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Fischerei & Fischmarkt in MV , Heft 3/2013/ 6236 kB - LMS ...

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Vorwort<br />

Liebe Leser<strong>in</strong>nen, liebe Leser,<br />

alle <strong>Fischerei</strong>verbände unseres Landes und auch der Deutsche <strong>Fischerei</strong>verband<br />

haben ihre Landesdelegiertenkonferenzen bzw. <strong>Fischerei</strong>tage <strong>2013</strong><br />

durchgeführt. Insgesamt wurde festgestellt, dass 2012 vom Ergebnis her<br />

nicht schlecht, aber auch nicht heraus ragend war.<br />

Foto: Thorsten Wichmann<br />

Erfreulich ist, dass die Anstrengungen <strong>in</strong> allen Bereichen von der Basis<br />

bis zur EU e<strong>in</strong>e Verbesserung der Bestandssituation bei den Fischbeständen<br />

erbrachten.<br />

Über 60 % der Bestände im Nordost-Atlantik und den anliegenden Meeren<br />

werden nachhaltig bewirtschaftet.<br />

Dieses Ziel konnte vorfristig erreicht werden und beweist, dass mit Vernunft<br />

und gutem Willen geme<strong>in</strong>sam auch kritische Situationen zu meistern s<strong>in</strong>d.<br />

Andererseits zog sich wie e<strong>in</strong> roter Faden die Sorge um den Erhalt der <strong>Fischerei</strong><br />

durch alle Veranstaltungen. Von NGOs werden überzogene Forderungen im Bereich Natur-, Umwelt- und Artenschutz erhoben.<br />

Die erreichten Erfolge werden negiert und das Märchen von den leer gefischten Meeren wird nach wie vor und teilweise sogar<br />

verstärkt weiter verbreitet.<br />

Verstärkt wird e<strong>in</strong> Fangverbot <strong>in</strong> geschützten Gebieten gefordert und der E<strong>in</strong>satz bewährter Fang geräte durch nicht vorhandene<br />

bzw. wirtschaftlich nicht vertretbare Fangtechnik verlangt.<br />

Das führte bereits dazu, dass die Fischer aus Schleswig-Holste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Notgeme<strong>in</strong>schaft gründeten, die diesem Ans<strong>in</strong>nen entgegen<br />

wirken soll.<br />

Die Landesregierung <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern vertritt im Gegensatz zu ihren Nachbarn den gesunden Standpunkt, dass <strong>in</strong><br />

geschützten Gebieten nach wie vor das Verschlechterungsgebot gilt. Erst wenn auf der Basis gesicherter wissenschaftlicher Erkenntnisse<br />

e<strong>in</strong>e Verschlechterung bei Flora, Fauna und Habitaten festgestellt wird, und wenn die Ursachen dafür bei der <strong>Fischerei</strong><br />

liegen, muss man sich zusammen setzen und geme<strong>in</strong>sam nach Wegen zur Lösung des Problems suchen.<br />

Wir s<strong>in</strong>d sicher, dass dieser Weg richtig ist und dass die Weiterentwicklung selektiver Fanggeräte unab hängig davon fortgesetzt<br />

werden muss.<br />

Die Fischer waren und s<strong>in</strong>d bereit, ihren Beitrag dazu zu leisten.<br />

Da die Fischer berufsmäßige Optimisten s<strong>in</strong>d, hoffen wir auf e<strong>in</strong>en positiven Ausgang für alle Beteiligten.<br />

Das kam auch auf dem Deutschen <strong>Fischerei</strong>tag <strong>in</strong> Ulm zum Ausdruck.<br />

E<strong>in</strong>hellig wurde der „<strong>Fischerei</strong>lichen Notgeme<strong>in</strong>schaft Schleswig-Holste<strong>in</strong>“ Unterstützung zugesagt.<br />

In vielen Veranstaltungen wurden dort die Hauptprobleme der Deutschen <strong>Fischerei</strong> aufgezeigt und Lösungs wege gesucht.<br />

Wie schwierig das ist und wie kompliziert, können Sie, liebe Leser<strong>in</strong>nen und Leser, <strong>in</strong> diesem <strong>Heft</strong> nachlesen.<br />

Norbert Kahlfuss – Vorsitzender des VDKK e. V. und des LVKK <strong>MV</strong> e. V.<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong><br />

1


Aus dem Inhalt<br />

Aus der Verwaltung<br />

• Forschungsprojekt komb<strong>in</strong>iert Fisch- mit Pflanzenzucht <strong>in</strong> verschiedener Intensität ...........................................................3<br />

• M<strong>in</strong>ister Backhaus: Angeln ist Volkssport <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern ...........................................................................3<br />

• Potenzielle Standorte für Aquakultur <strong>in</strong> Mecklenburgischer Seenplatte benannt .............................................................4<br />

• Aktuelle H<strong>in</strong>weise und Informationen im Zusammenhang mit den Änderungen ..............................................................5<br />

des Landesfischereigesetzes Mecklenburg-Vorpommern (LFischG) im Jahr <strong>2013</strong><br />

• Allgeme<strong>in</strong>verfügung zur <strong>Fischerei</strong>ausübung im Bereich der Ummanzer Brücke ...............................................................7<br />

Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und <strong>Fischerei</strong> Mecklenburg-Vorpommern – Abt. <strong>Fischerei</strong> und Fischwirtschaft<br />

• Erschienen s<strong>in</strong>d – aus Amts-, Gesetz- und Verordnungsblättern ........................................................................................8<br />

Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband / Deutscher <strong>Fischerei</strong>tag, Ulm<br />

• Deutscher <strong>Fischerei</strong>tag – Ulm, 18. – 20. Juni <strong>2013</strong> ...........................................................................................................9<br />

Norbert Kahlfuss – Vorsitzender des VDKK<br />

• Deutscher <strong>Fischerei</strong>tag – Ulm, 18. – 20. Juni <strong>2013</strong> – ....................................................................................................10<br />

Tagung des Verbandes der Deutschen Kutter- und Küstenfischer (VDKK) e. V.<br />

Norbert Kahlfuss – Vorsitzender des VDKK<br />

• Resolution des Deutschen <strong>Fischerei</strong>-Verbandes e. V. – Energiegew<strong>in</strong>nung aus Wasserkraft zerstört.............................14<br />

Fließgewässerlebensräume, tötet Wasserlebewesen und gefährdet den Fortbestand bedrohter Fischarten<br />

• Deutscher <strong>Fischerei</strong>tag <strong>in</strong> Ulm erklärt sich solidarisch mit der .........................................................................................15<br />

<strong>Fischerei</strong>lichen Notgeme<strong>in</strong>schaft Schleswig-Holste<strong>in</strong><br />

• „Die Verklappung von Hamburger Hafenschlick <strong>in</strong> der Nordsee ist e<strong>in</strong> Skandal!“........................................................15<br />

Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

• <strong>Fischerei</strong>tag des Landesverbandes der Kutter- und Küstenfischer (LVKK) <strong>MV</strong> e. V. – Negast, 31. Mai <strong>2013</strong> .............16<br />

Norbert Kahlfuss – Vorsitzender des LVKK <strong>MV</strong> e. V.<br />

• Landesdelegiertenkonferenz <strong>2013</strong> des Landesanglerverbandes <strong>MV</strong> – Demm<strong>in</strong>, 8. Juni <strong>2013</strong> ..................................23<br />

Thorsten Wichmann, LAV-Vizepräsident für Umwelt- und Naturschutz<br />

• Zuständigkeit für die <strong>Fischerei</strong>aufsicht liegt wieder beim LALLF .......................................................................................27<br />

Axel Pipp<strong>in</strong>g – Geschäftsführer Landesanglerverband <strong>MV</strong> e. V.<br />

• Fischer aus Mecklenburg-Vorpommern bangen um ihre Existenz ....................................................................................28<br />

Aus der Forschung<br />

• Interview mit Carsten Kühn, neuer Leiter des Instituts für <strong>Fischerei</strong> der Landesforschungsanstalt <strong>MV</strong> ...........................29<br />

• Wachstum und Überlebensraten von Glasaalen und Farmaalen nach dem Besatz von Seen .....................................32<br />

Janek Simon – Institut für B<strong>in</strong>nenfischerei e. V., Potsdam-Sacrow<br />

• Zum E<strong>in</strong>fluss des Kormorans auf Fischbestände <strong>in</strong> den Küstengewässer Mecklenburg-Vorpommerns .........................40<br />

Dr. Helmut M. W<strong>in</strong>kler – Universität Rostock, Institut für Biowissenschaften – Allgeme<strong>in</strong>e & Spezielle Zoologie<br />

• Zustand und Entwicklung ausgewählter Fischbestände <strong>in</strong> der Ostsee: Der ICES-Advice für 2014 ..............................44<br />

Dr. Krist<strong>in</strong>a Barz, Dr. Tomas Gröhsler, Dr. Christopher Zimmermann – Thünen-Institut für Ostseefischerei, Rostock<br />

Aus der Beratung<br />

• Gesunde Haltungsumwelt – gesunde Fische, Bericht vom 4. Büsumer Fischtag ............................................................50<br />

Dr. Thomas Me<strong>in</strong>elt – IGB Berl<strong>in</strong>, Petra Bartschat – LUGV Brandenburg; Thorsten Wichmann und Jörg Hiller – <strong>LMS</strong> Agrarberatung GmbH<br />

Verschiedenes / Term<strong>in</strong>e<br />

• Kommunen bei See-Sanierungen zu zögerlich – „Kur“ für Teterower See .....................................................................53<br />

W<strong>in</strong>fried Wagner, dpa<br />

• Lehrgang zum Thema: Fischparasiten <strong>in</strong> heimischen Süßgewässern am 15./16. November <strong>2013</strong> ............................54<br />

• Poster mit allen Störfisch arten erschienen ..........................................................................................................................54<br />

Impressum / Ansprechpartner und Anschriften<br />

Seite<br />

2<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong>


Aus der Verwaltung<br />

Forschungsprojekt komb<strong>in</strong>iert Fisch- mit Pflanzenzucht<br />

<strong>in</strong> verschiedener Intensität<br />

In e<strong>in</strong>em Pilotprojekt will die Universität Rostock wirtschaftliche<br />

Verfahren entwickeln, die die Aufzucht von<br />

Fischen mit der Kultivierung von Nutzpflanzen komb<strong>in</strong>ieren.<br />

Bei der sogenannten „Aquaponik“ werden<br />

die Nährstoffe Stickstoff und Phosphor, die beispielsweise<br />

bei der Haltung von Barschen und Welsen <strong>in</strong><br />

Aquakulturanlagen entstehen, dafür genutzt, dass Erbsen,<br />

Paprika oder Zucch<strong>in</strong>i <strong>in</strong> Gewächshäusern besser<br />

wachsen. Nach Auffassung des M<strong>in</strong>isteriums für<br />

Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz wurden<br />

die reichhaltigen Nährstoffe aus der Fischzucht bisher<br />

nicht ausreichend genutzt, so dass die Aquaponik e<strong>in</strong><br />

wichtiger Schritt <strong>in</strong> Richtung Kreislaufwirtschaft sei.<br />

Das Projekt der Universität Rostock zielt darauf ab,<br />

die Voraussetzungen e<strong>in</strong>er kommerziellen, tiergerechten<br />

Aufzucht von Fischen <strong>in</strong> landwirtschaftlichen oder<br />

Gartenbaubetrieben so zu entwickeln, dass am Ende<br />

sowohl e<strong>in</strong>e kommerzielle Aufzucht von Fischen als<br />

auch e<strong>in</strong>e Kultivierung von Nutzpflanzen möglich ist.<br />

Das Besondere bei diesem Forschungsvorhaben<br />

ist, dass extensive, semi-<strong>in</strong>tensive und <strong>in</strong>tensive Aufzucht<br />

von Fischen mit hydroponischer Pflanzenkultivierung<br />

komb<strong>in</strong>iert werden, um die wirtschaftlich tragfähigste<br />

Lösung zu f<strong>in</strong>den, die natürlich den hohen<br />

Tierschutzstandards genügt. Gleichzeitig werden u. a.<br />

Nährstofffrachten verglichen, Hygieneaspekte untersucht,<br />

die Komb<strong>in</strong>ation von Pflanzenkammern und<br />

Fischaufzucht im Gegensatz zur Hydrokultur untersucht<br />

und Untersuchungen zur Optimierung des Pflanzenwachstums<br />

bei unterschiedlichen Pflanzenarten vorgenommen.<br />

Das Landwirtschaftsm<strong>in</strong>isterium und das Kultusm<strong>in</strong>isterium<br />

fördern das Pilotprojekt mit 2,6 Mio. € für den<br />

Zeitraum Juni <strong>2013</strong> bis Oktober 2015 aus Mitteln<br />

des Europäischen <strong>Fischerei</strong>fonds und aus Mitteln des<br />

Landes. Die Zusammenarbeit verdeutlicht, dass auch<br />

<strong>in</strong> Zeiten knapper Kassen Verwaltung und Forschung<br />

zusammen zukunftsweisende Projekte auf den Weg<br />

gebracht werden können.<br />

Die Förderung selbst reiht sich <strong>in</strong> die Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>er Strategie zum Aufbau der Aquakultur im Land<br />

Mecklenburg-Vorpommern e<strong>in</strong>. Gerade am Anfang<br />

e<strong>in</strong>es solchen Prozesses kommt dem Aufbau e<strong>in</strong>er Forschungs<strong>in</strong>frastruktur<br />

die entscheidende Bedeutung zu.<br />

Auf diesem Wege kann auf das Potenzial der Aquakultur<br />

<strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern für mögliche Investoren<br />

aufmerksam gemacht werden.<br />

(Pressemitteilung des LU <strong>MV</strong> vom 27. Juni <strong>2013</strong>)<br />

M<strong>in</strong>ister Backhaus: Angeln ist Volkssport<br />

<strong>in</strong> Mecklenburg- Vorpommern<br />

„Im gewässerreichsten Bundesland Mecklenburg-Vorpommern<br />

mit über 2 000 Seen auf über 730 km² ist<br />

Angeln nicht nur e<strong>in</strong>e sehr schöne Freizeitbeschäftigung,<br />

sondern Volkssport“, sagte Landwirtschafts- und<br />

Umweltm<strong>in</strong>ister Dr. Till Backhaus am 8. Juni auf der<br />

Delegiertenkonferenz des Landesanglerverbandes im<br />

Demm<strong>in</strong>. „Dies belegt nicht zuletzt die hohe Gesamtzahl<br />

von ca. 100 000 Anglern <strong>in</strong> unserem Land.“<br />

Mit knapp 43 000 Mitgliedern ist der Landesanglerverband<br />

<strong>in</strong> <strong>MV</strong> nach dem Kle<strong>in</strong>garten- (70 400)<br />

und dem Fußballverband (52 200) die drittgrößte Interessenvertretung.<br />

Der M<strong>in</strong>ister nannte Beispiele, wie<br />

diese Interessenvertretung e<strong>in</strong>bezogen wird: so bei<br />

der Neufassung des gerade verabschiedeten <strong>Fischerei</strong>gesetzes,<br />

das u. a. die Anhebung des M<strong>in</strong>destalters<br />

für den <strong>Fischerei</strong>sche<strong>in</strong> auf 14 Jahre festschreibt, aber<br />

auch bei der Rückführung der Zuständigkeit für die<br />

<strong>Fischerei</strong>aufsicht auf den B<strong>in</strong>nengewässern <strong>in</strong> Landeszuständigkeit.<br />

Im vergangenen Jahr wurde mit der Erteilung von<br />

4 959 <strong>Fischerei</strong>sche<strong>in</strong>en auf Lebenszeit (+18,43 %<br />

zum Vorjahr) das bislang drittbeste Ergebnis erreicht.<br />

E<strong>in</strong>e neue Höchstmarke gab es beim Verkauf des zeitlich<br />

befristeten <strong>Fischerei</strong>sche<strong>in</strong>es mit 20 128 Stück<br />

(17,5 % zum Vorjahr). Knapp 82,5 % dieser „Touristenfischereische<strong>in</strong>e“<br />

g<strong>in</strong>gen an Bürger anderer Bundesländer<br />

oder anderer Staaten (16 587). In den letzten<br />

10 Jahren wurden für die <strong>in</strong>neren Küstengewässer<br />

(Haffe und Bodden) und die Ostsee im jährlichen<br />

Durchschnitt <strong>in</strong>sgesamt 115 894 Erlaubnis-<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong><br />

3


Aus der Verwaltung<br />

sche<strong>in</strong>e verkauft. 2012 konnte mit dem Verkauf von<br />

<strong>in</strong>sgesamt 128 589 Erlaubnissche<strong>in</strong>en für diesen Bereich<br />

e<strong>in</strong> neuer Rekord aufgestellt werden mit e<strong>in</strong>em<br />

Zuwachs von 0,75 %.<br />

„In der Diskussion zum Doppelhaushalt 2014/<br />

2015 geht es auch um E<strong>in</strong>spar- bzw. E<strong>in</strong>nahmemöglichkeiten“,<br />

erläuterte der M<strong>in</strong>ister. „Aufgrund der Attraktivität<br />

der Angelkarten ersche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e Erhöhung des<br />

Preises für e<strong>in</strong>e Jahreskarte durchaus nachvollziehbar.“<br />

Noch gebe es aber ke<strong>in</strong> Ergebnis.<br />

Im B<strong>in</strong>nenland liegt der Jahresdurchschnitt zwar<br />

auch bei jährlich 108 510 Angelkarten, jedoch wurden<br />

2012 lediglich 80 608 Karten verkauft. Um den<br />

Negativtrend zu stoppen fordert der M<strong>in</strong>ister, die<br />

fische reiliche und anglerische Attraktivität der Landesgewässer<br />

weiter zu erhöhen.<br />

Dazu trägt auch das Besatzprogramm bei. So wurden<br />

im vergangenen Jahr wieder 500 000 Meerforellenbrütl<strong>in</strong>ge<br />

und 400 000 Schnäpel <strong>in</strong> geeigneten Gewässern<br />

(im Gesamtwert von 82 000 €) ausgesetzt.<br />

Flächendeckende Besatzmaßnahmen gibt es auch<br />

zum Schutz und Erhalt des Aalbestands. Von 2009<br />

bis 2012 wurden 2,82 Millionen vorgestreckte Aale <strong>in</strong><br />

280 dafür geeignete Gewässer ausgebracht. Der Besatz<br />

kostete bislang 1,2 Mio. €, davon s<strong>in</strong>d 380 000 €<br />

Landes- und 820 000 € EFF-Mitteln.<br />

Der M<strong>in</strong>ister widmete sich auch dem Ankauf von<br />

Gewässern unter 5 ha von der BVVG durch das Land:<br />

„Zu welchen Konditionen wir diese erwerben können,<br />

wird noch verhandelt. Hier werden sicherlich auch wieder<br />

Gewässer dabei se<strong>in</strong>, die für sie von Interesse se<strong>in</strong><br />

dürften.“ Er könne sich gut vorstellen, dass etwaige<br />

Vermessungskosten der Landesanglerverband trägt,<br />

so der M<strong>in</strong>ister, wenn er dafür e<strong>in</strong>en längeren Pachtvertrag<br />

erhalte.<br />

(Quelle: Pressemitteilung des LU <strong>MV</strong> vom 7. Juni)<br />

Potenzielle Standorte für Aquakultur <strong>in</strong><br />

Mecklenburgischer Seenplatte benannt<br />

Zur Entwicklung der Aquakultur <strong>in</strong> Mecklenburg-<br />

Vorpommern hat das Landeswirtschaftsm<strong>in</strong>isterium<br />

für den Landkreis Mecklenburgische Seenplatte als<br />

ersten der sechs Landkreise im Nordosten potenzielle<br />

Standorte für Aquakulturanlagen ermitteln lassen.<br />

„Heraus kamen 20 ausgewählte Standorte <strong>in</strong> 15<br />

Kommunen mit Flächen zwischen 0,74 und 127 ha,<br />

die zum Teil über ungenutzte Wärmequellen <strong>in</strong> der<br />

Nachbarschaft, <strong>in</strong>teressierte Partnerunternehmen, Teiche,<br />

Gebäude oder andere Nutzungsmöglichkeiten<br />

verfügen“ berichtet Landwirtschaftsm<strong>in</strong>ister Dr. Till<br />

Backhaus. „Alle genannten Kommunen stehen der<br />

Aquakultur aufgeschlossen gegenüber und s<strong>in</strong>d an Investitionen<br />

<strong>in</strong>teressiert.“ Dabei ist unter anderem auch<br />

die Stadt Malch<strong>in</strong>, die 2005 als wirtschaftsfreundliche<br />

Kommune Mecklenburg-Vorpommerns ausgezeichnet<br />

wurde, über hochmotivierte Mitarbeiter verfügt und<br />

die bis zu 12 ha voll erschlossenes Gewerbegebiet<br />

anbietet.<br />

„Darüber h<strong>in</strong>aus bieten wir über die Firma <strong>MV</strong>-<br />

Invest sowie die regionalen Wirtschaftsfördergesellschaften<br />

Möglichkeiten der <strong>in</strong>tensiven Begleitung von<br />

Investoren“, so der M<strong>in</strong>ister. Mit dem Institut für <strong>Fischerei</strong><br />

der Landesforschungsanstalt, dem Fachbereich<br />

Aquakultur der Universität Rostock, dem Leibniz-Institut<br />

für Nutztierbiologie und der Bundesforschungsanstalt<br />

für Tiergesundheit verfüge das Land Mecklenburg-<br />

Vorpommern darüber h<strong>in</strong>aus über e<strong>in</strong>e der besten<br />

Forschungs<strong>in</strong>frastrukturen im Bereich der Aquakultur <strong>in</strong><br />

Deutschland, die alle an e<strong>in</strong>er Zusammenarbeit mit Unternehmen<br />

der Aquakultur <strong>in</strong>teressiert s<strong>in</strong>d. Außerdem<br />

gibt es <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern e<strong>in</strong>e auf die <strong>Fischerei</strong><br />

und Aquakultur spezialisierte Beratungsgesellschaft,<br />

die <strong>LMS</strong>, und Firmen wie die Landgesellschaft<br />

Mecklenburg-Vorpommern oder PAL-Anlagenbau, die<br />

Anlagen projektieren und bauen.<br />

Den kompletten Bericht f<strong>in</strong>den Interessenten unter<br />

http://service.mvnet.de/_php/download.php?datei_<br />

id=83737<br />

H<strong>in</strong>tergrund<br />

Im Jahr 2011 erzeugten <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern<br />

22 Betriebe der Aquakultur zusammen e<strong>in</strong>e Fischmenge<br />

von 997,1 Tonnen, darunter 283,1 Tonnen <strong>in</strong><br />

Teichen, 118,6 Tonnen <strong>in</strong> Becken bzw. Fließkanälen<br />

oder speziellen Forellenteichen sowie 547,6 Tonnen<br />

<strong>in</strong> Kreislaufanlagen. Von der erzeugten Menge<br />

haben so genannte sonstige Fische, das s<strong>in</strong>d<br />

4<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong>


Aus der Verwaltung<br />

Nicht-Speisefische zur Erhaltung des Öko-Systems der<br />

Gewässer, aber auch Brut, Satzfische und Jungfische,<br />

mit 408,0 Tonnen bzw. 40,9 % den größten Anteil.<br />

E<strong>in</strong> Drittel der Menge entfällt auf Regenbogenforellen<br />

(ohne Lachsforellen) und den Karpfen. Mit knapp e<strong>in</strong>em<br />

Viertel der Menge s<strong>in</strong>d verschiedene Welsarten<br />

an der Aquakultur beteiligt. Weitere Süßwasserfische,<br />

wie Lachsforelle, Bachsaibl<strong>in</strong>g, Zander, Hecht und<br />

Aal, haben mengenmäßig nur ger<strong>in</strong>ge Bedeutung;<br />

zusammen ergeben sie weniger als 3 % der erzeugten<br />

Gesamtmenge.<br />

Regionale Schwerpunkte der Aquakultur s<strong>in</strong>d die<br />

Landkreise Mecklenburgische Seenplatte mit 8 Betrieben<br />

und 48 % der im Land erzeugten Speisefische,<br />

Rostock mit 6 Betrieben und 27 % sowie Ludwigslust-<br />

Parchim mit 4 Betrieben und 18 % der Erzeugung von<br />

Speisefischen.<br />

(Pressemitteilung des LU <strong>MV</strong> vom 30. Mai <strong>2013</strong>)<br />

Aktuelle H<strong>in</strong>weise und Informationen im Zusammenhang mit den<br />

Änderungen des Landesfischereigesetzes Mecklenburg-Vorpommern<br />

(LFischG) im Jahr <strong>2013</strong><br />

1. Änderung im Jahr <strong>2013</strong><br />

Die durch den Landtag beschlossene 1. Änderung<br />

des Landesfischereigesetzes im Jahr <strong>2013</strong> trat am<br />

18. Mai <strong>2013</strong> <strong>in</strong> Kraft (siehe auch GVOBl. M-V Nr. 8<br />

Seite 299).<br />

Die wesentliche Änderung des Landesfischereigesetzes<br />

be<strong>in</strong>haltet die Anhebung des Alters der<br />

<strong>Fischerei</strong>sche<strong>in</strong>pflicht vom (bisher) vollendeten<br />

10. Lebensjahr auf das (nun) vollendete 14. Lebensjahr.<br />

Damit können jetzt K<strong>in</strong>der bis zum Tag vor dem<br />

14. Geburtstag angeln gehen, ohne Inhaber e<strong>in</strong>es<br />

<strong>Fischerei</strong>sche<strong>in</strong>s zu se<strong>in</strong>. Die Altersgrenze für die <strong>Fischerei</strong>sche<strong>in</strong>pflicht<br />

wird damit an die Altersgrenze der<br />

Strafmündigkeit angepasst.<br />

Die Angelerlaubnis ist von dieser Ausnahmeregelung<br />

jedoch nicht betroffen. Aus fischereirechtlicher<br />

Sicht ist es daher erforderlich, dass die K<strong>in</strong>der<br />

bzw. deren Eltern bei den <strong>Fischerei</strong>berechtigen der<br />

Angelgewässer (B<strong>in</strong>nenfischer, Verbände, Vere<strong>in</strong>e etc.)<br />

e<strong>in</strong>e Angelerlaubnis erwerben.<br />

Für den Erwerb e<strong>in</strong>es <strong>Fischerei</strong>sche<strong>in</strong>es auf Lebenszeit<br />

bleibt es bei der gesetzlichen Voraussetzung e<strong>in</strong>er<br />

erfolgreich bestandenen <strong>Fischerei</strong>sche<strong>in</strong>prüfung. Der<br />

<strong>Fischerei</strong>sche<strong>in</strong> auf Lebenszeit kann wie bisher ab dem<br />

vollendeten 10. Lebensjahr erteilt werden. Unterhalb<br />

dieses Alters ist e<strong>in</strong>e Teilnahme an der <strong>Fischerei</strong> sche<strong>in</strong>prüfung<br />

auch nicht zu empfehlen, da die <strong>Fischerei</strong>sche<strong>in</strong>prüfung<br />

das Verständnis chemischer, physikalischer<br />

und biologischer Prozesse und Mechanismen erfordert.<br />

H<strong>in</strong>sichtlich des Betretens der Camp<strong>in</strong>gplätze<br />

zur Ausübung der <strong>Fischerei</strong> erfolgte die E<strong>in</strong>schränkung,<br />

dass es jetzt hierzu der Zustimmung des Camp<strong>in</strong>gplatzbetreibers<br />

bedarf. Schäden, die durch die Ausübung<br />

des Betretungsrechtes entstehen, s<strong>in</strong>d zu ersetzen.<br />

Im Weiteren wurden mit der aktuellen Änderung<br />

des Lan desfischereigesetzes Klarstellungen, Ver e<strong>in</strong> fachun<br />

gen, Straff un gen und Anpassungen der sprachli<br />

chen Gleich stellung zu folgenden Punkten vorgenommen:<br />

<strong>Fischerei</strong>pachtverträge, <strong>Fischerei</strong>ausübung durch<br />

Azubis und Gehilfen, Zuständigkeit der Kennzeichnung<br />

der Fischschonbezirke, Bezeichnung der <strong>Fischerei</strong>behörden,<br />

Dienstbekleidungsvorschrift für Außendienstmitarbeiter<br />

des LALLF <strong>MV</strong> als obere <strong>Fischerei</strong>behörde<br />

und nicht zuletzt die Def<strong>in</strong>ition der Regelverstöße.<br />

Wichtig für die Durchführung der <strong>Fischerei</strong>aufsicht<br />

ist die neu aufgenommene Regelung der Nacheile.<br />

Auch die Pflicht der <strong>Fischerei</strong>ausübenden, die Wasserfahrzeuge<br />

anzuhalten bzw. den Anordnungen<br />

der <strong>Fischerei</strong>aufseher zu folgen, wurde nun <strong>in</strong> der<br />

Rechtssystematik an anderer Stelle im <strong>Fischerei</strong>gesetz<br />

geregelt.<br />

Das geänderte Landesfischereigesetz kann als Arbeitsfassung<br />

auf der Website www.lallf.de. e<strong>in</strong>gesehen<br />

und heruntergeladen werden. Zur Umsetzung der<br />

wichtigsten Kontrollregelungen im E<strong>in</strong>zelnen:<br />

1. Kontrollen von angelnden K<strong>in</strong>dern<br />

K<strong>in</strong>der, die das 14. Lebensjahr noch nicht vollendet<br />

haben und beim Angeln angetroffen werden, unterliegen<br />

nicht der <strong>Fischerei</strong>sche<strong>in</strong>pflicht nach § 7<br />

Absatz 1 LFischG.<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong><br />

5


Aus der Verwaltung<br />

Wenn K<strong>in</strong>der angeln, benötigen sie jedoch e<strong>in</strong>e<br />

Angelerlaubnis des jeweiligen <strong>Fischerei</strong> berechtigten<br />

(§ 6 LFischG). Hier hat der Gesetzgeber ke<strong>in</strong>e Ausnahme<br />

zugelassen.<br />

Auch wenn das K<strong>in</strong>d nicht strafmündig ist, muss<br />

es sich im Rahmen der <strong>Fischerei</strong>ausübung an die gesetzlichen<br />

Vorschriften halten. Wird e<strong>in</strong> Regelverstoß<br />

begangen, kann gegen das K<strong>in</strong>d zwar ke<strong>in</strong> Straf- oder<br />

Ordnungswidrigkeitenverfahren e<strong>in</strong>geleitet werden,<br />

die E<strong>in</strong>leitung e<strong>in</strong>er Verwaltungsmaßnahme nach<br />

§ 25 Absatz 4 LFischG (z. B. Platzverweis = Angelverbot,<br />

<strong>in</strong> schweren Fällen Sicherstellung der Fanggeräte)<br />

ist jedoch möglich.<br />

Im Regelfall sollte daher neben e<strong>in</strong>er entsprechenden<br />

Belehrung e<strong>in</strong> Angelverbot ausgesprochen werden.<br />

Hat die Belehrung ke<strong>in</strong>en Erfolg, ersche<strong>in</strong>t es<br />

für den Wiederholungsfall angebracht, e<strong>in</strong> Gespräch<br />

mit den Eltern des K<strong>in</strong>des zu führen und diese auf die<br />

Rechtslage nach dem LFischG h<strong>in</strong>zuweisen.<br />

Entsprechende Maßnahmen der <strong>Fischerei</strong>aufseher<br />

s<strong>in</strong>d auf dem Vordruck „Bericht der <strong>Fischerei</strong>aufsicht“<br />

zu dokumentieren und der zuständigen <strong>Fischerei</strong>behörde<br />

zu übergeben.<br />

E<strong>in</strong> besonderer Fall liegt vor, wenn e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d zusammen<br />

mit e<strong>in</strong>em anderen erwachsenen <strong>Fischerei</strong>sche<strong>in</strong><strong>in</strong>haber<br />

(z. B. Vater, Opa) im Rahmen des Geltungsbereiches<br />

der <strong>Fischerei</strong>dokumente des <strong>Fischerei</strong>sche<strong>in</strong><strong>in</strong>habers<br />

mitangelt (z. B. 3 Handangeln erlaubt: K<strong>in</strong>d hat<br />

1 Handangel, Erwachsener 2 Handangeln). Da die<br />

E<strong>in</strong>griffsmöglichkeit des <strong>Fischerei</strong>sche<strong>in</strong><strong>in</strong>habers jederzeit<br />

gegeben ist, kann davon ausgegangen werden,<br />

dass e<strong>in</strong>e selbständige <strong>Fischerei</strong>ausübung des K<strong>in</strong>des<br />

nicht vorliegt.<br />

Im umgekehrten Fall (Bsp.: das K<strong>in</strong>d hat e<strong>in</strong>e Angelerlaubnis,<br />

der begleitende Erwachsene hat ke<strong>in</strong>e <strong>Fischerei</strong>dokumente,<br />

er wirft aber für das K<strong>in</strong>d die Handangel<br />

aus oder holt sie wieder e<strong>in</strong>) ist jedoch von e<strong>in</strong>er eigenständigen<br />

<strong>Fischerei</strong>ausübung des Erwachsenen auszugehen,<br />

womit der Erwachsene sowohl e<strong>in</strong>en <strong>Fischerei</strong>sche<strong>in</strong><br />

als auch e<strong>in</strong>e Angelerlaubnis besitzen muss.<br />

2. Kontrollen von <strong>Fischerei</strong>gehilfen und Azubis<br />

Mit der Änderung von § 11 Absatz 2 LFischG haben<br />

nun die Azubis und Gehilfen e<strong>in</strong>es Fischwirtes die<br />

Möglichkeit, die <strong>Fischerei</strong> mit berufsmäßigem Fanggeräten<br />

auszuüben, ohne über e<strong>in</strong>e abgeschlossene<br />

Ausbildung zum Fischwirt oder gleichwertige Berufsausbildung<br />

zu verfügen.<br />

Azubis und Gehilfen e<strong>in</strong>es Fischwirtes (=Inhaber<br />

des <strong>Fischerei</strong>betriebes) müssen jedoch die erforderlichen<br />

<strong>Fischerei</strong>dokumente (<strong>Fischerei</strong>sche<strong>in</strong> und Erlaubnis<br />

des <strong>Fischerei</strong>berechtigten) besitzen und bei der<br />

<strong>Fischerei</strong>ausübung mitführen. Insoweit ist grundsätzlich<br />

die Möglichkeit der Kontrolle dieses Personenkreises<br />

(h<strong>in</strong>sichtlich der betrieblichen Zugehörigkeit und der<br />

erforderlichen Sachkunde) gegeben.<br />

3. Nacheile<br />

Die Nacheile <strong>in</strong> der <strong>Fischerei</strong>überwachung ist für den<br />

Bereich der Küsten- und Kle<strong>in</strong>en Hochseefischerei <strong>in</strong><br />

Art. 111 des Seerechtsübere<strong>in</strong>kommens geregelt. Für<br />

die <strong>Fischerei</strong>überwachung im Bereich der B<strong>in</strong>nengewässer<br />

wurde die Nacheile nun <strong>in</strong> § 25 Absatz 2 Ziffer<br />

4 LFischG aufgenommen. Sie kann als Recht für die<br />

<strong>Fischerei</strong>aufseher angewandt werden, wenn Grund<br />

zu der Annahme vorliegt, dass e<strong>in</strong>e Person gegen das<br />

Landesfischereigesetz verstoßen hat.<br />

Mit dem Recht zur Nacheile hat der <strong>Fischerei</strong>aufseher<br />

die Möglichkeit, se<strong>in</strong>en eigenen Zuständigkeitsbereich<br />

zu verlassen und e<strong>in</strong>e gezielte Kontrolle<br />

e<strong>in</strong>er Person zu e<strong>in</strong>em bestimmten Sachverhalt vorzunehmen.<br />

Hierfür muss vorher Grund zu der Annahme vorliegen,<br />

dass die beobachtete Person im Zuständigkeitsbereich<br />

des <strong>Fischerei</strong>aufsehers gegen das <strong>Fischerei</strong>gesetz<br />

(oder e<strong>in</strong>er auf dieser Basis erlassenen Verordnungen)<br />

verstoßen hat. Soweit die Person dann den Zuständigkeitsbereich<br />

des <strong>Fischerei</strong>aufsehers verlässt, kann der<br />

<strong>Fischerei</strong>aufseher ihr „nacheilen“.<br />

Die Nacheile muss unverzüglich beg<strong>in</strong>nen. Das<br />

Recht der Nacheile endet, sobald die verfolgte Person<br />

angehalten werden kann und die Personalien<br />

aufgenommen werden oder sie die eigene Wohnung<br />

erreicht – die Nacheile erstreckt sich nicht auf das<br />

„E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen“ <strong>in</strong> Wohnräume.<br />

4. Erweiterung der Pflichten der <strong>Fischerei</strong> ausübenden<br />

Nach der Intention des Urteils des Oberlandesgerichts<br />

Rostock vom 12.01.2010 waren die <strong>Fischerei</strong>aufseher<br />

zwar berechtigt, die Führer von Wasserfahrzeugen<br />

aufzufordern, ihre Fahrzeuge anzuhalten und e<strong>in</strong>en<br />

bestimmten Hafen anzulaufen – für den <strong>Fischerei</strong>ausübenden<br />

bestand jedoch ke<strong>in</strong>e Pflicht dieser Aufforderung<br />

zw<strong>in</strong>gend nachzukommen. Unter Bezug<br />

auf die verdachtsunabhängige Kontrolle stellte<br />

6<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong>


Aus der Verwaltung<br />

das OLG dar, dass dies e<strong>in</strong> entscheidender E<strong>in</strong>griff<br />

<strong>in</strong> die Freiheitsrechte ist, welchen das Gesetz nicht<br />

abgedeckt.<br />

Der Gesetzgeber hat nun reagiert und das<br />

LFischG <strong>in</strong> § 25 Absatz 3 Ziffer 4 dah<strong>in</strong>gehend geändert,<br />

dass nun auf Gewässern oder an Land mit<br />

Fanggeräten angetroffene Personen auf Verlangen der<br />

<strong>Fischerei</strong>aufsicht jederzeit unverzüglich ihre Wasserfahrzeuge<br />

anzuhalten, Fanggeräte e<strong>in</strong>zuholen und<br />

die <strong>Fischerei</strong>aufseher an Bord kommen zu lassen oder<br />

e<strong>in</strong>en bestimmten Ort anzulaufen haben.<br />

E<strong>in</strong> Verstoß gegen diese Pflicht ist nach § 26 Absatz<br />

1 Ziffer 29 a) LFischG als Ordnungswidrigkeit<br />

bestimmt.<br />

Bei der Anwendung der Vorschrift = Anordnung<br />

das Wasserfahrzeug anzuhalten, die Fanggeräte e<strong>in</strong>zuholen<br />

und die <strong>Fischerei</strong>aufseher an Bord kommen<br />

zu lassen oder e<strong>in</strong>en bestimmten Ort anzulaufen, ist<br />

bei der Anordnung der Verhältnismäßigkeitsgrundsatz<br />

zu beachten.<br />

Das Recht der Kontrolle von an Land angetroffenen<br />

Personen mit Fanggeräten sollte nur bei Vorliegen<br />

e<strong>in</strong>es unmittelbaren Bezugs zur <strong>Fischerei</strong>ausübung angewandt<br />

werden.<br />

2. Änderung im Jahr <strong>2013</strong><br />

Das Gesetz zur Änderung des Aufgabenzuordnungsgesetzes<br />

und des Landesfischereigesetzes vom<br />

24.06.<strong>2013</strong> trat am 01.07.<strong>2013</strong> <strong>in</strong> Kraft (GVOBl.<br />

M-V Nr. 10 Seite 404). Damit wurde das Landesfischereigesetz<br />

im Jahr <strong>2013</strong> e<strong>in</strong> zweites Mal geändert.<br />

E<strong>in</strong> wesentlicher Punkt ist die Änderung des § 24<br />

<strong>Fischerei</strong>aufsicht. Die Aufsicht über die <strong>Fischerei</strong> auf<br />

den B<strong>in</strong>nengewässern sowie an Land obliegt nunmehr<br />

wieder zentral der oberen <strong>Fischerei</strong>behörde (LALLF).<br />

Alle Angelegenheiten im Zusammenhang mit den <strong>Fischerei</strong>aufsehern<br />

– dazu gehören auch die ehrenamtlichen<br />

<strong>Fischerei</strong>aufseher – s<strong>in</strong>d wieder Sache der<br />

oberen <strong>Fischerei</strong>behörde.<br />

Allgeme<strong>in</strong>verfügung zur <strong>Fischerei</strong>ausübung im Bereich der<br />

Ummanzer Brücke<br />

Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und <strong>Fischerei</strong> <strong>MV</strong> – Abt. <strong>Fischerei</strong> und Fischwirtschaft<br />

Zum Schutz der Aalbestände wird gemäß § 7<br />

Abs. 3 der Küstenfischereiverordnung (KüFVO <strong>MV</strong>)<br />

vom 28. November 2006 (GVOBl. M-V S. 843), geändert<br />

am 22. Oktober 2009 (GVOBl. <strong>MV</strong> S. 641)<br />

die <strong>Fischerei</strong>ausübung wie folgt jederzeit widerruflich<br />

e<strong>in</strong>geschränkt:<br />

1. In dem Gebiet zwischen der Insel Ummanz und<br />

der Insel Rügen, welches durch folgende Koord<strong>in</strong>aten<br />

begrenzt wird<br />

54° 27,38’ N; 13° 10,73’ E<br />

54° 27,38’ N; 13° 10,92’ E<br />

54° 27,28’ N; 13° 10,73’ E<br />

54° 27,28’ N; 13° 10,92’ E<br />

ist die Ausübung der <strong>Fischerei</strong> mit Aalkörben und<br />

Langle<strong>in</strong>en nicht zulässig. Das Gebiet ist durch<br />

ausgebrachte Bojen mit gelben Wimpeln gekennzeichnet.<br />

2. Die E<strong>in</strong>schränkungen zu Nummer 1 gelten vom<br />

1. September bis zum 30. November <strong>2013</strong>.<br />

3. Die sofortige Vollziehung der Allgeme<strong>in</strong>verfügung<br />

wird im öffentlichen Interesse nach § 80 Abs. 2<br />

Satz 1 Nr. 4 Verwaltungsgerichtsordnung angeordnet.<br />

Zuwiderhandlungen gegen die Allgeme<strong>in</strong>verfügung<br />

können gemäß § 25 Abs. 1 Ziffer 6 KüFVO als Ordnungswidrigkeit<br />

geahndet werden.<br />

Die Bekanntmachung wird durch Aushang bei der<br />

oberen <strong>Fischerei</strong>behörde (<strong>Fischerei</strong>aufsichtsstation Rügen)<br />

und bei der Geme<strong>in</strong>de Ummanz sowie im Amt<br />

West-Rügen <strong>in</strong> 18573 Samtens, Dorfplatz 2 öffentlich<br />

bekanntgegeben (ortsübliche Bekanntmachung). Die<br />

Allgeme<strong>in</strong>verfügung nebst Begründung kann beim Landesamt<br />

für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und<br />

<strong>Fischerei</strong> (DSt. Rostock) e<strong>in</strong>gesehen werden. Die Allgeme<strong>in</strong>verfügung<br />

gilt am Tage nach der Bekanntmachung<br />

durch Aushang als bekanntgegeben.<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong><br />

7


Aus der Verwaltung<br />

Rechtsbehelfsbelehrung<br />

Gegen diese Allgeme<strong>in</strong>verfügung können Sie Widerspruch<br />

e<strong>in</strong>legen. Der Widerspruch ist <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es<br />

Monats, nachdem die Allgeme<strong>in</strong>verfügung bekanntgegeben<br />

worden ist, schriftlich oder zur Niederschrift<br />

beim Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit<br />

und <strong>Fischerei</strong>, Thierfelderstr. 18, 18059 Rostock<br />

zu erheben.<br />

Rostock, 31.07.<strong>2013</strong><br />

Im Auftrag<br />

Richter<br />

<strong>Fischerei</strong>direktor<br />

ERSCHIENEN SIND:<br />

• Berichtigung der Verordnung (EG) Nr. 1098/2007 des Rates vom<br />

18. September 2007 zur Festlegung e<strong>in</strong>es Mehrjahresplans für<br />

die Dorschbestände der Ostsee und für die <strong>Fischerei</strong>en, die diese<br />

Bestände befischen, zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr.<br />

2847/93 und zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr. 779/97<br />

(ABl. L 248 vom 22.9.2007)<br />

(ABl. L 163 vom 15.06.<strong>2013</strong>)<br />

• Durchführungsbeschluss der Kommission vom 21. Juni <strong>2013</strong> über<br />

e<strong>in</strong> spezifisches Kontroll- und Inspektionsprogramm für Fische reien<br />

auf Dorsch, Her<strong>in</strong>g, Lachs und Sprotte <strong>in</strong> der Ostsee<br />

(ABl. L 170 vom 22.06.<strong>2013</strong>)<br />

• Berichtigung der Verordnung (EU) Nr. 1220/2012 des Rates<br />

vom 3. Dezember 2012 über handelsbezogene Maßnahmen zur<br />

Sicherstellung der Versorgung der Verarbeitungsunternehmen <strong>in</strong><br />

der Union mit bestimmten <strong>Fischerei</strong>erzeugnissen im Zeitraum<br />

von <strong>2013</strong> bis 2015 und zur Änderung der Verordnungen (EG) Nr.<br />

104/2000 und (EU) Nr. 1344/2011<br />

(ABl. L 349 vom 19.12.2012)<br />

(ABl. L 187 vom 06.07.<strong>2013</strong>)<br />

• Durchführungsverordnung (EU) Nr. 672/<strong>2013</strong> der Kommission<br />

vom 15. Juli <strong>2013</strong> zur Änderung der Verordnung (EU) Nr.<br />

468/2010 über die EU-Liste der Schiffe, die illegale, ungemeldete<br />

und unregulierte <strong>Fischerei</strong> betreiben<br />

(ABl. L 193 vom 16.07.<strong>2013</strong>)<br />

• Verordnung zur Änderung der Ersten Ver ord nung zur Änderung der<br />

Fischseuchenverordnung<br />

(BGBl. I <strong>2013</strong> S. 1245)<br />

• Drittes Gesetz zur Änderung des Tierschutzgesetzes<br />

(BGBl. I <strong>2013</strong> S. 2182)<br />

• Erstes Gesetz zur Änderung des Landes fischereigesetzes und zur<br />

Änderung anderer Gesetze<br />

(GVOBl. M-V <strong>2013</strong> S. 299)<br />

• Gesetz zur Änderung des Aufgabenzuord nungs gesetzes und des<br />

Landesfischerei gesetzes<br />

(GVOBl. M-V <strong>2013</strong> S. 404)<br />

--------------------------------<br />

Die Aufstellung ist nur e<strong>in</strong>e Auswahl und kann ke<strong>in</strong>en<br />

Anspruch auf Vollständigkeit erheben.<br />

Informationen auch unter:<br />

www.regierung-mv.de,<br />

www.lallf.de<br />

www.bmelv.de,<br />

www.ble.de,<br />

www.ec.europa.eu<br />

8<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong>


Deutscher <strong>Fischerei</strong>tag – Ulm, 18. bis 20. Juni <strong>2013</strong><br />

Norbert Kahlfuss – Vorsitzender des Verbandes der Deutschen Kutter- und Küstenfischer e. V. (VDKK)<br />

Fotos: T. Wichmann<br />

Wie immer <strong>in</strong> Jahren, <strong>in</strong> denen Bundestagswahlen<br />

statt f<strong>in</strong>den, wurde der Term<strong>in</strong> vorverlegt. Dieser<br />

<strong>Fischerei</strong>tag fand mit dem H<strong>in</strong>tergrund des Hochwassers<br />

statt und wird schon deshalb und auf Grund der<br />

außergewöhnlichen Hitze <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung bleiben.<br />

Natürlich gab es auch genügend zu lösende<br />

Probleme <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Sparten des Deutschen<br />

<strong>Fischerei</strong>verbandes, die die vielfältigen Veranstaltungen<br />

prägten. Der aktuellen Lage der <strong>Fischerei</strong> und der<br />

<strong>in</strong>ternationalen <strong>Fischerei</strong>politik war es auch geschuldet,<br />

dass hochrangige Politiker Mangelware waren.<br />

Trotz all dieser Faktoren darf von e<strong>in</strong>em erfolgreichen<br />

Verlauf gesprochen werden. So erklärten sich<br />

alle Teilverbände solidarisch mit den Küstenfischern <strong>in</strong><br />

Schleswig-Holste<strong>in</strong> und Niedersachsen, die e<strong>in</strong>e Notgeme<strong>in</strong>schaft<br />

gegründet haben, um völlig wirklichkeitsferne<br />

Maßnahmen der Landesregierung gegen die<br />

Muschel-, Krabben- und Küstenfischer abzuwenden.<br />

E<strong>in</strong>stimmig wurde auch e<strong>in</strong>e Resolution zur<br />

Energie ge w<strong>in</strong> nung aus Wasserkraft, speziell mit<br />

Kle<strong>in</strong>wasser kraft anlagen (


Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband / Deutscher <strong>Fischerei</strong>tag<br />

Nur, was die Ergebnisse angeht, da gibt es e<strong>in</strong>erseits<br />

Erfolge: 2005 galten 94 % der Fischbestände<br />

im Nordatlantik, der Nordsee und der Ostsee als<br />

überfischt, <strong>2013</strong> s<strong>in</strong>d es nur noch 39 %. 61 % werden<br />

nachhaltig befischt und zwar vorfristig, denn die<br />

entsprechenden Ziele sollten erst 2015 erreicht werden.<br />

Und nun, so Präsident Ortel, stellen Sie sich die<br />

Freudentänze und Sektpartys der Grünen Verbände<br />

vor, wenn das bei der Energieumstellung oder im Öko-<br />

Landbau erreicht worden wäre.<br />

Andererseits verbreiten diese Gruppen weiter gebetsmühlenartig<br />

das Schauermärchen von den leergefischten<br />

Meeren, dem katastrophalen Zustand der<br />

Bestände und ähnliche Unwahrheiten.<br />

Der Kabeljau sei vom Aussterben bedroht – ungeachtet<br />

der Tatsache, dass fast 1 Million t MSC-zertifizierter<br />

Kabeljau (und weitere Mengen nicht zertifiziert)<br />

auf dem Markt s<strong>in</strong>d und zu Absatzproblemen führen,<br />

ungeachtet dessen, dass sich die Nordseescholle auf<br />

e<strong>in</strong>em historischen Höchststand bef<strong>in</strong>det, dass sich<br />

der Bestand des Nordseekabeljaus mehr als verdoppelt<br />

hat und die Ostsee wahrsche<strong>in</strong>lich <strong>in</strong> kurzer Zeit<br />

das erste europäische Meer se<strong>in</strong> wird, das vollständig<br />

nachhaltig bewirtschaftet wird.<br />

Präsident Ortel verwies auf den gegenwärtigen<br />

Schwerpunkt „Discardverbot“. Die <strong>Fischerei</strong> ist generell<br />

dafür, verlangt aber gründliche Untersuchungen im<br />

Detail, damit nicht mehr Schaden verursacht wird als<br />

Nutzen und die Existenzbed<strong>in</strong>gungen für die Fischer<br />

nicht weiter verschlechtert werden. Er erkannte auch<br />

an, dass sich die Bundesregierung mit großem E<strong>in</strong>satz<br />

für Fortschritte im Reformprozess engagiert hat.<br />

Die <strong>Fischerei</strong> ist guter Hoffnung, dass es weitere<br />

Fortschritte geben wird. Gefordert wurde auch e<strong>in</strong>e<br />

Reform der <strong>Fischerei</strong>wissenschaft, denn es fehlen, wie<br />

z. B. bei der Fangtechnik, Mittel und Kapazitäten. Im<br />

weiteren Verlauf se<strong>in</strong>er Rede g<strong>in</strong>g Präsident Ortel auf<br />

die Probleme der B<strong>in</strong>nenfischerei, der Angelfischerei<br />

und der Aquakultur e<strong>in</strong>. Hier besteht e<strong>in</strong> großes Betätigungsfeld.<br />

Das betrifft auch die Hochseefischerei,<br />

die durch rechtswidrige Aktionen von Greenpeace,<br />

durch die Legende vom Vergrößern der Hungersnot<br />

<strong>in</strong> Afrika, durch Ausrottung der Bestände und ähnliche<br />

Falschdarstellungen immer mehr unter Druck gerät.<br />

Das ist nicht h<strong>in</strong>nehmbar.<br />

Ebenso wenig h<strong>in</strong>nehmbar ist es, wenn der Hamburger<br />

Senat je Kubikmeter Hafenschlick 2,- € an e<strong>in</strong>e<br />

Naturschutzstiftung zahlt und der grüne Landesm<strong>in</strong>ister<br />

Habeck (Schleswig-Holste<strong>in</strong>) dafür erklärt, dass e<strong>in</strong>e<br />

Verklappung vor Helgoland absolut unschädlich ist.<br />

Da darf man wohl fragen, ob Naturschutzorganisationen<br />

käuflich s<strong>in</strong>d (es gibt weitere Beispiele).<br />

Kritisiert wurde die Arbeit der Bundesregierung <strong>in</strong><br />

der Kormoranfrage. Der Deutsche <strong>Fischerei</strong>verband<br />

ist sehr enttäuscht, weil im Pr<strong>in</strong>zip nichts getan wurde.<br />

Abschließend verwies Präsident Ortel auf 143<br />

Jahre erfolgreiche Arbeit des Deutschen <strong>Fischerei</strong>verbandes.<br />

Jüngster Erfolg ist die Vere<strong>in</strong>igung der beiden<br />

Deutschen Anglerverbände VDSF und DAV zum<br />

Verband Deutscher Angelfischer.<br />

Deutscher <strong>Fischerei</strong>tag – Ulm, 18. bis 20 Juni <strong>2013</strong><br />

Tagung des Verbandes der Deutschen Kutter- und<br />

Küstenfischer (VDKK) e. V.<br />

Norbert Kahlfuss – Vorsitzender des VDKK<br />

Trotz der „Küstenferne“ des Tagungsortes nahmen Fischer, Landesvertreter, Vertreter der BLE und<br />

des BMELV an der traditionellen Mitgliederversammlung des VDKK teil. Der Vorsitzende Norbert<br />

Kahlfuss begrüßte die Anwesenden und erstattete Bericht<br />

Liebe Berufskolleg<strong>in</strong>nen und -kollegen,<br />

der Verband der Deutschen Kutter- und Küstenfischer<br />

tagt dieses Mal weit im B<strong>in</strong>nenland, an der Grenze<br />

zwischen Baden-Württemberg und Bayern, <strong>in</strong> der<br />

schönen Stadt Ulm. Wir haben hier zwar auch<br />

etwas Wasser vor der Tür, das ist die Donau,<br />

10<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong>


Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband / Deutscher <strong>Fischerei</strong>tag<br />

die weder <strong>in</strong> die Nord- noch die Ostsee mündet. Trotzdem<br />

werden wir hier die aktuellen Probleme der Kutter-<br />

und Küstenfischerei diskutieren.<br />

Lassen Sie mich mit e<strong>in</strong>em wesentlichen Teil für die<br />

Seefischerei beg<strong>in</strong>nen: Die Geme<strong>in</strong>same <strong>Fischerei</strong>politik<br />

(GFP) der EU wird alle 10 Jahre erneuert.<br />

Und jedes Mal stellt die Politik fest, dass das Rad<br />

neu erfunden werden muss. Dieses Mal ist es etwas<br />

komplizierter, da die neue GFP sowohl vom Parlament<br />

der EU als auch vom M<strong>in</strong>isterrat beschlossen werden<br />

muss. Hierdurch hat sich alles verzögert. Eigentlich<br />

sollte die neue GFP bereits zu Beg<strong>in</strong>n dieses Jahres <strong>in</strong><br />

Kraft se<strong>in</strong>. Dieses war zeitlich nicht umzusetzen. Das<br />

Europäische Parlament hat mit großer Mehrheit am<br />

7. Februar dieses Jahres e<strong>in</strong>en Beschluss zur neuen<br />

GFP gefasst. Der M<strong>in</strong>isterrat hatte bereits am 12. Juni<br />

letzten Jahres e<strong>in</strong>e politische E<strong>in</strong>igung zur GFP ebenfalls<br />

beschlossen. Wie man sich leicht vorstellen kann,<br />

stimmten diese beiden Beschlüsse nicht völlig übere<strong>in</strong>.<br />

So kam es zu e<strong>in</strong>em so genannten Trilog-Verfahren.<br />

Hier verhandeln die Ratspräsidentschaft, das ist bis<br />

Ende dieses Monats Irland, die EU-Kommission und<br />

die Berichterstatter des Europäischen Parlamentes,<br />

wobei die Hauptberichterstatter<strong>in</strong> des Parlamentes<br />

Ulrike Rodust aus Deutschland ist. Nach e<strong>in</strong>igen Runden<br />

des Triloges hat man am 30. Mai frühmorgens<br />

mitgeteilt, dass e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>igung erzielt worden sei. Wie<br />

wir <strong>in</strong>zwischen feststellen mussten, als wir die entsprechenden<br />

Papiere bekamen, gibt es doch noch e<strong>in</strong>ige<br />

ungeklärte Fragen, die jetzt <strong>in</strong> technischen Sitzungen<br />

bere<strong>in</strong>igt werden müssen. Wenn dann wirklich e<strong>in</strong>e<br />

Übere<strong>in</strong>kunft erzielt worden ist, muss der M<strong>in</strong>isterrat<br />

diese noch beschließen, und auch das Plenum des<br />

Europäischen Parlamentes muss e<strong>in</strong>en entsprechenden<br />

Beschluss fassen. Die Iren hoffen, dass sie dieses<br />

Verfahren bis zum Ende des Monats abgeschlossen<br />

haben. Ab 1. Juli geht die Ratspräsidentschaft bis zum<br />

Ende des Jahres auf Litauen über. Es wird also noch<br />

spannend.<br />

Nun zu e<strong>in</strong>igen E<strong>in</strong>zelheiten: In der neuen GFP<br />

soll vor allen D<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> zeitlichen Stufen e<strong>in</strong> Discard-<br />

Verbot e<strong>in</strong>geführt werden. D. h., dass ke<strong>in</strong>e Fische<br />

mehr über Bord gegeben werden dürfen und damit<br />

angelandet werden müssen. Hierzu hat man gewisse<br />

Ausnahmen vorgesehen, die aber unseres Erachtens<br />

bis <strong>in</strong>s Detail noch nicht ausdiskutiert s<strong>in</strong>d. Wir gehen<br />

davon aus, dass die Krabbenfischerei von diesem<br />

Discard-Verbot ausgenommen wird, da sie ke<strong>in</strong>e quotierten<br />

Bestände befischt. Vielleicht erfahren wir schon<br />

heute von anwesenden Beamten des BMELV weitere<br />

E<strong>in</strong>zelheiten. Im gleichen Verfahren muss auch noch<br />

der Vorschlag für die <strong>Fischerei</strong> im Skagerrak verabschiedet<br />

werden. Wir fordern, dass im Skagerrak die<br />

gleichen Regeln wie für die allgeme<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>same<br />

<strong>Fischerei</strong>politik gelten sollen. Ferner müssen noch die<br />

Geme<strong>in</strong>same Marktordnung und auch der <strong>Fischerei</strong>fonds<br />

(EMFF) verabschiedet werden. Dieser soll ab Beg<strong>in</strong>n<br />

des Jahres 2014 gelten. Nun, wir müssen sehen,<br />

was hieraus wird.<br />

Dies ist aber nicht die e<strong>in</strong>zige Baustelle, die die<br />

<strong>Fischerei</strong> ausfüllen muss. Es läuft seit e<strong>in</strong>iger Zeit zwischen<br />

den Mitgliedstaaten der EU, die an dem Gebiet<br />

der Doggerbank beteiligt s<strong>in</strong>d, dies s<strong>in</strong>d die Staaten<br />

Dänemark, Niederlande und Deutschland. Hier hat<br />

Deutschland e<strong>in</strong>e Position e<strong>in</strong>geschlagen, die die <strong>Fischerei</strong><br />

stark tangieren wird. Man will <strong>in</strong> dem Gebiet<br />

der Doggerbank versuchsweise Schließungsgebiete<br />

für die <strong>Fischerei</strong> e<strong>in</strong>führen, die uns treffen werden. Vor<br />

allen D<strong>in</strong>gen befürchten wir aber auch, dass dieses<br />

Thema dann als Blaupause auf die ausschließlichen<br />

Wirtschaftzonen und Küstenbereiche übertragen werden.<br />

Und dies könnte für die Kutter- und Küstenfischerei<br />

zu e<strong>in</strong>em Todesstoß werden.<br />

Wir haben feststellen müssen, dass die neue Regierung<br />

<strong>in</strong> Schleswig-Holste<strong>in</strong>, obwohl sie <strong>in</strong> ihrem Koalitionsvertrag<br />

re<strong>in</strong>geschrieben hat, dass die Kle<strong>in</strong>e Küstenfischerei<br />

gefördert werden soll, uns sehr restriktive<br />

Maßnahmen angekündigt hat. So will man die Stellnetzfischerei<br />

<strong>in</strong> den küstennahen Gebieten der Ostsee<br />

durch Ausweisung von Sperrgebieten zum<strong>in</strong>dest<br />

zeitlich verbieten. Dies s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs Zeiten, die zur<br />

Hauptsaison der <strong>Fischerei</strong> zählen. In der Nordsee will<br />

man die Krabbenfischerei e<strong>in</strong>dämmen, <strong>in</strong>dem man<br />

versucht, das Gesetz zum Naturschutzpark dah<strong>in</strong>gehend<br />

zu ändern, dass die Krabbenfischerei zu ihrem<br />

Fanggebiet ke<strong>in</strong>en une<strong>in</strong>geschränkten Zugang hat.<br />

Die Muschelfischerei will man ebenfalls e<strong>in</strong>schränken.<br />

Dies führte dazu, dass sich im Frühjahr e<strong>in</strong>e Notgeme<strong>in</strong>schaft<br />

Schleswig-Holste<strong>in</strong> gegründet hat,<br />

die die schleswig-holste<strong>in</strong>ischen Fischer nachhaltig<br />

unterstützen will. Wir hoffen, dass wir hierdurch noch<br />

E<strong>in</strong>fluss nehmen können, um das Schlimmste zu verh<strong>in</strong>dern.<br />

Niedersachsen hat seit Anfang des Jahres<br />

auch e<strong>in</strong>e neue Regierung und wir können nur<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong><br />

11


Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband / Deutscher <strong>Fischerei</strong>tag<br />

hoffen, dass diese nicht dem Beispiel von Schleswig-<br />

Holste<strong>in</strong> folgt.<br />

Die Krabbenfischerei hat sich nach dem katastrophalen<br />

Jahr 2011 im vergangenen Jahr etwas<br />

erholen können. Um weitere große Rückschläge zu<br />

vermeiden, haben sich die Krabbenfischer aus Niedersachsen<br />

und Schleswig-Holste<strong>in</strong> – jedenfalls der<br />

größte Teil – zu e<strong>in</strong>er großen Erzeugerorganisation<br />

zusammengeschlossen, die auch <strong>in</strong>zwischen anerkannt<br />

wurde. Diese EO nimmt nach und nach ihre Arbeit auf<br />

und zum Monatsende wird auch die Geschäftsführung<br />

tätig werden. Wir können nur hoffen, dass dieses zu<br />

e<strong>in</strong>er Stabilisierung der Krabbenfischerei führen wird.<br />

Die alten örtlichen Erzeugerorganisationen mussten<br />

sich auflösen, da die holländische Kartellbehörde<br />

nach mehreren Prozessen durchgesetzt hat, dass diese<br />

mit derart hohen Strafen belegt wurden, die sie nicht<br />

bezahlen konnten, und somit <strong>in</strong> die Pleite getrieben<br />

wurden.<br />

Nun noch e<strong>in</strong>ige Worte zur wirtschaftlichen Lage<br />

des <strong>Fischerei</strong>sektors: Die Nordseefischerei leidet vor<br />

allem unter dem dualen System im Kabeljauplan. D. h.,<br />

die Quoten für die e<strong>in</strong>zelnen Fischarten s<strong>in</strong>d nicht<br />

mehr die ausschließlichen Begrenzungen für die <strong>Fischerei</strong>tätigkeit,<br />

sondern die nach e<strong>in</strong>em Automatismus<br />

errechneten kW-Tage, d. h. jedes Schiff hat nur e<strong>in</strong>e<br />

bestimmte Anzahl von Tagen, die es auf See verbr<strong>in</strong>gen<br />

kann. Die Kommissar<strong>in</strong> hat schon vor über zwei<br />

Jahren an das EU-Parlament geschrieben, dass sie dieses<br />

duale System nicht für geeignet hält, sondern entweder<br />

den <strong>Fischerei</strong>aufwand, d. h. Tagebegrenzung,<br />

oder den <strong>Fischerei</strong>ertrag über Fangquoten zu regeln.<br />

Leider ist bis heute jedoch ke<strong>in</strong>e Änderung e<strong>in</strong>getreten.<br />

Der <strong>Fischerei</strong>rat hat allerd<strong>in</strong>gs im Dezember e<strong>in</strong>stimmig<br />

e<strong>in</strong>e Verordnung beschlossen, dass diese sogenannten<br />

kW-Tage <strong>in</strong> der Nordsee <strong>in</strong> den nächsten Jahren nicht<br />

mehr abgesenkt werden, denn sonst hätte die Gefahr<br />

bestanden, dass man die <strong>Fischerei</strong> abwürgt. Hiergegen<br />

klagt das EU-Parlament, weil es der Me<strong>in</strong>ung ist,<br />

dass solch e<strong>in</strong>e Entscheidung auch die Zustimmung<br />

des Parlaments benötigt.<br />

Die Schollenquote <strong>in</strong> der Nordsee steigt jedes<br />

Jahr um 15 %, so dass es schon Schwierigkeiten beim<br />

Absatz von Schollen gibt. Wir haben e<strong>in</strong>en historisch<br />

nicht mehr nachvollziehbaren Höchstbestand an<br />

Schollen <strong>in</strong> der Nordsee. Der Kabeljau <strong>in</strong> der Nordsee<br />

erholt sich langsam aber stetig. Der Seelachsbestand<br />

wurde auch wieder für dieses Jahr angehoben.<br />

Die Seezunge wird <strong>in</strong> Deutschland kaum befischt, da<br />

die Krabbenfischerei, die im späten Frühjahr umrüstete,<br />

dieses nicht mehr macht, weil sich der Seezungenfang<br />

im Wattengebiet nicht mehr lohnt. Kaisergranat<br />

wird immer noch gut gefangen, allerd<strong>in</strong>gs müssen<br />

wir durch <strong>in</strong>ternationale Tauschgeschäfte die Quote<br />

erhöhen.<br />

Die Krabbenfischerei hat sich Dank des guten<br />

Marktes im vergangenen Jahr etwas vom Vorjahr erholen<br />

können. Sie bemüht sich um e<strong>in</strong>e Zertifizierung<br />

nach den Regeln des MSC. Ansonsten hoffen wir, dass<br />

durch den Zusammenschluss zu e<strong>in</strong>er großen Erzeugerorganisation<br />

die Marktstellung für die Krabbenfischerei<br />

verbessert wird.<br />

Die Muschelfischerei hat große Schwierigkeiten<br />

durch den Beschluss des Oberlandesgerichts <strong>in</strong><br />

Schleswig, dass sie ke<strong>in</strong>e Muschelsaat aus anderen<br />

EU-Gebieten e<strong>in</strong>führen darf und im eigenen Bereich<br />

zu wenig Besatzmuscheln f<strong>in</strong>det. Man hat Versuche<br />

mit Brutsammlern auf Basis des Smart-Farm-Konzeptes<br />

gestartet. Diese bef<strong>in</strong>den sich immer noch <strong>in</strong> der Erprobungsphase,<br />

so dass es hier zu Schwierigkeiten<br />

kommt.<br />

Die Ostseefischerei hat sich im letzten Jahr gut<br />

entwickelt. Allerd<strong>in</strong>gs ist die <strong>Fischerei</strong> auf Dorsch <strong>in</strong> der<br />

östlichen Ostsee stark zurückgegangen, auch wenn<br />

der Bestand immer noch wächst. Die Dorsche im östlichen<br />

Bereich s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs so mager, dass sie nur<br />

schwierig zu vermarkten s<strong>in</strong>d. So ist im letzten Jahr e<strong>in</strong><br />

Teil der Quote nicht befischt worden, weil es sich nicht<br />

lohnte. In der Ostsee haben wir auch e<strong>in</strong>e Seetageregelung,<br />

die dr<strong>in</strong>gend aufgehoben werden müsste.<br />

Der Her<strong>in</strong>g <strong>in</strong> der westlichen Ostsee, der sehr stark<br />

von der deutschen Flotte befischt wird, ist für dieses<br />

Jahr sogar um 23 % erhöht worden, so dass die Saison<br />

noch e<strong>in</strong>mal im Mai um vier Wochen verlängert<br />

werden musste.<br />

Für das kommende Jahr hat der ICES vor 14 Tagen<br />

se<strong>in</strong>e Vorschläge auf den Tisch gelegt. Hiernach<br />

soll der Dorsch <strong>in</strong> der westlichen Ostsee um 15 % abgesenkt<br />

werden. Dies beruht auf e<strong>in</strong>e Anhebung des<br />

Faktors für die fischereiliche Sterblichkeit, die unseres<br />

Erachtens <strong>in</strong> dem Ausmaß nicht gerechtfertigt ist. Der<br />

Her<strong>in</strong>g <strong>in</strong> der westlichen Ostsee soll ebenfalls kräftig<br />

abgesenkt werden, allerd<strong>in</strong>gs ist noch nicht geklärt,<br />

wie die Aufteilung zwischen Skagerrak/Kattegat<br />

und westliche Ostsee erfolgen soll. Bisher hatten<br />

12<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong>


Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband / Deutscher <strong>Fischerei</strong>tag<br />

wir hier e<strong>in</strong> Verhältnis von 50:50. Wir müssen nun<br />

sehen, was der Rat im Oktober beschließt.<br />

Ich habe Ihnen hier nur e<strong>in</strong>en kurzen Überblick über<br />

die Situation der Kutter- und Küstenfischerei gegeben,<br />

und hoffe, dass wir jetzt <strong>in</strong> der Diskussion e<strong>in</strong>iges vertiefen<br />

können.<br />

Aus der Diskussion<br />

Angesichts der offenen Fragen zu Quoten und Beständen<br />

war es bedauerlich, außer Dr. Thomas Neudecker<br />

(Krabbenspezialist) ke<strong>in</strong>en Vertreter des Thünen-Instituts<br />

begrüßen zu können. Zu Beg<strong>in</strong>n der Aussprache erläuterte<br />

Herr Dübner (BMELV) nochmals Aspekte der Reform<br />

der Geme<strong>in</strong>samen <strong>Fischerei</strong>politik und die wichtige<br />

Rolle der Bundesregierung bei der Erarbeitung des Kompromisses<br />

zwischen Parlament und M<strong>in</strong>isterrat, ohne<br />

den die GFP nicht umgesetzt werden könnte. Er dankte<br />

auch den Ländern, dem DFV und dem Bundestag für<br />

ihre Unterstützung. Als Erfolge nannte er die grundlegende<br />

Herausnahme der Krabbenfischerei aus dem<br />

Discard-Verbot und der Pflicht zu Videoüberwachung im<br />

Skagerrak. Als offen bezeichnete er die Lösung der konkreten<br />

Probleme beim Discard-Verbot <strong>in</strong> Deutschland. E<strong>in</strong>es<br />

davon sei die Berücksichtigung der Überlebensrate.<br />

Das Discard-Verbot löste e<strong>in</strong>e lebhafte Diskussion<br />

aus. E<strong>in</strong> Standpunkt: bereits 5 % Überlebensrate sollten<br />

e<strong>in</strong>en Rückwurf rechtfertigen.<br />

Weitere Fragen und Standpunkte:<br />

• EU erwägt für die Ostsee alle Arten <strong>in</strong> das Discard-<br />

Verbot e<strong>in</strong>zuschließen.<br />

• Wie will man das Discard-Verbot kontrollieren? Das<br />

ist selbst mit Kameras kaum möglich.<br />

• Absenkung des M<strong>in</strong>destmaßes bei Dorsch auf<br />

35 cm erledigt das Discard-Verbot von selbst Abschaffung<br />

der M<strong>in</strong>destlängen.<br />

• Die KW-Tage Regelung lässt sich mit Discard-Verbot<br />

nicht vere<strong>in</strong>baren, weil mit 80-mm-Maschen gefischt<br />

werden muss.<br />

• Was tun bei Beifängen <strong>in</strong> der Schonzeit?<br />

Hier zeigt sich tatsächlich e<strong>in</strong>e große Anzahl noch zu<br />

lösender Probleme.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Schwerpunkt der Diskussion war Natura<br />

2000. Seevögel und Schwe<strong>in</strong>swale sollen durch<br />

Stellnetzverbote geschützt werden, obwohl ke<strong>in</strong>e belastbaren<br />

Untersuchungsergebnisse für den Schadensumfang<br />

vorliegen. Auch Schäden durch Schleppnetze<br />

s<strong>in</strong>d nicht nachweisbar.<br />

Die Vertreter des BMELV (Herr Conrad, Herr<br />

Dübner) erklärten, dass das BMELV versucht, das<br />

Schlimmste zu verh<strong>in</strong>dern. Dem wurde durch Verbandsvertreter<br />

wi der sprochen. <strong>Fischerei</strong>verbände<br />

anderer Mitgliedstaaten hät ten auch Kritik an der<br />

Verhandlungsführung durch Deutschland geäußert<br />

und um E<strong>in</strong>flussnahme gebeten. Herr Conrad wies<br />

die Kritik zurück. Letztendlich konnte man sich nicht<br />

e<strong>in</strong>igen und gab den Vertretern des BMELV mit, die<br />

Forderungen des Verbandes besser zu berücksichtigen<br />

und überzogenen Forderungen des BMU und grüner<br />

NGOs konsequenter entgegenzutreten.<br />

Im Rahmen des <strong>Fischerei</strong>tages fand auch e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same<br />

Sitzung des Hochsee- und des Kutter- und<br />

Küstenfischerverbandes statt. Es wurde festgestellt,<br />

dass diese Veranstaltungen nützlich für die Zusammenarbeit<br />

beider Verbände s<strong>in</strong>d.<br />

In diesem Jahr stand das Problem von deutschen<br />

Überkapazitäten und dessen Lösung durch Schiffsverkäufe<br />

zur Debatte. Die Klärung soll geme<strong>in</strong>sam mit der<br />

BLE vorgenommen werden. Abhilfe könnte die Fortführung<br />

des bisher e<strong>in</strong>maligen Projektes „Schiffsaufkäufe“<br />

schaffen mit der Möglichkeit, die Quoten dann auf<br />

andere Fahrzeuge zu übertragen.<br />

Abschließend dankte Norbert Kahlfuss der Hochseefischerei<br />

für die zur Verfügungstellung von Ostseeher<strong>in</strong>gsquote<br />

(durch Tausch) und für die Verlängerung<br />

des Term<strong>in</strong>s für die Annahme von Her<strong>in</strong>g <strong>in</strong> der Frühjahrssaison<br />

<strong>2013</strong> durch Euro Baltic.<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong><br />

13


Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

Resolution des Deutschen <strong>Fischerei</strong>-Verbandes e. V.<br />

Energiegew<strong>in</strong>nung aus Wasserkraft zerstört Fließgewässerlebensräume,<br />

tötet Wasserlebewesen und gefährdet den Fortbestand<br />

bedrohter Fischarten<br />

Mit der derzeit politisch und gesellschaftlich angestrebten<br />

Energiewende gew<strong>in</strong>nen regenerative<br />

Energiequellen weiter an Bedeutung. Hierbei werden<br />

die Möglichkeiten und Beiträge der Wasserkraft als regenerative<br />

Energieform <strong>in</strong> der öffentlichen Diskussion<br />

zunehmend kritisch h<strong>in</strong>terfragt, da sich ihre Ökobilanz<br />

ungünstig darstellt.<br />

Bezüglich der verstärkt propagierten und geplanten<br />

Ausweitung der Wasserkraftnutzung <strong>in</strong> Deutschland stellt<br />

der Deutsche <strong>Fischerei</strong>-Verband (DFV) fest:<br />

1. Durch die Errichtung von Wasserkraftanlagen wird der<br />

Charakter der Fließgewässer, geprägt durch Strömung<br />

und Schleppkraft, dauerhaft bee<strong>in</strong>trächtigt oder vollständig<br />

zerstört.<br />

2. Die dem Gewässer entzogene Energie ist als gestalterische<br />

und gewässerre<strong>in</strong>igende Kraft reduziert oder<br />

verloren.<br />

3. Für die von der Strömung abhängigen Pflanzen und<br />

Tiere wird das Gewässer oder der Gewässerabschnitt<br />

lebensfe<strong>in</strong>dlich. Die für Fische und andere Wassertiere<br />

lebensnotwendige Vernetzung der Fließgewässer wird<br />

e<strong>in</strong>geschränkt oder ganz unterbunden.<br />

4. Turb<strong>in</strong>en stellen tödliche Gefahren für Fische und andere<br />

Wasserlebewesen dar. Durch diese Gegebenheiten<br />

s<strong>in</strong>d die Belange des Natur-, Gewässer- und<br />

Artenschutzes sehr weitgehend bee<strong>in</strong>trächtigt.<br />

Position des DFV:<br />

Wasserkraft läuft grundsätzlich den Belangen des Natur-,<br />

Gewässer- und Artenschutzes sowie des Tierschutzes<br />

zuwider.<br />

Der Anteil von Kle<strong>in</strong>wasserkraftanlagen (< 1 MW) an<br />

der Energiegew<strong>in</strong>nung ist im Vergleich zu dem der großen<br />

Anlagen und anderer regenerativen Energiequellen<br />

marg<strong>in</strong>al. Die angestrebte CO 2 -E<strong>in</strong>sparung ist gleichfalls<br />

zu vernachlässigen.<br />

E<strong>in</strong> Ausbau der kle<strong>in</strong>en Wasserkraft durch Reaktivierung<br />

von Altanlagen oder den Neubau von Anlagen<br />

erbr<strong>in</strong>gt daher lediglich e<strong>in</strong>en verschw<strong>in</strong>dend ger<strong>in</strong>gen<br />

Beitrag zum Klimaschutz, verursacht aber weitreichende,<br />

nicht ausgleichbare ökologische Schäden <strong>in</strong> den Fließgewässern.<br />

Zur Verh<strong>in</strong>derung oder zum<strong>in</strong>dest E<strong>in</strong>grenzung weiterer<br />

schwer wiegender ökologischer Schäden fordert<br />

der DFV:<br />

• Ausschöpfung des bestehenden Potenzials durch Modernisierung<br />

und ökologische Optimierung von Anlagen<br />

über 1 MW<br />

• ke<strong>in</strong> Neubau von kle<strong>in</strong>en Wasserkraftanlagen<br />

(< 1 MW)<br />

• ke<strong>in</strong> Neubau von Wasserkraftanlagen <strong>in</strong> frei fließenden<br />

Gewässerabschnitten, an rauen Rampen oder an<br />

Sohlschwellen<br />

• beim geplanten Neubau e<strong>in</strong>er großen Wasserkraftanlage<br />

(≥ 1 MW) s<strong>in</strong>d die Nutzung der regenerativen<br />

Energie und die hierdurch verursachten ökologischen<br />

Schäden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Ökobilanz abzuwägen und zu bewerten.<br />

Sollten nicht ausgleichbare Schäden auftreten,<br />

ist auf den Bau zu verzichten<br />

• Wasserkraftanlagen s<strong>in</strong>d naturverträglich zu gestalten.<br />

Dies verlangt<br />

- gegenüber dem gegenwärtigen Zustand verbesserte<br />

Restwassermengen und e<strong>in</strong>e möglichst naturnahe<br />

Abflusssteuerung ohne Schwellbetrieb um die ökologische<br />

Funktionsfähigkeit des Fließgewässers zu<br />

erhalten<br />

- funktionsfähige Wanderhilfen für die flussauf- und<br />

flussabwärts gerichtete Fischwanderung nach dem<br />

Stand der Technik<br />

- hydraulisch optimierte Anströmung der Fischaufstiegsund<br />

Fischabstiegse<strong>in</strong>richtungen<br />

- effektive E<strong>in</strong>richtungen zum Schutz der Fische vor<br />

dem E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> die Turb<strong>in</strong>e.<br />

• Bei der Mehrvergütung nach EEG müssen die hierfür<br />

umzusetzenden ökologischen Maßnahmen deutliche<br />

Verbesserungen erbr<strong>in</strong>gen. Dies ist bislang sehr häufig<br />

nicht der Fall. Die durch den Aufstau hervorgerufenen<br />

E<strong>in</strong>griffe <strong>in</strong> Gewässerbettdynamik und Feststofftransport<br />

s<strong>in</strong>d durch geeignete Strukturmaßnahmen auszugleichen.<br />

• Nutzung aller gesetzlichen Möglichkeiten, auch <strong>in</strong><br />

Form von nachträglichen rechtlich verb<strong>in</strong>dlichen Anordnungen,<br />

zur Verbesserung der ökologischen Verhältnisse<br />

im zuvor genannten S<strong>in</strong>ne.<br />

• Konsequente Ahndung bei Nichterfüllung von Auflagen<br />

(z. B. M<strong>in</strong>destwasser) bis zum Entzug der wasserrechtlichen<br />

Erlaubnis oder Bewilligung.<br />

14<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong>


Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

Deutscher <strong>Fischerei</strong>tag <strong>in</strong> Ulm erklärt sich solidarisch mit der<br />

<strong>Fischerei</strong>lichen Notgeme<strong>in</strong>schaft Schleswig-Holste<strong>in</strong><br />

Mit großer Betroffenheit hat die Mitgliederversammlung<br />

des Deutschen <strong>Fischerei</strong>-Verbandes am<br />

20.06.<strong>2013</strong> <strong>in</strong> Ulm e<strong>in</strong>en Bericht der <strong>Fischerei</strong>lichen<br />

Notgeme<strong>in</strong>schaft zur Kenntnis genommen.<br />

Die <strong>Fischerei</strong>liche Notgeme<strong>in</strong>schaft ist e<strong>in</strong> loser Zusammenschluss<br />

von <strong>Fischerei</strong>betrieben aus Schleswig-<br />

Holste<strong>in</strong> und Niedersachsen, die geme<strong>in</strong>sam gegen die<br />

überzogene grüne Naturschutzpolitik des schleswig-holste<strong>in</strong>ischen<br />

M<strong>in</strong>isters Robert Habeck vorgehen wollen,<br />

der mit se<strong>in</strong>er Politik die gesamte Meeresfischerei angreift.<br />

Habeck hat an der Westküste Schleswig-Holste<strong>in</strong>s<br />

offensichtlich den Nationalparkfrieden aufgekündigt<br />

und versucht, den Krabbenfischern an der Nordseeküste<br />

50 % Nullnutzungszone aufzuzw<strong>in</strong>gen. Dazu will der M<strong>in</strong>ister<br />

offensichtlich das Öko-Siegel des MSC missbrauchen.<br />

Die Muschelfischer sollen nur dann e<strong>in</strong>e Genehmigung<br />

für neue „smartfarm“-Brutsammler bekommen,<br />

wenn sie dafür den bestehenden Vertrag mit der Landesregierung<br />

nachverhandeln und existenzgefährdende E<strong>in</strong>schränkungen<br />

h<strong>in</strong>nehmen. In <strong>2013</strong> konnten die Muschelfischer<br />

deshalb ihre Vorhaben nicht umsetzen, obwohl<br />

die „smartfarm“-Systeme als besonders umweltfreundlich<br />

gelten. Die Stellnetzfischer an der Ostsee sollen für den<br />

Schwe<strong>in</strong>swal- und Vogelschutz Teile ihrer Fanggebiete<br />

für 8 Monate verlieren. Zusätzlich zu e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>monatigen<br />

EU-Schonzeit würde das bedeuten, dass die <strong>Fischerei</strong> 9<br />

Monate ke<strong>in</strong>e Fangmöglichkeit <strong>in</strong> den Gebieten hat!<br />

Die Vertreter der gesamten deutschen <strong>Fischerei</strong> aus<br />

allen Sparten der Berufs- und Angelfischerei erklärten<br />

sich spontan solidarisch mit der Delegation aus Schleswig-Holste<strong>in</strong><br />

und sicherten bestmögliche Unterstützung<br />

zu. Die geplanten fischereilichen Beschränkungen haben<br />

e<strong>in</strong>e neue, existenzgefährdende Dimension, die die<br />

Bemühungen der <strong>Fischerei</strong> um Nachhaltigkeit ernsthaft<br />

gefährdet.<br />

Der Deutsche <strong>Fischerei</strong>-Verband vere<strong>in</strong>t knapp 1 Million<br />

Fischer und Angler. Se<strong>in</strong>e Mitglieder s<strong>in</strong>d der Deutsche<br />

Angelfischereiverband (DAFV), der Verband der<br />

Deutschen Kutter- und Küstenfischer (VDKK), der Verband<br />

der B<strong>in</strong>nenfischerei (VdBi) und der Deutsche Hochseefischerei-Verband<br />

(DHV) sowie Landesfischereiverbände.<br />

Bereits Anfang Juni hatten sich die Fischer aus Mecklenburg-Vorpommern<br />

solidarisch erklärt. Ihr Vorsitzender<br />

Kahlfuss erklärte dazu: „Solche Maßnahmen wie <strong>in</strong><br />

Schleswig-Holste<strong>in</strong> können die Küstenfischerei <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

e<strong>in</strong>zigen Legislaturperiode ru<strong>in</strong>ieren. So etwas wäre für<br />

unser Bundesland nicht akzeptabel.“<br />

(Meldungen des DFV – Deutscher <strong>Fischerei</strong>verband<br />

e. V. vom 20. und 7. Juni)<br />

„Die Verklappung von Hamburger Hafenschlick <strong>in</strong> der Nordsee ist<br />

e<strong>in</strong> Skandal!“<br />

Die Verklappung von Hamburger Hafenschlick <strong>in</strong> der<br />

Nordsee wird von der fischereilichen Notgeme<strong>in</strong>schaft<br />

ganz entschieden abgelehnt. Hamburg will <strong>in</strong> den<br />

nächsten drei Jahren jährlich 600000 Kubikmeter belasteten<br />

Hafenschlick bei Helgoland <strong>in</strong> den Fanggebieten<br />

der Küstenfischerei abkippen. Der grüne M<strong>in</strong>ister Habeck<br />

hat se<strong>in</strong>e Zustimmung gegeben, nachdem Hamburg ihm<br />

e<strong>in</strong>e Zahlung von 2 Euro pro Kubikmeter zugesichert<br />

hat. Die Gelder sollen an e<strong>in</strong>e extra dafür gegründete<br />

Wattenmeerstiftung gehen und für Naturschutz ausgegeben<br />

werden. Die Naturschutzverbände hüllen sich <strong>in</strong><br />

Schweigen.<br />

Für die Fischer ist das e<strong>in</strong> skandalöser Vorgang. Der<br />

Hafenschlick ist erfahrungsgemäß mit allen möglichen<br />

Schadstoffen belastet, die über Jahrzehnte im Hafenbetrieb<br />

angefallen s<strong>in</strong>d. Auch die vorliegenden Messwerte<br />

überschreiten die Richtwerte.<br />

Für die Fischer ist es besonders schmerzlich, dass<br />

ausgerechnet e<strong>in</strong> grüner Umweltm<strong>in</strong>ister erklärt, der<br />

Schlick sei völlig unschädlich und die Verklappung<br />

ke<strong>in</strong>e ökologische Bee<strong>in</strong>trächtigung.<br />

<strong>Fischerei</strong>vertreter stellen sich verschiedene Fragen:<br />

• „Wofür zahlt Hamburg jährlich mehr als 1 Million Euro<br />

Ausgleich an e<strong>in</strong>e Stiftung, wenn angeblich alles so<br />

unschädlich ist? Das wäre dann Verschwendung von<br />

Steuergeldern und sollte den Hamburger Rechnungshof<br />

<strong>in</strong>teressieren.“<br />

• „Warum erklärt der M<strong>in</strong>ister, dass Hamburg unbed<strong>in</strong>gt<br />

e<strong>in</strong> alternatives Entsorgungskonzept erarbeiten soll,<br />

wenn alles so unschädlich und umweltverträglich ist?“<br />

• „Ist das Schweigen der Naturschutzorganisationen<br />

käuflich?“<br />

(Pressemitteilung der <strong>Fischerei</strong>lichen Notgeme<strong>in</strong>schaft<br />

Schleswig-Holste<strong>in</strong> vom 06. Juni <strong>2013</strong>)<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong><br />

15


Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

<strong>Fischerei</strong>tag des Landesverbandes der Kutter- und<br />

Küstenfischer (LVKK) <strong>MV</strong> e.V. – Negast, 31. Mai <strong>2013</strong><br />

Norbert Kahlfuss – Vorsitzender des LVKK <strong>MV</strong> e. V.<br />

Der Vorsitzende erstattete den Bericht. Aus gegebenem Anlass standen Probleme des Natur-,<br />

Umwelt- und Artenschutzes im Mittelpunkt.<br />

Fotos: A. Schlüter<br />

Sehr geehrte Damen,<br />

sehr geehrte Herren,<br />

die Landesfischereiverbände<br />

Schleswig-Holste<strong>in</strong> und<br />

Niedersachsen haben e<strong>in</strong>e<br />

Notgeme<strong>in</strong>schaft gegründet.<br />

Dabei handelt es sich<br />

um e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>schaft gegen die Bestrebungen der<br />

dortigen Landesregierungen, die <strong>Fischerei</strong> aus angestammten<br />

Fanggebieten zu verdrängen und bestimmte<br />

Fanggeräte an ebenso traditionellen Fangplätzen<br />

zu verbieten.<br />

H<strong>in</strong>tergrund ist e<strong>in</strong> äußerst fragwürdiger Naturund<br />

Umweltschutz. Wir erklären uns mit unseren<br />

Kollegen solidarisch und werden sie nach Kräften<br />

unterstützen. Noch bef<strong>in</strong>den wir uns <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er besseren<br />

Ausgangsposition als unsere Nachbarn. M<strong>in</strong>ister<br />

Backhaus hat erst kürzlich klipp und klar erklärt, dass<br />

er zu ähnlichen Schritten ke<strong>in</strong>e Veranlassung sieht.<br />

Bisherige Überprüfungen von Schutzgebieten, die<br />

im Bereich der Landeshoheit liegen, ließen ke<strong>in</strong>e Störung<br />

der Schutzziele erkennen.<br />

Sollten weitere Untersuchungen und Kontrollen<br />

Schädigungen erkennen lassen, so gilt: Erst prüfen,<br />

eventuelle Schäden benennen – und zwar auf der<br />

Basis gesicherter Erkenntnisse – und dann geme<strong>in</strong>sam<br />

mit allen Beteiligten (ich betone geme<strong>in</strong>sam)<br />

geeignete Maßnahmen festlegen. So stelle ich mir<br />

e<strong>in</strong>e verantwortungsvolle Umsetzung der FFH- und<br />

Vogelschutz-Richtl<strong>in</strong>ien vor. Das entspricht auch<br />

den Aussagen verantwortlicher Mitarbeiter der EU-<br />

Kommission als die Umsetzung der Richtl<strong>in</strong>ien<br />

<strong>in</strong> Angriff genommen wurde. Übrigens waren<br />

16<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong>


Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

sich die norddeutschen Bundesländer darüber auch<br />

e<strong>in</strong>ig, aber das war vor den Wahlen <strong>in</strong> SH. Und<br />

auch auf Bundesebene gab es ke<strong>in</strong>e gegenteiligen<br />

Auffassungen. Aber wir können feststellen, die Front<br />

bröckelt und deshalb ist E<strong>in</strong>igkeit gefordert. Nun gibt<br />

es Kräfte, auch <strong>in</strong> <strong>MV</strong>, denen die Beibehaltung des<br />

Status quo nicht passt – und so versuchen sie es<br />

von h<strong>in</strong>ten durch die kalte Küche. Beispiel: Errichtung<br />

e<strong>in</strong>es Gaskraftwerkes am Greifswalder Bodden.<br />

Im November 2012 erhielten wir – bezeichnender<br />

Weise <strong>in</strong>offiziell – Kenntnis von diesem Projekt. Das<br />

alle<strong>in</strong>e wäre noch ke<strong>in</strong> Kritikpunkt. Aufhorchen ließ<br />

die Forderung nach e<strong>in</strong>er drastischen Reduzierung<br />

der Stellnetze im Greifswalder Bodden und zwar<br />

im April als so genannte Ausgleichsmaßnahme im<br />

Rahmen des Natur- und Umweltschutzes.<br />

Da wird man wohl oder übel stutzig und fragt<br />

sich: Was hat e<strong>in</strong> Kraftwerk – an Land – mit Fischen<br />

und <strong>Fischerei</strong> – im Wasser – zu tun?<br />

Da kämen doch wohl eher landseitige Maßnahmen<br />

<strong>in</strong>frage, wie z. B. Alleebäume pflanzen oder<br />

man könnte Zäune errichten zum Schutz der hierzulande<br />

geplanten Ansiedlung e<strong>in</strong>es Wolfsrudels. Oder<br />

man könnte die Dünenheide auf Hiddensee wieder <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>en vernünftigen Zustand versetzen, wie er vorhanden<br />

war, als dort noch e<strong>in</strong>e Nutzung stattfand. Oder<br />

man könnte den betroffenen Bürgern im Bereich Anklam,<br />

denen durch die Renaturierung größerer Gebiete<br />

das Tr<strong>in</strong>kwasser verschmutzt wird, Hilfe geben.<br />

Und so fragten wir bei unserem M<strong>in</strong>ister für Landwirtschaft,<br />

Umwelt- und Verbraucherschutz mal nach.<br />

Antwort: Das StALU Vorpommern ist die zuständige<br />

Behörde, die der Fachaufsicht des M<strong>in</strong>isteriums<br />

für Wirtschaft, Bau und Tourismus (MWBT) unterliegt,<br />

was den Immissionsschutz angeht. Immissionsschutz<br />

obliegt nicht dem M<strong>in</strong>isterium für Landwirtschaft, Umwelt<br />

und Verbraucherschutz (LU). Das war eigentlich<br />

auch nicht die Frage. Aber egal – gleiche Frage an<br />

das MWBT.<br />

Antwort: Das M<strong>in</strong>isterium ist zwar für den Immissionsschutz<br />

zuständig, aber für die Beantwortung<br />

der aufgeworfenen speziellen naturschutzfachlichen<br />

Fragen nicht, so der M<strong>in</strong>ister.<br />

Nun wird es total unübersichtlich. Immissionen<br />

haben etwas mit Schadstoffen zu tun, oder? Wenn<br />

also Schadstoffe <strong>in</strong> die Luft oder <strong>in</strong>s Wasser gehen<br />

sollten, müssten sie doch vorab beseitigt werden bzw.<br />

es dürfte dann gar ke<strong>in</strong> Kraftwerk errichtet werden<br />

– oder irre ich mich? Bleibt die Frage: warum E<strong>in</strong>schränkung<br />

der <strong>Fischerei</strong>? Und hier entsteht der Verdacht,<br />

dass der Status quo beseitigt werden soll und<br />

zwar mit unlauteren Methoden.<br />

Am 7. Mai hatten wir beim LALLF <strong>in</strong> Rostock e<strong>in</strong>e<br />

erste Beratung mit dem Projektanten. E<strong>in</strong>en Investor<br />

bzw. Betreiber gibt es noch nicht. Aber die Projektierungsfirma<br />

EWN klärte uns auf. Bei den Immissionen,<br />

auf die sich beide M<strong>in</strong>isterien beziehen, handelt es<br />

sich um das e<strong>in</strong>zuleitende Kühlwasser. Dieses bewirkt<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>zugsbereich e<strong>in</strong>e Erwärmung, dadurch<br />

nimmt das Nahrungsangebot für die Enten zu und<br />

das führt zu der Schädigung bzw. verschlechtert die<br />

Lebensbed<strong>in</strong>gungen für die Enten. Ich mach mal kurz<br />

Pause und lasse den Satz wirken: Mehr Nahrung<br />

heißt Verschlechterung? Ich löse auf: im Bereich der<br />

Warmwasserfahne herrschen nicht mehr die normalen<br />

natürlichen Bed<strong>in</strong>gungen für die Enten und damit<br />

stellt das e<strong>in</strong>e Verschlechterung dar.<br />

Wer nun noch Fragen hat, dem sei gesagt – bisher<br />

war das Stellnetz das angebliche Problem – nun<br />

kommt mit dem Warmwasser e<strong>in</strong> neues Problem<br />

h<strong>in</strong>zu. Reduziert man die Stellnetze gibt es wieder<br />

nur e<strong>in</strong> Problem – also ist die Stellnetzreduzierung<br />

e<strong>in</strong>e echte Ausgleichsmaßnahme. Nur das ist e<strong>in</strong>e<br />

Milchmädchenrechnung wie jeder normal denkende<br />

Mensch sofort erkennen kann. Der Fischer muss<br />

se<strong>in</strong>e Quote abfischen. Ob er mit 1 000-m-Netzen<br />

10 Tage fischt oder mit 500-m-Netzen 20 Tage, das<br />

ändert nichts an der Situation. Andererseits geht es<br />

den Enten mit der Warmwasserblase besser. Und so<br />

lautet das Ergebnis unter dem Strich: Zunahme der<br />

Entenpopulation – Abnahme der <strong>Fischerei</strong>betriebe<br />

– womit o. g. These von der Veränderung des Status<br />

quo erhärtet wird.<br />

Und mir hat sich immer noch nicht erschlossen,<br />

warum die E<strong>in</strong>leitung des erwärmten Wassers mit<br />

e<strong>in</strong>er Re du zierung der Fanggeräte ausgeglichen werden<br />

soll.<br />

Ich habe das Thema an den Anfang me<strong>in</strong>es Berichtes<br />

gestellt, weil das Jahr 2012 vom Thema Natur-,<br />

Umwelt- und Artenschutz geprägt war und dies<br />

wohl auch künftig das Top-Thema se<strong>in</strong> wird.<br />

Denken wir nur an die AWZ-Managementpläne<br />

für Natura-2000-Gebiete. Was bisher zu erkennen<br />

ist, sieht nach starker E<strong>in</strong>schränkung der <strong>Fischerei</strong> <strong>in</strong><br />

diesen Gebieten aus, bis h<strong>in</strong> zum Fangverbot.<br />

Schwe<strong>in</strong>swale, Seevögel und Habitate sollen<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong><br />

17


Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

geschützt werden und das geht zu Lasten der <strong>Fischerei</strong>.<br />

Belastbare Untersuchungsergebnisse liegen nicht<br />

vor.<br />

N<strong>in</strong>a Wolff von der Deutschen Umwelthilfe sagte<br />

auf dem Stralsunder „<strong>Fischerei</strong>dialog“ (der lt. mehreren<br />

Teilnehmern ke<strong>in</strong> Dialog, sondern e<strong>in</strong>e Vorführung<br />

der <strong>Fischerei</strong> war) es gehe nicht um die Anzahl<br />

der Seevögel oder Schwe<strong>in</strong>swale, sondern darum,<br />

dass die herkömmliche <strong>Fischerei</strong> dem Schutzzweck<br />

zuwiderläuft und daher rigoros zu unterb<strong>in</strong>den – zum<strong>in</strong>dest<br />

aber stark e<strong>in</strong>zuschränken sei. Als Alternative<br />

werden den Fischern lediglich die bereits bekannten<br />

und ohne Erfolg erprobten Fischfallen angeboten.<br />

Nimmt man noch die Freudenrufe über die Kegelrobben<br />

im Greifswalder Bodden h<strong>in</strong>zu und die aus<br />

unserer Sicht absolut unbefriedigende Situation beim<br />

Kormoran, so offenbart sich allen e<strong>in</strong> Dilemma – von<br />

den Offshore-W<strong>in</strong>dparks will ich gar nicht erst reden.<br />

Auch nicht von der Meeresstrategie-Rahmenrichtl<strong>in</strong>ie<br />

der EU sowie weiteren Gesetzen und Verordnungen,<br />

die die Natur, die Umwelt und die Arten retten sollen.<br />

Dazu zählen z. B. Otterschutzgitter. Und wer glaubt,<br />

die brauchen uns nicht zu <strong>in</strong>teressieren, der dürfte<br />

sich schwer irren. Wir müssen also stets bereit se<strong>in</strong>,<br />

uns möglichst frühzeitig e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen. Nur wird das<br />

schwierig, wenn uns die zuständigen Stellen meistens<br />

außen vor lassen und Informationen uns oft zu spät<br />

erreichen. Hier ist die Politik gefragt und gefordert<br />

und zwar auf allen Ebenen. Diese Forderung möchte<br />

ich allen Gästen mit auf den Weg geben.<br />

2012 war nicht unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> Jahr mit vielen Entscheidungen,<br />

aber viele Entscheidungen wurden vorbereitet<br />

und werden <strong>in</strong> diesem Jahr oder wenig später<br />

wirksam. Das trifft auch auf die EU-<strong>Fischerei</strong>politik<br />

zu. Discardverbot, Videoüberwachung, Vielfachmeldungen<br />

sollen Stichpunkte für künftige Vorhaben se<strong>in</strong>.<br />

Da steckt noch viel Arbeit dr<strong>in</strong>. Erreicht hat Deutschland<br />

den Erhalt der relativen Stabilität und e<strong>in</strong>e für<br />

uns akzeptable Lösung des Problems Quotenhandel.<br />

Nicht erreicht wurde die Abschaffung der KW-Tage<br />

bzw. Seetage oder der E<strong>in</strong>netzregel. Es gab auch<br />

ke<strong>in</strong>e Fortschritte beim Schutz der kle<strong>in</strong>en handwerklichen<br />

<strong>Fischerei</strong> und bei Schiffsneubauten.<br />

Auch das nur e<strong>in</strong>e Auswahl der wichtigen Anliegen.<br />

Logischerweise heißt es auch hier: DRAN-<br />

BLEIBEN. Das werden wir und wir stehen auch nicht<br />

alle<strong>in</strong>e da.<br />

Der Deutsche <strong>Fischerei</strong>verband (DFV) ist unser wichtigstes<br />

Arbeits<strong>in</strong>strument, dazu kommen die Landesfischereiverbände,<br />

die Wissenschaftler, die Parlamente,<br />

die Landes- und Bundesregierung, die BLE, die<br />

Medien und andere.<br />

Wenn es auch hier und da noch Differenzen<br />

und offene Wünsche gibt, so glaube ich mit Fug und<br />

Recht sagen zu können, dass wir uns auf dem richtigen<br />

Weg bef<strong>in</strong>den. Wir wissen auch, im Gegensatz<br />

zu e<strong>in</strong>igen Anderen, speziell NGOs, dass wir nicht<br />

im luftleeren Raum leben und oftmals Kompromisse<br />

gefordert s<strong>in</strong>d. Das haben wir bereits oft genug bewiesen<br />

und wir werden das auch weiter so halten.<br />

Als notwendig erachten wir e<strong>in</strong>e stärkere Förderung<br />

der Wissenschaft, um e<strong>in</strong>e zuverlässige Basis für Entscheidungen<br />

zu haben und beispielsweise auch, um<br />

die Fangtechnik zu verbessern. Wir haben uns <strong>in</strong> der<br />

Vergangenheit nach Kräften e<strong>in</strong>gebracht und s<strong>in</strong>d<br />

bereit, auch künftig unseren Teil zu leisten.<br />

Da hat vor e<strong>in</strong> paar Tagen Herr Dr. v. Nordheim<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gespräch angeregt, im Rahmen des<br />

neuen Förderprogramms der EU e<strong>in</strong> Pilotobjekt, z. B.<br />

im Greifswalder Bodden mit Hilfe des Landes und<br />

wenn nötig auch des Bundes, zur Entwicklung neuer<br />

Fanggeräte auf den Weg zu br<strong>in</strong>gen. Voraussetzung<br />

ist selbstverständlich die entsprechende f<strong>in</strong>anzielle<br />

Grundlage. Diese sollte mit dem EU-Förderungsprogramm<br />

möglich se<strong>in</strong>. Unterstützung vom BfN wird es<br />

geben und Gesprächsrunden angeboten. Wir sollten<br />

nicht vorzeitig die Fl<strong>in</strong>te <strong>in</strong>s Korn werfen und wenn<br />

ich das Thema Gaskraftwerk betrachte: Es wäre doch<br />

e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Maßnahme, neue Fanggeräte zu entwickeln<br />

und zu erproben, um damit den Schutz von<br />

Meeressäugern und Seevögeln zu verbessern. Wir<br />

s<strong>in</strong>d auf jeden Fall dabei. Nur haben wir es satt, als<br />

Buhmänner der Nation h<strong>in</strong>gestellt zu werden. Wir<br />

haben es satt, ständig das Märchen von den leergefischten<br />

Meeren zu hören und wir haben absolut<br />

ke<strong>in</strong> Verständnis für solche Behauptungen, dass es<br />

Nullrunden beim Fischfang geben müsste. Und dass<br />

Riesentrawler ganze Areale leer fischen, dass die<br />

Auswirkungen der <strong>Fischerei</strong> auf Seevögel, Schwe<strong>in</strong>swale<br />

und Kegelrobben deutlich zu hoch wären und<br />

dass die Wertschöpfung bei <strong>Fischerei</strong>erzeugnissen<br />

nicht <strong>in</strong> unserem Bundesland erfolgen würde. So<br />

müsse „ungebleichter Bio-Her<strong>in</strong>g“ aus Bayern<br />

e<strong>in</strong>geführt werden, auf Rügen bekämen die<br />

18<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong>


Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

Urlauber nur Tiefkühl-Seelachs vorgesetzt – und man<br />

müsse sich bei der Vermarktung vom E<strong>in</strong>heitsbrei absetzen.<br />

So vorgetragen von Simone Rudloff von den<br />

„Grünen“ auf dem Verbandstag des LFV <strong>MV</strong> am 20.<br />

April <strong>in</strong> Schwer<strong>in</strong>. Was soll man bei so viel Ignoranz,<br />

Unwissenheit und Nachplappern von gewissen<br />

Schlagzeilen noch sagen? Ich sage: Wir müssen uns<br />

wehren und das funktioniert nur geme<strong>in</strong>sam. Übrigens<br />

hat der LFV von der Grünen-Fraktion im Landtag<br />

e<strong>in</strong> Gesprächsangebot für den 4. Juni. Das nehmen<br />

wir natürlich wahr.<br />

E<strong>in</strong>e Meldung vom Naturschutz habe ich noch. Am<br />

11. Mai weilte Bundesumweltm<strong>in</strong>ister Altmaier auf<br />

Rügen. Vertreter unseres Verbandes hatten die Gelegenheit<br />

an e<strong>in</strong>er Gesprächsrunde teilzunehmen.<br />

Wir schnitten das Thema <strong>Fischerei</strong> <strong>in</strong> den Natura-<br />

2000-Gebieten <strong>in</strong> der AWZ an. Das Ergebnis war<br />

recht erfreulich, denn der M<strong>in</strong>ister vertrat den gleichen<br />

Standpunkt, wie M<strong>in</strong>ister Backhaus und sicherte<br />

zu, Schnellschüsse zu vermeiden. Es soll auch e<strong>in</strong>e<br />

AG gebildet werden, die aus Vertretern des BMU,<br />

BMELV, Wissenschaftlern, Naturschützern, Fischern<br />

und anderen Nutzern bestehen wird. Warten wir erst<br />

mal ab, denn vor den Bundestagswahlen dürfte sich<br />

noch nicht viel bewegen. Vielleicht hören wir auf dem<br />

Deutschen <strong>Fischerei</strong>tag was Neues.<br />

Da wir heute <strong>Fischerei</strong>tag haben, und nicht Umwelttag,<br />

soll auch das Thema <strong>Fischerei</strong> e<strong>in</strong>e gebührende<br />

Rolle spielen. 2012 war, wie bereits gesagt,<br />

nicht das Jahr großer endgültiger Entscheidungen<br />

aber es war das Jahr der kürzesten Frühjahrsher<strong>in</strong>gssaison<br />

und übertraf somit das Vorjahr. Wieder<br />

gab es Zusatzquoten von der Hochseefischerei und<br />

wieder konnte der Fisch zu vernünftigen Preisen abgesetzt<br />

werden. Nur setzte sich das beim Dorsch<br />

nicht fort. Hier g<strong>in</strong>gen die Preise weiter <strong>in</strong> den Keller<br />

und am Ende blieb von der deutschen Dorschquote<br />

e<strong>in</strong>e ganze Menge stehen. Das führte letztlich nur zu<br />

e<strong>in</strong>er Erlössteigerung von ca. 700 000 €, bei e<strong>in</strong>er<br />

Gesamtanlandemenge von + 750 t. Wir krebsen <strong>in</strong><br />

etwa auf dem Niveau von 2010 herum und das<br />

kann angesichts der hohen Kosten absolut nicht befriedigen.<br />

In diesem Jahr setzte sich diese Situation<br />

leider fort. So dürfte es auch ke<strong>in</strong> Wunder se<strong>in</strong>, wenn<br />

die Mitgliederanzahl weiter rückläufig ist. Dafür die<br />

Euro-Baltic Mukran verantwortlich zu machen, dürfte<br />

e<strong>in</strong>e Fehl<strong>in</strong>terpretation se<strong>in</strong>. Euro-Baltic hat e<strong>in</strong>e Steigerung<br />

der Her<strong>in</strong>gsfischerei erst möglich gemacht,<br />

nach dem andere potenzielle Investoren absprangen<br />

und ich möchte auch bezweifeln, dass dadurch<br />

Investitionen <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>ere E<strong>in</strong>heiten verh<strong>in</strong>dert wurden,<br />

wie es der NORDKURIER am 26.04.<strong>2013</strong> darstellte.<br />

Wir sollten nicht die Lage se<strong>in</strong>erzeit verkennen,<br />

wo Eigen<strong>in</strong>vestitionen kaum möglich waren und wo<br />

deshalb unser Verband große Anstrengungen unternahm,<br />

e<strong>in</strong> Konkurrenzunternehmen zu den Dänen<br />

klar bei uns im Lande anzusiedeln. Zu den Preisen<br />

<strong>2013</strong> möchte ich nichts sagen, das ist Sache der<br />

Beteiligten und <strong>in</strong>tern zu regeln. Das Thema kann<br />

auf Wunsch <strong>in</strong> der Diskussion gerne angesprochen<br />

werden.<br />

Diskussionsstoff sollte genügend gegeben se<strong>in</strong>,<br />

sei es zu dem von mir Gesagten oder auch zu den<br />

nicht erwähnten Problemen. Diskussionspartner s<strong>in</strong>d<br />

genügend da, also lassen Sie uns damit starten. Ich<br />

danke für Ihre Aufmerksamkeit.<br />

Diskussion<br />

Holger Ortel, MdB und<br />

Prä si dent des Deutschen<br />

<strong>Fischerei</strong>verbandes<br />

(DFV), eröffnete die Aussprache.<br />

Er kritisierte zu<br />

Beg<strong>in</strong>n se<strong>in</strong>es Grußwortes,<br />

dass es unerhört sei, dass<br />

die Hochseefischer massiv<br />

von NGOs angegriffen<br />

würden und die Medien<br />

bei diesem ungerechtfertigten Kesseltreiben auch<br />

noch mitmachen würden. Die Fischer würden mit<br />

ihren massiven Problemen von der Politik alle<strong>in</strong>gelassen.<br />

Dies sei ke<strong>in</strong>e Art des Umgangs mit e<strong>in</strong>em<br />

Wirtschaftszweig. Ortel begrüßte den endlich vollzogenen<br />

Zusammenschluss der beiden großen Anglerverbände<br />

Deutschlands und dankte besonders Herrn<br />

Prof. Dr. Karl-He<strong>in</strong>z Brillowski für dessen unermüdlichen<br />

E<strong>in</strong>satz bei diesem Prozess. Für den E<strong>in</strong>satz<br />

im H<strong>in</strong>blick auf die <strong>Fischerei</strong> im Rahmen der EU-Reformen<br />

dankte der Präsident des DFV dem MdEP,<br />

Werner Kuhn, für se<strong>in</strong> Wirken im Europäischen Parlament.<br />

Nur e<strong>in</strong>es hat auch er nicht geschafft, nämlich<br />

die Verr<strong>in</strong>gerung des bürokratischen Aufwands. Sehr<br />

brisant und brandaktuell ist auch weiterh<strong>in</strong> die Situation<br />

des Aals. Er stelle den „Brotfisch“ für viele<br />

Betriebe dar. Der DFV und e<strong>in</strong>ige Kommunen<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong><br />

19


Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

hatten schon e<strong>in</strong>e Art „Aalkonferenz“ zur Abschätzung<br />

der Situation des Aalfangs <strong>in</strong> der Zukunft. E<strong>in</strong><br />

Aalfang- bzw. -handelsverbot schwebt immer noch<br />

wie e<strong>in</strong> Damoklesschwert im Raum. Die Angler und<br />

Fischer hätten versucht, mit sehr teurem Aalbesatz die<br />

Situation dieser Fischart zu verbessern. Nun hieße es<br />

aber abwarten, wie die EU reagiere. Holger Ortel<br />

wies auch auf die brisante Situation der <strong>Fischerei</strong> <strong>in</strong><br />

Schleswig-Holste<strong>in</strong> und Niedersachsen h<strong>in</strong>. In diesen<br />

beiden Bundesländern hat sich e<strong>in</strong>e „Notgeme<strong>in</strong>schaft“<br />

gebildet, die sich gegen die immer schärfer<br />

werdenden E<strong>in</strong>schnitte seitens der Natur- und Umweltschützer<br />

wehren muss.<br />

Nicht zuletzt das Urteil h<strong>in</strong>sichtlich des Otterschutzes<br />

von Reusen im Ste<strong>in</strong>huder Meer hat die Alarmglocken<br />

nicht nur <strong>in</strong> diesem Bundesland zum Läuten<br />

gebracht. Ortel betonte, dass <strong>Fischerei</strong> und Tourismus<br />

untrennbar mite<strong>in</strong>ander verbunden seien.<br />

Werner Kuhn (MdEP)<br />

verwies auf die Allianz von<br />

Fischern und Anglern, die<br />

beide Seiten auch dr<strong>in</strong>gend<br />

bräuchten. Die <strong>Fischerei</strong><br />

spielte über Jahrhunderte<br />

e<strong>in</strong>e große ökonomische<br />

Rolle <strong>in</strong> den Küstenländern.<br />

Trotzdem sei sie <strong>in</strong> Stralsund<br />

bei der sehr e<strong>in</strong>seitig<br />

ausgerichteten Veranstaltung zur Rolle der <strong>Fischerei</strong><br />

massiv angegriffen worden. In allen Schutzgebieten<br />

solle wohl perspektivisch die ökonomische Nutzung<br />

der Fische und Krustentiere abgeschafft werden. Des<br />

Weiteren werde die Situation durch das festgelegte<br />

Rückwurfverbot verschärft. Er selbst hat gegen die<br />

Kameraüberwachung an Bord gestimmt, da dies e<strong>in</strong><br />

starkes Misstrauen gegenüber der <strong>Fischerei</strong> bedeutet<br />

und e<strong>in</strong>en ganzen Berufsstand diskrim<strong>in</strong>iert. Die Ausweisung<br />

zusätzlicher Schutzgebiete stelle e<strong>in</strong>e neuerliche<br />

Gefahr dar. Der Aalmanagementplan würde<br />

durch das Aussprechen e<strong>in</strong>es Aalfangverbotes völlig<br />

ausgehebelt werden. Gerade im Moment haben sich<br />

die Glassaalbestände gut erholt.<br />

Burkhard Lenz (CDU-Landtagsfraktion) empf<strong>in</strong>det<br />

den Umgang mit dem urtümlichen Berufsstand<br />

des Fischers als unmöglich. Die Nachhaltigkeit ihres<br />

Wirkens war immer gegeben. Trotzdem bestünde<br />

die Gefahr, dass man Fischer wohl bald nur noch im<br />

Museum zu sehen bekäme. Er regte an, bei der Bundeslandwirtschaftsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong><br />

Frau Aigner darauf h<strong>in</strong>zuweisen,<br />

wie schlecht es um die <strong>Fischerei</strong> stehe. Herr<br />

Lenz begrüßte ausdrücklich die auf Druck seitens der<br />

betroffenen Verbände geplante Rückübertragung der<br />

<strong>Fischerei</strong>aufsicht an das LALLF. Sehr verärgert zeigte<br />

er sich über die untere<strong>in</strong>ander stark variierenden<br />

Bestandszahlen z. B. bei Schwe<strong>in</strong>swalen bei NABU,<br />

WWF etc. Damit sei klar, dass niemand die realen<br />

Zahlen kenne und trotzdem mit derartigen Angaben<br />

Politik zu machen versuche.<br />

Ulf Blume vom Landwirtschaftsm<strong>in</strong>isterium<br />

<strong>MV</strong> betonte, dass trotz der<br />

Nutzung e<strong>in</strong>e ordnungsgemäße<br />

<strong>Fischerei</strong> <strong>in</strong> unserem<br />

Land gewährleistet<br />

sei. Ebenso könne bei Berücksichtigung<br />

der Nachhaltigkeit<br />

<strong>in</strong> der AWZ und<br />

FFH-Gebieten die <strong>Fischerei</strong><br />

dort durchgeführt werden. Dies sei sozusagen e<strong>in</strong>e<br />

Form der Besitzstandswahrung. Erst bei nicht mehr<br />

gegebener Nachhaltigkeit würden Verbote drohen.<br />

Herr Blume stellte fest, dass im Jahre 2012 die Erlöse<br />

der Her<strong>in</strong>gsfischerei im Vergleich zu 2011 um<br />

33 % gestiegen seien. Auch die diesjährige Quote<br />

für den Her<strong>in</strong>g sei fast ausgeschöpft. Bei relativ konstant<br />

gebliebenen Preisen sei sogar e<strong>in</strong>e Steigerung<br />

der Gesamterlöse möglich. Seit 2007 sei allerd<strong>in</strong>gs<br />

die Zahl der Fischer um 127 Betriebe zurückgegangen.<br />

Deshalb regte er an, die Mittel aus dem EMFF<br />

zur Förderung von Erzeugerorganisationen und der<br />

Vermarktung zu nutzen. Auch die Möglichkeiten der<br />

Förderung im Rahmen der FIWIG hält er für sehr wichtig.<br />

Seit der Neuregelung der GFP stehe nun auch die<br />

Frage der Verwertung von Beifängen im Raum. Man<br />

müsse Maßnahmen zur Erhöhung der Selektivität sowie<br />

der Verbesserung des Meeres- und Umweltschutzes<br />

treffen. Dabei müssten BfN, LALLF und die Fischer<br />

zusammenarbeiten.<br />

Der Generalsekretär des DFV, Dr. Peter<br />

Breckl<strong>in</strong>g, teilte mit, dass e<strong>in</strong> EU-weites Aalfangverbot<br />

vorerst vom Tisch sei. Ebenso konnte er berichten,<br />

dass nach neuesten Untersuchungen 61 % der Fischbestände<br />

<strong>in</strong> EU-Gewässern (außer dem Mittelmeer!)<br />

nachhaltig befischt werden. Damit gelten nur 39 %<br />

als überfischt. Daraus folgt, dass die Ziele der<br />

EU-<strong>Fischerei</strong>politik bei e<strong>in</strong>igen Fischarten schon<br />

20<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong>


Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

vorher erfüllt wurden (2015<br />

war das Ziel). Bei e<strong>in</strong>igen<br />

Arten sei das aber nicht bis<br />

dah<strong>in</strong> zu schaffen. In der<br />

Ostsee würden der westliche<br />

Her<strong>in</strong>g und der östliche<br />

Dorsch nachhaltig befischt.<br />

Laut Me<strong>in</strong>ung der grünen<br />

Verbände müssten die Erkenntnisse<br />

der Wissenschaft sofort 1:1 <strong>in</strong> Gesetze<br />

überführt werden. Damit müsse man sich aber <strong>in</strong>tensiv<br />

ause<strong>in</strong>andersetzen.<br />

Schlechtes Beispiel sei der Bestand des östlichen<br />

Dorsches, der als Ziel 600 000 t Laicherbiomasse bekommen<br />

hat. Im Augenblick seien bereits 300 000 t<br />

erreicht, diese Dorsche würden jedoch trotz ausreichender<br />

Sprottenbestände buchstäblich verhungern.<br />

Dafür müsse die Wissenschaft dann schon Begründungen<br />

liefern. Ebenso müsse man beim Discard<br />

Regelungen f<strong>in</strong>den, dass überlebende Fische des<br />

Beifangs herausgerechnet werden müssten. So ist<br />

z. B. Ostseeflunder sehr wohl überlebensfähig. Dr.<br />

Breckl<strong>in</strong>g rüttelte die Fischer auf, sich gegen die aktuellen<br />

Angriffe massiv zu wehren.<br />

Nicole Knapste<strong>in</strong> stellte e<strong>in</strong> neues Portal zum<br />

Thema Fisch, Regionalvermarktung,<br />

Endverbraucher,<br />

Gastronomie etc. als „Fische<strong>in</strong>kaufsführer“<br />

vor. Dar<strong>in</strong><br />

s<strong>in</strong>d alle Adressen von Herstellern<br />

und Abnehmern<br />

von <strong>Fischerei</strong>erzeugnissen<br />

<strong>in</strong> ganz Norddeutschland<br />

aufgeführt. Außerdem solle<br />

<strong>Fischerei</strong>politik plausibler<br />

gemacht werden.<br />

Lorenz Marckwardt, Vorsitzender des LFV<br />

Schleswig-Holste<strong>in</strong>, teilte mit, dass seit Existenz<br />

e<strong>in</strong>es „grünen Umweltm<strong>in</strong>isters“<br />

<strong>in</strong> der <strong>Fischerei</strong><br />

Schleswig-Holste<strong>in</strong>s schon<br />

viel kaputt gemacht worden<br />

wäre. Symbolisch bat er als<br />

aktiver Fischer um „Asyl <strong>in</strong><br />

<strong>MV</strong>“. Nachdem die Fischer<br />

zu bestimmten Zeiten schon<br />

freiwillig auf Schleppnetzfischerei<br />

verzichtet hatten,<br />

weist der M<strong>in</strong>ister 7 Naturschutzgebiete aus, so dass<br />

jetzt 9 Monate Fangverbot daraus geworden s<strong>in</strong>d.<br />

Die Fischer haben Vorschläge zu diesen Regelungen<br />

gemacht, die Politiker reagierten nicht darauf. Bei der<br />

Krabbenfischerei wurden sofort 50 % der geeigneten<br />

Flächen als „Nullnutzungszonen“ ausgewiesen,<br />

bei der Muschelfischerei sei es ähnlich. Marckwardt<br />

betonte nochmals e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glich, dass das Stellnetz<br />

die ökonomisch und ökologisch beste Variante des<br />

Fischfanges sei. Langle<strong>in</strong>en und Fischfallen kämen<br />

an deren Effizienz nicht e<strong>in</strong>mal annähernd heran.<br />

Neuester Stand der D<strong>in</strong>ge ist, dass <strong>in</strong> Schleswig-<br />

Holste<strong>in</strong> aktuell für die nächsten 3 bzw. 4 Jahre zwei<br />

alternative Fanggeräte getestet werden sollen, das<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Langle<strong>in</strong>e und e<strong>in</strong>e Jiggermasch<strong>in</strong>e. Für<br />

immerh<strong>in</strong> 800 000 € soll getestet werden, ob diese<br />

Methoden ökologisch und ökonomisch als Alternative<br />

für andere Arten der <strong>Fischerei</strong>ausübung geeignet<br />

s<strong>in</strong>d. Lorenz Marquardt verwies des Weiteren auf<br />

e<strong>in</strong>e dänische Studie zum Beifang von Seevögeln<br />

und Schwe<strong>in</strong>swalen <strong>in</strong> fischereilichem Gerät. Dabei<br />

wurde festgestellt, dass das Stellnetz e<strong>in</strong> optimales<br />

Fanggerät ist.<br />

Im Rahmen der Diskussion fragte Herr Braun<br />

von der FG Freest, ob man gegen die verleumderischen<br />

Aussagen grüner Verbände nicht rechtlich<br />

etwas unternehmen könne.<br />

Ulrich Paetsch, Präsident des Landesverbandes<br />

der B<strong>in</strong>nenfischer, verwies darauf, dass ke<strong>in</strong>e Verbände<br />

klagen können, sondern nur Privatpersonen. Das<br />

„Vorsorgepr<strong>in</strong>zip“ im Rahmen des Naturschutzes gilt.<br />

Wenn Gefahren für den Umwelt-, Natur- und Artenschutz<br />

drohen, wird automatisch der Schutzstatus<br />

erhöht. Selbst Vermutungen e<strong>in</strong>er Verschlechterung<br />

z. B. bestimmter Lebensbed<strong>in</strong>gungen reichen aus, um<br />

Schutzverschärfungen zu erzielen.<br />

Holger Ortel verwies darauf, dass <strong>in</strong> der PR-<br />

Abteilung von Greenpeace 5 Mitarbeiter sitzen. Des<br />

Weiteren betonte er, dass z. B. im „Forum Natur“<br />

auch Angler und Fischer als Naturnutzer und -schützer<br />

sitzen würden.<br />

Auch Dr. Uwe Richter vom Verband der<br />

Hochseefischer stellte fest, dass man gegen derartige<br />

Verbände mit Klagen ke<strong>in</strong>e Chancen hat. Meist<br />

würden derartige Verfahren wegen mangelnden öffentlichen<br />

Interesses e<strong>in</strong>gestellt. Auch die durch Aktivitäten<br />

der „Umweltverbände“ entstandenen<br />

nachweisbaren Sach- und Personenschäden<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong><br />

21


Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

hätten diese Verfahren<br />

nicht aufrechterhalten können.<br />

Zum Thema alternative<br />

Fanggeräte teilte Dr.<br />

Richter mit, dass seit den<br />

80er Jahren daran geforscht<br />

würde, sich bisher<br />

aber ke<strong>in</strong>erlei Verbesserungen<br />

haben durchsetzen<br />

können. E<strong>in</strong>e Effizienz wie<br />

bei den passiven Fanggeräten<br />

habe es nie gegeben. Ihm sei bekannt, dass<br />

aus DDR-Zeiten im Archiv des Instituts für Hochseefischerei<br />

Untersuchungen darüber vorliegen müssten.<br />

Er regte weiterh<strong>in</strong> an, alle Fischer zu e<strong>in</strong>er Diskussionsrunde<br />

zum Problem Ostseeher<strong>in</strong>g und dessen<br />

Preisentwicklung e<strong>in</strong>zuladen.<br />

Foto: privat<br />

Fänge und Erlöse der Mitglieder des LVKK <strong>MV</strong><br />

Jahr Fang/Gesamt Erlöse/Gesamt<br />

2009 16 618 t 6 036 000 €<br />

2010 8 608 t 6 069 000 €<br />

2011 6 914 t 5 400 100 €<br />

2012 7 671 t 6 104 300 €<br />

Quoten (lt. Fangerlaubnis der BLE für Mitglieder des<br />

LVKK <strong>MV</strong>)<br />

Jahr Her<strong>in</strong>g Dorsch<br />

2010 5 671,9 t 1 448,4 t<br />

2011 3 970,3 t 1 601,0 t<br />

2012 5 117,2 t 1 585,3 t<br />

<strong>2013</strong> 6 135,9 t 1 616,2 t<br />

22<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong>


Landesdelegiertenkonferenz <strong>2013</strong> des<br />

Landesanglerverbandes <strong>MV</strong> – Demm<strong>in</strong>, 8. Juni <strong>2013</strong><br />

Thorsten Wichmann – LAV-Vizepräsident für Umwelt- und Naturschutz<br />

Fotos: T. Wichmann<br />

Der Präsident<br />

des LAV <strong>MV</strong><br />

e. V. Prof. Dr.<br />

Karl He<strong>in</strong>z Brillowski<br />

begrüßte<br />

die Delegierten<br />

und Gäste und<br />

eröffnete die<br />

22. Landesdelegiertenkonferenz<br />

des Verbandes <strong>in</strong><br />

Demm<strong>in</strong>.<br />

Prof. Dr. Karl-He<strong>in</strong>z Brillowski<br />

Der VDSF hatte auf se<strong>in</strong>er außerordentlichen<br />

Hauptversammlung am 15.02.<strong>2013</strong> mit deutlicher<br />

Mehrheit dem Verschmelzungsvertrag zugestimmt, der<br />

DAV hat den gleichen Beschluss e<strong>in</strong>stimmig auf se<strong>in</strong>er<br />

Hauptversammlung am 09.03.<strong>2013</strong> gefasst. Damit<br />

waren die formal-juristischen Voraussetzungen für die<br />

E<strong>in</strong>heit der organisierten deutschen Angelfischerei gegeben.<br />

Mit Datum vom 28.05.<strong>2013</strong> ist die E<strong>in</strong>tragung<br />

des DAFV beim zuständigen Amtsgericht Berl<strong>in</strong>-Charlottenburg<br />

vollzogen worden und so auch die Voraussetzung<br />

erfüllt, nach der unser Landesverband se<strong>in</strong>e<br />

Zusage e<strong>in</strong>lösen und die Austrittserklärung aus dem<br />

VDSF vom Dezember 2012 zurückziehen wird.<br />

Mit diesem Schritt ist der LAV <strong>MV</strong> Mitglied im e<strong>in</strong>heitlichen<br />

deutschen Verband und manifestiert se<strong>in</strong>e<br />

Haltung für das konsequente jahrelange R<strong>in</strong>gen um<br />

die Vere<strong>in</strong>igung als Mitglied der Initiativgruppe „Pro<br />

Deutscher Angelfischerverband“.<br />

Der LAV wird auch weiterh<strong>in</strong> mit all se<strong>in</strong>er Kraft<br />

diesen neuen Verband unterstützen, um ihm zu der von<br />

allen erwarteten Schlagkraft zum Wohle der Angler <strong>in</strong><br />

Deutschland zu verhelfen, denn: E<strong>in</strong> Verband kann nur<br />

so stark se<strong>in</strong> wie se<strong>in</strong>e Mitglieder.<br />

Unter diesem Motto wurde im Weiteren der Blick<br />

auf Schwerpunkte unseres LAV <strong>MV</strong> e. V. gerichtet.<br />

Vor dem H<strong>in</strong>tergrund der <strong>in</strong> diesem Jahr wirksam<br />

gewordenen Erhöhung des Beitrags sowie des Preises<br />

der Jahresangelberechtigung für Vollzahler ist es<br />

besonders erfreulich, dass der bereits für 2011 festgestellte<br />

Stopp des Mitgliederrückgangs auch 2012<br />

Bestand hatte. Die Mitgliederzahl hat sich sogar mit<br />

435 Zugängen erneut leicht erhöht. Darunter s<strong>in</strong>d<br />

347 Mitglieder aus 6 ehemaligen Vere<strong>in</strong>en des DAV<br />

<strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern, die dem LAV <strong>MV</strong> e. V.<br />

am 1. Januar 2012 beigetreten s<strong>in</strong>d. Von besonderer<br />

Bedeutung ist die Zahl von 334 K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen<br />

unter den 435 Zugängen.<br />

Die mit der Jahresangelberechtigung des Verbandes<br />

zu beangelnde Gewässerfläche hat sich gegenüber<br />

dem Vorjahr nur ger<strong>in</strong>gfügig erhöht.<br />

Die Bemühungen um e<strong>in</strong>en Zuwachs aus dem Bestand<br />

der BVVG zeigen jedoch e<strong>in</strong>e erste positive Wirkung.<br />

Nachdem das Land <strong>MV</strong> die Gewässer größer<br />

5 ha gekauft hat, sollen nunmehr auch Gewässer bis<br />

5 ha durch das Land erworben werden; <strong>in</strong> der dazu<br />

erarbeiteten Gewässerliste s<strong>in</strong>d die für den LAV <strong>in</strong>teressanten<br />

ebenfalls enthalten und für e<strong>in</strong>e Verpachtung<br />

vorgesehen.<br />

E<strong>in</strong>e „Schrecksekunde“ entstand für den LAV, als<br />

e<strong>in</strong>zelne BVVG-Gewässer als Bestandteil größerer<br />

Landflächen trotz angekündigten Verkaufsstopps veräußert<br />

wurden, so geschehen mit dem Passbüttel bei<br />

Rehna sowie den Kreidebrüchen Dumsevitz, für<br />

die die <strong>Fischerei</strong>pachtverträge <strong>2013</strong> bzw. 2014<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong><br />

23


Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

auslaufen. Nach ersten Kontakten mit den Käufern besteht<br />

für den Fall „Passbüttel“ noch Optimismus, e<strong>in</strong>en<br />

neuen Pachtvertrag abschließen zu können; angesichts<br />

der völlig überzogenen Forderungen zum Pachtz<strong>in</strong>s für<br />

die Kreidebrüche wurde die Hoffnung dafür nahezu<br />

aufgegeben.<br />

E<strong>in</strong>e positive Lösung ist im Fall des Verkaufs von Landflächen<br />

<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit e<strong>in</strong>em Gewässer bei Kle<strong>in</strong><br />

Trebbow <strong>in</strong> Sicht. Hier konnte e<strong>in</strong>e Ausschreibung ausgesetzt<br />

und e<strong>in</strong>e Lösung gefunden werden, mit der<br />

verh<strong>in</strong>dert wird, dass e<strong>in</strong> weiteres, für uns wichtiges<br />

Pachtgewässer aus dem Bestand der BVVG verkauft<br />

wird. Dafür erg<strong>in</strong>g der Dank an das M<strong>in</strong>isterium für<br />

die schnelle Reaktion und das E<strong>in</strong>vernehmen mit der<br />

BVVG.<br />

Weniger erfolgreich verliefen bisher langjährigen<br />

Bemühungen um e<strong>in</strong>en Pachtvertrag für das Torfgewässer<br />

Dudendorf/Viereck aus dem Bestand des Landes<br />

<strong>MV</strong>. Vom M<strong>in</strong>isterium erhielten wir die Mitteilung, dass<br />

dieses Gewässer nicht fischereilich verpachtet wird.<br />

Grund hierfür sei „die Lage des Gewässers <strong>in</strong>nerhalb<br />

des FFH-Gebietes <strong>in</strong>mitten e<strong>in</strong>er wieder angeschlossenen<br />

Schleife der Recknitz. Aufgrund der Ansiedlung<br />

e<strong>in</strong>er Fischotterfähe, die dort Junge aufzieht, s<strong>in</strong>d im<br />

S<strong>in</strong>ne des Vorsorgepr<strong>in</strong>zips Störungen im Torfgewässer<br />

Dudendorf/Viereck soweit wie möglich zu vermeiden“.<br />

Dazu der Standpunkt des LAV: In <strong>MV</strong> kann <strong>in</strong>zwischen<br />

wohl von e<strong>in</strong>em flächendeckenden Fischotterbestand<br />

ausgegangen werden. Daraus resultiert, dass an<br />

e<strong>in</strong>er Vielzahl von Gewässern Fischotter leben und sich<br />

naturgemäß auch vermehren.<br />

Muss deshalb erwartet werden, dass all diese Gewässer<br />

künftig nicht mehr fischereilich genutzt werden<br />

sollen?<br />

Landwirtschaftsm<strong>in</strong>ister<br />

Dr. Till Backhaus<br />

Anlässlich e<strong>in</strong>er Besatzmaßnahme<br />

mit<br />

Meerforellen-Brütl<strong>in</strong>gen<br />

im Wallenste<strong>in</strong>graben<br />

am 3. Mai <strong>2013</strong> unter<br />

Beteiligung unseres<br />

M<strong>in</strong>isters Dr. Backhaus<br />

wurde unter den Anwesenden<br />

auch über den<br />

Erfolg der langjährigen<br />

Maßnahmen zur Bestandsförderung<br />

dieser<br />

attraktiven Fischart diskutiert. E<strong>in</strong> sehr bedeutsamer Aspekt<br />

dabei war die Herausbildung sich selbst reproduzierender<br />

Bestände <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er zunehmenden Anzahl von<br />

kle<strong>in</strong>en Fließgewässern mit direktem bzw. <strong>in</strong>direktem<br />

Zugang zur Ostsee. Diese Gewässer bzw. Teilstrecken<br />

davon erlauben auf Grund ihrer Morphologie ke<strong>in</strong>e<br />

Befischung bzw. Beangelung und sollten als Laichgewässer<br />

unter ganzjährigen Schutz gestellt werden.<br />

Um e<strong>in</strong>e anders geartete Nutzung auszuschließen,<br />

wurde vorgeschlagen, dem LAV diese Gewässer unter<br />

Gewährleistung der vorgenannten Konditionen z. B. zu<br />

e<strong>in</strong>em symbolischen Pachtpreis zu übertragen. E<strong>in</strong>e<br />

Liste von derzeit 15 Gewässern, darunter z. B. Peezer<br />

Bach und Oberlauf des Sw<strong>in</strong>owbaches mit e<strong>in</strong>em<br />

bee<strong>in</strong>druckenden Reproduktionspotenzial, wurde auf<br />

Anregung des M<strong>in</strong>isters erstellt und ihm im Anschluss<br />

an die Rede übergeben.<br />

Es steht außer Zweifel, dass sich die Qualität unserer<br />

Öffentlichkeitsarbeit weiter verbessert hat. Insbesondere<br />

unser Internet-Auftritt als Verband wird immer<br />

stärker nachgefragt. Deshalb wollen wir hier <strong>in</strong> Zukunft<br />

Möglichkeiten anbieten, über die sich auch unsere<br />

Vere<strong>in</strong>e über dieses Medium präsentieren können. E<strong>in</strong><br />

weiteres attraktives Mittel unserer Öffentlichkeitsarbeit<br />

ist und bleibt die Zeitschrift „angeln <strong>in</strong> Mecklenburg-<br />

Vorpommern“.<br />

Jedoch verbreiten wir über beide Medien – Internet<br />

und Zeitschrift – fast ausschließlich Informationen<br />

von Anglern für Angler bzw. Angel<strong>in</strong>teressierte.<br />

Wir müssen viel stärker nach der goldenen Regel<br />

„Tue Gutes und rede darüber“ mit den Leistungen,<br />

die unsere Mitglieder <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong>en und Verbänden<br />

auch für die Allgeme<strong>in</strong>heit leisten, an die breite Öffentlichkeit<br />

gehen.<br />

Auf e<strong>in</strong>em guten Weg dazu s<strong>in</strong>d wir mit unserem<br />

jeweils im Frühjahr stattf<strong>in</strong>denden „Tag der Gewässerpflege“.<br />

Leider ist <strong>in</strong> diesem Jahr unser Referenzprojekt<br />

trotz Term<strong>in</strong>verschiebung der Witterung zum Opfer<br />

gefallen.<br />

Zu den rechtlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen: „Was lange<br />

währt, wird endlich gut.“ Sicherlich trifft dieser Spruch<br />

nicht immer zu, im Falle des <strong>Fischerei</strong>gesetzes jedoch<br />

sehr wohl. Mit großer Erleichterung hat der LAV das<br />

Inkrafttreten dieses Gesetzes zur Kenntnis genommen<br />

e<strong>in</strong>schließlich der Tatsache, dass zwei durch unseren<br />

Verband mit großem Engagement vertre-<br />

24<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong>


Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

tene Änderungen bestätigt worden s<strong>in</strong>d. Das ist zum<br />

e<strong>in</strong>en die Anhebung des M<strong>in</strong>destalters für die <strong>Fischerei</strong>sche<strong>in</strong>pflicht<br />

auf 14 Jahre. Das bedeutet, dass mit<br />

dem Inkrafttreten des neuen Gesetzes K<strong>in</strong>der bis zum<br />

14. Lebensjahr ohne <strong>Fischerei</strong>sche<strong>in</strong> angeln dürfen; zusätzlich<br />

brauchen sie natürlich e<strong>in</strong>e auf ihren Namen<br />

ausgestellte Angelberechtigung.<br />

In diesem Zusammenhang wurde darauf verwiesen,<br />

dass K<strong>in</strong>der mit der Zustimmung ihrer Eltern unabhängig<br />

von dieser Altersgrenze Mitglied <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Angelvere<strong>in</strong> werden können. Durch die Mitgliedschaft<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Angelvere<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong>e fachliche Anleitung der<br />

K<strong>in</strong>der zum Angeln gegeben. Die K<strong>in</strong>der erwerben<br />

Sachkenntnisse zum waidgerechten Umgang mit dem<br />

Fisch, Verständnis für die Natur und lernen die Handhabung<br />

von anglerischem Gerät <strong>in</strong> Vorbereitung auf<br />

das erfolgreiche Bestehen der <strong>Fischerei</strong>sche<strong>in</strong>prüfung.<br />

Des Weiteren wurde die vorgesehene Rückübertragung<br />

der zentralen Zuständigkeit des LALLF für die<br />

<strong>Fischerei</strong>aufsicht an und auf B<strong>in</strong>nengewässern begrüßt,<br />

für die sich der LAV <strong>MV</strong> permanent e<strong>in</strong>gesetzt hat.<br />

Sicherlich wird dieser „Kehrtwende“ angesichts<br />

der bereits teilweise vorgenommenen Verpflichtungen<br />

ehrenamtlicher <strong>Fischerei</strong>aufseher durch die Gebietskörperschaften<br />

zu erneuter Verunsicherung bzw. Resignation<br />

bei den Betroffenen und damit zu Ausfällen<br />

führen. Es besteht jedoch Hoffnung, dass es nach e<strong>in</strong>er<br />

Phase der Beruhigung wieder Zuwachs <strong>in</strong> der ehrenamtlichen<br />

<strong>Fischerei</strong>aufsicht geben wird.<br />

Dem Landkreis Mecklenburgische Seenplatte wurde<br />

für den zwischenzeitlich bereits gezeigten E<strong>in</strong>satz<br />

bis h<strong>in</strong> zur Bereitschaft zur Koord<strong>in</strong>ierung der <strong>Fischerei</strong>aufsicht<br />

<strong>in</strong> Person von Herrn Peters der Dank ausgesprochen.<br />

„Deutschland wird älter“ – auf dieses Problem ist bereits<br />

die Bundespolitik aufmerksam geworden, und<br />

wir sollten das ebenfalls tun, denn die ostdeutschen<br />

Länder und darunter wiederum <strong>MV</strong> s<strong>in</strong>d davon überdurchschnittlich<br />

betroffen.<br />

Dieser Entwicklung sollte auch bei der Überarbeitung<br />

weiterer rechtlicher Rahmenbed<strong>in</strong>gungen entsprochen<br />

werden. Von Interesse für den LAV ist hier z. B.<br />

das Landeswassergesetz. Dort ist <strong>in</strong> §21 „Geme<strong>in</strong>gebrauch“<br />

<strong>in</strong> Abs. 3 grundsätzlich festgelegt, dass Seen<br />

mit kle<strong>in</strong>en Fahrzeugen ohne Motorkraft befahren<br />

werden dürfen, d. h. mit Ruder- bzw. Paddelbooten.<br />

Im Gesetz wird nicht zwischen Verbrennungsmotoren<br />

und E-Motoren unterschieden, obwohl die unterschiedlichen<br />

Belastungen der Gewässer durch die beiden<br />

Antriebsarten h<strong>in</strong>reichend bekannt s<strong>in</strong>d.<br />

§21, Abs. 7 räumt zwar die Möglichkeit der Zulassung<br />

motorgetriebener Wasserfahrzeuge e<strong>in</strong>, unsere<br />

zahlreichen Anträge auf solche Genehmigungen waren<br />

jedoch bisher durchgängig erfolglos bzw. regelten<br />

bestenfalls auf die E<strong>in</strong>zelfälle.<br />

Mit Rücksicht auch auf die wachsende Zahl älterer<br />

Angler wurde angeregt, die Möglichkeit der Zulassung<br />

von E-Motoren mit begrenzter Leistung, z. B. 1KW und<br />

für Gewässerflächen von e<strong>in</strong>er def<strong>in</strong>ierten M<strong>in</strong>destgröße<br />

an vorzusehen.<br />

Als positives Beispiel <strong>in</strong> diese Richtung wurde e<strong>in</strong><br />

Beitrag über die Situation an den Feldberger Seen<br />

aus dem NORDMAGAZIN vom 07.06.13 angeführt.<br />

Zum Ende se<strong>in</strong>er Rede hatte der Präsident noch<br />

mit e<strong>in</strong>em „Paukenschlag“ aufzuwarten, der es<br />

Wert ist, wörtlich wiedergegeben zu werden:<br />

„Sehr geehrte Gäste, liebe Angler<strong>in</strong>nen und Angler,<br />

eigentlich war am Ende me<strong>in</strong>er Ausführungen zum<br />

Auftakt unserer heutigen Delegiertenkonferenz e<strong>in</strong><br />

eher optimistischer Blick auf die nahe Zukunft vorgesehen.<br />

Jüngste Informationen über Probleme, die uns als<br />

Angler <strong>in</strong>s Haus stehen, müssen jedoch auf den Tisch,<br />

und die s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>eswegs dazu angetan, Optimismus<br />

zu verbreiten: Das F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>isterium des Landes <strong>MV</strong><br />

denkt ernsthaft über e<strong>in</strong>e Erhöhung der Preise der Angelberechtigungen<br />

für die Küstengewässer nach, und<br />

zwar um e<strong>in</strong>en erheblichen Anteil: Jahreskarten von<br />

20 EUR auf 30 bis 40 EUR; Tages- und Wochenkarten<br />

entsprechend.<br />

Angesichts e<strong>in</strong>es solchen Vorhabens ist es angebracht,<br />

an Folgendes zu er<strong>in</strong>nern:<br />

<strong>MV</strong> ist die e<strong>in</strong>zige Region an der Ostsee, <strong>in</strong> der für<br />

das Angeln <strong>in</strong> Küstengewässern e<strong>in</strong>e <strong>Fischerei</strong>erlaubnis<br />

erforderlich ist. In Schweden werden überhaupt<br />

ke<strong>in</strong>e Gebühren erhoben, <strong>in</strong> Schleswig-Holste<strong>in</strong>, Dänemark,<br />

Polen und Litauen lediglich e<strong>in</strong>e <strong>Fischerei</strong>abgabe<br />

analog der <strong>in</strong> <strong>MV</strong>. In den beiden Küstenländern Niedersachsen<br />

und Schleswig-Holste<strong>in</strong> sowie den beiden<br />

Stadtstaaten Bremen und Hamburg ist mit Berufung<br />

auf e<strong>in</strong>e lange Tradition e<strong>in</strong> kostenloses Angeln <strong>in</strong> den<br />

Küstengewässern und küstennahen Gewässern<br />

möglich.<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong><br />

25


Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

Bei der ursprünglichen Begründung für die E<strong>in</strong>führung<br />

e<strong>in</strong>er <strong>Fischerei</strong>erlaubnis für Küstengewässer <strong>in</strong><br />

<strong>MV</strong> hat man sich auf e<strong>in</strong>e andere Tradition berufen:<br />

„Das Angeln <strong>in</strong> den Küstengewässern des ehemaligen<br />

Bezirkes Rostock war schon immer kostenpflichtig“.<br />

Mit anderen Worten: Wenn es um E<strong>in</strong>nahmen<br />

geht, darf auch e<strong>in</strong>e Regelung des ehemaligen Unrechtsstaates<br />

DDR gern übernommen werden.<br />

Dieses Pr<strong>in</strong>zip haben die Römer bereits vor mehr<br />

als 2 000 Jahren <strong>in</strong> die Worte gekleidet: Pecunia non<br />

olet – Geld st<strong>in</strong>kt nicht!<br />

Aber das ist noch nicht alles: Am 5. Juni <strong>2013</strong><br />

erhielt ich von Herrn Thomas Richter die Broschüre<br />

„H<strong>in</strong>weise zur <strong>Fischerei</strong>aufsicht – Ausgabe <strong>2013</strong>“.<br />

Dort ist u. a. <strong>in</strong> Pkt. 3.2. Änderung der <strong>Fischerei</strong>verordnung<br />

vermerkt:<br />

Im Rahmen der FschVO … besteht e<strong>in</strong> Auftrag des<br />

Landesrechnungshofes und des F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>isteriums den<br />

Preis der <strong>Fischerei</strong>abgabemarken zu prüfen und ggf.<br />

an die Verhältnisse anzupassen.<br />

Klartext: In e<strong>in</strong>em Zug sollen Ostsee-Angelkarten<br />

und <strong>Fischerei</strong>abgabe teurer werden!<br />

E<strong>in</strong>er solchen doppelten Abzocke werden wir uns<br />

als Verband mit allen Mitteln widersetzen! Der Anfang<br />

ist gemacht: Der für Meeresfischen zuständige Referent<br />

im Präsidium des DAFV wurde <strong>in</strong>formiert.<br />

Damit wenigstens e<strong>in</strong> Hauch von Optimismus am Ende<br />

me<strong>in</strong>er Eröffnungsrede ersche<strong>in</strong>t, zitiere ich abschließend<br />

die „Weisheit des Tages“ aus der Ostseezeitung<br />

vom 6. Juni <strong>2013</strong>: „Man soll die D<strong>in</strong>ge nicht so<br />

tragisch nehmen, wie sie s<strong>in</strong>d.“<br />

In den folgenden Grußworten ergriffen M<strong>in</strong>ister Dr.<br />

Till Backhaus, der stellvertretende Bürgermeister, Herr<br />

Behnke, die Landtagsabgeordneten Burkhard Lenz<br />

(CDU) und Prof. Dr. Tack (Die L<strong>in</strong>ke) sowie Norbert<br />

Kahlfuss als Präsident des LFV das Wort.<br />

Der M<strong>in</strong>ister verteidigte die geplante Erhöhung<br />

der Ostseeangelberechtigung als moderat und stellte<br />

fest, dass Angler und Fischotter mite<strong>in</strong>ander klarkommen.<br />

Vom Landtag kam Lob für das Engagement der<br />

Angler und die Kooperation bei der Gesetzesnovellierung<br />

und Änderung der Zuständigkeit <strong>Fischerei</strong>aufsicht.<br />

Norbert Kahlfuss lobte die gute Zusammenarbeit<br />

mit dem LAV.<br />

Alle Grußworte enthielten Freude und Glückwünsche<br />

anlässlich der Fusion der beiden Dachverbände<br />

der Deutschen Anglerschaft zum DAFV.<br />

Auszeichnungen für verdienstvolle Angler<br />

Anlässlich der 22. Landesdelegiertenkonferenz des<br />

Landesanglerverbandes <strong>MV</strong> e. V. am 8. Juni <strong>2013</strong><br />

<strong>in</strong> Demm<strong>in</strong> zeichnete der LAV-Präsident Prof. Dr.<br />

Brillowski folgende verdienstvolle Angler aus:<br />

Ehrenzeichen des VDSF <strong>in</strong> Gold<br />

Harald Schultz AV „Schneller Hecht“ e. V. Schönberg<br />

He<strong>in</strong>z Ketelhöhn Senioren AV Demen e. V. *)<br />

Manfred Zitzow Deutscher AV von der Grabow<br />

Ehrenzeichen des VDSF <strong>in</strong> Silber<br />

Jörg Hoppe Warnemünder AV e. V.<br />

Günter Harms Warnemünder AV e. V.<br />

Fredi Range ASV Hagenow von 1990 e. V.<br />

Dieter Kloss AV „Dei Bors bitt“ Lübtheen<br />

Norbert Schütz AV 1979 e. V. Neustadt-Glewe<br />

Ehrenschleife des LAV <strong>MV</strong> e. V.<br />

Günther Richert Zarrent<strong>in</strong>er SFV „Schaalsee“ e. V.<br />

Jens Markhof AV Radegasttal Rehna e. V.<br />

Karl-He<strong>in</strong>z Goertz KAV „Insel Rügen“ e. V.<br />

Arno Maaß SAV „Widd<strong>in</strong>gsbach“ 1991 Sternberg e. V.*)<br />

Detlev Westphal RSFV Landkreis Müritz e. V.<br />

Erika Korczak AV „Eisvogel“ Grevesmühlen e. V.<br />

Ehrennadel des LAV <strong>in</strong> Gold<br />

Manfred Schulz AV „Früh auf“ Hagenow e. V.*)<br />

Jens Marten AV Alt Sührkow e. V.<br />

Peter Batsch AV „Zum Moor“ Gerdshagen e. V.<br />

Karl-He<strong>in</strong>z Raschke AV Mecklenburger Schweiz Malch<strong>in</strong> e. V.<br />

Horst Hildebrandt AV „Pommerscher Greif“ Torgelow<br />

Ehrennadel des LAV <strong>in</strong> Silber<br />

Thorsten Wichmann AV Schwer<strong>in</strong>-Friedrichsthal e. V.<br />

Michael Radtke AV Seegrund Ahlbeck e. V.<br />

Liane Janssen AV Törp<strong>in</strong> e. V.<br />

Ehrennadel des LAV <strong>in</strong> Bronze<br />

Klaus-Dieter Mau AV „Früh auf“ Hagenow<br />

*) wegen Krankheit abwesend<br />

26<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong>


Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

Prof. Karl-He<strong>in</strong>z Brillowski gratuliert Dr. Wolfgang Jansen<br />

zur Wahl <strong>in</strong>s LAV-Präsidium<br />

Im zweiten Teil der LDK erteilten die 115 Delegierten<br />

dem Vorstand die Entlastung für 2012. Des Weiteren<br />

beschlossen sie e<strong>in</strong>e Änderung des Haushaltes<br />

<strong>2013</strong> und e<strong>in</strong>e Satzungsänderung zur Ehrenmitgliedschaft.<br />

Der Beitrag und die Höhe der Jahresangelberechtigung<br />

bleiben 2014 wie <strong>2013</strong>. In der Diskussion<br />

wurden die Themen Preiserhöhung bei der<br />

Ostseeangelkarte, Jugendarbeit, F<strong>in</strong>anzen, Sonderangelberechtigung,<br />

<strong>Fischerei</strong>aufsicht und Naturschutz<br />

angesprochen. E<strong>in</strong>stimmmig wurden abschließend Dr.<br />

Wolfgang Jansen <strong>in</strong>s Präsidium und Torsten Kay als<br />

Kassenwart gewählt. Mit der Wahl der Delegierten<br />

zur DAFV-Jahreshauptversammlung und e<strong>in</strong>em optimistischen<br />

Schlusswort des Präsidenten endete<br />

die LDK.<br />

Zuständigkeit für die <strong>Fischerei</strong>aufsicht liegt wieder beim LALLF<br />

Axel Pipp<strong>in</strong>g – Geschäftsführer Landesanglerverband <strong>MV</strong> e.V.<br />

Die Zuständigkeit der <strong>Fischerei</strong>aufsicht an und auf<br />

B<strong>in</strong>nengewässern liegt wieder beim Landesamt<br />

für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und <strong>Fischerei</strong><br />

<strong>MV</strong> (LALLF).<br />

Am 28. Juni <strong>2013</strong> ist das Gesetz zur „Änderung<br />

des Aufgabenzuordnungsgesetzes und des<br />

Landesfischereigesetzes“ <strong>in</strong> Kraft getreten. Somit ist<br />

das LALLF wieder für die ehrenamtliche <strong>Fischerei</strong>aufsicht<br />

zuständig. Der Landesangler- und der Landesfischereiverband<br />

hatten sich geme<strong>in</strong>sam mit dem<br />

Landkreistag <strong>in</strong>tensiv für diese Rückübertragung der<br />

<strong>Fischerei</strong>aufsicht von den Gebietskörperschaften an<br />

die Obere <strong>Fischerei</strong>behörde (LALLF) e<strong>in</strong>gesetzt. Alle<br />

ehrenamtlichen <strong>Fischerei</strong>aufseher, die bereits durch<br />

die Landkreise und kreisfreien Städte verpflichtet wurden,<br />

erhalten e<strong>in</strong> Legitimationsschreiben des LALLF,<br />

um die <strong>Fischerei</strong>aufsicht bis zum Jahresende <strong>2013</strong><br />

ohne Neuverpflichtung ausüben zu können. Im Herbst<br />

wird dann entschieden, wie e<strong>in</strong>e Neuverpflichtung<br />

der ehrenamtlichen <strong>Fischerei</strong>aufseher durchgeführt<br />

wird. Auch die Stelle des Koord<strong>in</strong>ators für die ehrenamtliche<br />

<strong>Fischerei</strong>aufsicht wird <strong>in</strong> Kürze wieder beim<br />

LALLF e<strong>in</strong>gerichtet.<br />

<strong>Fischerei</strong>aufseher, die nicht durch die Gebietskörperschaften<br />

verpflichtet wurden und weiter als <strong>Fischerei</strong>aufseher<br />

tätig se<strong>in</strong> wollen – <strong>in</strong>sbesondere hier die<br />

<strong>Fischerei</strong>aufseher im Landkreis Vorpommern-Rügen,<br />

wo ja bekanntlich ke<strong>in</strong>e Verpflichtung von ehrenamtlichen<br />

<strong>Fischerei</strong>aufsehern stattfand – können e<strong>in</strong>en<br />

entsprechenden formlosen Antrag an das LALLF stellen.<br />

Das Ablegen e<strong>in</strong>er erneuten Prüfung ist hier nicht<br />

notwendig.<br />

Mit diesem Antrag müssen folgende Daten übermittelt<br />

werden:<br />

• Name, Vorname<br />

• Adresse<br />

• Personalausweisnummer<br />

• Gewässerbereich, B<strong>in</strong>nengewässer, Küstengewässer<br />

• Passbild<br />

Neuanwärter für die ehrenamtliche <strong>Fischerei</strong>aufsicht<br />

teilen dies bitte, wie <strong>in</strong> der Vergangenheit praktiziert,<br />

der Geschäftsstelle des Verbandes <strong>in</strong> Schriftform mit.<br />

Der LAV <strong>MV</strong> e.V. gibt dann die Daten an das LALLF<br />

weiter. Um <strong>Fischerei</strong>aufseher zu werden, s<strong>in</strong>d dann<br />

wieder die Teilnahme an e<strong>in</strong>em Kurzlehrgang und das<br />

Ablegen e<strong>in</strong>er Prüfung notwendig. Trotz der vielen<br />

Wirren zur <strong>Fischerei</strong>aufsicht im Rahmen der Kreisgebietsreform<br />

s<strong>in</strong>d wir froh, dass jetzt wieder e<strong>in</strong>e zentrale<br />

Verwaltung der ehrenamtlichen <strong>Fischerei</strong>aufsicht<br />

an und auf den B<strong>in</strong>nengewässern <strong>in</strong> Mecklenburg-<br />

Vorpommern langfristig als Neuanfang gegeben<br />

ist.<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong><br />

27


Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

Fotos: Torsten Ste<strong>in</strong><br />

Fischer aus Mecklenburg-Vorpommern bangen um ihre Existenz<br />

Dr. Robert Kloos, Kai Dunkelmann (v. l. n. r.)<br />

Holger Ortel, Stefan Kübart, Staatssekretär Dr. Robert Kloos, Kai Dunkelmann<br />

(v. l. n. r.)<br />

Die Kapitäne Kai Dunkelmann aus<br />

Boltenhagen und Stefan Kübart aus<br />

Wismar haben am 6. Juni <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> dem<br />

Staatssekretär Kloos im Bundeslandwirtschaftsm<strong>in</strong>isterium<br />

ihre Unterschriftensammlung<br />

übergeben.<br />

Begleitet wurden sie vom Prä si denten<br />

des Deutschen <strong>Fischerei</strong>-Ver bandes,<br />

Holger Ortel.<br />

Monate lang hatten sie Protestunterschriften<br />

gesammelt, weil aus ihrer<br />

Sicht die doppelte Beschränkung durch<br />

Fang quoten und Seetage die Ar beitsmög<br />

lichkeiten der Küsten fischer unnötig<br />

bee<strong>in</strong>trächtigt. Der Zu stand der Fischbestände<br />

hat sich verbessert und die<br />

Fangquoten werden gut kontrolliert.<br />

„Welchen S<strong>in</strong>n hat es, dass die Fischer<br />

im Hafen bleiben müssen, weil die<br />

163 Seetage verbraucht s<strong>in</strong>d, und die<br />

Fangquote ist noch nicht aus ge fischt?”<br />

fragte Kapitän Dunkelmann?<br />

Staatssekretär Kloos konnte nur zustimmen.<br />

„Wir s<strong>in</strong>d froh, dass wir die Fischbestände<br />

<strong>in</strong> der Ostsee wieder aufgebaut<br />

haben und nachhaltig bewirtschaften. Dann sollen<br />

die Fischer auch ihre Quoten ausfischen können.<br />

Wir s<strong>in</strong>d voll auf Ihrer Seite und setzen uns auf<br />

EU-Ebene nachdrücklich für die Abschaffung der Seetagebegrenzung<br />

e<strong>in</strong>.” Das größte Problem s<strong>in</strong>d dabei<br />

jedoch nicht die Sachargumente, sondern Streitigkeiten<br />

um die Zuständigkeit von EU-Parlament und M<strong>in</strong>isterrat.<br />

Um die Seetageregelung abzuschaffen, müsse<br />

man die Langzeitmanagementpläne ändern. Dabei<br />

will das Parlament mitentscheiden. Der M<strong>in</strong>isterrat<br />

me<strong>in</strong>t jedoch, er wäre alle<strong>in</strong> zuständig, erläuterte e<strong>in</strong><br />

M<strong>in</strong>isterialbeamter. Deshalb sei es noch offen, ob es<br />

bereits <strong>2013</strong> gel<strong>in</strong>gt oder erst 2014. „Aber <strong>in</strong> der<br />

Sache s<strong>in</strong>d sich eigentlich alle e<strong>in</strong>ig: Man braucht ja<br />

auch nicht Gürtel und Hosenträger, um die Hose zu<br />

halten”. Die Fischer waren dankbar für die Unterstützung<br />

des M<strong>in</strong>isteriums.<br />

Der Staatssekretär, im Moment vielbeschäftigt mit<br />

den Folgen des Hochwassers für die Landwirte, hatte<br />

es sich nicht nehmen lassen, die Mecklenburger<br />

Fischer trotz Term<strong>in</strong>druck zu empfangen.<br />

(Quelle: Torsten Ste<strong>in</strong>, Büro Holger Ortel<br />

[MdB], 6. Juni <strong>2013</strong>)<br />

28<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong>


Aus der Forschung<br />

Carsten Kühn ist der neue Leiter des Instituts für <strong>Fischerei</strong><br />

der Landesforschungsanstalt <strong>MV</strong><br />

Sehr geehrter Herr<br />

Kühn, ab dem 1.<br />

August <strong>2013</strong> s<strong>in</strong>d Sie<br />

der neue Direktor des<br />

Instituts für <strong>Fischerei</strong><br />

der Landesforschungsanstalt<br />

<strong>MV</strong> – dazu<br />

möchten wir Ihnen ganz<br />

herzlich gratulieren!<br />

Nachdem wir <strong>in</strong> <strong>Fischerei</strong><br />

& <strong>Fischmarkt</strong>, <strong>Heft</strong><br />

2/<strong>2013</strong>, Ihren Vorgänger Hans-Joachim Jennerich<br />

<strong>in</strong>terviewt haben und er zurückgeblickt hat auf se<strong>in</strong>en<br />

beruflichen Werdegang <strong>in</strong> der <strong>Fischerei</strong> und <strong>Fischerei</strong>forschung,<br />

möchten wir jetzt Sie befragen. Neben e<strong>in</strong>em<br />

kle<strong>in</strong>en Rückblick soll es dabei schwerpunktmäßig<br />

um die Vorstellungen und Perspektiven gehen, die Sie<br />

<strong>in</strong> Ihrer neuen Funktion sehen.<br />

Sie s<strong>in</strong>d Diplom Biologe. Wie kamen Sie zur Biologie?<br />

Hatten Sie schon immer die Absicht, Biologie und <strong>Fischerei</strong>/Aquakultur<br />

zu komb<strong>in</strong>ieren und zu Ihrem Beruf zu<br />

machen?<br />

Schon als kle<strong>in</strong>er Junge haben mich Gewässer und die<br />

dar<strong>in</strong> vorkommenden Fische fasz<strong>in</strong>iert. Großgeworden<br />

an der Oder im Oderbruch war ich von frühster<br />

K<strong>in</strong>dheit an angeln und fischen. Durch „die Wende“<br />

hatte ich dann die Möglichkeit, Biologie zu studieren<br />

und habe mich bewusst für die Universität Rostock<br />

entschieden, da diese auch fischereibiologische Lehrkomplexe<br />

anbot.<br />

Wie ist Ihr beruflicher Werdegang bis heute verlaufen?<br />

Bereits während des Grundstudiums f<strong>in</strong>g ich beim<br />

damaligen Institut für Ostseefischerei der Bundesforschungsanstalt<br />

für <strong>Fischerei</strong> <strong>in</strong> Rostock-Marienehe als<br />

studentische Hilfskraft an. Damals g<strong>in</strong>g es um die laborseitige<br />

Aufarbeitung von Seeproben und um die<br />

Mitarbeit bei Probenahmen auf Forschungsreisen<br />

sowie später um die eigenständige Beprobung kommerzieller<br />

<strong>Fischerei</strong>fahrzeuge auf See. In Zusammenarbeit<br />

mit dem Institut für Ostseefischerei entstand<br />

auch me<strong>in</strong>e Diplomarbeit, die sich mit der Entwicklung<br />

und Aufzucht von Dorschlarven <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Aquakulturanlage<br />

beschäftigte. Nach wechselnden<br />

Fotos: Hoffmeister<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong><br />

29<br />

Direkt am Bodden – Aquakulturanlage


Aus der Forschung<br />

Beschäftigungen an der Universität Rostock und der<br />

Bundesforschungsanstalt für <strong>Fischerei</strong> wechselte ich<br />

dann an das Institut für <strong>Fischerei</strong> der Landesforschungsanstalt.<br />

<strong>in</strong> Deutschland sowie zu den Universitäten Rostock<br />

und Hamburg und anderen nationalen Forschungse<strong>in</strong>richtungen,<br />

um deren Forschungskoord<strong>in</strong>ierung im<br />

Sachgebiet Aquakultur ich mich ebenfalls kümmerte.<br />

Seit wann s<strong>in</strong>d Sie beim Institut für <strong>Fischerei</strong> (IfF) der<br />

Landesforschungsanstalt tätig? Seit wann s<strong>in</strong>d Sie Leiter<br />

des Sachgebiets Aquakultur? Was waren Ihre bisherigen<br />

Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte (bei der LFA)?<br />

Wann werden Sie Ihren Arbeitsplatz Born verlassen und<br />

nach Rostock, <strong>in</strong> die Zentrale des IfF umziehen?<br />

Welche Aufgaben werden Sie dort als erste <strong>in</strong> Angriff<br />

nehmen?<br />

Erste Kontakte zum Institut für <strong>Fischerei</strong> ergaben sich<br />

schon <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Studienzeit, da dieses sich vis-à-vis<br />

zum Institut für Ostseefischerei befand, so dass ich<br />

auch damals an Befischungen teilnahm. Es folgten<br />

e<strong>in</strong>ige größere Projekte, zum Beispiel die Erprobung<br />

von Multimaschennetzen im Rahmen der Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie.<br />

Seit 2006 b<strong>in</strong> ich jetzt im Bereich Aquakultur<br />

beim Institut für <strong>Fischerei</strong> beschäftigt, seit 2009 Leiter<br />

des Sachgebietes Aquakultur. Zu me<strong>in</strong>en Aufgaben<br />

gehörte die Leitung verschiedener Pilotprojekte<br />

wie die Untersuchung und Weiterentwicklung von<br />

Kreislauftechno lo gien unter Brackwasserbed<strong>in</strong>gungen<br />

am Standort Born zur Entwicklung e<strong>in</strong>er ökologisch<br />

verträglichen und wettbewerbsfähigen regionalen<br />

Aquakultur, sowie die Umsetzung des Zanderprojektes<br />

am Standort Hohen Wangel<strong>in</strong>. Daneben auch die<br />

Bereitstellung von Besatzmaterial der Arten Meerforelle<br />

(Salmo trutta trutta), Baltischer Stör (Acipenser<br />

oxyr<strong>in</strong>chus) und Ostseeschnäpel (Coregonus lavaretus<br />

balticus) und <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem FBN<br />

Dummerstorf und dem FLI Riems die Untersuchungen<br />

am robusten Forellenstamm BORN. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

unterhält das Institut für <strong>Fischerei</strong> Forschungskontakte<br />

zu fast allen fischereilichen Forschungse<strong>in</strong>richtungen<br />

Anfang August werde ich me<strong>in</strong> Büro nach Rostock<br />

verlegen, werde aber auch weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong> Born bzw.<br />

Hohen Wangel<strong>in</strong> tätig se<strong>in</strong>, um dann auch me<strong>in</strong>en<br />

Nachfolger e<strong>in</strong>zuarbeiten.<br />

Das Institut für <strong>Fischerei</strong> war immer e<strong>in</strong> verlässlicher<br />

Partner für die fischereilichen Unternehmen und<br />

Branchenverbände des Landes. Diese Kont<strong>in</strong>uität gilt<br />

es zu bewahren. Daher werden erst e<strong>in</strong>mal Gespräche<br />

mit den e<strong>in</strong>zelnen Akteuren im Lande anstehen, um<br />

den konstruktiven Austausch und die Zusammenarbeit<br />

weiter voranzutreiben. Die Mitarbeiter des Institutes<br />

s<strong>in</strong>d qualifizierte Experten und schon seit Jahren engagierte<br />

Streiter für die Weiterentwicklung der Küstenund<br />

B<strong>in</strong>nenfischerei sowie der Aquakultur im Lande,<br />

so dass die Arbeiten kont<strong>in</strong>uierlich fortgeführt werden<br />

kann.<br />

Welche Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sehen Sie<br />

mittel- und langfristig für die Arbeit des IfF? Gehört der<br />

Aquakultur die Zukunft? Wie wird es <strong>in</strong> Born weitergehen?<br />

Wir bef<strong>in</strong>den uns <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wandel, demografisch als<br />

auch gesellschaftlich. Dies umfasst auch alle<br />

Bereiche der <strong>Fischerei</strong> und Aquakultur. Die Ar-<br />

Carsten Kühn vor und <strong>in</strong> der Aquakulturanlage <strong>in</strong> Born<br />

30<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong>


Aus der Forschung<br />

beitsaufgaben des Institutes s<strong>in</strong>d langfristig angelegt,<br />

aber auch wir können uns der Entwicklung nicht entziehen.<br />

Das Institut für <strong>Fischerei</strong> war immer e<strong>in</strong> Mittler<br />

zwischen den Vertretern der <strong>Fischerei</strong> und anderen<br />

Verbänden. E<strong>in</strong>en sachlichen, ergebnisorientierten Dialog<br />

aufrechtzuerhalten wird e<strong>in</strong> wichtiger Punkt <strong>in</strong> der<br />

Arbeit des Institutes der nächsten Jahre werden. Die<br />

<strong>Fischerei</strong> stellt e<strong>in</strong>en der ältesten Berufsstände überhaupt<br />

dar, aber kaum e<strong>in</strong> anderer Stand hat mit so<br />

mannigfaltigen Problemen zu kämpfen.<br />

Es muss uns gel<strong>in</strong>gen, die <strong>Fischerei</strong> im Lande <strong>in</strong> ihrem<br />

Fortbestand zu sichern und den Beruf des Fischers<br />

wieder attraktiv zu gestalten. Daher sehe ich auch<br />

verstärkt Forschungsschwerpunkte des Institutes <strong>in</strong> der<br />

Berufs- und Freizeitfischerei.<br />

Die weltweite Entwicklung zeigt, dass nur durch die<br />

weitere Intensivierung der Aquakulturproduktion Steigerungen<br />

<strong>in</strong> der Bereitstellung von Fisch und Fischprodukten<br />

möglich s<strong>in</strong>d. Hier vor allem durch Produktionssteigerungen<br />

<strong>in</strong> geschlossenen Kreislaufanlagen.<br />

Nicht umsonst ist es e<strong>in</strong> Ziel unserer Landesregierung,<br />

die Aquakulturproduktion im Lande zu <strong>in</strong>tensivieren.<br />

Um e<strong>in</strong>e regionale wettbewerbsfähige Aquakultur <strong>in</strong><br />

unserem Bundesland zu etablieren, gilt es, weiter Verfahren<br />

für die verstärkte Nutzung von Kreislaufanlagen<br />

zu entwickeln, die e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong> hohes Maß an<br />

Betriebssicherheit, sowie andererseits energieeffizient<br />

und ressourcenschonend arbeiten und dabei noch kostengünstig<br />

<strong>in</strong> Anschaffung und Unterhaltung s<strong>in</strong>d. Der<br />

regionale Aspekt darf dabei me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach<br />

nicht aus den Augen verloren werden. Der Ostseeschnäpel<br />

ist e<strong>in</strong> gutes Beispiel dafür, wie es gel<strong>in</strong>gen<br />

kann, e<strong>in</strong> Alle<strong>in</strong>stellungsmerkmal zu entwickeln, welches<br />

sich auch national immer größerer Beliebtheit<br />

erfreut. Flankiert werden die Aquakulturprojekte mit<br />

Untersuchungen zur Produktqualität und zum Wellfare-<br />

Verhalten der gehaltenen Fischarten <strong>in</strong> den geschlossenen<br />

Kreislaufanlagen.<br />

Die Forschungsarbeiten am Standort Born werden<br />

auch ohne me<strong>in</strong>e Person kont<strong>in</strong>uierlich fortgesetzt. Die<br />

Stelle des/der Sachgebietsleiter/<strong>in</strong> Aquakultur wird im<br />

Stellenportal der Landesregierung ausgeschrieben, um<br />

sie möglichst schnell neu zu besetzten und damit die<br />

Aquakulturforschung im Lande ohne größere Verzögerungen<br />

fortzuführen.<br />

Als Leiter des IfF werden Sie auch Redaktionsmitglied<br />

bei <strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> se<strong>in</strong>. Wie gefällt Ihnen unsere<br />

Fachzeitschrift? Haben Sie schon Ideen für neue Akzente<br />

und Artikel, die Sie e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen möchten?<br />

Die Zeitschrift „<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern“<br />

ist e<strong>in</strong> gutes Beispiel, wie es gel<strong>in</strong>gen<br />

kann, unterschiedlichste Interessierte der <strong>Fischerei</strong><br />

und Fischwirtschaft im Redaktionskollegium zu vere<strong>in</strong>en<br />

und so e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>haltlich vielschichtige Fachzeitschrift<br />

zu gestalten. Als langjähriger Leser schätze ich<br />

sie als Informationsblatt und auch als Autor habe ich<br />

schon den e<strong>in</strong>en oder andern Artikel beigetragen. Als<br />

Institut werden wir auch weiterh<strong>in</strong> Artikel e<strong>in</strong>stellen,<br />

die <strong>in</strong>teressante E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> unsere Forschung zeigen<br />

werden.<br />

Ihre neue berufliche Aufgabe wird Sie sicherlich sehr fordern.<br />

Was werden Sie <strong>in</strong> Ihrer hoffentlich nicht zu knapp<br />

bemessenen Freizeit tun – Stichwort „Hobbys“?<br />

Ruhe und Entspannung f<strong>in</strong>de ich beim Jagen und Angeln.<br />

Wobei das Angeln berufsbed<strong>in</strong>gt <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren etwas <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergrund trat. Früher begeisterter<br />

Meerforellenangler, ließ die Passion doch deutlich<br />

nach, als ich für den Besatz zu sorgen hatte. Aber<br />

auch bei der Gartenarbeit und beim Tauchen <strong>in</strong> der<br />

Ostsee oder <strong>in</strong> heimischen B<strong>in</strong>nengewässern f<strong>in</strong>de ich<br />

Ausgleich zum Berufsalltag.<br />

Lieber Herr Kühn, wir danken Ihnen für dieses Gespräch<br />

und wünschen Ihnen viel Erfolg als Chef des<br />

des Instituts für <strong>Fischerei</strong> der LFA..<br />

Alles <strong>in</strong> bzw. auf der Hand<br />

Das Interview führte die Redakteur<strong>in</strong> von<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong>, Dr. Ulrike Hoffmeister.<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong><br />

31


Aus der Forschung<br />

Wachstum und Überlebensraten von Glasaalen und<br />

Farmaalen nach dem Besatz von Seen<br />

Janek Simon – Institut für B<strong>in</strong>nenfischerei e.V., Potsdam-Sacrow<br />

E<strong>in</strong>leitung<br />

Mit der Industrialisierung zu Beg<strong>in</strong>n des 20. Jahrhunderts<br />

kam es zu e<strong>in</strong>em zunehmenden Verbau der Gewässer<br />

<strong>in</strong> Europa mit Wehren und Schleusen usw.,<br />

der bis heute anhält. Alle<strong>in</strong> z. B. im Aale<strong>in</strong>zugsgebiet<br />

der Elbe gibt es heute ca. 5 000 Querverbauungen<br />

(Brämick et al. 2008). Dadurch ist es den an unserer<br />

Küste ankommenden Jungaalen (Anguilla anguilla)<br />

nicht mehr möglich, die Flüsse lande<strong>in</strong>wärts zu<br />

wandern und alle B<strong>in</strong>nengewässer zu besiedeln. In<br />

Deutschland wurde deshalb schon vor 100 Jahren<br />

damit begonnen, die Gewässer mit Glasaalen (Abb.<br />

1) für die Bestandserhaltung und <strong>Fischerei</strong> zu besetzen<br />

(z. B. Deutscher <strong>Fischerei</strong>-Vere<strong>in</strong> 1894). Vorteile<br />

dieser altbewährten Besatzform s<strong>in</strong>d u. a. die hohe<br />

Stückzahl je kg, der relativ ger<strong>in</strong>ge Transportaufwand<br />

und der günstige Stückpreis. Nachteile s<strong>in</strong>d u. a., dass<br />

es sich um relativ kle<strong>in</strong>e und damit empf<strong>in</strong>dliche Fische<br />

handelt sowie die zum Teil ungünstigen Lieferzeiten<br />

(Dezember bis April). E<strong>in</strong>e andere Möglichkeit ist es,<br />

Jungaale <strong>in</strong> Flussmündungsgebieten mit noch hohem<br />

natürlichem Aalaufkommen zu fangen und sie dann <strong>in</strong><br />

andere Nebenflüsse und Seen mit ger<strong>in</strong>gem oder ke<strong>in</strong>em<br />

natürlichen Aalaufkommen e<strong>in</strong>zusetzen (Walter<br />

1910, Müller 1975).<br />

dessen, was beim Bestandsmaximum <strong>in</strong> den 1970ern<br />

zu beobachten war (ICES 2010). Deshalb ist es mehr<br />

denn je notwendig geworden, Aale für die Bestandserhaltung<br />

der Art und die Nutzung der Bestände<br />

durch die Erwerbs- und Angelfischerei <strong>in</strong> die Flüsse<br />

und Seen e<strong>in</strong>zusetzen. Aktuell werden von 11 europäischen<br />

Ländern Aale besetzt (ICES 2009). Aufgrund<br />

des drastischen Rückgangs des natürlichen Glasaalaufkommens<br />

und des Verkaufs von großen Mengen an<br />

Glasaalen nach Ch<strong>in</strong>a (ICES 2009), ist es zu e<strong>in</strong>em<br />

starken Anstieg des Preises für Glasaale gekommen.<br />

Damit wurde es profitabel, die Glasaale vor dem Besatz<br />

<strong>in</strong> spezialisierten Fischzuchten (sog. Aalfarmen)<br />

bis zu e<strong>in</strong>er Körpermasse von 3 – 12 g aufzuziehen<br />

und sie dann als Besatzmaterial zu verkaufen. Bei<br />

den umgangssprachlich als Farmaale bezeichneten<br />

vorgestreckten Aalen handelt es sich also um größere<br />

Fische, was mit e<strong>in</strong>em höheren Transport aufwand und<br />

e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>geren Stückzahl je kg beim Besatz verbunden<br />

ist (Abb. 2). Andererseits stehen Farmaale fast das<br />

ganze Jahr als Besatzmaterial zur Verfügung. Der Aalbesatz<br />

ist so besser planbar und es kann e<strong>in</strong> optimaler<br />

Besatzzeitpunkt gewählt werden, wenn die Gewässer<br />

eisfrei und die Naturnahrung ausreichend entwickelt<br />

ist. Aufgrund der Körpergröße der Farmaale wurde<br />

Abb. 2: Besatz mit Glasaalen (l<strong>in</strong>ks) und mit Farmaalen<br />

(rechts) <strong>in</strong> den Seen<br />

Abb. 1: An der Atlantikküste von England gefangener Glasaal<br />

Seit Anfang der 1980er Jahre ist e<strong>in</strong> starker Rückgang<br />

bei den an unseren europäischen Küsten ankommenden<br />

Glasaalen zu verzeichnen (ICES 2010). Derzeit<br />

beträgt die ankommende Glasaalmenge noch 1 – 9 %<br />

bislang davon ausgegangen, dass diese Satzfische<br />

im Vergleich zu Glasaalen schneller und mit deutlich<br />

höheren Überlebensraten die fangfähige Größe und<br />

die Geschlechtsreife erreichen. Somit könnte mehr<br />

Glasaalen e<strong>in</strong> Überleben und Abwachsen bis<br />

zum Blankaal ermöglicht werden. Überprüft wur-<br />

32<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong>


Aus der Forschung<br />

de diese Annahme bislang jedoch noch nicht (ICES<br />

2008). Das Ziel der hier vorgestellten Untersuchungen<br />

war es deshalb, das Wachstum und die Überlebensrate<br />

von Glas- und Farmaalen nach dem zeitgleichen<br />

Besatz <strong>in</strong> verschiedenen Seen zu vergleichen.<br />

Versuchsaufbau<br />

Für das Besatzexperiment wurden sieben abflusslose<br />

Seen (< 20 ha) im Land Brandenburg ausgewählt. Die<br />

Gewässerflächen der Seen (Tabelle 1) s<strong>in</strong>d aus dem<br />

Seenkataster des Landes Brandenburg entnommen<br />

worden. Während der Beprobungen der Seen im Mai<br />

wurde die Tiefe, die Sichttiefe (SECCHI-Scheibe), das<br />

Wassertemperaturprofil (Multiparametermessgerät<br />

U-10, Fa. HORIBA) sowie der Gesamtphosphorgehalt<br />

anhand e<strong>in</strong>er Wasserprobe (Mischprobe) bestimmt.<br />

Der Große See und der Schloßsee wurden seit 1993<br />

jährlich mit Farm- oder Glasaalen besetzt. Die anderen<br />

Seen s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>gegen diskont<strong>in</strong>uierlich bis e<strong>in</strong>schließlich<br />

2001 mit Glasaalen und Farmaalen besetzt worden.<br />

Die Zuordnung der Seen zu den fischereilichen Seentypen<br />

erfolgte nach Bauch (<strong>in</strong> Anwand 1973) und<br />

Müller (1963).<br />

Der Erstbesatz <strong>in</strong> den Seen wurde 2004 und<br />

2005 durchgeführt (Abb. 2). Dieser erfolgte im April<br />

mit Glasaalen aus England und zusätzlich im Mai bis<br />

Juni mit Farmaalen aus zwei deutschen Fischzuchten.<br />

Die Besatzdichte betrug <strong>in</strong> allen Seen 50 g/ha Glasaale<br />

und 500 g/ha Farmaale. Das Stückverhältnis<br />

Glasaal : Farmaal beim Besatz betrug etwa 3 – 4 : 1.<br />

Der komb<strong>in</strong>ierte Besatz wurde <strong>in</strong> allen Seen bis auf<br />

den Bohnenländer See nach zwei Jahren im gleichen<br />

Umfang wiederholt.<br />

Um beide Besatzformen (Glasaal und Farmaal)<br />

beim Wiederfang sicher unterscheiden zu können,<br />

erfolgte vor dem Besatz die Kennzeichnung der Glasaale<br />

durch Farbmarkierung der Otolithen (Gehörste<strong>in</strong>chen)<br />

mit Alizar<strong>in</strong>rot beim Erstbesatz und mit<br />

Oxytetracycl<strong>in</strong> beim zwei Jahre später folgenden<br />

Besatz (Abb. 3) nach Simon et al. (2009). Den Farmaalen<br />

wurde vor dem Besatz e<strong>in</strong> sog. CWT (kle<strong>in</strong>es<br />

Metalldrahtstück 1,1 mm lang und 0,25 mm dick,<br />

Abb. 4) <strong>in</strong> die Muskulatur <strong>in</strong>jiziert (Simon & Dörner<br />

2011). Vor der Markierung wurden die Farmaale mit<br />

Trica<strong>in</strong>-Methansulfonat (MS 222) betäubt und die<br />

Totallänge (± 1 mm) sowie die Stückmasse (± 0,1 g)<br />

erfasst. Der CWT wurde beim Erstbesatz <strong>in</strong> die Muskulatur<br />

h<strong>in</strong>ter dem Kopf und beim zwei Jahre später<br />

folgenden Besatz im Schwanzbereich <strong>in</strong>jiziert, um so<br />

später die Besatzjahrgänge ause<strong>in</strong>ander halten zu<br />

können. Vorversuche zeigten, dass die drei Markierungsmethoden<br />

ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die Lebensfähigkeit<br />

und das Wachstum der markierten Aale haben<br />

und mehr als 95 % der Markierungen über mehrere<br />

Jahre erhalten bleiben (Simon et al. 2009, Simon &<br />

Dörner 2011).<br />

An Stichproben von jeweils 20 Glasaalen bzw.<br />

30 Farmaalen pro Lieferung erfolgte als Indikator für<br />

die Kondition der Fische e<strong>in</strong>e Bestimmung des Bruttoenergiegehaltes<br />

nach Schreckenbach et al. (2001).<br />

Nach dem ersten Besatz wurde durch jährliche<br />

Probebefischungen im Frühjahr die Entwick-<br />

Tab. 1: Limnologische Kenndaten der sieben Brandenburger Versuchsseen<br />

Parameter Bohnenländer See Godnasee Görnsee Großer See Rähdensee Schloßsee Schulzensee<br />

Fläche [ha] 16,9 18,4 16,2 16,5 10,0 13,1 5,8<br />

maximale Tiefe [m] 1,8 6,5 3,1 8,5 7,0 7,5 2,0<br />

Sichttiefe (m) >1,8 1,6 1,1 2,0 2,9 1,2 >2,0<br />

Schichtung? Ne<strong>in</strong> Ja Ne<strong>in</strong> Ja Ja Ja Ne<strong>in</strong><br />

Gesamtphosphorgehalt<br />

(TP) (µg/l)<br />

Trophie (nach LAWA) eutroph1 eutroph1/<br />

eutroph2<br />

Jahr des letzten Aalbesatzes<br />

36 44 43 93 35 95 125<br />

1992<br />

Glasaal<br />

1997<br />

Farmaal<br />

eutroph1/<br />

eutroph2<br />

2001<br />

Farmaal<br />

eutroph2 eutroph1/<br />

eutroph2<br />

2004<br />

Farmaal<br />

2001<br />

Farmaal<br />

eutroph2 eutroph1/<br />

eutroph2<br />

2004<br />

Farmaal<br />

1997<br />

Farmaal<br />

Seentyp nach Bauch HS III-F-b HS lll-L-b Bl lll-F-b Z l-F-b Bl lll-L-a Bl lV-W-a HS III-W-c<br />

Seentyp nach Müller A-H-S A-Z A-H-Z A-H-Z A-H-Z M-A-H H-S<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong><br />

33


Aus der Forschung<br />

Abb. 3: Otolithen von wiedergefangenen Aalen, die als<br />

Glas aale <strong>in</strong> Alizar<strong>in</strong>rot S (Bild oben l<strong>in</strong>ks) oder<br />

Oxytetracykl<strong>in</strong> (Bild unten l<strong>in</strong>ks) gebadet wurden<br />

und von unmarkierten Aalen (jeweils Bild rechts<br />

daneben) bei UV-Licht unter dem Mikroskop<br />

betrachtet<br />

lung der e<strong>in</strong>zelnen Besatz-Kohorten <strong>in</strong> den Seen verfolgt.<br />

Der Wiederfang der Aale erfolgte dabei im Mai,<br />

mittels dreimaliger Elektrobefischung vom Boot aus,<br />

entlang des gesamten Uferstreifens der Seen (Abb.<br />

5). Zusätzlich wurden ab 2007, 16 Aalsäcke (4 mm<br />

Maschenweite im Steert) über Nacht im Flachwasser<br />

(0,5 – 3,0 m) gestellt (Abb. 5). Von allen gefangenen<br />

Aalen wurde nach deren Betäubung die Totallänge<br />

und Stückmasse erfasst sowie mittels e<strong>in</strong>es tragbaren<br />

Metalldetektors e<strong>in</strong>e eventuelle CWT-Markierung überprüft.<br />

Von den wiedergefangenen Aalen wurde e<strong>in</strong>e<br />

jährliche Stichprobe von max. 25 Tieren für weitere<br />

Untersuchungen im Labor entnommen und tiefgefroren.<br />

Alle übrigen Aale wurden wieder <strong>in</strong> die Freiheit<br />

entlassen.<br />

Die nachfolgenden Laboruntersuchungen umfassten<br />

die visuelle Geschlechtsbestimmung nach IfB-Standard<br />

und die Bestimmung des Bruttoenergiegehaltes<br />

nach Schreckenbach et al. (2001).<br />

Bei allen wiedergefangenen Aalen aus vermutetem<br />

Glasaalbesatz (ohne CWT-Markierung) wurden<br />

die Otolithen (Sagitta) entnommen, <strong>in</strong> der bei Simon<br />

et al. <strong>2013</strong> beschriebenen Weise präpariert und unter<br />

e<strong>in</strong>em Lichtmikroskop bei 125-facher Vergrößerung betrachtet.<br />

Mittels zweier UV-Filter im Mikroskop konnte<br />

festgestellt werden, ob die Aale mit Alizar<strong>in</strong>rot S oder<br />

Oxytetrazykl<strong>in</strong> markiert waren (Abb. 3). Aale, die ke<strong>in</strong>e<br />

der drei Markierungen aufwiesen, wurden als nicht<br />

besetzte Aale verworfen.<br />

Zusätzlich zum jährlichen Monitor<strong>in</strong>g des Besatzmaterials,<br />

fand im Jahr 2010 die Ermittlung der Überlebensrate<br />

der e<strong>in</strong>zelnen Besatzjahrgänge anhand<br />

e<strong>in</strong>es Markierung-Wiederfang-Versuches statt. Dazu<br />

wurden von Ende April bis Ende Juni 6 – 10 Elektrobefischungen<br />

pro See durchgeführt und jeweils der<br />

gesamte Uferbereich befischt. Bei jeder Befischung<br />

s<strong>in</strong>d alle Aale vermessen, mit e<strong>in</strong>em Farbpunkt im<br />

Flossensaum (Abb. 6) markiert (Simon & Dörner<br />

2011) und anschließend über den See verteilt wieder<br />

ausgesetzt worden. Während der letzten beiden<br />

Befischungen erfolgte die Erfassung der<br />

Abb. 4: Größenvergleich von Decimal Coded Wire Tag (CWT)<br />

und Farmaal<br />

Abb. 5: Elektrobefischung vom Boot aus (oben) und Reusenbefischung<br />

(unten)<br />

34<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong>


Aus der Forschung<br />

Abb. 6: Aal aus dem Besatzexperiment mit orangener Farbmarkierung<br />

(Visible Elastomer Tag) im Flossensaum<br />

h<strong>in</strong>ter dem After für das Markierungs-Wiederfang-<br />

Experiment<br />

Anzahl markierter und unmarkierter Aale im Fang.<br />

Aus deren Verhältnis konnte die noch vorhandene<br />

Bestandsgröße der e<strong>in</strong>zelnen Besatzjahrgänge im<br />

Gewässer geschätzt werden. Die Abtrennung der<br />

Jahrgangsklassen erfolgte mit Hilfe e<strong>in</strong>er im Labor<br />

untersuchten Stichprobe von maximal 50 Aalen pro<br />

See und Besatz-Kohorte. Die Bestandsschätzung wurde<br />

nach dem von Bailey (1951, 1952) korrigierten<br />

L<strong>in</strong>coln-Petersen-Schätzverfahren und nach Schnabel<br />

(1938) durchgeführt.<br />

Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Statistik<br />

programm SPSS 9.0. Unterschiede <strong>in</strong> den Merkmalsausprägungen<br />

(z. B. Körperlänge) beider Besatzformen<br />

wurden mittels Mann-Whitney-Test (U-Test)<br />

unter Zugrundelegung e<strong>in</strong>es Signifikanzniveaus von<br />

0,05 geprüft.<br />

Im strengen W<strong>in</strong>ter von 2009 zu 2010 kam es<br />

durch Ausstickung unter Eis beim Fischbestand im<br />

Schulzensee zum Totalverlust und im Bohnenländer<br />

See zu Teilverlusten. Deshalb konnten im Schulzensee<br />

im Jahr 2010 ke<strong>in</strong>e Aale für die Laboruntersuchungen<br />

entnommen werden. Infolge fehlender bzw. zu<br />

ger<strong>in</strong>ger Wiederfänge waren <strong>in</strong> beiden Seen ke<strong>in</strong>e<br />

Bestandsschätzung und damit ke<strong>in</strong>e Aussage zu den<br />

Überlebensraten der besetzten Aale möglich.<br />

Ergebnisse<br />

Die Wiederfangraten der besetzten Aale variierten <strong>in</strong><br />

den Jahren nach dem Besatz stark. Sie betrugen bei<br />

den als Glasaale besetzten Aalen (im Folgenden nur<br />

noch Glasaale genannt) zwischen 0 und über 100<br />

Aalen je See, Besatz-Kohorte und Jahr und bei den<br />

als Farmaale besetzen Aalen (im Folgenden nur noch<br />

Farmaale genannt) zwischen 0 und 60 Aalen je See,<br />

Besatz-Kohorte und Jahr.<br />

Das niedrigste Wachstum wiesen die besetzten<br />

Aale im Rähdensee und das schnellste Wachstum im<br />

Schulzensee auf. Die mittlere Körperlänge der Glasaale<br />

nahm <strong>in</strong> allen Seen über den Versuchszeitraum<br />

kont<strong>in</strong>uierlich zu (Abb. 7) und betrug nach fünf Jahren<br />

beim Erstbesatz 18,6 – 29,4 cm. Bei den Farmaalen<br />

vom Erstbesatz stieg die mittlere Körperlänge <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />

Seen wie z. B. im Schulzensee und Godnasee<br />

über den Versuchszeitraum ebenfalls an. In anderen<br />

Seen wie z. B. dem Rähdensee (Abb. 7) und Schloßsee<br />

war h<strong>in</strong>gegen ke<strong>in</strong> oder nur e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger jährlicher<br />

Zuwachs <strong>in</strong> der Körperlänge zu beobachten. Die<br />

mittlere Körpermasse der Farmaale nahm im Rähdensee,<br />

Großen See und Schloßsee im ersten Jahr sogar<br />

ab. Fünf Jahre nach dem Besatz betrug die mittlere<br />

Körperlänge der Farmaale 17,9 – 34,3 cm. Zum Besatzzeitpunkt<br />

unterschieden sich <strong>in</strong> allen Seen beide<br />

Besatzformen (Glas- und Farmaale) <strong>in</strong> der mittleren<br />

Körperlänge und Stückmasse signifikant vone<strong>in</strong>ander<br />

(U-Test, P < 0,001). Fünf Jahre nach dem Erstbesatz<br />

konnten <strong>in</strong> den fünf verbliebenen Seen ke<strong>in</strong>e signifikanten<br />

Unterschiede mehr <strong>in</strong> der mittleren Körperlänge<br />

und Stückmasse zwischen den beiden Besatzformen<br />

festgestellt werden (U-Test, P > 0,05). Bei den zwei<br />

Jahre später besetzten Glas- und Farmaalen ist die<br />

gleiche Entwicklung bei der Körperlänge zu erkennen<br />

(Abb. 7). 2007 waren die besetzten Farmaale lediglich<br />

etwas größer gewesen als 2005.<br />

Der mittlere Bruttoenergiegehalt der Glasaale<br />

stieg <strong>in</strong> allen Seen <strong>in</strong> den ersten Jahren nach dem<br />

Besatz kont<strong>in</strong>uierlich an und erreichte beim Erstbesatz<br />

nach fünf bis sechs Jahren Werte zwischen 5,6 bis<br />

6,4 MJ / kg (Abb. 8). Der mittlere Bruttoenergiegehalt<br />

der Farmaale betrug beim Erstbesatz zum Besatzzeitpunkt<br />

7,0 bis 9,2 MJ / kg. Er g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> den ersten zwei<br />

Jahren nach dem Besatz <strong>in</strong> sechs Seen auf Werte<br />

von 4,9 bis 5,5 MJ / kg und damit auf das Niveau<br />

der Glasaale zurück. Ab dem dritten Jahr nach dem<br />

Besatz stieg der mittlere Bruttoenergiegehalt der Farmaale<br />

<strong>in</strong> den Seen mit Werten von 5,1 bis 6,6 MJ / kg<br />

wieder leicht an, blieb aber auf dem Niveau der Glasaale<br />

(Abb. 8).<br />

Der Anteil besetzter Aale, der drei bis sechs Jahre<br />

nach dem Besatz noch am Leben war, schwankte nicht<br />

nur zwischen den Gewässern, sondern auch zwischen<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong><br />

35


Aus der Forschung<br />

30<br />

25<br />

20<br />

Rähdensee<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

Körperlänge (cm)<br />

Körperlänge (cm)<br />

15<br />

10<br />

Farmaale 2005<br />

Glasaale 2005<br />

5<br />

Farmaale 2007<br />

Glasaale 2007<br />

0<br />

0 1 2 3 4 5 6<br />

Jahre nach dem Besatz<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

Schulzensee<br />

Farmaale 2004<br />

Glasaale 2005<br />

0<br />

0 1 2 3 4 5<br />

Jahre nach dem Besatz<br />

Bruttoenergie (MJ/kg)<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Glasaale<br />

Farmaale<br />

0<br />

0 1 2 3 4 5 6<br />

Jahre nach dem Besatz<br />

Abb. 8: Entwicklung der durchschnittlichen Bruttoenergiegehalte<br />

der 2004 und 2005 <strong>in</strong> den Versuchsseen besetzten<br />

Aale <strong>in</strong> den folgenden Jahren nach dem Besatz<br />

Bruttoenergie (MJ/kg)<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

Glasaale Godnasee<br />

Glasaale Görnsee<br />

Glasaale Großer See<br />

Glasaale Rähdensee<br />

Glasaale Schloßsee<br />

Farmaale Godansee<br />

Farmaale Großer See<br />

Farmaale Rähdensee<br />

0<br />

3 3 4 4 5 5 6 6 7<br />

Jahre nach dem Besatz<br />

30<br />

25<br />

20<br />

Großer See<br />

Abb. 9: Beim Markierungs-Wiederfang-Experiment im<br />

Jahr 2010 ermittelte Gesamtüberlebensraten der<br />

besetzten Glas- und Farmaale<br />

Körperlänge (cm)<br />

15<br />

10<br />

Farmaale 2005<br />

Glasaale 2005<br />

5<br />

Farmaale 2007<br />

Glasaale 2007<br />

0<br />

0 1 2 3 4 5 6<br />

Jahre nach dem Besatz<br />

Abb. 7: Mittlere Körperlängen (± Standard abweichung)<br />

der besetzten Aale im Rähdensee, Großen See und<br />

Schulzensee <strong>in</strong> den ersten Jahren nach dem Besatz.<br />

H<strong>in</strong>weise: Die Skalierung der Y-Achsen ist bei den<br />

Abbildungen unterschiedlich. Im Schulzensee kam<br />

es im W<strong>in</strong>ter 2009/2010 zur Totalausstickung des<br />

Fischbestandes unter Eis. Deshalb s<strong>in</strong>d nur vom<br />

Erstbesatz Daten von den ersten 4 Jahren nach dem<br />

Besatz verfügbar.<br />

den Jahrgängen <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Gewässers. Dieser<br />

lag bei den Glasaalen zwischen 5 – 45 % und bei den<br />

Farmaalen zwischen 8 – 17 % (Abb. 9).<br />

Diskussion<br />

Die Aussagekraft von Markierungs-Wiederfang-Versuchen<br />

hängt entscheidend von der Anzahl markierter<br />

und letztendlich wiedergefangener Fische ab (Robson<br />

& Regier 1964, Heimbuch et al. 1990). Bei den<br />

als Glasaale besetzten Aalen stieg mit zunehmender<br />

Körperlänge die Anzahl der wiedergefangenen Tiere<br />

<strong>in</strong> den Jahren nach dem Besatz an (Simon <strong>2013</strong>). Die<br />

dadurch von dieser Besatzform gewonnene Stichprobengröße<br />

für weitere Untersuchungen im Labor war<br />

ab dem dritten Jahr nach dem Besatz mit ≥ 10<br />

Aale pro See und Jahr ausreichend. Bei den als<br />

36<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong>


Aus der Forschung<br />

Farmaale besetzten Aalen dagegen blieb die Anzahl<br />

wiedergefangener Tiere <strong>in</strong> den Jahren nach dem Besatz<br />

im Durchschnitt annähernd konstant. Die dadurch<br />

von dieser Besatzform <strong>in</strong> den Jahren nach dem Besatz<br />

gewonnenen Stichprobengrößen für weitere Untersuchungen<br />

lagen oft unter 10 Aalen pro See und Jahr.<br />

Ger<strong>in</strong>ge Wiederfangraten und e<strong>in</strong>e damit verbundene<br />

ger<strong>in</strong>ge Stichprobengröße reduzieren die Genauigkeit<br />

der Untersuchungen und die Aussagekraft der gefundenen<br />

Ergebnisse (Heimbuch et al. 1990). Niedrige<br />

Wiederfangraten von markierten Fischen s<strong>in</strong>d jedoch<br />

e<strong>in</strong> generelles Problem bei Markierungs-Wiederfang-<br />

Versuchen im Feld. Der Wiederfang kle<strong>in</strong>er Glas- und<br />

Farmaale mittels Elektrofischerei und Reusen ist aufgrund<br />

ihrer noch ger<strong>in</strong>gen Körpergröße schwierig.<br />

Bei der Elektrofischerei steigt die Fangrate (und damit<br />

auch die Wiederfangrate) von Aalen mit zunehmender<br />

Körperlänge der Aale an (Naismith & Knights<br />

1990, Lambert et al. 1994), was auch <strong>in</strong> unserem<br />

Feldversuch bei den Glasaalen zu beobachten war.<br />

Bei den Farmaalen stieg dagegen die Wiederfangrate<br />

<strong>in</strong> den Jahren nach dem Besatz nicht an, was an der<br />

ger<strong>in</strong>gen Zunahme <strong>in</strong> der Körperlänge liegen könnte.<br />

Die durchschnittliche Körperlänge der besetzten<br />

Glasaale stieg <strong>in</strong> allen Seen über den gesamten Untersuchungszeitraum<br />

kont<strong>in</strong>uierlich an (Abb. 7). Zudem<br />

zeigten die Glasaale <strong>in</strong> allen Seen e<strong>in</strong> höheres<br />

jährliches Wachstum als die besetzten Farmaale. Bei<br />

den Farmaalen nahm <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Seen die Körperlänge<br />

ebenfalls kont<strong>in</strong>uierlich zu, <strong>in</strong> den meisten Seen jedoch<br />

diskont<strong>in</strong>uierlich mit ke<strong>in</strong>em oder nur sehr ger<strong>in</strong>gem<br />

durchschnittlichen Zuwachs <strong>in</strong> den ersten beiden Jahren<br />

nach dem Besatz. Letzteres wurde auch von Pedersen<br />

(2009) <strong>in</strong> zwei dänischen Flüssen beobachtet.<br />

Pedersen (2000) beobachtete bei e<strong>in</strong>em Besatzversuch<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em dänischen See e<strong>in</strong>e höhere Wachstumsrate<br />

von besetzten Wildaalen im Vergleich zu besetzten<br />

Farmaalen. Dagegen konnten Bisgaard & Pedersen<br />

(1991) bei e<strong>in</strong>er Besatzstudie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em dänischen Fluss<br />

ke<strong>in</strong>e Unterschiede im Wachstum zwischen besetzten<br />

Wildaalen aus dem Fluss und Farmaalen feststellen.<br />

Die Wachstumsraten variierten sowohl zwischen<br />

den Aalen e<strong>in</strong>es Sees als auch zwischen den Aalbeständen<br />

der Seen. Dies stimmt gut mit anderen Studien<br />

übere<strong>in</strong>, die e<strong>in</strong>e große Variabilität beim Wachstum<br />

sowohl <strong>in</strong>nerhalb von Aalbeständen als auch zwischen<br />

diesen fanden (z. B. Moriarty 1987; Vøllestad<br />

1992). Trotz dieser <strong>in</strong>dividuellen Unterschiede hatten<br />

beim Erstbesatz <strong>in</strong> allen sieben Seen die Glasaale den<br />

Wachstumsvorsprung der Farmaale <strong>in</strong>nerhalb von drei<br />

bis fünf Jahren nach dem Besatz aufgeholt.<br />

Neben Wachstumsuntersuchungen gibt die Ermitt<br />

lung der Bruttoenergie E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die Kondition<br />

und damit den Ernährungszustand von Fischen<br />

(Schrecken bach et al. 2001). Ke<strong>in</strong>er der wiedergefangenen<br />

Glasaale wies Bruttoenergiewerte von<br />

< 4 MJ / kg auf, die nach Schreckenbach et al. (2001)<br />

auf e<strong>in</strong>e schlechte Kondition bzw. e<strong>in</strong> Energiedefizit<br />

h<strong>in</strong>weisen. Bei den wiedergefangenen Farmaalen wiesen<br />

dagegen e<strong>in</strong>ige wenige Tiere Bruttoenergiewerte<br />

nahe oder leicht unter diesem kritischen Wert auf. Der<br />

mittlere Bruttoenergiegehalt der Glasaale stieg über<br />

die Jahre leicht aber kont<strong>in</strong>uierlich an (Abb. 8). Dagegen<br />

nahm er bei den Farmaalen <strong>in</strong> sechs von den<br />

sieben Seen <strong>in</strong> den ersten beiden Jahren nach dem<br />

Besatz ab. Dies ist möglicherweise auf e<strong>in</strong>en Rückgang<br />

der Fettreserven der Aale, <strong>in</strong>folge von ger<strong>in</strong>ger<br />

oder fehlender Nahrungsaufnahme zurückzuführen.<br />

Dies spiegelt sich auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Rückgang beim E<strong>in</strong>geweidefett<br />

nach dem Besatz wieder, das die wichtigste<br />

Energiequelle der Aale darstellt (Dave et al. 1975).<br />

Die Farmaale wiesen zum Besatzzeitpunkt meist mäßige<br />

E<strong>in</strong>geweidefettmengen auf, von denen drei Jahre<br />

später meist nur noch e<strong>in</strong> dünnes Band vorhanden<br />

war. Im Vergleich war bei den Glasaalen zum Besatzzeitpunkt<br />

ke<strong>in</strong> E<strong>in</strong>geweidefett erkennbar. Drei Jahre<br />

später hatten die meisten Glasaale ger<strong>in</strong>ge Mengen<br />

E<strong>in</strong>geweidefett ausgebildet.<br />

Ganz allgeme<strong>in</strong> wachsen kle<strong>in</strong>ere Fische schneller<br />

als größere der gleichen Art. Dies alle<strong>in</strong> kann aber<br />

die zwischen den beiden Besatzformen beobachteten<br />

Unterschiede im Wachstum und <strong>in</strong> der Kondition nicht<br />

erklären. Weitere mögliche Ursachen s<strong>in</strong>d:<br />

1. Geschlechterverhältnis: Beim überwiegenden Teil<br />

der 2010 wiedergefangenen Aale war aufgrund<br />

ihrer noch zu ger<strong>in</strong>gen Körpergröße das Geschlecht<br />

noch nicht ausgebildet. Deshalb konnte <strong>in</strong><br />

den meisten Seen die Frage des sich ausbildenden<br />

Geschlechterverhältnisses noch nicht abschließend<br />

beantwortet werden.<br />

2. Größensortierung der Farmaale <strong>in</strong> der Fischzucht<br />

vor dem Besatz: Das primäre ökonomische Interesse<br />

e<strong>in</strong>er Aalfarm liegt <strong>in</strong> der Aufzucht von schnell<br />

wachsenden Aalen zu Speiseaalen. Während der<br />

Aufzucht <strong>in</strong> der Aalfarm wachsen die Aale<br />

stark ause<strong>in</strong>ander. Deshalb ist alle vier bis<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong><br />

37


Aus der Forschung<br />

fünf Wochen e<strong>in</strong> Sortieren der Aale unumgänglich,<br />

um verstärkten Kannibalismus zu vermeiden<br />

(Scheerboom 2004). Bei jedem Glasaalbesatz <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e Aalfarm s<strong>in</strong>d ca. 20 – 30 % langsamwüchsige<br />

Aale vertreten. E<strong>in</strong> Verkauf dieser Aale für Besatzprogramme<br />

stellt damit e<strong>in</strong>e zusätzliche E<strong>in</strong>nahmequelle<br />

für solche Aalfarmen dar.<br />

3. Längere Adaptionszeit der Farmaale an Naturnahrung<br />

nach dem Besatz: Aus e<strong>in</strong>er Fischzucht<br />

kommende Aale benötigen möglicherweise e<strong>in</strong>e<br />

längere Adaptionszeit, wenn sie nach dem Aussetzen<br />

<strong>in</strong> die Natur gezwungen s<strong>in</strong>d sich auf Naturnahrung<br />

umzustellen. Die Tiere kommen als Glasaale<br />

<strong>in</strong> die Aalfarm und werden nach der Anfütterungsphase<br />

nur noch mit Trockenfutter gefüttert.<br />

D. h., sie bekommen zu geregelten Zeiten ihr Futter<br />

vorgesetzt, s<strong>in</strong>d nicht zu aktiver Nahrungssuche<br />

gezwungen und kommen <strong>in</strong> dieser Zeit nicht mit<br />

natürlicher Lebendnahrung <strong>in</strong> Kontakt.<br />

Prägungen von <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Fischzucht aufgezogenen Fischen<br />

auf die dortigen speziellen Bed<strong>in</strong>gungen und<br />

daraus resultierende schlechte Überlebensraten <strong>in</strong><br />

der Natur s<strong>in</strong>d seit über e<strong>in</strong>em Jahrhundert bekannt<br />

(Brown & Day 2002). Nach dem Aussetzen haben<br />

zwischenzeitlich <strong>in</strong> Aquakulturanlagen aufgezogene<br />

Fische im Vergleich zu Wildfischen oft e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>geschränktes<br />

Beutespektrum, nehmen weniger Nahrungsorganismen<br />

auf, attackieren ihre natürliche Nahrung<br />

langsamer, konsumieren sie weniger effizient und benötigen<br />

mehr Zeit für den Wechsel zwischen verschiedenen<br />

oder zu neuen Nahrungskomponenten (Sosiak<br />

et al. 1979, Ersbak & Haase 1983, Bachman 1984,<br />

Johnsen & Ugedal 1986, Olla et al. 1998, Sundström<br />

& Johnsson 2001). Nicht allen Zuchtfischen<br />

gel<strong>in</strong>gt der Wechsel von Trockenfutter zur Lebendnahrung<br />

(Paszkowski & Olla 1985, Maynard et al. 1996).<br />

Infolgedessen kann es im Vergleich zu Wildfischen bei<br />

Besatzfischen aus Aquakulturanlagen zu Gewichtsverlust<br />

(Baer 2009), Abnahme <strong>in</strong> der Kondition und<br />

Wachstum (Ersbak & Haase 1983, Deverill et al.<br />

1999, Bohl<strong>in</strong> et al. 2002, Sundström et al. 2004)<br />

und niedrigen Überlebensraten kurz nach dem Besatz<br />

(Übersicht bei Olla et al. 1998) kommen. Fische aus<br />

Aquakulturanlagen zeigen außerdem oftmals unterentwickelte<br />

Fähigkeiten zum Schutz vor Räubern (Olla<br />

et al. 1998, Youngson & Verspoor 1998, E<strong>in</strong>um &<br />

Flem<strong>in</strong>g 2001). Zudem kann auch das Handl<strong>in</strong>g mit<br />

den Fischen, der Transport und der mit dem Besatz<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e unbekannte Umgebung zusammenhängende<br />

Stress die erfolgreiche Nahrungsaufnahme nach dem<br />

Besatz negativ bee<strong>in</strong>flussen (Miller 1954, Paszkowski<br />

& Olla 1985).<br />

Bei den durchgeführten Befischungen <strong>in</strong> den Jahren<br />

nach dem Besatz wurde die beschriebene Adaptationsphase<br />

deutlich sichtbar. Während die Glasaale<br />

beim Wiederfang meist gut genährt aussahen, wurden<br />

bei den Farmaalen häufig schlanke bis abgemagerte<br />

Exemplare gefangen. In den Seen, <strong>in</strong> denen die besetzten<br />

Aale e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ges Wachstum aufwiesen, waren<br />

die Farmaale teilweise noch bis zu zwei Jahre nach<br />

Abb. 10: Glasaal (oben) und Farmaal (unten) zwei Jahre<br />

nach Besatz.<br />

dem Besatz schon re<strong>in</strong> äußerlich anhand ihrer noch<br />

immer grauen Färbung aus der Fischzucht zu erkennen,<br />

bevor die Bestätigung durch den Metalldetektor<br />

erfolgte (Abb. 10). Die benötigte Adaptionszeit der<br />

Farmaale kann demnach von mehreren Monaten bis<br />

zu zwei Jahre betragen.<br />

Der Anteil überlebender Aale, die nach drei bis<br />

sechs Jahren noch am Leben waren, war bei beiden<br />

Besatzformen (Glas- und Farmaale) annähernd vergleichbar.<br />

Ähnliche Überlebensraten nach drei bis<br />

sechs Jahren berechneten De Leo & Gatto (1995).<br />

Deutlich höhere Überlebensraten fand dagegen<br />

Pedersen (2000) sieben bzw. acht Jahre nach dem<br />

Besatz mit Wildaalen (19 g) und Farmaalen (40 g) <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em dänischen See mit 55 – 75 % (Wildaale) und<br />

42 – 57 % (Farmaale).<br />

Die hier vorgestellten Ergebnisse können aus folgenden<br />

Gründen nicht une<strong>in</strong>geschränkt verallgeme<strong>in</strong>ert<br />

werden:<br />

1. Qualität des Besatzmaterials: Die Seen wurden mit<br />

Glasaalen aus England <strong>in</strong> sehr guter Qualität besetzt.<br />

Die Glasaale werden dort sehr schonend<br />

mit Handnetzen gefangen. Bei e<strong>in</strong>em<br />

38<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong>


Aus der Forschung<br />

Besatz mit Glasaalen aus Frankreich wären die Ergebnisse<br />

evtl. anders ausgefallen. Aus Frankreich ist<br />

bekannt, dass die Glasaale teilweise mit Schleppnetzen<br />

gefangen werden, wobei es zu erheblichen<br />

Verlusten durch Verletzungen beim Fang und Transport<br />

kommen kann (Briand et al. 2012).<br />

2. Besatzzeitpunkt: Die Glasaale wurden im April geliefert<br />

und besetzt. Der Glasaalfang an den Küsten<br />

von England und Frankreich erfolgt von Dezember<br />

bis April. Damit ist der April bezogen auf die Wassertemperatur<br />

und Entwicklung der Naturnahrung<br />

<strong>in</strong> unseren Gewässern der günstigste Lieferterm<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>nerhalb des Fangzeitraums der Glasaale gewesen.<br />

Im Falle e<strong>in</strong>es Glasaalbesatzes im W<strong>in</strong>ter, bei<br />

niedrigeren Wassertemperaturen und evtl. Eisbedeckung<br />

auf den Seen, ist mit abweichenden Untersuchungsergebnissen<br />

zu rechnen.<br />

3. Gewässertyp: Die Aale wurden <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>e abgeschlossene<br />

Flachseen besetzt. Wie die Schwankungen<br />

im Wachstum und <strong>in</strong> den ermittelten Überlebensraten<br />

zwischen den Seen zeigen, können <strong>in</strong><br />

anderen Gewässern, wie z. B. durchflossenen Seen<br />

oder Flüssen, durchaus abweichende Ergebnisse<br />

erzielt werden.<br />

4. Fischgröße: Die besetzten Aale <strong>in</strong> den Versuchsseen<br />

hatten noch nicht die Speisefischgröße erreicht.<br />

Wie sich bis zur Speisefischgröße Wachstum und<br />

Überlebensrate weiter entwickeln kann nur vermutet<br />

werden.<br />

Fazit<br />

Aus den Ergebnissen kann für die Versuchsseen geschlussfolgert<br />

werden, dass das Ertragspotenzial e<strong>in</strong>es<br />

Glasaales dem e<strong>in</strong>es vorgestreckten Aales entspricht.<br />

Das für die Seen gekaufte Besatzmaterial kostete <strong>in</strong><br />

den Jahren 2004 – 2007 im Durchschnitt 675 € pro<br />

kg Glasaal und 47 € pro kg Farmaal netto. Die <strong>in</strong> dem<br />

genannten Zeitraum gelieferten Glasaale waren im<br />

Durchschnitt 0,27 g und die Farmaale 6,6 g schwer.<br />

Auf die Stückzahl pro kg umgerechnet kostete demnach<br />

e<strong>in</strong> Glasaal 0,18 € und e<strong>in</strong> Farmaal 0,31 €.<br />

Der Glasaalbesatz war demnach die preisgünstigere<br />

Alternative.<br />

Dennoch können Glasaale pauschal nicht als Besatzmaterial<br />

empfohlen werden, durch die teilweise<br />

ungünstigen Lieferzeiten im W<strong>in</strong>ter. Beim Besatz von<br />

Glasaalen <strong>in</strong> unsere Gewässer, wenn diese noch mit<br />

Eis bedeckt s<strong>in</strong>d und die Naturnahrung noch nicht<br />

ausreichend entwickelt ist, ist die Überlebensrate der<br />

Aale mit großer Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit ger<strong>in</strong>ger als beim<br />

vorliegenden Feldversuch. Außerdem waren die Glasaalfänge<br />

<strong>in</strong> den vergangenen Jahren, mit Ausnahme<br />

der letzten Fangsaison, sehr ger<strong>in</strong>g (ICES 2010, 2012;<br />

Koops <strong>2013</strong>). Somit ist die Verfügbarkeit von Glasaalen<br />

als Besatzmaterial gegenwärtig unsicher. Im<br />

Jahr 2008 exportierte beispielsweise England ke<strong>in</strong>e<br />

Glasaale. Planungssicherheit ist also nicht gegeben.<br />

Wenn Glasaale für Besatzzwecke nur im zeitigen<br />

Frühjahr zur Verfügung stehen und bei größeren Besatzprogrammen<br />

kann deshalb der Besatz mit den<br />

etwas teureren Farmaalen die bessere Alternative se<strong>in</strong>.<br />

Diese geben e<strong>in</strong>e gewisse Planungssicherheit und e<strong>in</strong><br />

günstiger Besatzzeitpunkt kann gewählt werden. Die<br />

erhaltenen Ergebnisse deuten aber zusammen mit den<br />

Ergebnissen aus anderen Untersuchungen <strong>in</strong> der Literatur<br />

darauf h<strong>in</strong>, dass besetzte Farmaale offensichtlich<br />

ke<strong>in</strong>en grundsätzlichen Vorteil beim Wachstum und<br />

der Überlebensrate gegenüber Glasaalen haben,<br />

wenn die Glasaale zu e<strong>in</strong>em günstigen Zeitpunkt im<br />

Frühjahr besetzt werden.<br />

Danksagung<br />

Me<strong>in</strong> Dank gilt Prof. R. Knösche, Prof. K. Schreckenbach,<br />

E. Fladung, P. Wolf, R. Frenzel, F. Weichler, M.<br />

Krause, M. Hennicke, E. Dittmann und J. Pufelski für die<br />

Unterstützung bei der Durchführung der Untersuchungen.<br />

Weiterh<strong>in</strong> möchte ich mich bei den <strong>Fischerei</strong>ausübungsberechtigten<br />

H. Böhm, F. Gürtler, W. Richter, T.<br />

Völkel, R. Menzel (<strong>Fischerei</strong>schutzgenossenschaft „Havel“)<br />

und dem Av Groß Muckrow für die Bereitstellung<br />

der Versuchsgewässer und für die gute Zusammenarbeit<br />

bedanken. Das Projekt wurde von 2004 bis 2008<br />

unter Beteiligung des Landesamtes für Verbraucherschutz,<br />

Landwirtschaft und Flurneuordnung des Landes<br />

Brandenburg aus dem EU-Förderprogramm FIAF und<br />

von 2009 bis 2011 von der Bundesanstalt für Landwirtschaft<br />

und Ernährung (FKZ 2807HS036) f<strong>in</strong>anziert.<br />

Die Deutsche Gesetzgebung zur Behandlung und<br />

Verwendung von Versuchstieren wurde e<strong>in</strong>gehalten<br />

und die ethische Genehmigung für die Versuche durch<br />

das M<strong>in</strong>isterium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und<br />

Verbraucherschutz des Landes Brandenburg erteilt.<br />

E<strong>in</strong> Literaturverzeichnis ist beim Autor erhältlich.<br />

Kontakt: janek.simon@ifb-potsdam.de<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong><br />

39


Aus der Forschung<br />

Zum E<strong>in</strong>fluss des Kormorans auf Fischbestände <strong>in</strong> den<br />

Küstengewässer Mecklenburg-Vorpommerns<br />

Dr. Helmut M. W<strong>in</strong>kler – Universität Rostock, Institut für Biowissenschaften – Allgeme<strong>in</strong>e & Spezielle Zoologie<br />

Noch bis <strong>in</strong> die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts<br />

wurde der Kormoran als sogenannter<br />

<strong>Fischerei</strong>schädl<strong>in</strong>g überall gnadenlos verfolgt. Mit se<strong>in</strong>er<br />

Unterschutzstellung <strong>in</strong> West- und Mitteleuropa im<br />

Jahre 1979 setzte die bekannte Bestandsexplosion im<br />

gesamteuropäischen Raum e<strong>in</strong>, die bis heute die e<strong>in</strong>en<br />

erfreut, die anderen beunruhigt. Diese Entwicklung ist<br />

besonders <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern (<strong>MV</strong>) unmittelbar<br />

zu verfolgen, da hier aufgrund besonders günstiger<br />

Umstände <strong>in</strong> der Naturraumausstattung (reichlich<br />

Nahrung, störungsfreie Brutplätze) der größte Teil (um<br />

die 50 %) des gesamtdeutschen Kormoranbestandes<br />

konzentriert war und ist. Von 1982 bis 2008 stieg der<br />

Brutbestand von knapp über 1 000 auf etwas über<br />

14 000 Brutpaare (BP). Kalte W<strong>in</strong>ter bewirkten ab<br />

2009 zunächst drei Jahre <strong>in</strong> Folge e<strong>in</strong>en Rückgang<br />

und 2012 stieg der Bestand erneut bis auf 11499 BP.<br />

Der Brutbestand <strong>in</strong> <strong>MV</strong> ballt sich <strong>in</strong> wenigen, dafür<br />

aber sehr großen Brutkolonien an der Vorpommerschen<br />

Boddenküste. In den Kolonien Niederhof (Strelasund),<br />

Peenemünde und Anklamer Stadtbruch s<strong>in</strong>d<br />

80 – 90 % der Brutpaare aller Küstenkolonien vere<strong>in</strong>t.<br />

Auf der Insel Heuwiese und am Nonnensee auf Rügen<br />

f<strong>in</strong>det sich der Rest. Vergleichsweise bescheiden nimmt<br />

sich der Brutbestand im B<strong>in</strong>nenbereich unseres Bundeslandes<br />

aus, der relativ beständig bei 15 % des Gesamtbestandes<br />

liegt. Die größten Kolonien f<strong>in</strong>den sich am<br />

Krakower- (778 BP), Röggel<strong>in</strong>er- (640 BP) und Schwer<strong>in</strong>er<br />

See (157 BP, Stand 2012, Werte LUNG <strong>MV</strong>). Je<br />

nach Witterungsbed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d die Kolonien von<br />

März bis Oktober besetzt. Nicht erfasst <strong>in</strong> diesen Zahlenwerten<br />

s<strong>in</strong>d Nichtbrüter <strong>in</strong>nerhalb und außerhalb<br />

der Kolonien an verschiedenen Küstenstandorten (z. B.<br />

Breitl<strong>in</strong>g Rostock, Westrügen u. a.) sowie die Durchzügler<br />

aus Skand<strong>in</strong>avien, Polen und dem Baltikum.<br />

Der skizzierte Bestandsanstieg hat den bekannten<br />

Konflikt <strong>in</strong> den Positionen zwischen den Anhängern<br />

des Naturschutzes und der <strong>Fischerei</strong> zum Dauerthema<br />

werden lassen. Nach e<strong>in</strong>em massiven Nestl<strong>in</strong>gsabschuss<br />

<strong>in</strong> der Kolonie Anklamer Stadtbruch <strong>in</strong> 2005<br />

stand <strong>MV</strong> deswegen bundesweit <strong>in</strong> der Kritik. In der<br />

Folge heftiger Debatten im Kormoranausschuss beim<br />

Umweltm<strong>in</strong>isterium <strong>MV</strong> wurde 2008 zur Versachlichung<br />

der Angelegenheit e<strong>in</strong>e Studie <strong>in</strong> Auftrag gegeben,<br />

die sich mit der Populationsdynamik, möglichen<br />

Managementmaßnahmen und der langfristigen Bestandssicherung<br />

des geschützten Kormorans beschäftigte.<br />

Die Ergebnisse dieser Studie wurden <strong>in</strong> <strong>Fischerei</strong><br />

& <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> (1/2010: S. 11 – 20) vorgestellt.<br />

Da diese Analyse weitestgehend theoretischer Natur<br />

war folgte e<strong>in</strong>e aus dem <strong>Fischerei</strong>abgabefond geförderte<br />

dreijährige praktische Untersuchung durch e<strong>in</strong>e<br />

Projektgruppe an der Universität Rostock (Institut für<br />

Biowissenschaften, Allgeme<strong>in</strong>e & Spezielle Zoologie).<br />

In dem Vorhaben mit dem Titel „Populationsanalyse<br />

und Erprobung von Maßnahmen zur Reduzierung des<br />

Bruterfolges beim Kormoran (Phalacrocorax carbo<br />

s<strong>in</strong>ensis) <strong>in</strong> <strong>MV</strong> sowie zu Untersuchungen über se<strong>in</strong>en<br />

E<strong>in</strong>fluss auf freilebende Fischbestände“ wurden von<br />

2010 bis 2012 entsprechende praktische und theoretische<br />

Arbeiten an zwei der drei größten Brutkolonien<br />

(Niederhof und Peenemünde) <strong>in</strong> drei Richtungen<br />

durchgeführt:<br />

• Biologische Untersuchungen <strong>in</strong> den Brutkolonien, um<br />

Grundlagendaten für das konkrete Verständnis populationsdynamischer<br />

Vorgänge zu erhalten, die zugleich<br />

für die Weiterentwicklung und Verbesserung<br />

e<strong>in</strong>es Populationsmodells e<strong>in</strong>gesetzt werden sollten.<br />

Das so über die Zeit weiterentwickelte Modell wiederum<br />

soll genutzt werden, um e<strong>in</strong>erseits langfristig<br />

den Schutz des Kormoranbestandes zu sichern, es<br />

kann aber andererseits als theoretisches Werkzeug<br />

für Managementmaßnahmen e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

• In praktischen Versuchen sollten Methoden zur Reduzierung<br />

des Bruterfolges getestet und optimiert<br />

werden, um bei Bedarf wirksam e<strong>in</strong>greifen zu können.<br />

Dazu gehörten auch wissenschaftliche Grundlagenuntersuchungen<br />

zur Temperaturtoleranz von<br />

Kormoranembryonen im Ei.<br />

• Dritter Untersuchungsschwerpunkt waren fundierte<br />

Nahrungsanalysen <strong>in</strong> beiden Kolonien, als Voraus<br />

setzung für e<strong>in</strong>e sachkundige Bewertung des<br />

E<strong>in</strong>flusses des Kormorans auf ausgewählte<br />

Fischbestände der Region.<br />

40<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong>


Aus der Forschung<br />

E<strong>in</strong>ige Ergebnisse der Untersuchungen zur Brutbiologie,<br />

zur Erprobung von Maßnahmen zur Reduzierung<br />

des Bruterfolges am Kormoran im Feld- und<br />

Laborversuch wurde <strong>in</strong> <strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong><br />

(5/2010: S. 32 – 34 und 1/2012: S. 41 – 45) schon<br />

berichtet. Hier sollen nun e<strong>in</strong>ige ausgewählte Befunde<br />

zur Nahrungsanalyse und Bewertung des möglichen<br />

E<strong>in</strong>flusses des Kormorans auf Fischbestände der vorpommerschen<br />

Küstengewässer vorgestellt werden.<br />

Die <strong>in</strong> 2010 gestarteten systematischen Nahrungsanalysen<br />

<strong>in</strong> den zwei großen repräsentativen<br />

Kolonien (Niederhof und Peenemünde), sollten dazu<br />

beitragen, wissenschaftlich fundiert Antwort auf die<br />

Frage zu geben, ob der Kormoranfraßdruck die Populationsdynamik<br />

e<strong>in</strong>zelner Arten <strong>in</strong> derart großen<br />

Gewässerkomplexen zu bee<strong>in</strong>flussen vermag oder ob<br />

dieser im Vergleich mit anderen E<strong>in</strong>flussgrößen eher zu<br />

vernachlässigen ist.<br />

Abb. 1:<br />

Vom Kormoran ausgewürgter Zander<br />

Die Zusammensetzung der Kormorannahrung wurde<br />

über die Analyse von Speiballen und zusätzlich an<br />

„Auswürfen“, d. h. an Fischen oder Fischresten, die bei<br />

Störungen verschiedenster Art von den Kormoranen<br />

ausgewürgt werden (Abb. 1), realisiert (vgl. W<strong>in</strong>kler<br />

2010). In 2010 wurden <strong>in</strong> den Kolonien Niederhof<br />

und Peenemünde von April bis Juli (Starck 2011) und<br />

<strong>in</strong> Peenemünde nochmals im September Proben gesammelt<br />

und analysiert. Die Speiballen wurden im<br />

Labor mazeriert, saubergespült und nach Trocknung<br />

analysiert, d. h. über typische Knochenfragmente<br />

wurde die gefressenen Fischart bestimmt und per Vermessung<br />

bestimmter Knochenstrukturen über vorher<br />

erstellte Regressionen die ursprüngliche Fischlänge und<br />

Frischmasse berechnet. Im Falle der Auswürfe wurden<br />

die Fische oder Reste vor Ort identifiziert und <strong>in</strong> der<br />

Länge vermessen, teilweise musste anschließend noch<br />

über Regressionen die ursprüngliche Fischlänge und<br />

Frischmasse berechnet werden. Für das Jahr 2010<br />

konnten 5 704 Fisch<strong>in</strong>dividuen h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Artzugehörigkeit<br />

bestimmt werden, fast 90 % davon stammten<br />

aus den Speiballenanalysen.<br />

Alle<strong>in</strong> 2010 wurden <strong>in</strong>sgesamt 25 Fischarten <strong>in</strong><br />

der Nahrung der Kormorane nachgewiesen. Davon<br />

waren nur knapp 10 Arten von Bedeutung, d. h. sie<br />

stellten über 90 % der konsumierten Biomasse. In den<br />

beiden Kolonien waren die Karpfenfische e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Komponente, es handelt sich dabei hauptsächlich<br />

(> 90 %) um die Plötze (Rutilus rutilus). Barschartige<br />

waren die zweite beständige Komponente<br />

(Flussbarsch [Perca fluviatilis], Kaulbarsch [Gymnocephalus<br />

cernua], Zander [Sander lucioperca]). Beide<br />

Gruppen zusammen lieferten den<br />

Grundstock der Kormorannahrung,<br />

sie stellten 77 % bzw. 63 % nach<br />

der Biomasse <strong>in</strong> Niederhof bzw.<br />

Peenemünde. Zusammen mit dem<br />

nur im Frühjahr (April bis Mai) <strong>in</strong><br />

erheblichen Mengen gefressenen<br />

Her<strong>in</strong>g (Clupea harengus) s<strong>in</strong>d<br />

damit 88 bzw. 78 % der Nahrungsbiomasse<br />

des Kormorans erklärt.<br />

Zwei Arten von Sandaalen<br />

(Ammodytes tobianus, Hyperoplus<br />

lanceolatus) spielten vor allem<br />

nach dem Schlupfbeg<strong>in</strong>n der Küken<br />

e<strong>in</strong>e größere Rolle. Gleiches<br />

gilt für kle<strong>in</strong>e Flundern (Platichthys<br />

flesus) und den Dreistachligen Stichl<strong>in</strong>g (Gasterosteus<br />

aculeatus), der darüber h<strong>in</strong>aus speziell <strong>in</strong> Niederhof<br />

auch außerhalb der Brutzeit stärker <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung trat.<br />

Der Dorsch (Gadus morhua) war regelmäßig, aber<br />

<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gen Anteilen präsent. Verschw<strong>in</strong>dend ger<strong>in</strong>g<br />

waren die Anteile von Arten wie Aal, Hornhecht, St<strong>in</strong>t,<br />

Ostseeschnäpel u. a. Dieses Beutespektrum stimmt <strong>in</strong><br />

den Grundzügen weitestgehend mit früheren Befunden<br />

aus der Region übere<strong>in</strong> (Ubl 2008, W<strong>in</strong>kler 2010).<br />

Alle Arten zeigten über die Saison (Abb. 2) mehr<br />

oder weniger große Variationen <strong>in</strong> ihren Anteilen. Der<br />

Her<strong>in</strong>g war zur Laichzeit im April e<strong>in</strong>e dom<strong>in</strong>ante Art,<br />

kle<strong>in</strong>e Fische (Stichl<strong>in</strong>g, Sandaale) traten auffällig<br />

nach dem Schlupf der Küken stärker <strong>in</strong> Erschei-<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong><br />

41


Aus der Forschung<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

März April Mai Juni Juli<br />

Unbestimmte<br />

Sonstige<br />

Her<strong>in</strong>g<br />

Plattfische<br />

Kle<strong>in</strong>fische<br />

Dorschartige<br />

Barschartige<br />

Plötz<br />

Cypr<strong>in</strong>idae<br />

Abb. 2: Monatliche Nahrungszusammensetzung (% Individuenhäufigkeit) <strong>in</strong> der Kormorannahrung über den Untersuchungszeitraum<br />

März-Juli 2010 für beide Kolonien zusammen (Starck 2011)<br />

nung. Mit dem Heran wach sen der Küken sank ihr Anteil<br />

wieder zu Guns ten größerer Fische. Dieses Muster<br />

war auch <strong>in</strong> den Folgejahren (2011, 2012) Jahren<br />

zu beobachten und ist darüber h<strong>in</strong>aus aus anderen<br />

Untersuchungen bekannt (Martyniak et al. 2003;<br />

Lehiko<strong>in</strong>en 2005). Das dyna mische Bild der Nahrungszusammensetzung<br />

des Kor mo rans macht deutlich,<br />

dass e<strong>in</strong>malige Stichproben kaum geeignet s<strong>in</strong>d,<br />

um Rückschlüsse auf die Belastung e<strong>in</strong>zelner Arten<br />

durch ihn ziehen zu können.<br />

Bekannt ist, dass Kormorane schlanke Fische, vorwiegend<br />

zwischen 10 – 20 cm, bevorzugen. Insgesamt<br />

wurde nach unseren Befunden e<strong>in</strong> Längenbereich von<br />

5 – 25 cm abgedeckt, <strong>in</strong> Ausnahmen auch bis über<br />

40 cm. Hochrückige Bleie wurden dagegen ausgesprochen<br />

selten <strong>in</strong> der Nahrung gefunden, obschon<br />

Abb. 3: Gummifische aus der Kormorankolonie Niederhof<br />

sie reichlich im Gebiet vorkommen. Der schlanke Zander<br />

wurde mit Längen von 10 – 35 cm, seltener auch<br />

bis 40 cm gefressen. In solchen Größen waren auch<br />

Hechte <strong>in</strong> der Kormorannahrung vertreten. Der Anteil<br />

der Zander erreichte <strong>in</strong> 2010 für beide Kolonien gemittelt<br />

rund 10 % der Nahrungsbiomasse. Der Hecht<br />

spielte mit 0,1 % Anteil nur e<strong>in</strong>e marg<strong>in</strong>ale Rolle. Interessant<br />

ist, dass gerade <strong>in</strong> Niederhof und auf der Insel<br />

Heuwiese regelmäßig Gummifische <strong>in</strong> den Kolonien<br />

zu f<strong>in</strong>den waren (Abb. 3). Da Kormorane i. d. R. ke<strong>in</strong>e<br />

bewegungslosen Fische aufnehmen, könnten diese<br />

Angelköder aus Hechten, Zandern und Barschen stammen,<br />

die sie <strong>in</strong> sich trugen.<br />

Um e<strong>in</strong>e Vorstellung von der Intensität der Bee<strong>in</strong>flussung<br />

der Fischbestände seitens des Kormorans zu<br />

erhalten wurde für 2010 folgende Kalkulation vorgenommen.<br />

Berechnet wurde zunächst die von den Kormoranen<br />

an der vorpommerschen Küste <strong>in</strong> der Saison<br />

konsumierte Fischmenge. Bekannt waren die Zahl der<br />

Kormorane, ihre Verweildauer <strong>in</strong> der Region und die<br />

Zahl der überlebenden Küken (eigene Untersuchungen).<br />

Die Zahl der im Gebiet vom mittleren Strelasund<br />

über den Greifswalder Bodden bis <strong>in</strong>s Oderhaff und<br />

die angrenzende Ostsee jagenden Kormorane ergab<br />

sich aus 8 660 Brutpaaren. Der tägliche Nahrungsbedarf<br />

adulter Kormorane und ihrer Küken wurde<br />

saisonabhängig nach Literaturwerten zwischen 300<br />

und 400 g pro Individuum übernommen. Nach<br />

dieser Hochrechnung wurden 2010 von April<br />

42<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong>


Aus der Forschung<br />

bis e<strong>in</strong>schließlich Oktober e<strong>in</strong>e Gesamtmenge von<br />

1 770 Tonnen Fisch konsumiert. Diese Menge wurde<br />

entsprechend der mittleren Biomasseanteile der e<strong>in</strong>zelnen<br />

Fischarten aus den Nahrungsanalysen auf die<br />

e<strong>in</strong>zelnen Arten aufgeteilt.<br />

Ungeachtet gewisser Unsicherheiten und Annahmen<br />

ergab diese Schätzung e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressantes Bild.<br />

Rund 10 % der 1 770 t entfielen auf Arten, die durch<br />

die <strong>Fischerei</strong> nicht bzw. kaum erfasst werden (St<strong>in</strong>t, Aalmutter,<br />

Sandaale, Grundeln und Stichl<strong>in</strong>ge). Es fällt auf,<br />

dass der Kormoranfraß, verglichen mit der Fangmenge<br />

der Berufsfischerei, an wirtschaftlich wichtigen Arten<br />

wie Her<strong>in</strong>g mit 4 %, Dorsch mit 6 %, Hecht mit 5 %<br />

und an den Plattfischen mit 20 % relativ ger<strong>in</strong>g war.<br />

Auf diese Arten sche<strong>in</strong>t der E<strong>in</strong>fluss des Kormorans im<br />

Vergleich mit den Fangmengen der kommerziellen <strong>Fischerei</strong><br />

relativ belanglos. Bee<strong>in</strong>druckend war dagegen<br />

beim Zander, dass der hier niedrig angesetzte Kormoranbestand<br />

das 4,4-fache der Menge fraß, die die<br />

<strong>Fischerei</strong> als Fang entnahm. Der Kormoran konsumierte<br />

e<strong>in</strong>- und zweisömmerige Fische (10 – 35 cm Totallänge),<br />

dagegen setzt die <strong>Fischerei</strong> erst bei 40 cm Zanderlänge<br />

(M<strong>in</strong>destfangmaß) e<strong>in</strong>. Mit anderen Worten, die<br />

erheblich größere Bio masse entnahme durch den Kormoran<br />

wird auf Kosten des Nachwuchses erreicht. Da<br />

der Zander <strong>in</strong> der Region am Ende des dritten Lebensjahres<br />

an das M<strong>in</strong>destmaß herangewachsen ist, kann<br />

davon ausgegangen werden, dass sich der Fraßdruck<br />

des Kormorans auf den befischbaren Zanderbestand<br />

zwei bis drei Jahre später <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Auswirkung auf die<br />

mögliche Fangmenge zeigen sollte.<br />

Diese Befunde können den seit den 1990er Jahren<br />

anhaltenden Rückgang der Zanderanlandungen aus<br />

dem deutschen und polnischen Teil des Stett<strong>in</strong>er Haffs<br />

erklären. Dieser Fangrückgang ist zu beobachten, seit<br />

der Kormoranbestand im Odermündungsgebiet exponentiell<br />

zugenommen hat. Es lässt sich e<strong>in</strong>e signifikante<br />

Korrelation zwischen der Größe des Kormoranbestandes<br />

und den zwei Jahre später getätigten Zanderanlandungen<br />

für den Zeitraum 1980 – 2011 nachweisen.<br />

Demgegenüber zeigt e<strong>in</strong>e Korrelationsanalyse<br />

für den Zeitraum vor 1980 ke<strong>in</strong>erlei statistischen<br />

Zusammenhang zwischen diesen beiden Größen. Im<br />

Zeitraum nach 1990 konnten nach unseren bisherigen<br />

Recherchen und Untersuchungen weder gravierende<br />

ökologische Veränderungen im Gewässer (Trophie<br />

u. a.) noch <strong>in</strong> der <strong>Fischerei</strong> (Organisa tion, Fangaufwand)<br />

ausgemacht werden, die diesen Rückgang<br />

anderweitig erklären könnten. Dagegen hat sich im<br />

gleichen Zeitraum im Fangaufkommen des zweitgrößten<br />

Zanderbestand Vorpommerns, <strong>in</strong> der Darß-Z<strong>in</strong>gster<br />

Boddenkette, kaum etwas verändert. Dort besteht der<br />

E<strong>in</strong>fluss des Kormorans nur marg<strong>in</strong>al, von Westrügen<br />

aus. Die im Moment e<strong>in</strong>zig plausible Erklärung für<br />

diesen Trend ist der Fraßdruck des Kormorans <strong>in</strong> den<br />

Gewässern südlich Rügens bis <strong>in</strong> das Stett<strong>in</strong>er Haff h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>,<br />

also im Gesamtlebensraum des Zanderbestandes,<br />

der sich im Haff-Peenestromgebiet reproduziert und<br />

die angrenzenden Regionen, e<strong>in</strong>schließlich Greifswalder<br />

Bodden und Pommerscher Bucht, als Weidegebiet<br />

nutzt. Das ist <strong>in</strong>sofern e<strong>in</strong> bemerkenswerter Befund, als<br />

bislang nur für abgeschlossene B<strong>in</strong>nengewässer oder<br />

Fließgewässerbereiche derartige gravierende E<strong>in</strong>flüsse<br />

des Kormorans auf bestimmte Fischarten nachgewiesen<br />

werden konnten. Für größere Gewässerkomplexe<br />

wurde e<strong>in</strong> solcher E<strong>in</strong>fluss des Kormorans bislang stets<br />

ausgeschlossen. Populationsdynamische Untersuchungen<br />

an der Zanderpopulation des Stett<strong>in</strong>er Haffs sollen<br />

im Weiteren diesen Befund detailliert untermauern.<br />

In der Literatur f<strong>in</strong>den sich diverse H<strong>in</strong>weise darauf,<br />

dass der Zander offenbar besonders anfällig<br />

gegenüber dem Fraßdruck seitens des Kormorans ist.<br />

Knösche (2008) stuft Jungzander als typische W<strong>in</strong>ternahrung<br />

des Kormorans <strong>in</strong> Seen und größeren Flüssen<br />

e<strong>in</strong>, der u. U. bis zu 60 % Biomasseanteile <strong>in</strong> der<br />

Kormorannahrung erreichen soll. E<strong>in</strong> vergleichbares<br />

Beispiel zu unseren Beobachtungen stammt aus Nordamerika.<br />

Die dort vorkommenden Kormorane (Ohrenscharbe,<br />

Phalacrocorax auritus) reduzierten im Oneida<br />

See den Bestand an Zander und Barsch (Sander<br />

vitreus und Perca flavescens) <strong>in</strong> gleicher Weise. Mit<br />

der Verr<strong>in</strong>gerung der Ohrenscharbenbestände erholten<br />

sich auch die Fischbestände wieder (Rudstam et.<br />

al. 2004). Auch Martyniak et al. (2003) verwiesen<br />

bei Nahrungsanalysen am Kormoran <strong>in</strong> der großen<br />

Kolonie Katy Rybackie am Frischen Haff auf mögliche<br />

negative Wirkungen auf den Zandernachwuchs.<br />

Eschbaum et al. (2003) konnten nach Untersuchungen<br />

<strong>in</strong> den Küstengewässern Estlands nachweisen,<br />

dass der Kormoran im Vergleich mit der <strong>Fischerei</strong> e<strong>in</strong><br />

Mehrfaches an Zanderbiomasse entnahm, als diese<br />

im gleichen Zeitraum.<br />

Die Literaturliste kann beim Autor angefordert<br />

werden.<br />

E-Mail: helmut.w<strong>in</strong>kler @uni-rostock.de<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong><br />

43


Aus der Forschung<br />

Zustand und Entwicklung ausgewählter Fischbestände<br />

<strong>in</strong> der Ostsee: der ICES-Advice für 2014<br />

Dr. Krist<strong>in</strong>a Barz, Dr. Tomas Gröhsler, Dr. Christopher Zimmermann – Thünen-Institut für Ostseefischerei, Rostock<br />

Die Fischbestände der Ostsee werden im Rahmen<br />

der Geme<strong>in</strong>samen Europäischen <strong>Fischerei</strong>politik<br />

(GFP) und <strong>in</strong>ternationaler <strong>Fischerei</strong>abkommen bewirtschaftet.<br />

Grundlage für das Management s<strong>in</strong>d die<br />

wissenschaftlichen Bestandsberechnungen, die unter<br />

der Koord<strong>in</strong>ation des Internationalen Rates für Meeresforschung<br />

(International Council for the Exploration<br />

of the Sea, ICES) jährlich von den Wissenschaftlern<br />

der beteiligten Ostsee-Anra<strong>in</strong>erstaaten erarbeitet werden.<br />

In Deutschland ist das Thünen-Institut für Ostseefischerei<br />

<strong>in</strong> Rostock für die Erfassung und Auswertung<br />

der entsprechenden Daten zuständig. Aus den Beurteilungen<br />

werden von dem Beratungskomitee des<br />

ICES (Advisory Committee, ACOM) Empfehlungen für<br />

die maximalen Fangmengen abgeleitet, die wiederum<br />

Basis für die vom Management festgelegten Höchstfangmengen<br />

s<strong>in</strong>d (Total Allowable Catch, TAC).<br />

Die Bewirtschaftung der Fischbestände <strong>in</strong> europäischen<br />

Gewässern richtet sich nach dem MSY-Konzept,<br />

das e<strong>in</strong>en höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrag<br />

ermöglichen soll (englisch: Maximum Susta<strong>in</strong>able<br />

Yield, MSY). Voraussetzung für e<strong>in</strong>e optimale Bewirtschaftung<br />

ist, dass die Fischbestände groß genug s<strong>in</strong>d<br />

und dass die Ökosysteme, aus denen die Fische entnommen<br />

werden, durch die <strong>Fischerei</strong> nicht geschädigt<br />

werden.<br />

Die Charakterisierung des aktuellen Zustands e<strong>in</strong>es<br />

Bestandes erfolgt jeweils getrennt für die Parameter<br />

„<strong>Fischerei</strong>liche Sterblichkeit“ (e<strong>in</strong> abstraktes Maß für<br />

den <strong>Fischerei</strong>druck) und „Laicherbiomasse“ (Gesamtgewicht<br />

aller an der Nachwuchsproduktion teilnehmenden<br />

Fische). Im Rahmen der Begutachtung wird<br />

der Bestand <strong>in</strong> Bezug zu den Referenzpunkten des<br />

MSY-Konzeptes gesetzt, sofern diese def<strong>in</strong>iert s<strong>in</strong>d.<br />

Ziel ist es, die fischereiliche Sterblichkeit unter dem<br />

Referenzwert F msy und die Laicherbiomasse <strong>in</strong>nerhalb<br />

der Schwankungsbreite um den Zielwert B msy zu halten.<br />

Für die Laicherbiomassse dient e<strong>in</strong> Referenzwert<br />

(B trigger ) als untere Grenze des Schwankungsbereiches<br />

um B msy . Dieser sollte nicht unterschritten werden. Für<br />

e<strong>in</strong>ige Bestände gibt es Managementpläne, deren Referenzwerte<br />

sich von denen nach dem MSY-Konzept<br />

unterscheiden können.<br />

Insgesamt werden derzeit 14 Bestände von Her<strong>in</strong>g,<br />

Dorsch, Sprotte und Plattfischen <strong>in</strong> der Ostsee begutachtet<br />

(Tab. 1, Abb. 1). ICES hat im Mai <strong>2013</strong> die<br />

Fangempfehlung für 2014 für diese Bestände veröffentlicht.<br />

Für viele Bestände hat sich die Wahrnehmung<br />

der historischen Bestandsentwicklung deutlich<br />

geändert, weil die Berechnungsmethode wie alle ca.<br />

5 Jahre e<strong>in</strong>er vollständigen Revision unterzogen wurde.<br />

Folgende Bestände s<strong>in</strong>d für die deutsche <strong>Fischerei</strong><br />

von Interesse:<br />

Für den westlichen Dorschbestand, der von den<br />

dänischen Inseln bis Bornholm verbreitet ist, gibt es<br />

Hoffnung, mittelfristig zu e<strong>in</strong>er nachhaltigen Bewirtschaftung<br />

zu kommen. Der Bestand ist groß genug<br />

und wächst weiter (Abb. 2). Allerd<strong>in</strong>gs ist der <strong>Fischerei</strong>druck<br />

noch immer viel zu hoch, auch weil der Zielwert<br />

des Managementplanes weit höher festgesetzt<br />

wurde, als der ICES für e<strong>in</strong>e optimale Nutzung vorschlägt.<br />

Weil sich M<strong>in</strong>isterrat und EU-Parlament derzeit<br />

nicht auf e<strong>in</strong>e Anpassung des Managementplanes<br />

e<strong>in</strong>igen können, wird der Bestand vermutlich noch<br />

e<strong>in</strong>ige Zeit e<strong>in</strong>er zu hohen fischereilichen Sterblichkeit<br />

ausgesetzt werden. Basierend auf dem Managementplan<br />

empfiehlt der ICES für 2014 e<strong>in</strong>e Reduzierung<br />

der Fangmenge um 15 % (auf 17 037 t) im Vergleich<br />

zum Vorjahres-TAC.<br />

Der östliche Dorsch-Bestand, der zwischen Bornholm<br />

und Südf<strong>in</strong>nland verbreitet ist und jahrelang als völlig<br />

überfischt galt, hat se<strong>in</strong>e Laicherbiomasse zwischen<br />

2005 und 2012 verdreifacht (Abb. 3). Ursache hierfür<br />

ist e<strong>in</strong>e etwas stärkere Nachwuchsproduktion und<br />

der gleichzeitige Rückgang der Entnahme durch die<br />

<strong>Fischerei</strong>, bed<strong>in</strong>gt vor allem durch die starke<br />

Verr<strong>in</strong>gerung der illegalen <strong>Fischerei</strong>. Diese<br />

44<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong>


Aus der Forschung<br />

Breite (N)<br />

64˚<br />

Nördlicher<br />

Bottnischer<br />

Meerbusen<br />

31<br />

63˚<br />

62˚<br />

61˚<br />

30<br />

Südlicher<br />

Bottnischer<br />

Meerbusen<br />

60˚<br />

59˚<br />

58˚<br />

57˚<br />

56˚<br />

55˚<br />

54˚<br />

53˚<br />

TI-OF<br />

Skagerrak<br />

IIIa (20)<br />

27<br />

Kattegat 28.2<br />

IIIa<br />

(21)<br />

23(IIIb)<br />

25 26<br />

24<br />

22<br />

(IIIc)<br />

8˚ 10˚ 12˚ 14˚ 16˚ 18˚ 20˚ 22˚ 24 ˚ 26˚ Länge (O)<br />

29<br />

28.1<br />

32<br />

F<strong>in</strong>nischer<br />

Meerbusen<br />

Rigaer<br />

Bucht<br />

Ostsee (22-32)<br />

24-32 = IIId<br />

Abb. 1:<br />

ICES-<strong>Fischerei</strong>gebiete<br />

im<br />

Skagerrak /<br />

Kattegat<br />

(Gebiet IIIa) und<br />

<strong>in</strong> der Ostsee<br />

(Gebiete 22 – 32)<br />

MSY-Konzept<br />

Vergleich Vergleich Anlan- Deutsche<br />

Bestand (Gebiet) <strong>Fischerei</strong>liche Laicher-<br />

Empfehlung Empfehlung Empfehlung dungen Anlandungen<br />

Sterblichkeit biomasse TAC <strong>2013</strong> für 2014 für 2014 zu für 2014 zu 2012 2012<br />

2010 2011 2012 2011 2012 <strong>2013</strong> [kt] [kt] TAC <strong>2013</strong> [%] Empf. <strong>2013</strong> [%] [kt] [kt]<br />

Dorsch westl. Ostsee (22-24) 20,0 17,0 -15 -18 17,1 4,5<br />

Dorsch östl. Ostsee (25-32) 68,7 1) 70,3 +2 +7 51,0 2,4<br />

Her<strong>in</strong>g westl. Ostsee (IIIa & 22-24) 55,0 3) /25,8 4) ≤ 41,6 2) - -20 38,6 2) 11,8<br />

Her<strong>in</strong>g zentrale Ostsee (25-29, 32, excl GoR) 101,5 1) ≤ 164,0 - +40 97,8 0,9<br />

Her<strong>in</strong>g Rigaer Meerbusen (28.1) 30,6 ≤ 25,8 - +11 28,1 -<br />

Her<strong>in</strong>g südl. Bottnischer Meerbusen (30) 106,0 5) ≤ 138,3 - +43 100,6 -<br />

Her<strong>in</strong>g nördl. Bottnischer Meerbusen (31) 106,0 5) ≤ 4,3 - +105 5,4 -<br />

Sprotte Ostsee (22-32) 275,4 1) ≤ 247,0 -10 -11 235,4 11,3<br />

Scholle <strong>in</strong> Kattegat, Belten und Sund (21-23) 1,8 6) /3,4 7) ≤ 2,2 - +24 1,9 0,4<br />

Scholle Ostsee (24-32) 3,4 7) ≤ 1,0 - +11 0,8 0,1<br />

Flunder Ostsee (22-32) - ≤ 13,5 - -11 15,9 1,6<br />

Ste<strong>in</strong>butt Ostsee (22-32) - ≤ 0,22 - 0 0,2 0,04<br />

Kliesche Ostsee (22-32) - ≤ 1,4 - 0 1,3 0,7<br />

Glattbutt Ostsee (22-32) - ≤ 0,03 - -57 0,03 0,002<br />

1)<br />

TAC <strong>2013</strong> = EU Quote & Russland Quote Quantitative Klassifizierung: <strong>Fischerei</strong>liche Sterblichkeit zu hoch (rot) bzw. angemessen (grün); Biomasse außerhalb bzw.<br />

2)<br />

nur Frühjahrslaicher <strong>in</strong>nerhalb der Schwankungsbreite um den Zielreferenzwert<br />

3)<br />

Gebiet IIIa <strong>in</strong>klusive Nordsee Herbstlaicher Qualitative Klassifizierung: <strong>Fischerei</strong>liche Sterblichkeit zu hoch (rot) bzw. angemessen (grün); Biomasse außerhalb bzw.<br />

4)<br />

Gebiete 22-24 <strong>in</strong>nerhalb der Schwankungsbreite um den Zielreferenzwert<br />

5)<br />

Gebiete 30 und 31<br />

6)<br />

Gebiet 21<br />

7)<br />

Gebiete 22-32<br />

Trends: <strong>Fischerei</strong>liche Sterblichkeit bzw. Biomasse stabil / s<strong>in</strong>kt / steigt<br />

ke<strong>in</strong>e Angabe möglich: ke<strong>in</strong>e ausreichenden Daten für e<strong>in</strong>e Klassifizierung oder die Angabe von Trends vorhanden<br />

Tab. 1:<br />

Entwicklung des Bestandszustandes und Fangempfehlung kommerziell genutzter Fischarten <strong>in</strong> der Ostsee<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong><br />

45


Aus der Forschung<br />

Laicherbiomasse (1.000 t)<br />

Anlandungen (1.000 t)<br />

60<br />

50<br />

Btrig<br />

& B pa<br />

30<br />

B lim<br />

20<br />

10<br />

0<br />

1970 1980 1990 2000 2010<br />

60<br />

Anlandungen<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Dorsch westliche Ostsee 22-24<br />

Laicherbiomasse<br />

38,8<br />

kt<br />

17,1<br />

kt<br />

0<br />

1970 1980 1990 2000 2010<br />

Jahr<br />

<strong>Fischerei</strong>l. Sterblichkeit<br />

1970 1980 1990 2000 2010<br />

Nachwuchsproduktion<br />

Abb. 2: Bestandsentwicklung und Anlandungen von Dorsch – westliche Ostsee<br />

0,7<br />

1970 1980 1990 2000 2010<br />

Jahr<br />

2.0<br />

1.6<br />

1.2<br />

0.8<br />

0.4<br />

F msy<br />

0.0<br />

280<br />

240<br />

200<br />

160<br />

120<br />

80<br />

40<br />

0<br />

<strong>Fischerei</strong>l. Sterblichkeit (F3-5)<br />

Nachwuchsproduktion<br />

im Alter 1 (Mio)<br />

Laicherbiomasse (1.000 t)<br />

Anlandungen (1.000 t)<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

Btrig<br />

& B<br />

B pa<br />

lim<br />

0<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Dorsch östliche Ostsee 25-32<br />

Laicherbiomasse<br />

1970 1980 1990 2000 2010<br />

Anlandungen<br />

180<br />

kt<br />

51,0<br />

kt<br />

1970 1980 1990 2000 2010<br />

Jahr<br />

<strong>Fischerei</strong>l. Sterblichkeit<br />

Abb. 3: Bestandsentwicklung und Anlandungen von Dorsch – östliche Ostsee<br />

1970 1980 1990 2000 2010<br />

Nachwuchsproduktion<br />

0,37<br />

1970 1980 1990 2000 2010<br />

Jahr<br />

1.6<br />

1.4<br />

1.2<br />

1.0<br />

0.8<br />

0.6<br />

F msy<br />

0.2<br />

0.0<br />

720<br />

600<br />

480<br />

360<br />

240<br />

120<br />

0<br />

<strong>Fischerei</strong>l. Sterblichkeit (F4-6)<br />

Nachwuchsproduktion<br />

im Alter 2 (Mio)<br />

46<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong>


Aus der Forschung<br />

Laicherbiomasse (1.000 t)<br />

Anlandungen (1.000 t)<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

Btrig<br />

& B pa<br />

B lim<br />

50<br />

0<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Her<strong>in</strong>g: Frühjahrslaicher westliche Ostsee 3a22-24<br />

Laicherbiomasse<br />

1995 2000 2005 2010<br />

Anlandungen<br />

1995 2000 2005 2010<br />

Jahr<br />

106,1<br />

kt<br />

38,6<br />

kt<br />

<strong>Fischerei</strong>l. Sterblichkeit<br />

Abb. 4: Bestandsentwicklung und Anlandungen von Her<strong>in</strong>g – westliche Ostsee<br />

1995 2000 2005 2010<br />

Nachwuchsproduktion<br />

1995 2000 2005 2010<br />

Jahr<br />

0,33<br />

0.7<br />

0.6<br />

0.5<br />

0.4<br />

F msy<br />

0.2<br />

0.1<br />

0.0<br />

4.8<br />

4.0<br />

3.2<br />

2.4<br />

1.6<br />

0.8<br />

0<br />

<strong>Fischerei</strong>l. Sterblichkeit (F3-6)<br />

Nachwuchsproduktion<br />

im Alter 0 (Mrd)<br />

Alle Grafiken: Thünen-Institut/Fischbestände onl<strong>in</strong>e <strong>2013</strong><br />

hatte bis 2007 35 – 45 % zusätzlich zu den legalen<br />

Anlandungen ausgemacht. Durch die Begrenzung<br />

der Zunahme der Fangmengen auf jährlich 15 % im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>es EU-Managementplans wurde die Erholung<br />

des Bestandes gesichert. Die Ziele des Managementplans<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen erreicht, der Bestand wird<br />

nach dem MSY-Konzept bewirtschaftet. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

zeigt sich nun, dass der Dorschbestand der östlichen<br />

Ostsee offenbar nicht mehr genug Nahrung f<strong>in</strong>det,<br />

um weiter wachsen zu können. In dem zurzeit eher<br />

eng begrenzten Verbreitungsgebiet des Bestandes <strong>in</strong><br />

der Bornholmsee sche<strong>in</strong>t die Tragfähigkeit des Ökosystems<br />

bereits erreicht. Es deutet sich an, dass das<br />

<strong>Fischerei</strong>management hier <strong>in</strong> Zukunft erstmals die Probleme<br />

e<strong>in</strong>es unternutzten Bestandes adressieren muss,<br />

nachdem es <strong>in</strong> den letzten Jahren fast ausschließlich<br />

um die Beendigung der Überfischung g<strong>in</strong>g. In diesem<br />

Zusammenhang wird auch die Beantwortung von Fragen<br />

zu den Interaktionen zwischen genutzten Arten,<br />

also zwischen Räuber (Dorsch) und Beute (Her<strong>in</strong>g<br />

und Sprotte) zunehmend bedeutender. Basierend auf<br />

dem Managementplan empfiehlt der ICES für 2014<br />

e<strong>in</strong>e leichte Erhöhung der Fangmenge um 2 % im<br />

Vergleich zum Vorjahres-TAC (auf 70 301 t, EU und<br />

Russland).<br />

Der Her<strong>in</strong>g der westlichen Ostsee ist für die deutsche<br />

kle<strong>in</strong>e Küstenfischerei e<strong>in</strong>e besonders wichtige<br />

Ressource. Seit 2004 produziert dieser Bestand weniger<br />

Nachwuchs, wie <strong>in</strong>sbesondere die Datenreihen<br />

aus dem wichtigsten Laichgebiet des Bestandes, dem<br />

Greifswalder Bodden, zeigen (Abb. 4). Die Ursachen<br />

dieser Reduzierung s<strong>in</strong>d noch nicht klar, offenbar spielen<br />

aber veränderte Umweltbed<strong>in</strong>gungen die entscheidende<br />

Rolle. Sie verr<strong>in</strong>gern schon die Anzahl der Larven,<br />

die aus den noch immer zahlreich abgelegten Eiern<br />

schlüpfen. Der Bestand war ursprünglich <strong>in</strong> gutem<br />

Zustand, und die Biomasse nahm daher zunächst nur<br />

langsam ab – e<strong>in</strong>e breite Altersverteilung im Bestand<br />

kann auch mehrere schlechte Jahrgänge verkraften.<br />

2008 sank die Biomasse jedoch unter den Referenzwert<br />

B trigger , und erst seit letztem Jahr nimmt sie wieder<br />

erkennbar zu. Die e<strong>in</strong>zige mögliche Reaktion auf<br />

diese Bestandsentwicklung ist die Reduzierung der<br />

Fangmengen und damit des <strong>Fischerei</strong>drucks.<br />

Durch die <strong>in</strong> den letzten Jahren erfolgte Quo-<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong><br />

47


Aus der Forschung<br />

tenreduzierung ist die fischereiliche Sterblichkeit nun<br />

so niedrig wie nie zuvor <strong>in</strong> der – allerd<strong>in</strong>gs kurzen<br />

– Zeitserie. Die Erhöhung der Fangmengen <strong>in</strong> <strong>2013</strong><br />

muss 2014 jedoch wieder zurückgenommen werden,<br />

wenn sich der Bestand schnell <strong>in</strong> den grünen Bereich<br />

entwickeln soll. Anders als beim Dorsch, bei dem die<br />

Anlandeerlöse die Kosten kaum decken, s<strong>in</strong>d die Preise,<br />

die die <strong>Fischerei</strong> für diesen Her<strong>in</strong>g erzielen konnte,<br />

seit 2009 aber erheblich gestiegen. Die Erträge der<br />

deutschen <strong>Fischerei</strong> s<strong>in</strong>d dadurch nur ger<strong>in</strong>gfügig gesunken,<br />

obwohl die Anlandemenge von fast 25 000 t<br />

(2007) auf nur noch 11 800 t 2012 reduziert wurde.<br />

Der ICES empfiehlt für 2014 e<strong>in</strong>e Fangmenge von<br />

41 600 t aus diesem Bestand, davon 19 754 t aus<br />

den ICES-Gebieten 22 – 24, wo vorrangig die Deutsche<br />

<strong>Fischerei</strong> stattf<strong>in</strong>det. Das wäre e<strong>in</strong>e Reduzierung<br />

der Fangmenge um knapp 25 % im Vergleich zum<br />

Vorjahres-TAC für dieses Gebiet.<br />

Die <strong>Fischerei</strong> auf Her<strong>in</strong>g <strong>in</strong> der zentralen Ostsee<br />

macht nur e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Teil der deutschen Her<strong>in</strong>gsfischerei<br />

aus, allerd<strong>in</strong>gs wird die Deutsche Quote <strong>in</strong><br />

den letzten Jahren weitestgehend ausgenutzt. Laicherbiomasse<br />

und fischereiliche Sterblichkeit liegen nach<br />

dem MSY-Konzept im grünen Bereich. Die weitere<br />

Entwicklung hängt von der Stärke der <strong>in</strong> die <strong>Fischerei</strong><br />

e<strong>in</strong>wachsenden Jahrgänge und der Entwicklung der<br />

Räuber-Beute-Situation zwischen Her<strong>in</strong>g und Dorsch<br />

und der Nahrungskonkurrenz mit Sprotte ab. Der<br />

wachsende Dorschbestand kann vor allem <strong>in</strong> ICES-<br />

Gebiet 25, wo beide Arten geme<strong>in</strong>sam vorkommen,<br />

e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf den Her<strong>in</strong>g haben. Weiter östlich<br />

und nördlich gibt es relativ wenig Dorsch und der<br />

Her<strong>in</strong>gsbestand dort wird kaum bee<strong>in</strong>flusst. Der ICES<br />

empfiehlt für 2014 e<strong>in</strong>e Erhöhung der Fangmenge<br />

um 40 % (auf 164 000 t) im Vergleich zur Empfehlung<br />

des Vorjahres.<br />

Sprotte lebt <strong>in</strong> der Ostsee an ihrer nördlichen Verbreitungsgrenze,<br />

und klimatische Faktoren können sich<br />

vor allem auf den Erfolg der Nachwuchsproduktion<br />

auswirken. E<strong>in</strong> wichtiger Faktor mit E<strong>in</strong>fluss auf die<br />

Bestandsgröße der Sprotte ist die Größe des Dorschbestandes.<br />

Beide Bestände bee<strong>in</strong>flussen sich gegenseitig<br />

über ihre Räuber-Beute-Beziehung, <strong>in</strong> der entweder<br />

der e<strong>in</strong>e oder der andere Bestand dom<strong>in</strong>iert. Als<br />

e<strong>in</strong>e der wesentlichen Beutearten des erwachsenen<br />

Dorschs hat die Sprotte lange Zeit direkt vom schlechten<br />

Zustand der Dorschbestände profitiert. Hohe Wassertemperaturen<br />

und milde W<strong>in</strong>ter haben die Nachwuchsproduktion<br />

der Sprotte zusätzlich gefördert. Infolgedessen<br />

ist der Bestand <strong>in</strong> den letzten zehn Jahren<br />

auf e<strong>in</strong> hohes Niveau angewachsen und konkurrierte<br />

mit den verbliebenen Dorschlarven um deren bevorzugte<br />

Nahrung. Außerdem fraßen die erwachsenen<br />

Sprotten die ohneh<strong>in</strong> nur noch spärlich vorhandenen<br />

Dorscheier und hatten aufgrund ihrer enormen Anzahl<br />

plötzlich e<strong>in</strong>en zusätzlichen negativen Effekt auf die<br />

Entwicklung des Dorschbestandes. Mit dem wachsenden<br />

Dorschbestand nimmt die Sprottenbiomasse<br />

nun zwar wieder ab, e<strong>in</strong> deutlicher E<strong>in</strong>fluss ist aber<br />

nur dort festzustellen, wo beide Arten geme<strong>in</strong>sam<br />

vorkommen (Gebiet 25 und 26). Da weiter östlich<br />

und nördlich relativ wenig Dorsch vorkommt, wird der<br />

Sprottenbestand dort wenig bee<strong>in</strong>flusst. Der Bestand<br />

wird nachhaltig bewirtschaftet, und auch die Laicherbiomasse<br />

liegt im grünen Bereich. Der ICES empfiehlt<br />

für 2014 e<strong>in</strong>e Reduzierung der Fangmenge um 10 %<br />

(auf 247 000 t) im Vergleich zum Vorjahres-TAC (EU<br />

und Russland), und die zusätzliche Begrenzung der<br />

Fangmenge <strong>in</strong> den Gebieten, <strong>in</strong> denen Dorsch auf<br />

Sprotte als Nahrung angewiesen ist.<br />

Die Bestandsdef<strong>in</strong>ition für Scholle <strong>in</strong> Kattegat, Belten<br />

und Sund ist noch nicht ganz klar. Bestandsberechnung<br />

und der daraus abgeleitete Zustand s<strong>in</strong>d<br />

unsicher. Die Biomasse ist <strong>in</strong> den letzten Jahren stark<br />

gestiegen und die fischereiliche Sterblichkeit hat den<br />

niedrigsten Wert der kurzen Zeitreihe erreicht. Sie<br />

liegt unter dem vorläufig e<strong>in</strong>gesetzten MSY-Referenzwert.<br />

Die Bewirtschaftung dieses Bestandes erfolgt<br />

zurzeit über e<strong>in</strong>en TAC für die gesamte Ostsee (EU-<br />

Gewässer der ICES-Gebiete 22 – 32 <strong>in</strong> denen auch<br />

die Ostsee-Scholle verbreitet ist) und e<strong>in</strong>en TAC im<br />

Kattegat (Gebiet 21). Der ICES empfiehlt für 2014<br />

e<strong>in</strong>e Erhöhung der Fangmenge um 24 % (auf 2 224 t)<br />

im Vergleich zur Empfehlung des Vorjahres.<br />

Ostsee-Scholle ist der Bestand, der östlich der Darßer<br />

Schwelle lebt. Informationen zu Laicherbiomasse,<br />

fischereilicher Sterblichkeit und Nachwuchsproduktion<br />

liegen nicht vor. Die Daten der jährlichen Forschungsreisen<br />

(E<strong>in</strong>heitsfänge) weisen allerd<strong>in</strong>gs auf e<strong>in</strong>e<br />

deutliche Zunahme des Bestandes seit 2003 h<strong>in</strong>. Die<br />

deutsche Flotte hat 2012 89 t Scholle aus dem<br />

ICES-Gebiet 24 angelandet, und damit deutlich<br />

48<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong>


Aus der Forschung<br />

weniger als aus dem Bestand der Scholle <strong>in</strong> Kattegat,<br />

Belten und im Sund. Der ICES empfiehlt für 2014 e<strong>in</strong>e<br />

Erhöhung der Fangmenge um 11 % (auf 1 000 t) im<br />

Vergleich zur Empfehlung des Vorjahres.<br />

Flunder ist der <strong>in</strong> der Ostsee am weitesten verbreitete<br />

Plattfisch. Informationen zu Laicherbiomasse,<br />

fischereilicher Sterblichkeit und Nachwuchsproduktion<br />

liegen jedoch nicht vor. Die Ergebnisse der Forschungsreisen<br />

(E<strong>in</strong>heitsfänge) zeigen e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> den<br />

letzten Jahren stabilen Bestand, der im Vergleich zum<br />

Vorjahr aber erneut etwas abgenommen hat. In den<br />

e<strong>in</strong>zelnen Gebieten unterscheidet sich die Häufigkeit<br />

zum Teil aber erheblich. E<strong>in</strong> großer, aber kaum quantifizierbarer<br />

Teil der Fänge wird wegen des kaum kostendeckenden<br />

Anlandeerlöses wieder verworfen. Für<br />

diesen Bestand wird ke<strong>in</strong> TAC festgelegt. Der ICES<br />

empfiehlt für 2014 e<strong>in</strong>e Reduzierung der Fangmenge<br />

um 11 % (auf 13 516 t) im Vergleich zur Empfehlung<br />

des Vorjahres.<br />

Von den 14 begutachteten Beständen der Ostsee<br />

(ohne Lachse und Meerforelle) liegen vier Bestände<br />

nach dem MSY-Konzept komplett im grünen Bereich<br />

(darunter Dorsch östliche Ostsee und Her<strong>in</strong>g zentrale<br />

Ostsee). Aus diesen vier Beständen kommen über<br />

80 % der Anlandungen aus der Ostsee. Nur drei<br />

Bestände werden noch nicht nach dem MSY-Konzept<br />

bewirtschaftet (darunter Dorsch und Her<strong>in</strong>g westliche<br />

Ostsee), und nur für e<strong>in</strong>en Bestand ist die Laicherbiomasse<br />

nicht ausreichend hoch (Her<strong>in</strong>g westliche Ostsee)<br />

(Tab. 1). Sechs Bestände können aufgrund fehlender<br />

Daten bzw. Referenzwerte nicht genau klassifiziert<br />

werden. Auf Basis von Forschungsreisen kann<br />

jedoch für 5 dieser Bestände e<strong>in</strong> Anstieg, für Ste<strong>in</strong>butt<br />

e<strong>in</strong> Gleichbleiben und für Flunder e<strong>in</strong>e Abnahme der<br />

Laicherbiomasse festgestellt werden. Nach den Vorhersagen<br />

des ICES ersche<strong>in</strong>t es möglich, dass <strong>in</strong> der<br />

Ostsee als erstem EU-Meer überhaupt alle Bestände<br />

bereits 2015 nachhaltig bewirtschaftet werden. Für<br />

Dorsch der westlichen Ostsee muss hierfür allerd<strong>in</strong>gs<br />

zuvor der Managementplan angepasst werden.<br />

Weitere Informationen zu den Fischbeständen f<strong>in</strong>den<br />

Sie unter http://www.fischbestaende-onl<strong>in</strong>e.de/<br />

Kontakt:<br />

Dr. Krist<strong>in</strong>a Barz<br />

Thünen-Institut für Ostseefischerei<br />

E-Mail: krist<strong>in</strong>a.barz@ti.bund.de<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong><br />

49


Gesunde Haltungsumwelt – gesunde Fische<br />

Bericht vom 4. Büsumer Fischtag<br />

Alle Fotos zum 4. Büsumer Fischtag: Sebastian Möller<br />

Dr. Thomas Me<strong>in</strong>elt – IGB Berl<strong>in</strong>, Petra Bartschat – LUGV Brandenburg,<br />

Thorsten Wichmann und Jörg Hiller – <strong>LMS</strong> Agrarberatung GmbH<br />

Zu diesem Kernthema veranstalteten die Christian-<br />

Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und die Gesellschaft<br />

für Mar<strong>in</strong>e Aquakultur mbH (GMA) am 6. Juni<br />

<strong>2013</strong> ihren 4. Fischtag. Nach der Begrüßung der Teilnehmer<br />

durch den wissenschaftlichen Leiter der GMA<br />

Büsum, Prof. Dr. Carsten Schulz, den Grußworten von<br />

Dr. Hartmut Euler, M<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft, Arbeit,<br />

Verkehr und Technologie des Landes Schleswig-Holste<strong>in</strong>;<br />

Prof. Dr. Siegfried Wolffram, Prodekan der Agrarund<br />

Ernährungswissenschaftlichen Fakultät der CAU<br />

und Dr. Hans-Jürgen Hett, egeb Wirtschaftsförderung<br />

der Entwicklungsgesellschaft Brunsbüttel mbH, stand<br />

e<strong>in</strong>e Reihe von <strong>in</strong>teressanten wissenschaftlichen Vorträgen<br />

auf dem Programm.<br />

Dr. Wie Lim Wong, Zoologisches<br />

Institut der CAU, erörterte<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Vortrag die<br />

Funktionsweise der Klammerpaare<br />

von Diplozoon paradoxum<br />

(Doppeltierchen). Diplozoon<br />

paradoxum, e<strong>in</strong> sehr<br />

bedeutender Parasit, gehört<br />

zur Klasse der Monogenea<br />

(Hackensaugwürmer) und gilt als Kiemenparasit.<br />

Herr Dr. Wong stellte die Funktionsweise der Muskeln<br />

der Klammerpaare dar, die selbst bei starker<br />

Strömung e<strong>in</strong> Festhalten am Wirtstier gewährleisten.<br />

Ist die Des<strong>in</strong>fektion mit Peressigsäure<br />

(PES) e<strong>in</strong>e Alternative<br />

<strong>in</strong> der Aquakultur? Zu dieser<br />

Frage stellte Dr. Thomas<br />

Me<strong>in</strong>elt, IGB Berl<strong>in</strong>, Forschungsergebnisse<br />

aus verschiedensten<br />

E<strong>in</strong>zelprojekten<br />

vor. H<strong>in</strong>tergrund der Untersuchungen<br />

ist das Fehlen<br />

von Mitteln gegen Fischpathogene <strong>in</strong> der Aquakultur.<br />

Peressigsäurehaltige Des<strong>in</strong>fektionsmittel werden<br />

deshalb auf ihre Nutzbarkeit zur Verr<strong>in</strong>gerung von<br />

Fischpathogenen <strong>in</strong> der nachhaltigen Aquakultur untersucht.<br />

Gegen e<strong>in</strong>e Vielzahl von Erregern konnten<br />

gute bis sehr gute Ergebnisse erzielt werden. So s<strong>in</strong>d<br />

z. B. verschiedene Stadien von Ichthyophthirius multifiliis<br />

gegen PES hoch empf<strong>in</strong>dlich. Daraus ergeben<br />

sich Möglichkeiten der Bekämpfung dieses Parasiten.<br />

Erste Untersuchungen zur Anwendung von PES <strong>in</strong><br />

geschlossenen Kreislaufanlagen (GKA) belegen e<strong>in</strong>e<br />

schadfreie Reduzierung von Keimen <strong>in</strong> diesen Systemen.<br />

Da der Zerfall der PES stark von den chemischphysikalischen<br />

und anderen Parametern abhängig<br />

ist, wird der Behandlungserfolg maßgeblich von diesen<br />

bee<strong>in</strong>flusst. Die Erarbeitung e<strong>in</strong>er Datenmatrix<br />

und die Beachtung lokaler Gegebenheiten s<strong>in</strong>d für<br />

e<strong>in</strong>e sichere Applikation zukünftig zw<strong>in</strong>gend<br />

notwendig.<br />

50<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong>


Aus der Beratung<br />

Christian van Bussel, GMA<br />

Büsum, stellte se<strong>in</strong>e Ergebnisse<br />

zu Untersuchungen der Anreicherung<br />

von anorganischen<br />

Metaboliten <strong>in</strong> geschlossenen<br />

Kreislaufanlagen (KLA) und<br />

deren Effekte auf Produktionsund<br />

Gesundheitsparameter<br />

beim Ste<strong>in</strong>butt vor. Dabei wurden<br />

als erstes die Frage nach der Herkunft der Metaboliten<br />

beantwortet und als Ursache Stoffwechselendprodukte<br />

der Fische, aber auch die Bildung und der<br />

E<strong>in</strong>trag über Futterreste herausgestellt. Zu untersuchen<br />

war nun der E<strong>in</strong>fluss verschiedener Metabolite auf<br />

die Fischgesundheit, das Wachstum und eventuelle<br />

Rückstände im Fisch als Lebensmittel. Es wurde hervorgehoben,<br />

dass Nitratwerte ab 250 mg/l zu erhöhter<br />

Mortalität und pathologischen Veränderungen der<br />

Milz führten. Phosphatkonzentrationen über 75 mg/l<br />

verursachten Wachstumse<strong>in</strong>schränkungen. Schwermetalle<br />

im Fischwasser (Fe, Zn, Cu, Co, Mn) führten<br />

<strong>in</strong> den Versuchen zu ke<strong>in</strong>er Gesundheitsbee<strong>in</strong>trächtigung,<br />

wohl aber zu anatomischen Veränderungen.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d bislang ke<strong>in</strong>e Ergebnisse aus Langzeitstudien<br />

vorhanden, die vorliegenden Ergebnisse beruhen<br />

auf dem E<strong>in</strong>fluss der Metaboliten über wenige<br />

Tage. Ergänzend wurden <strong>in</strong> den Untersuchungen die<br />

Möglichkeiten der M<strong>in</strong>imierung der e<strong>in</strong>gesetzten Stoffe<br />

im Fischwasser betrachtet. E<strong>in</strong>e effektive Methode<br />

besteht <strong>in</strong> erhöhtem Wasseraustausch, was jedoch<br />

der Philosophie geschlossener Kreislaufanlagen und<br />

der Nachhaltigkeit <strong>in</strong> der Aquakultur völlig widerspricht.<br />

Ergebnisse zu Untersuchungen<br />

akuter und chronischer<br />

Toxizität von Nitrit beim Zander<br />

<strong>in</strong> Abhängigkeit der Sal<strong>in</strong>ität<br />

des Wassers waren Inhalt<br />

des Vortrags von Dr. Jan<br />

Schröder, GMA, Büsum. Es<br />

ist seit langem bekannt, dass<br />

besonders Anlaufphasen der<br />

Biofilter <strong>in</strong> den KLA durch Nitrit-Peaks gekennzeichnet<br />

s<strong>in</strong>d, die bei Nichtbeachtung erhöhte Mortalität <strong>in</strong><br />

den Fischbeständen nach sich ziehen können. Herr<br />

Dr. Schröder stellte fest, dass bereits 14 mg NO 2 -N/l<br />

e<strong>in</strong>e Mortalitätsrate von 100 % bei Zandern verursachen<br />

können. Nitritkonzentrationen von 7 mg/l<br />

verursachen nach 56 h Mortalitätsraten von 40 %<br />

bzw. 70 % nach 120 h. Detoxierende Effekte von<br />

Chloridionen s<strong>in</strong>d ebenfalls seit Langem bekannt.<br />

In den Untersuchungen von Dr. Schröder wurde bei<br />

verschiedenen NO 2 -N Gehalten durch Zugabe von<br />

Chloriden (NaCl) <strong>in</strong> unterschiedlichen Konzentrationen<br />

die Veränderung der Toxizität geprüft. Die Zugabe<br />

von 10 mg NaCl/l verr<strong>in</strong>gerte toxische Effekte von<br />

Nitrit vollständig. E<strong>in</strong>e Kalkulation zur Chloridzugabe<br />

f<strong>in</strong>det der Leser unter: https://srac.tamu.edu/<strong>in</strong>dex.<br />

cfm/event/getFactSheet/whichfactsheet/110/<br />

Den E<strong>in</strong>fluss der Haltungsdichte<br />

auf ausgewählte<br />

Stressparameter und den<br />

Energiemetabolismus betrachtete<br />

Dr. Ingrid Lupatsch von<br />

der Swansea University, Centre<br />

for Susta<strong>in</strong>able Research,<br />

aus Wales <strong>in</strong> ihrem Vortrag.<br />

Im ersten Versuch wurden<br />

Europäische Seebarsche <strong>in</strong> 12 Becken mit je 200 l<br />

Seewasser mit Sauerstoffversorgung bei 22 °C im<br />

Kreislauf gehalten. Die Fische wiesen zu Versuchsbeg<strong>in</strong>n<br />

e<strong>in</strong>e Masse von 72 g, 70 Tage später von<br />

74 – 120,8 g auf. Die Fütterung erfolgte manuell mit<br />

drei verschiedenen Intensitäten: ge r<strong>in</strong>g, mittel und<br />

bis zur Sättigung. Die Besatzdichte war entweder<br />

ge r<strong>in</strong>g (10 kg /m 3 ) oder hoch (60 kg /m 3 ). Blut- und<br />

Kortisoluntersuchungen belegten <strong>in</strong> beiden Fällen<br />

ke<strong>in</strong>e Stresserhöhung durch erhöhte Haltungsdichte.<br />

Die Reaktion der Fische auf den Stress war vom Fütterungsniveau<br />

abhängig. Anhand von Energie- und<br />

Sauerstoffverbrauch konnte belegt werden, dass ger<strong>in</strong>gere<br />

Besatzdichten <strong>in</strong>folge Aggression und Hierarchiekämpfen<br />

ungünstiger s<strong>in</strong>d als hohe. Im zweiten<br />

Versuch wurden „Weiße Grouper“ als Versuchstiere<br />

geprüft. 5,2 g schwere Fische wurden <strong>in</strong> 200-Liter-<br />

Becken mit verschiedenen Besatzdichten (20, 40,<br />

60, 80 und 100 Fische) für 63 Tage beprobt. Die<br />

Fütterung erfolgte bis zur Sättigung. Das Ergebnis<br />

belegt, dass die höchste Endmasse mit 50,5 g und<br />

der günstigste FQ von 0,77 ebenso bei der höchsten<br />

Besatzdichte nachweisbar s<strong>in</strong>d. Optimale Wasserqualität<br />

vorausgesetzt waren höhere Besatzdichten<br />

bei beiden Fischarten günstiger und verh<strong>in</strong>derten<br />

schädliche Wechselwirkungen.<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong><br />

51


Aus der Beratung<br />

Der E<strong>in</strong>fluss von CO 2 auf das<br />

Wachstum von juvenilem Ste<strong>in</strong>butt<br />

(Psetta maxima) wurde<br />

von Kev<strong>in</strong> Torben Stiller von<br />

der CAU betrachtet. In se<strong>in</strong>en<br />

Untersuchungen wurden bei<br />

CO 2 -Konzentrationen zwischen<br />

5 bis 42 mg/l e<strong>in</strong>e Verschlechterung<br />

der Futterverwertung<br />

und e<strong>in</strong>e signifikante Verschlechterung der Fischgesundheit<br />

festgestellt. Die Fischgesundheit wurde über<br />

Blutparameter und das kl<strong>in</strong>ische Ersche<strong>in</strong>ungsbild def<strong>in</strong>iert.<br />

Obgleich zu erwarten, war ke<strong>in</strong> erhöhter Hämatokrit<br />

und damit verbunden ke<strong>in</strong>e erhöhte Erythrozytenanzahl<br />

feststellbar. Herr Stiller spekuliert, dass dies<br />

mit der Futterverweigerung der Fische verbunden mit<br />

Energiemangel zu erklären se<strong>in</strong> könnte. Änderungen<br />

des Blut-pH-Wertes im Zusammenhang mit e<strong>in</strong>er Änderung<br />

des Bohr-Effektes wurden leider nicht diskutiert.<br />

Empfehlungen des Autors, die CO 2 -Konzentrationen<br />

gegen Null zu senken, sollten wegen der Gefahr e<strong>in</strong>er<br />

Hypocarbie und damit verbunden e<strong>in</strong>er Blutalkalose<br />

nicht weiter umgesetzt werden.<br />

Dr. Sebastian Rakers von der<br />

Fraunhofer-E<strong>in</strong>richtung für Mar<strong>in</strong>e<br />

Biotechnologie (EMB) <strong>in</strong><br />

Lübeck referierte zum Thema<br />

„Geht es me<strong>in</strong>en Fischen gut?<br />

Erkenntnisse zur Detektion von<br />

frühen Stresssignalen im Fisch“.<br />

Mittels Ur<strong>in</strong>teststreifen zur Detektion<br />

von okkultem Blut aus<br />

der Humanmediz<strong>in</strong> suchte er nach Blutzellen <strong>in</strong> der<br />

Schleimhaut. Diese s<strong>in</strong>d im Normalfall nicht auf der<br />

Haut zu f<strong>in</strong>den. Stehen Fische unter Stress treten Blutzellen<br />

<strong>in</strong> den Schleim aus. Da durch das Fangen und<br />

Handhaben der Fische ebenfalls e<strong>in</strong>e Blutfreisetzung<br />

<strong>in</strong> die Schleimhaut stattf<strong>in</strong>det, ist dieser Test bislang<br />

noch nicht wirklich aussagekräftig. Der Lysozymgehalt<br />

<strong>in</strong> der Niere ist e<strong>in</strong> weiterer Parameter, der evtl. als<br />

Stressparameter fungieren könnte.<br />

Die Eignung von Mikroalgen<br />

(Pavlova sp.) zur Ernährung<br />

gesunder Fischbrut betrachtete<br />

Dr. Stefan Meyer, GMA<br />

Büsum. Eiweiße und Fette der<br />

Mikroalgen s<strong>in</strong>d auf allen Stufen<br />

der Nahrungskette von<br />

Bedeutung für die Fischernährung.<br />

Herr Dr. Meyer fütterte<br />

Mikroalgen an Juvenile über e<strong>in</strong>e Rädertierchenpassage<br />

oder e<strong>in</strong>e Artemiapassage. Es erfolgte auch e<strong>in</strong>e<br />

direkte Verfütterung an die Larven zu verschiedenen<br />

Entwicklungszeitpunkten. Die Rädertierchenpassage<br />

erwies sich bei den Versuchen schlechter als die Artemienpassage.<br />

Die Direktverfütterung funktioniert nur<br />

unmittelbar nach Aufzehrung des Dottersacks gut.<br />

Dr. Florian Nagel, GMA<br />

Büsum, betrachtete <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

Vortrag die Herausforderungen<br />

an e<strong>in</strong>e nachhaltige Futtermittelentwicklung<br />

unter besonderer<br />

Berücksichtigung der<br />

Fischgesundheit. E<strong>in</strong> 100 % iger<br />

Austausch von Fischmehl durch<br />

Ersatzeiweißstoffe ist nicht<br />

möglich, so das Resümee von Herrn Dr. Nagel. Der<br />

Austausch von Eiweißen und Fetten ist des Weiteren<br />

von der Fischart und von der Art des Ersatzeiweißes<br />

abhängig. Generell soll e<strong>in</strong> 33- bis 50-prozentiger<br />

Austausch möglich se<strong>in</strong>. Bei ungeeigneten Ersatzstoffen<br />

s<strong>in</strong>d Veränderungen der Skelette (Deformationen)<br />

und der Darmepithelien, verbunden mit Enteritis feststellbar.<br />

E<strong>in</strong>e mögliche Komb<strong>in</strong>ation besteht <strong>in</strong> der Verwendung<br />

von Fischmehlersatz (z. B. Soja) mit Muscheloder<br />

Shrimpsmehl. Diese s<strong>in</strong>d Geschmacksträger und<br />

verbessern die Futteraufnahme der Fische.<br />

52<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong>


Verschiedenes<br />

Kommunen bei See-Sanierungen zu zögerlich –<br />

„Kur“ für Teterower See<br />

W<strong>in</strong>fried Wagner, dpa<br />

Mehr als 2 000 Seen prägen Mecklenburg-Vorpommern – und locken Tausende Angler und Badende<br />

an. Viele Gewässer leiden aber immer noch unter alten Abwässern und zu vielen Nährstoffen. In<br />

Teterow soll das bald anders se<strong>in</strong>.<br />

Teterow/Schwer<strong>in</strong> (dpa/mv) Die Renaturierung der<br />

Seen wird <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern – trotz bester<br />

Wasserqualität <strong>in</strong> den größten Gewässern – noch<br />

m<strong>in</strong>destens bis 2025 dauern. „Wir werden es nicht<br />

schaffen, die von der EU geforderte ‚gute ökologische<br />

Qualität‘ <strong>in</strong> allen Seen bis 2017 herzustellen“, sagte<br />

Landesumweltm<strong>in</strong>ister Till Backhaus (SPD) am Mittwoch<br />

<strong>in</strong> Teterow (Landkreis Rostock). Dort hat nach<br />

jahrelanger Vorbereitung die Sanierung des Teterower<br />

Sees begonnen. Die EU stelle auch e<strong>in</strong>e Verlängerung<br />

der Förderprogramme bis 2025 <strong>in</strong> Aussicht. „Vor allem<br />

die Kommunen müssen stärker erkennen, wie wichtig<br />

solche See-Sanierungen s<strong>in</strong>d“, me<strong>in</strong>te Backhaus.<br />

Re<strong>in</strong>hard Dettmann, der parteilose Bürgermeister<br />

von Teterow, drehte mit Backhaus am Mittwoch die<br />

Ventile für das schlammige Wasser aus dem rund 380<br />

Hektar großen Teterower See auf. „Es ist e<strong>in</strong>e der<br />

größten See-Sanierungen der letzten Jahre im Land“,<br />

sagte der M<strong>in</strong>ister. Die notwendigen 2,8 Millionen<br />

Euro bis 2015 tragen Land und EU.<br />

„Das hier ist mit e<strong>in</strong>er Fettabsaugung vergleichbar“,<br />

erläuterte der Seen-Fachmann im M<strong>in</strong>isterium,<br />

Jürgen Mathes. Seit Ende des 19. Jahrhunderts hatte<br />

die Stadt, die auch als „Schilda des Nordens“ bekannt<br />

ist, e<strong>in</strong>e Zuckerfabrik, e<strong>in</strong>e Molkerei und e<strong>in</strong>en<br />

alten Schlachthof. Die Betriebe – wie auch die Stadt<br />

selbst – ließen Abwässer Jahrzehnte <strong>in</strong> den See laufen,<br />

bis 1990 e<strong>in</strong>e neue Kläranlage <strong>in</strong> Betrieb g<strong>in</strong>g<br />

und der Schlachthof e<strong>in</strong>en komplett neuen Standort<br />

bekam. „Dadurch hat der See viel zu viele Nährstoffe“,<br />

sagte Eva-Maria Scharf vom Umwelt<strong>in</strong>stitut<br />

bioplan. Das wiederum sorge für zu starkes Algenwachstum<br />

und ger<strong>in</strong>ge Sichttiefen.<br />

Als „Fettabsauger“ wurde e<strong>in</strong> PS-starker Saugspülbagger<br />

<strong>in</strong>stalliert, der e<strong>in</strong>e etwa 80 Zentimeter starke<br />

Schicht vom Seegrund holt. Dieses Sediment setzt<br />

bisher ständig Phosphor frei, der das Wasser verunre<strong>in</strong>igt.<br />

„Das Gute ist, das ist wie Dünger“, erläuterte<br />

Backhaus. Über kilometerlange Leitungen wird das<br />

Sediment auf Ackerflächen gepumpt, die Landwirte<br />

zur Verfügung gestellt haben. „Da werden 160 000<br />

Kubikmeter Sediment herausgeholt, wenn wir das entsorgen<br />

müssten, wäre das viel zu teuer“, me<strong>in</strong>te der<br />

M<strong>in</strong>ister.<br />

Bis Jahresende soll der Bagger fertig se<strong>in</strong>, dann<br />

folgen weitere Maßnahmen. So werde nährstoffreiches<br />

Wasser aus tiefen Seeschichten entnommen und<br />

damit sollen Golfplätze bewässert werden, die bisher<br />

Wasser von der Oberfläche des Sees bekamen. „Wir<br />

hoffen, dass der See dann <strong>in</strong> fünf bis zehn Jahren e<strong>in</strong>e<br />

bessere Güte erreicht“, sagte Mathes.<br />

Mit EU-Hilfe wurden im Nordosten schon 61 See-<br />

Sanierungsprojekte im Wert von 34 Millionen Euro<br />

umgesetzt. Davon profitierten unter anderem der<br />

Haussee <strong>in</strong> Feldberg und der Tiefwarensee <strong>in</strong> Waren<br />

an der Mecklenburgischen Seenplatte. Weitere See-<br />

Sanierungen liefen <strong>2013</strong> bereits am Rögel<strong>in</strong>er See<br />

(Kreis Ludwigslust-Parchim) und an der Penkuner Seenkette<br />

im Süden Vorpommerns. Geplant s<strong>in</strong>d Sanierungen<br />

des Ivenacker Sees (Kreis Mecklenburgische<br />

Seenplatte), des Crivitzer Sees bei Schwer<strong>in</strong> und des<br />

Sildemower Sees bei Rostock.<br />

(Abdruck mit freundlicher Genehmigung von dpa)<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong><br />

53


Verschiedenes<br />

Lehrgang zum Thema: Fischparasiten <strong>in</strong> heimischen Süßgewässern<br />

am 15./16. November <strong>2013</strong><br />

Inhalt: Biologie, Parasiten, Bestimmung, Krankheiten,<br />

Praxisteil<br />

Im Rahmen des Lehrgangs f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e Vermittlung der<br />

Grundlagen zum Thema Fischparasiten unterstützt<br />

durch e<strong>in</strong>en praktischen Teil am Nachmittag statt.<br />

Nach der Vorstellung der Großgruppen von Fischparasiten<br />

werden die häufigsten Parasiten e<strong>in</strong>heimischer<br />

Fischarten erläutert. Im Praktikum stehen die Anatomie<br />

des Fisches, die Untersuchungsmethoden sowie die Parasitendiagnostik<br />

im Vordergrund. Nachdem Lehrgang<br />

s<strong>in</strong>d die Teilnehmer befähigt e<strong>in</strong>en Parasitenbefall fachkundig<br />

festzustellen. Die Diagnose kann dazu genutzt<br />

werden den Zustand des Gewässers festzustellen bzw.<br />

Veränderungen im Gewässer früh zu erkennen.<br />

Zielgruppe: Gewässerwarte, Fischwirte, Interessierte<br />

Kosten: 10,00 EUR <strong>in</strong>kl. Tagungsgetränke und<br />

Mittags tisch<br />

Anmeldung: telefonisch oder per E-Mail bis spätestens<br />

22.10.<strong>2013</strong><br />

Kontakt: Universität Rostock, Dipl. Biol. Ekater<strong>in</strong>a<br />

Pikalov, Justus-von-Liebig-Weg 6, 18059 Rostock<br />

Fon: 0381 4983737,<br />

E-Mail: ekater<strong>in</strong>a.pikalov@live.de<br />

Poster mit allen<br />

Störfisch arten erschienen<br />

Paul Vecsei, anerkannter Störexperte und<br />

Fischillus trator, zeigt <strong>in</strong> diesem Poster<br />

alle existierenden Störarten und gültigen<br />

Unterarten der Welt, anhand von 27 wissenschaftlichen<br />

Illustrationen. Jede Abbildung<br />

stammt von e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>dividuellen Fisch<br />

und wurde <strong>in</strong> der Technik des Po<strong>in</strong>tillismus<br />

detailgetreu ausgeführt. Dieses Plakat im<br />

DIN-A1 Format (594 x 841 mm) auf mit<br />

UV-Glanzlack veredeltem 240 g / m 2<br />

Papier ist nicht nur e<strong>in</strong> Schmuck für jede<br />

Wand sondern auch e<strong>in</strong> Blickfang der<br />

dem Betrachter sicher Freude bereitet. Die<br />

Lieferung erfolgt <strong>in</strong>klusive zwei schwarzen<br />

Posterleisten aus Kunststoff für die e<strong>in</strong>fache<br />

Wandmontage. Das Poster ist über<br />

den Buchhandel oder direkt beim Verleger<br />

(www.aqua-tech.eu) zu beziehen.<br />

Sturgeon fishes –<br />

Acipenseriformes – Störfische<br />

Von Paul Vecsei<br />

DIN-A1 (594 x 841 mm), 120 g<br />

AquaTech Publications, A-6370 Kitzbühel,<br />

www.aqua-tech.eu<br />

ISBN: 978-3-902855-16-9<br />

Preis: EUR 20,– netto<br />

54<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong>


Impressum<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern / <strong>Heft</strong> 3 – September <strong>2013</strong> – 13. Jahrgang<br />

Aktuelle Informationen aus Praxis, Forschung, Beratung und Verwaltung • ISSN 1617-4585<br />

Herausgeber<strong>in</strong>:<br />

<strong>LMS</strong> Agrarberatung GmbH · Graf-Lippe-Str. 1 · 18059 Rostock<br />

www.lms-beratung.de<br />

Redaktionskollegium:<br />

Dr. Ulrike Hoffmeister (Vorsitz) – <strong>LMS</strong> Agrarberatung GmbH · Graf-Lippe-Str. 1 · 18059 Rostock<br />

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Ulrich Paetsch – Landesverband der B<strong>in</strong>nenfischer <strong>MV</strong> e.V. · Eldenholz 42 · 17192 Waren<br />

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* ) <strong>in</strong> alphabetischer Reihenfolge der beteiligten Institutionen<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern ersche<strong>in</strong>t viermal jährlich.<br />

Preis: 34,50 EUR im Jahresabonnement; <strong>in</strong>kl. Versandkosten u. MwSt.<br />

Die Autoren s<strong>in</strong>d für die von ihnen e<strong>in</strong>gereichten Artikel verantwortlich. Alle Angaben s<strong>in</strong>d gründlich recherchiert, e<strong>in</strong>e Gewähr leistung<br />

wird ausgeschlossen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur nach Rücksprache mit der verantwortlichen Redakteur<strong>in</strong> gestattet.<br />

Druck: Altstadt-Druck GmbH · Luisenstraße 16 · 18057 Rostock · Tel.: 0381 2002698<br />

Titelfoto: Angelidylle <strong>in</strong> Groß Teetzleben, Landkreis Mecklenburgischen Seenplatte<br />

(Foto: Andreas Schlüter)<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> <strong>in</strong> <strong>MV</strong> • 3/<strong>2013</strong><br />

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