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Handreichung Sprachbildung Sek I (pdf, 1.2 MB) - LIS - Bremen

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<strong>Handreichung</strong> zum <strong>Sprachbildung</strong>skonzept – <strong>Sek</strong>undarstufe I<br />

gleitet die Sprache in direkter und zweckmäßiger Weise. Der Schüler tut etwas mithilfe von Sprache<br />

und erstellt Produkte 77 .<br />

Dies trägt dem Gedanken Rechnung, dass sich das Denken beim Kind vom konkreten über das<br />

symbolische und vorbegriffliche Denken zum formalen Denken 78 entwickelt. Formales oder Abstraktes<br />

kann damit nur über Formen der konkreten Erfahrung in Handlungen erworben werden.<br />

Da einem Kind das rein formale Denken ohne die Handlungserfahrung nicht möglich ist, benötigt<br />

es eine „Absicherung“ durch konkrete, mental nachvollziehbare Operationen. Auch wenn ältere<br />

Schüler und Erwachsene eher in der Lage sind, abstrakte und formale Operationen nachzuvollziehen,<br />

fällt auch ihnen es bei einer entsprechenden konkreten Verknüpfung immer leichter, wenn<br />

sie die Anschaulichkeit und den Handlungsbezug zum Lernen haben – besonders in den Anfangsphasen<br />

des Erwerbs eines neuen Stoffes. Spracherwerb ist also wirksamer, wenn er an konkrete<br />

Erfahrungen in der Wirklichkeit gebunden ist.<br />

Dieser interaktive Spracherwerb ist ein Diskurs, in dem Sprache produziert, ausprobiert und kreativ<br />

angewandt wird. Die durch Thema und Aufgabenstellung einerseits gesteuerte, aber hinsichtlich<br />

der Kreativität freie Sprachanwendung macht es sowohl schwächeren als auch leistungsstärkeren<br />

Schülern möglich, ihr Sprachkönnen individuell auszubauen. In diesem Miteinander lernen<br />

die Schüler voneinander – wie bei der Kommunikation im „richtigen Leben“.<br />

Auch ein solcher handlungsorientierter Unterricht ist systematisch. Welche grammatischen Strukturen<br />

für welche Aufgaben und kommunikativen Zwecke erforderlich sind, sind dabei vom Lehrer<br />

zu überblicken. Er schafft durch die Unterrichtsgestaltung Sprechanlässe, die den Einsatz bestimmter<br />

grammatischer Strukturen fordern 79 . Die Einsicht in Gesetzmäßigkeiten und Strukturen<br />

des Deutschen wird in der Interaktion und aus dem tatsächlichen Sprachhandeln gewonnen. Gefördert<br />

wird das Sprachwachstum jedoch nur, wenn die Mittel reflektiert und für erkennbare Zwecke<br />

kommunikativ eingesetzt werden.<br />

Da dem Erwerb von Wortschatz eine besondere Bedeutung zukommt, führen Schüler ein Sprach-<br />

Tagebuch. Dieses kann frei ausgefüllt werden oder Vorgaben enthalten, die die Schüler anleiten,<br />

verschiedene Aspekte der Sprache individuell zu entdecken und zu fixieren 80 .<br />

Konkret bedeutet das in der Umsetzung für den Unterricht:<br />

Mittelpunkt eines Lernszenarios ist ein Kernthema, das mit dem Lehrplan korreliert, das aus dem<br />

Erfahrungs- und Erlebnisbereich der Schüler gewählt wird und meist fächerübergreifend angelegt<br />

ist. Das Thema wird durch unterschiedliche Aufgaben und Bearbeitungsmöglichkeiten von den<br />

Schülern eigenständig erarbeitet und gestaltet.<br />

Ein Lernszenario auf erweitertem Anforderungsniveau könnte beispielsweise eine Schreibwerkstatt<br />

zum Thema „Zukunft“ sein. Die Schüler wählen eine Textform (Aufruf, Brief, Beschreibung,<br />

Dialog, Fantasiegeschichte, Gedicht, Interview, Nachricht, Theaterszene …) und verfassen Texte<br />

nach bestimmten Anreizen:<br />

„Was mache ich mit einem Lottogewinn?“, „Ich wäre gerne …“, „Mein Traumberuf“, „meine Wohnung“,<br />

„Heiraten“, „Wenn ich Bundeskanzler werden würde …“, „Im Jahr 2030“, „Meine Kinder“,<br />

„Meine Familie“, „Das Restaurant der Zukunft“, „futuristische Transportmittel“, „Kommunikation<br />

in 20 Jahren“ usw.<br />

77<br />

Siehe Hölscher, Petra; Piepho, Hans-Eberhard; Roche, Jörg: Handlungsorientierter Unterricht mit Lernszenarien. Finken<br />

Verlag, 2006.<br />

78<br />

Piaget, Jean: Pyschologie und Intelligenz. Rascher, Zürich 1948.<br />

79<br />

Unterstützend dazu liegen verschiedene Materialien vor wie beispielsweise: Lernszenarien. Ein neuer Weg, der Lust auf<br />

Schule macht, Teil 3, Sprachhandeln in den Klassen 5 bis 9. Finken Verlag, 2005.<br />

80<br />

Der Finken Verlag bietet beispielsweise ein Sprach-Tagebuch an: siehe http://www.finken.de/sprach-tagebuch.html.<br />

64

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