10 29 Fotoausstellung ehrt Jesuitenbruder Jakob ... - Mänziger Zytig
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GEWERBE<br />
Februar / März 2013 mänziger zytig Nr. 82<br />
16<br />
Zum Kompost kommt jetzt die Pflanzenkohle<br />
Während in der grossen Politik die Massnahmen gegen den Klimawandel nicht vom Fleck kommen – «Nullrunde<br />
in Doha» im Dezember 2012 – macht die Verora GmbH im Kleinen Nägel mit Köpfen: Die erste Pyreg-<br />
Anlage der Deutschschweiz steht in Neuheim: Pflanzenkohle soll den Boden verbessern und das Klima schonen.<br />
• Als Bodenverbesserer reichert sie den Kohlenstoffgehalt<br />
im Boden an.<br />
• Das CO 2 , das in der Pflanzenkohle gebunden ist,<br />
schützt das Klima.<br />
Fotos: Tony Mehr<br />
Etappensieg: Auf ihrem Hof steht die erste Pflanzenverkohlungsanlage. Franz Keiser,<br />
links, hat sie auf den Hof geholt, Sohn Fabian wird der erste «Pyreg-Anlagetechniker».<br />
— Tony Mehr —<br />
Sie sind überzeugt davon, dass die Bauern zu einer<br />
gesunden Umwelt beitragen müssen und dass sie das<br />
auch können. Dass der Raubbau an den Böden und die<br />
Vergiftung durch Pestizide und Kunstdünger gestoppt<br />
werden muss. Und dass die Bauern als Unternehmer<br />
für den gesunden Kreislauf in der Natur tätig sein können<br />
– dezentral, ohne Grossanlagen und weite Transportwege.<br />
Kompostproduktion läuft – Pflanzenkohle kommt<br />
Die Verora GmbH (Verwertung organischer Abfälle) ist<br />
seit Jahren auf dem Gebiet der natürlichen Verwertung<br />
tätig. Einen ersten Kreislauf betreiben drei Bauern seit<br />
gut 15 Jahren in Büssikon, Baar, Wies, Neuheim und<br />
Oberbrämen, Menzingen: sie verarbeiten bis zu <strong>10</strong>00<br />
Tonnen Grüngut zu Humuskompost.<br />
Jetzt hat sich die Verora einen andern, erweiterten<br />
Kreislauf vorgenommen: Baum- und Strauchschnitt,<br />
welcher für die Kompostierung zuviel ist, wird zu<br />
Pflanzenkohle und Quali-Hackschnitzel verwertet. Die<br />
Pflanzenkohle wird in der Tierhaltung und dem Humuskompost<br />
beigefügt und gelangt so in die Erde. Die<br />
Pioniere versprechen sich folgende Wirkungsweisen<br />
und Vorteile der Pflanzenkohle:<br />
• Als Futterzusatz für Milchvieh und Hühner bindet<br />
sie Gifte, reduziert die Gasemissionen und fördert<br />
die Verdauung.<br />
• Als Zuschlag für Einstreumaterial bindet sie Stallgeruch<br />
und reduziert Ammoniakemissionen.<br />
Das Wissen um Abläufe drängt zu neuen Ideen<br />
Es herrscht Pionierstimmung an diesem grauen Novembertag<br />
auf dem Hof Wies in Neuheim, als die Pyreg-Forschungs-<br />
und Entwicklungsanlage der Öffentlichkeit<br />
vorgestellt wird. Als einer der ersten war der<br />
Bauer Franz Keiser in die Herstellung von Kompost<br />
eingestiegen. Inzwischen hat sein Sohn Feuer gefangen<br />
für die Verkohlungsanlage, die er wartet und von<br />
der er sich eine berufliche Zukunft erhofft als Anlagenbauer<br />
und -wart von hoffentlich zahlreichen weiteren<br />
Betrieben, die solche Anlagen erstellen werden.<br />
Man wisse schon lange von diesen Zusammenhängen,<br />
erklärt Fredy Abächerli, Projektleiter der Verora GmbH.<br />
Mit Kohle versetzte Erde, genannt Terra Preta, wurde<br />
schon vor <strong>10</strong>00 Jahren von Ureinwohnern im Amazonasbecken<br />
verwendet. Das Wissen ging aber mit dem<br />
Untergang der Urbevölkerung wieder verloren.<br />
Wichtiger Pluspunkt bei der Herstellung von Pflanzenkohle:<br />
Pflanzenkohle bindet CO 2 aus Biomasse<br />
dauerhaft. Dieses entweicht damit nicht in die Luft<br />
durch Verbrennung oder Verrottung. Das hat die Stiftung<br />
Klimaschutz überzeugt. Sie steckt den ansehnlichen<br />
Betrag von Fr. 180 000.– in das Innovationsprojekt.<br />
Vincent Eckert: «Wenn es gelingt, die Pflanzenkohle<br />
als Bodenverbesserer zu etablieren, können wir<br />
tausende Tonnen CO 2 im Boden versorgen.»<br />
Das Pyreg-Projekt wird von der Zürcher Hochschule<br />
für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Wädenswil<br />
wissenschaftlich begleitet: Alex Mathis, Dozent<br />
am Institut für Hortikultur: «Böden mit zugesetzter<br />
Pflanzenkohle zeigen deutlich verbesserte<br />
Eigenschaften des Nährstoff- und Wasserrückhaltevermögens.<br />
Der Einsatz von Pflanzenkohle muss<br />
aber weiter erforscht und begleitet werden, damit<br />
das Produkt auch die gewünschte Wirkung entfaltet,<br />
schliesslich ökologischen Kriterien standhält –<br />
und auch wirtschaftlich ist.»<br />
Kreisläufe schliessen sich<br />
Die Siebanlage wird zur Demonstration gestartet. Sie<br />
sortiert den gehäckselten Baum- und Strauchschnitt