Brun.<br />
Ab 870<br />
2.Teilung des Frankenreichs (Mersen).<br />
871 Stiftung des Nonnenklosters Wunstorf (erste urk. Erwähnung).<br />
872 Dürresommer!<br />
876 Ostfränkischer König Karl III. „der Dicke“; 887 gefolgt von Arnulf<br />
von Kärnten.<br />
880 3.Teilung des Frankenreiches (Ribemont). Otto I. der Erlauchte<br />
wird Herzog von Sachsen (-912).<br />
20.8.889 (urk. Erwähnung) Bordenau.<br />
9.11.892 Schwere Sturmflut an der Nordseeküste (Novemberflut)!<br />
899 – 955 Madyaren aus Ungarn kommen (<strong>bis</strong> 955) als Reitervolk mehrfach<br />
auch <strong>bis</strong> nach Norddeutschland. 906-915 <strong>bis</strong> nach Ostwestfalen (Obernkirchen, Herford). 919<br />
dringen sie auf einer nördlichen Route <strong>bis</strong> an den Niederrhein und damit auch in die Nähe des<br />
Steinhuder Meeres vor. Vermutlich entsteht nach dieser Zeit in den Nachbarorten <strong>Mardorf</strong>s die<br />
„Zigeunerlegende“. Da oft auch heute noch in einer <strong>Mardorf</strong>er Familie gleichzeitig "dunkle und<br />
helle" Hauttypen sowie Augen- und Haarfarben vorkommen, obwohl beide Elternteile nur einer<br />
Richtung zuzuordnen wären. Man vermutet also Nachfahren aus dieser Zeit. „Zigeuner“ ist eine<br />
seit dem frühen 15. Jahrhundert im deutschen Sprachraum belegte Fremdbezeichnung für<br />
Bevölkerungsgruppen, denen von der Mehrheitsbevölkerung abweichende Eigenschaften<br />
zugeordnet werden.<br />
24
Im 10.Jhd.<br />
<strong>Mardorf</strong> hat jetzt 2-3 „Freye Höfe“, einige weitere Hütten und <strong>bis</strong> zu 50 Einwohnern.<br />
900 Ludwig IV. „das Kind“ wird Ostfränkischer König (+911 = Ende der Karolinger).<br />
911 Konrad I. König der Ostfranken.<br />
919 Heinrich I. „der Vogeler“ wird Ostfränkischer König, er ist schon ab 912 auch Herzog von Sachsen<br />
(ein „Ottone“).<br />
927/928 Äußerst strenger Winter!<br />
936 Riesige Lavaspalte auf Island führt zu weltweiter Klimaverschlechterung.<br />
Otto II. Herzog von Sachsen wird als Otto I. „der Große“ (+973) Ostfränkischer König und 962<br />
erster Kaiser des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“.<br />
965 Langer Dürresommer!<br />
973 Bernhard I. (ein „Billunger“) wird Herzog von Sachsen (mit Westfalen, Engern, Ostfalen – Karte<br />
weiter unten). Otto II. wird Römischer König und Kaiser. Ihm folgt 996 Otto III. als Kaiser.<br />
975 Langer strenger Winter <strong>bis</strong> Mai!<br />
984/985 Sehr kalter Winter <strong>bis</strong> in den Mai!<br />
Anfang 987<br />
Anfang 989<br />
Anfang 992<br />
Starkes Weserhochwasser! 988 folgt ein Dürresommer!<br />
gibt es eine „Große Sturmflut“ an der Nordseeküste. Allmählich wird die alte Küstenlinie<br />
aufgebrochen und mit vielen neuen Buchten nach Süden verlagert.<br />
Langer Winter <strong>bis</strong> Pfingsten!<br />
993/994 Kalter, sehr rauer und trockener Winter, der <strong>bis</strong> in den April reicht. Als Folge gerät die<br />
Landwirtschaft in Not.<br />
994 kommt noch ein Dürresommer hinzu. Im Okt. 994 beginnt der Winter früh, wird hart und kalt und<br />
reicht <strong>bis</strong> weit ins nächste Jahr.<br />
Ab Juli 995<br />
führt der anhaltende Frost zur Hungersnot.<br />
999 Ein Dürresommer mit „unerhörter Hitze und Trockenheit“! Flüsse fallen trocken.<br />
Karte Mitteleuropa um 1000: Flüsse und alte Nordseeküste mit Meredorpe zwischen West- und Ostfalen<br />
25
1000 (-1300 ist „Hochmittelalter“). Erneuter Hitzesommer und alle Flüsse in Mitteleuropa trocknen aus.<br />
1006 Beginn der Kreuzzüge (<strong>bis</strong> 1291). Im Gefolge der Ritter sind auch Männer aus dieser Gegend,<br />
aber kaum einer kehrt zurück.<br />
Erste Judenverfolgungen in Europa!<br />
1010/1011 „Unvorstellbar“ kalter Winter!<br />
1011 wird Bernhard II. Herzog von Sachsen.<br />
1012 Sturmflut an der<br />
Nordseeküste!<br />
1014 Heinrich II. „der Heilige“<br />
(„Ottone“) Römischer Kaiser.<br />
1019/1020 Strenger Winter mit Kälte<br />
und Schnee!<br />
1020 Kloster Esbeke (Asbeke / –<br />
1519 / Zeichnung unten)<br />
entsteht am Nordhang des<br />
Loccumer Berges<br />
(Fundamentreste noch heute<br />
im Südwesten von Rehburg<br />
am Heerweg).<br />
Juli 1020<br />
Schweres<br />
Weserhochwasser!<br />
1027 Der „Salier“ Konrad II. wird Römischer Kaiser.<br />
11.1.1041 Starke Sturmflut an der Nordseeküste!<br />
1046 Heinrich III. wird Römischer Kaiser.<br />
Im 11.Jhd.<br />
Die Dünen südlich der Geest in und um <strong>Mardorf</strong> und besonders am östlichen Nordufer des<br />
Steinhuder Meeres (seit 15.000 Jahren in Bewegung) verfestigen sich und kommen (jenseits der<br />
40 m Höhenlinie) allmählich zur Ruhe (Schaubild unten).<br />
26
Im 11.Jhd.<br />
Der Einbaum wird zum neuzeitlichen "Fischerboot und Torfkahn“: Auf der linken Abbildung (um<br />
1285 gebaut) sind schon mehrere "Segmenten" erkennbar. Ein 1890 gefundener Einbaum (rechte<br />
Abb.) hat einen spitzen Kiel, ein Fischabteil und kann auf dem Steinhuder Meer mit 2 Segeln<br />
betrieben werden. Es werden insgesamt nie mehr als 30 Stück sein und sie werden fast nur von<br />
den Steinhuder Fischern betrieben. Sie dienen natürlich auch dem Brenntorf-Transport, der in<br />
Nachbarorten rund um das Meer gelegenen Steinhuder Torfstiche.<br />
1059 Ordulf Herzog von Sachsen.<br />
Anfang 1066 „Ungeheure“ Sturmflut an der Nordseeküste!<br />
14.10.1066 Wilhelm der Eroberer (Französischer Normanne) besiegt die Angelsachsen bei Hastings.<br />
1072 Magnus Herzog von Sachsen (letzter „Billunger“).<br />
1073 Aufstand der Sachsen unter Otto von Northeim gegen Heinrich IV.<br />
Okt.1076 Äußerst strenger „Canossa-Winter“ mit Dauerfrost <strong>bis</strong> April 1077!<br />
1084 Heinrich IV. wird Römischer Kaiser.<br />
1085 Komet „Ikeya-Seki“ ist auch am Tage zu sehen.<br />
Im 12.Jhd. Die Karolingische-<br />
Minuskel-Schrift wird von<br />
der Rotunda-Schrift<br />
(Abbildung rechts) abgelöst.<br />
Aber schon im 13.Jhd. setzt<br />
sich die Textur-Schrift<br />
allgemein durch. Im 15. und<br />
16.Jhd. können sich<br />
Einflüsse aus der<br />
Schwabacher-Schrift nicht<br />
durchsetzen. Erst die<br />
Fraktur-Schrift ab dem<br />
16.Jhd. wird zur<br />
allgemeinen<br />
Umgangsschrift.<br />
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Im 12.Jhd. Alltagsleben im Hochmittelalter Basierend auf einem Aufsatz von Stefan Jacob 1998<br />
Das Leben der einfachen Menschen auf dem Lande (95 % der Gesamtbevölkerung und fast alle<br />
Bauern) war kurz und beschwerlich. Die Kindersterblichkeitsrate lag extrem hoch. So blieb nur<br />
etwa jedes zweite Kind nach der Geburt am Leben, die Chance in einem bäuerlichen Haushalt das<br />
Erwachsenenalter zu erreichen, war äußerst niedrig. Nur zwei <strong>bis</strong> drei von acht Säuglingen starben<br />
nicht als Kleinkind. Die Lebenserwartung lag durchschnittlich kaum über 30 Jahren, und gearbeitet<br />
wurde von Sonnenaufgang <strong>bis</strong> Sonnenuntergang. Es wurde früh geheiratet, oft schon im<br />
Kindesalter und selten aus Liebe, wobei die arbeitsfreie Kindheit schon mit fünf Jahren endete.<br />
Analphabetentum auf dem Lande war der Regelfall. Die Ehe brauchte noch nicht von einem<br />
Priester geschlossen zu werden, und entsprechend dem inoffiziellen Charakter gab es viele<br />
Trennungen und außereheliche Verbindungen, die moralisch nicht weiter beanstandet wurden. Der<br />
Mann hatte das selbstverständliche, auch von der Kirche abgesegnete Recht, seine Frau zu<br />
schlagen, allerdings „nur mit Maß und Ziel“. Man wohnte in einfachen Häusern aus Holz, Stroh<br />
(Reet) und Lehm. In den Fenstern war noch kein Glas; die Kälte wurde mit hölzernen Fensterläden<br />
oder Vorhängen aus Tuch oder Tierhaut abgehalten. Weil künstliche Beleuchtung teuer war, ging<br />
man „mit den Hühnern“ schlafen, und ohnehin konnte noch fast niemand außer gebildeten<br />
Geistlichen ein Buch lesen — sich erst recht keines kaufen, denn Bücher waren der teuerste<br />
Luxus. Es war üblich, in den zum Liegen zu kurzen Bettkästen halb sitzend auf Kissen aus Stroh<br />
zu schlafen, und man saß auf Schemeln oder Holzbänken. Man aß mit den Fingern, manchmal<br />
auch mit dem Löffel aus tönernen Näpfen; Teller waren noch nicht weit verbreitet, und Gabeln<br />
wurden <strong>bis</strong> ins 15. Jahrhundert als „Hexenwerkzeuge“ abgelehnt. Ein Messer, das die Männer<br />
sowieso als Waffe stets bei sich trugen, war zum Schneiden und Aufspießen des Essens immer<br />
dabei. Auf dem Speiseplan standen dieselben Haustiere wie heute, aber auch Krähen, Störche,<br />
Igel und Eichhörnchen. Zu jeder Mahlzeit wurde Brot gereicht,<br />
doch Gemüse gab es außer Rüben und Kohl kaum.<br />
Wer es sich leisten konnte, trank Bier zum Essen und auf<br />
Festen. Den Ärmeren blieben nur Wasser und Milch. Da<br />
Vorratshaltung ohne Kühlung und Konservierung noch kaum<br />
möglich war, lebte man „von der Hand in den Mund“. Daß es<br />
trotz eines Bevölkerungswachstums, relativ selten zu großen<br />
Hungersnöten kam, ist bei den immer noch primitiven<br />
Anbaumethoden auf den zunehmenden Einsatz von Ochsen<br />
und Pferden als Zugtiere und vor allem auf die verstärkte<br />
Waldrodung zurückzuführen, durch die sich die<br />
landwirtschaftlichen Nutzflächen immer mehr vergrößerten. Es<br />
gab noch keine öffentliche Verwaltung, keine Polizei und kein<br />
stehendes Heer. Es teilte sich die Gesellschaft in unfreie<br />
Menschen, die man auch „Hörige“ oder „Leibeigene“ nannte,<br />
und Freie, zu denen die Ritter, die Geistlichen und der Adel<br />
gehörten. Die Unfreien unterstanden einem Grundherrn, für<br />
den sie an 3 <strong>bis</strong> 5 Tagen in der Woche arbeiten mussten<br />
(Frondienst; ahd./mhd. „frô“ = Herr), dem sie außerdem aus<br />
ihrer privaten Produktion Naturalien abzugeben hatten. Sie durften das Land, auf dem sie lebten,<br />
nicht ohne Erlaubnis ihres Herrn verlassen und unterlagen im rechtlichen Streitfall seiner<br />
Gerichtsbarkeit. Sie konnten von ihrem Herrn totgeschlagen, verschenkt oder verkauft, aber auch<br />
freigelassen werden.<br />
Auszug aus dem Sachsenspiegel „Tierhaltung im Hochmittelalter“<br />
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Im 12.Jhd.<br />
<strong>Mardorf</strong> hat immer noch um 50 Einwohner.<br />
(urkl. Kloster Loccum) Reheburgk wird erstmals erwähnt und kommt 1153 zur Grafschaft Wölpe<br />
(ab 1120 / 1151 urk. Burg „Welipe“). Erst danach kommt Meredorpe und später auch Wiedensahl<br />
zum späteren Amt Rehburg. Das nach 1277 von welfischen Herzog Otto dem Strengen auf einer<br />
sandigen Anhöhe („Horst“) in einem riesigen Sumpfgelände (im verlandeten z. T. moorigen<br />
ehemaligen Westenmeer) als Schutzburg (Grenzbefestigung) gegen die Herrscher von<br />
Schaumburg und Hoya ausgebaut wird. Verteidigungsstellung am schmalsten Übergang über die<br />
Meerbachniederung mit vorgelagerten Sandinseln (Rehhorst, Heerhorst, Katthagen). Die<br />
Zuwegung erfolgt über Knüppeldämme. Auch dein Teil des Verbindungsweges nach <strong>Mardorf</strong> (kurz<br />
hinter dem Ortsausgang Rehburg „<strong>Mardorf</strong>er Straße“) bestand lange nur aus einen solchen<br />
Knüppel- oder Bohlendamm.<br />
Es gibt schon "größere" Bauernhöfe, die aber meistens abhängig sind von<br />
Lehnsherren. Die nächsten Ritterhöfe sind in Tiesenhausen (bei Wölpe-Nienburg /<br />
Familie später nach Livland ausgewandert) und Münchhausen (Familienname<br />
1183 urkl. erwähnt und Ort bei Winzlar, 1335 letztmalig erwähnt; 1350<br />
aufgegeben). Zisterzienser Pater „Gyselheri de Monechusen“ gilt als Begründer<br />
des Adels aus „Monckhusen“ (rechts das Wappen der Familie Münchhausen).<br />
Die Romanik (Rundbogen) endet und die Gotik (Spitzbogen) wird <strong>bis</strong> 1500 (Renaissance)<br />
bestimmend für den Bau- und Kunststil in Europa.<br />
Erste Familiennamen entstehen auch in Norddeutschland!<br />
Ab 1100<br />
Zeit der großen Rodungen, vor allem für die seit Jahrzehnten zunehmende „Dreifelderwirtschaft“<br />
(um den Boden zu regenerieren und wieder fruchtbarer zu machen, Unterteilung in Brachland,<br />
Herbst- und Frühlingssaatflächen, "Allmenden") und Entwässerungen für neue Wiesen und<br />
Weiden. Der Waldbestand geht immer weiter zurück. Da schon viele Waldflächen (vor allem auf<br />
den sandigen unfruchtbaren Geestböden) überweidet sind, bildet sich dort Heide (<strong>Mardorf</strong> im<br />
Bereich Diepholzberge und Bannsee) und in der Folge wachsen Wachholder. Mehr Bauern<br />
werden sesshaft. Haufendörfer wie Schneeren entstehen. Pferde statt Ochsen ziehen verbesserte<br />
Pflüge, Sensen und Dreschflegel sind in Gebrauch.<br />
Die Gemeinschaft der freien Bauern trifft sich zum „Ding“ (Gemeindeversammlung) unter einer<br />
(heiligen) Linde, um die Nutzung der „Allmende“ (Gemeinschaftseigentum der freien Bauern in<br />
<strong>Mardorf</strong> an Wald, Acker, Wiesen) zu bereden und ihren „Vorsteher“ zu wählen.<br />
1106 Lothar III. von Supplingenburg Herzog von Sachsen und 1130 Römischer Kaiser.<br />
1110 Der „Edle Mann Adolf von der Schaumburg“ wird vom Kaiser mit den Grafschaften Holstein und<br />
Stormarn belehnt – die „Schaumburger Landschaft“ entsteht.<br />
1111 Heinrich V. wird Römischer Kaiser.<br />
1123/1124 Harter Winter!<br />
Bis 1124<br />
Die Grafen von Schwalenberg (Widekind I.) sind Lehensherren über den benachbarten<br />
Marstemgau (Raum südwestlich von Hannover / Kloster Marienmünster mit Gutshof in Kolenfeld).<br />
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1125 Sehr harter Winter hält <strong>bis</strong> nach Pfingsten in den Juni!<br />
1130 Burchard I. von Loccum-Hallermund (Freund von Lothar III.) stirbt.<br />
1135 Hitzesommer!<br />
1137 Heinrich II.„der Stolze“ („Welfe“) wird Herzog von Sachsen.<br />
1138 ist Albrecht „der Bär“ („Askanier“) Herzog von Sachsen.<br />
1142 Heinrich III.„der Löwe“ („Welfe“ = Fränkischer Adel) Herzog von Sachsen (-<br />
1180).<br />
(Wappen von Braunschweig-Lüneburg 1168)<br />
Mitte 12.Jhd. Aufstieg der „Hanse“ zur größten Kaufleutevereinigung der damaligen Zeit. Bis Mitte des 17.Jhd.<br />
bestimmen Niederdeutsche Kaufleute den Wirtschaftsraum Nord- und Ostsee. Verkehrssprache ist<br />
damals Niederdeutsch (Platt), das von Nordfrankreich/England <strong>bis</strong> St. Petersburg/Nowgorod in<br />
Russland gesprochen oder zumindest verstanden wird.<br />
1155 Friedrich I. „Barbarossa“ („Staufer“) wird Römischer Kaiser (-1190). Er zerschlägt das Herzogtum<br />
Sachsen. Das westliche Gebiet mit Westfalen kommt unter die Herrschaft des Erz<strong>bis</strong>chofs von<br />
Köln. Das östliche (vorwiegend „welfische“) Territorium zerfällt in mehrere Fürstentümer. Wobei<br />
jeder dieser Fürsten zusätzlich<br />
<strong>bis</strong> 1692 den Titel „Herzog zu<br />
Braunschweig-Lüneburg“ trägt.<br />
1157 Hitzesommer!<br />
1163 12 Mönche (und 1 Abt) des<br />
Zisterzienserordens vom Mutter-<br />
Kloster Volkenroda (Thüringen)<br />
machen sich auf den Weg nach<br />
Norden. Sie gründen das Kloster<br />
Loccum („Beten und Arbeiten“)<br />
und errichten erste Gebäude um<br />
die alte Burg „Lucca“. Der 300 km<br />
lange Pilgerweg entlang der<br />
Leine und Weser wird noch heute<br />
bewandert.<br />
(rechts: Kloster Loccum in einer<br />
späteren Ansicht von 1840 / unten<br />
links: der Kreuzgang)<br />
Die benachbarte Luccaburg wird noch im 12.Jhd. wieder aufgegeben (unten rechts: die Mauerreste).<br />
17.2.1164 „Julianensturmflut“ als schlimmste Flut im 12.Jhd. mit 20.000 Toten. „Jadebusen“ entsteht.<br />
1167 stirbt der Stifter der Luccaburg und des Klostergrundstücks Graf Wulbrand I. von Lucca (Loccum)<br />
als letzter Graf von Hallermund.<br />
1169 Vulkanausbruch Ätna (Italien).<br />
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