Murmeln oder Wellen?
Murmeln oder Wellen?
Murmeln oder Wellen?
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Die Welt der Quanten<br />
<strong>Murmeln</strong> <strong>oder</strong> <strong>Wellen</strong> ?<br />
Max Camenzind<br />
Senioren Uni<br />
Würzburg @ WS2013
• Die Krise des mechanischen Weltbildes und die<br />
Gründerväter der m<strong>oder</strong>nen Physik.<br />
• Elektromagnetische Strahlung – Maxwell, Hertz<br />
Feldbegriff als fundamentale Größe.<br />
• Planksches Wirkungsquantum und Photoeffekt;<br />
• Bohrsches Atommodell – genial, aber falsch;<br />
• De Broglie Materiewellen – ein erster Hinweis;<br />
• Die Schrödingergleichung – der Durchbruch;<br />
• Die Schönheit des Wasserstoff-Atoms<br />
Themen I
James Clerk Maxwell<br />
Ludwig Boltzmann<br />
Joseph John Thomson<br />
Die Gründerväter<br />
m<strong>oder</strong>nen Physik<br />
Heinrich Hertz<br />
Max Planck<br />
Albert Einstein
Maxwell (1861-1864)
Die klassische Physik des 19. Jahrhunderts<br />
• Mechanik<br />
• Newton<br />
• Einstein<br />
• Newton<br />
• Coulomb<br />
/ Lorentz<br />
dp<br />
F <br />
dt<br />
p<br />
F<br />
m<br />
mm<br />
<br />
r<br />
1 2<br />
2<br />
1<br />
1 <br />
² / c²<br />
F q( E <br />
B)<br />
• Elektrodynamik<br />
• Maxwell-Gleichungen<br />
div E <br />
1<br />
<br />
div B 0<br />
0<br />
<br />
B<br />
rot E t<br />
E<br />
1<br />
c²<br />
rot B j<br />
t<br />
<br />
0<br />
(so zusammengefasst in Feynman Lectures on Physics; Bd. 2)
Feldbegriff: Elektrisches Dipolfeld<br />
E(x)
Magnetischer Dipol Erde<br />
Feld B(x)
Elektromagnetische <strong>Wellen</strong><br />
1<br />
v<br />
<br />
c<br />
<br />
με<br />
o<br />
o<br />
c 310 8<br />
ms<br />
-1<br />
const.<br />
<strong>Wellen</strong>gleichung:<br />
2 2 2 2<br />
E E B B<br />
μ ε and μ ε<br />
2 o o 2 2 o o<br />
x t x t<br />
2
<strong>Wellen</strong> transportieren<br />
Energie<br />
Energiedichte<br />
& Poynting-Fluss<br />
1 B<br />
u u εE<br />
2<br />
<br />
B E o<br />
2 2μ<br />
2<br />
o<br />
S<br />
<br />
1<br />
μ o<br />
EB
Dipolstrahlung<br />
Beschleunigte Ladungen strahlen
Hertzsche Dipolstrahlung
Elektromagnetische <strong>Wellen</strong><br />
c 310 8<br />
ms<br />
-1<br />
const.
Das<br />
elektromagnetische<br />
Spektrum Universum<br />
Sonnenstrahlung:<br />
l = 100 nm - 4 mm<br />
Terrestrische<br />
IR-Strahlung:<br />
l = 4 mm - 100 mm
Interferenz – typisch Welle<br />
Doppelspalt-Versuch
Doppelspalt-Experiment Laser/CCD
Laser Beugung und Interferenz
Die Ultraviolett-<br />
Katastrophe –<br />
Krise im 19. Jhahrhundert
Geburt der Quantentheorie<br />
Historische Höhepunkte:<br />
1900 Planck Einführung der „Hilfsgröße“ h ( Wirkungsquantum )<br />
Erklärung des Spektrums der Wärmestrahlung<br />
1905 Einstein Einführung des Lichtquants ( Photon ), E h <br />
Erklärung des Photoeffekts<br />
1907 Einstein Einführung des Gitterschwingungsquants ( Phonon ), E vib h <br />
Erklärung der spezifischen Wärme der Festkörper<br />
1913 Bohr Einführung des Drehimpulsquants, ħ h <br />
Erklärung des Wasserstoffspektrums<br />
1924 de Broglie Postulat der Welle-Teilchen-Dualität, p ħ k<br />
Vorhersage von Materiewellen<br />
1926 1925 Schrödinger <strong>Wellen</strong>-Quantenmechanik<br />
1925 Heisenberg Matrizen-Quantenmechanik<br />
Geburt der m<strong>oder</strong>nen<br />
Quanten(feld)theorie
Der Schwarze Körper<br />
Absorbiert sämtliche Strahlung<br />
Keine Transmission <strong>oder</strong> Reflexion<br />
Thermische Emission mit bestimmter<br />
Intensität und spektraler Verteilung<br />
Plancksches<br />
Strahlungsgesetz:<br />
Wie sieht die Energie-<br />
Verteilung u(l) aus?<br />
u(l)?
1900: Plancks grundlegende<br />
Annahme Oszillatoren<br />
im Hohlraum nur diskrete Frequ<br />
E<br />
<br />
h<br />
Planksche Wirkungsquantum:<br />
h<br />
(6,6256 0,0005) 10<br />
27<br />
Js<br />
Energie Zeit
Plancksches Strahlungsgesetz<br />
• ein schwarzer Körper der Temperatur T<br />
emittiert Strahlung der Frequenz mit der<br />
Intensität<br />
2h<br />
3<br />
1<br />
( ) <br />
.<br />
<br />
c<br />
2<br />
e<br />
h<br />
/ kT<br />
1<br />
B T<br />
• Max Planck (1900): Energie kann nur<br />
gequantelt abgegeben bzw. aufgenommen<br />
werden (sonst „UV-Katastrophe”).
Plancksches<br />
Strahlungsgesetz<br />
3<br />
2h<br />
1<br />
B<br />
( T) <br />
.<br />
2 h<br />
/ kT<br />
c e 1
Plancksches Strahlungsgesetz<br />
Sonne<br />
Erde
Wiensches Verschiebungsgesetz<br />
• beschreibt die Lage des Maximums der<br />
Schwarzkörperstrahlung<br />
l<br />
max<br />
T<br />
<br />
<br />
T<br />
Hz<br />
K<br />
max<br />
10<br />
2898 mmK <strong>oder</strong> 5.8788 10 .<br />
• je heißer der schwarze Körper ist, desto<br />
höher ist die Frequenz und desto kürzer ist<br />
die <strong>Wellen</strong>länge der emittierten Strahlung
Stefan-Boltzmann-Gesetz<br />
• Integration des Planckschen<br />
Strahlungsgesetzes über alle Frequenzen<br />
und Raumwinkel in einem Halbraum liefert<br />
<br />
<br />
<br />
0<br />
B ( T) d T .<br />
<br />
Gesamtstrahlung eines schwarzen<br />
Körpers (z.B. eines Sterns) hängt nur von<br />
der vierten Potenz der Temperatur ab.<br />
4
Stefan-Boltzmann Konstante<br />
• Stefan-Boltzmann-Konstante kann durch<br />
fundamentale Konstanten h, k und c<br />
ausgedrückt werden:<br />
<br />
5 4<br />
2<br />
k<br />
5.6710 8 Wm<br />
-2<br />
K<br />
-4<br />
.<br />
15ch<br />
2 3
Einstein<br />
1905
Photonen<br />
Licht besteht ebenfalls aus Quanten. Es setzt<br />
je nach seiner <strong>Wellen</strong>länge mehr <strong>oder</strong><br />
weniger Elektronen frei, wobei kurze <strong>Wellen</strong><br />
mit höherenergetischen Quanten auch<br />
höherenergetische Elektronen erzeugen.
Photovoltaik-Anlage
Diskrete Emissionslinien<br />
Photonen werden nur in<br />
diskreten Einheiten emittiert
1913 Bohr Quantisierung<br />
Wirkungsintegral<br />
Kräftegleichgewicht:<br />
El. Kraft = Zentrifugal<br />
Bohr Radius
1913 Bohr-Atom Energie<br />
Quantisierung der Energie:<br />
Energiedifferenzen sind diskret!<br />
erklärt Wasserstoff-Spektren: Lyman, Balmer<br />
erklärt nicht He-Spektrum!
1913 Bohr Atom-Modell<br />
Elektronen können nur auf<br />
ganz bestimmten Bahnen<br />
(sog. Schalen) existieren.
Termschema<br />
Wasserstoff<br />
Atom<br />
<br />
funktioniert<br />
aber nicht für<br />
kompliziertere<br />
Atome,<br />
wie He, …
1924 - De Broglie-<strong>Wellen</strong><br />
Praktisches Beispiel – „langsame“ Elektronen<br />
p<br />
E<br />
l <br />
m<br />
0<br />
2<br />
p<br />
2m<br />
h<br />
p<br />
v<br />
<br />
0<br />
h<br />
l<br />
<br />
h<br />
2m<br />
0<br />
12.24<br />
l 10<br />
U<br />
E<br />
p<br />
10<br />
<strong>Wellen</strong>länge der Elektronen im Elektronenmikroskop<br />
E<br />
m<br />
;<br />
1<br />
2<br />
2m<br />
2m<br />
Elektronen können sich wie <strong>Wellen</strong> verhalten<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
U<br />
m<br />
h<br />
0<br />
0<br />
0<br />
in<br />
v<br />
E<br />
eU<br />
2<br />
V
Die Bohrsche Quantisierung<br />
Warum ist das Atom stabil ?<br />
Es passen genau drei <strong>Wellen</strong> in einen Orbit
Elektronen verhalten<br />
sich auch wie <strong>Wellen</strong><br />
1927 Davisson & Germer Experiment
Die Unschärferelation<br />
Werner Heisenberg<br />
p<br />
E<br />
x<br />
t<br />
<br />
<br />
h / 4<br />
h /<br />
4<br />
h<br />
p <br />
l<br />
h<br />
l<br />
x<br />
2<br />
l<br />
p<br />
h<br />
h<br />
l<br />
2<br />
l<br />
x<br />
<br />
2<br />
l<br />
l<br />
Eine weitere Eigenheit der Quantenwelt tritt auf, wenn man<br />
bestimmte Eigenschaften eines Teilchens gleichzeitig misst.<br />
Gewisse physikalische Größen – Ort und Impuls –<br />
lassen sich nicht gleichzeitig exakt angeben,<br />
egal wie genau man auch zu messen trachtet.<br />
Das heißt etwa:<br />
Ist die Position eines Teilchens sehr genau bekannt,<br />
ist seine Geschwindigkeit weitgehend unbestimmt.<br />
Umgekehrt wissen wir kaum etwas von seinem Aufenthaltsort,<br />
wenn wir seine Geschwindigkeit sehr genau kennen.
5. Solvay Konferenz 1927 / Brüssel<br />
Erwin Schrödinger
1926 Schrödinger-Gleichung<br />
E<br />
<br />
p<br />
2<br />
2m<br />
<br />
V<br />
( x,<br />
t)<br />
E und p<br />
Operatoren<br />
<br />
2<br />
<br />
2<br />
<br />
<br />
<br />
2m<br />
x<br />
2<br />
<br />
V<br />
( x,<br />
t)<br />
<br />
i<br />
t
Interpretation <strong>Wellen</strong>funktion<br />
Kopenhagener Interpretation<br />
(t,x) kann keine physikalische Welle (Feld)<br />
darstellen, da die Funktion komplex ist.<br />
Wahrscheinlichkeit, ein Teilchen am Ort<br />
x zur Zeit t im Intervall dx zu finden:<br />
<br />
*<br />
( x , t)<br />
(<br />
x,<br />
t)<br />
dx (<br />
x,<br />
t)<br />
dx P(<br />
x,<br />
t)<br />
dx<br />
* t,x) (t,x) : ist reell Wahrscheinlichkeitsdichte<br />
pro Länge (Volumen in 3D).<br />
2
Erwartungswerte physikalisch<br />
x<br />
x<br />
P<br />
x<br />
x<br />
i<br />
i<br />
i<br />
<br />
)<br />
(<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
dx<br />
t<br />
x<br />
x<br />
dx<br />
x<br />
xP<br />
x<br />
x<br />
2<br />
)<br />
,<br />
(<br />
)<br />
(<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
dx<br />
t<br />
x<br />
x<br />
dx<br />
x<br />
P<br />
x<br />
x<br />
2<br />
2<br />
2<br />
2<br />
)<br />
,<br />
(<br />
)<br />
(<br />
Mittlere Position
Stationäre Zustände (Atom)<br />
Ansatz:<br />
(<br />
x,<br />
t)<br />
<br />
<br />
( x)<br />
T<br />
( t)<br />
<br />
<br />
( x)<br />
e<br />
iEt<br />
/ <br />
Stationäre Schrödinger-Gleichung: Eigenwert-Glg<br />
<br />
<br />
2<br />
2m<br />
<br />
2<br />
x<br />
<br />
2<br />
V<br />
( x)<br />
<br />
<br />
E<br />
<br />
or<br />
Hˆ<br />
<br />
<br />
E<br />
<br />
Wahrscheinlichkeit ist auch zeitunabhängig<br />
2<br />
iEt<br />
/ <br />
iEt / <br />
P( x,<br />
t)<br />
(<br />
x,<br />
t)<br />
*( x)<br />
e ( x)<br />
e ( x)<br />
2
Der Harmonische Oszillator<br />
Grundzustand<br />
Nullpunktsenergie
Harmonischer Oszillator<br />
ein Vergleich
Harmonischer Oszillator<br />
klassischer Grenzfall: n sehr gross
Harmonischer Oszillator<br />
Modell für Vibrationen H2 Molekül
Das Wasserstoffatom<br />
in Kugelkoordinaten r, q, f<br />
Separationsansatz:<br />
Coulomb-<br />
Potenzial<br />
hängt nur<br />
von r ab!<br />
Eigenfunktionen:
Das Wasserstoffatom<br />
Eigenwerte Die Quantenzahlen<br />
Interpretation:<br />
n: Hauptquantenzahl Elektronenschale Energie<br />
l: Drehimpulsquantenzahl Unterschale s, p, d, f, g, …<br />
m: magnetische Quantenzahl Drehimpuls L z = m h/2
Drehimpuls<br />
z || B<br />
des<br />
Elektrons<br />
Drehimpuls<br />
ist quantisiert:<br />
L = [l(l+1)] 1/2<br />
h/2<br />
L z = m h/2
Das Wasserstoffatom<br />
Aufenthaltswahrscheinlichkeit Elektronen
Wasserstoffatom<br />
Aufenthaltswahrscheinlichkeit
Radiale<br />
<strong>Wellen</strong>funktionen<br />
= 2Zr/na 0
Kein Knoten<br />
s: l = 0<br />
1 Knoten<br />
2 Knoten<br />
Allgemein: n-l-1 Knoten
Aufenthaltswahrscheinlichkeit
Orbitale<br />
<strong>Wellen</strong>funktionen
Das Wasserstoffatom<br />
1s, 2s, 2p <strong>Wellen</strong>funktionen
Analogie: Stehende <strong>Wellen</strong> einer Trommel<br />
1s 2s Sphärisch 3s<br />
Frequenz:<br />
2E/h ~ 10 16 Hz<br />
2p 3p Dipole 4p<br />
3d 4d Quadrupole 5d<br />
Grafik: Wikipedia
Wasserstoff Orbitale W´keit<br />
(2,1,0) (2,1,1)
Wasserstoff Orbitale W´keit<br />
(3,1,0) (3,1,1)
Wasserstoff Orbitale W´keit<br />
(3,2,0) (3,2,1)
(5,0,0) (5,1,0) (5,1,1)<br />
(5,3,1)<br />
(5,2,0)<br />
(5,4,0)
Auschließungsprinzip von Pauli<br />
Periodensystem Elemente<br />
Zwei Teilchen mit halbzahligem<br />
Spin (Fermionen) können sich<br />
nie im selben Zustand befinden.<br />
Keine Elektronen in einem<br />
Atom können in allen<br />
Quantenzahlen (n,l,m,s)<br />
übereinstimmen, Schalenbau<br />
salopp: Fermionen sind<br />
Einzelgänger.
Bindungsenergien<br />
Mehrelektronenatom<br />
Wasserstoffatom
Atomarer Schalenaufbau
He-Atom Li-Atom B-Atom<br />
Be-Atom<br />
C-Atom
Schrödingers Katze 1935<br />
Gleichzeitig tot und lebendig?<br />
Zustand der Katze erst bekannt, wenn wir die Kiste öffnen.<br />
Der Zustand kann nicht vorhergesagt werden - ist zufällig!
Die Quantenverschränkung<br />
Ein Photon wird geteilt – beide korreliert
Zusammenfassung<br />
• Planck führt 1900 das Wirkungsquantum h ein und erklärt<br />
damit die Energieverteilung Hohlraumstrahlung.<br />
• Das Atommodell von Niels Bohr (1913) ist noch zu<br />
klassisch und kann vieles nicht erklären.<br />
• Erst die Schrödinger <strong>Wellen</strong>funktion bringt Klarheit und<br />
kann die atomaren Strukturen erklären. Dies alles wurde<br />
bereits von Erwin Schrödinger im Jahre 1926 eingeführt<br />
und in seiner Zürcher Zeit in 6 Publikationen<br />
veröffentlicht!<br />
• Die Kopenhagener Interpretation (Wahrscheinlichkeits-<br />
Interpretation) wird von meisten Physikern vertreten.<br />
• Das Ausschließungsprinzip von Pauli erklärt den<br />
Aufbau des Periodensystems der Atome.