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Mir schlägt der Stress auf den Magen! - LUKS

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<strong>Mir</strong> <strong>schlägt</strong> <strong>der</strong> <strong>Stress</strong> <strong>auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Magen</strong><br />

Emergency & Intensive Care<br />

Zentralschweizer Pflegesymposium<br />

Luzern<br />

04. Juni 2013<br />

Dr. Holger Spangenberger<br />

Co-Chefarzt Medizin <strong>LUKS</strong> Wolhusen<br />

Facharzt Innere Medizin / Gastroenterologie<br />

Spezielle Internistische Intensivmedizin


<strong>Stress</strong><br />

<strong>Stress</strong> (engl. für „Druck, Anspannung“; lat. stringere:<br />

„anspannen“) bezeichnet zum einen durch spezifische äußere<br />

Reize (<strong>Stress</strong>oren) hervorgerufene psychische und physische<br />

Reaktionen bei Lebewesen, die zur Bewältigung beson<strong>der</strong>er<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen befähigen, und zum an<strong>der</strong>en die dadurch<br />

entstehende körperliche und geistige Belastung.<br />

Wikipedia 19.05.2013


Verschie<strong>den</strong>e Modelle:<br />

<strong>Stress</strong><br />

Walter Cannon: "Fight or Flight"<br />

Umstellungen des Körpers bei Bedrohungs-<br />

/Gefahrensituationen, entwickelt aus Erfahrungen<br />

von Teilnehmern 1. Weltkrieg<br />

Hormonelle Verän<strong>der</strong>ungen


Verschie<strong>den</strong>e Modelle:<br />

<strong>Stress</strong><br />

Hans Seyle: "Ich habe allen Sprachen ein neues<br />

Wort geschenkt - <strong>Stress</strong>"<br />

Allgemeines Anpassungssyndrom<br />

Reaktion <strong>auf</strong> <strong>Stress</strong>oren, Anpassung; Anspannung<br />

gefolgt von Entspannung<br />

"The <strong>Stress</strong> of life"; "<strong>Stress</strong> without Distress"


Verschie<strong>den</strong>e Modelle:<br />

<strong>Stress</strong><br />

im engeren medizinischen Sinne: körperliche<br />

Reaktion <strong>auf</strong> schwere Traumen, Verbrennungen,<br />

grosse Operationen, Sepsis etc.<br />

im weiteren Sinne: hohe Arbeitsbelastung,<br />

Schichtdienst, (Extrem-) Sport, Mobbing, plötzlicher<br />

Todesfall, Kriegstrauma, Katastrophenzeuge


<strong>Stress</strong>ulkus<br />

bei intensivmedizinisch betreuten Patienten


<strong>Stress</strong>ulkus<br />

Entsteht innerhalb von Stun<strong>den</strong><br />

3 Tage nach Schädelhirntrauma o<strong>der</strong> Verbrennung<br />

haben 75% Schleimhautläsionen und 50%<br />

Blutungszeichen<br />

Beginn im Fundus/Korpus, oberflächlich<br />

Später tiefere Läsionen im Antrum und Duo<strong>den</strong>um<br />

Offene GI-Blutung bei 1,5-8,5% <strong>der</strong> IPS-Patienten<br />

GI-Blutung erhöht die Mortalität (Faktor 1,8-4,9)


<strong>Stress</strong>ulkus<br />

beson<strong>der</strong>s gefährdet:<br />

beatmete Patienten (über mehr als 48h)<br />

Koagulopathie o<strong>der</strong> Antikoagulantien<br />

Sepsis, Polytrauma, Verbrennungen<br />

Corticosteroidtherapie, NSAR-Therapie<br />

Nieren- o<strong>der</strong> Leberversagen<br />

=> Blutungsrisiko aus Ulzera !


<strong>Stress</strong>ulkus-Prophylaxe<br />

verschie<strong>den</strong>e Medikamente:<br />

Protonenpumpenhemmer (Pantozol, Esomeprazol)<br />

Histamin-2-Antogonisten (Ranitidin)<br />

Sucralfat<br />

Antazida (Riopan)<br />

Auch schützend: enterale Ernährung!


<strong>Stress</strong>ulkus-Prophylaxe<br />

Problem:<br />

Je besser die Säureunterdrückung, um so besser<br />

die Verhin<strong>der</strong>ung von GI-Blutungen<br />

Aber je stärker die Säureunterdrückung, um so<br />

höher scheint die Rate an beatmungsassoziierten<br />

Pneumonien!


Risikopatienten IPS:<br />

Beatmung über 48h<br />

<strong>Stress</strong>ulkus-Prophylaxe<br />

Koagulopathie (Thrombozyten < 50 000, INR > 1,5,<br />

PTT > 2fache Norm)<br />

Ulkuskrankheit o<strong>der</strong> gastrointestinale Blutung<br />

innerhalb des letzten Jahres<br />

ZNS-Trauma (Gehirn o<strong>der</strong> Rückenmark)<br />

Schwere Verbrennungen (>35% Körperoberfläche)


Risikopatienten IPS:<br />

<strong>Stress</strong>ulkus-Prophylaxe<br />

Zwei o<strong>der</strong> mehr Faktoren <strong>der</strong> folgen<strong>den</strong>:<br />

Sepsis<br />

IPS-Aufenthalt > 1 Woche<br />

Okkulte GI-Blutung über mehr als 6 Tage<br />

Hochdosierte Kortisontherapie (>250mg<br />

Hydrocortison)


<strong>Stress</strong>ulkus-Prophylaxe<br />

Risikopatienten IPS behandeln:<br />

PPI oral (kosteneffektiv, z.B. Pantoprazol 40 1-0-1,<br />

Omeprazol 20 1-0-1 o<strong>der</strong> Esomeprazol 20 1-0-1)<br />

PPI o<strong>der</strong> H2-Blocker i.v. (Pantoprazol 40 mg 1-0-1.<br />

Ranitidin 300 mg 1-0-1)<br />

Wichtig: Been<strong>den</strong> <strong>der</strong> Therapie, wenn keine<br />

Risikofaktoren mehr vorliegen!


Therapie blutendes Ulkus<br />

Endoskopische Untersuchung (ÖGD,<br />

<strong>Magen</strong>spiegelung) mit ggf. Adrenalin-<br />

Unterspritzung, Hämoclip, Goldprobe, APC<br />

PPI oral (kosteneffektiv, z.B. Pantoprazol 40 1-1-1,<br />

Omeprazol 40 1-0-1 o<strong>der</strong> Esomeprazol 40 1-0-1)<br />

PPI o<strong>der</strong> H2-Blocker i.v. (Pantoprazol 200 mg über<br />

Perfusor)<br />

Ggf. Somatostatin zur portalvenösen<br />

Drucksenkung, ggf. Eradikation


Therapie blutendes Ulkus


<strong>Magen</strong>darm-Erkrankungen durch<br />

beruflichen <strong>Stress</strong>?<br />

Mehrere Untersuchungen an Schichtarbeitern im<br />

Vergleich zu regelmässiger Tagarbeit:<br />

5 von 6 Untersuchungen fin<strong>den</strong> gehäuft eine<br />

Ulkuskrankheit bei Schichtarbeitern<br />

4 von 6 Untersuchungen fin<strong>den</strong> gehäuft<br />

gastrointestinale Symptome bei Schichtarbeitern<br />

2 von 3 Untersuchungen fin<strong>den</strong> gehäuft<br />

funktionelle <strong>Magen</strong>-Darm-Erkrankungen


<strong>Magen</strong>darm-Erkrankungen durch<br />

beruflichen <strong>Stress</strong>?<br />

Stärkste Korrelation besteht zwischen Schichtarbeit<br />

und gehäuftem Auftreten von Duo<strong>den</strong>alulzera<br />

Schichtarbeiter haben gehäuft Helicobacter-<br />

Infektionen!<br />

Die Korrelation rechtfertigt keine Prophylaxe


Duo<strong>den</strong>alulkus


Zusammenfassung<br />

<strong>Stress</strong> im engeren medizinischen Sinn verursacht<br />

Ulzerationen im <strong>Magen</strong> und Zwölffingerdarm mit<br />

Blutungsrisiko<br />

Intensivpflege-Patienten mit Risikofaktoren<br />

benötigen eine <strong>Stress</strong>ulkusprophylaxe, in <strong>der</strong><br />

Regel mit Protonenpumpenhemmern<br />

Schichtarbeiter haben ein erhöhtes Risiko für<br />

<strong>Magen</strong>-Darm-Erkrankungen, beson<strong>der</strong>s<br />

Zwölffingerdarm-Geschwüre


Vielen Dank<br />

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© Ulrike Alexius

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